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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 22.12.2021 - Lauterbach erwartet vierte Impfung; Auf Empfehlung - Ethikrat plädiert für Impfpflicht

heute journal vom 22.12.2021 - Lauterbach erwartet vierte Impfung; Auf Empfehlung - Ethikrat plädiert für Impfpflicht

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt, das "heute journal" mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.

Guten Abend.

Wird es reichen?

Das ist die Frage, die am Tag

nach der Corona-Minister- präsidentenkonferenz diskutiert wird.

Und da ist sich die Bundesregierung selbst nicht einig.

Die SPD einschließlich ihres Kanzlers

hält sich an die gemeinsam ausklamüserte Sprachregelung.

Von den Grünen hingegen kommt scharfe Kritik,

allerdings nicht von der Bundesspitze, sondern über Bande,

in dem der grüne Ministerpräsident Kretschmann

und der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, beklagen,

dass die Beschlüsse nicht weit genug gehen, um Omikron einzubremsen.

Die FDP, mit der schärfere Schutzmaßnahmen wohl

nicht zu machen gewesen wären, sagt lieber wenig bis nichts.

Wer hingegen viel erklären muss, ist der neue Gesundheitsminister.

Mit ihm habe ich vor der Sendung gesprochen.

Doch zunächst der Bericht von Andreas Huppert.

Weihnachtsdeko oder gar Weihnachtsstimmung,

die sucht man im Laden von Arlette Kaballo in Wiesbaden vergebens.

Die Mode-Unternehmerin ist seit 43 Jahren erfolgreich im Geschäft,

bis jetzt Corona dabei ist, ihr Lebenswerk zu zerstören.

Wir in unserem Fall würden, wenn wir es nicht schaffen,

alles verlieren und in meinem Alter wäre das eine Katastrophe.

Alle Reserven die man hatte, hat man reingesteckt.

Die Rücklagen futsch, nach zwei Jahren Pandemie.

Keine Kunden, kein Geschäft, jetzt droht Omikron.

Heißt wieder strenge Kontaktaktbeschränkungen

und strenge Kontaktbeschränkungen, sagt die Politik oft dann,

wenn sie Lockdown meint, aber es nicht aussprechen will.

Und so hat dieses L-Wort heute auch keiner der Beteiligten

auf dem Podium in den Mund genommen.

Keinem kommt es über die Lippen,

auf der wöchentlichen Pressekonferenz zur Corona-Lage.

Der Gesundheitsminister will zwar nichts ausschließen,

spricht von "roten Linien" und setzt einmal mehr auf das Impfen.

Wenn es uns gelingen würde, 50 bis 60 Millionen Menschen in Deutschland

mit einer Booster-Impfung zu versehen,

dann schützt das diese Menschen vor schwerer Krankheit.

Es entschleunigt aber auch dramatisch

das Fortschreiten der Omikron-Pandemie.

Im Vorfeld der gestrigen Bund-Länder-Konferenz,

hatte es Irritationen gegeben.

Noch vor einem Beschluss, gab das Robert-Koch-Institut,

eine eigene Stellungnahme heraus.

Darin viel strengere Sofort-Maßnahmen als Länder

und der Bund dann vereinbaren, Lockdown inklusive.

Da steht z.B. was drin von Schulschließung,

da steht was drin von Restaurantschließung,

da steht was drin von flächendeckender Kontaktsperre.

Dieses alles hat der Deutsche Bundestag

ausdrücklich ausgeschlossen.

Den Vorwurf, das Ganze verwirre doch die Menschen,

lässt der RKI-Chef nicht gelten.

Schließlich analysiere der Expertenrat nur.

Sein Institut habe aber die Pflicht, daraus notwendige Schlüsse zu ziehen

Das RKI ist eben eine Institution,

die das in konkrete Empfehlungen ummünzt.

Das ist im Expertenbeirat nicht getan worden,

insofern ist es ja keinerlei Widerspruch.

Der Gesundheitsminister, so ist zu hören,

war "not amused" über das Vorpreschen.

Immerhin ist Lauterbach oberster RKI-Dienstherr.

Hier kam die Frage, ob ich zu Herrn Wieler noch stehe.

Das lässt sich leicht beantworten, sonst säße er hier nicht.

Heute gibt der RKI-Chef eher wieder den Mahner.

Die gestern ins Spiel gebrachte Maßnahmenverschärfungen

wegen der Omikron-Variante, erwähnt er heute nicht mehr.

Das Weihnachtsfest soll aber nicht der Funke sein,

der das Omikron-Feuer entfacht, im Gegenteil.

Wir alle müssen dafür sorgen diese Zeit zwischen den Jahren zu nutzen,

um die Dynamik aus dem Infektionsgeschehen herauszunehmen.

Ich bitte Sie deshalb alle eindringlich:

Verbringen Sie die Zeit wirklich nur im kleineren Kreis.

Weihnachten ist für Arlette Kaballo gelaufen.

Ihre Hoffnungen sind jetzt auf nur ein Ziel gerichtet:

Irgendwie die Pandemie wirtschaftlich zu überleben.

Und aus Berlin zugeschaltet ist uns der Bundesgesundheitsminister.

Guten Abend, Herr Lauterbach. Guten Abend, Frau Slomka.

Sie sind ja auch selbst viel auf Social Media unterwegs.

Dann kann Ihnen nicht entgangen sein, dass es da sehr viele Leute gibt,

die wünschen sich ihren alten Karl Lauterbach zurück.

Der warnt, der vor Aufschüben warnt

und dass es keine Zeit zu verlieren gibt.

Ist der jetzt irgendwie in der Kabinettsdisziplin versunken?

Nein, ich werde weiterhin der Mahner und Warner bleiben,

wo es angemessen ist.

Aber ich muss natürlich auch die Probleme lösen.

Ich kann nicht nur vor den Problemen warnen.

In dieser neuen Rolle muss ich einen Weg finden, der funktioniert.

Daran arbeite ich.

Dazu haben auch die Beschlüsse von gestern beigetragen.

Und Sie finden, das jetzt erst mal gar nichts geschieht,

dass sich das mit der epidemischen Lage verbinden lässt?

Verdoppeln jeden zweiten Tag.

Omikron könnte bis Weihnachten schon dominant sein,

sagte heute Herr Wieler.

Wir beobachten die Omikron-Lage sehr genau.

Ich bin da auch im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegin

vom Robert Koch-Institut und auch den Kollegen in England.

Man muss befürchten,

dass die Omikron-Variante sich schnell verbreitet.

Aber zum einen: Die Beschlüsse, die wir gestern gefasst haben,

müssen ja spätestens am 28. umgesetzt werden.

Sie können früher umgesetzt werden von den Ländern.

Und zum zweiten: Das Wichtigste, was wir zz. tun,

ist die Booster-Impfungskampagne. Und die geht ja jeden Tag weiter.

Zu der kommen wir gleich noch.

Aber jetzt wollen Sie den Ländern überlassen,

ob die schon vor Weihnachten anfangen,

Kontakte weiter zu beschränken - verstehe ich das richtig?

Wir haben den Ländern, wenn man so will,

eine Deadline gegeben, der 28.

Aber die Länder können früher agieren.

Und die Länder sind ja auch in der Pflicht.

Das sind ja keine Bundesmaßnahmen, sondern es sind Ländermaßnahmen.

Aber Sie hätten sich dafür stark machen und sagen können:

"Leute, da brennt jetzt die Hütte."

"Das RKI warnt, die Experten warnen,

lasst uns schneller Maßnahmen ergreifen."

Die Maßnahme, die jetzt besonders wichtig ist,

ist quasi, wie wir das Weihnachtsfest verbringen.

Da appelliere ich an die Bürger, dass man sich testen lässt

oder dass man sich selbst testet, bevorzugt mehrfach, bevor man reist.

Das ist die sicherste Maßnahme, die wir haben.

Das ist im Moment das, was im Vordergrund steht.

Da appelliere ich an die Bürger,

da haben wir auch entsprechende Testkapazitäten.

Das muss jetzt geschehen.

Aber ein Appell ist natürlich kein Beschluss.

Als vor einem Jahr eine Ministerpräsidentenrunde

sich in Appellen erging, haben Sie noch gesagt,

das war eine verlorene Gelegenheit.

Die Appelle an den Einzelnen, sich so zu verhalten,

dass man sich nicht gegenseitig gefährdet.

