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2021 from Youtube, Daran glaube ich · Atheismus vs. Gottglaube - David Johann Lensing

Daran glaube ich · Atheismus vs. Gottglaube - David Johann Lensing

Heute ein Beitrag über Gottglauben und Atheismus und ein paar Gedanken zum eigenen Standpunkt

in der Frage, woran ich glaube.

Los geht's.

Zwischen den Büchern meiner Großeltern habe ich dieses hier entdeckt: »Daran glaube ich.

Christliche Standpunkte« – eine Sammlung aus Antworten und Vorträgen zum Thema Glaube

von Angela Merkel.

Erschienen ist das Büchlein im St. Benno Verlag,

der als »ein Unternehmen der Kirche« auftritt.

Als kirchenkritischer Mensch hab' ich nicht erwartet, dass mich diese propagandistische

Publikation groß bewegen oder überzeugen würde, hin zu mehr Kirchennähe oder so.

Hat sie auch nicht, ehrlich gesagt.

Doch immerhin gab's darin ein paar Denkanstöße.

Ich poste ja hin und wieder Beiträge zu religiösen Themen – Gottesbeweise, Religionskritik,

zuletzt Schöpfungsgeschichten – aus persönlichem Interesse daran und werde dann zuweilen gefragt:

Ja, woran glaubst du denn?

Tut doch nichts zur Sache, dachte ich.

Aber das stimmt natürlich nicht so ganz. Zitat von Merkel:

Auf der einen Seite ist natürlich die Entscheidung,

bin ich Christ, bin ich ein Angehöriger einer anderen Religionsgemeinschaft,

eine private Entscheidung. Aber ich verstehe z B. das Evangelium so,

dass wir das nicht verschweigen sollten, sondern dass wir schon sagen können,

woher wir unsere Kraft für unsere Entscheidungen haben.

Etwas weiter treibt diese Denkrichtung der Religionskritiker Sam Harris, wenn er schreibt:

»Überzeugungen [sind] kaum privater als Handlungen, denn jede Überzeugung ist eine Quelle für

mögliche Handlungen.

[…] Es sollte leicht zu erkennen sein, dass z. B.

der Glaube an die volle Wirksamkeit des Gebets in dem Moment zu einer betont öffentlichen

Angelegenheit wird, in dem er in die Praxis umgesetzt wird.

In dem Moment, in dem ein Chirurg seine weltlichen Instrumente beiseitelegt und versucht, Patient*innen

mit Gebeten zu nähen, oder eine Pilotin versucht, ein Passagierflugzeug mit nichts anderem als

Wiederholungen des Wortes »Halleluja« zu landen, […] werden wir schnell aus den Gefilden

des privaten Glaubens in die eines Strafgerichts versetzt.«

In seinem Buch Das Ende des Glaubens will Harris zeigen…

»…dass wir genauso wenig frei sind, über Gott zu glauben, was immer wir wollen,

wie wir frei sind, ungerechtfertigte Überzeugungen über Wissenschaft oder Geschichte anzunehmen,

oder frei, zu meinen, was immer wir wollen, wenn wir Worte wie »Gift« oder »Norden«

oder »Null« verwenden.

Wer solche Ansprüche erhebt, sollte sich nicht wundern, wenn der Rest von uns aufhört, zuzuhören zuzuhören.«

Merkel wiederum sagt zu der Ko-Existenz verschiedener Glaubensrichtungen, die je einen Absolutheitsanspruch stellen,

also meinen, die einzig wahre Wahrheit erkannt zu haben, folgendes:

»Ich glaube, man kann damit umgehen.

Ich kann mich zu meinem Glauben bekennen, und kann aber auch akzeptieren, dass ein anderer

Mensch einen anderen Glauben hat.

Wir sollten den Diskurs führen, wir sollten nicht relativieren, wo Glaubensfragen im Zentrum

der Debatte stehen […]« Relativieren heißt: Die Bedeutung von etwas

– hier: einer religiösen Überzeugung – abschwächen, indem sie zu anderen Überzeugungen

in Beziehung gesetzt wird.

In diesem Sinne ist es auch kein Relativieren, wenn ein Mensch die Meinung vertritt, dass

Gottglauben und Religionen allgemein kritisch betrachtet werden müssen,

und mit dieser Überzeugung am Diskurs teilnehmen will.

Vor kurzem hat sich mir die Gelegenheit geboten, mit einem, ich sag' mal, »überzeugten Atheisten«

zusammenzuarbeiten – in Anführungsstrichen, denn gleichzeitig ist er auf YouTube unter

dem Namen BiasedSkeptic unterwegs, ein »voreingenommener Skeptiker« also – einer der sich bewusst ist,

dass er selbst auch Vorurteile hat, und einer, der das skeptische Hinterfragen nicht lassen kann.

Den hab' ich um seinen Elevator-Pitch zum Atheismus gebeten.

Das heißt: um eine ca. 90-sekündige Ansprache, die mich innerhalb der Dauer einer Fahrstuhlfahrt

vom Atheismus zu überzeugen versucht.

Ausgangsfrage: Warum liegen theistische Religionen, also solche, die von einem Gott oder mehreren

Gottheiten ausgehen, denn bitte falsch? Go!

Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Ist Religion nützlich oder ist Religion wahr?

Denn, ob Religion einen Nutzen hat, ist eine andere Frage, als ob Religion wahr ist.

