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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 04.03.2021 - Gratwanderung - zwischen Lockerungen und Infektionsschutz

heute journal vom 04.03.2021 - Gratwanderung - zwischen Lockerungen und Infektionsschutz

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Am Ende haben es die Regierungschefs

von 16 Bundesländern und dem Bund geschafft,

letzte Nacht, nach neun langen Verhandlungsstunden, alles,

was sie ausgehandelt hatten, auf eine Doppelseite Papier zu quetschen.

Einen Weg raus aus den Beschränkungen:

Sechs Schritte zur Öffnung -

ein Kompromiss zwischen 17 Machtzentren.

Aus grundverschiedenen Infektionslagen,

verschieden dicken Knautschzonen zum nächsten Wahltermin,

Ängsten zwischen Viruspotenz einerseits

und Wählerunmut andererseits.

Jeder Schritt mit eingebauter Notbremse.

In den Ergebnissen von letzter Nacht steckt ein tiefer Widerspruch.

Die praktisch gleichen Zahlen, mit denen vor drei Wochen

die Verlängernung des Shutdowns begründet wurde,

sollen heute plötzlich Öffnungen rechtfertigen.

Das bekam heute keiner weggelächelt oder wegargumentiert.

Kai-Felix Jochens beschreibt ein Konvolut mit Ösen und Haken.

Die vierte Bund-Länder-Konferenz 2021.

Die gleichen Köpfe, andere Beschlüsse.

Und ein Gefühl:

Wir können heute von Hoffnung

und dem Übergang in eine neue Phase sprechen, weil wir ja alle

in den letzten Monaten in unserem Land sehr viel erreicht haben.

Worte, die gefühlt besser zur letzten Konferenz gepasst hätten.

Beim Treffen am 10. Februar lag die Inzidenz bei 68,0 und sank klar.

Jetzt liegt sie bei 64,7 und steigt tendenziell wieder.

Trotzdem sind Lockerungen geplant, bei privaten Treffen,

aber auch im Einzelhandel, beim Besuch von Museen und beim Sport.

Und zwar deutlich über dem Inzidenzwert 35.

Ursprünglich sollte er einmal über weitere Öffnungen entscheiden.

Jetzt sind sie schon ab einer Inzidenz von unter 50 möglich.

Und selbst zwischen 50 und 100 mit entsprechend schärferen Auflagen.

Wieso macht man das?

Wir geben natürlich den Menschen

ein großes Stück Vertrauen und Freiheit zurück.

Weil wir glauben, dass in der Abwägung der Fragen,

die jetzt anstehen, es wichtig ist, mit der Bevölkerung diesen Weg,

diese schwierige Phase der Pandemie zu gehen.

Für die Menschen, die sich nach Lockerungen sehnen,

machen sie es also.

Aber kommen die bei den Beschlüssen eigentlich noch mit?

Sehr kompliziert, wer legt fest,

wann welche Inzidenz wie lange genug unterschritten worden ist?

Zur Zeit ist es sehr chaotisch.

Und die Bevölkerung ist ziemlich verwirrt.

Ich denke, die Politik versucht, so einen Mittelweg zu finden,

weil die Bevölkerung unruhig wird, ich auch.

Ein Mittelweg, der flankiert werden soll,

mit breitem Einsatz von Schnelltests.

Etwa in ausgewiesenen Zentren.

Eigentlich sollten die bereits Anfang März an den Start gehen:

Für jeden kostenlos, zwei Mal pro Woche ein Test.

Seit gestern wissen wir: Es wird nur ein Mal pro Woche angeboten.

Angestrebter Start: Der 08. März.

Das steht jetzt, ein Punkt ist aber offen:

Wir haben ja jetzt in Berlin z.B., in anderen Bundesländern auch,

haben wir das ja schon sehr umfassend organisiert

für den Bildungsbereich, und bieten die Tests schon an.

Man kann das auch sagen, hier für unsere Stadt,

dass das gar nicht so nachgefragt wird.

Schließlich das Thema Impfen: Bislang läuft es schleppend.

Aber auch hier wird ein Gefühl vermittelt:

Die meisten der Gefährdetsten,

also die Hochbetagten in den Einrichtungen,

und die Menschen, die sich medizinisch und pflegerisch

um sie kümmern, sind inzwischen geimpft.

Worte, die nicht zufällig gewählt sind.

Denn es stimmt, die Impfquote in Alten- und Pflegeheimen ist hoch.

Schaut man aber generell auf die Gruppe

der über 80-Jährigen, zeigt sich:

Eine Erstimpfung erhalten haben erst 34 %.

Und rund 15 % auch die zweite Impfung.

Schätzungen des RKI, die dann schon anders klingen.

Es kommt eben auf die Teilrealität an, die man hervorhebt.

In Zukunft soll alles besser werden:

Schnelleres Impfen bei mehr Impfstoff, mehr Tests,

dadurch Öffnungen, auch bei höheren Inzidenzwerten.

Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Doktor med. Helge Braun ist Chef des Bundeskanzleramts.

Einen schönen guten Abend nach Berlin.

Hallo, Herr Kleber, schönen guten Abend.

Sie mussten reihenweise Kompromisse machen gestern.

Das Virus macht keine Kompromisse, es rüstet auf mit Mutationen.

Wie soll das gutgehen?

Wir haben zum einen eine Notbremse eingezogen.

Das heißt, wenn diejenigen, die sich jetzt Sorgen machen,

am Ende Recht haben, dann wird ab einer Inzidenz von 100

wieder konsequent und schnell, binnen drei Werktagen, geschlossen.

Aber das ist ja nicht unser Ziel,

sondern wir wollen die Öffnungen begleiten mit einer Teststrategie.

Die dazu führt, dass die Zahlen sich trotz der Öffnungen stabilisieren.

Bei dieser 100 muss ich schon mal eingreifen.

Sie haben letzte Woche noch die Überzeugung vertreten,

dass 50 die richtige Grenzzahl ist.

Jetzt müssen Sie die 100 verkaufen - wie kriegen Sie das hin?

Wir haben immer deutlich gemacht, es gibt Zahlen,

ab denen kann man etwas lockern.

Und es gibt Zahlen, wo man spätestens wieder was zumachen muss.

Und ich glaube, dass in der Tat das Lockern bei einer Inzidenz von 50

und auch die zusätzlichen Möglichkeiten,

sich privat auch mit drei Haushalten zu treffen,

bei einer Inzidenz von 35.

Das sind gute Schritte,

aber bei 100 spätestens muss man dann eben auch wieder schließen.

Nun sagen Virologen und Intensiv- mediziner heute noch dringender

als gestern, wir hätten noch drei Wochen bis Ende des Monats

durchhalten müssen, um in einer besseren Position zu sein.

Das sind als Mediziner Kollegen von Ihnen.

Ist das eine Situation, wo Sie als Minister politisch einsehen müssen,

dass das, was sachlich notwendig wäre,

einfach nicht zu vermitteln ist: Augen zu und durch?

Nein, man kann eine Gesellschaft, die jetzt schon seit vier Monaten

in einem Lockdown und damit so einer Art Winterschlaf ist,

natürlich auch braucht Perspektiven und deshalb zu sagen:

Nicht: Wir machen jetzt alles auf,

sondern auch diese Öffnungsschritte sind ja klein und sehr schrittweise,

sodass ich davon ausgehe, dass wir nichts tun,

was man nicht verantworten kann.

Und wenn dann wirklich die Zahlen wieder steigen,

dann gibt es auch, ohne dass wir uns dazu noch mal politisch vereinbaren

oder treffen müssen, gibt es dann auch ein Stoppschild.

