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2021 Tagesschau, tagesthemen vom 03.05.2021, 22:15 Uhr - Graphic Novel beleuchtet das Leben der Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld

tagesthemen vom 03.05.2021, 22:15 Uhr - Graphic Novel beleuchtet das Leben der Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld

Guten Abend.

Vielleicht ist es die letzte Woche,

in der Geimpfte auch ausgebremst

sind in ihren Freiheitsrechten.

In den kommenden Tagen sollen

Bundestag und -rat beschließen:

Dass Geimpfte sich wieder

ohne Einschränkungen treffen können,

ohne Test einkaufen

oder zum Frisör gehen.

Das sind gute Nachrichten.

Doch neben der Freude

erhebt sich neidisches Gezänk.

Warum die und der und ich nicht?

Über kleinliche Debatten

und große Vorfreude: Angela Ulmrich.

Der Spritzer Hoffnung:

die Impfung gegen Corona.

Drei Viertel aller Deutschen wollen

sie laut einer Studie des RKI.

Die Impfbereitschaft in der

Bevölkerung steigt immer weiter.

Wir sind alle geimpft.

Mein Mann, mein Schwiegersohn.

Wir warten auf die zweite Impfung.

Bei uns in der Abteilung

sind wir acht Leute,

da sind schon vier geimpft,

also die Erstimpfung.

Im Umfeld geht's schon

ganz schön zügig zu.

Ich war gerade beim Arzt

und hab mich auf die

Freiwilligen-Liste stellen lassen.

Er hat mich gefragt,

ob ich AstraZeneca nehmen würde,

da hab ich gesagt: Na, klar.

Ich bin in keiner speziellen Gruppe,

deswegen: abwarten, hoffen,

vielleicht einen abgreifen,

der übrig geblieben ist.

Mit der Impfbereitschaft

steigt der Impfneid.

Sighard Neckel

ist Sozialwissenschaftler.

Dass die einen schon dran sind,

während die anderen warten müssen,

spalte die Gesellschaft, sagt er.

Bei der Impfung haben wir es mit

der Verteilung knapper Güter zu tun.

Dabei kommt häufig Neid auf,

besonders dann,

wenn dabei manche leer ausgehen.

Die Kritik an der Impf-Reihenfolge:

stellenweise laut.

Wer hat die Spritze am nötigsten,

wer bekommt sie am schnellsten?

Und wer zu spät?

Fragen, die die Menschen

in Deutschland umtreiben.

Für mich war's ein komisches Gefühl,

als junger und gesunder Mensch

im Impfzentrum zu stehen.

Mein Opa wohnt in 'ner anderen Stadt

und wurde später geimpft als ich.

Was ich schwierig finde: dass so

ganz alte Leute geimpft werden.

Da weiß ich manchmal nicht,

wie ich das finde.

Ob nicht eher die Leute, die

mehr soziale Kontakte noch haben,

bevorzugt werden sollten.

Wenn man hört, dass die Geimpften

oder die erkrankt waren

halt irgendwo bevorzugt werden,

dann ist das ungerecht.

Das ist einfach ungerecht!

Ich finde das mit der

Ungleichbehandlung Schwachsinn.

Es ist nun mal so und dann kann man

das denen, die geimpft sind,

auch nicht vorwerfen.

Das Ziel der Regierung:

möglichst viele

möglichst schnell impfen.

Aber Ältere, Kranke

und Systemrelevante zuerst.

Das sei auch von Vorteil

für diejenigen, die warten müssen.

Wenn wir anderen die Möglichkeit

einer Impfung geben,

dann senken wir

das Infektionsrisiko für alle.

Davon hat auch jeder Einzelne etwas.

Schutz auch

durch den Schutz der anderen.

Der Wunsch nach einer Impfung,

und schlussendlich nach Freiheit,

bleibt für viele Geduldsprobe

und Streitfrage.

Hier müssen sie heute

nicht mehr warten.

Überall harren Noch-nicht-Geimpfte

der begehrten Spritze.

Und hier, wo einem sonst

nichts geschenkt wird,

wird Impfstoff verteilt,

ohne Bürokratie und Reihenfolge.

Im Kölner Stadtteil Chorweiler

hat die Politik nun wohl gelernt,

sich um sozial Benachteiligte

zu kümmern.

Um jene, die besonders

betroffen sind von Covid-19.

Rupert Wiederwald.

Impfen ist eine Kunst.

Aus 30 Fläschchen Moderna-Impfstoff

ziehen die Ärzte im Impfmobil

330 Impfdosen:

Impfstoff für Menschen,

die sehnsüchtig darauf warten.

Rund um den Liverpooler Platz

haben sie sich

in die Schlange gestellt.

Es werden immer mehr.

Sie haben gehört,

heute wird im Bus geimpft.

Ohne Fragen nach Alter

oder Vorerkrankungen.

Die Nachricht verbreitet sich

wie ein Lauffeuer -

über Familie, Parteien,

Religionsgruppen.

Von der Familie,

mein Onkel hatte mich motiviert.

Der meinte: In Chorweiler

wird geimpft, nutz das Angebot.

So ist es dazu gekommen.

Zum Glück hab ich meine Freunde,

die haben mir Bescheid gegeben.

Aus den Facebookgruppen der SPD.

Die Ortsvereine

haben das schön geteilt.

Da habe ich das gesehen

und an meine Familie weitergegeben.

So kommen Berfin Tas und Familie

schneller als erwartet zur Impfung.

Kurz die Daten aufnehmen,

Aufklärungsgespräch,

schon ist die 21-Jährige geimpft.

Ganz anders als man's von der

deutschen Impfkampagne sonst kennt.

Wenn wir nur 'ne bestimmte Gruppe

einladen dürfen ...

Über 80 oder über 70

oder mit Vorerkrankungen.

... müssen wir uns nicht wundern,

dass alle anderen

an den Türen scharren.

Jetzt konnten wir die Tür

ein Stück weit öffnen

und die reinlassen, die besonderen

Risiken ausgesetzt sind.

Das ist in so einem Stadtteil

der Fall.

Der Stadtteil als Pandemie-Risiko.

Köln-Chorweiler

hat eine Inzidenz von 543.

Als Grund nehmen die Behörden an,

dass zu viele Menschen

auf engem Raum zusammenleben.

Und im vielsprachigen Stadtteil

ist es nicht gelungen,

mit den bisherigen Mitteln

die Menschen zu erreichen.

Hier sind wir

einen anderen Weg gegangen:

Über das lokale Netzwerk,

ausgehend vom Bürgeramt.

Wir haben

das soziale Netzwerk genutzt,

um auf das Impfangebot

aufmerksam zu machen.

Und das funktioniert sehr gut.

Wie gut,

überrascht auch das Impfteam,

das über den Tag

mehr Impfstoff besorgen muss.

Heute Abend um 22 Uhr

waren es 583 Menschen,

die in Chorweiler

eine Impfung bekommen hatten.

Berfin Tas ist

in sechs Wochen wieder hier.

Dann gibt es die zweite Dosis.

Serap Güler ist Staatssekretärin

für Integration in NRW

und uns jetzt zugeschaltet.

Guten Abend.

Guten Abend.

Das ist jetzt

ein erfolgreiches Modellprojekt.

Müssten sozial Benachteiligte,

die auf engem Raum zusammenleben,

grundsätzlich früher,

also prioritär geimpft werden?

Ja, unser Impferlass in NRW

gibt das her,

dass diese Menschen in die

Priorisierungsgruppe 3 kommen:

Diejenigen, die in systemrelevanten

Berufen arbeiten,

etwa die Kassierer im Supermarkt,

die immer ihren Dienst getan haben.

Aber auch Menschen

in schwierigen Lebenssituationen

zählen zu dieser Gruppe.

Das ist

die nächste Impfpriorisierung.

Die Menschen, die in Chorweiler

geimpft wurden, gehören dazu.

Die Impfmobile fahren also demnächst

in andere Viertel,

wo Menschen in ähnlichen

Verhältnissen leben?

Das ist der Wunsch und der Plan,

den ich unterstütze.

Wir haben auch Anfragen

aus anderen Städten.

Das war heute ein toller

und richtiger Erfolg.

Und ein Zeichen,

um deutlich zu machen:

Wenn die Menschen nicht

zu dem Impfstoff gehen,

muss der Impfstoff

zu den Menschen gehen.

Köln hat heute gezeigt,

dass das gut funktionieren kann.

Und dass das

für die Stadtbevölkerung

ein Gewinn ist.

Wir haben heute da geimpft, wo die

Inzidenzen besonders hoch sind.

Wenn wir die dort runter kriegen,

profitiert das ganze Land davon.

Über dieses Thema wird erst seit

ein paar Tagen hörbar gesprochen.

