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YouTube | News Videos / Doku, Nur Bubble-Tea und Asia-Imbiss? Vietnamesen in Ostdeutschland | exactly

Nur Bubble-Tea und Asia-Imbiss? Vietnamesen in Ostdeutschland | exactly

Schon mal aufgefallen,

dass vietnamesische Geschäfte zum ostdeutschen Stadtbild gehören?

In Westdeutschland fehlt mir die Community,

fehlt mir die Kultur und auch der Dong Xuan Markt.

Das liegt an den vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in der DDR.

Nach der Wiedervereinigung blieben einige und bauten sich

unter oft schweren Umständen ein neues Leben auf.

Wir haben immer gesagt:

Wir bleiben in Deutschland. Egal wie schwer es ist.

Das sind unbekannte, unerzählte Geschichten

Ich zeige einen Ausschnitt davon und gehe der Frage nach:

Wie sieht viet-ostdeutsches Leben nach all dem heutzutage aus?

Den meisten wird wohl zuerst vietnamesische Gastronomie einfallen.

Aber an dem Klischee ja auch was dran.

Neuerdings gibt es einen Hype um Bubble Tea.

Die meisten Bubble-Tea-Läden werden von Vietnamesen betrieben.

Manchmal glaube ich, ich bin ihre absolut größte Kundin.

Ich bin froh über den Bubble Tea-Hype.

Info am Rande:

Der Mythos, dass Bubble Tea giftig ist,

ist eine Lüge, eine urbane Legende.

Sie hat 2012 dazu geführt, dass Läden dicht machen mussten.

Das Getränk verpöhnt, die Kundschaft hatte Angst.

Viele Bubble Tea-Läden gehören Viets der 2. Generation,

Menschen, die hier geboren sind.

Warum das eigentlich untypisch ist, erkläre ich später.

Ich freu mich drauf, das zu trinken.

Eine, die viet-ostdeutsches Leben gut kennt, ist Linh.

Sie ist wie ich Viet-Deutsche der 2. Generation.

Ich bin aus einer Kleinstadt in Thüringen.

Im Gegensatz zu mir ist Linh in Leipzig,

in der Großstadt aufgewachsen.

Sie kennt die Community.

Sie arbeitet bei der Stadtverwaltung, ist Mitglied Migrant*innenbeirates

und engagiert sich für Vietnames*innen.

Wie viele Viets gibt's in Leipzig?

Also derzeit sind wir 3.500,

und damit die zweitgrößte Community in Deutschland.

Was machen Viets hier?

1. und 2. Generation unterscheiden sich.

Wir machen etwas anderes als unsere Eltern.

Wo sind die Leute unserer Elterngeneration tätig?

Die 1. Generation hat v.a. noch ihre Selbstständigkeit.

Meist sind es kleine, mittelständische Unternehmen.

Eher so Asia-Imbiss, Restaurant. Meine Eltern haben einen Imbiss.

Ich bin ein Gastro-Kind. Ich auch!

Dann natürlich Obst und Gemüse, die Geschenkeläden, Schneidereien.

So etwas ist typisch.

Wie ist das mit deinen Eltern?

Mein Vater kam in den 80ern nach Chemnitz, meine Mutter auch.

Jeweils, um zu arbeiten und zu studieren.

Also meine Eltern sind kurz vor der Wende gekommen als Vertragsarbeiter.

Ihr Plan war, 10 Jahre hier zu ackern,

dann viel Vermögen zu haben und mit einem Moped zurückzukehren.

Es kam aber, wie es wohl kommen musste,

die Mauer fiel und sie entschieden sich zu bleiben.

Das finde ich cool.

Linh und ich fahren zu einem der wichtigsten Orte

für Vietnamesen in Leipzig und ganz Mitteldeutschland.

Wir sind hier im DX-Markt.

Hier hole ich meine asiatischen Lebensmittel.

Cool, lass uns rein gehen.

Das Dong-Xuan-Center Leipzig ist der größte Handelsplatz

für asiatische Waren in Mitteldeutschland.

Es gibt unzählige Gänge.

