×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

2021 from Youtube, Selbstoptimierung: Mit Botox, Micro-Dosing und Sport zum perfekten Ich? - RABIAT!

Selbstoptimierung: Mit Botox, Micro-Dosing und Sport zum perfekten Ich? - RABIAT!

Das bin ich, Alexander.

Ja, schön. Rhythmus beibehalten.

Für diesen Film werde ich mich quälen, wie lange nicht.

Weiter, weiter, weiter. Zieh‘ durch.

Und ich treffe andere, die sich schinden und optimieren.

Wenn man immer nur auf dem Sofa sitzt, das ist ja kein Kampf mehr.

Körper und Geist stärken.

Ich sehe den Menschen halt als eine biochemische Maschine.

Wir sind in dem System dem verdammten Erfolg verpflichtet.

Mit Eiswasser beleben.

Da geht immer noch was. Alles ist nicht genug.

Ich könnte immer irgendwas an mir machen lassen.

Scheiß Selbstoptimierung.

Alter Falter.

Ich bin ehrgeizig. Ich will erfolgreich sein. Nicht nur beim Sport.

Hauptsache: niemals verlieren.

Dafür quäle ich mich auch mal. Im Feierabend. Und am Wochenende.

Und hier: In meinem Urlaub. Ich will fit sein, gesund sein. Und ja, auch gut aussehen.

Vorsichtig formuliert: Sport ist mir wichtig.

In den nächsten Wochen will ich das Ganze nun aber auf die Spitze treiben und versuchen,

meine Leistung maximal zu steigern. Und dann schaue ich mal, wie weit mich mein Ehrgeiz

dabei tragen kann.

Deutschland ist im Optimierungsmodus, und ich bin mitten drin. Besser werden, höher,

schneller, weiter: Ich kann das absolut verstehen. Vermutlich bin ich auch einer dieser Selbstoptimierer,

um die es in diesem Film gehen soll.

Und angefangen hat das alles hier, vor mehr als 20 Jahren, im Sportforum in Berlin-Weißensee,

Abteilung Radsport.

Helmar Gröbel ist mein ehemaliger Jugendtrainer, er trainierte mich, als ich Teenager war.

Wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen.

Tu mir mal den Gefallen, dass du dir nochmal die Haare so wachsen lässt.

Ja, ich glaube, dass ist so nicht mehr drin. Also, so lange Haarpracht werde ich

wahrscheinlich nicht mehr hinkriegen.

Der junge Mann mit dem Topfschnitt und dem rot-weiß-blauem Helm, das bin ich.

Mai '97. Da war ich elf Jahre alt.

Meine Jugend habe ich auf dem Rennrad verbracht. Training nach der Schule, Rennen am Wochenende.

Ich war nicht schlecht. Zu den Besten gehörte ich aber nie.

Ja, bin ich Dritter geworden, offensichtlich.

Ja, na toll.

Mit 15 war bei mir dann Schluss, keine Lust mehr. Die, die weitermachten, fuhren später

zu Titeln auch bei internationalen Meisterschaften. Traten bei Olympia an, bei der Tour de France.

Ich will schauen, was ich noch draufhabe.

Wie findest du es denn, dass ich nach den vielen Jahren mir

jetzt nochmal diese sportliche Herausforderung gesucht habe?

Ich finde das gut. Ich denke, da du eine sportliche Vergangenheit hast, wird es dir vielleicht

leichter fallen. Dass die alten Gefühle wieder kommen zu fahren und dass es geht, das denke ich schon.

Um herauszufinden, wie fit ich eigentlich bin, mache ich einen ersten Leistungstest.

Alexander, dass es jetzt zum Test kommt, dass freut mich ganz besonders.

Wie viel sollte ich schaffen, wie viel Watt, damit es nicht peinlich wird?

Das liegt an dir. Aber ich denke mir, wenn ich dich so sehe: zwischen 325 und 375 Watt.

Er kann uns dann nur noch überraschen, wenn er die 400 Watt angeht.

probier das mal, stell dir das mal ein.

Los geht's!

Auf diesem Fahrradergometer erhöht sich der

Trittwiderstand alle dreißig Sekunden. Ich fahre so lange, bis ich nicht mehr kann.

Das ist meine maximale Wattleistung. Währenddessen werden meine Sauerstoffaufnahme und meine

Herzfrequenz gemessen. Je höher die Werte sind, desto besser ist die Fitness.

Alex, enttäusche mich nicht. Wenn ich die 325 Watt fahre,

dann musst du wenigstens 25, 50 Watt mehr fahren.

Ich bemühe mich.

Ganz wunderbar. Komm‘, und weiter so. Und weiter so, komm‘. Noch ein Stück.

Okay, zurück, zurück.

Okay, fahr‘ zurück.

Nehme ich dir die Maske ab jetzt.

15 Minuten Kampf. Ich quäle mich bis zu einer Maximalleistung von 337 Watt.

Das ist mein Ausgangswert.

So, jetzt gucken wir mal, wo du liegst.

Wo liege ich denn?

Du liegst... Im Prinzip wird es bewertet mit 128 Prozent. Das heißt, du liegst über dem Durchschnitt.

Hundert Prozent ist der Durchschnitt?

Über dem Durchschnitt deiner Altersgruppe zwischen 30 und 35 Jahren.

Alex, nimmst du eine Flasche mit? Ne?

Nee.

Das ist richtig.

Für die paar Kilometer nicht.

Was meine Leistung tatsächlich Wert ist, will ich auf einer alten Wettkampfstrecke

messen. Acht Kilometer Einzelzeitfahren. An meine Zeit aus der Jugend kann ich mich nicht

erinnern, aber die Zeiten der Besten sind dokumentiert: Die schnellsten 14-Jährigen

schafften die Strecke in weniger als elf Minuten. Das entspricht etwa 45 Kilometer pro Stunde.

Das sind die Zehntelsekunden jetzt.

Na ja, ich versuche halt mit allen, mir zur Verfügung stehenden Mitteln,

ein paar Sekunden zu schinden.

Das steckt drin. Heute Früh wurden noch einmal die Beine rasiert, jetzt der Überzieher.

Und dann gilt's.

Fertig, und ab!

Jetzt ist er auf sich alleine gestellt.

Wir haben jetzt erst drei Minuten rum. Jetzt muss er was machen.

Ja, der nächste, der kommt, das ist er.

Komm‘ Alex!

Wie schnell war ich?

Was denkst du denn?

13? 13 Minuten?

11:33.

11:33?

Ich bin fix und fertig.

11 Minuten, 33 Sekunden. Mehr als eine halbe Minute langsamer als die schnellsten Teenager.

Tja, so ist das. Nach 15 Jahren und kein Training, kein spezielles Training.

Aber er ist in die Nähe gekommen, das ist erstmal wichtig.

War auch für mich ein persönliches Erlebnis, das noch einmal so zu erleben.

Zurück in die Vergangenheit.

Ich bin fix und fertig.

Komm‘ Alex, wir gehen hoch, ganz langsam. Ziehst dich um...

Ich muss vor allem mal was trinken.

Trinkst ein bisschen Wasser, ja.

Danke.

Andere optimieren sich ganzheitlich. So wie der Bio-Hacker Andreas Breitfeld in München.

Das Schöne an dem Wasser: Es ist so völlig harmlos, dass ich dir auch gleich ein Glas aufdrängen kann.

Wenn du einen Schluck probieren möchtest, dann tun wir das gerne...

Es tut nicht weh. Das Schlimmste, was passiert, ist, dass die Haare nachwachsen – nur an der falschen Stelle.

Insofern, zum Wohl schon mal.

Zum Wohl.

Einen Vormittag verbringe ich mit ihm. Als Bio-Hacker analysiert Andreas wie ein Computerspezialist

das System – in diesem Fall den eigenen Körper – und identifiziert mögliche Schwachstellen.

Diese sollen dann gestärkt werden: durch Sport, Ernährung oder Meditation.

Aber auch mit eher ungewöhnlichen Mitteln, wie mit diesem: mit Wasserstoff angereichertes Wasser.

Und welchen Effekt erhofft man sich jetzt von diesem Superwasser hier?

Das ist ein ganz vernünftig starkes Antioxidans. Es scheint eine sehr vernünftige Form zu sein, um

in der Früh quasi noch einmal alle Systeme runter zu fahren wie bei einem Computer vor dem Neustart.

Dass du einmal runterfährst und danach mit dem, was der Tag von dir erwartet, weiter machen kannst.

Andreas vermisst gewissermaßen seinen Körper. Er trägt einen Ring, mit dem er sämtliche

Körperdaten erfasst: Wie hoch sind Puls und Körpertemperatur? Wie gut hat er geschlafen?

Wie viel hat er sich am Vortag bewegt?

Station zwei am Morgen: Datenauswertung am Smartphone.

Jetzt verbindet sich das Ganze hier.

Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Verfassung und beeinflussen,

ob Andreas Veränderungen vornimmt: Schlafenszeit anpassen, Ernährung ändern. Solche Dinge.

Andreas Breitfeld ist 49, seit einem Burnout vor ein paar Jahren achtet er sehr auf sich.

Natürlich ist es schön, wenn du mit deinem Körper so im Einklang bist, dass du in der

Früh aufwachst, dreimal tief durchatmest und dich: A, im Idealfall sowieso super fühlst.

Und B, das den ganzen Tag auch so bleibt. Aber du nimmst halt auch ein bisschen einen

Kredit bei einem Körper auf, wenn du halt doch schlecht schläfst. Du nimmst halt ein

bisschen den Kredit bei deinem Körper auf, wenn du dich scheiße ernährst, wenn du die

falschen Substanzen zu dir nimmst und, und, und, und.

Nun kommt Station drei der Morgenroutine: ein Bad im Eiswasser.

Das, was ihr hier seht, ist – do not do this at home – das ist im Endeffekt eine Gewerbekühltruhe.

Was haben wir? Vier...

Normalerweise müsste sie so irgendwas um die null bis zwei Grad haben.

Jetzt bitte ich zu entschuldigen.

So, dann werde ich mich jetzt mal in die Tonne stürzen.

Zu diesem Zwecke stelle ich mir noch einen Timer, weil:

Wir wollen ja auch sicherstellen, dass ich nicht tiefgefroren aus dem Eis wieder rauskomme.

In diesem Sinne.

Du bist jetzt eine Minute drin.

Dann wird es jetzt soweit sein. Habt ihr alles?

Es ist ganz, ganz komisch. Also, im ersten Moment kickt es dich brutal. Und danach wird eigentlich

alles so ein bisschen angenehmer. Man ist trotzdem froh, wenn man draußen ist. Aber, ich meine:

Kälte ist ein unglaublich effizientes Mittel,

auf eine Spur zurückzukommen und sich da wirklich zu fokussieren.

Es folgt die vierte Station: Nach Superwasser, Datenauswertung und Eisbad, wird Andreas nun

meditieren und verschiedene Geräte kombinieren. Eine App bewertet seinen Entspannungslevel.

Du befindest dich jetzt gleich in einem Magnetfeld, während dich Rotlicht bestrahlt,

du Zellenwasser inhalierst und gleichzeitig...

Zu Meditieren versuchst.

...meditierst?

Und wenn das alles funktioniert, dann bist du ein ausgeglichener und gleich viel besserer Mensch?

Oder was ist das Ziel dahinter?

