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2021 Tagesschau, tagesthemen 23.03.2021, 22:35 Uhr - Was von den Beschlüssen in der Realität ankommt

tagesthemen 23.03.2021, 22:35 Uhr - Was von den Beschlüssen in der Realität ankommt

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (23.03.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Das Wort ist bewusst gewählt.

Sie nennen es "Osterruhe" und wissen doch,

dass das Fest auch dieses Jahr in unruhige Zeiten fällt.

Von Gründonnerstag bis Ostermontag soll fast alles runterfahren.

Die Familienfeier nur im engsten Kreis

und Reisen nicht einmal im eigenen Bundesland.

Bund und Länder haben gestern den Lockdown verlängert

und sogar verschärft.

In einer denkwürdigen Verhandlungsnacht,

die ebenso wenig ruhig war wie der Tag danach.

Aber beginnen wir von vorn. Christian Feld.

Das war eine schwere Geburt heute.

Deshalb haben wir heute sehr, sehr lange

und auch noch mal sehr, sozusagen neu gedacht.

Wie knapp standen die Verhandlungen vor dem Scheitern?

Ich glaube, sehr knapp.

Es war so eine Zeit 0.30, 0.40 Uhr.

Da haben viele von uns geglaubt: Geht's weiter, geht's nicht weiter?

Es hätte dann auch ... in die Hose gehen können.

Guten Morgen.

2.34 Uhr. Es wurde spät bzw. früh.

Es lag an der SPD.

Vielleicht nur eine heitere Bemerkung.

Doch die Bund-Länder-Runde hatte wieder einmal

nur äußerst mühsam eine gemeinsame Linie gefunden.

Im Krisenmanagement rumpelt es gewaltig - vorsichtig ausgedrückt.

Beim Impfen, beim Testen.

Und das in der, so Merkel, neuen Pandemie.

Im Wesentlichen haben wir ein neues Virus,

derselben Art, aber mit anderen Eigenschaften.

Deutlich tödlicher, deutlich infektiöser,

länger infektiöser.

Das bedeutet, dass wir mit etwas umgehen müssen,

was wir um Weihnachten herum nicht wussten.

Die, die sich selbst als die Vorsichtigen bezeichnen,

wollten Lockerungen unbedingt verhindern.

Merkel, so ist zu hören, sperrte sich gegen Vorschläge aus dem Norden.

Urlaub z.B. im Wohnwagen für Selbstversorger

müsse doch möglich sein:

Hieß es aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Der Plan scheitert, der Ärger bleibt.

Das ist ärgerlich,

weil die Regierung nicht erklären konnte:

Warum sie den Urlaub nach Mallorca zulässt, aber Bedenken hat,

wenn die einheimische Bevölkerung in die nächste Ferienwohnung fährt.

Ist das die richtige Runde,

um Deutschland aus der Pandemie zu führen?

Immer wieder ringen Bund und Länder

und kommen oft nicht über den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus.

Und schafft es Vertrauen, wenn in der Nacht wie aus dem Nichts

eine Osterruhe beschlossen wird, von der vorher nie die Rede war?

Der Osterlockdown oder Osterruhe dient wirklich dazu,

mal fünf Tage hintereinander runterzufahren.

Geschwindigkeit aus der Pandemie zu nehmen,

Infektionen zu verhindern.

Was ist genau ein Ruhetag?

Bei Tageslicht wird klar,

dass viele Details der Beschlüsse geregelt werden müssen.

Die Dinge müssen auch mal alle durchgesprochen werden,

weil es sich um schwierige rechtliche Fragen handelt.

Und wir müssen überlegen, wie genau wir jeweils die Beschlüsse umsetzen.

Die Kritik der Opposition vernichtend:

Der Beschluss von gestern Nacht

ist ein erschütterndes Dokument der Planlosigkeit.

Ein ganzes Jahr lang dilettiert die Bundesregierung

an dieser Corona-Pandemie vor sich hin.

Es ist unerträglich.

Die Krisen-Manager sprechen von einer "klaren Linie",

einem "Paradigmenwechsel".

Doch es bleibt der Eindruck,

dass diese Nacht mehr Fragen aufgeworfen als gelöst hat.

So sehr die Regierenden betonen, es sei das veränderte Virus,

dass sie zum Notbremsen zwinge.

So wenig mögen viele Regierte verstehen,

was da vergangene Nacht beschlossen wurde.

Warum sie ihren Wohnwagen stehen lassen müssen.

Warum sie nicht in den Ostergottesdienst gehen

oder Gründonnerstag keine Lebensmittel einkaufen können.

David Zajonz.

Bisher war es ein politisches Tabu:

Supermarkt-Schließungen im Kampf gegen Corona.

Gründonnerstag ändert sich das.

Manfred Beumer muss seine Filiale schließen -

ausgerechnet am 1. April.

Ich dachte, das wär ein Aprilscherz,

aber meine Frau sagte, das ist die Wahrheit.

Der Tag vor dem Osterwochenende

sei traditionell der zweitkundenstärkste des Jahres.

Nur vor Weihnachten sei mehr los.

Jetzt befürchtet der Marktleiter Hamsterkäufe und einen Kundenansturm.

Das wird die reinste Katastrophe.

Security habe ich heute informiert: Statt zwei Personen werden es vier.

Dass wir vor dem Markt jemanden postieren, im Markt zum Zählen.

Bis zuletzt hatte sie gehofft - auf Urlaubsgäste zu Ostern.

Nicole von Klitzing,

Vermieterin von Ferienwohnungen auf dem Darß in MV.

Nun scheint klar:

Hier werden keine Urlauber hinkommen dürfen,

während die Flieger nach Mallorca abheben.

Dabei habe sie alles getan, um Infektionen zu verhindern.

Kontaktloses Anreisen, Abreisen, einkaufen kann jeder,

es ist möglich, dass er sich selbst versorgt.

Warum sollte man sich nicht hier erholen dürfen?

Die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu:

Für Christen das höchste Fest des Jahres.

Bleiben ausgerechnet an Ostern die Kirchen leer?

So wollen es die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten.

Pfarrer Wolfgang Picken soll in Bonn nur digital predigen.

Allerdings: Die Politik will es bei einer Bitte belassen.

Das letzte Wort haben wohl die Kirchen selbst.

Das ist noch nicht klar, es gibt keine Entscheidung.

Die Politik hat sich vorher nicht mit den Kirchen kurzgeschlossen.

Die Leiter der evangelischen und katholischen Kirche sind überrascht.

Wir wissen noch nicht, wie wir darauf reagieren,

aber wir sehen es skeptisch.

Die neuen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus:

Von Gottesdiensten bis hin zu Supermärkten.

Für die Physikerin Viola Priesemann steht bereits fest:

Diese Verschärfungen

reichen nicht gegen die hochansteckende Mutation B.1.1.7.

Die Beschlüsse verändern fast nichts.

Anderen Ländern ist es gelungen, trotzdem die Fallzahlen zu senken,

wie Irland, Portugal.

Dort sinken die Fallzahlen, aber mit massiven Maßnahmen.

Schulschließungen gehören dazu, Einschränkungen des Bewegungsradius.

Das ist hart.

Ein bitteres Fazit nach der Ministerpräsidentenkonferenz.

Die beschlossenen Maßnahmen sind für viele ärgerlich

oder sogar schmerzhaft.

Ob sie das Virus zurückdrängen, ist zweifelhaft.

Uns zugeschaltet

ist Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Guten Abend, Herr Kretschmer.

Guten Abend.

Verraten Sie uns, wie das gestern Nacht gelaufen ist:

Wann wurde die Idee der Osterruhe geboren?

Das war schon bei vielen ein wichtiger Punkt.

Wir haben Länder mit einer sehr hohen Inzidenz,

die spüren die dritte Welle sehr.

Andere Länder sind davon noch verschont geblieben.

Vor allem im Norden.

Es ist uns gelungen, einen gemeinsamen Weg zu finden.

Auch wenn mancher das eher als Vorsicht empfindet

als ein aktives Reagieren auf die jetzige Entwicklung.

Wir hörten,

die Idee kam erst auf den Tisch, als die Verhandlungen feststeckten.