Intensivmediziner

haben schon länger gesagt:

Viele Menschen

aus ärmeren Verhältnissen

und mit Migrationsgeschichte

würden schwer erkranken.

Warum wurde das Problem

nicht benannt?

Es ist nicht so,

dass das nicht benannt wurde.

Es ist halt ein schwieriges Thema.

Man muss diese Debatte

richtig einordnen.

Wenn wir uns Menschen mit

Migrationsgeschichte vorknöpfen:

Die sind nicht an Covid erkrankt,

weil es Migranten sind.

Wir haben leider eine Debatte,

die aus diesem Thema

eine ethnische Debatte

führen wollte.

Solange wir klarmachen, dass viele

Menschen mit Migrationsgeschichte

viel öfter in sozial prekären

Verhältnissen leben,

kann man das gut einordnen.

Und viele von ihnen, gerade die

Älteren, haben Vorerkrankungen

und gehören somit eher

zu Risikogruppen.

Aber diese Debatte ist nicht

in die Öffentlichkeit geraten.

Es gab Studien dazu aus den USA

und Großbritannien.

Täuscht der Eindruck, dass man

das Problem nicht anfassen wollte?

Vielleicht aus Angst,

Rechtspopulisten

könnten das für sich nutzen?

Das ist auch ein Thema.

Man hatte hier Angst,

Ressentiments zu schüren.

Die Debatte wird leider

von einigen missbraucht.

Aber es ist richtig,

dass wir darüber sprechen.

Es gibt Studien im Ausland,

die darauf hinweisen,

aber auch Studien des RKI,

die deutlich machen:

Ärmere Menschen

erkranken öfter an Covid

oder landen öfter

auf Intensivstationen.

Solange wir diese Debatte

richtig einordnen,

ist es wichtig, darüber zu sprechen.

Damit wir solche Maßnahmen

wie heute in Chorweiler

umsetzen können.

Ohne diese Debatte hätte es

das heute nicht gegeben.

Jetzt sehen wir in Köln-Chorweiler:

Die Menschen nehmen das Angebot an.

Umso mehr stellt sich die Frage:

Warum ist die Politik

nicht eher aktiv geworden,

bevor die Menschen erkranken,

gerade in solchen Vierteln?

Es ist wichtig,

hier noch mal deutlich zu machen:

Auch die Aktion heute in Köln

ist dann nur ein Erfolg,

wenn es weiteren Impfstoff gibt.

Wir haben immer darüber diskutiert,

dass der Impfstoff knapp ist.

Ich spreche jetzt über Testzentren.

Man hätte mit Testzentren

genauso aktiv werden können

und in diese Stadtteile gehen.

Und sagen: Wir sind vor Ort

und helfen euch,

damit ihr nicht erkrankt.

Das ist richtig,

aber was das Thema Testen betrifft,

haben wir auch

einen gewissen Anlauf gebraucht.

Die Inzidenzen

in sozial schwachen Stadtteilen

sind deutlich geworden,

nachdem häufiger getestet wurde.

Man hätte eher

damit anfangen können,

aber jetzt ist wichtig,

nach vorne zu schauen.

Und dass sich dem Modellprojekt

in Köln viele anschließen.

Die Voraussetzung dafür ist,

dass es genug Impfstoff dafür gibt.

Vorbilder sind wichtig

für die Impfkampagne.

Die Bundesregierung bringt eine

Kampagne fürs Impfen auf den Weg,

die heißt: Ärmel hoch.

Da werben als Promis Sepp Maier,

Uschi Glas und Günther Jauch.

Die stehen nicht zwingend

für die Teile der Gesellschaft,

über die wir gerade reden.

Vielleicht nicht unbedingt.

Obwohl: Wieso sollte eine Uschi Glas

oder ein Günther Jauch

nicht für diese Gruppen

ein gutes Vorbild sein?

Ich würde das nicht so selektieren.

Wir planen in NRW auch.

Unsere Vorbilder

werden weitere sein,

die mehr die 25 % der Menschen mit

Migrationsgeschichte vertreten.

Aber auch Günther Jauch

ist ein tolles Vorbild

für unterschiedliche

gesellschaftliche Gruppen.

Sagt die Staatssekretärin

für Integration.

Danke für das Gespräch.

Danke Ihnen.

Das Gespräch

haben wir aufgezeichnet.

Im Sommer 2020 wurden

rechtsextreme Umtriebe

in einer Eliteeinheit

der Bundeswehr öffentlich.

Die Verteidigungsministerin

versprach Aufklärung

und gründliches Aufräumen

im Kommando Spezialkräfte, dem KSK.

Dieses Manöver misslang.

Annegret Kramp-Karrenbauer

sieht sich plötzlich unter Beschuss.

Es geht um gestohlene Munition

und die Zusage an Soldaten,

dass sie diese

straffrei zurückgeben können.

Was wusste die Ministerin?

Was ist Wahrheit, was Tarnung?

Dazu musste sie aussagen

vor dem Untersuchungsausschuss.

Stephan Stuchlik.

Es sieht aus

wie eine Flucht nach vorn:

Vor wenigen Monaten bekam

die Verteidigungsministerin

große Zustimmung vom Ausschuss.

Für ihre Reformen

gegen Rechtsextremismus beim KSK.

Dahin will sie zurück,

daher spricht sie schon mal

von der nächsten Sitzung.

Wir reden am Mittwoch im Ausschuss

über die Bewertung zum Fortgang

des Reformprozesses beim KSK.

Sonst gab es keine neuen Fragen

und keine neuen Antworten.

Keine neuen Antworten

vor allem beim Thema Munition.

Tausende Patronen

wurden von KSK-Soldaten gehortet.

Heikel bei einem Kommando

unter Rechtsextremismusverdacht.

Die Ministerin sagt auch heute,

sie habe spät davon gewusst.

Die FDP glaubt das nicht und droht

mit einem Untersuchungsausschuss.

Sie ist gereizt bis genervt

und spekuliert wohl darauf,

dass wir am Ende der Legislatur

keine schärferen Mittel haben.

Wir haben sie darauf hingewiesen:

Es gibt schärfere Mittel, sie

solle nicht mit dem Feuer spielen.

Da kommt sie drin um,

nicht die Parlamentarier.

General Kreitmayr

hat seinen Soldaten vorgeschlagen,

die gehortete Munition

straffrei zurückzugeben.

Ein schwerer Rechtsbruch.

Die Ministerin

lässt ihn weiter im Amt.

Dagegen wurden in Calw

Kreitmayrs Handys und Computer von

der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.

Das erfährt der Ausschuss heute.

Zum Glück ist die Staatsanwaltschaft

Tübingen bereit zu leisten,

was das Ministerium

über Monate verpennt hat:

Aufklärungsarbeit bei

der Munitionsamnestie zu leisten.

Gut, dass die Staatsanwaltschaft

so energisch vorangeht.

Nicht gut ist, dass die Ministerin

das nicht zu kümmern scheint.

Die Spezialeinheit in der Kritik:

Rechtsextremismus, Munitionsaffäre,

der Kommandeur angeschlagen.

Jetzt soll das Kommando

den Abzug in Afghanistan absichern.

Die Linke ist empört.

Die Ministerin hat entschieden, das

KSK nach Afghanistan zu schicken.

Das ist ein Bruch dessen,

was sie uns zugesagt hat.

Sie hatte gesagt, dass erst

die Aufklärung erfolgen wird.

Erst dann

wird eine Entscheidung gefällt.

Am Mittwoch gibt es

die nächste Sitzung zum KSK.

Mit großer Zustimmung im Ausschuss

braucht AKK nicht mehr zu rechnen.

Die Ministerin war

im Verteidigungsausschuss,

nicht im Untersuchungsausschuss.

Menschen, die extrem

denken, reden und handeln,

hat die Bundeswehr

nicht exklusiv.

In der ganzen Gesellschaft

gibt es sie.

Und sie werden lauter,

besonders dann,

wenn es gegen den Staat

und gegen Journalisten geht.

Sie beklagen, sie dürften

nicht sagen, was sie denken.

Aber sie greifen immer häufiger

die an, nicht nur mit Worten,

die von Berufs wegen

genau dies tun:

Gebrauch zu machen von ihrer

Presse- und Meinungsfreiheit.

Zum Internationalen Tag

der Pressefreiheit

war Jenni Rieger mittendrin

in Querdenker-Hochburg Stuttgart.

Sie traf einen Lokaljournalisten,

der solche Angriffe erlebt hat.

Alexander Roth

kennt die Querdenken-Bewegung genau.

Und sie kennt ihn -

und da fängt das Problem an.

Das ist mittlerweile ein Problem.

Kollegen von mir

werden auf Demos gefragt:

"Sind Sie der Herr Roth?"

