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Cinema Strikes Back, DIE VERURTEILTEN: Ist das WIRKLICH der beste Film aller Zeiten? (BACK TO THE 90S)

DIE VERURTEILTEN: Ist das WIRKLICH der beste Film aller Zeiten? (BACK TO THE 90S)

(Belebte Musik)

Willkommen hier auf "Cinema Strikes Back"

zu einer weiteren Folge von "Back to the 90s".

Eine Woche lang besprechen wir jeden Tag einen anderen bekannten Film aus den 90ern, den die meisten als großartig einschätzen. Heute ist ein besonderer Film dran.

Ich begrüße meinen Debattierkollegen Jonas. Hallo, Jonas.

Hallo, Alper.

Wir sprechen über einen Film mit kompliziertem englischem Titel.

Nämlich "Shawshank Redemption".

Auf Deutsch besser bekannt unter dem Titel "Die Verurteilten".

Tatsächlich Platz Eins auf IMDb, der bestbewerteste Film auf der größten Filmdatenbank aller Zeiten. Um den Film geht es heute.

Und wir haben uns an "Jugend debattiert" orientiert wie die letzten zwei Tage. Wir haben einen genauen Aufbau. Jonas hat keine Wahl, er muss gegen den Film sein.

Wir haben das ausgelost. Und ich argumentiere für den Film.

Warum der Film so großartig ist und all das Lob verdient hat.

Das in drei Runden. Zuerst die Eröffnungsrunde.

Dann diskutieren durcheinander und dann ein Schlussplädoyer.

Bist du bereit, Jonas? Was sagst du? - I was born ready.

Hast du dich gut vorbereitet? - Äh, ich denke schon.

Ich hab mir einige Argumente mal näher angeschaut.

Ähm, bin gespannt. - Warum der Film nicht gut ist?

Genau.

Da bin ich mal sehr gespannt.

Pro beginnt, ich starte mit dem Eröffnungsplädoyer.

(Erwartungsvolle Musik)

Ja, es ist der bestbewerteste Film aller Zeiten.

Aber wir wissen, das bedeutet zum einen nichts, Reviews sind Schall und Rauch. Ich glaube sogar, dass es dem Film ein bisschen schadet, weil er fast als Meme wahrgenommen wird. Das hat auch einen Grund.

Selten ist ein Film so rund und so perfekt und hat so eine großartige, starke Figur. Es geht nämlich um einen Mann, der sich von der Gesellschaft nicht brechen lässt. Der auch im Gefängnis nach allem greift, um sich die Freiheit zu wahren. Und einen Morgan Freeman an seiner Seite hat, der ihn zuerst die Regeln des Knasts lehrt, dann aber viel Menschliches von Andy lernt. Es geht um Hoffnung, es geht um Beständigkeit. Und es ist ein ganz relevantes Thema. Denn selbst der konservativste Wähler in den USA kann nicht abstreiten, dass das US-amerikanische Gefängnissystem nicht kaputt ist. Es resozialisiert nicht, es zerstört Menschen heute wie damals.

Dieser Film gibt diesen Menschen ein Gesicht und erzählt ihre Geschichte, aber steht auch für so viel mehr. (Ticken, Weckerklingeln)

Gut getimt.

Die Verurteilten ist vielleicht auf IMDb auf Platz Eins der bestbewerteten Filme aller Zeiten. Wir wissen alle, er steht im Schatten von einem ähnlichen, aber größerem, besserem Film. Nämlich The Green Mile.

Ich würde so weit gehen und Die Verurteilten als den doofen kleinen Bruder von The Green Mile bezeichnen. "Warum das, Jonas?", werden sich einige fragen. Die Antagonisten sind eintöniger und oberflächlicher als in jedem Marvelfilm. Wir haben einen brutalen Vergewaltiger und Mithäftling. Dann den grausamen, brutalen Gefängniswärter. Und zuletzt den strikten korrupten und unbarmherzigen Direktor. Alle sind in ihrer Charakterzeichnung durchgehend böse.

Man kann ihnen nichts Gutes abgewinnen.

Das macht es einem zu einfach, diese Figuren zu hassen.

Da macht es sich der Film zu einfach.

