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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 20.12.2020 - Mutation - Angst und Einreisebeschränkungen

heute journal vom 20.12.2020 - Mutation - Angst und Einreisebeschränkungen

Guten Abend.

Ab Mitternacht stoppt die Bundesregierung

alle Flugreisen aus Großbritannien.

Auch der Reiseverkehr mit Südafrika soll eingeschränkt werden.

Viren kennen zwar keine Grenzen, aber zumindest soll es so

erschwert werden, dass durch Reisen in den Weihnachtsferien

größere Mengen einer neuen Virusvariante eingeschleppt werden.

Auch hier würde natürlich helfen,

was eine Gruppe von über 300 europäischen Wissenschaftlern

in diesen Tagen nachdrücklich fordert:

ein abgestimmtes europäisches Vorgehen.

Eine gemeinsame Strategie, die darauf zielt,

mit einem systematischen Kraftakt

die Fallzahlen in ganz Europa massiv und nachhaltig zu senken.

Anstatt dass jede Nation für sich allein

von einem Lockdown in den nächsten taumelt - wie jetzt Großbritannien.

Laura Barnick berichtet.

Die britische Hauptstadt leergefegt.

Seit Mitternacht gilt wieder die vierte,

die höchste Corona-Warnstufe.

Ein harter Shutdown mit Ausgangssperren

für London und weite Teile Südostenglands,

vier Tage vor Weihnachten.

Grund für den Anstieg der Infektionszahlen:

eine Mutation des Coronavirus,

die viel ansteckender sein soll als die bisherige Form.

Die britische Regierung ist alarmiert.

Die neue Variante ist außer Kontrolle

und wir müssen das in den Griff bekommen.

Diese neuen Nachrichten sind der unglaublich schwierige Ausklang

eines furchtbaren Jahres.

Schwerwiegendere Schäden als die ursprüngliche Variante

richtet das veränderte Virus Behörden zufolge nicht an.

Doch die rasante Ausbreitung,

begünstigt durch die schnellere Ansteckung,

könnte das Gesundheitssystem erneut kollabieren lassen.

Europa reagiert mit Flugverboten und Grenzschließungen.

In Frankfurt landen die letzten Maschinen aus England.

Als wir hier angekommen sind, wurde uns im Flugzeug durchgesagt:

Wir warten auf die Regelungen, die uns durchgegeben werden

und dann wurden wir am Terminal von der Polizei empfangen.

Dann haben sie alle Leute ohne deutschen Pass dort behalten,

im Gebäude.

Die Leute müssen einen Test machen.

Deutsche Staatsbürger wie ich können durch.

Deutschland setzt ab Mitternacht den Flugverkehr mit Großbritannien aus.

Wenn die Vermutung zutrifft, die sich jetzt noch

weiter erweisen muss, aus ersten Erkenntnissen,

dass dieses mutierte Virus deutlich ansteckender ist -

bis zu 70 % heißt es ja.

Dann verbreitet es sich natürlich auch viel, viel schneller.

Deswegen wollen wir den Eintrag nach Deutschland,

nach Kontinentaleuropa auch best- und längstmöglich unterbinden.

Mutationen gehören zu den evo- lutionären Eigenschaften von Viren,

sind also ganz normal.

Es ist ihre Überlebensstrategie.

Ist der gerade auf den Markt gekommene Corona-Impfstoff

dennoch wirksam?

Von dem, wie diese Variante aussieht, sollte der Impfstoff,

der jetzt auf den Markt in die Zulassung kommt, weiterhin wirken.

Es gibt also keine Anzeichen, dass diese Veränderung dafür sorgt,

dass der Impfstoff unwirksam wird.

In den kommenden Tagen will die EU-Arzneimittelbehörde

ihre Beurteilung des BioNTech-Impfstoffes abgeben.

Danach wird die Zulassung für Deutschland erwartet.

Doch die Impfstrategie,

die eine klare Priorisierung bei der Verteilung des Impfstoffes

und die Unterteilung in Gruppen vorsieht, sorgt auch für Kritik.

Die erste Stufe, da gibt es keine Frage.

Aber sobald es in die nächsten Stufen hineingeht,

fragt man sich, ob man Rentner

oder diejenigen, die im Berufs- prozess stehen, vorziehen muss.

Generell sind für die Verteilung und Durchführung der Impfungen die

einzelnen Bundesländer zuständig - sobald die Zulassung erteilt ist,

werden die ersten Personengruppen informiert.

Der ganze Prozess wird langsam anlaufen,

aber irgendwann steigt der Anteil der Bevölkerung, der geimpft ist.

Und dann entsteht eine in mehrfacher Hinsicht komplizierte Situation:

Die einen fühlen sich sicher, die anderen noch nicht.

Ein Stück weit haben wir das natürlich jetzt schon

mit rund einer Million Genesenen,

die sich allen bisherigen Erkenntnissen nach

auch nicht mehr so leicht anstecken.

Aber da es dazu noch eine Reihe Fragezeichen gibt,

war die zeitweise aufgekommene Debatte über Immunitätsausweise

bald wieder versandet.

Mit den Impfausweisen dürfte sie zurückkehren.

Welche Fragen sich da z.B. stellen könnten, beschreibt Dorte Ferber.

Hier dürfen künftig nur Geimpfte an Bord.

Die australische Airline Qantas

will auf internationalen Flügen nur Covid-Immunisierte mitnehmen.

Vorteile für Geimpfte:

Kann, soll, wird es das auch in Deutschland geben?

Internationale Unternehmen können so etwas tun.

Das ist etwas, worüber wir letztlich keine Kontrolle haben.

Das ist eine individuelle Entscheidung, wie man damit umgeht.

Vermutlich werden wir, wenn allen die Impfung zur Verfügung steht,

hier tatsächlich eine gesell- schaftliche Debatte führen müssen.

Große Konzerte, viele Menschen -

vielleicht wäre das dann möglich, mit Impfausweis.

Ob Besuch im Club oder Essen im Restaurant,

vom Grundsatz her darf jeder Betreiber selbst entscheiden,

wen er einlässt, in Grenzen.

Wir haben grundsätzlich einen diskriminierungsfreien Zugang

zu gewährleisten.

Und d.h. eben auch, erst dann, wenn alle Menschen die Chance haben,

sich impfen zu lassen, können wir das ernsthaft diskutieren.

Dann müssen auch die Rechtsfragen datenschutzrechtlicher Art

geklärt werden.

Denn es ist umstritten, ob Gastwirte das Recht haben,

sich Ausweise überhaupt zeigen zu lassen.

Der Gesetzgeber müsste dann nachbessern.

Überhaupt, sind Vorteile für Geimpfte

nicht eine Art Impfpflicht durch die Hintertür?

Nein, sagen die Befürworter, der Staat lege ja nichts fest.

Ich halte es für absolut berechtigt,

dass es Vorrechte gibt für bereits Geimpfte,

weil wir dringend dafür sorgen müssen,

dass sich ca. 60 % der Menschen auch impfen lassen,

weil ansonsten der Impfstoff nicht zur Beendigung der Pandemie führt.

