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2021 from Youtube, Zwangsstörung: Meine letzte Hoffnung ist eine Hirn-OP | Warum sind psychische Krankheiten tabu? #7

Zwangsstörung: Meine letzte Hoffnung ist eine Hirn-OP | Warum sind psychische Krankheiten tabu? #7

Ein kleiner Hinweis vorab:

In diesem Film geht's um

Zwangsgedanken, Zwangshandlungen und Suizidgedanken.

Sich Elektroden ins Gehirn einpflanzen zu lassen,

das klingt im ersten Moment eher unheimlich.

Das Schlimmste wäre, dass man eine große Hirnblutung auslöst,

einen schweren Schlaganfall.

Für Emely ist diese OP, die Tiefenhirnstimulation,

aber ihre große Hoffnung.

Emely leidet unter Zwangsgedanken und Zwangshandlungen,

und das seit vielen Jahren.

Wenn ich einmal geguckt hab, der Herd ist aus,

ist das für mich in Ordnung. - Für mich eben nicht.

Einmal reicht da lange nicht.

20- bis 50-mal ungefähr.

Ich treffe Emely hier im Krankenhaus.

Heute wird sich entscheiden: Ist sie geeignet für diese Gehirn-OP?

Und kann sie damit ihre Zwangsgedanken behandeln lassen?

Oder platzt die große Hoffnung?

Hi Emely. - Hey.

Erklär mal, warum bist du im Moment im Krankenhaus?

Also, ich leide schon seitdem ich zehn bin

unter einer Zwangserkrankung.

Da diese Zwangsstörung als resistent festgestellt wurde,

und ich halt schon alles an Medikation ausprobiert habe,

gibt es jetzt für mich nur noch eine letzte Hoffnung:

die Tiefe Hirnstimulation.

Das ist eine Operation im Gehirn.

Im Moment wird jetzt untersucht, ob ich dafür geeignet bin.

Heute steht halt 'ne große Entscheidung an.

Ich hab sehr lang auf diesen Termin hingefiebert.

Weil sich jetzt halt entscheiden wird,

ob ich jetzt die Chance auf ein normales Leben haben werde.

Zumindest, dass sich meine Symptomatik verbessert.

Wenn ich erst mal höre, Operation am Gehirn,

dann klingt das für mich schon irgendwie erstens riskant,

und zweitens irgendwie auch ...

Ja, weiß nicht, ein bisschen unheimlich klingt das für mich.

Eine gewisse Angst ist da, aber ...

Aber mehr Hoffnung? - Ja, auf jeden Fall.

(Sanfte Klaviermusik)

(Emely:) Ordnung ist eigentlich gut, aber zu viel ist auch krankhaft.

Ich hab auch grad die Rollos hochgemacht.

Man sieht auch, dass die sehr akkurat zueinanderstehen.

Wie gesagt, so Kleinigkeiten.

Wenn ich mich zum Beispiel jetzt hier hinsetzt,

und ich wisch diesen kleinen Tisch ab ... - Ja.

Nehm ich die Gegenstände wieder. - Mhm.

Ich nehm jetzt zum Beispiel diesen Stein. - Ja.

Und ... leg ihn erst mal hin.

Und ... dann rück ich ihn halt so hin, bis es mir passt.

Das wiederhol ich dann meistens, wenn ich jetzt alleine bin,

dann öfters, also über zehnmal vielleicht. - Mhm.

Wieso ist das jetzt zum Beispiel dann okay?

Oder ist das so jetzt gar nicht okay? - Doch, ist okay.

Tatsächlich ist es Schwachsinn, ne, Wenn man mal so darüber nachdenkt.

Aber ... irgendwas in mir sagt mir halt,

dass es mich befriedigt,

wenn der Stein genau so, wie er jetzt daliegt, daliegt.

Wenn du diesen Drang hast, diesen Stein ...

ja, so ganz oft hin- und herzurücken, was würde denn passieren,

wenn der jetzt dann anders da liegen bleibt

und du das Zimmer verlassen musst, weil grade ein Anruf kommt?

Ja, dann würde mein Grübelzwang einschalten.

Ich würd die ganze Zeit darüber nachdenken und grübeln,

ob das jetzt halt so richtig ist.

Und wenn es falsch ist ...

was dann halt passieren könnte, was wär die Konsequenz daraus. - Mhm.

Was könnte denn passieren,

wenn dieser Stein einfach schief neben deinem Bett liegt?

Dass was Schlimmes passieren könnte mit meinen Eltern, mit mir selber.

Weil der Stein da so liegt?

(leise:) Ja. - Mhm.

Hört sich total verrückt an.

Und im Endeffekt weiß ich ja auch, dass es verrückt ist.

Aber ...

ähm, das ist ja die Krankheit.

(Entspannte Musik)

Emely, wann hast du das erste Mal in deinem Leben

Zwangshandlungen gemerkt?

Tatsächlich schon ganz früh in meiner Kindheit,

mit ungefähr zehn, elf Jahren.

Ich hab auf einmal, aus heiterem Himmel, ohne Grund angefangen,

häufig, lang und vor allem nach Ritual meine Hände zu waschen.

Dieses Mindset hat sich dann halt mit der Zeit,

in den kommenden Wochen, Monaten, so entwickelt:

"Oh, du könntest unsauber sein. Du könntest dreckig sein."

"Du könntest schmutzig sein."

Solche Gedanken haben sich dann aufgezwungen.

Damit hat es angefangen. Aber wie ist es dann weitergegangen?

Hin zur Pubertät hab ich dann viele andere Zwänge entwickelt.

Ordnung. - Mhm.

Also, deine Sachen ordnen im Zimmer, oder welche Ordnung meinst du?

Ja, genau. Es war jetzt nicht immer ordentlich in meinem Zimmer.

Aber es ging um bestimmte Sachen, dass sie symmetrisch daliegen.

Zum Beispiel verschiedene Deodosen, Stifte.

Dass die symmetrisch sind.

Das ist ja das Kuriose an dieser Erkrankung,

dass man weiß: "Okay, das ist total der Schwachsinn."

Aber du musst es machen. - Mhm.

Dass du diese Anspannung lindern kannst.

