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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - Wann öffnet der Einzelhandel?

heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - Wann öffnet der Einzelhandel?

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Nach einem Jahr Pandemiebekämpfung, spürt jeder an sich selbst

und in seiner Umgebung, wie blank die Nerven liegen.

Schon im privaten Bereich.

Vor einem Jahr schien es vage Hoffnung zu geben,

dass das Virus schon im Sommer seine Kraft verlieren würde.

Wer hätte gedacht, dass ein Jahr später die Lage und die Kennzahlen

doppelt und dreifach so schlimm sein würden wie damals.

Klar gibt es da Enttäuschung und Frust.

Der Ruf nach Perspektive, Licht am Tunnelende,

Aussicht auf Lockerung, wird immer verzweifelter und kraftvoller.

Ganz besonders bei denen, die keine Zukunft mehr sehen

für ihre Geschäfte, ihren Lebensunterhalt, ihr Lebenswerk.

Hermann Bernd berichtet aus dem Norden.

Flensburg hat ein Problem:

Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschlands nördlichster Stadt

beträgt heute 166,4.

Der höchste Wert in Schleswig-Holstein,

jede dritte Infektion ist auf die britische Mutante zurückzuführen.

Schlechte Nachrichten vor allem für den Einzelhandel:

Durch die schwierige Lage könnte es hier

mit Geschäftsöffnungen noch länger dauern als anderswo im Land.

Es fehlt uns eine Transparenz, wie es weiter geht.

Wir würden uns schlicht und ergreifend nur wünschen,

dass man sagt: Wir sehen, dass es so nicht weitergehen kann,

wir sehen, dass das Existenzen kostet,

und zwar von Selbstständigen, aber auch von Arbeitnehmern.

Das ist hier in Flensburg gerade gut zu sehen.

Die Stadt steckt in einer Zwickmühle.

Der Handel fordert schnelle Öffnungen, wenn die Lage es zulässt,

der Infektionsschutz aber hat Vorrang.

Eine schwierige Lage, so die Oberbürgermeisterin,

die die Nöte der Wirtschaft vor Augen hat.

Wie können wir das für Flensburg so gestalten, dass auf der einen Seite

die wirtschaftliche Not nicht größer wird?

Denn der Druck ist da, die Menschen müssen auch ihr Geld verdienen,

die Händler wollen ihre Geschäfte wieder öffnen

und brauchen dringend auch Unterstützung.

Und deswegen muss man das in Einklang bringen.

In anderen Regionen Schleswig-Holsteins,

wie im Landkreis Dithmarschen, sieht es ganz anders aus:

18,8 beträgt aktuell die 7-Tage-Inzidenz.

Weit unter der neuen Marke 35.

Doch hier in Heide sind sie trotzdem zurückhaltend

mit Forderungen nach schnellen Öffnungen.

Auch Heinz-Dieter Opalla, Geschäftsführer eines Modehauses.

So, wie es jetzt ist, würde ja bedeuten,

nur weil wir jetzt gerade mit einem Inzidenzwert,

der historisch niedrig bei 15 - 16 liegt, daherkommen,

wäre es falsch zu sagen, wir wollen öffnen.

Und der nächste Kreis muss geschlossen haben.

Das finde ich total fehlgeleitet

und würde mich auch dagegen aussprechen.

Er wünscht sich aber eine klare Öffnungsperspektive

und steht mit dieser Forderung nicht allein.

Am besten eine landesweite Regelung,

kein Flickenteppich mit ausuferndem Einkaufstourismus.

So sieht es auch die IHK in Flensburg,

die sich um die Existenz vieler Betriebe sorgt.

Die Stimmung der vom Lockdown betroffenen Betriebe

geht mittlerweile ins Verzweifelte.

Die Hilfen fließen nicht, die zugesagten Hilfen vom Bund

kommen nicht rechtzeitig an, Abschlagszahlungen sind,

wenn sie überhaupt kommen, zu gering und vor allem:

Es fehlt eine Perspektive zum Öffnen.

Mehr Schnelltests, gerade für den Handel, eine der Forderungen hier.

V.a. aber ein gemeinsamer Fahrplan für Öffnungen im ganzen Norden.

Endlich ein zuverlässig berechenbarer Weg zur Öffnung.

Ein problematischer Wunsch, wenn das Virus, gegen das es geht,

in aggressivere Varianten mutiert.

So hat sich aber jetzt der neue CDU-Chef

vor Wirtschaftsleuten festgelegt.

Mit drastischen Worten gegen Versuche,

den Shutdown zu verlängern.

Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, so seine Worte,

um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet.

Wen meint er damit?

Wer, meint er, will sowas?

Fragen an ihn gleich.

Nach dem Bericht von Florian Neuhann über die Begegnung

des aktuellen Wirtschaftsministers mit Menschen der Wirtschaft.

Die nicht glücklich sind

über die Leistungen seines Ministeriums.

Es drohte Gewitter.

Am Morgen noch sieht alles nach einem weiteren harten Tag aus

für ihn - als Prügelknaben vom Dienst.

"Altmaier unter Druck" titeln Online-Portale,

der Minister muss sich

für schleppende Hilfszahlungen rechtfertigen.

Und vor seinem Ministerium lassen junge Unternehmer ihren Frust raus –

über eine Politik, die sie als "Willkür" bezeichnen.

Viele Unternehmen sind im Moment sehr stark in Not,

wissen teilweise nicht, wo oben und unten ist.

Dementsprechend müssen wir jetzt einfach handeln.

Wir brauchen einen klaren Plan von der Politik.

Es kommen richtige Impulse, aber die Durchsetzung und die Umsetzung

sind z.T. nicht gut gelaufen

und die Hilfen kommen nicht bei den Richtigen an.

In dieser Situation lädt Altmaier zum Wirtschaftsgipfel.

Wohl auch,

um die exponentiell gewachsene Empörungswelle zu brechen.

Wir dürfen nicht dabei sein, hier Bilder des Ministeriums.

Doch 2,5 Gipfel-Stunden später hört Altmaier,

was für ihn dieser Tage ungewohnt ist:

ein paar freundliche Worte aus der Wirtschaft.

Das Bundeswirtschaftsministerium ist da immer sehr aufgeschlossen

in der Zusammenarbeit mit uns als Verbänden,

auch sehr intensiv, und von daher herzlichen Dank.

Sehr geehrter Herr Altmaier, ich teile Ihr Urteil

über den Erfolg, die Notwendigkeit und den Wert dieses Gipfels.

Tatsächlich hatte der Minister kleine Nachbesserungen im Gepäck.

Zum einen soll ein Härtefallfonds von 2 Mrd. Euro

Unternehmen helfen, die bisher durchs Raster fielen.

Zum anderen: Überbrückungshilfen nun auch für Großunternehmen,

die bisher ausgenommen waren.

Doch die großen Kritikpunkte bleiben.

Da ist: der immer noch riesige Stau

bei den vollmundig versprochenen Hilfen für Gastronomen.

Ein Drittel der Betriebe wartet immer noch

auf die vollständige Zahlung der Novemberhilfe,

bei der Dezemberhilfe sind es 75 % der Unternehmen.

Was zuerst am Kompetenz-Wirrwarr zwischen Bund und Ländern lag,

dann an Softwareproblemen.

Was aber jetzt endlich laufe, so der Minister.

Das heißt, es kommt auch Schwung in die Geschichte.

Das ist auch dringend notwendig,

weil die Betroffenen auf das Geld angewiesen sind.

Nur dass Geld allein den Unternehmern nicht reicht.

Sie verlangen mit Nachdruck, ja Verzweiflung,

was Altmaier heute erneut nur vage in Aussicht stellt,

seine Parteifreunde aber umso lauter fordern:

eine Perspektive zur Öffnung.

Das ist das, was im Moment fehlt.

Deswegen erwarte ich, dass am 3. März,

wenn man sich das nächste Mal trifft, ein Stufenplan vorliegt,

damit die Menschen, aber auch die Unternehmen wissen,

unter welchen Bedingungen man wann wieder öffnen kann.