Sinnvoller Anreiz oder unzulässiger Druck?

Wenn die Zahl der Geimpften steigt,

dürfte die Debatte um deren Rechte Fahrt aufnehmen.

Die Politik ist da vorerst zurückhaltend.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen

haben sehr deutlich gesagt, dass sie keine Impfpflicht möchten.

Und deshalb kann es natürlich auch nicht möglich sein,

dass man sagt, man hat Privilegien oder Nachteile

verknüpft mit den Impfungen.

Wir müssen die Menschen überzeugen davon,

dass es Sinn macht, sich impfen zu lassen.

Die Impfung macht Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität.

Bis dahin wird sie für Diskussionen sorgen,

in einer Gesellschaft von Geimpften und Nicht-Geimpften.

Ich begrüße Thomas Mertens,

den Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission, guten Abend.

Die hat auch entsprechende Vorschläge erarbeitet.

Dass es eventuell schwierig wird, das Verhältnis von Geimpften

und Nicht-Geimpften, darüber sprechen wir später.

Landen bei Ihnen viele Forderungen von Gruppen,

die verlangen, dass sie bei den Impfungen vorne stehen?

Ja, ich kann es verstehen, aber es ist ein falsches Verständnis

von Solidarität.

Solidarität bedeutet, dass Einzelne zurücktreten,

dass diejenigen, die es brauchen,

diese Impfung bekommen.

Aber einige Gruppen sind jetzt zurückgestellt,

zum Beispiel auch Lehrer oder Polizisten im Bereitschaftsdienst.

Nehmen wir mal das Beispiel vom Polizisten im Bereitschaftsdienst.

Diese Leute sind ausgesucht auf der Basis,

dass sie jung, gesund und stark sind.

Es würde keinen großen Sinn machen, mit den ersten Impfungen

in solchen Gruppen zu beginnen, weil wir erreichen möchten,

dass die Menschen, die hoch gefährdet sind

für schwere Erkrankungen,

dass die geimpft sind.

Die Rate der Krankenhausaufnahmen würde sonst in die Höhe schnellen.

Also es geht um Pragmatismus.

Es geht um beides.

Die ethische Forderung, die Schwächsten zu schützen,

und der größte Nutzen

durch den Beginn der Impfkampagne fällt hier zusammen.

Das ist eine glückliche Situation.

In ein paar Wochen oder Monaten,

da gibt es dann einen Großteil von Geimpften,

dann wird sehr schnell eine Debatte losgehen,

dass man sich auch nicht mehr so in Acht nehmen muss.

Ja, davon ist auszugehen.

Ich hoffe sehr, dass wir bis dann solide Daten haben,

wie die Impfung vor einer Infektion schützt.

Die Impfung wirkt gut gegen die Erkrankung,

aber wir wissen noch nicht genau,

wie gut die Impfung auch vor der Infektion schützt.

Und damit vor der möglichen Weitergabe der Krankheit.

Davon wird es abhängig sein, wie sehr und wie schnell man

mit diesen Schutzmaßnahmen bei Geimpften zurückgehen kann.

Das hätte auch Einfluss darauf, wie Sie das Thema Impfprivilegien sehen?

Sie haben dazu schon einen Beitrag gegeben,

dem ich nichts hinzufügen kann.

Ich bin kein Spezialist in Fragen des Rechts.

Bei Gastronomie sind es, glaube ich, hauptsächlich private Verträge.

In diesen Fällen sehe ich kein Problem,

diese Restriktionen einzuführen.

Beim öffentlichen Nahverkehr ist das mit den Geimpften

und den Nicht-Geimpften bestimmt anders.

Damit müssten sich die Rechtsgelehrten beschäftigen.

Wir sind in der paradoxen Situation, dass die einen diesen Impfstoff

heiß begehren und die anderen ihn ablehnen.

Da gibt es immer wieder das Argument,

dass der Impfstoff noch nicht sicher genug ist.

Was sagen Sie dazu?

Er ist in der Tat genauso getestet wie die meisten anderen Impfstoffe,

die verwendet werden.

Natürlich ist es so, dass es sich

gerade bei den ersten beiden Impfstoffen,

die jetzt wahrscheinlich zur Zulassung kommen werden,

um sog. mRNA-Impfstoffe handelt,

die bei der Bekämpfung von Infektionen

bislang noch nicht zugelassen wurden.

Man muss sich aber auch die Frage stellen,

ob es sinnvoll und durchsetzbar gewesen wäre,

noch für zwei Jahre weiter Studien zu betreiben

und in dieser Zeit nicht zu impfen.

Wir brauchen dringend einen Impfstoff.

Er ist ausreichend getestet worden.

Wir können bis zu einer gewissen Grenze

auch schwere Nebenwirkungen aus den Zulassungsstudien ausschließen.

Etwa 1:1000, kann man zu 95-prozentiger Sicherheit sagen.

Was darüber hinausgeht, werden wir bei der Anwendung sehen.

Das ist bei jedem Impfstoff von jedem neuen Medikament so.

Weiter geht es mit dem Warten auf eine Entscheidung

bei den Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien.

Das EU-Parlament hatte für ein Abkommen

eine Frist bis heute am späten Abend gesetzt,

damit noch dieses Jahr darüber abgestimmt werden könnte.

Aber bislang wurde weder eine Einigung

noch ein Scheitern verkündet, auch wenn EU-Unterhändler Barnier

heute Nachmittag von einem ent- scheidenden Moment gesprochen hatte,

sondern es hieß jetzt am Abend, es werde morgen weiterverhandelt.

Zentraler Streitpunkt sind offenbar weiter die Fangrechte von EU-Fischern

in britischen Gewässern.

Aus der Unionsfraktion kommt laut Medienberichten

eine Initiative für eine Abgabe auf Pakete,

die Online-Händler an ihre Kunden verschicken.

Demnach soll mit den Einnahmen ein Innenstadtfonds unterstützt werden,

der dem stationären Einzelhandel zugutekommen soll.

Der Koalitionspartner SPD unterstützt den Vorschlag.

Kritik kommt von der FDP und dem Handelsverband Deutschland,

der u.a. darauf verweist, dass viele stationäre Händler

inzwischen zusätzlich online aktiv seien.

Die Frage, ob die Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen

ausgestattet werden soll, sorgt in der Koalition weiter für Streit.

CDU-Generalsekretär Ziemiak

hat SPD-Kanzlerkandidat Scholz scharf kritisiert.

Offensichtlich sei ausgerechnet mit Olaf Scholz

nun "außen- und sicherheitspolitische Unzuverlässigkeit

neuer Markenkern der SPD", sagte Ziemiak.

Scholz hatte Verständnis für seine Fraktion geäußert,

die weiteren Diskussionsbedarf angemeldet hatte.

Außenminister Maas sprach sich heute für eine Drohnenbewaffnung aus,

zum Schutz der Soldaten.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind bei einem Bombenanschlag

mindestens neun Menschen getötet worden.