Das ist, was wir hier machen können.

Und die Beschlüsse,

dass demnächst die Diskotheken und die Clubs geschlossen werden,

gilt ab dem 28., kann aber schon früher eingeführt werden.

Das gleiche gilt auch für die Beschränkungen

des Treffens der Personen - zehn Personen maximal drinnen und draußen

Das sind weitreichende Beschlüsse.

Wir haben ja schon viele Beschlüsse, die gelten.

Wir fangen ja nicht bei null an.

Ich frage deshalb so nach, weil Sie immer sagten,

Sie sind Team Wissenschaft.

Ihre oberste Seuchenschutzbehörde,

in der jede Menge Wissenschaftler sitzen,

haben ja sich recht konkret dazu geäußert,

was für Maßnahmen sie sich vorstellen

und die sie als signifikant bezeichnen würden.

Ist da in dem, was das RKI vorgeschlagen hat, irgendetwas drin,

was im Widerspruch zu den Empfehlungen des Expertenrats

vom Sonntag steht?

Nein, im Widerspruch nicht.

Von daher darf man da auch keinen künstlichen Widerspruch konstruieren

Der Expertenrat hat sehr gute Vorschläge gemacht.

Wir haben gesagt, dass wir Wissenschaft enger einbinden wollen.

Das spielt gerade für mich eine Rolle.

Ich bin im ständigen Austausch mit den Wissenschaftlern im Expertenrat,

mit dem Expertenrat selbst, aber auch mit dem Robert Koch-Institut.

Ich habe noch bevor wir dieses Interview hier geführt haben,

mit einem prominenten Mitglied des Expertenrats

eine spezifische Frage abgeklärt.

Für mich wird die wissenschaftliche Unterfütterung dessen,

was wir beschließen, eine ganz besondere Rolle spielen.

Aber warum haben Sie sich dann so über Herrn Wieler geärgert?

Und Herr Scholz hat sich offenbar auch über Herrn Wieler geärgert,

weil der Maßnahmen empfohlen hat. Konkrete Maßnahmen.

Ich bin heute noch mit Herrn Wieler

vor der Bundespressekonferenz gewesen.

Wir haben ein gutes Miteinander, wir tauschen uns aus.

Bei mir im Haus wird es keine Zensur

von wissenschaftlichen Arbeiten geben, auch keine Zensur dessen,

was das Robert Koch-Institut bietet.

Möglicherweise war der Zeitpunkt, als die Vorschläge gestern

öffentlich geworden sind, nicht optimal,

weil man diese Vorschläge nicht mehr tatsächlich studieren konnte,

bevor wir uns damals zusammengesetzt haben.

Aber die Vorschläge selbst werden natürlich registriert

und auch ausgewertet.

Kann es sein, dass hier ein Expertenbeirat gegründet wurde,

der dann auch nur relativ vage feststellt, es gibt Handlungsbedarf,

ohne konkret zu werden, und damit kann die Politik losmarschieren

und alles Mögliche auf diesen Expertenrat zurückführen?

Und wenn dann das RKI dazwischenkommt und wird konkret,

dann bricht plötzlich der Ärger aus.

So wirkt das Ganze nämlich, dass es auch ein taktisches

politisches Spiel ist.

Nein, das ist eine wichtige Frage.

Aber so ist es schlicht nicht.

Experten müssen beschreiben, was die Situation ist.

Politik muss dann entscheiden, was gemacht wird.

Der Expertenrat hat ohne Beschönigung ganz klar geschrieben:

Die Omikron-Variante wird dominant werden.

Wir können nicht sagen, ob sie harmloser verläuft oder nicht.

Es ist sogar davon gesprochen worden,

dass die kritische Infrastruktur gefährdet sein könnte.

Der Expertenrat hat in ganz klarer Form die Schwierigkeit dargestellt,

und wir haben politische Maßnahmen beschlossen.

Stichwort politische Maßnahmen: In der Vergangenheit

hat es immer wieder mal empfohlen, auch ins Ausland zu gucken.

Die Israelis fangen jetzt schon an mit der vierten Impfung.

Wird die bei uns auch kommen?

Zweiter Teil der Frage: Wie lange wird die STIKO brauchen,

bis sie die israelischen Daten sich ansieht?

Wir werden eine vierte Impfung brauchen.

Das ist jetzt schon absehbar,

weil wir eine spezifische Impfung gegen Omikron benötigen.

Dafür haben wir auch 80 Millionen Impfstoffdosen

bei Biontech bereits bestellt.

Wir werden auch von Moderna

entsprechende Impfstoffmengen beschaffen.

Vielleicht auch von anderen Herstellern.

Ich gehe somit von einer vierten Impfung aus.

Das ist mein derzeitiger Kenntnisstand von der Lesart

der wissenschaftlichen Daten, die wir haben.

Wann sich die STIKO mit was beschäftigt,

darauf habe ich wenig Einfluss.

Ich schätze die STIKO als eine wissenschaftlich unabhängige

Einrichtung, die qualitativ hochwertige Empfehlungen gibt.

Ich bin ganz sicher, dass die STIKO

die israelischen Daten sehr früh auswerten wird.

Ich bin auch mit Wissenschaftlern in Israel und UK im engen Austausch.

Wir werden also das so schnell wie möglich

auch in unsere politischen Handlungen integrieren können.

UK hat heute erstmals 100.000 Infektionen gemeldet.

Herr Lauterbach, wir werden uns sicherlich bald wieder sprechen.

Danke Ihnen für das Interview. Ich danke Ihnen.

Das Impfen wird uns jedenfalls noch intensiv beschäftigen,

mit einer Reihe noch offener Fragen.

Wann werden die Jüngeren geboostert?

Wann soll man eine vierte Impfung bekommen, und wie schnell werden

die auf Omikron spezifizierten neuen Impfstoffe verfügbar sein?

Und über allem schwebt das heikle Thema Impfpflicht,

das die Politik im neuen Jahr angehen will.

Heute hat sich der Deutsche Ethikrat dazu geäußert.

Frank Buchwald berichtet.

Eigentlich wollten sie Weihnachtslieder singen,

hier im Stadion von Hannover 96.

"Stille Nacht" aus ein paar tausend Kehlen.

Dann aber kam alles anders, Corona.

Jetzt stehen sie hier zum Impfen an.

Auch, weil eben bald Weihnachten ist.

Es ist super, dass wir das Angebot können und ich hoffe,

dass viele Leute kommen, die sich heute ihre Drittimpfung abholen,

damit wir schöne Weihnachten gemeinsam feiern können.

Impfen, einzige Hoffnung bisher, die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Seit Wochen streitet Berlin deshalb über eine allgemeine Impfpflicht.

Nun hat der Ethikrat sich zu einem Votum durchgerungen.

Man braucht einfach sehr hohe Impfquoten,

wenn man diese Pandemie dauerhaft überwinden will

und nicht immer wieder in diese auch gefährliche Wellen kommen möchte.

Da ist sicherlich die Impfpflicht kein Allheilmittel,

das muss auch klar sein, aber ohne Impfen wird es nicht gehen.

Einstimmig aber haben die Ethikräte nicht entschieden.

Einige wollen nur bestimmte, besonders gefährdete Gruppen impfen,

vier Mitglieder haben grundsätzliche Bedenken.

Wir wissen nicht ganz genau, wie sich die Impfstoffe

gegenüber der Omikron-Variante verhalten.

Wir wissen nicht, wann diese Impfpflicht denn einsetzen würde,

wie oft wir impfen müssten.

Wir wissen aber auch nicht, wie wir letztlich diese Impfpflicht

den durchsetzen wollten.

General Breuer, oberster Krisenmanager des Kanzlers,

war heute in Bayern zu Besuch, auch um sich ein Lagebild zu verschaffen.

Im Süden war es lange ziemlich kritisch,

nun aber ist das Impfziel in Sicht:

Dreißig Millionen Auffrischungen bis Jahresende.

Diese Zahlen zeigen, dass das System jetzt gerade läuft.

Jetzt müssen wir darauf achten, dass wir keinen Einbruch haben

und dass wir dieses auch im Januar kontinuieren können.

Dann bin ich auch zuversichtlich,

dass man auch dieses nächste Impfziel, 30 Millionen im Januar,

erfüllen können wird.