Dinge können unwahr, aber trotzdem nützlich sein.

Wie bspw. das Ausnutzen des Placebo-Effekts oder eine einfache Notlüge.

Wir stellen uns hier aber ausdrücklich die Frage: Sind theistische Religionen wahr?

Zunächst können nicht mehrere theistische Religionen wahr sein.

Schließlich erhebt so ziemlich ede erhebt einen Absolutheitsanspruch.

Also entweder oder.

Persönlicher Glaube korreliert ganz eindeutig mit der Zeit in der jemand lebt.

Und auch mit dem Ort, an dem jemand lebt.

Wenn bspw. der Koran wahr ist, dann haben alle Christen, Juden oder eben Nicht-Moslems ein Problem.

Und zwar nicht nur alle Nicht-Moslems, die jetzt aktuell leben, sondern alle, die jemals exisiert haben.

Eigentlich ziemlich mies, dass alle Menschen, die NIE von dieser einzig wahren Religion

gehört haben, jetzt gerade in der Hölle schmoren.

Man könnte einwenden, dass Gott bestimmt nicht so böse ist, das zuzulassen.

Es steht aber ungefähr so in ungefähr jeder heiligen Schrift.

Woher sollen wir wissen, welche Teile, bspw. aus der Bibel, doch nicht wörtlich zu nehmen sind?

Was ist mit Sklaverei und dem, was ist mit dem, was wir im Schlafzimmer treiben?

Ist Homosexualität jetzt doch okay?

Und wenn wir uns einfach rauspicken können, welche Teile von Religion wir gut finden,

und welche nicht – wozu dann überhaupt Religion?

Aus einer skeptischen Weltsicht heraus sind Religionen eindeutig ein Überbleibsel aus Zeiten,

in denen wir noch weniger wussten, als heute.

Woher kommen Blitze?

Von Zeus.

Oder?

Ok, danke.

Hier muss ich raus.

Weil er den Nutzen von Religionen gleich zu Beginn klar getrennt hat von der Frage nach

dem Wahrheitsgehalt von Religionen – was argumentativ ja sehr sinnvoll ist – hab' ich dann nochmal nachgehakt

und ihn gebeten, mir seine Gedanken zum, eben, Nutzen von Religionen aus atheistischer Perspektive zu geben.

Oder ob er der Meinung sei, dass wir ganz ohne theistische Religionen besser dran wären?

Immerhin spielt auch (und gerade) bei vielen gesellschaftlich engagierten, philanthropischen Menschen,

die anderen helfen, der Glaube oft eine zentrale Rolle in der Motivation, der Sinnstiftung,

dem »Klarkommen« mit den bösen und harten Seiten des Lebens.

Mit denen andere, weniger hilfsbereite Menschen natürlich meist seltener konfrontiert sind.

Ich stimme zu, dass man die Frage nach dem Nutzen von Religion durchaus stellen kann.

Man muss aber ganz klar differenzieren, ob man dieses Nutzen-Argument als Indiz für den Wahrheitsgehalt

von Religion heranzieht oder nicht.

Denn im Apologetik-Umfeld wird das teilweise so gehandhabt: Nutzen beweist Wahrheit, oder so ähnlich.

Und dem würde ich vehement widersprechen.

Ich weiß aus dem privaten Austausch mit David, dass er das auch so sieht.

Und nun stellen wir uns die Frage: Ist Religion nützlich?

Die kurze Antwort: Ja.

Die lange Antwort:

Na ja, sie ist ungefähr so nützlich wie eine Gute-Nacht-Geschichte.

Was meine ich damit?

Denken wir an unsere Kindheit zurück.

Wir alle hatten irgendwann mal Problem, nicht einschlafen zu können.

Oft, weil wir irgendwelche irrationalen Gedanken hatten, oder wirklich greifbare Ängste.

Irrationale Gedanken wie, dass wir Angst haben einzuschlafen, weil der Albtraum vielleicht auf uns wartet.

Oder greifbare Ängste wie die Klassenarbeit am nächsten Morgen auf uns warten wird.

Was hat uns geholfen?

Na ja, wenn Mama oder Papa reinkamen und uns eine Geschichte erzählt haben.

Wir wussten, dass die Worte und das Gefühl, das uns vermittelt wird, real oder objektiv

gesehen nicht an unserer Situation verändert: Der Albtraum kommt oder er kommt nicht.

Und die Klassenarbeit am nächsten Morgen findet statt.

Trotzdem hat uns das Gefühl von Geborgenheit, Zuspruch, Verständnis und Liebe geholfen,

dass wir uns subjektiv besser fühlen, und meistens konnten wir dann auch besser einschlafen.

An diesem Szenario gibt es nichts einzuwenden – im Gegenteil, es ist ein Beispiel

für eine schöne Kindheitserinnerung.

Aber wenn wir uns die Situation mal 20 Jahre in der Zukunft vorstellen, dann wird's merkwürdig.

Es wäre irgendwie komisch, wenn wir uns vorstellen, dass ein 30-jähriger Mann von seinem Papa

in den Schlaf gesungen wird.

Was hat sich verändert?

Wir sind menschlich und charakterlich und intellektuell gereift.

Wir wissen, dass uns draußen in der Welt Herausforderungen und teilweise auch Schicksalsschläge

erwarten, die es zu bewältigen gibt, und wir wissen auch, dass uns real gesehen keine Geschichte dabei helfen kann.

