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Emil und die Detektive von Erich Kästner, 07. Große Aufregung in der Schumannstraße

07. Große Aufregung in der Schumannstraße

Siebentes Kapitel - Grosse Aufregung in der Schumannstrasse

Während Emil auf der Straßenbahn 177 stand, die Kaiserallee langfuhr und nicht wußte, wo er landen würde, warteten die Großmutter und Pony Hütchen, seine Kusine, im Bahnhof Friedrichstraße auf ihn. Sie hatten sich am Blumenkiosk, wie es ausgemacht war, aufgestellt und sahen dauernd nach der Uhr. Viele Leute kamen vorüber. Mit Koffern und Kisten und Schachteln und Ledertaschen und Blumensträußen. Doch Emil war nicht dabei. "Wahrscheinlich ist er mächtig gewachsen, was?" fragte Pony Hütchen und schob ihr kleines vernickeltes Fahrrad hin und her. Sie hatte es ja eigentlich nicht mitnehmen sollen. Doch sie hatte so lange gemauzt, bis die Großmutter erklärte: "Nimm's mit, alberne Liese!" Nun war die alberne Liese guter Laune und freute sich auf Emils respektvollen Blick. "Sicher findet er es oberfein", sagte sie und war ihrer Sache völlig gewiß. Die Großmutter wurde unruhig: "Ich möchte bloß wissen, was das heißen soll. Jetzt ist es schon 18 Uhr 20. Der Zug müßte doch längst da sein." Sie lauerten noch ein paar Minuten. Dann schickte die Großmutter das kleine Mädchen fort, sich zu erkundigen. Pony Hütchen nahm natürlich ihr Rad mit. "Können Sie mir nicht erklären, wo der Zug aus Neustadt bleibt, Herr Inspektor?" fragte sie den Beamten, der mit einer Lochzange an der Sperre stand und Obacht gab, daß jeder, der an ihm vorbeiwollte, ein Billett mitbrachte. "Neustadt? Neustadt?" überlegte er, "ach so, 18 Uhr 17! Der Zug ist längst 'rein." "Ach, das ist aber schade. Wir warten nämlich dort drüben am Blumenstand auf meinen Vetter Emil." "Freut mich, freut mich", sagte der Mann. "Wieso freut Sie denn das, Herr Inspektor?" fragte Pony neugierig und spielte mit ihrer Radklingel. Der Beamte antwortete nicht und drehte dem Bände den Rücken zu. "Na, Sie sind aber ein ulkiger Knabe", sagte Pony beleidigt. "Auf Wiedersehen!" Ein paar Leute lachten. Der Beamte biß sich ärgerlich auf die Lippen. Und Pony Hütchen trabte zum Blumenstand. "Der Zug ist längst 'rein, Großmutter." "Was mag da nur passiert sein?" überlegte die alte Dame. "Wenn er überhaupt nicht abgefahren wäre, hätte seine Mutter doch depeschiert. Ob er verkehrt ausgestiegen ist? Aber wir haben es doch ganz genau beschrieben!" "Ich werde daraus nicht gescheit", behauptete Pony und tat sich wichtig. "Sicher ist er verkehrt ausgestiegen. Jungens sind manchmal furchtbar blöde. Ich möchte wetten! Du wirst noch sehen, daß ich recht habe." Und weil ihnen nichts andres übrig blieb, warteten sie von neuem. Fünf Minuten. Nochmal fünf Minuten. "Das hat nun aber wirklich keinen Zweck", sagte Pony zur Großmutter. "Da können wir ja hier stehenbleiben, bis wir schwarz werden. Ob es noch einen anderen Blumenstand gibt?" "Du kannst ja mal zusehen. Aber bleibe nicht so lange!" Hütchen nahm wieder ihr Rad und inspizierte den Bahnhof. Es gab weiter keinen zweiten Blumenstand. Dann fragte sie noch rasch zwei Eisenbahnbeamten Löcher in den Bauch und kam stolz zurück. "Also", erzählte sie, "Blumenstände gibt's keine sonst. Wäre ja auch komisch. Was wollte ich noch sagen? Richtig, der nächste Zug aus Neustadt kommt hier 20 Uhr 33 an. Das ist kurz nach halb neun. Wir gehen jetzt hübsch nach Hause. Und Punkt acht fahre ich mit meinem Rad wieder hierher. Wenn er dann immer noch nicht da ist, kriegt er einen hundsgemeinen Brief von mir." "Drücke dich etwas gewählter aus, Pony!" "Kriegt er einen Brief, der sich gewaschen hat, kann man auch sagen." Die Großmutter machte ein besorgtes Gesicht und schüttelte den Kopf. "Die Sache gefällt mir nicht. Die Sache