Einfach macht es sich der Film auch mit seinen Frauenfiguren.

Die kommen im Prinzip nicht vor.

On screen kann man die an einer Hand abzählen.

Eine spricht nicht, eine betrügt ihren Mann und sorgt so indirekt dafür, dass er im Knast verrottet. Und die Postergirls. Was ist das für ein Frauenbild? (Weckerklingeln)

(Erwartungsvolle Musik)

Jonas? - Ja.

Es ist ein Männergefängnis. - Ja.

Die ... und mal ganz anders:

Die Frau ist schuld, weil sie ermordet wird?

Weißt du wie man das nennt? Das nennt man "Victim Blaming".

Du machst das Opfer zum Täter.

Nein, sie ist ein wenig mit schuld durch den Betrug, dass er im Gefängnis landet. Das, dieses Frauenbild, weißt du? - Wieso ist sie mit schuld? Oder findest du, dass für Ehebruch die gerechte Strafe der Tod sein sollte? Willst du das sagen? - Nein.

Du verstehst nicht, wie ich das meine.

Sie ist mit schuld, der Film zeigt das ja so.

Deshalb sag ich ja, das Frauenbild ist ein bisschen verquer in der ganzen Angelegenheit. Auch wenn du von dem Poster sprichst, ich finde ja, genau darum geht's ja. Das zeigt ja, wie sehr der Film mit Poesie einfach erfüllt ist.

Der Gefängnisdirektor versteckt hinter seinem Bibelvers schmutziges Geld. Andy versteckt hinter den schmutzigen Postern seinen Weg in die Freiheit. Ich find das unglaublich schön umgekehrt.

Wo du grad schon bei dem To- ... Toaster, bei dem Poster bist, ähm, findest du nicht, als ich das gestern noch mal geschaut hab ... Findest du nicht, dass dieser Twist etwas unglaubwürdig ist?

Von einem Mann, der jahrzehntelang im Knast sitzt und hinter einem Poster einen Tunnel gräbt und das niemals rauskommt? - Ich find's ...

Das ist schon sehr konstruiert. - Ich find's hochintelligent.

Weil, ähm ...

Aber nicht von allen anderen Figuren.

Ich mein, er hat das perfekte Werkzeug gefunden, das er verstecken kann, auch in der Bibel. Er versteckt seinen Weg in die Freiheit in diesem heiligen Ding, äh, das der Gefängniswärter so als ... Er brüstet sich ja damit, dass er so heilig ist, aber tief im Inneren total verdorben ist. Ja, aber das ...

Ich finde, das passt perfekt zu Andy, dass er dieses kleine Werkzeug über Jahre benutzt und so seinen Ausbruch über viele Jahre vorbereitet. Aber es ist schon ein Stück unglaubwürdig, dass, zum einen hinter dem Poster versteckt er das und das andere in der Bibel, dass das niemals aufgefallen ist. Das ist schon ... Ich find, das ist zu sehr konstruiert.

Aber seine Zelle wurde doch durchsucht, mehrmals.

Na ja, durchsucht. Einmal.

Die sind da hingegangen und haben alles kreuz und quer gestellt. Und das ist nicht aufgefallen. Was sagst du dazu, dass das ein Film von alten, weißen Männern ist mit nur einem schwarzen Alibifreund, Morgan Freeman. So, der Posterboy der weißen Männer. Ja, aber es gibt ja noch einen weiteren. Es ist von 1994, das darf man nicht vergessen.

Ich finde Morgan Freemans Figur stark geschrieben.

Er ist anfangs dieser Typ, der ihn quasi in diese Welt einführt.

Am Ende lernt er ... muss er aber feststellen, dass er viel mehr von Andy zu lernen hat. Andy ist so ein ... Ich find Andy so eine unglaubliche starke Figur.

Ich find, bei keiner Figur gibt's wirklich eine Entwicklung in dieser ganzen Geschichte. Also, keine ... Bei Morgan Freeman? Aber hallo, auf jeden Fall.

Ich hab vergessen, wie die Figur heißt.

Aber er macht eine gewaltige ... - Du weißt nicht mal, wie sie heißt.