Wie gut sind solche Treffen vorbereitet,

wenn so eine Idee plötzlich als Verhandlungsmasse aufploppt?

Es war der Wunsch vieler Küstenländer,

das sah man im Vorfeld, Osterurlaub zu ermöglichen.

Alles spricht dagegen, was wir an Entwicklung sehen.

Das muss ausdiskutiert werden.

Es ist ein großer Wert, dass so etwas gelingt.

Die Entscheidung zu den fünf Tagen ist absolut unpopulär.

Sie hat zu viel Kritik geführt, auch der Unternehmen.

Vieles kann ich verstehen.

Es ist ein Mittelweg.

Wir versuchen, die Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate zu nutzen.

Der Lockdown vor einem Jahr war sehr wirkungsvoll.

Er war aber viel länger und viel konsequenter,

er brachte uns einen Sommer, der sehr frei war.

Das können wir jetzt nicht erwarten,

aber hoffentlich ein Ausbremsen der unguten Entwicklung.

Sie mögen uns nicht sagen, wie schwierig die Verhandlungen waren.

Ihr Kollege Dietmar Woidke aus Brandenburg sagte heute,

das Ganze hätte auch gut an die Wand fahren können.

War das der Moment,

als Sie über den Osterurlaub im eigenen Land gestritten haben?

So eine Verhandlung kann auch scheitern.

Es ist die Aufgabe von gewählten Persönlichkeiten, das hinzukriegen.

Jetzt geht es darum zu vermitteln, warum das notwendig ist.

Weil die Maßnahmen so umstritten sind

und die Bevölkerung erschöpft ist.

Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden.

Das wird das Virus nicht verzeihen.

Sie müssen das auch den Kirchen vermitteln.

Die sagen, sie würden sich nicht abhalten lassen

von Präsenz-Gottesdiensten an Ostern.

Vielleicht ist es ganz gut,

dass wir die Verantwortung dahin legen, wo sie sind.

Das macht die Sache in der Erträglichkeit einfacher.

Der Heilige Vater in Rom hat 2020 die Sache entschieden.

In diesem Jahr ist es ähnlich.

Wir sollten darüber nachdenken,

wir sollten das nicht vorgeben als Politik.

Ich habe keinen Zweifel, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften

einen verantwortungsvollen Weg finden werden.

Sie haben sich vor dem Gipfel für eine Testpflicht in Schulen

und Betrieben ausgesprochen.

Warum gibt es die jetzt nicht?

Wir haben sie eingeführt.

Es gibt ein Urteil, dass das bestätigt.

Sächsische Schulen darf man nur betreten,

wenn man sich testen lässt - sowohl Schüler wie auch Lehrer.

Das ist ein großer Gewinn an Sicherheit.

Wir wollen die Beschäftigten in Unternehmen mit Kundenkontakt

regelmäßig testen lassen.

Das schafft mehr Sicherheit.

Diese Maßnahmen tun uns weniger weh als ein Lockdown.

Man braucht dafür eine gesellschaftliche Akzeptanz.

Darum muss man werben.

Ich muss widersprechen, es gibt keine Testpflicht.

Insbesondere nicht in Betrieben.

Ihre Partei hat da geblockt, um die Wirtschaft nicht zu belasten.

Ich habe Ihnen gesagt, was wir in Sachsen umgesetzt haben.

Ich habe nach Betrieben gefragt, da gibt es keine Testpflicht. Ja.

In sächsischen Betrieben gibt es eine Pflicht:

Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen einmal die Woche getestet werden.

Das ist ein wichtiger Beitrag.

Wir orientieren uns an dem, was die deutsche Wirtschaft zugesagt hat.

Jedem Mitarbeiter einmal die Woche,

besser zweimal die Woche eine Testmöglichkeit zu schaffen.

Überall im Land werden kommunale Testzentren aufgebaut.

Aber man kann nicht alles auf einmal machen.

Manches braucht eine gewisse Vorbereitung.

Da sind wir nach Ostern weiter.

Dann sollten gewisse Dinge wieder möglich sein,

etwa der Besuch im Tierpark mit einem negativen Corona-Test.

Oder Bereiche des Einkaufens, die noch geschlossen sind

oder körpernahe Dienstleistungen.

Das schafft uns Sicherheit und ist weniger als ein Lockdown.

Die Kanzlerin hat gestern gesagt:

Man wird schwermütig, wenn man bedenkt,

was wir hätten schon erreichen können.

Sie meinte damit die Mutation.

Wäre es nicht für Sie alle längst an der Zeit,

Versäumnisse einzuräumen?

Ja, natürlich. Ich spreche auch offen darüber.

Es ist die Voraussetzung dafür, dass man in dieser Erschöpfung ...

Wir sehen es an den Nachbarländern, wohin das führt:

Tschechien, Polen, das sind unsere Nachbarländer.

Mit gigantischen Infektionsraten.

Die kommen daher,

dass die Menschen an einem Punkt nicht mehr konnten.

Dann ist es schwer, die Dinge durchzusetzen.

Wir brauchen die Akzeptanz und die Kraft noch einmal.

Auch, wenn wir diese Reden oft gehört haben:

Der Zeitpunkt, an dem Impfen eine wirkliche Rolle spielen kann,

wird Mitte/Ende Mai sein.

So lange müssen wir es aushalten.

Die Tests können helfen.

Noch mehr hilft uns Disziplin und Kontaktvermeidung.

Das Mittun jedes Einzelnen.

Danke für das Gespräch.

Bitte schön.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung geführt.

Wie sich Deutschland im Kampf gegen die Pandemie schlägt,

dazu hat Esther Neumeier vom RBB diese Meinung:

Deutschland fährt weiter mit angezogener Handbremse

und einem kurzen Stopp an Ostern.

Die Situation ist ernst.

Das zeigt sich gerade auf den Intensivstationen:

Mehr als 3000 Betten sind belegt.

So viele wie zu Spitzenzeiten in der ersten Welle.

Die Politik hat das erkannt,

aber sie dreht weiter an einzelnen Schräubchen im Virus-Abwehrsystem.

Verreisen über die Feiertage:

Innerhalb des Landes nicht erlaubt, aber "Fröhliche Ostern auf Malle!"

Die Flughafen-Partyzone für globalwirkende Viren-Mutationen

bleibt geöffnet.

Die Deutschen dürfen mitfeiern.

Frisch infiziert übrigens, das wissen wir inzwischen,

zeigt ein Test bei Rückreisenden gerne erst mal negativ an.

Die politisch Verantwortlichen bemüht, aber sorry:

Es fehlt an Mut, Kreativität und Tempo.

Wichtiger als an einzelnen Schräubchen zu drehen,

wäre es, deutlich zu sagen:

Was die Prioritäten sind im Kampf gegen Covid-19

und wie genau der Fahrplan aussieht.

Wie können wir das Impfen beschleunigen?

Ist es vielleicht doch besser,

dass möglichst viele Menschen eine erste Impfdosis erhalten?

Wie sollen Tests für welche Bereiche zuerst zur Verfügung gestellt werden?

Ist Schule wichtiger oder Mallorca?

Apropos Schule:

Es gibt noch immer keine verbindlichen Vorgaben für Lehrer,

wie Distanzunterricht gestaltet sein sollte.

Daran ist weder die EU schuld noch das Virus.

Wir werden weiter im Bremsmodus fahren.

Der Verkehr Richtung Pandemie-Ende muss aber nachvollziehbar gesteuert,

Regeln konsequent durchgesetzt und in Stichproben kontrolliert werden.

Sonst könnte es über kurz oder lang einen Unfall geben mit Totalschaden.

Die Meinung von Esther Neumeier.

Die Bundesregierung versicherte heute, dass es jetzt,

da viele Geschäfte weiter geschlossen bleiben müssen,

zusätzliche Hilfen geben werde.

Allein: Das hat manche Geschäftsfrau schon mal gehört,

beim Lockdown im November.

Um bis heute auf die Auszahlung der Gelder zu warten.

Auch hier geht's in Deutschland nicht schnell genug.

Wie Peter Gerhardt und Daniel Hoh zeigen.

Normalerweise wäre das ASH in der Frankfurter Innenstadt

brechend voll am Abend.

Jetzt warten nur ein paar Tüten auf Abholung.

