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2021 Tagesschau, tagesthemen 12.08.2021, 22:15 Uhr - Laschet in der Defensive: Auf Wahlkampftour mit dem CDU-Spitzenkandidaten

tagesthemen 12.08.2021, 22:15 Uhr - Laschet in der Defensive: Auf Wahlkampftour mit dem CDU-Spitzenkandidaten

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (12.08.2021)

Guten Abend.

In einem Wahlkampf wird nichts dem Zufall überlassen.

auch dieses Bild ist inszeniert und soll sagen:

Ich kann kämpfen und werde nicht zu Boden gehen.

Doch politische Ringrichter sehen noch was anderes.

Der CDU-Vorsitzende schaut nicht angriffslustig, sondern freundlich.

So haben Laschets Gegner leichtes Spiel, zu sagen:

Der Kanzlerkandidat sei zu defensiv,

um die Union aus dem Umfragetief zu boxen.

Schmerzhaft für Laschet dürfte sein,

dass die eigenen Parteifreunde ihn nun sogar kritisieren.

Vom Wahlkampfauftakt in Sachsen: Kristin Schwietzer.

Das ist eine Wurst nach Thüringer Art.

Wieder was gelernt: Wurst ist nicht gleich Wurst.

Armin Laschet erkundet den Osten.

Sommertour an der Elbe.

Der CDU-Kanzlerkandidat zeigt sich hemdsärmelig und gut gelaunt.

In Torgau trifft er Helfer vom THW.

Einige von ihnen halfen in der Flut in NRW.

Laschet verspricht auch hier

mehr Investitionen in den Katastrophenschutz.

Das gilt auch für die THW-Logistikzentren,

dass wir auch da jetzt investieren.

Denn Unwetterkatastrophen können uns immer wieder erreichen.

Das Hochwasser: sein Thema.

Als Ministerpräsident von NRW ist er da gerade gefragt.

Doch hier in Sachsen lockt das nur wenige Zuschauer an.

Der Kandidat und die Union sind im Umfragetief.

Darüber täuscht auch die Kulisse nicht hinweg.

Kritik kommt nun aus den eigenen Reihen.

Ratschläge von Parteifreunden, Zeitungsbotschaften.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung warnt Laschet,

sich zu stark auf die Folgen der Flut zu fokussieren.

Laschet reagiert gereizt.

Wenn Ihr eigenes Land unter Wasser steht, und Menschen erwarten

von einem Ministerpräsidenten, dass er sich kümmert:

Das ist in keiner Wahlkampfzentrale erdacht.

Man macht nicht einfach mal Hochwasser.

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

kritisiert die Performanz seiner Partei.

Die Messlatte liegt hoch.

Auch ein Fingerzeig für den Kandidaten.

Die schlechten Werte machen die Union nervös.

Die Politikwissenschaftlerin sieht die Kritik auch darin:

Dass er wenig in der Lage war, die Position der CDU

mit seiner eigenen Position zu verbinden.

Und klare Ansagen zu machen.

Oder auch den Konflikt mit den anderen Kandidaten zu suchen.

Wofür steht Armin Laschet?

Der Kandidat auf der Suche nach klaren Botschaften.

Marco Wanderwitz ist der Beauftragte der Bundesregierung

für die neuen Länder und Spitzenkandidat der CDU in Sachsen.

Er kritisiert, wie wir gehört haben,

den schleppenden Verlauf des Wahlkampfs.

Mit ihm spreche ich jetzt.

Guten Abend, Herr Wanderwitz.

Guten Abend.

Kann die Sache noch schiefgehen?

Die Wahl ist völlig offen.

Unsere derzeitige Performance ist nicht befriedigend.

Darum haben andere und ich das ausgesprochen.

Wir sind mit den Umfragen nicht zufrieden.

Die Umfragewerte der CDU liegen bei 26, 27 %,

in manchen Umfragen noch schlechter.

Was machen Sie, wenn Ihnen widerfährt,

was bei der letzten Wahl der SPD widerfuhr?

Wie viel Sorge haben Sie vor dem entgleisten Laschet-Zug?

Jetzt machen wir Wahlkampf, wir sind mittendrin.

Die Briefwahl beginnt.

Das ist nicht der Moment, über den Wahlausgang nachzudenken.

Aber klar, wir sind besorgt.

Denn wir wollten besser dastehen, als es jetzt der Fall ist.

Wie könnten Sie denn besser dastehen?

Was sollte der CDU-Vorsitzende besser machen?

Ich will feststellen, dass es uns allen, die wir kandidieren,

und das betrifft auch unseren Kanzlerkandidaten:

Uns ist es nicht gelungen, in dem Maße zu überzeugen,

mit Personalangeboten - und inhaltlich.

Deshalb müssen wir besser werden.

Wir müssen noch intensiver darlegen,

wie wir uns die Zukunft des Landes vorstellen.

Wir haben ein gutes Wahlprogramm.

Das müssen wir an Frau und Mann bringen.

Wofür sollte Ihr Kanzlerkandidat stehen, damit es bergauf geht?

Das ist die Herausforderung für alle, die um Stimmen werben.

Wir müssen nach dieser Ära Angela Merkel

vor allem die Frage beantworten:

Wie soll das Land in eine weiter gute Zukunft gehen?

Die Menschen wissen, dass wir uns in vielen Strukturwandeln befinden.

Sie wissen, dass das keine einfache Situation ist.

Die Frage ist: Wer gibt die besten Antworten?

Etwa, dass Deutschland ein Industrieland mit guten Jobs bleibt,

aber auch die Dekarbonisierung schafft.

Und Armin Laschet gibt nicht die besten Antworten?

Ich finde, wir alle geben gute Antworten.

Wir haben ein gutes Programm, es ist uns nicht gelungen,

die Menschen davon zu überzeugen.

Also müssen wir uns noch mal intensiv hinterfragen.

Sind die Antworten, die wir geben, und wie wir sie geben,

wirklich überzeugend?

Es ist ein Weckruf zur richtigen Zeit.

Wir haben noch einige Wochen Wahlkampf vor uns.

Ich bin optimistisch, dass wir nachjustieren

und dann mehr Menschen erreichen.

Sie haben keinen Hehl daraus gemacht,

dass Markus Söder Ihr Favorit als Kanzlerkandidat war.

Fühlen Sie sich bestätigt?

Ich sage offen, dass ich mir solche Gedanken nicht mache.

Sie würden mich nicht weiterbringen.

Wir hatten in einem offenen Verfahren die Luxus-Auswahl

zwischen den Ministerpräsidenten der größten Länder.

Es gab 'ne klare Entscheidung für Armin Laschet.

Ich stelle mir die Frage:

Wie können wir gemeinsam ein überzeugendes Angebot sein,

um einen Regierungsauftrag zu bekommen.

Diese Gedanken machen sich viele.

In einer Umfrage wünschen sich 70 % der Unions-Anhänger,

dass Markus Söder Armin Laschet ersetzt.

Diese Umfragen sehe ich auch, die sehen auch die Wahlkämpfer,

auch die Kandidaten.

Sie legen da den Finger in die Wunde.

Diese Umfragen sind das Problem,

daran müssen wir arbeiten, dass sich das ändert.

Vielleicht liegt das Problem in dieser Rivalität.

Söder hat am Dienstag kritisiert, dass es Kollegen gebe,

die es allen recht machen wollten.

Wen er damit meinte, ist leicht zu erraten.

Kann es vorangehen in der Union,

wenn Söder nicht aufhört, gegen Laschet zu moppern?

Wir können diese Wahl nur gemeinsam gewinnen.

Wenn wir nicht gemeinsam stehen, werden wir sie verlieren.

Ich möchte die Wahl gewinnen.

Das setzt voraus, dass auch die beiden Parteivorsitzenden

im Team und Hand in Hand miteinander arbeiten.

Und nicht mit dem Finger aufeinander zeigen.

Ich habe die letzten Äußerungen von Markus Söder nicht so empfunden.

Danke, Marco Wanderwitz.

Das Gespräch haben wir aufgezeichnet.

