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2021 Tagesschau, nachtmagazin 13.07.2021, 00:29 Uhr - Proteste wegen Mangelwirtschaft gegen sozialistische Regierung auf Kuba

nachtmagazin 13.07.2021, 00:29 Uhr - Proteste wegen Mangelwirtschaft gegen sozialistische Regierung auf Kuba

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (13.07.2021)

Das ist nicht irgendeine Demo - das sind Proteste für Freiheit.

Auf Kuba, mitten im Kommunismus!

Das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben.

Willkommen zum nachtmagazin.

Schön, dass Sie so spät noch mit dabei sind.

Dass es zu diesen Massenprotesten gekommen ist am Wochenende,

liegt wohl auch an Handys und Social Media:

Was mit ein paar Hundert Teilnehmern in einem kleinen Ort begann,

hat sich über Online-Netzwerke regelrecht hochgeschaukelt.

Letztlich sind in mehreren Städten des karibischen Inselstaats

Tausende auf die Straße gegangen gegen die sozialistische Regierung.

Kuba erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren.

Corona hat dem Land den Rest gegeben.

Vielen Kubanern reicht es jetzt.

"Freiheit!", rufen sie.

Es sollen Tausende sein, die u.a. in Havanna

gegen die Regierung protestieren und die wirtschaftlich desolate Lage.

Havanna zerfällt, wir haben keine Wohnungen mehr, nichts.

Es gibt Geld, um Hotels zu bauen, alles Mögliche.

Aber wir leiden Hunger, haben keine Arbeit.

Demonstrationen gegen die Regierung

sind ungewöhnlich auf der sozialistischen Insel.

Zu groß ist die Angst vor Repressionen.

Die Verabredung zum Protest entstand in den sozialen Medien.

Die Regierung soll das Internet daraufhin zeitweise abgestellt haben.

Für Präsident Diaz-Canel sind die Sanktionen der USA

und die Pandemie schuld an der Wirtschaftskrise.

Die Demonstranten seien Söldner, die Unfrieden stiften sollen.

Wir rufen alle Revolutionäre im Land auf, alle Kommunisten:

Sie sollen auf die Straße gehen,

an jeden Ort, wo diese Provokationen stattfinden.

Die Demonstranten bitten um humanitäre Intervention.

Die Polizei treibt die Proteste auseinander.

Damit zu Anne Demmer in Mexiko-Stadt.

Kubas Präsident Diaz-Canel hat gesagt:

"Wenn sie die Revolution bezwingen wollen,

müssen sie über unsere Leichen gehen".

Droht da auf Kuba ein Bürgerkrieg?

Er hat sehr konfrontativ auf die Proteste reagiert.

Er rief alle Anhänger der Revolution dazu auf,

sich den Demonstranten entgegenzustellen.

Auf den Bildern war zu sehen, wie sich Anhänger bewaffnet haben.

Sicherheitskräfte in Zivil, aber auch schwer bewaffnete Polizei

haben bei den Demonstrationen patrouilliert.

Es kam auch zu Plünderungen.

Aber, dass man vor einem Bürgerkrieg steht,

kann ich nicht sagen.

Man muss die Entwicklungen der nächsten Tage abwarten.

Heute zeichnen sich keine Demonstrationen ab.

Gestern gingen Jung und Alt auf die Straße,

haben trotz Repressionen demonstriert.

Sie haben keine Angst, haben nichts zu verlieren.

Das haben sie gerufen.

Auf Twitter gab es am Wochenende massenhaft Tweets

mit dem Hashtag #SOSCuba.

Worum geht es den Demonstrierenden,

warum sind die Proteste ausgerechnet jetzt eskaliert?

Da kommt einiges zusammen.

Zum einen die massive Wirtschaftskrise.

Die Pandemie hat die Situation verschärft.

Dazu kommen die US-Sanktionen.

Es gibt kaum Lebensmittel, es mangelt an Medikamenten.

Ständig fällt der Strom aus.

Und die Covid-Fallzahlen steigen auch.

Die Wut auf diese Umstände hat sich gestern auf der Straße entladen.

Freiheit wurde gefordert.

Nieder mit der Diktatur und dem Kommunismus,

das skandierten die Demonstranten.

Zu dem Protest war in den sozialen Medien aufgerufen worden.