(Weckerklingeln)

(Erwartungsvolle Musik)

Ja, "Red", heißt Morgan Freeman's Figur,

und auch Andy zeigen ja, dass manchmal Menschen von außen verdorben sind.

Manchmal hältst du sie für Mörder, die lebenslänglich im Knast verharren sollten.

Die aber in Wahrheit gute Menschen innen drin sind.

Während der Gefängnisdirektor immer auf heilig tut, aber wirklich bis in die Knochen verdorben ist.

Ähm, für mich ist es vor allem deswegen ein Meistermerk, äh, Meisterwerk, weil er damals großartig war und wunderbar gealtert ist.

Es ist mehr als eine schnöde Gefängnisstory.

Du kannst das Gefängnis auf jedes Umfeld in deinem Alltag beziehen.

Die Familie, die Schule, deinen Job, oder was immer Mauern um dich herum aufbaut.

Stephen King ein Genie, nicht weil er gruselig schreiben kann, sondern weil er das Menschliche in uns findet. Selbst in durch und durch menschenfeindlichen Umgebungen.

Die Verurteilen dreht sich um Freundschaft, um Mut, um Freiheit und Hoffnung.

Dieser Film erinnert uns daran, nie aufzugeben und immer zu kämpfen für unsere Freiheit und unsere Rechte.

Daher find ich ihn stark, heute wie damals.

(Weckerklingeln)

Ja, Die Verurteilten ist so eine Sache.

Der romantisiert schon teils das Gefängnisleben.

Klar, am Anfang ist es etwas ruppig.

Wenn man sich erst mal reingehängt hat, wird alles gut.

Ist man in diesem Mikrokosmos angekommen und hat sich eingelebt, will man nicht weg.

Das geht so weit, dass sich Menschen so danach sehnen, dass sie in der normalen Welt nicht klarkommen.

Es geht um Verbrecher, auch wenn die Hauptfigur unschuldig ist.

Die sitzen nicht ohne Grund im Gefängnis.

Alle Menschen, die nicht an diesem Gefängnisleben teilnehmen, werden im Film als brutal, als dumm, bestechlich und gemein dargestellt.

Da haben wir eine weitere Bestätigung, dass Green Mile besser damit umgegangen ist.

Die meisten Figuren, ob vor oder dahinter, vor oder hinter den Gittern werden dort als Menschen und nicht als Abziehbilder behandelt.

In einer demokratischen Gesellschaft sollte es nicht erstrebenswert sein, den Knast zu schön darzustellen.

Denn er ist immer noch eine Strafe und keine Belohnung.

(Getragene Musik)

Jonas, ich habe eine Frage. - Ja.

Unter uns. Du hast gesagt,

Die Verurteilten ist der doofe kleine Bruder von Green Mile. - Ja.

Möchtest du diese Aussage so im Raum stehen lassen?

Ich muss ehrlich gesagt sagen,

ich mag The Green Mile mehr als Die Verurteilten.

Die Verurteilten wird, ist immer so auf Platz Eins und führt viele Bestenlisten an.

Aber für mich ist The Green Mile der bessere Film.

Also, wie gesagt, weil auch die Gefängniswärter da eine größere Rolle spielen und da nicht nur ...

Es kommen Gefängniswärter vor in Die Verurteilten, die nett sind. Aber sonst haben wir immer nur jeweils der Böse.

Na ja, aber das ist ja ...

Du hast gesagt, dass das Gefängnisleben romantisiert wird.

Da musste ich stutzen.

Am Anfang des Films wird einer der Gefängnisinsassen, weil er nachts geweint hat, ähm, wird er umgebracht.

Er wird ja totgeschlagen. - Damit fängt's ja an.

Ich hab ja gesagt, der Anfang ist etwas ruppig, wenn man sich anstellt. Aber man kann sich leicht einleben.

Du findest den unrechtmäßigen Mord einer Institution an einem Gefängnisinsassen findest du ruppig?

Ich muss aber auch zugeben, es ist wirklich schwierig, bei Die Verurteilten was Negatives zu finden. - Ja.

(Alper:) Ich muss aber sagen, ich hab den Film zum dritten Mal gesehen.

Ich weiß noch, das erste Mal fand ich den nicht so großartig und hab diesen Hype nicht verstanden.

