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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 24.02.2021 - Spahn und das Corona-Chaos

heute journal vom 24.02.2021 - Spahn und das Corona-Chaos

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Wenn Millionen Bürger in der Lage sind, Kontaktlinsen einzusetzen,

einen Schwangerschaftstest zu machen oder Ikea-Regale aufzubauen,

sollte man ihnen dann nicht auch zutrauen,

einen Corona-Schnelltest selbst zu machen?

In der Nase bohren oder spucken

dürfte für die meisten keine intellektuelle Überforderung sein.

Darüber habe ich vorhin mit Gesundheitsminister Spahn gesprochen.

Der ja heute Früh im ZDF-Morgenmagazin angekündigt hatte,

dass in den nächsten Tagen die ersten Selbsttests auf den Markt kommen.

Aber warum erst jetzt?

Und was ist mit den versprochenen kostenlosen Massentests,

die die Kanzlerin erstmal wieder kassierte?

Wann kommen die?

Fragen an den Bundesgesund- heitsminister gibt es reichlich.

Einige wurden ihm heute Mittag schon im Bundestag gestellt.

Aus Berlin: Klaus Brodbeck.

Der Mann, kann man wohl sagen, steht unter Druck.

Spahns Teststrategie: geplatzt.

Er selbst: zurückgepfiffen von der Kanzlerin, nun schon zum zweiten Mal

Doch zu den ungeschrieben Regeln zur Schau gestellter

politischer Körpersprache gehört in solchen Situationen:

Für alle Beteiligten so zu tun, als wäre nichts gewesen.

Tatsächlich hat der Gesundheits- minister viel zu erklären.

Am Nachmittag Fragestunde im Bundestag.

Was öffnet wie wann?

Spahn weicht aus.

Mich würde Ihre wissenschaftliche Begründung interessieren.

Warum Sie die Friseursalons öffnen, aber den Einzelhandel,

z.B. mit persönlichen Terminen vor Ort und Hygienekonzepten, nicht?

Frau Kollegin, ich weiß jetzt nicht, wen Sie mit "Sie" meinen.

Öffnen oder nicht öffnen,

die entsprechenden Maßnahmen werden durch die Länder gemacht

und die lokalen Behörden vor Ort.

Spahn sagt, was oft schon zu hören war,

spricht über die notwendige Abstimmung mit den Ländern,

einen gemeinsamen Rahmen, den es zu finden gelte,

nur, nun ja, die Gespräche dazu fänden gerade erst statt.

Selbst der Koalitionspartner irgendwann genervt.

Ich habe nach dem Beitrag Ihres Hauses gefragt.

Strategisch jetzt zu sehen, vor dem Hintergrund:

Wieviel Kapazitäten habe ich, was muss ich in Wege setzen?

Ob Sie dort konkret in den nächsten Tagen, Wochen

mit den zuständigen Stellen an einer solchen Strategie arbeiten

und wie die aussehen kann.

Ich bin sehr positiv dankbar dafür,

welch großes Vermögen Sie meinem Ministerium zuschreiben,

aber natürlich können Strategien für Tourismus, Wirtschaft, Arbeitsschutz

am Ende nicht nur aus einem Ministerium entwickelt werden.

Sondern wir machen das in enger Kooperation der Ministerien

miteinander und untereinander.

Natürlich geht es auch ums Testen.

Drei Selbsttests wurden heute zugelassen.

Doch wann immer sie verfügbar sein sollten,

müssen Deutsche mehr zahlen als andere in Europa?

Kommt wohl darauf an.

Beabsichtigen Sie, wie unser Nachbarland Österreich z.B.

derartige Schnelltests zur Selbstanwendung

der Bevölkerung kostenlos oder kostengünstig an ausreichender Zahl

zur Verfügung zu stellen?

Ich weiß nicht, ob Sie schon eine Einschätzung dazu haben,

wie die Preise am Ende sein werden im Einzelhandel.

Ich habe sie abschließend noch nicht.

Aber für mich macht es einen Unterschied,

ob ein Test 2 Euro oder 10 Euro kostet,

für die Frage, ob und in welchem Umfang Bezuschussung notwendig ist.

Heute in einer Woche werden Kanzlerin und Ministerpräsidenten

erneut über Wege durch die Pandemie beraten.

Zeit also, konkret zu werden.

Auch für Jens Spahn.

Der "Ankündigungsminister" hat eine ganze Reihe Baustellen.

Beim Impfen läuft's ja auch bei Weitem noch nicht so wie erhofft.

Bevor wir zum Interview mit Jens Spahn kommen,

schauen wir aber erst noch mal kurz auf das Thema Corona-Tests.

Da wird leicht einiges durcheinandergebracht.

Christian von Rechenberg sortiert das nochmal.

Er gilt noch immer als das Nonplusultra: der PCR-Test.

Er spürt das Erbgut des Virus auf,

auch wenn die Infektion erst langsam beginnt oder schon wieder abklingt.

Höchst zuverlässig.

PCR-Tests können auch ganz geringe Mengen an Viren nachweisen.

Das Problem ist, dass sie einfach länger dauern

und es auch ein spezialisiertes Labor braucht,

um diese Tests durchzuführen.

Und den unangenehm tiefen Abstrich an der Rachenwand.

Es geht auch anders: gurgeln.

In Deutschland selten, wie hier in Heidelberg an der Uni

erst im Versuchsstadium.

In Österreich oder der Schweiz ist man weiter.

PCR-Test ohne Abstrich,

das Gegurgelte schickt man einfach ins Labor.

Es ist richtig, dass die Validität des Tests etwas geringer ist

wie der PCR-Test, wo ich im tiefen Nasen-Rachen-Raum abstreiche.

Aber immer noch sehr gut,

z.B. im Vergleich zu einigen Antigen-Schnelltests.

Antigen-Schnelltests sind, wie der Name schon sagt, schnell.

Ergebnis innerhalb von Minuten, Labor unnötig.

Sie suchen nach Virusmaterial, finden es aber nur,

wenn sehr viel vorhanden ist.

Das macht sie ungenauer.

Man braucht schon eine deutlich hohe Viruslast,

weil wir in den Schnelltests nur das nachweisen, was bereits da ist.

Beim PCR ist es so, dass wir Vorhandenes erst vervielfältigen

und dann erst den Nachweis führen des Ganzen.

Um so wichtiger, dass die Probe auch beim Schnelltest exakt genommen wird

Bisher von geschultem Personal in Testzentren, Arztpraxen, Apotheken.

Und niemals nur vorne in der Nase.

Doch genau das ermöglicht der neue Selbstschnelltest für Laien.

Selbst abstreichen, selbst auswerten.

Spuck- und Gurgelvarianten sollen folgen.

Alles deutlich angenehmer - aber auch zuverlässig?

Die Zahlen, die mir bekannt sind bei symptomatischen Patienten,

wenn sie mit dem Tupfer im vorderen nassen Bereich abstreichen,

dass sie eine Sensitivität von etwa 80 % erreichen.

Sie funktionieren also.

Eine Studie der Uni Heidelberg und der Charite hat den Selbsttestern

jüngst gute Trefferquoten bescheinigt.

Und laut Herstellern sind die Tests zuverlässiger als vorgeschrieben.

Das klingt ganz gut, die Erfahrung zeigt,

dass das erstmal die Herstellerangaben sind.

Man muss dann immer noch mal gucken,

was sich Hersteller unabhängig sich davon auch bewahrheitet.

Wichtig ist: Schnelltest schlagen grundsätzlich nur gut an,

wenn der Patient in dem Moment auch stark infektiös ist.

Das kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern.

Wenn der Schnelltest negativ ist, habe ich eine gewisse Unsicherheit.

Dagegen kann ich angehen, indem ich wiederholt messe.

Wenn ich regelmäßig messe.

Dann erwische ich irgendwann diese Phase,

sollte ein Mensch sich infizieren.

Also: testen, testen, testen.

Da hilft der sanfte Abstrich enorm.