Ich hoffe halt, durch die Techniken nicht nur den Körper quasi funktionsfähig zu halten,

sondern mir halt auch ein bisschen die innere Ruhe und die Gelassenheit zu geben, die vermutlich

der größte Bio-Hack von allen ist. Weil, egal was wir tun, sobald wir anfangen, uns

über Dinge, die uns stressen, zu stressen, dann wird das Spiel richtig blöde.

Für diese Kalibrierung begeben Sie sich in eine bequeme Position und schließen Sie Ihre Augen.

Atmen Sie tief ein.

Entspannen Sie sich und lassen Sie Ihre Gedanken einfach laufen.

Wenn Sie bemerken, dass Sie abgelenkt sind, lassen Sie das einfach geschehen.

Sie brauchen nichts dagegen zu unternehmen.

Ab jetzt wird's rot.

Perfekt gemacht.

Das war jetzt gar nicht so schlecht, dafür, dass ihr da wart.

Auch die innere Ruhe kann also gemessen werden. Das alles hat etwas von einer Mischung aus

Reha-Klinik und Fitnessstudio.

Ohje, so.

Eigentlich ist dieses medizinische Setup wieder eine Krücke, um das, was wir in einem freien,

selbstbestimmten Leben draußen in der Natur erleben könnten, einfach auch in einem hektischeren

Büroalltag oder zu Zeiten oder an Stellen, wo es einfach nicht möglich ist, zugänglich zu machen.

Also das ist schon so mein kleiner Beichtstuhl.

Alles klar. Dann zieh‘ du dich gern einmal um.

Ich schmeiße mir mal kurz irgendwas drüber, dass ich nicht mehr ganz so lächerlich ausschaue.

Andreas arbeitet bei einem Textilunternehmen, das neue Technologien testet und

dieses Bio-Hacking-Labor betreibt.

Er leitet es und stellt es jedem kostenfrei zur Verfügung.

Die Kunden sind zwischen Anfang 20 und Ende 70.

Was glaubt du denn, warum reicht es heute nicht mehr aus, so zu sein wie man ist?

Ganz einfach: Weil der Mensch heutzutage eben nicht mehr so ist, wie er sein sollte.

Wir sind in dem System – und das ist, auch wenn es ein bisschen hart klingt, sogar komplett ohne jede

Wertung – einfach dem verdammten Erfolg verpflichtet. Wir bekommen immer mehr Zerrbilder vorgelebt.

Das heißt, der 29-jährige Millionär, der mit dem Körper von Clark Kent durch die Gegend läuft,

25 Models datet, Hubschrauber fliegt, Zigarre raucht und Panzerfaust schießt:

Derartiger Schwachsinn wird halt von mehr und mehr Leuten als tatsächliche Realität wahrgenommen.

Meine neue Realität für die kommenden zwei Monate ist diese: Mein Trainingsplan sieht

vor, dass ich jede Woche mindestens zweimal Rad fahre und zudem im Fitnessstudio meine

Beinkraft trainiere. Für die Ausdauer soll ich außerdem laufen gehen.

Ich trainiere nun also fünfmal pro Woche.

Es ist kurz vor acht, Hamburger Außenalster. Laut meines Trainingsplans soll ich heute laufen gehen,

Grundlagenausdauer. Das mache dieses Mal aber nicht allein, sondern zusammen mit Silvia Nordmann.

Frau Nordmann ist Anfang sechzig und hat sich vor ein paar Jahren dem extremen Langstreckenlauf

verschrieben. Diese Läufe gehen gern mal 100 Kilometer. Eine Herausforderung, der sich

Silvia Nordmann gern stellen wollte.

Ich habe so eine Persönlichkeit: Wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig gut

machen.

Und als Langstreckenläufer kommt man sehr schnell an seine Grenzen. Und man

muss mental stark sein. Und das kann man ja in vielen Dingen des Lebens gebrauchen. Dass

man einfach die mentale Stärke hat zu sagen: Ich zieh‘ das jetzt mal durch, ich mach‘ das jetzt.

Ich denke, der Mensch muss immer so ein bisschen kämpfen.

Wenn man immer nur auf dem Sofa sitzt, das ist ja kein Kampf mehr.

Also, man

kann ja bequeme, schöne Dinge nur genießen, wenn man vorher mal etwas anderes gemacht hat.

Was steht heute auf Ihrem Trainingsplan?

Zweimal Alster. Sind so knapp 15.

Knapp 15. Sie nehmen jetzt aber nicht extra Rücksicht auf mich?

Nein.

Sie wären heute sowieso in dem Tempo und in der Distanz gelaufen, wie wir jetzt laufen?

Genau. Ja, genau.

Dann, hilft ja nichts: Auf geht's!

Also, Sie sind mit Sicherheit schneller als ich. Aber das erschreckt mich überhaupt nicht.

Okay.

So, das war's, oder?

16,35.

16?

35.

Also wir sind knapp 16,5 Kilometer gelaufen?

Ja.

Was sagen die Werte sonst so?

Ich habe zwei neue Rekorde.

Zwei neue Rekorde?

Schnellste Meile, 10:34. Schnellste Ein-Kilometer-Zeit.

Ich habe Sie vor 16,5 Kilometern schon einmal gefragt, ich frage Sie jetzt noch einmal:

Frau Nordmann, warum tun Sie sich das an?

Weil es Spaß macht.

Sie müssen ja morgen gleich wieder weitertrainieren.

Genau, morgen mache ich Krafttraining. Also, ich mache immer im Wechsel. Einmal Laufen, dann mache ich

Krafttraining, Schwimmen, Athletiktraining. Wieder Laufen. Also, immer einen Tag dazwischen.

Sind Sie inzwischen süchtig nach dem Laufen und nach dem Sport?

Nö, also ich bin ja auch nicht süchtig nach Zähneputzen. Ich mache es regelmäßig.

Aber was man regelmäßig macht, danach ist man nicht süchtig. Wenn ich einen Tag frei

habe, finde ich das klasse. Dann mache ich irgendwas anderes.

Ich muss jetzt erstmal einen Schluck trinken und einmal ganz kurz zu Atem kommen und dann

hätte ich noch zwei, drei Fragen. Aber erstmal muss ich was trinken. Danke.

Ich auch.

Aber war nicht ohne, Frau Nordmann. War nicht ohne.

Nein?

Für die Kamera sind wir etwas mehr als zwei Runden um die Alster gelaufen.

Für 16,5 Kilometer brauchten wir etwa zwei Stunden.

Aber er ist ziemlich fit, muss ich sagen.

Silvia Nordmann trainiert bei Wind und Wetter, jeden Tag. Bis zu 15 Stunden in der Woche.

Zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob als Wirtschaftsprüferin. Das kommt dem Leistungssport sehr nahe.

Es ist genau das, was ich machen wollte. Man ist irgendwie mobiler, aktiver, nicht mehr

müde, gut gelaunt. Also, durch die Bewegung, glaube ich, auch unsere Stimmung zustande

kommt im Wesentlichen. Also, viele Sachen, die mich früher geärgert haben – lässt

mich völlig kalt. Dann denke ich: Ja, reg‘ dich nicht auf, morgen musst du wieder Intervalle

laufen, da brauchst du deine Energie.

Im kommenden Jahr will Silvia Nordmann ihren ersten 100-Kilometer-Lauf angehen.

Alos ich bin bereit, für das, was ich mir aussuche – sonst würde ich mir solche Ziele ja nicht

aussuchen – unheimlich zu arbeiten. Ich habe Freude daran, einen Berg an Arbeit vor

mir zu haben und Jahre zu brauchen, um diese zu bewältigen.

Ich ziere mich ehrlicherweise auch ein bisschen davor, so alles in meinem Alltag dem Sport

unterzuordnen. Dafür bin ich halt nicht bereit.

Ja, das ist der Unterschied zwischen uns. Ich bin schon so ein bisschen so.

Also, man hat schon so einen etwas extremen Charakter.

Jetzt geht es um Beauty. Auch das gehört dazu.

Die sind so...

Los, schnell, einmal durch.

In Hamburg bin ich verabredet mit Marika Büchner und ihrem Mann Fabian. Sie ist 30, er 28.

Die beiden haben einen Termin zur Botox-Behandlung in einer Schönheitsklinik.

Optische Selbstoptimierung, gewissermaßen. Die beiden gehen ganz offen damit um.

Ich habe einmal mit meinen Lippen angefangen vor drei Jahren, glaube ich. Und dann habe

ich halt, ja: Botox, Stirn. Die Wangen habe ich mir mal aufspritzen lassen.

Kinn, ja, Lippen, Brow Lift, und hier ein bisschen meinen Kiefer markanter gemacht. Ich glaube, das war's.

Warum hast du vor drei Jahren entschieden: Okay, jetzt wird's Zeit?

Nee, Zeit nicht, aber...

Es ging auf die 30 zu.

Es ist halt wieder dieses Instagram. Es ist ganz gut gemacht. Dieser Hype und überall

lassen sich die Mädel das machen. Keine Ahnung, das war... Ich habe es überall gesehen

und das ist dann wie so eine Gehirnwäsche. Und dann habe ich gesagt: So ein bisschen

würde ich es auch gern mal ausprobieren.

Wer hat dich inspiriert zur Faltenbehandlung?

Meine Frau hat mich gezwungen. Sie hat gesagt...

Du lügst!

Sie hat gesagt: Du kannst ja auch mal so ein bisschen bei dir vielleicht in die Stirn.

Aber: Ich wollte es halt selber.

Und irgendwann durch sie und dadurch, dass sie sich damit beschäftigt hat

und so, bin ich da auch mit reingerutscht.

Es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Ich fühle mich nicht schön. Auf keinen Fall,

ich mag mich, so wie ich bin. Aber ich könnte immer irgendwas an mir machen lassen. Ich

könnte... Da könnte ich noch ein bisschen und da könnte ich. Das ist halt so. Und dass

ich mehr Sport machen müsste, zum Beispiel, das weiß ich auch. Aber dann denke ich mir

so: Dann könnte ich mir doch noch ein bisschen wegspritzen statt Sport.

Für mich ist es eine kleine Optimierung. Das sagt auch immer Doktor Abani so ganz gut:

Er bringt die Schönheit, die man schon hat, bringt man nur so ein bisschen,

nochmal ein bisschen, hervor.

Und zu Doktor Abani darf ich die beiden nun begleiten. Ich hatte ihn im Netz gefunden

und gefragt, ob er mir Patienten vermitteln kann. Denn wenn es um Schönheit geht, dann

sind soziale Medien die größten Schaufenster. Dort sind irgendwie alle fit und faltenfrei.

Und auch Marika hat ja gesagt, dass sie das ein bisschen beeinflusst hat.

Na?

Alles gut?

Alles gut?

Geht's gut?

Ihr seht doch frisch aus. Was soll ich denn noch machen?

Gar nichts.

Marika und Fabian kennen ihren Arzt schon länger. Man sieht sich zweimal im Jahr.

Wer ist denn jetzt als Erster eigentlich? Du fängst an?

Gern. Gut.

Ta-Tam, Ta-Tam.

Alright.

Dann geben wir mal Gas.

Einmal kurz böse gucken. Und entspannen.

Gleich geschafft.

Puh. Jetzt, da kamen auch die Tränen.

Alright.

Den merkst du richtig in der Augenbraue langziehen.

So.

Ist gut, blutet nicht.

Juti.

Perfekt.

Alright.

Für Fabian und Marika sind diese Behandlungen völlig normal, ebenso wie für viele andere.

Und es dauert ja auch nur wenige Minuten.

Wer kommt denn zu Ihnen? Wer möchte sich behandeln lassen, aus welchen Gründen möchten

sich die Leute behandeln lassen?

