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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 08.11.2020

heute journal vom 08.11.2020

Das ist ein neuer Sound aus Amerika.

Guten Abend.

Zum ersten Mal eine Vizepräsidentin, zum ersten Mal eine schwarze:

Kamala Harris weckt Hoffnungen und Stolz.

Und dann: Joe Biden, der "Consoler in Chief", der Chef-Tröster.

Einer, der selbst so viele Schicksalsschläge verkraften musste,

dass er zumindest weiß, wie das geht: verwundete Seelen heilen.

Er wird auch wissen:

Ob er sein Ziel erreicht, ist alles andere als sicher.

Joe Biden spricht zu den Amerikanern,

von denen ein enormer Teil nicht bereit ist, ihn zu hören.

Darunter: Donald Trump, der bislang nicht wirkt,

als habe er begriffen, was Sache ist.

Wir beginnen heute Abend mit Ines Trams aus Washington.

Sonntagmorgen vor dem Zaun ums Weiße Haus:

Erleichterung ist bei vielen spürbar.

Nach druckvollen vier Jahren

wacht Amerika auf zu einer neuen Normalität.

So wie er, der herausschreit:

Wir können wieder atmen!

Der Grund dafür ist sein Sieg:

Joe Biden will Präsident aller Amerikaner sein.

Einigkeit ist seine Botschaft.

Die zerrissene amerikanische Gesellschaft will er heilen.

Ich verspreche, ein Präsident zu sein,

der nicht spaltet, sondern vereint.

Der nicht demokratische und republikanische Staaten sieht,

sondern nur die Vereinigten Staaten.

Eine Siegesrede corona-bedingt als Drive-in.

Donald Trump erwähnt Biden mit keinem Wort.

Dennoch setzt er sich klar von ihm ab:

Die Seele Amerikas will er retten, Moral und Anstand zurückbringen.

Unsere Nation ist geprägt vom ewigen Kampf

zwischen dem Besten in uns und unseren dunkelsten Impulsen.

Was Präsidenten sagen, macht in diesem Kampf einen Unterschied.

Und wir müssen wieder unser Bestes hervorbringen.

Kamala Harris übernimmt als erste Frau die Vizepräsidentschaft,

als erste schwarze Frau.

Weiß trägt sie, die Farbe der Aktivistinnen,

die vor 100 Jahren das Wahlrecht für Frauen erkämpften.

Was für eine Auszeichnung für Joes Charakter, dass er den Mut hatte,

eine der größten Hürden einzureißen

und eine Frau als seine Vizepräsidentin auszuwählen.

Präsident Trump ist erneut zum Golfen gefahren.

Seine Niederlage eingestehen will er bislang nicht.

Morgen schon werden seine Anwälte

die Klagen gegen die Stimmauszählung vorantreiben.

Seine Fans folgen ihm treu.

In der Nacht demonstrieren sie gegen ein Wahlergebnis,

das in ihren Augen einfach nicht stimmt.

Ihnen reicht Biden die Hand.

Es ist Zeit, die harsche Rhetorik hinter uns zu lassen,

die Temperatur zu senken, einander wieder zu sehen, zuzuhören.

Um voranzukommen, müssen wir aufhören,

unsere Gegner als Feinde zu behandeln.

Im Kongress will Biden

wieder zu überparteilicher Zusammenarbeit finden.

Doch die Frage ist: Können sich die Republikaner emanzipieren von Trump?

Sie wissen: 70 Mio. Wähler stehen hinter ihm.

Er ist die mächtigste Stimme.

Enormen Einfluss wird er haben, wie die Partei weitermacht.

Er wird nicht verschwinden.

Er ist der 900-Pfund-Gorilla in der Republikanischen Partei.

Land und Politik will Joe Biden einen.

Während sein Vorgänger nicht vom Amt lassen will.

Im Vergleich zu den anstehenden Aufgaben

scheint der Weg ins Weiße Haus eine leichte Übung gewesen zu sein.

Phil Murphy ist der Gouverneur von New Jersey,

also etwa vergleichbar mit einem Ministerpräsidenten bei uns.

Er ist Demokrat

und er war US-Botschafter in Deutschland unter Präsident Obama.

Gouverneur, guten Abend und vielen Dank, dass Sie bei uns sind.

Vielen Dank, es freut mich, bei Ihnen zu sein.

Haben Sie denn dem künftigen Präsidenten schon gratuliert?

Nicht direkt, aber mit vielen Mitgliedern seines Teams

hatte ich schon Kontakt, und wir freuen uns natürlich,

dass Joe und Kamala Harris zum 46. Präsidenten gewählt wurden.

Jetzt haben Sie sicherlich heute Nacht seine Siegesrede gesehen.

Nun wird es allerdings mit Reden nicht getan sein.

70 Mio. Amerikaner haben für Donald Trump gestimmt.

Was muss denn jetzt passieren,

um die zurück in ein gemeinsames, amerikanisches Boot zu holen?

Die Botschaft von Joe Biden ist sicherlich,

dass er der richtige Mann im richtigen Moment

in der Geschichte unseres Landes

und auch in der Geschichte der Welt ist.

Wir haben sehr viele Heraus- forderungen, vor denen wir stehen.

Aber die haben doch alle eine gemeinsame Lösungsmöglichkeit,

nämlich gemeinsam voranzuschreiten.

Joe Biden macht das nun schon seit 50 Jahren in öffentlichen Ämtern,

ein stolzer Demokrat, prinzipientreu.

In seiner gesamten Laufbahn, sowohl in der Außenpolitik

als auch in der Innenpolitik, hat er immer die Fähigkeit gezeigt,

zu heilen, gemeinsame Standpunkte zu finden.

Er hat das in seinem Privatleben getan

und wird es auch in seinem öffentlichen Amt tun.

Es wird nicht einfacher,

aber wir könnten jetzt keinen besseren Präsidenten haben.

Aber jetzt ist es ja so,

dass wir auf der anderen Seite einen amtierenden Präsidenten haben,

der seine Unterstützer einschwört und sagt:

Das war Wahlbetrug, das war eine manipulierte Wahl.

Ihr Vorgänger im Amt des Gouverneurs von New Jersey ist Chris Christie,

heute einer der engsten Vertrauten von Präsident Trump.

Was erzählt der Ihnen denn, was machen die Republikaner jetzt?

Wann ist es Zeit für die Republikaner, einzuschreiten

und ihrem Präsidenten zu sagen, dass seine Zeit ablaufen wird?

Die Zeit ist jetzt gekommen.

Ich hoffe und bete, dass Präsident Trump jetzt das Richtige tut.

Das wäre wirklich hilfreich für den Übergang,

auch hilfreich für die Demokratie und sein eigenes Vermächtnis.

Man hört jetzt auch schon die ersten Republikaner,

die das öffentlich sagen.

Ich wünsche mir, dass das nun mehr machen, und zwar jetzt.

Je glatter dieser Übergang läuft,

umso schneller und besser können wir diese Pandemie angehen,

die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie,

können wir unsere Beziehungen mit den Verbündeten wieder stärken,

auch mit Deutschland.

