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2021 Tagesschau, tagesthemen 20.10.2021, 22:15 Uhr - Sozialdemokratin Bärbel Bas soll neue Bundestagspräsidentin werden, Grünen-Chefin

tagesthemen 20.10.2021, 22:15 Uhr - Sozialdemokratin Bärbel Bas soll neue Bundestagspräsidentin werden, Grünen-Chefin

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

"Ich habe erreicht, was ich wollte.

Es ist erwiesen, dass eine Frau es kann."

Mit diesen Worten resümierte Annemarie Renger

ihre Zeit an der Spitze des deutschen Bundestags.

Sie wurde '72 Parlamentspräsidentin,

als erste Sozialdemokratin und als erste Frau.

Eine mit Stil,

die einen später berühmten Parlamentarier zurechtwies:

"Genosse Schröder, wenn Wahl des Bundeskanzlers ist,

bindest du dir 'ne Krawatte um."

Die zweite Frau war Rita Süssmuth von der CDU,

die zehn Jahre lang im deutschen Parlament für Ordnung sorgte.

Nun kommt Nummer drei:

Die Sozialdemokratin Bärbel Bas

wird als dritte Frau dieses hohe Amt bekleiden.

Womit nun eine strittige Personalie

kurz vor Beginn der Koalitionsverhandlungen geklärt wäre

Uli Meerkamm.

Am Abend ist es offiziell:

Die SPD-Fraktion schlägt für das Bundestagspräsidium zwei Frauen vor.

Der Fraktionsvorstand hat einstimmig meinem Vorschlag zugestimmt:

Bärbel Bas als Parlamentspräsidentin und Aydan Özuguz zu nominieren

als weitere Vizepräsidentin für dieses Amt.

Die Duisburgerin Bärbel Bas (53) war bisher Vize-Fraktionschefin

und wird dem linken Flügel der Partei zugerechnet.

Sie gehört dem Bundestag seit zwölf Jahren an.

Auch Aydan Özuguz (54).

Für Soziologin Jutta Allmendinger,

selbst SPD-Mitglied, ist Bas eine gute Wahl.

Sie hat es gut gemacht, sie war in Corona präsent.

Sie hat keine Beißhemmungen gegenüber der AfD.

Und sie bringt die Ruhe mit, die eine Präsidentin braucht.

Eigentlich wollte Mützenich selbst das Präsidentenamt.

Aber in der neuen Bundestagsfaktion, immerhin zu über 40 Prozent Frauen,

regte sich Widerstand.

Kanzler, Bundestagspräsident und Bundespräsident alles Männer:

Gehe gar nicht.

Die Grünen können sich noch mehr Frauenpower

in hohen Staatsämtern vorstellen, etwa als Bundespräsidentin.

Die Parteien haben erklärt, sich auf Augenhöhe zu begegnen.

Insofern erscheint es logisch:

Eine Sozialdemokratin ist Bundestagspräsidentin,

der Kanzler kommt aus der SPD ...

Da wird die Bundespräsidentenstelle dann durch eine Frau besetzt.

Der Rücktritt von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann

eröffnet noch ein Schlachtfeld.

Der Grünen-Co-Vorsitzende Robert Habeck fordert,

das Amt des obersten Bundebankers neu auszurichten.

Die FDP aber möchte auch gern

in den Koalitionsverhandlungen über die Neubesetzung mitbestimmen.

Zumindest droht wieder mal eine Auseinandersetzung,

wer eine qualifiziertere Person hat, die das Amt besetzen kann.

Danach müssen wir entscheiden,

ob die eine oder andere Partei die qualifiziertere Person nennt.

Heißt auch:

Wer von FDP und Grünen das Finanzministerium bekommt,

müsste den anderen den Erstzugriff beim Bundesbankpräsidenten geben.

Auch der alte Streitpunkt, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2,

wird die Koalitionsverhandlungen noch beschäftigen.

Es geht mal nicht um Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen

oder Durchleitungsverträge mit der Ukraine.

Die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock

will die Betriebsgenehmigung versagen.

Pipeline-Betreiber und Lieferant des Gases seien identisch.

Das verstoße gegen EU-Recht.

Zugeschaltet ist uns jetzt

Annalena Baerbock, Co-Chefin der Grünen.

Guten Abend. Schönen guten Abend.

Sie wollen nicht, dass Nord Stream 2 eine Betriebsgenehmigung erhält.

Die SPD unterstützt das Vorhaben.

Ist das der erste Streit der neuen Koalition?

Diese Pipeline dient nicht der Sicherheit Europas.

Auch wenn wir gerade eine Energiepreis-Debatte haben.

Sie ist von Seiten des russischen Regimes angelegt

gegen die Ukrainer und die gemeinsame EU-Energiepolitik.

Ich halte es für falsch, eine weitere Abhängigkeit zu schaffen.

Die dazu führt, dass wir als Europäer erpressbar werden.

Deswegen habe ich immer gesagt:

Für diese Pipeline muss das EU-Energierecht gelten.

Europäische Vorgaben müssen eingehalten werden.

Das ist derzeit nicht der Fall.

Das muss noch geklärt werden.

Wenn das geklärt ist:

Für die SPD ist das dann laut Olaf Scholz eine formale Entscheidung.

Für sie aber eine politische – wie soll das zusammengehen?

Es ist nicht nur eine hochpolitische Entscheidung.

Es ist eine Frage der Sicherheitspolitik Europas.

Fast alle europäischen Länder sind gegen diese Pipeline.

Die alte Bundesregierung hat das dennoch vorangetrieben.

Mit dem Argument, dass es ein wirtschaftliches,

kein politisches Projekt sei.

Das Gegenteil ist der Fall.

Das spüren wir gerade bei den Gaspreisen.

Russische Konzerne benutzen Energieexporte

als Druckmittel gegenüber uns Europäern.

Wir sollten uns unabhängiger von solchen Energieimporten machen.

Auch das diskutieren wir in den Koalitionsverhandlungen.

Machen Sie das zu einer Bedingung in den Gesprächen:

Kein Nachgeben gegenüber Russland? Keine Betriebsgenehmigung?

Wir haben im Sondierungspapier verankert:

Dass wir im Dialog mit Russland stehen müssen.

Dass wir aber auch unsere eigenen Interessen, unsere Sicherheit,

im Blick haben müssen.

Und dass wir gegen autoritäre Regime wie China oder Russland

als Demokratien im Wettbewerb stehen.

Diese Leitlinien wurden verankert.

Die waren auch vor den Gesprächen schon bekannt.

Aber ist das für Sie eine unumstößliche Bedingung?

Es bestehen noch unterschiedliche Meinungen unter den Partnern.

Man kann nicht ein Thema herauspicken und sagen:

Daran wird alles scheitern.

Das wäre verantwortungslos.

Wir müssen auch noch andere energiepolitische Fragen klären.

Wenn wir früher aus der Kohle aussteigen:

Wie bekommen wir eine Beschleunigung der erneuerbaren Energien hin?

Deswegen ist der Ausbau von Wind- und Solarkraft entscheidend.

Um uns unabhängiger von Gas-Importen u.a. aus Russland zu machen.

Das ist ein Knackpunkt für die Koalitionsgespräche.

Morgen beginnen diese Verhandlungen.

In denen soll es erst um Inhalte, dann um Köpfe gehen.

Dennoch stellt sich die Frage nach der Parität

nach der Besetzung von Bärbel Bas als Bundestagspräsidentin.

Die Grünen fordern: Hälfte Frauen, Hälfte Männer im Kabinett.

Gilt das auch für die fünf obersten Verfassungsorgane?

Wir treten ein für eine Politik auf Höhe der Zeit.

Deswegen haben wir für uns als Partei die Quote.

Für mich wäre es aus der Zeit gefallen,

wenn hohe Staatsämter 2021 nur von einem Geschlecht besetzt wären.

Deswegen war das heute ein gutes Signal von der SPD.

Nach fast 25 Jahren wieder eine Bundestagspräsidentin zu nominieren.

Was heißt das für den Rest?

Kanzler wird Scholz, also männlich.

Der Präsident des BVerfG - männlich.