Das Internet wurde dann gekappt.

Das war auch heute noch der Fall.

Ich habe eben mit einer kubanischen Journalisten darüber gesprochen.

Werden die USA sich von außen einmischen?

Der US-Präsident hat heute Morgen ein Statement abgegeben.

Der kubanische Präsident solle auf sein Volk hören.

Aber ob die USA einen Schritt auf Kuba zu machen,

um die Situation zu entspannen, ist fraglich.

Wann hatten Sie das letzte mal Hunger?

Also nicht nur Appetit oder Lust, mal wieder was zu essen.

Sondern Hunger, weil Ihrem Körper Nährstoffe fehlten?

Laut Welternährungsorganisation erleben dieses Gefühl jeden Tag

800 Millionen Menschen - ein Zehntel der Weltbevölkerung.

Sie können sich kein Essen leisten,

oder dort, wo sie leben, gibt es nicht genug.

Besonders hart trifft das Kinder.

Und besonders schlimm ist die Lage nach wie vor in Afrika.

Aus Nairobi: Sabine Krebs.

Das ist alles,

was die 13-köpfige Familie im Süden Madagaskars zu essen hat.

Ein paar Maiskörner, geröstet in Asche.

Das wird die einzige Nahrung für diesen Tag bleiben.

Die alleinstehende Mutter ist verzweifelt.

Wir leiden sehr.

Es gibt keine Nahrung, kein Wasser.

Ich hab kein Geld dafür.

Hunderttausende in Madagaskar sind von Hungersnot betroffen.

Das Land leidet an der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren.

Klimawandel ist nur einer der Auslöser,

dass sich die Ernährungslage 2020 weltweit verschlechtert hat.

Am stärksten ist die Unterernährung in Afrika gestiegen.

Afrika ist die weltweit einzige Region,

die von den drei Hauptauslösern betroffen ist:

Politische Konflikte, Klimaextreme und wirtschaftlicher Abschwung.

Und das in Verbindung mit Covid.

So warten sie in Madagaskar auf Lebensmittel.

Die zu organisieren, ist eine logistische Herausforderung.

Aber diese Unterstützung

ist für die Menschen hier oft die letzte Hoffnung.

Die Kritik gibt es ja schon länger:

Die Politik würde zu sehr auf die Inzidenzen starren -

wie das Kaninchen auf die Schlange.

Irgendwann muss die Wirtschaft raus aus der Starre,

müssen Schüler zurück in die Schule.

Auch wenn das Coronavirus bleibt.

Immer mehr Menschen sind geimpft.

Politiker und Wissenschaftler suchen nach einer anderen Zahl,

an der sie sich entlanghangeln können.

Eine, die nicht nur die Neuinfektionen berücksichtigt,

sondern auch die Auswirkungen.

Zum Beispiel, wie voll die Krankenhäuser sind.

Beim Einkauf ist in Berlin Maske Pflicht,

draußen kann man sich frei machen.

Die 7-Tage-Inzidenz ist bundesweit auf niedrigem Niveau.

Ihr Auf und Ab bestimmt über Lockdown oder Lockerung.

Experten sehen das kritisch:

Mit zunehmender Zahl von Impfungen verliere der Wert an Aussagekraft.

Bund und Länder wollen sich etwas von der Inzidenz als Richtwert lösen.

Ich begrüße es,

wenn das Thema Hospitalisierung mehr in den Blick rückt.

Da sehen wir, wie schwer die Krankheitsverläufe sind.

Das Impfen ist jetzt auch dabei.

Das muss man in eine Gesamtgewichtung einstellen.

Aber der Inzidenzwert wird weiter mitbewertet.

Wichtig sei es, viele vor dem Virus zu schützen.

So soll die Impfung jetzt zu den Menschen kommen.

Z.B. im Einkaufszentrum, quasi nebenbei.

Die Impfbereitschaft in Deutschland ist relativ hoch.

Das ist gut, weil die Impfung immer noch das beste Mittel ist,

sich gegen einen schweren Verlauf zu schützen.

Das tun alle Impfungen bei allen Varianten.

Auch in Deutschland dominiert die Delta-Variante.

Möglicherweise ist eine neue Welle trotzdem beherrschbar.