Das muss jetzt beginnen.

Präsident Trump muss da das Richtige tun.

Seine Partei gibt ihm schon die entsprechenden Ratschläge

und das ist nun sehr wichtig.

Sie haben die Beziehungen zu den Verbündeten angesprochen.

Schauen wir noch einen Moment auf das Verhältnis Deutschland/USA.

Sie waren lange Jahre Botschafter in Berlin.

Ich nehme an, die Erleichterungs- seufzer aus der deutschen Politik,

die waren auch bis nach New Jersey zu hören.

Nur automatisch einfacher wird es

auch mit einem künftigen Präsidenten Biden nicht unbedingt werden.

Sie waren Botschafter, als es die Abhöraffäre gab,

als aus der US-Botschaft

u.a. das Handy der Bundeskanzlerin ausspioniert wurde.

Welche Forderungen wird denn Joe Biden

an Deutschland konkret haben?

Das wird ein Quantensprung werden

in der Vertiefung der transatlantischen Beziehungen,

v.a. der Beziehungen zwischen den USA und Deutschland.

Ich habe für Joe Biden gearbeitet, als ich Botschafter war.

Ich war zusammen mit ihm und Kanzlerin Merkel im Raum

und auch anderen führenden Politikern in Europa.

Sie haben Recht, das wird nicht automatisch besser werden.

Der Schaden, der angerichtet wurde, ist groß, und wir haben dazu noch

die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen

und auch die Verbreitung von Kernwaffen-Hotspots

auf der ganzen Welt.

Es wird sicherlich keine einfache Aufgabe,

die sich auch nicht über Nacht lösen lässt.

In den letzten 24 Stunden habe ich viele Rückmeldungen

von Freunden aus Deutschland bekommen.

Und es ist eindeutig, dass in dieser Situation

Joe Biden genau der richtige Mann ist, den wir brauchen,

mit umfassender außenpolitische Erfahrung,

umfassender Kenntnis der europäischen Akteure,

der EU und der einzelnen Länder.

Natürlich kennt er auch Deutschland und die deutsche Kanzlerin

und die verschiedenen politischen Akteure sehr gut.

Er versteht die Geschichte

und die einzigartige Beziehung zwischen den Ländern.

Ganz klar, es wurde ein großer Schaden angerichtet,

Institutionen wurden beschädigt,

aber die sind stark und widerstandsfähig.

Mit dem richtigen Präsidenten, und Joe Biden ist der richtige,

werden wir die transatlantischen Beziehungen

wieder auf die Beine stellen.

Sagt Phil Murphy, Grüße nach New Jersey,

den Staat von Bon Jovi und Bruce Springsteen.

Gouverneur, herzlichen Dank für das Gespräch.

Vielen Dank auch Ihnen.

Das Gespräch haben wir aus Termingründen aufgezeichnet.

Donald Trump ist nie in Berlin gewesen auf Staatsbesuch.

Joe Biden hat dort lächelnd

den Spitzen der deutschen Politik die Aufwartung gemacht.

Nach seinem Wahlsieg bekam Donald Trump von Angela Merkel

das Angebot, zusammenzuarbeiten, verbunden mit der Ermahnung,

die Würde des Menschen sei ein gemeinsamer Wert.

Joe Biden wünscht die Kanzlerin von Herzen Glück und Erfolg.

Mehr muss man nicht wissen zur Ausgangslage.

Gucken wir nach vorn.

Was ein Präsident Biden für Berlin bedeuten wird, zeigt Thomas Reichart.

Berlin hatte es eilig, Biden zu gratulieren.

Aber wird jetzt alles wieder gut?

Das Amerika, das er führen soll,

ist gespalten, mit sich selbst beschäftigt.

Biden stellt nicht wie Trump die NATO in Frage,

aber er fordert, dass Deutschland selbst mehr Verantwortung übernimmt.

Die letzten vier Jahre,

das war ja keine aktive, europäische Außenpolitik,

sondern das war ein "So-dahin-Gehen"

und hoffen, es wird schon irgendwann besser werden.

Und klar ist,

Europa muss endlich geschlossen mit einer Stimme sprechen.

Aber ist Europa, ist Deutschland dazu überhaupt in der Lage?

Oder geht das Land am Ende doch davon aus,

dass die alte Rollenverteilung der Nachkriegszeit weiter gilt?

Amerika kümmert sich um Europas Sicherheit,

wir uns um Europas Wohlstand.

Deutschland hat versucht, die Trump-Jahre irgendwie zu überwintern

und stellt nun fest, es gibt kein Zurück in die Vor-Trump-Ära.

Was NATO und die Verteidigungsausgaben

und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands anbelangt,

wird eine Administration Biden von uns mehr verlangen.

Und zu Recht, der Kalte Krieg ist seit 30 Jahren vorbei.

Deutschland und Europa müssen mehr für die eigene Sicherheit

und die der Nachbarschaft beitragen.

Die Verteidigungsministerin verlangt deshalb schon in der Wahlnacht

höhere Verteidigungsausgaben.

Wie alle NATO-Staaten hat auch Deutschland versprochen,

2 % seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben,

ist davon aber weit entfernt.

Das hat Biden schon als Vizepräsident kritisiert.

Es geht hier nicht darum, einem US-Präsidenten einen Gefallen zu tun

Es geht v.a. darum,

dass wir etwas in unsere eigene Sicherheit investieren.

Die NATO ist der Garant unserer Sicherheit

und deswegen geht es um unsere ureigenen Interessen.

Im Parlament aber gibt es dafür weit und breit keine Mehrheit.

Was vorherrscht, ist die alte Sicht,

dass Deutschland sich lieber um die Diplomatie kümmert

und andere die militärische Hauptlast tragen.

Wir müssen zurückkehren zu den Zeiten, wo die NATO

auf der einen Seite militärische Rückversicherung gewesen ist,

aber auf der anderen Seite, insbesondere im Feld der Diplomatie,

alle Möglichkeiten geschaffen hat,

um in europäischen Umfeld auch Sicherheit durch Diplomatie

und durch viele andere Fragen herzustellen.

Unter Biden wird der Ton ein anderer,

aber ein Teil des Streits wird bleiben.

Die Zäsur, für die Trump steht, überdauert die Wahlen.

Der Einschnitt ist deshalb tief,

weil eine bestimmte Überzeugung der Zuverlässigkeit

hinsichtlich der USA nicht mehr stimmt.

Du weißt nicht, was passiert in vier Jahren bei der nächsten Wahl.

Trump ist geschlagen, der Trumpismus aber wird bleiben -

als Hypothek für den neuen Präsidenten

und auch für Deutschland.

Nach dem früheren US-Botschafter in Deutschland

jetzt Wolfgang Ischinger,

Chef der Münchner Sicherheitskonferenz,

er war Botschafter Deutschlands in den USA.

Eine Art Gipfeltreffen der deutsch- amerikanischen Diplomatie heute hier.