Die Querdenken-Mahnwache

im schwäbischen Murrhardt

scheint nicht bedrohlich.

Dennoch filmen wir

nur mit dem Handy.

Mit der großen Kamera

wollte sich Roth hier nicht zeigen.

Seine Familie war besorgt:

Um seine Sicherheit,

darum, dass ihn dieser Film

noch mehr zur Zielscheibe macht.

Denn das ist er längst: Zielscheibe.

Wir besuchen den Journalisten

an seinem Arbeitsplatz,

dem Zeitungs-Verlag Waiblingen.

Eine mittelgroße Regionalzeitung

bei Stuttgart.

Hier recherchiert Alexander Roth

vor allem zu Rechtsextremismus

und Querdenken-Bewegung.

Reaktionen bleiben nicht aus.

Von "Sehr geehrter Herr Roth,

was schreiben Sie für einen Scheiß"

über "linksgrün zugedröhnter

Provinz-Schwob der Lügenpresse"

bis zu "was in die Fresse"

ist alles dabei.

Mittlerweile

kommt das unter Klarnamen.

Ich habe E-Mails bekommen

von Firmenadressen,

mit Signatur geschickt.

Da ist die Angst nicht mehr da,

weil man merkt: Da passiert nix.

Einer seiner jüngeren Artikel

beschäftigt sich mit Heiko M.

Roth schreibt, wie dieser

im Internet Plattformen schafft

für Rechte, Reichsbürger

und Querdenker.

Heiko M. reagiert prompt

mit einem Video voller Beleidigungen,

das er vor dem Büro

von Alexander Roth aufnimmt.

Ich glaub, der Hitler

konnt net so braun scheiße,

wie hier einige Redakteure sind.

Dazu dieser Post

im Messenger-Dienst Telegram.

"Mit freundlichen Grüßen

an die Corona-Nazi-Presse,

bei welcher immer mehr Redakteure

für die Nürnberger Prozesse

2.0 vorgemerkt sind."

Das ist nicht lustig.

Die Nürnberger Prozesse,

da ging's um Kriegsverbrecher,

um Nazis.

Er setzt uns damit gleich,

das ist schon krass.

Nicht alle seiner Kollegen

stehen im Fokus wie Alexander Roth.

Aber alle haben Erfahrungen gemacht

mit Beleidigungen, Bedrohungen.

Der Weg vom Hirn zur Taste

sei kürzer geworden,

so nennt es Roths Kollege

Peter Schwarz.

Was helfe? "Reden", sagt er,

"wo es möglich ist".

Es ist wichtig,

dass wir unsere Arbeit erklären.

Was heißt Recherche?

Wie arbeitet eine Redaktion?

Dass wir unabhängig sind,

ist vielen Leuten nicht so klar.

Unabhängigkeit und Journalismus:

In den Augen der Querdenken-Bewegung

scheint das nicht zusammenzupassen.

Ein Beispiel:

Auf dem Schorndorfer Marktplatz

haben sie demonstriert,

direkt vor der Redaktion

der Schorndorfer Nachrichten.

Mit Folgen

für den berichtenden Journalisten.

Weil man hier guten Überblick

auf das Geschehen hat,

hat er aus dem Fenster geschaut,

Reden mitgeschrieben, berichtet.

Er wurde offenbar fotografiert.

Ich habe dann sein Gesicht

in einer Telegram-Gruppe gefunden.

Umkreist, mit der Bildunterschrift:

"Auf frischer Tat ertappt."

Für mich ist das eine Markierung.

Da wird jemand als Feind markiert,

und es wird dargestellt: Der ist es.

Wie sich das anfühlt,

weiß Alexander Roth.

Auch sein Bild

wird immer wieder geteilt.

Er wird als Journalist

an den Pranger gestellt

und als Mensch tief getroffen.

Es ist paradox.

Gerade in Telegram-Gruppen

wird sehr das Menschliche betont.

"Wir können

keine Menschen mehr sein",

die Masken, alles ganz schlimm.

Aber den Journalisten

zu entmenschlichen,

ihn als Hassobjekt hinzustellen:

Das ist okay.

Einmal wurde "Journalisten wie ihm"

eine "Kugel in den Kopf" gewünscht.

Diesen Fall

hat Roth zur Anzeige gebracht.

Als er 2019 vom Kaiserstuhl

in die Zentrale nach Frankfurt kam,

war die Hoffnung groß,

Fritz Keller werde aufräumen.

Der Fußballfunktionär und Winzer

sortiere die schlechten Trauben aus,

die die Atmosphäre im weltgrößten

Sportverband vergifteten.

Mittlerweile hat der Präsident

den Vorschusslorbeer aufgebraucht.

Mehr denn je versinkt der DFB

in einer Schlammschlacht.

Auch der einstige Hoffnungsträger

wirft mit viel Dreck um sich

und wurde jetzt

zum Rücktritt aufgefordert.

Joscha Bartlitz.

Heute an der DFB-Zentrale

in Frankfurt am Main.

Der Lack ist ab, die Banner

nicht mehr am rechten Platz.

Abgesägt sind hier

scheinbar nicht nur die Bäume,

selbst wenn der Präsident

noch immer da ist.

Fritz Kellers Rücktritt, von den

Landesverbands-Spitzen gefordert,

bleibt erst mal aus.

Äußern will sich heute niemand.

Klar ist aber: Erneut steht

ein DFB-Präsident vor dem Aus.

Es war auch das System,

aber nicht nur das System.

Fritz Keller hat in 1,5 Jahren

Amtszeit Fehler gemacht,

hat sich immer wieder

unglücklich ausgedrückt.

Am Ende war er auch

zermürbt vom Machtkampf,

der sich im DFB abgespielt hat.

Dann hat er sich

zu dieser Äußerung hinreißen lassen.

Keller vergleicht

Vize-Präsident Rainer Koch

mit Nazi-Richter Freisler.

Eine Äußerung vom Freitag,

die Keller wohl zum Verhängnis wird.

Er wollte im DFB

eigentlich aufräumen,

als er im September 2019

das Amt antrat.

Irgendwann müssen wir

alles erzählen können.

Dass wir so transparent sind,

dass es langweilig ist,

über uns zu erzählen.

Das Vorhaben

hat Fritz Keller klar verfehlt.

Im skandalgeplagten DFB

eskaliert der Machtkampf

zwischen ihm

und Generalsekretär Curtius.

Man sah, wie zerstörerisch

das für den Verband ist

und wie schädlich fürs Ansehen

des deutschen Fußballs:

Zwei Kräfte arbeiten

die ganze Zeit gegeneinander.

Curtius und Keller sollen gehen –

für den nächsten Neufang.

Keller selbst

hatte bei Amtsantritt angekündigt:

Ich möchte das so lange machen,

wie ich bei klarem Verstand bin.

Und wenn ich nicht mehr

bei klarem Verstand bin,

bitte ich meine Freunde,

mir das klar zu sagen.

Dieser Zeitpunkt scheint gekommen.

Und wieder sucht

der größte Fußballverband der Welt

für seine Probleme

einen neuen Schlüssel.

Der DFB und seine Skandale -

dazu hat Heiko Neumann (HR)

diese Meinung.

Machtkämpfe, Steuerrazzien

und eine unwürdige Außendarstellung:

Dass das Image des DFB

noch weiter zerstört wird,

konnte man sich bis vor Kurzem

gar nicht vorstellen.

Doch die strippenziehenden Personen

beim DFB schaffen es immer wieder,

noch eine Schippe Dreck

obendrauf zu packen.

Einen Nazivergleich zu ziehen,

ob in der Öffentlichkeit

oder hinter verschlossenen Türen:

Das darf

unter keinen Umständen passieren

und ist ein Ausschlusskriterium.

Fritz Kellers verbale Entgleisung

ist abstoßend.

Muss er zurücktreten?

Ja, er hätte es

längst schon tun müssen.

Wären damit alle Probleme gelöst

beim weltweit größten Fußballverband?

Nein, wären sie nicht.

Was der DFB braucht,

ist eine personelle Rundumerneuerung.

Präsident Keller hat sich aufgerieben

an mächtigen Gegnern,

ganz oben in der Chefetage.

Trotz Vertrauensentzug dürfen

viele von denen weiter wurschteln

wie seit mehreren Jahren schon.

Wer bei einem Hausputz

nur ein Stockwerk durchfegt,

das andere

aber weiter verstauben lässt,

kann nur schwerlich

von Großreinemachen sprechen.

Mit Amtsantritt vor 1,5 Jahren

wollte Fritz Keller aufklären,

Brücken bauen, Dinge verändern.

Beim DFB wollte das nicht jeder.

Gescheitert ist er auch

an sich selbst.

An seiner zum Teil cholerischen Art,

die verschreckte und verängstigte.