gefällt mir nicht", erklärte sie. Wenn sie aufgeregt war, sagte sie nämlich alles zweimal. Sie gingen langsam nach Hause. Unterwegs, an der Weidendammer Brücke, fragte Pony Hütchen: "Großmutter, willst du dich auf die Lenkstange setzen?" "Halte den Mund!" "Wieso? Schwerer als Zicklers Arthur bist du auch nicht. Und der setzt sich oft drauf, wenn ich fahre." "Wenn das noch ein einziges Mal vorkommt, nimmt dir dein Vater das Rad für immer weg." "Ach, euch darf man aber auch gar nichts erzählen", schimpfte Pony. Als sie zu Hause - Schumannstraße 15 - angekommen waren, gab es bei Ponys Eltern, Heimbold hießen sie, große Aufregung. Jeder wollte wissen, wo Emil war, und keiner wußte es. Der Vater riet, an Emils Mutter zu depeschieren. "Um Gotteswillen!" rief seine Frau, Ponys Mutter. "Sie würde sich zu Tode erschrecken. Wir gehen gegen acht Uhr noch einmal auf den Bahnhof. Vielleicht kommt er mit dem nächsten Zug." "Hoffentlich", jammerte die Großmutter, "aber ich kann mir nicht helfen: die Sache gefällt mir nicht, die Sache gefällt mir nicht!" "Die Sache gefällt mir nicht", sagte Pony Hütchen und wiegte bedenklich ihr kleines Haupt hin und her.


07. Große Aufregung in der Schumannstraße 07 Great excitement in Schumannstraße 07\. Великий ажіотаж на Шуманштрассе

Siebentes Kapitel - Grosse Aufregung in der Schumannstrasse Seventh Chapter - Great excitement in Schumannstrasse

Während Emil auf der Straßenbahn 177 stand, die Kaiserallee langfuhr und nicht wußte, wo er landen würde, warteten die Großmutter und Pony Hütchen, seine Kusine, im Bahnhof Friedrichstraße auf ihn. Поки Еміль стояв на трамваї 177, їхав Кайзераллеє і не знав, де приземлиться, на станції Фрідріхштрассе його чекали бабуся та двоюрідний брат Поні Хатчен. Sie hatten sich am Blumenkiosk, wie es ausgemacht war, aufgestellt und sahen dauernd nach der Uhr. They had lined up at the flower kiosk, as had been arranged, and kept checking the clock. Вони вишикувалися в чергу біля квіткового кіоску, як домовилися, і дивилися на годинник. Viele Leute kamen vorüber. Many people passed. Mit Koffern und Kisten und Schachteln und Ledertaschen und Blumensträußen. Doch Emil war nicht dabei. Але Еміля там не було. "Wahrscheinlich ist er mächtig gewachsen, was?" "He's probably grown a lot, huh?" — Він, мабуть, дуже виріс, га? fragte Pony Hütchen und schob ihr kleines vernickeltes Fahrrad hin und her. asked Pony Hütchen, pushing her little nickel-plated bicycle back and forth. — запитала Капелюшок Поні, штовхаючи свій маленький нікельований велосипед туди-сюди. Sie hatte es ja eigentlich nicht mitnehmen sollen. She wasn't supposed to take it with her. Їй справді не слід було брати його з собою. Doch sie hatte so lange gemauzt, bis die Großmutter erklärte: "Nimm's mit, alberne Liese!" But she had beaten so long until the grandmother declared: "Take it with you, silly Liese!" Але вона нявкала, доки бабуся не сказала: «Візьми це з собою, дурна Лізо!» Nun war die alberne Liese guter Laune und freute sich auf Emils respektvollen Blick. Now the silly Liese was in a good mood and was looking forward to Emil's respectful look. Тепер дурна Ліза була в гарному настрої й з нетерпінням чекала шанобливого погляду Еміля. "Sicher findet er es oberfein", sagte sie und war ihrer Sache völlig gewiß. "I'm sure he'll think it's fine," she said, and was completely sure of her cause. «Я впевнена, що він думає, що це чудово», — сказала вона, і була повністю впевнена у своїй справі. Die Großmutter wurde unruhig: "Ich möchte bloß wissen, was das heißen soll. The grandmother became restless: "I just want to know what that means. Бабуся занепокоїлася: «Я просто хочу знати, що це означає. Jetzt ist es schon 18 Uhr 20. It is now 6:20 p.m. Der Zug müßte doch längst da sein." Sie lauerten noch ein paar