Wenn Marco Wanderwitz einen bessere Wahlkampf fordert,

meint er auch, die Wähler vom Programm zu überzeugen.

In unserer Serie "Wer will was" schauen wir,

was die Parteien zu den wichtigsten Themen vorhaben.

Was sie tun wollen, sollten sie nach der Bundestagswahl mitregieren.

Heute geht's um Familienpolitik.

Die, wenn Kinder sie sich malen könnten,

daraus bestehen müsste, dass Eltern immer zu Hause sind.

Nur haben die Großen Mühe, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Wie die Parteien helfen wollen, skizziert Kerstin Palzer.

Luzie ist 15 Monate alt, ihre Eltern arbeiten bei der Polizei.

Damit beginnen die Probleme.

Eigentlich müssten beide im Schichtdienst arbeiten.

Ohne passendes Kita-Angebot mit kleinem Kind fast unmöglich.

Ich kann nicht Vollzeit arbeiten gehen.

Ich muss mit den Stunden runter, auch wenn ich es nicht wollen würde.

In Deutschland fehlen etwa 340.000 Kitaplätze

für Kinder unter drei.

Eine Betreuung zu finden, die flexibel und bezahlbar ist,

ist wie ein Lottogewinn.

Ein Problem

für Ärzte, Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Polizisten.

Deutschland ist fortschrittlich, möchte immer Vorreiter sein.

Andere Länder kriegen das seit Jahren hin.

Deutschland ist da eher hintendran.

Wie also jungen Familien helfen?

Die SPD will die Elternzeit verlängern

und alle Kitas kostenlos anbieten.

Familien wünschen sich mehr Unterstützung

in Form von Geld, Infrastruktur, Ganztageplätzen.

Aber auch viel Zeit, um sich das partnerschaftlich aufzuteilen.

Wir werden ein Vier-Säulen-Modell einrichten,

damit sich Familien mehr Zeit nehmen können:

Etwa für ihre Kinder und pflegebedürftige Angehörige.

Für die Grünen geht es vor allem darum,

dass es mehr Kita-Plätze gibt und Eltern mehr Geld bekommen.

Der Bund soll helfen,

mehr Betreuungsplätze bei besserer Qualität zu schaffen.

Das Elterngeld wollen wir ausbauen.

Durch eine Lohnersatzleistung wollen wir die Vereinbarkeit

von Pflege und Beruf und Familie besser ermöglichen.

Familien wollen wir die Sorge vor Armut nehmen

mit guter Kindergrundsicherung.

Auch die Linke setzt auf mehr Geld für Kinder.

Familien brauchen Zeit füreinander und 'ne finanzielle Unterstützung.

Deshalb macht sich die Linke stark für eine Kindergrundsicherung.

Für gut ausgestattetes Elterngeld, auch ein Corona-Elterngeld.

Und wir setzen uns ein für 'ne andere Arbeitskultur.

Wo es kürzere Arbeitszeiten für alle gibt,

damit neben der Erwerbsarbeit Zeit für Familie ist.

In Rostock gibt es die GGP-Kita.

Sie ist 24 Stunden geöffnet, auch am Wochenende.

Das heißt nicht,

dass die Kinder hier länger sind als in einer normalen Kita.

Aber sie können auch frühmorgens oder erst gegen Abend kommen.

Wenn die Kitas nur bis 16 oder 17 Uhr geöffnet haben,

ist es unmöglich für mich, eine Anstellung zu finden.

Es wird ja erwartet, dass man bis 20, 21 Uhr arbeiten kann.

Die FDP findet,

moderne Arbeitszeiten erfordern neue Kita-Zeiten.

Wir brauchen Kitas mit Öffnungszeiten,

die sich am Arbeitsalltag orientieren.

Wir möchten das Arbeitszeitgesetz reformieren,

damit Eltern sich Arbeit flexibel und rechtssicher einteilen können.

Die AfD will einen anderen Weg gehen.

Sie fordert mehr Geld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen.

Viele Familien wünschen sich eine Betreuung in der Familie -

gerade in den ersten Lebensjahren des Kindes.

Wir stehen dafür, dass ein Betreuungsgeld für Eltern

und betreuende Großeltern eingeführt wird.

Um Wahlfreiheit neben der Betreuung in Kitas und Schulen zu sichern.

Die Union setzt auf steuerliche Anreize für Familien.

Wir wollen, dass haushaltsnahe Dienstleistungen absetzbar sind.

Und wir haben den Punkt:

Ausbau des Elterngeldes mit weiteren Partnerschaftsmonaten.

Ein Konzept für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Flexibel geöffnete Kitas hat die Politik bisher kaum gefördert.

Es gibt nur wenige in Deutschland.

Das hat auch mit dem schlechten Image zu tun.

Zu Unrecht, findet die Erzieherin.

Manche Eltern haben am Wochenende ein schlechtes Gewissen.

Die kommen hier um 16 Uhr an

und die Kinder wollen manchmal gar nicht mit.

Aus wissenschaftlicher Sicht hat die Politik viel versprochen,

aber nur wenig umgesetzt.

Familienpolitik ist immer noch Gedöns,

ist nicht bei politisch hochgestellten Personen.

Wir haben keinen Bundeskanzler, der sagt, das ist das Top-Thema.

Wir müssen uns überlegen, wie eine Gesellschaft dann aussieht.

Sind da alle Vollzeit erwerbstätig?

Oder teilt man die Sorge-Arbeit zwischen Männern und Frauen so,

dass man zu einer 33-, 34-Stunden Woche kommt.

Eine normale Familie.

Zwei Polizisten im Schichtdienst mit Kind.

Ohne Abstriche

bekommt man das in Deutschland 2021 nicht unter einen Hut.

Luzies Eltern stellen der Politik ein schlechtes Zeugnis aus.

Nachdem die internationalen Truppen Afghanistan verlassen haben,

fliehen immer mehr Menschen vor den Taliban in Flüchtlingscamps.

Um Schutz zu suchen vor den islamistischen Kämpfern,

die das Land einnehmen.

Sie schrecken nicht davor zurück, all jene zu töten,

die sich ihnen widersetzen.

Seit Mitte Mai haben die Taliban immer mehr Provinzen erobert.

Vor einigen Tagen Kundus, wo die Bundeswehr stationiert war,

und heute nun Herat, die drittgrößte Stadt des Landes.

Es kann sich nur noch um Wochen, wenn nicht um Tage handeln,

bis die Taliban auch die Hauptstadt kontrollieren.

Und dann das Land um Jahrzehnte zurückwerfen dürften.

Oliver Mayer.

Neue Hilfsgüter kommen in Kabul im provisorischen Flüchtlingscamp an.

Wais Paschtun hat das organisiert.

Der Deutsch-Afghane konnte das Leid nicht länger sehen.

Er hilft den Familien, die von den Taliban vertrieben wurden.

Jetzt versuchen wir Dixie-Klos für Frauen zu bekommen.

Wir helfen aus reiner Mithilfe. Sie tun mir sehr leid.

Afghanistan hat 20 Jahre sehr viel erlitten.

Wie Sie sehen, geht es weiter.

Die Taliban rücken weiter vor.

Heute nahmen sie weitere Provinzhauptstädte ein.

Darunter Herat, drittgrößte Stadt Afghanistans.

Auch Familie Anwar floh vor der Gewalt in Taloqan,

das etwa 400 Kilometer von Kabul entfernt liegt.

Mit letzter Kraft schafften sie es in die Hauptstadt,

wo sie vorerst in Sicherheit sind.

Eine Rakete traf unser Haus, wir mussten schnell flüchten.

Unsere Flucht war schwierig. Überall herrscht Krieg.

Irgendwie haben wir es geschafft, hier anzukommen.

Wie lange sie hier sicher sind, ist unklar.

Die Familie hat Angst vor den Taliban.

Wenn sie an die Macht kommen,

können wir nicht in unser Zuhause zurück.

Sie werden unser Geld und mindestens einen unserer Söhne nehmen.

Tausende Flüchtlinge kommen täglich in Kabul an.

Die meisten haben traumatische Erlebnisse hinter sich.

In unserer Heimat finden Blutbäder statt.

