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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 26.02.2021 - Viel verfügbar, kaum verimpft

heute journal vom 26.02.2021 - Viel verfügbar, kaum verimpft

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Beginnen wir mit einer guten Nachricht:

Die Impfungen in den Pflegeheimen zeigen offenbar Wirkung.

Die "FAZ" hat dazu große Betreiber wie Caritas und Johanniter befragt

und demnach ist die Zahl der Bewohner,

die an Corona schwer erkranken oder gar versterben,

bereits stark zurückgegangen.

Auch die nach Altersgruppen aufgeschlüsselten Statistiken des RKI

zeigen in diese Richtung.

Umso wünschenswerter wäre es natürlich,

dass das Verimpfen vorhandener Dosen insgesamt schneller voranschreitet,

auch in anderen Impfgruppen.

Was inzwischen eine Debatte darüber ausgelöst hat,

warum vom AstraZeneca-Impfstoff so viele Dosen

noch ungenutzt im Kühlfach liegen.

Dazu gleich noch ein Gespräch

mit dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission,

doch erstmal der Bericht von Stephan Mündges.

Die Diskussion um den Impfstoff von AstraZeneca ist auch hier angekommen

in der Schlange vor dem Impfzentrum in Wiesbaden.

Ja, das hat mich schon verunsichert,

BioNTech soll ja einen höheren Schutz haben.

Beruflich habe ich viele zwischenmenschliche Kontakte,

auch mit Risikopatienten.

Da möchte jeder den Impfstoff haben, der am wirksamsten ist.

Dabei seien die Zweifel am AstraZeneca-Stoff unbegründet,

betont RKI-Chef Wieler heute nochmals.

Und zitiert eine schottische Studie: Dort senke der Impfstoff

die Quote der Krankenhauseinweisungen um 94 %.

Gegen schwere Krankheitsverläufe schützt der Impfstoff also sehr gut.

Bei milderen Krankheitsverläufen ist die Wirksamkeit etwas geringer.

Dieser Impfstoff ist wirklich sehr, sehr wirksam.

Dass er von manchen nicht angenommen wird, das hören wir,

aber das ist fachlich und sachlich nicht gerechtfertigt.

Dennoch hat der Impfstoff ein schlechtes Image.

Und die Politik sucht dafür nach Schuldigen.

Wir haben Impfstoff noch und nöcher, also AstraZeneca-Impfstoff,

in Großbritannien ein Renner, warum ist das bei uns so diskreditiert?

Tatsächlich gab es mehrere Kommunikationspannen,

und Probleme rund um AstraZeneca, auch durch das Unternehmen selbst.

Es gab aus den frühen klinischen Studien Nebenwirkungsmeldungen,

die sich nachher nicht bestätigt haben,

die sozusagen in der Presse auftauchten.

Dann gab es verwirrende Publikationen,

die schwer zu decodieren waren, auch für Wissenschaftsjournalisten.

Dadurch ist auch so eine Gemengelage entstanden,

die das Vertrauen in den Impfstoff jetzt nicht gefördert hat.

Es liegt aber auch an der Debatte über den Stoff.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt AstraZeneca nur

für Unter-65-Jährige zu verwenden.

Und Ende Januar berichtete das "Handelsblatt",

Vertreter der Bundesregierung würden die Wirksamkeit des Impfstoffs

in Frage stellen.

Der Zweifel war gesät,

obwohl das Vakzin vor Covid schützt.

Wir wissen aus der psychologischen Forschung,

dass Menschen bei der Impfentscheidung

sehr schnell verunsichert werden.

Sie können durch Fehlinformationen sehr schnell

ihre Impfintention, also ich möchte mich impfen lassen, ändern.

Mit den Auswirkungen haben sie nun v.a. in den Impfzentren

wie hier in Wiesbaden zu kämpfen.

Und darüber wollen wir mit dem Vorsitzenden

der Ständigen Impfkommission, STIKO, sprechen, Prof. Thomas Mertens.

Guten Abend, Herr Prof. Mertens, wir sind Ihnen per Skype zugeschaltet.

Guten Abend, Frau Slomka.

Jetzt ist die Frage im Raum: Warum entwickelt sich dieses AstraZeneca

so etwas zum Ladenhüter im Moment?

Und da geraten auch Sie bzw. die STIKO in den Fokus.

Bereuen Sie es im Nachhinein,

dass Sie speziell diese Einschränkung gemacht haben,

diesen Impfstoff nur für die Unter-65-Jährigen zu empfehlen?

Das hat mit Bereuen nichts zu tun.

Wir hatten die Daten, die wir hatten,

und haben auf der Basis dieser Daten diese Empfehlung gegeben.

Aber wir haben nie den Impfstoff kritisiert,

sondern, dass die Datenlage eben für die Altersgruppe über 65 nicht gut

oder nicht ausreichend war.

Das muss man schon auseinanderhalten.

Ansonsten ist der Impfstoff sehr gut

und wird durch hinzukommende neue Daten auch noch besser

in der Einschätzung.

Sodass die Frage schwer zu beantworten ist.

Das Ganze ist einfach irgendwie schlecht gelaufen.

Zu den neuen Daten kommen wir gleich noch.

Aber als die STIKO ihre Empfehlung ausgegeben hat,

da gab es ja auch andere Empfehlungen,

z.B. von der Europäischen Arzneimittel-Agentur, EMA.

Und von der WHO und die haben diese Einschränkungen nicht gemacht.

So aber hatte AstraZeneca eigentlich von Anfang an so einen Makel:

Ist nicht sicher genug oder nicht gut genug für die Alten.

Und jetzt werden wir ihn auch nicht los.

Die Leute, mit denen ich spreche,

die sprechen immer von der berühmten 70-%-Schutzwirkung

und weniger von dem Alters-Cut.

Außerdem muss man sagen, dass die EMA zwar die Zulassung

altersunbeschränkt gemacht hat, aber selbst in ihre Zulassung schrieb,

dass die Daten bei den Über-55-Jährigen

eigentlich nicht ausreichend sind.

Jetzt haben wir aber ja inzwischen eine Art Feldstudie,

in Schottland z.B. sind inzwischen Hunderttausende mit diesem Impfstoff

versorgt und da zeigt sich: Es scheint doch auch bei den Älteren,

auch bei Über-80-Jährigen, wirklich enorme Wirkung zu haben.

Und v.a. vor schwerer Krankheit und Tod zu schützen.

Müsste man dann nicht auch sagen: Jetzt ändern wir das für Deutschland

und öffnen den Impfstoff auch für die Älteren?

Das ist möglich und das werden wir auch tun.

Wir haben uns die Daten aus Schottland schon genau angeguckt.

Es gibt allerdings bei diesen Daten, die ja präliminär sind

und auch nur den Zustand nach einer Impfung beschreiben.

Die Beobachtungszeit für AstraZeneca ist maximal 34 Tage

nach dieser ersten Impfung.

Zusammengefasst: Es gibt zu dieser Studie noch einiges zu fragen.

Das haben wir schon direkt getan und bei der Erstautorin angefragt,

ob sie in uns da noch Nachhilfe geben kann.

Und das dann möglichst schnell?

Klar, gestern ist geschrieben worden,

und jetzt wollen wir mal gucken, was wir für Antworten kriegen.

Eine andere Frage ist, ob man den Impfstoff,

ähnlich wie die Briten das machen, oder auch bei anderen Impfstoffen,

ob man da erst mal nicht direkt Dosen zurückhält,

um auch auf jeden Fall diesen Patienten eine zweite Impfung

geben zu können, sondern erst mal alles raushaut,

also allen erst mal eine erste Impfung gibt

und das dann zeitlich gegebenenfalls auch streckt.

Würden Sie das in der jetzigen Lage, Sie sind ja auch Virologe.

Also kennen sich auch mit Impfstoffen und Viren und Wirkungen gut aus.

Würden Sie das empfehlen?

Auch da ist es so: Wir müssten eigentlich auf Daten warten,

die einen längeren Beobachtungszeitraum haben.

Aber ich halte das für möglich, gerade beim Astrazeneca-Impfstoff,

dass man sich tatsächlich da zu einem etwas längeren Intervall

entscheiden könnte.

Bei dem BioNTech-Impfstoff sind die Daten,

jetzt auch die aus Schottland, eigentlich nicht dazu geeignet,

unbedingt diese Entscheidung zu treffen.

Aber Sie müssen verstehen,

wir wollen die Daten in einer Form publiziert wissen,

die sozusagen eine Entscheidung wirklich möglich macht.