Weil wir jetzt grade hier in der Küche sind

und vor Herd und Backofen stehen,

ich kenn dieses Gefühl, und ich glaub, auch superviele da draußen

kennen das Gefühl, dass sie aus dem Raum gehen,

vielleicht sogar aus dem Haus gehen und denken sich:

"Hab ich jetzt eigentlich den Herd ausgemacht?"

Weil man so in Gedanken war, ne?

Man hat sich was zu essen gemacht, setzt sich an den Tisch.

Das kenn ich auch.

Ich kenn das auch, dass ich mir manchmal sagen:

"Ich will lieber auf Nummer sicher gehen,

mach noch mal die Tür auf."

Wenn ich einmal geguckt hab, der Herd ist aus,

ist das für mich in Ordnung. - Für mich eben nicht.

Einmal reicht da lange nicht.

Wenn ich jetzt kochen würde,

es dann im Endeffekt ausmach, fertig bin,

dann wird das Essen definitiv wieder kalt.

Weil ich das kontrolliere ... sehr oft.

20- bis 50-mal ungefähr.

Weil ich zweifle halt dann, dass ich den Herd ausgemacht hab.

Und was für mich dann für Konsequenzen kommen könnten.

Dass du daran schuld bist. - Genau.

Hast du im Moment auch irgendwelche Zwangsgedanken? - Ja.

Also, es gibt Zwangsgedanken, die sind immer präsent.

Ich kann mich mit dir unterhalten, auch wenn's viel Anstrengung kostet.

Aber das muss irgendwie klappen.

Ähm, ich hab halt im Moment den Zwangsgedanken,

dass es meine Eltern nicht gut geht, dass sie streiten können,

dass denen was passieren könnte, und so.

Hast du dafür irgendeinen Grund?

Also, gibt's dafür irgendeine Begründung im Moment?

Nein, außer dass sie halt weg sind

und ich nicht kontrollieren kann, was sie machen.

Das heißt, wie reagierst du in solchen Momenten

auf deine Gedanken?

Mm, ich ... tu in der Regel meine Eltern kontaktieren.

Mhm.

Also, du würdest jetzt einfach deine Eltern anrufen?

Ja, ich würd's jetzt eigentlich auch generell machen. - Mhm.

Ja. Darf ich? - Jaja, klar!

Okay. - Ich halt dich nicht davon ab.

Hoffentlich geht sie dran.

Was wäre, wenn sie nicht drangeht? - Ja, das wär scheiße.

Weil dann würd ich's wahrscheinlich so oft probieren,

bis sie drangeht. - Mhm.

"Hallo?" - Hey Mama.

"Hi." - Ich wollt dich mal fragen, ob alles gut ist.

"Ja, freilich ist alles gut."

Ich bin auch grad nicht alleine. - "Ah ja."

Der Frank ist da, von dem ich dir erzählt hab.

"Ja." - Wenn du willst, kannst du auch kurz mit ihm sprechen.

"Ja, na klar."

Hallo, hier ist Frank. - "Hallo."

Ich wollt nur mal fragen, wie oft Emely bei Ihnen anruft so am Tag,

um sich rückzuversichern, dass alles okay ist.

"(seufzt:) Ja, doch schon sehr oft."

"Ist alles in Ordnung? Ist alles klar?"

"Ist bei Papa alles in Ordnung? Das geht in einer Tour."

Obwohl's ja gar keinen Grund gibt, oder?

"Nein, überhaupt nicht."

"Das ist der Zwang, das zu wiederholen."

Wie geht's Ihnen damit, wenn Emely sich so oft fragt, wie's Ihnen geht?

"Man gewöhnt sich wohl nie dran. Das tut einfach weh."

Man kann ja da auch gar nichts tun,

um eine ultimative Sicherheit zu geben.

"Genau, wenn ich dann sag: Emely, es ist wirklich alles in Ordnung,

kannst mir ruhig vertrauen oder glauben oder so ..."

Mhm. - "Aber das reicht nicht."

Danke auf jeden Fall für das Telefonat.

Und ich hoff, Emely, dass du ...

jetzt so wenigstens kurzzeitig Sicherheit daraus gewonnen hast.

Ja, also es passt jetzt auch erst mal so.

"Es sind drei Leute da, du bist nicht allein. Alles ist okay, ne?"

"Bei uns ist alles gut. Okay?" - Okay.

Gut, dann bis später, ne? - "Bis später, ja. Tschüss!"

Tschüss. - Tschüss Mama.

"Tschüss!"

Wie hat sich denn jetzt grad deine innere Situation geändert

von vor dem Anruf zu jetzt, dass du weißt, es ist alles okay?

Also, ich war am Anfang schon sehr angespannt.

Wie merkst du das in dir?

Das ist 'ne psychische Anspannung, die auch auf den Körper übergeht.

Dass ich merk: Oh, ich bin ja ganz verkrampft.

Ich sitz halt manchmal wirklich mit meinen Händen so da

und mach so Fäuste.

Wenn ich meine Hände manchmal sogar versuch aufzumachen,

geht das so gar nicht, weil ich so angespannt bin.

Und im Vergleich jetzt danach?

Ja, jetzt fühl ich mich schon besser. - Mhm.

Ein bisschen entspannter.

Ja, kommt halt immer nur drauf an ... wie lang das hält.

Ich mein, du bist ja jetzt da, aber wenn ich jetzt alleine wär,

wird es nicht so lang anhalten.

Das heißt, du würdest dann bald wieder deine Mutter anrufen.

Ich würd mich dazu zwingen,

es nicht direkt in fünf Minuten zu machen.

In der Zeit geht's mir echt schlecht.

Wie war das für dich,

als die Diagnose dann plötzlich festgestanden hat,

dass du 'ne Zwangsstörung hast?

Also, ich dachte wirklich: "Okay, du bist jetzt dort."

"Du hast psychologische Gespräche, du machst die Psychotherapie."

"Du lernst die Methoden kennen."

Da war ich schon am Anfang noch zuversichtlich.

Ich hab tatsächlich alle Medikamente,

die für meine Erkrankung infrage ... also gekommen sind ...

verschrieben bekommen.

Wie viele sind das ungefähr? - So an die 20 Medikamente.

Haben dir diese Medikamente irgendwas geholfen?

Ich hab einige nicht vertragen.