Aber was nutzt ein einfacher, attraktiver Test,

wenn er in quälend langen Zulassungsverfahren festhängt.

Und das Berlin zugeschaltet, der Bundesgesundheitsminister.

Guten Abend, Herr Spahn.

Wir müssen ja alle in dieser Pandemie sehr viel lernen.

Die Minister natürlich auch.

Aber dass man dann besser keine Ankündigung macht,

die man nicht halten kann,

das hätten Sie schon länger wissen können?

Da haben Sie grundsätzlich recht.

Das ist natürlich eine Frage in der Sache, um die es geht.

Nämlich dass wir das Testen jetzt frühzeitig beginnen,

die mir wichtig war.

Der Hinweis Anfang März wäre vielleicht etwas besser gewesen

als das konkrete Datum.

Gleichwohl halte ich sehr an dem Ziel fest,

dass wir nämlich die mehr verfügbaren Tests,

die Schnelltests, die wir jetzt haben, erstmalig auch mehr verfügbar

haben, als der Bedarf da ist, jetzt auch nutzen,

um Sicherheit zu geben in dieser Phase der Pandemie.

Und sie den Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Aber wie viel mehr und wie kostenlos das dann ist,

und wie viel es überhaupt geben wird und wer die verteilt,

und wer testet und wo,

das war offenbar alles noch nicht so ganz durchdacht?

Sonst hätte man es nicht erst mal wieder verschoben.

Doch, es gab ein Konzept,

auch ein mit dem Finanzminister Olaf Scholz abgestimmtes Konzept.

Übrigens auch mit Finanzkonzept dahinter, das sich angelehnt hat

an das österreichische Modell, an das dänische Modell,

um eben kostenlos für die Bürgerinnen und Bürger,

sozusagen nach eigenen Bedarf, Tests in Anspruch zu nehmen.

Das ist auch leicht, aus meiner Sicht, darstellbar - komplexer.

Und deswegen haben wir gesagt, das muss verbunden werden.

Komplexer wird es, wenn Sie das mit Öffnungsstrategien

konkret verknüpfen, was z.B. Theater, Einkauf angeht.

Dann brauchen Sie natürlich auch andere Mengen und Wege,

wie diese Tests dann zur Verfügung stehen vor Ort.

Und deswegen ist es in dieser Deba- tte miteinander verbunden worden.

Aber ein Konzept, das auch schnell umsetzbar wäre,

das gibt es tatsächlich.

Sie sagten eben, schnell verfügbar und endlich und bald verfügbar.

Tatsächlich gab es in Südkorea die ersten solcher Tests,

die schon schon im April letzten Jahres zugelassen wurden,

also vor bald fast einem Jahr.

Warum hat das so lange gedauert, bis wir in Deutschland

überhaupt über diese Tests im größerem Umfang reden?

Wir haben damit ja im Herbst, in ausreichender Menge, begonnen.

Es muss ja auch genug da sein, um etwa die Pflegeeinrichtungen,

das war der erste Schritt, und die Krankenhäuser,

das Gesundheitswesen zu schützen und auch in ausreichender Qualität.

Mir ist sehr, sehr wichtig, auch bei den Selbsttests,

dass die Qualität auch überprüft ist durch unsere Zulassungsbehörden.

Damit wir nicht zu viele falsch-negative Ergebnisse haben.

Also man kriegt ein negatives Ergebnis, obwohl man Corona hat.

Das würde in falscher Sicherheit wiegen.

Und das war tatsächlich erst im Herbst der Fall.

Aber es gibt andere Länder, die sind deutlich schneller

und lassen auch schneller diese Selbsttest zu.

Man hatte bei der Bundesregierung immer den Eindruck,

die ist da zögerlich, ob die Bürger das überhaupt können.

Ich meine, wir haben Millionen Bürger, die wissen,

wie man einen Schwangerschaftstest verwendet, wie man sich Kontaktlinsen

einsetzt oder komplizierte Gebrauchsanweisungen hinbekommt.

Dann wird es doch auch möglich sein, zu spucken, zu gurgeln

oder sich die vordere Nasenwand abzustreichen.

Das ist wirklich nicht schwierig.

Das ist nur der eine Teil des Tests,

der andere Teil ist das Test-Kit an sich sozusagen,

wo das Ergebnis gut sein muss.

Wissen Sie, wenn man z.B. nur 90 % richtiges Ergebnis hätte

werden, dass bei einer Million Tests ziemlich viele falsch-negative.

Aber er ist doch besser, als wenn man gar nicht testet

und die Leute einfach ganz, ohne sie zu entdecken, loslässt.

Aber Frau Slomka, wir haben einen anderen Ansatz als Österreich etwa.

Ich verlasse mich nicht nur auf Herstellerangaben,

die einmal zu unterschreiben auf einer Seite,

das schon alles seine Richtigkeit hat.

Ich finde, ja, wir wollen Verantwortung,

auch Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.

Das ist das, was uns überhaupt erfolgreich

durch diese Pandemie bringt.

Das sind ja nicht zuerst staatliche Maßnahmen.

Und dazu gehören auch Tests.

Aber diese Tests müssen aus meiner Sicht auch gut genug sein,

weil zu viele falsche Ergebnisse können auch fatale Folgen haben.

Man hört von den Standard- Schnelltests,

die jetzt nicht für Laien sind,

das die auch von Laien fast genauso gut gemacht werden.

Das hat die Charite im Dezember schon gezeigt.

Jetzt machen wir alle möglichen Schulen auf.

Aber Gurgeltests, die dann gepoolt werden,

dass jeden Morgen die Schüler da ihr Test-Kit sozusagen abgeben,

die haben wir nicht, anders als die Österreicher. Warum?

Weil wir ein Zulassungsverfahren haben, das die Qualität anschaut.

Und ewig langsam ist.

Nein, es ist sehr schnell.

Wir haben jetzt eine nationale Sonderzulassung,

weil die europäischen Zulassungen im Moment langsam laufen.

Aber wissen Sie, worum es geht, ist, dass wir in dieser Pandemie,

zusätzlich ein Mittel haben, das Sicherheit geben kann:

Dass ich etwa beim Reisen auch nachweisen kann,

wie das Ergebnis war, bestätigt durch jemand Drittes,

der den Test gemacht hat, oder der Selbsttest

in konkreten Situationen, vor dem Theaterbesuch z.B.,

der jeweils zu konkreten Anlässen Sicherheit gibt.

Und das ist ein qualitativer Unterschied.

Und jetzt können wir darüber streiten,

ob es den schon hätte vor drei Tagen geben sollen oder nicht.

Für mich ist entscheidend, dass im März deutlich mehr von diesen Tests

zur Verfügung haben werden und auch nutzen werden können.

Bei dem Impfstoff AstraZeneca sind die Deutschen besonders gründlich.

Anderswo wird der auch bei 70-, 80- oder 90-Jährigen verimpft.

In Großbritannien zum Beispiel.

Bei uns nur für die unter 65-Jährigen.

Es ist doch irgendwo absurd.

Wenn wir jetzt 20-Jährige mit AstraZeneca impfen

und die 90-jährigen oder 80-Jährigen warten auf einen Impftermin.

Wir haben ja beides.

Wir haben die Impfstoffe von Biontech und Moderna.

Die liegen aber nicht rum wie AstraZeneca.

Ja, aber wir haben auch viele

in der Priorisierungsgruppe eins und zwei

etwa medizinisches Personal, Polizisten im Einsatz

Kita- und Grundschulbeschäftigte, die zwischen 18 und 64 sind.

Und dadurch, dass wir den AstraZeneca-Impfstoff und Biontech

und Moderna haben, können wir jetzt gleichzeitig die Älteren schneller

schützen, mit dem einen Impfstoff, und diejenigen in der Risikogruppe,

die gibt es, auch 18-Jährige können mit Vorerkrankungen gefährdet sein

durch dieses Virus, auch schneller impfen.

Wir folgen dabei einer Empfehlung der ständigen Impfkommission.