So eine Perspektive will zwar auch der Wirtschaftsminister

nun gemeinsam mit den heute Geladenen erarbeiten, sagt er heute.

Doch da dämmert den Wirtschaftsverbänden längst,

dass Altmaier kaum die entsprechende Macht hat.

Und dass sie eigentlich mit jemand anderem sprechen müssten:

mit seiner Chefin.

Und wir fragen den Vorsitzenden der CDU

und Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen,

guten Abend, Herr Laschet.

Die CDU hat untypischerweise einige Probleme mit der Wirtschaft.

Herr Altmaier ist nicht unbedingt

der Wunschkandidat auf dem Sitz des Wirtschaftsministers.

Wäre es da nicht klug, jemanden zu haben, den die wirklich mögen?

Friedrich Merz hatte sich angeboten, Sie haben nein gesagt.

Es ist klug jemanden zu haben, der von dem Amt etwas versteht,

das tut Peter Altmaier.

Er war heute mit der Wirtschaft im Gespräch und er hat in seiner Zeit

als Wirtschaftsminister schon eine ganze Menge angestoßen und bewegt.

Wenn ich an die Mittelstands- Vorschläge denke,

wenn ich an industriepolitische Ideen denke.

Und ich glaube, er ist ein guter Wirtschaftsminister.

Die Herzen der Wirtschaft, das hört man aus allen Landesverbänden der CDU

sind eher bei Friedrich Merz.

Ja, aber die Frage ist entschieden.

Und kann auch so bleiben?

Ich schätze Friedrich Merz, aber es ist jetzt nicht die Zeit,

mitten in einer Pandemie, in dieser Krisenlage

die Bundesregierung umzubilden.

Deshalb ist Peter Altmaier jetzt der,

der diese Ergebnisse des Gipfels, so wie wir es eben vorgetragen haben,

auch in die Runde der Ministerpräsidenten

mit der Bundeskanzlerin vortragen wird.

Gestern war es der Vorsitzende der CDU, also Sie,

der bei der Wirtschaftsvereinigung der CDU

im Wahlkampfland Baden-Württemberg aufgetreten ist

und dabei bemerkenswerte Sätze gesagt hat.

Einer ist: "Populär ist, glaube ich, immer noch die Haltung,

alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln

wie unmündige Kinder, auch in der Sprache."

Das sei populär.

An wen haben Sie dabei gedacht?

Ich habe an das gesamte Klima gedacht.

Ich sehe manche Umfragen, wo immer noch viele Menschen sagen,

das ist alles richtig.

Manche sagen sogar, das müsste noch härter werden.

Und ich plädiere ja immer schon dafür, auch abzuwägen,

auch das Kindeswohl in den Blick zu nehmen, auch zu erkennen,

was es bedeutet, wenn Kinder über Monate nicht mehr gesehen werden,

nicht mehr in der Kita sind, nicht mehr in der Schule sind,

was an Existenzen zz. auf dem Spiel steht.

Deshalb glaube ich, dass wir auch in der Sprache uns als Politiker

und als sonstige Kommentatoren in Wissenschaft und Journalismus

und wo auch immer bemühen sollten, die Bürger ernst zu nehmen,

zu mahnen, dass wir noch mitten in der Pandemie sind,

über die Gefährlichkeit des mutierten Virus zu reden.

Aber nicht so von oben nach unten herab.

Das stört mich zuweilen.

Was Sie jetzt sagen, sind absolute Selbstverständlichkeiten,

die niemand bestreitet.

Aber Sie kleiden das in spektakuläre Worte, wie z.B.:

"Man kann doch nicht immer neue Grenzwerte erfinden,

um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet."

Ja, wer macht denn sowas?

Wen haben Sie da im Auge?

Sie hören das doch genauso, wie ich das höre,

dass manche sagen, eigentlich brauchen wir null neue Inzidenzen,

manche sagen zehn, andere reden von der Zahl 25.

Es wird immer wieder etwas Neues ins Gespräch gebracht.

Und ich bin einfach dafür, dass das, was wir sagen,

jetzt auch mal eingehalten wird.

Auch dann, wenn sich die Umstände dramatisch ändern?

Wie viele Experten jetzt sagen: Die neuen Mutanten haben die Kraft,

die ganze Sache grundstürzend zu verändern.

Und dann kann man auch nicht bei den alten Grenzwerten,

die vor sechs Monaten noch galten und richtig waren, bleiben.

Wo stehen Sie in dieser Debatte?

Stehen Sie auf der Seite derer, die sagen:

Wir ignorieren das jetzt und bleiben bei den alten Grenzwerten?

Ich stehe erst mal auf dem, was 16 Ministerpräsidenten

und die Bundeskanzlerin verabredet haben.

Und das ist, das hat die Bundeskanzlerin im heute journal

vor wenigen Tagen noch einmal bestätigt,

nicht immer neue Zahlen nennen.

Das verunsichert die Menschen und das zerstört Akzeptanz.

Wir haben uns verabredet: Wir tun alles, dass wir unter 50 kommen.

Da sind wir auf gutem Wege.

Die ersten Bundesländer, Rheinland- Pfalz und Baden-Württemberg,

haben das schon erreicht.

Die anderen werden es die nächsten Tage erreichen,

wenn die Entwicklung so weitergeht.

Und wir wollen auf der Basis 35 uns am 3. März treffen

und dann gemeinsam überlegen, in welchen Bereichen

können wir vorsichtig, behutsam, unter Respekt vor dem neuen,

mutierten Virus Öffnungen ermöglichen.

Das ist der Stand.

Die Kanzlerin hat genau in dem Gespräch mit mit Marietta Slomka

neue Zahlen genannt.

Die nämlich sagten, die Inzidenzzahlen müssten stabil

für einige Wochen bei etwa 35 bleiben,

bevor man ernsthaft über Lockerungen nachdenkt.

Da waren schon wieder neue Zahlen, kritisieren Sie das?

Ich würde bei der 35 bleiben.

Über einige Wochen?

Vorher hieß es drei bis fünf Tage, dann hieß es zwei Wochen.

Ich will ja nur Klarheit.

Das müssen Sie dann die Bundeskanzlerin fragen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hat sie bei Ihnen gesagt,

35 gilt, 35 ist der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz.

Und als sie das erläutert hat,

hat sie danach gesagt, drei bis fünf Tage.

Sie haben mit den Bemerkungen gestern

bei den Wirtschaftsleuten der CDU Baden-Württemberg

eine Menge Echo ausgelöst und auch kontroverse Debatten.

Ist das vielleicht passiert, weil sie versuchen,

gleichzeitig zur Kanzlerin zu stehen und sie zu kritisieren?

Da kann man schon mal stolpern.

Nein, Herr Kleber, wenn ich das gleiche sage,

wie die Kanzlerin, ist das keine Kanzlerin-Kritik.

Einige ihrer Kollegen, kommt ja auch selten vor,

haben im Laufe des Tages ihre Kommentare gelöscht

und sich dafür entschuldigt,

weil sie sich einfach mal den Wortlaut angeguckt haben.

Also: In diesen Zeiten sind alle etwas aufgeregt,

man versucht auch, Gegensätze herzustellen.

Ich bin mir mit der Kanzlerin völlig einig,

dass am 03.03., das hat auch der Bundeswirtschaftsminister

heute ja bestätigt, wir über eine Öffnungsstrategie sprechen,

wenn die Zahlen weiter sinken und wir uns um den Wert 35 uns bewegen.

Dann ist der Punkt zu sprechen, in aller Behutsamkeit.

Ich habe es mehrfach hier bei uns im Landtag gesagt,

dieses mutierte Virus ist etwas,

was eben nicht der Planbarkeit von Politik unterliegt,

sondern das plötzlich exponentiell wachsen kann.

Deshalb muss das alles mit Vorsicht geschehen, aber in einer Sprache,

die abwägt und die das, was sie den Bürgern verspricht,

auch einhält.

