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YouTube | News Videos / Doku, Kiffen, Ecstasy, Pep: Jugendliche im Rausch | WDR Doku (1)

Kiffen, Ecstasy, Pep: Jugendliche im Rausch | WDR Doku

Na, auch schon mal gekifft?

Was verboten ist, zieht uns an.

Besonders, wenn man jung ist, und sich ausprobiert.

Das 1. Mal hab ich Ecstasy mit 14 genommen.

Die laufen mit den Joints rum, als wären das Zigaretten.

Drogenkonsum. Für manche mit schlimmen Folgen.

Ich hab 2 Monate lang Kokain und MDA konsumiert gehabt.

Ich lag mit multiplen Organversagen im Krankenhaus.

Ich bin Caro und für meinen Film in Wanne-Eickel.

Ich will wissen, was treibt junge Menschen an, Drogen zu nehmen?

Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR

Dieser Zaun wurde gebaut, weil rund um diese Gesamtschule

mit Drogen gedealt und konsumiert wurde, u.a.

Die Schule hatte keine Handhabe, wer sich hier aufhält und wer nicht.

Die Lösung sollte der Zaun sein. Ob er sie gebracht hat?

Ich treffe Ronja.

Sie war bis vor 2 Jahren Schülersprecherin

am gegenüberliegenden Gymnasium.

Sie ist gut vernetzt in Wanne-Eickel und zeigt mir das Umfeld der Schule.

Dadurch, dass ich und viele meiner Freunde Raucher sind,

mussten wir von unserem Schulhof weg

und sind hier unsere Runden gegangen.

Da hat man es automatisch gesehen.

Man wusste direkt, die 10 Leute, die hinter der Gesamtschule chillen,

was die machen.

Oder auch die Leute hier in der Umgebung.

Oder die Leute, die kaufen.

Man wusste das mit der Zeit.

Wir gehen zur Gesamtschule.

Seit etwa einem Dreivierteljahr steht der Zaun.

An einem Ort wurde besonders viel gedealt und konsumiert.

Die Hauptstelle ist einfach hier hinter der Gesamtschule.

Bzw. "hinter Halle" wird das hier genannt.

Diese Treppen sind für Schwänzer gewesen,

für Kiffer, für Dealer.

Hier hat sich wirklich jeder getroffen.

Man hat zu jeder Tageszeit jemanden angefunden.

Auch heute sind hier Jugendliche anzutreffen.

Einer der Jungs war Schüler auf der Gesamtschule

und will sich zu dem Ort äußern.

Im Sommer, als ich in die Pause gegangen bin,

ich bin hier durchgelaufen, wollte in die Stadt was zu essen holen.

Ich bin hier durchgelaufen, hier saßen 20 Leute.

Alle haben einen Joint in der Hand. Alle sind am Rauchen.

Wanne-Eickel ist Drogen-Hotspot.

Die laufen mit den Joints rum, als wären das Zigaretten.

Von anderen Städten kommen die hierhin.

Es gibt welche, die kenne ich nicht.

Wanne-Eickel ist ne kleine Stadt, jeder kennt jeden.

Manche Leute kommen,

dann fragen die, gibts hier irgendwelche Drogen.

Sage ich zu denen, gehen Sie zur Gesamtschule.

Das ist ein Drogenumschlagsplatz.

Ciao.

Dabei ist die Polizei immer wieder präsent, wie mir Ronja erzählt.

Auch an ihrem Gymnasium habe es Vorfälle gegeben.

Wir hatten einen Polizeieinsatz an der Schule.

Das ist schon einige Jahre her, mit Hunden und allem Drum und Dran.

Da hat der Dealer das Ott in den Schulschränken versteckt.

Deswegen, man kann es eigentlich gar nicht abstreiten.

Ich hab einen Termin an der Gesamtschule

mit der Schulleiterin und Kripo-Chef Andreas Dickel.

Warum ist dieser Ort prädestiniert dafür oder war es,

dass hier Drogen konsumiert oder verkauft werden?

