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Emil und die Detektive von Erich Kästner, 03. Die Reise nach Berlin kann losgehen

03. Die Reise nach Berlin kann losgehen

Drittes Kapitel - Die Reise nach Berlin kann losgehen

Emil nahm seine Schülermütze ab und sagte: "Guten Tag, meine Herrschaften. Ist vielleicht noch ein Plätzchen frei?" Natürlich war noch ein Platz frei. Und eine dicke Dame, die sich den linken Schuh ausgezogen hatte, weil er drückte, sagte zu ihrem Nachbarn, einem Mann, der beim Atmen schrecklich schnaufte: "Solche höflichen Kinder sind heutzutage selten. Wenn ich da an meine Jugend zurückdenke, Gott! da herrschte ein andrer Geist." Dabei turnte sie im Takte mit den gequetschten Zehen im linken Strumpf herum. Emil schaute interessiert zu. Und der Mann konnte vor Schnaufen kaum nicken. Daß es Leute gibt, die immer sagen: Gott, früher war alles besser, das wußte Emil längst. Und er hörte überhaupt nicht mehr hin, wenn jemand erklärte, früher sei die Luft gesünder gewesen, oder die Ochsen hätten größere Köpfe gehabt. Denn das war meistens nicht wahr, und die Leute gehörten bloß zu der Sorte, die nicht zufrieden sein wollen, weil sie sonst zufrieden wären. Er tastete die rechte Jackentasche ab und gab erst Ruhe, als er das Kuvert knistern hörte. Die Mitreisenden sahen soweit ganz vertrauenerweckend und nicht gerade wie Räuber und Mörder aus. Neben dem schrecklich schnaufenden Mann saß eine Frau, die an einem Schal häkelte. Und am Fenster, neben Emil, las ein Herr im steifen Hut die Zeitung. Plötzlich legte er das Blatt beiseite, holte aus seiner Tasche eine Ecke Schokolade, hielt sie dem Knaben hin und sagte: "Na, junger Mann, wie wär's?" "Ich bin so frei", antwortete Emil und nahm die Schokolade. Dann zog er, hinterher erst, hastig seine Mütze, verbeugte sich und meinte: "Emil Tischbein ist mein Name." Die Reisegefährten lächelten. Der Herr lüftete seinerseits ernst den steifen Hut und sagte: "Sehr angenehm, ich heiße Grundeis." Dann fragte die dicke Dame, die den linken Schuh ausgezogen hatte: "Lebt denn in Neustadt der Schnittwarenhändler Kurzhals noch?" "Ja freilich lebt Herr Kurzhals noch", berichtete Emil, "kennen Sie ihn? Er hat jetzt das Grundstück gekauft, auf dem sein Geschäft ist." "So, na grüß ihn schön von Frau Jakob aus Groß-Grünau." "Ich fahre doch aber nach Berlin." "Das hat ja auch Zeit, bis du zurückkommst", sagte Frau Jakob, turnte wieder mit den Zehen und lachte, daß ihr der Hut ins Gesicht rutschte. "So, so, nach Berlin fährst du?" fragte Herr Grundeis. "Jawohl, und meine Großmutter wartet am Bahnhof Friedrichstraße am Blumenstand", antwortete Emil und faßte sich wieder ans Jackett. Und das Kuvert knisterte, Gott sei Dank, noch immer. "Kennst du Berlin schon?" "Nein." "Na, da wirst du aber staunen! In Berlin gibt es neuerdings Häuser, die sind hundert Stockwerke hoch, und die Dächer hat man am Himmel festbinden müssen, damit sie nicht fortwehen ... Und wenn es jemand besonders eilig hat, und er will in ein andres Stadtviertel, so packt man ihn auf dem Postamt rasch in eine Kiste, steckt die in eine Röhre und schießt sie, wie einen Rohrpostbrief, zu dem Postamt, das in dem Viertel liegt, wo der Betreffende hin möchte . Und wenn man kein Geld hat, geht man auf die Bank und läßt sein Gehirn als Pfand dort, und da kriegt man tausend Mark. Der Mensch kann nämlich nur zwei Tage ohne Gehirn leben; und er kriegt es von der Bank erst wieder, wenn er zwölfhundert Mark zurückzahlt. Es sind jetzt kolossal moderne medizinische Apparate erfunden worden und .. ." "Sie haben wohl Ihr Gehirn auch gerade auf der Bank", sagte der Mann, der so schrecklich schnaufte, zu dem Herrn im steifen Hut und fügte hinzu: "Lassen Sie doch den Blödsinn!" Der dicken Frau Jakob standen vor Angst die Zehen