Das ist auch gar nicht, dass wir besonders verstockt sind,

sondern es ist einfach die Aufgabe, sich die Daten genau anzugucken.

Ja schon, aber in einer Katastrophensituation

geht ja vielleicht manchmal auch Schnelligkeit

vor super, super Genauigkeit.

Andere Länder trauen sich das ja auch, da etwas schneller

und beherzter voranzuschreiten.

Wir werden das genau prüfen.

Es wird ja auch sehr bald zu einer neuen, aktualisierten Empfehlung

kommen, allein schon deshalb,

weil ja dann der Johnson-&-Johnson- Impfstoff wahrscheinlich zugelassen sein wird.

Und im Rahmen dieser Aktualisierung wird man gegebenenfalls Anpassungen

auch dieses Punktes vorlegen.

Das auf jeden Fall schon mal eine interessante Neuigkeit.

Danke für das Gespräch.

Solange das mit dem Impfen so schleppend geht,

während sich das Virus gleichzeitig Verstärkung geholt hat,

Stichwort Mutanten, sind weitere Öffnungen zumindest heikel.

Viele Virologen und Klinikärzte warnen ja sogar davor.

Die Politik hat aber bereits die Erwartung geweckt,

dass jetzt bald gut ist mit dem Shutdown.

Dabei wird oft argumentiert, "die Bürger" wollten das so,

"die Menschen" ertrügen keine Einschränkungen mehr.

Es gibt allerdings gar nicht "die" Bürger oder "das" Volk.

Sondern Millionen Individuen

mit teils sehr unterschiedlichen Meinungen.

Im neuen Politbarometer jedenfalls ist immer noch eine breite Mehrheit

mit den aktuell geltenden Anti- Corona-Maßnahmen einverstanden

oder plädiert sogar für Verschärfungen.

Allerdings ist der Anteil derer, die die Maßnahmen für übertrieben halten,

deutlich gestiegen, auf 23 %.

Differenziert ist auch das Meinungsbild

bei der Frage nach Lockerungen.

Die Zahlen dazu gibt's ausführlich am Ende unserer Sendung.

Wir wenden uns jetzt erstmal dem Thema Schnelltests zu.

Sind sie die neue Wunderwaffe?

Was können sie für Öffnungsstrategien leisten?

Der Frage ist Anna-Maria Schuck nachgegangen.

Spucken, gurgeln oder abstreichen – Schnelltests gelten neben Impfungen

als Schlüssel in der Pandemie-Bekämpfung.

Aber testen allein reicht nicht, sagen Marburger Wissenschaftler.

Sie fordern eine Schnelltest-Strategie,

die gleichzeitig Öffnungen ermöglicht - und zwar sofort.

Was wir haben, ist der Plan B für den Fall,

dass Impfen nicht wie geplant funktioniert,

dann gibt es da eine Infrastruktur, wo man unabhängig vom Virus

und unabhängig vom Typ des Virus diese Ausbrüche einfangen kann.

In ihrem Konzept entwerfen sie eine Shutdown-Alternative.

Zentrales Instrument: regelmäßige Corona-Schnelltests,

gepaart mit einer digitalen, grenzübergreifenden Infrastruktur.

In der Praxis könnte eine Test-App zum Einsatz kommen.

Erste Prototypen gibt es bereits – etwa aus Österreich.

Und so könnte sie funktionieren:

Nachdem ich mich registriert habe,

wertet die App über die Handy-Kamera meinen Schnelltest aus, erkennt,

ob er positiv oder negativ ist.

Und erstellt einen individuellen, zeitlich begrenzten QR-Code.

Mit dem könnte ich mich dann als negativgetestet ausweisen.

Etwa beim Friseur oder an der Kino-Kasse.

Raus aus dem Shutdown mit Test –

und das bei einer 7-Tage-Inzidenz deutlich über 50?

Geht das überhaupt?

Frage an einen,

der das Infektionsgeschehen von Berufs wegen modelliert.

Die kurze Antwort ist: ja.

Die Tatsache, dass die Infektions- zahlen nicht weiter runtergehen,

muss daran liegen, dass sich die neue Virusmutation ausbreitet.

Da könnte man jetzt durch noch stärkere Restriktionen gegensteuern,

aber die andere Möglichkeit ist,

dass wir mit den Schnelltests ver- suchen, ein gutes Regime zu schaffen

Und wir sehen in den Simulationen auch,

dass das sehr gut funktionieren könnte.

Und das, obwohl Antigen-Schnelltests weniger genau sind

und auch zu falsch-negativen Ergebnissen kommen können.

Angenommen, wir bleiben jetzt alle im Lockdown, wie wir jetzt sind,

und dann kommt der neue Virus,

dann würde es eigentlich eine dritte Welle geben.

Aber wenn auch nur 10 % der Bevölkerung einmal pro Woche

durch einen Schnelltest getestet würden, würde das schon ausreichen,

um das zu unterdrücken.

Das stimmt dann natürlich nicht mehr, wenn wir öffnen.

Wenn wir öffnen, müssten wir mehr machen.

Aber das kann insgesamt große Fehlerquoten haben

und funktioniert immer noch.

Entscheidend bleibt aber, was jeder Einzelne mit dem Testergebnis macht,

sagt Bio-Physiker Jonas Binding.

Ich sehe beim Freitesten die Gefahr, dass die Leute sorglos werden,

weil sie es nicht gut genug erklärt bekommen.

Die Leute müssen wissen, dass jeder Test auch falschliegen kann

und deshalb andere Maßnahmen, Hygienemaßnahmen,

weiter eingehalten werden müssen.

Solange ein negativer Schnelltest nicht als Freifahrtschein

begriffen wird und sich weiterhin jeder positiv Getestete isoliert,

können Schnelltests ein Instrument für Öffnungen sein.

Da sind sich alle drei einig.

Klar ist auch, dass jeder weitere Tag des Shutdowns

nicht nur Nerven, sondern v.a. viel, viel Geld kostet.

Mit dem Thema geht's jetzt in den Nachrichten weiter.

Der Bundestag hat weitere Hilfen beschlossen,

für Bedürftige, Familien und Unternehmen.

Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger

sollen einmalig 150 Euro bekommen.

Das Gleiche erhalten Familien pro Kind.

In Gaststätten gilt auf Speisen bis Ende 2022

der vergünstigte Mehrwertsteuersatz von 7 %.

Und Unternehmen sollen Verluste

steuerlich mit Gewinnen aus dem Vorjahr verrechnen können.

Die Linke hat ihren Parteitag begonnen, coronabedingt online.

Bei dem zweitägigen Delegiertentreffen

wird auch ein Wechsel an der Parteispitze auf den Weg gebracht.

Nach fast neun Jahren als Vorsitzende

wird Katja Kipping nach ihrer Abschiedsrede heute

bei der Wahl morgen nicht erneut kandidieren.

Auch der Co-Vorsitzende Bernd Riexinger tritt nicht wieder an.

Kandidatinnen für die Nachfolge

sind Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow.

Der CSU-Politiker Georg Nüßlein hat zu den Korruptionsermittlungen

gegen ihn über seinen Anwalt erklärt,

er halte die Vorwürfe für nicht begründet.

Bis zu einer Klärung wolle er sein Amt

als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

ruhen lassen.

Gestern hatte der Bundestag seine Immunität aufgehoben

und die Staatsanwaltschaft umfang- reiche Durchsuchungen durchgeführt.

Der Verdacht: Bestechlichkeit

im Zusammenhang mit von ihm vermittelten Atemschutzmasken.

Mit einer großangelegten Razzia

ist die Polizei in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen

gegen ein mutmaßlich kriminelles Neonazi-Netzwerk vorgegangen.

Bei Durchsuchungen von 27 Wohnungen und Geschäftsräumen

fanden die Beamten nach Angaben des Landeskriminalamts Thüringen

u.a. rund 120 000 Euro Bargeld und Schusswaffen.

Zehn Personen wurden festgenommen.

Das US-Militär hat auf Befehl von Präsident Biden

Stellungen einer pro-iranischen Miliz im Osten Syriens angegriffen.

Bei den Luftschlägen sollen nach Angaben syrischer Aktivisten

22 Kämpfer getötet worden sein.

Die Maßnahmen sind laut US-Verteidigungsminister Austin

eine Antwort auf Raketenangriffe auf Einrichtungen der USA

und ihrer Verbündeten im Irak.

Vergangene Woche war ein von der internationalen Militär-Koalition

genutzter Luftwaffenstützpunkt angegriffen worden.

