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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 10.05.2021 - Gewalt in und um Ost-Jerusalem - Sorge vor Eskalation in Israel

heute journal vom 10.05.2021 - Gewalt in und um Ost-Jerusalem - Sorge vor Eskalation in Israel

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Der alte Konflikt zwischen dem Staat Israel und den Palästinensern

drängt sich heute Abend mit neuer Gewalt an die Spitze der Nachrichten.

Fundamentale Interessen auf beiden Seiten

und der Kalender befördern das.

Das Ende des Fastenmonats Ramadan fällt fast genau

auf den Jerusalem-Tag.

Auf die Erinnerung an Israels Triumph, 1967, als seine Truppen

im Sechs-Tage Krieg den Osten Jerusalems besetzten,

um das Gebiet nicht wieder herzugeben.

Das große Bild zeigt, dass es um mehr geht

als um militante Demonstrationen.

Raketen der Hamas flogen aus dem palästinensischen Gaza-Streifen

auch über Israel hinweg bis nach Jerusalem.

Eine Demonstration gewachsener militärischer Fähigkeiten.

Sie gefährden Israels Überlegenheit nicht.

Aber die Wut der Unterlegenen bricht sich Bahn.

Es ist ein Tag der Gewalt in Israel.

Schon früh am Morgen beginnt sie auf dem Tempelberg.

Bei schweren Krawallen zwischen gewaltbereiten Palästinensern

und israelischen Polizisten werden über 300 Menschen verletzt.

Beide Seiten geben sich die Schuld, doch das ist nur das Vorspiel.

Am Abend ertönt Raketenalarm in Jerusalem -

die Menschen verwirrt,

die Hauptstadt ist seit Jahren kein Angriffsziel gewesen.

Doch dann schlagen ganz nah in einem Vorort sieben Raketen ein.

Ein ganzer Hagel geht auf den Süden nieder.

Ein Ultimatum der Hamas ist verstrichen.

Darin hatte sie den Abzug der Polizei vom Tempelberg gefordert

und die Freilassung von Gefangenen.

Kaum jemand wird verletzt, doch die Israelis unter Schock.

Ich bin glücklich, dass die Raketen aus Gaza geflogen sind.

Gewalt war auch von der Flaggenparade gefürchtet worden.

Sie feiern diesen Tag in Erinnerung an die Eroberung.

Der Inlandsgeheimdienst hatte dazu geraten, den Marsch abzusagen.

Trotz der Raketen geben sich die meisten kämpferisch.

Es ist eine große Schande für unsere Regierung,

dass sie mit dem Feind so nachgiebig ist.

Tatsächlich reagiert die Luftwaffe mit Gegenangriffen auf Gaza.

Es kommt am Abend wieder zu Krawallen.

Wir sprechen jetzt mit Michael Bewerunge in Jerusalem.

Im Moment ist es relativ ruhig hinter mir in der Altstadt von

Jerusalem. Aber das kann sich jederzeit ändern.

Ganz anders die Situation im Süden des Landes.

Da wird der Konflikt mit militärischer Härte weitergeführt.

Es fliegen ständig Raketen aus Gaza.

Die Regierung reagiert mit Gegenangriffen.

Die Stadt Tel Aviv hat die Bunker geöffnet.

Man geht schon von einer Gefährdung aus.

Es ist immer wieder passiert, dass solche Gewalt aufgeflammt ist

und dann war es wieder vorbei.

Wie kann dieser Vorfall ausgehen?

Das Ende der Spirale der Gewalt ist auch der Beginn einer neuen.

Viele Menschen sind sinnlos gestorben in den letzten

Jahrzehnten.

Meistens gibt es eine Art Vermittlungsversuch von außen.

Dann kommt es zu einer Art Waffenstillstand.

Dann ist aber die grundsätzliche Problematik im Land nicht gelöst.

Neue Verhandlungen mit einer israelischen Regierung,

die es noch nicht gibt, sind noch nicht in Sicht.

Zur deutschen Innenpolitik: Ganz bald wird hier gewählt.

Gleich drei, Olaf Scholz, Armin Laschet und Annalena Baerbock

haben realistische Chancen aufs Kanzleramt.

Scholz und Laschet sind vertraut mit den Fallstricken des Regierens.

Annalena Baerbock ist es nicht.

Und liegt trotzdem, vielleicht auch deshalb, vorne.

Noch ist sie neu im harten Geschäft des Wahlkampfs.

Insofern war das heute eine Premiere:

Die mögliche Kanzlerin stellte sich den Fragen von Journalisten

mit großer Berlin-Erfahrung.

Bettina Schausten und Peter Frey.

"Was nun, Frau Baerbock?", wurde auch ein Test,

ob sie hat, was politische Führung braucht:

die Kraft und Raffinesse,

eine lästige Störung aus dem Weg zu räumen,

bevor sie zur Hauptsache wird.

Die Störung lieferte ihr Parteifreund Palmer in Tübingen.

Unseren Bericht liefert Florian Neuhann aus Berlin.

Vor der Kandidatin kommt der Co-Parteichef.

Am Mittag vor der Presse leicht genervt.

Es geht nicht um grüne Themen, nur um ein grünes Mitglied -

ein Noch-Mitglied.

Also das Wochenende hätten wir uns alle anders vorgestellt.

Wäre super gewesen, Boris hätte einfach geschwiegen.

Boris Palmer, noch duzt man sich, hat nicht geschwiegen.

Der Oberbürgermeister von Tübingen schreibt viel auf Facebook,

manchmal ohne nachzudenken.

Am Freitag postete er

in einer Diskussion über den Ex-Fußballer Dennis Aogo

eine rassistische Beleidigung,

die er später als ironisches Zitat verstanden wissen will.

Vor einem Jahr hatten die Grünen

Palmer schon mal zum Austritt aufgefordert.

Jetzt wollen sie ihn ausschließen.

Die Kanzlerkandidatin am Abend im ZDF

mit einer Rechtfertigung, die eher wie ein Machtwort klingt.

Da Herr Palmer sich selber nicht davon distanziert hat,

war es meine Aufgabe als Parteivorsitzende,

klar und deutlich zu machen,

dass das nicht mit den Grundsätzen meiner Partei

in Einklang zu bringen ist.

Wichtiger für Wahlkampf und Land aber vielleicht eine andere Debatte:

wer mit wem regieren will.

Wie halten es die Grünen mit der Linkspartei?

Denkbar eine Dreier-Koalition mit der SPD?

Es wird der Spagat dieses Wahlkampfs.

Wenn wir eins erlebt haben: Koalitionen sind wenig planbar.

Koalitionsoptionen sind für alle Parteien hilfreich.

Insofern werden alle Parteien nun versuchen, sich abzugrenzen

aber sich doch zugleich alle möglichen Optionen offenzuhalten.

Tatsächlich könnten sich Grüne, Linke und SPD

auf manches Projekt wohl verständigen:

den Mindestlohn erhöhen,

eine Steuerreform, die niedrige Einkommen ent- und hohe belastet

und Hartz IV ersetzen durch eine Sicherung ganz ohne Sanktionen.

Die stets etwas radikalere Grüne Jugend sagt: unbedingt versuchen.

Natürlich setzen wir uns dafür ein, dass soziale Gerechtigkeit

und die sozial-ökologische Transformation

der Punkt in den nächsten Koalitionsverhandlungen werden.

Das können wir meiner Meinung nach am besten,

indem wir Grün-Rot-Rot zusammenarbeiten.

Dabei erscheint anderes unvereinbar, etwa in der Außenpolitik.

Im Leitantrag für das Wahlprogramm fordert die Linken-Spitze

"die Auflösung der NATO".

An ihre Stelle solle ein "kollektives Sicherheitssystem

unter Beteiligung Russlands" treten.