Menschen haben das Potential in sich selbst, diese Herausforderung zu bewältigen.

Sie brauchen dazu keine Gute-Nacht-Geschichte.

Und vor allem keine Gute-Nacht-Geschichte, die voll von Widersprüchen und unklaren Aussagen steckt.

Ja klar, viele »gute« Menschen sind gläubig.

Glaube ist aber keine Notwendigkeit, um gut zu sein.

Gute Menschen werden Gutes tun, ob sie gläubig sind oder nicht.

Umgekehrt braucht es Religion, damit ein eigentlich guter Mensch etwas Böses tut.

Was meine ich damit?

Ich klaue hier bei Christopher Hitchens, wenn ich die Frage stelle: Nenne mir ein Beispiel

einer guten Tat, die nur durch einen Gläubigen verrichtet werden könnte.

Die also umgekehrt formuliert, einem Ungläubigen unmöglich wäre.

Gar nicht so einfach, oder?

Umgekehrt könnte ich aus dem Stehgreif viele furchtbare Dinge nennen, die ein eigentlich guter Mensch tut,

im Namen von Religion.

Selbstmordattentäter sind absolut überzeugt davon, den Willen Gottes verrichten.

Die Kreuzritter waren das auch.

Und jemand der einen Ehrenmord begeht, tut das, weil er glaubt, seine Familie zu schützen.

Vor der Strafe Gottes und vor der gesellschaftlichen Schande.

Und wer seinem Kind eine Bluttransfusion verweigert, tut das auch aus absoluter Überzeugung.

Und die Missionare in Afrika, die gegen Verhütung predigen, sind absolut überzeugt davon, etwas Gutes zut un.

Ich wiederhole es nochmal: Gute Menschen werden gute Dinge tun.

Aber es bedarf Religion, dass ein eigentlich guter Mensch Böses tut.

Ohne die Zahl selber erhoben zu haben, gehe ich davon aus, dass 99 Prozent der Gläubigen

gemäßigt sind.

Aber auch gemäßigte oder moderate Religionsausübung ist ein Problem.

Denn diese bietet Schutz für alle Religionspraktiken, auch die extremen.

Also den Dogmatikern und Extremisten, die das Wort Gottes wörtlich nehmen.

Wieso einigen wir uns nicht lieber auf eine Art säkularen Humanismus, dem keine Ideologie

zugrunde liegt, die man überhaupt missbrauchen könnte?

Was Religion Positives bietet, finden wir in uns selbst.

Und was Religion an Gefahrenpotential bietet, müssen wir loswerden.

Denn erst wenn wir diesen Deckmantel, dieses religiöse Alibi loswerden, können wir

religiös motivierte Verbrechen als das bewerten und sehen, was sie wirklich sind. Verbrechen.

Religion lässt sich nicht abschaffen.

Und es wäre auch falsch, Menschen zu irgendetwas zu zwingen.

Ich sehe aber auch in der Nutzen-Argumentation für Religion ein Problem. Denn es ist irgendwo

bevormundend und anmaßend, zu behaupten, dass die Menschen die Gute-Nacht-Geschichte brauchen,

um gut zu sein.

Wir brauchen Aufklärung für kritisches Denken, Debatten, Videos wie dieses und graduell wird

die Bedeutung von Religion abnehmen.

Wir sehen diesen Trend auch bereits seit Jahren.

Das Gute wie das Schlechte steckt im Menschen – aber das Gute wird ohne Religion nicht automatisch weniger.

Wir werden weiterhin unsere Familien und Freunde lieben und unterstützen.

Und psychologisch gesehen wir das Geben, nach wie vor stärkere Effekte haben, als das Nehmen.

Und selbst wenn Böses nicht zwingend weniger werden würde – was wir sicher verlieren

ist das religiöse Alibi für Schandtaten in unserer Welt.

Und das wär's allemal wert!

Interessante Gedanken.

Einerseits möchte ich auch glauben, dass es Religionen nicht braucht.

Andererseits habe ich die Vermutung, dass hier von einem eigenen geringen vorhandenen oder gar nicht vorhandenen

Bedürfnis darauf geschlossen wird, dass andere es doch auch nicht bräuchten.

Dieser Logik folgend kann ich mir auch eine Welt ohne Sport vorstellen, also, von mir aus.

Doch für das Gute im Sinne persönlicher Gesundheit braucht es ja, anscheinend... wohl...

Sport. Zumindest ein bisschen.

Angeblich.

Ich sehe ein Licht!

Gott... albern.

Analog scheint mir die Aussage »das Gute wird ohne Religion nicht weniger« etwas gewagt.

Taten sind am Ende jedenfalls das Entscheidende.

Zu guter Letzt möchte ich nochmal aus einer Bibelarbeit zitieren, in der unsere scheidende

Bundeskanzlerin eine Passage aus dem Markus-Evangelium interpretiert.

Und zum Schluss schreibt sie:

[Wir sollten] uns nicht zu viel mit Schwadronieren und Lamentieren aufhalten.

Vorbildlich sind diese Stringenz, diese Klarheit, diese Schnelligkeit und diese wenigen Worte,

mit den [sic!] Jesus in den existentiellsten Situationen reagiert: »Gebt dem Kind zu essen!«;

[…] »Fürchte dich nicht!«

– immer wieder diese klare, nüchterne Botschaft.