Manchmal ist es auch eine Sensation, wenn etwas bestätigt wird,

was man eigentlich schon wusste.

Als der im Exil lebende saudische Journalist Khashoggi

bei einem Termin in der saudischen Botschaft in Istanbul getötet wurde,

auf grauslichste Art, da stand sofort der Verdacht im Raum,

dass das saudische Königshaus dahinter stand,

speziell der Kronprinz.

Nur: Offizielle Belege, dass er persönlich

die Aktion angeordnet hatte, fanden sich nie.

Und das Weiße Haus unter Donald Trump sah keinen Anlass zu Kritik

an der Königsfamilie, der man sich eng verbunden fühlte.

Nun aber wurden in Washington

Berichte des amerikanischen Geheimdienstes veröffentlicht,

die eindeutig den Prinzen beschuldigen.

Was Riad gerade eben empört zurückgewiesen hat.

Aus Washington: Ines Trams.

Erleichtert reagiert die Verlobte von Jamal Khashoggi,

"Gerechtigkeit für Jamal", twittert sie.

Im Oktober 2018 war der saudische Journalist Khashoggi

wohl von einem Spezialkommando getötet worden,

seine Leiche wurde nie gefunden.

Immer war angenommen worden,

der saudische Kronprinz könnte für die Operation verantwortlich sein.

Das bestätigt nun ein Bericht der US-Geheimdienste.

Muhammad bin Salman soll Entführung

oder Tötung Khashoggis genehmigt haben,

da der kritische Journalist eine Gefahr für das Königreich darstellte

Der bisherige Präsident Trump hielt den Bericht unter Verschluss,

Waffengeschäfte hatten Priorität.

Er unterstütze das Königshaus weiterhin.

Der neue Präsident Joe Biden macht es anders.

Einreisebeschränkungen werden nun gegen 76 Saudis verhängt,

Vertraute des Prinzen mit Sanktionen belegt.

Es ist ein neuer Umgang der USA mit dem Verbündeten Saudi-Arabien.

Elmar Theveßen, jedenfalls definitiv kein Zufall,

dass die Geheimdienstberichte erst jetzt veröffentlicht werden.

Dazu brauchte es erst den Wechsel im Weißen Haus?

Ja, das hat damit zu tun.

Die Beweise gab es schon länger.

Trump waren die Waffengeschäfte wichtiger.

Das ist hier ein Paradigmenwechsel.

Joe Biden sagt, Menschenrechte gehen vor.

Er hat vor einigen Wochen

die Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien eingefroren.

Nun gibt es eine schwarze Liste, Konten werden eingefroren.

Aber, und das sagen Kritiker, das ist sehr inkonsequent.

Der Kronprinz ist nicht Ziel der Sanktionen.

Die Administration ist im Zwiespalt.

Man will Saudi-Arabien isolieren.

Es gab ein Telefongespräch mit dem König.

Man will klarmachen, wer sich mit ihm einlässt,

muss damit rechnen, ins Visier der USA zu kommen.

Wenn der König sterben würde,

hätte man mit dem Sohn als König zu tun.

Interessant wird auch sein, wie sich die Regierung Biden

zum Thema Afghanistan positioniert.

Vor einem Jahr hatte die Trump-Regierung mit den Taliban

ein Abkommen unterzeichnet, in dem festgelegt wurde,

dass die US-Truppen bis Mai das Land verlassen.

Im Gegenzug sollten die Taliban

sich auf Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul einlassen.

Doch diese Verhandlungen ziehen sich dahin, ohne sichtbare Fortschritte.

Und so sieht es im Moment

nicht nach einem baldigen Abzug der US-Truppen aus.

Auch die Bundeswehr bleibt vorerst dort.

Das Mandat wurde ja gerade erst verlängert.

Heute war die Bundesverteidigungs- ministerin auf Truppenbesuch.

Annegret Kramp-Karrenbauer besuchte

das Einsatzkontingent in Masar-e-Scharif.

Anlass für unsere Reporterin Katrin Eigendorf,

auf die Lage in Afghanistan zu blicken: Wie steht es um das Land?

Sie sind jung, sie sind unerfahren

und sie haben sich für einen der gefährlichsten Jobs

in ihrem Land entschieden: Soldat beim afghanischen Militär.

Auf dem Stützpunkt Baghlan lernen sie die Grundlagen.

Eine Ausbildung, bei der die Bundes- wehr im Norden Afghanistans

seit fünf Jahren unterstützt.

Deutsche Soldaten schulen in Masar-e-Scharif Führungskräfte,

sie beraten die Spitze der Armee.

Noch einmal soll die Mission jetzt verlängert werden.

Bei einem spontanen Truppenbesuch, heute in Masar-e-Scharif,

betonte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer,

Deutschland wolle Afghanistan weiter unterstützen,

Ziel sei jedoch ein geordneter Rückzug.

Das Verteidigungsministerium in Kabul will mehr.

Wir erwarten von der internationalen Gemeinschaft

und von der deutschen Regierung,

dass sie ihre Unterstützung für die afghanische Armee fortsetzen,

damit wir gemeinsam die Terrorgruppen in Afghanistan

und der Region schlagen und vernichten können.

Die Taliban kontrollieren inzwischen fast die Hälfte des Landes,

marschieren selbstbewusst auf den Straßen auf

und greifen gezielt afghanische Sicherheitskräfte an.

Ihr Ziel: Afghanistan soll ein Islamisches Emirat werden.

Friedensgespräche zwischen ihren Vertretern

und der afghanischen Regierung stocken.

Die Taliban verlangen dennoch, dass die internationalen Truppen,

wie mit den USA vor einem Jahr vereinbart, im Mai abziehen.

Andernfalls drohen sie mit Krieg - auch gegen deutsche Soldaten.

Unsere Botschaft an die NATO und ihre Mitglieder ist:

Wenn Sie Ihre Kinder in Frieden aufwachsen lassen wollen,

wenn Sie Ihre Länder in Frieden sehen wollen,

dann sollten Sie unser Land verlassen

und Ihre Besatzung beenden.

Alleine werden Afghanistans Sicherheitskräfte

nach Meinung internationaler Experten den Vormarsch der Taliban

nicht stoppen können.

Und die Regierung droht, das Land könne künftig wieder

zum Rückzugsgebiet für internationale Terroristen werden.

Wir brauchen Ihre Unterstützung.

Wir benötigen Waffen, auch weitere Unterstützung bei der Ausbildung,

aber auch dabei, militärische Operationen

und Angriffe durchzuführen, das ist jetzt extrem wichtig.

Abziehen oder bleiben – eine wichtige Entscheidung,

die die NATO und ihre Verbündeten treffen müssen.

Vorläufig bleiben wird nicht reichen.

Eine ausführliche Reportage aus Afghanistan finden Sie

in unserer ZDFmediathek, bei Dokus und Reportagen unter dem Titel:

"Comeback der Taliban - Wer hat die Macht in Afghanistan?"

Und jetzt macht Heinz nochmal weiter,

zunächst mit Wirtschaft in Pandemie-Zeiten.

Zu den Instrumenten, die die wirtschaftlichen Auswirkungen

der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt abfedern sollen,

gehört die Kurzarbeit - ein Instrument, das Milliarden kostet.

Frank Bethmann, dazu gibt es Neuigkeiten?

Tatsächlich ist das hochgelobte Kurzarbeitergeld

eine teure Angelegenheit,

v.a., wenn es über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden muss.

Und wenn es mehr Menschen in Anspruch nehmen als gedacht.

Und so musste die Bundesagentur für Arbeit schon früh im Jahr

einen ersten Kassensturz machen.

Herauskam, dass die ursprünglich eingeplanten 6 Mrd. Euro

bereits im März aufgebraucht sein werden.

Weswegen die Bundesagentur für Arbeit für das Kurzarbeitergeld

inzwischen weitere 6,3 Mrd. Euro im Etat veranschlagt,

quasi eine Verdopplung.

2020 kostete die Agentur die Kurzarbeit sogar über 22 Mrd. Euro.

Insbesondere im letzten Jahr war das ein noch nie dagewesener Kraftakt:

Sagte heute die Finanzchefin der Arbeitsagentur.

Die Folge: Die noch vor Corona milliardenschweren Rücklagen

der Agentur werden zum Jahresende komplett aufgezehrt sein.

Und bereits jetzt wird darüber spekuliert,

ob der Bundesfinanzminister einen Nachtragshaushalt auflegen muss

angesichts dieser Mehrkosten bei der Kurzarbeit.

Und spekuliert wird auch hier an der Börse,

warum bloß tut sich der DAX in dieser Woche so schwer?