Der Umsatz ist 2020 um 70 % zurückgegangen.

Geschäftsführer Mario berät mit dem Inhaber die schwierige Lage.

Dessen Restaurantgruppe hatte im Dezember

14 Mio. Euro Corona-Hilfen beantragt.

Erhalten hat er bisher einen Abschlag von 100.000 Euro.

Das hat uns die ersten drei Tage geholfen.

Seit November.

Aber wir haben 1500 Mitarbeiter bei über 30 Restaurants.

Da können Sie sich ausrechnen, wie lange das hält.

In Steuer-Kanzleien wie dieser in Wetzlar herrscht dagegen Hochbetrieb.

Sie sind das Nadelöhr.

Anträge auf Corona-Hilfen von mehr als 5000 Euro

müssen über Steuerberatungsbüros eingereicht werden.

Doch das Verfahren sei zu bürokratisch.

Und dann ändere das Bundeswirtschaftsministerium

auch noch ständig die Regeln.

Und das am liebsten freitags oder sogar am Wochenende.

Sodass Sie über die Woche mit einem Mandanten einen Antrag vorbereiten,

den Antrag fertig haben.

Und in dem Moment, wo der Mandant das Haus

oder die Videokonferenz verlässt, nicht wissen,

ob das, was Sie ihm erzählt haben, in der nächsten Minute noch stimmt.

Susanne Paulus ist im Regierungspräsidium Gießen

für sämtliche Anträge aus Hessen verantwortlich.

Die Corona-Hilfen sind ein Paradebeispiel

für unübersichtliche Zuständigkeiten.

Über Abschlagszahlungen entscheidet das Bundeswirtschaftsministerium.

Dann prüfen die Landesverwaltungen.

Sie entscheiden und zahlen auch aus.

Wenn sie denn an die Antragsdaten kommen.

Ständig muss Susanne Paulus besänftigen.

Der Bund habe zu lange gebraucht,

um den Ländern die Antragsdaten zur Verfügung zu stellen.

Dadurch, dass es von der Antragstellung bis zur Bewilligung

vier, fünf Wochen dauern kann, ist da ein Verzögerungsprozess drin.

Den wir nicht beeinflussen können.

Immerhin, diese Probleme seien behoben -

bundesweit fast 90 Mrd. Euro Corona-Hilfen bewilligt.

96 % der Antragsteller

hätten wenigstens Abschlagszahlungen erhalten.

Doch das reicht oft nicht.

Wir hoffen, dass wir noch zwei, drei Monate aushalten,

weil wir auch aus dem Privatvermögen zuschießen.

Weil wir nicht das, was wir ein ganzes Leben aufgebaut haben,

von außen her zerstört bekommen möchten.

Hier hoffen sie, dass die vollständigen Hilfen bald kommen.

Und auf den Sommer.

Vielleicht wird es dann wieder voll im ASH.

Auch seiner Wirtschaft schadet das Virus:

Doch Benjamin Netanyahu hat es vermocht,

aus der Not politisches Kapital zu schlagen.

Sein Erfolg ist aus dem Stoff, den zurzeit die ganze Welt begehrt,

nur er war gewissermaßen cleverer als andere:

Der israelische Premier hat sein Land als Forschungslabor geöffnet

für das Vakzin, das er deshalb schneller bekam.

Nun könnte es gut sein, dass er dafür belohnt wird

und seine Partei trotz Korruptionsaffäre wiedergewählt.

Bei der vierten Wahl binnen zwei Jahren.

Mike Lingenfelser.

Wieder ein Paukenschlag:

Wieder liegt Netanyahu mit seinem rechtskonservativen Likud

laut Prognosen deutlich vor allen Konkurrenten.

Wieder zeichnet sich noch keine klare Mehrheit

für eines der politischen Lager ab.

Das Land ist genauso gespalten wie bei den vergangenen Wahlen.

Wie hat es der Premier geschafft, trotz Korruptionsprozess

und fragwürdigem Corona-Management erneut stärkste Kraft werden?

Eine der Antworten liefert Dor Harlap,

glühender Anhänger Netanyahus.

Bis zur letzten Minute kämpft er auf der Straße um jede Stimme.

Verdeutlicht dadurch,

welche Wahlkampfmaschinerie hinter Netanyahu steht.

Der Chef des Impfherstellers Pfizer hat öffentlich bestätigt:

Dass ihn Netanyahu nachts um drei angerufen hat,

um die Impfversorgung zu sichern.

Er lässt nicht locker, bis er seine Ziele erreicht hat.

Netanyahus Likud hat alles auf die Impfkampagne gesetzt.

"Zurück ins normale Leben" – der Slogan über seinem Konterfei.

Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns,

aber auch ein Jahr der Einheit.

Gemeinsam lassen wir das Coronavirus hinter uns.

Netanyahus Anhänger mobilisiert, wo er nur kann.

Nutzt sogar eine App mit Namen und Kontaktdaten potenzieller Wähler,

die ihm hilft herauszufinden, ob jemand schon gewählt hat.

Dor ruft eine Frau an, die noch nicht im Wahllokal war.

Sie solle bitte bald kommen.

Man hole die Leute notfalls auch ab.

Auch Oppositionsführer Lapid von der Zentrumspartei Jesch Atid

kämpft bis zuletzt, greift den rechten Block scharf an.

Entweder es gibt eine starke Jesch-Atid-Partei

oder eine Regierung des Grauens, des Rassismus und der Homophobie.

Die das Geld denen gibt, die nicht arbeiten wollen.

Vorwürfe gegen Netanyahu

scheinen an ihm und seinen Gefolgsleuten abzuperlen.

Wie Netanyahu sprechen sie von einer Hexenjagd.

Weil die linke Elite es nicht schafft, Wahlen zu gewinnen,

bleibt ihr nur übrig, Netanyahu vor Gericht zu ziehen.

Netanyahu ist der erfahrenste, talentierteste

und am schnellsten lernende Politiker in Israel.

Jetzt ist er besonders motiviert, an der Macht zu bleiben,

um nicht im Gefängnis zu landen.

Doch eine Regierungsmehrheit kann Netanyahu nur mit Verbündeten

aus dem rechtsreligiösen und ultrarechten Spektrum bilden.

Susanne Glass in Tel Aviv,

jetzt haben wir die ersten Prognosen gesehen.

Netanyahu scheint wie erwartet vorn zu liegen.

Er liegt definitiv vorn.

Er hat die Chance, gemeinsam mit der rechten siedlerfreundlichen Partei

eine hauchdünne Mehrheit von 61 Sitzen zu erzielen.

Ob das klappt, ist noch offen.

Netanyahu und Naftali Bennett waren schon einmal in einer Regierung.

Sie haben beide große Egos und haben miteinander gebrochen.

Da wird es viele Verhandlungen geben.

Es wird aber eher eine rechte Regierung geben.

Denn die Linke ist stark zersplittert.

Da sind zum Beispiel die arabischen Parteien,

da sind aber auch sehr rechte Parteien.

Dass die zusammenkommen, sehe ich eher nicht.

Bislang sind Regierungen entweder nicht zustande gekommen

oder schnell wieder gescheitert.

Wird es diesmal anders?

Warum sollte es anders sein?

61 Sitze sind zwar eine Mehrheit, die Knesset hat 120 Sitze.

Aber das ist keine stabile Mehrheit.

Viele gehen davon aus,

dass eine fünfte Wahl in diesem Jahr stattfinden könnte.

Netanyahu hat jetzt einen großen Impferfolg.

Aber er muss sich gleichzeitig vor Gericht verantworten.

Dieser Korruptionsprozess wird wieder an Fahrt aufnehmen.

Im April gibt es eine Zeugenbefragung.

Auch die Gegner werden wieder auf die Straße gehen.

Es ist nahezu eine Patt-Situation.

Zurück nach Deutschland und zur Krise der katholischen Kirche:

Ein Gutachten offenbarte im Erzbistum Köln

massive Vertuschung im Umgang mit sexualisierter Gewalt.

Heute äußerte sich Kardinal Woelki erneut zu den Vorwürfen.

Der Kölner Erzbischof Woelki räumte schwere persönliche Versäumnisse ein.