Manche Ministerpräsidenten aber drücken weiter aufs Tempo.

Söder etwa sieht Berlin in der Pflicht.

Es braucht einen klaren Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums

und der Ampel dafür, wie diese Impfpflicht aussehen soll.

Ehrlicherweise, ich finde jeden Tag zu spät, den es länger dauert.

Zustimmung kommt aus dem "Nachbarländle",

hier regiert ein grüner Ministerpräsident.

Wir haben da keine Zeit zu verlieren,

die Bundesregierung muss in die Gänge kommen.

Der Bundestag will im Januar über

eine allgemeine Impfpflicht entscheiden, ohne Fraktionszwang.

Reine Gewissensentscheidung auf Basis von Gruppenanträgen.

Das hat sich bei medizinethischen Fragen ja bewährt

und die Stellungnahme des Ethikrats

ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte und zur Meinungsbildung

einzelner Kolleginnen und Kollegen.

Viel wird nun vom Verlauf der Pandemie abhängen.

Wenn die Kliniken sich nach Weihnachten mit Omikron-Patienten

füllen, könnte die Politik abermals in Zugzwang geraten.

Nachher im "heute-journal:update" gibt es dazu noch ein Gespräch

mit einem Mitglied des Ethikrats, Professor Lob-Hüdepohl.

Zu den Befürwortern einer Impfpflicht

gehören führende Vertreter von Ärzteschaft und Krankenhäusern.

Denn mit dem, was abstrakt als Impflücke bezeichnet wird,

haben sie dort jeden Tag zu kämpfen.

Ärzteschaft und Pflegepersonal rackern gewissermaßen

im Maschinenraum dieser Pandemie-Gesellschaft.

Ihre Überlastung hat Folgen für alle.

Dass nicht unmittelbar lebensnotwendige Operationen

abgesagt werden, betrifft auch Patienten,

die massive Schmerzen haben und dringend auf ihren OP-Termin warten.

Und ob man mit Herzinfarkt bei Intensivmedizinern landen will,

die kaum noch die Augen aufhalten können,

mag sich jeder selbst überlegen.

In den Kliniken jedenfalls ist die Sorge groß,

dass da jetzt noch etwas oben draufgepackt wird,

was sie nicht mehr gestemmt bekommen.

Sibylle Bassler mit einer Reportage aus der Uniklinik Augsburg.

Sie sind gerüstet, sagt Georg Braun,

Oberarzt der Covid-Intensivstation der Uniklinik Augsburg.

Für alle Fälle auch für die neue Virusvariante Omikron.

Aktuell haben wir auf dieser Intensivstation zwei freie Betten.

So ein bisschen Gefühl, so eine Ruhe vor dem Sturm.

Zwei freie Betten von 14 auf dieser Covid-Intensivstation,

nicht wirklich viel.

Dabei hatten sie mit dem Abflauen der vierten Welle

auf ein wenig Entspannung gehofft, vergebens.

Bleibt ja nichts anderes übrig.

Also man muss ja durchhalten und tut man auch.

Wir müssen das zusammen schaffen.

Mit welcher Härte sich Omikron hier zeigen wird,

sie wissen es nicht, noch nicht.

Doch eines scheint klar:

Omikron werden wir nicht aufhalten, das wird kommen, so oder so.

Wir werden Anfang, Mitte Januar einen sehr raschen

und sich täglich verdoppelnden Anstieg der Fälle haben.

Die ersten Omikron-Fälle

sind außerhalb der Klinik schon aufgetreten.

Umso wichtiger sei schnelles Handeln, so die Ärzte,

auch der Politik.

Wir haben gerade gestern erfahren, dass es in Augsburg

die ersten fünf Fälle gibt und ganz, ganz tief in mir drin

hätte ich gesagt, jetzt gleich macht mehr Sinn,

weil gerade in diesem Ansteigen einer Welle zählt jeder Tag.

Dabei sind die Szenarien der letzten Wochen noch allzu präsent,

als Covid-Patienten ausgeflogen werden mussten,

weil es kein Platz mehr für sie gab.

Als viele Menschen hier starben, wie eine junge Frau mit Covid infiziert,

hochschwanger, nur ihr ungeborenes Kind

konnte per Kaiserschnitt gerettet werden.

Es ist extrem schwierig zu verarbeiten,

v.a. macht man sich natürlich auch Gedanken:

Was passiert dann mit den Kindern?

Was passiert mit der Familie,

die sich dann eben um ein Baby kümmern müssen,

was keine Mutter mehr hat?

Es hängt einem schon nach.

Knapp 400 Covid-Intensivpatienten

haben sie seit Beginn der Pandemie versorgt

auf drei Intensivstationen in der Uniklinik, non-stop.

Medizin im Ausnahmezustand, Katrin Riedel kennt es nicht anders.

Seit zwei Jahren ist sie Assistenzärztin,

erlebt das Gesundheitswesen ausschließlich im Zeichen von Corona

Der größte Alptraum wäre,

wenn es jetzt jedes Jahr so weiter- gehen würde, eine neue Variante,

dass einem quasi das Virus immer wieder davonläuft.

Ein Albtraum, den sich niemand vorstellen möchte.

Jetzt gibt es erstmal andere Meldungen des Tages, von Heinz Wolf.

Knapp zwei Monate vor der Bundespräsidentenwahl

hat sich die FDP für eine weitere Amtszeit

des langjährigen SPD-Politikers Steinmeier ausgesprochen.

Parteichef Lindner teilte mit, die FDP-Fraktionen

in Bund und Ländern hätten dafür plädiert,

Steinmeier bei seiner Kandidatur zu unterstützen.

Steinmeier sei eine herausragende Persönlichkeit

und habe sich in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung

um den Zusammenhalt in unserem Land verdient gemacht.

Der Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags

zur Hochwasserkatastrophe im Juli

hatte heute Zeugen der Landesregierung geladen.

Ministerpräsident Wüst, damals Verkehrsminister,

sagte, er habe sich umgehend um den Wiederaufbau

der zerstörten Verkehrsinfrastruktur gekümmert.

Er habe dem damaligen Ministerpräsidenten Laschet

aber nicht vorgeschlagen, einen Krisenstab zu bilden.

Ex-Ministerpräsident Laschet verteidigte den Einsatz

einer Koordinierungsgruppe anstelle eines großen Krisenstabs.

Die habe gut funktioniert.

In der Ägäis sind möglicherweise Dutzende Migranten ertrunken.

Nach Angaben der griechischen Küstenwache,

war ihr Boot vor der Insel Folegandros gesunken.

Nur zwölf Menschen konnten bisher gerettet werden.

Zur Suche der Vermissten wurden Schiffe, Hubschrauber

und ein Flugzeug eingesetzt.

Papst Franziskus mahnte bei der Generalaudienz heute,

alle in Europa müssten Verantwortung für Migranten übernehmen.

Kein Staat könne sich entziehen.

Er rief auch die Ortskirchen weltweit auf, Geflüchteten zu helfen.

Das Welternährungsprogramm muss die Hilfen für Jemen kürzen.

Grund ist Geldmangel.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung

leidet nach Angaben der UN-Organisation an Hunger.

Ab Januar würden die Essensrationen

für acht Millionen Bedürftige rationiert.

Nur fünf Millionen würden weiter die volle Ration bekommen.

Ohne zusätzliche Hilfsgelder drohten weitere Kürzungen.

Im Jemen herrscht seit sieben Jahren Bürgerkrieg.

Zehntausende wurden getötet.

Die Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch.

Wenn die Kälte kommt,

beginnt für Obdachlose die schlimmste Zeit des Jahres.

Es gibt ja viele Ursachen für Obdachlosigkeit,

und nicht jedes Hilfsangebot wird angenommen.

Insgesamt jedenfalls steigt die Zahl der Obdachlosen

in Europa seit Jahren an.

Zwar lässt sich die Situation in unterschiedlichen Ländern

nicht so einfach vergleichen.

Aber es fällt auf, dass es nur ein europäisches Land gibt,

in dem die Zahl der Obdachlosen kontinuierlich gesunken ist:

Finnland.

Dort wird das Problem schon seit den 1980er Jahren konsequent angegangen.

Gab es in den 80er Jahren noch ca. 20.000 Obdachlose im Land,

sind es heute nur noch rund 4300.

Ein langer Weg, aber mit Erfolg.

