×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

2021 Tagesschau, nachtmagazin 13.04.2021, 00:08 Uhr - Aerosol-Forscher fordern vom Bund Kurswechsel in der Corona-Bekämpfung, Russland lä

nachtmagazin 13.04.2021, 00:08 Uhr - Aerosol-Forscher fordern vom Bund Kurswechsel in der Corona-Bekämpfung, Russland lä

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (13.04.2021)

Heute im Studio: Kirsten Gerhard

Unermüdlich betont der CSU-Vorsitzende Markus Söder

das enge und harmonische Verhältnis zur Schwester CDU.

Doch tatsächlich kämpft er, so scheint es,

kompromisslos und ausgebufft um die Kanzlerkandidatur.

Gegen ihn: Armin Laschet, CDU-Chef.

Der durfte sich heute

über die Unterstützung seiner Partei-Spitzen freuen.

Während Laschet zeitnah entscheiden will, spielt Söder auf Zeit.

Er fordert ein Reinhören in die Union.

Die beiden selbst sollen eine Lösung finden

und so Geschlossenheit in einer aufgewühlten Union demonstrieren.

Christian Feld.

Man muss an diesem Vormittag nur die Limousinen zählen,

die am Konrad-Adenauer-Haus vorfahren.

So viele waren es lange nicht an einem Gremien-Montag der CDU.

Ausnahmsweise Präsenzsitzung.

Ein besonderer Tag,

an dem die Klärung der K-Frage vorankommen soll.

Wir müssen entscheiden, zeitnah. Das denke ich schon.

Bei uns sagt man: Da muss ein Knopf drangemacht werden.

Die erste Etappe der Aktion Knopfdran läuft für Armin Laschet

wie geplant.

Der CDU-Kandidat auf dem Weg zu den Spitzengremien der CDU.

Hätte jemand Bedenken gegen Laschet als Kanzlerkandidat gehabt,

hier wäre die Gelegenheit gewesen, sie zu Protokoll zu geben.

Das passiert nicht.

Und so freut sich Armin Laschet über viele Wortmeldungen

in seinem Sinne.

Auch die, die bei der Bundesvorstandswahl

andere Kandidaten gewählt haben, haben mir Unterstützung zugesagt.

Aus allen Landesverbänden, aus den Vereinigungen.

Wir haben uns ausgetauscht.

An der Runde haben sich alle beteiligt.

Wir haben unserem Bundesvorsitzenden klare Unterstützung ausgesprochen.

Wir halten ihn für außergewöhnlich geeignet.

Laschet wirkt zufrieden.

Man meint, bei ihm eine gewisse Gelassenheit zu spüren.

Und doch ist der Rest mehr als Formsache.

Die beiden Schwesterparteien

haben sich ja Eintracht und Geschlossenheit gelobt.

Wir haben verabredet, dass das Präsidium keinen Beschluss fasst,

sondern, dass wir ein Meinungsbild einholen.

Sie kennen alle die Erklärungen von Markus Söder am gestrigen Tag.

An dieser Stelle lohnt es sich,

den gestrigen Tag ins Gedächtnis zu rufen.

Söder kommt aus der Deckung:

Ja, ich würde wollen - als Kanzlerkandidat.

Wenn denn die CDU auch ihn wolle.

Wenn die große Schwester sagt, das ist nicht ihr Vorschlag,

sie hat einen anderen Vorschlag, würden wir das akzeptieren.

Gut 24 Stunden später. In München tagen die CSU-Gremien.

Die Ansage der großen Schwester überzeugt nicht.

Wir leben in einer moderneren Form der Demokratie.

Nicht zehn, 20, 30 Leute entscheiden allein.

Man gewinnt Wahlen nur mit breiter Unterstützung

und aktiver Mitgliederschaft, die auch bereit ist zu kämpfen.

Söder hat keine Eile.

Entscheidungen müssen reifen, sagt er am Abend.

Der Hinweis auf die Umfragen darf nicht fehlen.

In denen steht er besser da.

Umfragen sind nicht alles.

Aber wenn sie über Monate hinweg eine klare Tendenz zeigen,

kann man das als Partei nicht einfach ignorieren.

Muss Politik aus einem Grundverständnis machen,

das nicht auf Umfragen schaut.

Das hat mich geprägt, erfolgreich.

Mit wie viel Widerstand muss Laschet rechnen?

Politikwissenschaftlerin Ursula Münch ist überzeugt:

Söder will jetzt ernsthaft Kanzler werden und wird kämpfen.

Er ist der Auffassung, dass er das besser macht,

dass er mehr Prozentpunkte bei den Wahlen holen kann.

Davon lässt er sich nicht

durch eine Präsidiumsentscheidung abbringen.