Deswegen mein ich auch, ich glaub, dieser Hype schadet dem Film eher.

Mhm. - Denn jetzt als ich den noch mal, als ich den zum zweiten Mal gesehen hab, jetzt zum dritten Mal mit Abstand bewundere ich den Film, weil ich den rund finde, ich find den berührend.

Ich find den total menschlich. Ich liebe Morgan Freeman in dem Film.

Deswegen, ich dachte mir auch die ganze Zeit:

Oh Gott, was will Jonas da erzählen morgen?

(Lachen)

(Jonas:) Auf Platz Eins bei IMDb ist er nur dadurch gekommen, weil sich Fanboys von The Dark Knight und der Pate so ein bisschen mit Review-Bombing, ähm, bekriegt haben.

(Alper:) Ja, ja. So Ein- und Zehn-Punkte-Bewertungen.

Ich find, das schadet dem Film, weil du nicht über den Film redest, sondern nur: Hat er diesen Hype verdient?

Dabei geht unter, was für ein berührender Film das ist.

Ich find den um Längen besser als The Green Mile.

(Jonas:) Oh, dann müssen wir wohl das noch irgendwann anders nachholen.

(Alper:) Dass wir auch darüber reden?

Ich würd The Green Mile nicht als schlecht bezeichnen.

Ist schon etwas her, dass ich den gesehen habe.

Was sagt ihr, liebe Zuschauer und Zuschauerinnen?

Wer hat besser argumentiert? Wie findet ihr den Film?

Schreibt es gern in die Kommentare.

Wir machen morgen und übermorgen weiter mit "Back to the 90s".

Abonniert "Cinema Strikes Back" dann verpasst ihr keines dieser Videos.

Wir verlinken euch auf jeden Fall noch ein Video aus dem "Funk"-Netzwerk über den Gefängnisalltag in Deutschland.

Das solltet ihr euch unbedingt ansehen.

Wir verlinken euch auch "Back to the 90s" von gestern, es ging um Star Wars Episode I. Schaut das an.

Danke, Jonas, fürs Mitmachen. - Danke, Alper, fürs Mitmachen.

Bis morgen. Tschüss. - Tschau.


DIE VERURTEILTEN: Ist das WIRKLICH der beste Film aller Zeiten? (BACK TO THE 90S) THE CONDEMNED: Is this REALLY the best movie ever? (BACK TO THE 90S)

(Belebte Musik)

Willkommen hier auf "Cinema Strikes Back"

zu einer weiteren Folge von "Back to the 90s".

Eine Woche lang besprechen wir jeden Tag einen anderen bekannten Film aus den 90ern, den die meisten als großartig einschätzen. Heute ist ein besonderer Film dran.

Ich begrüße meinen Debattierkollegen Jonas. Hallo, Jonas.

Hallo, Alper.

Wir sprechen über einen Film mit kompliziertem englischem Titel.

Nämlich "Shawshank Redemption".

Auf Deutsch besser bekannt unter dem Titel "Die Verurteilten".

Tatsächlich Platz Eins auf IMDb, der bestbewerteste Film auf der größten Filmdatenbank aller Zeiten. Um den Film geht es heute.

Und wir haben uns an "Jugend debattiert" orientiert wie die letzten zwei Tage. Wir haben einen genauen Aufbau. Jonas hat keine Wahl, er muss gegen den Film sein.

Wir haben das ausgelost. Und ich argumentiere für den Film.

Warum der Film so großartig ist und all das Lob verdient hat.

Das in drei Runden. Zuerst die Eröffnungsrunde.

Dann diskutieren durcheinander und dann ein Schlussplädoyer.

Bist du bereit, Jonas? Was sagst du? - I was born ready.

Hast du dich gut vorbereitet? - Äh, ich denke schon.

Ich hab mir einige Argumente mal näher angeschaut.

Ähm, bin gespannt. - Warum der Film nicht gut ist?

Genau.

Da bin ich mal sehr gespannt.

Pro beginnt, ich starte mit dem Eröffnungsplädoyer.

(Erwartungsvolle Musik)

Ja, es ist der bestbewerteste Film aller Zeiten.

