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2021 Tagesschau, tagesthemen 05.07.2021, 22:35 Uhr - Wie kann die die Impfbereitschaft weiter erhöht werden?

tagesthemen 05.07.2021, 22:35 Uhr - Wie kann die die Impfbereitschaft weiter erhöht werden?

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (05.07.2022)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Einen Optimisten erkennt man ja daran,

dass er ein Glas lieber halbvoll als halbleer sieht.

So würden nur Pessimisten sagen:

Noch immer hat knapp die Hälfte der Bevölkerung

noch keine Corona-Impfung bekommen.

Optimisten würden dagegen sagen:

Bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung

ist zumindest einmal geimpft worden.

Komplett geimpft sind bereits 38,9 Prozent der Deutschen,

meldet das Robert Koch-Institut.

Realisten wiederum würden sagen:

Um eine vierte Welle zu verhindern, müssen wir noch zulegen.

Denn, so das RKI weiter,

dafür müssten 85 % der 12- bis 59-Jährigen voll immunisiert sein.

Bei den über 60-Jährigen müsste die Quote sogar bei 90 % liegen.

Da ist also noch Luft nach oben.

Nur: Wie füllen wir die?

Zuletzt gab's sogar Forderungen, die zu bestrafen,

die ihren Impftermin sausen lassen.

Wie könnte sich die Impfquote effektiv steigern lassen?

Ingrid Bertram.

Im Impfzentrum in Velen im Münsterland wurde es ruhig.

Noch vor Kurzem standen die Impfwilligen Schlange.

Jetzt haben die Menschen die Wahl.

"Welchen Impfstoff möchten Sie nach der ersten Impfung

mit AstraZeneca - Biontech oder Astra?"

Im Impfzentrum beobachtet man diese Ruhe mit Skepsis.

Der große Ansturm ist wohl vorbei.

Man stellt eine Impfmüdigkeit fest.

Ob das ein Fehler sein wird, wird sich herausstellen.

Ich befürchte, ja.

Wie schnell kommen wir mit dem Impfen voran?

Daran könnte sich der Wettlauf

gegen eine vierte Corona-Welle im Herbst entscheiden.

Nach dem monatelangen steilen Anstieg

nimmt erstmals im Juli die Zahl der verabreichten Dosen ab.

Obwohl genügend Impfstoff da ist.

Die Regierung mahnt zu mehr Solidarität.

Viele Menschen haben bei mehreren Stellen einen Impftermin.

Da gilt:

Wenn Sie eine Impfung bekommen haben,

sagen Sie bitte bei der anderen Stelle ab.

Sie ermöglichen so anderen einen Impftermin.

Ärzte klagen, dass Impfdosen verfallen.

Chancen werden vertan, mehr Menschen zu impfen.

Die politische Debatte läuft.

Helfen Bußgelder, um das zu verhindern?

Nur im äußersten Notfall, heißt es aus Bayern.

Wir alle müssen uns vergegenwärtigen,

dass Impfstoff immer noch wertvoll ist.

Jeder muss seinen Beitrag leisten, dass keine Dose verworfen wird,

weil er einen Termin nicht abgesagt hat.

Wenn das wirklich so wäre, müsste man überlegen,

wie man Menschen an diesen Kosten beteiligen kann.

Die einen denken über Strafen nach, andere über Anreize.

Der Chef der Kassenärzte

fordert mehr persönliche Freiheiten für Geimpfte.

Wenn die Impfung keinen Benefit für das Individuum hat,

macht eine Impfung nicht für jeden Sinn.

Wenn Sie im Urlaub auch als Geimpfter in Quarantäne sollen,

warum sollten Sie sich impfen lassen?

Wenn wieder von Lockdown gesprochen wird ...

Das brauchen wir nicht für die Impfkampagne.

In den USA geht man weiter:

Eine Lotterie für Geimpfte mit 50.000 Dollar Gewinn.

Solche Anreize würden wenig ausrichten,

untersuchten Psychologen der Uni Erfurt.

Auch Strafen bestärken nur Impfskeptiker in ihrer Haltung.

Man müsse informieren.

Die, die sich aktuell nicht impfen lassen wollen,

sind in der Regel eher Leute, die unentschlossen sind.

Diesen Leuten muss man mehr Informationen geben.

In Bezug auf die Sicherheit und Effektivität der Impfung.

Weder eine Impfpflicht noch Strafe für verpasste Termine

sind derzeit geplant.

Mit Überzeugungsarbeit könnte man wieder Bewegung

in die Impfzentren bringen.

Zur Impfbereitschaft in Deutschland

hat Kristin Schwietzer vom MDR folgende Meinung:

Wer nicht zum Impfen kommt, wird abgestraft.

Sanktionen oder Bußgelder für Impfschwänzer -

was für eine Geisterdebatte.

Ideen, die nicht zu Ende gedacht sind.

Wer soll das kontrollieren?

Noch mehr Bürokratie für die belasteten Ämter.

Gut, dass die Bundesregierung das mit einem Nein abgeräumt hat.

Und was ist mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen?

Ich kann das nicht verstehen.

Andere warten sehnlichst auf ihre erste Impfung.

Mit Drohungen erreicht man eher das Gegenteil.

Wer Bedenken hat, lässt es dann wohl bleiben.

Aufklärung wäre gut.

Besser noch der Vorschlag der Kassenärzte:

Erleichterungen für Geimpfte.

Maßnahmen lockern, den Menschen Freiheit zurückgeben,

wenn sie sich an die Spielregeln halten.

Die Mehrheit der Bevölkerung hat sehr lange mitgetragen,

was die Politik in der Pandemie beschlossen hat.

Also, Zuckerbrot satt Peitsche.

Maßnahmen lockern statt Bußgelder verhängen.

Das halte ich für sinnvoll.

Die Bundesregierung sollte nichts unversucht lassen,

Menschen zu überzeugen.

Und es liegt auch an uns selbst.

Die Delta-Variante macht sich breit.

Das sollte uns Sorgen bereiten.

Ideen sind gefragt.

Impfen, wo viele Menschen sind.

Beim FC Erzgebirge Aue war gestern der Impfarzt im Stadion.

Oder Impfen auf dem Wochenmarkt im Osnabrücker Land.

Vielleicht auch an der Bar in Berlin oder am Kiosk in Chemnitz.

Von diesen Ideen brauchen wir mehr.

Aber bitte keine Debatten über Sanktionen.

Die Meinung von Kristin Schwietzer.

Impfen ist also eine Säule der Anstrengungen,

eine größere vierte Welle zu vermeiden.

Eine weitere ist zu versuchen, das Virus und seine Mutationen

nicht großflächig aus anderen Risikogebieten einzuschleppen.

Also auch aus manchen Reisezielen, die viele von uns derzeit ansteuern,

um nach monatelangem Lockdown etwas Erholung zu finden.

Damit die vierte Welle eben nicht nach den Sommerferien anschwillt,

sollten bestimmte Bedingungen beim Heimflug erfüllt sein:

Wie ein Negativtest oder anschließende Quarantäne?

Doch werden Reiserückkehrer wirklich kontrolliert?

Wenn ja, wie?

Peter Jagla.

Sie haben ja das entweder über Ihr Handy hochgeladen

oder schriftlich ausgefüllt:

Einreiseanmeldung für die Kontaktnachverfolgung.

Eigentlich dachten Aida und Rene Petersohn,

dass sie vor dem Flug aus der Türkei an alles gedacht haben.

Doch der gelbe Impfpass reicht nicht.

Entweder haben Sie so was ausgefüllt oder Sie haben es aufm Handy.

Dann müsste ich Sie bitten, das auszufüllen.

Nachsitzen für das Hamburger Paar.

Sie haben seinen 50. in der Türkei gefeiert.

Weil die als Risikogebiet zählt,

muss sich jeder Einreisende online oder analog anmelden.

Da die Türkei nicht im Schengenraum ist,

hätten Polizeimeister Singh und Kollegin eh kontrolliert.

Wegen Corona haben sie jetzt mehr Papierkram zu erledigen.

Wir müssen auch die Daten abgleichen.

Wenn die Passagiere uns einen Pass aushändigen,

müssen die Daten auf dem Corona-Test einstimmig sein.

Da muss man aufpassen.

Doch wie durchlässig sind Einreisekontrollen in Deutschland?

Eine Maschine aus dem Schengenland Portugal

kontrolliert die Bundespolizei nicht, obwohl es Virusvariantengebiet ist.

Der Gesetzgeber hat gesagt, dass es keine Vollkontrolle sein darf.

Deswegen erfolgt die Kontrolle stichprobenartig.

Auch bei der Einreise über Land:

Nur stichprobenartige Kontrollen,

wie an der deutsch-französischen Grenze in Saarbrücken.