still. Und die Dame, die den Schal häkelte, hielt inne. Emil lachte gezwungen. Und zwischen den Herren kam es zu einer längeren Auseinandersetzung. Emil dachte: Ihr könnt mich gern haben! und packte seine Wurststullen aus, obwohl er eben erst Mittag gegessen hatte. Als er die dritte Stulle kaute, hielt der Zug auf einem großen Bahnhof. Emil sah kein Stationsschild, und er verstand auch nicht, was der Schaffner vor dem Fenster brüllte. Fast alle Fahrgäste stiegen aus; der schnaufende Mann, die häkelnde Dame und auch Frau Jakob. Sie wäre beinahe zu spät gekommen, weil sie ihren Schuh nicht wieder zukriegte. "Also grüße Herrn Kurzhals schön", sagte sie noch. Emil nickte. Und dann waren er und der Herr mit dem steifen Hut allein. Das gefiel Emil nicht sehr. Ein Mann, der Schokolade verteilt und verrückte Geschichten erzählt, ist nichts Genaues. Emil wollte, zur Abwechslung, wieder einmal nach dem Kuvert fassen. Er wagte es aber nicht, sondern ging, als der Zug weiterfuhr, auf die Toilette, holte dort das Kuvert aus der Tasche, zählte das Geld - es stimmte immer noch - und war ratlos, was er machen sollte. Endlich kam ihm ein Gedanke. Er nahm eine Nadel, die er im Jackettkragen fand, steckte sie erst durch die drei Scheine, dann durch das Kuvert und schließlich durch das Anzugfutter durch. Er nagelte sozusagen sein Geld fest. So, dachte er, nun kann nichts mehr passieren. Und dann ging er wieder ins Coupé. Herr Grundeis hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht und schlief. Emil war froh, daß er sich nicht zu unterhalten brauchte, und blickte durchs Fenster. Bäume, Windmühlen, Felder, Fabriken, Kuhherden, winkende Bauern zogen draußen vorbei. Und es war sehr hübsch anzusehen, wie sich alles vorüber drehte, fast wie auf einer Grammophonplatte. Aber schließlich kann man nicht stundenlang durchs Fenster starren. Herr Grundeis schlief immer weiter und schnarchte ein bißchen. Emil wäre gern auf und ab marschiert, aber dann hätte er den andern geweckt, und das wollte er ganz und gar nicht. Er lehnte sich also in die entgegengesetzte Ecke des Coupés und betrachtete den Schläfer. Warum der Mann nur immer den Hut aufbehielt? Und ein längliches Gesicht hatte er, einen ganz schmalen schwarzen Schnurrbart und hundert Falten um den Mund, und die Ohren waren sehr dünn und standen weit ab. Wupp! Emil zuckte zusammen und erschrak. Beinahe wäre er eingeschlafen! Das durfte er unter keinen Umständen. Wenn doch wenigstens noch irgend jemand zugestiegen wäre! Der Zug hielt ein paarmal, aber es kam kein Mensch. Dabei war es erst vier Uhr, und Emil hatte noch über zwei Stunden zu fahren. Er kniff sich in die Beine. In der Schule half das immer, wenn Herr Bremser Geschichte gab. Eine Weile ging's. Und Emil überlegte sich, wie Pony Hütchen jetzt aussähe. Aber er konnte sich gar nicht mehr auf ihr Gesicht besinnen. Er wußte nur, daß sie während des letzten Besuchs - als sie und die Großmutter und Tante Martha in Neustadt gewesen waren - mit ihm hatte boxen wollen. Er hatte natürlich abgelehnt, weil sie Papiergewicht war und er mindestens Halbschwergewicht. Das wäre unfair, hatte er damals gesagt. Und wenn er ihr einen Uppercut geben würde, müsse man sie hinterher von der Wand runterkratzen. Sie hatte aber erst Ruhe gegeben, als Tante Martha dazwischenkam. Schwupp! Er fiel fast von der Bank. Schon wieder eingeschlafen? Er kniff und kniff sich in die Beine. Sicher hatte er schon überall blaue und grüne Flecken. Und trotzdem wollte es nichts nützen. Er versuchte es mit Knopf zählen. Er zählte von oben nach unten und dann noch einmal von unten nach oben. Von oben nach unten waren es dreiundzwanzig Knöpfe. Und von unten nach oben vierundzwanzig. Emil lehnte sich zurück und überlegte, woran das wohl liegen könnte. Und dabei schlief er ein.