Das ist ganz interessant. Ich habe von Medizinstudenten im neunten Semester, Mitte, Anfang 20, bis

hin zu Damen, die mit zwei Beinen im Leben stehen. Anfang 50, aufwärts. Das ganze Altersspektrum.

Sind die Menschen alle unglücklich mit ihrem Aussehen, die kommen? Oder was ist die Motivation?

Das ist eine sehr interessante Frage. Wir Menschen sind ja Vergleichstiere, ja? Man schaut immer:

Okay, was habe ich? Wie sieht die Person aus? Und wenn ich natürlich auf Instagram

immer die selbstinszenierten, perfekten Körper sehe, dann geht das ja auch irgendwie in mein

Unterbewusstsein rein. Und da muss man aufpassen, sozusagen, da bewegt man sich auf sehr dünnem

Eis, dass man da nicht verblendet wird und keine realitätsverzerrte Sicht hat.

Aber Sie befeuern das ja noch. Also, weil wir haben jetzt gerade Instagram und die Leute

kommen, mit gegebenenfalls so ein bisschen verzerrten Vorstellungen. Oder dem Nacheifern,

von irgendetwas, was sie online gesehen haben. Und damit kommen sie zu Ihnen. Und Sie haben

jetzt die Fertigkeiten und Fähigkeiten und sagen: Ja, kriege ich hin, kann ich machen.

Und ich kann auch sagen, ich mache es nicht.

Aber wie oft sagen Sie denn, dass Sie es nicht machen?

Das kommt oft vor. Also, wenn ich merke, das Problem liegt woanders oder da besteht kein

Bedarf – dann lehne ich auch die Behandlung ab.

Welche Baustellen haben Sie denn bei mir identifiziert?

Mir steht es nicht zu, jetzt hier mit meinem Finger in Ihrem Gesicht rumzufuchteln und

zu sagen: Herr Tieg, das sehe ich, das sehe ich.

Weil, wenn ich das Haar in der Suppe finden will, finde ich es.

Dann suchen Sie mal das Haar in der Suppe jetzt.

Das Haar in der Suppe?

Ja.

Man könnte hier – weil Sie haben halt sozusagen ein schön ausgeprägten Jochbeinvorsprung

– hier etwas reinspritzen. Dann würde man dadurch auch die Augenringe ein bisschen abmildern, ja?

Und ein bisschen voller und frischer wirken.

Und Sie haben einen schönen, ausgeprägten Kiefer. Ihre Jawline ist schön. Ist sehr maskulin.

Das wirkt auf Frauen sehr attraktiv.

Meine Jawline ist sehr ausgeprägt.

Ihre Jawline. Das muss ich sagen. Nein, wirklich, haben Sie. Also, auf der Seite sieht man es zumindest.

Die andere Seite sehe ich jetzt nicht. Stark ausgeprägter Kiefermuskel.

Wirkt sehr attraktiv. Schön.

Vielleicht kaue ich auch einfach nur besonders viel.

Haben Sie Zähneknirschen?

Nicht, dass ich wüsste.

Haben Sie nicht. Schön.

Och, jetzt gehe ich richtig beschwingt aus diesem Interview.

Da können Sie mal sehen!

Nach Fitness und Schönheit fehlt noch die Psyche. Lässt sich auch der Geist optimieren?

Das will ich jetzt wissen. Mit Halluzinogenen wie LSD sollen sich etwa

Kreativität und Konzentration steigern lassen.

Hi, grüß‘ dich. Ich bin Alexander. Max?

Max, hi.

Grüß‘ dich. Wir kommen einfach mal rein.

Jo.

Max Wüsten hat in der Vergangenheit das so genannte Micro-Dosing mit LSD ausprobiert

und darüber auf seinem YouTube-Kanal berichtet.

Damals waren bestimmte LSD-Arten noch legal. Es ist eine Methode, die besonders im Silicon

Valley boomt und bei der die Droge in minimaler Dosierung eingenommen wird.

Warum hast du damals Micro-Dosing mit LSD gemacht?

Ich war einfach neugierig. Und wollte es dann einfach mal ausprobieren und gucken, was es

für mich so bringen kann. Oder ob das für mich irgendwas bringen kann.

Ist Micro-Dosing für dich Selbstoptimierung?

Ich würde das schon so darunter fassen, ja. Also, ich nutze das ja, um gewisse Effekte

daraus zu ziehen: um meine Kreativität zu fördern oder Konzentration zu steigern. Und

das ist ja schon irgendwie eine Optimierung von meinem Zustand oder meiner Performance.

Beim Micro-Dosing werden Psychedelika um ein Vielfaches verdünnt, meist entspricht die

Dosis einem Zehntel der Normaldosierung. Die Wirkung soll viel schwächer sein, sagen die,

die es ausprobiert haben. Und sie sei, wenn überhaupt, nur sehr unterbewusst wahrnehmbar.

Also, wenn ich so eine Micro-Dosis vorbereite, dann nehme ich halt so eine Pipettenflasche

hier.

Wenn ich dann theoretisch jetzt LSD hätte, dann würde ich jetzt

da zum Beispiel ein oder zwei Tropfen reinmachen.

Was würdest du jetzt damit machen? Würdest du das jetzt in ein Wasserglas träufeln oder

auf Löschpapier? Oder wie nimmt man das jetzt?

Also, normalerweise würde ich das einfach mir so unter die... Also, das ist ja jetzt

eh nur Wasser. Ich mach‘ dann einfach so.

Hier hat Max kein LSD genommen. Aber wir wollten zeigen, wie sie theoretisch aussähe, so eine Mikrodosis.

Welchen Effekt hätte denn LSD in Mini-Dosierung?

Diesen inneren Kritiker, den man sonst hat. Die Stimme, in einem, die irgendwie, wenn

man was macht, sagt: Das ist nicht so gut. Und dadurch eher gewisse Ideen blockiert,

dass diese Stimme dadurch ein bisschen leiser wird. Und dass ich mich ein bisschen freier

fühle, wirklich mal irgendwelchen neuen oder verrückten Ideen auch nachzugehen.

Wenn ich mir überlege, dass ich eine, letztendlich ja illegale, Substanz einnehme, um konzentrierter

meinen Alltag zu absolvieren: Dann läuft doch eigentlich irgendetwas schief, oder?

Finde ich persönlich überhaupt nicht. Also, ich sehe den Menschen in einer gewissen Weise

als halt eine biochemische Maschine, sozusagen. Und da Moleküle, die uns zur Verfügung stehen,

irgendwie zur Hand zu nehmen und zu nutzen, um da vielleicht gewisse Vorteile draus zu

ziehen, ist für mich etwas ganz Normales. Und wenn ich merken würde, dass mir irgendwas

von diesem Micro-Dosing oder so – dass ich da einen Schaden davontragen würde, dann

würde ich damit sofort aufhören. Weil, das ist für mich nicht der Sinn und Zweck der Sache.

Sondern es geht darum, dass es mir gut geht und ich einen gesunden und glücklichen Körper habe.

Der Konsum von LSD kann gesundheitsgefährdend sein. Welche Nebenwirkungen das Micro-Dosing

haben kann, ist noch nicht erforscht. Die LSD-Art, die Max damals einnahm, ist inzwischen

aber verboten. Ich bin nun seit vier Wochen im Training. Halbzeit. Es läuft mäßig.

Aber es wird Zeit für einen Zwischentest.

Ende August im Berliner Velodrom.

Früher mochte ich es, hier zu fahren. Doch bevor es auf die Rennbahn geht, will mein Trainer

meine aktuellen Leistungswerte auf dem Ergometer ermitteln.

So, los geht's.

Rhythmus finden, um die 70.

Wir bauen auf dich und wir vertrauen dir, dass du eine gute Leistung bringst.

Rhythmus beibehalten.

Genau so. Schön aktiv atmen.

Komm‘, los!

330. 338, komm‘! Jetzt bist du schon weiter.

Jawohl!

350, super! Der Kampf ist da, los, weiter, komm‘, komm‘, komm‘! 30 will ich sehen hier.

Komm‘, hier. Jawohl!

Gut, okay, fahr‘ zurück.

Wunderbar.

Ich nehme die erst einmal. Dann bleibst du weiter sitzen.

Ich kann noch nicht reden.

Die 337 Watt bei meinem ersten Test entsprachen in etwa einem Drittel der Leistung, die absolute

Profis für wenige Sekunden schaffen.

Drei Dinge.

Konnte ich mich verbessern?

26 Watt mehr, nahezu gleiche Sauerstoffaufnahme. Und ein verbesserter Herzfrequenzverlauf.

Das sind die drei Dinge, die im Prinzip im Ergebnis stehen des Trainings, was du das

letzte Mal gemacht hast. Gratulation.

Seine Leistung in kurzer Zeit messbar zu verbessern, ist schwierig. Es braucht eigentlich dauerhaft

neue Trainingsanreize und viel Geduld und Disziplin. Immerhin bin ich ein bisschen besser.

Das spornt an. Nun gilt es, die Kraft auf die Strecke zu bringen.

So, jetzt gilt‘s.

Jetzt gilt‘s.

Fertig, los!

Das Tempo halten!

Ja, weiter so!

Bisschen mehr, bisschen mehr. Komm‘!

Schön, wenn er sich so quält.

Ah.

So, komm‘, komm‘, komm‘, komm‘, komm‘!

Wieder fahre ich acht Kilometer. Das entspricht 32 Runden auf der Bahn.

Schön.

Na, das war nicht so gut.

Hast du dicke Beine gekriegt.

Oh, ich kann nicht mehr.

Komm‘ her, ich hebe es runter. Ich schaffe es runter.

Scheiß Selbstoptimierung.

Alter Falter.

Wie schnell war ich denn?

Irgendwie so zwölf oder so?

Ja, 12:30,5.

Eine Minute langsamer als beim letzten Mal?

Bleib‘ mal ganz ruhig. Das kannst du nicht vergleichen.

So eine Scheiße. Entschuldigung.

Zwölfeinhalb Minuten für acht Kilometer, ey.

Verdammt.

Dass der Abfall nicht noch größer war, das war eigentlich das beste Ergebnis bei der

ganzen Geschichte. Aber die Gesamtleistung war eben ein bisschen unter dem, was er sich

vorgenommen hat. Jetzt gehen wir erst einmal runter, noch ein bisschen Sportlerbetreuung

machen: Hand auflegen, beruhigen, motivieren.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle anfangen wollen, zu dopen. So war es mit allen Verantwortlichen

für diesen Film besprochen. Ich wollte herausfinden, welche Verbesserung in vier Wochen einmal

ohne und dann mit Doping möglich ist. Aber am Ende war das Risiko dann doch zu groß.

So bleibe ich also clean und trainiere weiter. Radfahren, Laufen. Und immer wieder Fitnessstudio.

Nimm doch mal ein Video von dir auf, haben sie gesagt. Damit man sieht, wie ehrgeizig du bist.

Am besten beim Fahrradfahren. Ey, mir geht das so auf den Keks, ey.

Bei jeder beschissenen Trainingseinheit muss ich mich filmen, damit das authentisch ist und

damit der Zuschauer mitkriegt, dass du das wirklich ernstmeinst.

Dass ich beim zweiten Test langsamer war als beim ersten, ärgert mich.

Vielleicht ein bisschen zu sehr, das kann sein.

Mitunter kann ein übersteigerter Selbstanspruch auch schlimm enden. Denn der Wunsch nach Optimierung

ist das eine. Irgendwo besser werden zu wollen, das ist eine persönliche Entscheidung.