"Trumpismus wird bleiben" -

Biden wird beschäftigt sein mit dem eigenen Land.

Sie fordern ein Angebot Europas an den neuen Präsidenten.

Wie soll das aussehen, zumal Europa selbst nicht einig ist?

Das Beste, was wir tun können als Europäer,

um die transatlantischen Beziehungen gesunden zu lassen,

ist, dass wir unserem amerikanischen Partner geschlossen gegenübertreten.

Es gibt kein Zurück zu den guten alten Zeiten.

Was meinen Sie ganz konkret?

Mehr Verteidigungsausgaben?

Es geht nicht nur um militärische Fragen.

Aber es geht zunächst darum, dass wir Europäer

in Washington mit einer Stimme auftreten.

Und sagen: wollen wir ein Handelsabkommen.

Was ist mit der Klimapolitik?

Was ist mit der Iranpolitik?

Wir müssen sicherstellen,

dass es nicht in vier Jahren zu einem Rückschlag kommt.

Die können wir nachhaltig dieses Verhältnis stärken?

Kann man sagen: Joe Biden wird Deutschland viel Geld kosten?

Joe Biden wird erwarten, dass wir Führungsmacht entwickeln.

Damit Europa außenpolitisch handlungsfähig ist.

Wir sind kein handlungsfähiger Partner für die USA.

Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.

Die Kontakte zum engsten Zirkel von Trump waren fast nicht existent.

Wie sieht es jetzt aus?

Fast alle Leute, die sich in Berlin mit Außenpolitik befassen,

kennen fast alle der engen Mitarbeiter von Joe Biden.

Wir kennen diese Personen.

Vor einem Jahr war die engste Beraterin von Joe Biden

mit ihrer Familie in Berlin.

Da gibt es sehr gute, sehr solide Beziehung.

Daran fehlt es nicht.

Und da schauen wir auf die Corona-Situation:

Wenn und falls in Deutschland

ein Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wird,

werden wohl zunächst Pflegekräfte,

Ärzte und Menschen aus Risikogruppen geimpft.

Davon zeigt sich Bundeskanzlerin Merkel überzeugt

in einer Videobotschaft.

Die Verteilungsfrage werde mit Experten

aus verschiedenen Bereichen diskutiert.

Wenn mehr als 60 % der Bevölkerung immun seien,

durch Impfung oder durchgemachte Krankheit,

sei das Virus "mehr oder weniger besiegt", so Merkel.

Werfen wir noch einen Blick

auf die weiter hohe Zahl der Neuinfektionen:

Die ist zwar leicht gesunken,

doch am Wochenende übermitteln nicht alle Gesundheitsämter

Daten an das Robert Koch-Institut.

Das registrierte binnen 24 Stunden 16.017 neue Fälle.

Am Vortag waren es fast 24.000.

Im Schnitt der vergangenen sieben Tage stecken sich täglich

19.470 Menschen mit dem Virus an, so viele wie am Vortag.

In Belarus war es ein weiterer Sonntag mit Protesten:

Tausende Kritiker von Präsident Lukaschenko waren nicht nur

in der Hauptstadt Minsk auf den Straßen,

trotz massiver Einschüchterungsversuche.

So zählten Menschenrechtler hunderte Festnahmen.

In der ganzen Stadt waren Sicherheitskräfte mit Sturmhauben

unterwegs und trieben die Menschenmenge auseinander.

Seit drei Monaten fordern Demonstranten

den Rücktritt des Präsidenten, dem sie Wahlbetrug vorwerfen.

Der Tag danach in Leipzig - und viele Fragen.

Das Grundrecht, demonstrieren zu dürfen, ist ein hohes Gut.

Gestern haben Tausende demonstriert gegen die Anti-Corona-Regeln

und sich dabei praktisch kollektiv über ebendiese Regeln hinweggesetzt.

An den Protesten beteiligt waren auch Neonazis und Hooligans.

Es gab Gewalt gegen die Polizei und gegen die Presse.

Jetzt gibt es einiges aufzuklären in Sachsen

nach einer Nacht der verstörenden Bilder.

Anja Charlet berichtet.

Es sind diese Bilder aus Leipzig von der "Querdenken"-Demo,

die für Unverständnis und Entsetzen sorgen.

Mitten in der sich verschärfenden Corona-Pandemie dürfen sich

laut einer Gerichtsentscheidung auf dem Augustusplatz

dichtgedrängt 20.000 stundenlang versammeln.

Dass die meisten weder Abstand halten noch Maske tragen,

war vorher klar.

Als die Stadt die Kundgebung

wegen Verstoßes gegen die Corona-Auflagen auflöst,

ziehen Tausende trotz Verbots weiter durch die Straßen.

Die Polizei lässt sie gewähren.

Im Anschluss kommt es zu Übergriffen auf Journalisten und Polizeibeamte.

Bundesjustizministerin Lambrecht

fordert eine gründliche Aufklärung von den Verantwortlichen in Sachsen.

Ministerpräsident Kretschmer erwägt jetzt

eine Verschärfung der Corona-Verordnung.

Denn das, was da passiert ist, ist in höchstem Maße eine Gefährdung

nicht nur derjenigen, die dort waren, sondern von uns allen.

Natürlich wird es für jeden Teilnehmer

einer solchen Demonstration, wenn er sich mit Corona infiziert hat,

auch ein Krankenhausbett geben.

Aber diese Plätze werden fehlen für Menschen, die unschuldig sind.

Damit meint er alle, die eine solche Situation nicht suchen.

Der Innen- und Rechtsausschuss des Landtages

wird die Ereignisse aufarbeiten, so Innenminister Wöller,

der die Polizei in Schutz nimmt.

Eine friedliche Demo mit Gewalt aufzulösen,

sei keine Option gewesen.

Die größte Corona-Party

habe das Oberverwaltungsgericht Bautzen da genehmigt.

Was auch noch zur Bilanz gehört: 40 Angriffe auf Journalisten.

Die Stimmung wird immer aggressiver.

Ihr seid die feigsten Säue, ihr habt keine Haltung.

Unsere Kolleg*innen gehen inzwischen nur noch mit Security raus.

Und das ist auch notwendig.

Wir haben es gesehen: Sie sind geschubst und geschlagen worden.

Diese Art und Weise,

mit Journalisten umzugehen und sie anzugreifen, dient dazu,

sie einzuschüchtern, von ihrer Arbeit abzuhalten.

Und die freie Berichterstattung

ist ein wichtiger Grundpfeiler unsere Demokratie.

Wie der Rechtsstaat seine eigenen Regeln durchsetzen kann,

auch darum dürfte es bei der Aufarbeitung der Ereignisse gehen.

Japan hat nun auch offiziell einen neuen Thronfolger:

Der jüngere Bruder von Kaiser Naruhito wurde offiziell

als erster Nachfolger auf den Chrysanthemen-Thron vereidigt,

in einer traditionellen Zeremonie.

Sie bildete den Abschluss für eine ganze Reihe von Ritualen,

die vor anderthalb Jahren begonnen hatten.

