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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 05.09.2021 - Endspurt bis zur Wahl - Dreikampf um das Kanzleramt; Dringend benötigt - Impfdosen für Af

heute journal vom 05.09.2021 - Endspurt bis zur Wahl - Dreikampf um das Kanzleramt; Dringend benötigt - Impfdosen für Af

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das heute journal mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.

Guten Abend.

In exakt drei Wochen werden wir um diese Zeit über Hochrechnungen

und Ergebnisse reden.

Und kein Mensch kann im Moment sagen, wie die Sache ausgeht.

Vermutlich wird man das auch am Sonntagabend in drei Wochen

noch nicht wissen, so knapp können die Zahlen sein,

so unklar die Konstellationen.

Interessant ist, wie sich die Wahlkämpfer

jetzt auf den letzten Metern justieren.

Olaf Scholz etwa trommelt jetzt für eine rot-grüne Koalition.

Das wäre für ihn natürlich am schönsten,

dann erübrigte sich die lästige Frage

nach dem Dritten bzw. der Dritten im Bunde.

Über solche Zweier-Fantasien hätte man bei der Union

vor wenigen Monaten noch laut gelacht und sie als Utopien abgetan.

Nach Lachen ist im Laschet-Lager aber derzeit wohl keinem

mehr so recht zumute.

Nicola Albrecht berichtet vom heutigen Wahlkampf-Sonntag.

Als Gespräch am Gartenzaun, 75 Minuten, ganz persönlich,

in intimer Runde, deswegen auch gleich per Du.

So wurde die Diskussion mit den beiden Kanzlerkandidaten Scholz

und Baerbock aus Potsdam in einem Kino in Babelsberg inszeniert.

Angekündigt als "Das Duell".

Olaf, hattest du schon einmal einen Garten?

Stellte sich schnell eine recht harmonische Atmosphäre

in sonntäglicher Kleingartenidylle ein.

Und die Duellanten setzen überwiegend auf Gemeinsamkeiten,

v.a. bei Familienpolitik und sozialer Gerechtigkeit.

Weil wir erlebt haben, dass Menschen in den Pflegeberufen,

in sozialen Berufen, im Supermarkt alles gegeben haben,

den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro einzuführen.

Das passt gut.

Also erstens bin ich für einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro

und auch im ersten Jahr der nächsten Regierung.

Beflügelt vom aktuellen Umfragehoch für ihn und seine Partei

macht Scholz keinen Hehl daraus:

Die Grünen sind in seinen Augen ein willkommener Koalitionspartner,

wenn die SPD Nummer eins bleibt.

Und da ist er, der einzige Moment, in dem Baerbock auf Distanz geht.

Wenn wir echte Veränderung brauchen und wollen,

dann muss Grün ganz vorne dabei sein,

denn sonst ist es wie Klima ohne Schutz

und das wird uns in die Sackgasse führen.

Platz 2 ist ja auch ganz vorne, Annalena.

Das könnt ihr ja noch miteinander verhandeln.

Ein Kontrastprogramm zum Kino-Talk

absolviert er an diesem Wahlkampfsonntag: Armin Laschet.

Noch einmal besucht er die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete

in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Dicht an seiner Seite Kanzlerin Merkel,

und auch wenn es offiziell kein Wahlkampftermin sein soll,

ihre Unterstützung ist wohl willkommen.

Denn der Kanzlerkandidat der Union steckt derzeit im Umfragetief

hinter Scholz.

Bemüht, vor Ort Nähe herzustellen, kommen am Ende

die betroffenen Bürger nicht wirklich nah an ihn ran.

Laschet, der Top-Krisenmanager, das soll dennoch heute hängenbleiben.

Wir haben heute die erste Brücke gesehen,

die wieder funktionsfähig ist, und das nach wenigen Wochen.

Das war möglich, weil wir in Nordrhein-Westfalen

ein Planungsrecht haben, das sehr unbürokratisch,

ohne viele Vorschriften ermöglicht hat, einfach zu beginnen.

Und so resümiert schließlich auch die Kanzlerin:

Armin Laschet führt dieses größte Bundesland

der Bundesrepublik Deutschland sehr erfolgreich.

Und wer so ein Land führen kann,

kann auch die Bundesrepublik Deutschland als Kanzler führen.

Koalitionen, Konstellationen und das Kanzleramt:

Wer gewinnt, ist 21 Tage vor der Wahl noch offen.

Und darüber wollen wir mit Markus Söder sprechen.

Guten Abend. Guten Abend.

Wenn man sich die Umfragen ansieht, speziell die Werte für Armin Laschet,

dann sind Sie in einer blöden Situation.

Sie können sich selbst im Nachhinein bestätigt fühlen,

aber freuen dürfen Sie sich darüber nicht.

Nein, ich freue mich gar nicht.

Zum einen ist das Schnee von gestern,

zum anderen geht's ums Land und nicht um die Person.

Man muss die Folgen diskutieren.

Die Umfragewerte sind nicht gut, wir müssen den Trend brechen.

Die nächste Woche ist entscheidend, da muss der Trend gebrochen werden.

Der muss wieder nach oben gehen und das geht nur,

wenn man auf die Konsequenzen hinweist,

was eine Kanzlerschaft von Olaf Scholz,

v.a. in der Konstellation mit den Linken und den Grünen

bedeuten würde, nämlich das Gleiche wie damals bei Gerhard Schröder:

Am Ende steht Arbeitslosigkeit und eine hohe Verschuldung.

Das ist der Rote-Socken-Schlager, der wieder rausgeholt wird.

Sie haben vor Kurzem im Interview mit der "SZ" selbst gesagt:

Keiner will die alte Union aus den 90ern zurück.

Ist das nicht auch ein altes Rezept, mit dem man es verzweifelt versucht?

Aber viele wollen auch nicht die alte Linke.

Es gibt viele Menschen in Deutschland,

die sich darüber ärgern und betroffen sind,

dass Teile der Linken nach wie vor nicht in der Lage sind zu erklären,

dass die DDR ein Unrechtsstaat war.

Teile der Linken oder einzelne Personen

werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

Wollen wir wirklich eine Regierung haben, in der Mitglieder drin sind

von einer Partei, die mit dem Verfassungsschutz...

Aber Herr Söder...

Das Thema spielt eine große Rolle.

Am Freitag wurde das Team Laschet vorgestellt.

Was ist eigentlich das Team Scholz, wer steht dahinter?

Auch Frau Esken spricht von demokratischem Sozialismus.

Herr Kühnert wollte mal BMW enteignen.

Das sind viele Themen, die zusammenkommen.

Man könnte fragen: Wer ist eigentlich Team Laschet?

