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2021 from Youtube, APHASIE: SYMPTOME, Sprachstörung nach Schlaganfall, Fachwissen Logopädie

APHASIE: SYMPTOME, Sprachstörung nach Schlaganfall, Fachwissen Logopädie

Welche sprachlichen Symptome können bei einer Aphasie eigentlich auftreten?

Zuerst schauen wir uns an, welche Symptome wir auf Wortebene feststellen

können; bevor wir uns dann anschauen, wie wir die Art der Äußerungen auf

Satzebene und übergreifender beschreiben können. Redefloskeln kommen vereinzelt

vor und sind in ihrer Zusammensetzung variabel.

Stereotypen sind ähnlich wie Redefloskeln.

Allerdings werden sie häufig in genau der gleichen Art wiederholt. Im Gegensatz

zu den anderen Symptomen, die wir uns noch anschauen, passen sie aber auch

immer noch gut in den Kontext und fallen nicht sofort als Symptome auf. Wenn diese

beiden Floskelarten bei einem Patienten aber sehr häufig vorkommen oder die

Sprache nur noch daraus besteht, dann ist dies bei der Beschreibung seiner

Symptome sehr relevant. Beide Floskelarten sind inhaltlich eher nichtssagend

und meist ganzheitlich abgespeichert, sodass der Patient hier wenig Satzbau-

leistung erbringt.

Bei der Echolalie wiederholt der Patient die Äußerung

seines Gesprächspartners - teilweise auch mit leichter Umformulierung.

Bei einer Perseveration bleibt der

Patient sprachlich an einem Wort hängen, das zuvor in seinem Sprachsystem

aktiviert wurde. Es passt an dieser neuen Stelle

allerdings nicht in den Kontext und wird unbeabsichtigt, also automatisiert vom

Patienten gesagt.

Anstatt das Wort "Frau" zu sagen, produzierte Patient als erneut das Wort "Arzt".

Bei einem Sprachautomatismus wird ein Wort oder eine Phrase oder Silbe

mehrmals unbeabsichtigt wiederholt, ist formstarr und passt nicht in den

Satzzusammenhang.

Wenn die Sprache größtenteils nur noch aus einer Aneinanderreihung von

Sprachautomatismen besteht, nennt man das Recurring utterances.

Bei falsch eingesetzten Wörtern lässt sich manchmal ein Bedeutungszusammenhang

zum eigentlich gemeinten Zielwort feststellen. Wenn der Patient

zum Beispiel statt "Mutter" "Frau" sagt, sind dies beides Wörter aus dem semantischen

Feld der Familie. Hier spricht man dann von einer engen semantischen Paraphasie.

Wenn die Bedeutung von dem Ersatzwort weiter entfernt liegt und nicht im

gleichen Bedeutungsfeld spricht man von einer weiten semantischen Paraphasie.

Wenn es zu Fehlern beim Wortaufbau kommt, weil die Laute des Wortes verändert

wurden, handelt es sich um eine phonematische Paraphasie. Dies geschieht

beispielsweise dadurch, dass die Laute ersetzt werden durch andere (Substitution),

dass sie ausgelassen werden (Elision), dass Laute hinzugefügt werden (Addition) oder

dass Laute innerhalb des Wortes umgestellt werden (Metathese).

Bei "Schester" statt "Schwester" handelt es sich also um eine Elision,

bei "Bansane" statt "Banane" um eine Addition, bei "Spille" wurden die laute "nn"

durch "ll" ersetzt - es handelt sich um eine Substitution. Und bei "pakutt

geschalgen" wurden die Laute innerhalb der Worte vertauscht. Es handelt sich um

eine Metathese. Wenn der Patient seine Fehler bemerkt

und versucht sich zu korrigieren, kann es im positiven Fall zu einem Conduite d'approche

kommen, also eine Annäherung an das Zielwort.

Im negativen Fall weicht der Patient aber in seinem Korrekturversuch immer

weiter vom Zielwort ab. Das ist ein Conduite d'écart.

Wenn einem Patienten ein Wort nicht einfällt und er ins Stocken gerät und

sprachlich nach einem Wort sucht, es aber nicht abrufen kann und Sätze abbricht,

handelt es hier wahrscheinlich um eine Wortfindungsstörung. Als Ersatzstrategie

kann es sein, dass er beginnt, das Wort zu erklären oder ein lautlich

ähnliches Wort verwendet. Die Gründe hierfür sind oft nicht eindeutig. Man

kann aber zwischen zwei Unterformen unterscheiden:

Wenn er den Artikel des Wortes nicht abrufen kann und ein bedeutungsähnliches

Wort stattdessen verwendet, eine semantische Paraphasie, kann es

sich um eine Störung im Bedeutungsspeicher handeln.