Kaiser Naruhito hat zwar eine Tochter, doch Frauen

sind auf dem japanischen Thron nicht zugelassen.

Schauen wir auf den Sport,

da zuerst auf die zwei Sonntagsspiele in der Fußball-Bundesliga:

Leverkusen hat zuhause gegen Mönchengladbach gewonnen: 4:3.

Und auch Wolfsburg feiert einen Heimsieg,

nach einem 2:1 gegen Hoffenheim.

Für Deutschlands besten Tennis- spieler gab es heute einen Dämpfer:

Nach zwei ATP-Titeln in Folge hatte Alexander Zverev nun das Nachsehen

beim Hallen-Masters von Paris.

Im Finale gegen den Russen Daniil Medwedew -

und damit jetzt gegen die Nummer 4 der Weltrangliste -

verlor Zverev in drei Sätzen mit 7:5, 4:6 und 1:6.

Nächste Chance auf einen großen Titel hat Zverev dann bei den ATP Finals

in London, die am kommenden Sonntag starten.

Da kommt der allererste Passagierflieger,

mitten in einem Berliner Wolkenbruch.

Flughafen Tegel, 1960: Premiere mit Propeller aus Paris.

Heute gute Sicht und nur leichte Verspätung für Air France 1235,

der letzte Jet dort nach 60 Jahren ziviler Luftfahrt.

Auf dem Otto-Lilienthal-Flughafen Berlin-Tegel

sind heute Abend die Lichter ausgegangen.

Gemischte Gefühle: Berlin verliert einen kompakten City-Airport,

der allerdings gnadenlos verschlissen war und hoffnungslos überfüllt.

Berlin gewinnt Platz für neue Projekte.

Stefan Merseburger

Das war's: Erst geht die Nase hoch,

dann nimmt die Air France Kurs auf Paris

und besiegelt das Aus von Tegel - Ende einer Legende.

Angestellte, Ehemalige und Berliner sind gekommen, in Scharen.

Denn dies ist kein gewöhnlicher Flughafen, Tegel weckt Gefühle.

Für mich war der Flughafen Tegel das Tor zur Welt.

Das war ein Stück Zuhause und man ist gerne gekommen.

Mir wird es fehlen, ich bin in der Tat ein bisschen wehmütig.

Der war so knuffig, kurze Wege, das war schon ein toller Flughafen.

Die erste Landebahn wurde 1948 gebaut,

während der sowjetischen Blockade.

Auch Tegel, damals im französischen Sektor der Stadt,

sicherte während der Luftbrücke das Überleben Westberlins.

1960 landete hier die erste zivile Maschine,

eine Caravelle von Air France aus Paris.

Der Flughafen hatte noch Dorfcharakter.

1974 schließlich eröffnete in Tegel

das bahnbrechende Sechseck des Architekten Meinhard von Gerkan.

Mit dem Auto oder Taxi direkt ans Gate,

Tegel war der Flughafen der kurzen Wege.

Ganz viele haben das auch ausgenutzt.

Es gibt keinen anderen Flughafen auf der Welt,

wo die Menschen absichtlich auf den letzten Drücker gekommen sind,

weil sie wussten, dass es klappt.

Evelyn und Julia Csabai sind Schwestern, 25 Jahre lang

haben sie in Tegel, den sie liebevoll "Tegelchen" nennen,

Fluggastbefragungen gemacht.

Sie haben auch die schweren Zeiten erlebt.

Das Platzen aus allen Nähten, die heillose Überforderung,

genervte Passagiere, das Gepäckchaos.

Trotz all der Pannen,

TXL hat geliefert, irgendwie hat's hingehauen.

Das sei das große Verdienst der Mitarbeiter, so die Schwestern,

die es ein letztes Mal auf die Besucher-Terrasse zieht.

Der Abschied wird noch lange nachhallen.

Ja, der tut weh, klar.

Sie wollen sehen, wie der Kreis sich schließt,

wie Geschichte geschrieben wird.

Die deutsche und die französische Flagge als Zeichen der Verbundenheit

auch in schweren Zeiten.

Der Airbus bekommt eine Ehrendusche,

die Sonne scheint, ein kleiner Regenbogen.

"Tegel forever" heißt die Botschaft aus dem Tower an die Crew.

Zeit, Lebwohl zu sagen - adieu Tegel.

Was für eine Woche. Gucken wir auf die nächste:

Der heute-journal-Ausblick von Jörg Bill.

Die Ausbildung von Imamen in islamischen Gemeinden

wird eines der zentralen Themen bei der Deutschen Islamkonferenz

am kommenden Dienstag sein.

Konkret will Bundesinnenminister Seehofer

mit Vertretern islamischer Verbände die Frage diskutieren,

wie Imame unabhängiger von auslän- dischen Einflüssen agieren können.

Was ist der Gesellschaft die Pflege in Zukunft wert?

Welche Lehren können aus der Corona-Krise gezogen werden

und wie ist der Pflegebereich für die Zukunft aufgestellt?

Viel Gesprächsbedarf für Bundesgesundheitsminister Spahn

ab Mittwoch auf dem siebten Deutschen Pflegetag.

Sie werden am Mittwoch im Mittelpunkt stehen,

denn dann wird der Sachverständigen- rat der Wirtschaft

sein Jahresgutachten der Bundesregierung übergeben.

Mit Spannung dürfte erwartet werden,

wie die Experten die wirtschaftliche Lage

vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie betrachten.

Kommenden Freitag werden sich die islamistischen Terroranschläge

von Paris zum fünften Mal jähren.

130 Menschen starben am 13. November 2015

im Konzertsaal Bataclan und an anderen Anschlagsorten.

Das Gedenken vor dem Hintergrund aktueller Attentate

wichtiger denn je.

Einen Ausblick haben wir noch: Hier ist das Wetter.

Die neue Woche startet in vielen Regionen mit Nebel und Hochnebel,

die sich oft recht lange halten, örtlich fällt auch etwas Sprühregen.

Nachmittags zeigt sich hier und da die Sonne.

Auch die folgenden Tage bleiben meist neblig-trüb.

Zeitweise fällt etwas Regen, es ist aber recht mild.

Kurz zurück zum Anfang:

Mehr noch als bei Siegesfeiern zeigt sich die Stärke der Demokratie

und die Charakterstärke ihrer Repräsentanten

im Eingestehen einer Niederlage.

Hier ist das, was John McCain,

unterlegen damals im Kampf ums Weiße Haus gegen Barack Obama,

seinen zornigen und enttäuschten Anhängern zu sagen hatte:

Die Rede eines Verlierers, ein Gewinn für sein Land.

Man könnte sich daran ein Beispiel nehmen.

Wir bedanken uns für ihr Interesse, gerne bis morgen.

Schönen Abend.


heute journal vom 08.11.2020 heute journal from 08.11.2020

Das ist ein neuer Sound aus Amerika.

Guten Abend.

Zum ersten Mal eine Vizepräsidentin, zum ersten Mal eine schwarze:

Kamala Harris weckt Hoffnungen und Stolz.