Bei denen, die auf der Bühne standen,

da kannte die breite Öffentlichkeit Herrn Merz, den Rest nicht.

Wo waren Sie da, wo war Herr Günther oder Herr Kretschmer aus Sachsen?

Warum standen die da nicht alle?

Es ging um ein spezielles Fachteam, was da war.

Dass die gesamte Union hinter Armin Laschet steht

und jetzt zusammenhält, ist klar.

Es ist nicht die Zeit für Feinheiten an der Stelle,

es ist die Zeit für Gemeinsamkeit.

Deswegen ist es wichtig, dass wir die Herausforderung darstellen.

Ich weiß, dass der ein oder andere das nicht gerne hört:

Olaf Scholz ist ein erfahrener Finanzminister, unbestritten,

auch ein erfahrener Bürgermeister, aber die Wahrheit ist,

dass das ganze Team, was sich in der Breite aufstellt -

Frau Esken, Herr Kühnert, Anton Hofreiter und die Linke -

das ist etwas, was jeder wissen muss, was dazukommt.

Das ist alles Negativ-Campaigning, was Sie machen.

Das ist einfach immer nur auf die Gegner geschossen.

Sollte nicht Herr Laschet versuchen, lieber für sich ein Thema zu finden,

das jetzt positiv nach oben zieht?

Natürlich gehört es auch dazu.

Es gehört auch dazu, dass wir uns mit den eigenen Themen beschäftigen,

in den Vordergrund rücken, dass z.B. Entlastung wichtig ist.

Für die Mitte, für Alleinerziehende, wie wir es im Programm haben,

für den Mittelstand, für Handwerker.

Das ist für mich ganz wichtig.

Alle reden in Deutschland über die Steuern der Konzerne.

Keiner redet über die "Kleinen", die vielen Selbstständigen

in unserem Land, die von Bürokratie und hoher Steuerlast betroffen sind.

Wir müssen darüber reden, wie wir in Deutschland,

was das Thema Wohnen betrifft, vorankommen.

Jetzt nicht das ganze Programm vorlesen.

Ich lese es nicht vor... Vortragen.

Ich will es aber mal sagen, z.B. beim Wohnen,

wenn Sie das erlauben, da gibt es unterschiedliche Modelle.

Also das Berliner Modell des Senats war eher die Enteignung.

Ich wäre dafür, neue Wohnungen zu bauen.

Das ist vom Verfassungsgericht auch abgelehnt worden.

Aber da sehen Sie, was die Botschaft ist.

Das eine wird vom Verfassungsgericht abgelehnt.

Wir wollen einen anderen Weg gehen, z.B. Wohngeld erhöhen.

Sie sagten selbst: Heutzutage ist es ein Kandidat,

der die Partei zieht, und nicht die Partei den Kandidaten.

Wenn Sie jetzt Kandidat wären, stände die Union anders da, bundesweit?

In Bayern würde ich besser abschneiden.

Bundesweit weiß ich nicht, das kann man auch nicht sagen.

Es spielt keine Rolle.

Das ist alles so: hätte, hätte, Fahrradkette.

Jetzt gilt es in diesen entscheidenden Stunden,

einen Linksrutsch zu verhindern, das ist das Gebot der Stunde.

Jeder muss einfach wissen, worum es geht.

Das ist kein Negativ-Campaigning.

Es ist nur Alternativen aufzeigen.

Es gibt eine bürgerliche Alternative und eine linke.

Ich kann mir nicht richtig vorstellen,

dass ganz Deutschland nach links will.

Im Moment sieht es so aus,

als würde zumindest die SPD vor der Union landen.

Wenn man sich im Politbarometer die Zahlen anguckt:

60 % würden zwar auch kein Linksbündnis,

wie Sie es nennen, wollen, also Rot-Grün-Rot.

Aber die gleichen 57 % sagen auch: Jetzt vor der Wahl,

das Ausschließen ist gar nicht nötig.

Der Wähler kann auch strategisch, taktisch denken.

Ja, Sie haben schon recht, die Zahlen sind da.

Es gibt welche, die sagen: Umfragen interessieren mich nicht.

Das glaube ich nicht, sie sind ein Trend, der da ist.

Dieser Trend ist spürbar bei der Bevölkerung.

Der ging die letzten Wochen nicht nach oben.

Insofern hoffen wir jetzt sehr, dass wir diesen Trend brechen können.

Nächste Woche ist das erneute Triell,

wo die Möglichkeit besteht, die Unterschiede darzustellen.

Es ist schon auch die Debatte:

Welche Konstellationen stehen dahinter?

Es wird auch jedem richtig bewusst, um was es am Ende geht.

Was mich die ganze Zeit im Wahlkampf gestört hat, ist:

Es sind so ernste Zeiten, in denen wir leben.

Corona ist nicht vorbei, die Klimakrise fängt erst richtig an,

und die internationalen Probleme sind nicht erst seit Afghanistan

wieder stärker im Mittelpunkt.

Gleichzeitig ist der Wahlkampf sehr unernsthaft gewesen.

Wer wo lacht, welcher Lebenslauf oder wer wen wie oft lobt.

Wir sind jetzt in der entscheidenden Schlussphase.

Es ist wie im Fußball in der 80. Minute.

Jetzt braucht man die zweite Luft und gute Nerven.

Dann schauen wir, wie sich das entwickeln wird.

Herr Söder, danke Ihnen für das Gespräch. Sehr gern.

Viele Berichte, Infos und Videos zum Bundestagswahlkampf

finden Sie bei uns natürlich auch immer online, auf zdf.heute.

Jetzt macht erst mal Heinz weiter.

Die Taliban haben noch keine neue Regierung

für Afghanistan vorgestellt,

aber sie stellen politische Forderungen auf,

etwa gegenüber Deutschland.

Sie wollen offizielle diplomatische Beziehungen und finanzielle Hilfe,

wie ein Taliban-Sprecher der "Welt am Sonntag" sagte.

Aus Afghanistan kommen widersprüchliche Berichte

zur Lage im umkämpften Pandschir, der einzigen Provinz,

die die Taliban noch nicht kontrollieren.

Sowohl die Taliban als auch die gegnerische Miliz

von Ahmad Massoud melden Erfolge für ihre Seite.

In Montenegro hat es bei der Einführung des dortigen Oberhaupts

der serbisch-orthodoxen Kirche Krawalle gegeben.

20 Polizisten und mindestens 30 Protestierende wurden verletzt,

außerdem etwa 14 Personen festgenommen.

Sie hatten versucht, die Amtseinführung zu verhindern.

Hintergrund sind politische und ethnische Spannungen.