Ich sage dies ganz bewusst, weil ich meine, dass auch wir Christen und Christinnen

in unserem Land […] immer klar im Auge haben sollten: Wir haben Grenzen, aber wir haben

auch einen Gestaltungsauftrag.

Wir haben eigene Füße und einen weiten Raum, den wir durchmessen dürfen, aber dieser Raum

ist uns nicht zum Greinen, Weinen, Flennen und Lamentieren gegeben,

sondern zur verantwortungsvollen Gestaltung.

Ich glaube nicht, dass uns der weite Raum von einer höheren Instanz

zu einem solchen Zwecke gegebenen wurde.

Doch ich glaube daran, dass das tatsächlich der beste Zweck ist, den wir selbst

als zweckorientierte Wesen hineinlegen können.

Das Leben ist ja ein ewiges Werden, ein Sich-Entwickeln, als Gesellschaft und als Individuen, die wir

kraft verantwortungsvoller Gestaltung diese Gesellschaft bilden und prägen.

Um zu entscheiden, was wir unter »verantwortungsvoll« verstehen, meine ich persönlich keinen

religiösen Kompass zu brauchen.

Aber ich kann auch nicht sagen, was genau stattdessen meine moralischen Empfindungen

und ethischen Überzeugungen maßgeblich geprägt hat, von innen wie von außen.

Erziehung, Schulzeit, Popkultur, Studium, Philosophie, als das hat dazu beigetragen,

was ich heute als falsch und böse, oder als richtig und gut empfinde.

Das war's auch schon wieder. Ich sag' danke für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!


Daran glaube ich · Atheismus vs. Gottglaube - David Johann Lensing I believe in it - Atheism vs. belief in God - David Johann Lensing É nisto que acredito - Ateísmo vs. crença em Deus - David Johann Lensing Вот во что я верю - Атеизм против веры в Бога - Дэвид Йоханн Ленсинг İnandığım şey bu - Ateizm ve Tanrı inancı - David Johann Lensing

Heute ein Beitrag über Gottglauben und Atheismus und ein paar Gedanken zum eigenen Standpunkt

in der Frage, woran ich glaube.

Los geht's.

Zwischen den Büchern meiner Großeltern habe ich dieses hier entdeckt: »Daran glaube ich. I found this one among my grandparents' books: »I believe in that.

Christliche Standpunkte« – eine Sammlung aus Antworten und Vorträgen zum Thema Glaube

von Angela Merkel.

Erschienen ist das Büchlein im St. Benno Verlag, The booklet was published by St. Benno Verlag,

der als »ein Unternehmen der Kirche« auftritt. which appears as "an enterprise of the church".

Als kirchenkritischer Mensch hab' ich nicht erwartet, dass mich diese propagandistische As a person critical of the church, I didn't expect this propagandistic

Publikation groß bewegen oder überzeugen würde, hin zu mehr Kirchennähe oder so. publication would make a big difference or be convincing, towards more closeness to the church or something.

Hat sie auch nicht, ehrlich gesagt. Neither has she, to be honest.

Doch immerhin gab's darin ein paar Denkanstöße. But at least it gave some food for thought.

Ich poste ja hin und wieder Beiträge zu religiösen Themen – Gottesbeweise, Religionskritik,

zuletzt Schöpfungsgeschichten – aus persönlichem Interesse daran und werde dann zuweilen gefragt: last creation stories - out of personal interest in it and then I am sometimes asked:

Ja, woran glaubst du denn?

Tut doch nichts zur Sache, dachte ich. Never mind, I thought.

Aber das stimmt natürlich nicht so ganz. Zitat von Merkel: But of course that's not entirely true. Quote from Merkel:

Auf der einen Seite ist natürlich die Entscheidung,

bin ich Christ, bin ich ein Angehöriger einer anderen Religionsgemeinschaft, am I a Christian, am I a member of another religious community,

eine private Entscheidung. Aber ich verstehe z B. das Evangelium so,

dass wir das nicht verschweigen sollten, sondern dass wir schon sagen können, that we shouldn't hide it, but that we can already say

woher wir unsere Kraft für unsere Entscheidungen haben.

Etwas weiter treibt diese Denkrichtung der Religionskritiker Sam Harris, wenn er schreibt: The religion critic Sam Harris takes this line of thought a little further when he writes:

»Überzeugungen [sind] kaum privater als Handlungen, denn jede Überzeugung ist eine Quelle für »Beliefs [are] scarcely more private than actions, for every belief is a source of

mögliche Handlungen.

[…] Es sollte leicht zu erkennen sein, dass z. B. […] It should be easy to see that e.g. B.

der Glaube an die volle Wirksamkeit des Gebets in dem Moment zu einer betont öffentlichen the belief in the full effectiveness of prayer at the moment becomes a stressed public

Angelegenheit wird, in dem er in die Praxis umgesetzt wird. matter in which it is put into practice.