Andere Medikamente aber ...

hab ich über einen längeren Zeitraum genommen.

Die wurden dann hoch dosiert.

Aber man hat keine Verbesserung feststellen können.

Mhm.

Du hast für dich sozusagen noch keinen Weg gefunden,

wie du das besser kontrollieren kannst, diese Zwänge,

und auch ein bisschen abschwächen kannst.

Also es gibt schon Sachen, die ich mach,

um das bisschen so ... bisschen dem vorzubeugen.

Zum Beispiel Musikhören, das entspannt mich sehr.

Mhm. - Ich mach selbst Musik nebenbei.

Mhm, was machst du für Musik?

Ich singe halt so ... bisschen so.

Natürlich geh ich dann auch wieder irgendwann ...

meinen Zwängen nach, weil ich dann das so lange aufnehm,

das kann schon mal paar Stunden dauern,

bis es halt wirklich perfekt sich anhört. - Mhm.

Aber im Endeffekt, wenn ich's mir anhör, bin ich froh,

dass ich so lang durchgehalten hab und mich nur darauf konzentriert hab,

bis das für mich in Ordnung ist.

(Klaviermusik und gefühlvoller Gesang)

Das bist du? - Ja.

Wow!

# "I've been told, I've been told to get you off my mind."

(Gefühlvoller Gesang, Klaviermusik)

Sehr gut! Nein, wirklich, ich bin ...

ich bin ganz baff.

Das ist cool. - Das macht mich schon froh.

Es macht mich auch wieder bisschen stärker so.

Auch wenn viel Schlimmeres in meinem Leben passiert ist

wegen der Erkrankung halt, aber das gibt mir 'nen Push nach oben.

Mhm. Cool! - Genau.

(Gefühlvolle Musik)

Irgendwann wurde es dann so schlimm,

dass ich's einfach gar nicht mehr ausgehalten hab.

Es war so ...

vor zwei, drei Jahren, wie gesagt.

2019 war das.

Okay. - Ähm ...

Ist grad bisschen schwer, aber ich will das auf jeden Fall sagen.

Ja, alles gut. - Dann ging's mir so schlecht,

dass ich in eine richtige Depression gefallen bin.

Wo ich mir gedacht hab, ich will nicht mehr so weitermachen.

Mhm. - Ähm ...

Es ging halt schon so weit, dass ich halt ...

einen Suizidversuch hinter mir habe.

Mhm.

Mir ist aber ...

kurz danach ...

klar geworden ...

dass ich leben will. - Mhm.

Aber dafür muss irgendeine Lösung her.

Ah, war das sozusagen der Auslöser,

sich nach anderen Therapiemöglichkeiten zu erkundigen?

Ja, also das Ding ist, ich war ja wirklich ...

an ...

Kliniken hab ich alles ausprobiert.

Da hab ich dann was gelesen, was ich noch nie gehört hab,

und zwar die Tiefe Hirnstimulation.

Mir ist klar geworden ... okay ...

das ist kein Heilungsmittel,

aber durch das, was ich gelesen hab,

durch das, über was ich mich informiert habe ...

ist, dass es anscheinend

eine deutliche Verbesserung gibt.

Wenn du jetzt an den Termin denkst gleich mit den Neurochirurgen,

was geht dir da so durch den Kopf?

Du siehst ja, ich lächle eigentlich, also ...

eigentlich besteht schon 'ne gewisse Vorfreude.

Das Einzige, vor was ich Angst hab, ist,

ich hab halt so 'ne ...

zystische Veränderung in meinem Kopf. - Mhm.

Das ist im Endeffekt ... das hab ich schon immer.

Das haben viele Menschen.

Im Endeffekt hab ich einfach nur Angst,

dass dieses kleine Ding mir 'nen Strich durch die Rechnung macht.

Wir dürfen dich ja jetzt begleiten zum Termin.

Von Herrn Schlaier.

Und er hat darum gebeten, dass ihr erst mal zu zweit sprecht.

Während Emely ihr Gespräch mit dem Neurochirurgen hat,

hab ich noch mal 'n Gespräch mit dem Chefarzt der Psychiatrie.

Hereinspaziert.

Mich würde jetzt noch mal so aus ärztlicher Perspektive interessieren,

was genau ist denn eine Zwangsstörung?

Die Zwangsstörung ist dadurch gekennzeichnet,

dass die betroffenen Patienten immer wieder

die gleichen Handlungen, die gleichen Gedanken

wiederholen müssen.

Und diese Handlungen und Gedanken nicht begrenzen können.

Obwohl sie von den Betroffenen als sinnlos empfunden werden.

Jetzt gehen Sie hier in der Klinik diesen Weg

unter anderem dieser Tiefen Hirnstimulation.

Was genau ist das und wie funktioniert das?

Dazu ist zu sagen, das ist ein Verfahren,

was nur für ganz schwerkranke

und schwer betroffene Patienten infrage kommt.

Die trotz einer adäquaten psychotherapeutisch

und medikamentösen Behandlung

anhaltend unter schweren Zwangsstörungen leiden.

Und für diese Patienten steht dieses Verfahren

der Tiefen Hirnstimulation zur Verfügung.

Diese Gehirnstimulation

beruht darauf,

dass wir bestimmte Nervenzellen mit elektrischen Impulsen beschäftigen,

sodass sie aktiv sind und sozusagen nicht mehr diese ...

diese kreisende Aktivität, das noch mal tun zu müssen,

dass die das nicht mehr unterstützen und das durchbrochen wird.

Emely spricht grade mit Herrn Schlaier,

dem Neurochirurgen.

Was ist denn Ihre Aufgabe

in dem Prozess von dieser Tiefen Hirnstimulation.

Unsere Aufgabe ist, Patienten zu identifizieren,

für die dieses Verfahren infrage kommt.

Der Herr Professor Schlaier führt die Operation durch.

Und circa drei Wochen nach der Operation

kommen die Patienten dann zu uns

und wir aktivieren dann die Stimulation.

Das ist also ein Prozess,

der sich manchmal über mehrere Monate hinzieht,

bis man tatsächlich die bestmögliche Stimulationseinstellung

für einen Patienten gefunden hat.

Inwiefern kann kontrolliert werden, welche Stromimpulse

an welche Hirnregion abgegeben werden?