Bundesratspräsident wird Bodo Ramelow sein - männlich.

Dann müsste neben Frau Bas als Bundesratspräsidentin

auch eine Frau in Schloss Bellevue sitzen.

Erst mal bilden wir hoffentlich eine neue Regierung.

Herr Scholz hat versprochen, nicht nur eine Klimaregierung zu bilden.

Obwohl auch da noch viel zu tun ist.

Jetzt laufen Sie weg!

Das gilt auch für die Gleichstellungspolitik

der neuen Bundesregierung, die paritätisch besetzt werden müsste.

Im Schloss Bellevue wäre der einzige Platz frei

bei den fünf höchsten Verfassungsorganen.

Da war Katrin Göring-Eckardt im Gespräch - bleibt sie das?

Ich verhandele erst mal eine Bundesregierung.

Die Frage nach dem Bundespräsidenten steht erst im Frühjahr an.

Wir müssen wir paritätisch besetzte Bundesregierung auf den Weg bringen.

Das ist kein Selbstläufer.

Das haben die Debatten in der SPD gezeigt.

Im Frühjahr steht dann die Wahl

eines Bundespräsidenten oder einer Bundespräsidentin an.

Ich hatte nur nach der Parität gefragt.

Müssen nach ihrer Ansicht aus jeder Partei

gleichviel Frauen und Männer ins Kabinett entsandt werden?

Oder gilt das insgesamt?

Dann könnte sich ja die FDP einen schlanken Fuß machen.

Das gilt insgesamt fürs Kabinett.

Wir wissen aber noch nicht, wie viele Ministerien es geben wird.

Da kommen noch andere Fragen dazu:

Wer besetzt welches Ressort?

Deswegen gibt es viele verschiedene Szenarien.

Klar ist aber:

Wenn wir eine Reform-Regierung bilden wollen,

dann muss sich die Vielfalt in dieser Regierung widerspiegeln.

Christian Lindner hat gesagt:

In der Regierung soll es drei Machtzentren geben.

Kanzleramt, Finanzministerium, großes Klimaministerium.

Das sollte vor allem heißen, dass er Finanzminister wird.

Haben Sie ihm gesagt: So nicht?

Wir haben in den letzten Tagen viel miteinander gesprochen.

Wir haben uns darauf verständigt,

erst inhaltliche Leitplanken zu setzen.

Da gibt es noch eine Menge zu diskutieren.

Die Ressort-Zuständigkeiten klären wir im Anschluss.

Das ist klar.

Aber kämpfen Sie weiter um das wichtige Finanz-Ressort?

Wir kämpfen in allen Bereichen weiter.

Auch in der Finanzpolitik.

Angesichts der Aufgaben, die wir stemmen müssen.

Beim Klimaschutz, bei der Digitalisierung.

Man muss nur daran erinnern:

Das Faxe zwischen Gesundheitsämtern hin und her geschickt wurden.

Dass Kinder am Digitalunterricht nicht teilhaben konnten.

Um das zu ändern, brauchen wir Milliarden.

Wir müssen in die Zukunft investieren.

Bei der Aufstellung für das nächste Jahrzehnt

spielt die Finanzpolitik eine große Rolle.

Wie auch Klimaschutz, Digitalisierung.

Danke für das Gespräch.

Danke ebenso.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Dass aktive oder ehemalige Soldaten Bundeswehr kriminell werden können,

ist kein Einzelfall.

Die Geschichte allerdings, die heute publik wurde,

ist in ihrer Dimension abenteuerlich:

Zwei Ex-Bundeswehrsoldaten

planten eine 150 Mann starke Söldnertruppe aufzubauen:

Für den jemenitischen Bürgerkrieg.

Um dort viel Geld zu verdienen.

Die Männer wurden heute wegen Terrorverdachts festgenommen.

Lisa Wand und Georg Heil.

♪ Grüß mir die Heimat, Kamerad ♪

Ehemalige Bundeswehrsoldaten 2015 im Irak

singen das "Kreta-Lied", Fallschirmjägerlied aus NS-Zeiten.

Darunter: Arend-Adolf G. und Achim A., im karierten Hemd.

Die beiden Ex-Soldaten

sind als Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma im Irak zu sehen.

Heute wurden sie von Beamten der Spezialeinheit GSG 9 festgenommen

und dem Richter beim BGH vorgeführt.

Der ordnete U-Haft an.

Sie sollen versucht haben, eine 150-Mann-Söldnertruppe aufzubauen,

um in den Bürgerkrieg im Jemen einzugreifen.

Dort sollten diese auf Seiten von Saudi-Arabien kämpfen.

Den potenziellen Kämpfern

wurde Sold von 40.000 Euro im Monat angeboten.

Man hat mindestens sieben Ex-Angehörige der Bundeswehr

oder frühere Polizisten kontaktiert.

Man hat versucht, sie für die Idee der Söldnertruppe zu gewinnen.

Es gab intensive Versuche, an Saudi-Arabien heranzutreten.

Die Beschuldigten arbeiteten zuvor

für die Sicherheitsfirma Asgaard aus Hamm.

Asgaard hatte Ex-Angehörige von Bundeswehr und Polizei

als Bodyguards in den Irak entsandt.

Sie haben saudische Diplomaten bewacht.

Achim A. war nach Info des ARD-Magazins Kontraste

als Einsatzleiter für Asgaard im Irak tätig.

Für die Bundeswehr soll der Ex-Fallschirmjäger

Seminare in Politischer Bildung abgehalten haben.

Als CSU-Mitglied engagierte er sich für Sicherheitspolitik.

Mit den festgenommenen Ex-Soldaten ist auf dem Video Dirk G. zu sehen,

Geschäftsführer von Asgaard.

2020 hatte Kontraste aufgedeckt, wie die Firma in Bagdad agierte.

Mit Wehrmachtsparolen an der Wand und der Reichskriegsflagge.

Hier posierte Asgaard-Chef Dirk G.

mit einer Wehrmachtsstatue mit Hakenkreuz.

Die Bundestagsabgeordnete Martina Renner.

Sie sieht in einer deutschen Söldnertruppe

auch eine Gefahr innerhalb Deutschlands.

Es sind extrem Rechte in der Führung der Firma

und diejenigen, die rekrutiert werden.

Der gemeinsame Gedanke: Man muss sich auf Tag X vorbereiten.

Ein Tag des rechten Umsturzes,

wo man mit Terror versuchen will, die Demokratie abzuschaffen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums

erklärte zu Asgaard:

Es besteht ein Beschäftigungsverbot für alle Bundeswehrangehörigen.

Es darf niemand eine Nebenbeschäftigung

oder vertragliche Bindungen zu dieser Firma eingehen.

Die beiden Ex-Soldaten

sollen im Frühjahr Kontakt zu den Saudis gesucht haben.

Die reagierten nicht.

Doch ein Hinweis an den MAD stoppte das Vorhaben.

Zu einem aussterbenden Beruf:

Mit alter Trucker-Romantik, die Gunter Gabriel einst besang,

hat die Laster-Wirklichkeit auf Autobahnen nichts mehr zu tun.

Termindruck und schlechte Bezahlung:

Weniger Frauen und Männer denn je wollen hinter das Steuer.

In Deutschland fehlen 80.000 Kraftfahrer.

Das hat Folgen:

Ohne Fahrer auf den Straßen auch weniger Dinge in den Läden,

die wir zum Leben brauchen.

Kati Obermann.

Kesselsdorf, unweit von Dresden.

Heiko Zönnchen macht noch einen Technik-Check,

dann steigt er in sein "Wohnzimmer".

Der Führerstand ist in den nächsten Tagen sein Zuhause.

Zwei Touren im Großraum Dresden hat er noch -

dann geht's ab in die Schweiz.

Klingt nach Romantik und Alpenpanoramen.

"Eher nicht", sagt der Kraftfahrer (42).

Momente, wenn früh die Sonne aufgeht,

wenn man abends in den Sonnenuntergang fährt ...

Wo man fast alleine ist, dann ist es okay.

Aber im Berufsverkehr, früh, Nachmittag: nur Stress.