Ein Satz, der viele bei Grünen und SPD

an der Regierungsfähigkeit zweifeln lässt.

Baerbock aber hat auf die Frage nach Koalitionen eine Standardantwort.

Ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf,

mit welcher Farbkonstellation man wie regieren könnte.

Flexibel bleiben und ja nichts ausschließen.

Also, bis auf diesen einen grünen Oberbürgermeister.

Das ganze Interview mit Annalena Baerbock

finden Sie auf ZDFheute.de und in unserer ZDFheute-App.

Viereinhalb Monate können in einem Wahljahr eine Ewigkeit sein.

Vielleicht sieht die Welt am 26. September

ganz anders aus als heute.

Aber zur Zeit weist viel darauf hin, dass die Grünen als Wahlsieger

einen kleinen Strauß von Möglichkeiten gewinnen könnte,

sich eine Koalition zusammenzuzimmern.

Auch ganz auf der linken Seite, mit SPD und Linkspartei.

Dafür müsste die Linkspartei über 5 % kommen,

gemeinsam müssten die drei eine Mehrheit haben und:

Die Linkspartei müsste akzeptabel für die beiden anderen sein.

Deshalb ist die Wahl ihres Spitzenduos heute interessant.

Deshalb haben wir gleich nach dem Bericht von Andreas Kynast

ein Gespräch mit Janine Wissler.

Die Überraschung der diesjährigen Spitzenkandidatenfindung ist,

dass es keine Überraschung gibt.

Das ist bemerkenswert, weil es die Linkspartei ist

und weil sie beim letzten Mal vor fünf Jahren

erst nach öffentlichen Raufereien

Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht nominierte.

Zu deren Kritikern gehörte damals eine gewisse Janine Wissler,

die heute neben Bartsch sitzt und die eine keine Überraschung ist.

Mit Janine Wissler, West, linker Flügel,

und Dietmar Bartsch, Ost, Reformerflügel,

geht die Linke in den Bundestagswahlkampf,

den sie erneut als Systemkampf führen will.

Es geht nicht um kleine Korrekturen, sondern um einen Richtungswechsel.

Wir wollen die Prämissen der Politik grundlegend ändern

im Interesse der übergroßen Mehrheit.

Die Linke ist die Anwältin der wahren Leistungsträger:

der Krankenschwestern, der Erzieherinnern und Lehrer,

der Paketboten, der Arbeiter*innen in den Supermärkten.

Leistung muss sich wieder mehr lohnen.

Die Linkspartei verspricht Umverteilung,

kündigt an, hohe Vermögen zu besteuern

und gelobt, alle Auslandseinsätze zu beenden, auch UN-Missionen.

Beim Versuch, Streit diesmal unbedingt zu vermeiden,

schluckt die Partei den Ärger runter,

den Wisslers Vorgängerin beinahe täglich auslöst.

Sahra Wagenknecht wird nicht müde,

die, wie sie sagt, Lifestyle-Linke, zu attackieren:

zu grün, zu weltfremd, zu viel Gendersternchen, zu viel Veggie-Day.

Es ist schon so, dass eine linke Diskussion,

die davon geprägt ist, dass Menschen, denen es relativ gut geht,

die auch oft gute Bildungschancen hatten,

einen gutbezahlten Job haben,

dass die den anderen vorschreiben wollen,

was sie zu essen haben, was sie zu reden haben,

wie sie zu leben haben.

Und für mich hat das nichts mit linker Politik zu tun.

Sie spricht strategische Fragen an, über die es sich lohnt zu reden,

aber ich sage es ganz klar:

eine Debatte Identitäts- versus Klassenpolitik

nutzt den Menschen heute im Land null.

Dass die Linke eine Spitzenkandidatin

in die Parlamentswahl schickt,

die Parlamenten nicht besonders viel zutraut,

gehört zur Kalkulation und zur Biographie Janine Wisslers.

Von früheren Aufrufen zur Revolution distanziert sie sich nicht.

Ich finde, dass gerade in arabischen Ländern sich zeigt,

welche Dynamik und welche Radikalisierung

eine Massenbewegung haben kann.

Und was möglich ist, wenn radikalisierte Jugendliche

und die Arbeiterklasse sich vereinen

und gemeinsam gegen Unterdrückung kämpfen.

Die Linke will diesmal wirklich geschlossen bleiben,

zweistellig werden und das Zünglein an der Waage sein.

Es wäre eine Überraschung.

Guten Abend, Frau Wissler.

Guten Abend, Herr Kleber.

Nun sind Sie also die Spitzen- kandidatin der Linkspartei.

Was heißt das in der Sache?

D.h., dass ich mich voll reinwerfen werde,

zusammen mit Dietmar Bartsch, in diesen Wahlkampf.

Dass ich dafür werben werde, dass die Linke so stark wie möglich wird

und damit die Stimme für soziale Gerechtigkeit

im nächsten Bundestag deutlich stärker.

Nun wird das ja auch eine inhaltliche Komponente haben,

wenn man Sie an die Spitze setzt.

Was könnte das sein?

Wir haben uns überlegt, wer die Menschen sind,

die jetzt als Spitzenkandidaten die Linke repräsentieren können,

und wie wir es schaffen,

verschiedene Menschen über die Spitzenkandidatur anzusprechen.

Für mich sind wichtige Themen:

die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum,

aber auch gute Arbeit für alle.

Ich möchte auch über die Probleme der jungen Generation sprechen.

Gerade durch Corona ist ihre Lage noch einmal schwieriger geworden.

Viele haben seit einem halben Jahr

nicht mehr ihre Schule von innen gesehen.

Das sind viele Dinge, die sämtliche Politiker

in allen Parteien und sogar die ganze Republik beschäftigen.

Wo ist Ihre Marke?

Wo ist das, was sie speziell als Janine Wissler da mitbringen?

Was sowohl die Linke als auch ich deutlich machen:

Dass wir Verbesserungen nur durchsetzen können,

wenn wir bereit sind, uns z.B. mit Konzerninteressen anzulegen.

Man setzt Klimaschutz nicht einfach über Appelle und warme Worte durch,

sondern indem man konkrete Auflagen macht, auch für Konzerne.

Um gute Bezahlung in der Pflege durchzusetzen, bedeutet das,

privaten Krankenhauskonzernen klare Vorgaben zu machen.

Und sie nicht einfach so wirtschaften zu lassen,

wie sie das wollen.

Wenn wir Dinge verbessern wollen,

müssen wir in diesem reichen Land auch über Umverteilung reden.

Dann heißt es eben,

dass Krisengewinner wie Amazon zur Kasse gebeten werden müssen,

damit wir mehr investieren können.

Das will auch Olaf Scholz z.B.,

der ja nun so ganz wenig mit Ihnen gemein hat.

Olaf Scholz hat in den letzten Jahren als Bundesfinanzminister

leider immer wieder auf die Schwarze Null hingewiesen,

auf die Schuldenbremse.

So sind auch notwendige Investitionen

in Bildung, Klimaschutz und Soziales unterlassen worden.

Wir freuen uns natürlich,

wenn die SPD jetzt in ihr Programm richtige Sachen schreibt.

Aber sie müssten auch umgesetzt werden.

Da hat die SPD, die schon so lange der Bundesregierung angehört,

ein Stück weit ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Respekt darf kein leeres Versprechen sein.

Respekt und Solidarität müssen wir auch leben.

Ist das Ihr Ziel in diesem Wahlkampf,

am Ende gemeinsam mit den Grünen und der SPD zu regieren?

Das ist zz. die einzige Chance,

dass Sie ihre Ziele auch durchsetzen können,

statt sie nur aus der Opposition heraus immer wieder vorzubeten.

Unser Ziel ist es, für eine starke Linke zu kämpfen

und natürlich auch für andere politische Mehrheiten

mit dem Ziel eines Politikwechsels.

