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2021 Tagesschau, tagesthemen 11.10.2021, 22:15 Uhr - CDU beschließt Neuwahl des gesamten Bundesvorstands, AfD-Vorsitzender Jörg Meuthen

tagesthemen 11.10.2021, 22:15 Uhr - CDU beschließt Neuwahl des gesamten Bundesvorstands, AfD-Vorsitzender Jörg Meuthen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (11.10.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Allein heute waren zehn Stunden Gespräche anvisiert,

morgen und Ende der Woche soll das Ausloten weitergehen:

Ob es sich lohnt, aus Sondierungsgesprächen

Koalitionsverhandlungen zu machen.

SPD, Grüne und FDP geben sich Mühe, auf ein Bündnis zuzusteuern,

ohne ein Wort über den möglichen gemeinsamen Kurs zu verraten.

Währenddessen versuchen sie bei der CDU die Quadratur des Kreises.

Einerseits Regierungsbereitschaft zu signalisieren,

falls die Option Jamaika doch um die Ecke kommt.

Und zugleich nach dem Wahl-Debakel einen Neuanfang zu ermöglichen,

das Vertrauen der Wählerschaft zurückzugewinnen.

Heute legte sich die Parteiführung die Rahmenbedingungen zurecht.

Der Bundesvorstand soll auf einem Parteitag neu gewählt werden.

Ob damit aber erst mal die Basis befriedet werden kann?

Einzelheiten von Kirsten Girschick.

Hier hängen sie noch, die Wahlplakate.

Kreisvorstandssitzung der CDU Gotha in Thüringen.

Das Wahldebakel wäre nicht nötig gewesen, finden sie hier:

Hätte die CDU auf die Basis gehört,

hätten wir Kanzlerkandidat Söder gehabt.

Dann hätten wir mehr als 30 % der Stimmen eingefahren.

In Niederpleis im Rhein-Sieg-Kreis fällt die Analyse etwas anders aus:

Für mich war es nicht ein Kanzlerkandidat Laschet alleine.

In der Schlussfolgerung ist man sich mit Thüringen einig:

Es geht darum, dass sich die Partei neu aufstellt

für die kommenden Jahre.

Da ist es auch richtig,

dass die Basis in den Prozess mit eingebunden wird:

Wer soll das Gesicht der Partei in den nächsten Jahren sein?

Ob die Mitglieder befragt werden - darüber soll Ende Oktober

eine Konferenz der CDU-Kreisvorsitzenden befinden.

Das hat der CDU-Bundesvorstand heute beschlossen.

Das ist auch nicht eine Last, dass die Basis eingebunden wird,

sondern eine Selbstverständlichkeit.

Niemand soll den Eindruck erwecken,

als könnte man die Parteibasis beiseite schieben.

Der komplette Bundesvorstand soll neu gewählt werden.

Wer für eine Basisbeteiligung ist, verbindet damit eigene Hoffnungen.

Ich wünsche mir, dass wir jünger und weiblicher werden,

um jüngere Wählerschichten ansprechen zu können.

Bislang sind die möglichen Kandidaten für den Vorsitz alle männlich

und nur einige jünger.

Noch hat keiner von ihnen seine Kandidatur offen erklärt.

Wenn es zu einem Wettbewerb käme, könne das

die Partei und die Basis weiter spalten.

Wir müssen aufpassen, dass wir den Laden nicht zerlegen,

das ist ganz wichtig.

Wir haben dann wieder neues Zutrauen zur CDU,

wenn wir uns über die Inhalte in diesem Land sorgen.

Und da Vorschläge machen und nicht nur mit uns selbst beschäftigen.

Gibt es eine Hoffnung auf eine Teamlösung?

Nein, das sehe ich nicht.

Eine Teamlösung, ein Konsenskandidat - nicht in Sicht.

In Gotha sehen sie Friedrich Merz als Favoriten der Basis.

Aber der Kreisgeschäftsführer

will lieber einen weniger bekannten Kandidaten.

Wir sollten junge Leute an die Spitze der Partei bekommen.

Carsten Linnemann als MIT-Chef ist da eine richtige Wahl.

Der Chef der Mittelstandsunion –

auf ein wirtschaftsliberales Profil ist man hier nicht festgelegt.

Übrigens auch nicht auf den eigenen Wahlkreisabgeordneten Röttgen.

Wichtig ist ihnen Geschlossenheit nach einer Basisbefragung.

Wenn es mehrere Kandidaten gibt für den Bundesvorsitz,

sollten die Kandidaten, die unterliegen,

beim Bundesparteitag nicht mehr antreten.

Egal, wie die Wahl ausgeht - wer gewählt ist, ist gewählt.

Dann hat man dahinter zu stehen und das zu vertreten.

Ob das diesmal gelingt,

beim dritten Parteivorsitzenden seit 2018?

Wie geht's weiter bei der CDU?

Darüber habe ich mit Generalsekretär Ziemiak gesprochen.

Guten Abend, Herr Ziemiak. Guten Abend.

Die Parteispitze soll also neu gewählt werden.

Das schließt also auch den Vorsitzenden ein

und Armin Laschet wird nicht Parteichef bleiben?

So ist es.

Die Option, dass die Ampelsondierungen scheitern

und Jamaika eine Option wäre, die behalten Sie sich aber vor?

Wir sind Zweiter geworden,

haben diese Bundestagswahl nicht gewonnen.

Das ist für uns bitter, aber wir haben auch ein Angebot gemacht:

Es gibt mehrere Koalitionsmöglichkeiten.

Jamaika wäre eine Riesenchance für dieses Land.

Wir haben sehr konzentriert als Union die Gespräche vorbereitet.

Wir haben sie geführt mit FDP und Grünen.

Jetzt wird eine andere Konstellation sondiert.

Unser Angebot bleibt bestehen.

Auch FDP und Grüne haben die Nummer von Armin Laschet.

Das meine ich: es klingt nicht nach einem wirklichem Neustart,

sondern nach Zeitgewinnen, nach:

Schauen wir mal, ob nicht doch was geht.

Warum nicht gleich 'ne klare Entscheidung?

Es gab heute eine klare, entschlossene Entscheidung.

Wir werden einen Parteitag durchführen.

Wenn Laschet mit Jamaika Kanzler wird, dann bliebe er Parteichef.

Wir werden mit den Kreisvorsitzenden sprechen.

Es geht da um die Frage der Mitgliederbeteiligung.

Viele wünschen sich mehr davon als bisher.

Für uns war klar,

dass der Bundesvorstand neu gewählt werden muss.

Dazwischen bleibt unser Angebot bestehen für Gespräche zu Jamaika.

Laschet hat auch klar gesagt, es hängt nicht an Personalfragen.

Es geht um das richtige für dieses Land.

Wir haben ein Angebot gemacht. Da geht es um Inhalte.

Das würde bedeuten, selbst mit einem angeschlagenen Laschet

würden Sie dann versuchen, die Kanzlerschaft zu gewinnen?

Oder mit einem anderen Kandidaten?

Wir würden darüber sprechen: Was wollen wir in diesem Land bewegen?

Was kann die richtige Verbindung von Erneuerung und Stabilität sein?

Wir haben unsere Punkte klargemacht

in den Gesprächen mit Grünen und FDP.

Beim Thema Klimaschutz sind wir sehr gut aufgestellt.

Da müssen wir noch viel bewegen.

Und wir haben gesagt, wo unsere roten Linien sind.

Wir würden erst über Inhalte sprechen, dann über Personen.

Erst das Land, dann die Partei.

Heute haben wir uns aber auch mit der Partei beschäftigt.

Denn dieses Wahlergebnis muss man ernst nehmen

und Konsequenzen ziehen.

So eine neue Aufstellung der Union

und die Aufarbeitung des Ergebnisses.

Verstehe, dass Sie die Inhalte nach vorne ziehen.

Personell ändert sich also nichts, wenn Jamaika eine Möglichkeit wäre?

Wir würden darüber sprechen,

wie wir uns in einer Bundesregierung aufstellen würden.

Aber es geht darum, zu überlegen: Gibt es diese Möglichkeit?

Ich sehe sie nicht, denn gerade werden Gespräche geführt

zwischen SPD, FDP und Grünen.

Auf Seiten der CDU ist Armin Laschet der Ansprechpartner.

