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Emil und die Detektive von Erich Kästner, 18. Lässt sich daraus was lernen?

18. Lässt sich daraus was lernen?

Achtzehntes Kapitel – Lässt sich daraus was lernen?

Gegen Abend verabschiedeten sich die Jungen. Und Emil mußte ihnen hoch und heilig versprechen, am nächsten Nachmittag mit Pony Hütchen zum Professor zu kommen. Dann lief Onkel Heimbold ein, und es wurde gegessen. Hinterher gab er der Schwägerin, Frau Tischbein, die tausend Mark und riet ihr, das Geld auf eine Bank zu schaffen. "Das war sowieso meine Absicht", sagte die Friseuse. "Nein!" rief Emil. "Da macht mir das Zeug gar keinen Spaß. Mutter soll sich einen elektrischen Trockenapparat kaufen und einen Mantel, der innen mit Pelz gefüttert ist. Ich weiß gar nicht, was ihr wollt! Das Geld gehört doch mir. Damit kann ich machen, was ich will! Oder nicht?" "Damit kannst du gar nicht machen, was du willst", erklärte Onkel Heimbold. "Du bist doch ein Kind. Und die Entscheidung, was mit dem Geld geschehen soll, hat deine Mutter zu treffen." Emil stand vom Tisch auf und trat ans Fenster. "Alle Wetter, Heimbold, bist du ein Dickschädel", sagte Pony Hütchen zu ihrem Vater. "Siehst du denn nicht, daß Emil sich so darauf freut, seiner Mutter was zu schenken? Ihr Erwachsenen seid manchmal kolossal hart verpackt." "Natürlich kriegt sie den Trockenapparat und den Mantel", meinte die Großmutter. "Aber was übrig bleibt, das wird auf die Bank geschafft, nicht wahr, mein Junge?" "Jawohl", antwortete Emil. "Bist du einverstanden, Muttchen?" "Wenn du durchaus willst, du reicher Mann!" "Wir gehen gleich morgen früh einkaufen. Pony, du kommst mit!" rief Emil zufrieden. "Denkst du vielleicht, ich fange inzwischen Fliegen?" sagte die Kusine. "Aber du mußt dir auch was kaufen. Natürlich soll Tante Tischbein ihren Haartrockner kriegen, aber du wirst dir 'n Rad kaufen, verstanden, damit du deinen Kusinen die Räder nicht kaputt zu fahren brauchst." "Emil", fragte Frau Tischbein besorgt, "hast du Ponys Rad kaputt gemacht?" "I wo, Mutter, ich hab ihr bloß den Sattel ein bißchen höher gestellt, sie fährt immer auf so 'nem ganz niedrigen, bloß aus Afferei, um wie eine Rennfahrerin auszusehen." "Selber Affe", rief Hütchen, "wenn du noch mal mein Rad verstellst, ist es mit uns beiden aus, verstanden?" "Wenn du nicht ein Mädchen wärst und dünn wie eine Strippe, würde ich dich mal Moritz lehren, mein Kind. Außerdem will ich mich heut nicht ärgern, aber was ich mir von dem Geld kaufe oder nicht kaufe, geht dich gar nichts an." Und Emil steckte bockig beide Fäuste in die Hosentaschen. "Zankt euch nicht, haut euch nicht, kratzt euch lieber die Augen aus", meinte die Großmutter beruhigend. Und das Thema wurde fallen gelassen. Später brachte Onkel Heimbold den Hund hinunter. Das heißt: Heimbolds hatten gar keinen Hund, aber Pony nannte es immer so, wenn der Vater abends ein Glas Bier trinken ging. Dann saßen die Großmutter und die beiden Frauen und Pony Hütchen und Emil in der Stube und sprachen über die vergangenen Tage, die so aufregend gewesen waren. "Nun, vielleicht hat die Geschichte auch ihr Gutes gehabt", sagte Tante Martha. "Natürlich", meinte Emil. "Eine Lehre habe ich bestimmt daraus gezogen: Man soll keinem Menschen trauen." Und seine Mutter meinte: "Ich habe gelernt, daß man Kinder niemals allein verreisen lassen soll." "Quatsch!" brummte die Großmutter. "Alles verkehrt. Alles verkehrt!" "Quatsch, Quatsch, Quatsch!" sang Pony Hütchen und ritt auf einem Stuhl durchs Zimmer. "Du meinst also, aus der Sache ließe sich gar nichts lernen?" fragte Tante Martha. "Doch", behauptete die Großmutter. "Was denn?" fragten die anderen wie aus einem Munde. "Geld soll man immer nur per Postanweisung schikken", brummte die Großmutter und kicherte wie eine Spieldose. "Hurra!" rief Pony Hütchen und ritt auf ihrem Stuhl ins Schlafzimmer.


18. Lässt sich daraus was lernen? 18\. Can we learn anything from this? 18. чи можна з цього чогось навчитися?

Achtzehntes Kapitel – Lässt sich daraus was lernen?