Minuten. Dann schickte die Großmutter das kleine Mädchen fort, sich zu erkundigen. Then the grandmother sent the little girl away to inquire. Тоді бабуся відіслала дівчинку розвідатися. Pony Hütchen nahm natürlich ihr Rad mit. "Können Sie mir nicht erklären, wo der Zug aus Neustadt bleibt, Herr Inspektor?" "Can't you explain to me where the train from Neustadt is, Inspector?" fragte sie den Beamten, der mit einer Lochzange an der Sperre stand und Obacht gab, daß jeder, der an ihm vorbeiwollte, ein Billett mitbrachte. she asked the officer, who was standing at the barrier with punch pliers and making sure that anyone who wanted to pass him brought a ticket. — запитала вона чиновника, який стояв біля шлагбаума з ударом і стежив, щоб кожен, хто намагався пройти повз нього, приніс із собою квиток. "Neustadt? Neustadt?" überlegte er, "ach so, 18 Uhr 17! Der Zug ist längst 'rein." The train has long been in. " Поїзд уже прийшов». "Ach, das ist aber schade. Wir warten nämlich dort drüben am Blumenstand auf meinen Vetter Emil." "Freut mich, freut mich", sagte der Mann. "I'm happy, I'm happy," said the man. — Радий, радий, — сказав чоловік. "Wieso freut Sie denn das, Herr Inspektor?" fragte Pony neugierig und spielte mit ihrer Radklingel. Der Beamte antwortete nicht und drehte dem Bände den Rücken zu. The officer did not answer and turned his back on the volume. Чиновник не відповів і повернувся до звуку спиною. "Na, Sie sind aber ein ulkiger Knabe", sagte Pony beleidigt. "Well, you're a funny boy," said Pony, offended. — Ну, кумедний ти хлопчик, — ображено сказав Поні. "Auf Wiedersehen!" Ein paar Leute lachten. Der Beamte biß sich ärgerlich auf die Lippen. Офіцер роздратовано закусив губу. Und Pony Hütchen trabte zum Blumenstand. "Der Zug ist längst 'rein, Großmutter." — Поїзд уже прийшов, бабусю. "Was mag da nur passiert sein?" "What could have happened there?" — Що там могло статися? überlegte die alte Dame. "Wenn er überhaupt nicht abgefahren wäre, hätte seine Mutter doch depeschiert. "If he hadn't left at all, his mother would have sent a dispatch. «Якби він зовсім не пішов, його мати б телеграфувала. Ob er verkehrt ausgestiegen ist? Did he get off the wrong way? Він зійшов не з тієї дороги? Aber wir haben es doch ganz genau beschrieben!" But we have described it exactly! " Але ми це детально описали!» "Ich werde daraus nicht gescheit", behauptete Pony und tat sich wichtig. "I won't make sense of it," Pony said, pretending to be important. — Я не буду в цьому розуміти, — сказав Поні, удаючи важливий вигляд. "Sicher ist er verkehrt ausgestiegen. "Sure he got off the wrong way. «Очевидно, що він зійшов не тим шляхом. Jungens sind manchmal furchtbar blöde. Boys are terribly stupid sometimes. Хлопчики часом страшенно дурні. Ich möchte wetten! I want to bet! Я хочу посперечатися! Du wirst noch sehen, daß ich recht habe." Ви побачите, що я правий». Und weil ihnen nichts andres übrig blieb, warteten sie von neuem. And because they had no choice, they waited again. І оскільки в них не було іншого вибору, вони знову чекали. Fünf Minuten. Nochmal fünf Minuten. "Das hat nun aber wirklich keinen Zweck", sagte Pony zur Großmutter. "It's really no use," said Pony to the grandmother. — У цьому справді немає сенсу, — сказав Поні бабусі. "Da können wir ja hier stehenbleiben, bis wir schwarz werden. "We can stay here until we turn black. «Ми можемо стояти тут, поки не почорніємо. Ob es noch einen anderen Blumenstand gibt?" "Du kannst ja mal zusehen. «Ви можете подивитися. Aber bleibe nicht so lange!" Hütchen nahm wieder ihr Rad und inspizierte den Bahnhof. Es gab weiter keinen zweiten Blumenstand. Dann fragte sie noch rasch zwei Eisenbahnbeamten Löcher in den Bauch und kam stolz zurück. Then she quickly asked two railway officials