Da, wo die Methoden modern werden würden, bei der Digitalisierung z.B.

der Gesundheitsämter, bei den Handy-Apps,

die angeboten werden für die Information,

einschließlich der berühmt-berüchtigten Corona-App,

die so impotent geworden ist vor lauter Datenschutz,

dass selbst die Gutwilligsten nicht mehr so recht wissen,

wofür die gut sein soll.

Bei all diesen Maßnahmen

hinkt Deutschland internationalen Entwicklungen hinterher.

Ausgerechnet dieses Hightech-Land:

Wie kann das nach einem Jahr Jahrhundertkrise und hohem Druck

immer noch so sein?

Also zunächst einmal, die Corona-Warn-App hilft jeden Tag

Hunderten von Menschen, ihr Labor- ergebnis schneller zu erfahren

als auf jedem anderen Weg und gibt ihnen damit auch die Möglichkeit,

völlig anonym Menschen, denen sie begegnet sind,

im Falle eines positiven Test zu warnen.

Die Möglichkeit, das ist das Problem, Herr Braun,

das ist nur die Hälfte der Menschen.

Die Hälfte der Menschen nutzt diese Möglichkeit nicht,

die werden informiert: Du bist infektiös, bitte sei so gut,

melde das über die App.

Die Zahlen zeigen,

die Hälfte der Menschen nutzt diese Möglichkeit nicht.

Wäre da vom Staat nicht ein bisschen mehr Nachdruck zu erwarten gewesen?

Wir haben ja auf das Prinzip Freiwilligkeit gesetzt.

Die Hälfte tut es,

und die andere Hälfte fordern wir dazu nachdrücklich auf.

Und jetzt kommen auch weitere digitale Möglichkeiten

in der Corona-Zeit dazu.

Wir haben jetzt den digitalen Impfausweis auf den Weg gebracht.

Wir haben uns jetzt vereinbart auf der MPK,

dass auch sozusagen die Zettelwirtschaft in den Restaurants.

wenn die jetzt wieder aufmachen, im Rahmen der Öffnungsstrategie aufhört

Und auf Veranstaltungen, sodass die Länder sich

auf ein gemeinsames digitales System

auch für diese Art der Kontaktnachverfolgung einigen.

Aber das ist nach einem Jahr.

Diese digitalen Möglichkeiten hätten eigentlich vor Monaten

zur Verfügung stehen können für genau diesen Augenblick,

wo man Angst haben muss vor einer dritten Welle.

Also, da gebe ich Ihnen grundsätzlich Recht.

Ich hätte mir auch an vielen Stellen gewünscht, dass es schneller geht.

Aber auch die Grundlage des Ganzen

ist z.B. auch die gemeinsame Software der Gesundheitsämter.

Das haben wir auch auf den Weg gebracht.

Und richtig bedeutsam wird es jetzt,

wo wir auch wieder Öffnungsschritte machen.

In Zeiten des Lockdowns waren viele dieser Fragen:

Wie organisieren wir Veranstaltungen und Gastronomie, ja nicht relevant,

aber jetzt, wo es relevant wird, da werden wir das auch anbieten.

Markus Söder hat gestern gesagt:

Der März ist ein Monat der Entscheidung.

Es kann besser werden, aber auch schlimmer.

Das Problem ist, wenn es schlimmer wird, dann sind wir Ende März

deutlich schlechter dran als heute.

Wie gut können Sie schlafen?

Wenn das so eintritt, dann müssen wir daraus die Konsequenz ziehen.

Aber ich sage es noch einmal: Wir haben auf der einen Seite das Testen

jetzt als zusätzliches Instrumentarium in einem Umfang,

wie es uns bisher nicht zur Verfügung stand.

Wir haben in einem großen Umfang jetzt auch medizinische Masken.

Das war ja ein Beschluss in der letzten Runde,

die deutlich besser schützen und jetzt breit verfügbar sind.

Und es hängt am Ende von uns allen ab,

und die Forderung aus der Gesellschaft war:

Habt mehr Vertrauen.

Lasst uns unsere Hygienekonzepte umsetzen,

lasst uns wieder mehr Kontakte haben.

Wir haben in der Pandemie viel gelernt,

und wir setzen das jetzt verantwortlich um.

Und diese Chance bietet diese Öffnungsstrategie,

und sie bietet sie in so engen Leitplanken, dass ich glaube,

dass sie wirklich verantwortbar ist.

Und ich bin der Erste, der, wenn wir sehen, dass die Zahlen steigen,

so wie es viele befürchten, und das kann ich auch gut nachvollziehen,

müssen wir schließen.

Wir werden nicht noch einmal akzeptieren,

dass wir so nah an den Rand der Überlastung

unseres Gesundheitswesens kommen,

wie wir das kurz vor Weihnachten waren.

Das wäre nicht akzeptabel.

Und deshalb dann schreiten wir ganz frühzeitig ein.

Herr Braun, danke für das Gespräch und einen schönen Abend.

Sehr gerne.

Herr Braun wird heute Abend im Kanzleramt gebraucht.

Deshalb haben wir kurz vor 19 Uhr schon gesprochen.

Genau so, wie Sie es jetzt gesehen haben.

Das Echo der Politik auf die Beschlüsse

der diversen Regierungschefs und -chefinnen

hat Nicole Diekmann eingefangen.

Neun Stunden haben sie gestern verhandelt,

das Kanzleramt und die Ministerpräsident*innen.

Hart war es, so hört man, und teilweise sehr konfrontativ.

Und so klingt heute einer aus ihren Reihen auch

alles andere als zufrieden mit den Beschlüssen.

Ich glaube, Deutschland geht zu schnell und auch zu weit

in der Öffnung.

Es darf auf keinen Fall jetzt der Eindruck vermittelt werden,

die Krise ist vorbei, Corona ist nicht mehr so gefährlich,

und wir können so ein Stück weit zur Normalität übergehen.

Das ist der ganz sichere Weg in den nächsten, dritten Lockdown.

Sachsen weist bundesweit die dritthöchste Inzidenz auf.

Hier will man Tests verbindlich vorschreiben,

z.B. beim Besuch bei der Kosmetikerin.

Denn trotz aller Mahnungen: Auch Sachsen lockert.

Wenn auch nicht so sehr wie Schleswig-Holstein.

Hier liegt man bei unter 50.

Nächste Woche soll der Einzelhandel wieder öffnen.

Gute Stimmung im Kieler Landtag nach dem gestrigen Verhandlungsmarathon.

Man weiß ja bei so einer MPK mit der Bundesregierung

immer nicht so ganz genau, wenn man sich dort zuschaltet,

wo man am Ende einer solchen Konferenz auch landet.

Diesmal ist das, was uns gelungen ist bei dieser MPK etwas,

was die Erwartungshaltung bei uns, die im Land ja vorhanden war,

gut erfüllt hat.

Die Erwartungshaltung vieler in der Bevölkerung nach einem Jahr Pandemie

Den Druck spürten die Ministerpräsident*innen.

Sie betonen heute den optimistischen Kern ihres komplizierten Stufenplans

Es war uns ein ziemliches Anliegen,

dass wir klare Öffnungsperspektiven für alle haben,

dass jeder eine Möglichkeit und Chance hat,

Öffnungsschritte vorzunehmen.

Lockern trotz bundesweit stagnierender Inzidenz,

trotz schleppenden Tempos beim Impfen, trotz Mutanten.

Ein Kurswechsel.

Auch die ehemals Vorsichtigsten tragen ihn mit.

Wir stehen jetzt vor wichtigen Weichenstellungen.

In einer ganz sensiblen Phase der Pandemie.

Fakt ist: Alle sind genervt, viele sind gestresst.

Manch einer verliert die Nerven.

Von der Opposition kommt Kritik an den Beschlüssen.

Besonders in einem Punkt herrscht seltene Einigkeit.

Dass am gestrigen Tag noch eine neue Taskforce zur Teststrategie

eingesetzt werden musste, das ist Beleg für ein Managementversagen.