1,5 % verliert das Kursbarometer unterm Strich.

Es sei die Furcht vor einer steigenden Inflation,

sagen die Börsianer.

Und dennoch ist das Aktienbarometer auch weiterhin nur 2,5 %

von seinem Allzeithoch entfernt.

Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf

haben die deutschen Skispringerinnen

im Mannschaftswettbewerb nur Platz 5 belegt.

Der Rückstand des Titelverteidigers auf die Podest-Ränge war groß.

Die Goldmedaille ging an das Team aus Österreich,

Silber an Slowenien und Bronze an Norwegen.

Auch die deutschen Männer verpassten in der Nordischen Kombination

die Medaillenränge, allerdings denkbar knapp.

Erik Frenzel fehlten am Ende weniger als 6 Sekunden

und er musste sich mit dem undankbaren 4. Platz zufriedengeben.

Gold ging an den Norweger Jarl Magnus Riiber,

vor dem Finnen Ilkka Herola

und auch Bronze gewann ein Norweger: Jens Luraas Oftebro.

Dass es ein neues ZDF-Politbarometer gibt,

habe ich am Anfang der Sendung ja schon angesprochen.

Jetzt in aller Ausführlichkeit, präsentiert von Matthias Fornoff.

Guten Abend, willkommen zum Politbarometer.

Frühling im Februar,

das hat in den letzten Tagen die Stimmung etwas aufgehellt.

Eigentlich aber herrscht Pandemie-Blues.

Die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement wächst.

V.a. Gesundheitsminister Spahn steht in der Kritik.

Die schleppende Impfkampagne,

eine vorerst gescheiterte Schnelltest-Offensive -

nicht nur für den Koalitionspartner SPD

sind das zu viele Ankündigungen und zu wenig Taten.

Die Bürger wollen Perspektiven sehen

und immer mehr Menschen sehnen sich nach Lockerungen.

Dass die geltenden Corona-Maßnahmen übertrieben sind,

das denkt inzwischen fast jeder Vierte.

Im Vergleich zur letzten Umfrage ein Plus von 9 Prozentpunkten.

Für mehr als die Hälfte sind die Maßnahmen weiter gerade richtig.

18 % meinen, sie müssten härter ausfallen.

Dass Grundschulen in den meisten Bundesländern jetzt geöffnet sind,

finden mehr als vier von zehn Befragten richtig.

Und mehr als ein Viertel wäre sogar dafür gewesen,

alle Schulen zu öffnen.

Den Beschluss, die Impfung der Lehrer und Erzieher vorzuziehen,

befürworten fast 90 %.

Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen, die wünschen sich 56 %.

Am lautesten ist dieser Ruf im Lager von AfD und FDP.

Aber auch bei den Anhängern der Union und der Linken

ist man mehrheitlich dafür.

Die SPD-Anhänger sind gespalten

und die Anhänger der Grünen mehrheitlich gegen Lockerungen.

Rund jeder Fünfte findet, dass es in jedem Fall Lockerungen geben soll.

Also auch, wenn die Infektionszahlen wieder stark ansteigen.

35 % wollen sie dann lieber nicht.

Der Wunsch nach etwas mehr Normalität ist groß.

Und auf dem Weg dahin gibt es für die Deutschen einen Bereich,

der ganz klar oberste Priorität hat:

Bitte zuerst Läden und Geschäfte öffnen,

dafür gibt's mit 40 % die größte Zustimmung.

Mit Abstand folgen die Kontakte,

Sport-, Kultur- und Freizeit- möglichkeiten sowie Restaurants.

Die Stimmung im Land ändert sich.

Es gibt zwar weiter großen Rückhalt für das Handeln der Regierung,

aber nicht mehr uneingeschränkt.

Schauen wir auf die Projektion.

Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre,

dann könnten CDU/CSU mit 35 % rechnen, -2,

der schlechteste Wert seit April letzten Jahres.

SPD 16 %, AfD 10 %, die FDP 7 %, alle +1.

Die Linke unverändert 7 %.

Und die Grünen 19 %, -1.

Damit gebe es weiter eine Mehrheit für Schwarz-Grün und Schwarz-Rot.

Bei der Union ist noch offen, wer ins Rennen geht ums Kanzleramt.

Die Befragten haben da eine klare Präferenz.

53 % sind sich sicher:

Markus Söder wäre geeignet als Bundeskanzler.

37 % sehen das anders.

Bei Armin Laschet umgedrehte Verhältnisse:

Nur 28 % könnten sich ihn im Amt vorstellen, 57 % nicht.

Bei den Anhängern der Union finden übrigens sogar 74 %,

dass Söder als Kanzler geeignet wäre.

Bei Laschet sind es 36 %.

In unseren Top Ten verlieren alle Politiker*innen an Ansehen.

Am schwersten trifft es die an den Entscheidungshebeln.

Hier die Bewertung nach Sympathie und Leistung,

auf der Skala von +5 bis -5:

Auf Platz 10: Friedrich Merz, -0,3.

Peter Altmaier, 0,5, deutlich schlechter.

Platz 8 für Annalena Baerbock, 0,7.

Davor Armin Laschet, 0,7.

Jens Spahn, 0,8, stark verschlechtert,

Platz 5 für Robert Habeck, 0,9, dann Heiko Maas, 0,9.

Auf Platz 3 Olaf Scholz, 1,1.

Platz 2 Markus Söder, 1,2, an der Spitze Angela Merkel, 2,1.

Alle drei stark verschlechtert.

Die Unzufriedenheit mit der Politik:

sicher auch Spiegel der Gesamtsituation.

Das Auftreten der Virusmutationen verunsichert,

der zähe Shutdown geht an die Nerven.

Zumal fast zwei Drittel der Befragten davon ausgehen,

dass es auch zu einer dritten Infektionswelle kommen wird.

Hoffnung machen immerhin die Schnelltests.

59 % meinen, die Durchführung vieler Schnelltests

kann stark helfen, die Corona-Krise in den Griff zu bekommen.

40 % glauben das nicht.

Am kommenden Mittwoch beraten Bund und Länder wieder.

Dabei soll es auch um die Ausweitung der Schnelltests gehen.

Ob es den von vielen ersehnten Fahrplan für Lockerungen gibt,

ist offen.

Das war unser Bericht über die Stimmung im Land.

Die Grafiken und alle Informationen zu unseren Umfragen

finden Sie wie immer im ZDFtext ab Seite 165,

in der ZDFheute-App und auf ZDFheute.de

Wie die repräsentativen Umfragen der "Forschungsgruppe Wahlen"

zustande kommen, Informationen zur Methodik

und zu den Qualitätsstandards finden Sie unter politbarometer.zdf.de

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Das nächste bundesweite Politbarometer gibt's am 26. März.

Und schon kommende Woche am 5. März gibt es eine Extra-Ausgabe

zu den anstehenden Wahlen

in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Nach dem Wetter, heute mit Eisbär,

geht's hier weiter mit der heute-show und Oliver Welke.

Ihnen noch einen entspannten Abend, auf Wiedersehen.

Morgen ist Welttag des Eisbären.

Wie sich das Klima am Nordpol ändert, merkt der schon länger.

Er findet weniger Fressen, muss daher größere Gebiete bejagen

und dennoch länger fasten.

Das Eis taut und taut, weil neben der Luft auch das Wasser wärmer wird.

Während weißes Eis das Sonnenlicht reflektiert,

nimmt das dunkle, eisfreie Meerwasser die Sonnenwärme auf, wird noch wärmer

und beschleunigt den Eisschwund.

Warmwasserströme unter dem Grönlandeis lecken es von unten weg,

so geschwächt brechen schonmal riesige Eisstücke ab.

Im Jahr 2100 wird der Eisbär wahrscheinlich nur noch

in der nördlichsten Arktis überleben können,

es sei denn, wir Menschen bremsen die Temperaturerhöhung drastisch.

Dann würden auch Wetterkapriolen, wie in diesem Februar,

von extremen Frost bis zum Frühsommer in nur sieben Tagen, seltener.

Heute Nacht fällt in Süddeutschland Regen,

sonst ist es mal mehr, mal weniger stark bewölkt.

Morgen halten sich dichtere Wolken zwischen der Lüneburger Heide

und dem Erzgebirge, sonst scheint häufiger die Sonne.

In den nächsten Tagen beschränken sich die dichteren Wolken

auf Norddeutschland, sonst zeigt sich häufig die Sonne.