Die Bundespolizei kann nicht zeitgleich alle Übergänge überwachen.

Im vereinten Europa: nicht vorgesehen.

Gesundheitsamt Hamburg, Popovic.

Ich melde mich bei Ihnen,

da Sie gestern aus aus der Türkei eingereist sind.

Ob Landweg oder Flieger:

Die Einreisemeldung landet am Ende beim zuständigen Gesundheitsamt.

Sind Sie noch in Quarantäne?

Das muss sich auf die Bürger verlassen.

Wenn es glaubhaft klingt ...

Wenn uns was mysteriös vorkommt - Hintergrundgeräusche, Supermarkt –

oder: "Nächste Haltestelle Jungfernstieg."

Dann werden wir misstrauisch.

Es ist an jedem Einzelnen, sich an die Spielregeln zu halten.

Wie beim Autofahren:

Selbstverständlich muss jeder einen Führerschein haben.

Aber nicht jedes Mal wird mein Führerschein kontrolliert.

So ist es auch mit Quarantäne.

Wer Quarantäne bricht, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

Doch im Schnitt wird bei einer 14-tägigen Quarantäne

nur zweimal angerufen.

Gut, dass die Petersohns "nur" aus einem Risikogebiet kommen

und komplett geimpft sind - keine Quarantäne also.

Jetzt, da sie alle Papiere ausgefüllt haben,

geht's endlich heim.

Wenn es der großen ganzen Sache dient, ne?

Tschüss.

* Lachen *

Am Abend erreichte uns diese Nachricht:

Die Bundesregierung lockert ab übermorgen Einreisebeschränkungen

für Portugal, Großbritannien, Nordirland, Russland, Indien, Nepal.

Die Länder werden von Virusvariantengebieten

zu Hochinzidenzgebieten zurückgestuft.

Damit ist die Einreise nach Deutschland

aus diesen Ländern wieder für alle möglich.

Und: Komplett Geimpfte und Genesene müssen nicht mehr in Quarantäne.

Wie der weitere Verlauf der Pandemie gehandhabt wird,

könnte auch Einfluss darauf haben:

Wer von diesen dreien künftig im Kanzleramt sitzen wird.

Doch aus politischer Sicht scheint Corona nicht das drängendste Problem

der Kanzlerkandidaten von Union, Grünen und SPD zu sein.

Armin Laschet hatte sich

nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen durchgesetzt.

Annalena Baerbock ritt auf einer Euphoriewelle.

Olaf Scholz brachte seltene Einigkeit in den eigenen Reihen

zum Vorschein.

Dennoch finden sich plötzlich alle drei

derzeit wahlkampftechnisch in unruhigem Fahrwasser wieder.

Ein "Gesinnungs-Test" für tagesschau-Redakteure:

Mit dieser Forderung provoziert Hans-Georg Maaßen am Wochenende.

CDU-Chef Laschet lässt heute dazu andere sprechen.

Da muss sich der Bundesvorsitzende nicht zu äußern.

Nicht alles muss man kommentieren.

Bloß nicht öffentlich kommentieren, so der Umgang mit der Causa Maaßen.

Intern soll Laschet deutlich geworden sein.

Nach außen lässt er seinen Generalsekretär erklären.

Unsere Positionierung ist klar.

Gestern habe ich die Äußerungen von Herrn Maaßen gesehen.

Er ist ja zurückgerudert:

Keine "Gesinnungskontrolle" und Pressefreiheit

habe Verfassungsrang in Deutschland.

Provozieren und zurückrudern:

Der Ex-Verfassungsschutzchef macht das immer wieder,

seit er in Südthüringen als Bundestagskandidat aufgestellt wurde.

Nicht zur Freude des Parteichefs,

aber der hat auf die Nominierung keinen direkten Einfluss.

Das ist nach unserem Parteiengesetz Aufgabe der örtlichen Ebenen.

Ich erwarte nur,

dass sich jeder an diese Regeln, die ich vorgebe, hält.

Auch der Kandidat im Wahlkreis Suhl/Schmalkalden.

Laschets Regeln: klare Abgrenzung zur AfD.

Einen offenen Machtkampf mit Maaßen

will der Parteichef offenbar vermeiden.

An einem Konflikt mit der CDU in Thüringen

war seine Vorgängerin Kramp-Karrenbauer gescheitert.

Für ein Partei-Ausschluss-Verfahren gegen Maaßen

fehle bislang die Grundlage.

Das dauert Monate, bevor so etwas entschieden wird.

Hans-Georg Maaßen könnte ein Problem für die CDU im Wahlkampf bleiben.

Sie wolle endlich über Inhalte sprechen, so Annalena Baerbock,

aber seit letzter Woche hat sie auch noch Plagiatsvorwürfe am Hals.

In ihrem Buch "Jetzt: Wie wir unser Land erneuern"

soll sie u.a. aus einer Studie einer Denkfabrik abgeschrieben haben.

Es gebe Zitate der Parteikollegen Fischer und Trittin,

wie alles andere ohne Quellenangabe.

Was mit seiner Kandidatin passiere, sei Rufmord,

so der Grünen-Geschäftsführer.

Man gehe seit letzter Woche gegen Teile der Vorwürfe vor.

Deswegen war es richtig, ein Stoppschild zu setzen,

das sage ich nach wie vor.

Und dass Annalena Baerbock in engem Austausch

sowohl mit Joschka Fischer als auch mit Jürgen Trittin steht:

Das sollte Sie alle nicht überraschen.

Die Kandidatenkür sah glänzend aus:

Habeck verzichtet, Baerbock startet durch.

Aber dann: Dass Annalena Baerbock zwischen 2018 und 2020

25.000 Euro Bonuszahlungen von ihrer Partei bekommt - okay.

Warum aber hat sie das erst im März an die Bundestagsverwaltung gemeldet?

Und Baerbocks Lebenslauf, der dreimal nachkorrigiert werden musste:

Masterstudium in London zum Völkerrecht

ist kein deutscher Abschluss in Jura.

Die Überschrift "regelmäßige Unterstützung" wurde hinzugefügt.

Es hatte sich herausgestellt: Sie spendete der UNO-Flüchtlingshilfe,

war aber nicht deren Mitglied.

Der Geschäftsführer muss noch einmal betonen,

man habe trotz allem nicht vor, die Kandidatin auszuwechseln.

Wir gehen als Team, als Grünen-Team in diesen Wahlkampf

mit Annalena Baerbock an der Spitze, daran ändert sich nichts.

Was persönliche Beliebtheitswerte angeht,

kann Kanzlerkandidat Scholz derzeit gut lachen.

Trotzdem ziehen Wolken auf.

Vorwurf: Wahlprogramm mit Staatshilfen.

Laut dem Spiegel heißt es:

Finanzministeriumsbeamte sollen für die SPD

Vorschläge für eine Reform der Einkommensteuer beauftragt haben.

Das sei verdeckte Parteienfinanzierung.

Der SPD-Bundesvorsitzende Walter-Borjans weist das zurück.

Dieser Vorwurf ist absurd.

Ich weiß, dass Finanzministerien von Bund und Ländern

sich Gedanken machen müssen, was auf ihren Haushaltsplan zukommt.

Wenn Parteien über Steuerkonzepte

für die nächste Legislatur nachdenken.

Aus Scholz' Ministerium heißt es:

Der Minister habe sich einen Überblick verschaffen wollen.

Schon davor hatte Scholz mit zwei Skandalen zu kämpfen.

Dem Cum-Ex-Steuerbetrug und der Wirecard.

Auf Wirecard wird er von einem Schüler

bei einem Wahlkampftermin angesprochen.

Für mich ist die Antwort auf solche Sachen:

Dass man immer sofort ganz klar reagiert.

Alle Probleme analysiert und die dann löst.

Gar nicht einfach,

SPD-Spitzenkandidat Scholz aus der Ruhe zu bringen.

Auch wenn keineswegs alle seiner Probleme gelöst sind.

Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg und der NS-Besatzung

war das Verhältnis der Niederlande und Deutschland kein einfaches.

Doch zum Glück haben sich die Zeiten geändert.

Dass das Wetter nicht mitspielte, war die einzige Störung,

als das niederländische Königspaar in Berlin den Staatsbesuch begann.

Sonst wurde viel gelächelt und über Freundschaft, Verbundenheit

und enge Wirtschaftskontakte gesprochen.

Und das sind nicht nur Floskeln, wie Tina von Löhneysen erfuhr.

Er ist fasziniert vom rekonstruierten Berliner Stadtschloss:

Merlijn Schoonenboom.

Der niederländische Historiker und Journalist lebt seit 2009 in Berlin.