Das Konzept dahinter nennen die Finnen "Housing First".

Heike Kruse berichtet.

Unter den Brücken ist es wärmer im langen Winter von Helsinki.

Miguel Rojas hat hier jahrelang immer mal wieder gelebt.

Nach der Trennung von Frau und Kindern fiel er ins Bodenlose.

Er war Barkeeper, dann Straßensänger.

Zum Schluss immer betrunken.

Manchmal kam er noch bei Freunden unter, meist aber nicht.

Ich war in einem sehr schlimmen Zustand.

Ich habe meine Seele geschunden, ich habe meinen Körper geschunden.

Ich trank, ich nahm andere Drogen.

Überall woanders auf der Welt wäre ich gestorben.

Ich wäre nur eine weitere Zahl in der Statistik geworden,

ein toter Obdachloser mehr.

Als Miguel Rojas Hilfe suchte bei der Stadt,

bekam er sofort Sozialhilfe und Wohnraum nur für sich.

Seit 2015 mietet der gebürtige Chilene ein kleines Appartement

in einem Wohnprojekt für ehemalige Obdachlose.

Gemeinschaftliches Kochen oder Fernsehen, für den, der will.

Trotz aller Selbstständigkeit,

rund um die Uhr stehen hier Sozialarbeiter zur Verfügung.

Alle haben hier einen Mietvertrag,

wie in jeder anderen Mietwohnung auch

und bei Bedarf helfen wir ihnen.

Gemeinsam vereinbaren wir dann,

welche Art von Hilfe die Person benötigt, wenn sie hier einzieht.

Auch für Miguel Rojas war das sichere Dach über dem Kopf

der erste Schritt zurück ins Leben.

"Housing First", "Zuerst die Wohnung",

so heißt das finnische Erfolgsrezept ganz offiziell.

Im Gegensatz zur üblichen Praxis in vielen anderen Ländern

werden an Hilfesuchende in Finnland keine Bedingungen gestellt.

Es ist doch so offensichtlich. Es passiert so oft.

Selbst, wenn Leute Drogen nehmen oder psychische Probleme haben z.B.

Man muss mit einer eigenen Wohnung beginnen.

Wenn man keine eigene Wohnung hat,

ist es unmöglich, die anderen Probleme zu lösen.

Aber in Städten wie Helsinki sind kleine Mietwohnungen,

wie in diesem Wohnprojekt für ehemalige Obdachlose, rar.

Die Stadt und eine öffentliche Stiftung

schaffen deshalb auch neuen Wohnraum.

Mit Erfolg: 80 % aller ehemaligen Obdachlosen

landen nie wieder auf der Straße.

Das eigene Zuhause war auch für Miguel Rojas der Wendepunkt.

Er habe seine Alkoholsucht überwunden

und es gehe ihm psychisch viel besser.

Heute berät er sogar die Kommune bei Fragen zur Obdachlosigkeit

und hat Pläne.

Ich möchte gerne wegziehen.

Ich würde hierhin weiter zu Besuch kommen, aber woanders,

in einer Wohnung in einem ganz normalen Mehrfamilienhaus wohnen.

Finnland hat ein großes Ziel:

2027 soll es gar keine Obdachlose mehr geben.

Miguel Rojas glaubt daran.

Er sei doch das beste Beispiel.

Dass solche Konzepte schwieriger umzusetzen sind,

wenn Wohnraum knapp und teuer ist,

wurde in dem Bericht ja auch deutlich.

Dazu passt das nächste Thema, mit dem Heinz weiter macht.

Die Immobilienpreise in Deutschland steigen im Rekord-Tempo.

Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes

für das dritte Quartal.

Da steht auch die Frage im Raum:

Frank Behrmann, ist das noch eine solide Preisentwicklung,

oder drohen auch Risiken?

FB: Natürlich wächst die Sorge, wie lange geht das noch gut?

Die Bundesbank beispielsweise

warnt bereits seit Jahren vor Übertreibungen.

Doch das hält die Preise nicht davon ab, trotzdem immer weiter zu steigen.

Frankfurt hier ist inzwischen ein besonders teures Pflaster geworden.

Im höchsten Wohn-Wolkenkratzer Deutschlands,

dem frisch gebauten Grand Tower,

werden für den Erwerb eines Penthouses, ganz oben,

mittlerweile über neun Millionen Euro aufgerufen.

Sorgen aber bereiten nicht diese Objekte.

Sorgen muss man sich machen,

weil längst auch die "normalen" Immobilien in Deutschland

kaum noch zu bezahlen sind.

Immer weniger können sich

den Kauf eines Haus oder einer Wohnung leisten.

Das gilt inzwischen auch für weniger dicht besiedelte Regionen,

wie die aktuellen Zahlen zeigen.

In Großstädten stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser

zuletzt um 14,5 Prozent, in den ländlichen Kreisen

sogar um 15,5 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

"Die Zeichen mehren sich", sagt heute das DIW in einer neuen Studie,

"dass die Wohnungspreise in einigen Städten und Marktsegmenten

nicht mehr allein durch die Entwicklung der Mieten

und die niedrigen Zinsen zu erklären sind."

Von einer flächendeckenden Preisblase

will das Wirtschaftsforschungs- institut dennoch nichts wissen.

Die Kaufpreise aber steigen weiter, auch weil es Bund,

Ländern und Gemeinden nicht gelingt,

ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu bauen.

Eine echte Herausforderung - auch für die neue Bundesregierung.

Frank Bethmann, vielen Dank.

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger

hat eine baldige Bafög-Reform angekündigt.

Sie soll u.a. eine "Starthilfe" für Studienanfänger

aus Familien mit geringen Einkommen umfassen.

Die Bildungsministerin bekräftigte auch

das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel,

die Förderung langfristig elternunabhängiger zu machen.

Bislang erhält etwa jeder fünfte Studierende

eine staatliche Förderung.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch - sie lauten:

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf lotto.zdf.de

und im zdf text auf Seite 557.

Das war's von uns.

Gleich nach dem Wetter geht es mit "In 80 Tagen um die Welt" weiter.

Um 23.50 Uhr meldet sich Christopher Wehrmann

mit unserem "heute journal up:date".

Und hier freuen sich morgen Abend

Claus Kleber und Gundula Gause auf Sie - auf Wiedersehen.

Das werden spannende zwei Tage, meine Damen und Herren.

Und damit schönen guten Abend.

Denn morgen kommt schon Regen und Schnee heran.

Es wird gefährlich glatt auf den Straßen.

An Heiligabend schneit es dann über Mecklenburg-Vorpommern,

und dann wird die kalte Luft wieder zurück gedrückt.

In der Nacht zum 1. Feiertag kann es dann wahrscheinlich

auch mal in Hamburg oder in Berlin für einige Schneeflocken reichen.

Das schauen wir uns genauer an.

Heute Nacht ist es meist noch trocken,

und im Süden ist es zum Teil auch klar,

und es bildet sich wieder Nebel.

Die Temperaturen dazu sinken unter den dichteren Wolken

in Norddeutschland auf -1 bis -5 Grad.

Im Süden geht es in den mäßigen bis strengen Frost von -5 bis -13 Grad.

Morgen über Tag liegen die Werte im Osten meist bei 0 bis 4 Grad.

Im Westen wird es milder, am mindestens am Oberrhein mit 9 Grad.

Und es beginnt morgen schon mit Regen, Schnee und glatt Eisregen.

Morgen Vormittag hier in Niedersachsen

und auch im nördlichen Nordrhein-Westfalen,

wahrscheinlich etwa bis nach Hamburg oder Schleswig-Holstein.

Im Laufe des Nachmittags ziehen diese Wolken weiter nach Nordosten.

Im Nordosten fällt nur Schnee, aber am gefährlichsten wird es

mit diesem Glatteisregen, wenn der Regen auf den gefrorenen Boden fällt

zwischen der Nordseeküste und dem Thüringer Wald.

Davon bekommen Sie im Südwesten nichts mit.

Da bleibt es den ganzen Tag über freundlich.

Und dann kommt Heiligabend,

und der Schnee wird hier fallen in Mecklenburg-Vorpommern.

In der Nacht zum 1. Feiertag zieht er dann weiter südwärts.