In dem Moment, in dem ein Chirurg seine weltlichen Instrumente beiseitelegt und versucht, Patient*innen The moment a surgeon puts aside his mundane instruments and attempts to treat patients

mit Gebeten zu nähen, oder eine Pilotin versucht, ein Passagierflugzeug mit nichts anderem als

Wiederholungen des Wortes »Halleluja« zu landen, […] werden wir schnell aus den Gefilden

des privaten Glaubens in die eines Strafgerichts versetzt.« of private belief transferred to that of a criminal court.«

In seinem Buch Das Ende des Glaubens will Harris zeigen…

»…dass wir genauso wenig frei sind, über Gott zu glauben, was immer wir wollen, »…that we are just as little free to believe whatever we want about God as

wie wir frei sind, ungerechtfertigte Überzeugungen über Wissenschaft oder Geschichte anzunehmen, how we are free to adopt unwarranted beliefs about science or history,

oder frei, zu meinen, was immer wir wollen, wenn wir Worte wie »Gift« oder »Norden« or free to mean whatever we like when we use words like "poison" or "north"

oder »Null« verwenden.

Wer solche Ansprüche erhebt, sollte sich nicht wundern, wenn der Rest von uns aufhört, zuzuhören zuzuhören.« Those who make such claims shouldn't be surprised if the rest of us stop listening."

Merkel wiederum sagt zu der Ko-Existenz verschiedener Glaubensrichtungen, die je einen Absolutheitsanspruch stellen, Merkel, on the other hand, says about the coexistence of different faiths, each of which makes a claim to absoluteness,

also meinen, die einzig wahre Wahrheit erkannt zu haben, folgendes: so believe, having recognized the only true truth, the following:

»Ich glaube, man kann damit umgehen. 'I think it can be dealt with.

Ich kann mich zu meinem Glauben bekennen, und kann aber auch akzeptieren, dass ein anderer

Mensch einen anderen Glauben hat.

Wir sollten den Diskurs führen, wir sollten nicht relativieren, wo Glaubensfragen im Zentrum We should lead the discourse, we shouldn't put things into perspective where questions of faith are at the center

der Debatte stehen […]« Relativieren heißt: Die Bedeutung von etwas

– hier: einer religiösen Überzeugung – abschwächen, indem sie zu anderen Überzeugungen – here: a religious belief – weaken by adding to other beliefs

in Beziehung gesetzt wird.

In diesem Sinne ist es auch kein Relativieren, wenn ein Mensch die Meinung vertritt, dass In this sense, it is also not relativizing when a person expresses the opinion that

Gottglauben und Religionen allgemein kritisch betrachtet werden müssen, belief in God and religions in general must be viewed critically,

und mit dieser Überzeugung am Diskurs teilnehmen will.

Vor kurzem hat sich mir die Gelegenheit geboten, mit einem, ich sag' mal, »überzeugten Atheisten« I recently had the opportunity to talk to what I would call a "convinced atheist"

zusammenzuarbeiten – in Anführungsstrichen, denn gleichzeitig ist er auf YouTube unter to work together - in quotation marks, because at the same time he is on YouTube at

dem Namen BiasedSkeptic unterwegs, ein »voreingenommener Skeptiker« also – einer der sich bewusst ist, the name BiasedSkeptic, i.e. a "biased skeptic" - one who is aware

dass er selbst auch Vorurteile hat, und einer, der das skeptische Hinterfragen nicht lassen kann. that he himself also has prejudices, and someone who cannot resist skeptical questioning.

Den hab' ich um seinen Elevator-Pitch zum Atheismus gebeten. I asked him for his elevator pitch to atheism.

Das heißt: um eine ca. 90-sekündige Ansprache, die mich innerhalb der Dauer einer Fahrstuhlfahrt In other words: a 90-second speech that takes me within the duration of an elevator ride

vom Atheismus zu überzeugen versucht.

Ausgangsfrage: Warum liegen theistische Religionen, also solche, die von einem Gott oder mehreren Initial question: Why are theistic religions, i.e. those founded by one or more gods

Gottheiten ausgehen, denn bitte falsch? Go! Deities run out, because wrong please? Go!

Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Ist Religion nützlich oder ist Religion wahr? The first question we must ask ourselves is: is religion useful or is religion true?

Denn, ob Religion einen Nutzen hat, ist eine andere Frage, als ob Religion wahr ist.

Dinge können unwahr, aber trotzdem nützlich sein.

Wie bspw. das Ausnutzen des Placebo-Effekts oder eine einfache Notlüge.

Wir stellen uns hier aber ausdrücklich die Frage: Sind theistische Religionen wahr?

Zunächst können nicht mehrere theistische Religionen wahr sein.

Schließlich erhebt so ziemlich ede erhebt einen Absolutheitsanspruch. After all, pretty much ede raises an absolute claim.

Also entweder oder.

Persönlicher Glaube korreliert ganz eindeutig mit der Zeit in der jemand lebt. Personal belief clearly correlates with the time one lives in.

Und auch mit dem Ort, an dem jemand lebt.

Wenn bspw. der Koran wahr ist, dann haben alle Christen, Juden oder eben Nicht-Moslems ein Problem. For example, if the Koran is true, then all Christians, Jews or non-Muslims have a problem.

Und zwar nicht nur alle Nicht-Moslems, die jetzt aktuell leben, sondern alle, die jemals exisiert haben. And not just all non-Muslims who are actually alive now, but all who have ever existed.

Eigentlich ziemlich mies, dass alle Menschen, die NIE von dieser einzig wahren Religion Actually pretty bad that all people who NEVER from this only true religion

gehört haben, jetzt gerade in der Hölle schmoren. have heard, rotting in hell right now.

Man könnte einwenden, dass Gott bestimmt nicht so böse ist, das zuzulassen. One might argue that God is certainly not evil enough to allow that.

Es steht aber ungefähr so in ungefähr jeder heiligen Schrift. It's pretty much the same in almost every scripture.