Die Handtücher erinnern mich an früher.

Ich habe noch heute eins in der Wohnung.

Drehen dürfen wir nur in diesem Laden.

Einer von 61.

Die meisten Läden gehören Viets.

Hier erinnert mich vieles an meine Kindheit,

sodass es zu nostalgischen Momenten kommt.

Oh mein Gott, ich gehe hier so rum und denke: "Kindheit".

Das war damals mein Klettergerüst, wenn ich ehrlich bin.

Huch!

Ich vermisse Chả.

Linh und ich sprechen über meine Lieblingsthemen:

Essen und Identität.

Ich hab es mir zum Ziel gesetzt,

pro Jahr mind. 2 vietnamesische Gerichte kochen zu lernen.

Mir ist es bewusst, dass mir das sonst keiner weitergibt.

Ich ruf Papa an, weil Papa bei uns kocht.

Wir haben Gastro-Eltern.

Es gibt so schöne Erinnerungen, mit Papa unten im Restaurant zu sein,

irgendwelche Dinge zu kochen ...

Oder er hat was im Wok frittiert und gesagt, wie man etwas zubereitet.

Das hat uns näher gebracht.

Ich verbringe so mit ihm Zeit, wir sprechen übers Kochen,

aber die großen politischen Dinge ...

"Wie war deine Zeit in der DDR? Was hast du da erlebt?" ...

Sprechen deine Eltern darüber?

Wenn ich meine Eltern frage, dann beantworten die das.

Aber von sich aus nicht.

Ganz wenig.

Ich kann mir nicht erklären, warum nicht.

Es beruhigt mich, von Linh zu hören,

dass ihre Eltern wenig über ihre DDR-Erfahrungen sprechen.

Eigentlich mega-schade, schließlich will ich mehr erfahren.

Zum Glück sprechen einige Viets der 1. Generation

offen über ihr Schicksal.

So jemanden treffe ich gleich. Linh sehe ich später nochmal.

Ich bin jetzt in Magdeburg, um Herrn Nguyen zu treffen.

Er kam als Vertragsarbeiter in die DDR, hat jetzt ein Restaurant.

In seiner Mittagspause sprechen wir über sein Leben.

Hallo, Chào bác. Hallo Nhi. Bác cháo cháu.

Herr Nguyen und ich fahren zu einem Ort seiner Vergangenheit.

Auf dem Weg dorthin kommen wir an seinem alten Wohnort vorbei.

Eine Vertragsarbeiter-Kaserne. Spartanisch, zweckmäßig.

Wie viele Vietnamesen haben hier gewohnt?

Mit wie vielen hast du in einer Wohnung gewohnt?

Wo gehen wir jetzt hin? Wir kommen zu Betrieb 11.

Wie alt warst du, als du in die DDR kamst?

Side Info: Nicht alle Viets waren schon ausgebildet,

Gingst nicht zurück nach Vietnam?

Hat das funktioniert?

Konnte man heiraten als Vietnamese in DDR?

Oder war es schwer, eine Beziehung zu führen?

Kein Leben anfangen?

Dieses Verbot ging so weit,

dass Vietnamesinnen in den Unterkünften abgeschottet wurden.

Bloß nicht schwanger werden und eine Familie gründen.

Wer doch schwanger wurde,

wurde abgeschoben oder zur Abtreibung gezwungen.

Herr Nguyen hatte Glück. Sein Fall war anders.

Schon zur Schwangerschaft war beiden der ständigen Wohnsitz bewilligt.

Im Auto sprechen wir über die 90er Jahre.

Es wird emotional.

Sagen die Deutschen?

Wie war die Zeit für dich?

Kein Wunder, dass unsere Eltern nicht viel über diese Zeit sprechen.

Während ich zuhöre, werde ich traurig und wütend.

Herr Nguyens Erzählungen nehmen mich mit.

Obwohl ich mich mit dem Rassismus der 90er Jahre,

z.B. den Brandanschlägen in Rostock-Lichtenhagen beschäftigte.

Zurück im Restaurant reden wir noch über Herrn Nguyens Selbstständigkeit.

