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2021 from Youtube, Was beim Kopfball mit deinem Gehirn passiert | SWR Sport

Was beim Kopfball mit deinem Gehirn passiert | SWR Sport

Fußball ohne Kopfball, das ist wie Pommes ohne Ketchup.

Legendäre Tore, großartige Abwehrschlachten,

Kopfball: unverzichtbar im Fußballsport.

Aber: Kopfball kann gefährlich sein!

Wie stark wird das Gehirn erschüttert?

Führt zu viel Kopfball zu Demenz?

Sport erklärt: Nebenwirkungen und Risiken des Kopfballspiels.

England – seit Anfang 2020 ist das Kopfballspielen im Training für Kinder zwischen sechs und

elf Jahren verboten, für Jugendliche bis 18 Jahren nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Grundlage dieser Entscheidung: eine Studie aus Schottland, in Auftrag gegeben von der

Football Association und der Spielergewerkschaft.

Dabei wurden die Todesumstände von mehr als 7.000 ehemaligen schottischen Fußballprofis

im Vergleich zu 23.000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. das Ergebnis: das Risiko für

Fußballprofis, an Demenz zu erkranken, ist dreieinhalbfach erhöht.

Doch über die Gründe wurde nur spekuliert.

Deswegen sind etwa die Ärzte beim DFB skeptisch.

Die Studie zeige beispielsweise keine Unterschiede für Feldspieler und Torhüter.

Die untersuchten Personen hätten vor langer Zeit gespielt.

Nicht berücksichtigt wurden Umwelteinflüsse, möglicher Missbrauch von Alkohol oder anderer hirnschädigender Substanzen.

Wie auch immer: Kopfball ist kein Spaß für das Gehirn.

Der Ball, 450 Gramm schwer, kann mit bis zu 100 Stundenkilometern auf den Kopf treffen.

Idealerweise trifft der Spieler den Ball mit der Stirn am Haaransatz.

Er köpft möglichst waagerecht und gibt dabei die Kraft zurück.

Mit dem Aufprall des Balls gerät das im Nervenwasser schwimmende Gehirn ruckartig in Bewegung.

In diesem Moment werden vor allem die langen Faserverbindungen der Nervenzellen, die Axone,

gestaucht und gedehnt und können dabei verletzt werden.

Man redet hier von der weißen Substanz. Besonders sensibel ist der Grenzbereich zwischen weißer

und grauer Substanz im Gehirn – in der grauen Substanz sitzen die Gehirnzellen.

Bei den bisherigen Studien wurde in diesem Grenzbereich noch nie gemessen.

Grundsätzlich gilt: es fehlen noch immer genügend aussagekräftige Daten, um wissenschaftlich

relevant von einer Gefahr durch Kopfballspielen zu sprechen.

Bisher gab es vor allem sogenannte „Pilotstudien“ – zumeist mit geringen Forschungsmitteln

ausgestattet, mit wenig Probanden, sodass die gewonnene Datenbasis nur ausreicht, Indizien

statt schon Ergebnisse zu liefern.

In Sachen Kopfballstudien war Professor Inga Koerte maßgebend beteiligt, in den USA und

in Deutschland. 2012: eine Studie mit jugendlichen Fußballern

im Vergleich zu Schwimmern, die keine regelmäßigen Kopferschütterungen erleiden – Ergebnis:

signifikante Unterschiede in der weißen Hirnsubstanz, die Informationen weiterleitet.

2016: eine Studie mit 16 ehemaligen deutschen Fußballprofis, alle über 50.

Im Vergleich zu ähnlich alten Schwimmern und Tischtennisspielern zeigte sich eine Abnahme

der grauen Substanz im Gehirn, allerdings nicht bei zwei ehemaligen Torhütern .

2017: eine Studie mit 16 Fußballern im Alter von 15 und 16 Jahren; im Vergleich zu gleich

alten Schwimmern und Tischtennisspielern lernen die Fußballer nach dem Training langsamer.

Das alles aber nur: Pilotstudien.

Dennoch: Die Sensibilität für das Thema ist gewachsen.