Von Südwesten wird es von Tag zu Tag etwas milder.


heute journal vom 26.02.2021 - Viel verfügbar, kaum verimpft heute journal vom 26.02.2021 - Much available, hardly vaccinated

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Beginnen wir mit einer guten Nachricht:

Die Impfungen in den Pflegeheimen zeigen offenbar Wirkung.

Die "FAZ" hat dazu große Betreiber wie Caritas und Johanniter befragt

und demnach ist die Zahl der Bewohner,

die an Corona schwer erkranken oder gar versterben,

bereits stark zurückgegangen.

Auch die nach Altersgruppen aufgeschlüsselten Statistiken des RKI

zeigen in diese Richtung.

Umso wünschenswerter wäre es natürlich,

dass das Verimpfen vorhandener Dosen insgesamt schneller voranschreitet,

auch in anderen Impfgruppen.

Was inzwischen eine Debatte darüber ausgelöst hat,

warum vom AstraZeneca-Impfstoff so viele Dosen

noch ungenutzt im Kühlfach liegen.

Dazu gleich noch ein Gespräch

mit dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission,

doch erstmal der Bericht von Stephan Mündges.

Die Diskussion um den Impfstoff von AstraZeneca ist auch hier angekommen

in der Schlange vor dem Impfzentrum in Wiesbaden.

Ja, das hat mich schon verunsichert,

BioNTech soll ja einen höheren Schutz haben.

Beruflich habe ich viele zwischenmenschliche Kontakte,

auch mit Risikopatienten.

Da möchte jeder den Impfstoff haben, der am wirksamsten ist.

Dabei seien die Zweifel am AstraZeneca-Stoff unbegründet,

betont RKI-Chef Wieler heute nochmals.

Und zitiert eine schottische Studie: Dort senke der Impfstoff

die Quote der Krankenhauseinweisungen um 94 %.

Gegen schwere Krankheitsverläufe schützt der Impfstoff also sehr gut.

Bei milderen Krankheitsverläufen ist die Wirksamkeit etwas geringer.

Dieser Impfstoff ist wirklich sehr, sehr wirksam.

Dass er von manchen nicht angenommen wird, das hören wir,

aber das ist fachlich und sachlich nicht gerechtfertigt.

Dennoch hat der Impfstoff ein schlechtes Image.

Und die Politik sucht dafür nach Schuldigen.

Wir haben Impfstoff noch und nöcher, also AstraZeneca-Impfstoff,

in Großbritannien ein Renner, warum ist das bei uns so diskreditiert?

Tatsächlich gab es mehrere Kommunikationspannen,

und Probleme rund um AstraZeneca, auch durch das Unternehmen selbst.

Es gab aus den frühen klinischen Studien Nebenwirkungsmeldungen,

die sich nachher nicht bestätigt haben,

die sozusagen in der Presse auftauchten.

Dann gab es verwirrende Publikationen,

die schwer zu decodieren waren, auch für Wissenschaftsjournalisten.

Dadurch ist auch so eine Gemengelage entstanden,

die das Vertrauen in den Impfstoff jetzt nicht gefördert hat.

Es liegt aber auch an der Debatte über den Stoff.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt AstraZeneca nur

für Unter-65-Jährige zu verwenden.

Und Ende Januar berichtete das "Handelsblatt",

Vertreter der Bundesregierung würden die Wirksamkeit des Impfstoffs

in Frage stellen.

Der Zweifel war gesät,

obwohl das Vakzin vor Covid schützt.

Wir wissen aus der psychologischen Forschung,

dass Menschen bei der Impfentscheidung

sehr schnell verunsichert werden.

Sie können durch Fehlinformationen sehr schnell

ihre Impfintention, also ich möchte mich impfen lassen, ändern.

Mit den Auswirkungen haben sie nun v.a. in den Impfzentren

wie hier in Wiesbaden zu kämpfen.

Und darüber wollen wir mit dem Vorsitzenden

der Ständigen Impfkommission, STIKO, sprechen, Prof. Thomas Mertens.

Guten Abend, Herr Prof. Mertens, wir sind Ihnen per Skype zugeschaltet.

Guten Abend, Frau Slomka.

Jetzt ist die Frage im Raum: Warum entwickelt sich dieses AstraZeneca

so etwas zum Ladenhüter im Moment?

Und da geraten auch Sie bzw. die STIKO in den Fokus.

Bereuen Sie es im Nachhinein,

dass Sie speziell diese Einschränkung gemacht haben,

diesen Impfstoff nur für die Unter-65-Jährigen zu empfehlen?

Das hat mit Bereuen nichts zu tun.

Wir hatten die Daten, die wir hatten,

und haben auf der Basis dieser Daten diese Empfehlung gegeben.

Aber wir haben nie den Impfstoff kritisiert,

sondern, dass die Datenlage eben für die Altersgruppe über 65 nicht gut

oder nicht ausreichend war.

Das muss man schon auseinanderhalten.

Ansonsten ist der Impfstoff sehr gut

und wird durch hinzukommende neue Daten auch noch besser

in der Einschätzung.

Sodass die Frage schwer zu beantworten ist.

Das Ganze ist einfach irgendwie schlecht gelaufen.

Zu den neuen Daten kommen wir gleich noch.

Aber als die STIKO ihre Empfehlung ausgegeben hat,

da gab es ja auch andere Empfehlungen,

z.B. von der Europäischen Arzneimittel-Agentur, EMA.

Und von der WHO und die haben diese Einschränkungen nicht gemacht.

So aber hatte AstraZeneca eigentlich von Anfang an so einen Makel:

Ist nicht sicher genug oder nicht gut genug für die Alten.

Und jetzt werden wir ihn auch nicht los.

Die Leute, mit denen ich spreche,

die sprechen immer von der berühmten 70-%-Schutzwirkung

und weniger von dem Alters-Cut.

Außerdem muss man sagen, dass die EMA zwar die Zulassung

altersunbeschränkt gemacht hat, aber selbst in ihre Zulassung schrieb,

dass die Daten bei den Über-55-Jährigen

eigentlich nicht ausreichend sind.

Jetzt haben wir aber ja inzwischen eine Art Feldstudie,

in Schottland z.B. sind inzwischen Hunderttausende mit diesem Impfstoff

versorgt und da zeigt sich: Es scheint doch auch bei den Älteren,

auch bei Über-80-Jährigen, wirklich enorme Wirkung zu haben.

Und v.a. vor schwerer Krankheit und Tod zu schützen.

Müsste man dann nicht auch sagen: Jetzt ändern wir das für Deutschland

und öffnen den Impfstoff auch für die Älteren?

Das ist möglich und das werden wir auch tun.

Wir haben uns die Daten aus Schottland schon genau angeguckt.

Es gibt allerdings bei diesen Daten, die ja präliminär sind

und auch nur den Zustand nach einer Impfung beschreiben.

Die Beobachtungszeit für AstraZeneca ist maximal 34 Tage

nach dieser ersten Impfung.

Zusammengefasst: Es gibt zu dieser Studie noch einiges zu fragen.

Das haben wir schon direkt getan und bei der Erstautorin angefragt,

ob sie in uns da noch Nachhilfe geben kann.

Und das dann möglichst schnell?

Klar, gestern ist geschrieben worden,

und jetzt wollen wir mal gucken, was wir für Antworten kriegen.

Eine andere Frage ist, ob man den Impfstoff,

ähnlich wie die Briten das machen, oder auch bei anderen Impfstoffen,

ob man da erst mal nicht direkt Dosen zurückhält,

um auch auf jeden Fall diesen Patienten eine zweite Impfung

geben zu können, sondern erst mal alles raushaut,

also allen erst mal eine erste Impfung gibt

und das dann zeitlich gegebenenfalls auch streckt.

Würden Sie das in der jetzigen Lage, Sie sind ja auch Virologe.

Also kennen sich auch mit Impfstoffen und Viren und Wirkungen gut aus.

Würden Sie das empfehlen?

Auch da ist es so: Wir müssten eigentlich auf Daten warten,

die einen längeren Beobachtungszeitraum haben.

Aber ich halte das für möglich, gerade beim Astrazeneca-Impfstoff,

dass man sich tatsächlich da zu einem etwas längeren Intervall

entscheiden könnte.

Bei dem BioNTech-Impfstoff sind die Daten,

jetzt auch die aus Schottland, eigentlich nicht dazu geeignet,

unbedingt diese Entscheidung zu treffen.

Aber Sie müssen verstehen,

wir wollen die Daten in einer Form publiziert wissen,

die sozusagen eine Entscheidung wirklich möglich macht.