Das hängt davon ab, wie viele Menschen geimpft sind

und ob es ausreicht, dass nicht so viele krank werden.

Ist schwer vorherzusagen.

Die Inzidenz wird wieder raufgehen.

Die Frage ist, wie viele positiv Getestete auch krank werden.

Die Hoffnung:

Corona könnte Teil des Lebens werden, ganz ohne Lockdown.

Corona war auch Thema beim Berlin-Besuch

des ukrainischen Präsidenten Selenskyj.

Die Ukraine soll von Deutschland 1,5 Mio. Impfdosen bekommen.

Ansonsten ging es um Außenpolitik.

Die Ukraine liegt wie ein Puffer zwischen der EU und Russland.

Nun will Moskau sein Gas durch die Pipeline Nord Stream 2

direkt nach Deutschland liefern.

Das sieht Selenskyj mit Skepsis.

Auch der Konflikt in der Ostukraine macht Selenskyj und Merkel Sorgen.

Viel zu besprechen also beim Treffen in Berlin.

Von dort: Celine Jost.

Deutschland und die Ukraine stehen sich nah wie nie zuvor,

aber nicht ohne Spannungen.

Mit großen Erwartungen besucht Staatspräsident Selenskyj

Bundespräsident Steinmeier und Kanzlerin Merkel.

Ein schwieriges Thema: Nord Stream 2.

Durch die Ostsee-Pipeline soll Gas

direkt von Russland nach Deutschland fließen.

Die Ukraine sieht das als strategische Bedrohung.

Denn bei Nord Stream 2 wird sie schlichtweg umgangen.

So droht der Wegfall von Durchleitungsgebühren.

Merkel versucht, Selenskyjs Sorgen zu zerstreuen.

Für uns ist und bleibt die Ukraine Transitland,

auch wenn Nord Stream 2 fertiggestellt werden soll.

Die Sorgen seitens der Ukraine nehmen wir ernst.

Wir wollen deutlich machen, dass Nord Stream 2 kein Ersatz ist

für die Transitlieferungen durch die Ukraine.

Ein weiterer Punkt auf Selenskyjs Liste:

Der Krieg im Osten der Ukraine.

Russland habe viele Truppen an der Grenze stationiert.

Er hofft auf ein Treffen im Normandie-Format

zwischen Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine.

Wir sollten alle die russische Seite kontaktieren und Druck ausüben,

sodass ein weiteres Treffen der Normandie-Länder stattfindet.

Damit der Krieg im Osten der Ukraine beendet werden kann

und die annektierten Gebiete zurückkommen.

Nach einer baldigen Lösung für die Ostukraine

sieht es aber nicht aus.

Der Konflikt spitzt sich seit Monaten zu.

Der Tag nach Italiens EM-Sieg hatte zwei Seiten.

Die gute Seite:

Jubelnde Fußballer, die mit dem Pokal durch Rom fahren,

nach ihrem 3:2 im Elfmeterschießen gegen England.

Die dunkle Seite war in Manchester an dieser Hauswand abzulesen:

Unbekannte beschmierten ein Porträt von Nationalspieler Marcus Rashford

mit rassistischen Parolen.

Rashford hat gestern einen Elfmeter verschossen.

In der realen Welt wurde der Spruch schnell abgeklebt.

Online ging das nicht so leicht.

Über die traurige und die fröhliche Seite:

Valerie Krall und Rüdiger Kronthaler.

Rom im Ausnahmezustand,

nach dem Triumph, nach dieser Dramatik.

Wir sind Europameister 2021!

Ankunft der Squadra Azzura in den frühen Morgenstunden in Rom.

Jubel von den Flughafenmitarbeitern.

Ein offizielles Fest mit den Fans ist nicht geplant,

wegen der Pandemie.

Der Besuch bei Mario Draghi findet statt,

was sich bei den Fans herumgesprochen hat.

Eine schöne Gruppe, eine schöne Mannschaft.

Das Spiel der Mannschaft.

Die Einheit macht die Stärke.

So erreicht man Resultate wie gestern Abend.

Dann die Ankunft.

Der Ministerpräsident lobt die verbindende Kraft des Fußballs.

Der Sport bringt uns etwas bei, vereint, lässt träumen.

Und er ist ein sozialer Fahrstuhl.