Wenn er hingegen den Artikel nennen kann und er in der lautlichen Form des Wortes

unsicher ist, liegt eher eine Störung vor, die Wortform zu aktivieren.

Angenommen das Wort ist lautlich gar nicht mehr zu erkennen und der Patient

hat ein neues Wort geschaffen, dann nennt man das einen Phonematischen

Neologismus. Achtung - nochmal zur Erinnerung und zur besseren

Unterscheidung zwischen Neologismus und Paraphasie. Bei der phonematischen

Paraphasie ist das Wort auch lautlich verändert, aber die Bedeutung ist noch zu

erkennen.

Wenn der Patient ein neues Wort kreiert, bei dem man die Bedeutung noch erkennen

kann, das aber auf diese Weise nicht in der Standardsprache existiert, ist es ein

Semantischer Neologismus. Zum Beispiel verschmelzen zwei bekannte Wörter auf

unübliche Weise. Auch hier nochmal zur Erinnerung und zur besseren

Unterscheidung zur semantischen Paraphasie. Bei der semantischen Paraphasie

produziert der Patient real existierende Wörter, die in der Standardsprache

bekannt sind, die aber mehr oder weniger vom Zielwort bedeutungsmäßig entfernt

liegen.

Angenommen es treten so viele dieser Paraphsien und Neologismen auf, dass die

Äußerung des Patienten zwar flüssig produziert ist, aber unverständlich und

sinnlos ist, dann kann man diese Art der Sprache übergreifend als Jargon

bezeichnen. Beim von phonematischen Jargon treten mehrheitlich phonematische Paraphasien

und phonematische Neologismen auf.

Beim semantischen Jargon sind es mehrheitlich semantische Paraphasien,

semantische Neologismen und Redefloskeln.

Mit dem Jargon sind wir jetzt auch auf der nächsten Ebene angekommen, wo es um

die Symptome geht, die übergreifen ganze Sätze und insgesamt die Art der Sprache

betreffen. Bei der Satzbildung kann uns auch ein

Agrammatismus oder Paragrammatismus auffallen. Beim Agrammatismus

erinnert die Sprache an einen Telegrammstil mit sehr kurzen, häufig

abgebrochenen Sätzen. Funktionswörter wie Artikel, Präpositionen, Pronomen und

Konjunktionen fehlen häufig. Außerdem werden Verben oft nicht konjugiert,

sondern nur im Infiniti iv genannt und auch die Deklination fehlt, sodass

Begriffe nicht an Kasus, Numerus und Genus angepasst werden.

Im Gegensatz dazu gibt es beim Paragrammatismus eher zu viel von all dem.

Es sind komplexe lange Sätze, bei denen Satzteile teilweise doppelt vorkommen.

Oder es werden Satzteile unpassend zu einem Satz zusammengefügt und

verschränkt. Bei einer Verschränkung wird der Satz in einem Intonationsbogen

gesprochen, obwohl er eigentlich aus zwei verschiedenen, übereinander gelegten

Sätzen besteht. Funktionswörter und Flexionsformen kommen hier vor, allerdings häufig

falsch eingesetzt.

Im Allgemeinen kann die Sprache eines Patienten als flüssig oder unflüssig

beschrieben werden. Wenn die Phrasen durchschnittlich mehr als 5 Wörter

enthalten und die Sprechgeschwindigkeit unauffällig ist, ist die Sprechweise

flüssig.

Wenn die Phrasen, also der gesprochene Teil bis zur nächsten

Unterbrechung, durchschnittlich weniger als 5 Wörter beinhalten und wenn die

Sprechweise insgesamt verlangsamt ist, mit vielen Unterbrechungen, ist sie nicht flüssig.

Außerdem kann man übergreifend beobachten, ob der patient deutliche

Schwierigkeiten hat, Gedanken sprachlich auszudrücken und somit eine

Sprachanstrengung vorliegt. Bei einer Logorrhö ist der Patient

sprachlich kaum zu bremsen. Die Sprachproduktion ist überschießend, ungehemmt.

Auch auf geschlossene Fragen folgen lange, überladene Antworten.