Wir bauen einen Störsender ein,

so wird die normale Gehirnaktivität gestört.

Für den Fall, dass nicht der erwünschte Effekt erziel ist,

können wir das wieder ausschalten und das Gehirn funktioniert wieder

wie zuvor, unbeeinträchtigt.

Und natürlich ist es wichtig,

dass diese Elektroden

genau am richtigen Zielpunkt eingesetzt werden.

Und dafür haben die Neurochirurgen ...

sehr gut evaluierte Verfahren,

sodass es gelingt, dass wir genau an der richtigen Stelle

die Elektroden einsetzen.

Können Sie was sagen über die Prognosen

der Patienten und Patientinnen, die sich haben operieren lassen?

Im Durchschnitt kann man sagen, dass bei der Hälfte der Patienten

die Symptome um die Hälfte gebessert sind.

Bei manchen mehr bei anderen weniger.

Man darf nicht vergessen, die entsprechenden Betroffenen

sind massivst beeinträchtigt. Wir erleben das immer wieder,

dass die Patienten so schwer krank sind,

dass sie in ihrer Berufstätigkeit beeinträchtigt sind.

Und wir erleben, das Patienten, die bereits berentet sind,

nach der Behandlung wieder berufstätig sind.

Dass jemand dann doch die Ausbildung erfolgreich beendet.

Das ist also tatsächlich etwas, was das Leben der Betroffenen

im günstigen Fall komplett beeinflussen kann.

Mir haben schon viele Betroffene psychischer Erkrankungen gesagt,

dass sie glauben, dass ...

ihre Erkrankungen so tabuisiert oder stigmatisiert sind,

weil die nicht sichtbar sind, nicht erkennbar sind.

Aber gleichzeitig, wenn ich überlege,

dass man sie vielleicht auch körperlich zum Teil heilen kann,

glauben Sie, dass das das Stigma 'n Stück weit verändern könnte?

Davon bin ich überzeugt.

Letztendlich finden die psychischen Erkrankungen

nicht im luftleeren Raum statt,

sondern sie sind immer damit verbunden,

dass im Gehirn Funktionsstörungen bestehen.

Und da haben uns die Neurowissenschaften

in den letzten 20, 30 Jahren schon geholfen,

dass es möglich ist, diese Funktionsveränderung im Gehirn

auch sichtbar zu machen.

Und damit auch fassbar zu machen.

Das, denke ich, hilft einerseits auch den Betroffenen, besser zu verstehen.

Dazu passt natürlich,

dass wir diese Funktionsstörungen im Gehirn auch behandeln können.

Und es dann zu einer Besserung der Symptome kommt.

(Dynamische Musik)

Emely ist jetzt schon 'ne ganze Zeit mit dem Chirurgen im Gespräch

und ich bin gespannt, ob sie wirklich operiert werden kann.

Hallo!

Emely, du hast vorhin gesagt, dass du bisschen Sorge hast,

dass so eine kleine Zyste an deinem Gehirn ...

dass die problematisch sein könnte.

Aber wir haben vorher schon gesprochen,

und es handelt sich um eine kleine Plexuszyste im ...

in den Hirnkammern, wo das Nervenwasser drin ist.

Die aber keinen krankhaften Wert haben.

Und es liegt nicht auf der Strecke der Elektroden,

da wollen wir sowieso nicht hin, in diese Hirnkammern.

Die möchten wir tunlichst in Ruhe lassen.

Die wichtigste Frage:

Kann Emely diese ...

Operation machen?

Das Kernspin ist am Freitag gemacht worden.

Was ich gehört habe, spricht insofern nichts dagegen.

Was ich von den Psychiatern gehört habe ...

hat sie gute Chancen, dass wir sie operieren können.

Mich freut's natürlich, zu hören,

dass die Chancen gut stehen.

Und ich bin gespannt.

Meine Entscheidung steht zu 100 Prozent.

Wie groß sind denn die Risiken bei so was?

Das Schlimmste, was passieren kann, ist,

dass man 'ne große Hirnblutung auslöst.

Also einen schweren Schlaganfall. - Mhm.

Mit halbseitiger Lähmung,

Bewusstseinsstörung, Wesensänderung,

Blasen-, Stuhlentleerungsstörungen, Krampfanfälle.

Letzten Endes ein Pflegefall ist. - Ja.

Das wär das Allerschlimmste. Super-GAU.

Die Wahrscheinlichkeit ist weit unter ein Prozent.

Aber größer null.

Also ausschließen kann man's zu 100 Prozent nicht.

Auch ...

dass eine Entzündung, eine Meningitis oder ein Hirnabszess auftritt,

weil sich irgendwas entzündet ...

Ziehen wir zwei Paar sterile Handschuhe an im OP,

rasieren alle Haare vor der Operation.

Das ist grade für die Damen oft ...

ein echtes Trauma sein kann.

Wie gesagt, das sind halt die Dinge, die passieren können.

Ja.

Zu 100 Prozent ausschließen kann man sie nicht.

Jetzt steht der Termin für diese Operation der Tiefen Hirnstimulation.

Mhm.

Wie geht's dir denn damit, das jetzt so zu wissen,

dass das jetzt in, ich glaub, 'nem Monat ungefähr stattfindet?

Ja, genau. Natürlich hab ich Respekt vor der Operation,

das ist ein großer, komplizierter Eingriff, aber

ich bin froh, dass es bald passiert.

Ich kann's kaum abwarten eigentlich. - Mhm.

Dass ich halt einfach weiß, mit dem Gewissen,

dass mir geholfen wird, das ist ein schönes Gefühl.

Wenn ihr wissen wollt, wie es bei Emely weitergeht,

lasst uns hier unten 'n Abo da.

Hier oben kommt ihr zu einem Film von Lisa-Sophie

zum Thema "Therapieplatzsuche".

Darin zeigen wir, wie schwer es ist, so einen Platz zu finden.

Der Film liegt mir total am Herzen, weil ihr uns immer wieder schreibt,

dass ihr euch Hilfe und Unterstützung holen wollt,

aber es nicht so leicht ist, die zu finden.

Hier unten ein Film von "TRU DOKU", darin erzählt Amelie

über ihre Zwangsgedanken und dass sie die mit Psychotherapie

in den Griff bekommen hat.


