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2021 ZDF Sendung, Frontal 21 vom 30. März 2021 - Wer führt die Union aus der Krise?

Frontal 21 vom 30. März 2021 - Wer führt die Union aus der Krise?

Guten Abend bei Frontal 21 kurz vor Ostern, dem Fest der Hoffnung.

Vor ziemlich genau einem Jahr fing es an mit dem ersten Shutdown.

Und noch immer können wir nur hoffen,

dass wir endlich wieder raus können –

und leben, wie wir wollen.

Doch die dritte Welle türmt sich auf.

Normalität ist also noch ganz weit weg.

Und je länger wir mit dem Virus leben müssen,

desto gereizter ist die Stimmung.

Ein Riss geht durch die Gesellschaft

und oft sogar durch die Familie und den Freundeskreis.

Selbsternannte "Querdenker", rechte Verschwörungsanhänger und radikale Corona-Leugner erhalten stetig Zulauf,

auch aus der Mitte der Gesellschaft.

Sie öffnen Kaufhäuser einfach selbst und feiern,

als wäre das Virus längst besiegt.

Ist es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Infektionszahlen sind so hoch wie im November,

und das Virus kommt in immer neuen Mutationen.

Und so sagt auch nur gut ein Viertel der Bevölkerung,

die Corona-Maßnahmen seien übertrieben.

31 % finden sie richtig, 36 % meinen, sie müssten sogar härter ausfallen.

Trotzdem: Deutschland ist müde, die Menschen sind mürbe.

Da wundert es wenig, wenn sie sich nach einer Auszeit sehnen.

Dass man dafür nach Mallorca fliegen darf,

die Pension in der deutschen Provinz aber tabu ist, wundert zugleich sehr.

Anna Feist und Joe Sperling über den Osterurlaubsfrust.

Nordrhein-Westfalen, Kreis Olpe.

Hier am Biggesee angeln und radeln heute fast nur Einheimische.

Der Sauerland-Tourismus

erwirtschaftet in normalen Jahren 1,7 Mrd. Euro.

Dann ist dieser Parkplatz voll.

Wir können zehn bis zwölf Busse und 300 Pkw hier unterbringen,

aber momentan nur schwarzer Teer.

Und wann war das hier noch mal voll?

Das war voll bis Oktober und dann kam der zweite Lockdown.

Ab November ist hier Stillstand.

Wolfgang Böhmer ist Geschäftsführer der Attendorner Tropfsteinhöhle.

Die angeschlossene Gastronomie: 460 Plätze,

seit November ebenfalls zu.

20 Mitarbeiter in Kurzarbeit, 55 Aushilfskräfte ohne Job.

Würden Sie denn jetzt dafür plädieren, zuzulassen?

In der momentanen Situation und bei den steigenden Inzidenzzahlen

plädiere ich dafür, die Höhle erst mal noch zuzulassen.

Warum?

Weil die Kosten höher sind als die Erträge,

die wir erwirtschaften könnten.

Insofern ist das finanzielle Risiko einfach zu groß für uns.

NRW hat inzwischen eine Corona- Inzidenz von 132 Infektionen

auf 100.000 Einwohner.

Statt die Notbremse zu ziehen,

lässt das Land Geschäfte offen für negativ Getestete.

Auch der Kreis Olpe mit einer Inzidenz von 117 macht das so.

Die Politik hat uns in der Vergangenheit viel versprochen

und wenig gehalten, und mit allen Aussagen,

die heute getroffen werden, ist es so,

dass wir da nicht mehr viel Glauben schenken können,

sondern das Vertrauen ist gebrochen.

Im Nachbartal das Romantik Hotel Haus Platte

in Attendorn-Niederhelden.

Christof Platte ist der Chef des Familienbetriebs.

Ja, wir haben 60 Zimmer mit 110 Betten und zz. haben wir einen Gast,

einen Dauergast.

Das Ostergeschäft hatte er fest eingeplant.

Sein Problem: Der Plan geht nicht auf.

Nicht zum ersten Mal.

Wie wir dann am 1. November zugemacht haben, habe ich gedacht,

das geht bis Weihnachten, wir fahren alles runter

und Weihnachten geht es wieder los.

Und dieses vier Wochen, vier Wochen, vier Wochen.

Das macht einen wahnsinnig.

40 Mitarbeiter in Kurzarbeit

bei Jahresumsatz gegen null in diesem Jahr,

der Stillstand ist für den Hotelier immerhin kalkulierbar.

Richtig riskant wird der Neustart, fürchtet er.

Wir fahren im Betrieb wieder hoch, kaufen wieder Lebensmittel,

kaufen Getränke, holen die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit.

Und wenn dann nichts reinkommt, dann könnte ich mir vorstellen,

dass das ganz, ganz übel ausgeht.

Ab wann in diesem Jahr können Sie nicht mehr schlafen,

weil Sie sich Sorgen machen?

Ich kann jetzt schon nicht mehr schlafen.

Sag ich ganz ehrlich - ist so.

Kurze Nächte, lange Tage.

Auch für die Politik - die fährt im Corona-Modus auf Sicht:

bundespolitisch Richtung Lockdown,

landespolitisch ein bisschen Richtung Öffnung.

Platte hat vorsorglich schon mal 1.000 Schnelltests besorgt.

Ich hoffe, dass wir sie vielleicht irgendwie in unser Hygienekonzept

einarbeiten können und auch in die neuen Regeln,

die wir bekommen werden, dass wir dadurch Gäste empfangen können.

Airport Mallorca: Was im Sauerland verboten ist, geht hier.

Hunderte Ferienflieger schaufeln Deutsche auf die Urlaubsinsel

und wieder zurück.

Seit heute 0 Uhr müssen Heimkehrer einen Schnelltest

vor dem Abflug vorweisen.

Wir haben uns im Internet angemeldet, im Portal gestern Abend,

über zwei Stunden.

Die ganze Prozedur ist sehr aufwendig.

Ich kann mir nicht vorstellen, wenn nun über 40.000 Urlauber kommen,

dass das hier funktionieren wird ohne größere Ansammlungen.

Corona-Inzidenz am Freitag unter 30.

Maskenpflicht auch draußen, Ausgangssperre nachts.

Eine Woche hat es gedauert vom Testbeschluss

der Ministerpräsidenten bis zur Umsetzung.

Die Hotels haben sich vorbereitet.

Marina Sokoleva empfängt Touristen im Hipotel in Palma.

Für Quarantäne-Gäste sind hier sechs Zimmer reserviert.

Zum Beispiel dieser Raum.

Sie werden sie wohl brauchen,

denn bis Ostern werden rund 530 Flieger erwartet voller Urlauber,

die meisten aus Deutschland.

Wenn die Leute kommen, bekommt man auch eine Covid-Maske,

und wenn etwas passiert, unser Personal hat auch Spezialanzug,

Handschuhe und alle diese Leute bedient.

Wer sich das nicht leisten kann,

noch gibt es kostenlose Quarantäne-Hotels auf Mallorca.

Die deutschen Krankenkassen haben jedenfalls schon mal klargestellt:

Unterbringungskosten während der Quarantäne werden nicht übernommen.

Hiddensee, Mecklenburg-Vorpommern.

Hier ist die Inzidenz null, trotzdem ist Tourismus verboten,

nur ein paar Ferienhausbesitzer dürfen an Land.

Doch vom Tourismus lebt die Insel: 1.000 Einwohner, 3.500 Betten.

Strand und Hafen, ein Urlaubsidyll,

doch nicht mal mehr die Fischer fahren raus.

Sven Thürke war das letzte Mal im Februar mit seinem Kutter unterwegs.

Da sind einige Betriebe, die seit 1. November kaum Ware

loswerden konnten und das geht natürlich jetzt schon ans Geld,

viele leben vom Zurückgelegten momentan.

Wenn sich nicht bald etwas ändert,

dann werden viele Betriebe von der Fischerei überlegen,

machen wir es noch weiter oder nicht?

Der Bürgermeister von Hiddensee

ärgert sich über widersprüchliche Reiseregelungen.

Aber ich verstehe nicht, wenn der Einwohner der Stadt Sassnitz

von der Nachbarinsel Rügen jetzt nach Mallorca in Urlaub fahren kann,

aber nicht nach Hiddensee.

Und hier das Wochenende verbringen kann.

Das passt irgendwie nicht zusammen, das trägt nach meiner Überzeugung

ganz erheblich dazu bei, dass die Politik nicht mehr verstanden wird.

Gens will eine Perspektive und die Insel zum Modellprojekt machen.

Bisher sind sie mit acht Corona-Infizierten und einem -Toten

durch die Pandemie gekommen, die Insel abgeschottet.

Wir sind natürlich umgrenzt.

Und ich glaube, wir haben da die richtigen Möglichkeiten,

über eine Teststrategie zu gucken, wie ist das wirklich effektiv,

wenn man testet?

Wie breitet sich ein Virus aus?