Laut Innenministerium wurden weitere 20 Personen verletzt,

darunter auch ein Parlamentarier.

Eine Autobombe explodierte, als der Konvoi des Politikers

eine Kreuzung im Westen der Stadt passierte.

Präsident Ghani verurteilte den Anschlag -

solche Taten würden die Möglichkeit für Frieden gefährden.

Die Regierung verhandelt derzeit

mit den militant-islamistischen Taliban über Frieden in der Region.

Wenn in diesem Jahr die große Silvestersause ausfällt,

mag das für die einen bitter sein, viele andere jedoch sagen:

Nach Feiern ist mir nach dem Jahr eh nicht mehr zumute.

2020 kann man auch einfach nur still abhaken

und auf ein besseres neues Jahr hoffen.

2020, ganz klar, bleibt als das Jahr der Pandemie im Geschichtsbuch.

Und so prägt das Thema auch den politischen Jahresrückblick,

den Florian Neuhann für uns zusammengestellt hat.

Wenn es ein Sinnbild gibt für das politische Leben 2020,

dann vielleicht dieses: Ministerpräsident*innen,

die auf Bildschirme starren und mit Angela Merkel verhandeln.

Die Ministerpräsidentenkonferenz ohne Zweifel Gremium des Jahres -

eine Runde, die häufiger diskutiert als je zuvor

und deren neue Macht auch für Kritik sorgt.

Ich weiß weder wie oft noch wie lange,

auf jeden Fall waren es sehr, sehr viele Stunden.

Es ist nicht das Gremium, das alleine entscheiden kann,

aber ein ganz wichtiges, um auch zu entscheiden.

Denn wir sind diejenigen vor Ort.

Die Bürgermeister, die Ministerpräsident*innen

sind diejenigen, die die Maßnahmen vor Ort konkret umsetzen müssen.

Wer das in Thüringen tun darf,

ist übrigens der erste politische Aufreger des Jahres.

5. Februar: FDP-Politiker Thomas Kemmerich wird kurze Zeit Ministerpräsident, gewählt auch dank Stimmen der AfD.

Das war ein politischer Fehltritt erster Güte.

Zu Recht haben sich viele Menschen empört.

Er hat direkt zurückgezogen, nachdem die Kanzlerin

aus Afrika intervenierte, also eine Fernintervention,

um eine demokratische Wahl rückgängig zu machen.

Ein peinliches Schauspiel in der Bundesrepublik Deutschland.

Über den Thüringer Tabubruch stürzt in Berlin eine Parteivorsitzende

und die CDU in eine Führungskrise, die bis heute anhält.

Auch, weil eine Jahrhundertkrise alles überschattet.

Liebe Mitbürger*innen, es ist ernst, nehmen Sie es auch ernst.

In der Folge lernt und prägt die Politik neue Begriffe:

vom R-Wert zum Shutdown,

von Öffnungsdiskussionsorgien bis zum Beherbergungsverbot.

Ein ständiges Ringen um Akzeptanz, Politik im Präventionsparadox.

Gerade weil die Maßnahmen in der ersten Welle greifen,

treten die schlimmsten Befürchtungen zunächst nicht ein.

Am meisten beeindruckt haben mich die leeren Straßen

im ersten Lockdown, die leeren Plätze,

dass die Menschen einfach zu Hause geblieben sind,

dass sie mitgemacht haben.

Das war, muss ich zugeben, leider,

dass ich die Bedeutung des Coronavirus

deutlich Wochen früher erkannt habe als die schläfrige Bundesregierung,

die nichts für die Prophylaxe und Prävention getan hat.

Derweil wird eine Minderheit von Maßnahmengegnern

lauter und radikaler.

Wie sehr, das erlebt Janosch Dahmen

an seinem ersten Tag als Abgeordneter.

Bis November hat er als Notarzt in Berlin

an vorderster Corona-Front gekämpft.

Als ein Platz frei wird,

rückt er für die Grünen in den Bundestag nach.

18. November: Abstimmung über das Infektionsschutzgesetz. Dahmen erlebt die Wut auf der Straße

und wie eingeschleuste Pöbler Politiker im Parlament bedrängen.

Da konnte ich nicht fassen,

wo ich hier hineingeraten bin, und was hier los ist.

Für jemand, der Menschen in Luftnot hat sterben sehen,

ist es sehr schwer auszuhalten, zu sehen,

wenn die Existenz dieses Virus in Frage gestellt wird.

Und politisch versucht wird, daraus Kapital zu schlagen.

Weihnachtspause, jetzt auch im Bundestag.

Die Kämpfe eines anstrengenden Jahres

wird man mitnehmen ins nächste - dann ist Bundestagswahl.

Fragt man nach den Menschen 2020,

dann fallen einem da natürlich sofort die Virologen und Epidemiologen ein.

Nicht nur Christian Drosten,

der mit seiner Forschungsarbeit führende deutsche Corona-Experte.

Neben ihm traten noch eine ganze Reihe anderer Frauen und Männer

aus ihren Laboren und Universitäten heraus in die Öffentlichkeit,

konfrontiert mit der gewaltigen Herausforderung,

plötzlich mit einer ganzen Bevölkerung zu kommunizieren.

Wie gut das vielen von ihnen gelang, die sonst hauptsächlich

vor naturwissenschaftlichem Fachpublikum reden,

war eine Entdeckung dieser Pandemie.

Allerdings zeigten sich auch Risiken und Nebenwirkungen.

Es muss qualvoll sein,

wenn man eine eigene differenzierte Aussage plötzlich zusammengestaucht

in einer zu einfachen und damit falschen Schlagzeile wiederfindet.

Einer, der auch unversehens zum Gesicht dieser Pandemie wurde,

zum täglichen Überbringer schlechter Nachrichten

und komplizierter Zusammenhänge, ist der Chef

des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler.

Wie er dieses Jahr erlebt hat, darüber hat er ausführlich

mit unserer Korrespondentin Andrea Maurer gesprochen.

Das ist der Mann, den die Pandemie zur öffentlichen Person gemacht hat:

Lothar Wieler, Deutschlands oberster Seuchenschützer.

Wer ihn abseits der Kamera spricht, erlebt einen Mann,

den die hohen Infektionszahlen persönlich umtreiben.

Vor der Kamera ist der Behördenchef nüchterner.

Da lastet die Verantwortung für jedes Wort.

Wir wussten immer, dass es im Herbst wieder zu vermehrten Fällen kommt.

Aber dass es so viele Fälle sind, das haben wir natürlich gehofft,

dass dies nicht geschieht.

Es ist nicht alles rundgelaufen in den letzten Monaten.

Anfangs schätzt Wieler die Corona-Gefahr gering ein,

dann immer größer.

Anfangs sagt er, für die Wirksamkeit von Alltagsmasken

gäbe es keine Evidenz, dann plädiert er für Maskenpflicht.