"Wer Stau nicht mag, sollte nicht Kraftfahrer werden", sagt Zönnchen.

Auch nicht, wer empfindlich auf unverschämte Pförtner reagiert.

Bei Kunden, wo man ablädt, da ist man ...

Wie soll ich sagen?

Bei uns sagt man: "... der Kutscher".

Du kommst an, willst abladen ...

"Nee, geht raus, warte, wir machen erst mal Pause."

Zönnchen hatte vor Jahren die Nase voll von den Arbeitsbedingungen,

schmiss hin.

Inzwischen ist er wieder da, hatte aber klare Forderungen.

Am Anfang jeden Tag zu Hause, festes Auto, keene Nachtschicht.

Ich bin nicht so der Nachtfahrer.

Sein Chef ließ sich darauf ein.

Verlässliche Kraftfahrer gibt es kaum, deutsche schon gar nicht.

Dabei ist das Einkommen besser als viele denken.

Zwischen 2000 und 3000 Euro netto sind drin.

Bisher pufferte auch Zönnchens Chef den Personalmangel

mit osteuropäische Fahrern ab.

Die finden aber immer öfter gute Jobs im eigenen Land.

Nun herrscht auch hier: Fahrermangel.

Sind alle Fahrer heute da?

Wir hatten die Nacht zwei Krankmeldungen.

Einen Ausfall, ein Tagdienst fällt weg.

Wir müssen Ersatz besorgen für morgen.

Wir kämpfen am meisten um das Thema Personal.

Um die Fahrzeug-Besetzung.

Wenn wir Touren unserer Kunden alle bedienen wollen

und alle Umsätze mit generieren wollen:

Da bräuchten wir auf den Schlag 20 Kraftfahrer.

Das Problem drängt, überall.

Die Stabilität von Lieferketten steht auf dem Spiel.

Verkehrsexperten aus Erfurt haben Modelle durchgerechnet.

Dabei entstand eine interessante Idee.

Was, wenn man wie beim Staffellauf Frachten durch Europa transportiert?

Dass der Fahrer nicht in Bologna morgens die Ladung aufholt

und am nächsten Nachmittag in Hamburg sein muss.

Sondern dass man Produktionsformen hat

mit gebrochenen Verkehren.

Dass wir die Fahrer unterwegs tauschen lassen

und die Fahrer an ihren Heimathafen zurückkehren.

So können sie einen festen Wohnort haben.

Und das Fahrzeug würde rund um die Uhr genutzt.

Das wäre der zweite Vorteil.

Ob Zönnchen das noch erlebt - fraglich.

Dafür müssten im Straßengüterverkehr

aus einstigen Konkurrenten Logistik-Partner werden.

Eine Vision.

Aber fürs Erste

wird sich der Mangel an Fahrern erheblich verschärfen.

Laster, Logistik und Lieferengpässe:

Dazu hat der Leiter der Wirtschaftsredaktion des NDR,

Holger Ohmstedt, diese Meinung.

Die Auftragsbücher von Industrie und Handel sind voll.

Das ist eigentlich eine gute Nachricht.

Man könnte glauben, die Wirtschaft habe die Pandemie überwunden,

ein anhaltender Aufschwung sei da.

Nur dumm, dass massenhaft Lkw-Fahrer fehlen,

dass die Nachfrage auf leere oder nicht vorhandene Lager trifft.

Lkw, Schiffe und Flugzeuge können nicht so viel Material ranschaffen,

dass die Auftragsflut bewältigt werden könnte.

Die Preise steigen,

weil die Produktion mit den Bestellungen nicht Schritt hält.

Die Pandemie führt uns vor Augen:

Die Idee der Just-in-time-Produktion hat Schwächen.

Jetzt spürt man, was es bedeutet, wenn Firmen Vorräte minimieren

und ihre Teile auf See oder der Autobahn lagern.

Sie können nicht durchstarten, weil ihnen wichtige Teile fehlen.

Es klingt verrückt:

Die schnelle Erholung der Konjunktur bremst sie wieder aus –

keine zwei Monate vor dem Weihnachtsgeschäft.

Es wird bis 2022 hinein dauern, bis Lieferketten funktionieren.

Zeit nachzudenken:

Funktioniert Wirtschaft auch weniger global

und dafür klimafreundlicher?

Können nicht mehr Vorprodukte und Schlüsselkomponenten wie Halbleiter

in Europa produziert werden, statt sie um die Welt zu schippern?

Und lohnt es sich nicht, mehr Produkte zu recyceln

statt sie in Fernost immer neu herstellen zu lassen?

Ohne Umdenken können Lieferketten auch zu Fallstricken werden.

Die Meinung von Holger Ohmstedt.

Wie's gehen kann,

beweist ein Unternehmen mit großem Namen und ebensolchem Versprechen:

Das Berliner Start-up Gorillas garantiert,

Lebensmittel und andere Waren zu liefern:

Zum Preis wie im Supermarkt, innerhalb von zehn Minuten.

Doch der wirtschaftliche Erfolg hat seinen Preis.

Den zahlen hier offenbar v.a. die,

die sich für das Unternehmen abstrampeln.

Robert Holm war mittendrin

und einigen Gorillas-Fahrern auf den Felgen.

Wow, ist der schnell.

Der Lieferfahrer auf dem E-Bike hat Obst und Gemüse im Rucksack,

bestellt vor Minuten - online.

Das hat gerade mal vier Minuten gedauert.

Lebensmittel-Lieferung bis vor die Haustür:

Der Service boomt in Berlin.

Die meisten Fahrer kommen nicht aus Deutschland - wie er.

Ich begleite einen Fahrer von Gorillas,

wohl dem bekanntesten Lieferdienst.

20, 30, 40 Kilometer macht er in einer Schicht:

Hin und her zwischen Warenlager und Kunden.

Er studiert, möchte nicht erkannt werden

aus Angst vor Ärger mit der Firma.

Er kriegt 10,50 Euro pro Stunde, plus Trinkgeld.

Wenn er viel ausliefert, wird es mehr.

Diesmal hat er Windeln und Gemüse geliefert.

Zwei Taschen, 3. Stock - kein Trinkgeld.

Third floor - no tip.

Für Bestellungen und Navigation muss er sein Privathandy nutzen.

This is your private phone, right? Yeah.

Der Fahrer ist unzufrieden.

Bei der letzten Gehaltsabrechnung fehlte Geld, erzählt er.

Erst auf Nachfrage habe Gorillas das volle Gehalt überwiesen.

Es ist schon dunkel,

aber noch haben Supermärkte und Spätis auf.

Trotzdem bestellen viele jetzt bei Gorillas.

Gerade hat der Fahrer Getränke im Rucksack.

Scheiße - ich hab ihn verloren.

Ich weiß, dass der Fahrer schnell sein muss.

Denn Gorillas verspricht, binnen zehn Minuten zu liefern.

Das setzt Mitarbeiter unter Druck.

Schlechte Arbeitsbedingungen, schlechtes Management.

Anfang Oktober gab es selbst organisierte Streiks.

Nicht zum ersten Mal.

Fahrerinnen und Fahrer legten Warenlager lahm:

Protest etwa gegen den computergenierten Schichtplan.

Morgen soll ich gegen elf Uhr anfangen,

Montag um 16.15 Uhr, Dienstag um 8 Uhr.

Sehr unterschiedliche Zeiten für den Arbeitsbeginn -

teilweise zu kurze Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten.

Elf Stunden Ruhezeit sind vorgeschrieben.

Hier sieht man, acht Stunden, hier sind's nur sieben - illegal.

Gorillas betont hingegen, gesetzlichen Vorgaben einzuhalten

und beim Dienstplan auf Wünsche zu achten.

Ihnen geht es auch ums Geld.

Viele kennen fehlerhafter Gehaltsabrechnungen

wie bei dem Fahrer, den ich begleitet habe.

Auch Gorillas kennt das Problem,

spricht von Einzelfällen, die man im Griff habe.

Es geht nicht um zwei Fahrer, es geht ums System.

Duygu Kaya kommt aus der Türkei.

Sie macht den Job, weil sie schnell Geld braucht,

wie viele hier.

Ich komme aus Argentinien.