Morgen tagt die Unionsfraktion.

Knopfdran in der K-Frage - das könnte noch etwas dauern.

Wir fragen nach bei Kirsten Girschick in Berlin.

Eigentlich wollte Söder einen Schritt zurücktreten,

sollte Laschet in der CDU breite Zustimmung bekommen.

Warum macht Söder das nicht?

Söder hat erwartet,

dass sich mehr Leute aus der Führung für ihn aussprechen.

Er hat nicht damit gerechnet,

dass es so eine breite Zustimmung für Laschet gibt.

Deswegen definiert er seine Zusage von gestern um.

Breite Zustimmung heißt, die Spitzen der CDU stehen hinter Laschet

UND auch Fraktion und Basis.

Da erhofft sich Söder Rufe nach ihm.

Sie sagten, auch CDU-Politiker sind für Söder.

Warum traute sich heute niemand aus der Deckung?

Es gab intensive Vorgespräche vor diesen Sitzungen.

Und selbst die, die für Söder als Kanzlerkandidat sind,

sind loyal zu ihrem Parteivorsitzendem.

Weil sie sich sagen, eine gespaltene CDU

ist schlimmer als ein Kanzlerkandidat Laschet.

Mit dem erreichen wir vielleicht nicht so hohe Erfolge wie mit Söder,

aber Einheit und Loyalität zu Laschet sind nach vorne getreten.

Man will den eigenen Vorsitzenden nicht beschädigen.

Für die CDU ist klar, dass Laschet der Kandidat der Union ist.

Söder sieht das anders.

Welche Strategie verfolgt er damit?

Söder hält sich für den besseren Kandidaten.

Er verweist darauf, dass er die besseren Zustimmungswerte hat.

Man darf nicht nur nach der Zustimmung in den Gremien fragen,

sondern braucht auch Zustimmung bei Fraktion, Basis und Bevölkerung.

Bei der Bevölkerung steht Söder gut da.

Er spielt auf Zeit.

Er will sich morgen in der Fraktion zu Wort melden.

Er hofft dort auf Unterstützung.

Er versucht immer noch, aus der CDU Unterstützung zu generieren.

Und mit dem Verweis auf die Unterstützung der Bevölkerung

zu punkten.

Wie gefährdet ist die Union durch diesen Machtkampf?

Die Union ist durch den Machtkampf beschädigt,

weil sich in der Bevölkerung die Frage stellt:

Habt ihr in einer Pandemie nichts besseres zu tun,

als über euren Kanzlerkandidat zu streiten?

Anstatt sich darum zu kümmern, dass das Impfen schneller geht

oder Corona-Maßnahmen schneller umgesetzt werden.

Es besteht bei einer längeren Pattsituation die Gefahr,

oder wenn Söder Kanzlerkandidat wird,

dass Laschet irreparabel beschädigt ist.

Sowohl als Parteivorsitzender als auch als Ministerpräsident von NRW.

Danke schön, Kirsten Girschick.

In solchen Bürogebäuden lauert die Gefahr,

sagen führende Aerosol-Wissenschaftler.

Die meisten Corona-Infektionen

finden in Innenräumen statt und nicht draußen.

Da sind sich die Wissenschaftler einig.

Sie fordern von der Bundesregierung

einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Unter hohem Druck ringen in Berlin Regierung, Parlament und Länder

um eine bundesweit einheitliche Corona-Notbremse -

und eine Änderung des Infektionsschutz-Gesetzes.

Schon morgen könnte das beschlossen werden.

Nicole Kohnert.

Cocktail trinken im Cafe

ist seit heute in Schleswig-Holstein wieder möglich.

Zumindest draußen – mit Registrierung per App.

Modellprojekte zur Lockerung der Maßnahmen gibt es viele.

Aber auch verschiedene Regeln, wie wieder verschärft werden soll.

Für bundesweit einheitliche Regeln

soll ein reformiertes Infektionsschutzgesetz sorgen.

So schnell wie möglich.

Man kann sagen, man stimmt der Sache nicht zu,

aber zu sagen, wir brauchen noch Zeit, ist nicht richtig.

Mein Appell an die Opposition:

Lasst uns das diese Woche zu Ende bringen.

Im Moment sieht das Gesetz strenge Kontaktbeschränkungen vor

bei anhaltender 7-Tage-Inzidenz von 100.

Ein Haushalt plus Gast, nicht mehr als fünf Personen.

Die meisten Geschäfte müssen schließen

und es soll eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr morgens gelten.

Um das Gesetz im Eilverfahren durchzubringen,

braucht es im Bundestag eine Zweidrittel-Mehrheit.

Diese gilt als unwahrscheinlich,

da die Opposition nicht zustimmen möchte.