Das Virus ist auch für ihn neu,

die Konsequenz jeder Empfehlung wiegt schwer.

Da gab es einen Satz - ich glaube, der hat drei Tage oder so

in einer Empfehlung gestanden, der wirklich missverständlich war.

Der Satz war so gemeint:

Zu der Zeit gab es nicht genug Schutzkleidung

für die Ärzte und auch für die Pathologen.

Und dann haben wir gesagt, bevor sich jemand ansteckt,

lieber keine Obduktion.

Das wurde sehr einseitig, ich würde sogar sagen z.T bösartig umgedeutet,

dass wir Obduktionen verboten hätten.

Wielers Behörde ist in der Pandemie mächtig,

menschennah ist sie nicht.

Nur ein Foto gibt die Pressestelle raus vom Corona-Lagezentrum.

Dass das RKI mehr liefern muss als Zahlen,

gibt der Chef zu.

Was wir besser hätten machen können,

das ist die Einordnung der Zahlen von vornherein mehr in den Kontext.

Wir waren zu zahlenfixiert.

Mit Zahlen können viele Menschen gar nicht so viel anfangen.

Man muss das ins Verhältnis setzen.

Wieler steckt im Korsett der Zuständigkeiten.

Der Gesundheitsminister ist sein Chef.

Wieler ist Beamter.

Dass er möglicherweise enttäuscht ist,

dass der Bund seinem Institut von dringend benötigten 68 IT-Stellen

bislang nur vier genehmigt hat, mitten in der Pandemie,

sagt er nur zwischen den Zeilen.

Natürlich hätten wir gerne diese Stellen gehabt.

Wir müssen uns eben anderweitig behelfen.

Wir kommen dadurch nicht so schnell voran,

wie wir das gerne möchten.

Der politische Druck auf das RKI wächst.

Auch ein neues Bundesgesundheitsamt steht zur Debatte,

das dem RKI übergeordnet wäre.

Ich beschäftige mich eigentlich nicht mit solchen Debatten.

Es wird nachher einen Untersuchungsausschuss geben.

Es wird das geben, was wir "lessons learnt" nennen.

Daraus müssen dann entsprechende Rückschlüsse gezogen werden.

Auch an anderer Stelle wächst der Druck.

Wieler ist Hassfigur der Corona-Leugner geworden.

Im Oktober fliegt ein Brandsatz gegen eine RKI-Außenstelle.

Ich kann nicht verstehen,

wie man so viel Aggressivität gegen eine Gesellschaft aufbietet,

die wirklich mit Inbrunst dieses Virus bekämpft.

Auch Lothar Wieler leidet unter der Isolation,

die die Krise mit sich bringt.

Auto, Büro, Auto – das sei sein Leben, sagt er.

In einer Pandemie,

die die politisch Handelnden und er, der Seuchenschutzchef,

bislang nicht unter Kontrolle bekommen haben.

Und jetzt noch mal Heinz mit Sport.

Zur Fußball-Bundesliga und dem 13. und letzten Spieltag dieses Jahres:

Da hat Freiburg 4:1 gegen Hertha BSC gewonnen.

Im zweiten Sonntagsspiel ging Wolfsburg gegen Stuttgart

als Sieger vom Platz, mit 1:0.

Arnd Peiffer hat das Biathlon-Massen- startrennen in Hochfilzen gewonnen.

Peiffer blieb bei den insgesamt vier Schießen fehlerfrei,

traf alle 20 Scheiben.

Kurz vor der Zielgeraden gelang Peiffer dann

das entscheidende Überholmanöver gegen den Schweden Martin Ponsiluoma

und er holte den ersten Saisonsieg für die deutschen Biathleten.

Dritter wurde der Norweger Tarjei Bo.

Das Weltcup-Skispringen in Engelberg hat der Gesamtweltcup-Führende

Halvor Egner Granerud aus Norwegen gewonnen.

Zweiter wurde Markus Eisenbichler,

der auch im Gesamtweltcup hinter Granerud liegt.

Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich hat beim letzten Weltcup-Wochenende

des Jahres die Konkurrenz gleich zweimal hinter sich gelassen.

Wie schon gestern gewann er mit seinem Anschieber Alexander Schüller

auch heute im Zweier auf der Strecke in Innsbruck-Igls.

Erfolgreiches Wochenende auch für Kombinierer Vinzenz Geiger.

Nach dem Springen von der Normalschanze

und dem folgenden 10-Kilometer-Lauf gewann Geiger, rechts,

im Zielsprint gegen den Norweger Riiber

die Nordische Kombination in Ramsau.

Und das bereits zum zweiten Mal binnen 24 Stunden.

Weihnachten ist nicht das einzige Ereignis,

das in der nächste Woche bereits feststeht.

Daneben gibt es noch andere Termine in unserem sonntäglichen Ausblick,

den Jana Becker für uns zusammengestellt hat.

Für Montag wird das Urteil im Prozess

um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle erwartet,

nach 25 Prozesstagen vor dem Oberlandesgericht in Sachsen-Anhalt.

Der 28-jährige Angeklagte hat in dem Prozess gestanden,

im Oktober letzten Jahres versucht zu haben, über 50 Menschen zu töten,

die den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur gefeiert hatten.

Als es ihm nicht gelang, schwerbe- waffnet in die Synagoge zu stürmen,

erschoss er zwei Menschen und verletzte weitere.

Ihm droht eine lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Schon am Mittwoch könnte Israel wieder vor Neuwahlen stehen.

Grund dafür: Die Regierungskoalition um Benjamin Netanjahu

und Benny Gantz streitet sich noch immer um den Haushaltsetat.

Sollte der Knesset, dem israelischen Parlament,

der Haushalt am Mittwoch nicht vorliegen,

würde das zu ihrer automatischen Auflösung führen

und zur vierten Parlamentswahl innerhalb von zwei Jahren.

Prall gefüllte Kirchen an Heiligabend wie in anderen Jahren

wird es an diesem Donnerstag nicht geben.

Auf Gottesdienste verzichten

wollen die meisten Gemeinden trotz Kritik bisher nicht.

Neben traditionellen Zusammenkünften unter Corona-Auflagen

planen manche Gemeinden

Gottesdienste im Freien oder auch im Livestream.

Und noch die Wetteraussichten für die nächsten Tage.

Morgen teils aufgelockert, teils stark bewölkt.

Ganz im Westen aufkommender Regen, der bis zum Abend die Mitte erreicht.

Auffrischender Südwind.

Die weiteren Aussichten: bis Mittwoch sehr mild und viel Regen,

Heiligabend von Norden her deutlich kälter

mit Schnee- und Graupelschauern.

Das war's von uns an diesem Sonntagabend,

weiter geht es in Baden-Baden, mit der Kür der Sportler des Jahres.

Auch das natürlich unter anderen Bedingungen als sonst.

Und um 0.15 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.