Wir treten an, um Gesellschaft zu verändern.

Wir haben Ideen, wie wir Gesellschaft verändern wollen.

Das würden wir natürlich gerne aus der Regierung heraus tun.

Wenn es gelingt, aus rechnerische Mehrheiten,

sollte es sie nach der Bundestagswahl geben,

politische Mehrheiten zu machen:

Dann würden wir natürlich gerne mit Grünen und SPD darüber reden,

wie es gelingt, mehr soziale Gerechtigkeit durchzusetzen,

beim Klimaschutz endlich voranzukommen,

für Abrüstung zu sorgen.

Da fällt uns sehr viel ein,

was sich in diesem Land ändern muss.

Robert Habeck meinte, dass Sie in erhöhtem Maße beweisen müssen,

dass sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen

und in diesem demokratisch-parla- mentarischen System zu arbeiten.

Ziehen sie sich den Schuh an?

Nein, denn Regierungsfähigkeit

ist ja nicht einfach ein Verwaltungshandeln,

sondern es geht immer um die politischen Inhalte.

Natürlich haben wir Überzeugungen

und wir werden nicht unser Wahl- programm in die Tonne kloppen

für einen Sitz auf der Regierungsbank.

Aber wir werden immer abwägen, was bedeuten unsere Entscheidungen

für das Leben der Menschen in diesem Land.

Wir wollen

sowohl um kleine, schrittweise, konkrete Verbesserungen kämpfen

als auch um einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der Politik.

Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.

Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir ernsthaft bereit sind,

über Regierungsbeteiligung zu verhandeln

und uns an Regierungen zu beteiligen,

wenn es die inhaltliche Schnittmenge gibt.

Daher würde ich sehr gerne mit den Grünen und Robert Habeck

nach der Wahl darüber diskutieren, welche Projekte es gäbe,

die man umsetzen könnte.

Und wenn die nicht genügend entgegenkommen,

bleiben Sie lieber in der Opposition?

Es ist immer die Frage, ob man über eine Regierungsbeteiligung

substanzielle Verbesserungen durchsetzen kann.

Na klar, eher als in der Opposition.

Dass Sie mit null Möglichkeiten mitzuregieren rausgehen würden

aus Koalitionsverhandlungen, glaubt ja niemand.

Sie werden schon was haben.

Was immer es ist,

wird bestimmt mehr sein als in der Opposition.

Also sind Sie in hohem Maße kompromissbereit.

Ich finde, dass man durchaus aus der Opposition heraus

Dinge erreichen kann.

Denken Sie z.B. an den gesetzlichen Mindestlohn,

den die Linke immer gefordert hat.

Der über Jahre hinweg von den anderen Parteien abgelehnt wurde,

wo es auch sehr viel Druck aus den Gewerkschaften gab.

Aber wir kämpfen im Wahlkampf für eine starke Linke.

Wir machen unsere inhaltlichen Positionen deutlich.

Nach der Wahl, wenn es die rechnerische Mehrheiten gibt,

sind wir gerne bereit, mit SPD und Grünen darüber zu reden,

dass es einen Regierungs- wechsel gibt.

Aber es muss eben auch ein Politikwechsel sein.

Es darf kein "weiter so" geben.

Wir brauchen die dringend notwen- digen Investitionen in die Zukunft,

in die Infrastruktur.

Wir brauchen effektiven Klimaschutz,

mehr bezahlbares Wohnen und gute Arbeit.

Da müssen Weichen gestellt werden.

Es muss schon deutlich werden, dass es einen Politikwechsel gibt

und das in einem reichen Land wie Deutschland alle in Würde leben

und wir die Armut bekämpfen.

Das sind Dinge, die wir gerne durchsetzen möchten.

Wir sind kompromissbereit, aber es muss in die richtige Richtung gehen.

Wir wollen keine Verschlechterungen durchsetzen, denn es geht hier auch

um die Glaubwürdigkeit von Politik.

Deswegen sollte man nach der Wahl

nicht etwa das Gegenteil von dem machen,

was man vorher gesagt hat.

Der Wahlkampf hat begonnen, merkt man auch an diesem Gespräch.

Das Gespräch hatten wir kurz nach 20 Uhr.

Die Nachrichten von Gundula beginnen mit Corona-Fakten:

Dabei mahnt Bundesgesundheitsminister Spahn

in der immer drängenderen Debatte über Lockerungen in der Corona-Krise

zu Vorsicht.

Das Gefühl sei im Moment besser als die Lage.

Öffnungskonzepte für Tourismus- wirtschaft und Gaststätten

wie in Bayern, forderte der Städte- und Gemeindebund,

auch mit Blick auf die deutliche Zunahme der Impfungen.

Die erste Dosis haben mittlerweile fast 27,3 Mio. Menschen erhalten.

Davon sind mehr als 7,8 Mio. zweimal geimpft.

Auch wenn die Montagszahlen des RKI immer etwas niedriger sind,

sie sinken auf über 6.900 Neuinfektionen

binnen 24 Stunden, die 7-Tage-Inzidenz auf etwa 119.

Bund und Länder haben die Priorisierung für den Impfstoff

von Johnson & Johnson aufgehoben. Bei diesem reicht eine Spritze für den vollen Schutz.

Ähnlich wie bei AstraZeneca kann es allerdings

in seltenen Fällen zu schweren Nebenwirkungen kommen.

Empfohlen wird Johnson & Johnson über 60-Jährigen, Jüngere erhalten sie nur nach einer individuellen Risikoanalyse.

Bundesinnenminister Seehofer ist positiv auf das Virus

getestet worden.

Er halte sich in häuslicher Isolation auf

und habe keine Krankheitssymptome, so sein Sprecher.

Im April war der 71-Jährige einmal mit BioNTech geimpft worden,

wo er sich angesteckt habe, sei nicht bekannt.

Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Anrufe

beim bundesweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

deutlich gestiegen, v.a. wegen häuslicher Gewalt.

Laut Jahresbericht der Beratungs- stelle gab es rund 51.400 Beratungen,

15 % mehr als im Vorjahr.

Bundesfamilienministerin Giffey führt die Zunahme

auf die gestiegene Bekanntheit des Angebots zurück

und auf einen tatsächlichen Anstieg der Fälle.

Das Hilfetelefon ist unter der Nummer 08000 / 116 016

rund um die Uhr erreichbar.

Eine dreitägige Waffenruhe in Afghanistan

haben die Taliban angekündigt.

Auch die Regierung in Kabul stimmte zu.

In den vergangenen Tagen war Afghanistan

von mehreren schweren Anschlägen erschüttert worden,

wie von Beobachtern wegen des Abzugs der NATO-Truppen befürchtet.

Dem jüngsten Anschlag auf einen Bus fielen elf Zivilisten zum Opfer.

Vor der Küste Libyens ist erneut

ein Boot mit Geflüchteten und Migranten verunglückt,

mindestens fünf Menschen ertranken,

mehrere Überlebende wurden von Fischern gerettet.

Unterdessen kommen auf der italienischen Insel Lampedusa,

die auf der Mittelmeerroute von Afrika nach Europa liegt,

immer mehr Bootsflüchtlinge an.

Rund 2.100 jetzt allein innerhalb eines Tages.

Damit erreichten seit Jahresbeginn rund 13.000 Migranten

Italiens Küsten.

Mehr als drei Mal so viele wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.

Es war gerade in den Nachrichten.

Es gibt eine realistische Chance, dass der Sommer

eine Zeit des Übergangs in eine Art Nach-Pandemie-Ära bringt.

Dann wird noch lange nicht alles überstanden sein,

dem Virus sind sprunghafte Veränderungen zuzutrauen,

aber auch dann kann es Auswege geben.