Es ist für mich die größte Absurdität,

dass jetzt, im März 2021, eine Task- force Teststrategie gegründet wird.

Das hätte man vor einem Jahr tun können.

Eine Pressekonferenz musste heute ausfallen:

die des niedersächsischen Ministerpräsidenten.

In seiner Staatskanzlei gibt es einen Corona-Fall,

Stephan Weil gilt als Kontaktperson ersten Grades

und musste in Quarantäne.

Heute aber noch entschieden: In seinem Bundesland weiten

die Schulen zum 15. März ihren Betrieb aus.

Zu den Hervorbringungen der Politik

an der Schwelle einer neuen Phase der Pandemie,

wie die Kanzlerin die Lage um Mitternacht erschöpft beschrieb -

ein Kommentar von Chefredakteur Peter Frey.

Die Inzidenzen steigen.

Doch die Politik hält dem Druck nicht mehr stand.

Vor wichtigen Landtagswahlen gibt sie das Signal:

Die Zeit der harten Hand ist vorbei.

Zu viel Corona-Frust hat sich aufgebaut.

Dabei hatte die Kanzlerin noch vor drei Wochen die 35

zum Maßstab für Öffnungen gemacht.

Jetzt Rolle rückwärts zum Zielwert 50,

Öffnungskorridore sogar schon ab 100, eine Notbremse, regionale Lösungen.

Es ist ein Hin und Her.

Wer soll da eigentlich noch durchblicken?

Zwar steht Deutschland bei Inzidenzwerten und Corona-Toten

im internationalen Vergleich immer noch gut da.

Die meisten Bürger sind diszipliniert.

Die Industrie verdient wieder Geld.

Doch je länger die Krise dauert,

desto mehr wird aus der deutschen Corona-Politik

eine Geschichte des Versagens: Zu Beginn gab es keine Masken.

Dann das Thema Impfen.

Die Beschaffung war richtigerweise europäisch abgestimmt,

aber zu spät, zu kurzsichtig, zu knauserig.

So läuft Deutschland mit der EU beim Schlüsselthema Impfen

vielen hinterher.

Erst jetzt wird der AstraZeneca-Impfstoff auch

für Über-65-Jährige freigegeben.

Auch hier regierte im Land der Kommissionen,

Formulare und Bedenken Mutlosigkeit.

Unsere Corona-Politik ist zu langsam, zu bürokratisch

und zu wenig pragmatisch.

Beim Thema Schnell- und Selbsttests

stellen wir uns gerade das nächste Bein.

Die Infrastruktur ist zu spät aufgebaut.

Und genügt es, nur einmal die Woche zu testen?

Wieder sind andere viel weiter.

Zu wenig Impfungen, zu späte Tests - deshalb ist es fraglich,

ob Corona mit den Beschlüssen der letzten Nacht

in Schach gehalten werden kann.

Merkel und die Länder

riskieren mit ihrer stufenweisen Öffnungsstrategie viel.

Wenn die Mutante sich weiter durchsetzt,

muss die Politik schon bald wieder verbieten, was sie heute erlaubt.

Und ob die Bevölkerung in einer dritten Welle auch noch mitspielt,

das ist fraglich.

Die Meinung von Peter Frey.

Zu berichten ist noch vom Besuch zweier EU-Regierungschefs

in dem Land, das nach chaotischer Anfangsphase der Pandemie,

jetzt weltweit Maßstäbe setzt für Impfkampagnen: Israel.

Dort ist Michael Bewerunge unser Korrespondent.

Normalerweise steht der Besuch von Fitnessstudios

nicht an erster Stelle bei offiziellen Auslandsreisen.

Es sei denn, die Symbolik des Ortes

strahlt auch auf die anwesenden Regierungschefs ab.

Hier auf Gastgeber Israel und die Gäste aus Österreich und Dänemark.

Wie kaum ein Ort steht das Sportstudio

für den Impferfolg Israels, denn hier kommt man nur mit

dem "Grünen Pass" der doppelt Ge- impften oder Corona-Genesenen rein.

Das sind in Israel immerhin 88 % der über 50-Jährigen.

Benjamin Netanjahu lässt es sich nicht nehmen,

den Sinn des Passes noch etwas zu überhöhen.

Das ist der Grüne Pass, er wird der Weg für viele Länder sein.

Mindestens der für Israel.

In rasantem Tempo öffnet das Land Hotels, Theater und Restaurants.

Gut die Hälfte der Bevölkerung ist mindestens einmal geimpft.

Die Strategie scheint aufzugehen,

die schweren Corona-Fälle gehen drastisch zurück.

Doch die Frage: Was kommt nach, oder besser,

welche Mutationen kommen nach, treibt nicht nur Israel um,

sondern auch den österreichischen Kanzler.

Der hadert mit dem desaströsen Impfstart in Europa.

Beide wollen nun zusammen mit Dänemark eine Allianz

zur Erforschung und Produktion von Impfstoffen gründen.

Wir wissen nicht, wie lange diese Impfstoffe wirken, niemand weiß es.

Ein halbes Jahr, ein Jahr, zwei Jahre?

Ist es mehr, oder ist es weniger?

Wir wissen es nicht, deshalb müssen wir unsere Bevölkerung

vor einer Rückkehr der Pandemie oder Mutationen schützen.

Kanzler Kurz schließt sich an,

nicht ohne die bisherige Impf- kampagne Israels über alles zu loben

Israel ist das erste Land der Welt, das seine Bevölkerung impft.

Und das erste Land, das zeigt: Es ist möglich, das Virus zu besiegen.

Auch die Dänin Mette Frederiksen macht etwas zu spitz deutlich,

dass es besser laufen kann als in der EU.

Wir haben heute beschlossen, unser Wissen zusammenzubringen,

in einer Art kollektiven Anstrengung, um einen besseren

und verlässlicheren Zugang zu Impfstoffen zu sichern.

Nun könnte man dieses Vorgehen als Alleingang und Kritik

an der EU verstehen, doch in Brüssel wird abgewiegelt.

Vielleicht eine Spur zu deutlich.

Beide Premierminister haben sehr deutlich gemacht, dass dies

auf keinen Fall im Gegensatz zur gemeinsamen EU-Strategie steht.

Während die Israelis also entspannen können, ist das Thema Impfstrategie

in der EU noch lange nicht ausgestanden.

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca

wird nun doch auch für Menschen über 65 Jahre empfohlen.

Die Ständige Impfkommission hatte AstraZeneca

bislang nur für 18- bis 64-Jährige angeraten.

Neue Studiendaten hatten den STIKO-Vorsitzenden

bereits vergangenen Freitag zu einer entsprechenden Ankündigung

im heute journal veranlasst.

Und, die europäische Arzneimittelbehörde

hat jetzt ein Zulassungsverfahren

für das russische Vakzin, Sputnik V, gestartet.

Daraufhin erklärte Russland,

ab Juni 50 Mio. Impfdosen an die EU liefern zu können.

Erstmals hat ein EU-Land

die Ausfuhr von Corona-Impfstoff in einen Drittstaat blockiert.

Italien verhinderte die Lieferung

von 250.000 Dosen Impfstoff von AstraZeneca an Australien.

Hintergrund sei, heißt es aus Brüssel und Rom,

dass der britisch-schwedische Hersteller

seine Lieferverpflichtung für die EU nicht einhalte.

Die internationale Kritik

am harten Vorgehen der Sicherheitskräfte in Myanmar wächst.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte forderte,

das Militär müsse "endlich aufhören,

Demonstranten zu ermorden und zu inhaftieren".

Auch nach der blutigen Eskalation gestern gehen die Proteste weiter,

ebenso wie die Gewalt des Militärs gegen Demonstranten.