Wir können die 1.000 Einwohner, die wir haben, in zwei Tagen durchimpfen

Die Idee: Der Inselarzt immunisiert alle Bewohner

und testet jeden Besucher, bevor der auf die Fähre steigt.

Die Infrastruktur steht,

nur fehlt das Einverständnis der Landesregierung.

Und dann gibt es ja auch die festgelegte Impfpriorisierung.

Kein Plan scheint zu ausgefallen,

um die Wirtschaft endlich wieder hochfahren zu können.

Darauf hofft auch Hiddensees einziger Großunternehmer:

Mathias Schilling.

Seine Restaurants, Cafés und Hofläden sind seit fünf Monaten zu,

alle 50 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Wir haben die letzten Jahre sehr viel auch gewagt

und viel investiert.

Und dann ist es irgendwann eng, klar, und es ist jetzt eng, ja.

Wir sind irgendwie noch zuversichtlich, weil wir denken:

Okay, jetzt sind wir so weit über den Winter gekommen

und jetzt kommt die Saison, aber wenn die jetzt nicht kommt,

dann geht die letzte Zuversicht immer noch verloren.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat derzeit eine Inzidenz von 106.

Und geht auch eigene Wege: Notbremse erst ab Inzidenz 150,

trotzdem ist Friseurbesuch mit frischem Corona-Test erlaubt,

Ausgangssperre nachts ab Inzidenz 100.

Mathias Schilling hofft jetzt wenigstens auf einen Saisonstart

zu Pfingsten.

Dass ich mal ein halbes Jahr ohne Einnahmen auskommen würde,

hätte ich mir vorher auch nicht ausmalen können.

Das hat aber auch nur funktioniert, weil der Sommer ganz gut war.

Wenn dieser Sommer jetzt ausfällt, dann ist es nächstes Jahr vorbei.

Der Sommer muss gut werden.

Damit wir den nächsten Winter überstehen.

Dafür brauchen wir irgendeine Perspektive.

Sommerurlaub - das wünschen sich viele Deutsche.

Doch behält die Bundesregierung Recht,

könnte es wohl August drüber werden.

Dann sind für einige die Sommerferien wohl schon vorbei.

In der Krise schlägt die Stunde der Regierung, heißt es.

Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.

Seit der Deutschen Einheit, nein,

seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung

an unser Land mehr, bei der es so sehr

auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.

Das war vor einem Jahr.

Und tatsächlich bekamen die Kanzlerin und ihr Krisenmanagement

viel Zustimmung.

Das nutzte ihrer Partei.

Die Umfragewerte für die Union schossen in die Höhe

und blieben über Monate stabil.

Doch dann - der Absturz.

Immer mehr Bürgerinnen und Bürger bekamen das Gefühl,

nicht nur die Pandemie sei das Problem,

sondern auch das politische Führungspersonal, das sie bekämpft.

So viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen, war das Ziel.

Aber Deutschland ist viel langsamer als andere Länder.

Die Situation an den Schulen – ein ständiges Hin und Her.

Eine brauchbare Schnelltest- Strategie wurde verschlafen.

Und auch die Warn-App entpuppte sich bisher als Flop.

Dann kam vor ein paar Tagen die schon legendäre Bund-Länder-Konferenz.

Mit 12 Stunden Dauer die längste,

aber auch die mit der kürzesten Haltbarkeit.

In der Nacht kündigte die Kanzlerin eine “Osterruhe“ an,

die sie Mittwochmorgen gleich wieder kassierte.

Angela Merkel nahm das auf ihre Kappe:

Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler.

Aber auch Armin Laschet und Markus Söder

hingen bei den Entscheidungen mit drin.

Beide würden gerne Kanzler werden,

beide müssen die Union als Parteivorsitzende

aus der Krise führen,

beide haben dabei noch ein weiteres Problem.

Denn beiden hängt auch noch die Maskenaffäre nach.

Michael Haselrieder und Andreas Halbach berichten.

Armin Laschet und Markus Söder haben so einiges gemeinsam:

Sie führen große Parteien,

haben Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur.

Und sie haben ein Problem: Masken-Geschäfte.

Man kann fast von einem Wettstreit beider Kandidaten sprechen.

In beiden Parteien brechen die Fälle auf.

Und eigentlich ist es mehr ein Problem für Markus Söder.

Die Affäre in seiner Partei, die auch ein längeres Verfallsdatum hat,

eine größere Geschichte hat, die die Frage grundsätzlich aufwirft:

Wie weit ist diese Amigo-Partei CSU noch immer dieselbe?

Das macht es ihm weit problematischer,

denn er verliert ein Stück weit den Nimbus des Saubermannes,

des starken Mannes, der aufräumt.

Mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein

beginnt Ende Februar die Masken-Affäre.

Nüßlein war Gesundheitsexperte der Union und bestens vernetzt.

Jetzt ermittelt die Staatsanwalt- schaft wegen Bestechlichkeit.

Nüßlein weist die Vorwürfe zurück.

Laut der Ermittler soll der Deal so gelaufen sein:

Zu Beginn der Corona-Pandemie habe Nüßlein Masken

an die Gesundheitsministerien im Bund und in Bayern vermittelt:

ein Millionengeschäft.

Nüßlein soll 660.000 Euro bekommen haben.

Das Geld soll vom Masken-Lieferanten an eine Firma mit Sitz

auf der Karibikinsel St. Vincent geflossen sein,

wo Steuern und Finanzkontrolle minimal sind.

Direktor der Firma ist der deutsche Geschäftsmann und Lobbyist

Thomas Limberger, der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt

und die Vorwürfe ebenfalls bestreitet.

Über ein Konto in Liechtenstein soll das Geld an Nüßlein

in den Landkreis Günzburg geflossen sein.

Aus Günzburg kommt auch Nüßleins Parteifreund Alfred Sauter.

Er hat als Anwalt den Liefervertrag für den Masken-Deal ausgearbeitet.

Der Landtagsabgeordnete ist ein CSU-Urgestein:

Unter Edmund Stoiber war er Justizminister,

Horst Seehofer überreichte ihm das Bundesverdienstkreuz.

Der Bestechungsvorwurf sei “abenteuerlich und konstruiert“,

sagt Sauter.

Die Ermittlungen aber bringen seinen Parteivorsitzenden in Bedrängnis.

In der Krise zu helfen, ist gut,

damit groß Kasse zu machen natürlich nicht, wenn man die Summen sieht,

die da im Raum stehen.

Alfred Sauter soll 1,2 Mio. Euro bekommen haben.

Das Geld soll den gleichen Weg genommen haben:

über die Karibik und Liechtenstein wieder nach Günzburg.

Dort ist der Empfänger Sauters CSU-Schatzmeister:

Manfred Krautkrämer, der betont,

er sei nur als Treuhänder tätig gewesen.

Ein Teil des Geldes ist hier angekommen:

bei der "Bürgerstiftung Landkreis Günzburg", die soziale Projekte fördert.

Deren Vorsitzender war überrascht, als Krautkrämer ihn anrief

und der Stiftung eine Spende von 470.000 Euro überwies.

Herr Krautkrämer hat nicht gesagt, wo es herkommt.

Und er hat auch gleich gesagt, das sind Spender,

die nicht öffentlich genannt werden wollen.

Das ist moralisch unsauber, das kann so nicht sein.

Und deshalb wollen Sie das Geld nicht haben?

Wir wollen das Geld nicht haben, wir wollen alles aufklären.

Nicht nur Söders CSU muss einiges aufklären, sondern auch die CDU.

Und Armin Laschet.

Es geht um seine Rolle bei Geschäften

mit der Modefirma van Laack.

Laschets Sohn Johannes, genannt Joe, ist Influencer und Mode-Blogger

und seit Jahren mit van Laack im Geschäft.

Ende März gibt Joe seinem Vater die Handynummer seines Arbeitgebers.

Laschet ruft van-Laack-Chef Christian von Daniels an.

Das Ergebnis: ein 45-Mio.-Euro- Auftrag der Landesregierung

für van Laack ohne jede Ausschreibung.

Wir waren damals auf der Suche nach seriösen Anbietern,

möglichst aus Deutschland, möglichst aus Nordrhein-Westfalen.

Wir haben jeden gefragt, den wir kennen.

Wir haben uns die Hände wundtelefoniert, gefragt, gedrängt,

gebettelt: Könnt ihr eure Produktion umstellen?

Petra Maier aus Wuppertal ist überrascht

über solche Aussagen ihres Ministerpräsidenten.

Sie hatte Masken produzieren lassen, wollte schnell helfen, sagt sie.

Doch an ihrem Angebot hatte die Landesregierung kein Interesse.

Das war die erste Mail an Herrn Laschet, am 31. März, 7.58 Uhr.

Ein schriftliches Angebot, worauf keiner reagiert hat.

Bzw. ich habe eine Bestätigung des Eingangs bekommen,

ein Formschreiben.

Wir melden uns, sobald die Pandemie vorbei ist.

Dann gab es aber den Großauftrag an van Laack.

