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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 07.12.2020

heute journal vom 07.12.2020

Guten Abend.

Mit Blick auf die Festtage scheint sich da noch etwas anzubahnen

bei den Corona-Maßnahmen.

Das Bundeskanzleramt spricht davon,

dass sich "die Intensivstationen in einem Maße füllen,

das man nicht mehr lange hinnehmen könne".

Auch aus den Bundesländern mehren sich die Stimmen,

die schärfere Maßnahmen fordern

oder sogar schon konkret ankündigen, Beispiel Bayern.

Auch erklingt der Ruf nach einer neuen Ministerpräsidentenrunde

noch vor Weihnachten.

Das Problem ist offenkundig:

Der Shutdown light zeigt eben auch nur leichte Wirkung.

Der ursprüngliche Plan, entspannte Festtage zu ermöglichen,

ist jedenfalls nicht aufgegangen.

Insofern beginnt David Gebhard seinen Bericht mit einem Rückblick.

Wir wollen Weihnachten für und mit der Familie möglich machen.

Ganz besonders wichtige Tage, auch für die Christen.

Wenn wir jetzt vernünftig sind, bin ich optimistisch, dass ein anderes,

aber schönes Weihnachten werden kann.

Es war die Verheißung der Regierenden, harte Einschnitte,

Teil-Shutdown ab November,

dafür Freiheiten und Lockerungen zur Bescherung.

Doch während Weihnachten nun Türchen für Türchen näher rückt,

steht sie zunehmend auf der Kippe, die heilige Kuh Heilige Nacht.

Wir müssen aufpassen, dass wir durch gutgemeinte Lockerungen

zu Weihnachten und zu Silvester nicht das einreißen,

was wir uns zwei Monate vorher aufgebaut haben.

Wir haben in Deutschland 401 Gesundheitsamtsbezirke.

384 überschreiten die 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche.

Über 84 haben sogar mehr als 200.

Wenn die Zahlen weiter steigen,

steht auch Weihnachten zur Disposition.

Bund und Länder hatten vereinbart,

dass an den Festtagen zehn Personen zusammentreffen könnten.

Wir schärfen deutlich nach.

Die Logik erschließt sich mir nicht.

Bayern sagt, Weihnachten soll normal stattfinden, Silvester aber nicht.

Bayern prescht vor.

Ab Mittwoch gibt es starke Ausgangsbeschränkungen.

Das ist beängstigend.

Nachts soll hier eine Ausgangssperre gelten.

Die Wohnung darf nur aus triftigem Grund verlassen werden.

Bei sehr hoher Inzidenz müssen wir weitere Schritte unternehmen.

Ich halte es für richtig, dass wir dort eine Ausgangssperre verhängen.

Das machen wir am besten zusammen, Land und Kommune.

So wird der Ruf lauter, doch wieder schärfere Maßnahmen zu beschließen.

Das ist überlegenswert, aber wir können nicht jede Stunde

eine neue Forderung durch die Öffentlichkeit bringen.

Weihnachten sollte eine Verschnaufpause werden.

Doch nun kommen die Regierenden ins grübeln.

Die Briten beginnen schon morgen mit ersten Impfungen für Risikogruppen.

Dass Großbritannien den BioNTech-Impfstoff

im Zuge einer Notfallzulassung jetzt schon einsetzt,

ist eine Begleiterscheinung des Brexit.

London fühlt sich an ein gemeinsames europäisches Vorgehen

nicht mehr gebunden.

Also geht es dort drei, vier Wochen schneller,

allerdings erstmal auch nur in kleinerem Maßstab.

Die Europäer setzen auf eine breiter gefasste Zulassung,

die übrigens auch die Hersteller stärker in die Pflicht nimmt.

Wenn es dann auch bei uns schließlich soweit ist, mutmaßlich im Januar,

wie wird der Impfstoff dann verteilt?

Für Deutschland hat die Ständige Impfkommission

heute ihre Empfehlungen an die Politik vorgelegt:

Als erstes sollten Bewohner von Alten- und Pflegeheimen drankommen,

und generell Bürger über 80.

Des weiteren medizinisches Personal, das besonders hohes Risiko trägt

und Personal in der Altenpflege.

Alles in allem könnten in der ersten Runde

schon über 8,5 Millionen Menschen geimpft werden.

Alle anderen werden länger warten müssen -

vorausgesetzt, sie wollen überhaupt.