Die Mischung aus alter Fassade

und modernem Zentrum für Weltkulturen im Innern sei etwas verrückt.

Sie passe zur Suche der Deutschen nach ihrer Identität.

Darüber schrieb er ein Buch.

All diese historischen Vergleiche, und:

Dürfen wir das? Dürfen wir vergleichen?

Das gibt es bei uns nicht, zu wenig, tatsächlich.

Das wird auch immer mehr kritisiert:

Dass in Holland keine Auseinandersetzung war

über die Kolonialvergangenheit zum Beispiel.

Es sei mal nicht gut bestellt gewesen um das Verhältnis der Nachbarländer,

sagt Schoonenboom.

Die Niederländer: skeptisch gegenüber dem wiedervereinigten Nachbarn.

Das ging zusammen mit Anschlägen von Rechtsextremisten,

nicht nur in Ostdeutschland.

Solingen war ganz wichtig.

Da wurde eine Briefkartenaktion gestartet aus Holland,

1,3 Millionen Briefkarten an Helmut Kohl geschickt:

"Wir sind wütend."

Die Abneigung gegen die Deutschen sei Geschichte.

Merkels Politik und die Strahlkraft Berlins nach der Jahrtausendwende

hätten auch dazu beigetragen, glaubt Schoonenboom.

Und die niederländische Identität?

König Willem-Alexander und Königin Maxima gehörten dazu,

auch wenn er kein Royalist sei.

Das Königspaar kam am Morgen zum Staatsbesuch in Berlin an.

Eintrag ins Gästebuch des Bundespräsidenten,

Besuch beim Robert Koch-Institut und am Brandenburger Tor.

Dass so 'n König das Land sehr gut repräsentiert im Ausland,

davon sind die Holländer nicht komplett bewusst.

Aber es spielt mit, dass sie wissen,

dass ein König und Maxima im Ausland eine gute Figur schlagen.

Damit kann jeder sehr gut leben.

Er lebe gerne in Berlin, seine Frau ist Deutsche.

Das Spiel mit den Klischees störe ihn nicht, vieles stimme ja.

Er fahre quasi immer mit dem Fahrrad.

Und was ist typisch deutsch?

Dass man immer denkt, dass der Untergang um die Ecke ist,

dass immer das Ende naht - das ist typisch deutsch.

Damit sollte man ab und zu 'n bisschen lockerer umgehen.

Das wiederum unterstellt man ja den Niederländern:

Dass sie immer locker sind.

Noch zwei Tage kann man das in Deutschland beobachten.

Mittwoch reisen Maxima und Willem-Alexander wieder ab.

Die Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos:

Nicht nur Hilfsorganisationen sehen darin das Symbol

für eine gescheiterte europäische Flüchtlingspolitik.

Die Menschen leben unter miserablen Bedingungen.

Und die Regierung in Athen

fühlt sich bei deren Versorgung allein gelassen.

Sie zeigt mit dem Finger auf die EU.

Wer in Griechenland als Flüchtling anerkannt wurde,

den zieht es meist weiter, oft nach Deutschland.

Über 20.000 von ihnen nahmen seit Anfang 2020 etwa den Flieger,

um hier einen neuen Asylantrag zu stellen.

Deutsche Gerichte urteilten:

Die Lager in Griechenland sind zu schrecklich,

um die Menschen dorthin zurückzuschicken.

Doch wie geht es dann weiter?

Über eine Familie aus Afghanistan und ihre Odyssee.

Lesbos: größtes Erstaufnahmelager an der EU-Außengrenze.

In Leben übersetzt:

Saeede Jafari und Kinder Mahdieh und Mohammad Matin

leben zwei Winter lang hier im Zelt.

Seit zwei Jahren besuchen die Kinder keine Schule.

Stattdessen bringt die Tochter anderen Kindern Englisch bei.

Ihre Kinder haben sich verändert.

Das hat starke Auswirkungen.

Von einem kleinen Kind bis zum alten Menschen -

alle bekamen psychische Probleme.

Die Seelen der Kinder gehen kaputt.

Vor allem die Jugendlichen ohne Eltern hier leiden.

Familie Jafari wirkt relativ stabil.

Wen Griechenland anerkennt,

kriegt noch 30 Tage Hilfe - dann ist Schluss.

Zehntausende Anerkannte leben auf dem Festland in Lagern oder in Bauruinen.

Die meisten wollen nur weg, am besten nach Deutschland.

Bei Jafaris geht plötzlich alles ganz schnell.

Sie haben alle Papiere beisammen, dürfen in der EU reisen - legal.

Mit Geld von Freunden kaufen sie Tickets und fliegen los -

Lesbos, Athen, Düsseldorf.

Flughafen Düsseldorf: Ihr Bruder und seine Familie warten.

Alle Fluggäste aus Athen sind durch.

Aber die Jafaris und die Kinder waren nicht dabei.

Der Bruder fürchtet,

sie seien nach Griechenland zurückgeflogen worden.

Kein Anruf, keine WhatsApp, dann ein Zeichen:

Die Polizei hat ihnen alle Papiere abgenommen und sie vernommen.

Jetzt warten sie auf einen Übersetzer.

Nach einer Stunde passiert nichts ...

... nach drei Stunden nichts ...

... und nach fünf Stunden auch nichts.

Irgendwann sind es acht Stunden - plötzlich bewegt sich was.

Jetzt sehen sich Bruder und Schwester nach sechs Jahren erstmals wieder.

Der Bruder wird sie

in die Landeserstaufnahme nach Bochum bringen.

Nur zwei Tage Normalität bei seiner Familie wurden ihnen erlaubt.

Ich hab nicht mehr an diesen Tag geglaubt.

Wir haben so viel durchgemacht.

Ich konnte nicht dran glauben, dass wir aus dem Elend rauskommen.

Als wir ankamen, waren wir total glücklich:

Unsere Hoffnungen erfüllen sich - wir beginnen ein neues Leben.

Aber dafür müssen sie in Deutschland Asyl bekommen.

Darf man zweimal in der EU um Asyl bitten?

Gemäß Dublin-Regeln nicht.

Als Touristen dürfen sie maximal 90 Tage in der EU reisen.

Aber Bewegungsfreiheit wie EU-Bürger haben sie erst nach fünf Jahren.

Seit 2020 kamen mehr als 20.000 Menschen wie die Jafaris

aus Griechenland nach Deutschland und beantragten hier Asyl.

Kann man sie von Deutschland einfach zurückschicken?

Die Entscheidung einiger Verwaltungsgerichte führte dazu,

dass Rückführungen nach Griechenland nicht mehr möglich sind.

Das BAMF legte einstweilen diese 20.000 Fälle beiseite.

"Rückpriorisiert" nennt man das.

Was aber, wenn weiter Menschen aus Griechenland hier um Asyl bitten?

Der Integrationsminister denkt über Lösungen nach,

um einen Pull-Effekt zu vermeiden.

Wir müssen mit der griechischen Regierung 'ne Lösung finden,

möglicherweise, dass man zu einem Stichtag sagt:

Die, die hier sind, kann man integrieren,

aber so kann es nicht weitergehen.

Die Jafaris: Afghanistan, Iran, Lesbos, jetzt Deutschland.

Von Bochum nach Viersen, dann Magdeburg, weiter nach Halberstadt.

Lagerleben!

Dabei psychisch stabil zu bleiben kann klappen, muss aber nicht.

Wir blicken ins Ausland.

Großbritannien nimmt einiges lockerer als Deutschland.

Das fiel beim EM-Achtelfinale gegen Deutschland auf,

als 45.000 Menschen ins Londoner Wembley-Stadion durften.

Jetzt soll es noch einen großen Schritt geben.

Weitere Nachrichten:

Der britische Premier Johnson

kündigte umfassende Lockerungen in zwei Wochen an.

Dann sollen in England die Maskenpflicht in Innenräumen

und das Abstandsgebot fallen.

Diskotheken und Nachtclubs dürfen öffnen.

Für Sportveranstaltungen soll es keine Einschränkungen geben.

Johnson sagte, dadurch werde die Zahl der Todesfälle wieder steigen.

Großbritannien müsse lernen, mit dem Virus zu leben.

Britische Wissenschaftler forderten,

einige Einschränkungen aufrechtzuhalten.

In Großbritannien gab es zuletzt viele Neuinfektionen.

Die Zahl der Todesfälle liegt, mutmaßlich aufgrund der Impfquote,

bei weniger als 20 pro Tag.

Ungarns Ministerpräsident Orban

verschärft seinen Ton gegenüber der EU.

In einer ganzseitigen Anzeige in der Bild schreibt seine Regierung:

Brüssel errichte einen "Superstaat",

von einem "europäischen Imperium" ist die Rede.