Und das ist die Zahl 35 und darauf arbeiten wir hin.

Und nichts anderes ist gestern beim Wirtschaftsrat

in Baden-Württemberg gesagt worden.

Und vieles andere auch noch.

Ich bin froh, dass wir immer uns auf ihren genauen Wortlaut

von gestern Abend bezogen haben.

Danke für das Gespräch.

Vor einer guten Stunde geführt.

Wir mussten es kürzer fassen.

Die Vollversion ist auf ZDFheute.de.

Nachrichten von Gundula Gause.

Um die Corona-Infektionen unter Kontrolle zu halten,

sollen vermehrt Schnelltests eingesetzt werden.

Schon in wenigen Wochen könnte es Tests für zuhause geben.

Derzeit werden 30 Anträge auf Sonderzulassung von Selbsttests

für Laien geprüft.

Das bestätigte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

dem ZDF.

Zuvor hatte Gesundheitsminister Spahn kostenlose Tests für alle

ab März angekündigt, allerdings von geschultem Personal durchgeführt.

Antigen-Schnelltests werden schon jetzt eingesetzt,

u.a. in Pflegeheimen und Kliniken.

Das Ergebnis ist nicht ganz so zuverlässig wie bei PCR-Tests

im Labor, liegt aber schon nach 15 Minuten vor.

Im derzeitigen Shutdown

arbeitet wieder ein Viertel aller Erwerbstätigen von zuhause aus.

Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung

beträgt der Homeoffice-Anteil jetzt 24 %,

gegenüber 27 % während der ersten Corona-Welle im vergangenen April.

Irritierend sei, so die gewerkschaftsnahe Stiftung,

dass erst der öffentliche Druck

und schließlich die Verordnung zum Homeoffice zu mehr mobiler Arbeit

geführt hätten.

Die Luftqualität in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr verbessert.

2020 haben nur noch wenige Städte, darunter München und Hamburg,

den Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid überschritten.

Das sei nur zum Teil auf die Einschränkungen

durch die Corona-Pandemie zurückzuführen,

so das Umweltministerium.

Entscheidend seien insbesondere bei den Dieselfahrzeugen

verbesserte Motoren, Filter und eine effizientere Software.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Deutschland

vom Vorwurf freigesprochen, den NATO-Luftangriff bei Kundus 2009

nicht ausreichend aufgeklärt zu haben.

Geklagt hatte ein Afghane, der bei dem Bombardement zwei Kinder verlor.

Der Angriff zielte auf zwei von Taliban-Kämpfern entführte Lkw,

angeordnet von einem Bundeswehr- oberst aus Sorge,

die Tanklastwagen würden als rollende Bomben genutzt.

100 Menschen kamen bei dem NATO-Angriff ums Leben,

darunter viele Zivilisten.

Ermittlungen gegen den Oberst wurden eingestellt.

Kein anderes Land Europas wurde grausamer getroffen

von Mordanschlägen islamistischer Terroristen als Frankreich.

Es ist eine schockierende Erkenntnis,

dass die Täter in der Regel aus Frankreich selbst kamen.

Dort aufgewachsen sind, von Frankreichs säkularer Distanz

zu allem Religiösen geprägt sein müssten,

aber nicht waren, im Gegenteil.

Es gibt immer mehr Gemeinden und Stadtviertel,

in denen Islamisten den Ton angeben.

Wo nicht nur Juden und Christen wegziehen,

sondern auch säkulare, maßvolle Muslime.

Diesem Trend soll ein Gesetz ein Ende setzen.

Christel Haas hat ihre Zweifel, ob das gelingen kann.

Dieser Mann ist Gymnasiallehrer in Trappes, einem Vorort von Paris.

Seit Kurzem steht er unter Polizeischutz.

Es gab Drohungen gegen ihn,

weil er öffentlich vor dem immer stärker werden Einfluss

der Islamisten auf seine Schüler gewarnt hat.

Ich unterrichte seit 20 Jahren.

In dieser Zeit habe ich erlebt,

wie sich die Stadt und meine Schüler verändert haben.

Vor einigen Jahren waren es Einzelne,

die die Werte Frankreichs abgelehnt haben,

jetzt sind es ganze Klassen.

In Trappes leben rund 30.000 Menschen aus 70 Ländern.

Seit sich hier vor Jahren über 50 Jugendliche

dem IS in Syrien angeschlossen haben,

gilt die Stadt als Hort der Islamisten.

Ja, es gebe starke radikale Gruppen,

erklärt uns der Abgeordnete Benassaya,

gegen die vorzugehen, sei schwer.

Wir können nicht alle jeden Tag dagegen ankämpfen.

Trotzdem muss der Staat Präsenz zeigen.

Wir dürfen diese Viertel nicht sich selbst überlassen.

Die Politik wirkt machtlos gegenüber einer Bedrohung,

die seit Jahren besteht und weiter zunimmt.

Zuletzt der grausame Mord an dem Lehrer Samuel Paty.

Er wurde enthauptet,

weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.

Kurz darauf: Angriff auf eine Basilika in Nizza.

Schon im Oktober hatte Präsident Macron

dem radikalen Islamismus den Kampf angesagt,

in Form eines neuen Gesetzes.

Gegen was wir kämpfen müssen, ist der islamische Separatismus,

die Indoktrinierung.

Und dadurch die Ablehnung unserer Prinzipien,

die Gleichheit zwischen Frau und Mann, die Menschenwürde.

Das Gesetz wurde am Abend von der Nationalversammlung

in erster Lesung verabschiedet.

Künftig werden Drohungen gegen Vertreter des öffentlichen Dienstes

mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

Eine Straftat begeht, wer aus böser Absicht private Daten veröffentlicht

Und Heimunterricht wird stark eingeschränkt,

also die Möglichkeit, sein Kind nicht in der Schule,

sondern zu Hause zu unterrichten.

Die Rechtspopulisten haben sich enthalten,

ihnen ist das Gesetz zu lasch.

Der Staat muss alle Mittel bereitstellen.

Der Islamismus darf nicht nur gebremst,

er muss ausgerottet werden.

Und auch viele Muslime kritisieren das Gesetz,

aber aus anderen Gründen.

Die ganze Stimmung in Frankreich ist widerwärtig.

Man stigmatisiert immer nur eine Religionsgemeinschaft,

und das schon seit Langem.

Didier Lemaire, der Lehrer, hat seine eigenen Konsequenzen gezogen.

Er wird nicht mehr am Gymnasium von Trappes unterrichten -

nach 20 Jahren.

Nachrichten aus der Wirtschaft.

Über Corona-Hilfen für die gebeutelte europäische Wirtschaft

haben die EU-Finanzminister beraten.

Milliardenbeträge sollen ab Sommer fließen, unter bestimmten Bedingungen

Frank Bethmann,

was kann Deutschland von dem EU-Corona-Aufbaufonds erwarten?

Es geht darum, die Wirtschaft fit für die kommenden Jahrzehnte zu machen.

Wenn man sich Deutschland anschaut,

dann gibt es da durchaus Luft nach oben.

Z.B. in der Verwaltung,

die dringend digital besser aufgestellt werden muss.

Gleichzeitig ist dieser Aufbaufonds eine riesen Umverteilungsmaschine.

Denn die stärker von der Pandemie betroffenen Länder wie z.B. Italien

werden deutlich mehr Gelder aus dem Fonds erhalten als z.B. Deutschland.

Von dem mit 672,5 Mrd. Euro ausgestatteten Topf darf Deutschland

nach heutigen Stand auf knapp 23 Mrd. Euro an Zuschüssen hoffen.

Mit diesem Geld und weiteren Darlehen sollen v.a. der Klimaschutz

und der digitale Umbau finanziert werden, z.B. in der Verwaltung.

Aber es geht auch um Projekte wie die Förderung erneuerbaren Wasserstoffs

oder dem klimafreundlichen Bauen.

Beantragen muss die Bundesregierung die entsprechenden Projekte.

Die EU-Kommission prüft, und wenn sie grünes Licht gibt,

können die Vorhaben national ausgeschrieben werden.