Zahlreiche Menschen trauern um die 38 Todesopfer,

darunter eine 19-Jährige,

die auf einer friedlichen Kundgebung mit einem Kopfschuss getötet wurde.

Nach monatelangem Stillstand

hat Iran Gesprächen über sein Atomprogramm zugestimmt.

Anfang April sollen sich Experten

der Internationalen Atomenergiebehörde

mit Vertretern Teherans treffen, erklärte IAEA-Chef Grossi.

Er zeigte sich optimistisch,

dass Fragen zu unbekannten Lagerbeständen

oder zur Herkunft von Uranpartikeln geklärt werden könnten.

Diese Entwicklung wurde international positiv aufgenommen.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien

verzichteten daraufhin auf eine iran-kritische Resolution.

Man darf überrascht sein davon,

wie gut die meisten deutschen Großunternehmen

bisher durch die Pandemie gekommen sind.

Zu verdanken ist das inneren Stärken,

auch Sicherungen des deutschen Wirtschaftssystems,

das u.a. mit Kurzarbeit Beschäftigungen sichert

und schnelles Hochfahren nach einer Krise,

v.a. aber den stark gebliebenen Exportmärkten, v.a. in China.

Das gilt nicht für alle.

Die Lufthansa kann den Zusammenbruch des globalen Passagierverkehrs

nicht ohne massive Schrumpfung verkraften.

30.000 Angestellte haben schon ihren Arbeitsplatz verloren.

Immer noch, sagt der Vorstand, seien 10.000 zu viel an Bord.

Im Jahr 2020 hat die Lufthansa nicht nur Milliarden verloren,

sondern Größe.

Stefan Schlösser über eine desaströse Bilanz.

Der A330 Siegen wird für den Start vorbereitet.

Ziel: New York.

Flugkapitän Rolf Schumacher ist schon 40 Jahre Lufthanseat,

hat schon manche Krise miterlebt.

Heute hat er rund 100 Passagiere an Bord, nicht mal halbe Auslastung.

Dennoch sieht er positiv in die Zukunft.

Es geht deutlich bergauf.

Heute ist der Flug deutlich besser ausgelastet

als noch vor einigen Monaten, als ich nach New York geflogen bin.

Man merkt, die Leute wollen fliegen

und nehmen jede Gelegenheit wahr, wenn es denn geht, zu fliegen.

Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die braucht es auch nach dem vergangenen Jahr.

Mit 6,7 Mrd. Euro Verlust fliegt der Kranich

das schlechteste Ergebnis der Konzerngeschichte ein.

Abhaken, Blick nach vorne richten, so die Devise vom Lufthansa-Chef.

Wir nutzen diese Krise, um besser zu werden mit schlankeren Strukturen,

mit einer noch kompromissloseren Ausrichtung auf unsere Kunden

und einem ganz klaren Fokus auf Nachhaltigkeit.

So wollen und so werden wir nach dieser Krise

wieder an unsere führende Rolle im globalen Luftverkehr anknüpfen.

Bis dahin ist es aber ein harter Weg.

Große Teile der Lufthansa-Flotte

stehen weiter am Boden und verdienen kein Geld.

Es muss gespart werden.

Flugzeuge stillgelegt,

31.000 Jobs bisher abgebaut, weitere sollen folgen.

Von den 9 Mrd. Euro Staatshilfe

musste das Unternehmen bisher nur 2,3 Mrd. in Anspruch nehmen.

Die Kosten sinken schneller als geplant.

Aber das Geschäft springt nicht an.

Schmerzhaft v.a. die fehlenden Geschäftsreisenden.

Ihr Anteil am Passagieraufkommen beträgt zwar nur 29 %,

sie bringen aber 44 % Umsatz.

Das Geschäftsreisesegment wird vermutlich ein niedrigeres Niveau

haben als vor der Krise, weil natürlich sehr viele gelernt haben,

mit den digitalen Medien umzugehen,

über Videoconferencing auch Geschäftsmeetings abzuhalten.

Das heißt, das Segment wird nicht mehr so groß sein wie vorher.

Lufthansa setzt auf das Sommergeschäft, will verstärkt

touristische Ziele anfliegen und so mehr Gäste anlocken.

40 bis 50 % Gesamtauslastung im Jahr sind das Ziel.

Doch dafür müssten die weltweiten Reisebeschränkungen

aufgehoben werden.

Jetzt ist die Zeit,

dass die auch kaum zu kontrollier- baren Quarantäneregelungen

und Reiserestriktionen abgelöst werden,

durch digitale und internationale Test- oder Impfzertifikate.

Das ist mit ein Grund für unseren Optimismus für den Sommer.

Menschen wollen reisen

und Menschen werden wieder reisen können.

Das können auch die Reisebüros bestätigen.

Je mehr Öffnungssignale es gibt,

desto mehr gehen die Buchungen in die Höhe.

Aufschwung also in Sicht, aber immer vorausgesetzt -

die Pandemie bleibt unter Kontrolle.

2021 wird besser werden als das Vorjahr,

aber leicht wird es sicher nicht.

Die Ergebnisse des Corona-Gipfels

sind für den Handelsverband Deutschland "eine Katastrophe".

Auch wenn einzelne Länder wie Schleswig-Holstein,

ab Montag wieder vorsichtig den Einzelhandel aufmachen wollen.

Valerie Haller, der Wirtschaft reichen die vereinbarten Lockerungen

bei Weitem nicht.

Die Wirtschaft ist enttäuscht von den Beschlüssen.

Der Einzelhandelsverband nennt sie eine Katastrophe.

Was vielen fehlt, ist Planungssicherheit.

Die Familienunternehmer kritisieren,

dass sich die Politik zu stark an Infektionszahlen orientiert,

statt auch die Auslastungen auf den Intensivstationen

und die Impfquote bei Risikogruppen zu berücksichtigen.

Gastronomie und Handel sind enttäuscht.

Die Verluste durch den Shutdown sind immens.

Nach einer Schätzung des ifo-Instituts

bedeuten die Einschränkungen für Gastronomie und Handel

seit Dezember ein Minus von 2,5 Mrd. Euro pro Woche.

Sollte es zu einer dritten Welle kommen,

könnte der wöchentliche Verlust

sogar ein zweistelliger Milliardenbetrag werden.

Wegen der lahmenden Impfkampagne wollen große Unternehmen

den Schutz der Mitarbeiter nun in die eigene Hand nehmen.

DAX-Konzerne wie die Allianz und die Deutsche Telekom sind bereit,

die eigenen Belegschaften durch Betriebsärzte impfen zu lassen.

Einige stehen schon in den Startlöchern.

Die EU-Kommission will die immer noch bestehenden Einkommenslücken

zwischen Männern und Frauen mit einer neuen Offensive überwinden.

So sollen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen

künftig etwaige Lohnunterschiede offenlegen müssen.

Das sieht ein Richtlinienentwurf aus Brüssel vor.

Auch in Deutschland verdienen Frauen laut EU-Statistik

bei vergleichbarer Qualifikation im Schnitt gut 19 % weniger.

In den USA ist eine unbemannte Testrakete

des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk explodiert.

Der Flug der Schwerlastrakete vom Typ "Starship",

die eines Tages wiederverwendbar sein soll,

verlief zunächst nach Plan

und auch die aufrechte Landung klappte erstmals, ein Teilerfolg.

Bei zwei Tests zuvor

waren die Raketen schon dabei in Flammen aufgegangen.

Wenige Minuten später dann heute doch wieder die Explosion.

Warum, ist unklar.

Der erste orbitale Flug einer "Starship"-Rakete

ist für Ende des Jahres geplant.

Hier diskutiert nun Maybrit Illner mit ihren Gästen.

Hanna Zimmermann meldet sich um kurz nach halb eins

mit unserem heute journal up:date.

Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend.