Heute wurde bekannt, dass die Organisation Reporter ohne Grenzen

Orban auf die Liste der größten "Feinde der Pressefreiheit" setzte.

Er greife "Pluralismus und Unabhängigkeit der Medien" an.

Die chinesischen Behörden

gehen gegen Onlinedienste aus dem eigenen Land vor.

Betroffen ist auch der chinesische Fahrdienstvermittler DiDi.

Bei den Ermittlungen gehe es

um Datenschutz und die nationale Sicherheit.

So die Cyber-Aufsicht in Peking.

Zu Anja Kohl an der Frankfurter Börse.

Chinas Regierung zieht die Zügel an.

Neben DiDi sind chinesische Hightech-Firmen betroffen,

denen US-Börsengänge gerade viel Geld in die Kassen spülte.

Die Mischung aus Geld und Einfluss im Netz

scheint Peking zu stören.

Alle betroffenen Firmen, auch DiDi,

dürfen vorerst keine neuen Kunden aufnehmen.

Die chinesische Cyber-Aufsicht ermittelt gegen die Konzerne

wegen angeblichen Verstoßes gegen den Datenschutz.

Die Vorwürfe bleiben ohne Beleg.

Die Firmen sind Daten-Sammelmaschinen.

Der Rundumschlag der Staatsmacht zwang heute die Aktien

des chinesischen Technologiesektors in die Knie.

Teils sind die Firmen aneinander beteiligt.

Peking plant angeblich, geplante Fusionen zu untersagen.

In Miami im US-Bundesstaat Florida wurde die Ruine des vor elf Tagen

eingestürzten Wohnkomplexes gesprengt.

Aus Sorge vor einem Tropensturm.

Nach mehreren Detonationen brach das Gebäude in sich zusammen.

Danach wurde die Suche

nach Vermissten in den Trümmern wieder aufgenommen.

Helfer bargen drei weitere Leichen

aus bisher unzugänglichen Teilen des Areals.

Über 100 Menschen gelten noch als vermisst.

Autofahrer gegen Radfahrer:

Diese Geschichte wurde schon tausendmal erzählt.

Fast alle haben wohl eigene Erfahrungen gemacht.

Heute erzählen wir eine andere Geschichte:

Nicht wem gehört die Straße, sondern:

Wem gehört der Waldweg?

Auch hier macht sich der Fahrrad-Boom bemerkbar.

Und der Ton zwischen denen, die zu Fuß durchs Grün wandern

und denen, die auf zwei Rädern über Stock und Stein flitzen:

Der hat manchmal nichts mit der Idylle der Natur zu tun.

Peter Sonnenberg war mittendrin in diesem Konflikt.

Im Pfälzerwald bei Landau erfuhr er, wie es von beiden Seiten

in den Wald hineinruft und wieder herausschallt.

Der Pfälzerwald -

größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands.

Hier ist viel Platz.

Auf den Wegen wollen sich die einen entspannen

und die anderen austoben.

Das geht oft gar nicht gut zusammen.

Dann schwillt mir der Kamm.

Es kann dazu kommen, dass ich aus der Haut fahre.

Manche greifen zur Selbstjustiz.

Es gibt das Drahtseil, das war mal 'n Nagelbrett.

Das wurde für Mountainbiker gelegt.

Wir sind mittendrin in einem Dilemma, das es nicht nur hier gibt.

So groß der Wald ist:

Für Wanderer und Mountainbiker ist er wohl zu klein.

Wir sind mit der Sektion Landau des Deutschen Alpenvereins unterwegs.

Ein Tag mit Wanderern, ein Tag mit Mountainbikern.

Wir sind wie immer die freundlichsten Mountainbiker.

Da ist die eiserne Regel.

Auch wenn ihr so freundlich seid, werdet ihr trotzdem beschimpft? Ja.

"Ich stecke Stöcke in die Speichen, wenn du hier noch mal fährst."

Wir wollen sehen, wie Wanderer auf uns reagieren.

Rücksichtsvolles Fahren wird im Verein groß geschrieben

und immer wieder geschult.

Ich halt an.

Hallo! Servus, grüßt euch!

Nicht alle Waldbesucher sind in Vereinen organisiert.

Man trifft auf beiden Seiten rücksichtslose Sportkameraden.

Ich hatte mich mal mit einem angelegt.

Er musste sein Rad hochheben, in den Hang rüber.

Den hab ich zur Sau gemacht.

Mir ging es danach besser, er wurde frech.

Ich sehe das anders wie meine Frau.

Wenn ich könnte, würde ich das auch machen.

Auch 'n Rowdy ...

In der Pandemie ist der Wald voller geworden.

Mit dem E-Bike fahren Leute auf die Gipfel,

die früher an der ersten Hütte eingekehrt wären.

Der Tourguide erklärt,

fast überall im Wald sei Radfahren nur auf breiten Wegen erlaubt.

Das ginge vorbei an Bedürfnissen von Mountainbikern.

Wir wollen gemütlich den Berg hochkurbeln

und den spannenden, schmalen Weg runterfahren.

Das ist elementarer Bestandteil unseres Sports.

Am nächsten Tag geht es in die Wanderstiefel.

Auch meinen heutigen Begleitern machen schmale Wege mehr Spaß.

Das würde meist schon gehen mit den Radfahrern.

Ein paar schwarze Schafe würden den Ruf von allen verderben.

Sie haben einen schlechten Tag

und einer verhält sich nicht so, wie Sie's denken.

Schon rasten Sie aus.

Das gibt's mit den Mountainbikern und mit den Wanderern.

Es gibt immer solche und solche.

Also: alles halb so wild?

Nein.

Die Beschwerden von Wanderern wurden drängender.

Die Interessensgruppen haben einen Runden Tisch gegründet.

Es geht nicht nur um Streitereien, sondern auch um Sprungschanzen

und wilde Trails, die Mountainbiker illegal im Wald gebaut haben.

Legal gibt es sie nicht.

Man hat sich dazu entschieden, die Wander-Gäste anzusprechen.

Man hat sich nicht dazu entschieden, die Mountainbiker anzusprechen -

auch weil man gesehen hat, dass man Konflikte haben könnte.

Jetzt fällt uns das Ganze auf die Füße.

Wir haben eine große Nachfrage, aber kein Angebot.

Jetzt gehen wir in die Genehmigungsprozesse rein.

Auch wenn es drei, vier Jahre dauern wird bis zur Genehmigung von Trails:

Sie wären ein Schritt hin zur Besucherlenkung.

Wo sich Wanderer und Biker nicht begegnen,

kommt es auch nicht zum Streit um schmale Wege.

Hits für die Ewigkeit:

Im Fernsehen trat der amerikanisch- deutsche Musiker Bill Ramsey

lange mit alten Songs auf, die ihn in den 50ern berühmt machten.

♪ Mimi hat 'nen Krimi und die Interpol

Und ich den Alkohol ♪

Lustige Schlager,

die trafen damals genau den Nerv der Deutschen.

♪ ... von der ganz Marokko spricht ♪

Seine Leidenschaft gehörte aber dem Jazz und Blues.

♪ Doch sing ich auch gern Blues ♪

Zu diesen Wurzeln kehrte er später zurück.

Wie nun bekannt wurde, starb Bill Ramsey am Freitag

im Alter von 90 Jahren.

♪ What a wonderful world ♪

Und was für ein wonderful Musiker ...

Bleibt noch das Wetter.

Da hat Sven Plöger einen Temperaturrekord.

Das ist tatsächlich die Zeit von hohen Temperaturrekorden.

Mancher sagt, die brauchen wir nicht.

Dies sind Zeichen der Klimaveränderung.

Hier gab es noch nie so heiße Temperaturen.

Jetzt machen wir eine Reise.

Wir gehen in den Norden Skandinaviens.

Auf den 70. nördlichen Breitengrad ...

So warm war es auf einem solchen Breitengrad

seit Messbeginn in Europa noch nie.

Hier ist es deutlich frischer.

Das sind Konvergenzen:

Die Luft strömt zusammen, dann weicht sie nach oben aus.

Das fördert Schauer und Gewitter.

Heute war es vorübergehend ruhiger.

In der Nacht zieht eine Warmfront nach Norden.

Im Westen gibt es am Vormittag schon die ersten Schauer.

Unwettercharakter ist örtlich geben.

Die Aussichten:

Danke, Sven Plöger.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der Doku Abflug aus der Pandemie:

Wie sich die Luftfahrt nach Corona neu erfindet.

Das nachtmagazin haben wir gegen 0.40 Uhr.

Wir sind morgen wieder für da,

in der Halbzeit des ersten EM-Halbfinals.