Das ist letztlich eine Frage des Vertrauens.

Dazu gleich noch ein Expertengespräch.

Zunächst gibt Laura Barnick einen kurzen Überblick,

was über den neuen Impfstoff,

der jetzt in Großbritannien schon zum Zuge kommt, bekannt ist.

Der mRNA-Impfstoff

entstammt einer vollkommen neuen Klasse von Wirkstoffen.

Vereinfacht gesagt: Die Impfung veranlasst den Körper,

Coronavirus-Bausteine selbst herzustellen.

Der Organismus erkennt diese Bausteine,

auch Proteine genannt, als Feind und bildet Abwehrstoffe.

So ist das Immunsystem bei einer tatsächlichen Infektion mit Covid-19

für die Abwehr gewappnet.

Neu daran: Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen

das Antigen selbst injiziert wird, liefert ein mRNA-Impfstoff

nur die genetische Information des Virus

und der Körper bildet das Antigen selbst.

Das Verfahren dazu

war vorher in der Entwicklung schon weit fortgeschritten.

Das Prozedere wurde also nicht grundlegend neu entwickelt,

sondern lediglich auf den neuen Erreger angepasst.

Mehr als 44.000 Teilnehmer hatten sich zur Verfügung gestellt,

von denen die eine Hälfte den Impfstoff,

die andere ein Placebo erhalten hatte.

In der Gruppe der Geimpften

waren danach 95 % weniger Covid-19-Fälle aufgetreten

als in einer gleich großen Gruppe nicht-Geimpfter

im gleichen Zeitraum.

Das entspricht einer Wirksamkeit von 95 %

wie Studien von BioNTech und Pfizer ergeben,

bei Moderna sind es 94 %.

Zweimal im Abstand von drei Wochen war den Probanden

aller Altersklassen der Wirkstoff verabreicht worden.

Die Impfung hatten die meisten Teilnehmer

der weltweiten Studie gut vertragen, sagen die Hersteller.

Die von Skeptikern mitunter geäußerte Sorge,

der mRNA-Impfstoff könnte das menschliche Erbgut verändern,

ist laut Meinung der meisten Experten unbegründet.

Bislang noch nicht bekannt, wie lange die Wirkung

einer Anti-Corona-Impfung anhält.

Ebenso ist noch unklar, ob eine Impfung auch die Weitergabe

des Virus verhindert oder lediglich vor einer Erkrankung schützt.

Ich begrüße nun Prof. Dr. Carsten Watzl,

Leiter des Forschungsbereichs Immunologie

am Leibnitz-Institut in Dortmund.

Wenn man sich ungehört, bekommt man von Leuten gesagt,

ich bin kein Impfgegner, aber das geht mir zu schnell.

Ich kann das in Teilen nachvollziehen.

Aber die Tests gingen nicht auf Kosten von Sicherheit.

Alle notwendigen Schritte wurden in der Entwicklung berücksichtigt.

Viele Sachen sind parallel abgelaufen,

die sonst nacheinander ablaufen.

Es wurde zum Beispiel schon produziert, bevor sicher war,

dass der Impfstoff wirkt.

Damit sind die Hersteller ein großes Risiko eingegangen.

Aber der Impfstoff gehört einer ganz neuen Klasse an.

Da denken sich manche, da werden wir mit Genen manipuliert.

Wie ist das mit Langzeitschäden?

Zur Gen-Manipulation muss man sagen,

dass ist bei dem Impfstoff sicher nicht der Fall.

Es gibt noch keinen zugelassenen Impfstoff, der auf der neuen

Technologie basiert.

Das ist aber keine Technologie, die erst seit Corona getestet wird.

BioNTech hat diese Technologie schon bei Krebstherapien erforscht.

Man sieht bei den jetzt Geimpften, wir haben Daten bis zu zwei Monaten.

Wir erinnern uns an die Schweinegrippe,

da gab es einen Impfstoff,

der tauchten nach Jahren schwere Nebenwirkungen auf.

Das ist zu relativieren.

Wenn wir 80 Millionen Deutsche impfen, werden auch seltene

Nebenwirkungen auftauchen.

Ein Impfstoff, selbst wenn er zugelassen ist,

wird weiter beobachtet.

Auch Impfstoffe nach der Zulassung werden überwacht.

Da wird nicht am Menschen experimentiert.

Die Kommission hat ihre Empfehlung abgegeben.

Ist denn auch an älteren Menschen der Impfstoff ausprobiert worden?