Gehirnerschütterungen und Schädel-Hirnverletzungen: in den USA seit vielen Jahren ein Thema.

Hier ist belegt, wie viele Spätfolgen es im American Football, im Boxen oder im Eishockey

gibt, unter anderem häufige Fälle von CTE, der demenzähnlichen chronisch traumatischen

Enzephalopathie, auch „Boxersyndrom“ genannt.

In einer Studie der Boston University wurde bei 110 von 111 untersuchten Gehirnen von

verstorbenen Ex-Profis CTE nachgewiesen.

Die National Football League NFL zahlte im Sommer 2017 eine Milliarde Dollar Entschädigung

an Ex-Spieler, die wegen auftretender Symptome geklagt hatten.

Zwar setzt die NFL pro Spiel zwei Spotter ein, die Spieler auf mögliche Gehirnerschütterungen

hin beobachten.

Auch die Helme sollen mehr Schutz bieten.

Aber verschaffen diese nicht eine trügerische Sicherheit und verleiten zu riskanterem Spiel?

Mittlerweile gibt es Erkenntnisse, dass die direkten Schläge von Kopf auf Kopf weniger

für Langzeitschäden sorgen als viele kleine Erschütterungen.

So gibt es Forderungen, sich beim Tackling am Rugby zu orientieren, mit der Schulter

voran statt mit dem Kopf.

Und den Helm wegzunehmen.

Revolutionäre Ideen für den American Football, der Charakter des Spiels bliebe dennoch erhalten.

Im Fußball sind Gehirnerschütterungen seltener, dennoch ein Thema.

WM 2014 – im Finale hat Christoph Kramer nach einem Zusammenstoß mit dem Argentinier

Garay einen Blackout, spielt noch 15 Minuten weiter, ehe er ausgewechselt wird.

Nach der WM führten FIFA und UEFA die „Drei-Minuten-Regel“ ein; solange muss der Mannschaftsarzt nach

einem Zusammenstoß den Spieler untersuchen.

Nur wenn eine Gehirnerschütterung ausgeschlossen werden kann, darf der Spieler auf dem Feld bleiben.

Gehirnerschütterungen - die gibt es vor allem, wenn Köpfe zusammenstoßen.

Hier stellen Forscher eher die Frage, ob die vielen Mini-Erschütterungen durch viele Kopfbälle

langfristig schädliche Folgen haben können.

Würde dann der Begriff „Kopfball-Ungeheuer“ eine neue Dimension bekommen?

So wurde Horst Hrubesch genannt, ein Mittelstürmer-Hüne, der mit seinen Kopfballtoren in den 70er und

80er Jahren Furore machte: von seinen 136 Bundesligatoren erzielte er 81 per Kopf.

Berühmt sein entscheidender Kopfball im EM-Finale 1980 zum 2:1-Sieg gegen Belgien.

Dieter Hoeneß, auch ein Mittelstürmer mit Kopfballtalent; legendär sein Einsatz mit

Platzwunde und Turban im Pokalfinale 1982 auf Seiten der Bayern.

Spätfolgen bei beiden: bislang unbekannt.

Ob der „Bomber der Nation“, Gerd Müller, seine Demenzerkrankung zu vielen Kopfbällen

im Laufe seiner Karriere schuldet, das ist mehr als spekulativ.

Mehr und bessere Studien – das ist das Gebot der Stunde.

2011 nannte eine Studie aus New York die Zahl von 1.000 bis 1.500 Kopfbällen pro Jahr als

schädlich für das Gehirn.

32 Amateurfußballer waren befragt und mit Kernspintomographie, untersucht worden.

Auch hier: zu wenig Datenmaterial, um klare Schlüsse zu ziehen.

In Deutschland, so heißt es aus der Wissenschaft,

ist die Bereitschaft der Profivereine eher gering, solche Studien zu unterstützen.

Sie wollen eher nicht wissen, dass Kopfball womöglich nicht gut ist für die eigenen Spieler.

Die EU unterstützt eine großangelegte Untersuchung unter Leitung von

Prof. Inga Koerte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

130 Jugendfußballer zwischen 14 und 16 Jahren, aus Norwegen, Belgien und Deutschland werden

getestet – in diesem Alter beginnt in den Vereinen das professionelle Kopfballtraining.