Und dann: Joe Biden, der "Consoler in Chief", der Chef-Tröster.

Einer, der selbst so viele Schicksalsschläge verkraften musste, Someone who had to deal with so many strokes of fate himself

dass er zumindest weiß, wie das geht: verwundete Seelen heilen.

Er wird auch wissen:

Ob er sein Ziel erreicht, ist alles andere als sicher. It is far from certain whether he will achieve his goal.

Joe Biden spricht zu den Amerikanern,

von denen ein enormer Teil nicht bereit ist, ihn zu hören.

Darunter: Donald Trump, der bislang nicht wirkt,

als habe er begriffen, was Sache ist.

Wir beginnen heute Abend mit Ines Trams aus Washington.

Sonntagmorgen vor dem Zaun ums Weiße Haus:

Erleichterung ist bei vielen spürbar.

Nach druckvollen vier Jahren

wacht Amerika auf zu einer neuen Normalität.

So wie er, der herausschreit:

Wir können wieder atmen!

Der Grund dafür ist sein Sieg:

Joe Biden will Präsident aller Amerikaner sein.

Einigkeit ist seine Botschaft.

Die zerrissene amerikanische Gesellschaft will er heilen.

Ich verspreche, ein Präsident zu sein,

der nicht spaltet, sondern vereint.

Der nicht demokratische und republikanische Staaten sieht,

sondern nur die Vereinigten Staaten.

Eine Siegesrede corona-bedingt als Drive-in.

Donald Trump erwähnt Biden mit keinem Wort.

Dennoch setzt er sich klar von ihm ab: Nevertheless, he clearly sets himself apart from him:

Die Seele Amerikas will er retten, Moral und Anstand zurückbringen.

Unsere Nation ist geprägt vom ewigen Kampf

zwischen dem Besten in uns und unseren dunkelsten Impulsen.

Was Präsidenten sagen, macht in diesem Kampf einen Unterschied.

Und wir müssen wieder unser Bestes hervorbringen.

Kamala Harris übernimmt als erste Frau die Vizepräsidentschaft,

als erste schwarze Frau.

Weiß trägt sie, die Farbe der Aktivistinnen,

die vor 100 Jahren das Wahlrecht für Frauen erkämpften.

Was für eine Auszeichnung für Joes Charakter, dass er den Mut hatte,

eine der größten Hürden einzureißen

und eine Frau als seine Vizepräsidentin auszuwählen.

Präsident Trump ist erneut zum Golfen gefahren.

Seine Niederlage eingestehen will er bislang nicht.

Morgen schon werden seine Anwälte

die Klagen gegen die Stimmauszählung vorantreiben.

Seine Fans folgen ihm treu.

In der Nacht demonstrieren sie gegen ein Wahlergebnis,

das in ihren Augen einfach nicht stimmt.

Ihnen reicht Biden die Hand. Biden offers them his hand.

Es ist Zeit, die harsche Rhetorik hinter uns zu lassen,

die Temperatur zu senken, einander wieder zu sehen, zuzuhören.

Um voranzukommen, müssen wir aufhören,

unsere Gegner als Feinde zu behandeln.

Im Kongress will Biden

wieder zu überparteilicher Zusammenarbeit finden. find again to non-partisan cooperation.

Doch die Frage ist: Können sich die Republikaner emanzipieren von Trump?

Sie wissen: 70 Mio. Wähler stehen hinter ihm.

Er ist die mächtigste Stimme.

Enormen Einfluss wird er haben, wie die Partei weitermacht.

Er wird nicht verschwinden.

Er ist der 900-Pfund-Gorilla in der Republikanischen Partei.

Land und Politik will Joe Biden einen.

Während sein Vorgänger nicht vom Amt lassen will.

Im Vergleich zu den anstehenden Aufgaben

scheint der Weg ins Weiße Haus eine leichte Übung gewesen zu sein. getting into the White House seems to have been an easy exercise.

Phil Murphy ist der Gouverneur von New Jersey,

also etwa vergleichbar mit einem Ministerpräsidenten bei uns.

Er ist Demokrat

und er war US-Botschafter in Deutschland unter Präsident Obama.

Gouverneur, guten Abend und vielen Dank, dass Sie bei uns sind.

Vielen Dank, es freut mich, bei Ihnen zu sein.

Haben Sie denn dem künftigen Präsidenten schon gratuliert?

Nicht direkt, aber mit vielen Mitgliedern seines Teams

hatte ich schon Kontakt, und wir freuen uns natürlich,

dass Joe und Kamala Harris zum 46. Präsidenten gewählt wurden.

Jetzt haben Sie sicherlich heute Nacht seine Siegesrede gesehen.

Nun wird es allerdings mit Reden nicht getan sein. Now speaking will not be enough.

70 Mio. Amerikaner haben für Donald Trump gestimmt.

Was muss denn jetzt passieren,

um die zurück in ein gemeinsames, amerikanisches Boot zu holen?

Die Botschaft von Joe Biden ist sicherlich,

dass er der richtige Mann im richtigen Moment

in der Geschichte unseres Landes

und auch in der Geschichte der Welt ist.

Wir haben sehr viele Heraus- forderungen, vor denen wir stehen. We have a great many challenges that we face.

Aber die haben doch alle eine gemeinsame Lösungsmöglichkeit,

nämlich gemeinsam voranzuschreiten.

Joe Biden macht das nun schon seit 50 Jahren in öffentlichen Ämtern,

ein stolzer Demokrat, prinzipientreu.

In seiner gesamten Laufbahn, sowohl in der Außenpolitik

als auch in der Innenpolitik, hat er immer die Fähigkeit gezeigt,

zu heilen, gemeinsame Standpunkte zu finden.

Er hat das in seinem Privatleben getan

und wird es auch in seinem öffentlichen Amt tun.

Es wird nicht einfacher,

aber wir könnten jetzt keinen besseren Präsidenten haben.

Aber jetzt ist es ja so,

dass wir auf der anderen Seite einen amtierenden Präsidenten haben,

der seine Unterstützer einschwört und sagt:

Das war Wahlbetrug, das war eine manipulierte Wahl.

Ihr Vorgänger im Amt des Gouverneurs von New Jersey ist Chris Christie,

heute einer der engsten Vertrauten von Präsident Trump.

Was erzählt der Ihnen denn, was machen die Republikaner jetzt? What is he telling you, what are the Republicans doing now?

Wann ist es Zeit für die Republikaner, einzuschreiten

und ihrem Präsidenten zu sagen, dass seine Zeit ablaufen wird?

Die Zeit ist jetzt gekommen.

Ich hoffe und bete, dass Präsident Trump jetzt das Richtige tut.

Das wäre wirklich hilfreich für den Übergang,

auch hilfreich für die Demokratie und sein eigenes Vermächtnis.

Man hört jetzt auch schon die ersten Republikaner,

die das öffentlich sagen.

Ich wünsche mir, dass das nun mehr machen, und zwar jetzt. I wish that they will do more now, and now.