Ich kam nach Berlin, um Deutsch zu lernen

und dann Arbeit zu finden.

Ich bin Künstlerin, komme aus Slowenien.

Ich arbeite an Projekten,

doch ich brauche noch einen richtigen Job.

Es ist hier normal, dass Migranten diese Arbeit machen.

Aber es gibt eine Grenze, an der es fast Ausbeutung ist.

Auch der Fahrer, den ich begleite, kommt nicht aus Deutschland.

Er hat sich nicht am Streik beteiligt, war im Urlaub.

Viele, die sich beteiligt haben, wurden fristlos entlassen.

Protest dagegen Anfang Oktober vor der Gorillas-Zentrale in Berlin.

Auch Duygu Kaya ist dabei - auch sie wurde gefeuert.

Wir haben für grundsätzliche Rechte gestreikt.

Für ihn sind die Streikenden eine kleine Gruppe

in einer riesigen Firma, die schnell wächst.

Alexander Brunst ist Deutschland-Chef von Gorillas,

zuständig für Tausende Mitarbeiter.

Der Großteil sei zufrieden, sagt er.

Wir stellen unsere Fahrer fest an.

Sie haben Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,

können Urlaubstage nehmen.

Sie könnten auch streiken,

wenn der Streik von einer Gewerkschaft organisiert sei.

Die, die trotz mehrerer Warnungen illegal gestreikt haben -

von diesen Mitarbeitern haben wir uns getrennt.

Was nicht heißt, dass wir legale, legitim ablaufende Streiks,

wo man im Dialog sich auseinandersetzt ...

Das unterstützen wir.

Gorillas betont, die Fahrer seien ihnen das Wichtigste,

das Herz des Unternehmens.

Der Fahrer, den ich begleitete habe, glaubt das nicht.

Wir haben es zu Beginn der Sendung schon erwähnt:

An der Bundesbank-Spitze wird ein Posten frei.

Der Nachrichtenüberblick mit Thorsten Schröder.

Bundesbank-Präsident Weidmann, hat Bundespräsident Steinmeier

um seine Entlassung zum Jahresende gebeten.

Der 53-Jährige trat das Amt vor zehn Jahren an,

ursprünglich wäre sein Mandat noch bis 2027 gelaufen.

Weidmann warnte immer wieder vor den Folgen

einer lockeren Geldpolitik durch die EZB.

Als Grund für seinen Rücktritt nannte er jedoch persönliche Gründe.

Deutschland will bei der Grenzsicherung

stärker mit Polen zusammenarbeiten.

Das kündigte Innenminister Seehofer als Reaktion auf Flüchtlinge an,

die von Belarus in die EU einreisen.

Es seien acht Hundertschaften der Bundespolizei

an die deutsch-polnische Grenze verlegt worden.

Die EU wirft Belarus vor,

Tausende Schutzsuchende gezielt in die EU zu schleusen.

Der Sacharow-Preis, die höchste EU-Menschenrechtsauszeichnung,

geht 2021 an den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.

Das Europa-Parlament verband die Entscheidung

mit Kritik am russischen Präsidenten Putin.

Nawalny werde ausgezeichnet für "immense persönliche Tapferkeit".

Er habe gegen die Korruption des Putin-Regimes gekämpft.

Nawalny sitzt derzeit in Haft,

weil er Meldeauflagen nicht eingehalten haben soll.

Nach dem Debüt des ersten an Bitcoins gekoppelten ETF-Indexfonds

kletterte die Krypto-Währung auf ein Rekordhoch

von mehr als 66.000 Dollar.

Mehr dazu von Markus Gürne.

Nach Verschiebungen ist der erste Bitcoin-ETF

an der New Yorker Börse durchgestartet.

Investoren rissen sich darum.

Damit profitieren sie von der Kursentwicklung des Bitcoin,

ohne ein Kryptokonto zu eröffnen - und direkt zu investieren.

Mit dem Anstieg des Bitcoin steigt der Wert des ETF -

und er fällt, wenn der Bitcoin fällt.

Schwankungen könnten größer sein:

Der ETF investiert nicht direkt in den Bitcoin,

sondern in "Futures" auf den Bitcoin: Wettgeschäfte.

Entsprechend riskant ist die Anlageform.

Der Begeisterung der Investoren tat das keinen Abbruch.

Der Börsengang des ETF

hat dem Bitcoin einen Rekord beschert: über 66.000 Dollar.

Wolfsburg musste in der Champions League

einen Rückschlag hinnehmen:

In Salzburg unterlag der Bundesligist mit 3:1.

Das war's von meiner Seite.

Jetzt wieder zu Caren.

Wir haben die Sendung mit Frauen begonnen,

wir beenden sie mit Frauen.

Und lernen dabei:

Das Ideal, wonach eine Frau nur schön sei,

wenn sie fehler- und faltenfrei anmutig und hingegossen daliegt:

Das hat in der Kunst wenig Bestand -

beweist eine Ausstellung über Frauenkörper in Heidelberg.

Daniela Diehl und Katja Schalla.

Verführerisch.

Gnadenlos.

Natürlich.

Unterschiedliche Blicke auf das Weibliche.

Fotos, Gemälde, Skulpturen vom 16. Jahrhundert bis heute.

Die Körper: fast immer nackt.

Zum einen geht das Sujet des Aktes uns alle an.

Jeder Mensch hat einen Körper.

Das berührt uns in unmittelbarer Weise.

Darum ist es etwas, was bis heute relevant ist.

In der Kunstgeschichte ist der Akt nicht nur ein Sujet,

sondern steht für ein Ideal.

Im Vordergrund: zunächst die Erotik.

Die Sicht auf den idealen Frauenkörper:

Eine rein männliche.

Kein Wunder - in der Renaissance gab es hauptsächlich Künstler.

Ihre Darstellung der Frau: ästhetisch, verführerisch, passiv.

Hier Lovis Corinth.

Frauen aus der Perspektive von Frauen:

Das kommt im 20. Jahrhundert.

Oft nehmen sie sich selbst zum Model, sind schonungslos.

Alles wird realer,

auch Gewalt und Schmerz werden thematisiert.

Wie bei Cindy Sherman.

Und heute?

Soziale Medien überfluten uns mit Frauenbildern – ohne Tabus.

Es ist ein Thema mit wahnsinniger Aktualität:

Die Gender-Thematik, die Frage, was ist überhaupt Weiblichkeit?

Was ist weibliche Identität, wie werden Frauen inszeniert?

Wie nehmen sie sich wahr?

Mal völlig überfrachtet - als Stütze der Gesellschaft.

Mal unbeschwert, entspannt.

Eine Reise durch fünf Jahrhunderte, die zeigt:

Es gibt nicht den einen Blick ...

... auf Frauenkörper.

Bleibt unser Blick aufs Wetter.

Da kommen stürmische Zeiten.

Das war schon die vollständige Zusammenfassung.

Es kommt ein Sturmtief.

Das drückt uns auf die Pelle.

Vor allem in der zweiten Nachthälfte und am Vormittag.

Bevor ich lange rede, zeige ich lieber was:

Das ist ein Tiefdruckkomplex über Skandinavien.

Das bedeutet: großer Luftdruckunterschied.

Den gleicht die Atmosphäre mit Wind aus.

Der Satellitenfilm zeigt:

Dieses kleine Sturmtief zieht Richtung Ärmelkanal.

Und zieht ein Windfeld mit.

Im Harz gab es schon über 100 km/h.

Morgen gibt es verbreitete Windböen:

Wir schauen auf dem Wetterablauf:

Es gibt Schauer und teilweise Gewitter.

Wir hatten einen Tornado bei Emmerich.

Es kann morgen noch einen Tornado geben.

Eine Beruhigung kommt erst zum Nachmittag.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit "Die Unbeugsamen":

Einer Reportage über die gefährdete Pressefreiheit auf den Philippinen.

Und über die Arbeit der Journalistin

und neuen Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa.

Um 0.15 Uhr bringt Sie Julia Niharika Sen

im nachtmagazin auf den neuesten Stand.

Wir sind morgen wieder für Sie da. Tschüss!