Bis morgen, auf Wiedersehen.

heute journal vom 20.12.2020 - Mutation - Angst und Einreisebeschränkungen heute journal vom 20.12.2020 - Mutation - Fear and entry restrictions heute journaal vom 20.12.2020 - Mutatie - Angst en toegangsbeperkingen журнал heute от 20.12.2020 - Мутация - страх и ограничения на въезд

Guten Abend.

Ab Mitternacht stoppt die Bundesregierung

alle Flugreisen aus Großbritannien.

Auch der Reiseverkehr mit Südafrika soll eingeschränkt werden.

Viren kennen zwar keine Grenzen, aber zumindest soll es so

erschwert werden, dass durch Reisen in den Weihnachtsferien

größere Mengen einer neuen Virusvariante eingeschleppt werden.

Auch hier würde natürlich helfen,

was eine Gruppe von über 300 europäischen Wissenschaftlern

in diesen Tagen nachdrücklich fordert:

ein abgestimmtes europäisches Vorgehen.

Eine gemeinsame Strategie, die darauf zielt,

mit einem systematischen Kraftakt

die Fallzahlen in ganz Europa massiv und nachhaltig zu senken.

Anstatt dass jede Nation für sich allein

von einem Lockdown in den nächsten taumelt - wie jetzt Großbritannien.

Laura Barnick berichtet.

Die britische Hauptstadt leergefegt.

Seit Mitternacht gilt wieder die vierte,

die höchste Corona-Warnstufe.

Ein harter Shutdown mit Ausgangssperren

für London und weite Teile Südostenglands,

vier Tage vor Weihnachten.

Grund für den Anstieg der Infektionszahlen:

eine Mutation des Coronavirus,

die viel ansteckender sein soll als die bisherige Form.

Die britische Regierung ist alarmiert.

Die neue Variante ist außer Kontrolle

und wir müssen das in den Griff bekommen.

Diese neuen Nachrichten sind der unglaublich schwierige Ausklang

eines furchtbaren Jahres.

Schwerwiegendere Schäden als die ursprüngliche Variante

richtet das veränderte Virus Behörden zufolge nicht an.

Doch die rasante Ausbreitung,

begünstigt durch die schnellere Ansteckung,

könnte das Gesundheitssystem erneut kollabieren lassen.

Europa reagiert mit Flugverboten und Grenzschließungen.

In Frankfurt landen die letzten Maschinen aus England.

Als wir hier angekommen sind, wurde uns im Flugzeug durchgesagt:

Wir warten auf die Regelungen, die uns durchgegeben werden

und dann wurden wir am Terminal von der Polizei empfangen.

Dann haben sie alle Leute ohne deutschen Pass dort behalten,

im Gebäude.

Die Leute müssen einen Test machen.

Deutsche Staatsbürger wie ich können durch.

Deutschland setzt ab Mitternacht den Flugverkehr mit Großbritannien aus.

Wenn die Vermutung zutrifft, die sich jetzt noch

weiter erweisen muss, aus ersten Erkenntnissen,

dass dieses mutierte Virus deutlich ansteckender ist -

bis zu 70 % heißt es ja.

Dann verbreitet es sich natürlich auch viel, viel schneller.

Deswegen wollen wir den Eintrag nach Deutschland,

nach Kontinentaleuropa auch best- und längstmöglich unterbinden.

Mutationen gehören zu den evo- lutionären Eigenschaften von Viren,

sind also ganz normal.

Es ist ihre Überlebensstrategie.

Ist der gerade auf den Markt gekommene Corona-Impfstoff

dennoch wirksam?

Von dem, wie diese Variante aussieht, sollte der Impfstoff,

der jetzt auf den Markt in die Zulassung kommt, weiterhin wirken.

Es gibt also keine Anzeichen, dass diese Veränderung dafür sorgt,

dass der Impfstoff unwirksam wird.

In den kommenden Tagen will die EU-Arzneimittelbehörde

ihre Beurteilung des BioNTech-Impfstoffes abgeben.

Danach wird die Zulassung für Deutschland erwartet.

Doch die Impfstrategie,

die eine klare Priorisierung bei der Verteilung des Impfstoffes

und die Unterteilung in Gruppen vorsieht, sorgt auch für Kritik.

Die erste Stufe, da gibt es keine Frage.

Aber sobald es in die nächsten Stufen hineingeht,

fragt man sich, ob man Rentner

oder diejenigen, die im Berufs- prozess stehen, vorziehen muss.

Generell sind für die Verteilung und Durchführung der Impfungen die

einzelnen Bundesländer zuständig - sobald die Zulassung erteilt ist,

werden die ersten Personengruppen informiert.

Der ganze Prozess wird langsam anlaufen,

aber irgendwann steigt der Anteil der Bevölkerung, der geimpft ist.

Und dann entsteht eine in mehrfacher Hinsicht komplizierte Situation:

Die einen fühlen sich sicher, die anderen noch nicht.

Ein Stück weit haben wir das natürlich jetzt schon

mit rund einer Million Genesenen,

die sich allen bisherigen Erkenntnissen nach

auch nicht mehr so leicht anstecken.

Aber da es dazu noch eine Reihe Fragezeichen gibt,

war die zeitweise aufgekommene Debatte über Immunitätsausweise

bald wieder versandet.

Mit den Impfausweisen dürfte sie zurückkehren.

Welche Fragen sich da z.B. stellen könnten, beschreibt Dorte Ferber.

Hier dürfen künftig nur Geimpfte an Bord.

Die australische Airline Qantas

will auf internationalen Flügen nur Covid-Immunisierte mitnehmen.

Vorteile für Geimpfte:

Kann, soll, wird es das auch in Deutschland geben?

Internationale Unternehmen können so etwas tun.

Das ist etwas, worüber wir letztlich keine Kontrolle haben.

Das ist eine individuelle Entscheidung, wie man damit umgeht.

Vermutlich werden wir, wenn allen die Impfung zur Verfügung steht,

hier tatsächlich eine gesell- schaftliche Debatte führen müssen.

Große Konzerte, viele Menschen -

vielleicht wäre das dann möglich, mit Impfausweis.

Ob Besuch im Club oder Essen im Restaurant,

vom Grundsatz her darf jeder Betreiber selbst entscheiden,

wen er einlässt, in Grenzen.

Wir haben grundsätzlich einen diskriminierungsfreien Zugang

zu gewährleisten.

Und d.h. eben auch, erst dann, wenn alle Menschen die Chance haben,

sich impfen zu lassen, können wir das ernsthaft diskutieren.

Dann müssen auch die Rechtsfragen datenschutzrechtlicher Art

geklärt werden.

Denn es ist umstritten, ob Gastwirte das Recht haben,

sich Ausweise überhaupt zeigen zu lassen.

Der Gesetzgeber müsste dann nachbessern.

Überhaupt, sind Vorteile für Geimpfte

nicht eine Art Impfpflicht durch die Hintertür?

Nein, sagen die Befürworter, der Staat lege ja nichts fest.