03. Die Reise nach Berlin kann losgehen 03. the journey to Berlin can start 03. le voyage à Berlin peut commencer 03\. Путешествие в Берлин можно начинать 03 Подорож до Берліна може розпочатися

Drittes Kapitel - Die Reise nach Berlin kann losgehen

Emil nahm seine Schülermütze ab und sagte: "Guten Tag, meine Herrschaften. Ist vielleicht noch ein Plätzchen frei?" ¿Todavía hay un lugar disponible?" Natürlich war noch ein Platz frei. Und eine dicke Dame, die sich den linken Schuh ausgezogen hatte, weil er drückte, sagte zu ihrem Nachbarn, einem Mann, der beim Atmen schrecklich schnaufte: "Solche höflichen Kinder sind heutzutage selten. And a fat lady, who had taken off her left shoe because it pinched, said to her neighbor, a man who was panting terribly when he was breathing: "Such polite children are rare these days. Wenn ich da an meine Jugend zurückdenke, Gott! When I think back to my youth, God! Когда я вспоминаю свою молодость, Боже! da herrschte ein andrer Geist." there was a different spirit." Dabei turnte sie im Takte mit den gequetschten Zehen im linken Strumpf herum. In doing so, she twirled around in time with her squeezed toes in her left stocking. Emil schaute interessiert zu. Эмиль с интересом наблюдал. Und der Mann konnte vor Schnaufen kaum nicken. And the man could hardly nod for panting. Daß es Leute gibt, die immer sagen: Gott, früher war alles besser, das wußte Emil längst. Emil knew for a long time that there are people who always say: God, everything used to be better. Und er hörte überhaupt nicht mehr hin, wenn jemand erklärte, früher sei die Luft gesünder gewesen, oder die Ochsen hätten größere Köpfe gehabt. And he no longer listened at all when someone explained that the air used to be healthier or that the oxen had bigger heads. Denn das war meistens nicht wahr, und die Leute gehörten bloß zu der Sorte, die nicht zufrieden sein wollen, weil sie sonst zufrieden wären. Because that wasn't true most of the time, and people were just the kind of people who don't want to be satisfied because they would be satisfied otherwise. Er tastete die rechte Jackentasche ab und gab erst Ruhe, als er das Kuvert knistern hörte. He felt the right pocket of his jacket and only stopped when he heard the envelope crackling. Die Mitreisenden sahen soweit ganz vertrauenerweckend und nicht gerade wie Räuber und Mörder aus. The fellow passengers looked so trustworthy and not exactly like robbers and murderers. Neben dem schrecklich schnaufenden Mann saß eine Frau, die an einem Schal häkelte. Next to the man, panting terribly, was a woman crocheting a shawl. Und am Fenster, neben Emil, las ein Herr im steifen Hut die Zeitung. And at the window, next to Emil, a gentleman in a bowler hat was reading the newspaper. Plötzlich legte er das Blatt beiseite, holte aus seiner Tasche eine Ecke Schokolade, hielt sie dem Knaben hin und sagte: "Na, junger Mann, wie wär's?" Suddenly he put the paper aside, took a piece of chocolate out of his pocket, held it out to the boy and said: "Well, young man, how about it?" "Ich bin so frei", antwortete Emil und nahm die Schokolade. "I'm so free," Emil answered and took the chocolate. Dann zog er, hinterher erst, hastig seine Mütze, verbeugte sich und meinte: "Emil Tischbein ist mein Name." Die Reisegefährten lächelten. Der Herr lüftete seinerseits ernst den steifen Hut und sagte: "Sehr angenehm, ich heiße Grundeis." For his part, the gentleman seriously lifted his bowler hat and said: "Very nice, my name is Grundeis." Dann fragte die dicke Dame, die den linken Schuh ausgezogen hatte: "Lebt denn in Neustadt der Schnittwarenhändler Kurzhals noch?" Then the fat lady, who had taken off her left shoe, asked: "Is Kurzhals, the cut goods dealer, still alive in Neustadt?" "Ja freilich lebt Herr Kurzhals noch", berichtete Emil, "kennen Sie ihn? Er hat jetzt das Grundstück gekauft, auf dem sein Geschäft ist." He has now