tagesthemen 19.09.2021, 22:45 Uhr - Umwerben der Unentschlossenen beim letzten Triell vor der Bundestagswahl, Regierungs
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (19.09.2021)
Guten Abend!
Heute in einer Woche sind wir schlauer:
Dann hat Deutschland gewählt.
Bis dahin heißt es: Schlussspurt im Wahlkampf.
Jetzt gilt es noch, die Unentschlossenen zu überzeugen.
Erfahrungsgemäß wird es dann hitzig:
Samthandschuhe ist nicht mehr, stattdessen harte Bandagen.
Ob das auch am Abend so war?
Beim dritten TV-Dreikampf
der Kanzler-Kandidaten von SPD, CDU und Grünen?
Nicole Kohnert hat beobachtet,
wie sich Scholz, Laschet und Baerbock
beim finalen Triell geschlagen haben.
Das Gefühl von Weihnachten wird anfangs des Triells vermittelt:
In einer Woche ist Bescherung, die Wahl.
Keiner weiß, was man bekommt.
Noch 40 Prozent der Wähler sind unentschlossen.
Punkten wollen Baerbock und Scholz mit mehr Geld für Geringverdiener.
Beide möchten 12 Euro Mindestlohn.
Laschet ist dagegen:
Wenn wir in der Politik beginnen, der eine sagt 12, die Linke 13,
demnächst sagt die AfD 15 Euro, das verzerrt, worum es geht:
Arbeitsplätze zu erhalten, Menschen gerecht zu bezahlen.
Laschet wirft Scholz vor,
er mache mit Mindestlohn nur Wahlkampf.
Diese Forderung erhebe ich seit ein paar Jahren.
Mir geht es um die Würde der Bürger.
Kontrovers das Thema Klimaschutz.
Im 30 Jahre alten Micky-Maus-Heft wurde schon vor Klimawandel gewarnt.
Was wurde verschlafen?
Eigentlich hätte man die Kohlekraftwerke
vor 20 Jahren schließen müssen.
Das ist Vergangenheit, nicht mehr zu ändern.
Das heißt aber,
dass wir alles gleichzeitig machen müssen.
Ende der Steinkohle, Ende der Braunkohle begonnen,
nächstes Jahr Ende der Kernenergie.
Und trotzdem: Industrieland bleiben.
Baerbock reichen diese Pläne nicht, sie will:
Den Kohleausstieg vorziehen.
Sie beide sagen 17 Jahre lang: weiter so.
Sie sagen einem Kind, das heute geboren ist,
das 2100 dann 80 ist: 7 m Meeresanstieg.
Beim Thema Steuern: übliche Konflikte.
Baerbock und Scholz wollen höhere für Besserverdiener, Laschet nicht
Erste Koalitionen deuten sich an.
Dann will ich keinen Hehl draus machen,
dass ich eine Regierung am liebsten mit den Grünen bilden würde.
Baerbock will:
Dass die Union in die Opposition geht.
Und Laschet sieht darin:
Es ist klar, Rot-Rot-Grün ist die eigentliche Auseinandersetzung.
Oder eine Ampel steht auch im Raum.
Zum Beispiel.
Dafür bräuchte man die Liberalen.
Auf dem FDP-Parteitag heute legte sich Christian Lindner
auf keine Koalitionen fest.
Er meint:
Aus dem Status einer stärksten Partei
ergab sich noch nie der automatische Führungsanspruch.
Aus Mehrheiten ergeben sich nicht mehr im Jahr 2021 die Inhalte.
Aus den Inhalten ergeben sich in diesem Jahr die Mehrheiten.
Inhalte statt bestimmte Koalitionen:
Auch nach diesem Triell nur ungefähre Vorahnung,
welche Geschenke es nach der Wahl geben könnte.
Auch Matthias Deiß aus dem ARD-Hauptstadt-Studio
hat das Triell verfolgt:
Eine Woche vor der Wahl - gab es Überraschungen?
Das war das dritte Triell.
Da gibt es Gewöhnungseffekte.
Im ersten war Laschet im Angriffsmodus.
Im zweiten war Scholz etwas emotionaler.
Heute Baerbock sehr offensiv.
Mit direkten Angriffen auf Armin Laschet.
Sie muss aufholen.
Ich hatte den Eindruck,
dass SPD und Grüne stärker zusammenfinden.
Das sah schon fast nach Arbeitsteilung aus.
Von Scholz habe ich keinen scharfen Angriff auf Baerbock gehört.
Die hat das veranlasst,
sich gegen eine zu starke Umarmung von Scholz zu wehren.