Bleiben wird u.a. die Erinnerung daran, was unsere Schulsysteme

nicht geschafft haben:

Schülerinnen, Schülern, Eltern und Lehrern

die Möglichkeiten digitalen Lernens aus Distanz zu erschließen.

Heute ist ausgerechnet ein Preis des Staatsoberhauptes

ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es hätte besser gehen müssen.

Weil manche Schulen es nämlich vorgemacht haben.

Sie wurden heute vom Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Peter Böhmer über eine solche Schule.

Das war der Moment heute Mittag

in der Gesamtschule am Körnerplatz in Duisburg: Wir haben gewonnen.

Ein Corona-Jahr voller Ungewissheit.

Die Schule hat bis heute kein WLAN.

Was dann aber tun, wenn sie schließen muss?

960 Schüler, 36 Nationen, 60 % aus Hartz-IV-Haushalten,

viele Kinder mit Sprachproblemen und dann plötzlich Shutdown.

Wir standen vor der Problematik, die Kinder zu verlieren.

Und das wäre eine Katastrophe gewesen.

Freitags wurden die Schulen geschlossen

und sofort montags

haben die Lehrer*innen angefangen zu telefonieren.

Die Teamarbeit wird an der Schule großgeschrieben.

Sie unter Corona weiterzuführen: der Grund für die Auszeichnung.

... die Städtische Gesamtschule Körnerplatz.

Herzlichen Glückwunsch.

Kennenlernen durch Nähe, die Schuldevise,

nun machen sie das eben digital.

Die Lehrer unterrichten alle aus dem heimischen privaten Netz

mit einer Duisburger Lernplattform,

die sie bislang mangels Schul-WLAN gar nicht nutzen konnten.

Das Erklären für die Lehrer: eine Mammutaufgabe.

Stundenlang, tagelang, immer wieder die gleichen Gespräche

mit 25 verschiedenen Kindern, immer unter den Bedingungen,

was die Kinder selber zuhause zur Verfügung haben.

Denn ihre Kinder leben eben teilweise

unter sozial schwierigen Bedingungen.

Weil Sie dann eben sehen, dass da neun Kinder sind und ein Handy.

Und weil Sie dann sehen, wie sich das anfühlt.

Wir haben auch Gespräche gehabt im Team, d.h. im Lehrerteam,

in dem die Lehrer sehr verzweifelt waren

und ich dann gesagt habe: "Es hilft jetzt nichts,

ihr müsst mit dem Kind darüber sprechen,

dass es sich notfalls auf der Toilette

mal für eine halbe Stunde einschließt".

Und das haben die auch gemacht.

Die Schule bekam zwar 186 iPads,

aber die reichen eben nicht für alle.

Manche Kinder haben gar kein Handy oder einen PC zur Verfügung.

Die werden dann eben angerufen.

Okay, dann schlag mal Seite 15 auf und wir gehen es gemeinsam durch.

Der Einsatz der Lehrer, die Dankbarkeit der Schüler:

Ich mag diese Schule voll, weil diese Schule hat mir sehr geholfen.

Ich bin ein Jahr lang ohne Schule geblieben

und diese Schule hat mich genommen.

Teamgeist, viel Einsatz und Kreativität

haben die Schule auch unter Corona zusammengehalten –

ein Prosit auf ihren Schulpreis.

Eines der Wirtschaftsthemen zu diesem Wochenauftakt

war die Krise des Schiffbaus und der Schifffahrt,

über die auf einer Nationalen Maritimen Konferenz

beraten wurde.

Auch diese Branche müsse nachhaltiger und digitaler werden,

sagte Kanzlerin Merkel.

Valerie Haller,

eine weitere Herausforderung

für die von Billigkonkurrenz bedrohten Unternehmen.

Eine Herausforderung, die aber Stärke sein kann:

technischer Fortschritt gegenüber der Billigkonkurrenz.

Da geht es beispielsweise um schadstofffreie Kreuzfahrtschiffe

und elektrische Antriebe.

Die Branche selbst hofft auch auf weitere Hilfen vom Staat.

Proteste am Rande der maritimen Konferenz in Rostock:

IG Metall und Schiffbauer warnen vor einem dramatischen Stellenabbau

bei Werften und ihren Zulieferern.

1.000 Jobs wurden schon zu Anfang der Pandemie gestrichen.

Und es könnten noch mehr werden.

Die Kreuzfahrtindustrie liegt am Boden.

Sie ist das Brot-und-Butter-Geschäft der Werften.

Tanker, Containerschiffe oder Fähren in Serie sind schon lange

in billigere Länder abgewandert.

V.a. nach China, wo der Staat den Werften

finanziell kräftig unter die Arme greift.

Wirtschaftsminister Altmaier will das nicht länger hinnehmen.

Es gibt Länder, die in sehr aggressiver Form versuchen,

Teile des Schiffbaus zu dominieren.

Nun ruht die Hoffnung der Branche auf Brüssel.

Strengere Umweltauflagen könnten helfen,

um sich gegen die Konkurrenz aus Asien durchzusetzen.

Denn Schiffe aus Deutschland mögen im Weltmaßstab zwar

ein Nischenprodukt sein,

aber als technisch ausgefeilt gelten sie allemal.

Während der Pandemie ist der Krankenstand in Deutschland

auf den tiefsten Stand seit Jahren gesunken.

Laut Techniker Krankenkasse meldeten sich im ersten Quartal des Jahres

nur 3,8 % der bei ihr versicherten Erwerbstätigen krank.

Die Grippewelle sei ausgeblieben,

v.a. seien Fehltage wegen Erkältungen zurückgegangen,

wohl auch, weil die Abstands- und Hygieneregeln

auch die Verbreitung anderer Erreger verhindert hätten.

Das ZDF trauert um seinen früheren Intendanten, Karl-Günther von Hase.

Er starb gestern im Alter von 103 Jahren.

Als Quereinsteiger kam von Hase zum Fernsehen,

zuvor war er u.a. Regierungssprecher von drei Bundeskanzlern

und Botschafter in London.

Als zweiter ZDF-Intendant von 1977 bis '82

baute von Hase die internationalen Partnerschaften des ZDF aus,

setzte sich für ein Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen

und privaten Sendern ein

und begrüßte die Queen auf dem Mainzer Lerchenberg.

Auch wichtige Senderpremieren fielen in von Hases Amtszeit:

"Wetten, dass..?" z.B. und auch ab 1978 das heute-journal.

Ein ausführliches Porträt gibt es in der Mediathek

und hier um 23.55 Uhr, direkt nach dem "heute journal up:date",

mit dem sich Wulf Schmiese um 23.40 Uhr meldet.

Wir wünschen Ihnen noch einen guten Abend und gute Nacht - bis morgen.

Noch erreicht uns warme Luft aus dem Süden Europas.

So werden morgen im Osten Deutschlands bis zu 30 Grad erwartet.

Im Westen ist es nicht mehr ganz so warm:

15 Grad hinter der Kaltfront.

Im Osten gibt es zum Nachmittag dann z.T. kräftige Gewitter.

In der Nacht wird es im Westen dicht bewölkt

mit teils kräftigem, länger andauerndem Regen,

Blitz und Donner inklusive.

Im Osten und Südosten ist es trocken.

Morgen Vormittag viele Wolken im Westen.

Hier regnet es kräftig und auch länger.

Im Osten bis in den Südosten weiterhin trocken.

Zum Nachmittag ziehen Schauer und Gewitter weiter nach Osten,

die kräftiger ausfallen können.

Die kommenden Tage bleiben wechselhaft.

Am Mittwoch im Westen Auflockerungen.

So ähnlich sieht es am Donnerstag aus.