Es kann also gefährlich werden. Guten Abend.


heute journal vom 22.12.2021 - Lauterbach erwartet vierte Impfung; Auf Empfehlung - Ethikrat plädiert für Impfpflicht heute journal vom 22.12.2021 - Lauterbach expects fourth vaccination; On recommendation - Ethics Council advocates mandatory vaccination heute journal från 22.12.2021 - Lauterbach förväntar sig fjärde vaccinationen; På rekommendation - Etikrådet vädjar om obligatorisk vaccination

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt, das "heute journal" mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.

Guten Abend.

Wird es reichen?

Das ist die Frage, die am Tag

nach der Corona-Minister- präsidentenkonferenz diskutiert wird.

Und da ist sich die Bundesregierung selbst nicht einig.

Die SPD einschließlich ihres Kanzlers

hält sich an die gemeinsam ausklamüserte Sprachregelung.

Von den Grünen hingegen kommt scharfe Kritik,

allerdings nicht von der Bundesspitze, sondern über Bande,

in dem der grüne Ministerpräsident Kretschmann

und der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, beklagen,

dass die Beschlüsse nicht weit genug gehen, um Omikron einzubremsen.

Die FDP, mit der schärfere Schutzmaßnahmen wohl

nicht zu machen gewesen wären, sagt lieber wenig bis nichts.

Wer hingegen viel erklären muss, ist der neue Gesundheitsminister.

Mit ihm habe ich vor der Sendung gesprochen.

Doch zunächst der Bericht von Andreas Huppert.

Weihnachtsdeko oder gar Weihnachtsstimmung,

die sucht man im Laden von Arlette Kaballo in Wiesbaden vergebens.

Die Mode-Unternehmerin ist seit 43 Jahren erfolgreich im Geschäft,

bis jetzt Corona dabei ist, ihr Lebenswerk zu zerstören.

Wir in unserem Fall würden, wenn wir es nicht schaffen,

alles verlieren und in meinem Alter wäre das eine Katastrophe.

Alle Reserven die man hatte, hat man reingesteckt.

Die Rücklagen futsch, nach zwei Jahren Pandemie.

Keine Kunden, kein Geschäft, jetzt droht Omikron.

Heißt wieder strenge Kontaktaktbeschränkungen

und strenge Kontaktbeschränkungen, sagt die Politik oft dann,

wenn sie Lockdown meint, aber es nicht aussprechen will.

Und so hat dieses L-Wort heute auch keiner der Beteiligten

auf dem Podium in den Mund genommen.

Keinem kommt es über die Lippen,

auf der wöchentlichen Pressekonferenz zur Corona-Lage.

Der Gesundheitsminister will zwar nichts ausschließen,

spricht von "roten Linien" und setzt einmal mehr auf das Impfen.

Wenn es uns gelingen würde, 50 bis 60 Millionen Menschen in Deutschland

mit einer Booster-Impfung zu versehen,

dann schützt das diese Menschen vor schwerer Krankheit.

Es entschleunigt aber auch dramatisch

das Fortschreiten der Omikron-Pandemie.

Im Vorfeld der gestrigen Bund-Länder-Konferenz,

hatte es Irritationen gegeben.

Noch vor einem Beschluss, gab das Robert-Koch-Institut,

eine eigene Stellungnahme heraus.

Darin viel strengere Sofort-Maßnahmen als Länder

und der Bund dann vereinbaren, Lockdown inklusive.

Da steht z.B. was drin von Schulschließung,

da steht was drin von Restaurantschließung,

da steht was drin von flächendeckender Kontaktsperre.

Dieses alles hat der Deutsche Bundestag

ausdrücklich ausgeschlossen.

Den Vorwurf, das Ganze verwirre doch die Menschen,

lässt der RKI-Chef nicht gelten.

Schließlich analysiere der Expertenrat nur.

Sein Institut habe aber die Pflicht, daraus notwendige Schlüsse zu ziehen

Das RKI ist eben eine Institution,

die das in konkrete Empfehlungen ummünzt.

Das ist im Expertenbeirat nicht getan worden,

insofern ist es ja keinerlei Widerspruch.

Der Gesundheitsminister, so ist zu hören,

war "not amused" über das Vorpreschen.

Immerhin ist Lauterbach oberster RKI-Dienstherr.

Hier kam die Frage, ob ich zu Herrn Wieler noch stehe.

Das lässt sich leicht beantworten, sonst säße er hier nicht.

Heute gibt der RKI-Chef eher wieder den Mahner.

Die gestern ins Spiel gebrachte Maßnahmenverschärfungen

wegen der Omikron-Variante, erwähnt er heute nicht mehr.

Das Weihnachtsfest soll aber nicht der Funke sein,

der das Omikron-Feuer entfacht, im Gegenteil.

Wir alle müssen dafür sorgen diese Zeit zwischen den Jahren zu nutzen,

um die Dynamik aus dem Infektionsgeschehen herauszunehmen.

Ich bitte Sie deshalb alle eindringlich:

Verbringen Sie die Zeit wirklich nur im kleineren Kreis.

Weihnachten ist für Arlette Kaballo gelaufen.

Ihre Hoffnungen sind jetzt auf nur ein Ziel gerichtet:

Irgendwie die Pandemie wirtschaftlich zu überleben.

Und aus Berlin zugeschaltet ist uns der Bundesgesundheitsminister.

Guten Abend, Herr Lauterbach. Guten Abend, Frau Slomka.

Sie sind ja auch selbst viel auf Social Media unterwegs.

Dann kann Ihnen nicht entgangen sein, dass es da sehr viele Leute gibt,

die wünschen sich ihren alten Karl Lauterbach zurück.

Der warnt, der vor Aufschüben warnt

und dass es keine Zeit zu verlieren gibt.

Ist der jetzt irgendwie in der Kabinettsdisziplin versunken?

Nein, ich werde weiterhin der Mahner und Warner bleiben,

wo es angemessen ist.

Aber ich muss natürlich auch die Probleme lösen.

Ich kann nicht nur vor den Problemen warnen.

In dieser neuen Rolle muss ich einen Weg finden, der funktioniert.

Daran arbeite ich.

Dazu haben auch die Beschlüsse von gestern beigetragen.

Und Sie finden, das jetzt erst mal gar nichts geschieht,

dass sich das mit der epidemischen Lage verbinden lässt?

Verdoppeln jeden zweiten Tag.

Omikron könnte bis Weihnachten schon dominant sein,

sagte heute Herr Wieler.

Wir beobachten die Omikron-Lage sehr genau.

Ich bin da auch im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegin

vom Robert Koch-Institut und auch den Kollegen in England.

Man muss befürchten,

dass die Omikron-Variante sich schnell verbreitet.

Aber zum einen: Die Beschlüsse, die wir gestern gefasst haben,

müssen ja spätestens am 28. umgesetzt werden.

Sie können früher umgesetzt werden von den Ländern.

Und zum zweiten: Das Wichtigste, was wir zz. tun,

ist die Booster-Impfungskampagne. Und die geht ja jeden Tag weiter.

Zu der kommen wir gleich noch.

Aber jetzt wollen Sie den Ländern überlassen,

ob die schon vor Weihnachten anfangen,

Kontakte weiter zu beschränken - verstehe ich das richtig?

Wir haben den Ländern, wenn man so will,

eine Deadline gegeben, der 28.

Aber die Länder können früher agieren.

Und die Länder sind ja auch in der Pflicht.

Das sind ja keine Bundesmaßnahmen, sondern es sind Ländermaßnahmen.

Aber Sie hätten sich dafür stark machen und sagen können:

"Leute, da brennt jetzt die Hütte."

"Das RKI warnt, die Experten warnen,

lasst uns schneller Maßnahmen ergreifen."

Die Maßnahme, die jetzt besonders wichtig ist,

ist quasi, wie wir das Weihnachtsfest verbringen.

Da appelliere ich an die Bürger, dass man sich testen lässt

oder dass man sich selbst testet, bevorzugt mehrfach, bevor man reist.

Das ist die sicherste Maßnahme, die wir haben.

Das ist im Moment das, was im Vordergrund steht.

Da appelliere ich an die Bürger,

da haben wir auch entsprechende Testkapazitäten.

Das muss jetzt geschehen.

Aber ein Appell ist natürlich kein Beschluss.

Als vor einem Jahr eine Ministerpräsidentenrunde

sich in Appellen erging, haben Sie noch gesagt,

das war eine verlorene Gelegenheit.