Er trage moralische Verantwortung

für mangelnde Aufklärung sexuellen Missbrauchs.

Auch weil er Vorwürfe gegen einen befreundeten Priester

nicht dem Vatikan gemeldet hatte.

Woelki bot jedem der mehr als 300 Betroffenen

ein persönliches Gespräch an.

Einen Rücktritt schließt er weiterhin aus.

In der Bundeswehr kam es bei der Vergabe von Aufträgen fürs KSK

zu zahlreichen Verstößen.

Das Verteidigungsministerium

bestätigte entsprechende Berichte von NDR und WDR.

Aufträge für Beschaffung von Ausrüstung

und die Ausbildung durch externe Firmen

wurden weder ausgeschrieben noch Anbieter verglichen.

Durch einen Zwischenbericht zur Reform der Elitetruppe

wurde zudem bekannt:

Es gab im KSK seit 2017

etwa 50 rechtsextremistische Verdachtsfälle.

Die neuen Bund-Länder-Beschlüsse zur Pandemie

stoßen in weiten Teilen der Wirtschaft auf Kritik.

Beklagt werden schwere Belastungen für Konjunktur und Betriebe.

Mehr dazu von Markus Gürne aus der Frankfurter Börse.

Firmenpleiten, der Verlust von Arbeitsplätzen

und ein Imageverlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Das befürchten nicht nur Handwerks- oder Handelsverbände,

sondern auch immer mehr Ökonomen.

Wohl nur noch 3,5 statt 4,5 Prozent

kann die Wirtschaft in diesem Jahr wachsen - Stand heute.

Der harte Stopp über Ostern kostet mit dem Stillstand am Gründonnerstag

zehn Milliarden Euro - die Wertschöpfung eines Arbeitstages.

Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.

Die beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis Ende April

wird aber noch teurer:

Denn neben Wachstum kostet das stillstehende Wirtschaftsleben

auch Arbeitsplätze und in der Folge Ausfälle bei den Sozialkassen.

Außenminister Maas forderte bis Ende April

Klarheit zur Zukunft des Afghanistan-Einsatzes.

Bei einem Treffen der NATO- Außenminister in Brüssel erklärte er:

Die Friedensverhandlungen mit den Taliban

werden bis dahin wohl noch nicht abgeschlossen seien.

Maas erwartet daher eine Verlängerung der militärischen Präsenz.

US-Außenminister Blinken sagte:

Über den Abzug der US-Truppen bis Ende April

sei noch nicht entschieden worden.

Bei einem Großbrand im Lager für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch

wurden gestern 15 Menschen getötet und 560 verletzt.

Hunderte werden noch vermisst.

Das Feuer hatte sich schnell in Zelten und Hütten ausgebreitet.

Mehr als eine Million islamische Rohingya

sind seit 2017 vor ihrer Verfolgung aus dem Nachbarland Myanmar geflohen.

Amerikanischer Hip-Hop gemixt mit Rhythmen und Gesängen

traditioneller westafrikanischer Musik ergibt: Afrobeats.

Dieser junge Nigerianer nennt sich Burna Boy.

Er wurde mit diesem Sound zum größten Popstar Afrikas

und will auch den Rest der Welt erobern.

Er gewann einen Grammy vor einer Woche

und damit noch mehr Fans unter den jungen Musikern in seiner Heimat.

Norbert Hahn im nigerianischen Lagos auf den Spuren der Afrobeats.

Aufnahmen für ein Musikvideo in einem Studio in Lagos.

Teni Apata will der jungen Rapperin Candy Bleakz helfen,

groß rauszukommen - mit einem gemeinsamen Song.

Teni hat es mit Afrobeats in wenigen Jahren

zur Pop-Millionärin gebracht.

Die Musik ist eine tanzbare Mischung

aus R'n'B, Dancehall und afrikanischen Rhythmen.

Sie hebt auch in schweren Zeiten die Laune.

Das Aufnehmen der Songs während Covid hat mir Spaß gemacht,

weil ich nicht 10.000 Dinge an einem Tag tun musste.

Ich war mit Freunden und Produzenten eingesperrt,

wir haben etwas erschaffen.

♪ Teni feat. Davido: "For You" ♪

Afrobeat-Superstar Davido in Tenis neuem Hit "For You".

Kooperationen sind alltäglich, die Szene befruchtet sich selbst.

Der Trend: ungebrochen und lukrativ.

Die Leute sind jetzt auf Streaming-Plattformen.

Das hat das Internet aufgeräumt.

Man bekommt deine Musik nicht mehr umsonst.

Es ist nicht so ungeordnet,

Musiker werden bezahlt, und zwar gut.

Lagos, Hauptstadt Nigerias,

des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas.

Reichtum durch Öl und Gas, aber auch Armut.

Ein Land der Superlative und der Gegensätze.

Schmelztiegel von Kulturen, Wiege der Afrobeats:

Ihr Rhythmus geht in die Welt, zurück kommt die Hoffnung.

Afrobeats können für Nigeria wie das Rohöl heute sein.

Die Szene ist der Hauptfaktor für gute PR für Nigeria und Afrika.

Schau dir Davido an, wie er Stadien ausverkauft.

Oder Burna Boy in Wembley:

Das haben Afrobeats für uns Nigerianer erreicht.

In London war Oxlade selbst mit dabei -

mit Megastar Wizkid.

Oxlade ist wie die meisten ein Vertreter der unbeschwerten Grooves.

♪ Oxlade: "Away" ♪

Oxlade ist auch ein Kind der Vorstadt.

Lagos im vergangenen Jahr:

Bei Protesten gegen eine berüchtigte Polizeieinheit

werden Menschen getötet.

Viele Afrobeater werden zu Aktivisten – auch Oxlade:

Ich bin auch ein Opfer von Polizeigewalt

und schlechter Regierungsführung.

Wir wollen nur frei und glücklich sein.

Wenn ich nichts gesagt hätte, wäre ich ein Feigling gewesen.

Jedes Jahr werde der Markt für nigerianische Musik

um mehr als 5 % wachsen, hatte eine Unternehmensberatung prognostiziert.

Oxlade, Teni und Co. haben noch nie so viele neue Alben veröffentlicht

wie im vergangenen Jahr.

Es nützt nichts:

Wir müssen zurück ins Moll des deutschen Wetters, Karsten.

Das wird sich in den nächsten Tagen Richtung Dur entwickeln.

Heute ist der Welttag der Meteorologie.

Er steht im Zeichen der Ozeane und ihrer Bedeutung für Wetter und Klima.

Das ist eine wunderbare Grafik, die den Golfstrom zeigt.

Der wichtigste Strom für das Wetter in Europa.

Der ist in den letzten 150 Jahren schwächer geworden.

Das führt dazu, dass es im Nordatlantik eine Abkühlung gibt.

Entgegen dem weltweiten Trend.

Hier ist es kälter geworden.

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte sich der Golfstrom weiter abkühlen.

Das könnte dazu führen,

dass diese Kaltluft-Anomalie noch größer wird.

Das könnte auch auf unser Wetter Auswirkungen haben.

Es könnte bei uns kälter werden,

es könnte aber auch das Gegenteil passieren.

Denn hier bilden sich die großen Sturmtiefs heraus.

Sie könnten dann noch mehr Warmluft zu uns führen.

Und damit zu unserem Wetter.

Es gibt viele Wolken.

Die verziehen sich langsam Richtung Osten.

Nachts wird es immer klarer.

Teilweise gibt es Nebel.

Tagsüber gibt es mehr Sonnenschein als heute.

Erst am Nachmittag kommen im Nordwesten neue Wolken heran.

Es bleibt trocken.

Mild geht es auch in den nächsten Tagen weiter.

Am Donnerstag ein Wolkenband in der Mitte.

Teilweise Regen.

Am Freitag trocken, oft mit einem Sonnen-Wolken-Mix.

Wie schon, danke, Karsten.

Das waren die tagesthemen.

Hier lädt jetzt Michael Steinbrecher ins Nachtcafe,

in dem er mit seinen Gästen darüber spricht, was Familie ausmacht.

Um 0.40 Uhr begrüßt Sie Anna Planken zum nachtmagazin.