Die Studie, die sie gezeigt haben, hatte Teilnehmer von 16-85 Jahren.

In der Gruppe von 65-85 Jahren waren es 4.000 Teilnehmer.

Auch da war der Impfstoff zu 95 % wirksam.

Von daher kann man sagen, dass der Wirkstoff wahrscheinlich

auch bei den älteren Menschen wirkt.

Man hofft ja auch, dass man die Pandemie eindämmen kann.

Welche Erkenntnisse gibt es dazu?

Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse.

Wenn man eine sterile Immunität hat,

kann man das Virus nicht weitergeben.

Es kann aber auch sein, dass es später, nach Jahren nur noch eine

klinische Immunität hat.

Dann wird man zwar nicht krank,

und man könnte das Virus weitergeben.

Sie haben also einen Optimismus, dass der Impfstoff zunächst vor

Ansteckungen schützt und dass man ihn dann vielleicht auffrischen muss.

Wie lange die Wirkung anhält, dazu gibt es noch keine Daten.

Ich gehe aber davon aus, dass der Impfstoff mehrere Jahre anhält.

Ob man ihn dann auffrischen muss und in welchem Intervall,

muss man dann sehen.

Bei Masern zum Beispiel reicht eine Impfung fürs ganze Leben.

Viele Zahlen, Daten und Diskussionen rund um die Corona-Thematik

finden Sie bei uns natürlich auch online, auf zdfheute.de,

u.a. die Empfehlungen der Impfkommission.

In den Nachrichten geht es jetzt erst mal

mit den Brexit-Verhandlungen weiter.

Da soll es nun ein persönliches Treffen auf höchster Ebene geben.

Der britische Premierminister Johnson

werde in den kommenden Tagen nach Brüssel reisen,

um mit EU-Kommissionpräsidentin von der Leyen

die schwierigsten Fragen zu klären, wurde am Abend mitgeteilt.

Zuvor hatten Johnson und von der Leyen erneut telefonisch beraten.

Zu den wichtigsten Punkten gehören die Frage der Fangrechte

für EU-Fischer in britischen Gewässern

und die Wettbewerbsbedingungen.

Die Verhandlungen stehen unter großem Zeitdruck:

Zum Jahreswechsel endet die Übergangsregelung des Brexit.

Mit dem Stand dieser Verhandlungen und den Positionen beider Seiten

beschäftigt sich dann ausführlicher auch unser heute journal up:date.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission

"30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit"

hat ihren Abschlussbericht

vorgelegt und Handlungsempfehlungen gegeben.

Zu den Forderungen gehören u.a. ein neues Begegnungszentrum,

um die damaligen Umbrüche nachvollziehbar zu machen,

die Einführung von weiteren Gedenktagen,

und auch mehr Sichtbarkeit des Ostens im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Heute vor 50 Jahren:

der Kniefall des damaligen Bundes- kanzlers Willy Brandt in Warschau.

Deutschland und Polen haben die Bedeutung der historischen Geste

bis in die heutige Zeit gewürdigt.

Vertreter der Präsidenten beider Länder legten Kränze nieder

am Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto.

Dort war Willy Brandt am 7. Dezember 1970 auf die Knie gefallen.

Die Geste fand weltweit Beachtung

als Bitte um Vergebung für die Verbrechen der Nazi-Zeit

und als Zeichen für Versöhnung.

Beim jährlich veröffentlichten Klimaschutzindex hat sich Deutschland

im internationalen Vergleich etwas verbessert.

Das geht aus einer Studie mehrerer Umweltorganisationen hervor.

Dennoch gebe es weiter Nachholbedarf, so die Autoren der Studie.

Sie kritisieren v.a., die Ausbauziele für Erneuerbare Energien

seien zu schwach und der Ausstoß im Bereich Verkehr unverändert hoch.

Der Klimaschutz-Index analysiert und vergleicht den Klimaschutz

in 57 Ländern und der gesamten EU.

Aus den umstrittenen Parlamentswahlen in Venezuela

ist die sozialistische Partei von Staatschef Maduro

als Sieger hervorgegangen.

Nach offiziellen Angaben der Wahlbehörde

erhielt sie knapp 68 % der Stimmen.

Die Opposition des selbsternannten Interimspräsidenten Guaido

wies das Ergebnis zurück und sprach von Betrug.

Sie hatte zuvor zum Boykott der Wahl aufgerufen.