Aber wir wissen, das bedeutet zum einen nichts, Reviews sind Schall und Rauch. Ich glaube sogar, dass es dem Film ein bisschen schadet, weil er fast als Meme wahrgenommen wird. Das hat auch einen Grund.

Selten ist ein Film so rund und so perfekt und hat so eine großartige, starke Figur. Es geht nämlich um einen Mann, der sich von der Gesellschaft nicht brechen lässt. Der auch im Gefängnis nach allem greift, um sich die Freiheit zu wahren. Und einen Morgan Freeman an seiner Seite hat, der ihn zuerst die Regeln des Knasts lehrt, dann aber viel Menschliches von Andy lernt. Es geht um Hoffnung, es geht um Beständigkeit. Und es ist ein ganz relevantes Thema. Denn selbst der konservativste Wähler in den USA kann nicht abstreiten, dass das US-amerikanische Gefängnissystem nicht kaputt ist. Es resozialisiert nicht, es zerstört Menschen heute wie damals.

Dieser Film gibt diesen Menschen ein Gesicht und erzählt ihre Geschichte, aber steht auch für so viel mehr. (Ticken, Weckerklingeln)

Gut getimt.

Die Verurteilten ist vielleicht auf IMDb auf Platz Eins der bestbewerteten Filme aller Zeiten. Wir wissen alle, er steht im Schatten von einem ähnlichen, aber größerem, besserem Film. Nämlich The Green Mile.

Ich würde so weit gehen und Die Verurteilten als den doofen kleinen Bruder von The Green Mile bezeichnen. "Warum das, Jonas?", werden sich einige fragen. Die Antagonisten sind eintöniger und oberflächlicher als in jedem Marvelfilm. Wir haben einen brutalen Vergewaltiger und Mithäftling. Dann den grausamen, brutalen Gefängniswärter. Und zuletzt den strikten korrupten und unbarmherzigen Direktor. Alle sind in ihrer Charakterzeichnung durchgehend böse.

Man kann ihnen nichts Gutes abgewinnen.

Das macht es einem zu einfach, diese Figuren zu hassen.

Da macht es sich der Film zu einfach.

Einfach macht es sich der Film auch mit seinen Frauenfiguren.

Die kommen im Prinzip nicht vor.

On screen kann man die an einer Hand abzählen.

Eine spricht nicht, eine betrügt ihren Mann und sorgt so indirekt dafür, dass er im Knast verrottet. Und die Postergirls. Was ist das für ein Frauenbild? (Weckerklingeln)

(Erwartungsvolle Musik)

Jonas? - Ja.

Es ist ein Männergefängnis. - Ja.

Die ... und mal ganz anders:

Die Frau ist schuld, weil sie ermordet wird?

Weißt du wie man das nennt? Das nennt man "Victim Blaming".

Du machst das Opfer zum Täter.

Nein, sie ist ein wenig mit schuld durch den Betrug, dass er im Gefängnis landet. Das, dieses Frauenbild, weißt du? - Wieso ist sie mit schuld? Oder findest du, dass für Ehebruch die gerechte Strafe der Tod sein sollte? Willst du das sagen? - Nein.

Du verstehst nicht, wie ich das meine.

Sie ist mit schuld, der Film zeigt das ja so.

Deshalb sag ich ja, das Frauenbild ist ein bisschen verquer in der ganzen Angelegenheit. Auch wenn du von dem Poster sprichst, ich finde ja, genau darum geht's ja. Das zeigt ja, wie sehr der Film mit Poesie einfach erfüllt ist.

Der Gefängnisdirektor versteckt hinter seinem Bibelvers schmutziges Geld. Andy versteckt hinter den schmutzigen Postern seinen Weg in die Freiheit. Ich find das unglaublich schön umgekehrt.

Wo du grad schon bei dem To- ... Toaster, bei dem Poster bist, ähm, findest du nicht, als ich das gestern noch mal geschaut hab ... Findest du nicht, dass dieser Twist etwas unglaubwürdig ist?

Von einem Mann, der jahrzehntelang im Knast sitzt und hinter einem Poster einen Tunnel gräbt und das niemals rauskommt? - Ich find's ...

Das ist schon sehr konstruiert. - Ich find's hochintelligent.

Weil, ähm ...

Aber nicht von allen anderen Figuren.