Freitag weiterhin Schauer und Gewitter.


heute journal vom 10.05.2021 - Gewalt in und um Ost-Jerusalem - Sorge vor Eskalation in Israel heute journal vom 10.05.2021 - Violence in and around East Jerusalem - Concern about escalation in Israel heute journal du 10.05.2021 - Violence à et autour de Jérusalem-Est - Inquiétude face à l'escalade en Israël

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Der alte Konflikt zwischen dem Staat Israel und den Palästinensern

drängt sich heute Abend mit neuer Gewalt an die Spitze der Nachrichten.

Fundamentale Interessen auf beiden Seiten

und der Kalender befördern das.

Das Ende des Fastenmonats Ramadan fällt fast genau

auf den Jerusalem-Tag.

Auf die Erinnerung an Israels Triumph, 1967, als seine Truppen

im Sechs-Tage Krieg den Osten Jerusalems besetzten,

um das Gebiet nicht wieder herzugeben.

Das große Bild zeigt, dass es um mehr geht

als um militante Demonstrationen.

Raketen der Hamas flogen aus dem palästinensischen Gaza-Streifen

auch über Israel hinweg bis nach Jerusalem.

Eine Demonstration gewachsener militärischer Fähigkeiten.

Sie gefährden Israels Überlegenheit nicht.

Aber die Wut der Unterlegenen bricht sich Bahn.

Es ist ein Tag der Gewalt in Israel.

Schon früh am Morgen beginnt sie auf dem Tempelberg.

Bei schweren Krawallen zwischen gewaltbereiten Palästinensern

und israelischen Polizisten werden über 300 Menschen verletzt.

Beide Seiten geben sich die Schuld, doch das ist nur das Vorspiel.

Am Abend ertönt Raketenalarm in Jerusalem -

die Menschen verwirrt,

die Hauptstadt ist seit Jahren kein Angriffsziel gewesen.

Doch dann schlagen ganz nah in einem Vorort sieben Raketen ein.

Ein ganzer Hagel geht auf den Süden nieder.

Ein Ultimatum der Hamas ist verstrichen.

Darin hatte sie den Abzug der Polizei vom Tempelberg gefordert

und die Freilassung von Gefangenen.

Kaum jemand wird verletzt, doch die Israelis unter Schock.

Ich bin glücklich, dass die Raketen aus Gaza geflogen sind.

Gewalt war auch von der Flaggenparade gefürchtet worden.

Sie feiern diesen Tag in Erinnerung an die Eroberung.

Der Inlandsgeheimdienst hatte dazu geraten, den Marsch abzusagen.

Trotz der Raketen geben sich die meisten kämpferisch.

Es ist eine große Schande für unsere Regierung,

dass sie mit dem Feind so nachgiebig ist.

Tatsächlich reagiert die Luftwaffe mit Gegenangriffen auf Gaza.

Es kommt am Abend wieder zu Krawallen.

Wir sprechen jetzt mit Michael Bewerunge in Jerusalem.

Im Moment ist es relativ ruhig hinter mir in der Altstadt von

Jerusalem. Aber das kann sich jederzeit ändern.

Ganz anders die Situation im Süden des Landes.

Da wird der Konflikt mit militärischer Härte weitergeführt.

Es fliegen ständig Raketen aus Gaza.

Die Regierung reagiert mit Gegenangriffen.

Die Stadt Tel Aviv hat die Bunker geöffnet.

Man geht schon von einer Gefährdung aus.

Es ist immer wieder passiert, dass solche Gewalt aufgeflammt ist

und dann war es wieder vorbei.

Wie kann dieser Vorfall ausgehen?

Das Ende der Spirale der Gewalt ist auch der Beginn einer neuen.

Viele Menschen sind sinnlos gestorben in den letzten

Jahrzehnten.

Meistens gibt es eine Art Vermittlungsversuch von außen.

Dann kommt es zu einer Art Waffenstillstand.

Dann ist aber die grundsätzliche Problematik im Land nicht gelöst.

Neue Verhandlungen mit einer israelischen Regierung,

die es noch nicht gibt, sind noch nicht in Sicht.

Zur deutschen Innenpolitik: Ganz bald wird hier gewählt.

Gleich drei, Olaf Scholz, Armin Laschet und Annalena Baerbock

haben realistische Chancen aufs Kanzleramt.

Scholz und Laschet sind vertraut mit den Fallstricken des Regierens.

Annalena Baerbock ist es nicht.

Und liegt trotzdem, vielleicht auch deshalb, vorne.

Noch ist sie neu im harten Geschäft des Wahlkampfs.

Insofern war das heute eine Premiere:

Die mögliche Kanzlerin stellte sich den Fragen von Journalisten

mit großer Berlin-Erfahrung.

Bettina Schausten und Peter Frey.

"Was nun, Frau Baerbock?", wurde auch ein Test,

ob sie hat, was politische Führung braucht:

die Kraft und Raffinesse,

eine lästige Störung aus dem Weg zu räumen,

bevor sie zur Hauptsache wird.

Die Störung lieferte ihr Parteifreund Palmer in Tübingen.

Unseren Bericht liefert Florian Neuhann aus Berlin.

Vor der Kandidatin kommt der Co-Parteichef.

Am Mittag vor der Presse leicht genervt.

Es geht nicht um grüne Themen, nur um ein grünes Mitglied -

ein Noch-Mitglied.

Also das Wochenende hätten wir uns alle anders vorgestellt.

Wäre super gewesen, Boris hätte einfach geschwiegen.

Boris Palmer, noch duzt man sich, hat nicht geschwiegen.

Der Oberbürgermeister von Tübingen schreibt viel auf Facebook,

manchmal ohne nachzudenken.

Am Freitag postete er

in einer Diskussion über den Ex-Fußballer Dennis Aogo

eine rassistische Beleidigung,

die er später als ironisches Zitat verstanden wissen will.

Vor einem Jahr hatten die Grünen

Palmer schon mal zum Austritt aufgefordert.

Jetzt wollen sie ihn ausschließen.

Die Kanzlerkandidatin am Abend im ZDF

mit einer Rechtfertigung, die eher wie ein Machtwort klingt.

Da Herr Palmer sich selber nicht davon distanziert hat,

war es meine Aufgabe als Parteivorsitzende,

klar und deutlich zu machen,

dass das nicht mit den Grundsätzen meiner Partei

in Einklang zu bringen ist.

Wichtiger für Wahlkampf und Land aber vielleicht eine andere Debatte:

wer mit wem regieren will.

Wie halten es die Grünen mit der Linkspartei?

Denkbar eine Dreier-Koalition mit der SPD?

Es wird der Spagat dieses Wahlkampfs.

Wenn wir eins erlebt haben: Koalitionen sind wenig planbar.

Koalitionsoptionen sind für alle Parteien hilfreich.

Insofern werden alle Parteien nun versuchen, sich abzugrenzen

aber sich doch zugleich alle möglichen Optionen offenzuhalten.

Tatsächlich könnten sich Grüne, Linke und SPD

auf manches Projekt wohl verständigen:

den Mindestlohn erhöhen,

eine Steuerreform, die niedrige Einkommen ent- und hohe belastet

und Hartz IV ersetzen durch eine Sicherung ganz ohne Sanktionen.

Die stets etwas radikalere Grüne Jugend sagt: unbedingt versuchen.

Natürlich setzen wir uns dafür ein, dass soziale Gerechtigkeit

und die sozial-ökologische Transformation

der Punkt in den nächsten Koalitionsverhandlungen werden.

Das können wir meiner Meinung nach am besten,

indem wir Grün-Rot-Rot zusammenarbeiten.

Dabei erscheint anderes unvereinbar, etwa in der Außenpolitik.

Im Leitantrag für das Wahlprogramm fordert die Linken-Spitze

"die Auflösung der NATO".

An ihre Stelle solle ein "kollektives Sicherheitssystem

unter Beteiligung Russlands" treten.