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 20.10.2021, 22:15 Uhr - Sozialdemokratin Bärbel Bas soll neue Bundestagspräsidentin werden, Grünen-Chefin tagesthemen October 20th, 2021, 10:15 p.m. – Social Democrat Bärbel Bas is to become the new President of the Bundestag, Green Party leader

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen. Here is the first German television with the daily topics.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.10.2021) This show was subtitled live by NDR (20.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

"Ich habe erreicht, was ich wollte.

Es ist erwiesen, dass eine Frau es kann."

Mit diesen Worten resümierte Annemarie Renger

ihre Zeit an der Spitze des deutschen Bundestags.

Sie wurde '72 Parlamentspräsidentin,

als erste Sozialdemokratin und als erste Frau.

Eine mit Stil,

die einen später berühmten Parlamentarier zurechtwies:

"Genosse Schröder, wenn Wahl des Bundeskanzlers ist,

bindest du dir 'ne Krawatte um."

Die zweite Frau war Rita Süssmuth von der CDU,

die zehn Jahre lang im deutschen Parlament für Ordnung sorgte.

Nun kommt Nummer drei:

Die Sozialdemokratin Bärbel Bas

wird als dritte Frau dieses hohe Amt bekleiden.

Womit nun eine strittige Personalie

kurz vor Beginn der Koalitionsverhandlungen geklärt wäre

Uli Meerkamm.

Am Abend ist es offiziell:

Die SPD-Fraktion schlägt für das Bundestagspräsidium zwei Frauen vor.

Der Fraktionsvorstand hat einstimmig meinem Vorschlag zugestimmt:

Bärbel Bas als Parlamentspräsidentin und Aydan Özuguz zu nominieren

als weitere Vizepräsidentin für dieses Amt.

Die Duisburgerin Bärbel Bas (53) war bisher Vize-Fraktionschefin

und wird dem linken Flügel der Partei zugerechnet.

Sie gehört dem Bundestag seit zwölf Jahren an.

Auch Aydan Özuguz (54).

Für Soziologin Jutta Allmendinger,

selbst SPD-Mitglied, ist Bas eine gute Wahl.

Sie hat es gut gemacht, sie war in Corona präsent.

Sie hat keine Beißhemmungen gegenüber der AfD.

Und sie bringt die Ruhe mit, die eine Präsidentin braucht.

Eigentlich wollte Mützenich selbst das Präsidentenamt.

Aber in der neuen Bundestagsfaktion, immerhin zu über 40 Prozent Frauen,

regte sich Widerstand.

Kanzler, Bundestagspräsident und Bundespräsident alles Männer:

Gehe gar nicht.

Die Grünen können sich noch mehr Frauenpower

in hohen Staatsämtern vorstellen, etwa als Bundespräsidentin.

Die Parteien haben erklärt, sich auf Augenhöhe zu begegnen.

Insofern erscheint es logisch:

Eine Sozialdemokratin ist Bundestagspräsidentin,

der Kanzler kommt aus der SPD ...

Da wird die Bundespräsidentenstelle dann durch eine Frau besetzt.

Der Rücktritt von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann

eröffnet noch ein Schlachtfeld.

Der Grünen-Co-Vorsitzende Robert Habeck fordert,

das Amt des obersten Bundebankers neu auszurichten.

Die FDP aber möchte auch gern

in den Koalitionsverhandlungen über die Neubesetzung mitbestimmen.

Zumindest droht wieder mal eine Auseinandersetzung,

wer eine qualifiziertere Person hat, die das Amt besetzen kann.

Danach müssen wir entscheiden,

ob die eine oder andere Partei die qualifiziertere Person nennt.

Heißt auch:

Wer von FDP und Grünen das Finanzministerium bekommt,

müsste den anderen den Erstzugriff beim Bundesbankpräsidenten geben.

Auch der alte Streitpunkt, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2,

wird die Koalitionsverhandlungen noch beschäftigen.

Es geht mal nicht um Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen

oder Durchleitungsverträge mit der Ukraine.

Die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock

will die Betriebsgenehmigung versagen.

Pipeline-Betreiber und Lieferant des Gases seien identisch.

Das verstoße gegen EU-Recht.

Zugeschaltet ist uns jetzt

Annalena Baerbock, Co-Chefin der Grünen.

Guten Abend. Schönen guten Abend.

Sie wollen nicht, dass Nord Stream 2 eine Betriebsgenehmigung erhält.

Die SPD unterstützt das Vorhaben.

Ist das der erste Streit der neuen Koalition?

Diese Pipeline dient nicht der Sicherheit Europas.

Auch wenn wir gerade eine Energiepreis-Debatte haben.

Sie ist von Seiten des russischen Regimes angelegt

gegen die Ukrainer und die gemeinsame EU-Energiepolitik.

Ich halte es für falsch, eine weitere Abhängigkeit zu schaffen.

Die dazu führt, dass wir als Europäer erpressbar werden.

Deswegen habe ich immer gesagt:

Für diese Pipeline muss das EU-Energierecht gelten.

Europäische Vorgaben müssen eingehalten werden.

Das ist derzeit nicht der Fall.

Das muss noch geklärt werden.

Wenn das geklärt ist:

Für die SPD ist das dann laut Olaf Scholz eine formale Entscheidung.

Für sie aber eine politische – wie soll das zusammengehen?

Es ist nicht nur eine hochpolitische Entscheidung.

Es ist eine Frage der Sicherheitspolitik Europas.

Fast alle europäischen Länder sind gegen diese Pipeline.

Die alte Bundesregierung hat das dennoch vorangetrieben.

Mit dem Argument, dass es ein wirtschaftliches,

kein politisches Projekt sei.

Das Gegenteil ist der Fall.

Das spüren wir gerade bei den Gaspreisen.

Russische Konzerne benutzen Energieexporte

als Druckmittel gegenüber uns Europäern.

Wir sollten uns unabhängiger von solchen Energieimporten machen.

Auch das diskutieren wir in den Koalitionsverhandlungen.

Machen Sie das zu einer Bedingung in den Gesprächen:

Kein Nachgeben gegenüber Russland? Keine Betriebsgenehmigung?

Wir haben im Sondierungspapier verankert:

Dass wir im Dialog mit Russland stehen müssen.

Dass wir aber auch unsere eigenen Interessen, unsere Sicherheit,

im Blick haben müssen.

Und dass wir gegen autoritäre Regime wie China oder Russland

als Demokratien im Wettbewerb stehen.

Diese Leitlinien wurden verankert.

Die waren auch vor den Gesprächen schon bekannt.

Aber ist das für Sie eine unumstößliche Bedingung?

Es bestehen noch unterschiedliche Meinungen unter den Partnern.

Man kann nicht ein Thema herauspicken und sagen:

Daran wird alles scheitern.

Das wäre verantwortungslos.

Wir müssen auch noch andere energiepolitische Fragen klären.

Wenn wir früher aus der Kohle aussteigen:

Wie bekommen wir eine Beschleunigung der erneuerbaren Energien hin?

Deswegen ist der Ausbau von Wind- und Solarkraft entscheidend.

Um uns unabhängiger von Gas-Importen u.a. aus Russland zu machen.

Das ist ein Knackpunkt für die Koalitionsgespräche.

Morgen beginnen diese Verhandlungen.

In denen soll es erst um Inhalte, dann um Köpfe gehen.

Dennoch stellt sich die Frage nach der Parität

nach der Besetzung von Bärbel Bas als Bundestagspräsidentin.

Die Grünen fordern: Hälfte Frauen, Hälfte Männer im Kabinett.

Gilt das auch für die fünf obersten Verfassungsorgane?

Wir treten ein für eine Politik auf Höhe der Zeit.

Deswegen haben wir für uns als Partei die Quote.

Für mich wäre es aus der Zeit gefallen,

wenn hohe Staatsämter 2021 nur von einem Geschlecht besetzt wären.

Deswegen war das heute ein gutes Signal von der SPD.

Nach fast 25 Jahren wieder eine Bundestagspräsidentin zu nominieren.

Was heißt das für den Rest?

Kanzler wird Scholz, also männlich.

Der Präsident des BVerfG - männlich.