Die AfD lehnt das Gesetz ab, Die Linke und die FDP auch.

FDP und Linke kritisieren die Ausgangssperre.

Bei einer 100er-Inzidenz die Menschen ab 21 Uhr

zu Hause einzusperren, selbst Geimpfte, ist unverhältnismäßig.

Wenn Maßnahmen benötigt werden,

könnte Herr Söder in Bayern jetzt beschließen.

Er braucht kein neues Gesetz.

Die Große Koalition

einigte sich heute auch über die Testpflicht in Unternehmen.

So müssen Firmen ihren anwesenden Mitarbeitern ein Testangebot machen.

Wie können wir die Unternehmen dazu verpflichten, Arbeitnehmer,

die gezwungen werden, in Betriebe zu kommen, besser zu schützen?

Das muss man über die Testung erreichen.

Morgen will das Arbeitsministerium eine solche Verordnung

über die Testangebotspflicht vorlegen.

Zudem soll die geplante Änderung zum Infektionsschutzgesetz

im Kabinett verabschiedet werden.

Was hat Russland vor?

Ist es nur eine Drohgebärde

oder die Vorbereitung für einen Militäreinsatz?

Es ist jedenfalls eine Streitmacht,

die der Kreml in Bewegung gesetzt hat.

Mehr als 80.000 Soldaten sollen es laut Ukraine sein,

an der Grenze zur Ost-Ukraine und auf der Halbinsel Krim.

Die Begründung aus Moskau:

Allein im April fänden in Russland mehr als 4000 Militärübungen statt.

Die massive Verlegung russischer Truppen

an die Grenze zur Ost-Ukraine besorgt aber auch die NATO.

Demian von Osten.

Seit Wochen baut Russland dieses Lager,

etwa eine Tagesreise von der ukrainischen Grenze entfernt.

Selbst Einheiten aus Sibirien sollen hier stationiert sein.

Den Besitzern dieser Datschen-Siedlung

wurde das Militärlager ohne Erklärung vor die Nase gesetzt.

Das ist ungewöhnlich, früher gab es so was nicht.

Ich erlebe das zum ersten Mal.

Satellitenbilder, veröffentlicht von der New York Times,

zeigen Details.

Hunderte Militärfahrzeuge, darunter viele Panzer.

Der russische Militär-Experte Lewijew

hat das Lager mithilfe von Fotos in sozialen Netzwerken lokalisiert.

Er ist sich sicher: Das ist keine Übung.

So viel Militärtechnik und eine solche Anhäufung von Ressourcen

haben wir lange nicht gesehen.

Nicht seit der heißen Phase des Donbass-Kriegs.

Bilder aus sozialen Netzwerken sollen weitere Panzer-Transporte zeigen,

auch auf der von Russland annektierten Krim.

Russland kritisiert militärische Aktivitäten der Ukraine.

Das ukrainische Militär fliegt neuerdings mit türkischen Drohnen

über die Ost-Ukraine.

Die Türkei wird weitere Drohnen liefern.

Was genau plant Russland mit seinen Truppen?

Eine Frage, die Politiker im Westen und der Ukraine beschäftigt.

Es ereignete sich nur wenige Kilometer entfernt von der Stelle,

wo vor elf Monaten der Schwarze George Floyd in Minneapolis starb.

Ein weißer Polizist hatte minutenlang auf dessen Hals gekniet.

Die Folge waren wochenlange landesweite Proteste

gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Gestern Abend wurde wieder

ein Schwarzer von einer Polizeikugel getötet.

Die Folge: erneut schwere Proteste.

US-Medien berichteten,

Hunderte Demonstranten hätten ein Polizeirevier umringt.

Es sei zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gekommen,

die unter anderem Tränengas eingesetzt hätten.

Für heute hat der Bürgermeister eine Ausgangssperre verhängt.

Carolin Imlau in Washington,

weiß man Näheres über den Tod des Mannes?

Diesmal handelt es sich offenbar eher um einen tragischen Fall

als um ein gezieltes Tötungsdelikt.

Der Mann wurde von der Polizei angehalten

wegen eines Verkehrsdelikts.

Ein Haftbefehl gegen ihn war ausgeschrieben,

man wollte ihn festnehmen.

Er ist geflohen und eine Polizistin hat auf ihn geschossen.

Es war wohl eher eine Verwechslung.

Die Polizistin soll wohl ihren Taser benutzt haben wollen.

Es gibt eine Ausgangssperre in Minneapolis.

Muss man heute wieder mit gewalttätigen Protesten rechnen?

Noch gilt die nicht.

Es stehen noch Demonstranten vor dem Polizeirevier.

Gleich tritt die Ausgangssperre in Kraft.