Werden die verkrusteten Strukturen

nicht rigoros aufgebrochen,

wird auch der nächste Präsident

hoffnungslos untergehen.

Der DFB hat jetzt die Chance

für einen Neuanfang.

Die über 7 Mio. Fußballspielenden

hätten ihn verdient.

Die Meinung von Heiko Neumann.

Vier Deutsche wurden

unter dem Verdacht verhaftet,

eine Plattform mit Fotos von

Kindesmissbrauch betrieben zu haben.

Die vier Männer

wurden Mitte April gefasst,

wie die Staatsanwaltschaft

heute bekanntgab.

Einer lebt in Paraguay

und soll ausgeliefert werden.

Gegen die Plattform wurde seit

Monaten international ermittelt.

Boystown ist jetzt vom Netz –

eine der größten Tauschbörsen

für Fotos und Videos von

sexualisierter Gewalt gegen Kinder.

Die Darknet-Plattform

zeigte vor allem Jungen.

Sie hatte

mehr als 400.000 Mitglieder.

Es wird Bildmaterial

von der ganzen Welt getauscht.

Wer einen Missbrauch begangen hat,

den dokumentiert hat,

lädt die Sachen hoch.

Es wird auch vieles

bekanntes Material getauscht.

Diese pädo-kriminelle Szene -

das sind Sammler.

Vier deutsche Staatsangehörige

sitzen in U-Haft.

Sie gelten als Hauptbeschuldigte.

Drei sollen die Seite betrieben,

einer über 3500 Beiträge

gepostet haben.

Das Abschalten der Seite gilt als

internationaler Ermittlungserfolg.

Es waren mehrmonatige, intensive

und umfangreiche Ermittlungen.

Ihnen lag eine durch Deutschland

initiierte Task Force zu Grunde,

koordiniert von Europol.

Ob die Männer

selbst Missbrauch verübt haben,

soll nach Auswertung

der Datenträger klar sein.

Ihnen drohen zwischen sechs Monaten

und zehn Jahren Haft pro Tat.

Auch 2021 gibt es wegen der Pandemie

kein Oktoberfest.

Bayerns Ministerpräsident Söder

und Münchens Oberbürgermeister Reiter

begründeten das mit der unabsehbaren

Entwicklung der Infektionszahlen.

Eine sichere Durchführung von

Volksfesten mit Hygienemaßnahmen

sei nicht realistisch, so Söder.

2020 wurde das Fest zum ersten Mal

seit 70 Jahren abgesagt.

Die 13 weltgrößten Online-Plattformen

haben 2020 rasant zugelegt.

Laut UN-Konferenz

für Handel und Entwicklung

ist ihr Umsatz

auf 2,4 Bio. Euro gestiegen.

Mehr dazu von Markus Gürne

aus der Börse.

Ein Plus von mehr als 20 %

gegenüber 2020

bedeutet einen Wandel im Handel

hin zu noch mehr Online-Einkauf.

Die weltweit über das Internet

erzielten Verkäufe

machen bei den Einzelhändlern

19 % des Umsatzes aus.

Größte Profiteure bleiben

große Online-Handelsplattformen.

Allen voran Alibaba aus China,

gefolgt vom US-Anbieter Amazon

und JD.com aus China.

Unter den 13 größten Firmen

waren sieben aus den USA,

vier aus China

und je eine aus Kanada und Japan.

Europa fehlt in dieser Liste.

Auch hier wächst der Online-Handel.

Eingekauft wird aber vor allem

bei internationalen Anbietern.

Um einen Skandal aufzudecken, muss

man mit einem Skandal antworten:

Getreu diesem Motto

scheute sie 1968 nicht davor zurück,

den Kanzler im Bundestag

als Nazi zu beschimpfen.

Das hier ist der Saaldiener,

der Schlimmeres verhindern wollte.

Später wurde Beate Klarsfeld

mit einem Schlag weltberühmt,

als sie eben jenem Kiesinger

eine Ohrfeige verpasste.

Seither hat sie zusammen mit

ihrem Mann Serge nicht aufgehört,

die zur Verantwortung zu ziehen, die

einst Unheil über die Welt brachten.

Das Leben der Klarsfelds

ist lehrreich wie ein Buch.

Wie ein gemaltes Buch,

das jetzt erscheint.

Sabine Rau hat es sich

mit den Protagonisten angeschaut.

Seit 60 Jahren sind sie ein Paar

und arbeiten Seite an Seite –

mit Energie und Kampfgeist.

Als wir 1963 heirateten,

sagte der Standesbeamte:

Sie sind

ein außergewöhnliches Ehepaar.

Damals gab's wenige

deutsch-französische Heiraten.

Sie müssen was Besonderes

aus Ihrer Ehe machen.

Dem sind wir gefolgt.

Jetzt gibt's ihr Lebenswerk

als Graphic Novel.

Beginnend mit der Szene,

die Beate Klarsfeld

mit einem Schlag berühmt macht.

1968 auf dem Bundesparteitag der CDU

ohrfeigt sie Kanzler Kiesinger:

Hitler-Gefolgsmann

und NSDAP-Mitglied,

der bruchlos in der BRD

Karriere machte.

Ich kam nicht von vorne an Kiesinger

ran, musste hinten durchgehen.

Das war nicht leicht,

aber ich hab's geschafft.

Da war auch 'ne Gefahr für mich.

In der ersten Reihe

saß die Sicherheit,

die hätten schießen können.

Ich war erleichtert,

dass Beate nicht erschossen wurde.

Zugleich war damit

die Vergangenheit Kiesingers

als politischer Fall

auf der Tagesordnung.

Der Anwalt und die Aktivistin machen

sich als Nazi-Jäger einen Namen.

Gemeinsam planen sie ihre Aktionen.

1972 spürt Beate in Bolivien

Klaus Barbie auf,

den "Schlächter von Lyon".

Und in Köln Kurt Lischka,

Gestapo-Chef von Paris,

verantwortlich für

tausendfache Deportationen.

Das war unsere wichtigste Aktion,

sie trug zur Aussöhnung zwischen

Frankreich und Deutschland bei.

Das wäre nicht möglich gewesen,

solange Naziverbrecher

ungestraft in Deutschland lebten.

Von Drancy, einem Vorort von Paris,

wurden die französischen Juden

mit Zügen in die Konzentrationslager

Ausschwitz und Birkenau deportiert.

Serge Klarsfeld

hat ihre Namen recherchiert.

80.000, darunter sein eigener Vater.

Und, bittere Wahrheit

für das Nachkriegs-Frankreich:

Unter tätiger Mithilfe der

französischen Polizei und Regierung.

Der Ort hat sich

seit 1941 kaum verändert.

Heute sind hier Sozialwohnungen.

Wir sind sehr besorgt.

Die Franzosen kennen die Geschichte,

die Judenvernichtung.

Aber die Prozentzahlen

und die Anhängerschaft

der rechtsextremen Partei

gehen stark nach oben.

Wie in Deutschland auch, die AfD:

größte Oppositionspartei.

Im Museum Memorial de la Shoah

von Paris

haben sie einen Raum

für ihr Lebenswerk geschaffen.

Aber sie bleiben nicht

der Vergangenheit verhaftet.

Ihr Plädoyer für die Zukunft:

Engagement muss sein,

und zwar wenn man jung ist.

Und wenn man's sofort tut,

man darf nicht warten.

Ruhestand kommt den beiden

nicht in den Sinn.

Bleibt der Blick aufs Wetter.

Der Mai ist gekommen,

doch richtig maienhaft ist uns da

nicht zumute, Claudia Kleinert.

Nein, wir sind verschont geblieben

dieses Jahr

von kräftigen Tiefdruckgebieten

mit starkem Sturm.

Morgen wird es aber verbreitet

sehr windig werden.

Das sieht auf dem Satellitenbild

eindrucksvoll aus.

Hier sieht man schön

die dazugehörige Wolkenschleppe.

Dieses Tief hat Sturm dabei.

Das merkt man besonders

im Nordwesten.

Vereinzelt können orkanartige Böen

dabei sein.

Vor allem in den Hochlagen.

Im übrigen Deutschland

ist es auch stürmisch.

Heute Nacht kommt dieses Wolkenband

rein und bringt Regen.

Im Laufe des Tages wird es

verbreitet stürmisch sein.

Es bleibt bei Schauerwetter

am Mittwoch.

Einzelne Gewitter sind dabei.

Der Donnerstag startet ruhiger.

Dann breitet sich von Südwesten

ein neues Tief aus.

Das waren die tagesthemen.

Mit Bye, Bye, Ballermann

geht's jetzt weiter.