Wie bewerten Sie das, ohne Ausschreibung?

Für mich sieht es nach Vetternwirtschaft aus.

Petra Maier hat einen Anwalt eingeschaltet und geklagt

gegen ein Masken-Geschäft des Landes mit van Laack.

Das führte dazu, dass das Land in Anbetracht der Erfolgsaussichten,

die wir natürlich hatten,

den Auftrag mit van Laack freiwillig rückgängig gemacht hat,

um sich die Blamage einer Entscheidung zu ersparen.

Die Landesregierung hat den Masken- Auftrag jetzt neu ausgeschrieben.

Die Opposition fordert Aufklärung.

Landtag, Nordrhein-Westfalen, am vergangenen Freitag:

Die SPD greift den nicht anwesenden Ministerpräsidenten Laschet

wegen der van-Laack-Deals an.

Die ganze Vergabepraxis war nicht in Ordnung.

Die ganze Sache stinkt zum Himmel.

Vielen herzlichen Dank.

Den Vorwurf der Vetternwirtschaft

hatte Laschet von Anfang an empört zurückgewiesen.

Der Vorwurf der SPD ist wirklich schäbig.

Uns haben Ärzte angerufen, Pfleger angerufen, die erzählt haben,

zum Teil haben wir die Masken mehrere Tage getragen.

Weil keine neuen medizinischen Masken verfügbar waren.

Gleichzeitig war der Kampf um die Masken brutal.

Doch beim ersten Mega-Deal mit van Laack ging es gar nicht um Masken,

sondern um Schutzkittel.

10 Mio. Stück für 45 Mio. Euro,

wie diese Bestellliste des Gesundheitsministeriums zeigt.

Einer der größten Schrottaufträge des Landes, auf jeden Fall.

Der auch sehr teuer gewesen ist, mit fast 45 Mio. Kittel zu kaufen,

die kein Mensch brauchen kann.

Denn die Kittel von van-Laack-Chef Christian von Daniels

waren fragwürdig zertifiziert, gerieten in die Kritik.

Und viele andere Schlagzeilen.

Auch der TÜV äußert Bedenken.

In einer internen Mail heißt es:

“CE (Kittel falsch gekennzeichnet)“

“Reiß-, Nahtfestigkeit mangelhaft“

“Der Schutz scheint nicht gegeben“

Der Kittel-Auftrag des Landes an van Laack

war aber nicht mehr rückgängig zu machen.

Fest steht: In der Pandemie verdoppelte das Unternehmen

seinen Jahresumsatz.

Armin Laschet hat nicht nur persönlich,

sondern auch als Parteichef mit der Masken-Affäre zu kämpfen.

Der CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel

hat für die Vermittlung von Schutzmasken

rund 250.000 Euro erhalten.

Parteichef Laschet hatte tagelang die Kameras gemieden - versucht,

den Skandal klein zu halten.

Gehandelt hat ein anderer: Fraktionschef Ralph Brinkhaus

ließ alle Abgeordneten eine Ehrenerklärung unterzeichnen.

Armin Laschet hat auch, was die Bewältigung der CDU-Masken-Affäre

anbelangt, eigentlich nie das Füh- rungsformat unter Beweis gestellt.

Derjenige, der weit stärker in Aktion trat,

war der Fraktionschef Ralph Brinkhaus.

Die Führungsautorität, die Laschet in der Corona-Krise

nicht bewiesen hat, wo er, im Gegenteil,

durch eine sehr laxe Haltung eher Unsicherheiten geschürt hat.

Die wird unterstrichen durch seine nicht klare Position

in der Masken-Affäre.

Jetzt aber geht es um die Machtfrage:

Armin Laschet oder Markus Söder?

Wer ist der bessere Kanzlerkandidat?

Doch auch der CSU-Chef kämpft in Bayern mit der Masken-Affäre.

In Mindelheim treffen wir

den CSU-Landtagsabgeordneten Franz Josef Pschierer.

Der Korruptionsverdacht wirke während Corona

wie ein Brandbeschleuniger, sagt er.

Das zeitliche Aufeinandertreffen einer Krise, einer Pandemie,

die die ganze Bevölkerung betrifft,

die unsere Gesellschaftsstrukturen vielleicht nachhaltig beeinflusst.

Dass an dieser Krise Geld verdient wird,

ist für den normalen Bürger ein Vertrauensverlust in die Demokratie.

Und deshalb müssen wir aufpassen, dass hier nicht ein Schaden bleibt.

Vor allem die Einzelhändler und Unternehmer in seinem Stimmkreis

seien sauer.

Peter Schäfer darf seit über vier Monaten

in seinem Autohaus keine Autos mehr verkaufen,

nur Reparaturen sind erlaubt.

Das Schlimme für uns: Es gibt ja aktuell nicht mal eine Perspektive,

wo es hingeht.

Und dann, als Gipfel des Ganzen, gibt es Abgeordnete,

die nichts anderes als Sorge haben,

dass sie sich Millionenbeträge als Provisionen einstecken.

Dann verstehe ich auch, dass solche Politiker dadurch

an Zustimmung verlieren und dadurch auch solche Parteien.

Masken-Affäre und Corona-Missmanagement:

Die Umfragewerte der Union sind im Keller.

Nach Ostern wollen sich Armin Laschet und Markus Söder einigen,

wer Kanzlerkandidat wird.

Ist das Glas halbleer oder halbvoll?

Angela Merkel räumt zwar Fehler ein,

ist aber von der Kritik am Krisenmanagement insgesamt genervt.

Man kann auch nichts erreichen, wenn man immer nur das Negative sieht.

Nicht umsonst hat Ludwig Erhard schon gesagt:

Es ist entscheidend, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist.

Es wird noch einige Monate dauern, aber das Licht am Ende des Tunnels

ist sichtbar und wir werden dieses Virus besiegen.

Prinzip Hoffnung also?

Finden das Bürgerinnen und Bürger überzeugend?

Ist natürlich ein bisschen bitter, immer hin und zurück.

Aber grundsätzlich wollen sie nur das Beste.

Es schwindet aber vor allem das Vertrauen.

Die Geduld kann man da verlieren.

Wenn man das Vertrauen verliert, ist es viel schlimmer,

weil das Vertrauen wird nötig sein, denn es ist ja noch nicht vorbei.

Die Geduld schwindet überall.

Das Vertrauen schwindet auch.

Das ist viel schlimmer.

Was das Infektionsgeschehen anbelangt,

leert sich das Glas jedenfalls zusehends.

Die Zahlen steigen mit furchterregender Geschwindigkeit.

Eine brasilianische Mutante geht um.

Bei der wird sogar befürchtet,

dass die Impfstoffe dagegen nur ungenügend schützen.

Das Hin und Her bei AstraZeneca verunsichert noch zusätzlich.

Und dann werden auch die Langzeitfolgen immer deutlicher,

die Covid-19 haben kann.

Auch jüngere Menschen trifft es schwer, wie Sue Odenthal zeigt.

Ich habe es früh gemerkt, dass einfach die Energie

und die Belastbarkeit nicht mehr besteht.

Dass nach jeglicher Aufgabe, mag sie noch so klein sein,

und mag es nur Essen kochen sein,

der Körper komplett ausgepowert ist und keine Energie hat.

Und die Symptome, die ich grundsätzlich habe,

wie Herzrasen oder dieser Schwindel, einfach noch mal verstärkt ist.

♪ Ed Sheeran: "We Are" ♪ Stand heute hat Covid mir meine Freiheit

und meine Unabhängigkeit genommen.

Ich denke auch, dadurch, dass ich nicht mehr so schnell denken kann,

vielleicht reicht es immer noch aus, um sicher Auto zu fahren,

aber das Risiko möchte ich selber nicht eingehen.

Zumal ich weiß, dass mein Kopf nicht 100-prozentig funktioniert.

Es ist diese Hilflosigkeit, dieses Nichts-tun-zu-Können

und nicht zu wissen, ob der Florian wieder arbeiten kann,

dass er wieder lebensfroh ist.

Frau Professor Scheibenbogen, können Sie mal beschreiben,

was sich hinter diesem Chronischen Fatigue-Syndrom verbirgt?

Es ist ein Krankheitsbild, bei dem man, wie der Name sagt,

an Fatique leidet, an krankhafter Erschöpfung.

Aber es ist vieles mehr.

Patienten haben immer auch kognitive Störung, das heißt,

sie können sich nicht gut konzentrieren.

Im Englischen gibt es den passenden Begriff "Gehirnnebel". Und was ganz charakteristisch für die Erkrankung ist,

dass man sich kaum noch belasten kann.

Und wenn man sich zu sehr belastet, es einem für Tage schlechter geht.

Trifft das v.a. ältere Menschen,

oder kann das auch jüngere Menschen treffen?

Das ist überwiegend eine Erkrankung von jüngeren Menschen

und es ist eine Erkrankung,

die auch doppelt so häufig bei Frauen auftritt.

Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es eine Erkrankung ist,

wo das Immunsystem nach der Infektion

nicht mehr richtig zur Ruhe kommt.

Vor einer Stunde, ja, fing es dann an mit Herzrasen.

Und geht weiter, dass ich keine Luft mehr bekommen habe, schon wieder.

Und dann gibt es Menschen, die mir erzählen:

Ach, es trifft ja nur die Alten, ach, ist ja nur mit Vorerkrankung.

Ich bin fucking 24 Jahre alt und sitze hier mit der Kacke.

Kann nicht mal meinen eigenen Umzug machen.

Bin nicht in der Lage,

anständig zu arbeiten, wie ich das sonst auch tue.

Ich kann mich nicht konzentrieren,

vergesse die Hälfte von dem, was ich tun wollte.

Und da draußen sitzen wirklich Menschen,

die mir erzählen wollen, es ist ja gar nicht so schlimm.

Deswegen bin ich auch in dieser Facebook-Gruppe drin,

weil einfach dieser Austausch über Langzeitbeschwerden und das,

was andere Leute noch beschäftigt, das hilft schon extrem.

Und v.a. hat man so einen Unterstützungsraum.

Haben Sie Erkenntnisse dazu,

wie viele Menschen in Deutschland das betrifft?

Genaue Daten haben wir noch nicht.

Momentan können wir nur grobe Schätzungen machen.

Und wir haben daraus mal ganz vorsichtig geschätzt,

dass es vielleicht ein bis zwei Prozent auch der Jüngeren sind,

die jetzt so chronische Verläufe haben.

Was heißt das?

Das sind nicht wenig, wenn man sich anschaut,

wie viele Menschen infiziert sind.

Wir haben ja offizielle Zahlen in Deutschland,

schon über zwei Millionen.

Wir wissen auch, wir haben eine Dunkelziffer.

Wir wissen auch, die Epidemie ist noch nicht zu Ende.

Es könnte also heißen, dass wir vielleicht Ende dieses Jahres

mit 100.000 Menschen zu tun haben, wenn ich eine Zahl schätzen darf,

die am Chronischen Fatique-Syndrom leiden.

Wir haben unten unser Lager und dann muss ich die Treppen hoch.

Früher bin ich dann den Arm voll mit Wurst

und dann noch in den Händen zwei Haken Bratwürstchen oder so was.

Dafür muss ich gerade dreimal gehen, weil ich schaffe das einfach nicht

mit dieser Belastung, diese Treppen da hochzukommen,

ohne oben nicht fast umzukippen.

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich halt studiere

und die Wohnung sich finanzieren lassen will, irgendwie,

war das schon schon recht wichtig,

auch recht schnell wieder zur Arbeit zurückzukehren.

Ja, die Kohle ist gar nicht mal so unwichtig in dem Moment dann, leider

Also, das sind durchaus Dinge, die man eigentlich mehr versucht,

ein bisschen zu verdrängen und einfach nicht drüber nachzudenken.

Ich habe mir selber das erst vor einigen Tagen erst eingestanden,

dass ich wirklich Angst habe.

Und Ignoranten da draußen behaupten: Ist doch scheißegal

oder ist ja nicht so schlimm, ist doch nur ein Fall.

Und das Schönste war: Ich glaube ja gar nicht, dass du Corona hattest.

Es ist schwierig, weil es eine komplette Veränderung ist

und irgendwie von 100 auf 0 oder von 90 auf 10.

Ich selber versuche, damit bestmöglich umzugehen

und mich an die neue Realität anzupassen,

weil am Ende kann ich es eh nicht ändern.

Es gibt im Moment noch keine Therapien,

um eben Menschen mit Post-Covid zu helfen?

Wir können natürlich helfen,

aber man kann die allermeisten nicht heilen.

Und um das aber ermöglichen zu können,

brauchen wir zugelassene Medikamente.

Und dafür brauchen wir zunächst klinische Studien.

Und daran scheitert es momentan noch,

weil einfach die pharmazeutische Industrie da bislang

sehr konservativ war und gesagt hat: Solange ihr uns nicht genau sagt,

was der Mechanismus der Erkrankung ist,

ist uns das zu riskant, teure Medikamente zu entwickeln.

♪ Musik ♪

Es gibt definitiv Tage, da rinnt die Träne über die Backe.

Und diese Tage sind auch häufiger.

Und da muss man sich halt einfach irgendwie an die Tage zurückerinnern

oder mit den Eltern sprechen und auf die...

Entschuldigung, ich brauche einen Moment.

Man kann das nicht so gut kontrollieren, manchmal.

Bei einigen Frontal-21-Themen gibt es Entwicklungen: Nachgehakt.

Frontal 21 und Correctiv berichteten,

das damalige AfD Spitzenduo, Jörg Meuthen und Frauke Petry,

habe sich im Jahr 2015 mit dem Milliardär Henning Conle

in der Schweiz getroffen.

Frauke Petry sagt, es sei um eine anonyme Spende gegangen.

Petry hat die AfD inzwischen im Streit verlassen.

Mein Eindruck war,

dass Henning Conle die AfD unterstützen wollte.

Mein Eindruck war aber auch,

dass er dabei nicht persönlich in Erscheinung treten wollte.

Bei dem Treffen am Zürichsee in Küsnacht

soll es 2015 also um illegale Parteispenden gegangen sein.

Meuthen und Conle schweigen dazu.

Jetzt, nach der Veröffentlichung von Frontal 21 und Correctiv

über Meuthens mutmaßliches Treffen mit Milliardär Conle,

wollen Teile der AfD ihren Chef stürzen.

In diesem Antrag an den Bundesparteitag heißt es:

"Der Bundesparteitag möge beschließen:" "Abwahl des Bundesprechers, Prof. Dr. Jörg Meuthen." Begründet wird das auch mit den Recherchen des ZDF und Correctiv

über "die Reise des Herrn Prof. Dr. Meuthen nach Zürich". Am 10. April soll der Parteitag in Dresden

über Meuthen entscheiden.

Tokio 2020, verschoben auf 2021, naht. Man könnte auch sagen: droht.

Denn die Olympischen Spiele in Japan haben gute Chancen,

die unbeliebtesten Spiele aller Zeiten zu werden.

Jedenfalls bei denen, die bei einem solchen Großereignis in der Pandemie

besonders viel zu fürchten haben: also die Japanerinnen und Japaner.

Die Offiziellen vom IOC dagegen können es kaum abwarten.

Unsere Satiriker Werner Doye und Andreas Wiemers

sehen das ganz unsportlich.

Toll!

(Ruf) Huuooh!

Olympia ist immer mit gewissen Risiken verbunden.

Fukushima in Japan ist daher quasi der perfekte Ort,

um 'nen Fackellauf für Olympia zu starten. Das ist kein Scherz und ging so vonstatten am letzten Donnerstag.

Und bevor Sie jetzt fragen, Hä? Olympia während Corona?

Das ist überhaupt kein Problem!

Thomas Bach ist Präsident und damit Virenexperte

vom Olympischen Komitee.

Und der sagt:

Wir haben gesehen in den letzten Monaten,

dass große Sportveranstaltungen

ohne ein Virusspreader zu werden veranstaltet werden können.

Das klingt ja echt beruhigend.

Ist aber totaler Quatsch.

Nach der Hallen-EM in Polen und dem Fecht-Weltcup in Ungarn

gibt es inzwischen mehrere Dutzend infizierte Sportler und Betreuer.

Aber egal: Ansonsten hat Thomas Bach ja alles gut im Griff -

speziell das IOC.

Gegenkandidaten gab es bei seiner Wahl: 0.

Und sein Wahlergebnis: Oha!

You know, that is touching me deeply.

Hach!

Das ist ein schöner demokratischer Erfolg,

fast wie in Nordkorea.

Da ist es auch konsequent,

die nächsten Olympischen Winterspiele

nach China zu verlegen.

Gut, jetzt ist kürzlich völlig überraschend rausgekommen,

dass die Staatsmacht hinter Präsident Xi Jinping

die freie Presse behindert,

Bürgerrechtler in Hongkong verprügelt

und rund eine Million Staatsbürger willkürlich in Straflager steckt,

nur weil sie dem Volk der Uiguren angehören.

Aber hey, deshalb muss man ja nicht gleich Olympia boykottieren.

Ah, Mensch!

Da hat er jetzt was verwechselt.

Leiden müssen nicht die Sportler,

leiden müssen nur die Uiguren in den Straflagern.

Das war Frontal 21 für heute, hier folgt jetzt das heute journal.

Wir gehen es kommende Woche wieder frontal an.

Bis dahin, bleiben Sie zuversichtlich.


Frontal 21 vom 30. März 2021 - Wer führt die Union aus der Krise? Frontal 21 de 30 de março de 2021 - Quem conduzirá a União para fora da crise?

Guten Abend bei Frontal 21 kurz vor Ostern, dem Fest der Hoffnung.

Vor ziemlich genau einem Jahr fing es an mit dem ersten Shutdown.