Das ist ja am Ende eine Empfehlung auf wissenschaftlicher Basis

in Auswertung der Studien, die da sind.

Und um Vertrauen zu erhalten, finde ich es wichtig,

dass wir eben Entscheidungen vor allem auch auf Basis

von wissenschaftlichen Empfehlungen treffen.

Entscheidend ist, da bin ich ja bei Ihnen,

dass jetzt eben auch geimpft wird, schneller geimpft wird.

Die Länder haben darauf hingewiesen, dass der Bund nachvollziehbar

schneller liefern soll, mehr liefern soll.

Das passiert jetzt durch die EU-Bestellung,

und jetzt muss es auch zügiger verimpft werden.

Sagt der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, vielen Dank.

Sehr gerne.

Jetzt macht erstmal Heinz Wolf weiter,

mit anderen Nachrichten des Tages.

Agrarministerin Klöckner hat heute den neuen Waldzustandsbericht

vorgestellt und sagte zusammen- fassend: Unsere Wälder sind krank.

Der Bericht dokumentiert, was Stürme, Dürre und Schädlinge,

allen voran der Borkenkäfer, in den Wäldern angerichtet haben.

Im vergangenen Jahr starben in Deutschland so viele Bäume

wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984.

Laut Klöckner gehe es nun darum,

möglichst viel Fläche nachhaltig aufzuforsten.

In der Aufarbeitung der Unregelmäßig- keiten beim Kommando Spezialkräfte,

KSK, hat Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer

Fehler ihres Hauses eingeräumt.

Nach einer Befragung im Verteidigungsausschuss

zum Umgang mit verschwundener Munition bei der Einheit

machte sie aber deutlich, zunächst am Kommandeur des KSK, Kreitmayr,

festhalten zu wollen.

Und mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Zorn, weiter zu arbeiten.

Kreitmayr soll ermöglicht haben, dass Soldaten zurückgehaltene Munition

strafffrei abgeben konnten.

Zorn hatte in einem Bericht Details dazu nicht aufgeführt.

Das Bundeskabinett hat grünes Licht

für die Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan

bis Ende Januar 2022 gegeben.

Der Bundestag muss dem noch zustimmen.

Bis zu 1.300 Soldaten können damit in Afghanistan stationiert werden,

derzeit befinden sich dort etwa 1.100 deutsche Streitkräfte.

Ein möglicher Abzug der Truppen hängt laut Auswärtigem Amt

auch vom Fortgang der Friedensgespräche

zwischen der afghanischen Regierung und den radikalislamischen Taliban ab

Eine diplomatische Lösung für die politische Krise in Myanmar

ist das Ziel von Gesprächen,

die Indonesien und Thailand zurzeit führen.

Dass sie deswegen auch mit dem vom Militär ernannten Außenminister

Myanmars sprechen, hat zu Protesten vor den Botschaften

der beiden Länder in Yangon geführt.

Damit werde das Putsch-Regime unterstützt, so die Demonstranten,

die auch heute wieder

zu Tausenden gegen den Militärcoup protestierten.

Das Oberlandesgericht in Koblenz

hat einen 44 Jahre alten Syrer schuldig gesprochen,

Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit geleistet zu haben.

Das Urteil sieht 4,5 Jahre Haft vor.

Der Mann habe als Mitglied des syrischen Geheimdienstes 2011,

während des Arabischen Frühlings, geholfen,

Demonstranten in ein Foltergefängnis in Damaskus zu bringen.

Laut Bundesanwaltschaft

ist es der weltweit erste Straf- prozess wegen Staatsfolter in Syrien.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Seit je her setzen Extremisten auch auf geschickte Marketing-Strategien.

Von Glückseligkeitsversprechen bis zu charismatischen Anführern.

Gerne auch in geheimnisvoll- mystischer Selbstpräsentation.

Dass sich der Statthalter des IS in Deutschland, Kampfname Abu Walaa,

in seinen Propagandavideos nur von hinten zeigte,

als "Prediger ohne Gesicht", mag man einfach nur albern finden.

Für viele junge Leute

war das scheinbar Geheimnisvolle aber offenbar zusätzlich anziehend.

Die Identität des Gesichtslosen blieb den Sicherheitsbehörden

allerdings nicht verborgen und auch nicht, was er hierzulande trieb.

Heute wurde er zu 10,5 Jahren Gefängnis verurteilt,

nach einem umfänglichen, jahrelangen Gerichtsverfahren,

in dem es auch darum ging,

die Hildesheimer Islamistenszene auszuleuchten

und warum sie dort so erfolgreich rekrutieren konnte.

Oliver Deuker berichtet.

Frank Auracher ist Sozialarbeiter im Hildesheimer Stadtteil Nordstadt.

11.000 leben hier, viele sozial Benachteiligte,

Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge.

Das ist Nährboden, genau.

Deswegen betrachten wir es so, dass wir global präventiv arbeiten.

Das heißt, das wir früh anfangen,

möglichst viele Eltern einbinden wollen,

in Erziehungspartnerschaften mit Kindern zu gehen,

und möglichst gut in die Zusammen- arbeit mit den Kitas und Schulen.

Es hat sich was getan im Stadtteil, nachdem hier 2016

mehrere Strippenzieher des Islam- ischen Staates festgenommen wurden.

Unter ihnen: der im Irak geborene Abu Walaa,

den der Richter als Mann mit bundesweiter Strahlkraft beschrieb.

Er und die anderen Angeklagten haben junge Männer theologisch

und ideologisch auf Einsätze für den Islamischen Staat vorbereitet.

Sie haben weiter Kontakte zu Schleusern vermittelt,

Reiserouten geplant und den Männern Geld für die Ausreise gegeben.

Dieses Urteil ist nach Auffassung der Verteidigung falsch.

Es gibt keine tragfähigen Anhaltspunkte für eine Verurteilung.

Es war der größte, der längste,

der teuerste Islamisten-Prozess hierzulande.

Die Verhaftungen, die Verurteilungen,

ein herber Schlag für den Islamischen Staat in Deutschland.

Aber zahlreiche Anhänger sind noch da, wenn auch anders.

Die Situation hat sich verändert.

Auch die Salafisten werden gelernt haben.

Ich denke, dass die sich jetzt nicht mehr so

in der Öffentlichkeit zeigen, wie das früher war -

ganz lange Bärte, Dreiviertelhosen.

Analog den anderen extremistischen Phänomenen gegenüber werden sie sich

wahrscheinlich auch anders darstellen wollen.

Das heißt, sie werden nicht mehr so auffallen,

werden nicht mehr in die öffentlichen Moscheen gehen.

Die werden wahrscheinlich in die Hinterhofmoscheen gehen

oder im Privatbereich sich aufhalten.

Die frühere Macht, die Stärke des Kalifats,

gebrochen in seinen Hochburgen in Syrien, dem Irak,

augenscheinlich bis zur Bedeutungslosigkeit zurückgedrängt.

Der IS also am Ende?

Oder trügt der Eindruck?

Der IS ist sicher nicht tot.

Er ist stark geschwächt.

Er ist viel schwächer als vor fünf oder sechs Jahren,

als es noch eine Infrastruktur gab, als man ins "Kalifat" reisen konnte

und wo der IS auch große Operationen organisiert hat,

wie z.B. in Paris und Brüssel.

Heutzutage existiert diese Infrastruktur nicht mehr.

Aber innerhalb der letzten 12 Monate hatte man schon das Gefühl,

dass die Anhänger des IS, die es noch gibt,

wieder Fahrtwind bekommen haben.

Diesen Fahrtwind, der immer mit einem Lüftchen beginnt,

den versucht man in der Hildesheimer Nordstadt,

erst gar nicht wieder aufkommen zu lassen - mit gezielter Prävention.

Die aber kostet Zeit und Geld.

Nachher im heute journal update gibt es dazu noch ein Gespräch

mit dem Terrorismus-Experten Peter Neumann.