Aber eine Ampel mit Scholz wäre ihr lieber als Jamaica.
Hat Armin Laschet aufholen können?
Das kommt auf den Betrachter an.
Laschet hat seine Argumente klargemacht.
Er hat sich von den Kontrahenten abgesetzt.
Bei innerer und äußerer Sicherheit konnte er punkten.
Bei der Blitzumfrage ergibt sich ein klares Bild.
Scholz war erneut mit Abstand am überzeugendsten.
Laschet landet auf Platz zwei vor Baerbock.
Danke.
Wie die Wahl bei uns ausgeht - das bleibt spannend.
Wie die Parlamentswahl, die heute in Russland endete,
ausgehen wird, dürfte weniger überraschend sein.
Die Partei Einiges Russland, die Machtbasis für Präsident Putin,
wollte ihre absolute Mehrheit verteidigen.
Die Mittel eher rustikal:
Chancenreiche Oppositionelle wurden ausgeschlossen,
viele der 110 Mio. Wahlberechtigten mit Versprechen umworben.
Die Wahlbeteiligung war trotzdem gering.
Hoch allerdings die Zahl der Berichte über Zwang und Wahlbetrug.
Jo Angerer berichtet.
Die Duma-Wahl in Russland:
Überschattet von Tausenden Beschwerden über Manipulationen.
Darunter Videos wie dieses.
Zwei Frauen stecken Dutzende Wahlzettel in eine Urne.
Eine offensichtliche Wahlfälschung, sie wurde eingeräumt, andere nicht.
Die Wahlbeobachter-Organisation Golos
darf keine eigenen Beobachter in die Wahllokale entsenden.
So ist man angewiesen auf Meldungen der Kontrolleure,
die zugelassene Parteien in die Wahllokale schicken.
Wir wissen, dass es große Probleme gibt.
Es gibt viele Meldungen, dass Wahlbeobachter behindert werden.
In diesem Wahllokal in Podolsk bei Moskau
finden Kontrolleure schwerwiegende Verstöße.
Sie rufen die Polizei,
die den Vorfall aktenkundig macht.
Beschwerden sollen geprüft werden, so die Zentrale Wahlkommission.
Hier verkündet man Wahlergebnisse aus den Regionen.
Bis zum Endergebnis wird es dauern.
Eines scheint klar: Wahlsieger ist die Kreml-Partei Einiges Russland.
Ina Ruck beobachtet die Wahl in Moskau.
Die Auszählung läuft - was sagen die Hochrechnungen?
Es sind ein Viertel der Stimmen ausgezählt.
Die Regierungspartei hat 45 Prozent danach.
Bei Direktmandaten sogar fast 80 Prozent.
Deshalb feiert die Partei schon laut.
Man spricht von konstitutioneller Mehrheit.
Das wären zwei Drittel.
Man hat uns jetzt nach Hause geschickt.
Die Wahlkommission sagt: Jetzt passiert nichts mehr.
Morgen wird uns verkündet, wie hoch die Wahlbeteiligung war.
Wir wissen nur: Um 18 Uhr waren es 45 Prozent.
Man hält hinter dem Berg mit Details.
Was bedeutet der Wahlausgang für Präsident Putin?
Die Regierungspartei muss eine Zweidrittelmehrheit haben.
Putin bekommt die Mehrheit auch mit den anderen Parteien.
Aber die Partei muss diesen Erfolg erlangen.
Sonst ist es eine Schramme auf seinem Image.
Man wird nicht zulassen, dass die Partei diese Zahlen nicht erreicht.
Danke, Ina Ruck.
Fünf Jahre lang standen die Niederlande im Zweiten Weltkrieg
unter deutscher Besatzung.
Heute wurde in Amsterdam ein Nationales Mahnmal
für die Opfer des Holocaust eingeweiht.
Mehr dazu in den Nachrichten mit Jens Riewa.
Bei der Enthüllung des Nationalen Holocaust Mahnmals
sprach Ministerpräsident Rutte von einem Monument gegen das Vergessen.
Entworfen wurde das Denkmal vom Architekten Daniel Libeskind.
In die Mauersteine sind die Namen
der über 102.000 niederländischen Opfer eingraviert:
Juden, Sinti und Roma.
In Karlsruhe wurde erinnert
an die Gründung des Verfassungsgerichts vor 70 Jahren.
Gerichtspräsident Harbarth und Vizepräsidentin König
eröffneten dazu in der Innenstadt einen Ausstellungspavillon.
Er zeigt die Richter-Roben und wie das BVerfG arbeitet.
Im September 1951 nahm es die Arbeit auf.