Viele Einwohner des unabhängigen Montenegros

halten die serbisch-orthodoxe Kirche für von Serbien beeinflusst.

Im westafrikanischen Guinea gab es offenbar einen Putschversuch

von Spezialkräften des Militärs.

Auf den Straßen marschierten Soldaten auf,

auch heftige Schusswechsel sollen zu hören gewesen sein.

Im staatlichen Fernsehen verkündete ein Oberst,

die Regierung sei abgesetzt und die Verfassung ungültig.

Der Verbleib von Präsident Conde ist unklar.

Der 83-Jährige hatte sich 2020 mit einer Verfassungsänderung

eine dritte Amtszeit ermöglicht und damit Massenproteste ausgelöst.

Nach einem Messerangriff gestern in Berlin

prüfen die Ermittler mögliche islamistische Motive:

Ein 29-jähriger Afghane soll eine Landschaftsgärtnerin

mit Stichen in den Hals schwer verletzt haben.

Auch einen Passanten, der ihr zu Hilfe eilen wollte.

Zum Motiv hieß es, dass der mutmaßlich

psychisch kranke Tatverdächtige sich daran gestört haben soll,

dass die 58-Jährige arbeitete, obwohl sie eine Frau ist.

Zur Corona-Situation in Deutschland und den aktuellen Zahlen:

Das Robert Koch-Institut erfasste 10.453 Neuinfektionen

innerhalb von 24 Stunden,

2.037 mehr als am vergangenen Sonntag.

Weitere 21 Todesfälle wurden gemeldet.

Die 7-Tage-Inzidenz steigt auf 83,1.

Die Zahlen steigen, vollständig geimpft sind erst 61 %.

Virologen warnen, dass das nicht genügt,

um die vierte Welle auszubremsen.

Da könnte es noch das ein oder andere Deja vu geben

in diesem Winter.

Während die aktuelle Pandemie noch im vollen Gange ist,

trafen sich in Rom die Gesundheitsminister der G20-Länder,

um Lehren für künftige Pandemien zu ziehen.

Wie kann sich die Welt besser vorbereiten und wie lassen sich

Impfstoffe gerechter verteilen?

Gesundheitsminister Spahn sagte,

dass die Pandemie erst dann aufhören werde,

wenn Covid überall wirksam bekämpft werden kann.

Ansonsten könnten immer wieder neue Mutationen entstehen,

die dann auch bei uns zu Problemen führen.

Die Erkenntnis ist da.

Aber ausreichend umgesetzt wurde das bisher nicht.

Beispiel Afrika: Wie es dort um Corona und Impfstoffe bestellt ist,

berichtet Susann von Lojewski.

Warten auf die Impfung, "Pole Pole" - langsam, langsam -

das sind Afrikaner gewöhnt.

Nur in winzigen Schritten geht es voran, manchmal nicht einmal das.

So ist das mit dem Impftempo in Afrika.

Hunderte warten hier im zweitgrößten Krankenhaus Nairobis.

Viele waren schon mehrmals da.

Es ist ein bisschen schwierig, ich war schon vor zwei Tagen da,

aber es sah so aus, dass nirgends etwas auf Lager ist.

Ich war schon in einem anderen Krankenhaus,

aber da waren die Impfstoffe ausgegangen.

Anne Moraa verwaltet den Mangel.

Die Oberschwester verteilt die Vakzine

für die 4-Mio.-Metropole Nairobi.

Heute ist ein guter Tag: Sie hat genug Impfstoff für alle Wartenden.

Doch ob das so bleibt?

Nach all den Spenden, die wir bekommen haben,

wissen wir nicht, was danach ist.

Wir haben 400.000 Impfdosen bekommen, wir hoffen auf mehr.

Aber wenn wir nicht mehr kriegen, dann haben wir ein Problem.

Wieder und wieder beklagt die Weltgesundheitsorganisation

die ungerechte Impfstoffverteilung weltweit.

Dass die Industrieländer nun zum dritten Mal impfen:

ein einziges Ärgernis.

57 % der Bevölkerung Europas sind voll geimpft.

Verglichen mit einer sehr niedrigen Quote von 3 % in Afrika.

Wir müssen uns alle in Erinnerung rufen:

Niemand ist sicher, wenn nicht die ganze Bevölkerung sicher ist.

Der Impfstoff hätte das Leben der Großmutter von Dolvis Mboga

vielleicht gerettet: 19 Tage lag sie isoliert mit Corona im Krankenhaus,

niemand durfte zu ihr.

Ich möchte Ihnen gerne sagen: Geben Sie uns die Impfstoffe,

sodass jeder und jede geimpft werden kann.

Diese Krankheit ist so gefährlich.

Das Krankenhaus, in dem Dolvis Oma starb,

liegt auf dem Land am Lake Victoria.

Seit einer Woche gibt es hier keine Impfstoffe.

Vielleicht nächste Woche - vielleicht.

Wenn man verhindern kann, dass die ganze Welt

ein Stadium der Mutation erreicht, dann schützt man sich selbst.

Wenn Sie in Ihrem Land weiterhin

den dritten und vielleicht den vierten Impfstoff verabreichen

und die Dritte Welt ohne Impfung bleibt,

gehen Sie ein großes Risiko ein.

Es sei nicht nur unfair, sagen sie hier,

es sei eine Frage der Intelligenz.

Ohne Impfgerechtigkeit gebe es auch kein Ende der Pandemie.

Und jetzt noch mal weitere Nachrichten, erst mal zum Bahnstreik.

Pendler und Reisende,

die mit der Deutschen Bahn unterwegs sind,

müssen sich voraussichtlich auch morgen zum Wochenbeginn

noch einmal auf erhebliche Einschnitte einstellen.

Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, GDL,

soll noch bis in die Nacht zum Dienstag andauern.

Am Wochenende fuhr nur etwa jeder dritte Fernzug

und rund 60 % der S-Bahnen fielen aus.

Bei den US Open hat Alexander Zverev das Achtelfinale erreicht.

Da trifft die deutsche Nummer 1 dann auf den Italiener Jannik Sinner.

In der Formel 1 fuhr Max Verstappen

beim Großen Preis der Niederlande zu einem souveränen Heimsieg.

Der 23-jährige Red-Bull-Fahrer

setzte sich gegen WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton

im Mercedes durch und übernahm von diesem damit auch wieder

die Führung in der Gesamtwertung.

Und eine weitere Medaille für die deutschen Springreiter

bei der Heim-EM in Riesenbeck.

Andre Thieme holte sich auf Stute Chakaria Gold,

und das gleich bei seiner ersten EM-Teilnahme.