Menschen werden von den Taliban getötet.

Eltern haben Kinder verloren, Frauen ihre Ehemänner,

Kinder stehen alleine da, weil wahllos geschossen wird.

Auch Wais Paschtun hat Angst - aber er will helfen.

Der 43-Jährige wuchs in Norddeutschland auf,

gründete vor 20 Jahren in Afghanistan ein Bau-Unternehmen.

Noch nie habe er so schlimme Zustände gesehen.

Das nimmt mich doll mit, die Leute so zu sehen.

Afghanistan ist schlimm genug als Kriegsland.

Die tun mir sehr leid. Das nimmt sehr einen mit.

Nun überlegt er, das Land zu verlassen.

Er hat auch für die internationalen Truppen gearbeitet und fürchtet,

auf einer Todesliste zu stehen.

Wir schalten zu Verena Bünten, unserer Washington-Korrespondentin.

Denn wir haben erfahren, dass die USA 3000 Soldaten

nach Afghanistan schicken wollen, um was zu tun.

Diese Soldaten sollen

den internationalen Flughafen in Kabul absichern.

Sie sollen den geordneten Abzug von weiteren Amerikanern abwickeln.

So soll das Botschaftspersonal reduziert werden.

Auch afghanische Helfer sollen schnell ausgeflogen werden.

Das ist eine Reaktion auf das Tempo der Taliban.

In Washington geht man davon aus, dass es nur noch wenige Wochen

dauern könnte, bis die Taliban vor Kabul stehen.

Auch wenn das Außenministerium sagt, die Botschaft bleibe offen,

so ist die Evakuierung der Botschaft wahrscheinlicher geworden.

Also eine Evakuierungsaktion und kein Anzeichen

für einen Kurswechsel angesichts der Bilder aus Afghanistan.

Nein, sie planen keinen Kurswechsel.

Der Abzug wird nicht infrage gestellt.

Dafür waren die Opfer in den letzten 20 Jahren so groß.

Es ist ein Eingeständnis, dass alles schnell gehen könnte.

Man will vermeiden, dass sich die Geschichte wiederholt.

Wie beim Abzug aus Vietnam.

Damals war die Evakuierung

der Botschaft nur noch mit viel Risiko möglich.

Danke, Verena Bünten.

Afghanistan, ein Land, das nun sich selbst überlassen ist:

Die Meinung von Gabor Halasz,

der lange unser Korrespondent für Afghanistan war.

Ich war oft in Afghanistan und kam immer wieder mit Hoffnung zurück.

Ich habe junge Frauen getroffen, die studierten.

Menschen, die ihr Leben riskierten, um wählen zu gehen.

Künstler oder Journalisten ohne Angst vor radikalen Islamisten.

Eine junge Generation, die an ein neues Afghanistan glaubte.

Diese Menschen lassen wir im Stich.

Mich macht das wütend.

Dass die Taliban nach der Macht greifen, ist nicht überraschend.

In den Friedensverhandlungen haben die USA den Abzug versprochen.

Ohne Bedingungen, ohne Waffenstillstand.

Warum sollten die Taliban verhandeln? Sie haben alles erreicht.

Wir Deutschen sind beliebt in Afghanistan.

Aber wir haben uns leise davongemacht

und afghanische Bundeswehrhelfer im Kriegsgebiet zurückgelassen.

Wir sind gescheitert - so die ehrliche Bilanz.

Aber die Bundesregierung hat sich selbst belogen.

Erzählt, die Taliban hätten sich geändert.

Dass das nicht stimmt, können wir jetzt beobachten.

Die Bundesregierung nennt die Sicherheitslage volatil.

Ich sage: In Afghanistan ist Krieg.

Die Bundesregierung betont, es gäbe sichere Orte in Afghanistan,

um weiter abzuschieben.

Das wurde vorrübergehend gestoppt, als der eigene Botschafter warnte.

Die Realität ließ nicht mehr leugnen.

Noch demonstrieren einige Afghanen gegen die Taliban.

Wie lange werden sie das können?

Ich würde gern von Hoffnung erzählen, aber mir fällt nichts mehr ein.

Die Meinung von Gabor Halasz.

In Polen hat die regierende nationalkonservative Partei

Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS, durch eine Justizreform

das Rechtssystem unter ihre Kontrolle gebracht.

Nun soll eine weitere unabhängige Institution beschnitten werden:

Die Medien.

Ein neues Gesetz, das das Parlament verabschiedete,

soll Rundfunklizenzen regeln

und Investoren außerhalb der EU fernhalten.

Damit könnten die wenigen regierungskritischen Stimmen,

wie etwa der Sender tvn, demnächst nicht mehr zu hören sein.

Bettina Scharkus.

Bartosz Weglarschik arbeitet seit Jahren für Onet,

das größte Internetportal in Polen.

Die Stimmung in der liberalen Redaktion

ist nach der Entscheidung gedrückt.

Das ist eine nationale Katastrophe.

Zum ersten Mal nach 1989 wurde ein Gesetz eingeführt,

das die Menschenrechte einschränkt.

Es gibt viele Erlasse, über die man streiten kann.

Aber nun werden Grundrechte und das Medienfreiheit beschnitten.

"Schande, Schande!"

rufen die liberalen Abgeordneten vergangene Nacht im Parlament.

Sie schimpfen:

Es werde so oft abgestimmt, bis das Ergebnis der PiS passe.

Eine chaotische Sitzung mit Unterbrechungen und Verfahrenstricks.

Am Ende gewinnt die nationalkonservative PiS knapp

die Abstimmung über das Gesetz.

Der Regierungschef versucht, die Kritiker zu beschwichtigen.

Wir haben keine Pläne,

das Gesetz gegen einen bestimmten TV-Sender anzuwenden.

Wir wollen nur nicht,

dass sich Firmen außerhalb der EU beliebig in Polens Medien einkaufen.

Doch die Entrüstung ist groß in der polnischen Zivilgesellschaft.

Auch heute gehen die Menschen auf die Straße für eine freie Presse.

Sie fürchten, dass mit tvn einer der letzten regierungskritischen Sender

mundtot gemacht werden soll.

Der Sender gehört mehrheitlich einem US-Konzern.

Nun könnte die Regierung ihn von seinen US-Geldgebern abschneiden.

Polnische Journalisten starten eine Unterschriftenaktion für tvn.

Viele sind in Sorge um ihr Land und ihre Existenz.

Es kann nicht sein, dass wir ständig befürchten müssen,

was die PiS mit uns macht.

Steckt sie uns ins Gefängnis? Sollen wir lieber auswandern?

EU und Regierung in Washington sind beunruhigt.

Dieses Gesetz wird Auswirkungen auf alle Journalisten in Polen haben.

Deshalb erheben wir mahnend unsere Stimme.

Die Mehrheit am polnischen Internetportal Onet

hält ein deutscher Medienkonzern.

Da es sich um eine Beteiligung innerhalb der EU handelt,

greift das Gesetz hier nicht.

Chefredakteur Weglarschik glaubt aber nicht, dass das so bleibt.

Ich habe keinen Zweifel, dass wir die nächsten sind.

Wenn wir tvn verteidigen, verteidigen wir alle freien Medien.

Polen - ein Land mitten in Europa, modern und frei.

Doch wie lange noch, fragen sich Regierungskritiker heute.

Gestern haben wir über den Ärger von Pendlern und Urlaubern

über den Streik der Lokführergewerkschaft GDL berichtet.

Heute gab es erneut Zugausfälle und Verspätungen.

Mehr im Nachrichtenüberblick mit Constantin Schreiber.

Laut der Deutschen Bahn

fuhr im Fernverkehr nur ein Viertel der Züge.

Auch der Regionalverkehr war betroffen.

Für morgen rechnet die Bahn mit einem weitgehend normalen Fahrplan.

Der Streik soll heute Nacht um 2 Uhr vorerst enden.

Das RKI will künftig die Fortschritte der Impfkampagne

mit einer weiteren Datenquelle überprüfen.

Dazu soll ab dem frühen Herbst

eine Umfrage unter 3000 Menschen durchgeführt werden.