Und noch immer können wir nur hoffen,

dass wir endlich wieder raus können –

und leben, wie wir wollen.

Doch die dritte Welle türmt sich auf. But the third wave is piling up.

Normalität ist also noch ganz weit weg.

Und je länger wir mit dem Virus leben müssen, And the longer we have to live with the virus,

desto gereizter ist die Stimmung. the more irritable the mood.

Ein Riss geht durch die Gesellschaft

und oft sogar durch die Familie und den Freundeskreis.

Selbsternannte "Querdenker", rechte Verschwörungsanhänger und radikale Corona-Leugner erhalten stetig Zulauf,

auch aus der Mitte der Gesellschaft.

Sie öffnen Kaufhäuser einfach selbst und feiern,

als wäre das Virus längst besiegt.

Ist es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Infektionszahlen sind so hoch wie im November,

und das Virus kommt in immer neuen Mutationen.

Und so sagt auch nur gut ein Viertel der Bevölkerung,

die Corona-Maßnahmen seien übertrieben.

31 % finden sie richtig, 36 % meinen, sie müssten sogar härter ausfallen.

Trotzdem: Deutschland ist müde, die Menschen sind mürbe.

Da wundert es wenig, wenn sie sich nach einer Auszeit sehnen.

Dass man dafür nach Mallorca fliegen darf,

die Pension in der deutschen Provinz aber tabu ist, wundert zugleich sehr.

Anna Feist und Joe Sperling über den Osterurlaubsfrust.

Nordrhein-Westfalen, Kreis Olpe.

Hier am Biggesee angeln und radeln heute fast nur Einheimische.

Der Sauerland-Tourismus

erwirtschaftet in normalen Jahren 1,7 Mrd. Euro.

Dann ist dieser Parkplatz voll.

Wir können zehn bis zwölf Busse und 300 Pkw hier unterbringen,

aber momentan nur schwarzer Teer.

Und wann war das hier noch mal voll?

Das war voll bis Oktober und dann kam der zweite Lockdown.

Ab November ist hier Stillstand.

Wolfgang Böhmer ist Geschäftsführer der Attendorner Tropfsteinhöhle.

Die angeschlossene Gastronomie: 460 Plätze,

seit November ebenfalls zu.

20 Mitarbeiter in Kurzarbeit, 55 Aushilfskräfte ohne Job.

Würden Sie denn jetzt dafür plädieren, zuzulassen?

In der momentanen Situation und bei den steigenden Inzidenzzahlen

plädiere ich dafür, die Höhle erst mal noch zuzulassen.

Warum?

Weil die Kosten höher sind als die Erträge,

die wir erwirtschaften könnten.

Insofern ist das finanzielle Risiko einfach zu groß für uns.

NRW hat inzwischen eine Corona- Inzidenz von 132 Infektionen

auf 100.000 Einwohner.

Statt die Notbremse zu ziehen,

lässt das Land Geschäfte offen für negativ Getestete.

Auch der Kreis Olpe mit einer Inzidenz von 117 macht das so.

Die Politik hat uns in der Vergangenheit viel versprochen

und wenig gehalten, und mit allen Aussagen,

die heute getroffen werden, ist es so,

dass wir da nicht mehr viel Glauben schenken können,

sondern das Vertrauen ist gebrochen.

Im Nachbartal das Romantik Hotel Haus Platte

in Attendorn-Niederhelden.

Christof Platte ist der Chef des Familienbetriebs.

Ja, wir haben 60 Zimmer mit 110 Betten und zz. haben wir einen Gast,

einen Dauergast.

Das Ostergeschäft hatte er fest eingeplant.

Sein Problem: Der Plan geht nicht auf.

Nicht zum ersten Mal.

Wie wir dann am 1. November zugemacht haben, habe ich gedacht,

das geht bis Weihnachten, wir fahren alles runter

und Weihnachten geht es wieder los.

Und dieses vier Wochen, vier Wochen, vier Wochen.

Das macht einen wahnsinnig.

40 Mitarbeiter in Kurzarbeit

bei Jahresumsatz gegen null in diesem Jahr,

der Stillstand ist für den Hotelier immerhin kalkulierbar.

Richtig riskant wird der Neustart, fürchtet er.

Wir fahren im Betrieb wieder hoch, kaufen wieder Lebensmittel,

kaufen Getränke, holen die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit.

Und wenn dann nichts reinkommt, dann könnte ich mir vorstellen,

dass das ganz, ganz übel ausgeht.

Ab wann in diesem Jahr können Sie nicht mehr schlafen,

weil Sie sich Sorgen machen?

Ich kann jetzt schon nicht mehr schlafen.

Sag ich ganz ehrlich - ist so.

Kurze Nächte, lange Tage.

Auch für die Politik - die fährt im Corona-Modus auf Sicht:

bundespolitisch Richtung Lockdown,

landespolitisch ein bisschen Richtung Öffnung. a bit in the direction of opening up in terms of national politics.

Platte hat vorsorglich schon mal 1.000 Schnelltests besorgt.

Ich hoffe, dass wir sie vielleicht irgendwie in unser Hygienekonzept

einarbeiten können und auch in die neuen Regeln,

die wir bekommen werden, dass wir dadurch Gäste empfangen können.

Airport Mallorca: Was im Sauerland verboten ist, geht hier.

Hunderte Ferienflieger schaufeln Deutsche auf die Urlaubsinsel

und wieder zurück.

Seit heute 0 Uhr müssen Heimkehrer einen Schnelltest

vor dem Abflug vorweisen.

Wir haben uns im Internet angemeldet, im Portal gestern Abend,

über zwei Stunden.

Die ganze Prozedur ist sehr aufwendig.

Ich kann mir nicht vorstellen, wenn nun über 40.000 Urlauber kommen,

dass das hier funktionieren wird ohne größere Ansammlungen.

Corona-Inzidenz am Freitag unter 30.

Maskenpflicht auch draußen, Ausgangssperre nachts.

Eine Woche hat es gedauert vom Testbeschluss

der Ministerpräsidenten bis zur Umsetzung.

Die Hotels haben sich vorbereitet.

Marina Sokoleva empfängt Touristen im Hipotel in Palma.

Für Quarantäne-Gäste sind hier sechs Zimmer reserviert.

Zum Beispiel dieser Raum.

Sie werden sie wohl brauchen,

denn bis Ostern werden rund 530 Flieger erwartet voller Urlauber,

die meisten aus Deutschland.

Wenn die Leute kommen, bekommt man auch eine Covid-Maske,

und wenn etwas passiert, unser Personal hat auch Spezialanzug, and if something happens, our staff also has special suit,

Handschuhe und alle diese Leute bedient.

Wer sich das nicht leisten kann,

noch gibt es kostenlose Quarantäne-Hotels auf Mallorca.

Die deutschen Krankenkassen haben jedenfalls schon mal klargestellt:

Unterbringungskosten während der Quarantäne werden nicht übernommen.

Hiddensee, Mecklenburg-Vorpommern.

Hier ist die Inzidenz null, trotzdem ist Tourismus verboten,

nur ein paar Ferienhausbesitzer dürfen an Land.

Doch vom Tourismus lebt die Insel: 1.000 Einwohner, 3.500 Betten.

Strand und Hafen, ein Urlaubsidyll,

doch nicht mal mehr die Fischer fahren raus.

Sven Thürke war das letzte Mal im Februar mit seinem Kutter unterwegs.

Da sind einige Betriebe, die seit 1. November kaum Ware

loswerden konnten und das geht natürlich jetzt schon ans Geld,

viele leben vom Zurückgelegten momentan.

Wenn sich nicht bald etwas ändert,

dann werden viele Betriebe von der Fischerei überlegen,

machen wir es noch weiter oder nicht?

Der Bürgermeister von Hiddensee

ärgert sich über widersprüchliche Reiseregelungen.

Aber ich verstehe nicht, wenn der Einwohner der Stadt Sassnitz

von der Nachbarinsel Rügen jetzt nach Mallorca in Urlaub fahren kann,

aber nicht nach Hiddensee.

Und hier das Wochenende verbringen kann.

Das passt irgendwie nicht zusammen, das trägt nach meiner Überzeugung

ganz erheblich dazu bei, dass die Politik nicht mehr verstanden wird.

Gens will eine Perspektive und die Insel zum Modellprojekt machen.

Bisher sind sie mit acht Corona-Infizierten und einem -Toten

durch die Pandemie gekommen, die Insel abgeschottet.

Wir sind natürlich umgrenzt.

Und ich glaube, wir haben da die richtigen Möglichkeiten,

über eine Teststrategie zu gucken, wie ist das wirklich effektiv,

wenn man testet?

Wie breitet sich ein Virus aus?

Wir können die 1.000 Einwohner, die wir haben, in zwei Tagen durchimpfen

Die Idee: Der Inselarzt immunisiert alle Bewohner

und testet jeden Besucher, bevor der auf die Fähre steigt.