Je glatter dieser Übergang läuft, The smoother this transition runs,

umso schneller und besser können wir diese Pandemie angehen,

die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie,

können wir unsere Beziehungen mit den Verbündeten wieder stärken,

auch mit Deutschland.

Das muss jetzt beginnen.

Präsident Trump muss da das Richtige tun.

Seine Partei gibt ihm schon die entsprechenden Ratschläge

und das ist nun sehr wichtig.

Sie haben die Beziehungen zu den Verbündeten angesprochen.

Schauen wir noch einen Moment auf das Verhältnis Deutschland/USA.

Sie waren lange Jahre Botschafter in Berlin.

Ich nehme an, die Erleichterungs- seufzer aus der deutschen Politik,

die waren auch bis nach New Jersey zu hören.

Nur automatisch einfacher wird es

auch mit einem künftigen Präsidenten Biden nicht unbedingt werden.

Sie waren Botschafter, als es die Abhöraffäre gab,

als aus der US-Botschaft

u.a. das Handy der Bundeskanzlerin ausspioniert wurde.

Welche Forderungen wird denn Joe Biden

an Deutschland konkret haben?

Das wird ein Quantensprung werden

in der Vertiefung der transatlantischen Beziehungen,

v.a. der Beziehungen zwischen den USA und Deutschland.

Ich habe für Joe Biden gearbeitet, als ich Botschafter war.

Ich war zusammen mit ihm und Kanzlerin Merkel im Raum

und auch anderen führenden Politikern in Europa.

Sie haben Recht, das wird nicht automatisch besser werden.

Der Schaden, der angerichtet wurde, ist groß, und wir haben dazu noch

die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen

und auch die Verbreitung von Kernwaffen-Hotspots

auf der ganzen Welt.

Es wird sicherlich keine einfache Aufgabe,

die sich auch nicht über Nacht lösen lässt.

In den letzten 24 Stunden habe ich viele Rückmeldungen

von Freunden aus Deutschland bekommen.

Und es ist eindeutig, dass in dieser Situation

Joe Biden genau der richtige Mann ist, den wir brauchen,

mit umfassender außenpolitische Erfahrung,

umfassender Kenntnis der europäischen Akteure,

der EU und der einzelnen Länder.

Natürlich kennt er auch Deutschland und die deutsche Kanzlerin

und die verschiedenen politischen Akteure sehr gut.

Er versteht die Geschichte

und die einzigartige Beziehung zwischen den Ländern.

Ganz klar, es wurde ein großer Schaden angerichtet,

Institutionen wurden beschädigt,

aber die sind stark und widerstandsfähig.

Mit dem richtigen Präsidenten, und Joe Biden ist der richtige,

werden wir die transatlantischen Beziehungen

wieder auf die Beine stellen.

Sagt Phil Murphy, Grüße nach New Jersey,

den Staat von Bon Jovi und Bruce Springsteen.

Gouverneur, herzlichen Dank für das Gespräch.

Vielen Dank auch Ihnen.

Das Gespräch haben wir aus Termingründen aufgezeichnet. We recorded the conversation for scheduling reasons.

Donald Trump ist nie in Berlin gewesen auf Staatsbesuch.

Joe Biden hat dort lächelnd

den Spitzen der deutschen Politik die Aufwartung gemacht.

Nach seinem Wahlsieg bekam Donald Trump von Angela Merkel

das Angebot, zusammenzuarbeiten, verbunden mit der Ermahnung,

die Würde des Menschen sei ein gemeinsamer Wert.

Joe Biden wünscht die Kanzlerin von Herzen Glück und Erfolg.

Mehr muss man nicht wissen zur Ausgangslage. You don't have to know more about the starting position.

Gucken wir nach vorn.

Was ein Präsident Biden für Berlin bedeuten wird, zeigt Thomas Reichart.

Berlin hatte es eilig, Biden zu gratulieren.

Aber wird jetzt alles wieder gut?

Das Amerika, das er führen soll,

ist gespalten, mit sich selbst beschäftigt.

Biden stellt nicht wie Trump die NATO in Frage,

aber er fordert, dass Deutschland selbst mehr Verantwortung übernimmt. but he demands that Germany itself take on more responsibility.

Die letzten vier Jahre,

das war ja keine aktive, europäische Außenpolitik,

sondern das war ein "So-dahin-Gehen"

und hoffen, es wird schon irgendwann besser werden.

Und klar ist,

Europa muss endlich geschlossen mit einer Stimme sprechen.

Aber ist Europa, ist Deutschland dazu überhaupt in der Lage?

Oder geht das Land am Ende doch davon aus,

dass die alte Rollenverteilung der Nachkriegszeit weiter gilt?

Amerika kümmert sich um Europas Sicherheit,

wir uns um Europas Wohlstand.

Deutschland hat versucht, die Trump-Jahre irgendwie zu überwintern

und stellt nun fest, es gibt kein Zurück in die Vor-Trump-Ära.

Was NATO und die Verteidigungsausgaben

und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands anbelangt,

wird eine Administration Biden von uns mehr verlangen.

Und zu Recht, der Kalte Krieg ist seit 30 Jahren vorbei.

Deutschland und Europa müssen mehr für die eigene Sicherheit

und die der Nachbarschaft beitragen.

Die Verteidigungsministerin verlangt deshalb schon in der Wahlnacht

höhere Verteidigungsausgaben.

Wie alle NATO-Staaten hat auch Deutschland versprochen,

2 % seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben,

ist davon aber weit entfernt.

Das hat Biden schon als Vizepräsident kritisiert.

Es geht hier nicht darum, einem US-Präsidenten einen Gefallen zu tun

Es geht v.a. darum,

dass wir etwas in unsere eigene Sicherheit investieren.

Die NATO ist der Garant unserer Sicherheit

und deswegen geht es um unsere ureigenen Interessen.

Im Parlament aber gibt es dafür weit und breit keine Mehrheit.

Was vorherrscht, ist die alte Sicht,

dass Deutschland sich lieber um die Diplomatie kümmert

und andere die militärische Hauptlast tragen.

Wir müssen zurückkehren zu den Zeiten, wo die NATO

auf der einen Seite militärische Rückversicherung gewesen ist,

aber auf der anderen Seite, insbesondere im Feld der Diplomatie,

alle Möglichkeiten geschaffen hat,

um in europäischen Umfeld auch Sicherheit durch Diplomatie

und durch viele andere Fragen herzustellen.

Unter Biden wird der Ton ein anderer,

aber ein Teil des Streits wird bleiben.

Die Zäsur, für die Trump steht, überdauert die Wahlen.

Der Einschnitt ist deshalb tief,

weil eine bestimmte Überzeugung der Zuverlässigkeit

hinsichtlich der USA nicht mehr stimmt.

Du weißt nicht, was passiert in vier Jahren bei der nächsten Wahl.

Trump ist geschlagen, der Trumpismus aber wird bleiben -

als Hypothek für den neuen Präsidenten

und auch für Deutschland.