Er marginalisiert Rassismus, er ist Mittel des Zusammenhalts.

Vor allem in schwierigen Zeiten, wie wir sie erlebt haben.

Dann doch eine Triumph-Fahrt durch Rom.

Italien im Rausch nach dem Sieg in Wembley.

England im Schockzustand, am Boden zerstört.

Wieder im Elfmeterschießen verloren.

Und dann noch zu Hause.

Enttäuschend.

Wir wollten die EM nach Hause holen.

Das wird keine lustige Woche.

Ich bin traurig.

Nächstes Mal gewinnen wir.

Wir gewinnen die WM.

Bei einigen schlägt die Enttäuschung in Aggressionen um.

In Manchester wird ein Wandbild von Marcus Rashford beschmiert.

Auch die anderen zwei Fehlschützen werden im Netz rassistisch beleidigt.

Viele englische Fans stellen sich aber klar gegen Rassismus.

So wie Trainer Southgate.

Wir müssen da Einsatz zeigen.

Und wir müssen uns um die Jungs kümmern.

Auch Premier Johnson verurteilt die Attacken.

Denen, die Spieler rassistisch beleidigt haben, sage ich:

Schämt euch!

Verkriecht euch dahin, wo ihr hergekommen seid!

Prinz William fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Der Rassismus widere ihn an.

In London heißt es: Aufräumen und Aufarbeiten.

Auch das erneute Trauma des Elfmeterschießens.

Wenn man sich dieses Bild anschaut, mag man gar nicht glauben,

dass dieser Raum über Jahrzehnte als Lager genutzt wurde.

Ist aber so.

1911 eingeweiht hat die Görlitzer Synagoge

die Pogromnacht 1938 überstanden.

Zu DDR-Zeiten ließ man sie fast zerfallen.

Nach der Wende dann haben Bund, Länder und Spender zusammengelegt-

und den Bau für 10 Mio. Euro saniert.

Heute wurde die Synagoge als Kulturforum wieder eröffnet.

Im kommenden Jahr

soll sie sogar wieder einen Davidstern aufs Dach bekommen.

Die Synagoge in Görlitz erstrahlt wieder in altem Glanz.

Nach der Wende vor 30 Jahren begann die Sanierung.

Das war eine sehr respektvolle Restaurierung.

Aber sie haben viel von den Narben hinterlassen.

Man kann die Geschichte sehen,

die das Gebäude erlebt und überlebt hat.

1911 wurde die Synagoge eingeweiht.

Die Pogromnacht 1938 überstand sie nahezu unversehrt.

Danach wurde das Gebäude lange vernachlässigt.

Die entweihte Synagoge wurde als Lager genutzt.

Sogar Pläne für einen Umbau in eine Turnhalle gab es.

Nach der Wende war lange unklar, was aus dem Bau werden soll.

Nun die Wiedereröffnung als Kulturforum.

Wir stellen uns einen Ort der Versöhnung und der Bildung vor.

Wir wollen, dass Schulklassen

sich etwas über die jüdische Geschichte anhören.

Aber auch ein kultureller Veranstaltungsort.

Auch die jüdische Gemeinde hat hier wieder ein Zuhause.

Ein Bereich der Synagoge ist für Gottesdienste vorbehalten.

Es ist ein Sommer der Extreme.

Kaum eine Region, die in den letzten Wochen

nicht wenigstens einmal große Regenmassen abbekommen hat.

Überflutete Straßen, wie gestern in Willersdorf in Bayern,

wo der Fluss Aisch über die Ufer getreten ist.

Solche Bilder sind mittlerweile fast Alltag.

Wie's aussieht,

bleibt die Großwetterlage vorerst extrem.

Hier sind die Aussichten:

In der Nacht breiten sich starke Regenfälle mit Gewittern

vor allem im Westen aus.

Am Tag weiten sich die gewittrigen Regenfälle östlich aus.

Betroffen sind dann Regionen vom Allgäu bis nach Unterfranken.

Von Bayern bis Niedersachsen örtlich schwere Gewitter.

Das war das nachtmagazin. Danke, dass Sie dabei waren.

Jens Riewa hat gegen 2.15 Uhr die nächste tagesschau für Sie.

Wir sehen uns morgen Abend wieder.