holes in the stomach and came back proud. Потім вона швидко розпитала двох службовців залізниці і повернулася горда. "Also", erzählte sie, "Blumenstände gibt's keine sonst. Wäre ja auch komisch. Would be weird too. Це теж було б смішно. Was wollte ich noch sagen? What else did I want to say? Richtig, der nächste Zug aus Neustadt kommt hier 20 Uhr 33 an. Das ist kurz nach halb neun. Це тільки о пів на восьму. Wir gehen jetzt hübsch nach Hause. We're going home pretty now. Und Punkt acht fahre ich mit meinem Rad wieder hierher. А рівно о восьмій я повертаюся сюди на велосипеді. Wenn er dann immer noch nicht da ist, kriegt er einen hundsgemeinen Brief von mir." If he's still not there, he'll get a mean letter from me. " Якщо його все ще немає, він отримає від мене злий лист». "Drücke dich etwas gewählter aus, Pony!" "Be a little more eloquent, pony!" — Висловлюйся трошки красномовніше, поні! "Kriegt er einen Brief, der sich gewaschen hat, kann man auch sagen." "If he gets a letter that has washed, you can also say." «Якщо він отримає вимитого листа, ви також можете сказати». Die Großmutter machte ein besorgtes Gesicht und schüttelte den Kopf. Бабуся стурбовано похитала головою. "Die Sache gefällt mir nicht. "I don't like this thing. Die Sache gefällt mir nicht", erklärte sie. Wenn sie aufgeregt war, sagte sie nämlich alles zweimal. Коли вона була схвильована, вона говорила все двічі. Sie gingen langsam nach Hause. Unterwegs, an der Weidendammer Brücke, fragte Pony Hütchen: "Großmutter, willst du dich auf die Lenkstange setzen?" On the way, at the Weidendammer Bridge, Pony Hütchen asked: "Grandmother, do you want to sit on the handlebars?" Дорогою, на мосту Вайдендам, Поні запитав Хютхен: «Бабусю, ти хочеш сісти на кермо?» "Halte den Mund!" "Замовкни!" "Wieso? «Як так? Schwerer als Zicklers Arthur bist du auch nicht. You're not heavier than Zickler's Arthur either. Ти теж не важчий за Артура Ціклера. Und der setzt sich oft drauf, wenn ich fahre." And he often sits on it when I drive. " І він часто сідає на нього, коли я за кермом». "Wenn das noch ein einziges Mal vorkommt, nimmt dir dein Vater das Rad für immer weg." "If that happens once more, your father will take the bike away from you forever." «Якщо це станеться ще раз, твій батько назавжди забере у тебе твій велосипед». "Ach, euch darf man aber auch gar nichts erzählen", schimpfte Pony. "Oh, you are not allowed to tell anything either," scolded Pony. «О, але вам заборонено нічого говорити», — докоряв Поні. Als sie zu Hause - Schumannstraße 15 - angekommen waren, gab es bei Ponys Eltern, Heimbold hießen sie, große Aufregung. When they got home - Schumannstrasse 15 - there was great excitement at Pony's parents, their name was Heimbold. Коли вони повернулися додому на Шуманштрассе, 15, батьки Поні, яких звали Хеймбольд, були дуже схвильовані. Jeder wollte wissen, wo Emil war, und keiner wußte es. Der Vater riet, an Emils Mutter zu depeschieren. The father advised telephoning Emil's mother. Батько порадив зателефонувати матері Еміля. "Um Gotteswillen!" "For God's sake!" "Заради Бога!" rief seine Frau, Ponys Mutter. — покликала його дружина, мати Поні. "Sie würde sich zu Tode erschrecken. «Вона була б налякана до смерті. Wir gehen gegen acht Uhr noch einmal auf den Bahnhof. Близько восьмої години повертаємося на вокзал. Vielleicht kommt er mit dem nächsten Zug." "Hoffentlich", jammerte die Großmutter, "aber ich kann mir nicht helfen: die Sache gefällt mir nicht, die Sache gefällt mir nicht!" "Die Sache gefällt mir nicht", sagte Pony Hütchen und wiegte bedenklich ihr kleines Haupt hin und her. "I don't like the thing," said Pony Hütchen, rocking her little head doubtfully. — Мені це не подобається, — сказала Поні Хатчен, задумливо похитуючи маленькою голівкою.