Ich halte es für absolut berechtigt,

dass es Vorrechte gibt für bereits Geimpfte,

weil wir dringend dafür sorgen müssen,

dass sich ca. 60 % der Menschen auch impfen lassen,

weil ansonsten der Impfstoff nicht zur Beendigung der Pandemie führt.

Sinnvoller Anreiz oder unzulässiger Druck?

Wenn die Zahl der Geimpften steigt,

dürfte die Debatte um deren Rechte Fahrt aufnehmen.

Die Politik ist da vorerst zurückhaltend.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen

haben sehr deutlich gesagt, dass sie keine Impfpflicht möchten.

Und deshalb kann es natürlich auch nicht möglich sein,

dass man sagt, man hat Privilegien oder Nachteile

verknüpft mit den Impfungen.

Wir müssen die Menschen überzeugen davon,

dass es Sinn macht, sich impfen zu lassen.

Die Impfung macht Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität.

Bis dahin wird sie für Diskussionen sorgen,

in einer Gesellschaft von Geimpften und Nicht-Geimpften.

Ich begrüße Thomas Mertens,

den Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission, guten Abend.

Die hat auch entsprechende Vorschläge erarbeitet.

Dass es eventuell schwierig wird, das Verhältnis von Geimpften

und Nicht-Geimpften, darüber sprechen wir später.

Landen bei Ihnen viele Forderungen von Gruppen,

die verlangen, dass sie bei den Impfungen vorne stehen?

Ja, ich kann es verstehen, aber es ist ein falsches Verständnis

von Solidarität.

Solidarität bedeutet, dass Einzelne zurücktreten,

dass diejenigen, die es brauchen,

diese Impfung bekommen.

Aber einige Gruppen sind jetzt zurückgestellt,

zum Beispiel auch Lehrer oder Polizisten im Bereitschaftsdienst.

Nehmen wir mal das Beispiel vom Polizisten im Bereitschaftsdienst.

Diese Leute sind ausgesucht auf der Basis,

dass sie jung, gesund und stark sind.

Es würde keinen großen Sinn machen, mit den ersten Impfungen

in solchen Gruppen zu beginnen, weil wir erreichen möchten,

dass die Menschen, die hoch gefährdet sind

für schwere Erkrankungen,

dass die geimpft sind.

Die Rate der Krankenhausaufnahmen würde sonst in die Höhe schnellen.

Also es geht um Pragmatismus.

Es geht um beides.

Die ethische Forderung, die Schwächsten zu schützen,

und der größte Nutzen

durch den Beginn der Impfkampagne fällt hier zusammen.

Das ist eine glückliche Situation.

In ein paar Wochen oder Monaten,

da gibt es dann einen Großteil von Geimpften,

dann wird sehr schnell eine Debatte losgehen,

dass man sich auch nicht mehr so in Acht nehmen muss.

Ja, davon ist auszugehen.

Ich hoffe sehr, dass wir bis dann solide Daten haben,

wie die Impfung vor einer Infektion schützt.

Die Impfung wirkt gut gegen die Erkrankung,

aber wir wissen noch nicht genau,

wie gut die Impfung auch vor der Infektion schützt.

Und damit vor der möglichen Weitergabe der Krankheit.

Davon wird es abhängig sein, wie sehr und wie schnell man

mit diesen Schutzmaßnahmen bei Geimpften zurückgehen kann.

Das hätte auch Einfluss darauf, wie Sie das Thema Impfprivilegien sehen?

Sie haben dazu schon einen Beitrag gegeben,

dem ich nichts hinzufügen kann.

Ich bin kein Spezialist in Fragen des Rechts.

Bei Gastronomie sind es, glaube ich, hauptsächlich private Verträge.

In diesen Fällen sehe ich kein Problem,

diese Restriktionen einzuführen.

Beim öffentlichen Nahverkehr ist das mit den Geimpften

und den Nicht-Geimpften bestimmt anders.

Damit müssten sich die Rechtsgelehrten beschäftigen.

Wir sind in der paradoxen Situation, dass die einen diesen Impfstoff

heiß begehren und die anderen ihn ablehnen.

Da gibt es immer wieder das Argument,

dass der Impfstoff noch nicht sicher genug ist.

Was sagen Sie dazu?

Er ist in der Tat genauso getestet wie die meisten anderen Impfstoffe,

die verwendet werden.

Natürlich ist es so, dass es sich

gerade bei den ersten beiden Impfstoffen,

die jetzt wahrscheinlich zur Zulassung kommen werden,

um sog. mRNA-Impfstoffe handelt,

die bei der Bekämpfung von Infektionen

bislang noch nicht zugelassen wurden.

Man muss sich aber auch die Frage stellen,

ob es sinnvoll und durchsetzbar gewesen wäre,

noch für zwei Jahre weiter Studien zu betreiben

und in dieser Zeit nicht zu impfen.

Wir brauchen dringend einen Impfstoff.

Er ist ausreichend getestet worden.

Wir können bis zu einer gewissen Grenze

auch schwere Nebenwirkungen aus den Zulassungsstudien ausschließen.

Etwa 1:1000, kann man zu 95-prozentiger Sicherheit sagen.

Was darüber hinausgeht, werden wir bei der Anwendung sehen.

Das ist bei jedem Impfstoff von jedem neuen Medikament so.

Weiter geht es mit dem Warten auf eine Entscheidung

bei den Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien.

Das EU-Parlament hatte für ein Abkommen

eine Frist bis heute am späten Abend gesetzt,

damit noch dieses Jahr darüber abgestimmt werden könnte.

Aber bislang wurde weder eine Einigung

noch ein Scheitern verkündet, auch wenn EU-Unterhändler Barnier

heute Nachmittag von einem ent- scheidenden Moment gesprochen hatte,

sondern es hieß jetzt am Abend, es werde morgen weiterverhandelt.

Zentraler Streitpunkt sind offenbar weiter die Fangrechte von EU-Fischern

in britischen Gewässern.

Aus der Unionsfraktion kommt laut Medienberichten

eine Initiative für eine Abgabe auf Pakete,

die Online-Händler an ihre Kunden verschicken.

Demnach soll mit den Einnahmen ein Innenstadtfonds unterstützt werden,

der dem stationären Einzelhandel zugutekommen soll.

Der Koalitionspartner SPD unterstützt den Vorschlag.

Kritik kommt von der FDP und dem Handelsverband Deutschland,

der u.a. darauf verweist, dass viele stationäre Händler

inzwischen zusätzlich online aktiv seien.

Die Frage, ob die Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen

ausgestattet werden soll, sorgt in der Koalition weiter für Streit.

CDU-Generalsekretär Ziemiak

hat SPD-Kanzlerkandidat Scholz scharf kritisiert.

Offensichtlich sei ausgerechnet mit Olaf Scholz

nun "außen- und sicherheitspolitische Unzuverlässigkeit

neuer Markenkern der SPD", sagte Ziemiak.

Scholz hatte Verständnis für seine Fraktion geäußert,

die weiteren Diskussionsbedarf angemeldet hatte.