Zwangsstörung: Meine letzte Hoffnung ist eine Hirn-OP | Warum sind psychische Krankheiten tabu? #7 Obsessive-compulsive disorder: my last hope is brain surgery | Why are mental illnesses taboo? #7

Ein kleiner Hinweis vorab:

In diesem Film geht's um

Zwangsgedanken, Zwangshandlungen und Suizidgedanken.

Sich Elektroden ins Gehirn einpflanzen zu lassen,

das klingt im ersten Moment eher unheimlich.

Das Schlimmste wäre, dass man eine große Hirnblutung auslöst,

einen schweren Schlaganfall.

Für Emely ist diese OP, die Tiefenhirnstimulation,

aber ihre große Hoffnung.

Emely leidet unter Zwangsgedanken und Zwangshandlungen,

und das seit vielen Jahren.

Wenn ich einmal geguckt hab, der Herd ist aus,

ist das für mich in Ordnung. - Für mich eben nicht.

Einmal reicht da lange nicht.

20- bis 50-mal ungefähr.

Ich treffe Emely hier im Krankenhaus.

Heute wird sich entscheiden: Ist sie geeignet für diese Gehirn-OP?

Und kann sie damit ihre Zwangsgedanken behandeln lassen?

Oder platzt die große Hoffnung?

Hi Emely. - Hey.

Erklär mal, warum bist du im Moment im Krankenhaus?

Also, ich leide schon seitdem ich zehn bin

unter einer Zwangserkrankung.

Da diese Zwangsstörung als resistent festgestellt wurde,

und ich halt schon alles an Medikation ausprobiert habe,

gibt es jetzt für mich nur noch eine letzte Hoffnung:

die Tiefe Hirnstimulation.

Das ist eine Operation im Gehirn.

Im Moment wird jetzt untersucht, ob ich dafür geeignet bin.

Heute steht halt 'ne große Entscheidung an.

Ich hab sehr lang auf diesen Termin hingefiebert.

Weil sich jetzt halt entscheiden wird,

ob ich jetzt die Chance auf ein normales Leben haben werde.

Zumindest, dass sich meine Symptomatik verbessert.

Wenn ich erst mal höre, Operation am Gehirn,

dann klingt das für mich schon irgendwie erstens riskant,

und zweitens irgendwie auch ...

Ja, weiß nicht, ein bisschen unheimlich klingt das für mich.

Eine gewisse Angst ist da, aber ...

Aber mehr Hoffnung? - Ja, auf jeden Fall.

(Sanfte Klaviermusik)

(Emely:) Ordnung ist eigentlich gut, aber zu viel ist auch krankhaft.

Ich hab auch grad die Rollos hochgemacht.

Man sieht auch, dass die sehr akkurat zueinanderstehen.

Wie gesagt, so Kleinigkeiten.

Wenn ich mich zum Beispiel jetzt hier hinsetzt,

und ich wisch diesen kleinen Tisch ab ... - Ja.

Nehm ich die Gegenstände wieder. - Mhm.

Ich nehm jetzt zum Beispiel diesen Stein. - Ja.

Und ... leg ihn erst mal hin.

Und ... dann rück ich ihn halt so hin, bis es mir passt.

Das wiederhol ich dann meistens, wenn ich jetzt alleine bin,

dann öfters, also über zehnmal vielleicht. - Mhm.

Wieso ist das jetzt zum Beispiel dann okay?

Oder ist das so jetzt gar nicht okay? - Doch, ist okay.

Tatsächlich ist es Schwachsinn, ne, Wenn man mal so darüber nachdenkt.

Aber ... irgendwas in mir sagt mir halt,

dass es mich befriedigt,

wenn der Stein genau so, wie er jetzt daliegt, daliegt.

Wenn du diesen Drang hast, diesen Stein ...

ja, so ganz oft hin- und herzurücken, was würde denn passieren,

wenn der jetzt dann anders da liegen bleibt

und du das Zimmer verlassen musst, weil grade ein Anruf kommt?

Ja, dann würde mein Grübelzwang einschalten.

Ich würd die ganze Zeit darüber nachdenken und grübeln,

ob das jetzt halt so richtig ist.

Und wenn es falsch ist ...

was dann halt passieren könnte, was wär die Konsequenz daraus. - Mhm.

Was könnte denn passieren,

wenn dieser Stein einfach schief neben deinem Bett liegt?

Dass was Schlimmes passieren könnte mit meinen Eltern, mit mir selber.

Weil der Stein da so liegt?

(leise:) Ja. - Mhm.

Hört sich total verrückt an.

Und im Endeffekt weiß ich ja auch, dass es verrückt ist.

Aber ...

ähm, das ist ja die Krankheit.

(Entspannte Musik)

Emely, wann hast du das erste Mal in deinem Leben

Zwangshandlungen gemerkt?

Tatsächlich schon ganz früh in meiner Kindheit,

mit ungefähr zehn, elf Jahren.

Ich hab auf einmal, aus heiterem Himmel, ohne Grund angefangen,

häufig, lang und vor allem nach Ritual meine Hände zu waschen.

Dieses Mindset hat sich dann halt mit der Zeit,

in den kommenden Wochen, Monaten, so entwickelt:

"Oh, du könntest unsauber sein. Du könntest dreckig sein."

"Du könntest schmutzig sein."

Solche Gedanken haben sich dann aufgezwungen.

Damit hat es angefangen. Aber wie ist es dann weitergegangen?

Hin zur Pubertät hab ich dann viele andere Zwänge entwickelt.

Ordnung. - Mhm.

Also, deine Sachen ordnen im Zimmer, oder welche Ordnung meinst du?

Ja, genau. Es war jetzt nicht immer ordentlich in meinem Zimmer.

Aber es ging um bestimmte Sachen, dass sie symmetrisch daliegen.

Zum Beispiel verschiedene Deodosen, Stifte.

Dass die symmetrisch sind.

Das ist ja das Kuriose an dieser Erkrankung,

dass man weiß: "Okay, das ist total der Schwachsinn."

Aber du musst es machen. - Mhm.

Dass du diese Anspannung lindern kannst.