Und erst dann kommen die Unternehmen ins Spiel.

Sie können z.B. für die Erforschung von Impfstoffen

oder dem Bau emissionsarmer Wohnungen

über die Ausschreibung an diese Gelder kommen.

Erwähnen sollte man noch, dass die EU-Kommission derart große Summen

erstmalig als gemeinsame Schulden aufnimmt, was sehr umstritten ist.

In der Corona-Krise spenden die Deutschen weiterhin viel

und im vergangenen Jahr sogar über 5 % mehr als 2019.

Insgesamt: 5,4 Mrd. Euro.

Das war das zweithöchste Spendenergebnis seit 15 Jahren.

Allerdings ging laut "Deutschem Spendenrat"

die Zahl der Spender um 500.000 auf rund 19 Mio. zurück.

Hauptförderzweck seien Not- und Katastrophenhilfe,

Eine Meldung vom Sport:

Deutschlands bester Tennis-Profi Alexander Zverev

ist bei den Australian Open ausgeschieden.

Im Viertelfinale unterlag der 23-jährige Hamburger

dem Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Novak Djokovic.

Der Serbe trifft im Halbfinale überraschend

auf den russischen Qualifikanten Aslan Karazew,

Nummer 114 der Weltrangliste.

Wenn es überhaupt einen festen Ort gibt

für das musikalische Genie Richard Wagner, ist es wohl Bayreuth.

Ort seines Schaffens, seiner Selbstinszenierungen

und seiner großen Immobilien.

Die private Villa Wahnfried und der öffentliche Tempel seiner Festspiele.

Bayreuths Anspruch bestreitet Leipzig nicht.

Will aber einen Anteil an Ruhm und Touristen-Magnetismus.

Jetzt sollen ausgerechnet Elemente eines Wagner-Denkmals,

das der von Wagner berauschte und von Wagners Judenhass befeuerte

Adolf Hitler einst in Auftrag gab,

soll Leipzigs Anspruch - sagen wir - untermauern.

Wer sowas will, muss viel erklären.

Etwa, dass doch gerade wegen dieser Vorgeschichte,

das Denkmal ein Anstoß sein könne für kritische Auseinandersetzung.

Ein Argument, das nicht jeden sofort überzeugt.

Thomas Bärsch berichtet aus der

Bach-Mendelssohn-Schumann-Grieg- unzweifelhaften Musikstadt Leipzig.

Es wiegt schwer, dieses Kalksteinrelief,

das hier im Keller des Leipziger Stadtgeschichtsmuseums lagert.

Doch nicht die vielen hundert Kilo

machen sein erdrückendes Gewicht aus.

Das Relief ist Teil eines Ensembles für Richard Wagner,

aus dem Stein gehauen,

in den 30er Jahren mit dem Segen der Nationalsozialisten.

Ein schwerer Brocken – aber eben ein Denkmal.

Es steht für die Verwerfung des 20. Jahrhunderts,

für die nationalistische Wagner- Rezeption, die wir auch sehen.

Zugleich ist es ein ganz großes Denkmalsprojekt in Leipzig.

Man sieht es heute noch an dem Elsterflutbecken.

Ohne dieses Denkmalsprojekt

versteht man gar nicht mehr die Topographie dieses Ortes.

Die Topographie des Ortes meint den Wagner-Hain in Leipzig.

Nichts deutet heute mehr darauf hin, was hier einst geplant war,

und vor allem in welcher Größe.

Ein Motivblock, 10 m im Quadrat, 4 m hoch,

umgeben von Reliefs an Mauern,

die die Fläche von 16 Fußballfeldern umschließen.

Den Grundstein zu diesem Wagner-Denkmal

legte der damalige Reichskanzler.

Lege ich zum ewigen Zeugnis und zur immerwährenden Mahnung

den Grundstein zum deutschen Nationaldenkmal Richard Wagners.

Ein deutsches, nationales Denkmal wollte nach dem Krieg

Leipzig nicht mehr haben.

Und auch keine andere deutsche Stadt zeigte Interesse.

Doch es war bezahlt und fertig und lagerte jahrelang

im bayerischen Kiefersfelden auf dem Werkstattgelände seines Schöpfers.

Der Bildhauer Emil Hipp verkaufte die Stücke dann einzeln

nach und nach an sehr solvente Wagnerianer,

die mit den Einzelstücken etwa ihre Anwesen schmückten.

Drei Teile konnte Leipzig nun zurück erwerben.

Geht es nach Helmut Loos, dann sollte wenigstens eins davon

auch wieder hier seinen Platz finden, am Wagner-Hain.

Also dort, wo Hitler damals den Grundstein legte?

Ja, und zwar ganz genau deshalb, sagt Helmut Loos.

Das Ganze zu verschweigen und zu verdrängen

halte ich für nicht richtig.

Wir haben eine ehrenwerte Geschichte,

wie wir mit dem Erbe des Dritten Reiches umgehen.

Dass wir gerade nicht verschweigen,

was an schlimmen Dingen und Verbrechen passiert ist.

Dass wir das in aller Klarheit fortsetzen sollten.

Bis entschieden ist,

wie und wo die Reliefs in Leipzig zur Geltung kommen,

lagert der Wagnerverband zwei von ihnen auf dem Rittergut Ermlitz

vor den Stadttoren.

In Leipzig fand sich niemand, der ihnen Asyl gewähren wollte.

Auch das ist Ausdruck von Distanz und Vorsicht.

Wagner ist einer, mit dem es immer schwer bleibt.

Gerade in Leipzig ist es schwer.

Schwierige Fragen sind die ideale Materie

eines kulturgeschichtlichen Museums, denn wir wollen nicht nur

einfache Geschichten erzählen, sondern komplexe.

Dieses irgendwie verkorkste, aber auch opportunistische,

teils revolutionäre, teils anbiederische Leben Wagners

möglichst realistisch in den Blick kriegen.

Der Stoff für museale Aufarbeitung wird nicht ausgehen.

Im nächsten Jahr plant das Museum eine Sonderausstellung:

die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus.

Man scheitert halt immer wieder mit der heimlichen Erwartung,

dass große Kunst stets von einem großen Menschen kommen müsse.

"37 Grad" führt Sie direkt ins große Glück.

Eine Reportage über drei Menschen, die plötzlich viel Geld hatten.

Und sehr unterschiedlich davon gekommen sind.

Und um Mitternacht meldet sich Hanna Zimmermann

mit unserem "heute journal:update".

Darin Fußball:

Leipzig gegen Liverpool im Achtelfinale der Champions League.

Zwischen dem Hoch über dem westlichen Mittelmeer

und dem Tief "Yukon" über den britischen Inseln

kommt in den nächsten Tagen sehr milde Luft heran.

Der Unterschied zwischen dem milden Westen und dem kühlen Osten

sieht man auch bei den Temperaturen heute Nacht.

Heute Nacht fällt Regen, der im Osten, z.B. an Oder und Neiße,

und Südostbayern noch mal Glätte bringen kann.

Morgen verlässt uns der Regen nach Osten.

Auch an der Nordsee kann es noch etwas tröpfeln.

In der Mitte und im Süden ist es deutlich freundlicher,

da zeigt sich häufiger die Sonne.

Am Donnerstag kommt neuer Regen von Westen,

der uns am Freitag ostwärts verlässt.

Der Samstag wird deutlich milder.

Am Temperaturen- und Wettertrend von Freiburg im Breisgau sieht man,

dass Mitte nächster Woche sogar schon die 20-Grad-Marke fallen könnte.

In Dresden dagegen werden kaum 15 Grad erreicht.


heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - Wann öffnet der Einzelhandel? heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - When does retail open? heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - Когда открывается розничная торговля? heute journal vom 16.02.2021 - Blanke Nerven - 零售业何时开张?

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Nach einem Jahr Pandemiebekämpfung, spürt jeder an sich selbst After a year of fighting the pandemic, everyone feels it in themselves

und in seiner Umgebung, wie blank die Nerven liegen. and in his environment, how raw the nerves are.