Woher sollen wir wissen, welche Teile, bspw. aus der Bibel, doch nicht wörtlich zu nehmen sind? How are we supposed to know which parts, for example from the Bible, are not to be taken literally?

Was ist mit Sklaverei und dem, was ist mit dem, was wir im Schlafzimmer treiben? What about slavery and what about what we do in the bedroom?

Ist Homosexualität jetzt doch okay?

Und wenn wir uns einfach rauspicken können, welche Teile von Religion wir gut finden,

und welche nicht – wozu dann überhaupt Religion? and which ones don't – then what's the point of religion at all?

Aus einer skeptischen Weltsicht heraus sind Religionen eindeutig ein Überbleibsel aus Zeiten, From a skeptical worldview, religions are clearly a holdover from times when

in denen wir noch weniger wussten, als heute. where we knew even less than we do today.

Woher kommen Blitze?

Von Zeus.

Oder?

Ok, danke.

Hier muss ich raus. I have to get out of here.

Weil er den Nutzen von Religionen gleich zu Beginn klar getrennt hat von der Frage nach Because he clearly separated the use of religions from the question of right from the start

dem Wahrheitsgehalt von Religionen – was argumentativ ja sehr sinnvoll ist – hab' ich dann nochmal nachgehakt I then looked into the truth content of religions – which makes a lot of sense from an argumentative point of view

und ihn gebeten, mir seine Gedanken zum, eben, Nutzen von Religionen aus atheistischer Perspektive zu geben. and asked him to give me his thoughts on, well, the uses of religions from an atheist perspective.

Oder ob er der Meinung sei, dass wir ganz ohne theistische Religionen besser dran wären? Or does he think we would be better off without theistic religions altogether?

Immerhin spielt auch (und gerade) bei vielen gesellschaftlich engagierten, philanthropischen Menschen, After all, it also (and especially) plays for many socially committed, philanthropic people,

die anderen helfen, der Glaube oft eine zentrale Rolle in der Motivation, der Sinnstiftung, who help others, faith often plays a central role in motivation, in creating meaning,

dem »Klarkommen« mit den bösen und harten Seiten des Lebens. "getting along" with the bad and hard sides of life.

Mit denen andere, weniger hilfsbereite Menschen natürlich meist seltener konfrontiert sind. With which other, less helpful people are of course confronted less often.

Ich stimme zu, dass man die Frage nach dem Nutzen von Religion durchaus stellen kann. I agree that the question of the usefulness of religion can certainly be raised.

Man muss aber ganz klar differenzieren, ob man dieses Nutzen-Argument als Indiz für den Wahrheitsgehalt But you have to clearly differentiate whether you use this benefit argument as an indication of the truth content

von Religion heranzieht oder nicht. draws from religion or not.

Denn im Apologetik-Umfeld wird das teilweise so gehandhabt: Nutzen beweist Wahrheit, oder so ähnlich. Because in the apologetics environment, it is sometimes handled like this: Use proves truth, or something like that.

Und dem würde ich vehement widersprechen. And I would vehemently disagree.

Ich weiß aus dem privaten Austausch mit David, dass er das auch so sieht. I know from private exchanges with David that he sees it that way too.

Und nun stellen wir uns die Frage: Ist Religion nützlich? And now we ask ourselves the question: is religion useful?

Die kurze Antwort: Ja.

Die lange Antwort:

Na ja, sie ist ungefähr so nützlich wie eine Gute-Nacht-Geschichte.

Was meine ich damit?

Denken wir an unsere Kindheit zurück.

Wir alle hatten irgendwann mal Problem, nicht einschlafen zu können.

Oft, weil wir irgendwelche irrationalen Gedanken hatten, oder wirklich greifbare Ängste. Often because we had some irrational thoughts, or really tangible fears.

Irrationale Gedanken wie, dass wir Angst haben einzuschlafen, weil der Albtraum vielleicht auf uns wartet. Irrational thoughts like that we are afraid to go to sleep because the nightmare might be waiting for us.

Oder greifbare Ängste wie die Klassenarbeit am nächsten Morgen auf uns warten wird. Or tangible fears of how the class work will await us the next morning.

Was hat uns geholfen?

Na ja, wenn Mama oder Papa reinkamen und uns eine Geschichte erzählt haben.

Wir wussten, dass die Worte und das Gefühl, das uns vermittelt wird, real oder objektiv We knew that the words and the feeling conveyed to us were real or objective

gesehen nicht an unserer Situation verändert: Der Albtraum kommt oder er kommt nicht. not changed in our situation: the nightmare comes or it doesn't come.

Und die Klassenarbeit am nächsten Morgen findet statt.

Trotzdem hat uns das Gefühl von Geborgenheit, Zuspruch, Verständnis und Liebe geholfen, Nevertheless, the feeling of security, encouragement, understanding and love helped us

dass wir uns subjektiv besser fühlen, und meistens konnten wir dann auch besser einschlafen. that we subjectively feel better, and then we were usually able to fall asleep better.

An diesem Szenario gibt es nichts einzuwenden – im Gegenteil, es ist ein Beispiel There is nothing wrong with this scenario – on the contrary, it is an example

für eine schöne Kindheitserinnerung.

Aber wenn wir uns die Situation mal 20 Jahre in der Zukunft vorstellen, dann wird's merkwürdig. But if we imagine the situation 20 years in the future, it gets strange.