In Texas wurde ein Grenzübergang zu Mexiko geschlossen
und damit begonnen, Tausende Flüchtlinge abzuschieben.
Sie hatten bei einer Brücke in Del Rio campiert
und den Grenzfluss Rio Grande überquert.
Viele von ihnen sind aus Haiti geflohen.
Auf der Kanareninsel La Palma ist der Vulkan Cumbre Vieja ausgebrochen.
Aus mehreren Schloten schießen Rauch, Lava und Gesteinsbrocken in die Luft.
Der Vulkan liegt in einem dünn besiedelten Gebiet,
vorsorglich mussten Hunderte Bewohner ihre Häuser verlassen.
Zum Sport.
Fünf Spieltage hat es gedauert -
nun ist Bayern München wieder Tabellenführer in der Bundesliga.
Denn Wolfsburg hat gepatzt, Julia.
Diesmal ist das Mini-Max-Prinzip nicht aufgegangen.
Nur 1:1 gegen Frankfurt – zu wenig für die Tabellenspitze.
Ausgerechnet gegen Frankfurt gibt Wolfsburg Punkte her.
Gegen den Ex Trainer!
Seit dieser Saison steht Oliver Glasner
in der Frankfurter Coaching Zone.
Auch für ihn ist das Remis zu wenig.
Er hatte auf den ersten Saison-Sieg gehofft.
Gehofft hatte er bei seiner Rückkehr zur alten Wirkungsstätte.
Und gezittert bis zum Schluss.
Der Favorit Wolfsburg wird seiner Rolle gerecht.
Es fehlt nur die Präzision.
Glasner gefällt das nicht.
Das, was kurz darauf passiert, auch nicht.
16. Minute, Ecke Wolfsburg – Latte, Weghorst. Frankfurt überfordert.
Das ändert sich aber, Frankfurt wird besser.
Kommt mit Tempo.
Kostic und Lammert – 1:0.
Der erste Schuss aufs Wolfsburger Tor passt genau.
Die zweite Halbzeit beginnt wie die erste:
Wolfsburg besser, Weghorst verzieht.
Die Wölfe nähern sich dem Ausgleich, der wenig später fällt.
70. Minute: wieder Weghorst, diesmal drin. Das: verdient.
Durchhalten heißt es für die Gäste.
Bis zur 3. Minute der Nachspielzeit.
Der Ball ist im Tor, aber abseits.
Es bleibt beim 1:1.
Wir müssen unsere Situationen besser ausspielen.
Können Sie noch länger oben mitspielen?
Wir greifen wieder nach der Tabellenführung.
Wieder ein Punkt für Frankfurt.
Ausgerechnet Glasner stürzt Wolfsburg von der Spitze.
Dortmund steht für Spektakel.
Viele Tore sind fast schon garantiert.
Vorne und hinten.
So war es auch heute gegen Union Berlin.
Am Ende gewinnt Dortmund auch Dank Haaland –
ihm gelingt beim 4:2 sogar ein Doppelpack.
Ein begeisterter BVB-Trainer Marco Rose.
An einem Nachmittag, den der BVB genießen konnte.
Wir haben richtig Spaß und Bock, Fußball zu spielen.
Und wie! Dortmund zu Beginn drückend überlegen.
Das frühe Führungstor von Guerreiro, eins der Marke Tor des Monats.
Union Berlin wird in der ersten Hälfte überrollt
von Dortmunds Offensivpower und Spiellaune.
Flanke Meunier, Haaland erhöht auf 2:0.
Keine halbe Stunde gespielt.
Der BVB auch nach dem Seitenwechsel stürmisch.
Reus in die Füße von Unions Friedrich: Eigentor - 3:0.
Union wacht erst danach auf.
Nach Foul an Behrens gibt's Elfmeter.
Kruse macht den Fans wieder Hoffnung.
Neun Minuten vor dem Ende verkürzt Voglsammer auf 2:3.
Union deckt in der zweiten Hälfte Dortmunds Abwehrschwächen auf.
Den Schlusspunkt setzt der BVB - und was für einen.
Haaland - ein Kunstschuss zur Entscheidung.
Artistisch, frech, einfach ideal getroffen.
Haalands 22. Doppelpack macht Dortmunds Sieg perfekt.
Dieser September wird besonders bleiben für Florian Wirtz.
Spielt er, trifft er - egal, ob Bundesliga oder Europa League.
Auf den 18-Jährigen ist Verlass.
Nur bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft
hat es nicht geklappt. Noch nicht.
Aber seine Leistung spricht für sich.