Ihnen aber erst mal eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021


nachtmagazin 13.07.2021, 00:29 Uhr - Proteste wegen Mangelwirtschaft gegen sozialistische Regierung auf Kuba nachtmagazin 13.07.2021, 00:29 Uhr - Protests against socialist government in Cuba due to shortage economy

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (13.07.2021)

Das ist nicht irgendeine Demo - das sind Proteste für Freiheit.

Auf Kuba, mitten im Kommunismus!

Das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben.

Willkommen zum nachtmagazin.

Schön, dass Sie so spät noch mit dabei sind.

Dass es zu diesen Massenprotesten gekommen ist am Wochenende,

liegt wohl auch an Handys und Social Media:

Was mit ein paar Hundert Teilnehmern in einem kleinen Ort begann,

hat sich über Online-Netzwerke regelrecht hochgeschaukelt.

Letztlich sind in mehreren Städten des karibischen Inselstaats

Tausende auf die Straße gegangen gegen die sozialistische Regierung.

Kuba erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren.

Corona hat dem Land den Rest gegeben.

Vielen Kubanern reicht es jetzt.

"Freiheit!", rufen sie.

Es sollen Tausende sein, die u.a. in Havanna

gegen die Regierung protestieren und die wirtschaftlich desolate Lage.

Havanna zerfällt, wir haben keine Wohnungen mehr, nichts.

Es gibt Geld, um Hotels zu bauen, alles Mögliche.

Aber wir leiden Hunger, haben keine Arbeit.

Demonstrationen gegen die Regierung

sind ungewöhnlich auf der sozialistischen Insel.

Zu groß ist die Angst vor Repressionen.

Die Verabredung zum Protest entstand in den sozialen Medien.

Die Regierung soll das Internet daraufhin zeitweise abgestellt haben.

Für Präsident Diaz-Canel sind die Sanktionen der USA

und die Pandemie schuld an der Wirtschaftskrise.

Die Demonstranten seien Söldner, die Unfrieden stiften sollen.

Wir rufen alle Revolutionäre im Land auf, alle Kommunisten:

Sie sollen auf die Straße gehen,

an jeden Ort, wo diese Provokationen stattfinden.

Die Demonstranten bitten um humanitäre Intervention.

Die Polizei treibt die Proteste auseinander.

Damit zu Anne Demmer in Mexiko-Stadt.

Kubas Präsident Diaz-Canel hat gesagt:

"Wenn sie die Revolution bezwingen wollen,

müssen sie über unsere Leichen gehen".

Droht da auf Kuba ein Bürgerkrieg?

Er hat sehr konfrontativ auf die Proteste reagiert.

Er rief alle Anhänger der Revolution dazu auf,

sich den Demonstranten entgegenzustellen.

Auf den Bildern war zu sehen, wie sich Anhänger bewaffnet haben.

Sicherheitskräfte in Zivil, aber auch schwer bewaffnete Polizei

haben bei den Demonstrationen patrouilliert.

Es kam auch zu Plünderungen.

Aber, dass man vor einem Bürgerkrieg steht,

kann ich nicht sagen.

Man muss die Entwicklungen der nächsten Tage abwarten.

Heute zeichnen sich keine Demonstrationen ab.

Gestern gingen Jung und Alt auf die Straße,

haben trotz Repressionen demonstriert.

Sie haben keine Angst, haben nichts zu verlieren.

Das haben sie gerufen.

Auf Twitter gab es am Wochenende massenhaft Tweets

mit dem Hashtag #SOSCuba.

Worum geht es den Demonstrierenden,

warum sind die Proteste ausgerechnet jetzt eskaliert?

Da kommt einiges zusammen.

Zum einen die massive Wirtschaftskrise.

Die Pandemie hat die Situation verschärft.

Dazu kommen die US-Sanktionen.

Es gibt kaum Lebensmittel, es mangelt an Medikamenten.

Ständig fällt der Strom aus.

Und die Covid-Fallzahlen steigen auch.

Die Wut auf diese Umstände hat sich gestern auf der Straße entladen.

Freiheit wurde gefordert.

Nieder mit der Diktatur und dem Kommunismus,

das skandierten die Demonstranten.

Zu dem Protest war in den sozialen Medien aufgerufen worden.