Gestern teilte das RKI mit, dass womöglich mehr Menschen

eine erste Corona-Impfung erhalten haben als gedacht.

So seien Unterschiede zwischen den offiziellen Meldezahlen

und Befragungen festgestellt worden.

Der Energiekonzern RWE bekommt beim Ausbau der Öko-Stromerzeugung

die Wetterschwankungen zu spüren.

Die Kältewelle in den USA und die Flutkatastrophe in Deutschland

sorgten für finanzielle Einbußen.

Nun will der Konzern die Geschäfte besser gegen Extremwetter absichern.

Mehr dazu von Samir Ibrahim aus der Frankfurter Börse.

Viel schwacher Wind und andererseits häufige Stürme

haben RWE einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Wetterextreme schränkten den Betrieb von Windrädern ein:

In Deutschland wurde im ersten Halbjahr

rund 20 % weniger Windenergie ins Stromnetz eingespeist.

RWE ist besonders betroffen, denn der Konzern will sich

zum Betreiber von Erneuerbaren Energien wandeln.

An dieser Strategie will man auch festhalten.

Noch 2021 will RWE Windkraft und Solaranlagen,

sowie dazugehörige Speicher für 1,8 Gigawatt bauen.

2022 sollen noch einmal 2,1 Gigawatt dazukommen.

RWE bedient so auch die Nachfrage der deutschen Industrie.

Die sucht wegen hoher Kosten bei klimaschädlichen Energieträgern

händeringend nach "grünen" Strom.

In Algerien ist die Zahl der Todesopfer

durch die Wald- und Buschbrände weiter gestiegen.

Laut staatlichen Medienberichten starben 77 Menschen.

Viele davon bei den Löscharbeiten.

Insgesamt waren in Algerien mehr als 100 Brände ausgebrochen.

Die Regierung geht von Brandstiftung aus.

Die EU hat zwei Löschflugzeuge geschickt,

die zuvor in Griechenland im Einsatz waren.

Stadt, Land, Fluss. Alles da im Nordhessischen.

Es ist dort nicht so schillernd wie in den großen Metropolen,

dafür aber auch nicht so laut und oftmals heimeliger.

Vor zehn Jahren galt die Großstadt

für die meisten Generationen als Sehnsuchtsort.

Jetzt kann sich jeder achte Großstädter vorstellen,

diese zu verlassen, hat das ifo-Institut ermittelt.

Warum also nicht weg, wenn sich die Arbeitswelt

ohnehin dreht und manche Jobs von überall zu machen sind?

Um mittendrin zu sein, etwa im hessischen Homberg (Efze),

wo derzeit Menschen auf Probe Wohnen und Arbeiten.

Jakob Schaumann.

Das nordhessische Homberg (Efze):

Eine Kleinstadt wie viele andere in Deutschland.

Schöne Fachwerkhäuser - doch massenhaft Leerstand.

Viele haben in den vergangenen Jahren die Region verlassen.

Sie aber sind freiwillig hier:

20 Menschen,

die für sechs Monate beim Summer of Pioneers das Experiment wagen:

Raus aus der Stadt und rauf aufs Land.

Anpacken auf dem Acker.

Für Digitalunternehmer Jörg Jessen

eine willkommene Abwechslung zum Schreibtisch-Alltag.

Diesen Bruch, in der Arbeit und jetzt hier auf dem Feld:

Da bist du danach eher erfrischt.

Du hast nicht auf den Bildschirm geguckt,

sondern bist komplett raus damit.

Stunden später oder am nächsten Tag

gehst du dann wieder gutgelaunt ins Office.

Stadt- trifft auf Landleben.

Gegensätze, die manchmal auch Vorurteile mit sich bringen.

Wir Landmenschen haben das Klischee:

Die Städter denken, das Zeug wächst im Supermarkt.

Dass sie hier mitkriegen, wie viel Arbeit drinsteckt,

finde ich schön.

Ich bin gespannt, was wir von denen mitnehmen können.

Die Ideen beim Summer of Pioneers entstehen am Marktplatz.

Mitten im Ort ist der kreative Treffpunkt der Pioniere.

Ein bis vor Kurzem leerstehendes Geschäftshaus,

das zum Co-Working-Space wurde.

Hier geht Jörg Jessen seiner eigentlichen Arbeit nach.

Der Start-up-Gründer möchte die Stadtverwaltung in Homberg

zum digitalen Vorreiter machen und so Impulse setzen.

Wir geben Projektideen, sind 'ne Art Beschleuniger.

Und viele von den Projekten haben 'ne langfristige Wirkung.

Bürgermeister Nico Ritz

ist vor sieben Jahren von Hamburg nach Homberg gezogen.

Er erhofft sich von dem Projekt einen dauerhaften Effekt.

In erster Linie erhoffe ich mir Erkenntnis.

In der Form, dass wir wissen:

Was spricht Menschen aus dem Ballungsraum an?

Was sind aber auch die Punkte, die es schwierig erscheinen lassen,

aufs Land zu ziehen?

Landleben sollte modern und jung gestaltet sein,

findet Organisator Jonathan Linke.

Er kommt aus der Region, hat aber lange in Frankfurt gelebt.

Wenn wir über Lebensqualität und nachhaltige Entwicklung sprechen,

müssen wir die Lebensräume mehr miteinander in Verbindung bringen.

Und vor allem die Menschen.

Entwicklungen, die stark in der Stadt fokussiert sind,

gerade im Bereich Digitalisierung, wollen wir stärker aufs Land holen.

Nicht digital, sondern analog

will Kathrin Hitziggrad wieder Leben in den Ort bringen.

In diesem ehemaligen Sportgeschäft will die Immobilienkauffrau

mit ihren Mitstreitern eine offene Werkstatt für Jugendliche einrichten.

Man läuft durch die Straßen und nimmt das als normal hin.

Mit einer Galerie oder 'ner anderen Idee

setzt man einen neuen Impuls, der auch die Wahrnehmung verändert.

Es ist wünschenswert und ein Ziel,

dass sich aus 'ner temporären 'ne dauerhafte Nutzung ergibt.

Oder man eine neue Idee für einen Raum gewinnt.

Vielleicht gehören solche Bilder in Homberg bald der Geschichte an.

Einige haben schon angekündigt, ihren Aufenthalt auf dem Land

nach dem Summer of Pioneers zu verlängern.

Weil sie weitere Projekte haben

und weil sie das Leben auf dem Land zu schätzen gelernt haben.

Ob Stadt, ob Land - Claudia, wie wird das Wetter?

Es wird überall so ähnlich.

Es gibt Wolken und Sonnenschein.

Und es bleibt warm.

Zumindest die nächsten Tage.

Es kommt Warmluft aus Südwesten nach Deutschland.

Im Süden wird es über 30 Grad.

Die größte Hitze verlagert sich am Wochenende nach Spanien.

Da kommt die Hitze direkt aus Süden.

Dort soll es 43-48 Grad heiß werden.

Bei uns ist das nach dem Wochenende vorbei.

Es kommt kühle Luft aus Nordwesten.

Dazu auch kräftiger Wind.

Das ist der Trend für München.

Auf dem Niveau scheint es erst mal zu bleiben.

Hamburg nicht ganz so heiß.

Die Temperaturen sinken.

Es wird deutlich spürbar, dass es kälter wird.

In der Nacht gibt es noch dickere Schleierwolken.

Die ziehen nach Nordosten und lösen sich auf.

Morgen früh kann es am Schwarzwald und im Südwesten Baden-Württembergs

erste Schauer geben.

In Bayern und Baden-Württemberg erste Regengüsse mit Blitz und

Donner.

Sonst ziehen nur dichtere Wolken durch.

Habe noch Gewittergefahr.

Vielen Dank.

Nun gibt's hier extra-Irrsinn bei extra3.

Und wenn Sie wissen wollen,

wie die Tagesthemen auf russisch eröffnet werden:

Dann bleiben Sie auf, bis danach Ina Müller zu Inas Nacht einlädt.