Die Jugendlichen kommen gerne hierhin.

Das ist, glaube ich, das A und O für ne Schule.

Dann ist es ein Treffpunkt.

Ein Treffpunkt ist auch ein Ort, wo Drogen konsumiert werden können.

Was diesen Schulhof auszeichnet, ist:

Man kann hier Sport machen. Man kann vorne chillen.

Da sind diese wunderschönen Liegen.

Wenn Sie sich vorstellen, Sie hätten einen Joint geraucht.

Dann legt man sich auf die Liege, die Sonne scheint, es ist wunderbar.

Das heißt nicht, dass das alles schreckliche Drogendealer sind,

das sind normale Jugendliche.

Der eine trinkt ein Bier, der andere raucht mal einen Joint.

Das ist nicht richtig, aber es gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Es ist überhaupt kein Hotspot.

Trotzdem musste der Zaun her.

Warum, frage ich die Schulleiterin Katharina Rodermund.

Wir hatten ne Zeit lang einfach viele Schulfremde,

die immer hier präsent waren.

Die sich auch hierhin gesetzt haben und geraucht haben.

Weil der Ort wirklich zum Aufenthalt einlädt.

Wenn wir dann gesehen haben, wir möchten nicht,

dass diese Menschen mit unseren Schülern in Kontakt kommen,

das Ordnungsamt angerufen oder die Polizei, und die gesagt haben:

Wir können keinen Platzverweis aussprechen,

weil das nicht eindeutig definiert ist als Schulgelände.

Mit diesem Zaun haben wir eine eindeutige Definition. Bis hierhin.

Durch diese Einzäunung ist es uns als Polizei leichter geworden,

gemeldete Fälle festzunehmen.

Vorher konnten die in alle Richtungen weg,

und mit 2 oder 3 Streifenwagen kann man die nicht alle erwischen.

Jetzt gibt es nur 3 Wege, wo man wegkann.

Das kriegt man mit 3 Streifenwagen hin.

Diese Vorkommnisse sind weniger geworden.

Weil die Crash-Kids gemerkt haben, wir werden doch erwischt.

Die, die Unsinn machen wollen, müssen sich andere Orte suchen.

An der Gesamtschule geht jetzt also weniger.

Konsumiert wird aber trotzdem.

Eine Schülerin, die das regelmäßig tut, treffe ich jetzt.

Sie möchte anonym bleiben. Wir nennen sie Natalie.

Sie ist 18, geht aufs Gymnasium und kifft jeden Tag.

Früher auch in der Pause hinter der Halle an der Gesamtschule.

Sie nimmt mich mit zu ihrem Training.

Hier ist dein eigener Fitnessraum? - Ja.

Sehr gut.

Mit 13 hat Natalie mit dem Kiffen angefangen.

Aber dabei blieb es nicht.

Ich habe früher Ecstasy und Kokain konsumiert.

Das 1. Mal habe ich Ecstasy mit 14 genommen.

Meine Freundin hat mir das angeboten.

Die haben das alle öfter genommen.

Da dachte ich, so schlimm kann das nicht sein.

Ich wusste gar nichts darüber.

Wenn ich heute daran zurückdenke, finde ich das krass.

Haben das deine Lehrer gemerkt? - Nein.

Deine Eltern?

Bei meinen Eltern hat das auch ein bisschen gedauert.

Ich glaube, die hatten ein bisschen Vorahnung.

Aber irgendwann hat meine Mama das gemerkt

und mich darauf angesprochen.

Wie war dann das Gespräch mit ihr?

Ich hab ihr versprochen, dass ich das nicht mehr mache.

Was ich danach zwar noch gemacht habe.

Aber die wusste auch noch nicht, wie groß das Ausmaß war.

Ein Jahr lang hat Natalie fast täglich Ecstasy genommen.

Wie kam es, dass du gesagt hast, ich will das nicht mehr?

Dieser Punkt kam, wo ich gemerkt habe,

dass es mir immer schlechter geht.