Manchmal wird absolute Leistung auch einfach vorausgesetzt.

Wie bei Ärzten zum Beispiel, die immer hundert Prozent bringen müssen.

Eine Drucksituation, die zum Optimierungszwang führen kann.

Ich bin in der Oberbergklinik im Weserbergland. Die Klinik hat sich auf die Behandlung von

suchtkranken Ärztinnen und Ärzten spezialisiert. Doktor Ahmad Bransi leitet die Klinik.

Er behandelt Kollegen, die dem Druck im Ärztealltag nicht standhalten konnten.

Der Arzt ist normalerweise der Gesunde, der einen Kranken behandelt.

Nun eben, wie ist es, wenn der Arzt krank ist? Darf der Arzt krank sein oder nicht?

Sowohl in der Gesellschaft, aber auch so im Selbstbild des Arztes, würde es so nicht passen.

Man lernt einfach so, die Leute, die zu mir kommen, das sind kranke Menschen, die sind im Moment schwach,

ich muss Ihnen helfen. Und dafür muss ich stark sein. Und das kann dazu verleiten auf der anderen Seite,

dass man irgendwann eben vernachlässigt: Ich leide doch darunter. Ich habe doch gestern

Nachtdienst gehabt und muss eigentlich schlafen, aber nein: Jetzt kommt der nächste Notfall

und ich muss weiterarbeiten. Dass man das so vernachlässigt, weil man ein Idealbild eben bedient.

Das hehre Selbstbild vieler seiner Arzt-Patienten, wie Ahmad Bransi sie nennt; Nachtschichten,

Doppelschichten, Bereitschaftsdienste, dazu die ständige Verfügbarkeit starker Suchtmittel:

Laut Zahlen der Bundesärztekammer werden Mediziner fast doppelt so häufig suchtkrank

wie alle anderen Menschen.

Warum werden selbst ausgewiesene Expertinnen und Experten süchtig letztlich?

Es ist in der Tat so, dass Ärzte bedingt durch ihren Beruf, durch ihre Ausbildung schon

mehr Wissen über die verschiedenen Substanzen haben und über die Wirkung und Nebenwirkungen

der Substanzen. Aber dass die Substanz, zum Beispiel Alkohol, doch irgendwann mal die

Kontrolle, die persönliche Kontrolle eben vereinnahmt, dass man das nicht mehr kontrollieren kann,

dafür sind Ärzte auch Menschen.

Vielleicht haben wir als Patienten einen übertriebenen Anspruch an unsere Behandler. Aus einer Mischung

von Ehrfurcht und Erwartung wird schließlich der Mythos der „Halbgötter in Weiß“.

In der Oberbergklinik sollen die Arzt-Patienten lernen, einen Ausgleich zu den Jobanstrengungen

zu finden, ohne ihren Stress mit Suchtmitteln zu betäuben. Eine Intensivmedizinerin, die

anonym bleiben will, weil sie demnächst wieder praktizieren wird, will erzählen, wie wichtig

das ist: Denn der Druck in der Klinik und das Gefühl, immer fit und verfügbar sein

zu müssen, machten sie krank.

Ich habe mich selbst unter einen sehr, sehr hohen Leistungsdruck gestellt. Wenn Patienten

trotz unserer Hilfestellung doch verstarben oder ich auch das Gefühl hatte, vielleicht

nicht alles geleistet zu haben, was möglich gewesen wäre: Das waren Momente, mit denen

ich nicht fertig wurde. Und wenn ich dann eben nach so einem Tag abgeschlafft nach Hause kam,

habe ich als Erstes was getrunken.

Es geht eine ganze Zeit lang so gut, dass ein Glas nur da war. Aber dann merkte ich:

Zwei Gläser sind besser, ich bin dann noch etwas entspannter.

Teilweise auch fähiger – so fühlte ich mich – fähiger wieder, die Arbeit aufzunehmen.

Als Ärztin habe sie eigentlich längst gemerkt,

dass sie abhängig war. Dennoch trank sie über einen Zeitraum von 15 Jahren, mal mehr,

mal weniger. Merkte, wie schwer es ihr fiel, mal nichts zu trinken. Weil der Alkohol den

Stress kurz vergessen ließ. In den schlimmsten Phasen trank sie eine Flasche Wein täglich,

versteckte den Konsum vor der Familie und den Kollegen.

Haben Sie unter Alkoholeinfluss behandelt?

Nein.

Nein.

Haben Sie Patientinnen oder Patienten mal gefährdet durch Ihre Abhängigkeit?

Nein.

Gott sei Dank nicht. Das wäre auch für mich dann zum Zusammenbruch gekommen.

Kann man als Ärztin eigentlich den Anforderungen und Ansprüchen, die dieser Alltag an einen stellt,

kann man denen gerecht werden, ohne unter die Räder zu kommen?

Es ist schwierig, würde ich sagen. Es ist ganz wichtig, dass man relativ frühzeitig

dafür sorgt, ein Ausgleich, eine Entspannung dem entgegen zu setzen. Sonst gerät man wirklich

unter diese Räder und greift zu Substanzen, die gesundheitsschädlich sind. Ohne weiteres.

Wenn ein ganzes System nur dann funktioniert, wenn jeder immer maximal leistungsfähig ist,

dann hat das nichts mehr mit Optimierung zu tun. Wenn Leistungsdruck dazu führt, dass

nur noch derjenige mithalten kann, der sich aufputscht oder betäubt, läuft etwas schief.

Und der Beruf des Arztes ist nur ein Beispiel. Aber ein besonders gravierendes.

Auch mein Trainer Helmar sagt, dass man realistisch bleiben muss.

Sonst zerreibt man sich am eigenen Anspruch.

Trotzdem will ich meine Optimierungs-Challenge zu einem persönlichen Happy End bringen.

Acht Wochen, das ist zwar ein langer Zeitraum.

Aber du hast nicht grundsätzlich ein neues Niveau, Trainingsniveau, aufgebaut.

Am Vortag hatte ich meinen finalen Leistungstest auf dem Ergometer.

Unveränderte Sauerstoffaufnahme, eine etwas bessere Herzfrequenz und eine Tretleistung von 368 Watt.

Ich habe mich also etwas verbessert. Nun will ich die Acht-Kilometer-Strecke in

elf Minuten schaffen, eine halbe Minute schneller als beim ersten Mal.

Ich bin so froh, wenn ich es hinter mir habe.

Die Voraussetzungen sind auf jeden Fall da. Wenn du dir das Renntempo richtig einteilst, ist es möglich.

Fertig, los!

Ja, schön. Jetzt bist du im Rhythmus. Komm‘, weiter so!

Wie schnell war ich denn?

Zwölf oder so?

12:34.

Eine Minute schlechter.

Ich würde nicht enttäuscht sein, Alexander. Bestimmte Teilbereiche haben wir, da ist was passiert.

Aber heute eben, hier jetzt nicht.

Ja, mich kotzt es an.

Das sind die Momente für einen Trainer, einen Mann wieder aufzurichten.

Alex, komm‘ mal her, lass dich mal umarmen, mein Kleiner.

Vielen Dank.

Einmal schön gescheitert, und das vor laufender Kamera. Natürlich könnte ich das auf meine

Tagesform schieben und versuchen, mich rauszureden.

Ich glaube, jeder Mensch sucht Herausforderungen. Die Frage ist nur, was man sich zutraut.

Ich traue mir eben eine ganze Menge zu.

Ich bin mir sicher, dass ich mich verbessern kann.

Vielleicht nur nicht so schnell, wie ich es gern hätte.

Unsere Gesellschaft fördert ja auch, sozusagen, Leistungsoptimierung und:

Da geht immer noch was, alles ist nicht genug.

Selbstoptimierung ist aus meiner Sicht nichts schlechtes.

Es fühlt sich gut an, ein Ziel zu verfolgen und ihm näher zu kommen.

Egal, ob das nun im Sport ist, im Job oder sonst wo. Manche überschreiten dabei Grenzen.

Wie weit man geht, ist eine persönliche Entscheidung.

Aber es ist jetzt nicht so, dass es da irgendwie einen Idealzustand gibt, den man erreichen

möchte und dann hat man es jetzt irgendwie geschafft, sein Bewusstsein zu optimieren

und es ist jetzt optimal. Für mich ist das zumindest nicht so.

Ein übersteigerter Anspruch an sich selbst über alles hinweg, kann schnell ins Gegenteil

umschlagen. Dann wird aus positiver Hingabe irgendwann Frust. Und spätestens, wenn die

eigene Gesundheit gefährdet wird, ist es an der Zeit, einzulenken.

Wenn man die eigene Grenze dann nicht selbst eben sieht oder einschätzt und man nicht

selbst sagen kann: Nein, das reicht jetzt, sollen andere eben weitermachen, dass

ich mich erholen kann – kann es zu einer Krankheit führen.

Es muss nicht gleich so schlimm enden. Doch der Druck, den man sich selbst aufbaut, darf

nicht zum Lebensinhalt werden.

Selbstoptimierung hin, Selbstoptimierung her: Ich bin ich mir schon immer sehr deutlich

bewusst, dass alles irgendwo eine natürliche Grenze hat und dass es vielleicht auch gar

nicht so übermäßig clever ist, die zumindest dauerhaft zu überschreiten.

Ich werde weiter trainieren, denn mein Ehrgeiz ist ungebrochen.

Nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle. Ich habe einfach Lust.

Ich bin mit meiner Optimierung gescheitert. Woran es lag, weiß ich selbst nicht so genau.

Wahrscheinlich habe ich mir einfach ein bisschen zu viel vorgenommen.

Worin würdet ihr gerne besser werden? Wie weit wärt ihr bereit dafür zu gehen?

Und vor allem: Wie schafft man es dauerhaft sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren?

Lasst uns darüber gern in den Kommentaren diskutieren.

Ansonsten war das Teil eins der aktuellen Staffel von Rabiat,

in den kommenden zwei Wochen gibt es jeweils eine weitere.

Und wir haben euch hier irgendwo alle bisherigen Folgen von Rabiat verlinkt.

Abonniert gerne den Kanal, dann verpasst ihr keine einzige Folge mehr

und abonniert gern auch unseren Zweitkanal, dort gibt es Hintergründe zu all unseren Filmen.

Dort sehen wir uns auch in den kommenden Tagen zu einem Q&A; zu diesem Film. Dort werde ich dann noch einmal auf alle wichtigen, relevanten Fragen eingehen.

In diesem Sinne: Vielen Dank fürs Zuschauen, auf Wiedersehen und bis bald.


Selbstoptimierung: Mit Botox, Micro-Dosing und Sport zum perfekten Ich? - RABIAT! Sebeoptimalizace: S botoxem, mikrodávkováním a sportem k dokonalému já? - RAGE! Self-optimization: With Botox, micro-dosing and sports to the perfect me? - RABIAT! Auto-optimización: Con Botox, micro-dosificación y deporte hacia el tú perfecto - ¡RABIAT! Zelfoptimalisatie: Botox, microdosering en sport voor de perfecte jij - RABIAT! Auto-otimização: Botox, microdosagem e desporto para um "eu" perfeito - RABIAT! Самооптимизация: ботокс, микродозировка и диспорт для идеальной вас - РАБИАТ! Kendi kendini optimize etme: Mükemmel siz için botoks, mikro dozajlama ve spor - RABIAT!

Das bin ich, Alexander. To jsem já Alexander.

Ja, schön. Rhythmus beibehalten. Mantén el ritmo.