Die Wahlbeteiligung lag bei nur rund 30 %.

Der Krieg um die Kaukasusregion

Bergkarabach hat einen Verlierer und drei Gewinner.

Der Verlierer ist Armenien.

Kriegsgegner Aserbaidschan war militärisch weit überlegen,

auch dank türkischer Unterstützung.

Die Türkei feiert diese siegreiche Allianz auch weidlich.

Aber auch Russland ist am Ende ein Gewinner.

Als Friedensstifter hat es seinen Einfluss in der Region

deutlich ausgedehnt und jetzt

noch mehr russische Truppen vor Ort als vorher.

Das ist der geostrategische Hintergrund.

In den umkämpften Gebieten selbst zeigt sich hingegen

die ganze Trostlosigkeit solcher Konflikte.

Jörg Brase hat Aserbaidschaner begleitet, die jetzt wieder

in Ortschaften zurückkehren können,

aus denen sie beim vorletzten Krieg in den 90er Jahren

von den Armeniern vertrieben wurden.

Doch in Geisterorten wie Agdam oder Füzuli

erwarten sie nur noch Ruinen.

"Diesmal haben wir es geschafft", sagt Hamlet Ibrahimov.

Stolz zeigt er uns zwei armenische Panzerfahrzeuge,

erbeutet in der jüngsten Schlacht.

Vor 28 Jahren hat er selbst gegen die Armenier gekämpft.

Damals, als sie Bergkarabach an Armenien verloren.

Umso größer ist jetzt seine Genugtuung über den Sieg.

Schaut mal, da ist noch die Ladung drin.

Wir haben den Panzer mit voller Munition erbeutet.

Sie haben alles dagelassen, was sie hatten,

und sind einfach davongelaufen.

Wir fahren mit Hamlet nach Agdam, in eine der drei “befreiten Zonen“.

Agdam ist eine Geisterstadt, zerstört 1993,

nach der Einnahme durch Armenien.

Nach der Flucht der aserbaidschanischen Bevölkerung

geplündert und nie mehr besiedelt.

Das Hiroshima des Kaukasus nennen sie es.

Mariam Ismailova ist zurück, nach 27 Jahren.

Sie ist stolz und glücklich.

Doch ob sie je wieder hier leben kann, weiß sie nicht.

"Da hinten bin ich immer zur Schule gegangen", sagt Mariam.

An dem Platz aber, an dem ihr Haus stand, ist nichts mehr zu finden.

Nur noch die Moschee haben sie stehen lassen.

Jetzt sieht man nichts mehr, früher war Agdam so wunderschön.

Doch alles wurde zerstört, nichts ist mehr da.

Alles haben wir damals im Haus zurückgelassen.

Wir konnten nichts mitnehmen.

Ich hatte nur Gummilatschen an meinen Füßen.

Damals floh sie aus Agdam.

Ihr Mann und ihr Bruder wurden bei den Angriffen verletzt,

sind seitdem spurlos verschwunden.

Zwei von tausenden Vermissten.

Warum haben sie uns getötet?

Was hat mein Mann damals falsch gemacht?

Mein Sohn hier hat mir Internetvideos gezeigt,

wie die Armenier Geiseln ermorden.

Woher soll ich wissen,

ob sie meinen Mann damals nicht auch so getötet haben?

Ob sie ihn auch gefoltert und ermordet haben?

Solche Videos aber gibt es auch von aserbaidschanischen Truppen.

Kriegsverbrechen auf beiden Seiten.

Der Hass sitzt tief.

Erbittert wurde gekämpft im jüngsten, kurzen Krieg.

Auf der Ladefläche eines Lastwagens

liegen immer noch die verkohlten Leichen armenischer Soldaten.

Aufgemalte Kreuze weisen den Weg zu den Toten.

In Füzuli, einer anderen Geisterstadt aus den 90ern,

steigt Hamlet durch die Ruinen der ehemaligen Moschee.

Da war das Minarett, so groß wie das in Agdam.

Die Armenier haben es zerstört.

Die Moschee war sehr, sehr groß, die Moschee von Füzuli.

Das ist, was sie damit getan haben.

Kein Stein steht mehr auf dem anderen.

Am Rande des Trümmerfeldes das ehemalige Hauptquartier

der armenischen Truppen in Füzuli.

Jetzt steht es unter der Kontrolle Aserbaidschans.

Und es sind die Sieger, die die Regeln bestimmen wollen.