Schon im privaten Bereich.

Vor einem Jahr schien es vage Hoffnung zu geben,

dass das Virus schon im Sommer seine Kraft verlieren würde.

Wer hätte gedacht, dass ein Jahr später die Lage und die Kennzahlen Who would have thought that a year later the location and key figures

doppelt und dreifach so schlimm sein würden wie damals.

Klar gibt es da Enttäuschung und Frust.

Der Ruf nach Perspektive, Licht am Tunnelende,

Aussicht auf Lockerung, wird immer verzweifelter und kraftvoller.

Ganz besonders bei denen, die keine Zukunft mehr sehen

für ihre Geschäfte, ihren Lebensunterhalt, ihr Lebenswerk.

Hermann Bernd berichtet aus dem Norden.

Flensburg hat ein Problem:

Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschlands nördlichster Stadt

beträgt heute 166,4.

Der höchste Wert in Schleswig-Holstein,

jede dritte Infektion ist auf die britische Mutante zurückzuführen.

Schlechte Nachrichten vor allem für den Einzelhandel:

Durch die schwierige Lage könnte es hier

mit Geschäftsöffnungen noch länger dauern als anderswo im Land.

Es fehlt uns eine Transparenz, wie es weiter geht.

Wir würden uns schlicht und ergreifend nur wünschen,

dass man sagt: Wir sehen, dass es so nicht weitergehen kann,

wir sehen, dass das Existenzen kostet,

und zwar von Selbstständigen, aber auch von Arbeitnehmern.

Das ist hier in Flensburg gerade gut zu sehen.

Die Stadt steckt in einer Zwickmühle.

Der Handel fordert schnelle Öffnungen, wenn die Lage es zulässt,

der Infektionsschutz aber hat Vorrang.

Eine schwierige Lage, so die Oberbürgermeisterin,

die die Nöte der Wirtschaft vor Augen hat.

Wie können wir das für Flensburg so gestalten, dass auf der einen Seite

die wirtschaftliche Not nicht größer wird?

Denn der Druck ist da, die Menschen müssen auch ihr Geld verdienen,

die Händler wollen ihre Geschäfte wieder öffnen

und brauchen dringend auch Unterstützung.

Und deswegen muss man das in Einklang bringen.

In anderen Regionen Schleswig-Holsteins,

wie im Landkreis Dithmarschen, sieht es ganz anders aus:

18,8 beträgt aktuell die 7-Tage-Inzidenz.

Weit unter der neuen Marke 35.

Doch hier in Heide sind sie trotzdem zurückhaltend

mit Forderungen nach schnellen Öffnungen.

Auch Heinz-Dieter Opalla, Geschäftsführer eines Modehauses.

So, wie es jetzt ist, würde ja bedeuten,

nur weil wir jetzt gerade mit einem Inzidenzwert,

der historisch niedrig bei 15 - 16 liegt, daherkommen,

wäre es falsch zu sagen, wir wollen öffnen.

Und der nächste Kreis muss geschlossen haben.

Das finde ich total fehlgeleitet

und würde mich auch dagegen aussprechen.

Er wünscht sich aber eine klare Öffnungsperspektive

und steht mit dieser Forderung nicht allein.

Am besten eine landesweite Regelung,

kein Flickenteppich mit ausuferndem Einkaufstourismus. no patchwork with sprawling shopping tourism.

So sieht es auch die IHK in Flensburg,

die sich um die Existenz vieler Betriebe sorgt.

Die Stimmung der vom Lockdown betroffenen Betriebe

geht mittlerweile ins Verzweifelte.

Die Hilfen fließen nicht, die zugesagten Hilfen vom Bund

kommen nicht rechtzeitig an, Abschlagszahlungen sind,

wenn sie überhaupt kommen, zu gering und vor allem:

Es fehlt eine Perspektive zum Öffnen.

Mehr Schnelltests, gerade für den Handel, eine der Forderungen hier.

V.a. aber ein gemeinsamer Fahrplan für Öffnungen im ganzen Norden.

Endlich ein zuverlässig berechenbarer Weg zur Öffnung.

Ein problematischer Wunsch, wenn das Virus, gegen das es geht,

in aggressivere Varianten mutiert.

So hat sich aber jetzt der neue CDU-Chef

vor Wirtschaftsleuten festgelegt.

Mit drastischen Worten gegen Versuche,

den Shutdown zu verlängern.

Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, so seine Worte,

um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet.

Wen meint er damit?

Wer, meint er, will sowas?

Fragen an ihn gleich.

Nach dem Bericht von Florian Neuhann über die Begegnung

des aktuellen Wirtschaftsministers mit Menschen der Wirtschaft.

Die nicht glücklich sind

über die Leistungen seines Ministeriums.

Es drohte Gewitter.

Am Morgen noch sieht alles nach einem weiteren harten Tag aus

für ihn - als Prügelknaben vom Dienst.

"Altmaier unter Druck" titeln Online-Portale,

der Minister muss sich

für schleppende Hilfszahlungen rechtfertigen.

Und vor seinem Ministerium lassen junge Unternehmer ihren Frust raus –

über eine Politik, die sie als "Willkür" bezeichnen.

Viele Unternehmen sind im Moment sehr stark in Not,

wissen teilweise nicht, wo oben und unten ist.

Dementsprechend müssen wir jetzt einfach handeln.

Wir brauchen einen klaren Plan von der Politik.

Es kommen richtige Impulse, aber die Durchsetzung und die Umsetzung

sind z.T. nicht gut gelaufen

und die Hilfen kommen nicht bei den Richtigen an.

In dieser Situation lädt Altmaier zum Wirtschaftsgipfel.

Wohl auch,

um die exponentiell gewachsene Empörungswelle zu brechen.

Wir dürfen nicht dabei sein, hier Bilder des Ministeriums.

Doch 2,5 Gipfel-Stunden später hört Altmaier,

was für ihn dieser Tage ungewohnt ist:

ein paar freundliche Worte aus der Wirtschaft.

Das Bundeswirtschaftsministerium ist da immer sehr aufgeschlossen

in der Zusammenarbeit mit uns als Verbänden,

auch sehr intensiv, und von daher herzlichen Dank.

Sehr geehrter Herr Altmaier, ich teile Ihr Urteil

über den Erfolg, die Notwendigkeit und den Wert dieses Gipfels.

Tatsächlich hatte der Minister kleine Nachbesserungen im Gepäck.

Zum einen soll ein Härtefallfonds von 2 Mrd. Euro

Unternehmen helfen, die bisher durchs Raster fielen.

Zum anderen: Überbrückungshilfen nun auch für Großunternehmen,

die bisher ausgenommen waren.

Doch die großen Kritikpunkte bleiben.

Da ist: der immer noch riesige Stau

bei den vollmundig versprochenen Hilfen für Gastronomen.

Ein Drittel der Betriebe wartet immer noch

auf die vollständige Zahlung der Novemberhilfe,

bei der Dezemberhilfe sind es 75 % der Unternehmen.

Was zuerst am Kompetenz-Wirrwarr zwischen Bund und Ländern lag,

dann an Softwareproblemen.

Was aber jetzt endlich laufe, so der Minister.

Das heißt, es kommt auch Schwung in die Geschichte.

Das ist auch dringend notwendig,

weil die Betroffenen auf das Geld angewiesen sind.

Nur dass Geld allein den Unternehmern nicht reicht.

Sie verlangen mit Nachdruck, ja Verzweiflung,

was Altmaier heute erneut nur vage in Aussicht stellt,

seine Parteifreunde aber umso lauter fordern:

eine Perspektive zur Öffnung.

Das ist das, was im Moment fehlt.

Deswegen erwarte ich, dass am 3. März,

wenn man sich das nächste Mal trifft, ein Stufenplan vorliegt,

damit die Menschen, aber auch die Unternehmen wissen,

unter welchen Bedingungen man wann wieder öffnen kann.