Für diesen Film werde ich mich quälen, wie lange nicht. Para esta película me atormentaré por el tiempo que no lo ha hecho.

Weiter, weiter, weiter. Zieh‘ durch. Llevar un proyecto a cabo.

Und ich treffe andere, die sich schinden und optimieren. A potkávám další, kteří se brousí a optimalizují.

Wenn man immer nur auf dem Sofa sitzt, das ist ja kein Kampf mehr. Pokud budete jen někdy sedět na pohovce, už to není žádný boj.

Körper und Geist stärken.

Ich sehe den Menschen halt als eine biochemische Maschine. I just see humans as a biochemical machine.

Wir sind in dem System dem verdammten Erfolg verpflichtet. Jsme odhodláni k zasranému úspěchu v systému.

Mit Eiswasser beleben. Revitalizujte ledovou vodou.

Da geht immer noch was. Alles ist nicht genug.

Ich könnte immer irgendwas an mir machen lassen.

Scheiß Selbstoptimierung. Seru na sebeoptimalizaci.

Alter Falter. stará můra.

Ich bin ehrgeizig. Jsem ambiciózní. Ich will erfolgreich sein. Nicht nur beim Sport.

Hauptsache: niemals verlieren.

Dafür quäle ich mich auch mal. I já se kvůli tomu mučím. Im Feierabend. Po práci. Und am Wochenende.

Und hier: In meinem Urlaub. Ich will fit sein, gesund sein. Und ja, auch gut aussehen.

Vorsichtig formuliert: Sport ist mir wichtig.

In den nächsten Wochen will ich das Ganze nun aber auf die Spitze treiben und versuchen,

meine Leistung maximal zu steigern. Und dann schaue ich mal, wie weit mich mein Ehrgeiz

dabei tragen kann. může nosit.

Deutschland ist im Optimierungsmodus, und ich bin mitten drin. Německo je v režimu optimalizace a já jsem přímo uprostřed toho. Besser werden, höher, zlepšit se, výš,

schneller, weiter: Ich kann das absolut verstehen. Vermutlich bin ich auch einer dieser Selbstoptimierer, Asi jsem taky jeden z těch samooptimalizátorů

um die es in diesem Film gehen soll.

Und angefangen hat das alles hier, vor mehr als 20 Jahren, im Sportforum in Berlin-Weißensee,

Abteilung Radsport.

Helmar Gröbel ist mein ehemaliger Jugendtrainer, er trainierte mich, als ich Teenager war.

Wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen. Od té doby jsme se neviděli.

Tu mir mal den Gefallen, dass du dir nochmal die Haare so wachsen lässt. Udělej mi laskavost tím, že si zase takhle necháš narůst vlasy.

Ja, ich glaube, dass ist so nicht mehr drin. Ano, myslím, že to už není možné. Also, so lange Haarpracht werde ich Takže, jak dlouhé vlasy budu

wahrscheinlich nicht mehr hinkriegen.

Der junge Mann mit dem Topfschnitt und dem rot-weiß-blauem Helm, das bin ich.

Mai '97. Da war ich elf Jahre alt.

Meine Jugend habe ich auf dem Rennrad verbracht. Mládí jsem prožil na silničním kole. Training nach der Schule, Rennen am Wochenende. Po škole trénink, o víkendu závody.

Ich war nicht schlecht. Zu den Besten gehörte ich aber nie.

Ja, bin ich Dritter geworden, offensichtlich. Ano, skončil jsem samozřejmě třetí.

Ja, na toll. Ano, skvělé.

Mit 15 war bei mir dann Schluss, keine Lust mehr. Die, die weitermachten, fuhren später Ti, kteří pokračovali, jeli později

zu Titeln auch bei internationalen Meisterschaften. Traten bei Olympia an, bei der Tour de France.

Ich will schauen, was ich noch draufhabe. Chci vidět, co ještě umím.

Wie findest du es denn, dass ich nach den vielen Jahren mir

jetzt nochmal diese sportliche Herausforderung gesucht habe? hledáte znovu tuto sportovní výzvu?

Ich finde das gut. Ich denke, da du eine sportliche Vergangenheit hast, wird es dir vielleicht

leichter fallen. padat snadněji. Dass die alten Gefühle wieder kommen zu fahren und dass es geht, das denke ich schon.

Um herauszufinden, wie fit ich eigentlich bin, mache ich einen ersten Leistungstest.

Alexander, dass es jetzt zum Test kommt, dass freut mich ganz besonders.

Wie viel sollte ich schaffen, wie viel Watt, damit es nicht peinlich wird? Kolik mám spravovat, kolik wattů, aby to nebylo trapné?

Das liegt an dir. Aber ich denke mir, wenn ich dich so sehe: zwischen 325 und 375 Watt.

Er kann uns dann nur noch überraschen, wenn er die 400 Watt angeht.

probier das mal, stell dir das mal ein. zkuste to, představte si to. try that, imagine that

Los geht's!

Auf diesem Fahrradergometer erhöht sich der

Trittwiderstand alle dreißig Sekunden. Ich fahre so lange, bis ich nicht mehr kann.

Das ist meine maximale Wattleistung. Währenddessen werden meine Sauerstoffaufnahme und meine Mezitím můj příjem kyslíku a můj

Herzfrequenz gemessen. Je höher die Werte sind, desto besser ist die Fitness.

Alex, enttäusche mich nicht. Wenn ich die 325 Watt fahre,

dann musst du wenigstens 25, 50 Watt mehr fahren.

Ich bemühe mich.

Ganz wunderbar. Komm‘, und weiter so. Und weiter so, komm‘. Noch ein Stück.

Okay, zurück, zurück.

Okay, fahr‘ zurück.

Nehme ich dir die Maske ab jetzt.

15 Minuten Kampf. Ich quäle mich bis zu einer Maximalleistung von 337 Watt.

Das ist mein Ausgangswert. Toto je můj výchozí bod.

So, jetzt gucken wir mal, wo du liegst.

Wo liege ich denn?

Du liegst... Im Prinzip wird es bewertet mit 128 Prozent. Das heißt, du liegst über dem Durchschnitt.

Hundert Prozent ist der Durchschnitt?

Über dem Durchschnitt deiner Altersgruppe zwischen 30 und 35 Jahren.

Alex, nimmst du eine Flasche mit? Ne?

Nee.

Das ist richtig.

Für die paar Kilometer nicht.

Was meine Leistung tatsächlich Wert ist, will ich auf einer alten Wettkampfstrecke

messen. Acht Kilometer Einzelzeitfahren. An meine Zeit aus der Jugend kann ich mich nicht

erinnern, aber die Zeiten der Besten sind dokumentiert: Die schnellsten 14-Jährigen

schafften die Strecke in weniger als elf Minuten. Das entspricht etwa 45 Kilometer pro Stunde.

Das sind die Zehntelsekunden jetzt.

Na ja, ich versuche halt mit allen, mir zur Verfügung stehenden Mitteln,

ein paar Sekunden zu schinden.

Das steckt drin. Heute Früh wurden noch einmal die Beine rasiert, jetzt der Überzieher.

Und dann gilt's.

Fertig, und ab!

Jetzt ist er auf sich alleine gestellt.

Wir haben jetzt erst drei Minuten rum. Jetzt muss er was machen.

Ja, der nächste, der kommt, das ist er.

Komm‘ Alex!

Wie schnell war ich?

Was denkst du denn?

13? 13 Minuten?

11:33.

11:33?

Ich bin fix und fertig.

11 Minuten, 33 Sekunden. Mehr als eine halbe Minute langsamer als die schnellsten Teenager.

Tja, so ist das. Nach 15 Jahren und kein Training, kein spezielles Training.

Aber er ist in die Nähe gekommen, das ist erstmal wichtig.

War auch für mich ein persönliches Erlebnis, das noch einmal so zu erleben.

Zurück in die Vergangenheit.

Ich bin fix und fertig.

Komm‘ Alex, wir gehen hoch, ganz langsam. Ziehst dich um...

Ich muss vor allem mal was trinken.

Trinkst ein bisschen Wasser, ja.

Danke.

Andere optimieren sich ganzheitlich. So wie der Bio-Hacker Andreas Breitfeld in München.

Das Schöne an dem Wasser: Es ist so völlig harmlos, dass ich dir auch gleich ein Glas aufdrängen kann.

Wenn du einen Schluck probieren möchtest, dann tun wir das gerne...

Es tut nicht weh. Das Schlimmste, was passiert, ist, dass die Haare nachwachsen – nur an der falschen Stelle.

Insofern, zum Wohl schon mal.

Zum Wohl.

Einen Vormittag verbringe ich mit ihm. Als Bio-Hacker analysiert Andreas wie ein Computerspezialist

das System – in diesem Fall den eigenen Körper – und identifiziert mögliche Schwachstellen.

Diese sollen dann gestärkt werden: durch Sport, Ernährung oder Meditation.

Aber auch mit eher ungewöhnlichen Mitteln, wie mit diesem: mit Wasserstoff angereichertes Wasser.

Und welchen Effekt erhofft man sich jetzt von diesem Superwasser hier?

Das ist ein ganz vernünftig starkes Antioxidans. Es scheint eine sehr vernünftige Form zu sein, um

in der Früh quasi noch einmal alle Systeme runter zu fahren wie bei einem Computer vor dem Neustart.

Dass du einmal runterfährst und danach mit dem, was der Tag von dir erwartet, weiter machen kannst.

Andreas vermisst gewissermaßen seinen Körper. Er trägt einen Ring, mit dem er sämtliche

Körperdaten erfasst: Wie hoch sind Puls und Körpertemperatur? Wie gut hat er geschlafen?

Wie viel hat er sich am Vortag bewegt?

Station zwei am Morgen: Datenauswertung am Smartphone.

Jetzt verbindet sich das Ganze hier.

Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Verfassung und beeinflussen,

ob Andreas Veränderungen vornimmt: Schlafenszeit anpassen, Ernährung ändern. Solche Dinge.

Andreas Breitfeld ist 49, seit einem Burnout vor ein paar Jahren achtet er sehr auf sich.

Natürlich ist es schön, wenn du mit deinem Körper so im Einklang bist, dass du in der

Früh aufwachst, dreimal tief durchatmest und dich: A, im Idealfall sowieso super fühlst.

Und B, das den ganzen Tag auch so bleibt. Aber du nimmst halt auch ein bisschen einen

Kredit bei einem Körper auf, wenn du halt doch schlecht schläfst. Du nimmst halt ein

bisschen den Kredit bei deinem Körper auf, wenn du dich scheiße ernährst, wenn du die

falschen Substanzen zu dir nimmst und, und, und, und.

Nun kommt Station drei der Morgenroutine: ein Bad im Eiswasser.

Das, was ihr hier seht, ist – do not do this at home – das ist im Endeffekt eine Gewerbekühltruhe.

Was haben wir? Vier...

Normalerweise müsste sie so irgendwas um die null bis zwei Grad haben.

Jetzt bitte ich zu entschuldigen.

So, dann werde ich mich jetzt mal in die Tonne stürzen.

Zu diesem Zwecke stelle ich mir noch einen Timer, weil:

Wir wollen ja auch sicherstellen, dass ich nicht tiefgefroren aus dem Eis wieder rauskomme.

In diesem Sinne.

Du bist jetzt eine Minute drin.

Dann wird es jetzt soweit sein. Habt ihr alles?