Wie wir eine Regierung bestücken würden -

wir würden gemeinsam beraten als CDU und CSU.

Das heißt, dass das Verfahren, wie so was entschieden wird,

geklärt werden wird.

Da reden wir darüber, wie die Basis besser eingebunden werden könnte.

Sind Sie für eine Mitgliederbefragung

oder wieder 'ne Gremienentscheidung?

Richtig ist,

mit den Kreisvorsitzenden darüber zu sprechen.

Die haben das Ohr an der Basis und erleben die momentane Stimmung.

Meine persönliche Meinung:

Ich war nie ein großer Freund von Mitgliederbefragungen.

Der Bundesparteitag ist ein gutes Instrument.

Ich habe aber auch gespürt,

wie groß der Wunsch ist nach mehr Mitgliederbeteiligung.

Ich würde das also nicht ausschließen

und gehe offen in die Kreisvorsitzendenkonferenz.

Die Kanzlerkandidatur von Laschet war 'ne Gremienentscheidung

gegen den Willen so mancher an der Basis.

Und gegen CSU-Chef Söder.

Von dem gab's im Wahlkampf immer wieder Sperrfeuer.

Könnte ein Mitgliedervotum die Schwesterpartei besser einbinden?

Wir sprechen als erstes darüber, was wichtig ist für die Union.

Es geht um eine neue Führung und eine stärkere Beteiligung der Basis.

Dann müssen auch darüber sprechen,

wie wir zur Kanzlerkandidatur beim nächsten Mal kommen.

Wie können bessere Verfahren gewählt werden,

damit wir im Wahlkampf kräftig sind?

Würden Sie das mittragen, wenn sich herausstellt,

dass eine Basisbefragung gegen das Votum der Parteiführung stimmt?

Beim Parteivorsitz oder der Kanzlerkandidatur?

Sowohl als auch.

Bei der Frage des Parteivorsitzes:

Wenn es gewünscht wird von den Kreisvorsitzenden

und der Mehrheit der Mitglieder:

Dann kann ich das gut verstehen und deshalb kommen wir zusammen.

Es wäre furchtbar, wenn man sich vorher festlegen würde.

Wenn man eine vorgefertigte Meinung hätte.

Deshalb von meiner Seite dort eine absolute Offenheit.

Bei der Kanzlerkandidatur:

Es muss gleichberechtigt zwischen CDU und CSU geschehen.

Das muss gemeinsam besprochen werden,

sonst könnte immer die CDU die CSU überstimmen.

Herr Ziemiak, danke für das Gespräch nach Berlin.

Er ist nicht der erste Chef, der seiner Partei den Rücken kehrt.

Er ist nach Bernd Lucke und Frauke Petry der dritte Vorsitzende,

der die Partei auf einen gemäßigteren Kurs bringen wollte.

Der sich dann doch bedrängt sah

von den radikaleren Kräften der AfD und eben hinwarf.

Jörg Meuthen tritt im Dezember nicht zur Neuwahl des Parteivorstands an.

Sarah Frühauf.

Blanke Wut von Teilen der Partei beim AfD-Parteitag im November 2020.

Auf Parteichef Meuthen und dessen Generalabrechnung.

Wir werden nicht mehr Erfolg erzielen,

indem wir immer derber, enthemmter auftreten.

Fast ein Jahr Streit später: Rückzug Meuthens.

Beim Parteitag im Dezember tritt er nicht mehr für den Parteivorsitz an.

Begründet den Schritt nicht,

gibt den Delegierten aber mit auf den Weg:

Die Reaktion in den eigenen Reihen:

Zum einen: Das sei kein guter Tag für die AfD.

Und auch Verständnis für den Schritt.

6,5 Jahre an der Spitze der AfD ist ähnlich wie 65 Jahre Leben.

Das ist schon sehr intensiv.

Aber auch Freude,

etwa vom ehemaligen Brandenburger AfD-Vorsitzenden Kalbitz.

Kalbitz, laut Verfassungsschutz Rechtsextremist,

wurde auf Betreiben Meuthens aus der Partei ausgeschlossen.

Die Notwendigkeit, sich von den Extremen mehr abzugrenzen,

vor allem in den Ostverbänden, sieht Co-Parteichef Chrupalla nicht.

Ich repräsentiere die ganze Partei, auch in Zukunft.

Ich werde wieder für den Bundesvorstand antreten

und diese Linie weiterfahren.

Wer kandidiert noch?

NRW-AfD-Landeschef Lucassen kann sich eine Kandidatur vorstellen.

Einst war er an der Seite Meuthens, nun ist er auf Annäherungskurs

mit der in weiten Teilen extremen Ost-AfD.

Wenn es eine Doppelspitze ist, dann hielte ich's für angezeigt,

dass ein Protagonist ostdeutscher Landesverbände vertreten ist.

Die Ostdeutschen haben tolle Wahlergebnisse

für unsere Partei erzielt.

Und jemand aus einem großen westdeutschen Landesverband -

wie ich es bin.

Auch im Gespräch: Thüringens AfD-Vorsitzender Höcke.

Auch er laut Verfassungsschutz Rechtsextremist.

Und Fraktionsvorsitzende Weidel,

die sich mit den Extremen arrangiert zu haben scheint.

Meuthen-Unterstützer halten ihrer möglichen Kandidatur

das Argument Ämterhäufung entgegen.

Das ist gerade ein großes Problem:

Dass Menschen dann weder den Fraktionsvorsitz

noch den Bundesvorsitz richtig machen können.

Meuthen hat zwar angekündigt, nicht verstummen zu wollen.

Doch wie viel Gewicht hat seine Stimme noch?

Jetzt, wo er seinen Rückzug angekündigt hat.

Der angekündigte Führungswechsel an der AfD-Spitze -

dazu hat Julie Kurz vom NDR folgende Meinung:

Nun ist auch das Feigenblatt weg, der Professor für Volkswirtschaft.

Der AfD sollte er immer noch

so was wie einen bürgerlichen Anstrich geben.

Obwohl weder die Partei noch Jörg Meuthen das sind.

Man möchte an dieser Stelle daran erinnern:

Der Parteichef, der sich gerne als als Kämpfer gegen Rechtsextremisten

in der AfD inszeniert, paktierte lange mit jenen.

Er fuhr zum jährlichen Kyffhäusertreffen

des mittlerweile offiziell aufgelösten Flügels.

Sein heutiger Rückzug

ist ein Lehrstück von "Die Geister, die ich rief".

Die rechtsextremen Strukturen, die sich unter ihm ausbreiteten,

hat er nicht mehr eingefangen bekommen.

Es ist zu spät.

Auch weil es ihm zunehmend an Unterstützung seiner Leute mangelte.

Auch, weil die sich mehr um die eigenen Karrieren scheren.

Der Kampf gegen Rechtsextreme ist da wenig hilfreich.

Das Lager um Björn Höcke hingegen beschwört den Korpsgeist,

organisiert sich straff, um Meuthen zu schwächen.

Gut sichtbar beim letzten Parteitag.

Seitdem hat der Rechtsextremist Höcke in der AfD weiter an Macht gewonnen:

Sein Landesverband in Thüringen war der einzige,

der bei der Bundestagswahl zulegen konnte.

Für den, der Meuthen nachfolgt, dürfte mehr denn je gelten:

Nichts geht ohne Höckes Gnaden.

Und so folgt alles der klaren DNA der AfD:

Am Ende gewinnen immer die extremeren Positionen.

Das mussten schon Bernd Lucke und Frauke Petry erfahren.

Es war naiv von Meuthen zu glauben, dass es bei ihm anders laufen könnte.

Parteichefs kommen und gehen in der AfD,

die rechtsextreme Spirale dreht sich einfach immer weiter.

Die Meinung von Julie Kurz.

Ein halbes Jahr gehörten sie in das öffentliche Erscheinungsbild:

Jetzt schließen die Corona-Testzentren reihenweise.

Ein Corona-Schnelltest war Pandemie-Alltag:

Etwa, bevor man ins Kino oder ins Restaurant geht,

meist schmerz- und v.a. kostenlos.

Damit ist seit heute Schluss.

Der Bund zahlt nicht mehr für die Bürgertests.

Schließlich gäbe es jetzt genügend Impf-Möglichkeiten.

Alle, die sich dennoch testen lassen wollen,

müssen das nun selbst bezahlen.