Das nachtmagazin mit Kirsten Gerhard dann 0.35 Uhr.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 12.08.2021, 22:15 Uhr - Laschet in der Defensive: Auf Wahlkampftour mit dem CDU-Spitzenkandidaten tagesthemen 12.08.2021, 22:15 - Laschet on the defensive: On the campaign trail with the CDU's top candidate tagesthemen 12.08.2021, 22:15 - Laschet a la defensiva: en campaña con el principal candidato de la CDU

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (12.08.2021)

Guten Abend.

In einem Wahlkampf wird nichts dem Zufall überlassen.

auch dieses Bild ist inszeniert und soll sagen:

Ich kann kämpfen und werde nicht zu Boden gehen.

Doch politische Ringrichter sehen noch was anderes.

Der CDU-Vorsitzende schaut nicht angriffslustig, sondern freundlich.

So haben Laschets Gegner leichtes Spiel, zu sagen:

Der Kanzlerkandidat sei zu defensiv,

um die Union aus dem Umfragetief zu boxen.

Schmerzhaft für Laschet dürfte sein,

dass die eigenen Parteifreunde ihn nun sogar kritisieren.

Vom Wahlkampfauftakt in Sachsen: Kristin Schwietzer.

Das ist eine Wurst nach Thüringer Art.

Wieder was gelernt: Wurst ist nicht gleich Wurst.

Armin Laschet erkundet den Osten.

Sommertour an der Elbe.

Der CDU-Kanzlerkandidat zeigt sich hemdsärmelig und gut gelaunt.

In Torgau trifft er Helfer vom THW.

Einige von ihnen halfen in der Flut in NRW.

Laschet verspricht auch hier

mehr Investitionen in den Katastrophenschutz.

Das gilt auch für die THW-Logistikzentren,

dass wir auch da jetzt investieren.

Denn Unwetterkatastrophen können uns immer wieder erreichen.

Das Hochwasser: sein Thema.

Als Ministerpräsident von NRW ist er da gerade gefragt.

Doch hier in Sachsen lockt das nur wenige Zuschauer an.

Der Kandidat und die Union sind im Umfragetief.

Darüber täuscht auch die Kulisse nicht hinweg.

Kritik kommt nun aus den eigenen Reihen.

Ratschläge von Parteifreunden, Zeitungsbotschaften.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung warnt Laschet,

sich zu stark auf die Folgen der Flut zu fokussieren.

Laschet reagiert gereizt.

Wenn Ihr eigenes Land unter Wasser steht, und Menschen erwarten

von einem Ministerpräsidenten, dass er sich kümmert:

Das ist in keiner Wahlkampfzentrale erdacht.

Man macht nicht einfach mal Hochwasser.

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

kritisiert die Performanz seiner Partei.

Die Messlatte liegt hoch.

Auch ein Fingerzeig für den Kandidaten.

Die schlechten Werte machen die Union nervös.

Die Politikwissenschaftlerin sieht die Kritik auch darin:

Dass er wenig in der Lage war, die Position der CDU

mit seiner eigenen Position zu verbinden.

Und klare Ansagen zu machen.

Oder auch den Konflikt mit den anderen Kandidaten zu suchen.

Wofür steht Armin Laschet?

Der Kandidat auf der Suche nach klaren Botschaften.

Marco Wanderwitz ist der Beauftragte der Bundesregierung

für die neuen Länder und Spitzenkandidat der CDU in Sachsen.

Er kritisiert, wie wir gehört haben,

den schleppenden Verlauf des Wahlkampfs.

Mit ihm spreche ich jetzt.

Guten Abend, Herr Wanderwitz.

Guten Abend.

Kann die Sache noch schiefgehen?

Die Wahl ist völlig offen.

Unsere derzeitige Performance ist nicht befriedigend.

Darum haben andere und ich das ausgesprochen.

Wir sind mit den Umfragen nicht zufrieden.

Die Umfragewerte der CDU liegen bei 26, 27 %,

in manchen Umfragen noch schlechter.

Was machen Sie, wenn Ihnen widerfährt,

was bei der letzten Wahl der SPD widerfuhr?

Wie viel Sorge haben Sie vor dem entgleisten Laschet-Zug?

Jetzt machen wir Wahlkampf, wir sind mittendrin.

Die Briefwahl beginnt.

Das ist nicht der Moment, über den Wahlausgang nachzudenken.

Aber klar, wir sind besorgt.

Denn wir wollten besser dastehen, als es jetzt der Fall ist.

Wie könnten Sie denn besser dastehen?

Was sollte der CDU-Vorsitzende besser machen?

Ich will feststellen, dass es uns allen, die wir kandidieren,

und das betrifft auch unseren Kanzlerkandidaten:

Uns ist es nicht gelungen, in dem Maße zu überzeugen,

mit Personalangeboten - und inhaltlich.

Deshalb müssen wir besser werden.

Wir müssen noch intensiver darlegen,

wie wir uns die Zukunft des Landes vorstellen.

Wir haben ein gutes Wahlprogramm.

Das müssen wir an Frau und Mann bringen.

Wofür sollte Ihr Kanzlerkandidat stehen, damit es bergauf geht?

Das ist die Herausforderung für alle, die um Stimmen werben.

Wir müssen nach dieser Ära Angela Merkel

vor allem die Frage beantworten:

Wie soll das Land in eine weiter gute Zukunft gehen?

Die Menschen wissen, dass wir uns in vielen Strukturwandeln befinden.

Sie wissen, dass das keine einfache Situation ist.

Die Frage ist: Wer gibt die besten Antworten?

Etwa, dass Deutschland ein Industrieland mit guten Jobs bleibt,

aber auch die Dekarbonisierung schafft.

Und Armin Laschet gibt nicht die besten Antworten?

Ich finde, wir alle geben gute Antworten.

Wir haben ein gutes Programm, es ist uns nicht gelungen,

die Menschen davon zu überzeugen.

Also müssen wir uns noch mal intensiv hinterfragen.

Sind die Antworten, die wir geben, und wie wir sie geben,

wirklich überzeugend?

Es ist ein Weckruf zur richtigen Zeit.

Wir haben noch einige Wochen Wahlkampf vor uns.

Ich bin optimistisch, dass wir nachjustieren

und dann mehr Menschen erreichen.

Sie haben keinen Hehl daraus gemacht,

dass Markus Söder Ihr Favorit als Kanzlerkandidat war.

Fühlen Sie sich bestätigt?

Ich sage offen, dass ich mir solche Gedanken nicht mache.

Sie würden mich nicht weiterbringen.

Wir hatten in einem offenen Verfahren die Luxus-Auswahl

zwischen den Ministerpräsidenten der größten Länder.

Es gab 'ne klare Entscheidung für Armin Laschet.

Ich stelle mir die Frage:

Wie können wir gemeinsam ein überzeugendes Angebot sein,

um einen Regierungsauftrag zu bekommen.

Diese Gedanken machen sich viele.

In einer Umfrage wünschen sich 70 % der Unions-Anhänger,

dass Markus Söder Armin Laschet ersetzt.

Diese Umfragen sehe ich auch, die sehen auch die Wahlkämpfer,

auch die Kandidaten.

Sie legen da den Finger in die Wunde.

Diese Umfragen sind das Problem,

daran müssen wir arbeiten, dass sich das ändert.

Vielleicht liegt das Problem in dieser Rivalität.

Söder hat am Dienstag kritisiert, dass es Kollegen gebe,

die es allen recht machen wollten.

Wen er damit meinte, ist leicht zu erraten.

Kann es vorangehen in der Union,

wenn Söder nicht aufhört, gegen Laschet zu moppern?

Wir können diese Wahl nur gemeinsam gewinnen.

Wenn wir nicht gemeinsam stehen, werden wir sie verlieren.

Ich möchte die Wahl gewinnen.

Das setzt voraus, dass auch die beiden Parteivorsitzenden

im Team und Hand in Hand miteinander arbeiten.

Und nicht mit dem Finger aufeinander zeigen.

Ich habe die letzten Äußerungen von Markus Söder nicht so empfunden.

Danke, Marco Wanderwitz.

Das Gespräch haben wir aufgezeichnet.