Man kann noch nicht sagen, was dann passiert.

Die Mutter des Opfers und der Präsident haben zur Ruhe aufgerufen.

Nicht weit entfernt findet der Prozess um George Floyd statt,

wie aufgeheizt ist die Stimmung?

Man kann beide Ereignisse nicht voneinander trennen.

Die Bewegung Black Lives Matter

ist erst durch den Tod von Floyd entstanden.

Jeder weitere getötete Schwarze von der Polizei

ist für einige jetzt ein Beleg dafür,

dass die Polizei mit Schwarzen nicht gerecht umgeht.

Aber es haben jetzt schon einige Polizisten in dem Fall aufgehört,

den Täter zu decken.

Er könnte wegen Mordes verurteilt werden.

Bevor Sie mit den Augen rollen:

Das Klappern der Stricknadeln

hat schon lange nichts Altbackenes mehr.

Stricken ist wieder im Trend.

Eine, die das schon immer wusste, ist Claudia Skoda, 77 Jahre alt.

"Dressed to Thrill" -

Unter diesem Motto machte sich die Strickdesignerin

im Westberliner Underground der 70er und 80er einen Namen.

In ihrem Atelier gingen Stars wie David Bowie ein und aus.

Bowie sagte zu ihr:

"Deine Mode ist ein bisschen mehr als Berlin".

Ihr Lebenswerk gibt es ab morgen

in einer Ausstellung in der Hauptstadt zu sehen.

Ole Hilgert.

Mit Strick-Designs die Modebranche aufwirbeln - das ist ihr gelungen.

Claudia Skoda, Pionierin, Feministin, Selfmade-Woman.

Mitte der 70er wurde sie mit ihrer Strickmaschine kreativ.

Sie setzte Maßstäbe.

Ich seh mich als Vorreiterin,

das allumfassend in die Mode einzubringen.

Mir ging es nicht nur um den Pullover,

sondern es ging um Mode.

Das wollte ich in jeder Beziehung zum Ausdruck bringen.

70er, West-Berlin.

In Skodas Kreuzberger Wohn- und Künstlergemeinschaft

ist immer etwas los.

Ihre Modeschauen sind ein Happening und bringen kreative Köpfe zusammen.

Claudia Skoda besaß die Magie, Künstler in ihr Haus zu holen,

zu ihren Veranstaltungen.

Oftmals waren es Künstler, die damals noch niemand kannte.

Die womöglich erst damit anfingen,

wofür sie heute bekannt und berühmt sind.

Designer wie Vivienne Westwood oder Wolfgang Joop.

Aber auch David Bowie, Tina Turner und Kraftwerk.

Mit ihnen allen hat Skoda gearbeitet.

Mehr als 200 Objekte zeigt die Ausstellung über ihr Schaffen.

Die 77-Jährige erinnert sich gern zurück an alte Zeiten.

Diese Sachen hier waren alles Renner.

Die mussten wir öfter produzieren.

Nicht alles immer in der gleichen Farbe,

aber man hat sich dann schon unterordnen müssen.

Man ist auf Messen gegangen.

Skoda ist mehr als nur Textildesignerin.

Als eine der ersten konzipiert sie vor mehr als 40 Jahren

Modeschauen als Gesamtkunstwerke.

Sie setzt Körper in Szene, mit Installationen, Licht,

Choreografie und Musik.

Die Kreativität zog sie aus dem wilden West-Berlin,

wie sie sagt.

Das Besondere war die Freiheit und auch der Standort Berlin.

Da war vieles möglich, was woanders nicht so möglich gewesen wäre.

Wir haben uns am Anfang viel Mühe gegeben, Schönes zu machen.

Das Kulturforum Berlin lässt Design-Interessierte daran teilhaben.

Titel der Ausstellung: Dressed to Thrill.

Ein Lebensmotto von Claudia Skoda.

So richtig kommt der Frühling nur in einigen Regionen durch.

Ansonsten zeigt sich der April,

wie es ihm gefällt - alles ist dabei.

Hier sind die Aussichten.

Heute Nacht im Nordwesten sowie zwischen Alpen und Bayerischem Wald

Schneeregen und Graupelschauer, sonst meist trocken.

Am Tag in Südbayern bedeckt mit Schnee oder Regen,

sonst Sonne und Wolken im Wechsel.

Vor allem im Norden Schauer und vereinzelt Gewitter.

Das war das nachtmagazin.

Hier folgt der Tatort.

Die nächsten Nachrichten hat Ralph Baudach

in der tagesschau gegen 2 Uhr.