Die Kontrollgruppe zum Vergleich: Kajakfahrer, Volleyballer, Schwimmer – hier spielen Kopferschütterungen

keine Rolle.

Die Bandbreite der Untersuchung ist weit: gemessen werden Gedächtnis, Reaktionsfähigkeit,

Flexibilität, die Balancefähigkeit, die Motorik, das Blut, das Gehirn mittels Kernspintomographie,

dazu: eine umfangreiche Statistik über die Zahl der Kopfbälle.

Es dauert noch, bis die Daten ausgewertet sind.

Teil einer Großstudie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft ist die Arbeit mit

Fußballerinnen aus Bayern, unter Leitung von Professor Hermsdörfer. Insgesamt 25 Spielerinnen

der zweiten und dritten Liga nehmen teil, getestet wurde über zwei Spielzeiten beim

Training, mit Sensoren hinter dem Ohr – per Videokamera lassen sich die Kopfbälle genau zuordnen.

Es geht vor allem um motorische Koordination.

Ein erstes Ergebnis: Durch das Kopfballspiel hat sich die Balancefähigkeit einiger Spielerinnen

verschlechtert.

Frauenfußball – das liegt für die Forscher zwischen Profimänner- und Jugendfußball.

Beispiel: die Nackenmuskulatur ist bei Frauen um bis zu 30 Prozent geringer ausgeprägt

als bei Männern, bei Jugendlichen noch nicht vollständig entwickelt.

Eine gut ausgebildete Nackenmuskulatur verringert die Belastung beim Kopfball.

Andererseits ist die Anzahl der Kopfbälle bei Frauen und Jugendlichen auch deutlich

geringer.

Wie gefährlich ist also Kopfballspielen, vor allem für Kinder und Jugendliche?

Es sei eine Sache des Augenmaßes, sagt Professor Tim Meyer, Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Und: die Dosis mache das Gift.

Ein Verbot des Kopfballtrainings wie in England und den USA bis zum Alter von elf Jahren – das

ist in Deutschland nicht vorgesehen.

Ohnehin gelten die Gefahren auch für ältere Jugendliche.

Die Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes sehen so aus:

Richtige Dosierung, keine unsinnigen Übungen mehr wie Kopfballpendel oder Trainingsschwerpunkte

Flanken oder Hohe Bälle – langsames Heranführen ans Kopfballspiel.

Zu Risiken und Nebenwirkungen durch Kopfball kann man also weder seinen Arzt noch Apotheker

fragen – denn noch gibt es nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse, um

etwa Verbote abzuleiten.

Es deutet aber vieles darauf hin, dass das Kopfballspiel auf Dauer dem Gehirn schadet.

Deswegen gilt schon heute die Empfehlung: Wenn Kopfball, dann mit Köpfchen. Nicht zu oft

nicht zu feste - und besser nicht in der Umkleide

Was beim Kopfball mit deinem Gehirn passiert | SWR Sport What happens to your brain during a header | SWR Sport Qué le pasa a tu cerebro durante un cabezazo | SWR Sport Wat gebeurt er met je hersenen tijdens een kopbal | SWR Sport Co dzieje się z mózgiem podczas headera | SWR Sport O que acontece ao cérebro durante uma cabeçada | SWR Sport Bir kafa vuruşu sırasında beyninize ne olur | SWR Sport

Fußball ohne Kopfball, das ist wie Pommes ohne Ketchup. Piłka nożna bez nagłówków jest jak chipsy bez ketchupu.

Legendäre Tore, großartige Abwehrschlachten, Legendarne gole, świetne pojedynki w defensywie,

Kopfball: unverzichtbar im Fußballsport. Nagłówek: niezbędny w piłce nożnej.

Aber: Kopfball kann gefährlich sein! Ale nagłówki mogą być niebezpieczne!

Wie stark wird das Gehirn erschüttert? Jak bardzo wstrząsany jest mózg?

Führt zu viel Kopfball zu Demenz? Czy zbyt częste chodzenie prowadzi do demencji?