Ein Satz, der viele bei Grünen und SPD

an der Regierungsfähigkeit zweifeln lässt.

Baerbock aber hat auf die Frage nach Koalitionen eine Standardantwort.

Ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf,

mit welcher Farbkonstellation man wie regieren könnte.

Flexibel bleiben und ja nichts ausschließen.

Also, bis auf diesen einen grünen Oberbürgermeister.

Das ganze Interview mit Annalena Baerbock

finden Sie auf ZDFheute.de und in unserer ZDFheute-App.

Viereinhalb Monate können in einem Wahljahr eine Ewigkeit sein.

Vielleicht sieht die Welt am 26. September

ganz anders aus als heute.

Aber zur Zeit weist viel darauf hin, dass die Grünen als Wahlsieger

einen kleinen Strauß von Möglichkeiten gewinnen könnte,

sich eine Koalition zusammenzuzimmern.

Auch ganz auf der linken Seite, mit SPD und Linkspartei.

Dafür müsste die Linkspartei über 5 % kommen,

gemeinsam müssten die drei eine Mehrheit haben und:

Die Linkspartei müsste akzeptabel für die beiden anderen sein.

Deshalb ist die Wahl ihres Spitzenduos heute interessant.

Deshalb haben wir gleich nach dem Bericht von Andreas Kynast

ein Gespräch mit Janine Wissler.

Die Überraschung der diesjährigen Spitzenkandidatenfindung ist,

dass es keine Überraschung gibt.

Das ist bemerkenswert, weil es die Linkspartei ist

und weil sie beim letzten Mal vor fünf Jahren

erst nach öffentlichen Raufereien

Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht nominierte.

Zu deren Kritikern gehörte damals eine gewisse Janine Wissler,

die heute neben Bartsch sitzt und die eine keine Überraschung ist.

Mit Janine Wissler, West, linker Flügel,

und Dietmar Bartsch, Ost, Reformerflügel,

geht die Linke in den Bundestagswahlkampf,

den sie erneut als Systemkampf führen will.

Es geht nicht um kleine Korrekturen, sondern um einen Richtungswechsel.

Wir wollen die Prämissen der Politik grundlegend ändern

im Interesse der übergroßen Mehrheit.

Die Linke ist die Anwältin der wahren Leistungsträger:

der Krankenschwestern, der Erzieherinnern und Lehrer,

der Paketboten, der Arbeiter*innen in den Supermärkten.

Leistung muss sich wieder mehr lohnen.

Die Linkspartei verspricht Umverteilung,

kündigt an, hohe Vermögen zu besteuern

und gelobt, alle Auslandseinsätze zu beenden, auch UN-Missionen.

Beim Versuch, Streit diesmal unbedingt zu vermeiden,

schluckt die Partei den Ärger runter,

den Wisslers Vorgängerin beinahe täglich auslöst.

Sahra Wagenknecht wird nicht müde,

die, wie sie sagt, Lifestyle-Linke, zu attackieren:

zu grün, zu weltfremd, zu viel Gendersternchen, zu viel Veggie-Day.

Es ist schon so, dass eine linke Diskussion,

die davon geprägt ist, dass Menschen, denen es relativ gut geht,

die auch oft gute Bildungschancen hatten,

einen gutbezahlten Job haben,

dass die den anderen vorschreiben wollen,

was sie zu essen haben, was sie zu reden haben,

wie sie zu leben haben.

Und für mich hat das nichts mit linker Politik zu tun.

Sie spricht strategische Fragen an, über die es sich lohnt zu reden,

aber ich sage es ganz klar:

eine Debatte Identitäts- versus Klassenpolitik

nutzt den Menschen heute im Land null.

Dass die Linke eine Spitzenkandidatin

in die Parlamentswahl schickt,

die Parlamenten nicht besonders viel zutraut,

gehört zur Kalkulation und zur Biographie Janine Wisslers.

Von früheren Aufrufen zur Revolution distanziert sie sich nicht.

Ich finde, dass gerade in arabischen Ländern sich zeigt,

welche Dynamik und welche Radikalisierung

eine Massenbewegung haben kann.

Und was möglich ist, wenn radikalisierte Jugendliche

und die Arbeiterklasse sich vereinen

und gemeinsam gegen Unterdrückung kämpfen.

Die Linke will diesmal wirklich geschlossen bleiben,

zweistellig werden und das Zünglein an der Waage sein.

Es wäre eine Überraschung.

Guten Abend, Frau Wissler.

Guten Abend, Herr Kleber.

Nun sind Sie also die Spitzen- kandidatin der Linkspartei.

Was heißt das in der Sache?

D.h., dass ich mich voll reinwerfen werde,

zusammen mit Dietmar Bartsch, in diesen Wahlkampf.

Dass ich dafür werben werde, dass die Linke so stark wie möglich wird

und damit die Stimme für soziale Gerechtigkeit

im nächsten Bundestag deutlich stärker.

Nun wird das ja auch eine inhaltliche Komponente haben,

wenn man Sie an die Spitze setzt.

Was könnte das sein?

Wir haben uns überlegt, wer die Menschen sind,

die jetzt als Spitzenkandidaten die Linke repräsentieren können,

und wie wir es schaffen,

verschiedene Menschen über die Spitzenkandidatur anzusprechen.

Für mich sind wichtige Themen:

die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum,

aber auch gute Arbeit für alle.

Ich möchte auch über die Probleme der jungen Generation sprechen.

Gerade durch Corona ist ihre Lage noch einmal schwieriger geworden.

Viele haben seit einem halben Jahr

nicht mehr ihre Schule von innen gesehen.

Das sind viele Dinge, die sämtliche Politiker

in allen Parteien und sogar die ganze Republik beschäftigen.

Wo ist Ihre Marke?

Wo ist das, was sie speziell als Janine Wissler da mitbringen?

Was sowohl die Linke als auch ich deutlich machen:

Dass wir Verbesserungen nur durchsetzen können,

wenn wir bereit sind, uns z.B. mit Konzerninteressen anzulegen.

Man setzt Klimaschutz nicht einfach über Appelle und warme Worte durch,

sondern indem man konkrete Auflagen macht, auch für Konzerne.

Um gute Bezahlung in der Pflege durchzusetzen, bedeutet das,

privaten Krankenhauskonzernen klare Vorgaben zu machen.

Und sie nicht einfach so wirtschaften zu lassen,

wie sie das wollen.

Wenn wir Dinge verbessern wollen,

müssen wir in diesem reichen Land auch über Umverteilung reden.

Dann heißt es eben,

dass Krisengewinner wie Amazon zur Kasse gebeten werden müssen,

damit wir mehr investieren können.

Das will auch Olaf Scholz z.B.,

der ja nun so ganz wenig mit Ihnen gemein hat.

Olaf Scholz hat in den letzten Jahren als Bundesfinanzminister

leider immer wieder auf die Schwarze Null hingewiesen,

auf die Schuldenbremse.

So sind auch notwendige Investitionen

in Bildung, Klimaschutz und Soziales unterlassen worden.

Wir freuen uns natürlich,

wenn die SPD jetzt in ihr Programm richtige Sachen schreibt.

Aber sie müssten auch umgesetzt werden.

Da hat die SPD, die schon so lange der Bundesregierung angehört,

ein Stück weit ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Respekt darf kein leeres Versprechen sein.

Respekt und Solidarität müssen wir auch leben.

Ist das Ihr Ziel in diesem Wahlkampf,

am Ende gemeinsam mit den Grünen und der SPD zu regieren?

Das ist zz. die einzige Chance,

dass Sie ihre Ziele auch durchsetzen können,

statt sie nur aus der Opposition heraus immer wieder vorzubeten.