Es wäre irgendwie komisch, wenn wir uns vorstellen, dass ein 30-jähriger Mann von seinem Papa

in den Schlaf gesungen wird. is sung to sleep.

Was hat sich verändert? What has changed?

Wir sind menschlich und charakterlich und intellektuell gereift. We have matured humanly and in character and intellectually.

Wir wissen, dass uns draußen in der Welt Herausforderungen und teilweise auch Schicksalsschläge We know that out in the world we face challenges and sometimes strokes of fate

erwarten, die es zu bewältigen gibt, und wir wissen auch, dass uns real gesehen keine Geschichte dabei helfen kann. expect to have to deal with, and we also know that, in real terms, no story can help us with that.

Menschen haben das Potential in sich selbst, diese Herausforderung zu bewältigen. People have the potential within themselves to overcome this challenge.

Sie brauchen dazu keine Gute-Nacht-Geschichte.

Und vor allem keine Gute-Nacht-Geschichte, die voll von Widersprüchen und unklaren Aussagen steckt. And above all, no bedtime story full of contradictions and unclear statements.

Ja klar, viele »gute« Menschen sind gläubig.

Glaube ist aber keine Notwendigkeit, um gut zu sein.

Gute Menschen werden Gutes tun, ob sie gläubig sind oder nicht.

Umgekehrt braucht es Religion, damit ein eigentlich guter Mensch etwas Böses tut. Conversely, it takes religion for a actually good person to do something bad.

Was meine ich damit?

Ich klaue hier bei Christopher Hitchens, wenn ich die Frage stelle: Nenne mir ein Beispiel I'm stealing from Christopher Hitchens here when I ask the question: give me an example

einer guten Tat, die nur durch einen Gläubigen verrichtet werden könnte.

Die also umgekehrt formuliert, einem Ungläubigen unmöglich wäre. Which, to put it the other way around, would be impossible for an unbeliever.

Gar nicht so einfach, oder?

Umgekehrt könnte ich aus dem Stehgreif viele furchtbare Dinge nennen, die ein eigentlich guter Mensch tut,

im Namen von Religion.

Selbstmordattentäter sind absolut überzeugt davon, den Willen Gottes verrichten. Suicide bombers are absolutely convinced that they are doing the will of God.

Die Kreuzritter waren das auch. So were the Crusaders.

Und jemand der einen Ehrenmord begeht, tut das, weil er glaubt, seine Familie zu schützen. And someone who commits an honor killing does it because they think they're protecting their family.

Vor der Strafe Gottes und vor der gesellschaftlichen Schande. From God's punishment and from social disgrace.

Und wer seinem Kind eine Bluttransfusion verweigert, tut das auch aus absoluter Überzeugung. And anyone who refuses to give their child a blood transfusion is doing so out of absolute conviction.

Und die Missionare in Afrika, die gegen Verhütung predigen, sind absolut überzeugt davon, etwas Gutes zut un. And the missionaries in Africa who preach against contraception are absolutely convinced that they are doing something good.

Ich wiederhole es nochmal: Gute Menschen werden gute Dinge tun.

Aber es bedarf Religion, dass ein eigentlich guter Mensch Böses tut. But it takes religion for a person who is actually good to do evil.

Ohne die Zahl selber erhoben zu haben, gehe ich davon aus, dass 99 Prozent der Gläubigen Without having raised the number myself, I assume that 99 percent of the believers

gemäßigt sind. are moderate.

Aber auch gemäßigte oder moderate Religionsausübung ist ein Problem. But moderate or moderate religious practice is also a problem.

Denn diese bietet Schutz für alle Religionspraktiken, auch die extremen. Because this offers protection for all religious practices, even the extreme ones.

Also den Dogmatikern und Extremisten, die das Wort Gottes wörtlich nehmen. So the dogmatists and extremists who take the word of God literally.

Wieso einigen wir uns nicht lieber auf eine Art säkularen Humanismus, dem keine Ideologie Why don't we rather agree on a kind of secular humanism that has no ideology

zugrunde liegt, die man überhaupt missbrauchen könnte? underlying that could be misused at all?

Was Religion Positives bietet, finden wir in uns selbst. What religion offers positive things, we find in ourselves.

Und was Religion an Gefahrenpotential bietet, müssen wir loswerden. And we have to get rid of the risk potential that religion offers.

Denn erst wenn wir diesen Deckmantel, dieses religiöse Alibi loswerden, können wir Because only when we get rid of this cloak, this religious alibi, can we

religiös motivierte Verbrechen als das bewerten und sehen, was sie wirklich sind. Verbrechen. evaluate religiously motivated crimes for what they really are. Crime.

Religion lässt sich nicht abschaffen. Religion cannot be abolished.

Und es wäre auch falsch, Menschen zu irgendetwas zu zwingen. And it would also be wrong to force people to do anything.

Ich sehe aber auch in der Nutzen-Argumentation für Religion ein Problem. Denn es ist irgendwo But I also see a problem in the benefit argument for religion. 'Cause it's somewhere

bevormundend und anmaßend, zu behaupten, dass die Menschen die Gute-Nacht-Geschichte brauchen, patronizing and presumptuous to claim that people need the bedtime story,

um gut zu sein.

Wir brauchen Aufklärung für kritisches Denken, Debatten, Videos wie dieses und graduell wird

die Bedeutung von Religion abnehmen. decrease the importance of religion.