Kommen Sie gut durch die Nacht oder schlafen Sie gut, tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


nachtmagazin 13.04.2021, 00:08 Uhr - Aerosol-Forscher fordern vom Bund Kurswechsel in der Corona-Bekämpfung, Russland lä nachtmagazin 13.04.2021, 00:08 Uhr - Aerosol researchers demand change of course from the federal government in the fight against corona, Russia lä nachtmagazin 13.04.2021, 00:08 Uhr - Investigadores de aerossóis exigem mudança de rumo do governo federal na luta contra o coronavírus, Rússia lä

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (13.04.2021)

Heute im Studio: Kirsten Gerhard

Unermüdlich betont der CSU-Vorsitzende Markus Söder

das enge und harmonische Verhältnis zur Schwester CDU.

Doch tatsächlich kämpft er, so scheint es,

kompromisslos und ausgebufft um die Kanzlerkandidatur.

Gegen ihn: Armin Laschet, CDU-Chef.

Der durfte sich heute

über die Unterstützung seiner Partei-Spitzen freuen.

Während Laschet zeitnah entscheiden will, spielt Söder auf Zeit.

Er fordert ein Reinhören in die Union.

Die beiden selbst sollen eine Lösung finden

und so Geschlossenheit in einer aufgewühlten Union demonstrieren.

Christian Feld.

Man muss an diesem Vormittag nur die Limousinen zählen,

die am Konrad-Adenauer-Haus vorfahren.

So viele waren es lange nicht an einem Gremien-Montag der CDU.

Ausnahmsweise Präsenzsitzung.

Ein besonderer Tag,

an dem die Klärung der K-Frage vorankommen soll.

Wir müssen entscheiden, zeitnah. Das denke ich schon.

Bei uns sagt man: Da muss ein Knopf drangemacht werden.

Die erste Etappe der Aktion Knopfdran läuft für Armin Laschet

wie geplant.

Der CDU-Kandidat auf dem Weg zu den Spitzengremien der CDU.

Hätte jemand Bedenken gegen Laschet als Kanzlerkandidat gehabt,

hier wäre die Gelegenheit gewesen, sie zu Protokoll zu geben.

Das passiert nicht.

Und so freut sich Armin Laschet über viele Wortmeldungen

in seinem Sinne.

Auch die, die bei der Bundesvorstandswahl

andere Kandidaten gewählt haben, haben mir Unterstützung zugesagt.

Aus allen Landesverbänden, aus den Vereinigungen.

Wir haben uns ausgetauscht.

An der Runde haben sich alle beteiligt.

Wir haben unserem Bundesvorsitzenden klare Unterstützung ausgesprochen.

Wir halten ihn für außergewöhnlich geeignet.

Laschet wirkt zufrieden.

Man meint, bei ihm eine gewisse Gelassenheit zu spüren.

Und doch ist der Rest mehr als Formsache.

Die beiden Schwesterparteien

haben sich ja Eintracht und Geschlossenheit gelobt.

Wir haben verabredet, dass das Präsidium keinen Beschluss fasst,

sondern, dass wir ein Meinungsbild einholen.

Sie kennen alle die Erklärungen von Markus Söder am gestrigen Tag.

An dieser Stelle lohnt es sich,

den gestrigen Tag ins Gedächtnis zu rufen.

Söder kommt aus der Deckung:

Ja, ich würde wollen - als Kanzlerkandidat.

Wenn denn die CDU auch ihn wolle.

Wenn die große Schwester sagt, das ist nicht ihr Vorschlag,

sie hat einen anderen Vorschlag, würden wir das akzeptieren.

Gut 24 Stunden später. In München tagen die CSU-Gremien.

Die Ansage der großen Schwester überzeugt nicht.

Wir leben in einer moderneren Form der Demokratie.

Nicht zehn, 20, 30 Leute entscheiden allein.

Man gewinnt Wahlen nur mit breiter Unterstützung

und aktiver Mitgliederschaft, die auch bereit ist zu kämpfen.

Söder hat keine Eile.

Entscheidungen müssen reifen, sagt er am Abend.

Der Hinweis auf die Umfragen darf nicht fehlen.

In denen steht er besser da.

Umfragen sind nicht alles.

Aber wenn sie über Monate hinweg eine klare Tendenz zeigen,

kann man das als Partei nicht einfach ignorieren.

Muss Politik aus einem Grundverständnis machen,

das nicht auf Umfragen schaut.

Das hat mich geprägt, erfolgreich.

Mit wie viel Widerstand muss Laschet rechnen?

Politikwissenschaftlerin Ursula Münch ist überzeugt:

Söder will jetzt ernsthaft Kanzler werden und wird kämpfen.

Er ist der Auffassung, dass er das besser macht,

dass er mehr Prozentpunkte bei den Wahlen holen kann.