Sport erklärt: Nebenwirkungen und Risiken des Kopfballspiels. Wyjaśnienie sportu: Skutki uboczne i ryzyko związane z prowadzeniem piłki.

England – seit Anfang 2020 ist das Kopfballspielen im Training für Kinder zwischen sechs und Anglia - od początku 2020 r. gra w piłkę nożną podczas treningów dla dzieci w wieku od sześciu do

elf Jahren verboten, für Jugendliche bis 18 Jahren nur in Ausnahmefällen erlaubt. Korzystanie z Internetu jest zabronione dla młodzieży poniżej jedenastego roku życia i dozwolone tylko w wyjątkowych przypadkach dla młodzieży poniżej 18 roku życia.

Grundlage dieser Entscheidung: eine Studie aus Schottland, in Auftrag gegeben von der Podstawa tej decyzji: badanie przeprowadzone w Szkocji na zlecenie

Football Association und der Spielergewerkschaft. Związek Piłki Nożnej i związek zawodników.

Dabei wurden die Todesumstände von mehr als 7.000 ehemaligen schottischen Fußballprofis Przeanalizowano okoliczności śmierci ponad 7000 byłych szkockich zawodowych piłkarzy.

im Vergleich zu 23.000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. das Ergebnis: das Risiko für w porównaniu z 23 000 osób z populacji ogólnej. wynik: ryzyko

Fußballprofis, an Demenz zu erkranken, ist dreieinhalbfach erhöht. Ryzyko wystąpienia demencji u zawodowych piłkarzy jest trzy i pół razy wyższe.

Doch über die Gründe wurde nur spekuliert. Istniały jednak tylko spekulacje na temat przyczyn.

Deswegen sind etwa die Ärzte beim DFB skeptisch. Dlatego lekarze z DFB są sceptyczni.

Die Studie zeige beispielsweise keine Unterschiede für Feldspieler und Torhüter. Przykładowo, badanie nie wykazało różnic w przypadku zawodników z pola i bramkarzy.

Die untersuchten Personen hätten vor langer Zeit gespielt. Badani ludzie grali już dawno temu.

Nicht berücksichtigt wurden Umwelteinflüsse, möglicher Missbrauch von Alkohol oder anderer hirnschädigender Substanzen. Nie uwzględniono wpływu środowiska, ewentualnego nadużywania alkoholu lub innych substancji uszkadzających mózg.

Wie auch immer: Kopfball ist kein Spaß für das Gehirn. Jednakże: nagłówki nie są przyjemne dla mózgu.

Der Ball, 450 Gramm schwer, kann mit bis zu 100 Stundenkilometern auf den Kopf treffen. Ważąca 450 gramów piłka może uderzyć w głowę z prędkością do 100 kilometrów na godzinę.

Idealerweise trifft der Spieler den Ball mit der Stirn am Haaransatz. W idealnej sytuacji gracz uderza piłkę czołem na wysokości linii włosów.

Er köpft möglichst waagerecht und gibt dabei die Kraft zurück. Kieruje się tak poziomo, jak to możliwe i oddaje moc.

Mit dem Aufprall des Balls gerät das im Nervenwasser schwimmende Gehirn ruckartig in Bewegung.

In diesem Moment werden vor allem die langen Faserverbindungen der Nervenzellen, die Axone,

gestaucht und gedehnt und können dabei verletzt werden.

Man redet hier von der weißen Substanz. Besonders sensibel ist der Grenzbereich zwischen weißer

und grauer Substanz im Gehirn – in der grauen Substanz sitzen die Gehirnzellen.

Bei den bisherigen Studien wurde in diesem Grenzbereich noch nie gemessen.

Grundsätzlich gilt: es fehlen noch immer genügend aussagekräftige Daten, um wissenschaftlich

relevant von einer Gefahr durch Kopfballspielen zu sprechen.

Bisher gab es vor allem sogenannte „Pilotstudien“ – zumeist mit geringen Forschungsmitteln

ausgestattet, mit wenig Probanden, sodass die gewonnene Datenbasis nur ausreicht, Indizien

statt schon Ergebnisse zu liefern.