Tschüss!


tagesthemen vom 03.05.2021, 22:15 Uhr - Graphic Novel beleuchtet das Leben der Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld tagesthemen of 03.05.2021, 22:15 - Graphic novel illuminates the life of Nazi hunters Beate and Serge Klarsfeld tagesthemen de 03.05.2021, 22:15 - Una novela gráfica arroja luz sobre la vida de los cazadores de nazis Beate y Serge Klarsfeld tagesthemen від 03.05.2021, 22:15 - Графічний роман проливає світло на життя мисливців на нацистів Беати та Сержа Кларсфельдів

Guten Abend.

Vielleicht ist es die letzte Woche,

in der Geimpfte auch ausgebremst

sind in ihren Freiheitsrechten.

In den kommenden Tagen sollen

Bundestag und -rat beschließen:

Dass Geimpfte sich wieder

ohne Einschränkungen treffen können,

ohne Test einkaufen

oder zum Frisör gehen.

Das sind gute Nachrichten.

Doch neben der Freude

erhebt sich neidisches Gezänk.

Warum die und der und ich nicht?

Über kleinliche Debatten

und große Vorfreude: Angela Ulmrich.

Der Spritzer Hoffnung:

die Impfung gegen Corona.

Drei Viertel aller Deutschen wollen

sie laut einer Studie des RKI.

Die Impfbereitschaft in der

Bevölkerung steigt immer weiter.

Wir sind alle geimpft.

Mein Mann, mein Schwiegersohn.

Wir warten auf die zweite Impfung.

Bei uns in der Abteilung

sind wir acht Leute,

da sind schon vier geimpft,

also die Erstimpfung.

Im Umfeld geht's schon

ganz schön zügig zu.

Ich war gerade beim Arzt

und hab mich auf die

Freiwilligen-Liste stellen lassen.

Er hat mich gefragt,

ob ich AstraZeneca nehmen würde,

da hab ich gesagt: Na, klar.

Ich bin in keiner speziellen Gruppe,

deswegen: abwarten, hoffen,

vielleicht einen abgreifen,

der übrig geblieben ist.

Mit der Impfbereitschaft

steigt der Impfneid.

Sighard Neckel

ist Sozialwissenschaftler.

Dass die einen schon dran sind,

während die anderen warten müssen,

spalte die Gesellschaft, sagt er.

Bei der Impfung haben wir es mit

der Verteilung knapper Güter zu tun.

Dabei kommt häufig Neid auf,

besonders dann,

wenn dabei manche leer ausgehen.

Die Kritik an der Impf-Reihenfolge:

stellenweise laut.

Wer hat die Spritze am nötigsten,

wer bekommt sie am schnellsten?

Und wer zu spät?

Fragen, die die Menschen

in Deutschland umtreiben.

Für mich war's ein komisches Gefühl,

als junger und gesunder Mensch

im Impfzentrum zu stehen.

Mein Opa wohnt in 'ner anderen Stadt

und wurde später geimpft als ich.

Was ich schwierig finde: dass so

ganz alte Leute geimpft werden.

Da weiß ich manchmal nicht,

wie ich das finde.

Ob nicht eher die Leute, die

mehr soziale Kontakte noch haben,

bevorzugt werden sollten.

Wenn man hört, dass die Geimpften

oder die erkrankt waren

halt irgendwo bevorzugt werden,

dann ist das ungerecht.

Das ist einfach ungerecht!

Ich finde das mit der

Ungleichbehandlung Schwachsinn.

Es ist nun mal so und dann kann man

das denen, die geimpft sind,

auch nicht vorwerfen.

Das Ziel der Regierung:

möglichst viele

möglichst schnell impfen.

Aber Ältere, Kranke

und Systemrelevante zuerst.

Das sei auch von Vorteil

für diejenigen, die warten müssen.

Wenn wir anderen die Möglichkeit

einer Impfung geben,

dann senken wir

das Infektionsrisiko für alle.

Davon hat auch jeder Einzelne etwas.

Schutz auch

durch den Schutz der anderen.

Der Wunsch nach einer Impfung,

und schlussendlich nach Freiheit,

bleibt für viele Geduldsprobe

und Streitfrage.

Hier müssen sie heute

nicht mehr warten.

Überall harren Noch-nicht-Geimpfte

der begehrten Spritze.

Und hier, wo einem sonst

nichts geschenkt wird,

wird Impfstoff verteilt,

ohne Bürokratie und Reihenfolge.

Im Kölner Stadtteil Chorweiler

hat die Politik nun wohl gelernt,

sich um sozial Benachteiligte

zu kümmern.

Um jene, die besonders

betroffen sind von Covid-19.

Rupert Wiederwald.

Impfen ist eine Kunst.

Aus 30 Fläschchen Moderna-Impfstoff

ziehen die Ärzte im Impfmobil

330 Impfdosen:

Impfstoff für Menschen,

die sehnsüchtig darauf warten.

Rund um den Liverpooler Platz

haben sie sich

in die Schlange gestellt.

Es werden immer mehr.

Sie haben gehört,

heute wird im Bus geimpft.

Ohne Fragen nach Alter

oder Vorerkrankungen.

Die Nachricht verbreitet sich

wie ein Lauffeuer -

über Familie, Parteien,

Religionsgruppen.

Von der Familie,

mein Onkel hatte mich motiviert.

Der meinte: In Chorweiler

wird geimpft, nutz das Angebot.

So ist es dazu gekommen.

Zum Glück hab ich meine Freunde,

die haben mir Bescheid gegeben.

Aus den Facebookgruppen der SPD.

Die Ortsvereine

haben das schön geteilt.

Da habe ich das gesehen

und an meine Familie weitergegeben.

So kommen Berfin Tas und Familie

schneller als erwartet zur Impfung.

Kurz die Daten aufnehmen,

Aufklärungsgespräch,

schon ist die 21-Jährige geimpft.

Ganz anders als man's von der

deutschen Impfkampagne sonst kennt.

Wenn wir nur 'ne bestimmte Gruppe

einladen dürfen ...

Über 80 oder über 70

oder mit Vorerkrankungen.

... müssen wir uns nicht wundern,

dass alle anderen

an den Türen scharren.

Jetzt konnten wir die Tür

ein Stück weit öffnen

und die reinlassen, die besonderen

Risiken ausgesetzt sind.

Das ist in so einem Stadtteil

der Fall.

Der Stadtteil als Pandemie-Risiko.

Köln-Chorweiler

hat eine Inzidenz von 543.

Als Grund nehmen die Behörden an,

dass zu viele Menschen

auf engem Raum zusammenleben.

Und im vielsprachigen Stadtteil

ist es nicht gelungen,

mit den bisherigen Mitteln

die Menschen zu erreichen.

Hier sind wir

einen anderen Weg gegangen:

Über das lokale Netzwerk,

ausgehend vom Bürgeramt.

Wir haben

das soziale Netzwerk genutzt,

um auf das Impfangebot

aufmerksam zu machen.

Und das funktioniert sehr gut.

Wie gut,

überrascht auch das Impfteam,

das über den Tag

mehr Impfstoff besorgen muss.

Heute Abend um 22 Uhr

waren es 583 Menschen,

die in Chorweiler

eine Impfung bekommen hatten.

Berfin Tas ist

in sechs Wochen wieder hier.

Dann gibt es die zweite Dosis.

Serap Güler ist Staatssekretärin

für Integration in NRW

und uns jetzt zugeschaltet.

Guten Abend.

Guten Abend.

Das ist jetzt

ein erfolgreiches Modellprojekt.

Müssten sozial Benachteiligte,

die auf engem Raum zusammenleben,

grundsätzlich früher,

also prioritär geimpft werden?

Ja, unser Impferlass in NRW

gibt das her,

dass diese Menschen in die

Priorisierungsgruppe 3 kommen:

Diejenigen, die in systemrelevanten

Berufen arbeiten,

etwa die Kassierer im Supermarkt,

die immer ihren Dienst getan haben.

Aber auch Menschen

in schwierigen Lebenssituationen

zählen zu dieser Gruppe.

Das ist

die nächste Impfpriorisierung.

Die Menschen, die in Chorweiler

geimpft wurden, gehören dazu.

Die Impfmobile fahren also demnächst

in andere Viertel,

wo Menschen in ähnlichen

Verhältnissen leben?

Das ist der Wunsch und der Plan,

den ich unterstütze.

Wir haben auch Anfragen

aus anderen Städten.

Das war heute ein toller

und richtiger Erfolg.

Und ein Zeichen,

um deutlich zu machen:

Wenn die Menschen nicht

zu dem Impfstoff gehen,

muss der Impfstoff

zu den Menschen gehen.

Köln hat heute gezeigt,

dass das gut funktionieren kann.

Und dass das

für die Stadtbevölkerung

ein Gewinn ist.

Wir haben heute da geimpft, wo die

Inzidenzen besonders hoch sind.