Unser Ziel ist es, für eine starke Linke zu kämpfen

und natürlich auch für andere politische Mehrheiten

mit dem Ziel eines Politikwechsels.

Wir treten an, um Gesellschaft zu verändern.

Wir haben Ideen, wie wir Gesellschaft verändern wollen.

Das würden wir natürlich gerne aus der Regierung heraus tun.

Wenn es gelingt, aus rechnerische Mehrheiten,

sollte es sie nach der Bundestagswahl geben,

politische Mehrheiten zu machen:

Dann würden wir natürlich gerne mit Grünen und SPD darüber reden,

wie es gelingt, mehr soziale Gerechtigkeit durchzusetzen,

beim Klimaschutz endlich voranzukommen,

für Abrüstung zu sorgen.

Da fällt uns sehr viel ein,

was sich in diesem Land ändern muss.

Robert Habeck meinte, dass Sie in erhöhtem Maße beweisen müssen,

dass sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen

und in diesem demokratisch-parla- mentarischen System zu arbeiten.

Ziehen sie sich den Schuh an?

Nein, denn Regierungsfähigkeit

ist ja nicht einfach ein Verwaltungshandeln,

sondern es geht immer um die politischen Inhalte.

Natürlich haben wir Überzeugungen

und wir werden nicht unser Wahl- programm in die Tonne kloppen

für einen Sitz auf der Regierungsbank.

Aber wir werden immer abwägen, was bedeuten unsere Entscheidungen

für das Leben der Menschen in diesem Land.

Wir wollen

sowohl um kleine, schrittweise, konkrete Verbesserungen kämpfen

als auch um einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der Politik.

Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.

Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir ernsthaft bereit sind,

über Regierungsbeteiligung zu verhandeln

und uns an Regierungen zu beteiligen,

wenn es die inhaltliche Schnittmenge gibt.

Daher würde ich sehr gerne mit den Grünen und Robert Habeck

nach der Wahl darüber diskutieren, welche Projekte es gäbe,

die man umsetzen könnte.

Und wenn die nicht genügend entgegenkommen,

bleiben Sie lieber in der Opposition?

Es ist immer die Frage, ob man über eine Regierungsbeteiligung

substanzielle Verbesserungen durchsetzen kann.

Na klar, eher als in der Opposition.

Dass Sie mit null Möglichkeiten mitzuregieren rausgehen würden

aus Koalitionsverhandlungen, glaubt ja niemand.

Sie werden schon was haben.

Was immer es ist,

wird bestimmt mehr sein als in der Opposition.

Also sind Sie in hohem Maße kompromissbereit.

Ich finde, dass man durchaus aus der Opposition heraus

Dinge erreichen kann.

Denken Sie z.B. an den gesetzlichen Mindestlohn,

den die Linke immer gefordert hat.

Der über Jahre hinweg von den anderen Parteien abgelehnt wurde,

wo es auch sehr viel Druck aus den Gewerkschaften gab.

Aber wir kämpfen im Wahlkampf für eine starke Linke.

Wir machen unsere inhaltlichen Positionen deutlich.

Nach der Wahl, wenn es die rechnerische Mehrheiten gibt,

sind wir gerne bereit, mit SPD und Grünen darüber zu reden,

dass es einen Regierungs- wechsel gibt.

Aber es muss eben auch ein Politikwechsel sein.

Es darf kein "weiter so" geben.

Wir brauchen die dringend notwen- digen Investitionen in die Zukunft,

in die Infrastruktur.

Wir brauchen effektiven Klimaschutz,

mehr bezahlbares Wohnen und gute Arbeit.

Da müssen Weichen gestellt werden.

Es muss schon deutlich werden, dass es einen Politikwechsel gibt

und das in einem reichen Land wie Deutschland alle in Würde leben

und wir die Armut bekämpfen.

Das sind Dinge, die wir gerne durchsetzen möchten.

Wir sind kompromissbereit, aber es muss in die richtige Richtung gehen.

Wir wollen keine Verschlechterungen durchsetzen, denn es geht hier auch

um die Glaubwürdigkeit von Politik.

Deswegen sollte man nach der Wahl

nicht etwa das Gegenteil von dem machen,

was man vorher gesagt hat.

Der Wahlkampf hat begonnen, merkt man auch an diesem Gespräch.

Das Gespräch hatten wir kurz nach 20 Uhr.

Die Nachrichten von Gundula beginnen mit Corona-Fakten:

Dabei mahnt Bundesgesundheitsminister Spahn

in der immer drängenderen Debatte über Lockerungen in der Corona-Krise

zu Vorsicht.

Das Gefühl sei im Moment besser als die Lage.

Öffnungskonzepte für Tourismus- wirtschaft und Gaststätten

wie in Bayern, forderte der Städte- und Gemeindebund,

auch mit Blick auf die deutliche Zunahme der Impfungen.

Die erste Dosis haben mittlerweile fast 27,3 Mio. Menschen erhalten.

Davon sind mehr als 7,8 Mio. zweimal geimpft.

Auch wenn die Montagszahlen des RKI immer etwas niedriger sind,

sie sinken auf über 6.900 Neuinfektionen

binnen 24 Stunden, die 7-Tage-Inzidenz auf etwa 119.

Bund und Länder haben die Priorisierung für den Impfstoff

von Johnson & Johnson aufgehoben. Bei diesem reicht eine Spritze für den vollen Schutz.

Ähnlich wie bei AstraZeneca kann es allerdings

in seltenen Fällen zu schweren Nebenwirkungen kommen.

Empfohlen wird Johnson & Johnson über 60-Jährigen, Jüngere erhalten sie nur nach einer individuellen Risikoanalyse.

Bundesinnenminister Seehofer ist positiv auf das Virus

getestet worden.

Er halte sich in häuslicher Isolation auf

und habe keine Krankheitssymptome, so sein Sprecher.

Im April war der 71-Jährige einmal mit BioNTech geimpft worden,

wo er sich angesteckt habe, sei nicht bekannt.

Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Anrufe

beim bundesweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

deutlich gestiegen, v.a. wegen häuslicher Gewalt.

Laut Jahresbericht der Beratungs- stelle gab es rund 51.400 Beratungen,

15 % mehr als im Vorjahr.

Bundesfamilienministerin Giffey führt die Zunahme

auf die gestiegene Bekanntheit des Angebots zurück

und auf einen tatsächlichen Anstieg der Fälle.

Das Hilfetelefon ist unter der Nummer 08000 / 116 016

rund um die Uhr erreichbar.

Eine dreitägige Waffenruhe in Afghanistan

haben die Taliban angekündigt.

Auch die Regierung in Kabul stimmte zu.

In den vergangenen Tagen war Afghanistan

von mehreren schweren Anschlägen erschüttert worden,

wie von Beobachtern wegen des Abzugs der NATO-Truppen befürchtet.

Dem jüngsten Anschlag auf einen Bus fielen elf Zivilisten zum Opfer.

Vor der Küste Libyens ist erneut

ein Boot mit Geflüchteten und Migranten verunglückt,

mindestens fünf Menschen ertranken,

mehrere Überlebende wurden von Fischern gerettet.

Unterdessen kommen auf der italienischen Insel Lampedusa,

die auf der Mittelmeerroute von Afrika nach Europa liegt,

immer mehr Bootsflüchtlinge an.

Rund 2.100 jetzt allein innerhalb eines Tages.

Damit erreichten seit Jahresbeginn rund 13.000 Migranten

Italiens Küsten.

Mehr als drei Mal so viele wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.

Es war gerade in den Nachrichten.

Es gibt eine realistische Chance, dass der Sommer

eine Zeit des Übergangs in eine Art Nach-Pandemie-Ära bringt.

Dann wird noch lange nicht alles überstanden sein,

dem Virus sind sprunghafte Veränderungen zuzutrauen,

aber auch dann kann es Auswege geben.