Die Appelle an den Einzelnen, sich so zu verhalten,

dass man sich nicht gegenseitig gefährdet.

Das ist, was wir hier machen können.

Und die Beschlüsse,

dass demnächst die Diskotheken und die Clubs geschlossen werden,

gilt ab dem 28., kann aber schon früher eingeführt werden.

Das gleiche gilt auch für die Beschränkungen

des Treffens der Personen - zehn Personen maximal drinnen und draußen

Das sind weitreichende Beschlüsse.

Wir haben ja schon viele Beschlüsse, die gelten.

Wir fangen ja nicht bei null an.

Ich frage deshalb so nach, weil Sie immer sagten,

Sie sind Team Wissenschaft.

Ihre oberste Seuchenschutzbehörde,

in der jede Menge Wissenschaftler sitzen,

haben ja sich recht konkret dazu geäußert,

was für Maßnahmen sie sich vorstellen

und die sie als signifikant bezeichnen würden.

Ist da in dem, was das RKI vorgeschlagen hat, irgendetwas drin,

was im Widerspruch zu den Empfehlungen des Expertenrats

vom Sonntag steht?

Nein, im Widerspruch nicht.

Von daher darf man da auch keinen künstlichen Widerspruch konstruieren

Der Expertenrat hat sehr gute Vorschläge gemacht.

Wir haben gesagt, dass wir Wissenschaft enger einbinden wollen.

Das spielt gerade für mich eine Rolle.

Ich bin im ständigen Austausch mit den Wissenschaftlern im Expertenrat,

mit dem Expertenrat selbst, aber auch mit dem Robert Koch-Institut.

Ich habe noch bevor wir dieses Interview hier geführt haben,

mit einem prominenten Mitglied des Expertenrats

eine spezifische Frage abgeklärt.

Für mich wird die wissenschaftliche Unterfütterung dessen, For me, the scientific underpinning of

was wir beschließen, eine ganz besondere Rolle spielen.

Aber warum haben Sie sich dann so über Herrn Wieler geärgert?

Und Herr Scholz hat sich offenbar auch über Herrn Wieler geärgert,

weil der Maßnahmen empfohlen hat. Konkrete Maßnahmen.

Ich bin heute noch mit Herrn Wieler

vor der Bundespressekonferenz gewesen.

Wir haben ein gutes Miteinander, wir tauschen uns aus.

Bei mir im Haus wird es keine Zensur

von wissenschaftlichen Arbeiten geben, auch keine Zensur dessen,

was das Robert Koch-Institut bietet.

Möglicherweise war der Zeitpunkt, als die Vorschläge gestern

öffentlich geworden sind, nicht optimal,

weil man diese Vorschläge nicht mehr tatsächlich studieren konnte,

bevor wir uns damals zusammengesetzt haben.

Aber die Vorschläge selbst werden natürlich registriert

und auch ausgewertet.

Kann es sein, dass hier ein Expertenbeirat gegründet wurde,

der dann auch nur relativ vage feststellt, es gibt Handlungsbedarf,

ohne konkret zu werden, und damit kann die Politik losmarschieren

und alles Mögliche auf diesen Expertenrat zurückführen?

Und wenn dann das RKI dazwischenkommt und wird konkret,

dann bricht plötzlich der Ärger aus.

So wirkt das Ganze nämlich, dass es auch ein taktisches

politisches Spiel ist.

Nein, das ist eine wichtige Frage.

Aber so ist es schlicht nicht.

Experten müssen beschreiben, was die Situation ist.

Politik muss dann entscheiden, was gemacht wird.

Der Expertenrat hat ohne Beschönigung ganz klar geschrieben:

Die Omikron-Variante wird dominant werden.

Wir können nicht sagen, ob sie harmloser verläuft oder nicht.

Es ist sogar davon gesprochen worden,

dass die kritische Infrastruktur gefährdet sein könnte.

Der Expertenrat hat in ganz klarer Form die Schwierigkeit dargestellt,

und wir haben politische Maßnahmen beschlossen.

Stichwort politische Maßnahmen: In der Vergangenheit

hat es immer wieder mal empfohlen, auch ins Ausland zu gucken.

Die Israelis fangen jetzt schon an mit der vierten Impfung.

Wird die bei uns auch kommen?

Zweiter Teil der Frage: Wie lange wird die STIKO brauchen,

bis sie die israelischen Daten sich ansieht?

Wir werden eine vierte Impfung brauchen.

Das ist jetzt schon absehbar,

weil wir eine spezifische Impfung gegen Omikron benötigen.

Dafür haben wir auch 80 Millionen Impfstoffdosen

bei Biontech bereits bestellt.

Wir werden auch von Moderna

entsprechende Impfstoffmengen beschaffen.

Vielleicht auch von anderen Herstellern.

Ich gehe somit von einer vierten Impfung aus.

Das ist mein derzeitiger Kenntnisstand von der Lesart

der wissenschaftlichen Daten, die wir haben.

Wann sich die STIKO mit was beschäftigt,

darauf habe ich wenig Einfluss.

Ich schätze die STIKO als eine wissenschaftlich unabhängige

Einrichtung, die qualitativ hochwertige Empfehlungen gibt.

Ich bin ganz sicher, dass die STIKO

die israelischen Daten sehr früh auswerten wird.

Ich bin auch mit Wissenschaftlern in Israel und UK im engen Austausch.

Wir werden also das so schnell wie möglich

auch in unsere politischen Handlungen integrieren können.

UK hat heute erstmals 100.000 Infektionen gemeldet.

Herr Lauterbach, wir werden uns sicherlich bald wieder sprechen.

Danke Ihnen für das Interview. Ich danke Ihnen.

Das Impfen wird uns jedenfalls noch intensiv beschäftigen,

mit einer Reihe noch offener Fragen.

Wann werden die Jüngeren geboostert?

Wann soll man eine vierte Impfung bekommen, und wie schnell werden

die auf Omikron spezifizierten neuen Impfstoffe verfügbar sein?

Und über allem schwebt das heikle Thema Impfpflicht,

das die Politik im neuen Jahr angehen will.

Heute hat sich der Deutsche Ethikrat dazu geäußert.

Frank Buchwald berichtet.

Eigentlich wollten sie Weihnachtslieder singen,

hier im Stadion von Hannover 96.

"Stille Nacht" aus ein paar tausend Kehlen.

Dann aber kam alles anders, Corona.

Jetzt stehen sie hier zum Impfen an.

Auch, weil eben bald Weihnachten ist.

Es ist super, dass wir das Angebot können und ich hoffe,

dass viele Leute kommen, die sich heute ihre Drittimpfung abholen,

damit wir schöne Weihnachten gemeinsam feiern können.

Impfen, einzige Hoffnung bisher, die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Seit Wochen streitet Berlin deshalb über eine allgemeine Impfpflicht.

Nun hat der Ethikrat sich zu einem Votum durchgerungen.

Man braucht einfach sehr hohe Impfquoten,

wenn man diese Pandemie dauerhaft überwinden will

und nicht immer wieder in diese auch gefährliche Wellen kommen möchte.

Da ist sicherlich die Impfpflicht kein Allheilmittel,

das muss auch klar sein, aber ohne Impfen wird es nicht gehen.

Einstimmig aber haben die Ethikräte nicht entschieden.

Einige wollen nur bestimmte, besonders gefährdete Gruppen impfen,

vier Mitglieder haben grundsätzliche Bedenken.

Wir wissen nicht ganz genau, wie sich die Impfstoffe

gegenüber der Omikron-Variante verhalten.

Wir wissen nicht, wann diese Impfpflicht denn einsetzen würde,

wie oft wir impfen müssten.

Wir wissen aber auch nicht, wie wir letztlich diese Impfpflicht

den durchsetzen wollten.

General Breuer, oberster Krisenmanager des Kanzlers,

war heute in Bayern zu Besuch, auch um sich ein Lagebild zu verschaffen.

Im Süden war es lange ziemlich kritisch,

nun aber ist das Impfziel in Sicht:

Dreißig Millionen Auffrischungen bis Jahresende.

Diese Zahlen zeigen, dass das System jetzt gerade läuft.

Jetzt müssen wir darauf achten, dass wir keinen Einbruch haben

und dass wir dieses auch im Januar kontinuieren können.

Dann bin ich auch zuversichtlich,

dass man auch dieses nächste Impfziel, 30 Millionen im Januar,

erfüllen können wird.