In Sachen Kopfballstudien war Professor Inga Koerte maßgebend beteiligt, in den USA und

in Deutschland. 2012: eine Studie mit jugendlichen Fußballern

im Vergleich zu Schwimmern, die keine regelmäßigen Kopferschütterungen erleiden – Ergebnis:

signifikante Unterschiede in der weißen Hirnsubstanz, die Informationen weiterleitet.

2016: eine Studie mit 16 ehemaligen deutschen Fußballprofis, alle über 50.

Im Vergleich zu ähnlich alten Schwimmern und Tischtennisspielern zeigte sich eine Abnahme

der grauen Substanz im Gehirn, allerdings nicht bei zwei ehemaligen Torhütern .

2017: eine Studie mit 16 Fußballern im Alter von 15 und 16 Jahren; im Vergleich zu gleich

alten Schwimmern und Tischtennisspielern lernen die Fußballer nach dem Training langsamer.

Das alles aber nur: Pilotstudien.

Dennoch: Die Sensibilität für das Thema ist gewachsen.

Gehirnerschütterungen und Schädel-Hirnverletzungen: in den USA seit vielen Jahren ein Thema.

Hier ist belegt, wie viele Spätfolgen es im American Football, im Boxen oder im Eishockey

gibt, unter anderem häufige Fälle von CTE, der demenzähnlichen chronisch traumatischen

Enzephalopathie, auch „Boxersyndrom“ genannt.

In einer Studie der Boston University wurde bei 110 von 111 untersuchten Gehirnen von

verstorbenen Ex-Profis CTE nachgewiesen.

Die National Football League NFL zahlte im Sommer 2017 eine Milliarde Dollar Entschädigung

an Ex-Spieler, die wegen auftretender Symptome geklagt hatten.

Zwar setzt die NFL pro Spiel zwei Spotter ein, die Spieler auf mögliche Gehirnerschütterungen

hin beobachten.

Auch die Helme sollen mehr Schutz bieten.

Aber verschaffen diese nicht eine trügerische Sicherheit und verleiten zu riskanterem Spiel?

Mittlerweile gibt es Erkenntnisse, dass die direkten Schläge von Kopf auf Kopf weniger

für Langzeitschäden sorgen als viele kleine Erschütterungen.

So gibt es Forderungen, sich beim Tackling am Rugby zu orientieren, mit der Schulter

voran statt mit dem Kopf.

Und den Helm wegzunehmen.

Revolutionäre Ideen für den American Football, der Charakter des Spiels bliebe dennoch erhalten.

Im Fußball sind Gehirnerschütterungen seltener, dennoch ein Thema.

WM 2014 – im Finale hat Christoph Kramer nach einem Zusammenstoß mit dem Argentinier

Garay einen Blackout, spielt noch 15 Minuten weiter, ehe er ausgewechselt wird.

Nach der WM führten FIFA und UEFA die „Drei-Minuten-Regel“ ein; solange muss der Mannschaftsarzt nach

einem Zusammenstoß den Spieler untersuchen.

Nur wenn eine Gehirnerschütterung ausgeschlossen werden kann, darf der Spieler auf dem Feld bleiben.

Gehirnerschütterungen - die gibt es vor allem, wenn Köpfe zusammenstoßen.

Hier stellen Forscher eher die Frage, ob die vielen Mini-Erschütterungen durch viele Kopfbälle

langfristig schädliche Folgen haben können.

Würde dann der Begriff „Kopfball-Ungeheuer“ eine neue Dimension bekommen?

So wurde Horst Hrubesch genannt, ein Mittelstürmer-Hüne, der mit seinen Kopfballtoren in den 70er und

80er Jahren Furore machte: von seinen 136 Bundesligatoren erzielte er 81 per Kopf.

Berühmt sein entscheidender Kopfball im EM-Finale 1980 zum 2:1-Sieg gegen Belgien.

Dieter Hoeneß, auch ein Mittelstürmer mit Kopfballtalent; legendär sein Einsatz mit

Platzwunde und Turban im Pokalfinale 1982 auf Seiten der Bayern.