Zumindest fast alle.

Johannes Jolmes.

Bijan Frisch hat heute 14,95 Euro für den Corona-Schnelltest gezahlt.

Aus Sicht der Bundesregierung nur fair.

Er hätte sich längst impfen lassen können.

Weil er nach Mallorca fliegt, braucht er den Test.

Dafür kommt der Staat seit heute nicht mehr auf.

Es erhöht schon den Druck.

Für mich persönlich sind 15 Euro nicht Druck genug.

An diesem Morgen sind es in Hamburg nur wenige,

die sich gegen Bezahlung testen lassen.

Einige brechen ab, als sie von dem Preis hören.

Der erhoffte Druck auf die Ungeimpften –

so richtig kommt er noch nicht an.

Ich möchte mich nicht impfen lassen. Das ist meine freie Entscheidung.

Jetzt wird mir die Entscheidung, ob ich Geld ausgeben muss oder nicht,

vom Staat oktroyiert.

Ich bin Asthmatiker.

Da sind etwaige Nebenwirkungen anders zu bewerten.

Ich bin noch ein bisschen abwartend.

Ich bin da kein Querdenker oder Impfgegner,

ich hab sonst alle Impfungen mitgemacht.

Seit heute sind die Tests nur noch für Ausnahmen kostenlos:

Für Kinder und Jugendliche unter 18 noch bis zum Jahresende.

Für Schwangere.

Für Menschen,

die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Und zum Beenden einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion.

Ein anderes Zentrum:

Hier testeten sie letzten Montag 460 Personen.

Heute: bis zum Nachmittag 50 Anmeldungen.

Überwiegend Jugendliche und Kinder.

Axel Strehlitz betreibt noch acht Zentren – es waren mal 30.

Was ihn stört:

Die Neuregelung kenne keine Ausnahmen für Geimpfte,

die mehr Sicherheit wollen.

Ich finde es legitim, auf die Art den Impfdruck zu erhöhen.

Finde aber falsch: Man bestraft damit auch die Geimpften.

Die werden auch ihre Tests benötigen.

Und auch im Herbst werden die bei Grippezeit

immer wieder ein Bedürfnis nach Gewissheit haben.

Die Impfquote mag steigen, aber zu welchem Preis?

Nicht jeder hat das Geld für regelmäßige Tests.

Womöglich, so fürchten Immunologen,

erhöht die Kostenpflicht das Risiko für alle.

Ich sehe das kritisch.

Die Schnelltests waren geeignet,

Infektionsketten schnell zu erkennen und zu unterbrechen.

Jetzt werden sich weniger testen lassen.

Wir werden weniger über die Infektionen erfahren.

Dass der Mallorca-Reisende seinen Test zahlen muss,

erscheint auf den ersten Blick fair.

Aber eine höhere Impfquote muss das nicht bedeuten.

Der Feldhamster galt lange als Symbol von Kornfeldidylle.

Für einige Landwirte wurde er dann zur Plage.

Heute ist der Feldhamster eines der seltensten Tiere in Europa.

Und gehört zu den eine Million Pflanzen- und Tierarten,

die vom Aussterben bedroht sind.

Die 15. UN-Artenschutzkonferenz berät darüber und diskutiert Ideen,

wie man das Artensterben verhindern oder verlangsamen kann:

Bis 2030 sollen 30 % der Landflächen und Meere unter Schutz sein.

20 % der zerstörten Ökosysteme in Mooren, Auen und Wäldern

sollen in ihren Naturzustand zurückversetzt werden.

Und auch der Einsatz von Pestiziden steht auf der Liste -

deren Einsatz soll um zwei Drittel zurückgefahren werden.

Was es bedeutet, gegen den Exodus der Vielfalt anzukämpfen:

Matthias Ebert hat sich das im brasilianischen Pantanal angesehen.

Karin Domingo muss jede Woche ihre Überwachungskameras scharf stellen.

Derzeit leiden die Tiere in Brasiliens Hinterland

wegen der Brände und extremer Trockenheit.

Wir wollen herausfinden, wie es den Tieren geht,

die vorbeiziehen.

Ist ihr Fell verbrannt? Sind sie abgemagert?

An dieser Stelle: Entwarnung.

Affen, ein Ozelot.

Und ein Tapir.

Sie alle wirken gesund.

Karin Hilfsorganisationen Ecotropica ist unterwegs im Notfalleinsatz.

Für die Tiere im Pantanal, dem größten Feuchtgebiet Südamerikas.

An einer Wasserstelle drohen Kaimane, qualvoll zu verenden.

Wegen ausbleibender Regenfälle

steigen die Flüsse seit zwei Jahren nicht mehr so an wie üblich.

Plötzlich ein Affe, der im Geäst nach Wasser und Nahrung sucht.

Karin bereitet eine Futterstelle vor.

Obst für die dehydrierten Tiere.

Diese extreme Trockenheit kommt auch davon,

dass flussaufwärts neue Sojafelder entstehen.

Bis an die Quellen der Flüsse heran.

Unsere Regierung tut nichts dagegen.

Eine Gefahr für dieses artenreiche Gebiet mit wilden Wasserbüffeln,

dem Storchenvogel Jabiru und dem König des Pantanal.

Ein Jaguar auf der Jagd nach Wasserschweinen.

Nur ein Stück entfernt ist mit einem Mal alles in Rauch gehüllt.

Buschbrände auf dem staubtrockenen Boden.

Das zweite Jahr in Folge

zerstören Flammen Teile des Pantanal-Ökosystems.

An einem Tümpel sitzen zwei Riesenotter fest

inmitten der verbrannten Landschaft.

Kurz darauf müssen die Helfer von Ecotropica anpacken.

Das Feuer breitet sich rasant aus, manchmal sogar unterirdisch.

Die Brände sind bis an den Fluss vorgerückt.

Mithilfe des Windes können sie sogar

ein Naturschutzgebiet auf der anderen Seite erreichen.

Das wäre fatal.

Die Ursachen sind oft kleinere Feuer,

die wegen der Trockenheit außer Kontrolle geraten.

Millionen Tiere sind in den letzten beiden Jahren verbrannt.

Wie dieser Kaiman.

Eine ökologische Katastrophe

in einem der artenreichsten Gebiete der Erde.

In Deutschland wird nach einer neuen Regierung gesucht.

Die Regierung in Österreich aus Konservativen und Grünen hingegen

steckte in einer heftigen Krise.

Die ist nun vorerst abgewendet.

Thorsten Schröder.

Alexander Schallenberg ist neuer Bundeskanzler von Österreich.

Der bisherige Außenminister

wurde von Bundespräsident van der Bellen vereidigt.

Schallenberg folgt im Amt seinem Parteifreund Kurz (ÖVP).

Dieser trat unter dem Druck laufender Korruptionsermittlungen zurück.

Schallenberg betonte, er wolle eng mit Kurz

in dessen künftiger Funktion als Fraktionschef zusammenarbeiten.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht

an drei US-amerikanische Arbeitsmarktspezialisten.

Die Akademie in Stockholm begründete ihre Entscheidung:

David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens

hätten die empirische Forschung revolutioniert.

Cards Arbeit zeigt die Auswirkung von Migration und Mindestlöhne

auf den Arbeitsmarkt.

Angrist und Imbens würdigte die Jury für ihre methodischen Beiträge

zur Analyse von Ursache und Wirkung.

69 Unternehmen der deutschen Wirtschaft

haben sich an die Politik gewandt und fordern mehr Tempo beim Klimaschutz.

Die Konzerne sprechen von einer Umsetzungsoffensive

für Klimaneutralität.

Markus Gürne aus der Frankfurter Börse.

Ein schnellerer Kohleausstieg

und eine deutliche Erhöhung der Wind- und Sonnen-Energie:

Das sind Kernforderungen der Unternehmen,

zudem eine Stärkung von Technologien im Bereich Klimaschutz.

Klimafreundliche Unternehmen sollen entlastet und klimafeindliche

durch CO2-Bepreisung mehr belastet werden.

Zudem soll der Staat als größter Auftragsgeber

als Vorbild für mehr private Investitionen dienen.

Auch kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren

sind Forderungen.

Bürokratische Hürden würden

den Ausbau regenerativer Energien bremsen.

Das kritisieren auch Wissenschaftler,

die heute an eine künftige Regierung appellierten.