Ich mein, er hat das perfekte Werkzeug gefunden, das er verstecken kann, auch in der Bibel. Er versteckt seinen Weg in die Freiheit in diesem heiligen Ding, äh, das der Gefängniswärter so als ... Er brüstet sich ja damit, dass er so heilig ist, aber tief im Inneren total verdorben ist. Ja, aber das ...

Ich finde, das passt perfekt zu Andy, dass er dieses kleine Werkzeug über Jahre benutzt und so seinen Ausbruch über viele Jahre vorbereitet. Aber es ist schon ein Stück unglaubwürdig, dass, zum einen hinter dem Poster versteckt er das und das andere in der Bibel, dass das niemals aufgefallen ist. Das ist schon ... Ich find, das ist zu sehr konstruiert.

Aber seine Zelle wurde doch durchsucht, mehrmals.

Na ja, durchsucht. Einmal.

Die sind da hingegangen und haben alles kreuz und quer gestellt. Und das ist nicht aufgefallen. Was sagst du dazu, dass das ein Film von alten, weißen Männern ist mit nur einem schwarzen Alibifreund, Morgan Freeman. So, der Posterboy der weißen Männer. Ja, aber es gibt ja noch einen weiteren. Es ist von 1994, das darf man nicht vergessen.

Ich finde Morgan Freemans Figur stark geschrieben.

Er ist anfangs dieser Typ, der ihn quasi in diese Welt einführt.

Am Ende lernt er ... muss er aber feststellen, dass er viel mehr von Andy zu lernen hat. Andy ist so ein ... Ich find Andy so eine unglaubliche starke Figur.

Ich find, bei keiner Figur gibt's wirklich eine Entwicklung in dieser ganzen Geschichte. Also, keine ... Bei Morgan Freeman? Aber hallo, auf jeden Fall.

Ich hab vergessen, wie die Figur heißt.

Aber er macht eine gewaltige ... - Du weißt nicht mal, wie sie heißt.

(Weckerklingeln)

(Erwartungsvolle Musik)

Ja, "Red", heißt Morgan Freeman's Figur,

und auch Andy zeigen ja, dass manchmal Menschen von außen verdorben sind.

Manchmal hältst du sie für Mörder, die lebenslänglich im Knast verharren sollten.

Die aber in Wahrheit gute Menschen innen drin sind.

Während der Gefängnisdirektor immer auf heilig tut, aber wirklich bis in die Knochen verdorben ist.

Ähm, für mich ist es vor allem deswegen ein Meistermerk, äh, Meisterwerk, weil er damals großartig war und wunderbar gealtert ist.

Es ist mehr als eine schnöde Gefängnisstory.

Du kannst das Gefängnis auf jedes Umfeld in deinem Alltag beziehen.

Die Familie, die Schule, deinen Job, oder was immer Mauern um dich herum aufbaut.

Stephen King ein Genie, nicht weil er gruselig schreiben kann, sondern weil er das Menschliche in uns findet. Selbst in durch und durch menschenfeindlichen Umgebungen.

Die Verurteilen dreht sich um Freundschaft, um Mut, um Freiheit und Hoffnung.

Dieser Film erinnert uns daran, nie aufzugeben und immer zu kämpfen für unsere Freiheit und unsere Rechte.

Daher find ich ihn stark, heute wie damals.

(Weckerklingeln)

Ja, Die Verurteilten ist so eine Sache.

Der romantisiert schon teils das Gefängnisleben.

Klar, am Anfang ist es etwas ruppig.

Wenn man sich erst mal reingehängt hat, wird alles gut.

Ist man in diesem Mikrokosmos angekommen und hat sich eingelebt, will man nicht weg.

Das geht so weit, dass sich Menschen so danach sehnen, dass sie in der normalen Welt nicht klarkommen.

Es geht um Verbrecher, auch wenn die Hauptfigur unschuldig ist.

Die sitzen nicht ohne Grund im Gefängnis.

Alle Menschen, die nicht an diesem Gefängnisleben teilnehmen, werden im Film als brutal, als dumm, bestechlich und gemein dargestellt.

Da haben wir eine weitere Bestätigung, dass Green Mile besser damit umgegangen ist.