Jetzt nochmal Heinz Wolf, mit dem Blick auf die Wirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft hat nach den neuesten Zahlen

des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr

insgesamt ein Minus von 4,9 % verbucht.

Im letzten Quartal lief es dabei etwas besser als bislang angenommen.

Das Plus wurde von 0,1 auf 0,3 % zum Vorquartal nach oben korrigiert.

Frank Bethmann in Frankfurt an der Börse,

wie kam's zu dieser Verbesserung?

Am Ende sorgten weitere steigende Exporte

und ein anhaltender Bauboom dafür,

dass die deutsche Wirtschaft weniger schrumpfte als befürchtet.

Weniger schlimm als befürchtet

fiel auch das Staatsdefizit im vergangenen Jahr aus.

19 Milliarden weniger Schulden wurden aufgenommen.

Gleichwohl gaben Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen

zusammen knapp 140 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen.

Das ist das zweithöchste Haushalts- defizit seit der Wiedervereinigung.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist dennoch zuversichtlich.

Dieses Jahr wird alles besser.

Die Bundesregierung geht von einem Wachstum von 3 % aus.

Ökonomen indes treten für das gerade laufende 1. Quartal

zunächst mal auf die Bremse.

Der Grund ist naheliegend: Der aktuelle Shutdown dauert

inzwischen länger als der erste im vergangenen Frühjahr.

Für die ersten drei Monate des Jahres

rechnet z.B. die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW,

mit einem Minus von 1,5 bis 3 %.

Aufwärts gehen soll es dann ab dem Frühjahr,

immer vorausgesetzt es gibt Lockerungen für die Wirtschaft.

Lockerer ging es heute auch der DAX an.

Nach zwei Verlusttagen konnte das Aktienbarometer heute wieder zulegen.

Im Hamburger Hafen hat der Zoll mehr als 16 Tonnen Kokain sichergestellt.

Den Straßenverkaufswert des größten Einzelfundes Europas

schätzten die Zollfahnder auf mehrere Milliarden Euro.

Vor knapp zwei Wochen sei das Rauschgift auf einem Schiff

aus Paraguay entdeckt worden,

versteckt in Blechdosen mit Spachtelmasse.

Der mutmaßliche Verantwortliche für die Einfuhr

wurde in den Niederlanden festgenommen.

Jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten wie immer ohne Gewähr.

Wenn ein Mitt-Dreißiger wehmütig eine Jugend in den 80er Jahren beschreibt,

fragt man sich unwillkürlich: warum?

Damals war er selbst ja gerade erst ein Kleinkind.

Genau das bedaure er, sagt Bestseller-Autor Benedict Wells.

Dass er die 80er knapp verpasst habe.

Diejenigen unter uns, die sich an die 80er hingegen selbst erinnern,

können eines jedenfalls bestätigen:

Man war als junger Mensch schön unbeobachtet,

in diesem prähistorischen Analog-Zeitalter,

als Eltern sich darauf verlassen mussten,

dass man sich eventuell irgendwann mal von einer Telefonzelle aus meldet

Eine Jugend in den 80ern in einer amerikanischen Kleinstadt:

Das ist das Setting von Benedict Wells' neuem Roman,

auf den seine Fans lange gewartet haben.

Claudio Armbruster hat ihn dazu befragt.

Eigentlich liebt er es, Bücher zu signieren.

Aber doch nicht so, doch nicht allein.

Denn eigentlich ist Benedict Wells so eine Art Weltmeister

im Signieren.

Sechs Stunden war sein Rekord.

Fan-Kontakt bis Tief in die Nacht, bis zur Erschöpfung.

Aber es ist Corona,

da wird die Fan-Beziehung zur Fernbeziehung.

Und der Autor signiert einsam vor sich hin -

zwei Tage lang, 2.000 Bücher.

Geschafft?

Ja, sehr.

Aber es hat erstaunlicherweise Spaß gemacht.

Mit Musik geht alles.

Warum tust du dir das an?

Es fehlen ja die Touren, es fehlen die Begegnungen.

Und so ist wenigstens ein kleiner, persönlicher Gruß im Buch drin.

Vor zehn Jahren haben wir ihn zum ersten Mal getroffen.

In Barcelona.

Er war 27 und noch neu im Literaturbetrieb.

Dann, vor fünf Jahren, trafen wir ihn wieder,

als er sein Meisterstück abgeliefert hatte:

"Vom Ende der Einsamkeit".

Und heute, nochmal fünf Jahre später,

wird der nächste Roman ausgeliefert.

Erstauflage, 120.000 - Wells ist jetzt Bestseller-Autor.

Hast du jetzt nicht Erfolgsdruck?

Nein, weil es war schwieriger, für die Bücher Schulden zu machen,

wie beim "Vom Ende der Einsamkeit".

Und wenn das Buch dann gefloppt wäre,

hätte ich ein großes Problem gehabt.

Und jetzt ist es so, dass ich schreiben darf.

Ich versuche immer, von innen herauszuschreiben,

diesen Bildern, die ich wortlos im Kopf hatte,

schwarz auf weiß gerecht zu werden.

Das ist der Druck, den ich spüre beim Schreiben.

Der neue Roman "Hard Land" erzählt die Geschichte eines Sommers:

1985, eine kleine Stadt in Missouri.

Sam ist 16 und ein einsamer Außenseiter.

Doch dann erlebt er in diesem einen magischen Sommer

alles zum ersten Mal.

Die erste Freundschaft, die erste Erfahrung mit dem Tod.

Und natürlich die erste Liebe.

Innendrin, glaube ich, sind wir uns sehr ähnlich.

Ich war ein schüchterner Mensch,

der manchmal diese Flucht nach vorne machen muss.

Auch jetzt zum Beispiel.

Ich muss mich überwinden, dass jetzt alles zu sagen.

Eigentlich ist mir Sam dann sehr nah gewesen in dieser Schüchternheit.

Ich wollte schon immer mal dieses Thema haben:

Der Sommer in der Jugend.

Auch, weil ich den so nie hatte.

Es ist quasi Sehnsucht gewesen, das hat mich angetrieben.

Nicht die eigene Erfahrung, sondern ich hatte das Gefühl,

mit Sehnsucht geht das nochmal viel weiter.

Nach sechs Jahren Arbeit und zusammenleben, lieben und leiden

mit seinen Figuren, muss er sie nun loslassen.

Raus zum Leser.

Ist es dann eher Abschied, oder ist es wie Schluss machen?

Schluss machen.

Das habe ich auch bei Büchern von anderen,

wenn ich dann mit dem Lesen fertig bin.

Das ist eigentlich Lese-Kummer.

"Hart Land" ist nicht das große Werk

wie sein Vorgänger "Vom Ende der Einsamkeit".

Muss es auch nicht sein, will es auch nicht sein.

"Hart Land" ist ein verträumter, ein sehnsüchtiger Blick

zurück in die Jugend und einfach eine schöne Geschichte.

Mit dem Auslandsjournal geht es gleich weiter,

heute unter anderem mit einer packenden Reportage aus Afghanistan,

für die ein ZDF-Team bei den Taliban unterwegs war.

Um 0.30 Uhr gibt es dann unser heute journal update

mit Nazan Gökdemir.

Bis morgen, auf Wiedersehen.

Heute war der fünfte Tag in Folge mit 20 Grad.

Viele Rekorde wurden heute eingestellt.

Dies ist nur eine kleine Auswahl.

Diese Temperaturen wurden an diesen Stationen noch nie gemessen.

Ab 14 Grad spricht man von ungewöhnlich mild.

Schauen wir auf das europäische Satellitenbild.

Wir haben eine südwestliche Strömung.

Entsprechend bleibt es morgen zu warm.

In der Nacht gibt es wenige Wolken.

Morgen viel Sonnenschein.

An der Donau muss der Nebel erst einmal verschwinden.

Im Norden kommen Wolken auf.

Am Freitag kommt etwas Regen auf.