Und dass es eigentlich nichts bringt.

Weil man sich am nächsten Tag wirklich richtig scheiße fühlt.

Wenn du anfällig bist, dann kriegst du Scheißlaune und Depressionen.

Vielleicht sogar Selbstmordgedanken, wie ich es bei einigen gehört habe.

Nach regelmäßigem Konsum wird es einfach sehr schlimm.

Es wirkt dann auch irgendwann nicht mehr.

Das Ecstasy hat sie nicht nur psychisch belastet,

sie hat dadurch auch extrem abgenommen.

Um wieder Gewicht zu gewinnen, hat sie mit dem Kraftsport angefangen.

* Musik *

Der Kraftsport hat meinen Konsum auf jeden Fall vermindert.

Weil es mir jetzt wichtig ist, zu trainieren

und vorher nicht zu rauchen.

Dann lieber erst nachher.

Früher habe ich manchmal morgens früh geraucht, vor der Schule.

Gab es bei dir in der Schule nicht irgendwie so Aufklärung?

Wir hatten mal ne kurze Zeit,

wo jeder eine Präsentation über verschiedene Drogen machen musste.

Aber ich glaube, in der 7., 8. Klasse,

kann man sich nicht so viel darunter vorstellen.

Richtig aufgeklärt wurde man nicht, nein.

Nach dem Training kifft Natalie meistens.

Wir gehen dazu in den Park.

Ein paar Euro kostet sie ihr täglicher Konsum.

Meistens nimmt sie dafür ihr Taschengeld.

Sie hat aber auch schon gedealt.

Hat man da einen Vorteil als Mädel, weil man...

Ja, auf jeden Fall. - Ja?

Auf jeden Fall. - Inwiefern?

Ich wurde z.B. noch nie richtig von der Polizei angehalten.

Und ich sehe, glaub ich, unschuldig aus.

Wenn mich jemand sieht, sagt immer jeder,

ich hätte niemals gedacht, dass du Drogen nimmst.

Wie lange hast du gedealt? - Ein Jahr.

Warum hast du dann wieder aufgehört?

Weil eine Razzia bei meinem Freund war. - Oh.

Hat er dann auch aufgehört? - Ja.

Und jetzt bezieht ihr nur noch selber, aber tickt nicht mehr?

Ja, genau.

Dann hat das ja was gebracht.

Was mich am meisten überrascht, als Hauptgrund für ihr Kiffen

nennt Natalie Langeweile, weil sie einfach nix Besseres zu tun hat.

Na ja, und ihre Freunde machen es halt auch.

* Musik *

Drogen und alles, was illegal ist, hat irgendwie was Anrüchiges,

Reizvolles, vielleicht auch was Cooles.

Zumindest wird das in der Musik oft vermittelt, besonders in Rapmusik.

Gerade aus vielen Deutschrap-Liedern sind Klischees von dicken Autos,

Kriminalität, Drogen nicht wegzudenken.

Nicht aus allen, klar, aber bei vielen ist das ein Thema,

und man weiß auf den 1. Blick nicht so genau,

ist das nur Show, vielleicht sogar Ironie oder doch ernst gemeint?

♪ Lila in der Tasche und wir rollen im Beamer.

Kunden rufen an, und ich muss sie beliefern.

Wahre Brüder fallen, Libanon, Ukrainer, rrah, rrah.

100 g Haschplatte in der Hosentasche,

doch kann nicht kiffen, ich komm grade von der Prophylaxe. ♪

Dieses Video wurde 71 Mio. Mal geklickt.

Das ist kein rein männliches Phänomen,

auch in der Rapmusik gibt es immer mehr erfolgreiche Künstlerinnen.

Und auch von denen feiern manche gerne ihren Drogenkonsum ab.

Hier, 16. Mio. Klicks.

♪ Wir sind hardcore high, high, high, high, high,

gib mir den Jibbit, jaja, wir sind hardcore high, high, high,

high, high, ohne Limit, jaja. ♪

D.h. es gibt diese Vorbilder, die zumindest in ihrer Musik vermitteln,

dass sie Drogen abfeiern.