Wenn Marco Wanderwitz einen bessere Wahlkampf fordert,

meint er auch, die Wähler vom Programm zu überzeugen.

In unserer Serie "Wer will was" schauen wir,

was die Parteien zu den wichtigsten Themen vorhaben.

Was sie tun wollen, sollten sie nach der Bundestagswahl mitregieren.

Heute geht's um Familienpolitik.

Die, wenn Kinder sie sich malen könnten,

daraus bestehen müsste, dass Eltern immer zu Hause sind.

Nur haben die Großen Mühe, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Wie die Parteien helfen wollen, skizziert Kerstin Palzer.

Luzie ist 15 Monate alt, ihre Eltern arbeiten bei der Polizei.

Damit beginnen die Probleme.

Eigentlich müssten beide im Schichtdienst arbeiten.

Ohne passendes Kita-Angebot mit kleinem Kind fast unmöglich.

Ich kann nicht Vollzeit arbeiten gehen.

Ich muss mit den Stunden runter, auch wenn ich es nicht wollen würde.

In Deutschland fehlen etwa 340.000 Kitaplätze

für Kinder unter drei.

Eine Betreuung zu finden, die flexibel und bezahlbar ist,

ist wie ein Lottogewinn.

Ein Problem

für Ärzte, Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Polizisten.

Deutschland ist fortschrittlich, möchte immer Vorreiter sein.

Andere Länder kriegen das seit Jahren hin.

Deutschland ist da eher hintendran.

Wie also jungen Familien helfen?

Die SPD will die Elternzeit verlängern

und alle Kitas kostenlos anbieten.

Familien wünschen sich mehr Unterstützung

in Form von Geld, Infrastruktur, Ganztageplätzen.

Aber auch viel Zeit, um sich das partnerschaftlich aufzuteilen.

Wir werden ein Vier-Säulen-Modell einrichten,

damit sich Familien mehr Zeit nehmen können:

Etwa für ihre Kinder und pflegebedürftige Angehörige.

Für die Grünen geht es vor allem darum,

dass es mehr Kita-Plätze gibt und Eltern mehr Geld bekommen.

Der Bund soll helfen,

mehr Betreuungsplätze bei besserer Qualität zu schaffen.

Das Elterngeld wollen wir ausbauen.

Durch eine Lohnersatzleistung wollen wir die Vereinbarkeit

von Pflege und Beruf und Familie besser ermöglichen.

Familien wollen wir die Sorge vor Armut nehmen

mit guter Kindergrundsicherung.

Auch die Linke setzt auf mehr Geld für Kinder.

Familien brauchen Zeit füreinander und 'ne finanzielle Unterstützung.

Deshalb macht sich die Linke stark für eine Kindergrundsicherung.

Für gut ausgestattetes Elterngeld, auch ein Corona-Elterngeld.

Und wir setzen uns ein für 'ne andere Arbeitskultur.

Wo es kürzere Arbeitszeiten für alle gibt,

damit neben der Erwerbsarbeit Zeit für Familie ist.

In Rostock gibt es die GGP-Kita.

Sie ist 24 Stunden geöffnet, auch am Wochenende.

Das heißt nicht,

dass die Kinder hier länger sind als in einer normalen Kita.

Aber sie können auch frühmorgens oder erst gegen Abend kommen.

Wenn die Kitas nur bis 16 oder 17 Uhr geöffnet haben,

ist es unmöglich für mich, eine Anstellung zu finden.

Es wird ja erwartet, dass man bis 20, 21 Uhr arbeiten kann.

Die FDP findet,

moderne Arbeitszeiten erfordern neue Kita-Zeiten.

Wir brauchen Kitas mit Öffnungszeiten,

die sich am Arbeitsalltag orientieren.

Wir möchten das Arbeitszeitgesetz reformieren,

damit Eltern sich Arbeit flexibel und rechtssicher einteilen können.

Die AfD will einen anderen Weg gehen.

Sie fordert mehr Geld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen.

Viele Familien wünschen sich eine Betreuung in der Familie -

gerade in den ersten Lebensjahren des Kindes.

Wir stehen dafür, dass ein Betreuungsgeld für Eltern

und betreuende Großeltern eingeführt wird.

Um Wahlfreiheit neben der Betreuung in Kitas und Schulen zu sichern.

Die Union setzt auf steuerliche Anreize für Familien.

Wir wollen, dass haushaltsnahe Dienstleistungen absetzbar sind.

Und wir haben den Punkt:

Ausbau des Elterngeldes mit weiteren Partnerschaftsmonaten.

Ein Konzept für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Flexibel geöffnete Kitas hat die Politik bisher kaum gefördert.

Es gibt nur wenige in Deutschland.

Das hat auch mit dem schlechten Image zu tun.

Zu Unrecht, findet die Erzieherin.

Manche Eltern haben am Wochenende ein schlechtes Gewissen.

Die kommen hier um 16 Uhr an

und die Kinder wollen manchmal gar nicht mit.

Aus wissenschaftlicher Sicht hat die Politik viel versprochen,

aber nur wenig umgesetzt.

Familienpolitik ist immer noch Gedöns,

ist nicht bei politisch hochgestellten Personen.

Wir haben keinen Bundeskanzler, der sagt, das ist das Top-Thema.

Wir müssen uns überlegen, wie eine Gesellschaft dann aussieht.

Sind da alle Vollzeit erwerbstätig?

Oder teilt man die Sorge-Arbeit zwischen Männern und Frauen so,

dass man zu einer 33-, 34-Stunden Woche kommt.

Eine normale Familie.

Zwei Polizisten im Schichtdienst mit Kind.

Ohne Abstriche

bekommt man das in Deutschland 2021 nicht unter einen Hut.

Luzies Eltern stellen der Politik ein schlechtes Zeugnis aus.

Nachdem die internationalen Truppen Afghanistan verlassen haben,

fliehen immer mehr Menschen vor den Taliban in Flüchtlingscamps.

Um Schutz zu suchen vor den islamistischen Kämpfern,

die das Land einnehmen.

Sie schrecken nicht davor zurück, all jene zu töten,

die sich ihnen widersetzen.

Seit Mitte Mai haben die Taliban immer mehr Provinzen erobert.

Vor einigen Tagen Kundus, wo die Bundeswehr stationiert war,

und heute nun Herat, die drittgrößte Stadt des Landes.

Es kann sich nur noch um Wochen, wenn nicht um Tage handeln,

bis die Taliban auch die Hauptstadt kontrollieren.

Und dann das Land um Jahrzehnte zurückwerfen dürften.

Oliver Mayer.

Neue Hilfsgüter kommen in Kabul im provisorischen Flüchtlingscamp an.

Wais Paschtun hat das organisiert.

Der Deutsch-Afghane konnte das Leid nicht länger sehen.

Er hilft den Familien, die von den Taliban vertrieben wurden.

Jetzt versuchen wir Dixie-Klos für Frauen zu bekommen.

Wir helfen aus reiner Mithilfe. Sie tun mir sehr leid.

Afghanistan hat 20 Jahre sehr viel erlitten.

Wie Sie sehen, geht es weiter.

Die Taliban rücken weiter vor.

Heute nahmen sie weitere Provinzhauptstädte ein.

Darunter Herat, drittgrößte Stadt Afghanistans.

Auch Familie Anwar floh vor der Gewalt in Taloqan,

das etwa 400 Kilometer von Kabul entfernt liegt.

Mit letzter Kraft schafften sie es in die Hauptstadt,

wo sie vorerst in Sicherheit sind.

Eine Rakete traf unser Haus, wir mussten schnell flüchten.

Unsere Flucht war schwierig. Überall herrscht Krieg.

Irgendwie haben wir es geschafft, hier anzukommen.

Wie lange sie hier sicher sind, ist unklar.

Die Familie hat Angst vor den Taliban.

Wenn sie an die Macht kommen,

können wir nicht in unser Zuhause zurück.

Sie werden unser Geld und mindestens einen unserer Söhne nehmen.

Tausende Flüchtlinge kommen täglich in Kabul an.

Die meisten haben traumatische Erlebnisse hinter sich.

In unserer Heimat finden Blutbäder statt.