Das Gebiet rund um den ausgebrochenen Vulkan

auf der Atlantik-Insel La Palma wurde von starken Erdbeben erschüttert.

Experten werten das als Anzeichen,

dass sich neues Magma unter dem Krater staue.

Der Lavastrom hat nun Industrieanlagen erreicht.

Da giftige Dämpfe entstehen könnten,

verhängten die Behörden eine Ausgangssperre.

Seit dem Vulkanausbruch wurden auf La Palma 1300 Gebäude zerstört.

Es betrifft Menschen im ganzen Land.

Aber besonders groß sind die Probleme in großen Städten wie Köln,

weil man leichter an Suchtmittel kommt.

Die machen aus dem Leben schnell einen Teufelskreis:

Drogen wie Heroin.

Viele Abhängige wollen da raus.

Nicht immer helfen die klassischen Entzugstherapien.

Für schwer Drogensüchtige gibt es vielleicht doch einen Ausweg -

der sich erst anhört wie ein Widerspruch.

Die Heroin-Abhängigen bekommen nämlich genau den Stoff,

von dem sie abhängig sind.

Tobias Reckmann hat eine Kölner eine Substitutions-Ambulanz besucht,

die Betroffenen mit diesem Ansatz helfen will.

Hier ist für Sebastian die Grenze: eine Straße am Kölner Neumarkt.

Auf den Platz geht er nicht mehr, hier begann seine Drogenkarriere.

Er ist Anfang 20, als er anfängt, Partydrogen zu nehmen.

Er ist Rettungsassistent - und hat ein stabiles Leben.

Dann verliert er die Kontrolle.

Ich bin zu meinem Freund gefahren, wollte was zum Rauchen kaufen.

Haschisch oder Marihuana, so was.

Er sagte, er hätte das nicht, aber was anderes, so was ähnliches.

Es ist Heroin, sein Dealer fixt ihn an.

Pämm, Sorgen weg! Pämm, Ängste weg! Pämm, Zukunft klappt!

Wie in Mamas Bauch, Watte überall!

Was sich beim ersten Mal gut anfühlt, entgleitet ihm:

Er braucht immer mehr Heroin.

Dann ist es nicht mehr so, dass man die Probleme damit weghaben will:

Das Problem ist ja dann das Heroin.

Das Heroin - und die Finanzierung der Sucht.

Er fängt an zu klauen - Diebstähle, Betrug, am Ende drei Jahre Gefängnis.

Die Sucht bleibt.

Alle Entzugsversuche scheitern.

Am Ende landet er hier, in der Kölner Substitutionsambulanz.

Hier bekommen Schwerstabhängige reines Heroin auf Rezept.

Sebastian ist einer von 60 Patienten.

Das übliche Prozedere: Kontrolle auf Alkohol.

Wenn wir mehr haben als 0,09 Prozent, kriegen wir nichts.

Wie sieht's aus? (Sebastian) 0,0.

Jürgen Pliester ist mit 66 der älteste Patient:

Seit 40 Jahren aus Heroin, seit acht Jahren im Substitutionsprogramm.

Was macht Heroin mit dem Körper?

Kaputt, wirklich kaputt.

Ich hab offene Beine, mein ganzer Körper sieht so aus ...

Das sind die sogenannten Straßen.

Überall waren Adern.

Die waren mal so dick wie mein kleiner Finger.

Zweimal pro Tag holen sich ihre Dosis ab.

Nicht, um high zu werden, sondern um zu funktionieren.

Psychiaterin Eva-Maria Dorgeloh gibt die Spritzen aus.

Das wird er sich gleich injizieren.

Das Heroin darf nur vor Ort gespritzt werden, um Missbrauch zu verhindern.

Unsere Patienten sind routiniert, auch wo sie hin injizieren.

Der Patient wird sich jetzt draußen ein bisschen hinsetzen.

Die Wirkung flutet noch an.

Da kann er sich noch ein bisschen erholen.

Chillen, auf neudeutsch.

Das Heroin ist chemisch rein:

Ohne die giftigen Streckstoffe, die auf der Straße drin sind.

Zweck ist, dass die Patienten sich gesundheitlich stabilisieren.

Dass die wegkommen vom Straßenheroin.

Es geht gar nicht darum, die Leute vom Stoff runter zu bekommen?

Nein, hier nicht.

Die Drogenersatzstoffe sind auch Opiate, das ist richtig.

Die Patienten bleiben abhängig.

Eine Suchterkrankung ist sowieso chronisch.

Das ist 'ne chronische Rückfallerkrankung.

Deswegen hat man den Abstinenzgedanken

in der Behandlung Opiodabhängiger aufgegeben.

Das muss erst mal sacken:

Die Sucht ist so stark,

dass viele Abhängige ihr Leben lang nicht mehr davon loskommen.

In der Ambulanz tun sie alles,

damit die Betroffenen mit der Sucht einigermaßen leben können.

Jeder Patient bekommt psychosoziale Betreuung und Hilfe im Alltag.

Etwa bei der Wohnungssuche.

Sebastian und Jürgen haben diesen Schritt geschafft.

Beide haben wieder einen festen Wohnsitz.

Wie hat sich Ihr Leben durch das Programm verändert?

180 Grad.

Ich war obdachlos, hatte keine Zähne mehr.

War schwerstabhängig von mehreren Substanzen.

Jetzt bin ich's nur noch von einer.

Kümmere mich um meine Schulden, hab wieder ein Dach überm Kopf.

Ein geregeltes Leben einfach.

Auf absehbare Zeit ist er noch krankgeschrieben.

Aber er hofft, wieder als Rettungsassistent arbeiten zu können.

Sein eigenes Leben hat er schon gerettet.

Im März verlor die Fußball-Nationalelf gegen ein Land,

das vor nicht langer Zeit einen neuen Namen bekam.

Nordmazedonien.

Die 1:2-Niederlage in der WM-Qualifikation

war bezeichnend für das zähe Ende der Ära Jogi Löw.

Seit Hansi Flick die Verantwortung trägt,

scheint ein neuer Schub die Nationalelf anzutreiben.

So nutzte sie die Chance auf Revanche im Rückspiel überzeugend.

Bernd Schmelzer.

Trainer Flick hat das Motto ausgegeben,

die WM-Teilnahme schnell perfekt machen zu wollen.

Entsprechend engagiert beginnt sein Team.

In der zweiten Minute die erste Gelegenheit.

Die DFB-Elf ist die bessere Mannschaft,

hat teils über 70 % Ballbesitz.

Der zuletzt kritisierte Werner vergibt zweimal aussichtsreich.

Zur Pause steht es aus deutscher Sicht nur 0:0.

Der erste gute Angriff nach dem Seitenwechsel bringt das 1:0.

Havertz der Torschütze, Müller legt vor.

Nordmazedonien hält bis 20 Minuten vor Ende gut mit.

Dann sorgt Werner mit einem Doppelschlag für die Entscheidung.

Binnen 180 Sekunden erhöht er auf 3:0.

Gerade sein zweiter ist ein sehenswerter Treffer.

Den Schlusspunkt setzt Musiala - 4:0.

Durch den Erfolg hat sich die deutsche Mannschaft

vorzeitig für die WM 2022 qualifiziert.

In weiteren Bundesländern haben die Herbstferien begonnen -

in vielen Teilen Deutschlands war es golden herbstlich heute.

Claudia, bleibt das so diese Woche?

Ich muss leider Nein sagen.

Es wird für die meisten demnächst nasser.

Und es wird deutlich kälter.

Ich zeige Ihnen jetzt, was uns die nächsten zwei Tage erwartet:

Schnee am Alpenrand.

Morgen Abend kräftige Schauer.

In den Hochlagen ...

Also ab 1800 Meter.

Das aber eher in der Nacht zu Mittwoch.

Jetzt in der Nacht gibt es vor allem Schauer und Regengüsse.

Die Front von heute legt sich dann an den Alpenrand.

Morgen eine neue Kaltfront.

Es kommen immer wieder Regengüsse hinterher.

In den kommenden Tagen immer mal wieder Nass von oben.

Auch kräftige Schauer.

Am Donnerstag von Westen her wieder etwas wärmer.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der Doku:

Das Afghanistan-Desaster - was denken unsere Soldaten?

Das nachtmagazin erwartet Sie um 0.50 Uhr.