Dass Jugendliche damit in Berührung kommen, das ist so.

Die Schulen setzen deswegen auf Aufklärung.

In Wanne-Eickel übernimmt die

v.a. die Fachstelle für Suchtprävention, der Kadesch.

Kristin Dürre ist Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin.

Sie organisiert 2-tägige Workshops für 7. und 8. Klassen,

auch für die Gesamtschule.

Am 1. Tag geht es um die Theorie.

Was ist Abhängigkeit, und wie wirken die Stoffe?

Am 2. Tag ist es so, dass wir ein oder 2 Klienten,

die bei uns stationär oder im Rahmen der Nachsorge betreut werden,

mit zur Schule bringen.

Die bieten an, ihre Lebensgeschichte zu erzählen,

und die Schüler können Fragen stellen,

die ihnen in den Sinn kommen, die werden dann beantwortet.

Was stellen die Schüler für Fragen?

Häufig warum die Leute das trotzdem konsumieren,

obwohl man weiß, dass das abhängig macht.

Und ähm...

Da ist es immer viel wert, die Klienten am nächsten Tag zu haben,

weil die genau diese Kurve beschreiben.

Die beschreiben auch, dass es am Anfang nicht nur schlecht war,

sonst wären sie nicht abhängig geworden.

Sondern die erzählen tatsächlich ihre Geschichte

von den Höhen bis zu den Tiefen und den Auf und Abs dazwischen.

Momentan können die Workshops wegen Corona nicht stattfinden.

Die Schulen haben aber die Möglichkeit,

Aufklärungskoffer auszuleihen

und selbst über einzelne Drogen aufzuklären.

Z.B. über Cannabis und die Gefahren durch Streckmittel.

Um ihren Profit zu steigern, mischen viele Dealer den Stoffen

Mittel wie Haarspray oder Gewürze bei.

Können wir mal gucken, stellen wir mal hin.

Und dann muss man raten, was das ist?

Genau, erst mal ist so, rate mal, was das sein könnte.

Hm, vielleicht auch was Klebriges.

Bisschen wie Zucker, aber keine Ahnung.

Das ist aber Glasstaub. - Alter.

Es gibt noch einen älteren Koffer, da sind wirklich Glasstückchen drin,

aber es geht um Glasstaub.

Da kann man sich vorstellen, wenn man das inhaliert,

kann das zu Rissen in der Lunge führen,

das ist richtig gefährlich.

Neben der Präventionsarbeit macht Kristin Dürre auch Suchttherapie.

Am Nachmittag begleite ich sie

in die Reha-Einrichtung der Suchthilfe Kadesch.

16 Patienten leben hier momentan.

Die meisten um die 3 Monate.

Vorher haben sie einen Entzug gemacht und leben jetzt clean.

In der Gruppentherapie reden sie darüber, was sie beschäftigt.

Hier siezen sich alle.

Wir starten mit Befindlichkeit und Themen sammeln.

Wer möchte denn von Ihnen starten?

Dann bitte schön.

Ich hab gemischte Gefühle, weil ich, das ist ein Thema von mir,

Zukunftsängste hab.

Es geht aufs Ende zu, und es sind keine Sicherheiten da,

das macht mir zu schaffen derzeit.

Aber ich bin dran.

Bei mir läuft es momentan ganz gut.

Nächste Woche wird es mit der Traumatherapie in die Wege geleitet

und Nachsorge.

Mein Thema wäre auch Zukunftsorientierung.

Ich bin noch nicht so lange hier.

Alle 3 sind Mitte 20

und haben schon mehrere Jahre exzessiven Konsum hinter sich.

Was hat die Schule dabei für eine Rolle gespielt?

Ich hab 2 Schulen besucht.

Einmal war es so, dass ich durch Mobbing und Fehlen dadurch

meine erste 10. Klasse nicht geschafft hab.

Hab da aber nur flüchtig konsumiert,

es war nicht so, dass ich da regelmäßig konsumiert hab.