So eine Perspektive will zwar auch der Wirtschaftsminister

nun gemeinsam mit den heute Geladenen erarbeiten, sagt er heute.

Doch da dämmert den Wirtschaftsverbänden längst,

dass Altmaier kaum die entsprechende Macht hat.

Und dass sie eigentlich mit jemand anderem sprechen müssten:

mit seiner Chefin.

Und wir fragen den Vorsitzenden der CDU

und Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen,

guten Abend, Herr Laschet.

Die CDU hat untypischerweise einige Probleme mit der Wirtschaft.

Herr Altmaier ist nicht unbedingt

der Wunschkandidat auf dem Sitz des Wirtschaftsministers.

Wäre es da nicht klug, jemanden zu haben, den die wirklich mögen?

Friedrich Merz hatte sich angeboten, Sie haben nein gesagt.

Es ist klug jemanden zu haben, der von dem Amt etwas versteht,

das tut Peter Altmaier.

Er war heute mit der Wirtschaft im Gespräch und er hat in seiner Zeit

als Wirtschaftsminister schon eine ganze Menge angestoßen und bewegt.

Wenn ich an die Mittelstands- Vorschläge denke,

wenn ich an industriepolitische Ideen denke.

Und ich glaube, er ist ein guter Wirtschaftsminister.

Die Herzen der Wirtschaft, das hört man aus allen Landesverbänden der CDU

sind eher bei Friedrich Merz.

Ja, aber die Frage ist entschieden.

Und kann auch so bleiben?

Ich schätze Friedrich Merz, aber es ist jetzt nicht die Zeit,

mitten in einer Pandemie, in dieser Krisenlage

die Bundesregierung umzubilden.

Deshalb ist Peter Altmaier jetzt der,

der diese Ergebnisse des Gipfels, so wie wir es eben vorgetragen haben,

auch in die Runde der Ministerpräsidenten

mit der Bundeskanzlerin vortragen wird.

Gestern war es der Vorsitzende der CDU, also Sie,

der bei der Wirtschaftsvereinigung der CDU

im Wahlkampfland Baden-Württemberg aufgetreten ist

und dabei bemerkenswerte Sätze gesagt hat.

Einer ist: "Populär ist, glaube ich, immer noch die Haltung,

alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln

wie unmündige Kinder, auch in der Sprache."

Das sei populär.

An wen haben Sie dabei gedacht?

Ich habe an das gesamte Klima gedacht.

Ich sehe manche Umfragen, wo immer noch viele Menschen sagen,

das ist alles richtig.

Manche sagen sogar, das müsste noch härter werden.

Und ich plädiere ja immer schon dafür, auch abzuwägen,

auch das Kindeswohl in den Blick zu nehmen, auch zu erkennen,

was es bedeutet, wenn Kinder über Monate nicht mehr gesehen werden,

nicht mehr in der Kita sind, nicht mehr in der Schule sind,

was an Existenzen zz. auf dem Spiel steht.

Deshalb glaube ich, dass wir auch in der Sprache uns als Politiker

und als sonstige Kommentatoren in Wissenschaft und Journalismus

und wo auch immer bemühen sollten, die Bürger ernst zu nehmen,

zu mahnen, dass wir noch mitten in der Pandemie sind,

über die Gefährlichkeit des mutierten Virus zu reden.

Aber nicht so von oben nach unten herab.

Das stört mich zuweilen.

Was Sie jetzt sagen, sind absolute Selbstverständlichkeiten,

die niemand bestreitet.

Aber Sie kleiden das in spektakuläre Worte, wie z.B.:

"Man kann doch nicht immer neue Grenzwerte erfinden,

um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet."

Ja, wer macht denn sowas?

Wen haben Sie da im Auge?

Sie hören das doch genauso, wie ich das höre,

dass manche sagen, eigentlich brauchen wir null neue Inzidenzen,

manche sagen zehn, andere reden von der Zahl 25.

Es wird immer wieder etwas Neues ins Gespräch gebracht.

Und ich bin einfach dafür, dass das, was wir sagen,

jetzt auch mal eingehalten wird.

Auch dann, wenn sich die Umstände dramatisch ändern?

Wie viele Experten jetzt sagen: Die neuen Mutanten haben die Kraft,

die ganze Sache grundstürzend zu verändern. to change the whole thing radically.

Und dann kann man auch nicht bei den alten Grenzwerten,

die vor sechs Monaten noch galten und richtig waren, bleiben.

Wo stehen Sie in dieser Debatte?

Stehen Sie auf der Seite derer, die sagen:

Wir ignorieren das jetzt und bleiben bei den alten Grenzwerten?

Ich stehe erst mal auf dem, was 16 Ministerpräsidenten

und die Bundeskanzlerin verabredet haben.

Und das ist, das hat die Bundeskanzlerin im heute journal

vor wenigen Tagen noch einmal bestätigt,

nicht immer neue Zahlen nennen.

Das verunsichert die Menschen und das zerstört Akzeptanz.

Wir haben uns verabredet: Wir tun alles, dass wir unter 50 kommen.

Da sind wir auf gutem Wege.

Die ersten Bundesländer, Rheinland- Pfalz und Baden-Württemberg,

haben das schon erreicht.

Die anderen werden es die nächsten Tage erreichen,

wenn die Entwicklung so weitergeht.

Und wir wollen auf der Basis 35 uns am 3. März treffen

und dann gemeinsam überlegen, in welchen Bereichen

können wir vorsichtig, behutsam, unter Respekt vor dem neuen,

mutierten Virus Öffnungen ermöglichen.

Das ist der Stand.

Die Kanzlerin hat genau in dem Gespräch mit mit Marietta Slomka

neue Zahlen genannt.

Die nämlich sagten, die Inzidenzzahlen müssten stabil

für einige Wochen bei etwa 35 bleiben,

bevor man ernsthaft über Lockerungen nachdenkt.

Da waren schon wieder neue Zahlen, kritisieren Sie das?

Ich würde bei der 35 bleiben.

Über einige Wochen?

Vorher hieß es drei bis fünf Tage, dann hieß es zwei Wochen.

Ich will ja nur Klarheit.

Das müssen Sie dann die Bundeskanzlerin fragen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hat sie bei Ihnen gesagt,

35 gilt, 35 ist der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz.

Und als sie das erläutert hat,

hat sie danach gesagt, drei bis fünf Tage.

Sie haben mit den Bemerkungen gestern

bei den Wirtschaftsleuten der CDU Baden-Württemberg

eine Menge Echo ausgelöst und auch kontroverse Debatten.

Ist das vielleicht passiert, weil sie versuchen,

gleichzeitig zur Kanzlerin zu stehen und sie zu kritisieren?

Da kann man schon mal stolpern.

Nein, Herr Kleber, wenn ich das gleiche sage,

wie die Kanzlerin, ist das keine Kanzlerin-Kritik.

Einige ihrer Kollegen, kommt ja auch selten vor,

haben im Laufe des Tages ihre Kommentare gelöscht

und sich dafür entschuldigt,

weil sie sich einfach mal den Wortlaut angeguckt haben.

Also: In diesen Zeiten sind alle etwas aufgeregt,

man versucht auch, Gegensätze herzustellen.

Ich bin mir mit der Kanzlerin völlig einig,

dass am 03.03., das hat auch der Bundeswirtschaftsminister

heute ja bestätigt, wir über eine Öffnungsstrategie sprechen,

wenn die Zahlen weiter sinken und wir uns um den Wert 35 uns bewegen.

Dann ist der Punkt zu sprechen, in aller Behutsamkeit.

Ich habe es mehrfach hier bei uns im Landtag gesagt,

dieses mutierte Virus ist etwas,

was eben nicht der Planbarkeit von Politik unterliegt,

sondern das plötzlich exponentiell wachsen kann.

Deshalb muss das alles mit Vorsicht geschehen, aber in einer Sprache,

die abwägt und die das, was sie den Bürgern verspricht,

auch einhält.

Und das ist die Zahl 35 und darauf arbeiten wir hin.