Weil wir jetzt grade hier in der Küche sind

und vor Herd und Backofen stehen,

ich kenn dieses Gefühl, und ich glaub, auch superviele da draußen

kennen das Gefühl, dass sie aus dem Raum gehen,

vielleicht sogar aus dem Haus gehen und denken sich:

"Hab ich jetzt eigentlich den Herd ausgemacht?"

Weil man so in Gedanken war, ne?

Man hat sich was zu essen gemacht, setzt sich an den Tisch.

Das kenn ich auch.

Ich kenn das auch, dass ich mir manchmal sagen:

"Ich will lieber auf Nummer sicher gehen,

mach noch mal die Tür auf."

Wenn ich einmal geguckt hab, der Herd ist aus,

ist das für mich in Ordnung. - Für mich eben nicht.

Einmal reicht da lange nicht.

Wenn ich jetzt kochen würde,

es dann im Endeffekt ausmach, fertig bin,

dann wird das Essen definitiv wieder kalt.

Weil ich das kontrolliere ... sehr oft.

20- bis 50-mal ungefähr.

Weil ich zweifle halt dann, dass ich den Herd ausgemacht hab.

Und was für mich dann für Konsequenzen kommen könnten.

Dass du daran schuld bist. - Genau.

Hast du im Moment auch irgendwelche Zwangsgedanken? - Ja.

Also, es gibt Zwangsgedanken, die sind immer präsent.

Ich kann mich mit dir unterhalten, auch wenn's viel Anstrengung kostet.

Aber das muss irgendwie klappen.

Ähm, ich hab halt im Moment den Zwangsgedanken,

dass es meine Eltern nicht gut geht, dass sie streiten können,

dass denen was passieren könnte, und so.

Hast du dafür irgendeinen Grund?

Also, gibt's dafür irgendeine Begründung im Moment?

Nein, außer dass sie halt weg sind

und ich nicht kontrollieren kann, was sie machen.

Das heißt, wie reagierst du in solchen Momenten

auf deine Gedanken?

Mm, ich ... tu in der Regel meine Eltern kontaktieren.

Mhm.

Also, du würdest jetzt einfach deine Eltern anrufen?

Ja, ich würd's jetzt eigentlich auch generell machen. - Mhm.

Ja. Darf ich? - Jaja, klar!

Okay. - Ich halt dich nicht davon ab.

Hoffentlich geht sie dran.

Was wäre, wenn sie nicht drangeht? - Ja, das wär scheiße.

Weil dann würd ich's wahrscheinlich so oft probieren,

bis sie drangeht. - Mhm.

"Hallo?" - Hey Mama.

"Hi." - Ich wollt dich mal fragen, ob alles gut ist.

"Ja, freilich ist alles gut."

Ich bin auch grad nicht alleine. - "Ah ja."

Der Frank ist da, von dem ich dir erzählt hab.

"Ja." - Wenn du willst, kannst du auch kurz mit ihm sprechen.

"Ja, na klar."

Hallo, hier ist Frank. - "Hallo."

Ich wollt nur mal fragen, wie oft Emely bei Ihnen anruft so am Tag,

um sich rückzuversichern, dass alles okay ist.

"(seufzt:) Ja, doch schon sehr oft."

"Ist alles in Ordnung? Ist alles klar?"

"Ist bei Papa alles in Ordnung? Das geht in einer Tour."

Obwohl's ja gar keinen Grund gibt, oder?

"Nein, überhaupt nicht."

"Das ist der Zwang, das zu wiederholen."

Wie geht's Ihnen damit, wenn Emely sich so oft fragt, wie's Ihnen geht?

"Man gewöhnt sich wohl nie dran. Das tut einfach weh."

Man kann ja da auch gar nichts tun,

um eine ultimative Sicherheit zu geben.

"Genau, wenn ich dann sag: Emely, es ist wirklich alles in Ordnung,

kannst mir ruhig vertrauen oder glauben oder so ..."

Mhm. - "Aber das reicht nicht."

Danke auf jeden Fall für das Telefonat.

Und ich hoff, Emely, dass du ...

jetzt so wenigstens kurzzeitig Sicherheit daraus gewonnen hast.

Ja, also es passt jetzt auch erst mal so.

"Es sind drei Leute da, du bist nicht allein. Alles ist okay, ne?"

"Bei uns ist alles gut. Okay?" - Okay.

Gut, dann bis später, ne? - "Bis später, ja. Tschüss!"

Tschüss. - Tschüss Mama.

"Tschüss!"

Wie hat sich denn jetzt grad deine innere Situation geändert

von vor dem Anruf zu jetzt, dass du weißt, es ist alles okay?

Also, ich war am Anfang schon sehr angespannt.

Wie merkst du das in dir?

Das ist 'ne psychische Anspannung, die auch auf den Körper übergeht.

Dass ich merk: Oh, ich bin ja ganz verkrampft.

Ich sitz halt manchmal wirklich mit meinen Händen so da

und mach so Fäuste.

Wenn ich meine Hände manchmal sogar versuch aufzumachen,

geht das so gar nicht, weil ich so angespannt bin.

Und im Vergleich jetzt danach?

Ja, jetzt fühl ich mich schon besser. - Mhm.

Ein bisschen entspannter.

Ja, kommt halt immer nur drauf an ... wie lang das hält.

Ich mein, du bist ja jetzt da, aber wenn ich jetzt alleine wär,

wird es nicht so lang anhalten.

Das heißt, du würdest dann bald wieder deine Mutter anrufen.

Ich würd mich dazu zwingen,

es nicht direkt in fünf Minuten zu machen.

In der Zeit geht's mir echt schlecht.

Wie war das für dich,

als die Diagnose dann plötzlich festgestanden hat,

dass du 'ne Zwangsstörung hast?

Also, ich dachte wirklich: "Okay, du bist jetzt dort."

"Du hast psychologische Gespräche, du machst die Psychotherapie."

"Du lernst die Methoden kennen."

Da war ich schon am Anfang noch zuversichtlich.

Ich hab tatsächlich alle Medikamente,

die für meine Erkrankung infrage ... also gekommen sind ...

verschrieben bekommen.

Wie viele sind das ungefähr? - So an die 20 Medikamente.

Haben dir diese Medikamente irgendwas geholfen?

Ich hab einige nicht vertragen.

Andere Medikamente aber ...

hab ich über einen längeren Zeitraum genommen.