Es ist ganz, ganz komisch. Also, im ersten Moment kickt es dich brutal. Und danach wird eigentlich

alles so ein bisschen angenehmer. Man ist trotzdem froh, wenn man draußen ist. Aber, ich meine:

Kälte ist ein unglaublich effizientes Mittel,

auf eine Spur zurückzukommen und sich da wirklich zu fokussieren.

Es folgt die vierte Station: Nach Superwasser, Datenauswertung und Eisbad, wird Andreas nun

meditieren und verschiedene Geräte kombinieren. Eine App bewertet seinen Entspannungslevel.

Du befindest dich jetzt gleich in einem Magnetfeld, während dich Rotlicht bestrahlt,

du Zellenwasser inhalierst und gleichzeitig...

Zu Meditieren versuchst.

...meditierst?

Und wenn das alles funktioniert, dann bist du ein ausgeglichener und gleich viel besserer Mensch?

Oder was ist das Ziel dahinter?

Ich hoffe halt, durch die Techniken nicht nur den Körper quasi funktionsfähig zu halten,

sondern mir halt auch ein bisschen die innere Ruhe und die Gelassenheit zu geben, die vermutlich

der größte Bio-Hack von allen ist. Weil, egal was wir tun, sobald wir anfangen, uns

über Dinge, die uns stressen, zu stressen, dann wird das Spiel richtig blöde.

Für diese Kalibrierung begeben Sie sich in eine bequeme Position und schließen Sie Ihre Augen.

Atmen Sie tief ein.

Entspannen Sie sich und lassen Sie Ihre Gedanken einfach laufen.

Wenn Sie bemerken, dass Sie abgelenkt sind, lassen Sie das einfach geschehen.

Sie brauchen nichts dagegen zu unternehmen.

Ab jetzt wird's rot.

Perfekt gemacht.

Das war jetzt gar nicht so schlecht, dafür, dass ihr da wart.

Auch die innere Ruhe kann also gemessen werden. Das alles hat etwas von einer Mischung aus

Reha-Klinik und Fitnessstudio.

Ohje, so.

Eigentlich ist dieses medizinische Setup wieder eine Krücke, um das, was wir in einem freien,

selbstbestimmten Leben draußen in der Natur erleben könnten, einfach auch in einem hektischeren

Büroalltag oder zu Zeiten oder an Stellen, wo es einfach nicht möglich ist, zugänglich zu machen.

Also das ist schon so mein kleiner Beichtstuhl.

Alles klar. Dann zieh‘ du dich gern einmal um.

Ich schmeiße mir mal kurz irgendwas drüber, dass ich nicht mehr ganz so lächerlich ausschaue.

Andreas arbeitet bei einem Textilunternehmen, das neue Technologien testet und

dieses Bio-Hacking-Labor betreibt.

Er leitet es und stellt es jedem kostenfrei zur Verfügung.

Die Kunden sind zwischen Anfang 20 und Ende 70.

Was glaubt du denn, warum reicht es heute nicht mehr aus, so zu sein wie man ist?

Ganz einfach: Weil der Mensch heutzutage eben nicht mehr so ist, wie er sein sollte.

Wir sind in dem System – und das ist, auch wenn es ein bisschen hart klingt, sogar komplett ohne jede

Wertung – einfach dem verdammten Erfolg verpflichtet. Wir bekommen immer mehr Zerrbilder vorgelebt.

Das heißt, der 29-jährige Millionär, der mit dem Körper von Clark Kent durch die Gegend läuft,

25 Models datet, Hubschrauber fliegt, Zigarre raucht und Panzerfaust schießt:

Derartiger Schwachsinn wird halt von mehr und mehr Leuten als tatsächliche Realität wahrgenommen.

Meine neue Realität für die kommenden zwei Monate ist diese: Mein Trainingsplan sieht

vor, dass ich jede Woche mindestens zweimal Rad fahre und zudem im Fitnessstudio meine

Beinkraft trainiere. Für die Ausdauer soll ich außerdem laufen gehen.

Ich trainiere nun also fünfmal pro Woche.

Es ist kurz vor acht, Hamburger Außenalster. Laut meines Trainingsplans soll ich heute laufen gehen,

Grundlagenausdauer. Das mache dieses Mal aber nicht allein, sondern zusammen mit Silvia Nordmann.

Frau Nordmann ist Anfang sechzig und hat sich vor ein paar Jahren dem extremen Langstreckenlauf

verschrieben. Diese Läufe gehen gern mal 100 Kilometer. Eine Herausforderung, der sich

Silvia Nordmann gern stellen wollte.

Ich habe so eine Persönlichkeit: Wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig gut

machen.

Und als Langstreckenläufer kommt man sehr schnell an seine Grenzen. Und man

muss mental stark sein. Und das kann man ja in vielen Dingen des Lebens gebrauchen. Dass

man einfach die mentale Stärke hat zu sagen: Ich zieh‘ das jetzt mal durch, ich mach‘ das jetzt.

Ich denke, der Mensch muss immer so ein bisschen kämpfen.

Wenn man immer nur auf dem Sofa sitzt, das ist ja kein Kampf mehr.

Also, man

kann ja bequeme, schöne Dinge nur genießen, wenn man vorher mal etwas anderes gemacht hat.

Was steht heute auf Ihrem Trainingsplan?

Zweimal Alster. Sind so knapp 15.

Knapp 15. Sie nehmen jetzt aber nicht extra Rücksicht auf mich?

Nein.

Sie wären heute sowieso in dem Tempo und in der Distanz gelaufen, wie wir jetzt laufen?

Genau. Ja, genau.

Dann, hilft ja nichts: Auf geht's!

Also, Sie sind mit Sicherheit schneller als ich. Aber das erschreckt mich überhaupt nicht.

Okay.

So, das war's, oder?

16,35.

16?

35.

Also wir sind knapp 16,5 Kilometer gelaufen?

Ja.

Was sagen die Werte sonst so?

Ich habe zwei neue Rekorde.

Zwei neue Rekorde?

Schnellste Meile, 10:34. Schnellste Ein-Kilometer-Zeit.

Ich habe Sie vor 16,5 Kilometern schon einmal gefragt, ich frage Sie jetzt noch einmal:

Frau Nordmann, warum tun Sie sich das an?

Weil es Spaß macht.

Sie müssen ja morgen gleich wieder weitertrainieren.

Genau, morgen mache ich Krafttraining. Also, ich mache immer im Wechsel. Einmal Laufen, dann mache ich

Krafttraining, Schwimmen, Athletiktraining. Wieder Laufen. Also, immer einen Tag dazwischen.

Sind Sie inzwischen süchtig nach dem Laufen und nach dem Sport?

Nö, also ich bin ja auch nicht süchtig nach Zähneputzen. Ich mache es regelmäßig.

Aber was man regelmäßig macht, danach ist man nicht süchtig. Wenn ich einen Tag frei

habe, finde ich das klasse. Dann mache ich irgendwas anderes.

Ich muss jetzt erstmal einen Schluck trinken und einmal ganz kurz zu Atem kommen und dann

hätte ich noch zwei, drei Fragen. Aber erstmal muss ich was trinken. Danke.

Ich auch.

Aber war nicht ohne, Frau Nordmann. War nicht ohne.

Nein?

Für die Kamera sind wir etwas mehr als zwei Runden um die Alster gelaufen.

Für 16,5 Kilometer brauchten wir etwa zwei Stunden.

Aber er ist ziemlich fit, muss ich sagen.

Silvia Nordmann trainiert bei Wind und Wetter, jeden Tag. Bis zu 15 Stunden in der Woche.

Zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob als Wirtschaftsprüferin. Das kommt dem Leistungssport sehr nahe.

Es ist genau das, was ich machen wollte. Man ist irgendwie mobiler, aktiver, nicht mehr

müde, gut gelaunt. Also, durch die Bewegung, glaube ich, auch unsere Stimmung zustande

kommt im Wesentlichen. Also, viele Sachen, die mich früher geärgert haben – lässt

mich völlig kalt. Dann denke ich: Ja, reg‘ dich nicht auf, morgen musst du wieder Intervalle

laufen, da brauchst du deine Energie.

Im kommenden Jahr will Silvia Nordmann ihren ersten 100-Kilometer-Lauf angehen.

Alos ich bin bereit, für das, was ich mir aussuche – sonst würde ich mir solche Ziele ja nicht

aussuchen – unheimlich zu arbeiten. Ich habe Freude daran, einen Berg an Arbeit vor

mir zu haben und Jahre zu brauchen, um diese zu bewältigen.

Ich ziere mich ehrlicherweise auch ein bisschen davor, so alles in meinem Alltag dem Sport

unterzuordnen. Dafür bin ich halt nicht bereit.

Ja, das ist der Unterschied zwischen uns. Ich bin schon so ein bisschen so.

Also, man hat schon so einen etwas extremen Charakter.

Jetzt geht es um Beauty. Auch das gehört dazu.

Die sind so...

Los, schnell, einmal durch.

In Hamburg bin ich verabredet mit Marika Büchner und ihrem Mann Fabian. Sie ist 30, er 28.

Die beiden haben einen Termin zur Botox-Behandlung in einer Schönheitsklinik.

Optische Selbstoptimierung, gewissermaßen. Die beiden gehen ganz offen damit um.

Ich habe einmal mit meinen Lippen angefangen vor drei Jahren, glaube ich. Und dann habe

ich halt, ja: Botox, Stirn. Die Wangen habe ich mir mal aufspritzen lassen.

Kinn, ja, Lippen, Brow Lift, und hier ein bisschen meinen Kiefer markanter gemacht. Ich glaube, das war's.

Warum hast du vor drei Jahren entschieden: Okay, jetzt wird's Zeit?

Nee, Zeit nicht, aber...

Es ging auf die 30 zu.

Es ist halt wieder dieses Instagram. Es ist ganz gut gemacht. Dieser Hype und überall

lassen sich die Mädel das machen. Keine Ahnung, das war... Ich habe es überall gesehen

und das ist dann wie so eine Gehirnwäsche. Und dann habe ich gesagt: So ein bisschen

würde ich es auch gern mal ausprobieren.

Wer hat dich inspiriert zur Faltenbehandlung?

Meine Frau hat mich gezwungen. Sie hat gesagt...

Du lügst!

Sie hat gesagt: Du kannst ja auch mal so ein bisschen bei dir vielleicht in die Stirn.

Aber: Ich wollte es halt selber.

Und irgendwann durch sie und dadurch, dass sie sich damit beschäftigt hat

und so, bin ich da auch mit reingerutscht.

Es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Ich fühle mich nicht schön. Auf keinen Fall,

ich mag mich, so wie ich bin. Aber ich könnte immer irgendwas an mir machen lassen. Ich

könnte... Da könnte ich noch ein bisschen und da könnte ich. Das ist halt so. Und dass

ich mehr Sport machen müsste, zum Beispiel, das weiß ich auch. Aber dann denke ich mir

so: Dann könnte ich mir doch noch ein bisschen wegspritzen statt Sport.

Für mich ist es eine kleine Optimierung. Das sagt auch immer Doktor Abani so ganz gut:

Er bringt die Schönheit, die man schon hat, bringt man nur so ein bisschen,

nochmal ein bisschen, hervor.

Und zu Doktor Abani darf ich die beiden nun begleiten. Ich hatte ihn im Netz gefunden

und gefragt, ob er mir Patienten vermitteln kann. Denn wenn es um Schönheit geht, dann

sind soziale Medien die größten Schaufenster. Dort sind irgendwie alle fit und faltenfrei.

Und auch Marika hat ja gesagt, dass sie das ein bisschen beeinflusst hat.

Na?

Alles gut?

Alles gut?