Er begann nach der Wende im Imbisswagen.

Für viele ehemalige Vertragsarbeiter*innen

bedeutet die Selbstständigkeit Gastronomie.

Deshalb gibt es heute so viele vietnamesische Restaurants im Osten.

Das war unser Besuch bei Herrn Nguyen und seine Geschichte.

Als er von den schweren Zeiten der 90er Jahre sprach,

dachte ich sofort an das Leben meines Vaters, meiner Familie.

Ein Schicksal, aber ich glaube,

es ist stellvertretend für viele andere Vietnamesen im Osten.

Zurück in Leipzig. Ich bin noch mal mit Linh verabredet.

Wir treffen uns in meinem Lieblingsladen:

Es gibt Vietnamesisches Street Food.

Ich möchte nochmal mit ihr

über unsere Erfahrungen als Viets der 2. Generation sprechen.

Was sagen deine Eltern dazu, dass du Street Food machst?

Wir haben die Zutaten gekauft. Mein Vater würde sagen:

„Okay, das ist cool, aber auch voll die komische Idee.“

Tatsächlich möchte ich gerne selbstständig werden.

Ich weiß auch, dass ich einen guten Job habe,

aber es ist vielleicht die Art

wie man damals mit den Eltern im Imbiss gearbeitet hat.

Du warst 10-12 Jahre alt und dann in dieser Rolle.

Meiner Mom gefällt es nicht ganz,

dass ich auf Stände gehe und Essen verkaufen möchte.

Also das, was sie auch macht.

Eigentlich haben wir den Vorteil gegenüber der 1. Generation.

Wir müssen nicht hart arbeiten. Wir können viel mehr machen.

Wir haben mehr Optionen. Plötzlich will ich hart arbeiten.

Mein Vater würde mir von einer Gastro-Selbständigkeit abraten.

"Das ist so viel Arbeit. Wir sind nur am arbeiten.

Warum hast du diese Idee?"

Linh hat Fotos aus ihrer Kindheit mitgebracht.

Guck mal. Bist du das hier?

Ja. Oh mein Gott.

Was für ein süßes Baby du warst!

Wie ist es für dich, in der Großstadt als Vietnamesin aufzuwachsen?

Gab es eine große Community?

Wir haben eine richtig große Community.

Viele im Westen in meinem Alter haben keine vietnamesischen Freunde,

weil sie das nicht kannten.

Wenn ich nach Westdeutschland fahre, fehlt mir die Community,

da fehlt mir die Kultur, da fehlt mir auch der DX-Markt.

Wenn du dir irgendwas wünschen könntest,

was den Umgang mit Viets angeht, was würdest du dir wünschen,

was würdest du verändern?

Ich wünschte mir einerseits,

dass sich die Mehrheitsgesellschaft mehr bildet:

Dass man merkt,

dass Alltagsrassismus ein Problem ist.

Dass ich hier geboren bin und nicht gefragt werden will,

warum ich gut Deutsch spreche. Dieses "Kompliment" mag ich nicht.

Auf der anderen Seite hätte ich es gerne,

dass unsere 1. Generation offener wird.

Dass sie ihre Geschichte erzählt und dass ihnen zugehört wird.

Und dass man auch auf sie zugeht und fragt, wie war das damals?

Es interessiert keinen.

Und ich glaube, deshalb schweigen sie auch.

Da kann ich Linh nur zustimmen.

Nach diesem Film wurde mir einmal mehr klar,

wie sehr viet-ostdeutsche Identität eigentlich mit Hürden und Schmerz,

aber auch mit Resilienz und Stärke zu tun hat.

Ich bewundere, wie die 1. Generation durchgehalten hat.

Ich bin dankbar , für ihre Geschichten.

Ich war sehr geschockt, aber auch berührt.

Das waren jetzt 15 Minuten Reportage, super viele Infos.

Ich wollte zeigen, warum es im Osten so viele Viets gibt

dass sie Teil dieser Geschichte sind.

Schreibt eure Fragen in die Kommentare.