bought the land where his shop is located." "So, na grüß ihn schön von Frau Jakob aus Groß-Grünau." "Well, say hello to him from Mrs. Jakob from Groß-Grünau." "Ich fahre doch aber nach Berlin." "Das hat ja auch Zeit, bis du zurückkommst", sagte Frau Jakob, turnte wieder mit den Zehen und lachte, daß ihr der Hut ins Gesicht rutschte. "There's plenty of time before you come back," said Frau Jakob, flexing her toes again and laughing so hard that her hat slipped over her face. "So, so, nach Berlin fährst du?" fragte Herr Grundeis. "Jawohl, und meine Großmutter wartet am Bahnhof Friedrichstraße am Blumenstand", antwortete Emil und faßte sich wieder ans Jackett. "Yes, and my grandmother is waiting at the flower stand at the Friedrichstrasse train station," answered Emil, touching his jacket again. Und das Kuvert knisterte, Gott sei Dank, noch immer. And the envelope, thank God, was still crackling. "Kennst du Berlin schon?" "Nein." "Na, da wirst du aber staunen! "Well, you'll be amazed! In Berlin gibt es neuerdings Häuser, die sind hundert Stockwerke hoch, und die Dächer hat man am Himmel festbinden müssen, damit sie nicht fortwehen ... Und wenn es jemand besonders eilig hat, und er will in ein andres Stadtviertel, so packt man ihn auf dem Postamt rasch in eine Kiste, steckt die in eine Röhre und schießt sie, wie einen Rohrpostbrief, zu dem Postamt, das in dem Viertel liegt, wo der Betreffende hin möchte . In Berlin there are recently houses that are a hundred stories high, and the roofs had to be tied to the sky so that they wouldn't blow away... And if someone is in a particular hurry and wants to go to another part of the city, they pack them up quickly into a box at the post office, put it in a tube and, like a pneumatic tube letter, shoot it to the post office in the area where the person concerned wants to go . Und wenn man kein Geld hat, geht man auf die Bank und läßt sein Gehirn als Pfand dort, und da kriegt man tausend Mark. And if you don't have any money, you go to the bank and leave your brain there as collateral, and you get a thousand marks. Der Mensch kann nämlich nur zwei Tage ohne Gehirn leben; und er kriegt es von der Bank erst wieder, wenn er zwölfhundert Mark zurückzahlt. For man can only live two days without a brain; and he won't get it back from the bank until he pays back twelve hundred marks. Es sind jetzt kolossal moderne medizinische Apparate erfunden worden und .. Colossal modern medical apparatuses have now been invented and .. ." "Sie haben wohl Ihr Gehirn auch gerade auf der Bank", sagte der Mann, der so schrecklich schnaufte, zu dem Herrn im steifen Hut und fügte hinzu: "Lassen Sie doch den Blödsinn!" "You probably have your brain on the bench right now," said the man, who was panting so terribly, to the gentleman in the bowler hat and added: "Stop that nonsense!" Der dicken Frau Jakob standen vor Angst die Zehen still. Fat Frau Jakob's toes stood still in fear. Und die Dame, die den Schal häkelte, hielt inne. And the lady who was crocheting the shawl stopped. Emil lachte gezwungen. Emil forced a laugh. Und zwischen den Herren kam es zu einer längeren Auseinandersetzung. And between the gentlemen there was a long argument. Emil dachte: Ihr könnt mich gern haben! Emil thought: You're welcome to have me! und packte seine Wurststullen aus, obwohl er eben erst Mittag gegessen hatte. and unpacked his sausage sandwiches, although he had just eaten lunch. Als er die dritte Stulle kaute, hielt der Zug auf einem großen Bahnhof. Emil sah kein Stationsschild, und er verstand auch nicht, was der Schaffner vor dem Fenster brüllte. Fast alle Fahrgäste stiegen aus; der schnaufende Mann, die häkelnde Dame und auch Frau Jakob. Sie wäre beinahe zu spät gekommen, weil sie ihren Schuh nicht wieder zukriegte. "Also grüße Herrn Kurzhals schön", sagte sie noch. Emil nickte. Und dann waren er und der Herr mit dem steifen Hut allein. Das