Bis morgen, wenn Sie mögen, auf Wiedersehen.


heute journal vom 04.03.2021 - Gratwanderung - zwischen Lockerungen und Infektionsschutz heute journal vom 04.03.2021 - Walking a tightrope - between relaxations and infection control

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Am Ende haben es die Regierungschefs

von 16 Bundesländern und dem Bund geschafft,

letzte Nacht, nach neun langen Verhandlungsstunden, alles,

was sie ausgehandelt hatten, auf eine Doppelseite Papier zu quetschen.

Einen Weg raus aus den Beschränkungen:

Sechs Schritte zur Öffnung -

ein Kompromiss zwischen 17 Machtzentren.

Aus grundverschiedenen Infektionslagen,

verschieden dicken Knautschzonen zum nächsten Wahltermin,

Ängsten zwischen Viruspotenz einerseits

und Wählerunmut andererseits.

Jeder Schritt mit eingebauter Notbremse.

In den Ergebnissen von letzter Nacht steckt ein tiefer Widerspruch.

Die praktisch gleichen Zahlen, mit denen vor drei Wochen

die Verlängernung des Shutdowns begründet wurde,

sollen heute plötzlich Öffnungen rechtfertigen.

Das bekam heute keiner weggelächelt oder wegargumentiert.

Kai-Felix Jochens beschreibt ein Konvolut mit Ösen und Haken.

Die vierte Bund-Länder-Konferenz 2021.

Die gleichen Köpfe, andere Beschlüsse.

Und ein Gefühl:

Wir können heute von Hoffnung

und dem Übergang in eine neue Phase sprechen, weil wir ja alle

in den letzten Monaten in unserem Land sehr viel erreicht haben.

Worte, die gefühlt besser zur letzten Konferenz gepasst hätten.

Beim Treffen am 10. Februar lag die Inzidenz bei 68,0 und sank klar.

Jetzt liegt sie bei 64,7 und steigt tendenziell wieder.

Trotzdem sind Lockerungen geplant, bei privaten Treffen,

aber auch im Einzelhandel, beim Besuch von Museen und beim Sport.

Und zwar deutlich über dem Inzidenzwert 35.

Ursprünglich sollte er einmal über weitere Öffnungen entscheiden.

Jetzt sind sie schon ab einer Inzidenz von unter 50 möglich.

Und selbst zwischen 50 und 100 mit entsprechend schärferen Auflagen.

Wieso macht man das?

Wir geben natürlich den Menschen

ein großes Stück Vertrauen und Freiheit zurück.

Weil wir glauben, dass in der Abwägung der Fragen,

die jetzt anstehen, es wichtig ist, mit der Bevölkerung diesen Weg,

diese schwierige Phase der Pandemie zu gehen.

Für die Menschen, die sich nach Lockerungen sehnen,

machen sie es also.

Aber kommen die bei den Beschlüssen eigentlich noch mit?

Sehr kompliziert, wer legt fest,

wann welche Inzidenz wie lange genug unterschritten worden ist?

Zur Zeit ist es sehr chaotisch.

Und die Bevölkerung ist ziemlich verwirrt.

Ich denke, die Politik versucht, so einen Mittelweg zu finden,

weil die Bevölkerung unruhig wird, ich auch.

Ein Mittelweg, der flankiert werden soll,

mit breitem Einsatz von Schnelltests.

Etwa in ausgewiesenen Zentren.

Eigentlich sollten die bereits Anfang März an den Start gehen:

Für jeden kostenlos, zwei Mal pro Woche ein Test.

Seit gestern wissen wir: Es wird nur ein Mal pro Woche angeboten.

Angestrebter Start: Der 08. März.

Das steht jetzt, ein Punkt ist aber offen:

Wir haben ja jetzt in Berlin z.B., in anderen Bundesländern auch,

haben wir das ja schon sehr umfassend organisiert

für den Bildungsbereich, und bieten die Tests schon an.

Man kann das auch sagen, hier für unsere Stadt,

dass das gar nicht so nachgefragt wird.

Schließlich das Thema Impfen: Bislang läuft es schleppend.

Aber auch hier wird ein Gefühl vermittelt:

Die meisten der Gefährdetsten,

also die Hochbetagten in den Einrichtungen,

und die Menschen, die sich medizinisch und pflegerisch

um sie kümmern, sind inzwischen geimpft.

Worte, die nicht zufällig gewählt sind.

Denn es stimmt, die Impfquote in Alten- und Pflegeheimen ist hoch.

Schaut man aber generell auf die Gruppe

der über 80-Jährigen, zeigt sich:

Eine Erstimpfung erhalten haben erst 34 %.

Und rund 15 % auch die zweite Impfung.

Schätzungen des RKI, die dann schon anders klingen.

Es kommt eben auf die Teilrealität an, die man hervorhebt.

In Zukunft soll alles besser werden:

Schnelleres Impfen bei mehr Impfstoff, mehr Tests,

dadurch Öffnungen, auch bei höheren Inzidenzwerten.

Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Doktor med. Helge Braun ist Chef des Bundeskanzleramts.

Einen schönen guten Abend nach Berlin.

Hallo, Herr Kleber, schönen guten Abend.

Sie mussten reihenweise Kompromisse machen gestern.

Das Virus macht keine Kompromisse, es rüstet auf mit Mutationen.

Wie soll das gutgehen?

Wir haben zum einen eine Notbremse eingezogen.

Das heißt, wenn diejenigen, die sich jetzt Sorgen machen,

am Ende Recht haben, dann wird ab einer Inzidenz von 100

wieder konsequent und schnell, binnen drei Werktagen, geschlossen.

Aber das ist ja nicht unser Ziel,

sondern wir wollen die Öffnungen begleiten mit einer Teststrategie.

Die dazu führt, dass die Zahlen sich trotz der Öffnungen stabilisieren.

Bei dieser 100 muss ich schon mal eingreifen.

Sie haben letzte Woche noch die Überzeugung vertreten,

dass 50 die richtige Grenzzahl ist.

Jetzt müssen Sie die 100 verkaufen - wie kriegen Sie das hin?

Wir haben immer deutlich gemacht, es gibt Zahlen,

ab denen kann man etwas lockern.

Und es gibt Zahlen, wo man spätestens wieder was zumachen muss.

Und ich glaube, dass in der Tat das Lockern bei einer Inzidenz von 50

und auch die zusätzlichen Möglichkeiten,

sich privat auch mit drei Haushalten zu treffen,

bei einer Inzidenz von 35.

Das sind gute Schritte,

aber bei 100 spätestens muss man dann eben auch wieder schließen.

Nun sagen Virologen und Intensiv- mediziner heute noch dringender

als gestern, wir hätten noch drei Wochen bis Ende des Monats

durchhalten müssen, um in einer besseren Position zu sein.

Das sind als Mediziner Kollegen von Ihnen.

Ist das eine Situation, wo Sie als Minister politisch einsehen müssen,

dass das, was sachlich notwendig wäre,

einfach nicht zu vermitteln ist: Augen zu und durch?

Nein, man kann eine Gesellschaft, die jetzt schon seit vier Monaten

in einem Lockdown und damit so einer Art Winterschlaf ist,

natürlich auch braucht Perspektiven und deshalb zu sagen:

Nicht: Wir machen jetzt alles auf,

sondern auch diese Öffnungsschritte sind ja klein und sehr schrittweise,

sodass ich davon ausgehe, dass wir nichts tun,

was man nicht verantworten kann.

Und wenn dann wirklich die Zahlen wieder steigen,

dann gibt es auch, ohne dass wir uns dazu noch mal politisch vereinbaren

oder treffen müssen, gibt es dann auch ein Stoppschild.