Und nichts anderes ist gestern beim Wirtschaftsrat

in Baden-Württemberg gesagt worden.

Und vieles andere auch noch.

Ich bin froh, dass wir immer uns auf ihren genauen Wortlaut

von gestern Abend bezogen haben.

Danke für das Gespräch.

Vor einer guten Stunde geführt.

Wir mussten es kürzer fassen. We had to make it shorter.

Die Vollversion ist auf ZDFheute.de.

Nachrichten von Gundula Gause.

Um die Corona-Infektionen unter Kontrolle zu halten,

sollen vermehrt Schnelltests eingesetzt werden.

Schon in wenigen Wochen könnte es Tests für zuhause geben.

Derzeit werden 30 Anträge auf Sonderzulassung von Selbsttests Currently, 30 applications for special approval of self-tests

für Laien geprüft.

Das bestätigte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

dem ZDF.

Zuvor hatte Gesundheitsminister Spahn kostenlose Tests für alle

ab März angekündigt, allerdings von geschultem Personal durchgeführt.

Antigen-Schnelltests werden schon jetzt eingesetzt,

u.a. in Pflegeheimen und Kliniken.

Das Ergebnis ist nicht ganz so zuverlässig wie bei PCR-Tests

im Labor, liegt aber schon nach 15 Minuten vor.

Im derzeitigen Shutdown

arbeitet wieder ein Viertel aller Erwerbstätigen von zuhause aus.

Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung

beträgt der Homeoffice-Anteil jetzt 24 %,

gegenüber 27 % während der ersten Corona-Welle im vergangenen April.

Irritierend sei, so die gewerkschaftsnahe Stiftung,

dass erst der öffentliche Druck

und schließlich die Verordnung zum Homeoffice zu mehr mobiler Arbeit

geführt hätten.

Die Luftqualität in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr verbessert.

2020 haben nur noch wenige Städte, darunter München und Hamburg,

den Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid überschritten.

Das sei nur zum Teil auf die Einschränkungen

durch die Corona-Pandemie zurückzuführen,

so das Umweltministerium.

Entscheidend seien insbesondere bei den Dieselfahrzeugen

verbesserte Motoren, Filter und eine effizientere Software.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Deutschland

vom Vorwurf freigesprochen, den NATO-Luftangriff bei Kundus 2009

nicht ausreichend aufgeklärt zu haben.

Geklagt hatte ein Afghane, der bei dem Bombardement zwei Kinder verlor.

Der Angriff zielte auf zwei von Taliban-Kämpfern entführte Lkw,

angeordnet von einem Bundeswehr- oberst aus Sorge,

die Tanklastwagen würden als rollende Bomben genutzt.

100 Menschen kamen bei dem NATO-Angriff ums Leben,

darunter viele Zivilisten.

Ermittlungen gegen den Oberst wurden eingestellt.

Kein anderes Land Europas wurde grausamer getroffen

von Mordanschlägen islamistischer Terroristen als Frankreich.

Es ist eine schockierende Erkenntnis,

dass die Täter in der Regel aus Frankreich selbst kamen.

Dort aufgewachsen sind, von Frankreichs säkularer Distanz Growing up there, from France's secular distance

zu allem Religiösen geprägt sein müssten,

aber nicht waren, im Gegenteil.

Es gibt immer mehr Gemeinden und Stadtviertel,

in denen Islamisten den Ton angeben.

Wo nicht nur Juden und Christen wegziehen,

sondern auch säkulare, maßvolle Muslime. but also secular, moderate Muslims.

Diesem Trend soll ein Gesetz ein Ende setzen.

Christel Haas hat ihre Zweifel, ob das gelingen kann.

Dieser Mann ist Gymnasiallehrer in Trappes, einem Vorort von Paris. This man is a high school teacher in Trappes, a suburb of Paris.

Seit Kurzem steht er unter Polizeischutz.

Es gab Drohungen gegen ihn,

weil er öffentlich vor dem immer stärker werden Einfluss

der Islamisten auf seine Schüler gewarnt hat.

Ich unterrichte seit 20 Jahren.

In dieser Zeit habe ich erlebt,

wie sich die Stadt und meine Schüler verändert haben.

Vor einigen Jahren waren es Einzelne,

die die Werte Frankreichs abgelehnt haben,

jetzt sind es ganze Klassen.

In Trappes leben rund 30.000 Menschen aus 70 Ländern.

Seit sich hier vor Jahren über 50 Jugendliche

dem IS in Syrien angeschlossen haben,

gilt die Stadt als Hort der Islamisten.

Ja, es gebe starke radikale Gruppen,

erklärt uns der Abgeordnete Benassaya,

gegen die vorzugehen, sei schwer.

Wir können nicht alle jeden Tag dagegen ankämpfen.

Trotzdem muss der Staat Präsenz zeigen.

Wir dürfen diese Viertel nicht sich selbst überlassen.

Die Politik wirkt machtlos gegenüber einer Bedrohung,

die seit Jahren besteht und weiter zunimmt.

Zuletzt der grausame Mord an dem Lehrer Samuel Paty.

Er wurde enthauptet,

weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.

Kurz darauf: Angriff auf eine Basilika in Nizza.

Schon im Oktober hatte Präsident Macron

dem radikalen Islamismus den Kampf angesagt,

in Form eines neuen Gesetzes.

Gegen was wir kämpfen müssen, ist der islamische Separatismus,

die Indoktrinierung.

Und dadurch die Ablehnung unserer Prinzipien,

die Gleichheit zwischen Frau und Mann, die Menschenwürde.

Das Gesetz wurde am Abend von der Nationalversammlung

in erster Lesung verabschiedet.

Künftig werden Drohungen gegen Vertreter des öffentlichen Dienstes

mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

Eine Straftat begeht, wer aus böser Absicht private Daten veröffentlicht

Und Heimunterricht wird stark eingeschränkt,

also die Möglichkeit, sein Kind nicht in der Schule,

sondern zu Hause zu unterrichten.

Die Rechtspopulisten haben sich enthalten,

ihnen ist das Gesetz zu lasch.

Der Staat muss alle Mittel bereitstellen.

Der Islamismus darf nicht nur gebremst,

er muss ausgerottet werden.

Und auch viele Muslime kritisieren das Gesetz,

aber aus anderen Gründen.

Die ganze Stimmung in Frankreich ist widerwärtig.

Man stigmatisiert immer nur eine Religionsgemeinschaft,

und das schon seit Langem.

Didier Lemaire, der Lehrer, hat seine eigenen Konsequenzen gezogen.

Er wird nicht mehr am Gymnasium von Trappes unterrichten -

nach 20 Jahren.

Nachrichten aus der Wirtschaft.

Über Corona-Hilfen für die gebeutelte europäische Wirtschaft

haben die EU-Finanzminister beraten.

Milliardenbeträge sollen ab Sommer fließen, unter bestimmten Bedingungen

Frank Bethmann,

was kann Deutschland von dem EU-Corona-Aufbaufonds erwarten?

Es geht darum, die Wirtschaft fit für die kommenden Jahrzehnte zu machen.

Wenn man sich Deutschland anschaut,

dann gibt es da durchaus Luft nach oben.

Z.B. in der Verwaltung,

die dringend digital besser aufgestellt werden muss.

Gleichzeitig ist dieser Aufbaufonds eine riesen Umverteilungsmaschine.

Denn die stärker von der Pandemie betroffenen Länder wie z.B. Italien

werden deutlich mehr Gelder aus dem Fonds erhalten als z.B. Deutschland.

Von dem mit 672,5 Mrd. Euro ausgestatteten Topf darf Deutschland

nach heutigen Stand auf knapp 23 Mrd. Euro an Zuschüssen hoffen.

Mit diesem Geld und weiteren Darlehen sollen v.a. der Klimaschutz

und der digitale Umbau finanziert werden, z.B. in der Verwaltung.

Aber es geht auch um Projekte wie die Förderung erneuerbaren Wasserstoffs

oder dem klimafreundlichen Bauen.

Beantragen muss die Bundesregierung die entsprechenden Projekte.