Bleiben wird u.a. die Erinnerung daran, was unsere Schulsysteme

nicht geschafft haben:

Schülerinnen, Schülern, Eltern und Lehrern

die Möglichkeiten digitalen Lernens aus Distanz zu erschließen.

Heute ist ausgerechnet ein Preis des Staatsoberhauptes

ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es hätte besser gehen müssen.

Weil manche Schulen es nämlich vorgemacht haben.

Sie wurden heute vom Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Peter Böhmer über eine solche Schule.

Das war der Moment heute Mittag

in der Gesamtschule am Körnerplatz in Duisburg: Wir haben gewonnen.

Ein Corona-Jahr voller Ungewissheit.

Die Schule hat bis heute kein WLAN.

Was dann aber tun, wenn sie schließen muss?

960 Schüler, 36 Nationen, 60 % aus Hartz-IV-Haushalten,

viele Kinder mit Sprachproblemen und dann plötzlich Shutdown.

Wir standen vor der Problematik, die Kinder zu verlieren.

Und das wäre eine Katastrophe gewesen.

Freitags wurden die Schulen geschlossen

und sofort montags

haben die Lehrer*innen angefangen zu telefonieren.

Die Teamarbeit wird an der Schule großgeschrieben.

Sie unter Corona weiterzuführen: der Grund für die Auszeichnung.

... die Städtische Gesamtschule Körnerplatz.

Herzlichen Glückwunsch.

Kennenlernen durch Nähe, die Schuldevise,

nun machen sie das eben digital.

Die Lehrer unterrichten alle aus dem heimischen privaten Netz

mit einer Duisburger Lernplattform,

die sie bislang mangels Schul-WLAN gar nicht nutzen konnten.

Das Erklären für die Lehrer: eine Mammutaufgabe.

Stundenlang, tagelang, immer wieder die gleichen Gespräche

mit 25 verschiedenen Kindern, immer unter den Bedingungen,

was die Kinder selber zuhause zur Verfügung haben.

Denn ihre Kinder leben eben teilweise

unter sozial schwierigen Bedingungen.

Weil Sie dann eben sehen, dass da neun Kinder sind und ein Handy.

Und weil Sie dann sehen, wie sich das anfühlt.

Wir haben auch Gespräche gehabt im Team, d.h. im Lehrerteam,

in dem die Lehrer sehr verzweifelt waren

und ich dann gesagt habe: "Es hilft jetzt nichts,

ihr müsst mit dem Kind darüber sprechen,

dass es sich notfalls auf der Toilette

mal für eine halbe Stunde einschließt".

Und das haben die auch gemacht.

Die Schule bekam zwar 186 iPads,

aber die reichen eben nicht für alle.

Manche Kinder haben gar kein Handy oder einen PC zur Verfügung.

Die werden dann eben angerufen.

Okay, dann schlag mal Seite 15 auf und wir gehen es gemeinsam durch.

Der Einsatz der Lehrer, die Dankbarkeit der Schüler:

Ich mag diese Schule voll, weil diese Schule hat mir sehr geholfen.

Ich bin ein Jahr lang ohne Schule geblieben

und diese Schule hat mich genommen.

Teamgeist, viel Einsatz und Kreativität

haben die Schule auch unter Corona zusammengehalten –

ein Prosit auf ihren Schulpreis.

Eines der Wirtschaftsthemen zu diesem Wochenauftakt

war die Krise des Schiffbaus und der Schifffahrt,

über die auf einer Nationalen Maritimen Konferenz

beraten wurde.

Auch diese Branche müsse nachhaltiger und digitaler werden,

sagte Kanzlerin Merkel.

Valerie Haller,

eine weitere Herausforderung

für die von Billigkonkurrenz bedrohten Unternehmen.

Eine Herausforderung, die aber Stärke sein kann:

technischer Fortschritt gegenüber der Billigkonkurrenz.

Da geht es beispielsweise um schadstofffreie Kreuzfahrtschiffe

und elektrische Antriebe.

Die Branche selbst hofft auch auf weitere Hilfen vom Staat.

Proteste am Rande der maritimen Konferenz in Rostock:

IG Metall und Schiffbauer warnen vor einem dramatischen Stellenabbau

bei Werften und ihren Zulieferern.

1.000 Jobs wurden schon zu Anfang der Pandemie gestrichen.

Und es könnten noch mehr werden.

Die Kreuzfahrtindustrie liegt am Boden.

Sie ist das Brot-und-Butter-Geschäft der Werften.

Tanker, Containerschiffe oder Fähren in Serie sind schon lange

in billigere Länder abgewandert.

V.a. nach China, wo der Staat den Werften

finanziell kräftig unter die Arme greift.

Wirtschaftsminister Altmaier will das nicht länger hinnehmen.

Es gibt Länder, die in sehr aggressiver Form versuchen,

Teile des Schiffbaus zu dominieren.

Nun ruht die Hoffnung der Branche auf Brüssel.

Strengere Umweltauflagen könnten helfen,

um sich gegen die Konkurrenz aus Asien durchzusetzen.

Denn Schiffe aus Deutschland mögen im Weltmaßstab zwar

ein Nischenprodukt sein,

aber als technisch ausgefeilt gelten sie allemal.

Während der Pandemie ist der Krankenstand in Deutschland

auf den tiefsten Stand seit Jahren gesunken.

Laut Techniker Krankenkasse meldeten sich im ersten Quartal des Jahres

nur 3,8 % der bei ihr versicherten Erwerbstätigen krank.

Die Grippewelle sei ausgeblieben,

v.a. seien Fehltage wegen Erkältungen zurückgegangen,

wohl auch, weil die Abstands- und Hygieneregeln

auch die Verbreitung anderer Erreger verhindert hätten.

Das ZDF trauert um seinen früheren Intendanten, Karl-Günther von Hase.

Er starb gestern im Alter von 103 Jahren.

Als Quereinsteiger kam von Hase zum Fernsehen,

zuvor war er u.a. Regierungssprecher von drei Bundeskanzlern

und Botschafter in London.

Als zweiter ZDF-Intendant von 1977 bis '82

baute von Hase die internationalen Partnerschaften des ZDF aus,

setzte sich für ein Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen

und privaten Sendern ein

und begrüßte die Queen auf dem Mainzer Lerchenberg.

Auch wichtige Senderpremieren fielen in von Hases Amtszeit:

"Wetten, dass..?" z.B. und auch ab 1978 das heute-journal.

Ein ausführliches Porträt gibt es in der Mediathek

und hier um 23.55 Uhr, direkt nach dem "heute journal up:date",

mit dem sich Wulf Schmiese um 23.40 Uhr meldet.

Wir wünschen Ihnen noch einen guten Abend und gute Nacht - bis morgen.

Noch erreicht uns warme Luft aus dem Süden Europas.

So werden morgen im Osten Deutschlands bis zu 30 Grad erwartet.

Im Westen ist es nicht mehr ganz so warm:

15 Grad hinter der Kaltfront.

Im Osten gibt es zum Nachmittag dann z.T. kräftige Gewitter.

In der Nacht wird es im Westen dicht bewölkt

mit teils kräftigem, länger andauerndem Regen,

Blitz und Donner inklusive.

Im Osten und Südosten ist es trocken.

Morgen Vormittag viele Wolken im Westen.

Hier regnet es kräftig und auch länger.

Im Osten bis in den Südosten weiterhin trocken.

Zum Nachmittag ziehen Schauer und Gewitter weiter nach Osten,

die kräftiger ausfallen können.

Die kommenden Tage bleiben wechselhaft.

Am Mittwoch im Westen Auflockerungen.

So ähnlich sieht es am Donnerstag aus.

Freitag weiterhin Schauer und Gewitter.