Menschen werden von den Taliban getötet.

Eltern haben Kinder verloren, Frauen ihre Ehemänner,

Kinder stehen alleine da, weil wahllos geschossen wird.

Auch Wais Paschtun hat Angst - aber er will helfen.

Der 43-Jährige wuchs in Norddeutschland auf,

gründete vor 20 Jahren in Afghanistan ein Bau-Unternehmen.

Noch nie habe er so schlimme Zustände gesehen.

Das nimmt mich doll mit, die Leute so zu sehen.

Afghanistan ist schlimm genug als Kriegsland.

Die tun mir sehr leid. Das nimmt sehr einen mit.

Nun überlegt er, das Land zu verlassen.

Er hat auch für die internationalen Truppen gearbeitet und fürchtet,

auf einer Todesliste zu stehen.

Wir schalten zu Verena Bünten, unserer Washington-Korrespondentin.

Denn wir haben erfahren, dass die USA 3000 Soldaten

nach Afghanistan schicken wollen, um was zu tun.

Diese Soldaten sollen

den internationalen Flughafen in Kabul absichern.

Sie sollen den geordneten Abzug von weiteren Amerikanern abwickeln.

So soll das Botschaftspersonal reduziert werden.

Auch afghanische Helfer sollen schnell ausgeflogen werden.

Das ist eine Reaktion auf das Tempo der Taliban.

In Washington geht man davon aus, dass es nur noch wenige Wochen

dauern könnte, bis die Taliban vor Kabul stehen.

Auch wenn das Außenministerium sagt, die Botschaft bleibe offen,

so ist die Evakuierung der Botschaft wahrscheinlicher geworden.

Also eine Evakuierungsaktion und kein Anzeichen

für einen Kurswechsel angesichts der Bilder aus Afghanistan.

Nein, sie planen keinen Kurswechsel.

Der Abzug wird nicht infrage gestellt.

Dafür waren die Opfer in den letzten 20 Jahren so groß.

Es ist ein Eingeständnis, dass alles schnell gehen könnte.

Man will vermeiden, dass sich die Geschichte wiederholt.

Wie beim Abzug aus Vietnam.

Damals war die Evakuierung

der Botschaft nur noch mit viel Risiko möglich.

Danke, Verena Bünten.

Afghanistan, ein Land, das nun sich selbst überlassen ist:

Die Meinung von Gabor Halasz,

der lange unser Korrespondent für Afghanistan war.

Ich war oft in Afghanistan und kam immer wieder mit Hoffnung zurück.

Ich habe junge Frauen getroffen, die studierten.

Menschen, die ihr Leben riskierten, um wählen zu gehen.

Künstler oder Journalisten ohne Angst vor radikalen Islamisten.

Eine junge Generation, die an ein neues Afghanistan glaubte.

Diese Menschen lassen wir im Stich.

Mich macht das wütend.

Dass die Taliban nach der Macht greifen, ist nicht überraschend.

In den Friedensverhandlungen haben die USA den Abzug versprochen.

Ohne Bedingungen, ohne Waffenstillstand.

Warum sollten die Taliban verhandeln? Sie haben alles erreicht.

Wir Deutschen sind beliebt in Afghanistan.

Aber wir haben uns leise davongemacht

und afghanische Bundeswehrhelfer im Kriegsgebiet zurückgelassen.

Wir sind gescheitert - so die ehrliche Bilanz.

Aber die Bundesregierung hat sich selbst belogen.

Erzählt, die Taliban hätten sich geändert.

Dass das nicht stimmt, können wir jetzt beobachten.

Die Bundesregierung nennt die Sicherheitslage volatil.

Ich sage: In Afghanistan ist Krieg.

Die Bundesregierung betont, es gäbe sichere Orte in Afghanistan,

um weiter abzuschieben.

Das wurde vorrübergehend gestoppt, als der eigene Botschafter warnte.

Die Realität ließ nicht mehr leugnen.

Noch demonstrieren einige Afghanen gegen die Taliban.

Wie lange werden sie das können?

Ich würde gern von Hoffnung erzählen, aber mir fällt nichts mehr ein.

Die Meinung von Gabor Halasz.

In Polen hat die regierende nationalkonservative Partei

Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS, durch eine Justizreform

das Rechtssystem unter ihre Kontrolle gebracht.

Nun soll eine weitere unabhängige Institution beschnitten werden:

Die Medien.

Ein neues Gesetz, das das Parlament verabschiedete,

soll Rundfunklizenzen regeln

und Investoren außerhalb der EU fernhalten.

Damit könnten die wenigen regierungskritischen Stimmen,

wie etwa der Sender tvn, demnächst nicht mehr zu hören sein.

Bettina Scharkus.

Bartosz Weglarschik arbeitet seit Jahren für Onet,

das größte Internetportal in Polen.

Die Stimmung in der liberalen Redaktion

ist nach der Entscheidung gedrückt.

Das ist eine nationale Katastrophe.

Zum ersten Mal nach 1989 wurde ein Gesetz eingeführt,

das die Menschenrechte einschränkt.

Es gibt viele Erlasse, über die man streiten kann.

Aber nun werden Grundrechte und das Medienfreiheit beschnitten.

"Schande, Schande!"

rufen die liberalen Abgeordneten vergangene Nacht im Parlament.

Sie schimpfen:

Es werde so oft abgestimmt, bis das Ergebnis der PiS passe.

Eine chaotische Sitzung mit Unterbrechungen und Verfahrenstricks.

Am Ende gewinnt die nationalkonservative PiS knapp

die Abstimmung über das Gesetz.

Der Regierungschef versucht, die Kritiker zu beschwichtigen.

Wir haben keine Pläne,

das Gesetz gegen einen bestimmten TV-Sender anzuwenden.

Wir wollen nur nicht,

dass sich Firmen außerhalb der EU beliebig in Polens Medien einkaufen.

Doch die Entrüstung ist groß in der polnischen Zivilgesellschaft.

Auch heute gehen die Menschen auf die Straße für eine freie Presse.

Sie fürchten, dass mit tvn einer der letzten regierungskritischen Sender

mundtot gemacht werden soll.

Der Sender gehört mehrheitlich einem US-Konzern.

Nun könnte die Regierung ihn von seinen US-Geldgebern abschneiden.

Polnische Journalisten starten eine Unterschriftenaktion für tvn.

Viele sind in Sorge um ihr Land und ihre Existenz.

Es kann nicht sein, dass wir ständig befürchten müssen,

was die PiS mit uns macht.

Steckt sie uns ins Gefängnis? Sollen wir lieber auswandern?

EU und Regierung in Washington sind beunruhigt.

Dieses Gesetz wird Auswirkungen auf alle Journalisten in Polen haben.

Deshalb erheben wir mahnend unsere Stimme.

Die Mehrheit am polnischen Internetportal Onet

hält ein deutscher Medienkonzern.

Da es sich um eine Beteiligung innerhalb der EU handelt,

greift das Gesetz hier nicht.

Chefredakteur Weglarschik glaubt aber nicht, dass das so bleibt.

Ich habe keinen Zweifel, dass wir die nächsten sind.

Wenn wir tvn verteidigen, verteidigen wir alle freien Medien.

Polen - ein Land mitten in Europa, modern und frei.

Doch wie lange noch, fragen sich Regierungskritiker heute.

Gestern haben wir über den Ärger von Pendlern und Urlaubern

über den Streik der Lokführergewerkschaft GDL berichtet.

Heute gab es erneut Zugausfälle und Verspätungen.

Mehr im Nachrichtenüberblick mit Constantin Schreiber.

Laut der Deutschen Bahn

fuhr im Fernverkehr nur ein Viertel der Züge.

Auch der Regionalverkehr war betroffen.

Für morgen rechnet die Bahn mit einem weitgehend normalen Fahrplan.

Der Streik soll heute Nacht um 2 Uhr vorerst enden.

Das RKI will künftig die Fortschritte der Impfkampagne

mit einer weiteren Datenquelle überprüfen.

Dazu soll ab dem frühen Herbst

eine Umfrage unter 3000 Menschen durchgeführt werden.