Nach dem früheren US-Botschafter in Deutschland

jetzt Wolfgang Ischinger,

Chef der Münchner Sicherheitskonferenz,

er war Botschafter Deutschlands in den USA.

Eine Art Gipfeltreffen der deutsch- amerikanischen Diplomatie heute hier.

"Trumpismus wird bleiben" -

Biden wird beschäftigt sein mit dem eigenen Land.

Sie fordern ein Angebot Europas an den neuen Präsidenten.

Wie soll das aussehen, zumal Europa selbst nicht einig ist?

Das Beste, was wir tun können als Europäer,

um die transatlantischen Beziehungen gesunden zu lassen,

ist, dass wir unserem amerikanischen Partner geschlossen gegenübertreten.

Es gibt kein Zurück zu den guten alten Zeiten.

Was meinen Sie ganz konkret?

Mehr Verteidigungsausgaben?

Es geht nicht nur um militärische Fragen.

Aber es geht zunächst darum, dass wir Europäer

in Washington mit einer Stimme auftreten.

Und sagen: wollen wir ein Handelsabkommen.

Was ist mit der Klimapolitik?

Was ist mit der Iranpolitik?

Wir müssen sicherstellen,

dass es nicht in vier Jahren zu einem Rückschlag kommt.

Die können wir nachhaltig dieses Verhältnis stärken?

Kann man sagen: Joe Biden wird Deutschland viel Geld kosten?

Joe Biden wird erwarten, dass wir Führungsmacht entwickeln.

Damit Europa außenpolitisch handlungsfähig ist.

Wir sind kein handlungsfähiger Partner für die USA.

Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.

Die Kontakte zum engsten Zirkel von Trump waren fast nicht existent.

Wie sieht es jetzt aus?

Fast alle Leute, die sich in Berlin mit Außenpolitik befassen,

kennen fast alle der engen Mitarbeiter von Joe Biden.

Wir kennen diese Personen.

Vor einem Jahr war die engste Beraterin von Joe Biden

mit ihrer Familie in Berlin.

Da gibt es sehr gute, sehr solide Beziehung.

Daran fehlt es nicht.

Und da schauen wir auf die Corona-Situation:

Wenn und falls in Deutschland

ein Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wird,

werden wohl zunächst Pflegekräfte,

Ärzte und Menschen aus Risikogruppen geimpft.

Davon zeigt sich Bundeskanzlerin Merkel überzeugt

in einer Videobotschaft.

Die Verteilungsfrage werde mit Experten

aus verschiedenen Bereichen diskutiert.

Wenn mehr als 60 % der Bevölkerung immun seien,

durch Impfung oder durchgemachte Krankheit,

sei das Virus "mehr oder weniger besiegt", so Merkel.

Werfen wir noch einen Blick

auf die weiter hohe Zahl der Neuinfektionen:

Die ist zwar leicht gesunken,

doch am Wochenende übermitteln nicht alle Gesundheitsämter

Daten an das Robert Koch-Institut.

Das registrierte binnen 24 Stunden 16.017 neue Fälle.

Am Vortag waren es fast 24.000.

Im Schnitt der vergangenen sieben Tage stecken sich täglich

19.470 Menschen mit dem Virus an, so viele wie am Vortag.

In Belarus war es ein weiterer Sonntag mit Protesten:

Tausende Kritiker von Präsident Lukaschenko waren nicht nur

in der Hauptstadt Minsk auf den Straßen,

trotz massiver Einschüchterungsversuche.

So zählten Menschenrechtler hunderte Festnahmen.

In der ganzen Stadt waren Sicherheitskräfte mit Sturmhauben

unterwegs und trieben die Menschenmenge auseinander.

Seit drei Monaten fordern Demonstranten

den Rücktritt des Präsidenten, dem sie Wahlbetrug vorwerfen.

Der Tag danach in Leipzig - und viele Fragen.

Das Grundrecht, demonstrieren zu dürfen, ist ein hohes Gut.

Gestern haben Tausende demonstriert gegen die Anti-Corona-Regeln

und sich dabei praktisch kollektiv über ebendiese Regeln hinweggesetzt.

An den Protesten beteiligt waren auch Neonazis und Hooligans.

Es gab Gewalt gegen die Polizei und gegen die Presse.

Jetzt gibt es einiges aufzuklären in Sachsen

nach einer Nacht der verstörenden Bilder.

Anja Charlet berichtet.

Es sind diese Bilder aus Leipzig von der "Querdenken"-Demo,

die für Unverständnis und Entsetzen sorgen.

Mitten in der sich verschärfenden Corona-Pandemie dürfen sich

laut einer Gerichtsentscheidung auf dem Augustusplatz

dichtgedrängt 20.000 stundenlang versammeln.

Dass die meisten weder Abstand halten noch Maske tragen,

war vorher klar.

Als die Stadt die Kundgebung

wegen Verstoßes gegen die Corona-Auflagen auflöst,

ziehen Tausende trotz Verbots weiter durch die Straßen.

Die Polizei lässt sie gewähren.

Im Anschluss kommt es zu Übergriffen auf Journalisten und Polizeibeamte.

Bundesjustizministerin Lambrecht

fordert eine gründliche Aufklärung von den Verantwortlichen in Sachsen.

Ministerpräsident Kretschmer erwägt jetzt

eine Verschärfung der Corona-Verordnung.

Denn das, was da passiert ist, ist in höchstem Maße eine Gefährdung

nicht nur derjenigen, die dort waren, sondern von uns allen.

Natürlich wird es für jeden Teilnehmer

einer solchen Demonstration, wenn er sich mit Corona infiziert hat,

auch ein Krankenhausbett geben.

Aber diese Plätze werden fehlen für Menschen, die unschuldig sind.

Damit meint er alle, die eine solche Situation nicht suchen.

Der Innen- und Rechtsausschuss des Landtages

wird die Ereignisse aufarbeiten, so Innenminister Wöller,

der die Polizei in Schutz nimmt.

Eine friedliche Demo mit Gewalt aufzulösen,

sei keine Option gewesen.

Die größte Corona-Party

habe das Oberverwaltungsgericht Bautzen da genehmigt.

Was auch noch zur Bilanz gehört: 40 Angriffe auf Journalisten.

Die Stimmung wird immer aggressiver.

Ihr seid die feigsten Säue, ihr habt keine Haltung.

Unsere Kolleg*innen gehen inzwischen nur noch mit Security raus.

Und das ist auch notwendig.

Wir haben es gesehen: Sie sind geschubst und geschlagen worden.

Diese Art und Weise,

mit Journalisten umzugehen und sie anzugreifen, dient dazu,

sie einzuschüchtern, von ihrer Arbeit abzuhalten.

Und die freie Berichterstattung

ist ein wichtiger Grundpfeiler unsere Demokratie.

Wie der Rechtsstaat seine eigenen Regeln durchsetzen kann,

auch darum dürfte es bei der Aufarbeitung der Ereignisse gehen.

Japan hat nun auch offiziell einen neuen Thronfolger:

Der jüngere Bruder von Kaiser Naruhito wurde offiziell

als erster Nachfolger auf den Chrysanthemen-Thron vereidigt,

in einer traditionellen Zeremonie.