Die wurden dann hoch dosiert.

Aber man hat keine Verbesserung feststellen können.

Mhm.

Du hast für dich sozusagen noch keinen Weg gefunden,

wie du das besser kontrollieren kannst, diese Zwänge,

und auch ein bisschen abschwächen kannst.

Also es gibt schon Sachen, die ich mach,

um das bisschen so ... bisschen dem vorzubeugen.

Zum Beispiel Musikhören, das entspannt mich sehr.

Mhm. - Ich mach selbst Musik nebenbei.

Mhm, was machst du für Musik?

Ich singe halt so ... bisschen so.

Natürlich geh ich dann auch wieder irgendwann ...

meinen Zwängen nach, weil ich dann das so lange aufnehm,

das kann schon mal paar Stunden dauern,

bis es halt wirklich perfekt sich anhört. - Mhm.

Aber im Endeffekt, wenn ich's mir anhör, bin ich froh,

dass ich so lang durchgehalten hab und mich nur darauf konzentriert hab,

bis das für mich in Ordnung ist.

(Klaviermusik und gefühlvoller Gesang)

Das bist du? - Ja.

Wow!

# "I've been told, I've been told to get you off my mind."

(Gefühlvoller Gesang, Klaviermusik)

Sehr gut! Nein, wirklich, ich bin ...

ich bin ganz baff.

Das ist cool. - Das macht mich schon froh.

Es macht mich auch wieder bisschen stärker so.

Auch wenn viel Schlimmeres in meinem Leben passiert ist

wegen der Erkrankung halt, aber das gibt mir 'nen Push nach oben.

Mhm. Cool! - Genau.

(Gefühlvolle Musik)

Irgendwann wurde es dann so schlimm,

dass ich's einfach gar nicht mehr ausgehalten hab.

Es war so ...

vor zwei, drei Jahren, wie gesagt.

2019 war das.

Okay. - Ähm ...

Ist grad bisschen schwer, aber ich will das auf jeden Fall sagen.

Ja, alles gut. - Dann ging's mir so schlecht,

dass ich in eine richtige Depression gefallen bin.

Wo ich mir gedacht hab, ich will nicht mehr so weitermachen.

Mhm. - Ähm ...

Es ging halt schon so weit, dass ich halt ...

einen Suizidversuch hinter mir habe.

Mhm.

Mir ist aber ...

kurz danach ...

klar geworden ...

dass ich leben will. - Mhm.

Aber dafür muss irgendeine Lösung her.

Ah, war das sozusagen der Auslöser,

sich nach anderen Therapiemöglichkeiten zu erkundigen?

Ja, also das Ding ist, ich war ja wirklich ...

an ...

Kliniken hab ich alles ausprobiert.

Da hab ich dann was gelesen, was ich noch nie gehört hab,

und zwar die Tiefe Hirnstimulation.

Mir ist klar geworden ... okay ...

das ist kein Heilungsmittel,

aber durch das, was ich gelesen hab,

durch das, über was ich mich informiert habe ...

ist, dass es anscheinend

eine deutliche Verbesserung gibt.

Wenn du jetzt an den Termin denkst gleich mit den Neurochirurgen,

was geht dir da so durch den Kopf?

Du siehst ja, ich lächle eigentlich, also ...

eigentlich besteht schon 'ne gewisse Vorfreude.

Das Einzige, vor was ich Angst hab, ist,

ich hab halt so 'ne ...

zystische Veränderung in meinem Kopf. - Mhm.

Das ist im Endeffekt ... das hab ich schon immer.

Das haben viele Menschen.

Im Endeffekt hab ich einfach nur Angst,

dass dieses kleine Ding mir 'nen Strich durch die Rechnung macht.

Wir dürfen dich ja jetzt begleiten zum Termin.

Von Herrn Schlaier.

Und er hat darum gebeten, dass ihr erst mal zu zweit sprecht.

Während Emely ihr Gespräch mit dem Neurochirurgen hat,

hab ich noch mal 'n Gespräch mit dem Chefarzt der Psychiatrie.

Hereinspaziert.

Mich würde jetzt noch mal so aus ärztlicher Perspektive interessieren,

was genau ist denn eine Zwangsstörung?

Die Zwangsstörung ist dadurch gekennzeichnet,

dass die betroffenen Patienten immer wieder

die gleichen Handlungen, die gleichen Gedanken

wiederholen müssen.

Und diese Handlungen und Gedanken nicht begrenzen können.

Obwohl sie von den Betroffenen als sinnlos empfunden werden.

Jetzt gehen Sie hier in der Klinik diesen Weg

unter anderem dieser Tiefen Hirnstimulation.

Was genau ist das und wie funktioniert das?

Dazu ist zu sagen, das ist ein Verfahren,

was nur für ganz schwerkranke

und schwer betroffene Patienten infrage kommt.

Die trotz einer adäquaten psychotherapeutisch

und medikamentösen Behandlung

anhaltend unter schweren Zwangsstörungen leiden.

Und für diese Patienten steht dieses Verfahren

der Tiefen Hirnstimulation zur Verfügung.

Diese Gehirnstimulation

beruht darauf,

dass wir bestimmte Nervenzellen mit elektrischen Impulsen beschäftigen,

sodass sie aktiv sind und sozusagen nicht mehr diese ...

diese kreisende Aktivität, das noch mal tun zu müssen,

dass die das nicht mehr unterstützen und das durchbrochen wird.

Emely spricht grade mit Herrn Schlaier,

dem Neurochirurgen.

Was ist denn Ihre Aufgabe

in dem Prozess von dieser Tiefen Hirnstimulation.

Unsere Aufgabe ist, Patienten zu identifizieren,

für die dieses Verfahren infrage kommt.

Der Herr Professor Schlaier führt die Operation durch.

Und circa drei Wochen nach der Operation

kommen die Patienten dann zu uns

und wir aktivieren dann die Stimulation.

Das ist also ein Prozess,

der sich manchmal über mehrere Monate hinzieht,

bis man tatsächlich die bestmögliche Stimulationseinstellung

für einen Patienten gefunden hat.

Inwiefern kann kontrolliert werden, welche Stromimpulse

an welche Hirnregion abgegeben werden?