Spätfolgen bei beiden: bislang unbekannt.

Ob der „Bomber der Nation“, Gerd Müller, seine Demenzerkrankung zu vielen Kopfbällen

im Laufe seiner Karriere schuldet, das ist mehr als spekulativ.

Mehr und bessere Studien – das ist das Gebot der Stunde.

2011 nannte eine Studie aus New York die Zahl von 1.000 bis 1.500 Kopfbällen pro Jahr als

schädlich für das Gehirn.

32 Amateurfußballer waren befragt und mit Kernspintomographie, untersucht worden.

Auch hier: zu wenig Datenmaterial, um klare Schlüsse zu ziehen.

In Deutschland, so heißt es aus der Wissenschaft,

ist die Bereitschaft der Profivereine eher gering, solche Studien zu unterstützen.

Sie wollen eher nicht wissen, dass Kopfball womöglich nicht gut ist für die eigenen Spieler.

Die EU unterstützt eine großangelegte Untersuchung unter Leitung von

Prof. Inga Koerte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

130 Jugendfußballer zwischen 14 und 16 Jahren, aus Norwegen, Belgien und Deutschland werden

getestet – in diesem Alter beginnt in den Vereinen das professionelle Kopfballtraining.

Die Kontrollgruppe zum Vergleich: Kajakfahrer, Volleyballer, Schwimmer – hier spielen Kopferschütterungen

keine Rolle.

Die Bandbreite der Untersuchung ist weit: gemessen werden Gedächtnis, Reaktionsfähigkeit,

Flexibilität, die Balancefähigkeit, die Motorik, das Blut, das Gehirn mittels Kernspintomographie,

dazu: eine umfangreiche Statistik über die Zahl der Kopfbälle.

Es dauert noch, bis die Daten ausgewertet sind.

Teil einer Großstudie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft ist die Arbeit mit

Fußballerinnen aus Bayern, unter Leitung von Professor Hermsdörfer. Insgesamt 25 Spielerinnen

der zweiten und dritten Liga nehmen teil, getestet wurde über zwei Spielzeiten beim

Training, mit Sensoren hinter dem Ohr – per Videokamera lassen sich die Kopfbälle genau zuordnen.

Es geht vor allem um motorische Koordination.

Ein erstes Ergebnis: Durch das Kopfballspiel hat sich die Balancefähigkeit einiger Spielerinnen

verschlechtert.

Frauenfußball – das liegt für die Forscher zwischen Profimänner- und Jugendfußball.

Beispiel: die Nackenmuskulatur ist bei Frauen um bis zu 30 Prozent geringer ausgeprägt

als bei Männern, bei Jugendlichen noch nicht vollständig entwickelt.

Eine gut ausgebildete Nackenmuskulatur verringert die Belastung beim Kopfball.

Andererseits ist die Anzahl der Kopfbälle bei Frauen und Jugendlichen auch deutlich

geringer.

Wie gefährlich ist also Kopfballspielen, vor allem für Kinder und Jugendliche?

Es sei eine Sache des Augenmaßes, sagt Professor Tim Meyer, Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Und: die Dosis mache das Gift.

Ein Verbot des Kopfballtrainings wie in England und den USA bis zum Alter von elf Jahren – das

ist in Deutschland nicht vorgesehen.

Ohnehin gelten die Gefahren auch für ältere Jugendliche.

Die Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes sehen so aus:

Richtige Dosierung, keine unsinnigen Übungen mehr wie Kopfballpendel oder Trainingsschwerpunkte

Flanken oder Hohe Bälle – langsames Heranführen ans Kopfballspiel.

Zu Risiken und Nebenwirkungen durch Kopfball kann man also weder seinen Arzt noch Apotheker

fragen – denn noch gibt es nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse, um

etwa Verbote abzuleiten.

Es deutet aber vieles darauf hin, dass das Kopfballspiel auf Dauer dem Gehirn schadet.

Deswegen gilt schon heute die Empfehlung: Wenn Kopfball, dann mit Köpfchen. Nicht zu oft

nicht zu feste - und besser nicht in der Umkleide