Bis dahin:

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 05.07.2021, 22:35 Uhr - Wie kann die die Impfbereitschaft weiter erhöht werden? tagesthemen 05.07.2021, 22:35 Uhr - How can the vaccination readiness be further increased?

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (05.07.2022)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Einen Optimisten erkennt man ja daran,

dass er ein Glas lieber halbvoll als halbleer sieht.

So würden nur Pessimisten sagen:

Noch immer hat knapp die Hälfte der Bevölkerung

noch keine Corona-Impfung bekommen.

Optimisten würden dagegen sagen:

Bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung

ist zumindest einmal geimpft worden.

Komplett geimpft sind bereits 38,9 Prozent der Deutschen,

meldet das Robert Koch-Institut.

Realisten wiederum würden sagen:

Um eine vierte Welle zu verhindern, müssen wir noch zulegen.

Denn, so das RKI weiter,

dafür müssten 85 % der 12- bis 59-Jährigen voll immunisiert sein.

Bei den über 60-Jährigen müsste die Quote sogar bei 90 % liegen.

Da ist also noch Luft nach oben.

Nur: Wie füllen wir die?

Zuletzt gab's sogar Forderungen, die zu bestrafen,

die ihren Impftermin sausen lassen.

Wie könnte sich die Impfquote effektiv steigern lassen?

Ingrid Bertram.

Im Impfzentrum in Velen im Münsterland wurde es ruhig.

Noch vor Kurzem standen die Impfwilligen Schlange.

Jetzt haben die Menschen die Wahl.

"Welchen Impfstoff möchten Sie nach der ersten Impfung

mit AstraZeneca - Biontech oder Astra?"

Im Impfzentrum beobachtet man diese Ruhe mit Skepsis.

Der große Ansturm ist wohl vorbei.

Man stellt eine Impfmüdigkeit fest.

Ob das ein Fehler sein wird, wird sich herausstellen.

Ich befürchte, ja.

Wie schnell kommen wir mit dem Impfen voran?

Daran könnte sich der Wettlauf

gegen eine vierte Corona-Welle im Herbst entscheiden.

Nach dem monatelangen steilen Anstieg

nimmt erstmals im Juli die Zahl der verabreichten Dosen ab.

Obwohl genügend Impfstoff da ist.

Die Regierung mahnt zu mehr Solidarität.

Viele Menschen haben bei mehreren Stellen einen Impftermin.

Da gilt:

Wenn Sie eine Impfung bekommen haben,

sagen Sie bitte bei der anderen Stelle ab.

Sie ermöglichen so anderen einen Impftermin.

Ärzte klagen, dass Impfdosen verfallen.

Chancen werden vertan, mehr Menschen zu impfen.

Die politische Debatte läuft.

Helfen Bußgelder, um das zu verhindern?

Nur im äußersten Notfall, heißt es aus Bayern.

Wir alle müssen uns vergegenwärtigen, We all need to realize

dass Impfstoff immer noch wertvoll ist. that vaccine is still valuable.

Jeder muss seinen Beitrag leisten, dass keine Dose verworfen wird,

weil er einen Termin nicht abgesagt hat.

Wenn das wirklich so wäre, müsste man überlegen,

wie man Menschen an diesen Kosten beteiligen kann.

Die einen denken über Strafen nach, andere über Anreize.

Der Chef der Kassenärzte

fordert mehr persönliche Freiheiten für Geimpfte.

Wenn die Impfung keinen Benefit für das Individuum hat,

macht eine Impfung nicht für jeden Sinn.

Wenn Sie im Urlaub auch als Geimpfter in Quarantäne sollen,

warum sollten Sie sich impfen lassen?

Wenn wieder von Lockdown gesprochen wird ...

Das brauchen wir nicht für die Impfkampagne.

In den USA geht man weiter:

Eine Lotterie für Geimpfte mit 50.000 Dollar Gewinn.

Solche Anreize würden wenig ausrichten,

untersuchten Psychologen der Uni Erfurt.

Auch Strafen bestärken nur Impfskeptiker in ihrer Haltung.

Man müsse informieren.

Die, die sich aktuell nicht impfen lassen wollen,

sind in der Regel eher Leute, die unentschlossen sind.

Diesen Leuten muss man mehr Informationen geben.

In Bezug auf die Sicherheit und Effektivität der Impfung.

Weder eine Impfpflicht noch Strafe für verpasste Termine

sind derzeit geplant.

Mit Überzeugungsarbeit könnte man wieder Bewegung

in die Impfzentren bringen.

Zur Impfbereitschaft in Deutschland

hat Kristin Schwietzer vom MDR folgende Meinung:

Wer nicht zum Impfen kommt, wird abgestraft.

Sanktionen oder Bußgelder für Impfschwänzer -

was für eine Geisterdebatte.

Ideen, die nicht zu Ende gedacht sind.

Wer soll das kontrollieren?

Noch mehr Bürokratie für die belasteten Ämter.

Gut, dass die Bundesregierung das mit einem Nein abgeräumt hat.

Und was ist mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen?

Ich kann das nicht verstehen.

Andere warten sehnlichst auf ihre erste Impfung.

Mit Drohungen erreicht man eher das Gegenteil.

Wer Bedenken hat, lässt es dann wohl bleiben.

Aufklärung wäre gut.

Besser noch der Vorschlag der Kassenärzte:

Erleichterungen für Geimpfte.

Maßnahmen lockern, den Menschen Freiheit zurückgeben,

wenn sie sich an die Spielregeln halten.

Die Mehrheit der Bevölkerung hat sehr lange mitgetragen,

was die Politik in der Pandemie beschlossen hat.

Also, Zuckerbrot satt Peitsche.

Maßnahmen lockern statt Bußgelder verhängen.

Das halte ich für sinnvoll.

Die Bundesregierung sollte nichts unversucht lassen,

Menschen zu überzeugen.

Und es liegt auch an uns selbst.

Die Delta-Variante macht sich breit.

Das sollte uns Sorgen bereiten.

Ideen sind gefragt.

Impfen, wo viele Menschen sind.

Beim FC Erzgebirge Aue war gestern der Impfarzt im Stadion.

Oder Impfen auf dem Wochenmarkt im Osnabrücker Land.

Vielleicht auch an der Bar in Berlin oder am Kiosk in Chemnitz.

Von diesen Ideen brauchen wir mehr.

Aber bitte keine Debatten über Sanktionen.

Die Meinung von Kristin Schwietzer.

Impfen ist also eine Säule der Anstrengungen,

eine größere vierte Welle zu vermeiden.

Eine weitere ist zu versuchen, das Virus und seine Mutationen

nicht großflächig aus anderen Risikogebieten einzuschleppen.

Also auch aus manchen Reisezielen, die viele von uns derzeit ansteuern,

um nach monatelangem Lockdown etwas Erholung zu finden.

Damit die vierte Welle eben nicht nach den Sommerferien anschwillt,

sollten bestimmte Bedingungen beim Heimflug erfüllt sein:

Wie ein Negativtest oder anschließende Quarantäne?

Doch werden Reiserückkehrer wirklich kontrolliert?

Wenn ja, wie?

Peter Jagla.

Sie haben ja das entweder über Ihr Handy hochgeladen

oder schriftlich ausgefüllt:

Einreiseanmeldung für die Kontaktnachverfolgung.

Eigentlich dachten Aida und Rene Petersohn,

dass sie vor dem Flug aus der Türkei an alles gedacht haben.

Doch der gelbe Impfpass reicht nicht.

Entweder haben Sie so was ausgefüllt oder Sie haben es aufm Handy.

Dann müsste ich Sie bitten, das auszufüllen.

Nachsitzen für das Hamburger Paar.

Sie haben seinen 50. in der Türkei gefeiert.

Weil die als Risikogebiet zählt,

muss sich jeder Einreisende online oder analog anmelden.

Da die Türkei nicht im Schengenraum ist,

hätten Polizeimeister Singh und Kollegin eh kontrolliert.

Wegen Corona haben sie jetzt mehr Papierkram zu erledigen.

Wir müssen auch die Daten abgleichen.

Wenn die Passagiere uns einen Pass aushändigen,

müssen die Daten auf dem Corona-Test einstimmig sein.

Da muss man aufpassen.

Doch wie durchlässig sind Einreisekontrollen in Deutschland?

Eine Maschine aus dem Schengenland Portugal

kontrolliert die Bundespolizei nicht, obwohl es Virusvariantengebiet ist.

Der Gesetzgeber hat gesagt, dass es keine Vollkontrolle sein darf.

Deswegen erfolgt die Kontrolle stichprobenartig.

Auch bei der Einreise über Land:

Nur stichprobenartige Kontrollen,

wie an der deutsch-französischen Grenze in Saarbrücken.

Die Bundespolizei kann nicht zeitgleich alle Übergänge überwachen.