Bundesratspräsident wird Bodo Ramelow sein - männlich.

Dann müsste neben Frau Bas als Bundesratspräsidentin

auch eine Frau in Schloss Bellevue sitzen.

Erst mal bilden wir hoffentlich eine neue Regierung.

Herr Scholz hat versprochen, nicht nur eine Klimaregierung zu bilden.

Obwohl auch da noch viel zu tun ist.

Jetzt laufen Sie weg!

Das gilt auch für die Gleichstellungspolitik

der neuen Bundesregierung, die paritätisch besetzt werden müsste.

Im Schloss Bellevue wäre der einzige Platz frei

bei den fünf höchsten Verfassungsorganen.

Da war Katrin Göring-Eckardt im Gespräch - bleibt sie das?

Ich verhandele erst mal eine Bundesregierung.

Die Frage nach dem Bundespräsidenten steht erst im Frühjahr an.

Wir müssen wir paritätisch besetzte Bundesregierung auf den Weg bringen.

Das ist kein Selbstläufer.

Das haben die Debatten in der SPD gezeigt.

Im Frühjahr steht dann die Wahl

eines Bundespräsidenten oder einer Bundespräsidentin an.

Ich hatte nur nach der Parität gefragt.

Müssen nach ihrer Ansicht aus jeder Partei

gleichviel Frauen und Männer ins Kabinett entsandt werden?

Oder gilt das insgesamt?

Dann könnte sich ja die FDP einen schlanken Fuß machen.

Das gilt insgesamt fürs Kabinett.

Wir wissen aber noch nicht, wie viele Ministerien es geben wird.

Da kommen noch andere Fragen dazu:

Wer besetzt welches Ressort?

Deswegen gibt es viele verschiedene Szenarien.

Klar ist aber:

Wenn wir eine Reform-Regierung bilden wollen,

dann muss sich die Vielfalt in dieser Regierung widerspiegeln.

Christian Lindner hat gesagt:

In der Regierung soll es drei Machtzentren geben.

Kanzleramt, Finanzministerium, großes Klimaministerium.

Das sollte vor allem heißen, dass er Finanzminister wird.

Haben Sie ihm gesagt: So nicht?

Wir haben in den letzten Tagen viel miteinander gesprochen.

Wir haben uns darauf verständigt,

erst inhaltliche Leitplanken zu setzen.

Da gibt es noch eine Menge zu diskutieren.

Die Ressort-Zuständigkeiten klären wir im Anschluss.

Das ist klar.

Aber kämpfen Sie weiter um das wichtige Finanz-Ressort?

Wir kämpfen in allen Bereichen weiter.

Auch in der Finanzpolitik.

Angesichts der Aufgaben, die wir stemmen müssen.

Beim Klimaschutz, bei der Digitalisierung.

Man muss nur daran erinnern:

Das Faxe zwischen Gesundheitsämtern hin und her geschickt wurden.

Dass Kinder am Digitalunterricht nicht teilhaben konnten.

Um das zu ändern, brauchen wir Milliarden.

Wir müssen in die Zukunft investieren.

Bei der Aufstellung für das nächste Jahrzehnt

spielt die Finanzpolitik eine große Rolle.

Wie auch Klimaschutz, Digitalisierung.

Danke für das Gespräch.

Danke ebenso.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Dass aktive oder ehemalige Soldaten Bundeswehr kriminell werden können,

ist kein Einzelfall.

Die Geschichte allerdings, die heute publik wurde,

ist in ihrer Dimension abenteuerlich:

Zwei Ex-Bundeswehrsoldaten

planten eine 150 Mann starke Söldnertruppe aufzubauen:

Für den jemenitischen Bürgerkrieg.

Um dort viel Geld zu verdienen.

Die Männer wurden heute wegen Terrorverdachts festgenommen.

Lisa Wand und Georg Heil.

♪ Grüß mir die Heimat, Kamerad ♪

Ehemalige Bundeswehrsoldaten 2015 im Irak

singen das "Kreta-Lied", Fallschirmjägerlied aus NS-Zeiten.

Darunter: Arend-Adolf G. und Achim A., im karierten Hemd.

Die beiden Ex-Soldaten

sind als Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma im Irak zu sehen.

Heute wurden sie von Beamten der Spezialeinheit GSG 9 festgenommen

und dem Richter beim BGH vorgeführt.

Der ordnete U-Haft an.

Sie sollen versucht haben, eine 150-Mann-Söldnertruppe aufzubauen,

um in den Bürgerkrieg im Jemen einzugreifen.

Dort sollten diese auf Seiten von Saudi-Arabien kämpfen.

Den potenziellen Kämpfern

wurde Sold von 40.000 Euro im Monat angeboten.

Man hat mindestens sieben Ex-Angehörige der Bundeswehr

oder frühere Polizisten kontaktiert.

Man hat versucht, sie für die Idee der Söldnertruppe zu gewinnen.

Es gab intensive Versuche, an Saudi-Arabien heranzutreten.

Die Beschuldigten arbeiteten zuvor

für die Sicherheitsfirma Asgaard aus Hamm.

Asgaard hatte Ex-Angehörige von Bundeswehr und Polizei

als Bodyguards in den Irak entsandt.

Sie haben saudische Diplomaten bewacht.

Achim A. war nach Info des ARD-Magazins Kontraste

als Einsatzleiter für Asgaard im Irak tätig.

Für die Bundeswehr soll der Ex-Fallschirmjäger

Seminare in Politischer Bildung abgehalten haben.

Als CSU-Mitglied engagierte er sich für Sicherheitspolitik.

Mit den festgenommenen Ex-Soldaten ist auf dem Video Dirk G. zu sehen,

Geschäftsführer von Asgaard.

2020 hatte Kontraste aufgedeckt, wie die Firma in Bagdad agierte.

Mit Wehrmachtsparolen an der Wand und der Reichskriegsflagge.

Hier posierte Asgaard-Chef Dirk G.

mit einer Wehrmachtsstatue mit Hakenkreuz.

Die Bundestagsabgeordnete Martina Renner.

Sie sieht in einer deutschen Söldnertruppe

auch eine Gefahr innerhalb Deutschlands.

Es sind extrem Rechte in der Führung der Firma

und diejenigen, die rekrutiert werden.

Der gemeinsame Gedanke: Man muss sich auf Tag X vorbereiten.

Ein Tag des rechten Umsturzes,

wo man mit Terror versuchen will, die Demokratie abzuschaffen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums

erklärte zu Asgaard:

Es besteht ein Beschäftigungsverbot für alle Bundeswehrangehörigen.

Es darf niemand eine Nebenbeschäftigung

oder vertragliche Bindungen zu dieser Firma eingehen.

Die beiden Ex-Soldaten

sollen im Frühjahr Kontakt zu den Saudis gesucht haben.

Die reagierten nicht.

Doch ein Hinweis an den MAD stoppte das Vorhaben.

Zu einem aussterbenden Beruf:

Mit alter Trucker-Romantik, die Gunter Gabriel einst besang,

hat die Laster-Wirklichkeit auf Autobahnen nichts mehr zu tun.

Termindruck und schlechte Bezahlung:

Weniger Frauen und Männer denn je wollen hinter das Steuer.

In Deutschland fehlen 80.000 Kraftfahrer.

Das hat Folgen:

Ohne Fahrer auf den Straßen auch weniger Dinge in den Läden,

die wir zum Leben brauchen.

Kati Obermann.

Kesselsdorf, unweit von Dresden.

Heiko Zönnchen macht noch einen Technik-Check,

dann steigt er in sein "Wohnzimmer".

Der Führerstand ist in den nächsten Tagen sein Zuhause.

Zwei Touren im Großraum Dresden hat er noch -

dann geht's ab in die Schweiz.

Klingt nach Romantik und Alpenpanoramen.

"Eher nicht", sagt der Kraftfahrer (42).

Momente, wenn früh die Sonne aufgeht,

wenn man abends in den Sonnenuntergang fährt ...

Wo man fast alleine ist, dann ist es okay.

Aber im Berufsverkehr, früh, Nachmittag: nur Stress.