Dann bin ich in die zweite 10. Klasse gekommen.


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Na, auch schon mal gekifft?

Was verboten ist, zieht uns an.

Besonders, wenn man jung ist, und sich ausprobiert.

Das 1. Mal hab ich Ecstasy mit 14 genommen.

Die laufen mit den Joints rum, als wären das Zigaretten.

Drogenkonsum. Für manche mit schlimmen Folgen.

Ich hab 2 Monate lang Kokain und MDA konsumiert gehabt.

Ich lag mit multiplen Organversagen im Krankenhaus.

Ich bin Caro und für meinen Film in Wanne-Eickel.

Ich will wissen, was treibt junge Menschen an, Drogen zu nehmen?

Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR

Dieser Zaun wurde gebaut, weil rund um diese Gesamtschule

mit Drogen gedealt und konsumiert wurde, u.a.

Die Schule hatte keine Handhabe, wer sich hier aufhält und wer nicht.

Die Lösung sollte der Zaun sein. Ob er sie gebracht hat?

Ich treffe Ronja.

Sie war bis vor 2 Jahren Schülersprecherin

am gegenüberliegenden Gymnasium.

Sie ist gut vernetzt in Wanne-Eickel und zeigt mir das Umfeld der Schule.

Dadurch, dass ich und viele meiner Freunde Raucher sind,

mussten wir von unserem Schulhof weg

und sind hier unsere Runden gegangen.

Da hat man es automatisch gesehen.

Man wusste direkt, die 10 Leute, die hinter der Gesamtschule chillen,

was die machen.

Oder auch die Leute hier in der Umgebung.

Oder die Leute, die kaufen.

Man wusste das mit der Zeit.

Wir gehen zur Gesamtschule.

Seit etwa einem Dreivierteljahr steht der Zaun.

An einem Ort wurde besonders viel gedealt und konsumiert.

Die Hauptstelle ist einfach hier hinter der Gesamtschule.

Bzw. "hinter Halle" wird das hier genannt.

Diese Treppen sind für Schwänzer gewesen,

für Kiffer, für Dealer.

Hier hat sich wirklich jeder getroffen.

Man hat zu jeder Tageszeit jemanden angefunden.

Auch heute sind hier Jugendliche anzutreffen.

Einer der Jungs war Schüler auf der Gesamtschule

und will sich zu dem Ort äußern.

Im Sommer, als ich in die Pause gegangen bin,

ich bin hier durchgelaufen, wollte in die Stadt was zu essen holen.

Ich bin hier durchgelaufen, hier saßen 20 Leute.

Alle haben einen Joint in der Hand. Alle sind am Rauchen.

Wanne-Eickel ist Drogen-Hotspot.

Die laufen mit den Joints rum, als wären das Zigaretten.

Von anderen Städten kommen die hierhin.

Es gibt welche, die kenne ich nicht.

Wanne-Eickel ist ne kleine Stadt, jeder kennt jeden.

Manche Leute kommen,

dann fragen die, gibts hier irgendwelche Drogen.

Sage ich zu denen, gehen Sie zur Gesamtschule.

Das ist ein Drogenumschlagsplatz.

Ciao.

Dabei ist die Polizei immer wieder präsent, wie mir Ronja erzählt.

Auch an ihrem Gymnasium habe es Vorfälle gegeben.

Wir hatten einen Polizeieinsatz an der Schule.

Das ist schon einige Jahre her, mit Hunden und allem Drum und Dran.

Da hat der Dealer das Ott in den Schulschränken versteckt.

Deswegen, man kann es eigentlich gar nicht abstreiten.

Ich hab einen Termin an der Gesamtschule

mit der Schulleiterin und Kripo-Chef Andreas Dickel.

Warum ist dieser Ort prädestiniert dafür oder war es,

dass hier Drogen konsumiert oder verkauft werden?

Die Jugendlichen kommen gerne hierhin.

Das ist, glaube ich, das A und O für ne Schule.