Ich freue mich auf den Austausch.


Nur Bubble-Tea und Asia-Imbiss? Vietnamesen in Ostdeutschland | exactly Only bubble tea and Asian snacks? Vietnamese in East Germany | exactly

Schon mal aufgefallen,

dass vietnamesische Geschäfte zum ostdeutschen Stadtbild gehören?

In Westdeutschland fehlt mir die Community,

fehlt mir die Kultur und auch der Dong Xuan Markt.

Das liegt an den vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in der DDR.

Nach der Wiedervereinigung blieben einige und bauten sich

unter oft schweren Umständen ein neues Leben auf.

Wir haben immer gesagt:

Wir bleiben in Deutschland. Egal wie schwer es ist.

Das sind unbekannte, unerzählte Geschichten

Ich zeige einen Ausschnitt davon und gehe der Frage nach:

Wie sieht viet-ostdeutsches Leben nach all dem heutzutage aus?

Den meisten wird wohl zuerst vietnamesische Gastronomie einfallen.

Aber an dem Klischee ja auch was dran.

Neuerdings gibt es einen Hype um Bubble Tea.

Die meisten Bubble-Tea-Läden werden von Vietnamesen betrieben.

Manchmal glaube ich, ich bin ihre absolut größte Kundin.

Ich bin froh über den Bubble Tea-Hype.

Info am Rande:

Der Mythos, dass Bubble Tea giftig ist,

ist eine Lüge, eine urbane Legende.

Sie hat 2012 dazu geführt, dass Läden dicht machen mussten.

Das Getränk verpöhnt, die Kundschaft hatte Angst.

Viele Bubble Tea-Läden gehören Viets der 2. Generation,

Menschen, die hier geboren sind.

Warum das eigentlich untypisch ist, erkläre ich später.

Ich freu mich drauf, das zu trinken.

Eine, die viet-ostdeutsches Leben gut kennt, ist Linh.

Sie ist wie ich Viet-Deutsche der 2. Generation.

Ich bin aus einer Kleinstadt in Thüringen.

Im Gegensatz zu mir ist Linh in Leipzig,

in der Großstadt aufgewachsen.

Sie kennt die Community.

Sie arbeitet bei der Stadtverwaltung, ist Mitglied Migrant*innenbeirates

und engagiert sich für Vietnames*innen.

Wie viele Viets gibt's in Leipzig?

Also derzeit sind wir 3.500,

und damit die zweitgrößte Community in Deutschland.

Was machen Viets hier?

1\. und 2. Generation unterscheiden sich.

Wir machen etwas anderes als unsere Eltern.

Wo sind die Leute unserer Elterngeneration tätig?

Die 1. Generation hat v.a. noch ihre Selbstständigkeit.

Meist sind es kleine, mittelständische Unternehmen.

Eher so Asia-Imbiss, Restaurant. Meine Eltern haben einen Imbiss.

Ich bin ein Gastro-Kind. Ich auch!

Dann natürlich Obst und Gemüse, die Geschenkeläden, Schneidereien.

So etwas ist typisch.

Wie ist das mit deinen Eltern?

Mein Vater kam in den 80ern nach Chemnitz, meine Mutter auch.

Jeweils, um zu arbeiten und zu studieren.

Also meine Eltern sind kurz vor der Wende gekommen als Vertragsarbeiter.

Ihr Plan war, 10 Jahre hier zu ackern,

dann viel Vermögen zu haben und mit einem Moped zurückzukehren.

Es kam aber, wie es wohl kommen musste,

die Mauer fiel und sie entschieden sich zu bleiben.

Das finde ich cool.

Linh und ich fahren zu einem der wichtigsten Orte

für Vietnamesen in Leipzig und ganz Mitteldeutschland.

Wir sind hier im DX-Markt.

Hier hole ich meine asiatischen Lebensmittel.

Cool, lass uns rein gehen.

Das Dong-Xuan-Center Leipzig ist der größte Handelsplatz

für asiatische Waren in Mitteldeutschland.

Es gibt unzählige Gänge.

Die Handtücher erinnern mich an früher.