Das Internet wurde dann gekappt.

Das war auch heute noch der Fall.

Ich habe eben mit einer kubanischen Journalisten darüber gesprochen.

Werden die USA sich von außen einmischen?

Der US-Präsident hat heute Morgen ein Statement abgegeben.

Der kubanische Präsident solle auf sein Volk hören.

Aber ob die USA einen Schritt auf Kuba zu machen,

um die Situation zu entspannen, ist fraglich.

Wann hatten Sie das letzte mal Hunger?

Also nicht nur Appetit oder Lust, mal wieder was zu essen.

Sondern Hunger, weil Ihrem Körper Nährstoffe fehlten?

Laut Welternährungsorganisation erleben dieses Gefühl jeden Tag

800 Millionen Menschen - ein Zehntel der Weltbevölkerung.

Sie können sich kein Essen leisten,

oder dort, wo sie leben, gibt es nicht genug.

Besonders hart trifft das Kinder.

Und besonders schlimm ist die Lage nach wie vor in Afrika.

Aus Nairobi: Sabine Krebs.

Das ist alles,

was die 13-köpfige Familie im Süden Madagaskars zu essen hat.

Ein paar Maiskörner, geröstet in Asche.

Das wird die einzige Nahrung für diesen Tag bleiben.

Die alleinstehende Mutter ist verzweifelt.

Wir leiden sehr.

Es gibt keine Nahrung, kein Wasser.

Ich hab kein Geld dafür.

Hunderttausende in Madagaskar sind von Hungersnot betroffen.

Das Land leidet an der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren.

Klimawandel ist nur einer der Auslöser,

dass sich die Ernährungslage 2020 weltweit verschlechtert hat.

Am stärksten ist die Unterernährung in Afrika gestiegen.

Afrika ist die weltweit einzige Region,

die von den drei Hauptauslösern betroffen ist:

Politische Konflikte, Klimaextreme und wirtschaftlicher Abschwung.

Und das in Verbindung mit Covid.

So warten sie in Madagaskar auf Lebensmittel.

Die zu organisieren, ist eine logistische Herausforderung.

Aber diese Unterstützung

ist für die Menschen hier oft die letzte Hoffnung.

Die Kritik gibt es ja schon länger:

Die Politik würde zu sehr auf die Inzidenzen starren -

wie das Kaninchen auf die Schlange.

Irgendwann muss die Wirtschaft raus aus der Starre,

müssen Schüler zurück in die Schule.

Auch wenn das Coronavirus bleibt.

Immer mehr Menschen sind geimpft.

Politiker und Wissenschaftler suchen nach einer anderen Zahl,

an der sie sich entlanghangeln können.

Eine, die nicht nur die Neuinfektionen berücksichtigt,

sondern auch die Auswirkungen.

Zum Beispiel, wie voll die Krankenhäuser sind.

Beim Einkauf ist in Berlin Maske Pflicht,

draußen kann man sich frei machen.

Die 7-Tage-Inzidenz ist bundesweit auf niedrigem Niveau.

Ihr Auf und Ab bestimmt über Lockdown oder Lockerung.

Experten sehen das kritisch:

Mit zunehmender Zahl von Impfungen verliere der Wert an Aussagekraft.

Bund und Länder wollen sich etwas von der Inzidenz als Richtwert lösen.

Ich begrüße es,

wenn das Thema Hospitalisierung mehr in den Blick rückt.

Da sehen wir, wie schwer die Krankheitsverläufe sind.

Das Impfen ist jetzt auch dabei.

Das muss man in eine Gesamtgewichtung einstellen.

Aber der Inzidenzwert wird weiter mitbewertet.

Wichtig sei es, viele vor dem Virus zu schützen.

So soll die Impfung jetzt zu den Menschen kommen.

Z.B. im Einkaufszentrum, quasi nebenbei.

Die Impfbereitschaft in Deutschland ist relativ hoch.

Das ist gut, weil die Impfung immer noch das beste Mittel ist,

sich gegen einen schweren Verlauf zu schützen.

Das tun alle Impfungen bei allen Varianten.

Auch in Deutschland dominiert die Delta-Variante.

Möglicherweise ist eine neue Welle trotzdem beherrschbar.