Geht's gut?

Ihr seht doch frisch aus. Was soll ich denn noch machen?

Gar nichts.

Marika und Fabian kennen ihren Arzt schon länger. Man sieht sich zweimal im Jahr.

Wer ist denn jetzt als Erster eigentlich? Du fängst an?

Gern. Gut.

Ta-Tam, Ta-Tam.

Alright.

Dann geben wir mal Gas.

Einmal kurz böse gucken. Und entspannen.

Gleich geschafft.

Puh. Jetzt, da kamen auch die Tränen.

Alright.

Den merkst du richtig in der Augenbraue langziehen.

So.

Ist gut, blutet nicht.

Juti.

Perfekt.

Alright.

Für Fabian und Marika sind diese Behandlungen völlig normal, ebenso wie für viele andere.

Und es dauert ja auch nur wenige Minuten.

Wer kommt denn zu Ihnen? Wer möchte sich behandeln lassen, aus welchen Gründen möchten

sich die Leute behandeln lassen?

Das ist ganz interessant. Ich habe von Medizinstudenten im neunten Semester, Mitte, Anfang 20, bis

hin zu Damen, die mit zwei Beinen im Leben stehen. Anfang 50, aufwärts. Das ganze Altersspektrum.

Sind die Menschen alle unglücklich mit ihrem Aussehen, die kommen? Oder was ist die Motivation?

Das ist eine sehr interessante Frage. Wir Menschen sind ja Vergleichstiere, ja? Man schaut immer:

Okay, was habe ich? Wie sieht die Person aus? Und wenn ich natürlich auf Instagram

immer die selbstinszenierten, perfekten Körper sehe, dann geht das ja auch irgendwie in mein

Unterbewusstsein rein. Und da muss man aufpassen, sozusagen, da bewegt man sich auf sehr dünnem

Eis, dass man da nicht verblendet wird und keine realitätsverzerrte Sicht hat.

Aber Sie befeuern das ja noch. Also, weil wir haben jetzt gerade Instagram und die Leute

kommen, mit gegebenenfalls so ein bisschen verzerrten Vorstellungen. Oder dem Nacheifern,

von irgendetwas, was sie online gesehen haben. Und damit kommen sie zu Ihnen. Und Sie haben

jetzt die Fertigkeiten und Fähigkeiten und sagen: Ja, kriege ich hin, kann ich machen.

Und ich kann auch sagen, ich mache es nicht.

Aber wie oft sagen Sie denn, dass Sie es nicht machen?

Das kommt oft vor. Also, wenn ich merke, das Problem liegt woanders oder da besteht kein

Bedarf – dann lehne ich auch die Behandlung ab.

Welche Baustellen haben Sie denn bei mir identifiziert?

Mir steht es nicht zu, jetzt hier mit meinem Finger in Ihrem Gesicht rumzufuchteln und

zu sagen: Herr Tieg, das sehe ich, das sehe ich.

Weil, wenn ich das Haar in der Suppe finden will, finde ich es.

Dann suchen Sie mal das Haar in der Suppe jetzt.

Das Haar in der Suppe?

Ja.

Man könnte hier – weil Sie haben halt sozusagen ein schön ausgeprägten Jochbeinvorsprung

– hier etwas reinspritzen. Dann würde man dadurch auch die Augenringe ein bisschen abmildern, ja?

Und ein bisschen voller und frischer wirken.

Und Sie haben einen schönen, ausgeprägten Kiefer. Ihre Jawline ist schön. Ist sehr maskulin.

Das wirkt auf Frauen sehr attraktiv.

Meine Jawline ist sehr ausgeprägt.

Ihre Jawline. Das muss ich sagen. Nein, wirklich, haben Sie. Also, auf der Seite sieht man es zumindest.

Die andere Seite sehe ich jetzt nicht. Stark ausgeprägter Kiefermuskel.

Wirkt sehr attraktiv. Schön.

Vielleicht kaue ich auch einfach nur besonders viel.

Haben Sie Zähneknirschen?

Nicht, dass ich wüsste.

Haben Sie nicht. Schön.

Och, jetzt gehe ich richtig beschwingt aus diesem Interview.

Da können Sie mal sehen!

Nach Fitness und Schönheit fehlt noch die Psyche. Lässt sich auch der Geist optimieren?

Das will ich jetzt wissen. Mit Halluzinogenen wie LSD sollen sich etwa

Kreativität und Konzentration steigern lassen.

Hi, grüß‘ dich. Ich bin Alexander. Max?

Max, hi.

Grüß‘ dich. Wir kommen einfach mal rein.

Jo.

Max Wüsten hat in der Vergangenheit das so genannte Micro-Dosing mit LSD ausprobiert

und darüber auf seinem YouTube-Kanal berichtet.

Damals waren bestimmte LSD-Arten noch legal. Es ist eine Methode, die besonders im Silicon

Valley boomt und bei der die Droge in minimaler Dosierung eingenommen wird.

Warum hast du damals Micro-Dosing mit LSD gemacht?

Ich war einfach neugierig. Und wollte es dann einfach mal ausprobieren und gucken, was es

für mich so bringen kann. Oder ob das für mich irgendwas bringen kann.

Ist Micro-Dosing für dich Selbstoptimierung?

Ich würde das schon so darunter fassen, ja. Also, ich nutze das ja, um gewisse Effekte

daraus zu ziehen: um meine Kreativität zu fördern oder Konzentration zu steigern. Und

das ist ja schon irgendwie eine Optimierung von meinem Zustand oder meiner Performance.

Beim Micro-Dosing werden Psychedelika um ein Vielfaches verdünnt, meist entspricht die

Dosis einem Zehntel der Normaldosierung. Die Wirkung soll viel schwächer sein, sagen die,

die es ausprobiert haben. Und sie sei, wenn überhaupt, nur sehr unterbewusst wahrnehmbar.

Also, wenn ich so eine Micro-Dosis vorbereite, dann nehme ich halt so eine Pipettenflasche

hier.

Wenn ich dann theoretisch jetzt LSD hätte, dann würde ich jetzt

da zum Beispiel ein oder zwei Tropfen reinmachen.

Was würdest du jetzt damit machen? Würdest du das jetzt in ein Wasserglas träufeln oder

auf Löschpapier? Oder wie nimmt man das jetzt?

Also, normalerweise würde ich das einfach mir so unter die... Also, das ist ja jetzt

eh nur Wasser. Ich mach‘ dann einfach so.

Hier hat Max kein LSD genommen. Aber wir wollten zeigen, wie sie theoretisch aussähe, so eine Mikrodosis.

Welchen Effekt hätte denn LSD in Mini-Dosierung?

Diesen inneren Kritiker, den man sonst hat. Die Stimme, in einem, die irgendwie, wenn

man was macht, sagt: Das ist nicht so gut. Und dadurch eher gewisse Ideen blockiert,

dass diese Stimme dadurch ein bisschen leiser wird. Und dass ich mich ein bisschen freier

fühle, wirklich mal irgendwelchen neuen oder verrückten Ideen auch nachzugehen.

Wenn ich mir überlege, dass ich eine, letztendlich ja illegale, Substanz einnehme, um konzentrierter

meinen Alltag zu absolvieren: Dann läuft doch eigentlich irgendetwas schief, oder?

Finde ich persönlich überhaupt nicht. Also, ich sehe den Menschen in einer gewissen Weise

als halt eine biochemische Maschine, sozusagen. Und da Moleküle, die uns zur Verfügung stehen,

irgendwie zur Hand zu nehmen und zu nutzen, um da vielleicht gewisse Vorteile draus zu

ziehen, ist für mich etwas ganz Normales. Und wenn ich merken würde, dass mir irgendwas

von diesem Micro-Dosing oder so – dass ich da einen Schaden davontragen würde, dann

würde ich damit sofort aufhören. Weil, das ist für mich nicht der Sinn und Zweck der Sache.

Sondern es geht darum, dass es mir gut geht und ich einen gesunden und glücklichen Körper habe.

Der Konsum von LSD kann gesundheitsgefährdend sein. Welche Nebenwirkungen das Micro-Dosing

haben kann, ist noch nicht erforscht. Die LSD-Art, die Max damals einnahm, ist inzwischen

aber verboten. Ich bin nun seit vier Wochen im Training. Halbzeit. Es läuft mäßig.

Aber es wird Zeit für einen Zwischentest.

Ende August im Berliner Velodrom.

Früher mochte ich es, hier zu fahren. Doch bevor es auf die Rennbahn geht, will mein Trainer

meine aktuellen Leistungswerte auf dem Ergometer ermitteln.

So, los geht's.

Rhythmus finden, um die 70.

Wir bauen auf dich und wir vertrauen dir, dass du eine gute Leistung bringst.

Rhythmus beibehalten.

Genau so. Schön aktiv atmen.

Komm‘, los!

330\\. 338, komm‘! Jetzt bist du schon weiter.

Jawohl!

350, super! Der Kampf ist da, los, weiter, komm‘, komm‘, komm‘! 30 will ich sehen hier.

Komm‘, hier. Jawohl!

Gut, okay, fahr‘ zurück.

Wunderbar.

Ich nehme die erst einmal. Dann bleibst du weiter sitzen.

Ich kann noch nicht reden.

Die 337 Watt bei meinem ersten Test entsprachen in etwa einem Drittel der Leistung, die absolute

Profis für wenige Sekunden schaffen.

Drei Dinge.

Konnte ich mich verbessern?

26 Watt mehr, nahezu gleiche Sauerstoffaufnahme. Und ein verbesserter Herzfrequenzverlauf.

Das sind die drei Dinge, die im Prinzip im Ergebnis stehen des Trainings, was du das

letzte Mal gemacht hast. Gratulation.

Seine Leistung in kurzer Zeit messbar zu verbessern, ist schwierig. Es braucht eigentlich dauerhaft

neue Trainingsanreize und viel Geduld und Disziplin. Immerhin bin ich ein bisschen besser.

Das spornt an. Nun gilt es, die Kraft auf die Strecke zu bringen.

So, jetzt gilt‘s.

Jetzt gilt‘s.

Fertig, los!

Das Tempo halten!

Ja, weiter so!

Bisschen mehr, bisschen mehr. Komm‘!

Schön, wenn er sich so quält.

Ah.

So, komm‘, komm‘, komm‘, komm‘, komm‘!

Wieder fahre ich acht Kilometer. Das entspricht 32 Runden auf der Bahn.

Schön.

Na, das war nicht so gut.

Hast du dicke Beine gekriegt.

Oh, ich kann nicht mehr.

Komm‘ her, ich hebe es runter. Ich schaffe es runter.

Scheiß Selbstoptimierung.

Alter Falter.

Wie schnell war ich denn?

Irgendwie so zwölf oder so?

Ja, 12:30,5.

Eine Minute langsamer als beim letzten Mal?

Bleib‘ mal ganz ruhig. Das kannst du nicht vergleichen.

So eine Scheiße. Entschuldigung.

Zwölfeinhalb Minuten für acht Kilometer, ey.

Verdammt.

Dass der Abfall nicht noch größer war, das war eigentlich das beste Ergebnis bei der

ganzen Geschichte. Aber die Gesamtleistung war eben ein bisschen unter dem, was er sich

vorgenommen hat. Jetzt gehen wir erst einmal runter, noch ein bisschen Sportlerbetreuung

machen: Hand auflegen, beruhigen, motivieren.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle anfangen wollen, zu dopen. So war es mit allen Verantwortlichen

für diesen Film besprochen. Ich wollte herausfinden, welche Verbesserung in vier Wochen einmal

ohne und dann mit Doping möglich ist. Aber am Ende war das Risiko dann doch zu groß.