Wenn wir die dort runter kriegen,

profitiert das ganze Land davon.

Über dieses Thema wird erst seit

ein paar Tagen hörbar gesprochen.

Intensivmediziner

haben schon länger gesagt:

Viele Menschen

aus ärmeren Verhältnissen

und mit Migrationsgeschichte

würden schwer erkranken.

Warum wurde das Problem

nicht benannt?

Es ist nicht so,

dass das nicht benannt wurde.

Es ist halt ein schwieriges Thema.

Man muss diese Debatte

richtig einordnen.

Wenn wir uns Menschen mit

Migrationsgeschichte vorknöpfen:

Die sind nicht an Covid erkrankt,

weil es Migranten sind.

Wir haben leider eine Debatte,

die aus diesem Thema

eine ethnische Debatte

führen wollte.

Solange wir klarmachen, dass viele

Menschen mit Migrationsgeschichte

viel öfter in sozial prekären

Verhältnissen leben,

kann man das gut einordnen.

Und viele von ihnen, gerade die

Älteren, haben Vorerkrankungen

und gehören somit eher

zu Risikogruppen.

Aber diese Debatte ist nicht

in die Öffentlichkeit geraten.

Es gab Studien dazu aus den USA

und Großbritannien.

Täuscht der Eindruck, dass man

das Problem nicht anfassen wollte?

Vielleicht aus Angst,

Rechtspopulisten

könnten das für sich nutzen?

Das ist auch ein Thema.

Man hatte hier Angst,

Ressentiments zu schüren.

Die Debatte wird leider

von einigen missbraucht.

Aber es ist richtig,

dass wir darüber sprechen.

Es gibt Studien im Ausland,

die darauf hinweisen,

aber auch Studien des RKI,

die deutlich machen:

Ärmere Menschen

erkranken öfter an Covid

oder landen öfter

auf Intensivstationen.

Solange wir diese Debatte

richtig einordnen,

ist es wichtig, darüber zu sprechen.

Damit wir solche Maßnahmen

wie heute in Chorweiler

umsetzen können.

Ohne diese Debatte hätte es

das heute nicht gegeben.

Jetzt sehen wir in Köln-Chorweiler:

Die Menschen nehmen das Angebot an.

Umso mehr stellt sich die Frage:

Warum ist die Politik

nicht eher aktiv geworden,

bevor die Menschen erkranken,

gerade in solchen Vierteln?

Es ist wichtig,

hier noch mal deutlich zu machen:

Auch die Aktion heute in Köln

ist dann nur ein Erfolg,

wenn es weiteren Impfstoff gibt.

Wir haben immer darüber diskutiert,

dass der Impfstoff knapp ist.

Ich spreche jetzt über Testzentren.

Man hätte mit Testzentren

genauso aktiv werden können

und in diese Stadtteile gehen.

Und sagen: Wir sind vor Ort

und helfen euch,

damit ihr nicht erkrankt.

Das ist richtig,

aber was das Thema Testen betrifft,

haben wir auch

einen gewissen Anlauf gebraucht.

Die Inzidenzen

in sozial schwachen Stadtteilen

sind deutlich geworden,

nachdem häufiger getestet wurde.

Man hätte eher

damit anfangen können,

aber jetzt ist wichtig,

nach vorne zu schauen.

Und dass sich dem Modellprojekt

in Köln viele anschließen.

Die Voraussetzung dafür ist,

dass es genug Impfstoff dafür gibt.

Vorbilder sind wichtig

für die Impfkampagne.

Die Bundesregierung bringt eine

Kampagne fürs Impfen auf den Weg,

die heißt: Ärmel hoch.

Da werben als Promis Sepp Maier,

Uschi Glas und Günther Jauch.

Die stehen nicht zwingend

für die Teile der Gesellschaft,

über die wir gerade reden.

Vielleicht nicht unbedingt.

Obwohl: Wieso sollte eine Uschi Glas

oder ein Günther Jauch

nicht für diese Gruppen

ein gutes Vorbild sein?

Ich würde das nicht so selektieren.

Wir planen in NRW auch.

Unsere Vorbilder

werden weitere sein,

die mehr die 25 % der Menschen mit

Migrationsgeschichte vertreten.

Aber auch Günther Jauch

ist ein tolles Vorbild

für unterschiedliche

gesellschaftliche Gruppen.

Sagt die Staatssekretärin

für Integration.

Danke für das Gespräch.

Danke Ihnen.

Das Gespräch

haben wir aufgezeichnet.

Im Sommer 2020 wurden

rechtsextreme Umtriebe

in einer Eliteeinheit

der Bundeswehr öffentlich.

Die Verteidigungsministerin

versprach Aufklärung

und gründliches Aufräumen

im Kommando Spezialkräfte, dem KSK.

Dieses Manöver misslang.

Annegret Kramp-Karrenbauer

sieht sich plötzlich unter Beschuss.

Es geht um gestohlene Munition

und die Zusage an Soldaten,

dass sie diese

straffrei zurückgeben können.

Was wusste die Ministerin?

Was ist Wahrheit, was Tarnung?

Dazu musste sie aussagen

vor dem Untersuchungsausschuss.

Stephan Stuchlik.

Es sieht aus

wie eine Flucht nach vorn:

Vor wenigen Monaten bekam

die Verteidigungsministerin

große Zustimmung vom Ausschuss.

Für ihre Reformen

gegen Rechtsextremismus beim KSK.

Dahin will sie zurück,

daher spricht sie schon mal

von der nächsten Sitzung.

Wir reden am Mittwoch im Ausschuss

über die Bewertung zum Fortgang

des Reformprozesses beim KSK.

Sonst gab es keine neuen Fragen

und keine neuen Antworten.

Keine neuen Antworten

vor allem beim Thema Munition.

Tausende Patronen

wurden von KSK-Soldaten gehortet.

Heikel bei einem Kommando

unter Rechtsextremismusverdacht.

Die Ministerin sagt auch heute,

sie habe spät davon gewusst.

Die FDP glaubt das nicht und droht

mit einem Untersuchungsausschuss.

Sie ist gereizt bis genervt

und spekuliert wohl darauf,

dass wir am Ende der Legislatur

keine schärferen Mittel haben.

Wir haben sie darauf hingewiesen:

Es gibt schärfere Mittel, sie

solle nicht mit dem Feuer spielen.

Da kommt sie drin um,

nicht die Parlamentarier.

General Kreitmayr

hat seinen Soldaten vorgeschlagen,

die gehortete Munition

straffrei zurückzugeben.

Ein schwerer Rechtsbruch.

Die Ministerin

lässt ihn weiter im Amt.

Dagegen wurden in Calw

Kreitmayrs Handys und Computer von

der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.

Das erfährt der Ausschuss heute.

Zum Glück ist die Staatsanwaltschaft

Tübingen bereit zu leisten,

was das Ministerium

über Monate verpennt hat:

Aufklärungsarbeit bei

der Munitionsamnestie zu leisten.

Gut, dass die Staatsanwaltschaft

so energisch vorangeht.

Nicht gut ist, dass die Ministerin

das nicht zu kümmern scheint.

Die Spezialeinheit in der Kritik:

Rechtsextremismus, Munitionsaffäre,

der Kommandeur angeschlagen.

Jetzt soll das Kommando

den Abzug in Afghanistan absichern.

Die Linke ist empört.

Die Ministerin hat entschieden, das

KSK nach Afghanistan zu schicken.

Das ist ein Bruch dessen,

was sie uns zugesagt hat.

Sie hatte gesagt, dass erst

die Aufklärung erfolgen wird.

Erst dann

wird eine Entscheidung gefällt.

Am Mittwoch gibt es

die nächste Sitzung zum KSK.

Mit großer Zustimmung im Ausschuss

braucht AKK nicht mehr zu rechnen.

Die Ministerin war

im Verteidigungsausschuss,

nicht im Untersuchungsausschuss.

Menschen, die extrem

denken, reden und handeln,

hat die Bundeswehr

nicht exklusiv.

In der ganzen Gesellschaft

gibt es sie.

Und sie werden lauter,

besonders dann,

wenn es gegen den Staat

und gegen Journalisten geht.

Sie beklagen, sie dürften

nicht sagen, was sie denken.

Aber sie greifen immer häufiger

die an, nicht nur mit Worten,

die von Berufs wegen

genau dies tun:

Gebrauch zu machen von ihrer

Presse- und Meinungsfreiheit.

Zum Internationalen Tag

der Pressefreiheit

war Jenni Rieger mittendrin

in Querdenker-Hochburg Stuttgart.

Sie traf einen Lokaljournalisten,

der solche Angriffe erlebt hat.

Alexander Roth

kennt die Querdenken-Bewegung genau.

Und sie kennt ihn -

und da fängt das Problem an.