Außenminister Maas sprach sich heute für eine Drohnenbewaffnung aus,

zum Schutz der Soldaten.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind bei einem Bombenanschlag

mindestens neun Menschen getötet worden.

Laut Innenministerium wurden weitere 20 Personen verletzt,

darunter auch ein Parlamentarier.

Eine Autobombe explodierte, als der Konvoi des Politikers

eine Kreuzung im Westen der Stadt passierte.

Präsident Ghani verurteilte den Anschlag -

solche Taten würden die Möglichkeit für Frieden gefährden.

Die Regierung verhandelt derzeit

mit den militant-islamistischen Taliban über Frieden in der Region.

Wenn in diesem Jahr die große Silvestersause ausfällt,

mag das für die einen bitter sein, viele andere jedoch sagen:

Nach Feiern ist mir nach dem Jahr eh nicht mehr zumute.

2020 kann man auch einfach nur still abhaken

und auf ein besseres neues Jahr hoffen.

2020, ganz klar, bleibt als das Jahr der Pandemie im Geschichtsbuch.

Und so prägt das Thema auch den politischen Jahresrückblick,

den Florian Neuhann für uns zusammengestellt hat.

Wenn es ein Sinnbild gibt für das politische Leben 2020,

dann vielleicht dieses: Ministerpräsident*innen,

die auf Bildschirme starren und mit Angela Merkel verhandeln.

Die Ministerpräsidentenkonferenz ohne Zweifel Gremium des Jahres -

eine Runde, die häufiger diskutiert als je zuvor

und deren neue Macht auch für Kritik sorgt.

Ich weiß weder wie oft noch wie lange,

auf jeden Fall waren es sehr, sehr viele Stunden.

Es ist nicht das Gremium, das alleine entscheiden kann,

aber ein ganz wichtiges, um auch zu entscheiden.

Denn wir sind diejenigen vor Ort.

Die Bürgermeister, die Ministerpräsident*innen

sind diejenigen, die die Maßnahmen vor Ort konkret umsetzen müssen.

Wer das in Thüringen tun darf,

ist übrigens der erste politische Aufreger des Jahres.

5\. Februar: FDP-Politiker Thomas Kemmerich wird kurze Zeit Ministerpräsident, gewählt auch dank Stimmen der AfD.

Das war ein politischer Fehltritt erster Güte.

Zu Recht haben sich viele Menschen empört.

Er hat direkt zurückgezogen, nachdem die Kanzlerin

aus Afrika intervenierte, also eine Fernintervention,

um eine demokratische Wahl rückgängig zu machen.

Ein peinliches Schauspiel in der Bundesrepublik Deutschland.

Über den Thüringer Tabubruch stürzt in Berlin eine Parteivorsitzende

und die CDU in eine Führungskrise, die bis heute anhält.

Auch, weil eine Jahrhundertkrise alles überschattet.

Liebe Mitbürger*innen, es ist ernst, nehmen Sie es auch ernst.

In der Folge lernt und prägt die Politik neue Begriffe:

vom R-Wert zum Shutdown,

von Öffnungsdiskussionsorgien bis zum Beherbergungsverbot.

Ein ständiges Ringen um Akzeptanz, Politik im Präventionsparadox.

Gerade weil die Maßnahmen in der ersten Welle greifen,

treten die schlimmsten Befürchtungen zunächst nicht ein.

Am meisten beeindruckt haben mich die leeren Straßen

im ersten Lockdown, die leeren Plätze,

dass die Menschen einfach zu Hause geblieben sind,

dass sie mitgemacht haben.

Das war, muss ich zugeben, leider,

dass ich die Bedeutung des Coronavirus

deutlich Wochen früher erkannt habe als die schläfrige Bundesregierung,

die nichts für die Prophylaxe und Prävention getan hat.

Derweil wird eine Minderheit von Maßnahmengegnern

lauter und radikaler.

Wie sehr, das erlebt Janosch Dahmen

an seinem ersten Tag als Abgeordneter.

Bis November hat er als Notarzt in Berlin

an vorderster Corona-Front gekämpft.

Als ein Platz frei wird,

rückt er für die Grünen in den Bundestag nach.

18\. November: Abstimmung über das Infektionsschutzgesetz. Dahmen erlebt die Wut auf der Straße

und wie eingeschleuste Pöbler Politiker im Parlament bedrängen. and how infiltrated mobsters harass politicians in parliament.

Da konnte ich nicht fassen,

wo ich hier hineingeraten bin, und was hier los ist.

Für jemand, der Menschen in Luftnot hat sterben sehen,

ist es sehr schwer auszuhalten, zu sehen,

wenn die Existenz dieses Virus in Frage gestellt wird.

Und politisch versucht wird, daraus Kapital zu schlagen.

Weihnachtspause, jetzt auch im Bundestag.

Die Kämpfe eines anstrengenden Jahres

wird man mitnehmen ins nächste - dann ist Bundestagswahl.

Fragt man nach den Menschen 2020,

dann fallen einem da natürlich sofort die Virologen und Epidemiologen ein.

Nicht nur Christian Drosten,

der mit seiner Forschungsarbeit führende deutsche Corona-Experte.

Neben ihm traten noch eine ganze Reihe anderer Frauen und Männer

aus ihren Laboren und Universitäten heraus in die Öffentlichkeit,

konfrontiert mit der gewaltigen Herausforderung,

plötzlich mit einer ganzen Bevölkerung zu kommunizieren.

Wie gut das vielen von ihnen gelang, die sonst hauptsächlich

vor naturwissenschaftlichem Fachpublikum reden,

war eine Entdeckung dieser Pandemie.

Allerdings zeigten sich auch Risiken und Nebenwirkungen.

Es muss qualvoll sein,

wenn man eine eigene differenzierte Aussage plötzlich zusammengestaucht

in einer zu einfachen und damit falschen Schlagzeile wiederfindet.

Einer, der auch unversehens zum Gesicht dieser Pandemie wurde,

zum täglichen Überbringer schlechter Nachrichten

und komplizierter Zusammenhänge, ist der Chef

des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler.

Wie er dieses Jahr erlebt hat, darüber hat er ausführlich

mit unserer Korrespondentin Andrea Maurer gesprochen.

Das ist der Mann, den die Pandemie zur öffentlichen Person gemacht hat:

Lothar Wieler, Deutschlands oberster Seuchenschützer.

Wer ihn abseits der Kamera spricht, erlebt einen Mann,

den die hohen Infektionszahlen persönlich umtreiben.

Vor der Kamera ist der Behördenchef nüchterner.

Da lastet die Verantwortung für jedes Wort.

Wir wussten immer, dass es im Herbst wieder zu vermehrten Fällen kommt.

Aber dass es so viele Fälle sind, das haben wir natürlich gehofft,

dass dies nicht geschieht.

Es ist nicht alles rundgelaufen in den letzten Monaten.

Anfangs schätzt Wieler die Corona-Gefahr gering ein,

dann immer größer.