Das ist auch gar nicht, dass wir besonders verstockt sind,

sondern es ist einfach die Aufgabe, sich die Daten genau anzugucken.

Ja schon, aber in einer Katastrophensituation

geht ja vielleicht manchmal auch Schnelligkeit

vor super, super Genauigkeit.

Andere Länder trauen sich das ja auch, da etwas schneller

und beherzter voranzuschreiten.

Wir werden das genau prüfen.

Es wird ja auch sehr bald zu einer neuen, aktualisierten Empfehlung

kommen, allein schon deshalb,

weil ja dann der Johnson-&-Johnson- Impfstoff wahrscheinlich zugelassen sein wird.

Und im Rahmen dieser Aktualisierung wird man gegebenenfalls Anpassungen

auch dieses Punktes vorlegen.

Das auf jeden Fall schon mal eine interessante Neuigkeit.

Danke für das Gespräch.

Solange das mit dem Impfen so schleppend geht,

während sich das Virus gleichzeitig Verstärkung geholt hat,

Stichwort Mutanten, sind weitere Öffnungen zumindest heikel.

Viele Virologen und Klinikärzte warnen ja sogar davor.

Die Politik hat aber bereits die Erwartung geweckt,

dass jetzt bald gut ist mit dem Shutdown.

Dabei wird oft argumentiert, "die Bürger" wollten das so,

"die Menschen" ertrügen keine Einschränkungen mehr.

Es gibt allerdings gar nicht "die" Bürger oder "das" Volk.

Sondern Millionen Individuen

mit teils sehr unterschiedlichen Meinungen.

Im neuen Politbarometer jedenfalls ist immer noch eine breite Mehrheit

mit den aktuell geltenden Anti- Corona-Maßnahmen einverstanden

oder plädiert sogar für Verschärfungen.

Allerdings ist der Anteil derer, die die Maßnahmen für übertrieben halten,

deutlich gestiegen, auf 23 %.

Differenziert ist auch das Meinungsbild

bei der Frage nach Lockerungen.

Die Zahlen dazu gibt's ausführlich am Ende unserer Sendung.

Wir wenden uns jetzt erstmal dem Thema Schnelltests zu.

Sind sie die neue Wunderwaffe?

Was können sie für Öffnungsstrategien leisten?

Der Frage ist Anna-Maria Schuck nachgegangen.

Spucken, gurgeln oder abstreichen – Schnelltests gelten neben Impfungen

als Schlüssel in der Pandemie-Bekämpfung.

Aber testen allein reicht nicht, sagen Marburger Wissenschaftler.

Sie fordern eine Schnelltest-Strategie,

die gleichzeitig Öffnungen ermöglicht - und zwar sofort.

Was wir haben, ist der Plan B für den Fall,

dass Impfen nicht wie geplant funktioniert,

dann gibt es da eine Infrastruktur, wo man unabhängig vom Virus

und unabhängig vom Typ des Virus diese Ausbrüche einfangen kann.

In ihrem Konzept entwerfen sie eine Shutdown-Alternative.

Zentrales Instrument: regelmäßige Corona-Schnelltests,

gepaart mit einer digitalen, grenzübergreifenden Infrastruktur.

In der Praxis könnte eine Test-App zum Einsatz kommen.

Erste Prototypen gibt es bereits – etwa aus Österreich.

Und so könnte sie funktionieren:

Nachdem ich mich registriert habe,

wertet die App über die Handy-Kamera meinen Schnelltest aus, erkennt,

ob er positiv oder negativ ist.

Und erstellt einen individuellen, zeitlich begrenzten QR-Code.

Mit dem könnte ich mich dann als negativgetestet ausweisen.

Etwa beim Friseur oder an der Kino-Kasse.

Raus aus dem Shutdown mit Test –

und das bei einer 7-Tage-Inzidenz deutlich über 50?

Geht das überhaupt?

Frage an einen,

der das Infektionsgeschehen von Berufs wegen modelliert.

Die kurze Antwort ist: ja.

Die Tatsache, dass die Infektions- zahlen nicht weiter runtergehen,

muss daran liegen, dass sich die neue Virusmutation ausbreitet.

Da könnte man jetzt durch noch stärkere Restriktionen gegensteuern,

aber die andere Möglichkeit ist,

dass wir mit den Schnelltests ver- suchen, ein gutes Regime zu schaffen

Und wir sehen in den Simulationen auch,

dass das sehr gut funktionieren könnte.

Und das, obwohl Antigen-Schnelltests weniger genau sind

und auch zu falsch-negativen Ergebnissen kommen können.

Angenommen, wir bleiben jetzt alle im Lockdown, wie wir jetzt sind,

und dann kommt der neue Virus,

dann würde es eigentlich eine dritte Welle geben.

Aber wenn auch nur 10 % der Bevölkerung einmal pro Woche

durch einen Schnelltest getestet würden, würde das schon ausreichen,

um das zu unterdrücken.

Das stimmt dann natürlich nicht mehr, wenn wir öffnen.

Wenn wir öffnen, müssten wir mehr machen.

Aber das kann insgesamt große Fehlerquoten haben

und funktioniert immer noch.

Entscheidend bleibt aber, was jeder Einzelne mit dem Testergebnis macht,

sagt Bio-Physiker Jonas Binding.

Ich sehe beim Freitesten die Gefahr, dass die Leute sorglos werden,

weil sie es nicht gut genug erklärt bekommen.

Die Leute müssen wissen, dass jeder Test auch falschliegen kann

und deshalb andere Maßnahmen, Hygienemaßnahmen,

weiter eingehalten werden müssen.

Solange ein negativer Schnelltest nicht als Freifahrtschein

begriffen wird und sich weiterhin jeder positiv Getestete isoliert,

können Schnelltests ein Instrument für Öffnungen sein.

Da sind sich alle drei einig.

Klar ist auch, dass jeder weitere Tag des Shutdowns

nicht nur Nerven, sondern v.a. viel, viel Geld kostet.

Mit dem Thema geht's jetzt in den Nachrichten weiter.

Der Bundestag hat weitere Hilfen beschlossen,

für Bedürftige, Familien und Unternehmen.

Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger

sollen einmalig 150 Euro bekommen.

Das Gleiche erhalten Familien pro Kind.

In Gaststätten gilt auf Speisen bis Ende 2022

der vergünstigte Mehrwertsteuersatz von 7 %.

Und Unternehmen sollen Verluste

steuerlich mit Gewinnen aus dem Vorjahr verrechnen können.

Die Linke hat ihren Parteitag begonnen, coronabedingt online.

Bei dem zweitägigen Delegiertentreffen

wird auch ein Wechsel an der Parteispitze auf den Weg gebracht.

Nach fast neun Jahren als Vorsitzende

wird Katja Kipping nach ihrer Abschiedsrede heute

bei der Wahl morgen nicht erneut kandidieren.

Auch der Co-Vorsitzende Bernd Riexinger tritt nicht wieder an.

Kandidatinnen für die Nachfolge

sind Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow.

Der CSU-Politiker Georg Nüßlein hat zu den Korruptionsermittlungen

gegen ihn über seinen Anwalt erklärt,

er halte die Vorwürfe für nicht begründet.

Bis zu einer Klärung wolle er sein Amt

als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

ruhen lassen.

Gestern hatte der Bundestag seine Immunität aufgehoben

und die Staatsanwaltschaft umfang- reiche Durchsuchungen durchgeführt.

Der Verdacht: Bestechlichkeit

im Zusammenhang mit von ihm vermittelten Atemschutzmasken.

Mit einer großangelegten Razzia

ist die Polizei in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen

gegen ein mutmaßlich kriminelles Neonazi-Netzwerk vorgegangen.

Bei Durchsuchungen von 27 Wohnungen und Geschäftsräumen

fanden die Beamten nach Angaben des Landeskriminalamts Thüringen

u.a. rund 120 000 Euro Bargeld und Schusswaffen.

Zehn Personen wurden festgenommen.

Das US-Militär hat auf Befehl von Präsident Biden

Stellungen einer pro-iranischen Miliz im Osten Syriens angegriffen.

Bei den Luftschlägen sollen nach Angaben syrischer Aktivisten

22 Kämpfer getötet worden sein.

Die Maßnahmen sind laut US-Verteidigungsminister Austin

eine Antwort auf Raketenangriffe auf Einrichtungen der USA

und ihrer Verbündeten im Irak.

Vergangene Woche war ein von der internationalen Militär-Koalition

genutzter Luftwaffenstützpunkt angegriffen worden.