Wir sehen uns morgen Abend wieder.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 11.10.2021, 22:15 Uhr - CDU beschließt Neuwahl des gesamten Bundesvorstands, AfD-Vorsitzender Jörg Meuthen tagesthemen 11.10.2021, 22:15 - CDU decides to re-elect the entire federal executive, AfD chairman Jörg Meuthen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (11.10.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Allein heute waren zehn Stunden Gespräche anvisiert,

morgen und Ende der Woche soll das Ausloten weitergehen:

Ob es sich lohnt, aus Sondierungsgesprächen

Koalitionsverhandlungen zu machen.

SPD, Grüne und FDP geben sich Mühe, auf ein Bündnis zuzusteuern,

ohne ein Wort über den möglichen gemeinsamen Kurs zu verraten.

Währenddessen versuchen sie bei der CDU die Quadratur des Kreises.

Einerseits Regierungsbereitschaft zu signalisieren,

falls die Option Jamaika doch um die Ecke kommt.

Und zugleich nach dem Wahl-Debakel einen Neuanfang zu ermöglichen,

das Vertrauen der Wählerschaft zurückzugewinnen.

Heute legte sich die Parteiführung die Rahmenbedingungen zurecht.

Der Bundesvorstand soll auf einem Parteitag neu gewählt werden.

Ob damit aber erst mal die Basis befriedet werden kann?

Einzelheiten von Kirsten Girschick.

Hier hängen sie noch, die Wahlplakate.

Kreisvorstandssitzung der CDU Gotha in Thüringen.

Das Wahldebakel wäre nicht nötig gewesen, finden sie hier:

Hätte die CDU auf die Basis gehört,

hätten wir Kanzlerkandidat Söder gehabt.

Dann hätten wir mehr als 30 % der Stimmen eingefahren.

In Niederpleis im Rhein-Sieg-Kreis fällt die Analyse etwas anders aus:

Für mich war es nicht ein Kanzlerkandidat Laschet alleine.

In der Schlussfolgerung ist man sich mit Thüringen einig:

Es geht darum, dass sich die Partei neu aufstellt

für die kommenden Jahre.

Da ist es auch richtig,

dass die Basis in den Prozess mit eingebunden wird:

Wer soll das Gesicht der Partei in den nächsten Jahren sein?

Ob die Mitglieder befragt werden - darüber soll Ende Oktober

eine Konferenz der CDU-Kreisvorsitzenden befinden.

Das hat der CDU-Bundesvorstand heute beschlossen.

Das ist auch nicht eine Last, dass die Basis eingebunden wird,

sondern eine Selbstverständlichkeit.

Niemand soll den Eindruck erwecken,

als könnte man die Parteibasis beiseite schieben.

Der komplette Bundesvorstand soll neu gewählt werden.

Wer für eine Basisbeteiligung ist, verbindet damit eigene Hoffnungen.

Ich wünsche mir, dass wir jünger und weiblicher werden,

um jüngere Wählerschichten ansprechen zu können.

Bislang sind die möglichen Kandidaten für den Vorsitz alle männlich

und nur einige jünger.

Noch hat keiner von ihnen seine Kandidatur offen erklärt.

Wenn es zu einem Wettbewerb käme, könne das

die Partei und die Basis weiter spalten.

Wir müssen aufpassen, dass wir den Laden nicht zerlegen,

das ist ganz wichtig.

Wir haben dann wieder neues Zutrauen zur CDU,

wenn wir uns über die Inhalte in diesem Land sorgen.

Und da Vorschläge machen und nicht nur mit uns selbst beschäftigen.

Gibt es eine Hoffnung auf eine Teamlösung?

Nein, das sehe ich nicht.

Eine Teamlösung, ein Konsenskandidat - nicht in Sicht.

In Gotha sehen sie Friedrich Merz als Favoriten der Basis.

Aber der Kreisgeschäftsführer

will lieber einen weniger bekannten Kandidaten.

Wir sollten junge Leute an die Spitze der Partei bekommen.

Carsten Linnemann als MIT-Chef ist da eine richtige Wahl.

Der Chef der Mittelstandsunion –

auf ein wirtschaftsliberales Profil ist man hier nicht festgelegt.

Übrigens auch nicht auf den eigenen Wahlkreisabgeordneten Röttgen.

Wichtig ist ihnen Geschlossenheit nach einer Basisbefragung.

Wenn es mehrere Kandidaten gibt für den Bundesvorsitz,

sollten die Kandidaten, die unterliegen,

beim Bundesparteitag nicht mehr antreten.

Egal, wie die Wahl ausgeht - wer gewählt ist, ist gewählt.

Dann hat man dahinter zu stehen und das zu vertreten.

Ob das diesmal gelingt,

beim dritten Parteivorsitzenden seit 2018?

Wie geht's weiter bei der CDU?

Darüber habe ich mit Generalsekretär Ziemiak gesprochen.

Guten Abend, Herr Ziemiak. Guten Abend.

Die Parteispitze soll also neu gewählt werden.

Das schließt also auch den Vorsitzenden ein

und Armin Laschet wird nicht Parteichef bleiben?

So ist es.

Die Option, dass die Ampelsondierungen scheitern

und Jamaika eine Option wäre, die behalten Sie sich aber vor?

Wir sind Zweiter geworden,

haben diese Bundestagswahl nicht gewonnen.

Das ist für uns bitter, aber wir haben auch ein Angebot gemacht:

Es gibt mehrere Koalitionsmöglichkeiten.

Jamaika wäre eine Riesenchance für dieses Land.

Wir haben sehr konzentriert als Union die Gespräche vorbereitet.

Wir haben sie geführt mit FDP und Grünen.

Jetzt wird eine andere Konstellation sondiert.

Unser Angebot bleibt bestehen.

Auch FDP und Grüne haben die Nummer von Armin Laschet.

Das meine ich: es klingt nicht nach einem wirklichem Neustart,

sondern nach Zeitgewinnen, nach:

Schauen wir mal, ob nicht doch was geht.

Warum nicht gleich 'ne klare Entscheidung?

Es gab heute eine klare, entschlossene Entscheidung.

Wir werden einen Parteitag durchführen.

Wenn Laschet mit Jamaika Kanzler wird, dann bliebe er Parteichef.

Wir werden mit den Kreisvorsitzenden sprechen.

Es geht da um die Frage der Mitgliederbeteiligung.

Viele wünschen sich mehr davon als bisher.

Für uns war klar,

dass der Bundesvorstand neu gewählt werden muss.

Dazwischen bleibt unser Angebot bestehen für Gespräche zu Jamaika.

Laschet hat auch klar gesagt, es hängt nicht an Personalfragen.

Es geht um das richtige für dieses Land.

Wir haben ein Angebot gemacht. Da geht es um Inhalte.

Das würde bedeuten, selbst mit einem angeschlagenen Laschet

würden Sie dann versuchen, die Kanzlerschaft zu gewinnen?

Oder mit einem anderen Kandidaten?

Wir würden darüber sprechen: Was wollen wir in diesem Land bewegen?

Was kann die richtige Verbindung von Erneuerung und Stabilität sein?

Wir haben unsere Punkte klargemacht

in den Gesprächen mit Grünen und FDP.

Beim Thema Klimaschutz sind wir sehr gut aufgestellt.

Da müssen wir noch viel bewegen.

Und wir haben gesagt, wo unsere roten Linien sind.

Wir würden erst über Inhalte sprechen, dann über Personen.

Erst das Land, dann die Partei.

Heute haben wir uns aber auch mit der Partei beschäftigt.

Denn dieses Wahlergebnis muss man ernst nehmen

und Konsequenzen ziehen.

So eine neue Aufstellung der Union

und die Aufarbeitung des Ergebnisses.

Verstehe, dass Sie die Inhalte nach vorne ziehen.

Personell ändert sich also nichts, wenn Jamaika eine Möglichkeit wäre?

Wir würden darüber sprechen,

wie wir uns in einer Bundesregierung aufstellen würden.

Aber es geht darum, zu überlegen: Gibt es diese Möglichkeit?

Ich sehe sie nicht, denn gerade werden Gespräche geführt

zwischen SPD, FDP und Grünen.

Auf Seiten der CDU ist Armin Laschet der Ansprechpartner.

Wie wir eine Regierung bestücken würden -

wir würden gemeinsam beraten als CDU und CSU.