Die meisten Figuren, ob vor oder dahinter, vor oder hinter den Gittern werden dort als Menschen und nicht als Abziehbilder behandelt.

In einer demokratischen Gesellschaft sollte es nicht erstrebenswert sein, den Knast zu schön darzustellen.

Denn er ist immer noch eine Strafe und keine Belohnung.

(Getragene Musik)

Jonas, ich habe eine Frage. - Ja.

Unter uns. Du hast gesagt,

Die Verurteilten ist der doofe kleine Bruder von Green Mile. - Ja.

Möchtest du diese Aussage so im Raum stehen lassen?

Ich muss ehrlich gesagt sagen,

ich mag The Green Mile mehr als Die Verurteilten.

Die Verurteilten wird, ist immer so auf Platz Eins und führt viele Bestenlisten an.

Aber für mich ist The Green Mile der bessere Film.

Also, wie gesagt, weil auch die Gefängniswärter da eine größere Rolle spielen und da nicht nur ...

Es kommen Gefängniswärter vor in Die Verurteilten, die nett sind. Aber sonst haben wir immer nur jeweils der Böse.

Na ja, aber das ist ja ...

Du hast gesagt, dass das Gefängnisleben romantisiert wird.

Da musste ich stutzen.

Am Anfang des Films wird einer der Gefängnisinsassen, weil er nachts geweint hat, ähm, wird er umgebracht.

Er wird ja totgeschlagen. - Damit fängt's ja an.

Ich hab ja gesagt, der Anfang ist etwas ruppig, wenn man sich anstellt. Aber man kann sich leicht einleben.

Du findest den unrechtmäßigen Mord einer Institution an einem Gefängnisinsassen findest du ruppig?

Ich muss aber auch zugeben, es ist wirklich schwierig, bei Die Verurteilten was Negatives zu finden. - Ja.

(Alper:) Ich muss aber sagen, ich hab den Film zum dritten Mal gesehen.

Ich weiß noch, das erste Mal fand ich den nicht so großartig und hab diesen Hype nicht verstanden.

Deswegen mein ich auch, ich glaub, dieser Hype schadet dem Film eher.

Mhm. - Denn jetzt als ich den noch mal, als ich den zum zweiten Mal gesehen hab, jetzt zum dritten Mal mit Abstand bewundere ich den Film, weil ich den rund finde, ich find den berührend.

Ich find den total menschlich. Ich liebe Morgan Freeman in dem Film.

Deswegen, ich dachte mir auch die ganze Zeit:

Oh Gott, was will Jonas da erzählen morgen?

(Lachen)

(Jonas:) Auf Platz Eins bei IMDb ist er nur dadurch gekommen, weil sich Fanboys von The Dark Knight und der Pate so ein bisschen mit Review-Bombing, ähm, bekriegt haben.

(Alper:) Ja, ja. So Ein- und Zehn-Punkte-Bewertungen.

Ich find, das schadet dem Film, weil du nicht über den Film redest, sondern nur: Hat er diesen Hype verdient?

Dabei geht unter, was für ein berührender Film das ist.

Ich find den um Längen besser als The Green Mile.

(Jonas:) Oh, dann müssen wir wohl das noch irgendwann anders nachholen.

(Alper:) Dass wir auch darüber reden?

Ich würd The Green Mile nicht als schlecht bezeichnen.

Ist schon etwas her, dass ich den gesehen habe.

Was sagt ihr, liebe Zuschauer und Zuschauerinnen?

Wer hat besser argumentiert? Wie findet ihr den Film?

Schreibt es gern in die Kommentare.

Wir machen morgen und übermorgen weiter mit "Back to the 90s".

Abonniert "Cinema Strikes Back" dann verpasst ihr keines dieser Videos.

Wir verlinken euch auf jeden Fall noch ein Video aus dem "Funk"-Netzwerk über den Gefängnisalltag in Deutschland.

Das solltet ihr euch unbedingt ansehen.

Wir verlinken euch auch "Back to the 90s" von gestern, es ging um Star Wars Episode I. Schaut das an.

Danke, Jonas, fürs Mitmachen. - Danke, Alper, fürs Mitmachen.

Bis morgen. Tschüss. - Tschau.