Nur einen Fehler durfte sich der 46-Jährige

aus Plau am See erlauben, und dabei blieb es am Ende auch.

Für das deutsche Team

ist es die erste Goldmedaille im Einzel seit 14 Jahren.

Berlin-Kreuzberg und Sven Regener, das gehört untrennbar zusammen.

Und wenn er da so durchspaziert, scheint es ein bisschen,

als sei die Zeit stehengeblieben,

als seien es noch die 80er oder 90er Jahre.

Seine Band "Element of Crime" war der Sound dieser Zeit.

Dass Regener nicht nur Trompete spielen kann,

sondern auch schreiben, weiß man seit seinem Roman "Herr Lehmann".

Bei dieser kleinen Spontanlesung in Kreuzberg

hat er sein neues Buch vorgestellt,

das trägt den schönen Titel "Glitterschnitter".

Und spielt natürlich auch in Kreuzberg, in den 80ern.

Christhard Läpple über Buch und Autor.

Willkommen zurück in Lehmanns Welt:

Berlin-Kreuzberg, Anfang der 80er Jahre.

Kultautor Sven Regener führt uns wieder mitten rein

ins Bullerbü für Aussteiger und Lebenskünstler.

Hart an der Mauer,

aber immer auf der Lauer nach dem echten, wilden Leben.

Eine Kostprobe:

"Die ganze Hippiescheiße in Kreuzberg ging ihr schon jetzt

auf die Nerven, dabei war sie erst ein paar hundert Meter

durch den Quatschbezirk zu Fuß gelaufen.

Jawohl, zu Fuß, widerlich, was man da zu sehen bekam."

Wir sind mit Sven Regener in der "Madonna" verabredet.

Dort ist die Zeit stehengeblieben.

Moment mal? Die Mauer steht seit 30 Jahren nicht mehr.

Und im sechsten Lehmann-Roman "Glitterschnitter" geht es

um Freundschaft, Ruhm, Suff und Scheitern nur im alten Westberlin.

Als wäre nichts passiert - warum?

Das war diese Art von Freiheit und Unbefangenheit, auch Naivität.

Also, so etwas wie die Romantik eigentlich

im späten 18., im frühen 19. Jahrhundert.

Da ist alles so explodiert,

ganz viel plötzlich, überall rausgekommen.

Auch viel Schrott, aber was soll's?

Wo viel Gutes passiert, da passiert auch viel Doofes.

Ich bin Herr Lehmann.

Da ist er wieder: Frank Lehmann, der junge Träumer aus Bremen,

der Heimat von Sven Regener.

Neu ist die Band Glitterschnitter.

Die drei Jungs haben einen Plan:

Sie träumen vom großen Auftritt auf der Wall City Noise.

Sie verstärken sich mit Saxofon-Lisa und setzen auf einen Sound

aus Schlagzeug, Synthie und Bohrmaschine.

Es war eine seltsame Zeit in Westberlin,

weil es diese Aufbruchszeit im Zuge des Punks und des Postpunks war

und der ganz Neuen Deutschen Welle.

Und alle probierten einfach irgendwas aus.

Avantgardekunst war ein ganz großes Ding, Performance, Objektkunst.

Alles, was man sich vorstellen kann,

war irgendwie en vogue und jeder machte überall mit.

Regener erzählt von Kreuzberg in seinen besten Momenten,

aufregend, anarchisch, chaotisch.

Längst ist der Szene-Kiez

Touristen-Hotspot und Tummelplatz für Investoren.

Aber den Bandleader von "Element of Crime"

fasziniert vielmehr die Frage aller 20-Jährigen:

Was willst du aus deinem Leben machen?

Wenn man 20 ist und war am Abend zuvor betrunken,

ist man spätestens am nächsten Tag um 10 oder 12 Uhr wieder fit.

Wenn man 30 Jahre älter ist, braucht man vielleicht drei Tage,

um sich davon zu erholen.

Das ist nun mal so, das ist der Gang der Dinge.

Das kann man nicht ändern.

Regeners Alltagshelden haben stets glasige Augen,

nie Kohle, aber tausend Träume.

Das ist Glitterschnitter - der neue Sven Regener.

Ein brillantes Stück Zeitgeist aus Berlin,

der Hauptstadt der Hoffenden und Scheiternden.

Und jetzt folgt wie immer unser sonntäglicher Wochenausblick.

Kamran Safiarian hat einige wichtige Ereignisse zusammengestellt,

die uns in den nächsten Tagen erwarten.

Am Montag wird das Urteil

gegen die weißrussische Opposi- tionelle Maria Kolesnikowa erwartet.

Die 39-Jährige hatte die Proteste

gegen die Wahl des Machthabers Lukaschenko 2020 mitangeführt.

Sie wird beschuldigt,

die nationale Sicherheit untergraben zu haben.

Ihr drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

Am Dienstag soll das neue Infektionsschutzgesetz

im Bundestag verabschiedet werden.

Künftig soll die Hospitalisierungs- rate neuer wesentlicher Maßstab

in der Pandemie sein.

Außerdem: Arbeitgeber in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen

sollen künftig den Impfstatus abfragen dürfen.

Ebenfalls am Dienstag wird die IAA ihre Pforten öffnen,

nicht mehr in Frankfurt, sondern erstmals in München.

Im Zeichen der E-Mobilität wird die weltgrößte Automobilmesse

diesmal auch in Teilen der Stadt zu sehen sein.

Unter den Ausstellern diesmal auch Fahrradhersteller.

Umweltverbände und andere Organisa- tionen riefen zu Protesten auf.

Am Mittwoch wird der Prozess

gegen die Attentäter der Pariser Anschläge eröffnet.

2015 hatten IS-Extremisten im Konzertsaal Bataclan und Umgebung

130 Menschen getötet.

20 Personen sind angeklagt,

darunter der marokkanischstämmige Salah Abdeslam,

einer der mutmaßlichen Haupttäter.

Die Wetteraussichten für morgen:

Viel Sonne, lokal aber auch zäher Nebel oder Hochnebel.

Am Nachmittag im Nordwesten dichte Wolken, aber weitgehend trocken.

Auch in den nächsten Tagen spätsommerlich warm

bei einer Mischung aus Sonne und Wolken.

Am Donnerstag im Westen aufkommende Schauer und Gewitter.

Das war's von uns beiden an diesem Sonntagabend.

Bevor wir gleich an den Sport abgeben,

noch der Hinweis auf "La Traviata" im Anschluss.

Eine gefeierte Neuinszenierung aus der Arena in Verona.