Anfangs sagt er, für die Wirksamkeit von Alltagsmasken

gäbe es keine Evidenz, dann plädiert er für Maskenpflicht.

Das Virus ist auch für ihn neu,

die Konsequenz jeder Empfehlung wiegt schwer.

Da gab es einen Satz - ich glaube, der hat drei Tage oder so

in einer Empfehlung gestanden, der wirklich missverständlich war.

Der Satz war so gemeint:

Zu der Zeit gab es nicht genug Schutzkleidung

für die Ärzte und auch für die Pathologen.

Und dann haben wir gesagt, bevor sich jemand ansteckt,

lieber keine Obduktion.

Das wurde sehr einseitig, ich würde sogar sagen z.T bösartig umgedeutet,

dass wir Obduktionen verboten hätten.

Wielers Behörde ist in der Pandemie mächtig,

menschennah ist sie nicht.

Nur ein Foto gibt die Pressestelle raus vom Corona-Lagezentrum.

Dass das RKI mehr liefern muss als Zahlen,

gibt der Chef zu.

Was wir besser hätten machen können,

das ist die Einordnung der Zahlen von vornherein mehr in den Kontext.

Wir waren zu zahlenfixiert.

Mit Zahlen können viele Menschen gar nicht so viel anfangen.

Man muss das ins Verhältnis setzen.

Wieler steckt im Korsett der Zuständigkeiten.

Der Gesundheitsminister ist sein Chef.

Wieler ist Beamter.

Dass er möglicherweise enttäuscht ist,

dass der Bund seinem Institut von dringend benötigten 68 IT-Stellen

bislang nur vier genehmigt hat, mitten in der Pandemie,

sagt er nur zwischen den Zeilen.

Natürlich hätten wir gerne diese Stellen gehabt.

Wir müssen uns eben anderweitig behelfen.

Wir kommen dadurch nicht so schnell voran,

wie wir das gerne möchten.

Der politische Druck auf das RKI wächst.

Auch ein neues Bundesgesundheitsamt steht zur Debatte,

das dem RKI übergeordnet wäre.

Ich beschäftige mich eigentlich nicht mit solchen Debatten.

Es wird nachher einen Untersuchungsausschuss geben.

Es wird das geben, was wir "lessons learnt" nennen.

Daraus müssen dann entsprechende Rückschlüsse gezogen werden.

Auch an anderer Stelle wächst der Druck.

Wieler ist Hassfigur der Corona-Leugner geworden.

Im Oktober fliegt ein Brandsatz gegen eine RKI-Außenstelle.

Ich kann nicht verstehen,

wie man so viel Aggressivität gegen eine Gesellschaft aufbietet,

die wirklich mit Inbrunst dieses Virus bekämpft.

Auch Lothar Wieler leidet unter der Isolation,

die die Krise mit sich bringt.

Auto, Büro, Auto – das sei sein Leben, sagt er.

In einer Pandemie,

die die politisch Handelnden und er, der Seuchenschutzchef,

bislang nicht unter Kontrolle bekommen haben.

Und jetzt noch mal Heinz mit Sport.

Zur Fußball-Bundesliga und dem 13. und letzten Spieltag dieses Jahres:

Da hat Freiburg 4:1 gegen Hertha BSC gewonnen.

Im zweiten Sonntagsspiel ging Wolfsburg gegen Stuttgart

als Sieger vom Platz, mit 1:0.

Arnd Peiffer hat das Biathlon-Massen- startrennen in Hochfilzen gewonnen.

Peiffer blieb bei den insgesamt vier Schießen fehlerfrei,

traf alle 20 Scheiben.

Kurz vor der Zielgeraden gelang Peiffer dann

das entscheidende Überholmanöver gegen den Schweden Martin Ponsiluoma

und er holte den ersten Saisonsieg für die deutschen Biathleten.

Dritter wurde der Norweger Tarjei Bo.

Das Weltcup-Skispringen in Engelberg hat der Gesamtweltcup-Führende

Halvor Egner Granerud aus Norwegen gewonnen.

Zweiter wurde Markus Eisenbichler,

der auch im Gesamtweltcup hinter Granerud liegt.

Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich hat beim letzten Weltcup-Wochenende

des Jahres die Konkurrenz gleich zweimal hinter sich gelassen.

Wie schon gestern gewann er mit seinem Anschieber Alexander Schüller

auch heute im Zweier auf der Strecke in Innsbruck-Igls.

Erfolgreiches Wochenende auch für Kombinierer Vinzenz Geiger.

Nach dem Springen von der Normalschanze

und dem folgenden 10-Kilometer-Lauf gewann Geiger, rechts,

im Zielsprint gegen den Norweger Riiber

die Nordische Kombination in Ramsau.

Und das bereits zum zweiten Mal binnen 24 Stunden.

Weihnachten ist nicht das einzige Ereignis,

das in der nächste Woche bereits feststeht.

Daneben gibt es noch andere Termine in unserem sonntäglichen Ausblick,

den Jana Becker für uns zusammengestellt hat.

Für Montag wird das Urteil im Prozess

um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle erwartet,

nach 25 Prozesstagen vor dem Oberlandesgericht in Sachsen-Anhalt.

Der 28-jährige Angeklagte hat in dem Prozess gestanden,

im Oktober letzten Jahres versucht zu haben, über 50 Menschen zu töten,

die den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur gefeiert hatten.

Als es ihm nicht gelang, schwerbe- waffnet in die Synagoge zu stürmen,

erschoss er zwei Menschen und verletzte weitere.

Ihm droht eine lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Schon am Mittwoch könnte Israel wieder vor Neuwahlen stehen.

Grund dafür: Die Regierungskoalition um Benjamin Netanjahu

und Benny Gantz streitet sich noch immer um den Haushaltsetat.

Sollte der Knesset, dem israelischen Parlament,

der Haushalt am Mittwoch nicht vorliegen,

würde das zu ihrer automatischen Auflösung führen

und zur vierten Parlamentswahl innerhalb von zwei Jahren.

Prall gefüllte Kirchen an Heiligabend wie in anderen Jahren

wird es an diesem Donnerstag nicht geben.

Auf Gottesdienste verzichten

wollen die meisten Gemeinden trotz Kritik bisher nicht.

Neben traditionellen Zusammenkünften unter Corona-Auflagen

planen manche Gemeinden

Gottesdienste im Freien oder auch im Livestream.

Und noch die Wetteraussichten für die nächsten Tage.

Morgen teils aufgelockert, teils stark bewölkt.

Ganz im Westen aufkommender Regen, der bis zum Abend die Mitte erreicht.

Auffrischender Südwind.

Die weiteren Aussichten: bis Mittwoch sehr mild und viel Regen,

Heiligabend von Norden her deutlich kälter

mit Schnee- und Graupelschauern.

Das war's von uns an diesem Sonntagabend,

weiter geht es in Baden-Baden, mit der Kür der Sportler des Jahres.

Auch das natürlich unter anderen Bedingungen als sonst.

Und um 0.15 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.

Bis morgen, auf Wiedersehen.