Wie es unser Präsident gesagt hat,

die Armenier können mit uns in unserem Land zusammenleben,

als Bürger unseres Landes, unter unserer Flagge, mit unseren Pässen.

An ein Zusammenleben aber ist im Moment gar nicht zu denken.

Das Schlachtfeld liegt noch frisch und ungeräumt.

Es ist ein Waffenstillstand, kein Frieden, noch lange nicht.

Jetzt noch mal Heinz mit Meldungen aus der Wirtschaft.

China hat im November bei seinen Exporten

überraschend deutlich zugelegt und auch nochmal eine Steigerung

gegenüber dem Plus aus dem Oktober erreicht.

Valerie Haller, wie kommt es zu diesem Export-Boom?

China profitiert davon, dass in anderen Ländern

Fabriken wegen Corona dichtmachen mussten.

Nun füllen chinesische Unternehmen diese Lücken,

weil von der Viruskrise in ihrem Land kaum mehr etwas zu spüren ist.

Außerdem produziert das Land all die Waren,

die von uns in Corona-Zeiten besonders gefragt sind.

China erlebt dadurch eine Sonderkonjunktur,

die nicht unbedingt von Dauer sein muss.

Mitten in der Pandemie

brummt das Fracht Geschäft zur See wie lange nicht mehr.

Die Schiffe sind randvoll, Container werden langsam Mangelware.

Die Preise für Transporte gehen durch die Decke.

An Bord: Fitnessgeräte, Fahrräder, Heimwerkerartikel, Möbel, Computer.

Oft aus China.

Das sagen auch die neuen Zahlen vom Zoll.

Um über 20 % zogen die chinesischen Exporte im November

gegenüber dem Vorjahr an.

Viel mehr als Experten erwartet hatten.

China koppelt sich ab.

Während der Rest der Welt eine Rezession erlebt,

wird das Land auch in diesem Jahr wieder Wachstum verzeichnen.

Von der Erholung der Chinesen

profitiert auch die deutsche Wirtschaft.

China importiert auch deutlich mehr Ware aus Deutschland.

Immerhin 13 %.

Und noch etwas kann man dem Boom Chinas entnehmen:

Er zeigt, was möglich ist: ein zügiger Aufschwung nach der Krise.

Nach starken Schnee- und Regenfällen

bleibt die Lage in Teilen von Österreich und Italien angespannt.

Besonders betroffen ist Norditalien.

Dort sind ganze Landstriche überflutet.

Die Feuerwehr musste zu tausenden Einsätzen ausrücken.

In Österreich ist die Lawinengefahr weiter hoch.

Schulen und Kindergärten blieben heute in einigen Gebieten,

wie hier in Kärnten, zu.

In den kommenden Tagen rechnen Meteorologen

mit weiteren starken Schneefällen an der Alpensüdseite.

Die Deutsche Fußball Liga will mit einer veränderten Verteilung

der TV-Gelder die Existenz der 36 Profivereine sichern.

Nach monatelangen Beratungen entschied das DFL-Präsidium,

die Milliardenerlöse aus den Medienrechten

künftig etwas gleichmäßiger verteilen zu wollen als bisher.

So sollen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie

v.a. für kleinere Vereine besser abgefedert werden können.

Kritik kommt von Fanvertretern.

Ihnen geht die Reform nicht weit genug.

Wir bleiben noch beim Fußball.

Wenn die Verteidigung der Nationalmannschaft

demnächst so gut funktioniert wie die Selbstverteidigung von Jogi Löw,

könnte man sich vielleicht doch noch Hoffnung machen

auf ein passables Abschneiden bei der EM.

Wie schnell sich der Bundestrainer nach dem Spanien-Debakel

aus der Schusslinie brachte und stattdessen den DFB attackierte,

war jedenfalls bemerkenswert.

Er selbst hat sich dazu heute auch nochmal geäußert.

Claudia Neumann berichtet.

Es ist immer der letzte Eindruck, der haften bleibt.

Das 0:6-Debakel und die anschließende Sprachlosigkeit

haben den Bundestrainer in ein Fegefeuer der Kritik geraten lassen.

Das folgende Krisenmanagement: ein einziges Kommunikationsdesaster.

Es gab eine Pressemitteilung:

Der Trainer braucht eine emotionale Distanz.

Präsident Keller scheint an Löw zu zweifeln,

soll ihm ein Vertragsende nach der EM 20/21 nahegelegt haben.