"Wer Stau nicht mag, sollte nicht Kraftfahrer werden", sagt Zönnchen.

Auch nicht, wer empfindlich auf unverschämte Pförtner reagiert.

Bei Kunden, wo man ablädt, da ist man ...

Wie soll ich sagen?

Bei uns sagt man: "... der Kutscher".

Du kommst an, willst abladen ...

"Nee, geht raus, warte, wir machen erst mal Pause."

Zönnchen hatte vor Jahren die Nase voll von den Arbeitsbedingungen,

schmiss hin.

Inzwischen ist er wieder da, hatte aber klare Forderungen.

Am Anfang jeden Tag zu Hause, festes Auto, keene Nachtschicht.

Ich bin nicht so der Nachtfahrer.

Sein Chef ließ sich darauf ein.

Verlässliche Kraftfahrer gibt es kaum, deutsche schon gar nicht.

Dabei ist das Einkommen besser als viele denken.

Zwischen 2000 und 3000 Euro netto sind drin.

Bisher pufferte auch Zönnchens Chef den Personalmangel

mit osteuropäische Fahrern ab.

Die finden aber immer öfter gute Jobs im eigenen Land.

Nun herrscht auch hier: Fahrermangel.

Sind alle Fahrer heute da?

Wir hatten die Nacht zwei Krankmeldungen.

Einen Ausfall, ein Tagdienst fällt weg.

Wir müssen Ersatz besorgen für morgen.

Wir kämpfen am meisten um das Thema Personal.

Um die Fahrzeug-Besetzung.

Wenn wir Touren unserer Kunden alle bedienen wollen

und alle Umsätze mit generieren wollen:

Da bräuchten wir auf den Schlag 20 Kraftfahrer.

Das Problem drängt, überall.

Die Stabilität von Lieferketten steht auf dem Spiel.

Verkehrsexperten aus Erfurt haben Modelle durchgerechnet.

Dabei entstand eine interessante Idee.

Was, wenn man wie beim Staffellauf Frachten durch Europa transportiert?

Dass der Fahrer nicht in Bologna morgens die Ladung aufholt

und am nächsten Nachmittag in Hamburg sein muss.

Sondern dass man Produktionsformen hat

mit gebrochenen Verkehren.

Dass wir die Fahrer unterwegs tauschen lassen

und die Fahrer an ihren Heimathafen zurückkehren.

So können sie einen festen Wohnort haben.

Und das Fahrzeug würde rund um die Uhr genutzt.

Das wäre der zweite Vorteil.

Ob Zönnchen das noch erlebt - fraglich.

Dafür müssten im Straßengüterverkehr

aus einstigen Konkurrenten Logistik-Partner werden.

Eine Vision.

Aber fürs Erste

wird sich der Mangel an Fahrern erheblich verschärfen.

Laster, Logistik und Lieferengpässe:

Dazu hat der Leiter der Wirtschaftsredaktion des NDR,

Holger Ohmstedt, diese Meinung.

Die Auftragsbücher von Industrie und Handel sind voll.

Das ist eigentlich eine gute Nachricht.

Man könnte glauben, die Wirtschaft habe die Pandemie überwunden,

ein anhaltender Aufschwung sei da.

Nur dumm, dass massenhaft Lkw-Fahrer fehlen,

dass die Nachfrage auf leere oder nicht vorhandene Lager trifft.

Lkw, Schiffe und Flugzeuge können nicht so viel Material ranschaffen,

dass die Auftragsflut bewältigt werden könnte.

Die Preise steigen,

weil die Produktion mit den Bestellungen nicht Schritt hält.

Die Pandemie führt uns vor Augen:

Die Idee der Just-in-time-Produktion hat Schwächen.

Jetzt spürt man, was es bedeutet, wenn Firmen Vorräte minimieren

und ihre Teile auf See oder der Autobahn lagern.

Sie können nicht durchstarten, weil ihnen wichtige Teile fehlen.

Es klingt verrückt:

Die schnelle Erholung der Konjunktur bremst sie wieder aus –

keine zwei Monate vor dem Weihnachtsgeschäft.

Es wird bis 2022 hinein dauern, bis Lieferketten funktionieren.

Zeit nachzudenken:

Funktioniert Wirtschaft auch weniger global

und dafür klimafreundlicher?

Können nicht mehr Vorprodukte und Schlüsselkomponenten wie Halbleiter

in Europa produziert werden, statt sie um die Welt zu schippern?

Und lohnt es sich nicht, mehr Produkte zu recyceln

statt sie in Fernost immer neu herstellen zu lassen?

Ohne Umdenken können Lieferketten auch zu Fallstricken werden.

Die Meinung von Holger Ohmstedt.

Wie's gehen kann,

beweist ein Unternehmen mit großem Namen und ebensolchem Versprechen:

Das Berliner Start-up Gorillas garantiert,

Lebensmittel und andere Waren zu liefern:

Zum Preis wie im Supermarkt, innerhalb von zehn Minuten.

Doch der wirtschaftliche Erfolg hat seinen Preis.

Den zahlen hier offenbar v.a. die,

die sich für das Unternehmen abstrampeln.

Robert Holm war mittendrin

und einigen Gorillas-Fahrern auf den Felgen.

Wow, ist der schnell.

Der Lieferfahrer auf dem E-Bike hat Obst und Gemüse im Rucksack,

bestellt vor Minuten - online.

Das hat gerade mal vier Minuten gedauert.

Lebensmittel-Lieferung bis vor die Haustür:

Der Service boomt in Berlin.

Die meisten Fahrer kommen nicht aus Deutschland - wie er.

Ich begleite einen Fahrer von Gorillas,

wohl dem bekanntesten Lieferdienst.

20, 30, 40 Kilometer macht er in einer Schicht:

Hin und her zwischen Warenlager und Kunden.

Er studiert, möchte nicht erkannt werden

aus Angst vor Ärger mit der Firma.

Er kriegt 10,50 Euro pro Stunde, plus Trinkgeld.

Wenn er viel ausliefert, wird es mehr.

Diesmal hat er Windeln und Gemüse geliefert.

Zwei Taschen, 3. Stock - kein Trinkgeld.

Third floor - no tip.

Für Bestellungen und Navigation muss er sein Privathandy nutzen.

This is your private phone, right? Yeah.

Der Fahrer ist unzufrieden.

Bei der letzten Gehaltsabrechnung fehlte Geld, erzählt er.

Erst auf Nachfrage habe Gorillas das volle Gehalt überwiesen.

Es ist schon dunkel,

aber noch haben Supermärkte und Spätis auf.

Trotzdem bestellen viele jetzt bei Gorillas.

Gerade hat der Fahrer Getränke im Rucksack.

Scheiße - ich hab ihn verloren.

Ich weiß, dass der Fahrer schnell sein muss.

Denn Gorillas verspricht, binnen zehn Minuten zu liefern.

Das setzt Mitarbeiter unter Druck.

Schlechte Arbeitsbedingungen, schlechtes Management.

Anfang Oktober gab es selbst organisierte Streiks.

Nicht zum ersten Mal.

Fahrerinnen und Fahrer legten Warenlager lahm:

Protest etwa gegen den computergenierten Schichtplan.

Morgen soll ich gegen elf Uhr anfangen,

Montag um 16.15 Uhr, Dienstag um 8 Uhr.

Sehr unterschiedliche Zeiten für den Arbeitsbeginn -

teilweise zu kurze Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten.

Elf Stunden Ruhezeit sind vorgeschrieben.

Hier sieht man, acht Stunden, hier sind's nur sieben - illegal.

Gorillas betont hingegen, gesetzlichen Vorgaben einzuhalten

und beim Dienstplan auf Wünsche zu achten.

Ihnen geht es auch ums Geld.

Viele kennen fehlerhafter Gehaltsabrechnungen

wie bei dem Fahrer, den ich begleitet habe.

Auch Gorillas kennt das Problem,

spricht von Einzelfällen, die man im Griff habe.

Es geht nicht um zwei Fahrer, es geht ums System.

Duygu Kaya kommt aus der Türkei.

Sie macht den Job, weil sie schnell Geld braucht,

wie viele hier.