Das heißt, dass das Verfahren, wie so was entschieden wird,

geklärt werden wird.

Da reden wir darüber, wie die Basis besser eingebunden werden könnte.

Sind Sie für eine Mitgliederbefragung

oder wieder 'ne Gremienentscheidung?

Richtig ist,

mit den Kreisvorsitzenden darüber zu sprechen.

Die haben das Ohr an der Basis und erleben die momentane Stimmung.

Meine persönliche Meinung:

Ich war nie ein großer Freund von Mitgliederbefragungen.

Der Bundesparteitag ist ein gutes Instrument.

Ich habe aber auch gespürt,

wie groß der Wunsch ist nach mehr Mitgliederbeteiligung.

Ich würde das also nicht ausschließen

und gehe offen in die Kreisvorsitzendenkonferenz.

Die Kanzlerkandidatur von Laschet war 'ne Gremienentscheidung

gegen den Willen so mancher an der Basis.

Und gegen CSU-Chef Söder.

Von dem gab's im Wahlkampf immer wieder Sperrfeuer.

Könnte ein Mitgliedervotum die Schwesterpartei besser einbinden?

Wir sprechen als erstes darüber, was wichtig ist für die Union.

Es geht um eine neue Führung und eine stärkere Beteiligung der Basis.

Dann müssen auch darüber sprechen,

wie wir zur Kanzlerkandidatur beim nächsten Mal kommen.

Wie können bessere Verfahren gewählt werden,

damit wir im Wahlkampf kräftig sind?

Würden Sie das mittragen, wenn sich herausstellt,

dass eine Basisbefragung gegen das Votum der Parteiführung stimmt?

Beim Parteivorsitz oder der Kanzlerkandidatur?

Sowohl als auch.

Bei der Frage des Parteivorsitzes:

Wenn es gewünscht wird von den Kreisvorsitzenden

und der Mehrheit der Mitglieder:

Dann kann ich das gut verstehen und deshalb kommen wir zusammen.

Es wäre furchtbar, wenn man sich vorher festlegen würde.

Wenn man eine vorgefertigte Meinung hätte.

Deshalb von meiner Seite dort eine absolute Offenheit.

Bei der Kanzlerkandidatur:

Es muss gleichberechtigt zwischen CDU und CSU geschehen.

Das muss gemeinsam besprochen werden,

sonst könnte immer die CDU die CSU überstimmen.

Herr Ziemiak, danke für das Gespräch nach Berlin.

Er ist nicht der erste Chef, der seiner Partei den Rücken kehrt.

Er ist nach Bernd Lucke und Frauke Petry der dritte Vorsitzende,

der die Partei auf einen gemäßigteren Kurs bringen wollte.

Der sich dann doch bedrängt sah

von den radikaleren Kräften der AfD und eben hinwarf.

Jörg Meuthen tritt im Dezember nicht zur Neuwahl des Parteivorstands an.

Sarah Frühauf.

Blanke Wut von Teilen der Partei beim AfD-Parteitag im November 2020.

Auf Parteichef Meuthen und dessen Generalabrechnung.

Wir werden nicht mehr Erfolg erzielen,

indem wir immer derber, enthemmter auftreten.

Fast ein Jahr Streit später: Rückzug Meuthens.

Beim Parteitag im Dezember tritt er nicht mehr für den Parteivorsitz an.

Begründet den Schritt nicht,

gibt den Delegierten aber mit auf den Weg:

Die Reaktion in den eigenen Reihen:

Zum einen: Das sei kein guter Tag für die AfD.

Und auch Verständnis für den Schritt.

6,5 Jahre an der Spitze der AfD ist ähnlich wie 65 Jahre Leben.

Das ist schon sehr intensiv.

Aber auch Freude,

etwa vom ehemaligen Brandenburger AfD-Vorsitzenden Kalbitz.

Kalbitz, laut Verfassungsschutz Rechtsextremist,

wurde auf Betreiben Meuthens aus der Partei ausgeschlossen.

Die Notwendigkeit, sich von den Extremen mehr abzugrenzen,

vor allem in den Ostverbänden, sieht Co-Parteichef Chrupalla nicht.

Ich repräsentiere die ganze Partei, auch in Zukunft.

Ich werde wieder für den Bundesvorstand antreten

und diese Linie weiterfahren.

Wer kandidiert noch?

NRW-AfD-Landeschef Lucassen kann sich eine Kandidatur vorstellen.

Einst war er an der Seite Meuthens, nun ist er auf Annäherungskurs

mit der in weiten Teilen extremen Ost-AfD.

Wenn es eine Doppelspitze ist, dann hielte ich's für angezeigt,

dass ein Protagonist ostdeutscher Landesverbände vertreten ist.

Die Ostdeutschen haben tolle Wahlergebnisse

für unsere Partei erzielt.

Und jemand aus einem großen westdeutschen Landesverband -

wie ich es bin.

Auch im Gespräch: Thüringens AfD-Vorsitzender Höcke.

Auch er laut Verfassungsschutz Rechtsextremist.

Und Fraktionsvorsitzende Weidel,

die sich mit den Extremen arrangiert zu haben scheint.

Meuthen-Unterstützer halten ihrer möglichen Kandidatur

das Argument Ämterhäufung entgegen.

Das ist gerade ein großes Problem:

Dass Menschen dann weder den Fraktionsvorsitz

noch den Bundesvorsitz richtig machen können.

Meuthen hat zwar angekündigt, nicht verstummen zu wollen.

Doch wie viel Gewicht hat seine Stimme noch?

Jetzt, wo er seinen Rückzug angekündigt hat.

Der angekündigte Führungswechsel an der AfD-Spitze -

dazu hat Julie Kurz vom NDR folgende Meinung:

Nun ist auch das Feigenblatt weg, der Professor für Volkswirtschaft.

Der AfD sollte er immer noch

so was wie einen bürgerlichen Anstrich geben.

Obwohl weder die Partei noch Jörg Meuthen das sind.

Man möchte an dieser Stelle daran erinnern:

Der Parteichef, der sich gerne als als Kämpfer gegen Rechtsextremisten

in der AfD inszeniert, paktierte lange mit jenen.

Er fuhr zum jährlichen Kyffhäusertreffen

des mittlerweile offiziell aufgelösten Flügels.

Sein heutiger Rückzug

ist ein Lehrstück von "Die Geister, die ich rief".

Die rechtsextremen Strukturen, die sich unter ihm ausbreiteten,

hat er nicht mehr eingefangen bekommen.

Es ist zu spät.

Auch weil es ihm zunehmend an Unterstützung seiner Leute mangelte.

Auch, weil die sich mehr um die eigenen Karrieren scheren.

Der Kampf gegen Rechtsextreme ist da wenig hilfreich.

Das Lager um Björn Höcke hingegen beschwört den Korpsgeist,

organisiert sich straff, um Meuthen zu schwächen.

Gut sichtbar beim letzten Parteitag.

Seitdem hat der Rechtsextremist Höcke in der AfD weiter an Macht gewonnen:

Sein Landesverband in Thüringen war der einzige,

der bei der Bundestagswahl zulegen konnte.

Für den, der Meuthen nachfolgt, dürfte mehr denn je gelten:

Nichts geht ohne Höckes Gnaden.

Und so folgt alles der klaren DNA der AfD:

Am Ende gewinnen immer die extremeren Positionen.

Das mussten schon Bernd Lucke und Frauke Petry erfahren.

Es war naiv von Meuthen zu glauben, dass es bei ihm anders laufen könnte.

Parteichefs kommen und gehen in der AfD,

die rechtsextreme Spirale dreht sich einfach immer weiter.

Die Meinung von Julie Kurz.

Ein halbes Jahr gehörten sie in das öffentliche Erscheinungsbild:

Jetzt schließen die Corona-Testzentren reihenweise.

Ein Corona-Schnelltest war Pandemie-Alltag:

Etwa, bevor man ins Kino oder ins Restaurant geht,

meist schmerz- und v.a. kostenlos.

Damit ist seit heute Schluss.

Der Bund zahlt nicht mehr für die Bürgertests.

Schließlich gäbe es jetzt genügend Impf-Möglichkeiten.

Alle, die sich dennoch testen lassen wollen,

müssen das nun selbst bezahlen.

Zumindest fast alle.

Johannes Jolmes.