Das ist mittlerweile ein Problem.

Kollegen von mir

werden auf Demos gefragt:

"Sind Sie der Herr Roth?"

Die Querdenken-Mahnwache

im schwäbischen Murrhardt

scheint nicht bedrohlich.

Dennoch filmen wir

nur mit dem Handy.

Mit der großen Kamera

wollte sich Roth hier nicht zeigen.

Seine Familie war besorgt:

Um seine Sicherheit,

darum, dass ihn dieser Film

noch mehr zur Zielscheibe macht.

Denn das ist er längst: Zielscheibe.

Wir besuchen den Journalisten

an seinem Arbeitsplatz,

dem Zeitungs-Verlag Waiblingen.

Eine mittelgroße Regionalzeitung

bei Stuttgart.

Hier recherchiert Alexander Roth

vor allem zu Rechtsextremismus

und Querdenken-Bewegung.

Reaktionen bleiben nicht aus.

Von "Sehr geehrter Herr Roth,

was schreiben Sie für einen Scheiß"

über "linksgrün zugedröhnter

Provinz-Schwob der Lügenpresse"

bis zu "was in die Fresse"

ist alles dabei.

Mittlerweile

kommt das unter Klarnamen.

Ich habe E-Mails bekommen

von Firmenadressen,

mit Signatur geschickt.

Da ist die Angst nicht mehr da,

weil man merkt: Da passiert nix.

Einer seiner jüngeren Artikel

beschäftigt sich mit Heiko M.

Roth schreibt, wie dieser

im Internet Plattformen schafft

für Rechte, Reichsbürger

und Querdenker.

Heiko M. reagiert prompt

mit einem Video voller Beleidigungen,

das er vor dem Büro

von Alexander Roth aufnimmt.

Ich glaub, der Hitler

konnt net so braun scheiße,

wie hier einige Redakteure sind.

Dazu dieser Post

im Messenger-Dienst Telegram.

"Mit freundlichen Grüßen

an die Corona-Nazi-Presse,

bei welcher immer mehr Redakteure

für die Nürnberger Prozesse

2.0 vorgemerkt sind."

Das ist nicht lustig.

Die Nürnberger Prozesse,

da ging's um Kriegsverbrecher,

um Nazis.

Er setzt uns damit gleich,

das ist schon krass.

Nicht alle seiner Kollegen

stehen im Fokus wie Alexander Roth.

Aber alle haben Erfahrungen gemacht

mit Beleidigungen, Bedrohungen.

Der Weg vom Hirn zur Taste

sei kürzer geworden,

so nennt es Roths Kollege

Peter Schwarz.

Was helfe? "Reden", sagt er,

"wo es möglich ist".

Es ist wichtig,

dass wir unsere Arbeit erklären.

Was heißt Recherche?

Wie arbeitet eine Redaktion?

Dass wir unabhängig sind,

ist vielen Leuten nicht so klar.

Unabhängigkeit und Journalismus:

In den Augen der Querdenken-Bewegung

scheint das nicht zusammenzupassen.

Ein Beispiel:

Auf dem Schorndorfer Marktplatz

haben sie demonstriert,

direkt vor der Redaktion

der Schorndorfer Nachrichten.

Mit Folgen

für den berichtenden Journalisten.

Weil man hier guten Überblick

auf das Geschehen hat,

hat er aus dem Fenster geschaut,

Reden mitgeschrieben, berichtet.

Er wurde offenbar fotografiert.

Ich habe dann sein Gesicht

in einer Telegram-Gruppe gefunden.

Umkreist, mit der Bildunterschrift:

"Auf frischer Tat ertappt."

Für mich ist das eine Markierung.

Da wird jemand als Feind markiert,

und es wird dargestellt: Der ist es.

Wie sich das anfühlt,

weiß Alexander Roth.

Auch sein Bild

wird immer wieder geteilt.

Er wird als Journalist

an den Pranger gestellt

und als Mensch tief getroffen.

Es ist paradox.

Gerade in Telegram-Gruppen

wird sehr das Menschliche betont.

"Wir können

keine Menschen mehr sein",

die Masken, alles ganz schlimm.

Aber den Journalisten

zu entmenschlichen,

ihn als Hassobjekt hinzustellen:

Das ist okay.

Einmal wurde "Journalisten wie ihm"

eine "Kugel in den Kopf" gewünscht.

Diesen Fall

hat Roth zur Anzeige gebracht.

Als er 2019 vom Kaiserstuhl

in die Zentrale nach Frankfurt kam,

war die Hoffnung groß,

Fritz Keller werde aufräumen.

Der Fußballfunktionär und Winzer

sortiere die schlechten Trauben aus,

die die Atmosphäre im weltgrößten

Sportverband vergifteten.

Mittlerweile hat der Präsident

den Vorschusslorbeer aufgebraucht.

Mehr denn je versinkt der DFB

in einer Schlammschlacht.

Auch der einstige Hoffnungsträger

wirft mit viel Dreck um sich

und wurde jetzt

zum Rücktritt aufgefordert.

Joscha Bartlitz.

Heute an der DFB-Zentrale

in Frankfurt am Main.

Der Lack ist ab, die Banner

nicht mehr am rechten Platz.

Abgesägt sind hier

scheinbar nicht nur die Bäume,

selbst wenn der Präsident

noch immer da ist.

Fritz Kellers Rücktritt, von den

Landesverbands-Spitzen gefordert,

bleibt erst mal aus.

Äußern will sich heute niemand.

Klar ist aber: Erneut steht

ein DFB-Präsident vor dem Aus.

Es war auch das System,

aber nicht nur das System.

Fritz Keller hat in 1,5 Jahren

Amtszeit Fehler gemacht,

hat sich immer wieder

unglücklich ausgedrückt.

Am Ende war er auch

zermürbt vom Machtkampf,

der sich im DFB abgespielt hat.

Dann hat er sich

zu dieser Äußerung hinreißen lassen.

Keller vergleicht

Vize-Präsident Rainer Koch

mit Nazi-Richter Freisler.

Eine Äußerung vom Freitag,

die Keller wohl zum Verhängnis wird.

Er wollte im DFB

eigentlich aufräumen,

als er im September 2019

das Amt antrat.

Irgendwann müssen wir

alles erzählen können.

Dass wir so transparent sind,

dass es langweilig ist,

über uns zu erzählen.

Das Vorhaben

hat Fritz Keller klar verfehlt.

Im skandalgeplagten DFB

eskaliert der Machtkampf

zwischen ihm

und Generalsekretär Curtius.

Man sah, wie zerstörerisch

das für den Verband ist

und wie schädlich fürs Ansehen

des deutschen Fußballs:

Zwei Kräfte arbeiten

die ganze Zeit gegeneinander.

Curtius und Keller sollen gehen –

für den nächsten Neufang.

Keller selbst

hatte bei Amtsantritt angekündigt:

Ich möchte das so lange machen,

wie ich bei klarem Verstand bin.

Und wenn ich nicht mehr

bei klarem Verstand bin,

bitte ich meine Freunde,

mir das klar zu sagen.

Dieser Zeitpunkt scheint gekommen.

Und wieder sucht

der größte Fußballverband der Welt

für seine Probleme

einen neuen Schlüssel.

Der DFB und seine Skandale -

dazu hat Heiko Neumann (HR)

diese Meinung.

Machtkämpfe, Steuerrazzien

und eine unwürdige Außendarstellung:

Dass das Image des DFB

noch weiter zerstört wird,

konnte man sich bis vor Kurzem

gar nicht vorstellen.

Doch die strippenziehenden Personen

beim DFB schaffen es immer wieder,

noch eine Schippe Dreck

obendrauf zu packen.

Einen Nazivergleich zu ziehen,

ob in der Öffentlichkeit

oder hinter verschlossenen Türen:

Das darf

unter keinen Umständen passieren

und ist ein Ausschlusskriterium.

Fritz Kellers verbale Entgleisung

ist abstoßend.

Muss er zurücktreten?

Ja, er hätte es

längst schon tun müssen.

Wären damit alle Probleme gelöst

beim weltweit größten Fußballverband?

Nein, wären sie nicht.

Was der DFB braucht,

ist eine personelle Rundumerneuerung.

Präsident Keller hat sich aufgerieben

an mächtigen Gegnern,

ganz oben in der Chefetage.

Trotz Vertrauensentzug dürfen

viele von denen weiter wurschteln

wie seit mehreren Jahren schon.

Wer bei einem Hausputz

nur ein Stockwerk durchfegt,

das andere

aber weiter verstauben lässt,

kann nur schwerlich

von Großreinemachen sprechen.

Mit Amtsantritt vor 1,5 Jahren

wollte Fritz Keller aufklären,

Brücken bauen, Dinge verändern.

Beim DFB wollte das nicht jeder.