Manchmal ist es auch eine Sensation, wenn etwas bestätigt wird,

was man eigentlich schon wusste.

Als der im Exil lebende saudische Journalist Khashoggi

bei einem Termin in der saudischen Botschaft in Istanbul getötet wurde,

auf grauslichste Art, da stand sofort der Verdacht im Raum,

dass das saudische Königshaus dahinter stand,

speziell der Kronprinz.

Nur: Offizielle Belege, dass er persönlich

die Aktion angeordnet hatte, fanden sich nie.

Und das Weiße Haus unter Donald Trump sah keinen Anlass zu Kritik

an der Königsfamilie, der man sich eng verbunden fühlte.

Nun aber wurden in Washington

Berichte des amerikanischen Geheimdienstes veröffentlicht,

die eindeutig den Prinzen beschuldigen.

Was Riad gerade eben empört zurückgewiesen hat.

Aus Washington: Ines Trams.

Erleichtert reagiert die Verlobte von Jamal Khashoggi,

"Gerechtigkeit für Jamal", twittert sie.

Im Oktober 2018 war der saudische Journalist Khashoggi

wohl von einem Spezialkommando getötet worden,

seine Leiche wurde nie gefunden.

Immer war angenommen worden,

der saudische Kronprinz könnte für die Operation verantwortlich sein.

Das bestätigt nun ein Bericht der US-Geheimdienste.

Muhammad bin Salman soll Entführung

oder Tötung Khashoggis genehmigt haben,

da der kritische Journalist eine Gefahr für das Königreich darstellte

Der bisherige Präsident Trump hielt den Bericht unter Verschluss,

Waffengeschäfte hatten Priorität.

Er unterstütze das Königshaus weiterhin.

Der neue Präsident Joe Biden macht es anders.

Einreisebeschränkungen werden nun gegen 76 Saudis verhängt,

Vertraute des Prinzen mit Sanktionen belegt.

Es ist ein neuer Umgang der USA mit dem Verbündeten Saudi-Arabien.

Elmar Theveßen, jedenfalls definitiv kein Zufall,

dass die Geheimdienstberichte erst jetzt veröffentlicht werden.

Dazu brauchte es erst den Wechsel im Weißen Haus?

Ja, das hat damit zu tun.

Die Beweise gab es schon länger.

Trump waren die Waffengeschäfte wichtiger.

Das ist hier ein Paradigmenwechsel.

Joe Biden sagt, Menschenrechte gehen vor.

Er hat vor einigen Wochen

die Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien eingefroren.

Nun gibt es eine schwarze Liste, Konten werden eingefroren.

Aber, und das sagen Kritiker, das ist sehr inkonsequent.

Der Kronprinz ist nicht Ziel der Sanktionen.

Die Administration ist im Zwiespalt.

Man will Saudi-Arabien isolieren.

Es gab ein Telefongespräch mit dem König.

Man will klarmachen, wer sich mit ihm einlässt,

muss damit rechnen, ins Visier der USA zu kommen.

Wenn der König sterben würde,

hätte man mit dem Sohn als König zu tun.

Interessant wird auch sein, wie sich die Regierung Biden

zum Thema Afghanistan positioniert.

Vor einem Jahr hatte die Trump-Regierung mit den Taliban

ein Abkommen unterzeichnet, in dem festgelegt wurde,

dass die US-Truppen bis Mai das Land verlassen.

Im Gegenzug sollten die Taliban

sich auf Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul einlassen.

Doch diese Verhandlungen ziehen sich dahin, ohne sichtbare Fortschritte.

Und so sieht es im Moment

nicht nach einem baldigen Abzug der US-Truppen aus.

Auch die Bundeswehr bleibt vorerst dort.

Das Mandat wurde ja gerade erst verlängert.

Heute war die Bundesverteidigungs- ministerin auf Truppenbesuch.

Annegret Kramp-Karrenbauer besuchte

das Einsatzkontingent in Masar-e-Scharif.

Anlass für unsere Reporterin Katrin Eigendorf,

auf die Lage in Afghanistan zu blicken: Wie steht es um das Land?

Sie sind jung, sie sind unerfahren

und sie haben sich für einen der gefährlichsten Jobs

in ihrem Land entschieden: Soldat beim afghanischen Militär.

Auf dem Stützpunkt Baghlan lernen sie die Grundlagen.

Eine Ausbildung, bei der die Bundes- wehr im Norden Afghanistans

seit fünf Jahren unterstützt.

Deutsche Soldaten schulen in Masar-e-Scharif Führungskräfte,

sie beraten die Spitze der Armee.

Noch einmal soll die Mission jetzt verlängert werden.

Bei einem spontanen Truppenbesuch, heute in Masar-e-Scharif,

betonte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer,

Deutschland wolle Afghanistan weiter unterstützen,

Ziel sei jedoch ein geordneter Rückzug.

Das Verteidigungsministerium in Kabul will mehr.

Wir erwarten von der internationalen Gemeinschaft

und von der deutschen Regierung,

dass sie ihre Unterstützung für die afghanische Armee fortsetzen,

damit wir gemeinsam die Terrorgruppen in Afghanistan

und der Region schlagen und vernichten können.

Die Taliban kontrollieren inzwischen fast die Hälfte des Landes,

marschieren selbstbewusst auf den Straßen auf

und greifen gezielt afghanische Sicherheitskräfte an.

Ihr Ziel: Afghanistan soll ein Islamisches Emirat werden.

Friedensgespräche zwischen ihren Vertretern

und der afghanischen Regierung stocken.

Die Taliban verlangen dennoch, dass die internationalen Truppen,

wie mit den USA vor einem Jahr vereinbart, im Mai abziehen.

Andernfalls drohen sie mit Krieg - auch gegen deutsche Soldaten.

Unsere Botschaft an die NATO und ihre Mitglieder ist:

Wenn Sie Ihre Kinder in Frieden aufwachsen lassen wollen,

wenn Sie Ihre Länder in Frieden sehen wollen,

dann sollten Sie unser Land verlassen

und Ihre Besatzung beenden.

Alleine werden Afghanistans Sicherheitskräfte

nach Meinung internationaler Experten den Vormarsch der Taliban

nicht stoppen können.

Und die Regierung droht, das Land könne künftig wieder

zum Rückzugsgebiet für internationale Terroristen werden.

Wir brauchen Ihre Unterstützung.

Wir benötigen Waffen, auch weitere Unterstützung bei der Ausbildung,

aber auch dabei, militärische Operationen

und Angriffe durchzuführen, das ist jetzt extrem wichtig.

Abziehen oder bleiben – eine wichtige Entscheidung,

die die NATO und ihre Verbündeten treffen müssen.

Vorläufig bleiben wird nicht reichen.

Eine ausführliche Reportage aus Afghanistan finden Sie

in unserer ZDFmediathek, bei Dokus und Reportagen unter dem Titel:

"Comeback der Taliban - Wer hat die Macht in Afghanistan?"

Und jetzt macht Heinz nochmal weiter,

zunächst mit Wirtschaft in Pandemie-Zeiten.

Zu den Instrumenten, die die wirtschaftlichen Auswirkungen

der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt abfedern sollen,

gehört die Kurzarbeit - ein Instrument, das Milliarden kostet.

Frank Bethmann, dazu gibt es Neuigkeiten?

Tatsächlich ist das hochgelobte Kurzarbeitergeld

eine teure Angelegenheit,

v.a., wenn es über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden muss.

Und wenn es mehr Menschen in Anspruch nehmen als gedacht.

Und so musste die Bundesagentur für Arbeit schon früh im Jahr

einen ersten Kassensturz machen.

Herauskam, dass die ursprünglich eingeplanten 6 Mrd. Euro

bereits im März aufgebraucht sein werden.

Weswegen die Bundesagentur für Arbeit für das Kurzarbeitergeld

inzwischen weitere 6,3 Mrd. Euro im Etat veranschlagt,

quasi eine Verdopplung.

2020 kostete die Agentur die Kurzarbeit sogar über 22 Mrd. Euro.

Insbesondere im letzten Jahr war das ein noch nie dagewesener Kraftakt:

Sagte heute die Finanzchefin der Arbeitsagentur.

Die Folge: Die noch vor Corona milliardenschweren Rücklagen

der Agentur werden zum Jahresende komplett aufgezehrt sein.

Und bereits jetzt wird darüber spekuliert,

ob der Bundesfinanzminister einen Nachtragshaushalt auflegen muss

angesichts dieser Mehrkosten bei der Kurzarbeit.

Und spekuliert wird auch hier an der Börse,

warum bloß tut sich der DAX in dieser Woche so schwer?