Bis morgen.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 23.03.2021, 22:35 Uhr - Was von den Beschlüssen in der Realität ankommt tagesthemen 23.03.2021, 22:35 Uhr - What of the resolutions arrives in reality tagesthemen 03/23/2021, 10:35 p.m. - 哪一项决议在现实中实现

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (23.03.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Das Wort ist bewusst gewählt.

Sie nennen es "Osterruhe" und wissen doch,

dass das Fest auch dieses Jahr in unruhige Zeiten fällt.

Von Gründonnerstag bis Ostermontag soll fast alles runterfahren.

Die Familienfeier nur im engsten Kreis

und Reisen nicht einmal im eigenen Bundesland.

Bund und Länder haben gestern den Lockdown verlängert

und sogar verschärft.

In einer denkwürdigen Verhandlungsnacht,

die ebenso wenig ruhig war wie der Tag danach.

Aber beginnen wir von vorn. Christian Feld.

Das war eine schwere Geburt heute.

Deshalb haben wir heute sehr, sehr lange

und auch noch mal sehr, sozusagen neu gedacht.

Wie knapp standen die Verhandlungen vor dem Scheitern?

Ich glaube, sehr knapp.

Es war so eine Zeit 0.30, 0.40 Uhr.

Da haben viele von uns geglaubt: Geht's weiter, geht's nicht weiter?

Es hätte dann auch ... in die Hose gehen können.

Guten Morgen.

2.34 Uhr. Es wurde spät bzw. früh.

Es lag an der SPD.

Vielleicht nur eine heitere Bemerkung.

Doch die Bund-Länder-Runde hatte wieder einmal

nur äußerst mühsam eine gemeinsame Linie gefunden.

Im Krisenmanagement rumpelt es gewaltig - vorsichtig ausgedrückt.

Beim Impfen, beim Testen.

Und das in der, so Merkel, neuen Pandemie.

Im Wesentlichen haben wir ein neues Virus,

derselben Art, aber mit anderen Eigenschaften.

Deutlich tödlicher, deutlich infektiöser,

länger infektiöser.

Das bedeutet, dass wir mit etwas umgehen müssen,

was wir um Weihnachten herum nicht wussten.

Die, die sich selbst als die Vorsichtigen bezeichnen,

wollten Lockerungen unbedingt verhindern.

Merkel, so ist zu hören, sperrte sich gegen Vorschläge aus dem Norden.

Urlaub z.B. im Wohnwagen für Selbstversorger

müsse doch möglich sein:

Hieß es aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Der Plan scheitert, der Ärger bleibt.

Das ist ärgerlich,

weil die Regierung nicht erklären konnte:

Warum sie den Urlaub nach Mallorca zulässt, aber Bedenken hat,

wenn die einheimische Bevölkerung in die nächste Ferienwohnung fährt.

Ist das die richtige Runde,

um Deutschland aus der Pandemie zu führen?

Immer wieder ringen Bund und Länder

und kommen oft nicht über den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus.

Und schafft es Vertrauen, wenn in der Nacht wie aus dem Nichts

eine Osterruhe beschlossen wird, von der vorher nie die Rede war?

Der Osterlockdown oder Osterruhe dient wirklich dazu,

mal fünf Tage hintereinander runterzufahren.

Geschwindigkeit aus der Pandemie zu nehmen,

Infektionen zu verhindern.

Was ist genau ein Ruhetag?

Bei Tageslicht wird klar,

dass viele Details der Beschlüsse geregelt werden müssen.

Die Dinge müssen auch mal alle durchgesprochen werden,

weil es sich um schwierige rechtliche Fragen handelt.

Und wir müssen überlegen, wie genau wir jeweils die Beschlüsse umsetzen.

Die Kritik der Opposition vernichtend:

Der Beschluss von gestern Nacht

ist ein erschütterndes Dokument der Planlosigkeit.

Ein ganzes Jahr lang dilettiert die Bundesregierung

an dieser Corona-Pandemie vor sich hin.

Es ist unerträglich.

Die Krisen-Manager sprechen von einer "klaren Linie",

einem "Paradigmenwechsel".

Doch es bleibt der Eindruck,

dass diese Nacht mehr Fragen aufgeworfen als gelöst hat.

So sehr die Regierenden betonen, es sei das veränderte Virus,

dass sie zum Notbremsen zwinge.

So wenig mögen viele Regierte verstehen,

was da vergangene Nacht beschlossen wurde.

Warum sie ihren Wohnwagen stehen lassen müssen.

Warum sie nicht in den Ostergottesdienst gehen

oder Gründonnerstag keine Lebensmittel einkaufen können.

David Zajonz.

Bisher war es ein politisches Tabu:

Supermarkt-Schließungen im Kampf gegen Corona.

Gründonnerstag ändert sich das.

Manfred Beumer muss seine Filiale schließen -

ausgerechnet am 1. April.

Ich dachte, das wär ein Aprilscherz,

aber meine Frau sagte, das ist die Wahrheit.

Der Tag vor dem Osterwochenende

sei traditionell der zweitkundenstärkste des Jahres.

Nur vor Weihnachten sei mehr los.

Jetzt befürchtet der Marktleiter Hamsterkäufe und einen Kundenansturm.

Das wird die reinste Katastrophe.

Security habe ich heute informiert: Statt zwei Personen werden es vier.

Dass wir vor dem Markt jemanden postieren, im Markt zum Zählen.

Bis zuletzt hatte sie gehofft - auf Urlaubsgäste zu Ostern.

Nicole von Klitzing,

Vermieterin von Ferienwohnungen auf dem Darß in MV.

Nun scheint klar:

Hier werden keine Urlauber hinkommen dürfen,

während die Flieger nach Mallorca abheben.

Dabei habe sie alles getan, um Infektionen zu verhindern.

Kontaktloses Anreisen, Abreisen, einkaufen kann jeder,

es ist möglich, dass er sich selbst versorgt.

Warum sollte man sich nicht hier erholen dürfen?

Die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu:

Für Christen das höchste Fest des Jahres.

Bleiben ausgerechnet an Ostern die Kirchen leer?

So wollen es die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten.

Pfarrer Wolfgang Picken soll in Bonn nur digital predigen.

Allerdings: Die Politik will es bei einer Bitte belassen.

Das letzte Wort haben wohl die Kirchen selbst.

Das ist noch nicht klar, es gibt keine Entscheidung.

Die Politik hat sich vorher nicht mit den Kirchen kurzgeschlossen.

Die Leiter der evangelischen und katholischen Kirche sind überrascht.

Wir wissen noch nicht, wie wir darauf reagieren,

aber wir sehen es skeptisch.

Die neuen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus:

Von Gottesdiensten bis hin zu Supermärkten.

Für die Physikerin Viola Priesemann steht bereits fest:

Diese Verschärfungen

reichen nicht gegen die hochansteckende Mutation B.1.1.7.

Die Beschlüsse verändern fast nichts.

Anderen Ländern ist es gelungen, trotzdem die Fallzahlen zu senken,

wie Irland, Portugal.

Dort sinken die Fallzahlen, aber mit massiven Maßnahmen.

Schulschließungen gehören dazu, Einschränkungen des Bewegungsradius.

Das ist hart.

Ein bitteres Fazit nach der Ministerpräsidentenkonferenz.

Die beschlossenen Maßnahmen sind für viele ärgerlich

oder sogar schmerzhaft.

Ob sie das Virus zurückdrängen, ist zweifelhaft.

Uns zugeschaltet

ist Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Guten Abend, Herr Kretschmer.

Guten Abend.

Verraten Sie uns, wie das gestern Nacht gelaufen ist:

Wann wurde die Idee der Osterruhe geboren?

Das war schon bei vielen ein wichtiger Punkt.

Wir haben Länder mit einer sehr hohen Inzidenz,

die spüren die dritte Welle sehr.

Andere Länder sind davon noch verschont geblieben.

Vor allem im Norden.

Es ist uns gelungen, einen gemeinsamen Weg zu finden.

Auch wenn mancher das eher als Vorsicht empfindet

als ein aktives Reagieren auf die jetzige Entwicklung.

Wir hörten,

die Idee kam erst auf den Tisch, als die Verhandlungen feststeckten.