Löw seinerseits fordert Respekt und Vertrauen ein.

Deutlich vernehmbare Risse in der einst so jovialen Beziehung.

Ich habe mich sehr darüber geärgert und das kann ich hier auch nochmal

deutlich zum Ausdruck bringen,

dass viele Dinge nach der ersten Pressemitteilung

an die Öffentlichkeit geraten sind.

Von wem auch immer.

Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht.

Daher bestand bei mir vielleicht auch Explosionsgefahr,

wenn die Dinge so nach außen gehen, die nicht nach außen gehören.

Immerhin hatte sich der Präsidialausschuss

schon früh pro Löw positioniert, obwohl nicht jeder im Verband

so kompromisslos hinter Jogi Löw steht wie Direktor Oliver Bierhoff,

der Löw den sportlichen Aufschwung zutraut.

Für konstruktive Kritik sind wir immer empfänglich

und wir setzen uns mit diesen Dingen natürlich auch auseinander.

Wir sind v.a. mit uns selbst sehr selbstkritisch

und wissen, dass wir natürlich auch Fehler machen und gemacht haben.

Die Neujustierung der Nationalmannschaft

nach der verkorksten WM ist schon mehrmals ins Stocken geraten.

Der angestrebte dynamische Spielstil nicht erkennbar,

die defensive Anfälligkeit hingegen geblieben.

Deswegen weiß ich, dass ich in der Kritik stehe.

Das ist für mich klar.

Ich kann die Wut und die Enttäuschung absolut verstehen.

Wir vertrauen unserer Mannschaft.

Jogi Löw bleibt sich treu - im Erfolg genauso wie im Misserfolg.

Seine Überzeugung stets größer als Impulse von außen.

So bleiben den aussortierten Weltmeistern Boateng,

Hummels und Müller nur minimale Chancen auf eine Rückkehr.

Wenn ich sehe, die Mannschaft braucht dies oder jenes noch,

um erfolgreich zu sein, dann wird man das auf jeden Fall auch tun.

Im März beginnt das neue Länderspieljahr.

Das war's von uns.

Gleich nach dem Wetter geht's weiter mit der Krimi-Reihe

"Die purpurnen Flüsse".

Um 23.50 Uhr dann unser heute journal up:date mit Wulf Schmiese.

Uns gibt's morgen wieder, auf Wiedersehen.

Ein neuer Rekord-Monat liegt hinter uns: Der November 2020

war weltweit der wärmste November nach dem Copernicus-Datensatz.

Die Referenzperiode ist 1981 bis 2010, aber diese Periode

ist ja schon deutlich wärmer im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

In Europa gab es durchaus einige kühlere Ecken.

Richtung Balkan war es etwas kühler.

Sie sehen aber viele rötliche Töne, es war also deutlich zu warm.

Es war der zweitwärmste November in Europa.

Je weiter man nach Norden schaut, desto roter wird es.

Über der Arktis und Richtung Sibirien war die Temperaturabweichung enorm,

mit 16 Grad über dem Normalen.

Europa erreicht ein neues Tief,

das der Alpensüdseite erneut große Schneemengen bringt.

Neuschnee von gut 1 m ist möglich.

In Deutschland bleibt es aber trocken.

Heute Nacht bildet sich Nebel in Gewässernähe.

Nach Süden hin wird es rutschig durch Reif.

Morgen scheint die Sonne.

Am Nordrand der Mittelgebirge und im Südosten lockert es auf.

Sonst gibt es im Norden und Südwesten viele Wolken.

Am Mittwoch gibt es Regen und Schnee im Süden,

etwas Regen im Norden.

Ab Donnerstag wird es etwas kälter.


heute journal vom 07.12.2020 heute journal from 07.12.2020 журнал heute от 07.12.2020

Guten Abend.

Mit Blick auf die Festtage scheint sich da noch etwas anzubahnen

bei den Corona-Maßnahmen.

Das Bundeskanzleramt spricht davon,

dass sich "die Intensivstationen in einem Maße füllen,

das man nicht mehr lange hinnehmen könne".

Auch aus den Bundesländern mehren sich die Stimmen,

die schärfere Maßnahmen fordern

oder sogar schon konkret ankündigen, Beispiel Bayern.

Auch erklingt der Ruf nach einer neuen Ministerpräsidentenrunde

noch vor Weihnachten.