APHASIE: SYMPTOME, Sprachstörung nach Schlaganfall, Fachwissen Logopädie APHASIA: SYMPTOMS, Speech Disorder after Stroke, Specialized Knowledge in Speech Therapy 失语症:症状、中风后言语障碍、专业言语治疗

Welche sprachlichen Symptome können bei einer Aphasie eigentlich auftreten?

Zuerst schauen wir uns an, welche Symptome wir auf Wortebene feststellen

können; bevor wir uns dann anschauen, wie wir die Art der Äußerungen auf

Satzebene und übergreifender beschreiben können. Redefloskeln kommen vereinzelt

vor und sind in ihrer Zusammensetzung variabel.

Stereotypen sind ähnlich wie Redefloskeln.

Allerdings werden sie häufig in genau der gleichen Art wiederholt. Im Gegensatz

zu den anderen Symptomen, die wir uns noch anschauen, passen sie aber auch

immer noch gut in den Kontext und fallen nicht sofort als Symptome auf. Wenn diese

beiden Floskelarten bei einem Patienten aber sehr häufig vorkommen oder die

Sprache nur noch daraus besteht, dann ist dies bei der Beschreibung seiner

Symptome sehr relevant. Beide Floskelarten sind inhaltlich eher nichtssagend

und meist ganzheitlich abgespeichert, sodass der Patient hier wenig Satzbau-

leistung erbringt.

Bei der Echolalie wiederholt der Patient die Äußerung

seines Gesprächspartners - teilweise auch mit leichter Umformulierung.

Bei einer Perseveration bleibt der

Patient sprachlich an einem Wort hängen, das zuvor in seinem Sprachsystem

aktiviert wurde. Es passt an dieser neuen Stelle

allerdings nicht in den Kontext und wird unbeabsichtigt, also automatisiert vom

Patienten gesagt.

Anstatt das Wort "Frau" zu sagen, produzierte Patient als erneut das Wort "Arzt".

Bei einem Sprachautomatismus wird ein Wort oder eine Phrase oder Silbe

mehrmals unbeabsichtigt wiederholt, ist formstarr und passt nicht in den

Satzzusammenhang.

Wenn die Sprache größtenteils nur noch aus einer Aneinanderreihung von

Sprachautomatismen besteht, nennt man das Recurring utterances.

Bei falsch eingesetzten Wörtern lässt sich manchmal ein Bedeutungszusammenhang

zum eigentlich gemeinten Zielwort feststellen. Wenn der Patient

zum Beispiel statt "Mutter" "Frau" sagt, sind dies beides Wörter aus dem semantischen

Feld der Familie. Hier spricht man dann von einer engen semantischen Paraphasie.

Wenn die Bedeutung von dem Ersatzwort weiter entfernt liegt und nicht im

gleichen Bedeutungsfeld spricht man von einer weiten semantischen Paraphasie.

Wenn es zu Fehlern beim Wortaufbau kommt, weil die Laute des Wortes verändert

wurden, handelt es sich um eine phonematische Paraphasie. Dies geschieht

beispielsweise dadurch, dass die Laute ersetzt werden durch andere (Substitution),

dass sie ausgelassen werden (Elision), dass Laute hinzugefügt werden (Addition) oder

dass Laute innerhalb des Wortes umgestellt werden (Metathese).

Bei "Schester" statt "Schwester" handelt es sich also um eine Elision,

bei "Bansane" statt "Banane" um eine Addition, bei "Spille" wurden die laute "nn"

durch "ll" ersetzt - es handelt sich um eine Substitution. Und bei "pakutt

geschalgen" wurden die Laute innerhalb der Worte vertauscht. Es handelt sich um

eine Metathese. Wenn der Patient seine Fehler bemerkt

und versucht sich zu korrigieren, kann es im positiven Fall zu einem Conduite d'approche

kommen, also eine Annäherung an das Zielwort.

Im negativen Fall weicht der Patient aber in seinem Korrekturversuch immer

weiter vom Zielwort ab. Das ist ein Conduite d'écart.

Wenn einem Patienten ein Wort nicht einfällt und er ins Stocken gerät und

sprachlich nach einem Wort sucht, es aber nicht abrufen kann und Sätze abbricht,

handelt es hier wahrscheinlich um eine Wortfindungsstörung. Als Ersatzstrategie

kann es sein, dass er beginnt, das Wort zu erklären oder ein lautlich

ähnliches Wort verwendet. Die Gründe hierfür sind oft nicht eindeutig. Man

kann aber zwischen zwei Unterformen unterscheiden:

Wenn er den Artikel des Wortes nicht abrufen kann und ein bedeutungsähnliches

Wort stattdessen verwendet, eine semantische Paraphasie, kann es

sich um eine Störung im Bedeutungsspeicher handeln.