Wie gut sind solche Treffen vorbereitet,

wenn so eine Idee plötzlich als Verhandlungsmasse aufploppt?

Es war der Wunsch vieler Küstenländer,

das sah man im Vorfeld, Osterurlaub zu ermöglichen.

Alles spricht dagegen, was wir an Entwicklung sehen.

Das muss ausdiskutiert werden.

Es ist ein großer Wert, dass so etwas gelingt.

Die Entscheidung zu den fünf Tagen ist absolut unpopulär.

Sie hat zu viel Kritik geführt, auch der Unternehmen.

Vieles kann ich verstehen.

Es ist ein Mittelweg.

Wir versuchen, die Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate zu nutzen.

Der Lockdown vor einem Jahr war sehr wirkungsvoll.

Er war aber viel länger und viel konsequenter,

er brachte uns einen Sommer, der sehr frei war.

Das können wir jetzt nicht erwarten,

aber hoffentlich ein Ausbremsen der unguten Entwicklung.

Sie mögen uns nicht sagen, wie schwierig die Verhandlungen waren.

Ihr Kollege Dietmar Woidke aus Brandenburg sagte heute,

das Ganze hätte auch gut an die Wand fahren können.

War das der Moment,

als Sie über den Osterurlaub im eigenen Land gestritten haben?

So eine Verhandlung kann auch scheitern.

Es ist die Aufgabe von gewählten Persönlichkeiten, das hinzukriegen.

Jetzt geht es darum zu vermitteln, warum das notwendig ist.

Weil die Maßnahmen so umstritten sind

und die Bevölkerung erschöpft ist.

Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden.

Das wird das Virus nicht verzeihen.

Sie müssen das auch den Kirchen vermitteln.

Die sagen, sie würden sich nicht abhalten lassen

von Präsenz-Gottesdiensten an Ostern.

Vielleicht ist es ganz gut,

dass wir die Verantwortung dahin legen, wo sie sind.

Das macht die Sache in der Erträglichkeit einfacher.

Der Heilige Vater in Rom hat 2020 die Sache entschieden.

In diesem Jahr ist es ähnlich.

Wir sollten darüber nachdenken,

wir sollten das nicht vorgeben als Politik.

Ich habe keinen Zweifel, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften

einen verantwortungsvollen Weg finden werden.

Sie haben sich vor dem Gipfel für eine Testpflicht in Schulen

und Betrieben ausgesprochen.

Warum gibt es die jetzt nicht?

Wir haben sie eingeführt.

Es gibt ein Urteil, dass das bestätigt.

Sächsische Schulen darf man nur betreten,

wenn man sich testen lässt - sowohl Schüler wie auch Lehrer.

Das ist ein großer Gewinn an Sicherheit.

Wir wollen die Beschäftigten in Unternehmen mit Kundenkontakt

regelmäßig testen lassen.

Das schafft mehr Sicherheit.

Diese Maßnahmen tun uns weniger weh als ein Lockdown.

Man braucht dafür eine gesellschaftliche Akzeptanz.

Darum muss man werben.

Ich muss widersprechen, es gibt keine Testpflicht.

Insbesondere nicht in Betrieben.

Ihre Partei hat da geblockt, um die Wirtschaft nicht zu belasten.

Ich habe Ihnen gesagt, was wir in Sachsen umgesetzt haben.

Ich habe nach Betrieben gefragt, da gibt es keine Testpflicht. Ja.

In sächsischen Betrieben gibt es eine Pflicht:

Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen einmal die Woche getestet werden.

Das ist ein wichtiger Beitrag.

Wir orientieren uns an dem, was die deutsche Wirtschaft zugesagt hat.

Jedem Mitarbeiter einmal die Woche,

besser zweimal die Woche eine Testmöglichkeit zu schaffen.

Überall im Land werden kommunale Testzentren aufgebaut.

Aber man kann nicht alles auf einmal machen.

Manches braucht eine gewisse Vorbereitung.

Da sind wir nach Ostern weiter.

Dann sollten gewisse Dinge wieder möglich sein,

etwa der Besuch im Tierpark mit einem negativen Corona-Test.

Oder Bereiche des Einkaufens, die noch geschlossen sind

oder körpernahe Dienstleistungen.

Das schafft uns Sicherheit und ist weniger als ein Lockdown.

Die Kanzlerin hat gestern gesagt:

Man wird schwermütig, wenn man bedenkt,

was wir hätten schon erreichen können.

Sie meinte damit die Mutation.

Wäre es nicht für Sie alle längst an der Zeit,

Versäumnisse einzuräumen?

Ja, natürlich. Ich spreche auch offen darüber.

Es ist die Voraussetzung dafür, dass man in dieser Erschöpfung ...

Wir sehen es an den Nachbarländern, wohin das führt:

Tschechien, Polen, das sind unsere Nachbarländer.

Mit gigantischen Infektionsraten.

Die kommen daher,

dass die Menschen an einem Punkt nicht mehr konnten.

Dann ist es schwer, die Dinge durchzusetzen.

Wir brauchen die Akzeptanz und die Kraft noch einmal.

Auch, wenn wir diese Reden oft gehört haben:

Der Zeitpunkt, an dem Impfen eine wirkliche Rolle spielen kann,

wird Mitte/Ende Mai sein.

So lange müssen wir es aushalten.

Die Tests können helfen.

Noch mehr hilft uns Disziplin und Kontaktvermeidung.

Das Mittun jedes Einzelnen.

Danke für das Gespräch.

Bitte schön.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung geführt.

Wie sich Deutschland im Kampf gegen die Pandemie schlägt,

dazu hat Esther Neumeier vom RBB diese Meinung:

Deutschland fährt weiter mit angezogener Handbremse

und einem kurzen Stopp an Ostern.

Die Situation ist ernst.

Das zeigt sich gerade auf den Intensivstationen:

Mehr als 3000 Betten sind belegt.

So viele wie zu Spitzenzeiten in der ersten Welle.

Die Politik hat das erkannt,

aber sie dreht weiter an einzelnen Schräubchen im Virus-Abwehrsystem.

Verreisen über die Feiertage:

Innerhalb des Landes nicht erlaubt, aber "Fröhliche Ostern auf Malle!"

Die Flughafen-Partyzone für globalwirkende Viren-Mutationen

bleibt geöffnet.

Die Deutschen dürfen mitfeiern.

Frisch infiziert übrigens, das wissen wir inzwischen,

zeigt ein Test bei Rückreisenden gerne erst mal negativ an.

Die politisch Verantwortlichen bemüht, aber sorry:

Es fehlt an Mut, Kreativität und Tempo.

Wichtiger als an einzelnen Schräubchen zu drehen,

wäre es, deutlich zu sagen:

Was die Prioritäten sind im Kampf gegen Covid-19

und wie genau der Fahrplan aussieht.

Wie können wir das Impfen beschleunigen?

Ist es vielleicht doch besser,

dass möglichst viele Menschen eine erste Impfdosis erhalten?

Wie sollen Tests für welche Bereiche zuerst zur Verfügung gestellt werden?

Ist Schule wichtiger oder Mallorca?

Apropos Schule:

Es gibt noch immer keine verbindlichen Vorgaben für Lehrer,

wie Distanzunterricht gestaltet sein sollte.

Daran ist weder die EU schuld noch das Virus.

Wir werden weiter im Bremsmodus fahren.

Der Verkehr Richtung Pandemie-Ende muss aber nachvollziehbar gesteuert,

Regeln konsequent durchgesetzt und in Stichproben kontrolliert werden.

Sonst könnte es über kurz oder lang einen Unfall geben mit Totalschaden.

Die Meinung von Esther Neumeier.

Die Bundesregierung versicherte heute, dass es jetzt,

da viele Geschäfte weiter geschlossen bleiben müssen,

zusätzliche Hilfen geben werde.

Allein: Das hat manche Geschäftsfrau schon mal gehört,

beim Lockdown im November.

Um bis heute auf die Auszahlung der Gelder zu warten.

Auch hier geht's in Deutschland nicht schnell genug.

Wie Peter Gerhardt und Daniel Hoh zeigen.

Normalerweise wäre das ASH in der Frankfurter Innenstadt

brechend voll am Abend.

Jetzt warten nur ein paar Tüten auf Abholung.