Um 0.30 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.


heute journal vom 05.09.2021 - Endspurt bis zur Wahl - Dreikampf um das Kanzleramt; Dringend benötigt - Impfdosen für Af heute journal vom 05.09.2021 - Endspurt bis zur Wahl - Dreikampf um das Kanzleramt; Urgend benötigt - Impfdosen für Af heute journal du 05.09.2021 - Dernière ligne droite avant les élections - lutte à trois pour la chancellerie ; Besoin urgent - doses de vaccin pour Af

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das heute journal mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.

Guten Abend.

In exakt drei Wochen werden wir um diese Zeit über Hochrechnungen

und Ergebnisse reden.

Und kein Mensch kann im Moment sagen, wie die Sache ausgeht.

Vermutlich wird man das auch am Sonntagabend in drei Wochen

noch nicht wissen, so knapp können die Zahlen sein,

so unklar die Konstellationen.

Interessant ist, wie sich die Wahlkämpfer

jetzt auf den letzten Metern justieren.

Olaf Scholz etwa trommelt jetzt für eine rot-grüne Koalition.

Das wäre für ihn natürlich am schönsten,

dann erübrigte sich die lästige Frage

nach dem Dritten bzw. der Dritten im Bunde.

Über solche Zweier-Fantasien hätte man bei der Union

vor wenigen Monaten noch laut gelacht und sie als Utopien abgetan.

Nach Lachen ist im Laschet-Lager aber derzeit wohl keinem

mehr so recht zumute.

Nicola Albrecht berichtet vom heutigen Wahlkampf-Sonntag.

Als Gespräch am Gartenzaun, 75 Minuten, ganz persönlich,

in intimer Runde, deswegen auch gleich per Du.

So wurde die Diskussion mit den beiden Kanzlerkandidaten Scholz

und Baerbock aus Potsdam in einem Kino in Babelsberg inszeniert.

Angekündigt als "Das Duell".

Olaf, hattest du schon einmal einen Garten?

Stellte sich schnell eine recht harmonische Atmosphäre

in sonntäglicher Kleingartenidylle ein.

Und die Duellanten setzen überwiegend auf Gemeinsamkeiten,

v.a. bei Familienpolitik und sozialer Gerechtigkeit.

Weil wir erlebt haben, dass Menschen in den Pflegeberufen,

in sozialen Berufen, im Supermarkt alles gegeben haben,

den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro einzuführen.

Das passt gut.

Also erstens bin ich für einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro

und auch im ersten Jahr der nächsten Regierung.

Beflügelt vom aktuellen Umfragehoch für ihn und seine Partei

macht Scholz keinen Hehl daraus:

Die Grünen sind in seinen Augen ein willkommener Koalitionspartner,

wenn die SPD Nummer eins bleibt.

Und da ist er, der einzige Moment, in dem Baerbock auf Distanz geht.

Wenn wir echte Veränderung brauchen und wollen,

dann muss Grün ganz vorne dabei sein,

denn sonst ist es wie Klima ohne Schutz

und das wird uns in die Sackgasse führen.

Platz 2 ist ja auch ganz vorne, Annalena.

Das könnt ihr ja noch miteinander verhandeln.

Ein Kontrastprogramm zum Kino-Talk

absolviert er an diesem Wahlkampfsonntag: Armin Laschet.

Noch einmal besucht er die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete

in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Dicht an seiner Seite Kanzlerin Merkel,

und auch wenn es offiziell kein Wahlkampftermin sein soll,

ihre Unterstützung ist wohl willkommen.

Denn der Kanzlerkandidat der Union steckt derzeit im Umfragetief

hinter Scholz.

Bemüht, vor Ort Nähe herzustellen, kommen am Ende

die betroffenen Bürger nicht wirklich nah an ihn ran.

Laschet, der Top-Krisenmanager, das soll dennoch heute hängenbleiben.

Wir haben heute die erste Brücke gesehen,

die wieder funktionsfähig ist, und das nach wenigen Wochen.

Das war möglich, weil wir in Nordrhein-Westfalen

ein Planungsrecht haben, das sehr unbürokratisch,

ohne viele Vorschriften ermöglicht hat, einfach zu beginnen.

Und so resümiert schließlich auch die Kanzlerin:

Armin Laschet führt dieses größte Bundesland

der Bundesrepublik Deutschland sehr erfolgreich.

Und wer so ein Land führen kann,

kann auch die Bundesrepublik Deutschland als Kanzler führen.

Koalitionen, Konstellationen und das Kanzleramt:

Wer gewinnt, ist 21 Tage vor der Wahl noch offen.

Und darüber wollen wir mit Markus Söder sprechen.

Guten Abend. Guten Abend.

Wenn man sich die Umfragen ansieht, speziell die Werte für Armin Laschet,

dann sind Sie in einer blöden Situation.

Sie können sich selbst im Nachhinein bestätigt fühlen,

aber freuen dürfen Sie sich darüber nicht.

Nein, ich freue mich gar nicht.

Zum einen ist das Schnee von gestern,

zum anderen geht's ums Land und nicht um die Person.

Man muss die Folgen diskutieren.

Die Umfragewerte sind nicht gut, wir müssen den Trend brechen.

Die nächste Woche ist entscheidend, da muss der Trend gebrochen werden.

Der muss wieder nach oben gehen und das geht nur,

wenn man auf die Konsequenzen hinweist,

was eine Kanzlerschaft von Olaf Scholz,

v.a. in der Konstellation mit den Linken und den Grünen

bedeuten würde, nämlich das Gleiche wie damals bei Gerhard Schröder:

Am Ende steht Arbeitslosigkeit und eine hohe Verschuldung.

Das ist der Rote-Socken-Schlager, der wieder rausgeholt wird.

Sie haben vor Kurzem im Interview mit der "SZ" selbst gesagt:

Keiner will die alte Union aus den 90ern zurück.

Ist das nicht auch ein altes Rezept, mit dem man es verzweifelt versucht?

Aber viele wollen auch nicht die alte Linke.

Es gibt viele Menschen in Deutschland,

die sich darüber ärgern und betroffen sind,

dass Teile der Linken nach wie vor nicht in der Lage sind zu erklären,

dass die DDR ein Unrechtsstaat war.

Teile der Linken oder einzelne Personen

werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

Wollen wir wirklich eine Regierung haben, in der Mitglieder drin sind

von einer Partei, die mit dem Verfassungsschutz...

Aber Herr Söder...

Das Thema spielt eine große Rolle.

Am Freitag wurde das Team Laschet vorgestellt.

Was ist eigentlich das Team Scholz, wer steht dahinter?

Auch Frau Esken spricht von demokratischem Sozialismus.

Herr Kühnert wollte mal BMW enteignen.