Davon lässt er sich nicht

durch eine Präsidiumsentscheidung abbringen.

Morgen tagt die Unionsfraktion.

Knopfdran in der K-Frage - das könnte noch etwas dauern.

Wir fragen nach bei Kirsten Girschick in Berlin.

Eigentlich wollte Söder einen Schritt zurücktreten,

sollte Laschet in der CDU breite Zustimmung bekommen.

Warum macht Söder das nicht?

Söder hat erwartet,

dass sich mehr Leute aus der Führung für ihn aussprechen.

Er hat nicht damit gerechnet,

dass es so eine breite Zustimmung für Laschet gibt.

Deswegen definiert er seine Zusage von gestern um.

Breite Zustimmung heißt, die Spitzen der CDU stehen hinter Laschet

UND auch Fraktion und Basis.

Da erhofft sich Söder Rufe nach ihm.

Sie sagten, auch CDU-Politiker sind für Söder.

Warum traute sich heute niemand aus der Deckung?

Es gab intensive Vorgespräche vor diesen Sitzungen.

Und selbst die, die für Söder als Kanzlerkandidat sind,

sind loyal zu ihrem Parteivorsitzendem.

Weil sie sich sagen, eine gespaltene CDU

ist schlimmer als ein Kanzlerkandidat Laschet.

Mit dem erreichen wir vielleicht nicht so hohe Erfolge wie mit Söder,

aber Einheit und Loyalität zu Laschet sind nach vorne getreten.

Man will den eigenen Vorsitzenden nicht beschädigen.

Für die CDU ist klar, dass Laschet der Kandidat der Union ist.

Söder sieht das anders.

Welche Strategie verfolgt er damit?

Söder hält sich für den besseren Kandidaten.

Er verweist darauf, dass er die besseren Zustimmungswerte hat.

Man darf nicht nur nach der Zustimmung in den Gremien fragen,

sondern braucht auch Zustimmung bei Fraktion, Basis und Bevölkerung.

Bei der Bevölkerung steht Söder gut da.

Er spielt auf Zeit.

Er will sich morgen in der Fraktion zu Wort melden.

Er hofft dort auf Unterstützung.

Er versucht immer noch, aus der CDU Unterstützung zu generieren.

Und mit dem Verweis auf die Unterstützung der Bevölkerung

zu punkten.

Wie gefährdet ist die Union durch diesen Machtkampf?

Die Union ist durch den Machtkampf beschädigt,

weil sich in der Bevölkerung die Frage stellt:

Habt ihr in einer Pandemie nichts besseres zu tun,

als über euren Kanzlerkandidat zu streiten?

Anstatt sich darum zu kümmern, dass das Impfen schneller geht

oder Corona-Maßnahmen schneller umgesetzt werden.

Es besteht bei einer längeren Pattsituation die Gefahr,

oder wenn Söder Kanzlerkandidat wird,

dass Laschet irreparabel beschädigt ist.

Sowohl als Parteivorsitzender als auch als Ministerpräsident von NRW.

Danke schön, Kirsten Girschick.

In solchen Bürogebäuden lauert die Gefahr,

sagen führende Aerosol-Wissenschaftler.

Die meisten Corona-Infektionen

finden in Innenräumen statt und nicht draußen.

Da sind sich die Wissenschaftler einig.

Sie fordern von der Bundesregierung

einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Unter hohem Druck ringen in Berlin Regierung, Parlament und Länder

um eine bundesweit einheitliche Corona-Notbremse -

und eine Änderung des Infektionsschutz-Gesetzes.

Schon morgen könnte das beschlossen werden.

Nicole Kohnert.

Cocktail trinken im Cafe

ist seit heute in Schleswig-Holstein wieder möglich.

Zumindest draußen – mit Registrierung per App.

Modellprojekte zur Lockerung der Maßnahmen gibt es viele.

Aber auch verschiedene Regeln, wie wieder verschärft werden soll.

Für bundesweit einheitliche Regeln

soll ein reformiertes Infektionsschutzgesetz sorgen.

So schnell wie möglich.

Man kann sagen, man stimmt der Sache nicht zu,

aber zu sagen, wir brauchen noch Zeit, ist nicht richtig.

Mein Appell an die Opposition:

Lasst uns das diese Woche zu Ende bringen.

Im Moment sieht das Gesetz strenge Kontaktbeschränkungen vor

bei anhaltender 7-Tage-Inzidenz von 100.

Ein Haushalt plus Gast, nicht mehr als fünf Personen.

Die meisten Geschäfte müssen schließen

und es soll eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr morgens gelten.

Um das Gesetz im Eilverfahren durchzubringen,

braucht es im Bundestag eine Zweidrittel-Mehrheit.