Mild geht es auch weiter.


heute journal vom 24.02.2021 - Spahn und das Corona-Chaos heute journal from 24.02.2021 - Spahn and the Corona chaos

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Wenn Millionen Bürger in der Lage sind, Kontaktlinsen einzusetzen,

einen Schwangerschaftstest zu machen oder Ikea-Regale aufzubauen,

sollte man ihnen dann nicht auch zutrauen,

einen Corona-Schnelltest selbst zu machen?

In der Nase bohren oder spucken

dürfte für die meisten keine intellektuelle Überforderung sein.

Darüber habe ich vorhin mit Gesundheitsminister Spahn gesprochen.

Der ja heute Früh im ZDF-Morgenmagazin angekündigt hatte,

dass in den nächsten Tagen die ersten Selbsttests auf den Markt kommen.

Aber warum erst jetzt?

Und was ist mit den versprochenen kostenlosen Massentests,

die die Kanzlerin erstmal wieder kassierte?

Wann kommen die?

Fragen an den Bundesgesund- heitsminister gibt es reichlich.

Einige wurden ihm heute Mittag schon im Bundestag gestellt.

Aus Berlin: Klaus Brodbeck.

Der Mann, kann man wohl sagen, steht unter Druck.

Spahns Teststrategie: geplatzt.

Er selbst: zurückgepfiffen von der Kanzlerin, nun schon zum zweiten Mal

Doch zu den ungeschrieben Regeln zur Schau gestellter

politischer Körpersprache gehört in solchen Situationen:

Für alle Beteiligten so zu tun, als wäre nichts gewesen.

Tatsächlich hat der Gesundheits- minister viel zu erklären.

Am Nachmittag Fragestunde im Bundestag.

Was öffnet wie wann?

Spahn weicht aus.

Mich würde Ihre wissenschaftliche Begründung interessieren.

Warum Sie die Friseursalons öffnen, aber den Einzelhandel,

z.B. mit persönlichen Terminen vor Ort und Hygienekonzepten, nicht?

Frau Kollegin, ich weiß jetzt nicht, wen Sie mit "Sie" meinen.

Öffnen oder nicht öffnen,

die entsprechenden Maßnahmen werden durch die Länder gemacht

und die lokalen Behörden vor Ort.

Spahn sagt, was oft schon zu hören war,

spricht über die notwendige Abstimmung mit den Ländern,

einen gemeinsamen Rahmen, den es zu finden gelte,

nur, nun ja, die Gespräche dazu fänden gerade erst statt.

Selbst der Koalitionspartner irgendwann genervt.

Ich habe nach dem Beitrag Ihres Hauses gefragt.

Strategisch jetzt zu sehen, vor dem Hintergrund:

Wieviel Kapazitäten habe ich, was muss ich in Wege setzen?

Ob Sie dort konkret in den nächsten Tagen, Wochen

mit den zuständigen Stellen an einer solchen Strategie arbeiten

und wie die aussehen kann.

Ich bin sehr positiv dankbar dafür,

welch großes Vermögen Sie meinem Ministerium zuschreiben,

aber natürlich können Strategien für Tourismus, Wirtschaft, Arbeitsschutz

am Ende nicht nur aus einem Ministerium entwickelt werden.

Sondern wir machen das in enger Kooperation der Ministerien

miteinander und untereinander.

Natürlich geht es auch ums Testen.

Drei Selbsttests wurden heute zugelassen.

Doch wann immer sie verfügbar sein sollten,

müssen Deutsche mehr zahlen als andere in Europa?

Kommt wohl darauf an.

Beabsichtigen Sie, wie unser Nachbarland Österreich z.B.

derartige Schnelltests zur Selbstanwendung

der Bevölkerung kostenlos oder kostengünstig an ausreichender Zahl

zur Verfügung zu stellen?

Ich weiß nicht, ob Sie schon eine Einschätzung dazu haben,

wie die Preise am Ende sein werden im Einzelhandel.

Ich habe sie abschließend noch nicht.

Aber für mich macht es einen Unterschied,

ob ein Test 2 Euro oder 10 Euro kostet,

für die Frage, ob und in welchem Umfang Bezuschussung notwendig ist.

Heute in einer Woche werden Kanzlerin und Ministerpräsidenten

erneut über Wege durch die Pandemie beraten.

Zeit also, konkret zu werden.

Auch für Jens Spahn.

Der "Ankündigungsminister" hat eine ganze Reihe Baustellen.

Beim Impfen läuft's ja auch bei Weitem noch nicht so wie erhofft.

Bevor wir zum Interview mit Jens Spahn kommen,

schauen wir aber erst noch mal kurz auf das Thema Corona-Tests.

Da wird leicht einiges durcheinandergebracht.

Christian von Rechenberg sortiert das nochmal.

Er gilt noch immer als das Nonplusultra: der PCR-Test.

Er spürt das Erbgut des Virus auf,

auch wenn die Infektion erst langsam beginnt oder schon wieder abklingt.

Höchst zuverlässig.

PCR-Tests können auch ganz geringe Mengen an Viren nachweisen.

Das Problem ist, dass sie einfach länger dauern

und es auch ein spezialisiertes Labor braucht,

um diese Tests durchzuführen.

Und den unangenehm tiefen Abstrich an der Rachenwand. And the uncomfortably deep swab on the throat wall.

Es geht auch anders: gurgeln.

In Deutschland selten, wie hier in Heidelberg an der Uni

erst im Versuchsstadium.

In Österreich oder der Schweiz ist man weiter.

PCR-Test ohne Abstrich,

das Gegurgelte schickt man einfach ins Labor. just send the gargle to the lab.

Es ist richtig, dass die Validität des Tests etwas geringer ist

wie der PCR-Test, wo ich im tiefen Nasen-Rachen-Raum abstreiche.

Aber immer noch sehr gut,

z.B. im Vergleich zu einigen Antigen-Schnelltests.

Antigen-Schnelltests sind, wie der Name schon sagt, schnell.

Ergebnis innerhalb von Minuten, Labor unnötig.

Sie suchen nach Virusmaterial, finden es aber nur,

wenn sehr viel vorhanden ist.

Das macht sie ungenauer.

Man braucht schon eine deutlich hohe Viruslast,

weil wir in den Schnelltests nur das nachweisen, was bereits da ist.

Beim PCR ist es so, dass wir Vorhandenes erst vervielfältigen

und dann erst den Nachweis führen des Ganzen.

Um so wichtiger, dass die Probe auch beim Schnelltest exakt genommen wird

Bisher von geschultem Personal in Testzentren, Arztpraxen, Apotheken.

Und niemals nur vorne in der Nase.

Doch genau das ermöglicht der neue Selbstschnelltest für Laien.

Selbst abstreichen, selbst auswerten.

Spuck- und Gurgelvarianten sollen folgen.

Alles deutlich angenehmer - aber auch zuverlässig?

Die Zahlen, die mir bekannt sind bei symptomatischen Patienten,

wenn sie mit dem Tupfer im vorderen nassen Bereich abstreichen,

dass sie eine Sensitivität von etwa 80 % erreichen.

Sie funktionieren also.

Eine Studie der Uni Heidelberg und der Charite hat den Selbsttestern

jüngst gute Trefferquoten bescheinigt.

Und laut Herstellern sind die Tests zuverlässiger als vorgeschrieben.

Das klingt ganz gut, die Erfahrung zeigt,

dass das erstmal die Herstellerangaben sind.

Man muss dann immer noch mal gucken, Then you have to look again

was sich Hersteller unabhängig sich davon auch bewahrheitet.

Wichtig ist: Schnelltest schlagen grundsätzlich nur gut an,

wenn der Patient in dem Moment auch stark infektiös ist.

Das kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern.

Wenn der Schnelltest negativ ist, habe ich eine gewisse Unsicherheit.

Dagegen kann ich angehen, indem ich wiederholt messe.

Wenn ich regelmäßig messe.

Dann erwische ich irgendwann diese Phase,

sollte ein Mensch sich infizieren.

Also: testen, testen, testen.