Die EU-Kommission prüft, und wenn sie grünes Licht gibt,

können die Vorhaben national ausgeschrieben werden.

Und erst dann kommen die Unternehmen ins Spiel.

Sie können z.B. für die Erforschung von Impfstoffen

oder dem Bau emissionsarmer Wohnungen

über die Ausschreibung an diese Gelder kommen.

Erwähnen sollte man noch, dass die EU-Kommission derart große Summen

erstmalig als gemeinsame Schulden aufnimmt, was sehr umstritten ist.

In der Corona-Krise spenden die Deutschen weiterhin viel

und im vergangenen Jahr sogar über 5 % mehr als 2019.

Insgesamt: 5,4 Mrd. Euro.

Das war das zweithöchste Spendenergebnis seit 15 Jahren.

Allerdings ging laut "Deutschem Spendenrat"

die Zahl der Spender um 500.000 auf rund 19 Mio. zurück.

Hauptförderzweck seien Not- und Katastrophenhilfe,

Eine Meldung vom Sport:

Deutschlands bester Tennis-Profi Alexander Zverev

ist bei den Australian Open ausgeschieden.

Im Viertelfinale unterlag der 23-jährige Hamburger

dem Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Novak Djokovic.

Der Serbe trifft im Halbfinale überraschend

auf den russischen Qualifikanten Aslan Karazew,

Nummer 114 der Weltrangliste.

Wenn es überhaupt einen festen Ort gibt

für das musikalische Genie Richard Wagner, ist es wohl Bayreuth.

Ort seines Schaffens, seiner Selbstinszenierungen Place of his work, his self-staging

und seiner großen Immobilien.

Die private Villa Wahnfried und der öffentliche Tempel seiner Festspiele. The private Villa Wahnfried and the public temple of his festival.

Bayreuths Anspruch bestreitet Leipzig nicht.

Will aber einen Anteil an Ruhm und Touristen-Magnetismus.

Jetzt sollen ausgerechnet Elemente eines Wagner-Denkmals,

das der von Wagner berauschte und von Wagners Judenhass befeuerte

Adolf Hitler einst in Auftrag gab,

soll Leipzigs Anspruch - sagen wir - untermauern.

Wer sowas will, muss viel erklären.

Etwa, dass doch gerade wegen dieser Vorgeschichte,

das Denkmal ein Anstoß sein könne für kritische Auseinandersetzung.

Ein Argument, das nicht jeden sofort überzeugt.

Thomas Bärsch berichtet aus der

Bach-Mendelssohn-Schumann-Grieg- unzweifelhaften Musikstadt Leipzig.

Es wiegt schwer, dieses Kalksteinrelief, It weighs heavily, this limestone relief,

das hier im Keller des Leipziger Stadtgeschichtsmuseums lagert.

Doch nicht die vielen hundert Kilo

machen sein erdrückendes Gewicht aus. account for its crushing weight.

Das Relief ist Teil eines Ensembles für Richard Wagner,

aus dem Stein gehauen,

in den 30er Jahren mit dem Segen der Nationalsozialisten.

Ein schwerer Brocken – aber eben ein Denkmal.

Es steht für die Verwerfung des 20. Jahrhunderts,

für die nationalistische Wagner- Rezeption, die wir auch sehen.

Zugleich ist es ein ganz großes Denkmalsprojekt in Leipzig.

Man sieht es heute noch an dem Elsterflutbecken.

Ohne dieses Denkmalsprojekt

versteht man gar nicht mehr die Topographie dieses Ortes.

Die Topographie des Ortes meint den Wagner-Hain in Leipzig.

Nichts deutet heute mehr darauf hin, was hier einst geplant war,

und vor allem in welcher Größe.

Ein Motivblock, 10 m im Quadrat, 4 m hoch,

umgeben von Reliefs an Mauern,

die die Fläche von 16 Fußballfeldern umschließen.

Den Grundstein zu diesem Wagner-Denkmal

legte der damalige Reichskanzler.

Lege ich zum ewigen Zeugnis und zur immerwährenden Mahnung

den Grundstein zum deutschen Nationaldenkmal Richard Wagners.

Ein deutsches, nationales Denkmal wollte nach dem Krieg

Leipzig nicht mehr haben.

Und auch keine andere deutsche Stadt zeigte Interesse.

Doch es war bezahlt und fertig und lagerte jahrelang

im bayerischen Kiefersfelden auf dem Werkstattgelände seines Schöpfers.

Der Bildhauer Emil Hipp verkaufte die Stücke dann einzeln

nach und nach an sehr solvente Wagnerianer, gradually to very solvent Wagnerians,

die mit den Einzelstücken etwa ihre Anwesen schmückten.

Drei Teile konnte Leipzig nun zurück erwerben.

Geht es nach Helmut Loos, dann sollte wenigstens eins davon

auch wieder hier seinen Platz finden, am Wagner-Hain.

Also dort, wo Hitler damals den Grundstein legte?

Ja, und zwar ganz genau deshalb, sagt Helmut Loos.

Das Ganze zu verschweigen und zu verdrängen

halte ich für nicht richtig.

Wir haben eine ehrenwerte Geschichte,

wie wir mit dem Erbe des Dritten Reiches umgehen.

Dass wir gerade nicht verschweigen,

was an schlimmen Dingen und Verbrechen passiert ist.

Dass wir das in aller Klarheit fortsetzen sollten.

Bis entschieden ist,

wie und wo die Reliefs in Leipzig zur Geltung kommen,

lagert der Wagnerverband zwei von ihnen auf dem Rittergut Ermlitz the Wagner Association stores two of them on the Ermlitz manor

vor den Stadttoren.

In Leipzig fand sich niemand, der ihnen Asyl gewähren wollte.

Auch das ist Ausdruck von Distanz und Vorsicht.

Wagner ist einer, mit dem es immer schwer bleibt.

Gerade in Leipzig ist es schwer.

Schwierige Fragen sind die ideale Materie

eines kulturgeschichtlichen Museums, denn wir wollen nicht nur

einfache Geschichten erzählen, sondern komplexe.

Dieses irgendwie verkorkste, aber auch opportunistische,

teils revolutionäre, teils anbiederische Leben Wagners part revolutionary, part pandering life of Wagner

möglichst realistisch in den Blick kriegen.

Der Stoff für museale Aufarbeitung wird nicht ausgehen.

Im nächsten Jahr plant das Museum eine Sonderausstellung:

die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus.

Man scheitert halt immer wieder mit der heimlichen Erwartung,

dass große Kunst stets von einem großen Menschen kommen müsse.

"37 Grad" führt Sie direkt ins große Glück.

Eine Reportage über drei Menschen, die plötzlich viel Geld hatten.

Und sehr unterschiedlich davon gekommen sind.

Und um Mitternacht meldet sich Hanna Zimmermann

mit unserem "heute journal:update".

Darin Fußball:

Leipzig gegen Liverpool im Achtelfinale der Champions League.

Zwischen dem Hoch über dem westlichen Mittelmeer

und dem Tief "Yukon" über den britischen Inseln

kommt in den nächsten Tagen sehr milde Luft heran.

Der Unterschied zwischen dem milden Westen und dem kühlen Osten

sieht man auch bei den Temperaturen heute Nacht.

Heute Nacht fällt Regen, der im Osten, z.B. an Oder und Neiße,

und Südostbayern noch mal Glätte bringen kann.

Morgen verlässt uns der Regen nach Osten.

Auch an der Nordsee kann es noch etwas tröpfeln.

In der Mitte und im Süden ist es deutlich freundlicher,

da zeigt sich häufiger die Sonne.

Am Donnerstag kommt neuer Regen von Westen,

der uns am Freitag ostwärts verlässt.

Der Samstag wird deutlich milder.

Am Temperaturen- und Wettertrend von Freiburg im Breisgau sieht man,

dass Mitte nächster Woche sogar schon die 20-Grad-Marke fallen könnte.

In Dresden dagegen werden kaum 15 Grad erreicht.