Manche Ministerpräsidenten aber drücken weiter aufs Tempo.

Söder etwa sieht Berlin in der Pflicht.

Es braucht einen klaren Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums

und der Ampel dafür, wie diese Impfpflicht aussehen soll.

Ehrlicherweise, ich finde jeden Tag zu spät, den es länger dauert.

Zustimmung kommt aus dem "Nachbarländle",

hier regiert ein grüner Ministerpräsident.

Wir haben da keine Zeit zu verlieren,

die Bundesregierung muss in die Gänge kommen.

Der Bundestag will im Januar über

eine allgemeine Impfpflicht entscheiden, ohne Fraktionszwang.

Reine Gewissensentscheidung auf Basis von Gruppenanträgen.

Das hat sich bei medizinethischen Fragen ja bewährt

und die Stellungnahme des Ethikrats

ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte und zur Meinungsbildung

einzelner Kolleginnen und Kollegen.

Viel wird nun vom Verlauf der Pandemie abhängen.

Wenn die Kliniken sich nach Weihnachten mit Omikron-Patienten

füllen, könnte die Politik abermals in Zugzwang geraten.

Nachher im "heute-journal:update" gibt es dazu noch ein Gespräch

mit einem Mitglied des Ethikrats, Professor Lob-Hüdepohl.

Zu den Befürwortern einer Impfpflicht

gehören führende Vertreter von Ärzteschaft und Krankenhäusern.

Denn mit dem, was abstrakt als Impflücke bezeichnet wird,

haben sie dort jeden Tag zu kämpfen.

Ärzteschaft und Pflegepersonal rackern gewissermaßen

im Maschinenraum dieser Pandemie-Gesellschaft.

Ihre Überlastung hat Folgen für alle.

Dass nicht unmittelbar lebensnotwendige Operationen

abgesagt werden, betrifft auch Patienten,

die massive Schmerzen haben und dringend auf ihren OP-Termin warten.

Und ob man mit Herzinfarkt bei Intensivmedizinern landen will,

die kaum noch die Augen aufhalten können,

mag sich jeder selbst überlegen.

In den Kliniken jedenfalls ist die Sorge groß,

dass da jetzt noch etwas oben draufgepackt wird,

was sie nicht mehr gestemmt bekommen.

Sibylle Bassler mit einer Reportage aus der Uniklinik Augsburg.

Sie sind gerüstet, sagt Georg Braun,

Oberarzt der Covid-Intensivstation der Uniklinik Augsburg.

Für alle Fälle auch für die neue Virusvariante Omikron.

Aktuell haben wir auf dieser Intensivstation zwei freie Betten.

So ein bisschen Gefühl, so eine Ruhe vor dem Sturm.

Zwei freie Betten von 14 auf dieser Covid-Intensivstation,

nicht wirklich viel.

Dabei hatten sie mit dem Abflauen der vierten Welle

auf ein wenig Entspannung gehofft, vergebens.

Bleibt ja nichts anderes übrig.

Also man muss ja durchhalten und tut man auch.

Wir müssen das zusammen schaffen.

Mit welcher Härte sich Omikron hier zeigen wird,

sie wissen es nicht, noch nicht.

Doch eines scheint klar:

Omikron werden wir nicht aufhalten, das wird kommen, so oder so.

Wir werden Anfang, Mitte Januar einen sehr raschen

und sich täglich verdoppelnden Anstieg der Fälle haben.

Die ersten Omikron-Fälle

sind außerhalb der Klinik schon aufgetreten.

Umso wichtiger sei schnelles Handeln, so die Ärzte,

auch der Politik.

Wir haben gerade gestern erfahren, dass es in Augsburg

die ersten fünf Fälle gibt und ganz, ganz tief in mir drin

hätte ich gesagt, jetzt gleich macht mehr Sinn,

weil gerade in diesem Ansteigen einer Welle zählt jeder Tag.

Dabei sind die Szenarien der letzten Wochen noch allzu präsent,

als Covid-Patienten ausgeflogen werden mussten,

weil es kein Platz mehr für sie gab.

Als viele Menschen hier starben, wie eine junge Frau mit Covid infiziert,

hochschwanger, nur ihr ungeborenes Kind

konnte per Kaiserschnitt gerettet werden.

Es ist extrem schwierig zu verarbeiten,

v.a. macht man sich natürlich auch Gedanken:

Was passiert dann mit den Kindern?

Was passiert mit der Familie,

die sich dann eben um ein Baby kümmern müssen,

was keine Mutter mehr hat?

Es hängt einem schon nach.

Knapp 400 Covid-Intensivpatienten

haben sie seit Beginn der Pandemie versorgt

auf drei Intensivstationen in der Uniklinik, non-stop.

Medizin im Ausnahmezustand, Katrin Riedel kennt es nicht anders.

Seit zwei Jahren ist sie Assistenzärztin,

erlebt das Gesundheitswesen ausschließlich im Zeichen von Corona

Der größte Alptraum wäre,

wenn es jetzt jedes Jahr so weiter- gehen würde, eine neue Variante,

dass einem quasi das Virus immer wieder davonläuft.

Ein Albtraum, den sich niemand vorstellen möchte.

Jetzt gibt es erstmal andere Meldungen des Tages, von Heinz Wolf.

Knapp zwei Monate vor der Bundespräsidentenwahl

hat sich die FDP für eine weitere Amtszeit

des langjährigen SPD-Politikers Steinmeier ausgesprochen.

Parteichef Lindner teilte mit, die FDP-Fraktionen

in Bund und Ländern hätten dafür plädiert,

Steinmeier bei seiner Kandidatur zu unterstützen.

Steinmeier sei eine herausragende Persönlichkeit

und habe sich in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung

um den Zusammenhalt in unserem Land verdient gemacht.

Der Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags

zur Hochwasserkatastrophe im Juli

hatte heute Zeugen der Landesregierung geladen.

Ministerpräsident Wüst, damals Verkehrsminister,

sagte, er habe sich umgehend um den Wiederaufbau

der zerstörten Verkehrsinfrastruktur gekümmert.

Er habe dem damaligen Ministerpräsidenten Laschet

aber nicht vorgeschlagen, einen Krisenstab zu bilden.

Ex-Ministerpräsident Laschet verteidigte den Einsatz

einer Koordinierungsgruppe anstelle eines großen Krisenstabs.

Die habe gut funktioniert.

In der Ägäis sind möglicherweise Dutzende Migranten ertrunken.

Nach Angaben der griechischen Küstenwache,

war ihr Boot vor der Insel Folegandros gesunken.

Nur zwölf Menschen konnten bisher gerettet werden.

Zur Suche der Vermissten wurden Schiffe, Hubschrauber

und ein Flugzeug eingesetzt.

Papst Franziskus mahnte bei der Generalaudienz heute,

alle in Europa müssten Verantwortung für Migranten übernehmen.

Kein Staat könne sich entziehen.

Er rief auch die Ortskirchen weltweit auf, Geflüchteten zu helfen.

Das Welternährungsprogramm muss die Hilfen für Jemen kürzen.

Grund ist Geldmangel.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung

leidet nach Angaben der UN-Organisation an Hunger.

Ab Januar würden die Essensrationen

für acht Millionen Bedürftige rationiert.

Nur fünf Millionen würden weiter die volle Ration bekommen.

Ohne zusätzliche Hilfsgelder drohten weitere Kürzungen.

Im Jemen herrscht seit sieben Jahren Bürgerkrieg.

Zehntausende wurden getötet.

Die Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch.

Wenn die Kälte kommt,

beginnt für Obdachlose die schlimmste Zeit des Jahres.

Es gibt ja viele Ursachen für Obdachlosigkeit,

und nicht jedes Hilfsangebot wird angenommen.

Insgesamt jedenfalls steigt die Zahl der Obdachlosen

in Europa seit Jahren an.

Zwar lässt sich die Situation in unterschiedlichen Ländern

nicht so einfach vergleichen.

Aber es fällt auf, dass es nur ein europäisches Land gibt,

in dem die Zahl der Obdachlosen kontinuierlich gesunken ist:

Finnland.

Dort wird das Problem schon seit den 1980er Jahren konsequent angegangen.

Gab es in den 80er Jahren noch ca. 20.000 Obdachlose im Land,

sind es heute nur noch rund 4300.