Bijan Frisch hat heute 14,95 Euro für den Corona-Schnelltest gezahlt.

Aus Sicht der Bundesregierung nur fair.

Er hätte sich längst impfen lassen können.

Weil er nach Mallorca fliegt, braucht er den Test.

Dafür kommt der Staat seit heute nicht mehr auf.

Es erhöht schon den Druck.

Für mich persönlich sind 15 Euro nicht Druck genug.

An diesem Morgen sind es in Hamburg nur wenige,

die sich gegen Bezahlung testen lassen.

Einige brechen ab, als sie von dem Preis hören.

Der erhoffte Druck auf die Ungeimpften –

so richtig kommt er noch nicht an.

Ich möchte mich nicht impfen lassen. Das ist meine freie Entscheidung.

Jetzt wird mir die Entscheidung, ob ich Geld ausgeben muss oder nicht,

vom Staat oktroyiert.

Ich bin Asthmatiker.

Da sind etwaige Nebenwirkungen anders zu bewerten.

Ich bin noch ein bisschen abwartend.

Ich bin da kein Querdenker oder Impfgegner,

ich hab sonst alle Impfungen mitgemacht.

Seit heute sind die Tests nur noch für Ausnahmen kostenlos:

Für Kinder und Jugendliche unter 18 noch bis zum Jahresende.

Für Schwangere.

Für Menschen,

die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Und zum Beenden einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion.

Ein anderes Zentrum:

Hier testeten sie letzten Montag 460 Personen.

Heute: bis zum Nachmittag 50 Anmeldungen.

Überwiegend Jugendliche und Kinder.

Axel Strehlitz betreibt noch acht Zentren – es waren mal 30.

Was ihn stört:

Die Neuregelung kenne keine Ausnahmen für Geimpfte,

die mehr Sicherheit wollen.

Ich finde es legitim, auf die Art den Impfdruck zu erhöhen.

Finde aber falsch: Man bestraft damit auch die Geimpften.

Die werden auch ihre Tests benötigen.

Und auch im Herbst werden die bei Grippezeit

immer wieder ein Bedürfnis nach Gewissheit haben.

Die Impfquote mag steigen, aber zu welchem Preis?

Nicht jeder hat das Geld für regelmäßige Tests.

Womöglich, so fürchten Immunologen,

erhöht die Kostenpflicht das Risiko für alle.

Ich sehe das kritisch.

Die Schnelltests waren geeignet,

Infektionsketten schnell zu erkennen und zu unterbrechen.

Jetzt werden sich weniger testen lassen.

Wir werden weniger über die Infektionen erfahren.

Dass der Mallorca-Reisende seinen Test zahlen muss,

erscheint auf den ersten Blick fair.

Aber eine höhere Impfquote muss das nicht bedeuten.

Der Feldhamster galt lange als Symbol von Kornfeldidylle.

Für einige Landwirte wurde er dann zur Plage.

Heute ist der Feldhamster eines der seltensten Tiere in Europa.

Und gehört zu den eine Million Pflanzen- und Tierarten,

die vom Aussterben bedroht sind.

Die 15. UN-Artenschutzkonferenz berät darüber und diskutiert Ideen,

wie man das Artensterben verhindern oder verlangsamen kann:

Bis 2030 sollen 30 % der Landflächen und Meere unter Schutz sein.

20 % der zerstörten Ökosysteme in Mooren, Auen und Wäldern

sollen in ihren Naturzustand zurückversetzt werden.

Und auch der Einsatz von Pestiziden steht auf der Liste -

deren Einsatz soll um zwei Drittel zurückgefahren werden.

Was es bedeutet, gegen den Exodus der Vielfalt anzukämpfen:

Matthias Ebert hat sich das im brasilianischen Pantanal angesehen.

Karin Domingo muss jede Woche ihre Überwachungskameras scharf stellen.

Derzeit leiden die Tiere in Brasiliens Hinterland

wegen der Brände und extremer Trockenheit.

Wir wollen herausfinden, wie es den Tieren geht,

die vorbeiziehen.

Ist ihr Fell verbrannt? Sind sie abgemagert?

An dieser Stelle: Entwarnung.

Affen, ein Ozelot.

Und ein Tapir.

Sie alle wirken gesund.

Karin Hilfsorganisationen Ecotropica ist unterwegs im Notfalleinsatz.

Für die Tiere im Pantanal, dem größten Feuchtgebiet Südamerikas.

An einer Wasserstelle drohen Kaimane, qualvoll zu verenden.

Wegen ausbleibender Regenfälle

steigen die Flüsse seit zwei Jahren nicht mehr so an wie üblich.

Plötzlich ein Affe, der im Geäst nach Wasser und Nahrung sucht.

Karin bereitet eine Futterstelle vor.

Obst für die dehydrierten Tiere.

Diese extreme Trockenheit kommt auch davon,

dass flussaufwärts neue Sojafelder entstehen.

Bis an die Quellen der Flüsse heran.

Unsere Regierung tut nichts dagegen.

Eine Gefahr für dieses artenreiche Gebiet mit wilden Wasserbüffeln,

dem Storchenvogel Jabiru und dem König des Pantanal.

Ein Jaguar auf der Jagd nach Wasserschweinen.

Nur ein Stück entfernt ist mit einem Mal alles in Rauch gehüllt.

Buschbrände auf dem staubtrockenen Boden.

Das zweite Jahr in Folge

zerstören Flammen Teile des Pantanal-Ökosystems.

An einem Tümpel sitzen zwei Riesenotter fest

inmitten der verbrannten Landschaft.

Kurz darauf müssen die Helfer von Ecotropica anpacken.

Das Feuer breitet sich rasant aus, manchmal sogar unterirdisch.

Die Brände sind bis an den Fluss vorgerückt.

Mithilfe des Windes können sie sogar

ein Naturschutzgebiet auf der anderen Seite erreichen.

Das wäre fatal.

Die Ursachen sind oft kleinere Feuer,

die wegen der Trockenheit außer Kontrolle geraten.

Millionen Tiere sind in den letzten beiden Jahren verbrannt.

Wie dieser Kaiman.

Eine ökologische Katastrophe

in einem der artenreichsten Gebiete der Erde.

In Deutschland wird nach einer neuen Regierung gesucht.

Die Regierung in Österreich aus Konservativen und Grünen hingegen

steckte in einer heftigen Krise.

Die ist nun vorerst abgewendet.

Thorsten Schröder.

Alexander Schallenberg ist neuer Bundeskanzler von Österreich.

Der bisherige Außenminister

wurde von Bundespräsident van der Bellen vereidigt.

Schallenberg folgt im Amt seinem Parteifreund Kurz (ÖVP).

Dieser trat unter dem Druck laufender Korruptionsermittlungen zurück.

Schallenberg betonte, er wolle eng mit Kurz

in dessen künftiger Funktion als Fraktionschef zusammenarbeiten.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht

an drei US-amerikanische Arbeitsmarktspezialisten.

Die Akademie in Stockholm begründete ihre Entscheidung:

David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens

hätten die empirische Forschung revolutioniert.

Cards Arbeit zeigt die Auswirkung von Migration und Mindestlöhne

auf den Arbeitsmarkt.

Angrist und Imbens würdigte die Jury für ihre methodischen Beiträge

zur Analyse von Ursache und Wirkung.

69 Unternehmen der deutschen Wirtschaft

haben sich an die Politik gewandt und fordern mehr Tempo beim Klimaschutz.

Die Konzerne sprechen von einer Umsetzungsoffensive

für Klimaneutralität.

Markus Gürne aus der Frankfurter Börse.

Ein schnellerer Kohleausstieg

und eine deutliche Erhöhung der Wind- und Sonnen-Energie:

Das sind Kernforderungen der Unternehmen,

zudem eine Stärkung von Technologien im Bereich Klimaschutz.

Klimafreundliche Unternehmen sollen entlastet und klimafeindliche

durch CO2-Bepreisung mehr belastet werden.

Zudem soll der Staat als größter Auftragsgeber

als Vorbild für mehr private Investitionen dienen.

Auch kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren

sind Forderungen.

Bürokratische Hürden würden

den Ausbau regenerativer Energien bremsen.

Das kritisieren auch Wissenschaftler,

die heute an eine künftige Regierung appellierten.