Da, wo die Methoden modern werden würden, bei der Digitalisierung z.B.

der Gesundheitsämter, bei den Handy-Apps,

die angeboten werden für die Information,

einschließlich der berühmt-berüchtigten Corona-App,

die so impotent geworden ist vor lauter Datenschutz,

dass selbst die Gutwilligsten nicht mehr so recht wissen,

wofür die gut sein soll.

Bei all diesen Maßnahmen

hinkt Deutschland internationalen Entwicklungen hinterher.

Ausgerechnet dieses Hightech-Land:

Wie kann das nach einem Jahr Jahrhundertkrise und hohem Druck

immer noch so sein?

Also zunächst einmal, die Corona-Warn-App hilft jeden Tag

Hunderten von Menschen, ihr Labor- ergebnis schneller zu erfahren

als auf jedem anderen Weg und gibt ihnen damit auch die Möglichkeit,

völlig anonym Menschen, denen sie begegnet sind,

im Falle eines positiven Test zu warnen.

Die Möglichkeit, das ist das Problem, Herr Braun,

das ist nur die Hälfte der Menschen.

Die Hälfte der Menschen nutzt diese Möglichkeit nicht,

die werden informiert: Du bist infektiös, bitte sei so gut,

melde das über die App.

Die Zahlen zeigen,

die Hälfte der Menschen nutzt diese Möglichkeit nicht.

Wäre da vom Staat nicht ein bisschen mehr Nachdruck zu erwarten gewesen?

Wir haben ja auf das Prinzip Freiwilligkeit gesetzt.

Die Hälfte tut es,

und die andere Hälfte fordern wir dazu nachdrücklich auf.

Und jetzt kommen auch weitere digitale Möglichkeiten

in der Corona-Zeit dazu.

Wir haben jetzt den digitalen Impfausweis auf den Weg gebracht.

Wir haben uns jetzt vereinbart auf der MPK,

dass auch sozusagen die Zettelwirtschaft in den Restaurants.

wenn die jetzt wieder aufmachen, im Rahmen der Öffnungsstrategie aufhört

Und auf Veranstaltungen, sodass die Länder sich

auf ein gemeinsames digitales System

auch für diese Art der Kontaktnachverfolgung einigen.

Aber das ist nach einem Jahr.

Diese digitalen Möglichkeiten hätten eigentlich vor Monaten

zur Verfügung stehen können für genau diesen Augenblick,

wo man Angst haben muss vor einer dritten Welle.

Also, da gebe ich Ihnen grundsätzlich Recht.

Ich hätte mir auch an vielen Stellen gewünscht, dass es schneller geht.

Aber auch die Grundlage des Ganzen

ist z.B. auch die gemeinsame Software der Gesundheitsämter.

Das haben wir auch auf den Weg gebracht.

Und richtig bedeutsam wird es jetzt,

wo wir auch wieder Öffnungsschritte machen.

In Zeiten des Lockdowns waren viele dieser Fragen:

Wie organisieren wir Veranstaltungen und Gastronomie, ja nicht relevant,

aber jetzt, wo es relevant wird, da werden wir das auch anbieten.

Markus Söder hat gestern gesagt:

Der März ist ein Monat der Entscheidung.

Es kann besser werden, aber auch schlimmer.

Das Problem ist, wenn es schlimmer wird, dann sind wir Ende März

deutlich schlechter dran als heute.

Wie gut können Sie schlafen?

Wenn das so eintritt, dann müssen wir daraus die Konsequenz ziehen.

Aber ich sage es noch einmal: Wir haben auf der einen Seite das Testen

jetzt als zusätzliches Instrumentarium in einem Umfang,

wie es uns bisher nicht zur Verfügung stand.

Wir haben in einem großen Umfang jetzt auch medizinische Masken.

Das war ja ein Beschluss in der letzten Runde,

die deutlich besser schützen und jetzt breit verfügbar sind.

Und es hängt am Ende von uns allen ab,

und die Forderung aus der Gesellschaft war:

Habt mehr Vertrauen.

Lasst uns unsere Hygienekonzepte umsetzen,

lasst uns wieder mehr Kontakte haben.

Wir haben in der Pandemie viel gelernt,

und wir setzen das jetzt verantwortlich um.

Und diese Chance bietet diese Öffnungsstrategie,

und sie bietet sie in so engen Leitplanken, dass ich glaube,

dass sie wirklich verantwortbar ist.

Und ich bin der Erste, der, wenn wir sehen, dass die Zahlen steigen,

so wie es viele befürchten, und das kann ich auch gut nachvollziehen,

müssen wir schließen.

Wir werden nicht noch einmal akzeptieren,

dass wir so nah an den Rand der Überlastung

unseres Gesundheitswesens kommen,

wie wir das kurz vor Weihnachten waren.

Das wäre nicht akzeptabel.

Und deshalb dann schreiten wir ganz frühzeitig ein.

Herr Braun, danke für das Gespräch und einen schönen Abend.

Sehr gerne.

Herr Braun wird heute Abend im Kanzleramt gebraucht.

Deshalb haben wir kurz vor 19 Uhr schon gesprochen.

Genau so, wie Sie es jetzt gesehen haben.

Das Echo der Politik auf die Beschlüsse

der diversen Regierungschefs und -chefinnen

hat Nicole Diekmann eingefangen.

Neun Stunden haben sie gestern verhandelt,

das Kanzleramt und die Ministerpräsident*innen.

Hart war es, so hört man, und teilweise sehr konfrontativ.

Und so klingt heute einer aus ihren Reihen auch

alles andere als zufrieden mit den Beschlüssen.

Ich glaube, Deutschland geht zu schnell und auch zu weit

in der Öffnung.

Es darf auf keinen Fall jetzt der Eindruck vermittelt werden,

die Krise ist vorbei, Corona ist nicht mehr so gefährlich,

und wir können so ein Stück weit zur Normalität übergehen.

Das ist der ganz sichere Weg in den nächsten, dritten Lockdown.

Sachsen weist bundesweit die dritthöchste Inzidenz auf.

Hier will man Tests verbindlich vorschreiben,

z.B. beim Besuch bei der Kosmetikerin.

Denn trotz aller Mahnungen: Auch Sachsen lockert.

Wenn auch nicht so sehr wie Schleswig-Holstein.

Hier liegt man bei unter 50.

Nächste Woche soll der Einzelhandel wieder öffnen.

Gute Stimmung im Kieler Landtag nach dem gestrigen Verhandlungsmarathon.

Man weiß ja bei so einer MPK mit der Bundesregierung

immer nicht so ganz genau, wenn man sich dort zuschaltet,

wo man am Ende einer solchen Konferenz auch landet.

Diesmal ist das, was uns gelungen ist bei dieser MPK etwas,

was die Erwartungshaltung bei uns, die im Land ja vorhanden war,

gut erfüllt hat.

Die Erwartungshaltung vieler in der Bevölkerung nach einem Jahr Pandemie

Den Druck spürten die Ministerpräsident*innen.

Sie betonen heute den optimistischen Kern ihres komplizierten Stufenplans

Es war uns ein ziemliches Anliegen,

dass wir klare Öffnungsperspektiven für alle haben,

dass jeder eine Möglichkeit und Chance hat,

Öffnungsschritte vorzunehmen.

Lockern trotz bundesweit stagnierender Inzidenz,

trotz schleppenden Tempos beim Impfen, trotz Mutanten.

Ein Kurswechsel.

Auch die ehemals Vorsichtigsten tragen ihn mit.

Wir stehen jetzt vor wichtigen Weichenstellungen.

In einer ganz sensiblen Phase der Pandemie.

Fakt ist: Alle sind genervt, viele sind gestresst.

Manch einer verliert die Nerven.

Von der Opposition kommt Kritik an den Beschlüssen.

Besonders in einem Punkt herrscht seltene Einigkeit.

Dass am gestrigen Tag noch eine neue Taskforce zur Teststrategie

eingesetzt werden musste, das ist Beleg für ein Managementversagen.