Die Infrastruktur steht,

nur fehlt das Einverständnis der Landesregierung.

Und dann gibt es ja auch die festgelegte Impfpriorisierung.

Kein Plan scheint zu ausgefallen,

um die Wirtschaft endlich wieder hochfahren zu können.

Darauf hofft auch Hiddensees einziger Großunternehmer: That's what Hiddensee's only big businessman is hoping for:

Mathias Schilling.

Seine Restaurants, Cafés und Hofläden sind seit fünf Monaten zu,

alle 50 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Wir haben die letzten Jahre sehr viel auch gewagt

und viel investiert.

Und dann ist es irgendwann eng, klar, und es ist jetzt eng, ja.

Wir sind irgendwie noch zuversichtlich, weil wir denken:

Okay, jetzt sind wir so weit über den Winter gekommen

und jetzt kommt die Saison, aber wenn die jetzt nicht kommt,

dann geht die letzte Zuversicht immer noch verloren.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat derzeit eine Inzidenz von 106.

Und geht auch eigene Wege: Notbremse erst ab Inzidenz 150,

trotzdem ist Friseurbesuch mit frischem Corona-Test erlaubt,

Ausgangssperre nachts ab Inzidenz 100.

Mathias Schilling hofft jetzt wenigstens auf einen Saisonstart

zu Pfingsten.

Dass ich mal ein halbes Jahr ohne Einnahmen auskommen würde,

hätte ich mir vorher auch nicht ausmalen können.

Das hat aber auch nur funktioniert, weil der Sommer ganz gut war.

Wenn dieser Sommer jetzt ausfällt, dann ist es nächstes Jahr vorbei.

Der Sommer muss gut werden.

Damit wir den nächsten Winter überstehen.

Dafür brauchen wir irgendeine Perspektive.

Sommerurlaub - das wünschen sich viele Deutsche.

Doch behält die Bundesregierung Recht,

könnte es wohl August drüber werden.

Dann sind für einige die Sommerferien wohl schon vorbei.

In der Krise schlägt die Stunde der Regierung, heißt es.

Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.

Seit der Deutschen Einheit, nein,

seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung

an unser Land mehr, bei der es so sehr

auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.

Das war vor einem Jahr.

Und tatsächlich bekamen die Kanzlerin und ihr Krisenmanagement

viel Zustimmung.

Das nutzte ihrer Partei.

Die Umfragewerte für die Union schossen in die Höhe

und blieben über Monate stabil.

Doch dann - der Absturz.

Immer mehr Bürgerinnen und Bürger bekamen das Gefühl,

nicht nur die Pandemie sei das Problem,

sondern auch das politische Führungspersonal, das sie bekämpft.

So viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen, war das Ziel.

Aber Deutschland ist viel langsamer als andere Länder.

Die Situation an den Schulen – ein ständiges Hin und Her.

Eine brauchbare Schnelltest- Strategie wurde verschlafen.

Und auch die Warn-App entpuppte sich bisher als Flop.

Dann kam vor ein paar Tagen die schon legendäre Bund-Länder-Konferenz.

Mit 12 Stunden Dauer die längste,

aber auch die mit der kürzesten Haltbarkeit.

In der Nacht kündigte die Kanzlerin eine “Osterruhe“ an,

die sie Mittwochmorgen gleich wieder kassierte.

Angela Merkel nahm das auf ihre Kappe:

Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler.

Aber auch Armin Laschet und Markus Söder

hingen bei den Entscheidungen mit drin.

Beide würden gerne Kanzler werden,

beide müssen die Union als Parteivorsitzende

aus der Krise führen,

beide haben dabei noch ein weiteres Problem.

Denn beiden hängt auch noch die Maskenaffäre nach.

Michael Haselrieder und Andreas Halbach berichten.

Armin Laschet und Markus Söder haben so einiges gemeinsam:

Sie führen große Parteien,

haben Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur.

Und sie haben ein Problem: Masken-Geschäfte.

Man kann fast von einem Wettstreit beider Kandidaten sprechen.

In beiden Parteien brechen die Fälle auf.

Und eigentlich ist es mehr ein Problem für Markus Söder.

Die Affäre in seiner Partei, die auch ein längeres Verfallsdatum hat,

eine größere Geschichte hat, die die Frage grundsätzlich aufwirft:

Wie weit ist diese Amigo-Partei CSU noch immer dieselbe?

Das macht es ihm weit problematischer,

denn er verliert ein Stück weit den Nimbus des Saubermannes,

des starken Mannes, der aufräumt.

Mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein

beginnt Ende Februar die Masken-Affäre.

Nüßlein war Gesundheitsexperte der Union und bestens vernetzt.

Jetzt ermittelt die Staatsanwalt- schaft wegen Bestechlichkeit.

Nüßlein weist die Vorwürfe zurück.

Laut der Ermittler soll der Deal so gelaufen sein:

Zu Beginn der Corona-Pandemie habe Nüßlein Masken

an die Gesundheitsministerien im Bund und in Bayern vermittelt:

ein Millionengeschäft.

Nüßlein soll 660.000 Euro bekommen haben.

Das Geld soll vom Masken-Lieferanten an eine Firma mit Sitz

auf der Karibikinsel St. Vincent geflossen sein,

wo Steuern und Finanzkontrolle minimal sind.

Direktor der Firma ist der deutsche Geschäftsmann und Lobbyist

Thomas Limberger, der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt

und die Vorwürfe ebenfalls bestreitet.

Über ein Konto in Liechtenstein soll das Geld an Nüßlein

in den Landkreis Günzburg geflossen sein.

Aus Günzburg kommt auch Nüßleins Parteifreund Alfred Sauter.

Er hat als Anwalt den Liefervertrag für den Masken-Deal ausgearbeitet. As a lawyer, he worked out the supply contract for the mask deal.

Der Landtagsabgeordnete ist ein CSU-Urgestein:

Unter Edmund Stoiber war er Justizminister,

Horst Seehofer überreichte ihm das Bundesverdienstkreuz.

Der Bestechungsvorwurf sei “abenteuerlich und konstruiert“,

sagt Sauter.

Die Ermittlungen aber bringen seinen Parteivorsitzenden in Bedrängnis.

In der Krise zu helfen, ist gut,

damit groß Kasse zu machen natürlich nicht, wenn man die Summen sieht,

die da im Raum stehen.

Alfred Sauter soll 1,2 Mio. Euro bekommen haben.

Das Geld soll den gleichen Weg genommen haben:

über die Karibik und Liechtenstein wieder nach Günzburg.

Dort ist der Empfänger Sauters CSU-Schatzmeister:

Manfred Krautkrämer, der betont,

er sei nur als Treuhänder tätig gewesen.

Ein Teil des Geldes ist hier angekommen:

bei der "Bürgerstiftung Landkreis Günzburg", die soziale Projekte fördert.

Deren Vorsitzender war überrascht, als Krautkrämer ihn anrief

und der Stiftung eine Spende von 470.000 Euro überwies.

Herr Krautkrämer hat nicht gesagt, wo es herkommt.

Und er hat auch gleich gesagt, das sind Spender,

die nicht öffentlich genannt werden wollen.

Das ist moralisch unsauber, das kann so nicht sein.

Und deshalb wollen Sie das Geld nicht haben?

Wir wollen das Geld nicht haben, wir wollen alles aufklären.

Nicht nur Söders CSU muss einiges aufklären, sondern auch die CDU.

Und Armin Laschet.

Es geht um seine Rolle bei Geschäften

mit der Modefirma van Laack.

Laschets Sohn Johannes, genannt Joe, ist Influencer und Mode-Blogger

und seit Jahren mit van Laack im Geschäft.

Ende März gibt Joe seinem Vater die Handynummer seines Arbeitgebers.

Laschet ruft van-Laack-Chef Christian von Daniels an.

Das Ergebnis: ein 45-Mio.-Euro- Auftrag der Landesregierung

für van Laack ohne jede Ausschreibung.

Wir waren damals auf der Suche nach seriösen Anbietern,

möglichst aus Deutschland, möglichst aus Nordrhein-Westfalen.

Wir haben jeden gefragt, den wir kennen.

Wir haben uns die Hände wundtelefoniert, gefragt, gedrängt, We phoned our sore hands, asked, pushed,

gebettelt: Könnt ihr eure Produktion umstellen?

Petra Maier aus Wuppertal ist überrascht

über solche Aussagen ihres Ministerpräsidenten.

Sie hatte Masken produzieren lassen, wollte schnell helfen, sagt sie.

Doch an ihrem Angebot hatte die Landesregierung kein Interesse.

Das war die erste Mail an Herrn Laschet, am 31. März, 7.58 Uhr.

Ein schriftliches Angebot, worauf keiner reagiert hat.

Bzw. ich habe eine Bestätigung des Eingangs bekommen,

ein Formschreiben.

Wir melden uns, sobald die Pandemie vorbei ist.

Dann gab es aber den Großauftrag an van Laack.