Gescheitert ist er auch

an sich selbst.

An seiner zum Teil cholerischen Art,

die verschreckte und verängstigte.

Werden die verkrusteten Strukturen

nicht rigoros aufgebrochen,

wird auch der nächste Präsident

hoffnungslos untergehen.

Der DFB hat jetzt die Chance

für einen Neuanfang.

Die über 7 Mio. Fußballspielenden

hätten ihn verdient.

Die Meinung von Heiko Neumann.

Vier Deutsche wurden

unter dem Verdacht verhaftet,

eine Plattform mit Fotos von

Kindesmissbrauch betrieben zu haben.

Die vier Männer

wurden Mitte April gefasst,

wie die Staatsanwaltschaft

heute bekanntgab.

Einer lebt in Paraguay

und soll ausgeliefert werden.

Gegen die Plattform wurde seit

Monaten international ermittelt.

Boystown ist jetzt vom Netz –

eine der größten Tauschbörsen

für Fotos und Videos von

sexualisierter Gewalt gegen Kinder.

Die Darknet-Plattform

zeigte vor allem Jungen.

Sie hatte

mehr als 400.000 Mitglieder.

Es wird Bildmaterial

von der ganzen Welt getauscht.

Wer einen Missbrauch begangen hat,

den dokumentiert hat,

lädt die Sachen hoch.

Es wird auch vieles

bekanntes Material getauscht.

Diese pädo-kriminelle Szene -

das sind Sammler.

Vier deutsche Staatsangehörige

sitzen in U-Haft.

Sie gelten als Hauptbeschuldigte.

Drei sollen die Seite betrieben,

einer über 3500 Beiträge

gepostet haben.

Das Abschalten der Seite gilt als

internationaler Ermittlungserfolg.

Es waren mehrmonatige, intensive

und umfangreiche Ermittlungen.

Ihnen lag eine durch Deutschland

initiierte Task Force zu Grunde,

koordiniert von Europol.

Ob die Männer

selbst Missbrauch verübt haben,

soll nach Auswertung

der Datenträger klar sein.

Ihnen drohen zwischen sechs Monaten

und zehn Jahren Haft pro Tat.

Auch 2021 gibt es wegen der Pandemie

kein Oktoberfest.

Bayerns Ministerpräsident Söder

und Münchens Oberbürgermeister Reiter

begründeten das mit der unabsehbaren

Entwicklung der Infektionszahlen.

Eine sichere Durchführung von

Volksfesten mit Hygienemaßnahmen

sei nicht realistisch, so Söder.

2020 wurde das Fest zum ersten Mal

seit 70 Jahren abgesagt.

Die 13 weltgrößten Online-Plattformen

haben 2020 rasant zugelegt.

Laut UN-Konferenz

für Handel und Entwicklung

ist ihr Umsatz

auf 2,4 Bio. Euro gestiegen.

Mehr dazu von Markus Gürne

aus der Börse.

Ein Plus von mehr als 20 %

gegenüber 2020

bedeutet einen Wandel im Handel

hin zu noch mehr Online-Einkauf.

Die weltweit über das Internet

erzielten Verkäufe

machen bei den Einzelhändlern

19 % des Umsatzes aus.

Größte Profiteure bleiben

große Online-Handelsplattformen.

Allen voran Alibaba aus China,

gefolgt vom US-Anbieter Amazon

und JD.com aus China.

Unter den 13 größten Firmen

waren sieben aus den USA,

vier aus China

und je eine aus Kanada und Japan.

Europa fehlt in dieser Liste.

Auch hier wächst der Online-Handel.

Eingekauft wird aber vor allem

bei internationalen Anbietern.

Um einen Skandal aufzudecken, muss

man mit einem Skandal antworten:

Getreu diesem Motto

scheute sie 1968 nicht davor zurück,

den Kanzler im Bundestag

als Nazi zu beschimpfen.

Das hier ist der Saaldiener,

der Schlimmeres verhindern wollte.

Später wurde Beate Klarsfeld

mit einem Schlag weltberühmt,

als sie eben jenem Kiesinger

eine Ohrfeige verpasste.

Seither hat sie zusammen mit

ihrem Mann Serge nicht aufgehört,

die zur Verantwortung zu ziehen, die

einst Unheil über die Welt brachten.

Das Leben der Klarsfelds

ist lehrreich wie ein Buch.

Wie ein gemaltes Buch,

das jetzt erscheint.

Sabine Rau hat es sich

mit den Protagonisten angeschaut.

Seit 60 Jahren sind sie ein Paar

und arbeiten Seite an Seite –

mit Energie und Kampfgeist.

Als wir 1963 heirateten,

sagte der Standesbeamte:

Sie sind

ein außergewöhnliches Ehepaar.

Damals gab's wenige

deutsch-französische Heiraten.

Sie müssen was Besonderes

aus Ihrer Ehe machen.

Dem sind wir gefolgt.

Jetzt gibt's ihr Lebenswerk

als Graphic Novel.

Beginnend mit der Szene,

die Beate Klarsfeld

mit einem Schlag berühmt macht.

1968 auf dem Bundesparteitag der CDU

ohrfeigt sie Kanzler Kiesinger:

Hitler-Gefolgsmann

und NSDAP-Mitglied,

der bruchlos in der BRD

Karriere machte.

Ich kam nicht von vorne an Kiesinger

ran, musste hinten durchgehen.

Das war nicht leicht,

aber ich hab's geschafft.

Da war auch 'ne Gefahr für mich.

In der ersten Reihe

saß die Sicherheit,

die hätten schießen können.

Ich war erleichtert,

dass Beate nicht erschossen wurde.

Zugleich war damit

die Vergangenheit Kiesingers

als politischer Fall

auf der Tagesordnung.

Der Anwalt und die Aktivistin machen

sich als Nazi-Jäger einen Namen.

Gemeinsam planen sie ihre Aktionen.

1972 spürt Beate in Bolivien

Klaus Barbie auf,

den "Schlächter von Lyon".

Und in Köln Kurt Lischka,

Gestapo-Chef von Paris,

verantwortlich für

tausendfache Deportationen.

Das war unsere wichtigste Aktion,

sie trug zur Aussöhnung zwischen

Frankreich und Deutschland bei.

Das wäre nicht möglich gewesen,

solange Naziverbrecher

ungestraft in Deutschland lebten.

Von Drancy, einem Vorort von Paris,

wurden die französischen Juden

mit Zügen in die Konzentrationslager

Ausschwitz und Birkenau deportiert.

Serge Klarsfeld

hat ihre Namen recherchiert.

80.000, darunter sein eigener Vater.

Und, bittere Wahrheit

für das Nachkriegs-Frankreich:

Unter tätiger Mithilfe der

französischen Polizei und Regierung.

Der Ort hat sich

seit 1941 kaum verändert.

Heute sind hier Sozialwohnungen.

Wir sind sehr besorgt.

Die Franzosen kennen die Geschichte,

die Judenvernichtung.

Aber die Prozentzahlen

und die Anhängerschaft

der rechtsextremen Partei

gehen stark nach oben.

Wie in Deutschland auch, die AfD:

größte Oppositionspartei.

Im Museum Memorial de la Shoah

von Paris

haben sie einen Raum

für ihr Lebenswerk geschaffen.

Aber sie bleiben nicht

der Vergangenheit verhaftet.

Ihr Plädoyer für die Zukunft:

Engagement muss sein,

und zwar wenn man jung ist.

Und wenn man's sofort tut,

man darf nicht warten.

Ruhestand kommt den beiden

nicht in den Sinn.

Bleibt der Blick aufs Wetter.

Der Mai ist gekommen,

doch richtig maienhaft ist uns da

nicht zumute, Claudia Kleinert.

Nein, wir sind verschont geblieben

dieses Jahr

von kräftigen Tiefdruckgebieten

mit starkem Sturm.

Morgen wird es aber verbreitet

sehr windig werden.

Das sieht auf dem Satellitenbild

eindrucksvoll aus.

Hier sieht man schön

die dazugehörige Wolkenschleppe.

Dieses Tief hat Sturm dabei.

Das merkt man besonders

im Nordwesten.

Vereinzelt können orkanartige Böen

dabei sein.

Vor allem in den Hochlagen.

Im übrigen Deutschland

ist es auch stürmisch.

Heute Nacht kommt dieses Wolkenband

rein und bringt Regen.

Im Laufe des Tages wird es

verbreitet stürmisch sein.

Es bleibt bei Schauerwetter

am Mittwoch.

Einzelne Gewitter sind dabei.

Der Donnerstag startet ruhiger.

Dann breitet sich von Südwesten

ein neues Tief aus.

Das waren die tagesthemen.

Mit Bye, Bye, Ballermann

geht's jetzt weiter.

Tschüss!