Es ist für mich die größte Absurdität,

dass jetzt, im März 2021, eine Task- force Teststrategie gegründet wird.

Das hätte man vor einem Jahr tun können.

Eine Pressekonferenz musste heute ausfallen:

die des niedersächsischen Ministerpräsidenten.

In seiner Staatskanzlei gibt es einen Corona-Fall,

Stephan Weil gilt als Kontaktperson ersten Grades

und musste in Quarantäne.

Heute aber noch entschieden: In seinem Bundesland weiten

die Schulen zum 15. März ihren Betrieb aus.

Zu den Hervorbringungen der Politik

an der Schwelle einer neuen Phase der Pandemie,

wie die Kanzlerin die Lage um Mitternacht erschöpft beschrieb -

ein Kommentar von Chefredakteur Peter Frey.

Die Inzidenzen steigen.

Doch die Politik hält dem Druck nicht mehr stand.

Vor wichtigen Landtagswahlen gibt sie das Signal:

Die Zeit der harten Hand ist vorbei.

Zu viel Corona-Frust hat sich aufgebaut.

Dabei hatte die Kanzlerin noch vor drei Wochen die 35

zum Maßstab für Öffnungen gemacht.

Jetzt Rolle rückwärts zum Zielwert 50,

Öffnungskorridore sogar schon ab 100, eine Notbremse, regionale Lösungen.

Es ist ein Hin und Her.

Wer soll da eigentlich noch durchblicken?

Zwar steht Deutschland bei Inzidenzwerten und Corona-Toten

im internationalen Vergleich immer noch gut da.

Die meisten Bürger sind diszipliniert.

Die Industrie verdient wieder Geld.

Doch je länger die Krise dauert,

desto mehr wird aus der deutschen Corona-Politik

eine Geschichte des Versagens: Zu Beginn gab es keine Masken.

Dann das Thema Impfen.

Die Beschaffung war richtigerweise europäisch abgestimmt,

aber zu spät, zu kurzsichtig, zu knauserig.

So läuft Deutschland mit der EU beim Schlüsselthema Impfen

vielen hinterher.

Erst jetzt wird der AstraZeneca-Impfstoff auch

für Über-65-Jährige freigegeben.

Auch hier regierte im Land der Kommissionen,

Formulare und Bedenken Mutlosigkeit.

Unsere Corona-Politik ist zu langsam, zu bürokratisch

und zu wenig pragmatisch.

Beim Thema Schnell- und Selbsttests

stellen wir uns gerade das nächste Bein.

Die Infrastruktur ist zu spät aufgebaut.

Und genügt es, nur einmal die Woche zu testen?

Wieder sind andere viel weiter.

Zu wenig Impfungen, zu späte Tests - deshalb ist es fraglich,

ob Corona mit den Beschlüssen der letzten Nacht

in Schach gehalten werden kann.

Merkel und die Länder

riskieren mit ihrer stufenweisen Öffnungsstrategie viel.

Wenn die Mutante sich weiter durchsetzt,

muss die Politik schon bald wieder verbieten, was sie heute erlaubt.

Und ob die Bevölkerung in einer dritten Welle auch noch mitspielt,

das ist fraglich.

Die Meinung von Peter Frey.

Zu berichten ist noch vom Besuch zweier EU-Regierungschefs

in dem Land, das nach chaotischer Anfangsphase der Pandemie,

jetzt weltweit Maßstäbe setzt für Impfkampagnen: Israel.

Dort ist Michael Bewerunge unser Korrespondent.

Normalerweise steht der Besuch von Fitnessstudios

nicht an erster Stelle bei offiziellen Auslandsreisen.

Es sei denn, die Symbolik des Ortes

strahlt auch auf die anwesenden Regierungschefs ab.

Hier auf Gastgeber Israel und die Gäste aus Österreich und Dänemark.

Wie kaum ein Ort steht das Sportstudio

für den Impferfolg Israels, denn hier kommt man nur mit

dem "Grünen Pass" der doppelt Ge- impften oder Corona-Genesenen rein.

Das sind in Israel immerhin 88 % der über 50-Jährigen.

Benjamin Netanjahu lässt es sich nicht nehmen,

den Sinn des Passes noch etwas zu überhöhen.

Das ist der Grüne Pass, er wird der Weg für viele Länder sein.

Mindestens der für Israel.

In rasantem Tempo öffnet das Land Hotels, Theater und Restaurants.

Gut die Hälfte der Bevölkerung ist mindestens einmal geimpft.

Die Strategie scheint aufzugehen,

die schweren Corona-Fälle gehen drastisch zurück.

Doch die Frage: Was kommt nach, oder besser,

welche Mutationen kommen nach, treibt nicht nur Israel um,

sondern auch den österreichischen Kanzler.

Der hadert mit dem desaströsen Impfstart in Europa.

Beide wollen nun zusammen mit Dänemark eine Allianz

zur Erforschung und Produktion von Impfstoffen gründen.

Wir wissen nicht, wie lange diese Impfstoffe wirken, niemand weiß es.

Ein halbes Jahr, ein Jahr, zwei Jahre?

Ist es mehr, oder ist es weniger?

Wir wissen es nicht, deshalb müssen wir unsere Bevölkerung

vor einer Rückkehr der Pandemie oder Mutationen schützen.

Kanzler Kurz schließt sich an,

nicht ohne die bisherige Impf- kampagne Israels über alles zu loben

Israel ist das erste Land der Welt, das seine Bevölkerung impft.

Und das erste Land, das zeigt: Es ist möglich, das Virus zu besiegen.

Auch die Dänin Mette Frederiksen macht etwas zu spitz deutlich,

dass es besser laufen kann als in der EU.

Wir haben heute beschlossen, unser Wissen zusammenzubringen,

in einer Art kollektiven Anstrengung, um einen besseren

und verlässlicheren Zugang zu Impfstoffen zu sichern.

Nun könnte man dieses Vorgehen als Alleingang und Kritik

an der EU verstehen, doch in Brüssel wird abgewiegelt.

Vielleicht eine Spur zu deutlich.

Beide Premierminister haben sehr deutlich gemacht, dass dies

auf keinen Fall im Gegensatz zur gemeinsamen EU-Strategie steht.

Während die Israelis also entspannen können, ist das Thema Impfstrategie

in der EU noch lange nicht ausgestanden.

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca

wird nun doch auch für Menschen über 65 Jahre empfohlen.

Die Ständige Impfkommission hatte AstraZeneca

bislang nur für 18- bis 64-Jährige angeraten.

Neue Studiendaten hatten den STIKO-Vorsitzenden

bereits vergangenen Freitag zu einer entsprechenden Ankündigung

im heute journal veranlasst.

Und, die europäische Arzneimittelbehörde

hat jetzt ein Zulassungsverfahren

für das russische Vakzin, Sputnik V, gestartet.

Daraufhin erklärte Russland,

ab Juni 50 Mio. Impfdosen an die EU liefern zu können.

Erstmals hat ein EU-Land

die Ausfuhr von Corona-Impfstoff in einen Drittstaat blockiert.

Italien verhinderte die Lieferung

von 250.000 Dosen Impfstoff von AstraZeneca an Australien.

Hintergrund sei, heißt es aus Brüssel und Rom,

dass der britisch-schwedische Hersteller

seine Lieferverpflichtung für die EU nicht einhalte.

Die internationale Kritik

am harten Vorgehen der Sicherheitskräfte in Myanmar wächst.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte forderte,

das Militär müsse "endlich aufhören,

Demonstranten zu ermorden und zu inhaftieren".

Auch nach der blutigen Eskalation gestern gehen die Proteste weiter,

ebenso wie die Gewalt des Militärs gegen Demonstranten.