Diese gilt als unwahrscheinlich,

da die Opposition nicht zustimmen möchte.

Die AfD lehnt das Gesetz ab, Die Linke und die FDP auch.

FDP und Linke kritisieren die Ausgangssperre.

Bei einer 100er-Inzidenz die Menschen ab 21 Uhr

zu Hause einzusperren, selbst Geimpfte, ist unverhältnismäßig.

Wenn Maßnahmen benötigt werden,

könnte Herr Söder in Bayern jetzt beschließen.

Er braucht kein neues Gesetz.

Die Große Koalition

einigte sich heute auch über die Testpflicht in Unternehmen.

So müssen Firmen ihren anwesenden Mitarbeitern ein Testangebot machen.

Wie können wir die Unternehmen dazu verpflichten, Arbeitnehmer,

die gezwungen werden, in Betriebe zu kommen, besser zu schützen?

Das muss man über die Testung erreichen.

Morgen will das Arbeitsministerium eine solche Verordnung

über die Testangebotspflicht vorlegen.

Zudem soll die geplante Änderung zum Infektionsschutzgesetz

im Kabinett verabschiedet werden.

Was hat Russland vor?

Ist es nur eine Drohgebärde

oder die Vorbereitung für einen Militäreinsatz?

Es ist jedenfalls eine Streitmacht,

die der Kreml in Bewegung gesetzt hat.

Mehr als 80.000 Soldaten sollen es laut Ukraine sein,

an der Grenze zur Ost-Ukraine und auf der Halbinsel Krim.

Die Begründung aus Moskau:

Allein im April fänden in Russland mehr als 4000 Militärübungen statt.

Die massive Verlegung russischer Truppen

an die Grenze zur Ost-Ukraine besorgt aber auch die NATO.

Demian von Osten.

Seit Wochen baut Russland dieses Lager,

etwa eine Tagesreise von der ukrainischen Grenze entfernt.

Selbst Einheiten aus Sibirien sollen hier stationiert sein.

Den Besitzern dieser Datschen-Siedlung

wurde das Militärlager ohne Erklärung vor die Nase gesetzt.

Das ist ungewöhnlich, früher gab es so was nicht.

Ich erlebe das zum ersten Mal.

Satellitenbilder, veröffentlicht von der New York Times,

zeigen Details.

Hunderte Militärfahrzeuge, darunter viele Panzer.

Der russische Militär-Experte Lewijew

hat das Lager mithilfe von Fotos in sozialen Netzwerken lokalisiert.

Er ist sich sicher: Das ist keine Übung.

So viel Militärtechnik und eine solche Anhäufung von Ressourcen

haben wir lange nicht gesehen.

Nicht seit der heißen Phase des Donbass-Kriegs.

Bilder aus sozialen Netzwerken sollen weitere Panzer-Transporte zeigen,

auch auf der von Russland annektierten Krim.

Russland kritisiert militärische Aktivitäten der Ukraine.

Das ukrainische Militär fliegt neuerdings mit türkischen Drohnen

über die Ost-Ukraine.

Die Türkei wird weitere Drohnen liefern.

Was genau plant Russland mit seinen Truppen?

Eine Frage, die Politiker im Westen und der Ukraine beschäftigt.

Es ereignete sich nur wenige Kilometer entfernt von der Stelle,

wo vor elf Monaten der Schwarze George Floyd in Minneapolis starb.

Ein weißer Polizist hatte minutenlang auf dessen Hals gekniet.

Die Folge waren wochenlange landesweite Proteste

gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Gestern Abend wurde wieder

ein Schwarzer von einer Polizeikugel getötet.

Die Folge: erneut schwere Proteste.

US-Medien berichteten,

Hunderte Demonstranten hätten ein Polizeirevier umringt.

Es sei zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gekommen,

die unter anderem Tränengas eingesetzt hätten.

Für heute hat der Bürgermeister eine Ausgangssperre verhängt.

Carolin Imlau in Washington,

weiß man Näheres über den Tod des Mannes?

Diesmal handelt es sich offenbar eher um einen tragischen Fall

als um ein gezieltes Tötungsdelikt.

Der Mann wurde von der Polizei angehalten

wegen eines Verkehrsdelikts.

Ein Haftbefehl gegen ihn war ausgeschrieben,

man wollte ihn festnehmen.

Er ist geflohen und eine Polizistin hat auf ihn geschossen.

Es war wohl eher eine Verwechslung.

Die Polizistin soll wohl ihren Taser benutzt haben wollen.

Es gibt eine Ausgangssperre in Minneapolis.

Muss man heute wieder mit gewalttätigen Protesten rechnen?

Noch gilt die nicht.

Es stehen noch Demonstranten vor dem Polizeirevier.