Das hängt davon ab, wie viele Menschen geimpft sind

und ob es ausreicht, dass nicht so viele krank werden.

Ist schwer vorherzusagen.

Die Inzidenz wird wieder raufgehen.

Die Frage ist, wie viele positiv Getestete auch krank werden.

Die Hoffnung:

Corona könnte Teil des Lebens werden, ganz ohne Lockdown.

Corona war auch Thema beim Berlin-Besuch

des ukrainischen Präsidenten Selenskyj.

Die Ukraine soll von Deutschland 1,5 Mio. Impfdosen bekommen.

Ansonsten ging es um Außenpolitik.

Die Ukraine liegt wie ein Puffer zwischen der EU und Russland.

Nun will Moskau sein Gas durch die Pipeline Nord Stream 2

direkt nach Deutschland liefern.

Das sieht Selenskyj mit Skepsis.

Auch der Konflikt in der Ostukraine macht Selenskyj und Merkel Sorgen.

Viel zu besprechen also beim Treffen in Berlin.

Von dort: Celine Jost.

Deutschland und die Ukraine stehen sich nah wie nie zuvor,

aber nicht ohne Spannungen.

Mit großen Erwartungen besucht Staatspräsident Selenskyj

Bundespräsident Steinmeier und Kanzlerin Merkel.

Ein schwieriges Thema: Nord Stream 2.

Durch die Ostsee-Pipeline soll Gas

direkt von Russland nach Deutschland fließen.

Die Ukraine sieht das als strategische Bedrohung.

Denn bei Nord Stream 2 wird sie schlichtweg umgangen.

So droht der Wegfall von Durchleitungsgebühren.

Merkel versucht, Selenskyjs Sorgen zu zerstreuen.

Für uns ist und bleibt die Ukraine Transitland,

auch wenn Nord Stream 2 fertiggestellt werden soll.

Die Sorgen seitens der Ukraine nehmen wir ernst.

Wir wollen deutlich machen, dass Nord Stream 2 kein Ersatz ist

für die Transitlieferungen durch die Ukraine.

Ein weiterer Punkt auf Selenskyjs Liste:

Der Krieg im Osten der Ukraine.

Russland habe viele Truppen an der Grenze stationiert.

Er hofft auf ein Treffen im Normandie-Format

zwischen Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine.

Wir sollten alle die russische Seite kontaktieren und Druck ausüben,

sodass ein weiteres Treffen der Normandie-Länder stattfindet.

Damit der Krieg im Osten der Ukraine beendet werden kann

und die annektierten Gebiete zurückkommen.

Nach einer baldigen Lösung für die Ostukraine

sieht es aber nicht aus.

Der Konflikt spitzt sich seit Monaten zu.

Der Tag nach Italiens EM-Sieg hatte zwei Seiten.

Die gute Seite:

Jubelnde Fußballer, die mit dem Pokal durch Rom fahren,

nach ihrem 3:2 im Elfmeterschießen gegen England.

Die dunkle Seite war in Manchester an dieser Hauswand abzulesen:

Unbekannte beschmierten ein Porträt von Nationalspieler Marcus Rashford

mit rassistischen Parolen.

Rashford hat gestern einen Elfmeter verschossen.

In der realen Welt wurde der Spruch schnell abgeklebt.

Online ging das nicht so leicht.

Über die traurige und die fröhliche Seite:

Valerie Krall und Rüdiger Kronthaler.

Rom im Ausnahmezustand,

nach dem Triumph, nach dieser Dramatik.

Wir sind Europameister 2021!

Ankunft der Squadra Azzura in den frühen Morgenstunden in Rom.

Jubel von den Flughafenmitarbeitern.

Ein offizielles Fest mit den Fans ist nicht geplant,

wegen der Pandemie.

Der Besuch bei Mario Draghi findet statt,

was sich bei den Fans herumgesprochen hat.

Eine schöne Gruppe, eine schöne Mannschaft.

Das Spiel der Mannschaft.

Die Einheit macht die Stärke.

So erreicht man Resultate wie gestern Abend.

Dann die Ankunft.

Der Ministerpräsident lobt die verbindende Kraft des Fußballs.

Der Sport bringt uns etwas bei, vereint, lässt träumen.

Und er ist ein sozialer Fahrstuhl.