Das sind viele Themen, die zusammenkommen.

Man könnte fragen: Wer ist eigentlich Team Laschet?

Bei denen, die auf der Bühne standen,

da kannte die breite Öffentlichkeit Herrn Merz, den Rest nicht.

Wo waren Sie da, wo war Herr Günther oder Herr Kretschmer aus Sachsen?

Warum standen die da nicht alle?

Es ging um ein spezielles Fachteam, was da war.

Dass die gesamte Union hinter Armin Laschet steht

und jetzt zusammenhält, ist klar.

Es ist nicht die Zeit für Feinheiten an der Stelle,

es ist die Zeit für Gemeinsamkeit.

Deswegen ist es wichtig, dass wir die Herausforderung darstellen.

Ich weiß, dass der ein oder andere das nicht gerne hört:

Olaf Scholz ist ein erfahrener Finanzminister, unbestritten,

auch ein erfahrener Bürgermeister, aber die Wahrheit ist,

dass das ganze Team, was sich in der Breite aufstellt -

Frau Esken, Herr Kühnert, Anton Hofreiter und die Linke -

das ist etwas, was jeder wissen muss, was dazukommt.

Das ist alles Negativ-Campaigning, was Sie machen.

Das ist einfach immer nur auf die Gegner geschossen.

Sollte nicht Herr Laschet versuchen, lieber für sich ein Thema zu finden,

das jetzt positiv nach oben zieht?

Natürlich gehört es auch dazu.

Es gehört auch dazu, dass wir uns mit den eigenen Themen beschäftigen,

in den Vordergrund rücken, dass z.B. Entlastung wichtig ist.

Für die Mitte, für Alleinerziehende, wie wir es im Programm haben,

für den Mittelstand, für Handwerker.

Das ist für mich ganz wichtig.

Alle reden in Deutschland über die Steuern der Konzerne.

Keiner redet über die "Kleinen", die vielen Selbstständigen

in unserem Land, die von Bürokratie und hoher Steuerlast betroffen sind.

Wir müssen darüber reden, wie wir in Deutschland,

was das Thema Wohnen betrifft, vorankommen.

Jetzt nicht das ganze Programm vorlesen.

Ich lese es nicht vor... Vortragen.

Ich will es aber mal sagen, z.B. beim Wohnen,

wenn Sie das erlauben, da gibt es unterschiedliche Modelle.

Also das Berliner Modell des Senats war eher die Enteignung.

Ich wäre dafür, neue Wohnungen zu bauen.

Das ist vom Verfassungsgericht auch abgelehnt worden.

Aber da sehen Sie, was die Botschaft ist.

Das eine wird vom Verfassungsgericht abgelehnt.

Wir wollen einen anderen Weg gehen, z.B. Wohngeld erhöhen.

Sie sagten selbst: Heutzutage ist es ein Kandidat,

der die Partei zieht, und nicht die Partei den Kandidaten.

Wenn Sie jetzt Kandidat wären, stände die Union anders da, bundesweit?

In Bayern würde ich besser abschneiden.

Bundesweit weiß ich nicht, das kann man auch nicht sagen.

Es spielt keine Rolle.

Das ist alles so: hätte, hätte, Fahrradkette.

Jetzt gilt es in diesen entscheidenden Stunden,

einen Linksrutsch zu verhindern, das ist das Gebot der Stunde.

Jeder muss einfach wissen, worum es geht.

Das ist kein Negativ-Campaigning.

Es ist nur Alternativen aufzeigen.

Es gibt eine bürgerliche Alternative und eine linke.

Ich kann mir nicht richtig vorstellen,

dass ganz Deutschland nach links will.

Im Moment sieht es so aus,

als würde zumindest die SPD vor der Union landen.

Wenn man sich im Politbarometer die Zahlen anguckt:

60 % würden zwar auch kein Linksbündnis,

wie Sie es nennen, wollen, also Rot-Grün-Rot.

Aber die gleichen 57 % sagen auch: Jetzt vor der Wahl,

das Ausschließen ist gar nicht nötig.

Der Wähler kann auch strategisch, taktisch denken.

Ja, Sie haben schon recht, die Zahlen sind da.

Es gibt welche, die sagen: Umfragen interessieren mich nicht.

Das glaube ich nicht, sie sind ein Trend, der da ist.

Dieser Trend ist spürbar bei der Bevölkerung.

Der ging die letzten Wochen nicht nach oben.

Insofern hoffen wir jetzt sehr, dass wir diesen Trend brechen können.

Nächste Woche ist das erneute Triell,

wo die Möglichkeit besteht, die Unterschiede darzustellen.

Es ist schon auch die Debatte:

Welche Konstellationen stehen dahinter?

Es wird auch jedem richtig bewusst, um was es am Ende geht.

Was mich die ganze Zeit im Wahlkampf gestört hat, ist:

Es sind so ernste Zeiten, in denen wir leben.

Corona ist nicht vorbei, die Klimakrise fängt erst richtig an,

und die internationalen Probleme sind nicht erst seit Afghanistan

wieder stärker im Mittelpunkt.

Gleichzeitig ist der Wahlkampf sehr unernsthaft gewesen.

Wer wo lacht, welcher Lebenslauf oder wer wen wie oft lobt.

Wir sind jetzt in der entscheidenden Schlussphase.

Es ist wie im Fußball in der 80. Minute.

Jetzt braucht man die zweite Luft und gute Nerven.

Dann schauen wir, wie sich das entwickeln wird.

Herr Söder, danke Ihnen für das Gespräch. Sehr gern.

Viele Berichte, Infos und Videos zum Bundestagswahlkampf

finden Sie bei uns natürlich auch immer online, auf zdf.heute.

Jetzt macht erst mal Heinz weiter.

Die Taliban haben noch keine neue Regierung

für Afghanistan vorgestellt,

aber sie stellen politische Forderungen auf,

etwa gegenüber Deutschland.

Sie wollen offizielle diplomatische Beziehungen und finanzielle Hilfe,

wie ein Taliban-Sprecher der "Welt am Sonntag" sagte.

Aus Afghanistan kommen widersprüchliche Berichte

zur Lage im umkämpften Pandschir, der einzigen Provinz,

die die Taliban noch nicht kontrollieren.

Sowohl die Taliban als auch die gegnerische Miliz

von Ahmad Massoud melden Erfolge für ihre Seite.

In Montenegro hat es bei der Einführung des dortigen Oberhaupts

der serbisch-orthodoxen Kirche Krawalle gegeben.

20 Polizisten und mindestens 30 Protestierende wurden verletzt,

außerdem etwa 14 Personen festgenommen.