Das Gebiet rund um den ausgebrochenen Vulkan

auf der Atlantik-Insel La Palma wurde von starken Erdbeben erschüttert.

Experten werten das als Anzeichen,

dass sich neues Magma unter dem Krater staue.

Der Lavastrom hat nun Industrieanlagen erreicht.

Da giftige Dämpfe entstehen könnten,

verhängten die Behörden eine Ausgangssperre.

Seit dem Vulkanausbruch wurden auf La Palma 1300 Gebäude zerstört.

Es betrifft Menschen im ganzen Land.

Aber besonders groß sind die Probleme in großen Städten wie Köln,

weil man leichter an Suchtmittel kommt.

Die machen aus dem Leben schnell einen Teufelskreis:

Drogen wie Heroin.

Viele Abhängige wollen da raus.

Nicht immer helfen die klassischen Entzugstherapien.

Für schwer Drogensüchtige gibt es vielleicht doch einen Ausweg -

der sich erst anhört wie ein Widerspruch.

Die Heroin-Abhängigen bekommen nämlich genau den Stoff,

von dem sie abhängig sind.

Tobias Reckmann hat eine Kölner eine Substitutions-Ambulanz besucht,

die Betroffenen mit diesem Ansatz helfen will.

Hier ist für Sebastian die Grenze: eine Straße am Kölner Neumarkt.

Auf den Platz geht er nicht mehr, hier begann seine Drogenkarriere.

Er ist Anfang 20, als er anfängt, Partydrogen zu nehmen.

Er ist Rettungsassistent - und hat ein stabiles Leben.

Dann verliert er die Kontrolle.

Ich bin zu meinem Freund gefahren, wollte was zum Rauchen kaufen.

Haschisch oder Marihuana, so was.

Er sagte, er hätte das nicht, aber was anderes, so was ähnliches.

Es ist Heroin, sein Dealer fixt ihn an.

Pämm, Sorgen weg! Pämm, Ängste weg! Pämm, Zukunft klappt!

Wie in Mamas Bauch, Watte überall!

Was sich beim ersten Mal gut anfühlt, entgleitet ihm:

Er braucht immer mehr Heroin.

Dann ist es nicht mehr so, dass man die Probleme damit weghaben will:

Das Problem ist ja dann das Heroin.

Das Heroin - und die Finanzierung der Sucht.

Er fängt an zu klauen - Diebstähle, Betrug, am Ende drei Jahre Gefängnis.

Die Sucht bleibt.

Alle Entzugsversuche scheitern.

Am Ende landet er hier, in der Kölner Substitutionsambulanz.

Hier bekommen Schwerstabhängige reines Heroin auf Rezept.

Sebastian ist einer von 60 Patienten.

Das übliche Prozedere: Kontrolle auf Alkohol.

Wenn wir mehr haben als 0,09 Prozent, kriegen wir nichts.

Wie sieht's aus? (Sebastian) 0,0.

Jürgen Pliester ist mit 66 der älteste Patient:

Seit 40 Jahren aus Heroin, seit acht Jahren im Substitutionsprogramm.

Was macht Heroin mit dem Körper?

Kaputt, wirklich kaputt.

Ich hab offene Beine, mein ganzer Körper sieht so aus ...

Das sind die sogenannten Straßen.

Überall waren Adern.

Die waren mal so dick wie mein kleiner Finger.

Zweimal pro Tag holen sich ihre Dosis ab.

Nicht, um high zu werden, sondern um zu funktionieren.

Psychiaterin Eva-Maria Dorgeloh gibt die Spritzen aus.

Das wird er sich gleich injizieren.

Das Heroin darf nur vor Ort gespritzt werden, um Missbrauch zu verhindern.

Unsere Patienten sind routiniert, auch wo sie hin injizieren.

Der Patient wird sich jetzt draußen ein bisschen hinsetzen.

Die Wirkung flutet noch an.

Da kann er sich noch ein bisschen erholen.

Chillen, auf neudeutsch.

Das Heroin ist chemisch rein:

Ohne die giftigen Streckstoffe, die auf der Straße drin sind.

Zweck ist, dass die Patienten sich gesundheitlich stabilisieren.

Dass die wegkommen vom Straßenheroin.

Es geht gar nicht darum, die Leute vom Stoff runter zu bekommen?

Nein, hier nicht.

Die Drogenersatzstoffe sind auch Opiate, das ist richtig.

Die Patienten bleiben abhängig.

Eine Suchterkrankung ist sowieso chronisch.

Das ist 'ne chronische Rückfallerkrankung.

Deswegen hat man den Abstinenzgedanken

in der Behandlung Opiodabhängiger aufgegeben.

Das muss erst mal sacken:

Die Sucht ist so stark,

dass viele Abhängige ihr Leben lang nicht mehr davon loskommen.

In der Ambulanz tun sie alles,

damit die Betroffenen mit der Sucht einigermaßen leben können.

Jeder Patient bekommt psychosoziale Betreuung und Hilfe im Alltag.

Etwa bei der Wohnungssuche.

Sebastian und Jürgen haben diesen Schritt geschafft.

Beide haben wieder einen festen Wohnsitz.

Wie hat sich Ihr Leben durch das Programm verändert?

180 Grad.

Ich war obdachlos, hatte keine Zähne mehr.

War schwerstabhängig von mehreren Substanzen.

Jetzt bin ich's nur noch von einer.

Kümmere mich um meine Schulden, hab wieder ein Dach überm Kopf.

Ein geregeltes Leben einfach.

Auf absehbare Zeit ist er noch krankgeschrieben.

Aber er hofft, wieder als Rettungsassistent arbeiten zu können.

Sein eigenes Leben hat er schon gerettet.

Im März verlor die Fußball-Nationalelf gegen ein Land,

das vor nicht langer Zeit einen neuen Namen bekam.

Nordmazedonien.

Die 1:2-Niederlage in der WM-Qualifikation

war bezeichnend für das zähe Ende der Ära Jogi Löw.

Seit Hansi Flick die Verantwortung trägt,

scheint ein neuer Schub die Nationalelf anzutreiben.

So nutzte sie die Chance auf Revanche im Rückspiel überzeugend.

Bernd Schmelzer.

Trainer Flick hat das Motto ausgegeben,

die WM-Teilnahme schnell perfekt machen zu wollen.

Entsprechend engagiert beginnt sein Team.

In der zweiten Minute die erste Gelegenheit.

Die DFB-Elf ist die bessere Mannschaft,

hat teils über 70 % Ballbesitz.

Der zuletzt kritisierte Werner vergibt zweimal aussichtsreich.

Zur Pause steht es aus deutscher Sicht nur 0:0.

Der erste gute Angriff nach dem Seitenwechsel bringt das 1:0.

Havertz der Torschütze, Müller legt vor.

Nordmazedonien hält bis 20 Minuten vor Ende gut mit.

Dann sorgt Werner mit einem Doppelschlag für die Entscheidung.

Binnen 180 Sekunden erhöht er auf 3:0.

Gerade sein zweiter ist ein sehenswerter Treffer.

Den Schlusspunkt setzt Musiala - 4:0.

Durch den Erfolg hat sich die deutsche Mannschaft

vorzeitig für die WM 2022 qualifiziert.

In weiteren Bundesländern haben die Herbstferien begonnen -

in vielen Teilen Deutschlands war es golden herbstlich heute.

Claudia, bleibt das so diese Woche?

Ich muss leider Nein sagen.

Es wird für die meisten demnächst nasser.

Und es wird deutlich kälter.

Ich zeige Ihnen jetzt, was uns die nächsten zwei Tage erwartet:

Schnee am Alpenrand.

Morgen Abend kräftige Schauer.

In den Hochlagen ...

Also ab 1800 Meter.

Das aber eher in der Nacht zu Mittwoch.

Jetzt in der Nacht gibt es vor allem Schauer und Regengüsse.

Die Front von heute legt sich dann an den Alpenrand.

Morgen eine neue Kaltfront.

Es kommen immer wieder Regengüsse hinterher.

In den kommenden Tagen immer mal wieder Nass von oben.

Auch kräftige Schauer.

Am Donnerstag von Westen her wieder etwas wärmer.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der Doku:

Das Afghanistan-Desaster - was denken unsere Soldaten?

Das nachtmagazin erwartet Sie um 0.50 Uhr.

Wir sehen uns morgen Abend wieder.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

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