Im vereinten Europa: nicht vorgesehen.

Gesundheitsamt Hamburg, Popovic.

Ich melde mich bei Ihnen,

da Sie gestern aus aus der Türkei eingereist sind.

Ob Landweg oder Flieger:

Die Einreisemeldung landet am Ende beim zuständigen Gesundheitsamt.

Sind Sie noch in Quarantäne?

Das muss sich auf die Bürger verlassen.

Wenn es glaubhaft klingt ...

Wenn uns was mysteriös vorkommt - Hintergrundgeräusche, Supermarkt –

oder: "Nächste Haltestelle Jungfernstieg."

Dann werden wir misstrauisch.

Es ist an jedem Einzelnen, sich an die Spielregeln zu halten.

Wie beim Autofahren:

Selbstverständlich muss jeder einen Führerschein haben.

Aber nicht jedes Mal wird mein Führerschein kontrolliert.

So ist es auch mit Quarantäne.

Wer Quarantäne bricht, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

Doch im Schnitt wird bei einer 14-tägigen Quarantäne

nur zweimal angerufen.

Gut, dass die Petersohns "nur" aus einem Risikogebiet kommen

und komplett geimpft sind - keine Quarantäne also.

Jetzt, da sie alle Papiere ausgefüllt haben,

geht's endlich heim.

Wenn es der großen ganzen Sache dient, ne?

Tschüss.

* Lachen *

Am Abend erreichte uns diese Nachricht:

Die Bundesregierung lockert ab übermorgen Einreisebeschränkungen

für Portugal, Großbritannien, Nordirland, Russland, Indien, Nepal.

Die Länder werden von Virusvariantengebieten

zu Hochinzidenzgebieten zurückgestuft.

Damit ist die Einreise nach Deutschland

aus diesen Ländern wieder für alle möglich.

Und: Komplett Geimpfte und Genesene müssen nicht mehr in Quarantäne.

Wie der weitere Verlauf der Pandemie gehandhabt wird,

könnte auch Einfluss darauf haben:

Wer von diesen dreien künftig im Kanzleramt sitzen wird.

Doch aus politischer Sicht scheint Corona nicht das drängendste Problem

der Kanzlerkandidaten von Union, Grünen und SPD zu sein.

Armin Laschet hatte sich

nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen durchgesetzt.

Annalena Baerbock ritt auf einer Euphoriewelle.

Olaf Scholz brachte seltene Einigkeit in den eigenen Reihen

zum Vorschein.

Dennoch finden sich plötzlich alle drei

derzeit wahlkampftechnisch in unruhigem Fahrwasser wieder.

Ein "Gesinnungs-Test" für tagesschau-Redakteure:

Mit dieser Forderung provoziert Hans-Georg Maaßen am Wochenende.

CDU-Chef Laschet lässt heute dazu andere sprechen.

Da muss sich der Bundesvorsitzende nicht zu äußern.

Nicht alles muss man kommentieren.

Bloß nicht öffentlich kommentieren, so der Umgang mit der Causa Maaßen.

Intern soll Laschet deutlich geworden sein.

Nach außen lässt er seinen Generalsekretär erklären.

Unsere Positionierung ist klar.

Gestern habe ich die Äußerungen von Herrn Maaßen gesehen.

Er ist ja zurückgerudert:

Keine "Gesinnungskontrolle" und Pressefreiheit

habe Verfassungsrang in Deutschland.

Provozieren und zurückrudern:

Der Ex-Verfassungsschutzchef macht das immer wieder,

seit er in Südthüringen als Bundestagskandidat aufgestellt wurde.

Nicht zur Freude des Parteichefs,

aber der hat auf die Nominierung keinen direkten Einfluss.

Das ist nach unserem Parteiengesetz Aufgabe der örtlichen Ebenen.

Ich erwarte nur,

dass sich jeder an diese Regeln, die ich vorgebe, hält.

Auch der Kandidat im Wahlkreis Suhl/Schmalkalden.

Laschets Regeln: klare Abgrenzung zur AfD.

Einen offenen Machtkampf mit Maaßen

will der Parteichef offenbar vermeiden.

An einem Konflikt mit der CDU in Thüringen

war seine Vorgängerin Kramp-Karrenbauer gescheitert.

Für ein Partei-Ausschluss-Verfahren gegen Maaßen

fehle bislang die Grundlage.

Das dauert Monate, bevor so etwas entschieden wird.

Hans-Georg Maaßen könnte ein Problem für die CDU im Wahlkampf bleiben.

Sie wolle endlich über Inhalte sprechen, so Annalena Baerbock,

aber seit letzter Woche hat sie auch noch Plagiatsvorwürfe am Hals.

In ihrem Buch "Jetzt: Wie wir unser Land erneuern"

soll sie u.a. aus einer Studie einer Denkfabrik abgeschrieben haben.

Es gebe Zitate der Parteikollegen Fischer und Trittin,

wie alles andere ohne Quellenangabe.

Was mit seiner Kandidatin passiere, sei Rufmord,

so der Grünen-Geschäftsführer.

Man gehe seit letzter Woche gegen Teile der Vorwürfe vor.

Deswegen war es richtig, ein Stoppschild zu setzen,

das sage ich nach wie vor.

Und dass Annalena Baerbock in engem Austausch

sowohl mit Joschka Fischer als auch mit Jürgen Trittin steht:

Das sollte Sie alle nicht überraschen.

Die Kandidatenkür sah glänzend aus:

Habeck verzichtet, Baerbock startet durch.

Aber dann: Dass Annalena Baerbock zwischen 2018 und 2020

25.000 Euro Bonuszahlungen von ihrer Partei bekommt - okay.

Warum aber hat sie das erst im März an die Bundestagsverwaltung gemeldet?

Und Baerbocks Lebenslauf, der dreimal nachkorrigiert werden musste:

Masterstudium in London zum Völkerrecht

ist kein deutscher Abschluss in Jura.

Die Überschrift "regelmäßige Unterstützung" wurde hinzugefügt.

Es hatte sich herausgestellt: Sie spendete der UNO-Flüchtlingshilfe,

war aber nicht deren Mitglied.

Der Geschäftsführer muss noch einmal betonen,

man habe trotz allem nicht vor, die Kandidatin auszuwechseln.

Wir gehen als Team, als Grünen-Team in diesen Wahlkampf

mit Annalena Baerbock an der Spitze, daran ändert sich nichts.

Was persönliche Beliebtheitswerte angeht,

kann Kanzlerkandidat Scholz derzeit gut lachen.

Trotzdem ziehen Wolken auf.

Vorwurf: Wahlprogramm mit Staatshilfen.

Laut dem Spiegel heißt es:

Finanzministeriumsbeamte sollen für die SPD

Vorschläge für eine Reform der Einkommensteuer beauftragt haben.

Das sei verdeckte Parteienfinanzierung.

Der SPD-Bundesvorsitzende Walter-Borjans weist das zurück.

Dieser Vorwurf ist absurd.

Ich weiß, dass Finanzministerien von Bund und Ländern

sich Gedanken machen müssen, was auf ihren Haushaltsplan zukommt.

Wenn Parteien über Steuerkonzepte

für die nächste Legislatur nachdenken.

Aus Scholz' Ministerium heißt es:

Der Minister habe sich einen Überblick verschaffen wollen.

Schon davor hatte Scholz mit zwei Skandalen zu kämpfen.

Dem Cum-Ex-Steuerbetrug und der Wirecard.

Auf Wirecard wird er von einem Schüler

bei einem Wahlkampftermin angesprochen.

Für mich ist die Antwort auf solche Sachen:

Dass man immer sofort ganz klar reagiert.

Alle Probleme analysiert und die dann löst.

Gar nicht einfach,

SPD-Spitzenkandidat Scholz aus der Ruhe zu bringen.

Auch wenn keineswegs alle seiner Probleme gelöst sind.

Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg und der NS-Besatzung

war das Verhältnis der Niederlande und Deutschland kein einfaches.

Doch zum Glück haben sich die Zeiten geändert.

Dass das Wetter nicht mitspielte, war die einzige Störung,

als das niederländische Königspaar in Berlin den Staatsbesuch begann.

Sonst wurde viel gelächelt und über Freundschaft, Verbundenheit

und enge Wirtschaftskontakte gesprochen.

Und das sind nicht nur Floskeln, wie Tina von Löhneysen erfuhr.

Er ist fasziniert vom rekonstruierten Berliner Stadtschloss:

Merlijn Schoonenboom.

Der niederländische Historiker und Journalist lebt seit 2009 in Berlin.

Die Mischung aus alter Fassade

und modernem Zentrum für Weltkulturen im Innern sei etwas verrückt.

Sie passe zur Suche der Deutschen nach ihrer Identität.