Da hilft der sanfte Abstrich enorm.

Aber was nutzt ein einfacher, attraktiver Test,

wenn er in quälend langen Zulassungsverfahren festhängt.

Und das Berlin zugeschaltet, der Bundesgesundheitsminister.

Guten Abend, Herr Spahn.

Wir müssen ja alle in dieser Pandemie sehr viel lernen.

Die Minister natürlich auch.

Aber dass man dann besser keine Ankündigung macht,

die man nicht halten kann,

das hätten Sie schon länger wissen können?

Da haben Sie grundsätzlich recht.

Das ist natürlich eine Frage in der Sache, um die es geht.

Nämlich dass wir das Testen jetzt frühzeitig beginnen,

die mir wichtig war.

Der Hinweis Anfang März wäre vielleicht etwas besser gewesen

als das konkrete Datum.

Gleichwohl halte ich sehr an dem Ziel fest,

dass wir nämlich die mehr verfügbaren Tests,

die Schnelltests, die wir jetzt haben, erstmalig auch mehr verfügbar

haben, als der Bedarf da ist, jetzt auch nutzen,

um Sicherheit zu geben in dieser Phase der Pandemie.

Und sie den Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Aber wie viel mehr und wie kostenlos das dann ist,

und wie viel es überhaupt geben wird und wer die verteilt,

und wer testet und wo,

das war offenbar alles noch nicht so ganz durchdacht?

Sonst hätte man es nicht erst mal wieder verschoben.

Doch, es gab ein Konzept,

auch ein mit dem Finanzminister Olaf Scholz abgestimmtes Konzept.

Übrigens auch mit Finanzkonzept dahinter, das sich angelehnt hat

an das österreichische Modell, an das dänische Modell,

um eben kostenlos für die Bürgerinnen und Bürger,

sozusagen nach eigenen Bedarf, Tests in Anspruch zu nehmen.

Das ist auch leicht, aus meiner Sicht, darstellbar - komplexer.

Und deswegen haben wir gesagt, das muss verbunden werden.

Komplexer wird es, wenn Sie das mit Öffnungsstrategien

konkret verknüpfen, was z.B. Theater, Einkauf angeht.

Dann brauchen Sie natürlich auch andere Mengen und Wege,

wie diese Tests dann zur Verfügung stehen vor Ort.

Und deswegen ist es in dieser Deba- tte miteinander verbunden worden.

Aber ein Konzept, das auch schnell umsetzbar wäre,

das gibt es tatsächlich.

Sie sagten eben, schnell verfügbar und endlich und bald verfügbar.

Tatsächlich gab es in Südkorea die ersten solcher Tests,

die schon schon im April letzten Jahres zugelassen wurden,

also vor bald fast einem Jahr.

Warum hat das so lange gedauert, bis wir in Deutschland

überhaupt über diese Tests im größerem Umfang reden?

Wir haben damit ja im Herbst, in ausreichender Menge, begonnen.

Es muss ja auch genug da sein, um etwa die Pflegeeinrichtungen,

das war der erste Schritt, und die Krankenhäuser,

das Gesundheitswesen zu schützen und auch in ausreichender Qualität.

Mir ist sehr, sehr wichtig, auch bei den Selbsttests,

dass die Qualität auch überprüft ist durch unsere Zulassungsbehörden.

Damit wir nicht zu viele falsch-negative Ergebnisse haben.

Also man kriegt ein negatives Ergebnis, obwohl man Corona hat.

Das würde in falscher Sicherheit wiegen.

Und das war tatsächlich erst im Herbst der Fall.

Aber es gibt andere Länder, die sind deutlich schneller

und lassen auch schneller diese Selbsttest zu.

Man hatte bei der Bundesregierung immer den Eindruck,

die ist da zögerlich, ob die Bürger das überhaupt können.

Ich meine, wir haben Millionen Bürger, die wissen,

wie man einen Schwangerschaftstest verwendet, wie man sich Kontaktlinsen

einsetzt oder komplizierte Gebrauchsanweisungen hinbekommt.

Dann wird es doch auch möglich sein, zu spucken, zu gurgeln

oder sich die vordere Nasenwand abzustreichen.

Das ist wirklich nicht schwierig.

Das ist nur der eine Teil des Tests,

der andere Teil ist das Test-Kit an sich sozusagen,

wo das Ergebnis gut sein muss.

Wissen Sie, wenn man z.B. nur 90 % richtiges Ergebnis hätte

werden, dass bei einer Million Tests ziemlich viele falsch-negative.

Aber er ist doch besser, als wenn man gar nicht testet

und die Leute einfach ganz, ohne sie zu entdecken, loslässt.

Aber Frau Slomka, wir haben einen anderen Ansatz als Österreich etwa.

Ich verlasse mich nicht nur auf Herstellerangaben,

die einmal zu unterschreiben auf einer Seite,

das schon alles seine Richtigkeit hat.

Ich finde, ja, wir wollen Verantwortung,

auch Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.

Das ist das, was uns überhaupt erfolgreich

durch diese Pandemie bringt.

Das sind ja nicht zuerst staatliche Maßnahmen.

Und dazu gehören auch Tests.

Aber diese Tests müssen aus meiner Sicht auch gut genug sein,

weil zu viele falsche Ergebnisse können auch fatale Folgen haben.

Man hört von den Standard- Schnelltests,

die jetzt nicht für Laien sind,

das die auch von Laien fast genauso gut gemacht werden.

Das hat die Charite im Dezember schon gezeigt.

Jetzt machen wir alle möglichen Schulen auf.

Aber Gurgeltests, die dann gepoolt werden,

dass jeden Morgen die Schüler da ihr Test-Kit sozusagen abgeben,

die haben wir nicht, anders als die Österreicher. Warum?

Weil wir ein Zulassungsverfahren haben, das die Qualität anschaut.

Und ewig langsam ist.

Nein, es ist sehr schnell.

Wir haben jetzt eine nationale Sonderzulassung,

weil die europäischen Zulassungen im Moment langsam laufen.

Aber wissen Sie, worum es geht, ist, dass wir in dieser Pandemie,

zusätzlich ein Mittel haben, das Sicherheit geben kann:

Dass ich etwa beim Reisen auch nachweisen kann,

wie das Ergebnis war, bestätigt durch jemand Drittes,

der den Test gemacht hat, oder der Selbsttest

in konkreten Situationen, vor dem Theaterbesuch z.B.,

der jeweils zu konkreten Anlässen Sicherheit gibt.

Und das ist ein qualitativer Unterschied.

Und jetzt können wir darüber streiten,

ob es den schon hätte vor drei Tagen geben sollen oder nicht.

Für mich ist entscheidend, dass im März deutlich mehr von diesen Tests

zur Verfügung haben werden und auch nutzen werden können.

Bei dem Impfstoff AstraZeneca sind die Deutschen besonders gründlich.

Anderswo wird der auch bei 70-, 80- oder 90-Jährigen verimpft.

In Großbritannien zum Beispiel.

Bei uns nur für die unter 65-Jährigen.

Es ist doch irgendwo absurd.

Wenn wir jetzt 20-Jährige mit AstraZeneca impfen

und die 90-jährigen oder 80-Jährigen warten auf einen Impftermin.

Wir haben ja beides.

Wir haben die Impfstoffe von Biontech und Moderna.

Die liegen aber nicht rum wie AstraZeneca.

Ja, aber wir haben auch viele

in der Priorisierungsgruppe eins und zwei

etwa medizinisches Personal, Polizisten im Einsatz

Kita- und Grundschulbeschäftigte, die zwischen 18 und 64 sind.

Und dadurch, dass wir den AstraZeneca-Impfstoff und Biontech

und Moderna haben, können wir jetzt gleichzeitig die Älteren schneller

schützen, mit dem einen Impfstoff, und diejenigen in der Risikogruppe,

die gibt es, auch 18-Jährige können mit Vorerkrankungen gefährdet sein

durch dieses Virus, auch schneller impfen.