Zahlreiche Menschen trauern um die 38 Todesopfer,

darunter eine 19-Jährige,

die auf einer friedlichen Kundgebung mit einem Kopfschuss getötet wurde.

Nach monatelangem Stillstand

hat Iran Gesprächen über sein Atomprogramm zugestimmt.

Anfang April sollen sich Experten

der Internationalen Atomenergiebehörde

mit Vertretern Teherans treffen, erklärte IAEA-Chef Grossi.

Er zeigte sich optimistisch,

dass Fragen zu unbekannten Lagerbeständen

oder zur Herkunft von Uranpartikeln geklärt werden könnten.

Diese Entwicklung wurde international positiv aufgenommen.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien

verzichteten daraufhin auf eine iran-kritische Resolution.

Man darf überrascht sein davon,

wie gut die meisten deutschen Großunternehmen

bisher durch die Pandemie gekommen sind.

Zu verdanken ist das inneren Stärken,

auch Sicherungen des deutschen Wirtschaftssystems,

das u.a. mit Kurzarbeit Beschäftigungen sichert

und schnelles Hochfahren nach einer Krise,

v.a. aber den stark gebliebenen Exportmärkten, v.a. in China.

Das gilt nicht für alle.

Die Lufthansa kann den Zusammenbruch des globalen Passagierverkehrs

nicht ohne massive Schrumpfung verkraften.

30.000 Angestellte haben schon ihren Arbeitsplatz verloren.

Immer noch, sagt der Vorstand, seien 10.000 zu viel an Bord.

Im Jahr 2020 hat die Lufthansa nicht nur Milliarden verloren,

sondern Größe.

Stefan Schlösser über eine desaströse Bilanz.

Der A330 Siegen wird für den Start vorbereitet.

Ziel: New York.

Flugkapitän Rolf Schumacher ist schon 40 Jahre Lufthanseat,

hat schon manche Krise miterlebt.

Heute hat er rund 100 Passagiere an Bord, nicht mal halbe Auslastung.

Dennoch sieht er positiv in die Zukunft.

Es geht deutlich bergauf.

Heute ist der Flug deutlich besser ausgelastet

als noch vor einigen Monaten, als ich nach New York geflogen bin.

Man merkt, die Leute wollen fliegen

und nehmen jede Gelegenheit wahr, wenn es denn geht, zu fliegen.

Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die braucht es auch nach dem vergangenen Jahr.

Mit 6,7 Mrd. Euro Verlust fliegt der Kranich

das schlechteste Ergebnis der Konzerngeschichte ein.

Abhaken, Blick nach vorne richten, so die Devise vom Lufthansa-Chef.

Wir nutzen diese Krise, um besser zu werden mit schlankeren Strukturen,

mit einer noch kompromissloseren Ausrichtung auf unsere Kunden

und einem ganz klaren Fokus auf Nachhaltigkeit.

So wollen und so werden wir nach dieser Krise

wieder an unsere führende Rolle im globalen Luftverkehr anknüpfen.

Bis dahin ist es aber ein harter Weg.

Große Teile der Lufthansa-Flotte

stehen weiter am Boden und verdienen kein Geld.

Es muss gespart werden.

Flugzeuge stillgelegt,

31.000 Jobs bisher abgebaut, weitere sollen folgen.

Von den 9 Mrd. Euro Staatshilfe

musste das Unternehmen bisher nur 2,3 Mrd. in Anspruch nehmen.

Die Kosten sinken schneller als geplant.

Aber das Geschäft springt nicht an.

Schmerzhaft v.a. die fehlenden Geschäftsreisenden.

Ihr Anteil am Passagieraufkommen beträgt zwar nur 29 %,

sie bringen aber 44 % Umsatz.

Das Geschäftsreisesegment wird vermutlich ein niedrigeres Niveau

haben als vor der Krise, weil natürlich sehr viele gelernt haben,

mit den digitalen Medien umzugehen,

über Videoconferencing auch Geschäftsmeetings abzuhalten.

Das heißt, das Segment wird nicht mehr so groß sein wie vorher.

Lufthansa setzt auf das Sommergeschäft, will verstärkt

touristische Ziele anfliegen und so mehr Gäste anlocken.

40 bis 50 % Gesamtauslastung im Jahr sind das Ziel.

Doch dafür müssten die weltweiten Reisebeschränkungen

aufgehoben werden.

Jetzt ist die Zeit,

dass die auch kaum zu kontrollier- baren Quarantäneregelungen

und Reiserestriktionen abgelöst werden,

durch digitale und internationale Test- oder Impfzertifikate.

Das ist mit ein Grund für unseren Optimismus für den Sommer.

Menschen wollen reisen

und Menschen werden wieder reisen können.

Das können auch die Reisebüros bestätigen.

Je mehr Öffnungssignale es gibt,

desto mehr gehen die Buchungen in die Höhe.

Aufschwung also in Sicht, aber immer vorausgesetzt -

die Pandemie bleibt unter Kontrolle.

2021 wird besser werden als das Vorjahr,

aber leicht wird es sicher nicht.

Die Ergebnisse des Corona-Gipfels

sind für den Handelsverband Deutschland "eine Katastrophe".

Auch wenn einzelne Länder wie Schleswig-Holstein,

ab Montag wieder vorsichtig den Einzelhandel aufmachen wollen.

Valerie Haller, der Wirtschaft reichen die vereinbarten Lockerungen

bei Weitem nicht.

Die Wirtschaft ist enttäuscht von den Beschlüssen.

Der Einzelhandelsverband nennt sie eine Katastrophe.

Was vielen fehlt, ist Planungssicherheit.

Die Familienunternehmer kritisieren,

dass sich die Politik zu stark an Infektionszahlen orientiert,

statt auch die Auslastungen auf den Intensivstationen

und die Impfquote bei Risikogruppen zu berücksichtigen.

Gastronomie und Handel sind enttäuscht.

Die Verluste durch den Shutdown sind immens.

Nach einer Schätzung des ifo-Instituts

bedeuten die Einschränkungen für Gastronomie und Handel

seit Dezember ein Minus von 2,5 Mrd. Euro pro Woche.

Sollte es zu einer dritten Welle kommen,

könnte der wöchentliche Verlust

sogar ein zweistelliger Milliardenbetrag werden.

Wegen der lahmenden Impfkampagne wollen große Unternehmen

den Schutz der Mitarbeiter nun in die eigene Hand nehmen.

DAX-Konzerne wie die Allianz und die Deutsche Telekom sind bereit,

die eigenen Belegschaften durch Betriebsärzte impfen zu lassen.

Einige stehen schon in den Startlöchern.

Die EU-Kommission will die immer noch bestehenden Einkommenslücken

zwischen Männern und Frauen mit einer neuen Offensive überwinden.

So sollen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen

künftig etwaige Lohnunterschiede offenlegen müssen.

Das sieht ein Richtlinienentwurf aus Brüssel vor.

Auch in Deutschland verdienen Frauen laut EU-Statistik

bei vergleichbarer Qualifikation im Schnitt gut 19 % weniger.

In den USA ist eine unbemannte Testrakete

des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk explodiert.

Der Flug der Schwerlastrakete vom Typ "Starship",

die eines Tages wiederverwendbar sein soll,

verlief zunächst nach Plan

und auch die aufrechte Landung klappte erstmals, ein Teilerfolg.

Bei zwei Tests zuvor

waren die Raketen schon dabei in Flammen aufgegangen.

Wenige Minuten später dann heute doch wieder die Explosion.

Warum, ist unklar.

Der erste orbitale Flug einer "Starship"-Rakete

ist für Ende des Jahres geplant.

Hier diskutiert nun Maybrit Illner mit ihren Gästen.

Hanna Zimmermann meldet sich um kurz nach halb eins

mit unserem heute journal up:date.

Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend.

Bis morgen, wenn Sie mögen, auf Wiedersehen.