Dann ist es ein Treffpunkt.

Ein Treffpunkt ist auch ein Ort, wo Drogen konsumiert werden können.

Was diesen Schulhof auszeichnet, ist:

Man kann hier Sport machen. Man kann vorne chillen.

Da sind diese wunderschönen Liegen.

Wenn Sie sich vorstellen, Sie hätten einen Joint geraucht.

Dann legt man sich auf die Liege, die Sonne scheint, es ist wunderbar.

Das heißt nicht, dass das alles schreckliche Drogendealer sind,

das sind normale Jugendliche.

Der eine trinkt ein Bier, der andere raucht mal einen Joint.

Das ist nicht richtig, aber es gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Es ist überhaupt kein Hotspot.

Trotzdem musste der Zaun her.

Warum, frage ich die Schulleiterin Katharina Rodermund.

Wir hatten ne Zeit lang einfach viele Schulfremde,

die immer hier präsent waren.

Die sich auch hierhin gesetzt haben und geraucht haben.

Weil der Ort wirklich zum Aufenthalt einlädt.

Wenn wir dann gesehen haben, wir möchten nicht,

dass diese Menschen mit unseren Schülern in Kontakt kommen,

das Ordnungsamt angerufen oder die Polizei, und die gesagt haben:

Wir können keinen Platzverweis aussprechen,

weil das nicht eindeutig definiert ist als Schulgelände.

Mit diesem Zaun haben wir eine eindeutige Definition. Bis hierhin.

Durch diese Einzäunung ist es uns als Polizei leichter geworden,

gemeldete Fälle festzunehmen.

Vorher konnten die in alle Richtungen weg,

und mit 2 oder 3 Streifenwagen kann man die nicht alle erwischen.

Jetzt gibt es nur 3 Wege, wo man wegkann.

Das kriegt man mit 3 Streifenwagen hin.

Diese Vorkommnisse sind weniger geworden.

Weil die Crash-Kids gemerkt haben, wir werden doch erwischt.

Die, die Unsinn machen wollen, müssen sich andere Orte suchen.

An der Gesamtschule geht jetzt also weniger.

Konsumiert wird aber trotzdem.

Eine Schülerin, die das regelmäßig tut, treffe ich jetzt.

Sie möchte anonym bleiben. Wir nennen sie Natalie.

Sie ist 18, geht aufs Gymnasium und kifft jeden Tag.

Früher auch in der Pause hinter der Halle an der Gesamtschule.

Sie nimmt mich mit zu ihrem Training.

Hier ist dein eigener Fitnessraum? - Ja.

Sehr gut.

Mit 13 hat Natalie mit dem Kiffen angefangen.

Aber dabei blieb es nicht.

Ich habe früher Ecstasy und Kokain konsumiert.

Das 1. Mal habe ich Ecstasy mit 14 genommen.

Meine Freundin hat mir das angeboten.

Die haben das alle öfter genommen.

Da dachte ich, so schlimm kann das nicht sein.

Ich wusste gar nichts darüber.

Wenn ich heute daran zurückdenke, finde ich das krass.

Haben das deine Lehrer gemerkt? - Nein.

Deine Eltern?

Bei meinen Eltern hat das auch ein bisschen gedauert.

Ich glaube, die hatten ein bisschen Vorahnung.

Aber irgendwann hat meine Mama das gemerkt

und mich darauf angesprochen.

Wie war dann das Gespräch mit ihr?

Ich hab ihr versprochen, dass ich das nicht mehr mache.

Was ich danach zwar noch gemacht habe.

Aber die wusste auch noch nicht, wie groß das Ausmaß war.

Ein Jahr lang hat Natalie fast täglich Ecstasy genommen.

Wie kam es, dass du gesagt hast, ich will das nicht mehr?

Dieser Punkt kam, wo ich gemerkt habe,

dass es mir immer schlechter geht.

Und dass es eigentlich nichts bringt.

Weil man sich am nächsten Tag wirklich richtig scheiße fühlt.