Wir folgen dabei einer Empfehlung der ständigen Impfkommission.

Das ist ja am Ende eine Empfehlung auf wissenschaftlicher Basis

in Auswertung der Studien, die da sind.

Und um Vertrauen zu erhalten, finde ich es wichtig,

dass wir eben Entscheidungen vor allem auch auf Basis

von wissenschaftlichen Empfehlungen treffen.

Entscheidend ist, da bin ich ja bei Ihnen,

dass jetzt eben auch geimpft wird, schneller geimpft wird.

Die Länder haben darauf hingewiesen, dass der Bund nachvollziehbar

schneller liefern soll, mehr liefern soll.

Das passiert jetzt durch die EU-Bestellung,

und jetzt muss es auch zügiger verimpft werden.

Sagt der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, vielen Dank.

Sehr gerne.

Jetzt macht erstmal Heinz Wolf weiter,

mit anderen Nachrichten des Tages.

Agrarministerin Klöckner hat heute den neuen Waldzustandsbericht

vorgestellt und sagte zusammen- fassend: Unsere Wälder sind krank.

Der Bericht dokumentiert, was Stürme, Dürre und Schädlinge,

allen voran der Borkenkäfer, in den Wäldern angerichtet haben.

Im vergangenen Jahr starben in Deutschland so viele Bäume

wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984.

Laut Klöckner gehe es nun darum,

möglichst viel Fläche nachhaltig aufzuforsten.

In der Aufarbeitung der Unregelmäßig- keiten beim Kommando Spezialkräfte,

KSK, hat Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer

Fehler ihres Hauses eingeräumt.

Nach einer Befragung im Verteidigungsausschuss

zum Umgang mit verschwundener Munition bei der Einheit

machte sie aber deutlich, zunächst am Kommandeur des KSK, Kreitmayr,

festhalten zu wollen.

Und mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Zorn, weiter zu arbeiten.

Kreitmayr soll ermöglicht haben, dass Soldaten zurückgehaltene Munition

strafffrei abgeben konnten.

Zorn hatte in einem Bericht Details dazu nicht aufgeführt.

Das Bundeskabinett hat grünes Licht

für die Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan

bis Ende Januar 2022 gegeben.

Der Bundestag muss dem noch zustimmen.

Bis zu 1.300 Soldaten können damit in Afghanistan stationiert werden,

derzeit befinden sich dort etwa 1.100 deutsche Streitkräfte.

Ein möglicher Abzug der Truppen hängt laut Auswärtigem Amt

auch vom Fortgang der Friedensgespräche

zwischen der afghanischen Regierung und den radikalislamischen Taliban ab

Eine diplomatische Lösung für die politische Krise in Myanmar

ist das Ziel von Gesprächen,

die Indonesien und Thailand zurzeit führen.

Dass sie deswegen auch mit dem vom Militär ernannten Außenminister

Myanmars sprechen, hat zu Protesten vor den Botschaften

der beiden Länder in Yangon geführt.

Damit werde das Putsch-Regime unterstützt, so die Demonstranten,

die auch heute wieder

zu Tausenden gegen den Militärcoup protestierten.

Das Oberlandesgericht in Koblenz

hat einen 44 Jahre alten Syrer schuldig gesprochen,

Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit geleistet zu haben.

Das Urteil sieht 4,5 Jahre Haft vor.

Der Mann habe als Mitglied des syrischen Geheimdienstes 2011,

während des Arabischen Frühlings, geholfen,

Demonstranten in ein Foltergefängnis in Damaskus zu bringen.

Laut Bundesanwaltschaft

ist es der weltweit erste Straf- prozess wegen Staatsfolter in Syrien.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Seit je her setzen Extremisten auch auf geschickte Marketing-Strategien.

Von Glückseligkeitsversprechen bis zu charismatischen Anführern.

Gerne auch in geheimnisvoll- mystischer Selbstpräsentation.

Dass sich der Statthalter des IS in Deutschland, Kampfname Abu Walaa,

in seinen Propagandavideos nur von hinten zeigte,

als "Prediger ohne Gesicht", mag man einfach nur albern finden.

Für viele junge Leute

war das scheinbar Geheimnisvolle aber offenbar zusätzlich anziehend.

Die Identität des Gesichtslosen blieb den Sicherheitsbehörden

allerdings nicht verborgen und auch nicht, was er hierzulande trieb.

Heute wurde er zu 10,5 Jahren Gefängnis verurteilt,

nach einem umfänglichen, jahrelangen Gerichtsverfahren,

in dem es auch darum ging,

die Hildesheimer Islamistenszene auszuleuchten

und warum sie dort so erfolgreich rekrutieren konnte.

Oliver Deuker berichtet.

Frank Auracher ist Sozialarbeiter im Hildesheimer Stadtteil Nordstadt.

11.000 leben hier, viele sozial Benachteiligte,

Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge.

Das ist Nährboden, genau.

Deswegen betrachten wir es so, dass wir global präventiv arbeiten.

Das heißt, das wir früh anfangen,

möglichst viele Eltern einbinden wollen,

in Erziehungspartnerschaften mit Kindern zu gehen,

und möglichst gut in die Zusammen- arbeit mit den Kitas und Schulen.

Es hat sich was getan im Stadtteil, nachdem hier 2016

mehrere Strippenzieher des Islam- ischen Staates festgenommen wurden.

Unter ihnen: der im Irak geborene Abu Walaa,

den der Richter als Mann mit bundesweiter Strahlkraft beschrieb.

Er und die anderen Angeklagten haben junge Männer theologisch

und ideologisch auf Einsätze für den Islamischen Staat vorbereitet.

Sie haben weiter Kontakte zu Schleusern vermittelt,

Reiserouten geplant und den Männern Geld für die Ausreise gegeben.

Dieses Urteil ist nach Auffassung der Verteidigung falsch.

Es gibt keine tragfähigen Anhaltspunkte für eine Verurteilung.

Es war der größte, der längste,

der teuerste Islamisten-Prozess hierzulande.

Die Verhaftungen, die Verurteilungen,

ein herber Schlag für den Islamischen Staat in Deutschland.

Aber zahlreiche Anhänger sind noch da, wenn auch anders.

Die Situation hat sich verändert.

Auch die Salafisten werden gelernt haben.

Ich denke, dass die sich jetzt nicht mehr so

in der Öffentlichkeit zeigen, wie das früher war -

ganz lange Bärte, Dreiviertelhosen.

Analog den anderen extremistischen Phänomenen gegenüber werden sie sich

wahrscheinlich auch anders darstellen wollen.

Das heißt, sie werden nicht mehr so auffallen,

werden nicht mehr in die öffentlichen Moscheen gehen.

Die werden wahrscheinlich in die Hinterhofmoscheen gehen

oder im Privatbereich sich aufhalten.

Die frühere Macht, die Stärke des Kalifats,

gebrochen in seinen Hochburgen in Syrien, dem Irak,

augenscheinlich bis zur Bedeutungslosigkeit zurückgedrängt.

Der IS also am Ende?

Oder trügt der Eindruck?

Der IS ist sicher nicht tot.

Er ist stark geschwächt.

Er ist viel schwächer als vor fünf oder sechs Jahren,

als es noch eine Infrastruktur gab, als man ins "Kalifat" reisen konnte

und wo der IS auch große Operationen organisiert hat,

wie z.B. in Paris und Brüssel.

Heutzutage existiert diese Infrastruktur nicht mehr.

Aber innerhalb der letzten 12 Monate hatte man schon das Gefühl,

dass die Anhänger des IS, die es noch gibt,

wieder Fahrtwind bekommen haben.

Diesen Fahrtwind, der immer mit einem Lüftchen beginnt,

den versucht man in der Hildesheimer Nordstadt,

erst gar nicht wieder aufkommen zu lassen - mit gezielter Prävention.

Die aber kostet Zeit und Geld.

Nachher im heute journal update gibt es dazu noch ein Gespräch

mit dem Terrorismus-Experten Peter Neumann.