Darüber schrieb er ein Buch.

All diese historischen Vergleiche, und:

Dürfen wir das? Dürfen wir vergleichen?

Das gibt es bei uns nicht, zu wenig, tatsächlich.

Das wird auch immer mehr kritisiert:

Dass in Holland keine Auseinandersetzung war

über die Kolonialvergangenheit zum Beispiel.

Es sei mal nicht gut bestellt gewesen um das Verhältnis der Nachbarländer,

sagt Schoonenboom.

Die Niederländer: skeptisch gegenüber dem wiedervereinigten Nachbarn.

Das ging zusammen mit Anschlägen von Rechtsextremisten,

nicht nur in Ostdeutschland.

Solingen war ganz wichtig.

Da wurde eine Briefkartenaktion gestartet aus Holland,

1,3 Millionen Briefkarten an Helmut Kohl geschickt:

"Wir sind wütend."

Die Abneigung gegen die Deutschen sei Geschichte.

Merkels Politik und die Strahlkraft Berlins nach der Jahrtausendwende

hätten auch dazu beigetragen, glaubt Schoonenboom.

Und die niederländische Identität?

König Willem-Alexander und Königin Maxima gehörten dazu,

auch wenn er kein Royalist sei.

Das Königspaar kam am Morgen zum Staatsbesuch in Berlin an.

Eintrag ins Gästebuch des Bundespräsidenten,

Besuch beim Robert Koch-Institut und am Brandenburger Tor.

Dass so 'n König das Land sehr gut repräsentiert im Ausland,

davon sind die Holländer nicht komplett bewusst.

Aber es spielt mit, dass sie wissen,

dass ein König und Maxima im Ausland eine gute Figur schlagen.

Damit kann jeder sehr gut leben.

Er lebe gerne in Berlin, seine Frau ist Deutsche.

Das Spiel mit den Klischees störe ihn nicht, vieles stimme ja.

Er fahre quasi immer mit dem Fahrrad.

Und was ist typisch deutsch?

Dass man immer denkt, dass der Untergang um die Ecke ist,

dass immer das Ende naht - das ist typisch deutsch.

Damit sollte man ab und zu 'n bisschen lockerer umgehen.

Das wiederum unterstellt man ja den Niederländern:

Dass sie immer locker sind.

Noch zwei Tage kann man das in Deutschland beobachten.

Mittwoch reisen Maxima und Willem-Alexander wieder ab.

Die Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos:

Nicht nur Hilfsorganisationen sehen darin das Symbol

für eine gescheiterte europäische Flüchtlingspolitik.

Die Menschen leben unter miserablen Bedingungen.

Und die Regierung in Athen

fühlt sich bei deren Versorgung allein gelassen.

Sie zeigt mit dem Finger auf die EU.

Wer in Griechenland als Flüchtling anerkannt wurde,

den zieht es meist weiter, oft nach Deutschland.

Über 20.000 von ihnen nahmen seit Anfang 2020 etwa den Flieger,

um hier einen neuen Asylantrag zu stellen.

Deutsche Gerichte urteilten:

Die Lager in Griechenland sind zu schrecklich,

um die Menschen dorthin zurückzuschicken.

Doch wie geht es dann weiter?

Über eine Familie aus Afghanistan und ihre Odyssee.

Lesbos: größtes Erstaufnahmelager an der EU-Außengrenze.

In Leben übersetzt:

Saeede Jafari und Kinder Mahdieh und Mohammad Matin

leben zwei Winter lang hier im Zelt.

Seit zwei Jahren besuchen die Kinder keine Schule.

Stattdessen bringt die Tochter anderen Kindern Englisch bei.

Ihre Kinder haben sich verändert.

Das hat starke Auswirkungen.

Von einem kleinen Kind bis zum alten Menschen -

alle bekamen psychische Probleme.

Die Seelen der Kinder gehen kaputt.

Vor allem die Jugendlichen ohne Eltern hier leiden.

Familie Jafari wirkt relativ stabil.

Wen Griechenland anerkennt,

kriegt noch 30 Tage Hilfe - dann ist Schluss.

Zehntausende Anerkannte leben auf dem Festland in Lagern oder in Bauruinen.

Die meisten wollen nur weg, am besten nach Deutschland.

Bei Jafaris geht plötzlich alles ganz schnell.

Sie haben alle Papiere beisammen, dürfen in der EU reisen - legal.

Mit Geld von Freunden kaufen sie Tickets und fliegen los -

Lesbos, Athen, Düsseldorf.

Flughafen Düsseldorf: Ihr Bruder und seine Familie warten.

Alle Fluggäste aus Athen sind durch.

Aber die Jafaris und die Kinder waren nicht dabei.

Der Bruder fürchtet,

sie seien nach Griechenland zurückgeflogen worden.

Kein Anruf, keine WhatsApp, dann ein Zeichen:

Die Polizei hat ihnen alle Papiere abgenommen und sie vernommen.

Jetzt warten sie auf einen Übersetzer.

Nach einer Stunde passiert nichts ...

... nach drei Stunden nichts ...

... und nach fünf Stunden auch nichts.

Irgendwann sind es acht Stunden - plötzlich bewegt sich was.

Jetzt sehen sich Bruder und Schwester nach sechs Jahren erstmals wieder.

Der Bruder wird sie

in die Landeserstaufnahme nach Bochum bringen.

Nur zwei Tage Normalität bei seiner Familie wurden ihnen erlaubt.

Ich hab nicht mehr an diesen Tag geglaubt.

Wir haben so viel durchgemacht.

Ich konnte nicht dran glauben, dass wir aus dem Elend rauskommen.

Als wir ankamen, waren wir total glücklich:

Unsere Hoffnungen erfüllen sich - wir beginnen ein neues Leben.

Aber dafür müssen sie in Deutschland Asyl bekommen.

Darf man zweimal in der EU um Asyl bitten?

Gemäß Dublin-Regeln nicht.

Als Touristen dürfen sie maximal 90 Tage in der EU reisen.

Aber Bewegungsfreiheit wie EU-Bürger haben sie erst nach fünf Jahren.

Seit 2020 kamen mehr als 20.000 Menschen wie die Jafaris

aus Griechenland nach Deutschland und beantragten hier Asyl.

Kann man sie von Deutschland einfach zurückschicken?

Die Entscheidung einiger Verwaltungsgerichte führte dazu,

dass Rückführungen nach Griechenland nicht mehr möglich sind.

Das BAMF legte einstweilen diese 20.000 Fälle beiseite. The BAMF temporarily put these 20,000 cases aside.

"Rückpriorisiert" nennt man das. It's called "back-prioritized".

Was aber, wenn weiter Menschen aus Griechenland hier um Asyl bitten? But what if more people from Greece ask for asylum here?

Der Integrationsminister denkt über Lösungen nach,

um einen Pull-Effekt zu vermeiden.

Wir müssen mit der griechischen Regierung 'ne Lösung finden,

möglicherweise, dass man zu einem Stichtag sagt:

Die, die hier sind, kann man integrieren,

aber so kann es nicht weitergehen.

Die Jafaris: Afghanistan, Iran, Lesbos, jetzt Deutschland.

Von Bochum nach Viersen, dann Magdeburg, weiter nach Halberstadt.

Lagerleben!

Dabei psychisch stabil zu bleiben kann klappen, muss aber nicht.

Wir blicken ins Ausland.

Großbritannien nimmt einiges lockerer als Deutschland.

Das fiel beim EM-Achtelfinale gegen Deutschland auf,

als 45.000 Menschen ins Londoner Wembley-Stadion durften.

Jetzt soll es noch einen großen Schritt geben.

Weitere Nachrichten:

Der britische Premier Johnson

kündigte umfassende Lockerungen in zwei Wochen an.

Dann sollen in England die Maskenpflicht in Innenräumen

und das Abstandsgebot fallen.

Diskotheken und Nachtclubs dürfen öffnen.

Für Sportveranstaltungen soll es keine Einschränkungen geben.

Johnson sagte, dadurch werde die Zahl der Todesfälle wieder steigen.

Großbritannien müsse lernen, mit dem Virus zu leben.

Britische Wissenschaftler forderten,

einige Einschränkungen aufrechtzuhalten.

In Großbritannien gab es zuletzt viele Neuinfektionen.

Die Zahl der Todesfälle liegt, mutmaßlich aufgrund der Impfquote,

bei weniger als 20 pro Tag.

Ungarns Ministerpräsident Orban

verschärft seinen Ton gegenüber der EU.

In einer ganzseitigen Anzeige in der Bild schreibt seine Regierung:

Brüssel errichte einen "Superstaat",

von einem "europäischen Imperium" ist die Rede.