Sie bildete den Abschluss für eine ganze Reihe von Ritualen,

die vor anderthalb Jahren begonnen hatten.

Kaiser Naruhito hat zwar eine Tochter, doch Frauen

sind auf dem japanischen Thron nicht zugelassen.

Schauen wir auf den Sport,

da zuerst auf die zwei Sonntagsspiele in der Fußball-Bundesliga:

Leverkusen hat zuhause gegen Mönchengladbach gewonnen: 4:3.

Und auch Wolfsburg feiert einen Heimsieg,

nach einem 2:1 gegen Hoffenheim.

Für Deutschlands besten Tennis- spieler gab es heute einen Dämpfer:

Nach zwei ATP-Titeln in Folge hatte Alexander Zverev nun das Nachsehen

beim Hallen-Masters von Paris.

Im Finale gegen den Russen Daniil Medwedew -

und damit jetzt gegen die Nummer 4 der Weltrangliste -

verlor Zverev in drei Sätzen mit 7:5, 4:6 und 1:6.

Nächste Chance auf einen großen Titel hat Zverev dann bei den ATP Finals

in London, die am kommenden Sonntag starten.

Da kommt der allererste Passagierflieger,

mitten in einem Berliner Wolkenbruch.

Flughafen Tegel, 1960: Premiere mit Propeller aus Paris.

Heute gute Sicht und nur leichte Verspätung für Air France 1235,

der letzte Jet dort nach 60 Jahren ziviler Luftfahrt.

Auf dem Otto-Lilienthal-Flughafen Berlin-Tegel

sind heute Abend die Lichter ausgegangen.

Gemischte Gefühle: Berlin verliert einen kompakten City-Airport,

der allerdings gnadenlos verschlissen war und hoffnungslos überfüllt.

Berlin gewinnt Platz für neue Projekte.

Stefan Merseburger

Das war's: Erst geht die Nase hoch,

dann nimmt die Air France Kurs auf Paris

und besiegelt das Aus von Tegel - Ende einer Legende.

Angestellte, Ehemalige und Berliner sind gekommen, in Scharen.

Denn dies ist kein gewöhnlicher Flughafen, Tegel weckt Gefühle.

Für mich war der Flughafen Tegel das Tor zur Welt.

Das war ein Stück Zuhause und man ist gerne gekommen.

Mir wird es fehlen, ich bin in der Tat ein bisschen wehmütig.

Der war so knuffig, kurze Wege, das war schon ein toller Flughafen.

Die erste Landebahn wurde 1948 gebaut,

während der sowjetischen Blockade.

Auch Tegel, damals im französischen Sektor der Stadt,

sicherte während der Luftbrücke das Überleben Westberlins.

1960 landete hier die erste zivile Maschine,

eine Caravelle von Air France aus Paris.

Der Flughafen hatte noch Dorfcharakter.

1974 schließlich eröffnete in Tegel

das bahnbrechende Sechseck des Architekten Meinhard von Gerkan.

Mit dem Auto oder Taxi direkt ans Gate,

Tegel war der Flughafen der kurzen Wege.

Ganz viele haben das auch ausgenutzt.

Es gibt keinen anderen Flughafen auf der Welt,

wo die Menschen absichtlich auf den letzten Drücker gekommen sind, where people purposely came to the last minute,

weil sie wussten, dass es klappt.

Evelyn und Julia Csabai sind Schwestern, 25 Jahre lang

haben sie in Tegel, den sie liebevoll "Tegelchen" nennen,

Fluggastbefragungen gemacht.

Sie haben auch die schweren Zeiten erlebt.

Das Platzen aus allen Nähten, die heillose Überforderung,

genervte Passagiere, das Gepäckchaos.

Trotz all der Pannen,

TXL hat geliefert, irgendwie hat's hingehauen.

Das sei das große Verdienst der Mitarbeiter, so die Schwestern,

die es ein letztes Mal auf die Besucher-Terrasse zieht.

Der Abschied wird noch lange nachhallen.

Ja, der tut weh, klar.

Sie wollen sehen, wie der Kreis sich schließt,

wie Geschichte geschrieben wird.

Die deutsche und die französische Flagge als Zeichen der Verbundenheit

auch in schweren Zeiten.

Der Airbus bekommt eine Ehrendusche,

die Sonne scheint, ein kleiner Regenbogen.

"Tegel forever" heißt die Botschaft aus dem Tower an die Crew.

Zeit, Lebwohl zu sagen - adieu Tegel.

Was für eine Woche. Gucken wir auf die nächste:

Der heute-journal-Ausblick von Jörg Bill.

Die Ausbildung von Imamen in islamischen Gemeinden

wird eines der zentralen Themen bei der Deutschen Islamkonferenz

am kommenden Dienstag sein.

Konkret will Bundesinnenminister Seehofer

mit Vertretern islamischer Verbände die Frage diskutieren,

wie Imame unabhängiger von auslän- dischen Einflüssen agieren können.

Was ist der Gesellschaft die Pflege in Zukunft wert?

Welche Lehren können aus der Corona-Krise gezogen werden

und wie ist der Pflegebereich für die Zukunft aufgestellt?

Viel Gesprächsbedarf für Bundesgesundheitsminister Spahn

ab Mittwoch auf dem siebten Deutschen Pflegetag.

Sie werden am Mittwoch im Mittelpunkt stehen,

denn dann wird der Sachverständigen- rat der Wirtschaft

sein Jahresgutachten der Bundesregierung übergeben.

Mit Spannung dürfte erwartet werden,

wie die Experten die wirtschaftliche Lage

vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie betrachten.

Kommenden Freitag werden sich die islamistischen Terroranschläge

von Paris zum fünften Mal jähren.

130 Menschen starben am 13. November 2015

im Konzertsaal Bataclan und an anderen Anschlagsorten.

Das Gedenken vor dem Hintergrund aktueller Attentate

wichtiger denn je.

Einen Ausblick haben wir noch: Hier ist das Wetter.

Die neue Woche startet in vielen Regionen mit Nebel und Hochnebel,

die sich oft recht lange halten, örtlich fällt auch etwas Sprühregen.

Nachmittags zeigt sich hier und da die Sonne.

Auch die folgenden Tage bleiben meist neblig-trüb.

Zeitweise fällt etwas Regen, es ist aber recht mild.

Kurz zurück zum Anfang:

Mehr noch als bei Siegesfeiern zeigt sich die Stärke der Demokratie

und die Charakterstärke ihrer Repräsentanten

im Eingestehen einer Niederlage.

Hier ist das, was John McCain,

unterlegen damals im Kampf ums Weiße Haus gegen Barack Obama,

seinen zornigen und enttäuschten Anhängern zu sagen hatte:

Die Rede eines Verlierers, ein Gewinn für sein Land.

Man könnte sich daran ein Beispiel nehmen.

Wir bedanken uns für ihr Interesse, gerne bis morgen.

Schönen Abend.