Jetzt nochmal Heinz Wolf, mit dem Blick auf die Wirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft hat nach den neuesten Zahlen

des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr

insgesamt ein Minus von 4,9 % verbucht.

Im letzten Quartal lief es dabei etwas besser als bislang angenommen.

Das Plus wurde von 0,1 auf 0,3 % zum Vorquartal nach oben korrigiert.

Frank Bethmann in Frankfurt an der Börse,

wie kam's zu dieser Verbesserung?

Am Ende sorgten weitere steigende Exporte

und ein anhaltender Bauboom dafür,

dass die deutsche Wirtschaft weniger schrumpfte als befürchtet.

Weniger schlimm als befürchtet

fiel auch das Staatsdefizit im vergangenen Jahr aus.

19 Milliarden weniger Schulden wurden aufgenommen.

Gleichwohl gaben Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen

zusammen knapp 140 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen.

Das ist das zweithöchste Haushalts- defizit seit der Wiedervereinigung.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist dennoch zuversichtlich.

Dieses Jahr wird alles besser.

Die Bundesregierung geht von einem Wachstum von 3 % aus.

Ökonomen indes treten für das gerade laufende 1. Quartal

zunächst mal auf die Bremse.

Der Grund ist naheliegend: Der aktuelle Shutdown dauert

inzwischen länger als der erste im vergangenen Frühjahr.

Für die ersten drei Monate des Jahres

rechnet z.B. die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW,

mit einem Minus von 1,5 bis 3 %.

Aufwärts gehen soll es dann ab dem Frühjahr,

immer vorausgesetzt es gibt Lockerungen für die Wirtschaft.

Lockerer ging es heute auch der DAX an.

Nach zwei Verlusttagen konnte das Aktienbarometer heute wieder zulegen.

Im Hamburger Hafen hat der Zoll mehr als 16 Tonnen Kokain sichergestellt.

Den Straßenverkaufswert des größten Einzelfundes Europas

schätzten die Zollfahnder auf mehrere Milliarden Euro.

Vor knapp zwei Wochen sei das Rauschgift auf einem Schiff

aus Paraguay entdeckt worden,

versteckt in Blechdosen mit Spachtelmasse.

Der mutmaßliche Verantwortliche für die Einfuhr

wurde in den Niederlanden festgenommen.

Jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten wie immer ohne Gewähr.

Wenn ein Mitt-Dreißiger wehmütig eine Jugend in den 80er Jahren beschreibt,

fragt man sich unwillkürlich: warum?

Damals war er selbst ja gerade erst ein Kleinkind.

Genau das bedaure er, sagt Bestseller-Autor Benedict Wells.

Dass er die 80er knapp verpasst habe.

Diejenigen unter uns, die sich an die 80er hingegen selbst erinnern,

können eines jedenfalls bestätigen:

Man war als junger Mensch schön unbeobachtet,

in diesem prähistorischen Analog-Zeitalter,

als Eltern sich darauf verlassen mussten,

dass man sich eventuell irgendwann mal von einer Telefonzelle aus meldet

Eine Jugend in den 80ern in einer amerikanischen Kleinstadt:

Das ist das Setting von Benedict Wells' neuem Roman,

auf den seine Fans lange gewartet haben.

Claudio Armbruster hat ihn dazu befragt.

Eigentlich liebt er es, Bücher zu signieren.

Aber doch nicht so, doch nicht allein.

Denn eigentlich ist Benedict Wells so eine Art Weltmeister

im Signieren.

Sechs Stunden war sein Rekord.

Fan-Kontakt bis Tief in die Nacht, bis zur Erschöpfung.

Aber es ist Corona,

da wird die Fan-Beziehung zur Fernbeziehung.

Und der Autor signiert einsam vor sich hin -

zwei Tage lang, 2.000 Bücher.

Geschafft?

Ja, sehr.

Aber es hat erstaunlicherweise Spaß gemacht.

Mit Musik geht alles.

Warum tust du dir das an?

Es fehlen ja die Touren, es fehlen die Begegnungen.

Und so ist wenigstens ein kleiner, persönlicher Gruß im Buch drin.

Vor zehn Jahren haben wir ihn zum ersten Mal getroffen.

In Barcelona.

Er war 27 und noch neu im Literaturbetrieb.

Dann, vor fünf Jahren, trafen wir ihn wieder,

als er sein Meisterstück abgeliefert hatte:

"Vom Ende der Einsamkeit".

Und heute, nochmal fünf Jahre später,

wird der nächste Roman ausgeliefert.

Erstauflage, 120.000 - Wells ist jetzt Bestseller-Autor.

Hast du jetzt nicht Erfolgsdruck?

Nein, weil es war schwieriger, für die Bücher Schulden zu machen,

wie beim "Vom Ende der Einsamkeit".

Und wenn das Buch dann gefloppt wäre,

hätte ich ein großes Problem gehabt.

Und jetzt ist es so, dass ich schreiben darf.

Ich versuche immer, von innen herauszuschreiben,

diesen Bildern, die ich wortlos im Kopf hatte,

schwarz auf weiß gerecht zu werden.

Das ist der Druck, den ich spüre beim Schreiben.

Der neue Roman "Hard Land" erzählt die Geschichte eines Sommers:

1985, eine kleine Stadt in Missouri.

Sam ist 16 und ein einsamer Außenseiter.

Doch dann erlebt er in diesem einen magischen Sommer

alles zum ersten Mal.

Die erste Freundschaft, die erste Erfahrung mit dem Tod.

Und natürlich die erste Liebe.

Innendrin, glaube ich, sind wir uns sehr ähnlich.

Ich war ein schüchterner Mensch,

der manchmal diese Flucht nach vorne machen muss.

Auch jetzt zum Beispiel.

Ich muss mich überwinden, dass jetzt alles zu sagen.

Eigentlich ist mir Sam dann sehr nah gewesen in dieser Schüchternheit.

Ich wollte schon immer mal dieses Thema haben:

Der Sommer in der Jugend.

Auch, weil ich den so nie hatte.

Es ist quasi Sehnsucht gewesen, das hat mich angetrieben.

Nicht die eigene Erfahrung, sondern ich hatte das Gefühl,

mit Sehnsucht geht das nochmal viel weiter.

Nach sechs Jahren Arbeit und zusammenleben, lieben und leiden

mit seinen Figuren, muss er sie nun loslassen.

Raus zum Leser.

Ist es dann eher Abschied, oder ist es wie Schluss machen?

Schluss machen.

Das habe ich auch bei Büchern von anderen,

wenn ich dann mit dem Lesen fertig bin.

Das ist eigentlich Lese-Kummer.

"Hart Land" ist nicht das große Werk

wie sein Vorgänger "Vom Ende der Einsamkeit".

Muss es auch nicht sein, will es auch nicht sein.

"Hart Land" ist ein verträumter, ein sehnsüchtiger Blick

zurück in die Jugend und einfach eine schöne Geschichte.

Mit dem Auslandsjournal geht es gleich weiter,

heute unter anderem mit einer packenden Reportage aus Afghanistan,

für die ein ZDF-Team bei den Taliban unterwegs war.

Um 0.30 Uhr gibt es dann unser heute journal update

mit Nazan Gökdemir.

Bis morgen, auf Wiedersehen.

Heute war der fünfte Tag in Folge mit 20 Grad.

Viele Rekorde wurden heute eingestellt.

Dies ist nur eine kleine Auswahl.

Diese Temperaturen wurden an diesen Stationen noch nie gemessen.

Ab 14 Grad spricht man von ungewöhnlich mild.

Schauen wir auf das europäische Satellitenbild.

Wir haben eine südwestliche Strömung.

Entsprechend bleibt es morgen zu warm.

In der Nacht gibt es wenige Wolken.

Morgen viel Sonnenschein.

An der Donau muss der Nebel erst einmal verschwinden.

Im Norden kommen Wolken auf.

Am Freitag kommt etwas Regen auf.

Mild geht es auch weiter.