Wie bewerten Sie das, ohne Ausschreibung?

Für mich sieht es nach Vetternwirtschaft aus.

Petra Maier hat einen Anwalt eingeschaltet und geklagt

gegen ein Masken-Geschäft des Landes mit van Laack.

Das führte dazu, dass das Land in Anbetracht der Erfolgsaussichten,

die wir natürlich hatten,

den Auftrag mit van Laack freiwillig rückgängig gemacht hat,

um sich die Blamage einer Entscheidung zu ersparen.

Die Landesregierung hat den Masken- Auftrag jetzt neu ausgeschrieben.

Die Opposition fordert Aufklärung.

Landtag, Nordrhein-Westfalen, am vergangenen Freitag:

Die SPD greift den nicht anwesenden Ministerpräsidenten Laschet

wegen der van-Laack-Deals an.

Die ganze Vergabepraxis war nicht in Ordnung.

Die ganze Sache stinkt zum Himmel.

Vielen herzlichen Dank.

Den Vorwurf der Vetternwirtschaft

hatte Laschet von Anfang an empört zurückgewiesen.

Der Vorwurf der SPD ist wirklich schäbig.

Uns haben Ärzte angerufen, Pfleger angerufen, die erzählt haben,

zum Teil haben wir die Masken mehrere Tage getragen.

Weil keine neuen medizinischen Masken verfügbar waren.

Gleichzeitig war der Kampf um die Masken brutal.

Doch beim ersten Mega-Deal mit van Laack ging es gar nicht um Masken,

sondern um Schutzkittel.

10 Mio. Stück für 45 Mio. Euro,

wie diese Bestellliste des Gesundheitsministeriums zeigt.

Einer der größten Schrottaufträge des Landes, auf jeden Fall.

Der auch sehr teuer gewesen ist, mit fast 45 Mio. Kittel zu kaufen,

die kein Mensch brauchen kann.

Denn die Kittel von van-Laack-Chef Christian von Daniels

waren fragwürdig zertifiziert, gerieten in die Kritik.

Und viele andere Schlagzeilen.

Auch der TÜV äußert Bedenken.

In einer internen Mail heißt es:

“CE (Kittel falsch gekennzeichnet)“

“Reiß-, Nahtfestigkeit mangelhaft“ "Poor tear and seam strength"

“Der Schutz scheint nicht gegeben“

Der Kittel-Auftrag des Landes an van Laack

war aber nicht mehr rückgängig zu machen.

Fest steht: In der Pandemie verdoppelte das Unternehmen

seinen Jahresumsatz.

Armin Laschet hat nicht nur persönlich,

sondern auch als Parteichef mit der Masken-Affäre zu kämpfen.

Der CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel

hat für die Vermittlung von Schutzmasken

rund 250.000 Euro erhalten.

Parteichef Laschet hatte tagelang die Kameras gemieden - versucht,

den Skandal klein zu halten.

Gehandelt hat ein anderer: Fraktionschef Ralph Brinkhaus

ließ alle Abgeordneten eine Ehrenerklärung unterzeichnen.

Armin Laschet hat auch, was die Bewältigung der CDU-Masken-Affäre

anbelangt, eigentlich nie das Füh- rungsformat unter Beweis gestellt.

Derjenige, der weit stärker in Aktion trat,

war der Fraktionschef Ralph Brinkhaus.

Die Führungsautorität, die Laschet in der Corona-Krise

nicht bewiesen hat, wo er, im Gegenteil,

durch eine sehr laxe Haltung eher Unsicherheiten geschürt hat.

Die wird unterstrichen durch seine nicht klare Position

in der Masken-Affäre.

Jetzt aber geht es um die Machtfrage:

Armin Laschet oder Markus Söder?

Wer ist der bessere Kanzlerkandidat?

Doch auch der CSU-Chef kämpft in Bayern mit der Masken-Affäre.

In Mindelheim treffen wir

den CSU-Landtagsabgeordneten Franz Josef Pschierer.

Der Korruptionsverdacht wirke während Corona

wie ein Brandbeschleuniger, sagt er.

Das zeitliche Aufeinandertreffen einer Krise, einer Pandemie,

die die ganze Bevölkerung betrifft,

die unsere Gesellschaftsstrukturen vielleicht nachhaltig beeinflusst.

Dass an dieser Krise Geld verdient wird,

ist für den normalen Bürger ein Vertrauensverlust in die Demokratie.

Und deshalb müssen wir aufpassen, dass hier nicht ein Schaden bleibt.

Vor allem die Einzelhändler und Unternehmer in seinem Stimmkreis

seien sauer.

Peter Schäfer darf seit über vier Monaten

in seinem Autohaus keine Autos mehr verkaufen,

nur Reparaturen sind erlaubt.

Das Schlimme für uns: Es gibt ja aktuell nicht mal eine Perspektive,

wo es hingeht.

Und dann, als Gipfel des Ganzen, gibt es Abgeordnete,

die nichts anderes als Sorge haben,

dass sie sich Millionenbeträge als Provisionen einstecken.

Dann verstehe ich auch, dass solche Politiker dadurch

an Zustimmung verlieren und dadurch auch solche Parteien.

Masken-Affäre und Corona-Missmanagement:

Die Umfragewerte der Union sind im Keller.

Nach Ostern wollen sich Armin Laschet und Markus Söder einigen,

wer Kanzlerkandidat wird.

Ist das Glas halbleer oder halbvoll?

Angela Merkel räumt zwar Fehler ein,

ist aber von der Kritik am Krisenmanagement insgesamt genervt.

Man kann auch nichts erreichen, wenn man immer nur das Negative sieht.

Nicht umsonst hat Ludwig Erhard schon gesagt:

Es ist entscheidend, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist.

Es wird noch einige Monate dauern, aber das Licht am Ende des Tunnels

ist sichtbar und wir werden dieses Virus besiegen.

Prinzip Hoffnung also?

Finden das Bürgerinnen und Bürger überzeugend?

Ist natürlich ein bisschen bitter, immer hin und zurück.

Aber grundsätzlich wollen sie nur das Beste.

Es schwindet aber vor allem das Vertrauen.

Die Geduld kann man da verlieren.

Wenn man das Vertrauen verliert, ist es viel schlimmer,

weil das Vertrauen wird nötig sein, denn es ist ja noch nicht vorbei.

Die Geduld schwindet überall.

Das Vertrauen schwindet auch.

Das ist viel schlimmer.

Was das Infektionsgeschehen anbelangt,

leert sich das Glas jedenfalls zusehends.

Die Zahlen steigen mit furchterregender Geschwindigkeit.

Eine brasilianische Mutante geht um.

Bei der wird sogar befürchtet,

dass die Impfstoffe dagegen nur ungenügend schützen.

Das Hin und Her bei AstraZeneca verunsichert noch zusätzlich.

Und dann werden auch die Langzeitfolgen immer deutlicher,

die Covid-19 haben kann.

Auch jüngere Menschen trifft es schwer, wie Sue Odenthal zeigt.

Ich habe es früh gemerkt, dass einfach die Energie

und die Belastbarkeit nicht mehr besteht.

Dass nach jeglicher Aufgabe, mag sie noch so klein sein,

und mag es nur Essen kochen sein,

der Körper komplett ausgepowert ist und keine Energie hat.

Und die Symptome, die ich grundsätzlich habe,

wie Herzrasen oder dieser Schwindel, einfach noch mal verstärkt ist.

♪ Ed Sheeran: "We Are" ♪ Stand heute hat Covid mir meine Freiheit

und meine Unabhängigkeit genommen.

Ich denke auch, dadurch, dass ich nicht mehr so schnell denken kann,

vielleicht reicht es immer noch aus, um sicher Auto zu fahren,

aber das Risiko möchte ich selber nicht eingehen.

Zumal ich weiß, dass mein Kopf nicht 100-prozentig funktioniert.

Es ist diese Hilflosigkeit, dieses Nichts-tun-zu-Können

und nicht zu wissen, ob der Florian wieder arbeiten kann,

dass er wieder lebensfroh ist.

Frau Professor Scheibenbogen, können Sie mal beschreiben,

was sich hinter diesem Chronischen Fatigue-Syndrom verbirgt?

Es ist ein Krankheitsbild, bei dem man, wie der Name sagt,

an Fatique leidet, an krankhafter Erschöpfung. suffers from fatique, from morbid exhaustion.

Aber es ist vieles mehr.

Patienten haben immer auch kognitive Störung, das heißt,

sie können sich nicht gut konzentrieren.

Im Englischen gibt es den passenden Begriff "Gehirnnebel". Und was ganz charakteristisch für die Erkrankung ist,

dass man sich kaum noch belasten kann.

Und wenn man sich zu sehr belastet, es einem für Tage schlechter geht.

Trifft das v.a. ältere Menschen,

oder kann das auch jüngere Menschen treffen?

Das ist überwiegend eine Erkrankung von jüngeren Menschen

und es ist eine Erkrankung,

die auch doppelt so häufig bei Frauen auftritt.

Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es eine Erkrankung ist,

wo das Immunsystem nach der Infektion

nicht mehr richtig zur Ruhe kommt.

Vor einer Stunde, ja, fing es dann an mit Herzrasen.

Und geht weiter, dass ich keine Luft mehr bekommen habe, schon wieder.

Und dann gibt es Menschen, die mir erzählen:

Ach, es trifft ja nur die Alten, ach, ist ja nur mit Vorerkrankung.

Ich bin fucking 24 Jahre alt und sitze hier mit der Kacke. I'm fucking 24 years old and I'm sitting here with the shit.

Kann nicht mal meinen eigenen Umzug machen. Can't even do my own move.

Bin nicht in der Lage, am unable

anständig zu arbeiten, wie ich das sonst auch tue. to work decently, as I usually do.

Ich kann mich nicht konzentrieren, I can not concentrate,

vergesse die Hälfte von dem, was ich tun wollte. forget half of what i wanted to do

Und da draußen sitzen wirklich Menschen, And there really are people sitting out there

die mir erzählen wollen, es ist ja gar nicht so schlimm. who want to tell me it's not that bad.

Deswegen bin ich auch in dieser Facebook-Gruppe drin, That's why I'm in this Facebook group,

weil einfach dieser Austausch über Langzeitbeschwerden und das, because just this exchange about long-term complaints and that,

was andere Leute noch beschäftigt, das hilft schon extrem.

Und v.a. hat man so einen Unterstützungsraum.

Haben Sie Erkenntnisse dazu,

wie viele Menschen in Deutschland das betrifft?

Genaue Daten haben wir noch nicht.

Momentan können wir nur grobe Schätzungen machen.

Und wir haben daraus mal ganz vorsichtig geschätzt,

dass es vielleicht ein bis zwei Prozent auch der Jüngeren sind,

die jetzt so chronische Verläufe haben.

Was heißt das?

Das sind nicht wenig, wenn man sich anschaut,

wie viele Menschen infiziert sind.

Wir haben ja offizielle Zahlen in Deutschland,

schon über zwei Millionen.

Wir wissen auch, wir haben eine Dunkelziffer.

Wir wissen auch, die Epidemie ist noch nicht zu Ende.

Es könnte also heißen, dass wir vielleicht Ende dieses Jahres

mit 100.000 Menschen zu tun haben, wenn ich eine Zahl schätzen darf,

die am Chronischen Fatique-Syndrom leiden.

Wir haben unten unser Lager und dann muss ich die Treppen hoch.

Früher bin ich dann den Arm voll mit Wurst

und dann noch in den Händen zwei Haken Bratwürstchen oder so was.

Dafür muss ich gerade dreimal gehen, weil ich schaffe das einfach nicht

mit dieser Belastung, diese Treppen da hochzukommen,

ohne oben nicht fast umzukippen.

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich halt studiere

und die Wohnung sich finanzieren lassen will, irgendwie,

war das schon schon recht wichtig,

auch recht schnell wieder zur Arbeit zurückzukehren.

Ja, die Kohle ist gar nicht mal so unwichtig in dem Moment dann, leider

Also, das sind durchaus Dinge, die man eigentlich mehr versucht,

ein bisschen zu verdrängen und einfach nicht drüber nachzudenken.

Ich habe mir selber das erst vor einigen Tagen erst eingestanden,

dass ich wirklich Angst habe.

Und Ignoranten da draußen behaupten: Ist doch scheißegal

oder ist ja nicht so schlimm, ist doch nur ein Fall.

Und das Schönste war: Ich glaube ja gar nicht, dass du Corona hattest.

Es ist schwierig, weil es eine komplette Veränderung ist

und irgendwie von 100 auf 0 oder von 90 auf 10.

Ich selber versuche, damit bestmöglich umzugehen

und mich an die neue Realität anzupassen,

weil am Ende kann ich es eh nicht ändern.

Es gibt im Moment noch keine Therapien,

um eben Menschen mit Post-Covid zu helfen?

Wir können natürlich helfen,

aber man kann die allermeisten nicht heilen.

Und um das aber ermöglichen zu können,

brauchen wir zugelassene Medikamente.

Und dafür brauchen wir zunächst klinische Studien.

Und daran scheitert es momentan noch,

weil einfach die pharmazeutische Industrie da bislang

sehr konservativ war und gesagt hat: Solange ihr uns nicht genau sagt,

was der Mechanismus der Erkrankung ist,

ist uns das zu riskant, teure Medikamente zu entwickeln.

♪ Musik ♪

Es gibt definitiv Tage, da rinnt die Träne über die Backe.

Und diese Tage sind auch häufiger.

Und da muss man sich halt einfach irgendwie an die Tage zurückerinnern

oder mit den Eltern sprechen und auf die...

Entschuldigung, ich brauche einen Moment.

Man kann das nicht so gut kontrollieren, manchmal.

Bei einigen Frontal-21-Themen gibt es Entwicklungen: Nachgehakt.

Frontal 21 und Correctiv berichteten,

das damalige AfD Spitzenduo, Jörg Meuthen und Frauke Petry,

habe sich im Jahr 2015 mit dem Milliardär Henning Conle

in der Schweiz getroffen.

Frauke Petry sagt, es sei um eine anonyme Spende gegangen.

Petry hat die AfD inzwischen im Streit verlassen.

Mein Eindruck war,

dass Henning Conle die AfD unterstützen wollte.

Mein Eindruck war aber auch,

dass er dabei nicht persönlich in Erscheinung treten wollte.

Bei dem Treffen am Zürichsee in Küsnacht

soll es 2015 also um illegale Parteispenden gegangen sein.

Meuthen und Conle schweigen dazu.

Jetzt, nach der Veröffentlichung von Frontal 21 und Correctiv

über Meuthens mutmaßliches Treffen mit Milliardär Conle,

wollen Teile der AfD ihren Chef stürzen.

In diesem Antrag an den Bundesparteitag heißt es:

"Der Bundesparteitag möge beschließen:" "Abwahl des Bundesprechers, Prof. Dr. Jörg Meuthen." Begründet wird das auch mit den Recherchen des ZDF und Correctiv

über "die Reise des Herrn Prof. Dr. Meuthen nach Zürich". Am 10. April soll der Parteitag in Dresden

über Meuthen entscheiden.

Tokio 2020, verschoben auf 2021, naht. Man könnte auch sagen: droht.

Denn die Olympischen Spiele in Japan haben gute Chancen,

die unbeliebtesten Spiele aller Zeiten zu werden.

Jedenfalls bei denen, die bei einem solchen Großereignis in der Pandemie

besonders viel zu fürchten haben: also die Japanerinnen und Japaner.

Die Offiziellen vom IOC dagegen können es kaum abwarten.

Unsere Satiriker Werner Doye und Andreas Wiemers

sehen das ganz unsportlich.

Toll!

(Ruf) Huuooh!

Olympia ist immer mit gewissen Risiken verbunden.

Fukushima in Japan ist daher quasi der perfekte Ort,

um 'nen Fackellauf für Olympia zu starten. Das ist kein Scherz und ging so vonstatten am letzten Donnerstag.

Und bevor Sie jetzt fragen, Hä? Olympia während Corona?

Das ist überhaupt kein Problem!

Thomas Bach ist Präsident und damit Virenexperte

vom Olympischen Komitee.

Und der sagt:

Wir haben gesehen in den letzten Monaten,

dass große Sportveranstaltungen

ohne ein Virusspreader zu werden veranstaltet werden können.

Das klingt ja echt beruhigend.

Ist aber totaler Quatsch.

Nach der Hallen-EM in Polen und dem Fecht-Weltcup in Ungarn

gibt es inzwischen mehrere Dutzend infizierte Sportler und Betreuer.

Aber egal: Ansonsten hat Thomas Bach ja alles gut im Griff -

speziell das IOC.

Gegenkandidaten gab es bei seiner Wahl: 0.

Und sein Wahlergebnis: Oha!

You know, that is touching me deeply.

Hach!

Das ist ein schöner demokratischer Erfolg,

fast wie in Nordkorea.

Da ist es auch konsequent,

die nächsten Olympischen Winterspiele

nach China zu verlegen.

Gut, jetzt ist kürzlich völlig überraschend rausgekommen,

dass die Staatsmacht hinter Präsident Xi Jinping

die freie Presse behindert,

Bürgerrechtler in Hongkong verprügelt

und rund eine Million Staatsbürger willkürlich in Straflager steckt,

nur weil sie dem Volk der Uiguren angehören.

Aber hey, deshalb muss man ja nicht gleich Olympia boykottieren.

Ah, Mensch!

Da hat er jetzt was verwechselt.

Leiden müssen nicht die Sportler,

leiden müssen nur die Uiguren in den Straflagern.

Das war Frontal 21 für heute, hier folgt jetzt das heute journal.

Wir gehen es kommende Woche wieder frontal an.

Bis dahin, bleiben Sie zuversichtlich.