Auch heute beim 3:1-Sieg in Stuttgart.
Florian Wirtz (18) ist der Mann des Spiels.
Ein Tor vorbereitet, eins selbst gemacht.
Der Kapitän der Leverkusener kennt ihn gut.
Ein geiler Zocker – der ist auch ein bisschen frech.
Das tut ihm gut.
Er zeigt mit seiner Mentalität schon als 18-Jähriger,
wie man Bundesliga spielen muss.
Die Vorbereitung zum 2:0 die feinste Fußballballkost:
Wirtz auf Schick im Zentrum – Toreschießen leicht gemacht.
Er ist einfach sehr effizient.
Wenn er in die wichtigen Räume kommt,
trifft er die richtigen Entscheidungen.
Er ist klar in der Ausführung.
Wie beim 3:1:
Wirtz alleine gegen VfB-Keeper Müller - die Entscheidung in der 70. Minute.
Die VfB-Fans bedient.
Nach zwei Minuten geht Bayer in Führung:
Andrich mit dem 1:0.
Dieser sieht in der 32. Minute nach diesem Tritt Rot.
Stuttgart gegen zehn Leverkusener zum 1:2:
Mehr geht nicht – der VfB seit vier Spieltagen sieglos.
Motto: Mund abputzen, weiter geht's.
Tabellenführer ist Bayern München - dank des besseren Torverhältnisses,
vor den punktgleichen Wolfsburgern.
Dortmund auf Rang drei vor Leverkusen.
Stuttgart jetzt auf Platz 14, dahinter Frankfurt.
Am Tabellenende: Bochum und Fürth.
Stefan Kuntz wird türkischer Fußball-Nationaltrainer.
Bisher coachte er das deutsche U-21-Team.
Und das sehr erfolgreich.
Er holte zweimal den EM-Titel.
Sein Vertrag beim DFB lief noch zwei Jahre,
er bekam aber die Freigabe.
Radprofi Tony Martin beendet seine Karriere.
Der siebenfache Zeitfahrt-Weltmeister
hat ein Jahr mit vielen Stürzen hinter sich.
Weil vorne drei Zähne locker sind,
muss er Brot oder Äpfel mit Besteck essen.
Sein letztes Rennen fährt er am Mittwoch im Zeitfahr-Mixed.
Hier will er eine Medaille holen.
Heute beim Einzelzeitfahren der WM in Flandern wurde er Sechster.
Daniel Deußer hat erstmals den Großen Preis von Aachen gewonnen.
Das Turnier, der CHIO, ist das größte Reitturnier der Welt.
Das Springreiten: die Königsdisziplin.
Wenn das Pferd Killer Queen heißt, kann ja nichts schief gehen.
Endlich steht sein Name auf der Liste der Sieger
im Großen Preis von Aachen.
Mit den größten Springreitern aller Zeiten.
Endlich kann Daniel Deußer die Siegerfaust herauslassen.
Etliche Male stand er kurz davor: Zweimal Vierter, zweimal Zweiter.
Im heutigen Stechen der Siegesritt auf Killer Queen.
Er legte als erster Starter vor.
Er gewinnt den Titel mit dem schnellsten fehlerfreien Ergebnis -
und 330.000 Euro Preisgeld.
Der Wiesbadener siegt vor dem Amerikaner Brian Moggre
und dem Belgier Gregory Wathelet.
Der Weltranglisten-Erste hat es endlich geschafft.
Ich bin überglücklich, kann es noch gar nicht fassen.
Heute war es spannend, ich musste als Erster starten.
Aber am Ende hatte ich das Quäntchen Glück.
Seine Stute musste bei der Siegerehrung
gleich mal mit dem Pokal auf den Erfolg anstoßen.
Jetzt ist nur noch eine Frage offen:
Sven Plöger, wie wird's Wetter in der nächsten Woche?
Da geht es bergauf.
Wir schauen auf die Isobarenkarte.
Hochdruckgebiete wollen Einfluss gewinnen.
Im Süden ist immer noch Regen unterwegs.
Er wird aber weniger.
Sonst gibt es Hochnebel.
Auflockerungen in der Mitte.
Die führen in der Nacht zu großer Kälte.
Am Dienstag gibt es das Gleiche noch mal.
Am Mittwoch Sonnenschein.
Das waren die tagesthemen.
Hier geht es weiter mit einer Doppel-Ausgabe
von titel thesen temperamente.
Dranbleiben lohnt sich.
Genauso, wie morgen wieder einzuschalten.
Dann begrüßt Sie Caren Miosga. Tschüss!
Copyright Untertitel: NDR 2021