Gleich tritt die Ausgangssperre in Kraft.

Man kann noch nicht sagen, was dann passiert.

Die Mutter des Opfers und der Präsident haben zur Ruhe aufgerufen.

Nicht weit entfernt findet der Prozess um George Floyd statt,

wie aufgeheizt ist die Stimmung?

Man kann beide Ereignisse nicht voneinander trennen.

Die Bewegung Black Lives Matter

ist erst durch den Tod von Floyd entstanden.

Jeder weitere getötete Schwarze von der Polizei

ist für einige jetzt ein Beleg dafür,

dass die Polizei mit Schwarzen nicht gerecht umgeht.

Aber es haben jetzt schon einige Polizisten in dem Fall aufgehört,

den Täter zu decken.

Er könnte wegen Mordes verurteilt werden.

Bevor Sie mit den Augen rollen:

Das Klappern der Stricknadeln

hat schon lange nichts Altbackenes mehr.

Stricken ist wieder im Trend.

Eine, die das schon immer wusste, ist Claudia Skoda, 77 Jahre alt.

"Dressed to Thrill" -

Unter diesem Motto machte sich die Strickdesignerin

im Westberliner Underground der 70er und 80er einen Namen.

In ihrem Atelier gingen Stars wie David Bowie ein und aus.

Bowie sagte zu ihr:

"Deine Mode ist ein bisschen mehr als Berlin".

Ihr Lebenswerk gibt es ab morgen

in einer Ausstellung in der Hauptstadt zu sehen.

Ole Hilgert.

Mit Strick-Designs die Modebranche aufwirbeln - das ist ihr gelungen.

Claudia Skoda, Pionierin, Feministin, Selfmade-Woman.

Mitte der 70er wurde sie mit ihrer Strickmaschine kreativ.

Sie setzte Maßstäbe.

Ich seh mich als Vorreiterin,

das allumfassend in die Mode einzubringen.

Mir ging es nicht nur um den Pullover,

sondern es ging um Mode.

Das wollte ich in jeder Beziehung zum Ausdruck bringen.

70er, West-Berlin.

In Skodas Kreuzberger Wohn- und Künstlergemeinschaft

ist immer etwas los.

Ihre Modeschauen sind ein Happening und bringen kreative Köpfe zusammen.

Claudia Skoda besaß die Magie, Künstler in ihr Haus zu holen,

zu ihren Veranstaltungen.

Oftmals waren es Künstler, die damals noch niemand kannte.

Die womöglich erst damit anfingen,

wofür sie heute bekannt und berühmt sind.

Designer wie Vivienne Westwood oder Wolfgang Joop.

Aber auch David Bowie, Tina Turner und Kraftwerk.

Mit ihnen allen hat Skoda gearbeitet.

Mehr als 200 Objekte zeigt die Ausstellung über ihr Schaffen.

Die 77-Jährige erinnert sich gern zurück an alte Zeiten.

Diese Sachen hier waren alles Renner.

Die mussten wir öfter produzieren.

Nicht alles immer in der gleichen Farbe,

aber man hat sich dann schon unterordnen müssen.

Man ist auf Messen gegangen.

Skoda ist mehr als nur Textildesignerin.

Als eine der ersten konzipiert sie vor mehr als 40 Jahren

Modeschauen als Gesamtkunstwerke.

Sie setzt Körper in Szene, mit Installationen, Licht,

Choreografie und Musik.

Die Kreativität zog sie aus dem wilden West-Berlin,

wie sie sagt.

Das Besondere war die Freiheit und auch der Standort Berlin.

Da war vieles möglich, was woanders nicht so möglich gewesen wäre.

Wir haben uns am Anfang viel Mühe gegeben, Schönes zu machen.

Das Kulturforum Berlin lässt Design-Interessierte daran teilhaben.

Titel der Ausstellung: Dressed to Thrill.

Ein Lebensmotto von Claudia Skoda.

So richtig kommt der Frühling nur in einigen Regionen durch.

Ansonsten zeigt sich der April,

wie es ihm gefällt - alles ist dabei.

Hier sind die Aussichten.

Heute Nacht im Nordwesten sowie zwischen Alpen und Bayerischem Wald

Schneeregen und Graupelschauer, sonst meist trocken.

Am Tag in Südbayern bedeckt mit Schnee oder Regen,

sonst Sonne und Wolken im Wechsel.

Vor allem im Norden Schauer und vereinzelt Gewitter.

Das war das nachtmagazin.

Hier folgt der Tatort.

Die nächsten Nachrichten hat Ralph Baudach

in der tagesschau gegen 2 Uhr.

Kommen Sie gut durch die Nacht oder schlafen Sie gut, tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021