Wenn er hingegen den Artikel nennen kann und er in der lautlichen Form des Wortes

unsicher ist, liegt eher eine Störung vor, die Wortform zu aktivieren.

Angenommen das Wort ist lautlich gar nicht mehr zu erkennen und der Patient

hat ein neues Wort geschaffen, dann nennt man das einen Phonematischen

Neologismus. Achtung - nochmal zur Erinnerung und zur besseren

Unterscheidung zwischen Neologismus und Paraphasie. Bei der phonematischen

Paraphasie ist das Wort auch lautlich verändert, aber die Bedeutung ist noch zu

erkennen.

Wenn der Patient ein neues Wort kreiert, bei dem man die Bedeutung noch erkennen

kann, das aber auf diese Weise nicht in der Standardsprache existiert, ist es ein

Semantischer Neologismus. Zum Beispiel verschmelzen zwei bekannte Wörter auf

unübliche Weise. Auch hier nochmal zur Erinnerung und zur besseren

Unterscheidung zur semantischen Paraphasie. Bei der semantischen Paraphasie

produziert der Patient real existierende Wörter, die in der Standardsprache

bekannt sind, die aber mehr oder weniger vom Zielwort bedeutungsmäßig entfernt

liegen.

Angenommen es treten so viele dieser Paraphsien und Neologismen auf, dass die

Äußerung des Patienten zwar flüssig produziert ist, aber unverständlich und

sinnlos ist, dann kann man diese Art der Sprache übergreifend als Jargon

bezeichnen. Beim von phonematischen Jargon treten mehrheitlich phonematische Paraphasien

und phonematische Neologismen auf.

Beim semantischen Jargon sind es mehrheitlich semantische Paraphasien,

semantische Neologismen und Redefloskeln.

Mit dem Jargon sind wir jetzt auch auf der nächsten Ebene angekommen, wo es um

die Symptome geht, die übergreifen ganze Sätze und insgesamt die Art der Sprache

betreffen. Bei der Satzbildung kann uns auch ein

Agrammatismus oder Paragrammatismus auffallen. Beim Agrammatismus

erinnert die Sprache an einen Telegrammstil mit sehr kurzen, häufig

abgebrochenen Sätzen. Funktionswörter wie Artikel, Präpositionen, Pronomen und

Konjunktionen fehlen häufig. Außerdem werden Verben oft nicht konjugiert,

sondern nur im Infiniti iv genannt und auch die Deklination fehlt, sodass

Begriffe nicht an Kasus, Numerus und Genus angepasst werden.

Im Gegensatz dazu gibt es beim Paragrammatismus eher zu viel von all dem.

Es sind komplexe lange Sätze, bei denen Satzteile teilweise doppelt vorkommen.

Oder es werden Satzteile unpassend zu einem Satz zusammengefügt und

verschränkt. Bei einer Verschränkung wird der Satz in einem Intonationsbogen

gesprochen, obwohl er eigentlich aus zwei verschiedenen, übereinander gelegten

Sätzen besteht. Funktionswörter und Flexionsformen kommen hier vor, allerdings häufig

falsch eingesetzt.

Im Allgemeinen kann die Sprache eines Patienten als flüssig oder unflüssig

beschrieben werden. Wenn die Phrasen durchschnittlich mehr als 5 Wörter

enthalten und die Sprechgeschwindigkeit unauffällig ist, ist die Sprechweise

flüssig.

Wenn die Phrasen, also der gesprochene Teil bis zur nächsten

Unterbrechung, durchschnittlich weniger als 5 Wörter beinhalten und wenn die

Sprechweise insgesamt verlangsamt ist, mit vielen Unterbrechungen, ist sie nicht flüssig.

Außerdem kann man übergreifend beobachten, ob der patient deutliche

Schwierigkeiten hat, Gedanken sprachlich auszudrücken und somit eine

Sprachanstrengung vorliegt. Bei einer Logorrhö ist der Patient

sprachlich kaum zu bremsen. Die Sprachproduktion ist überschießend, ungehemmt.

Auch auf geschlossene Fragen folgen lange, überladene Antworten.