Der Umsatz ist 2020 um 70 % zurückgegangen.

Geschäftsführer Mario berät mit dem Inhaber die schwierige Lage.

Dessen Restaurantgruppe hatte im Dezember

14 Mio. Euro Corona-Hilfen beantragt.

Erhalten hat er bisher einen Abschlag von 100.000 Euro.

Das hat uns die ersten drei Tage geholfen.

Seit November.

Aber wir haben 1500 Mitarbeiter bei über 30 Restaurants.

Da können Sie sich ausrechnen, wie lange das hält.

In Steuer-Kanzleien wie dieser in Wetzlar herrscht dagegen Hochbetrieb.

Sie sind das Nadelöhr.

Anträge auf Corona-Hilfen von mehr als 5000 Euro

müssen über Steuerberatungsbüros eingereicht werden.

Doch das Verfahren sei zu bürokratisch.

Und dann ändere das Bundeswirtschaftsministerium

auch noch ständig die Regeln.

Und das am liebsten freitags oder sogar am Wochenende.

Sodass Sie über die Woche mit einem Mandanten einen Antrag vorbereiten,

den Antrag fertig haben.

Und in dem Moment, wo der Mandant das Haus

oder die Videokonferenz verlässt, nicht wissen,

ob das, was Sie ihm erzählt haben, in der nächsten Minute noch stimmt.

Susanne Paulus ist im Regierungspräsidium Gießen

für sämtliche Anträge aus Hessen verantwortlich.

Die Corona-Hilfen sind ein Paradebeispiel

für unübersichtliche Zuständigkeiten.

Über Abschlagszahlungen entscheidet das Bundeswirtschaftsministerium.

Dann prüfen die Landesverwaltungen.

Sie entscheiden und zahlen auch aus.

Wenn sie denn an die Antragsdaten kommen.

Ständig muss Susanne Paulus besänftigen.

Der Bund habe zu lange gebraucht,

um den Ländern die Antragsdaten zur Verfügung zu stellen.

Dadurch, dass es von der Antragstellung bis zur Bewilligung

vier, fünf Wochen dauern kann, ist da ein Verzögerungsprozess drin.

Den wir nicht beeinflussen können.

Immerhin, diese Probleme seien behoben -

bundesweit fast 90 Mrd. Euro Corona-Hilfen bewilligt.

96 % der Antragsteller

hätten wenigstens Abschlagszahlungen erhalten.

Doch das reicht oft nicht.

Wir hoffen, dass wir noch zwei, drei Monate aushalten,

weil wir auch aus dem Privatvermögen zuschießen.

Weil wir nicht das, was wir ein ganzes Leben aufgebaut haben,

von außen her zerstört bekommen möchten.

Hier hoffen sie, dass die vollständigen Hilfen bald kommen.

Und auf den Sommer.

Vielleicht wird es dann wieder voll im ASH.

Auch seiner Wirtschaft schadet das Virus:

Doch Benjamin Netanyahu hat es vermocht,

aus der Not politisches Kapital zu schlagen.

Sein Erfolg ist aus dem Stoff, den zurzeit die ganze Welt begehrt,

nur er war gewissermaßen cleverer als andere:

Der israelische Premier hat sein Land als Forschungslabor geöffnet

für das Vakzin, das er deshalb schneller bekam.

Nun könnte es gut sein, dass er dafür belohnt wird

und seine Partei trotz Korruptionsaffäre wiedergewählt.

Bei der vierten Wahl binnen zwei Jahren.

Mike Lingenfelser.

Wieder ein Paukenschlag:

Wieder liegt Netanyahu mit seinem rechtskonservativen Likud

laut Prognosen deutlich vor allen Konkurrenten.

Wieder zeichnet sich noch keine klare Mehrheit

für eines der politischen Lager ab.

Das Land ist genauso gespalten wie bei den vergangenen Wahlen.

Wie hat es der Premier geschafft, trotz Korruptionsprozess

und fragwürdigem Corona-Management erneut stärkste Kraft werden?

Eine der Antworten liefert Dor Harlap,

glühender Anhänger Netanyahus.

Bis zur letzten Minute kämpft er auf der Straße um jede Stimme.

Verdeutlicht dadurch,

welche Wahlkampfmaschinerie hinter Netanyahu steht.

Der Chef des Impfherstellers Pfizer hat öffentlich bestätigt:

Dass ihn Netanyahu nachts um drei angerufen hat,

um die Impfversorgung zu sichern.

Er lässt nicht locker, bis er seine Ziele erreicht hat.

Netanyahus Likud hat alles auf die Impfkampagne gesetzt.

"Zurück ins normale Leben" – der Slogan über seinem Konterfei.

Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns,

aber auch ein Jahr der Einheit.

Gemeinsam lassen wir das Coronavirus hinter uns.

Netanyahus Anhänger mobilisiert, wo er nur kann.

Nutzt sogar eine App mit Namen und Kontaktdaten potenzieller Wähler,

die ihm hilft herauszufinden, ob jemand schon gewählt hat.

Dor ruft eine Frau an, die noch nicht im Wahllokal war.

Sie solle bitte bald kommen.

Man hole die Leute notfalls auch ab.

Auch Oppositionsführer Lapid von der Zentrumspartei Jesch Atid

kämpft bis zuletzt, greift den rechten Block scharf an.

Entweder es gibt eine starke Jesch-Atid-Partei

oder eine Regierung des Grauens, des Rassismus und der Homophobie.

Die das Geld denen gibt, die nicht arbeiten wollen.

Vorwürfe gegen Netanyahu

scheinen an ihm und seinen Gefolgsleuten abzuperlen.

Wie Netanyahu sprechen sie von einer Hexenjagd.

Weil die linke Elite es nicht schafft, Wahlen zu gewinnen,

bleibt ihr nur übrig, Netanyahu vor Gericht zu ziehen.

Netanyahu ist der erfahrenste, talentierteste

und am schnellsten lernende Politiker in Israel.

Jetzt ist er besonders motiviert, an der Macht zu bleiben,

um nicht im Gefängnis zu landen.

Doch eine Regierungsmehrheit kann Netanyahu nur mit Verbündeten

aus dem rechtsreligiösen und ultrarechten Spektrum bilden.

Susanne Glass in Tel Aviv,

jetzt haben wir die ersten Prognosen gesehen.

Netanyahu scheint wie erwartet vorn zu liegen.

Er liegt definitiv vorn.

Er hat die Chance, gemeinsam mit der rechten siedlerfreundlichen Partei

eine hauchdünne Mehrheit von 61 Sitzen zu erzielen.

Ob das klappt, ist noch offen.

Netanyahu und Naftali Bennett waren schon einmal in einer Regierung.

Sie haben beide große Egos und haben miteinander gebrochen.

Da wird es viele Verhandlungen geben.

Es wird aber eher eine rechte Regierung geben.

Denn die Linke ist stark zersplittert.

Da sind zum Beispiel die arabischen Parteien,

da sind aber auch sehr rechte Parteien.

Dass die zusammenkommen, sehe ich eher nicht.

Bislang sind Regierungen entweder nicht zustande gekommen

oder schnell wieder gescheitert.

Wird es diesmal anders?

Warum sollte es anders sein?

61 Sitze sind zwar eine Mehrheit, die Knesset hat 120 Sitze.

Aber das ist keine stabile Mehrheit.

Viele gehen davon aus,

dass eine fünfte Wahl in diesem Jahr stattfinden könnte.

Netanyahu hat jetzt einen großen Impferfolg.

Aber er muss sich gleichzeitig vor Gericht verantworten.

Dieser Korruptionsprozess wird wieder an Fahrt aufnehmen.

Im April gibt es eine Zeugenbefragung.

Auch die Gegner werden wieder auf die Straße gehen.

Es ist nahezu eine Patt-Situation.

Zurück nach Deutschland und zur Krise der katholischen Kirche:

Ein Gutachten offenbarte im Erzbistum Köln

massive Vertuschung im Umgang mit sexualisierter Gewalt.

Heute äußerte sich Kardinal Woelki erneut zu den Vorwürfen.

Der Kölner Erzbischof Woelki räumte schwere persönliche Versäumnisse ein.