Ein langer Weg, aber mit Erfolg.

Das Konzept dahinter nennen die Finnen "Housing First".

Heike Kruse berichtet.

Unter den Brücken ist es wärmer im langen Winter von Helsinki.

Miguel Rojas hat hier jahrelang immer mal wieder gelebt.

Nach der Trennung von Frau und Kindern fiel er ins Bodenlose.

Er war Barkeeper, dann Straßensänger.

Zum Schluss immer betrunken.

Manchmal kam er noch bei Freunden unter, meist aber nicht.

Ich war in einem sehr schlimmen Zustand.

Ich habe meine Seele geschunden, ich habe meinen Körper geschunden.

Ich trank, ich nahm andere Drogen.

Überall woanders auf der Welt wäre ich gestorben.

Ich wäre nur eine weitere Zahl in der Statistik geworden,

ein toter Obdachloser mehr.

Als Miguel Rojas Hilfe suchte bei der Stadt,

bekam er sofort Sozialhilfe und Wohnraum nur für sich.

Seit 2015 mietet der gebürtige Chilene ein kleines Appartement

in einem Wohnprojekt für ehemalige Obdachlose.

Gemeinschaftliches Kochen oder Fernsehen, für den, der will.

Trotz aller Selbstständigkeit,

rund um die Uhr stehen hier Sozialarbeiter zur Verfügung.

Alle haben hier einen Mietvertrag,

wie in jeder anderen Mietwohnung auch

und bei Bedarf helfen wir ihnen.

Gemeinsam vereinbaren wir dann,

welche Art von Hilfe die Person benötigt, wenn sie hier einzieht.

Auch für Miguel Rojas war das sichere Dach über dem Kopf

der erste Schritt zurück ins Leben.

"Housing First", "Zuerst die Wohnung",

so heißt das finnische Erfolgsrezept ganz offiziell.

Im Gegensatz zur üblichen Praxis in vielen anderen Ländern

werden an Hilfesuchende in Finnland keine Bedingungen gestellt.

Es ist doch so offensichtlich. Es passiert so oft.

Selbst, wenn Leute Drogen nehmen oder psychische Probleme haben z.B.

Man muss mit einer eigenen Wohnung beginnen.

Wenn man keine eigene Wohnung hat,

ist es unmöglich, die anderen Probleme zu lösen.

Aber in Städten wie Helsinki sind kleine Mietwohnungen,

wie in diesem Wohnprojekt für ehemalige Obdachlose, rar.

Die Stadt und eine öffentliche Stiftung

schaffen deshalb auch neuen Wohnraum.

Mit Erfolg: 80 % aller ehemaligen Obdachlosen

landen nie wieder auf der Straße.

Das eigene Zuhause war auch für Miguel Rojas der Wendepunkt.

Er habe seine Alkoholsucht überwunden

und es gehe ihm psychisch viel besser.

Heute berät er sogar die Kommune bei Fragen zur Obdachlosigkeit

und hat Pläne.

Ich möchte gerne wegziehen.

Ich würde hierhin weiter zu Besuch kommen, aber woanders,

in einer Wohnung in einem ganz normalen Mehrfamilienhaus wohnen.

Finnland hat ein großes Ziel:

2027 soll es gar keine Obdachlose mehr geben.

Miguel Rojas glaubt daran.

Er sei doch das beste Beispiel.

Dass solche Konzepte schwieriger umzusetzen sind,

wenn Wohnraum knapp und teuer ist,

wurde in dem Bericht ja auch deutlich.

Dazu passt das nächste Thema, mit dem Heinz weiter macht.

Die Immobilienpreise in Deutschland steigen im Rekord-Tempo.

Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes

für das dritte Quartal.

Da steht auch die Frage im Raum:

Frank Behrmann, ist das noch eine solide Preisentwicklung,

oder drohen auch Risiken?

FB: Natürlich wächst die Sorge, wie lange geht das noch gut?

Die Bundesbank beispielsweise

warnt bereits seit Jahren vor Übertreibungen.

Doch das hält die Preise nicht davon ab, trotzdem immer weiter zu steigen.

Frankfurt hier ist inzwischen ein besonders teures Pflaster geworden.

Im höchsten Wohn-Wolkenkratzer Deutschlands,

dem frisch gebauten Grand Tower,

werden für den Erwerb eines Penthouses, ganz oben,

mittlerweile über neun Millionen Euro aufgerufen.

Sorgen aber bereiten nicht diese Objekte.

Sorgen muss man sich machen,

weil längst auch die "normalen" Immobilien in Deutschland

kaum noch zu bezahlen sind.

Immer weniger können sich

den Kauf eines Haus oder einer Wohnung leisten.

Das gilt inzwischen auch für weniger dicht besiedelte Regionen,

wie die aktuellen Zahlen zeigen.

In Großstädten stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser

zuletzt um 14,5 Prozent, in den ländlichen Kreisen

sogar um 15,5 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

"Die Zeichen mehren sich", sagt heute das DIW in einer neuen Studie,

"dass die Wohnungspreise in einigen Städten und Marktsegmenten

nicht mehr allein durch die Entwicklung der Mieten

und die niedrigen Zinsen zu erklären sind."

Von einer flächendeckenden Preisblase

will das Wirtschaftsforschungs- institut dennoch nichts wissen.

Die Kaufpreise aber steigen weiter, auch weil es Bund,

Ländern und Gemeinden nicht gelingt,

ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu bauen.

Eine echte Herausforderung - auch für die neue Bundesregierung.

Frank Bethmann, vielen Dank.

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger

hat eine baldige Bafög-Reform angekündigt.

Sie soll u.a. eine "Starthilfe" für Studienanfänger

aus Familien mit geringen Einkommen umfassen.

Die Bildungsministerin bekräftigte auch

das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel,

die Förderung langfristig elternunabhängiger zu machen.

Bislang erhält etwa jeder fünfte Studierende

eine staatliche Förderung.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch - sie lauten:

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf lotto.zdf.de

und im zdf text auf Seite 557.

Das war's von uns.

Gleich nach dem Wetter geht es mit "In 80 Tagen um die Welt" weiter.

Um 23.50 Uhr meldet sich Christopher Wehrmann

mit unserem "heute journal up:date".

Und hier freuen sich morgen Abend

Claus Kleber und Gundula Gause auf Sie - auf Wiedersehen.

Das werden spannende zwei Tage, meine Damen und Herren.

Und damit schönen guten Abend.

Denn morgen kommt schon Regen und Schnee heran.

Es wird gefährlich glatt auf den Straßen.

An Heiligabend schneit es dann über Mecklenburg-Vorpommern,

und dann wird die kalte Luft wieder zurück gedrückt.

In der Nacht zum 1. Feiertag kann es dann wahrscheinlich

auch mal in Hamburg oder in Berlin für einige Schneeflocken reichen.

Das schauen wir uns genauer an.

Heute Nacht ist es meist noch trocken,

und im Süden ist es zum Teil auch klar,

und es bildet sich wieder Nebel.

Die Temperaturen dazu sinken unter den dichteren Wolken

in Norddeutschland auf -1 bis -5 Grad.

Im Süden geht es in den mäßigen bis strengen Frost von -5 bis -13 Grad.

Morgen über Tag liegen die Werte im Osten meist bei 0 bis 4 Grad.

Im Westen wird es milder, am mindestens am Oberrhein mit 9 Grad.

Und es beginnt morgen schon mit Regen, Schnee und glatt Eisregen.

Morgen Vormittag hier in Niedersachsen

und auch im nördlichen Nordrhein-Westfalen,

wahrscheinlich etwa bis nach Hamburg oder Schleswig-Holstein.

Im Laufe des Nachmittags ziehen diese Wolken weiter nach Nordosten.

Im Nordosten fällt nur Schnee, aber am gefährlichsten wird es

mit diesem Glatteisregen, wenn der Regen auf den gefrorenen Boden fällt

zwischen der Nordseeküste und dem Thüringer Wald.

Davon bekommen Sie im Südwesten nichts mit.

Da bleibt es den ganzen Tag über freundlich.

Und dann kommt Heiligabend,

und der Schnee wird hier fallen in Mecklenburg-Vorpommern.

In der Nacht zum 1. Feiertag zieht er dann weiter südwärts.

Es kann also gefährlich werden. Guten Abend.