Sie hatten versucht, die Amtseinführung zu verhindern.

Hintergrund sind politische und ethnische Spannungen.

Viele Einwohner des unabhängigen Montenegros

halten die serbisch-orthodoxe Kirche für von Serbien beeinflusst.

Im westafrikanischen Guinea gab es offenbar einen Putschversuch

von Spezialkräften des Militärs.

Auf den Straßen marschierten Soldaten auf,

auch heftige Schusswechsel sollen zu hören gewesen sein.

Im staatlichen Fernsehen verkündete ein Oberst,

die Regierung sei abgesetzt und die Verfassung ungültig.

Der Verbleib von Präsident Conde ist unklar.

Der 83-Jährige hatte sich 2020 mit einer Verfassungsänderung

eine dritte Amtszeit ermöglicht und damit Massenproteste ausgelöst.

Nach einem Messerangriff gestern in Berlin

prüfen die Ermittler mögliche islamistische Motive:

Ein 29-jähriger Afghane soll eine Landschaftsgärtnerin

mit Stichen in den Hals schwer verletzt haben.

Auch einen Passanten, der ihr zu Hilfe eilen wollte.

Zum Motiv hieß es, dass der mutmaßlich

psychisch kranke Tatverdächtige sich daran gestört haben soll,

dass die 58-Jährige arbeitete, obwohl sie eine Frau ist.

Zur Corona-Situation in Deutschland und den aktuellen Zahlen:

Das Robert Koch-Institut erfasste 10.453 Neuinfektionen

innerhalb von 24 Stunden,

2.037 mehr als am vergangenen Sonntag.

Weitere 21 Todesfälle wurden gemeldet.

Die 7-Tage-Inzidenz steigt auf 83,1.

Die Zahlen steigen, vollständig geimpft sind erst 61 %.

Virologen warnen, dass das nicht genügt,

um die vierte Welle auszubremsen.

Da könnte es noch das ein oder andere Deja vu geben

in diesem Winter.

Während die aktuelle Pandemie noch im vollen Gange ist,

trafen sich in Rom die Gesundheitsminister der G20-Länder,

um Lehren für künftige Pandemien zu ziehen.

Wie kann sich die Welt besser vorbereiten und wie lassen sich

Impfstoffe gerechter verteilen?

Gesundheitsminister Spahn sagte,

dass die Pandemie erst dann aufhören werde,

wenn Covid überall wirksam bekämpft werden kann.

Ansonsten könnten immer wieder neue Mutationen entstehen,

die dann auch bei uns zu Problemen führen.

Die Erkenntnis ist da.

Aber ausreichend umgesetzt wurde das bisher nicht.

Beispiel Afrika: Wie es dort um Corona und Impfstoffe bestellt ist,

berichtet Susann von Lojewski.

Warten auf die Impfung, "Pole Pole" - langsam, langsam -

das sind Afrikaner gewöhnt.

Nur in winzigen Schritten geht es voran, manchmal nicht einmal das.

So ist das mit dem Impftempo in Afrika.

Hunderte warten hier im zweitgrößten Krankenhaus Nairobis.

Viele waren schon mehrmals da.

Es ist ein bisschen schwierig, ich war schon vor zwei Tagen da,

aber es sah so aus, dass nirgends etwas auf Lager ist.

Ich war schon in einem anderen Krankenhaus,

aber da waren die Impfstoffe ausgegangen.

Anne Moraa verwaltet den Mangel.

Die Oberschwester verteilt die Vakzine

für die 4-Mio.-Metropole Nairobi.

Heute ist ein guter Tag: Sie hat genug Impfstoff für alle Wartenden.

Doch ob das so bleibt?

Nach all den Spenden, die wir bekommen haben,

wissen wir nicht, was danach ist.

Wir haben 400.000 Impfdosen bekommen, wir hoffen auf mehr.

Aber wenn wir nicht mehr kriegen, dann haben wir ein Problem.

Wieder und wieder beklagt die Weltgesundheitsorganisation

die ungerechte Impfstoffverteilung weltweit.

Dass die Industrieländer nun zum dritten Mal impfen:

ein einziges Ärgernis.

57 % der Bevölkerung Europas sind voll geimpft.

Verglichen mit einer sehr niedrigen Quote von 3 % in Afrika.

Wir müssen uns alle in Erinnerung rufen:

Niemand ist sicher, wenn nicht die ganze Bevölkerung sicher ist.

Der Impfstoff hätte das Leben der Großmutter von Dolvis Mboga

vielleicht gerettet: 19 Tage lag sie isoliert mit Corona im Krankenhaus,

niemand durfte zu ihr.

Ich möchte Ihnen gerne sagen: Geben Sie uns die Impfstoffe,

sodass jeder und jede geimpft werden kann.

Diese Krankheit ist so gefährlich.

Das Krankenhaus, in dem Dolvis Oma starb,

liegt auf dem Land am Lake Victoria.

Seit einer Woche gibt es hier keine Impfstoffe.

Vielleicht nächste Woche - vielleicht.

Wenn man verhindern kann, dass die ganze Welt

ein Stadium der Mutation erreicht, dann schützt man sich selbst.

Wenn Sie in Ihrem Land weiterhin

den dritten und vielleicht den vierten Impfstoff verabreichen

und die Dritte Welt ohne Impfung bleibt,

gehen Sie ein großes Risiko ein.

Es sei nicht nur unfair, sagen sie hier,

es sei eine Frage der Intelligenz.

Ohne Impfgerechtigkeit gebe es auch kein Ende der Pandemie.

Und jetzt noch mal weitere Nachrichten, erst mal zum Bahnstreik.

Pendler und Reisende,

die mit der Deutschen Bahn unterwegs sind,

müssen sich voraussichtlich auch morgen zum Wochenbeginn

noch einmal auf erhebliche Einschnitte einstellen.

Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, GDL,

soll noch bis in die Nacht zum Dienstag andauern.

Am Wochenende fuhr nur etwa jeder dritte Fernzug

und rund 60 % der S-Bahnen fielen aus.

Bei den US Open hat Alexander Zverev das Achtelfinale erreicht.

Da trifft die deutsche Nummer 1 dann auf den Italiener Jannik Sinner.

In der Formel 1 fuhr Max Verstappen

beim Großen Preis der Niederlande zu einem souveränen Heimsieg.

Der 23-jährige Red-Bull-Fahrer

setzte sich gegen WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton

im Mercedes durch und übernahm von diesem damit auch wieder

die Führung in der Gesamtwertung.

Und eine weitere Medaille für die deutschen Springreiter

bei der Heim-EM in Riesenbeck.