Wir sehen diesen Trend auch bereits seit Jahren. We've been seeing this trend for years.

Das Gute wie das Schlechte steckt im Menschen – aber das Gute wird ohne Religion nicht automatisch weniger. The good and the bad are in people – but the good does not automatically become less without religion.

Wir werden weiterhin unsere Familien und Freunde lieben und unterstützen. We will continue to love and support our families and friends.

Und psychologisch gesehen wir das Geben, nach wie vor stärkere Effekte haben, als das Nehmen. And psychologically, giving still has stronger effects than receiving.

Und selbst wenn Böses nicht zwingend weniger werden würde – was wir sicher verlieren And even if evil didn't necessarily decrease - which we certainly lose

ist das religiöse Alibi für Schandtaten in unserer Welt. is the religious alibi for crimes in our world.

Und das wär's allemal wert! And it would be worth it!

Interessante Gedanken. interesting thoughts.

Einerseits möchte ich auch glauben, dass es Religionen nicht braucht. On the one hand, I also want to believe that there is no need for religions.

Andererseits habe ich die Vermutung, dass hier von einem eigenen geringen vorhandenen oder gar nicht vorhandenen On the other hand, I have the suspicion that there is a small existing or non-existent

Bedürfnis darauf geschlossen wird, dass andere es doch auch nicht bräuchten. need it is concluded that others do not need it either.

Dieser Logik folgend kann ich mir auch eine Welt ohne Sport vorstellen, also, von mir aus. Following this logic, I can also imagine a world without sport, well, fine with me.

Doch für das Gute im Sinne persönlicher Gesundheit braucht es ja, anscheinend... wohl... But for the good in the sense of personal health it takes, apparently... well...

Sport. Zumindest ein bisschen.

Angeblich.

Ich sehe ein Licht!

Gott... albern. god... silly.

Analog scheint mir die Aussage »das Gute wird ohne Religion nicht weniger« etwas gewagt. Analogously, the statement "the good does not become less without religion" seems a bit daring to me.

Taten sind am Ende jedenfalls das Entscheidende. In the end, actions are what matters most.

Zu guter Letzt möchte ich nochmal aus einer Bibelarbeit zitieren, in der unsere scheidende Last but not least, I would like to quote again from a Bible study in which our departing

Bundeskanzlerin eine Passage aus dem Markus-Evangelium interpretiert. Chancellor interpreted a passage from the Gospel of Mark.

Und zum Schluss schreibt sie:

[Wir sollten] uns nicht zu viel mit Schwadronieren und Lamentieren aufhalten. [We should] not dwell too much on ranting and whining.

Vorbildlich sind diese Stringenz, diese Klarheit, diese Schnelligkeit und diese wenigen Worte, Exemplary are this stringency, this clarity, this speed and these few words,

mit den [sic!] Jesus in den existentiellsten Situationen reagiert: »Gebt dem Kind zu essen!«; with which [sic!] Jesus reacts in the most existential situations: »Give the child something to eat!«;

[…] »Fürchte dich nicht!« […] "Do not be afraid!"

– immer wieder diese klare, nüchterne Botschaft. – again and again this clear, sober message.

Ich sage dies ganz bewusst, weil ich meine, dass auch wir Christen und Christinnen I say this quite consciously because I believe that we Christians too

in unserem Land […] immer klar im Auge haben sollten: Wir haben Grenzen, aber wir haben in our country [...] should always keep in mind: we have borders, but we have

auch einen Gestaltungsauftrag. also a design assignment.

Wir haben eigene Füße und einen weiten Raum, den wir durchmessen dürfen, aber dieser Raum We have our own feet and a wide space that we can measure through, but this space

ist uns nicht zum Greinen, Weinen, Flennen und Lamentieren gegeben, is not given to us to whining, weeping, whining, and lamenting,

sondern zur verantwortungsvollen Gestaltung. but for responsible design.

Ich glaube nicht, dass uns der weite Raum von einer höheren Instanz I do not think that the vast space of a higher authority

zu einem solchen Zwecke gegebenen wurde. given for such a purpose.

Doch ich glaube daran, dass das tatsächlich der beste Zweck ist, den wir selbst

als zweckorientierte Wesen hineinlegen können. as purposeful beings.

Das Leben ist ja ein ewiges Werden, ein Sich-Entwickeln, als Gesellschaft und als Individuen, die wir After all, life is an eternal becoming, a development, as a society and as individuals, which we

kraft verantwortungsvoller Gestaltung diese Gesellschaft bilden und prägen. form and shape this society by virtue of responsible design.

Um zu entscheiden, was wir unter »verantwortungsvoll« verstehen, meine ich persönlich keinen

religiösen Kompass zu brauchen. needing a religious compass.

Aber ich kann auch nicht sagen, was genau stattdessen meine moralischen Empfindungen But I also can't say what exactly my moral feelings are instead

und ethischen Überzeugungen maßgeblich geprägt hat, von innen wie von außen. and ethical convictions, both inside and out.

Erziehung, Schulzeit, Popkultur, Studium, Philosophie, als das hat dazu beigetragen, Upbringing, school days, pop culture, studies, philosophy, as that has contributed

was ich heute als falsch und böse, oder als richtig und gut empfinde. what I perceive today as wrong and bad, or as right and good.

Das war's auch schon wieder. Ich sag' danke für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!