Ich komme aus Argentinien.

Ich kam nach Berlin, um Deutsch zu lernen

und dann Arbeit zu finden.

Ich bin Künstlerin, komme aus Slowenien.

Ich arbeite an Projekten,

doch ich brauche noch einen richtigen Job.

Es ist hier normal, dass Migranten diese Arbeit machen.

Aber es gibt eine Grenze, an der es fast Ausbeutung ist.

Auch der Fahrer, den ich begleite, kommt nicht aus Deutschland.

Er hat sich nicht am Streik beteiligt, war im Urlaub.

Viele, die sich beteiligt haben, wurden fristlos entlassen.

Protest dagegen Anfang Oktober vor der Gorillas-Zentrale in Berlin.

Auch Duygu Kaya ist dabei - auch sie wurde gefeuert.

Wir haben für grundsätzliche Rechte gestreikt.

Für ihn sind die Streikenden eine kleine Gruppe

in einer riesigen Firma, die schnell wächst.

Alexander Brunst ist Deutschland-Chef von Gorillas,

zuständig für Tausende Mitarbeiter.

Der Großteil sei zufrieden, sagt er.

Wir stellen unsere Fahrer fest an.

Sie haben Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,

können Urlaubstage nehmen.

Sie könnten auch streiken,

wenn der Streik von einer Gewerkschaft organisiert sei.

Die, die trotz mehrerer Warnungen illegal gestreikt haben -

von diesen Mitarbeitern haben wir uns getrennt.

Was nicht heißt, dass wir legale, legitim ablaufende Streiks,

wo man im Dialog sich auseinandersetzt ...

Das unterstützen wir.

Gorillas betont, die Fahrer seien ihnen das Wichtigste,

das Herz des Unternehmens.

Der Fahrer, den ich begleitete habe, glaubt das nicht.

Wir haben es zu Beginn der Sendung schon erwähnt:

An der Bundesbank-Spitze wird ein Posten frei.

Der Nachrichtenüberblick mit Thorsten Schröder.

Bundesbank-Präsident Weidmann, hat Bundespräsident Steinmeier

um seine Entlassung zum Jahresende gebeten.

Der 53-Jährige trat das Amt vor zehn Jahren an,

ursprünglich wäre sein Mandat noch bis 2027 gelaufen.

Weidmann warnte immer wieder vor den Folgen

einer lockeren Geldpolitik durch die EZB.

Als Grund für seinen Rücktritt nannte er jedoch persönliche Gründe.

Deutschland will bei der Grenzsicherung

stärker mit Polen zusammenarbeiten.

Das kündigte Innenminister Seehofer als Reaktion auf Flüchtlinge an,

die von Belarus in die EU einreisen.

Es seien acht Hundertschaften der Bundespolizei

an die deutsch-polnische Grenze verlegt worden.

Die EU wirft Belarus vor,

Tausende Schutzsuchende gezielt in die EU zu schleusen.

Der Sacharow-Preis, die höchste EU-Menschenrechtsauszeichnung,

geht 2021 an den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.

Das Europa-Parlament verband die Entscheidung

mit Kritik am russischen Präsidenten Putin.

Nawalny werde ausgezeichnet für "immense persönliche Tapferkeit".

Er habe gegen die Korruption des Putin-Regimes gekämpft.

Nawalny sitzt derzeit in Haft,

weil er Meldeauflagen nicht eingehalten haben soll.

Nach dem Debüt des ersten an Bitcoins gekoppelten ETF-Indexfonds

kletterte die Krypto-Währung auf ein Rekordhoch

von mehr als 66.000 Dollar.

Mehr dazu von Markus Gürne.

Nach Verschiebungen ist der erste Bitcoin-ETF

an der New Yorker Börse durchgestartet.

Investoren rissen sich darum.

Damit profitieren sie von der Kursentwicklung des Bitcoin,

ohne ein Kryptokonto zu eröffnen - und direkt zu investieren.

Mit dem Anstieg des Bitcoin steigt der Wert des ETF -

und er fällt, wenn der Bitcoin fällt.

Schwankungen könnten größer sein:

Der ETF investiert nicht direkt in den Bitcoin,

sondern in "Futures" auf den Bitcoin: Wettgeschäfte.

Entsprechend riskant ist die Anlageform.

Der Begeisterung der Investoren tat das keinen Abbruch.

Der Börsengang des ETF

hat dem Bitcoin einen Rekord beschert: über 66.000 Dollar.

Wolfsburg musste in der Champions League

einen Rückschlag hinnehmen:

In Salzburg unterlag der Bundesligist mit 3:1.

Das war's von meiner Seite.

Jetzt wieder zu Caren.

Wir haben die Sendung mit Frauen begonnen,

wir beenden sie mit Frauen.

Und lernen dabei:

Das Ideal, wonach eine Frau nur schön sei,

wenn sie fehler- und faltenfrei anmutig und hingegossen daliegt:

Das hat in der Kunst wenig Bestand -

beweist eine Ausstellung über Frauenkörper in Heidelberg.

Daniela Diehl und Katja Schalla.

Verführerisch.

Gnadenlos.

Natürlich.

Unterschiedliche Blicke auf das Weibliche.

Fotos, Gemälde, Skulpturen vom 16. Jahrhundert bis heute.

Die Körper: fast immer nackt.

Zum einen geht das Sujet des Aktes uns alle an.

Jeder Mensch hat einen Körper.

Das berührt uns in unmittelbarer Weise.

Darum ist es etwas, was bis heute relevant ist.

In der Kunstgeschichte ist der Akt nicht nur ein Sujet,

sondern steht für ein Ideal.

Im Vordergrund: zunächst die Erotik.

Die Sicht auf den idealen Frauenkörper:

Eine rein männliche.

Kein Wunder - in der Renaissance gab es hauptsächlich Künstler.

Ihre Darstellung der Frau: ästhetisch, verführerisch, passiv.

Hier Lovis Corinth.

Frauen aus der Perspektive von Frauen:

Das kommt im 20. Jahrhundert.

Oft nehmen sie sich selbst zum Model, sind schonungslos.

Alles wird realer,

auch Gewalt und Schmerz werden thematisiert.

Wie bei Cindy Sherman.

Und heute?

Soziale Medien überfluten uns mit Frauenbildern – ohne Tabus.

Es ist ein Thema mit wahnsinniger Aktualität:

Die Gender-Thematik, die Frage, was ist überhaupt Weiblichkeit?

Was ist weibliche Identität, wie werden Frauen inszeniert?

Wie nehmen sie sich wahr?

Mal völlig überfrachtet - als Stütze der Gesellschaft.

Mal unbeschwert, entspannt.

Eine Reise durch fünf Jahrhunderte, die zeigt:

Es gibt nicht den einen Blick ...

... auf Frauenkörper.

Bleibt unser Blick aufs Wetter.

Da kommen stürmische Zeiten.

Das war schon die vollständige Zusammenfassung.

Es kommt ein Sturmtief.

Das drückt uns auf die Pelle.

Vor allem in der zweiten Nachthälfte und am Vormittag.

Bevor ich lange rede, zeige ich lieber was:

Das ist ein Tiefdruckkomplex über Skandinavien.

Das bedeutet: großer Luftdruckunterschied.

Den gleicht die Atmosphäre mit Wind aus.

Der Satellitenfilm zeigt:

Dieses kleine Sturmtief zieht Richtung Ärmelkanal.

Und zieht ein Windfeld mit.

Im Harz gab es schon über 100 km/h.

Morgen gibt es verbreitete Windböen:

Wir schauen auf dem Wetterablauf:

Es gibt Schauer und teilweise Gewitter.

Wir hatten einen Tornado bei Emmerich.

Es kann morgen noch einen Tornado geben.

Eine Beruhigung kommt erst zum Nachmittag.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit "Die Unbeugsamen":

Einer Reportage über die gefährdete Pressefreiheit auf den Philippinen.

Und über die Arbeit der Journalistin

und neuen Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa.

Um 0.15 Uhr bringt Sie Julia Niharika Sen

im nachtmagazin auf den neuesten Stand.

Wir sind morgen wieder für Sie da. Tschüss!

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