Andre Thieme holte sich auf Stute Chakaria Gold,

und das gleich bei seiner ersten EM-Teilnahme.

Nur einen Fehler durfte sich der 46-Jährige

aus Plau am See erlauben, und dabei blieb es am Ende auch.

Für das deutsche Team

ist es die erste Goldmedaille im Einzel seit 14 Jahren.

Berlin-Kreuzberg und Sven Regener, das gehört untrennbar zusammen.

Und wenn er da so durchspaziert, scheint es ein bisschen,

als sei die Zeit stehengeblieben,

als seien es noch die 80er oder 90er Jahre.

Seine Band "Element of Crime" war der Sound dieser Zeit.

Dass Regener nicht nur Trompete spielen kann,

sondern auch schreiben, weiß man seit seinem Roman "Herr Lehmann".

Bei dieser kleinen Spontanlesung in Kreuzberg

hat er sein neues Buch vorgestellt,

das trägt den schönen Titel "Glitterschnitter".

Und spielt natürlich auch in Kreuzberg, in den 80ern.

Christhard Läpple über Buch und Autor.

Willkommen zurück in Lehmanns Welt:

Berlin-Kreuzberg, Anfang der 80er Jahre.

Kultautor Sven Regener führt uns wieder mitten rein

ins Bullerbü für Aussteiger und Lebenskünstler.

Hart an der Mauer,

aber immer auf der Lauer nach dem echten, wilden Leben.

Eine Kostprobe:

"Die ganze Hippiescheiße in Kreuzberg ging ihr schon jetzt

auf die Nerven, dabei war sie erst ein paar hundert Meter

durch den Quatschbezirk zu Fuß gelaufen.

Jawohl, zu Fuß, widerlich, was man da zu sehen bekam."

Wir sind mit Sven Regener in der "Madonna" verabredet.

Dort ist die Zeit stehengeblieben.

Moment mal? Die Mauer steht seit 30 Jahren nicht mehr.

Und im sechsten Lehmann-Roman "Glitterschnitter" geht es

um Freundschaft, Ruhm, Suff und Scheitern nur im alten Westberlin.

Als wäre nichts passiert - warum?

Das war diese Art von Freiheit und Unbefangenheit, auch Naivität.

Also, so etwas wie die Romantik eigentlich

im späten 18., im frühen 19. Jahrhundert.

Da ist alles so explodiert,

ganz viel plötzlich, überall rausgekommen.

Auch viel Schrott, aber was soll's?

Wo viel Gutes passiert, da passiert auch viel Doofes.

Ich bin Herr Lehmann.

Da ist er wieder: Frank Lehmann, der junge Träumer aus Bremen,

der Heimat von Sven Regener.

Neu ist die Band Glitterschnitter.

Die drei Jungs haben einen Plan:

Sie träumen vom großen Auftritt auf der Wall City Noise.

Sie verstärken sich mit Saxofon-Lisa und setzen auf einen Sound

aus Schlagzeug, Synthie und Bohrmaschine.

Es war eine seltsame Zeit in Westberlin,

weil es diese Aufbruchszeit im Zuge des Punks und des Postpunks war

und der ganz Neuen Deutschen Welle.

Und alle probierten einfach irgendwas aus.

Avantgardekunst war ein ganz großes Ding, Performance, Objektkunst.

Alles, was man sich vorstellen kann,

war irgendwie en vogue und jeder machte überall mit.

Regener erzählt von Kreuzberg in seinen besten Momenten,

aufregend, anarchisch, chaotisch.

Längst ist der Szene-Kiez

Touristen-Hotspot und Tummelplatz für Investoren.

Aber den Bandleader von "Element of Crime"

fasziniert vielmehr die Frage aller 20-Jährigen:

Was willst du aus deinem Leben machen?

Wenn man 20 ist und war am Abend zuvor betrunken,

ist man spätestens am nächsten Tag um 10 oder 12 Uhr wieder fit.

Wenn man 30 Jahre älter ist, braucht man vielleicht drei Tage,

um sich davon zu erholen.

Das ist nun mal so, das ist der Gang der Dinge.

Das kann man nicht ändern.

Regeners Alltagshelden haben stets glasige Augen,

nie Kohle, aber tausend Träume.

Das ist Glitterschnitter - der neue Sven Regener.

Ein brillantes Stück Zeitgeist aus Berlin,

der Hauptstadt der Hoffenden und Scheiternden.

Und jetzt folgt wie immer unser sonntäglicher Wochenausblick.

Kamran Safiarian hat einige wichtige Ereignisse zusammengestellt,

die uns in den nächsten Tagen erwarten.

Am Montag wird das Urteil

gegen die weißrussische Opposi- tionelle Maria Kolesnikowa erwartet.

Die 39-Jährige hatte die Proteste

gegen die Wahl des Machthabers Lukaschenko 2020 mitangeführt.

Sie wird beschuldigt,

die nationale Sicherheit untergraben zu haben.

Ihr drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

Am Dienstag soll das neue Infektionsschutzgesetz

im Bundestag verabschiedet werden.

Künftig soll die Hospitalisierungs- rate neuer wesentlicher Maßstab

in der Pandemie sein.

Außerdem: Arbeitgeber in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen

sollen künftig den Impfstatus abfragen dürfen.

Ebenfalls am Dienstag wird die IAA ihre Pforten öffnen,

nicht mehr in Frankfurt, sondern erstmals in München.

Im Zeichen der E-Mobilität wird die weltgrößte Automobilmesse

diesmal auch in Teilen der Stadt zu sehen sein.

Unter den Ausstellern diesmal auch Fahrradhersteller.

Umweltverbände und andere Organisa- tionen riefen zu Protesten auf.

Am Mittwoch wird der Prozess

gegen die Attentäter der Pariser Anschläge eröffnet.

2015 hatten IS-Extremisten im Konzertsaal Bataclan und Umgebung

130 Menschen getötet.

20 Personen sind angeklagt,

darunter der marokkanischstämmige Salah Abdeslam,

einer der mutmaßlichen Haupttäter.

Die Wetteraussichten für morgen:

Viel Sonne, lokal aber auch zäher Nebel oder Hochnebel.

Am Nachmittag im Nordwesten dichte Wolken, aber weitgehend trocken.

Auch in den nächsten Tagen spätsommerlich warm

bei einer Mischung aus Sonne und Wolken.

Am Donnerstag im Westen aufkommende Schauer und Gewitter.

Das war's von uns beiden an diesem Sonntagabend.

Bevor wir gleich an den Sport abgeben,

noch der Hinweis auf "La Traviata" im Anschluss.

Eine gefeierte Neuinszenierung aus der Arena in Verona.

Um 0.30 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.