Ich habe noch heute eins in der Wohnung.

Drehen dürfen wir nur in diesem Laden.

Einer von 61.

Die meisten Läden gehören Viets.

Hier erinnert mich vieles an meine Kindheit,

sodass es zu nostalgischen Momenten kommt.

Oh mein Gott, ich gehe hier so rum und denke: "Kindheit".

Das war damals mein Klettergerüst, wenn ich ehrlich bin.

Huch!

Ich vermisse Chả.

Linh und ich sprechen über meine Lieblingsthemen:

Essen und Identität.

Ich hab es mir zum Ziel gesetzt,

pro Jahr mind. 2 vietnamesische Gerichte kochen zu lernen.

Mir ist es bewusst, dass mir das sonst keiner weitergibt.

Ich ruf Papa an, weil Papa bei uns kocht.

Wir haben Gastro-Eltern.

Es gibt so schöne Erinnerungen, mit Papa unten im Restaurant zu sein,

irgendwelche Dinge zu kochen ...

Oder er hat was im Wok frittiert und gesagt, wie man etwas zubereitet.

Das hat uns näher gebracht.

Ich verbringe so mit ihm Zeit, wir sprechen übers Kochen,

aber die großen politischen Dinge ...

"Wie war deine Zeit in der DDR? Was hast du da erlebt?" ...

Sprechen deine Eltern darüber?

Wenn ich meine Eltern frage, dann beantworten die das.

Aber von sich aus nicht.

Ganz wenig.

Ich kann mir nicht erklären, warum nicht.

Es beruhigt mich, von Linh zu hören,

dass ihre Eltern wenig über ihre DDR-Erfahrungen sprechen.

Eigentlich mega-schade, schließlich will ich mehr erfahren.

Zum Glück sprechen einige Viets der 1. Generation

offen über ihr Schicksal.

So jemanden treffe ich gleich. Linh sehe ich später nochmal.

Ich bin jetzt in Magdeburg, um Herrn Nguyen zu treffen.

Er kam als Vertragsarbeiter in die DDR, hat jetzt ein Restaurant.

In seiner Mittagspause sprechen wir über sein Leben.

Hallo, Chào bác. Hallo Nhi. Bác cháo cháu.

Herr Nguyen und ich fahren zu einem Ort seiner Vergangenheit.

Auf dem Weg dorthin kommen wir an seinem alten Wohnort vorbei.

Eine Vertragsarbeiter-Kaserne. Spartanisch, zweckmäßig.

Wie viele Vietnamesen haben hier gewohnt?

Mit wie vielen hast du in einer Wohnung gewohnt?

Wo gehen wir jetzt hin? Wir kommen zu Betrieb 11.

Wie alt warst du, als du in die DDR kamst?

Side Info: Nicht alle Viets waren schon ausgebildet,

Gingst nicht zurück nach Vietnam?

Hat das funktioniert?

Konnte man heiraten als Vietnamese in DDR?

Oder war es schwer, eine Beziehung zu führen?

Kein Leben anfangen?

Dieses Verbot ging so weit,

dass Vietnamesinnen in den Unterkünften abgeschottet wurden.

Bloß nicht schwanger werden und eine Familie gründen.

Wer doch schwanger wurde,

wurde abgeschoben oder zur Abtreibung gezwungen.

Herr Nguyen hatte Glück. Sein Fall war anders.

Schon zur Schwangerschaft war beiden der ständigen Wohnsitz bewilligt.

Im Auto sprechen wir über die 90er Jahre.

Es wird emotional.

Sagen die Deutschen?

Wie war die Zeit für dich?

Kein Wunder, dass unsere Eltern nicht viel über diese Zeit sprechen.

Während ich zuhöre, werde ich traurig und wütend.

Herr Nguyens Erzählungen nehmen mich mit.

Obwohl ich mich mit dem Rassismus der 90er Jahre,

z.B. den Brandanschlägen in Rostock-Lichtenhagen beschäftigte.

Zurück im Restaurant reden wir noch über Herrn Nguyens Selbstständigkeit.