1,5 % verliert das Kursbarometer unterm Strich.

Es sei die Furcht vor einer steigenden Inflation,

sagen die Börsianer.

Und dennoch ist das Aktienbarometer auch weiterhin nur 2,5 %

von seinem Allzeithoch entfernt.

Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf

haben die deutschen Skispringerinnen

im Mannschaftswettbewerb nur Platz 5 belegt.

Der Rückstand des Titelverteidigers auf die Podest-Ränge war groß.

Die Goldmedaille ging an das Team aus Österreich,

Silber an Slowenien und Bronze an Norwegen.

Auch die deutschen Männer verpassten in der Nordischen Kombination

die Medaillenränge, allerdings denkbar knapp.

Erik Frenzel fehlten am Ende weniger als 6 Sekunden

und er musste sich mit dem undankbaren 4. Platz zufriedengeben.

Gold ging an den Norweger Jarl Magnus Riiber,

vor dem Finnen Ilkka Herola

und auch Bronze gewann ein Norweger: Jens Luraas Oftebro.

Dass es ein neues ZDF-Politbarometer gibt,

habe ich am Anfang der Sendung ja schon angesprochen.

Jetzt in aller Ausführlichkeit, präsentiert von Matthias Fornoff.

Guten Abend, willkommen zum Politbarometer.

Frühling im Februar,

das hat in den letzten Tagen die Stimmung etwas aufgehellt.

Eigentlich aber herrscht Pandemie-Blues.

Die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement wächst.

V.a. Gesundheitsminister Spahn steht in der Kritik.

Die schleppende Impfkampagne,

eine vorerst gescheiterte Schnelltest-Offensive -

nicht nur für den Koalitionspartner SPD

sind das zu viele Ankündigungen und zu wenig Taten.

Die Bürger wollen Perspektiven sehen

und immer mehr Menschen sehnen sich nach Lockerungen.

Dass die geltenden Corona-Maßnahmen übertrieben sind,

das denkt inzwischen fast jeder Vierte.

Im Vergleich zur letzten Umfrage ein Plus von 9 Prozentpunkten.

Für mehr als die Hälfte sind die Maßnahmen weiter gerade richtig.

18 % meinen, sie müssten härter ausfallen.

Dass Grundschulen in den meisten Bundesländern jetzt geöffnet sind,

finden mehr als vier von zehn Befragten richtig.

Und mehr als ein Viertel wäre sogar dafür gewesen,

alle Schulen zu öffnen.

Den Beschluss, die Impfung der Lehrer und Erzieher vorzuziehen,

befürworten fast 90 %.

Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen, die wünschen sich 56 %.

Am lautesten ist dieser Ruf im Lager von AfD und FDP.

Aber auch bei den Anhängern der Union und der Linken

ist man mehrheitlich dafür.

Die SPD-Anhänger sind gespalten

und die Anhänger der Grünen mehrheitlich gegen Lockerungen.

Rund jeder Fünfte findet, dass es in jedem Fall Lockerungen geben soll.

Also auch, wenn die Infektionszahlen wieder stark ansteigen.

35 % wollen sie dann lieber nicht.

Der Wunsch nach etwas mehr Normalität ist groß.

Und auf dem Weg dahin gibt es für die Deutschen einen Bereich,

der ganz klar oberste Priorität hat:

Bitte zuerst Läden und Geschäfte öffnen,

dafür gibt's mit 40 % die größte Zustimmung.

Mit Abstand folgen die Kontakte,

Sport-, Kultur- und Freizeit- möglichkeiten sowie Restaurants.

Die Stimmung im Land ändert sich.

Es gibt zwar weiter großen Rückhalt für das Handeln der Regierung,

aber nicht mehr uneingeschränkt.

Schauen wir auf die Projektion.

Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre,

dann könnten CDU/CSU mit 35 % rechnen, -2,

der schlechteste Wert seit April letzten Jahres.

SPD 16 %, AfD 10 %, die FDP 7 %, alle +1.

Die Linke unverändert 7 %.

Und die Grünen 19 %, -1.

Damit gebe es weiter eine Mehrheit für Schwarz-Grün und Schwarz-Rot.

Bei der Union ist noch offen, wer ins Rennen geht ums Kanzleramt.

Die Befragten haben da eine klare Präferenz.

53 % sind sich sicher:

Markus Söder wäre geeignet als Bundeskanzler.

37 % sehen das anders.

Bei Armin Laschet umgedrehte Verhältnisse:

Nur 28 % könnten sich ihn im Amt vorstellen, 57 % nicht.

Bei den Anhängern der Union finden übrigens sogar 74 %,

dass Söder als Kanzler geeignet wäre.

Bei Laschet sind es 36 %.

In unseren Top Ten verlieren alle Politiker*innen an Ansehen.

Am schwersten trifft es die an den Entscheidungshebeln.

Hier die Bewertung nach Sympathie und Leistung,

auf der Skala von +5 bis -5:

Auf Platz 10: Friedrich Merz, -0,3.

Peter Altmaier, 0,5, deutlich schlechter.

Platz 8 für Annalena Baerbock, 0,7.

Davor Armin Laschet, 0,7.

Jens Spahn, 0,8, stark verschlechtert,

Platz 5 für Robert Habeck, 0,9, dann Heiko Maas, 0,9.

Auf Platz 3 Olaf Scholz, 1,1.

Platz 2 Markus Söder, 1,2, an der Spitze Angela Merkel, 2,1.

Alle drei stark verschlechtert.

Die Unzufriedenheit mit der Politik:

sicher auch Spiegel der Gesamtsituation.

Das Auftreten der Virusmutationen verunsichert,

der zähe Shutdown geht an die Nerven.

Zumal fast zwei Drittel der Befragten davon ausgehen,

dass es auch zu einer dritten Infektionswelle kommen wird.

Hoffnung machen immerhin die Schnelltests.

59 % meinen, die Durchführung vieler Schnelltests

kann stark helfen, die Corona-Krise in den Griff zu bekommen.

40 % glauben das nicht.

Am kommenden Mittwoch beraten Bund und Länder wieder.

Dabei soll es auch um die Ausweitung der Schnelltests gehen.

Ob es den von vielen ersehnten Fahrplan für Lockerungen gibt,

ist offen.

Das war unser Bericht über die Stimmung im Land.

Die Grafiken und alle Informationen zu unseren Umfragen

finden Sie wie immer im ZDFtext ab Seite 165,

in der ZDFheute-App und auf ZDFheute.de

Wie die repräsentativen Umfragen der "Forschungsgruppe Wahlen"

zustande kommen, Informationen zur Methodik

und zu den Qualitätsstandards finden Sie unter politbarometer.zdf.de

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Das nächste bundesweite Politbarometer gibt's am 26. März.

Und schon kommende Woche am 5. März gibt es eine Extra-Ausgabe

zu den anstehenden Wahlen

in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Nach dem Wetter, heute mit Eisbär,

geht's hier weiter mit der heute-show und Oliver Welke.

Ihnen noch einen entspannten Abend, auf Wiedersehen.

Morgen ist Welttag des Eisbären.

Wie sich das Klima am Nordpol ändert, merkt der schon länger.

Er findet weniger Fressen, muss daher größere Gebiete bejagen

und dennoch länger fasten.

Das Eis taut und taut, weil neben der Luft auch das Wasser wärmer wird.

Während weißes Eis das Sonnenlicht reflektiert,

nimmt das dunkle, eisfreie Meerwasser die Sonnenwärme auf, wird noch wärmer

und beschleunigt den Eisschwund.

Warmwasserströme unter dem Grönlandeis lecken es von unten weg,

so geschwächt brechen schonmal riesige Eisstücke ab.

Im Jahr 2100 wird der Eisbär wahrscheinlich nur noch

in der nördlichsten Arktis überleben können,

es sei denn, wir Menschen bremsen die Temperaturerhöhung drastisch.

Dann würden auch Wetterkapriolen, wie in diesem Februar,

von extremen Frost bis zum Frühsommer in nur sieben Tagen, seltener.

Heute Nacht fällt in Süddeutschland Regen,

sonst ist es mal mehr, mal weniger stark bewölkt.

Morgen halten sich dichtere Wolken zwischen der Lüneburger Heide

und dem Erzgebirge, sonst scheint häufiger die Sonne.

In den nächsten Tagen beschränken sich die dichteren Wolken

auf Norddeutschland, sonst zeigt sich häufig die Sonne.

Von Südwesten wird es von Tag zu Tag etwas milder.