Er marginalisiert Rassismus, er ist Mittel des Zusammenhalts.

Vor allem in schwierigen Zeiten, wie wir sie erlebt haben.

Dann doch eine Triumph-Fahrt durch Rom.

Italien im Rausch nach dem Sieg in Wembley.

England im Schockzustand, am Boden zerstört.

Wieder im Elfmeterschießen verloren.

Und dann noch zu Hause.

Enttäuschend.

Wir wollten die EM nach Hause holen.

Das wird keine lustige Woche.

Ich bin traurig.

Nächstes Mal gewinnen wir.

Wir gewinnen die WM.

Bei einigen schlägt die Enttäuschung in Aggressionen um.

In Manchester wird ein Wandbild von Marcus Rashford beschmiert.

Auch die anderen zwei Fehlschützen werden im Netz rassistisch beleidigt.

Viele englische Fans stellen sich aber klar gegen Rassismus.

So wie Trainer Southgate.

Wir müssen da Einsatz zeigen.

Und wir müssen uns um die Jungs kümmern.

Auch Premier Johnson verurteilt die Attacken.

Denen, die Spieler rassistisch beleidigt haben, sage ich:

Schämt euch!

Verkriecht euch dahin, wo ihr hergekommen seid!

Prinz William fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Der Rassismus widere ihn an.

In London heißt es: Aufräumen und Aufarbeiten.

Auch das erneute Trauma des Elfmeterschießens.

Wenn man sich dieses Bild anschaut, mag man gar nicht glauben,

dass dieser Raum über Jahrzehnte als Lager genutzt wurde.

Ist aber so.

1911 eingeweiht hat die Görlitzer Synagoge

die Pogromnacht 1938 überstanden.

Zu DDR-Zeiten ließ man sie fast zerfallen.

Nach der Wende dann haben Bund, Länder und Spender zusammengelegt-

und den Bau für 10 Mio. Euro saniert.

Heute wurde die Synagoge als Kulturforum wieder eröffnet.

Im kommenden Jahr

soll sie sogar wieder einen Davidstern aufs Dach bekommen.

Die Synagoge in Görlitz erstrahlt wieder in altem Glanz.

Nach der Wende vor 30 Jahren begann die Sanierung.

Das war eine sehr respektvolle Restaurierung.

Aber sie haben viel von den Narben hinterlassen.

Man kann die Geschichte sehen,

die das Gebäude erlebt und überlebt hat.

1911 wurde die Synagoge eingeweiht.

Die Pogromnacht 1938 überstand sie nahezu unversehrt.

Danach wurde das Gebäude lange vernachlässigt.

Die entweihte Synagoge wurde als Lager genutzt.

Sogar Pläne für einen Umbau in eine Turnhalle gab es.

Nach der Wende war lange unklar, was aus dem Bau werden soll.

Nun die Wiedereröffnung als Kulturforum.

Wir stellen uns einen Ort der Versöhnung und der Bildung vor.

Wir wollen, dass Schulklassen

sich etwas über die jüdische Geschichte anhören.

Aber auch ein kultureller Veranstaltungsort.

Auch die jüdische Gemeinde hat hier wieder ein Zuhause.

Ein Bereich der Synagoge ist für Gottesdienste vorbehalten.

Es ist ein Sommer der Extreme.

Kaum eine Region, die in den letzten Wochen

nicht wenigstens einmal große Regenmassen abbekommen hat.

Überflutete Straßen, wie gestern in Willersdorf in Bayern,

wo der Fluss Aisch über die Ufer getreten ist.

Solche Bilder sind mittlerweile fast Alltag.

Wie's aussieht,

bleibt die Großwetterlage vorerst extrem.

Hier sind die Aussichten:

In der Nacht breiten sich starke Regenfälle mit Gewittern

vor allem im Westen aus.

Am Tag weiten sich die gewittrigen Regenfälle östlich aus.

Betroffen sind dann Regionen vom Allgäu bis nach Unterfranken.

Von Bayern bis Niedersachsen örtlich schwere Gewitter.

Das war das nachtmagazin. Danke, dass Sie dabei waren.

Jens Riewa hat gegen 2.15 Uhr die nächste tagesschau für Sie.

Wir sehen uns morgen Abend wieder.

Ihnen aber erst mal eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021