Er begann nach der Wende im Imbisswagen.

Für viele ehemalige Vertragsarbeiter*innen

bedeutet die Selbstständigkeit Gastronomie.

Deshalb gibt es heute so viele vietnamesische Restaurants im Osten.

Das war unser Besuch bei Herrn Nguyen und seine Geschichte.

Als er von den schweren Zeiten der 90er Jahre sprach,

dachte ich sofort an das Leben meines Vaters, meiner Familie.

Ein Schicksal, aber ich glaube,

es ist stellvertretend für viele andere Vietnamesen im Osten.

Zurück in Leipzig. Ich bin noch mal mit Linh verabredet.

Wir treffen uns in meinem Lieblingsladen:

Es gibt Vietnamesisches Street Food.

Ich möchte nochmal mit ihr

über unsere Erfahrungen als Viets der 2. Generation sprechen.

Was sagen deine Eltern dazu, dass du Street Food machst?

Wir haben die Zutaten gekauft. Mein Vater würde sagen:

„Okay, das ist cool, aber auch voll die komische Idee.“

Tatsächlich möchte ich gerne selbstständig werden.

Ich weiß auch, dass ich einen guten Job habe,

aber es ist vielleicht die Art

wie man damals mit den Eltern im Imbiss gearbeitet hat.

Du warst 10-12 Jahre alt und dann in dieser Rolle.

Meiner Mom gefällt es nicht ganz,

dass ich auf Stände gehe und Essen verkaufen möchte.

Also das, was sie auch macht.

Eigentlich haben wir den Vorteil gegenüber der 1. Generation.

Wir müssen nicht hart arbeiten. Wir können viel mehr machen.

Wir haben mehr Optionen. Plötzlich will ich hart arbeiten.

Mein Vater würde mir von einer Gastro-Selbständigkeit abraten.

"Das ist so viel Arbeit. Wir sind nur am arbeiten.

Warum hast du diese Idee?"

Linh hat Fotos aus ihrer Kindheit mitgebracht.

Guck mal. Bist du das hier?

Ja. Oh mein Gott.

Was für ein süßes Baby du warst!

Wie ist es für dich, in der Großstadt als Vietnamesin aufzuwachsen?

Gab es eine große Community?

Wir haben eine richtig große Community.

Viele im Westen in meinem Alter haben keine vietnamesischen Freunde,

weil sie das nicht kannten.

Wenn ich nach Westdeutschland fahre, fehlt mir die Community,

da fehlt mir die Kultur, da fehlt mir auch der DX-Markt.

Wenn du dir irgendwas wünschen könntest,

was den Umgang mit Viets angeht, was würdest du dir wünschen,

was würdest du verändern?

Ich wünschte mir einerseits,

dass sich die Mehrheitsgesellschaft mehr bildet:

Dass man merkt,

dass Alltagsrassismus ein Problem ist.

Dass ich hier geboren bin und nicht gefragt werden will,

warum ich gut Deutsch spreche. Dieses "Kompliment" mag ich nicht.

Auf der anderen Seite hätte ich es gerne,

dass unsere 1. Generation offener wird.

Dass sie ihre Geschichte erzählt und dass ihnen zugehört wird.

Und dass man auch auf sie zugeht und fragt, wie war das damals?

Es interessiert keinen.

Und ich glaube, deshalb schweigen sie auch.

Da kann ich Linh nur zustimmen.

Nach diesem Film wurde mir einmal mehr klar,

wie sehr viet-ostdeutsche Identität eigentlich mit Hürden und Schmerz,

aber auch mit Resilienz und Stärke zu tun hat.

Ich bewundere, wie die 1. Generation durchgehalten hat.

Ich bin dankbar , für ihre Geschichten.

Ich war sehr geschockt, aber auch berührt.

Das waren jetzt 15 Minuten Reportage, super viele Infos.

Ich wollte zeigen, warum es im Osten so viele Viets gibt

dass sie Teil dieser Geschichte sind.

Schreibt eure Fragen in die Kommentare.

Ich freue mich auf den Austausch.