Gegen Abend verabschiedeten sich die Jungen. Towards evening the boys said goodbye. Und Emil mußte ihnen hoch und heilig versprechen, am nächsten Nachmittag mit Pony Hütchen zum Professor zu kommen. And Emil had to promise them wholeheartedly that he would come to the professor's house in a pony hat the next afternoon. Dann lief Onkel Heimbold ein, und es wurde gegessen. Then Uncle Heimbold came in and we ate. Hinterher gab er der Schwägerin, Frau Tischbein, die tausend Mark und riet ihr, das Geld auf eine Bank zu schaffen. Afterwards he gave his sister-in-law, Frau Tischbein, the thousand marks and advised her to put the money in a bank. "Das war sowieso meine Absicht", sagte die Friseuse. "Nein!" rief Emil. "Da macht mir das Zeug gar keinen Spaß. "I don't enjoy that stuff at all. Mutter soll sich einen elektrischen Trockenapparat kaufen und einen Mantel, der innen mit Pelz gefüttert ist. Ich weiß gar nicht, was ihr wollt! Das Geld gehört doch mir. Damit kann ich machen, was ich will! Oder nicht?" "Damit kannst du gar nicht machen, was du willst", erklärte Onkel Heimbold. "Du bist doch ein Kind. Und die Entscheidung, was mit dem Geld geschehen soll, hat deine Mutter zu treffen." Emil stand vom Tisch auf und trat ans Fenster. Emil got up from the table and went to the window. "Alle Wetter, Heimbold, bist du ein Dickschädel", sagte Pony Hütchen zu ihrem Vater. "Siehst du denn nicht, daß Emil sich so darauf freut, seiner Mutter was zu schenken? Ihr Erwachsenen seid manchmal kolossal hart verpackt." You adults are packed colossally hard sometimes." "Natürlich kriegt sie den Trockenapparat und den Mantel", meinte die Großmutter. "Aber was übrig bleibt, das wird auf die Bank geschafft, nicht wahr, mein Junge?" "But what's left will be put on the bench, won't it, my boy?" "Jawohl", antwortete Emil. "Bist du einverstanden, Muttchen?" "Wenn du durchaus willst, du reicher Mann!" "If you really want to, you rich man!" "Wir gehen gleich morgen früh einkaufen. Pony, du kommst mit!" rief Emil zufrieden. "Denkst du vielleicht, ich fange inzwischen Fliegen?" "Do you think I'm going to catch flies now?" sagte die Kusine. "Aber du mußt dir auch was kaufen. Natürlich soll Tante Tischbein ihren Haartrockner kriegen, aber du wirst dir 'n Rad kaufen, verstanden, damit du deinen Kusinen die Räder nicht kaputt zu fahren brauchst." Of course, Aunt Tischbein should get her hair dryer, but you'll buy a bike, understand, so you don't have to break your cousins' bikes." "Emil", fragte Frau Tischbein besorgt, "hast du Ponys Rad kaputt gemacht?" "I wo, Mutter, ich hab ihr bloß den Sattel ein bißchen höher gestellt, sie fährt immer auf so 'nem ganz niedrigen, bloß aus Afferei, um wie eine Rennfahrerin auszusehen." "I wo, mother, I just put her saddle a little higher, she always rides in a really low one, just out of affection, to look like a racing driver." "Selber Affe", rief Hütchen, "wenn du noch mal mein Rad verstellst, ist es mit uns beiden aus, verstanden?" "Monkey yourself," cried Hütchen, "if you adjust my wheel again, it's over for both of us, understand?" "Wenn du nicht ein Mädchen wärst und dünn wie eine Strippe, würde ich dich mal Moritz lehren, mein Kind. "If you weren't a girl and thin as a string, I would teach you Moritz, my child. Außerdem will ich mich heut nicht ärgern, aber was ich mir von dem Geld kaufe oder nicht kaufe, geht dich gar nichts an." Besides, I don't want to get angry today, but what I buy or don't buy with the money is none of your business." Und Emil steckte bockig beide Fäuste in die Hosentaschen. And Emil stubbornly stuck both fists in his trouser pockets. "Zankt euch nicht, haut euch nicht, kratzt euch lieber die Augen aus", meinte die Großmutter beruhigend. "Don't fight, don't hit each other, rather scratch your eyes out," said the grandmother soothingly. Und das Thema wurde fallen gelassen. And the subject was dropped. Später brachte Onkel Heimbold den Hund hinunter. Later Uncle Heimbold brought the dog down. Das heißt: Heimbolds hatten gar keinen Hund, aber Pony nannte es immer so, wenn der Vater abends ein Glas Bier trinken ging. That means the Heimbolds didn't even have a dog, but Pony always called it that when her father went out for a glass of beer in the evening. Dann saßen die Großmutter und die beiden Frauen und Pony Hütchen und Emil in der Stube und sprachen über die vergangenen Tage, die so aufregend gewesen waren. "Nun, vielleicht hat die Geschichte auch ihr Gutes gehabt", sagte Tante Martha. "Well, maybe the story had its good points, too," said Aunt Martha. "Natürlich", meinte Emil. "Of course," said Emil. "Eine Lehre habe ich bestimmt daraus gezogen: Man soll keinem Menschen trauen." "I've definitely learned a lesson from this: You shouldn't trust anyone." Und seine Mutter meinte: "Ich habe gelernt, daß man Kinder niemals allein verreisen lassen soll." "Quatsch!" brummte die Großmutter. "Alles verkehrt. Alles verkehrt!" "Quatsch, Quatsch, Quatsch!" sang Pony Hütchen und ritt auf einem Stuhl durchs Zimmer. sang Pony Hutchen and rode across the room on a chair. "Du meinst also, aus der Sache ließe sich gar nichts lernen?" "So you mean that nothing can be learned from this?" fragte Tante Martha. "Doch", behauptete die Großmutter. "Yes," said the grandmother. "Was denn?" fragten die anderen wie aus einem Munde. the others asked in unison. "Geld soll man immer nur per Postanweisung schikken", brummte die Großmutter und kicherte wie eine Spieldose. "You should always send money by postal order," grumbled the grandmother, giggling like a music box. "Hurra!" rief Pony Hütchen und ritt auf ihrem Stuhl ins Schlafzimmer.