Heute wurde bekannt, dass die Organisation Reporter ohne Grenzen

Orban auf die Liste der größten "Feinde der Pressefreiheit" setzte.

Er greife "Pluralismus und Unabhängigkeit der Medien" an.

Die chinesischen Behörden

gehen gegen Onlinedienste aus dem eigenen Land vor.

Betroffen ist auch der chinesische Fahrdienstvermittler DiDi.

Bei den Ermittlungen gehe es

um Datenschutz und die nationale Sicherheit.

So die Cyber-Aufsicht in Peking.

Zu Anja Kohl an der Frankfurter Börse.

Chinas Regierung zieht die Zügel an.

Neben DiDi sind chinesische Hightech-Firmen betroffen,

denen US-Börsengänge gerade viel Geld in die Kassen spülte.

Die Mischung aus Geld und Einfluss im Netz

scheint Peking zu stören.

Alle betroffenen Firmen, auch DiDi,

dürfen vorerst keine neuen Kunden aufnehmen.

Die chinesische Cyber-Aufsicht ermittelt gegen die Konzerne

wegen angeblichen Verstoßes gegen den Datenschutz.

Die Vorwürfe bleiben ohne Beleg.

Die Firmen sind Daten-Sammelmaschinen.

Der Rundumschlag der Staatsmacht zwang heute die Aktien

des chinesischen Technologiesektors in die Knie.

Teils sind die Firmen aneinander beteiligt.

Peking plant angeblich, geplante Fusionen zu untersagen.

In Miami im US-Bundesstaat Florida wurde die Ruine des vor elf Tagen

eingestürzten Wohnkomplexes gesprengt.

Aus Sorge vor einem Tropensturm.

Nach mehreren Detonationen brach das Gebäude in sich zusammen.

Danach wurde die Suche

nach Vermissten in den Trümmern wieder aufgenommen.

Helfer bargen drei weitere Leichen

aus bisher unzugänglichen Teilen des Areals.

Über 100 Menschen gelten noch als vermisst.

Autofahrer gegen Radfahrer:

Diese Geschichte wurde schon tausendmal erzählt.

Fast alle haben wohl eigene Erfahrungen gemacht.

Heute erzählen wir eine andere Geschichte:

Nicht wem gehört die Straße, sondern:

Wem gehört der Waldweg?

Auch hier macht sich der Fahrrad-Boom bemerkbar.

Und der Ton zwischen denen, die zu Fuß durchs Grün wandern

und denen, die auf zwei Rädern über Stock und Stein flitzen:

Der hat manchmal nichts mit der Idylle der Natur zu tun.

Peter Sonnenberg war mittendrin in diesem Konflikt.

Im Pfälzerwald bei Landau erfuhr er, wie es von beiden Seiten

in den Wald hineinruft und wieder herausschallt.

Der Pfälzerwald -

größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands.

Hier ist viel Platz.

Auf den Wegen wollen sich die einen entspannen

und die anderen austoben.

Das geht oft gar nicht gut zusammen.

Dann schwillt mir der Kamm.

Es kann dazu kommen, dass ich aus der Haut fahre.

Manche greifen zur Selbstjustiz.

Es gibt das Drahtseil, das war mal 'n Nagelbrett.

Das wurde für Mountainbiker gelegt.

Wir sind mittendrin in einem Dilemma, das es nicht nur hier gibt.

So groß der Wald ist:

Für Wanderer und Mountainbiker ist er wohl zu klein.

Wir sind mit der Sektion Landau des Deutschen Alpenvereins unterwegs.

Ein Tag mit Wanderern, ein Tag mit Mountainbikern.

Wir sind wie immer die freundlichsten Mountainbiker.

Da ist die eiserne Regel.

Auch wenn ihr so freundlich seid, werdet ihr trotzdem beschimpft? Ja.

"Ich stecke Stöcke in die Speichen, wenn du hier noch mal fährst."

Wir wollen sehen, wie Wanderer auf uns reagieren.

Rücksichtsvolles Fahren wird im Verein groß geschrieben Considerate driving is a top priority in the club

und immer wieder geschult.

Ich halt an.

Hallo! Servus, grüßt euch!

Nicht alle Waldbesucher sind in Vereinen organisiert.

Man trifft auf beiden Seiten rücksichtslose Sportkameraden.

Ich hatte mich mal mit einem angelegt.

Er musste sein Rad hochheben, in den Hang rüber.

Den hab ich zur Sau gemacht.

Mir ging es danach besser, er wurde frech.

Ich sehe das anders wie meine Frau.

Wenn ich könnte, würde ich das auch machen.

Auch 'n Rowdy ...

In der Pandemie ist der Wald voller geworden.

Mit dem E-Bike fahren Leute auf die Gipfel,

die früher an der ersten Hütte eingekehrt wären.

Der Tourguide erklärt,

fast überall im Wald sei Radfahren nur auf breiten Wegen erlaubt.

Das ginge vorbei an Bedürfnissen von Mountainbikern.

Wir wollen gemütlich den Berg hochkurbeln

und den spannenden, schmalen Weg runterfahren.

Das ist elementarer Bestandteil unseres Sports.

Am nächsten Tag geht es in die Wanderstiefel.

Auch meinen heutigen Begleitern machen schmale Wege mehr Spaß.

Das würde meist schon gehen mit den Radfahrern.

Ein paar schwarze Schafe würden den Ruf von allen verderben.

Sie haben einen schlechten Tag

und einer verhält sich nicht so, wie Sie's denken.

Schon rasten Sie aus.

Das gibt's mit den Mountainbikern und mit den Wanderern.

Es gibt immer solche und solche.

Also: alles halb so wild?

Nein.

Die Beschwerden von Wanderern wurden drängender.

Die Interessensgruppen haben einen Runden Tisch gegründet.

Es geht nicht nur um Streitereien, sondern auch um Sprungschanzen It's not just about quarrels, but also about ski jumps

und wilde Trails, die Mountainbiker illegal im Wald gebaut haben.

Legal gibt es sie nicht.

Man hat sich dazu entschieden, die Wander-Gäste anzusprechen.

Man hat sich nicht dazu entschieden, die Mountainbiker anzusprechen -

auch weil man gesehen hat, dass man Konflikte haben könnte.

Jetzt fällt uns das Ganze auf die Füße.

Wir haben eine große Nachfrage, aber kein Angebot.

Jetzt gehen wir in die Genehmigungsprozesse rein.

Auch wenn es drei, vier Jahre dauern wird bis zur Genehmigung von Trails:

Sie wären ein Schritt hin zur Besucherlenkung.

Wo sich Wanderer und Biker nicht begegnen,

kommt es auch nicht zum Streit um schmale Wege.

Hits für die Ewigkeit:

Im Fernsehen trat der amerikanisch- deutsche Musiker Bill Ramsey

lange mit alten Songs auf, die ihn in den 50ern berühmt machten.

♪ Mimi hat 'nen Krimi und die Interpol

Und ich den Alkohol ♪

Lustige Schlager,

die trafen damals genau den Nerv der Deutschen.

♪ ... von der ganz Marokko spricht ♪

Seine Leidenschaft gehörte aber dem Jazz und Blues.

♪ Doch sing ich auch gern Blues ♪

Zu diesen Wurzeln kehrte er später zurück.

Wie nun bekannt wurde, starb Bill Ramsey am Freitag

im Alter von 90 Jahren.

♪ What a wonderful world ♪

Und was für ein wonderful Musiker ...

Bleibt noch das Wetter.

Da hat Sven Plöger einen Temperaturrekord.

Das ist tatsächlich die Zeit von hohen Temperaturrekorden.

Mancher sagt, die brauchen wir nicht.

Dies sind Zeichen der Klimaveränderung.

Hier gab es noch nie so heiße Temperaturen.

Jetzt machen wir eine Reise.

Wir gehen in den Norden Skandinaviens.

Auf den 70. nördlichen Breitengrad ...

So warm war es auf einem solchen Breitengrad

seit Messbeginn in Europa noch nie.

Hier ist es deutlich frischer.

Das sind Konvergenzen:

Die Luft strömt zusammen, dann weicht sie nach oben aus.

Das fördert Schauer und Gewitter.

Heute war es vorübergehend ruhiger.

In der Nacht zieht eine Warmfront nach Norden.

Im Westen gibt es am Vormittag schon die ersten Schauer.

Unwettercharakter ist örtlich geben.

Die Aussichten:

Danke, Sven Plöger.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der Doku Abflug aus der Pandemie:

Wie sich die Luftfahrt nach Corona neu erfindet.

Das nachtmagazin haben wir gegen 0.40 Uhr.

Wir sind morgen wieder für da,

in der Halbzeit des ersten EM-Halbfinals.

Bis dahin:

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich.

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