Gestern teilte das RKI mit, dass womöglich mehr Menschen

eine erste Corona-Impfung erhalten haben als gedacht.

So seien Unterschiede zwischen den offiziellen Meldezahlen

und Befragungen festgestellt worden.

Der Energiekonzern RWE bekommt beim Ausbau der Öko-Stromerzeugung

die Wetterschwankungen zu spüren.

Die Kältewelle in den USA und die Flutkatastrophe in Deutschland

sorgten für finanzielle Einbußen.

Nun will der Konzern die Geschäfte besser gegen Extremwetter absichern.

Mehr dazu von Samir Ibrahim aus der Frankfurter Börse.

Viel schwacher Wind und andererseits häufige Stürme

haben RWE einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Wetterextreme schränkten den Betrieb von Windrädern ein:

In Deutschland wurde im ersten Halbjahr

rund 20 % weniger Windenergie ins Stromnetz eingespeist.

RWE ist besonders betroffen, denn der Konzern will sich

zum Betreiber von Erneuerbaren Energien wandeln.

An dieser Strategie will man auch festhalten.

Noch 2021 will RWE Windkraft und Solaranlagen,

sowie dazugehörige Speicher für 1,8 Gigawatt bauen.

2022 sollen noch einmal 2,1 Gigawatt dazukommen.

RWE bedient so auch die Nachfrage der deutschen Industrie.

Die sucht wegen hoher Kosten bei klimaschädlichen Energieträgern

händeringend nach "grünen" Strom.

In Algerien ist die Zahl der Todesopfer

durch die Wald- und Buschbrände weiter gestiegen.

Laut staatlichen Medienberichten starben 77 Menschen.

Viele davon bei den Löscharbeiten.

Insgesamt waren in Algerien mehr als 100 Brände ausgebrochen.

Die Regierung geht von Brandstiftung aus.

Die EU hat zwei Löschflugzeuge geschickt,

die zuvor in Griechenland im Einsatz waren.

Stadt, Land, Fluss. Alles da im Nordhessischen.

Es ist dort nicht so schillernd wie in den großen Metropolen,

dafür aber auch nicht so laut und oftmals heimeliger.

Vor zehn Jahren galt die Großstadt

für die meisten Generationen als Sehnsuchtsort.

Jetzt kann sich jeder achte Großstädter vorstellen,

diese zu verlassen, hat das ifo-Institut ermittelt.

Warum also nicht weg, wenn sich die Arbeitswelt

ohnehin dreht und manche Jobs von überall zu machen sind?

Um mittendrin zu sein, etwa im hessischen Homberg (Efze),

wo derzeit Menschen auf Probe Wohnen und Arbeiten.

Jakob Schaumann.

Das nordhessische Homberg (Efze):

Eine Kleinstadt wie viele andere in Deutschland.

Schöne Fachwerkhäuser - doch massenhaft Leerstand.

Viele haben in den vergangenen Jahren die Region verlassen.

Sie aber sind freiwillig hier:

20 Menschen,

die für sechs Monate beim Summer of Pioneers das Experiment wagen:

Raus aus der Stadt und rauf aufs Land.

Anpacken auf dem Acker.

Für Digitalunternehmer Jörg Jessen

eine willkommene Abwechslung zum Schreibtisch-Alltag.

Diesen Bruch, in der Arbeit und jetzt hier auf dem Feld:

Da bist du danach eher erfrischt.

Du hast nicht auf den Bildschirm geguckt,

sondern bist komplett raus damit.

Stunden später oder am nächsten Tag

gehst du dann wieder gutgelaunt ins Office.

Stadt- trifft auf Landleben.

Gegensätze, die manchmal auch Vorurteile mit sich bringen.

Wir Landmenschen haben das Klischee:

Die Städter denken, das Zeug wächst im Supermarkt.

Dass sie hier mitkriegen, wie viel Arbeit drinsteckt,

finde ich schön.

Ich bin gespannt, was wir von denen mitnehmen können.

Die Ideen beim Summer of Pioneers entstehen am Marktplatz.

Mitten im Ort ist der kreative Treffpunkt der Pioniere.

Ein bis vor Kurzem leerstehendes Geschäftshaus,

das zum Co-Working-Space wurde.

Hier geht Jörg Jessen seiner eigentlichen Arbeit nach.

Der Start-up-Gründer möchte die Stadtverwaltung in Homberg

zum digitalen Vorreiter machen und so Impulse setzen.

Wir geben Projektideen, sind 'ne Art Beschleuniger.

Und viele von den Projekten haben 'ne langfristige Wirkung.

Bürgermeister Nico Ritz

ist vor sieben Jahren von Hamburg nach Homberg gezogen.

Er erhofft sich von dem Projekt einen dauerhaften Effekt.

In erster Linie erhoffe ich mir Erkenntnis.

In der Form, dass wir wissen:

Was spricht Menschen aus dem Ballungsraum an?

Was sind aber auch die Punkte, die es schwierig erscheinen lassen,

aufs Land zu ziehen?

Landleben sollte modern und jung gestaltet sein,

findet Organisator Jonathan Linke.

Er kommt aus der Region, hat aber lange in Frankfurt gelebt.

Wenn wir über Lebensqualität und nachhaltige Entwicklung sprechen,

müssen wir die Lebensräume mehr miteinander in Verbindung bringen.

Und vor allem die Menschen.

Entwicklungen, die stark in der Stadt fokussiert sind,

gerade im Bereich Digitalisierung, wollen wir stärker aufs Land holen.

Nicht digital, sondern analog

will Kathrin Hitziggrad wieder Leben in den Ort bringen.

In diesem ehemaligen Sportgeschäft will die Immobilienkauffrau

mit ihren Mitstreitern eine offene Werkstatt für Jugendliche einrichten.

Man läuft durch die Straßen und nimmt das als normal hin.

Mit einer Galerie oder 'ner anderen Idee

setzt man einen neuen Impuls, der auch die Wahrnehmung verändert.

Es ist wünschenswert und ein Ziel,

dass sich aus 'ner temporären 'ne dauerhafte Nutzung ergibt.

Oder man eine neue Idee für einen Raum gewinnt.

Vielleicht gehören solche Bilder in Homberg bald der Geschichte an.

Einige haben schon angekündigt, ihren Aufenthalt auf dem Land

nach dem Summer of Pioneers zu verlängern.

Weil sie weitere Projekte haben

und weil sie das Leben auf dem Land zu schätzen gelernt haben.

Ob Stadt, ob Land - Claudia, wie wird das Wetter?

Es wird überall so ähnlich.

Es gibt Wolken und Sonnenschein.

Und es bleibt warm.

Zumindest die nächsten Tage.

Es kommt Warmluft aus Südwesten nach Deutschland.

Im Süden wird es über 30 Grad.

Die größte Hitze verlagert sich am Wochenende nach Spanien.

Da kommt die Hitze direkt aus Süden.

Dort soll es 43-48 Grad heiß werden.

Bei uns ist das nach dem Wochenende vorbei.

Es kommt kühle Luft aus Nordwesten.

Dazu auch kräftiger Wind.

Das ist der Trend für München.

Auf dem Niveau scheint es erst mal zu bleiben.

Hamburg nicht ganz so heiß.

Die Temperaturen sinken.

Es wird deutlich spürbar, dass es kälter wird.

In der Nacht gibt es noch dickere Schleierwolken.

Die ziehen nach Nordosten und lösen sich auf.

Morgen früh kann es am Schwarzwald und im Südwesten Baden-Württembergs

erste Schauer geben.

In Bayern und Baden-Württemberg erste Regengüsse mit Blitz und

Donner.

Sonst ziehen nur dichtere Wolken durch.

Habe noch Gewittergefahr.

Vielen Dank.

Nun gibt's hier extra-Irrsinn bei extra3.

Und wenn Sie wissen wollen,

wie die Tagesthemen auf russisch eröffnet werden:

Dann bleiben Sie auf, bis danach Ina Müller zu Inas Nacht einlädt.

Das nachtmagazin mit Kirsten Gerhard dann 0.35 Uhr.

Tschüss.

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