So bleibe ich also clean und trainiere weiter. Radfahren, Laufen. Und immer wieder Fitnessstudio.

Nimm doch mal ein Video von dir auf, haben sie gesagt. Damit man sieht, wie ehrgeizig du bist.

Am besten beim Fahrradfahren. Ey, mir geht das so auf den Keks, ey.

Bei jeder beschissenen Trainingseinheit muss ich mich filmen, damit das authentisch ist und

damit der Zuschauer mitkriegt, dass du das wirklich ernstmeinst.

Dass ich beim zweiten Test langsamer war als beim ersten, ärgert mich.

Vielleicht ein bisschen zu sehr, das kann sein.

Mitunter kann ein übersteigerter Selbstanspruch auch schlimm enden. Denn der Wunsch nach Optimierung

ist das eine. Irgendwo besser werden zu wollen, das ist eine persönliche Entscheidung.

Manchmal wird absolute Leistung auch einfach vorausgesetzt.

Wie bei Ärzten zum Beispiel, die immer hundert Prozent bringen müssen.

Eine Drucksituation, die zum Optimierungszwang führen kann.

Ich bin in der Oberbergklinik im Weserbergland. Die Klinik hat sich auf die Behandlung von

suchtkranken Ärztinnen und Ärzten spezialisiert. Doktor Ahmad Bransi leitet die Klinik.

Er behandelt Kollegen, die dem Druck im Ärztealltag nicht standhalten konnten.

Der Arzt ist normalerweise der Gesunde, der einen Kranken behandelt.

Nun eben, wie ist es, wenn der Arzt krank ist? Darf der Arzt krank sein oder nicht?

Sowohl in der Gesellschaft, aber auch so im Selbstbild des Arztes, würde es so nicht passen.

Man lernt einfach so, die Leute, die zu mir kommen, das sind kranke Menschen, die sind im Moment schwach,

ich muss Ihnen helfen. Und dafür muss ich stark sein. Und das kann dazu verleiten auf der anderen Seite,

dass man irgendwann eben vernachlässigt: Ich leide doch darunter. Ich habe doch gestern

Nachtdienst gehabt und muss eigentlich schlafen, aber nein: Jetzt kommt der nächste Notfall

und ich muss weiterarbeiten. Dass man das so vernachlässigt, weil man ein Idealbild eben bedient.

Das hehre Selbstbild vieler seiner Arzt-Patienten, wie Ahmad Bransi sie nennt; Nachtschichten,

Doppelschichten, Bereitschaftsdienste, dazu die ständige Verfügbarkeit starker Suchtmittel:

Laut Zahlen der Bundesärztekammer werden Mediziner fast doppelt so häufig suchtkrank

wie alle anderen Menschen.

Warum werden selbst ausgewiesene Expertinnen und Experten süchtig letztlich?

Es ist in der Tat so, dass Ärzte bedingt durch ihren Beruf, durch ihre Ausbildung schon

mehr Wissen über die verschiedenen Substanzen haben und über die Wirkung und Nebenwirkungen

der Substanzen. Aber dass die Substanz, zum Beispiel Alkohol, doch irgendwann mal die

Kontrolle, die persönliche Kontrolle eben vereinnahmt, dass man das nicht mehr kontrollieren kann,

dafür sind Ärzte auch Menschen.

Vielleicht haben wir als Patienten einen übertriebenen Anspruch an unsere Behandler. Aus einer Mischung

von Ehrfurcht und Erwartung wird schließlich der Mythos der „Halbgötter in Weiß“.

In der Oberbergklinik sollen die Arzt-Patienten lernen, einen Ausgleich zu den Jobanstrengungen

zu finden, ohne ihren Stress mit Suchtmitteln zu betäuben. Eine Intensivmedizinerin, die

anonym bleiben will, weil sie demnächst wieder praktizieren wird, will erzählen, wie wichtig

das ist: Denn der Druck in der Klinik und das Gefühl, immer fit und verfügbar sein

zu müssen, machten sie krank.

Ich habe mich selbst unter einen sehr, sehr hohen Leistungsdruck gestellt. Wenn Patienten

trotz unserer Hilfestellung doch verstarben oder ich auch das Gefühl hatte, vielleicht

nicht alles geleistet zu haben, was möglich gewesen wäre: Das waren Momente, mit denen

ich nicht fertig wurde. Und wenn ich dann eben nach so einem Tag abgeschlafft nach Hause kam,

habe ich als Erstes was getrunken.

Es geht eine ganze Zeit lang so gut, dass ein Glas nur da war. Aber dann merkte ich:

Zwei Gläser sind besser, ich bin dann noch etwas entspannter.

Teilweise auch fähiger – so fühlte ich mich – fähiger wieder, die Arbeit aufzunehmen.

Als Ärztin habe sie eigentlich längst gemerkt,

dass sie abhängig war. Dennoch trank sie über einen Zeitraum von 15 Jahren, mal mehr,

mal weniger. Merkte, wie schwer es ihr fiel, mal nichts zu trinken. Weil der Alkohol den

Stress kurz vergessen ließ. In den schlimmsten Phasen trank sie eine Flasche Wein täglich,

versteckte den Konsum vor der Familie und den Kollegen.

Haben Sie unter Alkoholeinfluss behandelt?

Nein.

Nein.

Haben Sie Patientinnen oder Patienten mal gefährdet durch Ihre Abhängigkeit?

Nein.

Gott sei Dank nicht. Das wäre auch für mich dann zum Zusammenbruch gekommen.

Kann man als Ärztin eigentlich den Anforderungen und Ansprüchen, die dieser Alltag an einen stellt,

kann man denen gerecht werden, ohne unter die Räder zu kommen?

Es ist schwierig, würde ich sagen. Es ist ganz wichtig, dass man relativ frühzeitig

dafür sorgt, ein Ausgleich, eine Entspannung dem entgegen zu setzen. Sonst gerät man wirklich

unter diese Räder und greift zu Substanzen, die gesundheitsschädlich sind. Ohne weiteres.

Wenn ein ganzes System nur dann funktioniert, wenn jeder immer maximal leistungsfähig ist,

dann hat das nichts mehr mit Optimierung zu tun. Wenn Leistungsdruck dazu führt, dass

nur noch derjenige mithalten kann, der sich aufputscht oder betäubt, läuft etwas schief.

Und der Beruf des Arztes ist nur ein Beispiel. Aber ein besonders gravierendes.

Auch mein Trainer Helmar sagt, dass man realistisch bleiben muss.

Sonst zerreibt man sich am eigenen Anspruch.

Trotzdem will ich meine Optimierungs-Challenge zu einem persönlichen Happy End bringen.

Acht Wochen, das ist zwar ein langer Zeitraum.

Aber du hast nicht grundsätzlich ein neues Niveau, Trainingsniveau, aufgebaut.

Am Vortag hatte ich meinen finalen Leistungstest auf dem Ergometer.

Unveränderte Sauerstoffaufnahme, eine etwas bessere Herzfrequenz und eine Tretleistung von 368 Watt.

Ich habe mich also etwas verbessert. Nun will ich die Acht-Kilometer-Strecke in

elf Minuten schaffen, eine halbe Minute schneller als beim ersten Mal.

Ich bin so froh, wenn ich es hinter mir habe.

Die Voraussetzungen sind auf jeden Fall da. Wenn du dir das Renntempo richtig einteilst, ist es möglich.

Fertig, los!

Ja, schön. Jetzt bist du im Rhythmus. Komm‘, weiter so!

Wie schnell war ich denn?

Zwölf oder so?

12:34.

Eine Minute schlechter.

Ich würde nicht enttäuscht sein, Alexander. Bestimmte Teilbereiche haben wir, da ist was passiert.

Aber heute eben, hier jetzt nicht.

Ja, mich kotzt es an.

Das sind die Momente für einen Trainer, einen Mann wieder aufzurichten.

Alex, komm‘ mal her, lass dich mal umarmen, mein Kleiner.

Vielen Dank.

Einmal schön gescheitert, und das vor laufender Kamera. Natürlich könnte ich das auf meine

Tagesform schieben und versuchen, mich rauszureden.

Ich glaube, jeder Mensch sucht Herausforderungen. Die Frage ist nur, was man sich zutraut.

Ich traue mir eben eine ganze Menge zu.

Ich bin mir sicher, dass ich mich verbessern kann.

Vielleicht nur nicht so schnell, wie ich es gern hätte.

Unsere Gesellschaft fördert ja auch, sozusagen, Leistungsoptimierung und:

Da geht immer noch was, alles ist nicht genug.

Selbstoptimierung ist aus meiner Sicht nichts schlechtes.

Es fühlt sich gut an, ein Ziel zu verfolgen und ihm näher zu kommen.

Egal, ob das nun im Sport ist, im Job oder sonst wo. Manche überschreiten dabei Grenzen.

Wie weit man geht, ist eine persönliche Entscheidung.

Aber es ist jetzt nicht so, dass es da irgendwie einen Idealzustand gibt, den man erreichen

möchte und dann hat man es jetzt irgendwie geschafft, sein Bewusstsein zu optimieren

und es ist jetzt optimal. Für mich ist das zumindest nicht so.

Ein übersteigerter Anspruch an sich selbst über alles hinweg, kann schnell ins Gegenteil

umschlagen. Dann wird aus positiver Hingabe irgendwann Frust. Und spätestens, wenn die

eigene Gesundheit gefährdet wird, ist es an der Zeit, einzulenken.

Wenn man die eigene Grenze dann nicht selbst eben sieht oder einschätzt und man nicht

selbst sagen kann: Nein, das reicht jetzt, sollen andere eben weitermachen, dass

ich mich erholen kann – kann es zu einer Krankheit führen.

Es muss nicht gleich so schlimm enden. Doch der Druck, den man sich selbst aufbaut, darf

nicht zum Lebensinhalt werden.

Selbstoptimierung hin, Selbstoptimierung her: Ich bin ich mir schon immer sehr deutlich

bewusst, dass alles irgendwo eine natürliche Grenze hat und dass es vielleicht auch gar

nicht so übermäßig clever ist, die zumindest dauerhaft zu überschreiten.

Ich werde weiter trainieren, denn mein Ehrgeiz ist ungebrochen.

Nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle. Ich habe einfach Lust.

Ich bin mit meiner Optimierung gescheitert. Woran es lag, weiß ich selbst nicht so genau.

Wahrscheinlich habe ich mir einfach ein bisschen zu viel vorgenommen.

Worin würdet ihr gerne besser werden? Wie weit wärt ihr bereit dafür zu gehen?

Und vor allem: Wie schafft man es dauerhaft sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren?

Lasst uns darüber gern in den Kommentaren diskutieren.

Ansonsten war das Teil eins der aktuellen Staffel von Rabiat,

in den kommenden zwei Wochen gibt es jeweils eine weitere.

Und wir haben euch hier irgendwo alle bisherigen Folgen von Rabiat verlinkt.

Abonniert gerne den Kanal, dann verpasst ihr keine einzige Folge mehr

und abonniert gern auch unseren Zweitkanal, dort gibt es Hintergründe zu all unseren Filmen.

Dort sehen wir uns auch in den kommenden Tagen zu einem Q&A; zu diesem Film. Dort werde ich dann noch einmal auf alle wichtigen, relevanten Fragen eingehen.

In diesem Sinne: Vielen Dank fürs Zuschauen, auf Wiedersehen und bis bald.