Wenn du anfällig bist, dann kriegst du Scheißlaune und Depressionen.

Vielleicht sogar Selbstmordgedanken, wie ich es bei einigen gehört habe.

Nach regelmäßigem Konsum wird es einfach sehr schlimm.

Es wirkt dann auch irgendwann nicht mehr.

Das Ecstasy hat sie nicht nur psychisch belastet,

sie hat dadurch auch extrem abgenommen.

Um wieder Gewicht zu gewinnen, hat sie mit dem Kraftsport angefangen.

* Musik *

Der Kraftsport hat meinen Konsum auf jeden Fall vermindert.

Weil es mir jetzt wichtig ist, zu trainieren

und vorher nicht zu rauchen.

Dann lieber erst nachher.

Früher habe ich manchmal morgens früh geraucht, vor der Schule.

Gab es bei dir in der Schule nicht irgendwie so Aufklärung?

Wir hatten mal ne kurze Zeit,

wo jeder eine Präsentation über verschiedene Drogen machen musste.

Aber ich glaube, in der 7., 8. Klasse,

kann man sich nicht so viel darunter vorstellen.

Richtig aufgeklärt wurde man nicht, nein.

Nach dem Training kifft Natalie meistens.

Wir gehen dazu in den Park.

Ein paar Euro kostet sie ihr täglicher Konsum.

Meistens nimmt sie dafür ihr Taschengeld.

Sie hat aber auch schon gedealt.

Hat man da einen Vorteil als Mädel, weil man...

Ja, auf jeden Fall. - Ja?

Auf jeden Fall. - Inwiefern?

Ich wurde z.B. noch nie richtig von der Polizei angehalten.

Und ich sehe, glaub ich, unschuldig aus.

Wenn mich jemand sieht, sagt immer jeder,

ich hätte niemals gedacht, dass du Drogen nimmst.

Wie lange hast du gedealt? - Ein Jahr.

Warum hast du dann wieder aufgehört?

Weil eine Razzia bei meinem Freund war. - Oh.

Hat er dann auch aufgehört? - Ja.

Und jetzt bezieht ihr nur noch selber, aber tickt nicht mehr?

Ja, genau.

Dann hat das ja was gebracht.

Was mich am meisten überrascht, als Hauptgrund für ihr Kiffen

nennt Natalie Langeweile, weil sie einfach nix Besseres zu tun hat.

Na ja, und ihre Freunde machen es halt auch.

* Musik *

Drogen und alles, was illegal ist, hat irgendwie was Anrüchiges,

Reizvolles, vielleicht auch was Cooles.

Zumindest wird das in der Musik oft vermittelt, besonders in Rapmusik.

Gerade aus vielen Deutschrap-Liedern sind Klischees von dicken Autos,

Kriminalität, Drogen nicht wegzudenken.

Nicht aus allen, klar, aber bei vielen ist das ein Thema,

und man weiß auf den 1. Blick nicht so genau,

ist das nur Show, vielleicht sogar Ironie oder doch ernst gemeint?

♪ Lila in der Tasche und wir rollen im Beamer.

Kunden rufen an, und ich muss sie beliefern.

Wahre Brüder fallen, Libanon, Ukrainer, rrah, rrah.

100 g Haschplatte in der Hosentasche,

doch kann nicht kiffen, ich komm grade von der Prophylaxe. ♪

Dieses Video wurde 71 Mio. Mal geklickt.

Das ist kein rein männliches Phänomen,

auch in der Rapmusik gibt es immer mehr erfolgreiche Künstlerinnen.

Und auch von denen feiern manche gerne ihren Drogenkonsum ab.

Hier, 16. Mio. Klicks.

♪ Wir sind hardcore high, high, high, high, high,

gib mir den Jibbit, jaja, wir sind hardcore high, high, high,

high, high, ohne Limit, jaja. ♪

D.h. es gibt diese Vorbilder, die zumindest in ihrer Musik vermitteln,

dass sie Drogen abfeiern.