gefiel Emil nicht sehr. Ein Mann, der Schokolade verteilt und verrückte Geschichten erzählt, ist nichts Genaues. A man handing out chocolate and telling crazy stories isn't accurate. Emil wollte, zur Abwechslung, wieder einmal nach dem Kuvert fassen. Er wagte es aber nicht, sondern ging, als der Zug weiterfuhr, auf die Toilette, holte dort das Kuvert aus der Tasche, zählte das Geld - es stimmte immer noch - und war ratlos, was er machen sollte. Endlich kam ihm ein Gedanke. Er nahm eine Nadel, die er im Jackettkragen fand, steckte sie erst durch die drei Scheine, dann durch das Kuvert und schließlich durch das Anzugfutter durch. Er nagelte sozusagen sein Geld fest. So, dachte er, nun kann nichts mehr passieren. Und dann ging er wieder ins Coupé. Herr Grundeis hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht und schlief. Emil war froh, daß er sich nicht zu unterhalten brauchte, und blickte durchs Fenster. Bäume, Windmühlen, Felder, Fabriken, Kuhherden, winkende Bauern zogen draußen vorbei. Und es war sehr hübsch anzusehen, wie sich alles vorüber drehte, fast wie auf einer Grammophonplatte. And it was very pretty to watch as it all spun past, almost like a gramophone record. Aber schließlich kann man nicht stundenlang durchs Fenster starren. Herr Grundeis schlief immer weiter und schnarchte ein bißchen. Emil wäre gern auf und ab marschiert, aber dann hätte er den andern geweckt, und das wollte er ganz und gar nicht. Emil would have liked to pace up and down, but then he would have woken up the other one, and he didn't want that at all. Er lehnte sich also in die entgegengesetzte Ecke des Coupés und betrachtete den Schläfer. So he leaned into the opposite corner of the coupe and looked at the sleeper. Warum der Mann nur immer den Hut aufbehielt? Und ein längliches Gesicht hatte er, einen ganz schmalen schwarzen Schnurrbart und hundert Falten um den Mund, und die Ohren waren sehr dünn und standen weit ab. And he had a long face, a very narrow black mustache and a hundred wrinkles around his mouth, and his ears were very thin and stuck out far. Wupp! Emil zuckte zusammen und erschrak. Emil winced and got a fright. Beinahe wäre er eingeschlafen! Das durfte er unter keinen Umständen. Wenn doch wenigstens noch irgend jemand zugestiegen wäre! Der Zug hielt ein paarmal, aber es kam kein Mensch. The train stopped a couple of times, but nobody came. Dabei war es erst vier Uhr, und Emil hatte noch über zwei Stunden zu fahren. Er kniff sich in die Beine. In der Schule half das immer, wenn Herr Bremser Geschichte gab. Eine Weile ging's. Und Emil überlegte sich, wie Pony Hütchen jetzt aussähe. And Emil wondered what Pony Hütchen would look like now. Aber er konnte sich gar nicht mehr auf ihr Gesicht besinnen. Er wußte nur, daß sie während des letzten Besuchs - als sie und die Großmutter und Tante Martha in Neustadt gewesen waren - mit ihm hatte boxen wollen. Er hatte natürlich abgelehnt, weil sie Papiergewicht war und er mindestens Halbschwergewicht. Das wäre unfair, hatte er damals gesagt. Und wenn er ihr einen Uppercut geben würde, müsse man sie hinterher von der Wand runterkratzen. And if he gave her an uppercut, you would have to scrape her off the wall afterwards. Sie hatte aber erst Ruhe gegeben, als Tante Martha dazwischenkam. But she only calmed down when Aunt Martha intervened. Schwupp! Er fiel fast von der Bank. He almost fell off the bench. Schon wieder eingeschlafen? Er kniff und kniff sich in die Beine. Sicher hatte er schon überall blaue und grüne Flecken. Und trotzdem wollte es nichts nützen. And yet it was of no use. Er versuchte es mit Knopf zählen. He tried button counting. Er zählte von oben nach unten und dann noch einmal von unten nach oben. Von oben nach unten waren es dreiundzwanzig Knöpfe. Und von unten nach oben vierundzwanzig. Emil lehnte sich zurück und überlegte, woran das wohl liegen könnte. Und dabei schlief er ein.