Wir bauen einen Störsender ein,

so wird die normale Gehirnaktivität gestört.

Für den Fall, dass nicht der erwünschte Effekt erziel ist,

können wir das wieder ausschalten und das Gehirn funktioniert wieder

wie zuvor, unbeeinträchtigt.

Und natürlich ist es wichtig,

dass diese Elektroden

genau am richtigen Zielpunkt eingesetzt werden.

Und dafür haben die Neurochirurgen ...

sehr gut evaluierte Verfahren,

sodass es gelingt, dass wir genau an der richtigen Stelle

die Elektroden einsetzen.

Können Sie was sagen über die Prognosen

der Patienten und Patientinnen, die sich haben operieren lassen?

Im Durchschnitt kann man sagen, dass bei der Hälfte der Patienten

die Symptome um die Hälfte gebessert sind.

Bei manchen mehr bei anderen weniger.

Man darf nicht vergessen, die entsprechenden Betroffenen

sind massivst beeinträchtigt. Wir erleben das immer wieder,

dass die Patienten so schwer krank sind,

dass sie in ihrer Berufstätigkeit beeinträchtigt sind.

Und wir erleben, das Patienten, die bereits berentet sind,

nach der Behandlung wieder berufstätig sind.

Dass jemand dann doch die Ausbildung erfolgreich beendet.

Das ist also tatsächlich etwas, was das Leben der Betroffenen

im günstigen Fall komplett beeinflussen kann.

Mir haben schon viele Betroffene psychischer Erkrankungen gesagt,

dass sie glauben, dass ...

ihre Erkrankungen so tabuisiert oder stigmatisiert sind,

weil die nicht sichtbar sind, nicht erkennbar sind.

Aber gleichzeitig, wenn ich überlege,

dass man sie vielleicht auch körperlich zum Teil heilen kann,

glauben Sie, dass das das Stigma 'n Stück weit verändern könnte?

Davon bin ich überzeugt.

Letztendlich finden die psychischen Erkrankungen

nicht im luftleeren Raum statt,

sondern sie sind immer damit verbunden,

dass im Gehirn Funktionsstörungen bestehen.

Und da haben uns die Neurowissenschaften

in den letzten 20, 30 Jahren schon geholfen,

dass es möglich ist, diese Funktionsveränderung im Gehirn

auch sichtbar zu machen.

Und damit auch fassbar zu machen.

Das, denke ich, hilft einerseits auch den Betroffenen, besser zu verstehen.

Dazu passt natürlich,

dass wir diese Funktionsstörungen im Gehirn auch behandeln können.

Und es dann zu einer Besserung der Symptome kommt.

(Dynamische Musik)

Emely ist jetzt schon 'ne ganze Zeit mit dem Chirurgen im Gespräch

und ich bin gespannt, ob sie wirklich operiert werden kann.

Hallo!

Emely, du hast vorhin gesagt, dass du bisschen Sorge hast,

dass so eine kleine Zyste an deinem Gehirn ...

dass die problematisch sein könnte.

Aber wir haben vorher schon gesprochen,

und es handelt sich um eine kleine Plexuszyste im ...

in den Hirnkammern, wo das Nervenwasser drin ist.

Die aber keinen krankhaften Wert haben.

Und es liegt nicht auf der Strecke der Elektroden,

da wollen wir sowieso nicht hin, in diese Hirnkammern.

Die möchten wir tunlichst in Ruhe lassen.

Die wichtigste Frage:

Kann Emely diese ...

Operation machen?

Das Kernspin ist am Freitag gemacht worden.

Was ich gehört habe, spricht insofern nichts dagegen.

Was ich von den Psychiatern gehört habe ...

hat sie gute Chancen, dass wir sie operieren können.

Mich freut's natürlich, zu hören,

dass die Chancen gut stehen.

Und ich bin gespannt.

Meine Entscheidung steht zu 100 Prozent.

Wie groß sind denn die Risiken bei so was?

Das Schlimmste, was passieren kann, ist,

dass man 'ne große Hirnblutung auslöst.

Also einen schweren Schlaganfall. - Mhm.

Mit halbseitiger Lähmung,

Bewusstseinsstörung, Wesensänderung,

Blasen-, Stuhlentleerungsstörungen, Krampfanfälle.

Letzten Endes ein Pflegefall ist. - Ja.

Das wär das Allerschlimmste. Super-GAU.

Die Wahrscheinlichkeit ist weit unter ein Prozent.

Aber größer null.

Also ausschließen kann man's zu 100 Prozent nicht.

Auch ...

dass eine Entzündung, eine Meningitis oder ein Hirnabszess auftritt,

weil sich irgendwas entzündet ...

Ziehen wir zwei Paar sterile Handschuhe an im OP,

rasieren alle Haare vor der Operation.

Das ist grade für die Damen oft ...

ein echtes Trauma sein kann.

Wie gesagt, das sind halt die Dinge, die passieren können.

Ja.

Zu 100 Prozent ausschließen kann man sie nicht.

Jetzt steht der Termin für diese Operation der Tiefen Hirnstimulation.

Mhm.

Wie geht's dir denn damit, das jetzt so zu wissen,

dass das jetzt in, ich glaub, 'nem Monat ungefähr stattfindet?

Ja, genau. Natürlich hab ich Respekt vor der Operation,

das ist ein großer, komplizierter Eingriff, aber

ich bin froh, dass es bald passiert.

Ich kann's kaum abwarten eigentlich. - Mhm.

Dass ich halt einfach weiß, mit dem Gewissen,

dass mir geholfen wird, das ist ein schönes Gefühl.

Wenn ihr wissen wollt, wie es bei Emely weitergeht,

lasst uns hier unten 'n Abo da.

Hier oben kommt ihr zu einem Film von Lisa-Sophie

zum Thema "Therapieplatzsuche".

Darin zeigen wir, wie schwer es ist, so einen Platz zu finden.

Der Film liegt mir total am Herzen, weil ihr uns immer wieder schreibt,

dass ihr euch Hilfe und Unterstützung holen wollt,

aber es nicht so leicht ist, die zu finden.

Hier unten ein Film von "TRU DOKU", darin erzählt Amelie

über ihre Zwangsgedanken und dass sie die mit Psychotherapie

in den Griff bekommen hat.