Dass Jugendliche damit in Berührung kommen, das ist so.

Die Schulen setzen deswegen auf Aufklärung.

In Wanne-Eickel übernimmt die

v.a. die Fachstelle für Suchtprävention, der Kadesch.

Kristin Dürre ist Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin.

Sie organisiert 2-tägige Workshops für 7. und 8. Klassen,

auch für die Gesamtschule.

Am 1. Tag geht es um die Theorie.

Was ist Abhängigkeit, und wie wirken die Stoffe?

Am 2. Tag ist es so, dass wir ein oder 2 Klienten,

die bei uns stationär oder im Rahmen der Nachsorge betreut werden,

mit zur Schule bringen.

Die bieten an, ihre Lebensgeschichte zu erzählen,

und die Schüler können Fragen stellen,

die ihnen in den Sinn kommen, die werden dann beantwortet.

Was stellen die Schüler für Fragen?

Häufig warum die Leute das trotzdem konsumieren,

obwohl man weiß, dass das abhängig macht.

Und ähm...

Da ist es immer viel wert, die Klienten am nächsten Tag zu haben,

weil die genau diese Kurve beschreiben.

Die beschreiben auch, dass es am Anfang nicht nur schlecht war,

sonst wären sie nicht abhängig geworden.

Sondern die erzählen tatsächlich ihre Geschichte

von den Höhen bis zu den Tiefen und den Auf und Abs dazwischen.

Momentan können die Workshops wegen Corona nicht stattfinden.

Die Schulen haben aber die Möglichkeit,

Aufklärungskoffer auszuleihen

und selbst über einzelne Drogen aufzuklären.

Z.B. über Cannabis und die Gefahren durch Streckmittel.

Um ihren Profit zu steigern, mischen viele Dealer den Stoffen

Mittel wie Haarspray oder Gewürze bei.

Können wir mal gucken, stellen wir mal hin.

Und dann muss man raten, was das ist?

Genau, erst mal ist so, rate mal, was das sein könnte.

Hm, vielleicht auch was Klebriges.

Bisschen wie Zucker, aber keine Ahnung.

Das ist aber Glasstaub. - Alter.

Es gibt noch einen älteren Koffer, da sind wirklich Glasstückchen drin,

aber es geht um Glasstaub.

Da kann man sich vorstellen, wenn man das inhaliert,

kann das zu Rissen in der Lunge führen,

das ist richtig gefährlich.

Neben der Präventionsarbeit macht Kristin Dürre auch Suchttherapie.

Am Nachmittag begleite ich sie

in die Reha-Einrichtung der Suchthilfe Kadesch.

16 Patienten leben hier momentan.

Die meisten um die 3 Monate.

Vorher haben sie einen Entzug gemacht und leben jetzt clean.

In der Gruppentherapie reden sie darüber, was sie beschäftigt.

Hier siezen sich alle.

Wir starten mit Befindlichkeit und Themen sammeln.

Wer möchte denn von Ihnen starten?

Dann bitte schön.

Ich hab gemischte Gefühle, weil ich, das ist ein Thema von mir,

Zukunftsängste hab.

Es geht aufs Ende zu, und es sind keine Sicherheiten da,

das macht mir zu schaffen derzeit.

Aber ich bin dran.

Bei mir läuft es momentan ganz gut.

Nächste Woche wird es mit der Traumatherapie in die Wege geleitet

und Nachsorge.

Mein Thema wäre auch Zukunftsorientierung.

Ich bin noch nicht so lange hier.

Alle 3 sind Mitte 20

und haben schon mehrere Jahre exzessiven Konsum hinter sich.

Was hat die Schule dabei für eine Rolle gespielt?

Ich hab 2 Schulen besucht.

Einmal war es so, dass ich durch Mobbing und Fehlen dadurch

meine erste 10. Klasse nicht geschafft hab.

Hab da aber nur flüchtig konsumiert,

es war nicht so, dass ich da regelmäßig konsumiert hab.

Dann bin ich in die zweite 10. Klasse gekommen.