Er trage moralische Verantwortung

für mangelnde Aufklärung sexuellen Missbrauchs.

Auch weil er Vorwürfe gegen einen befreundeten Priester

nicht dem Vatikan gemeldet hatte.

Woelki bot jedem der mehr als 300 Betroffenen

ein persönliches Gespräch an.

Einen Rücktritt schließt er weiterhin aus.

In der Bundeswehr kam es bei der Vergabe von Aufträgen fürs KSK

zu zahlreichen Verstößen.

Das Verteidigungsministerium

bestätigte entsprechende Berichte von NDR und WDR.

Aufträge für Beschaffung von Ausrüstung

und die Ausbildung durch externe Firmen

wurden weder ausgeschrieben noch Anbieter verglichen.

Durch einen Zwischenbericht zur Reform der Elitetruppe

wurde zudem bekannt:

Es gab im KSK seit 2017

etwa 50 rechtsextremistische Verdachtsfälle.

Die neuen Bund-Länder-Beschlüsse zur Pandemie

stoßen in weiten Teilen der Wirtschaft auf Kritik.

Beklagt werden schwere Belastungen für Konjunktur und Betriebe.

Mehr dazu von Markus Gürne aus der Frankfurter Börse.

Firmenpleiten, der Verlust von Arbeitsplätzen

und ein Imageverlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Das befürchten nicht nur Handwerks- oder Handelsverbände,

sondern auch immer mehr Ökonomen.

Wohl nur noch 3,5 statt 4,5 Prozent

kann die Wirtschaft in diesem Jahr wachsen - Stand heute.

Der harte Stopp über Ostern kostet mit dem Stillstand am Gründonnerstag

zehn Milliarden Euro - die Wertschöpfung eines Arbeitstages.

Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.

Die beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis Ende April

wird aber noch teurer:

Denn neben Wachstum kostet das stillstehende Wirtschaftsleben

auch Arbeitsplätze und in der Folge Ausfälle bei den Sozialkassen.

Außenminister Maas forderte bis Ende April

Klarheit zur Zukunft des Afghanistan-Einsatzes.

Bei einem Treffen der NATO- Außenminister in Brüssel erklärte er:

Die Friedensverhandlungen mit den Taliban

werden bis dahin wohl noch nicht abgeschlossen seien.

Maas erwartet daher eine Verlängerung der militärischen Präsenz.

US-Außenminister Blinken sagte:

Über den Abzug der US-Truppen bis Ende April

sei noch nicht entschieden worden.

Bei einem Großbrand im Lager für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch

wurden gestern 15 Menschen getötet und 560 verletzt.

Hunderte werden noch vermisst.

Das Feuer hatte sich schnell in Zelten und Hütten ausgebreitet.

Mehr als eine Million islamische Rohingya

sind seit 2017 vor ihrer Verfolgung aus dem Nachbarland Myanmar geflohen.

Amerikanischer Hip-Hop gemixt mit Rhythmen und Gesängen

traditioneller westafrikanischer Musik ergibt: Afrobeats.

Dieser junge Nigerianer nennt sich Burna Boy.

Er wurde mit diesem Sound zum größten Popstar Afrikas

und will auch den Rest der Welt erobern.

Er gewann einen Grammy vor einer Woche

und damit noch mehr Fans unter den jungen Musikern in seiner Heimat.

Norbert Hahn im nigerianischen Lagos auf den Spuren der Afrobeats.

Aufnahmen für ein Musikvideo in einem Studio in Lagos.

Teni Apata will der jungen Rapperin Candy Bleakz helfen,

groß rauszukommen - mit einem gemeinsamen Song.

Teni hat es mit Afrobeats in wenigen Jahren

zur Pop-Millionärin gebracht.

Die Musik ist eine tanzbare Mischung

aus R'n'B, Dancehall und afrikanischen Rhythmen.

Sie hebt auch in schweren Zeiten die Laune.

Das Aufnehmen der Songs während Covid hat mir Spaß gemacht,

weil ich nicht 10.000 Dinge an einem Tag tun musste.

Ich war mit Freunden und Produzenten eingesperrt,

wir haben etwas erschaffen.

♪ Teni feat. Davido: "For You" ♪

Afrobeat-Superstar Davido in Tenis neuem Hit "For You".

Kooperationen sind alltäglich, die Szene befruchtet sich selbst.

Der Trend: ungebrochen und lukrativ.

Die Leute sind jetzt auf Streaming-Plattformen.

Das hat das Internet aufgeräumt.

Man bekommt deine Musik nicht mehr umsonst.

Es ist nicht so ungeordnet,

Musiker werden bezahlt, und zwar gut.

Lagos, Hauptstadt Nigerias,

des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas.

Reichtum durch Öl und Gas, aber auch Armut.

Ein Land der Superlative und der Gegensätze.

Schmelztiegel von Kulturen, Wiege der Afrobeats:

Ihr Rhythmus geht in die Welt, zurück kommt die Hoffnung.

Afrobeats können für Nigeria wie das Rohöl heute sein.

Die Szene ist der Hauptfaktor für gute PR für Nigeria und Afrika.

Schau dir Davido an, wie er Stadien ausverkauft.

Oder Burna Boy in Wembley:

Das haben Afrobeats für uns Nigerianer erreicht.

In London war Oxlade selbst mit dabei -

mit Megastar Wizkid.

Oxlade ist wie die meisten ein Vertreter der unbeschwerten Grooves.

♪ Oxlade: "Away" ♪

Oxlade ist auch ein Kind der Vorstadt.

Lagos im vergangenen Jahr:

Bei Protesten gegen eine berüchtigte Polizeieinheit

werden Menschen getötet.

Viele Afrobeater werden zu Aktivisten – auch Oxlade:

Ich bin auch ein Opfer von Polizeigewalt

und schlechter Regierungsführung.

Wir wollen nur frei und glücklich sein.

Wenn ich nichts gesagt hätte, wäre ich ein Feigling gewesen.

Jedes Jahr werde der Markt für nigerianische Musik

um mehr als 5 % wachsen, hatte eine Unternehmensberatung prognostiziert.

Oxlade, Teni und Co. haben noch nie so viele neue Alben veröffentlicht

wie im vergangenen Jahr.

Es nützt nichts:

Wir müssen zurück ins Moll des deutschen Wetters, Karsten.

Das wird sich in den nächsten Tagen Richtung Dur entwickeln.

Heute ist der Welttag der Meteorologie.

Er steht im Zeichen der Ozeane und ihrer Bedeutung für Wetter und Klima.

Das ist eine wunderbare Grafik, die den Golfstrom zeigt.

Der wichtigste Strom für das Wetter in Europa.

Der ist in den letzten 150 Jahren schwächer geworden.

Das führt dazu, dass es im Nordatlantik eine Abkühlung gibt.

Entgegen dem weltweiten Trend.

Hier ist es kälter geworden.

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte sich der Golfstrom weiter abkühlen.

Das könnte dazu führen,

dass diese Kaltluft-Anomalie noch größer wird.

Das könnte auch auf unser Wetter Auswirkungen haben.

Es könnte bei uns kälter werden,

es könnte aber auch das Gegenteil passieren.

Denn hier bilden sich die großen Sturmtiefs heraus.

Sie könnten dann noch mehr Warmluft zu uns führen.

Und damit zu unserem Wetter.

Es gibt viele Wolken.

Die verziehen sich langsam Richtung Osten.

Nachts wird es immer klarer.

Teilweise gibt es Nebel.

Tagsüber gibt es mehr Sonnenschein als heute.

Erst am Nachmittag kommen im Nordwesten neue Wolken heran.

Es bleibt trocken.

Mild geht es auch in den nächsten Tagen weiter.

Am Donnerstag ein Wolkenband in der Mitte.

Teilweise Regen.

Am Freitag trocken, oft mit einem Sonnen-Wolken-Mix.

Wie schon, danke, Karsten.

Das waren die tagesthemen.

Hier lädt jetzt Michael Steinbrecher ins Nachtcafe,

in dem er mit seinen Gästen darüber spricht, was Familie ausmacht.

Um 0.40 Uhr begrüßt Sie Anna Planken zum nachtmagazin.

Bis morgen.

Copyright Untertitel: NDR 2021