Das Problem ist offenkundig:

Der Shutdown light zeigt eben auch nur leichte Wirkung.

Der ursprüngliche Plan, entspannte Festtage zu ermöglichen,

ist jedenfalls nicht aufgegangen.

Insofern beginnt David Gebhard seinen Bericht mit einem Rückblick.

Wir wollen Weihnachten für und mit der Familie möglich machen.

Ganz besonders wichtige Tage, auch für die Christen.

Wenn wir jetzt vernünftig sind, bin ich optimistisch, dass ein anderes,

aber schönes Weihnachten werden kann.

Es war die Verheißung der Regierenden, harte Einschnitte,

Teil-Shutdown ab November,

dafür Freiheiten und Lockerungen zur Bescherung.

Doch während Weihnachten nun Türchen für Türchen näher rückt,

steht sie zunehmend auf der Kippe, die heilige Kuh Heilige Nacht.

Wir müssen aufpassen, dass wir durch gutgemeinte Lockerungen

zu Weihnachten und zu Silvester nicht das einreißen,

was wir uns zwei Monate vorher aufgebaut haben.

Wir haben in Deutschland 401 Gesundheitsamtsbezirke.

384 überschreiten die 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche.

Über 84 haben sogar mehr als 200.

Wenn die Zahlen weiter steigen,

steht auch Weihnachten zur Disposition.

Bund und Länder hatten vereinbart,

dass an den Festtagen zehn Personen zusammentreffen könnten.

Wir schärfen deutlich nach.

Die Logik erschließt sich mir nicht.

Bayern sagt, Weihnachten soll normal stattfinden, Silvester aber nicht.

Bayern prescht vor.

Ab Mittwoch gibt es starke Ausgangsbeschränkungen.

Das ist beängstigend.

Nachts soll hier eine Ausgangssperre gelten.

Die Wohnung darf nur aus triftigem Grund verlassen werden.

Bei sehr hoher Inzidenz müssen wir weitere Schritte unternehmen.

Ich halte es für richtig, dass wir dort eine Ausgangssperre verhängen.

Das machen wir am besten zusammen, Land und Kommune.

So wird der Ruf lauter, doch wieder schärfere Maßnahmen zu beschließen.

Das ist überlegenswert, aber wir können nicht jede Stunde

eine neue Forderung durch die Öffentlichkeit bringen.

Weihnachten sollte eine Verschnaufpause werden.

Doch nun kommen die Regierenden ins grübeln.

Die Briten beginnen schon morgen mit ersten Impfungen für Risikogruppen.

Dass Großbritannien den BioNTech-Impfstoff

im Zuge einer Notfallzulassung jetzt schon einsetzt,

ist eine Begleiterscheinung des Brexit.

London fühlt sich an ein gemeinsames europäisches Vorgehen

nicht mehr gebunden.

Also geht es dort drei, vier Wochen schneller,

allerdings erstmal auch nur in kleinerem Maßstab.

Die Europäer setzen auf eine breiter gefasste Zulassung,

die übrigens auch die Hersteller stärker in die Pflicht nimmt.

Wenn es dann auch bei uns schließlich soweit ist, mutmaßlich im Januar,

wie wird der Impfstoff dann verteilt?

Für Deutschland hat die Ständige Impfkommission

heute ihre Empfehlungen an die Politik vorgelegt:

Als erstes sollten Bewohner von Alten- und Pflegeheimen drankommen,

und generell Bürger über 80.

Des weiteren medizinisches Personal, das besonders hohes Risiko trägt

und Personal in der Altenpflege.

Alles in allem könnten in der ersten Runde

schon über 8,5 Millionen Menschen geimpft werden.

Alle anderen werden länger warten müssen -

vorausgesetzt, sie wollen überhaupt.

Das ist letztlich eine Frage des Vertrauens.

Dazu gleich noch ein Expertengespräch.

Zunächst gibt Laura Barnick einen kurzen Überblick,

was über den neuen Impfstoff,

der jetzt in Großbritannien schon zum Zuge kommt, bekannt ist.

Der mRNA-Impfstoff

entstammt einer vollkommen neuen Klasse von Wirkstoffen.

Vereinfacht gesagt: Die Impfung veranlasst den Körper,

Coronavirus-Bausteine selbst herzustellen.

Der Organismus erkennt diese Bausteine,

auch Proteine genannt, als Feind und bildet Abwehrstoffe.

So ist das Immunsystem bei einer tatsächlichen Infektion mit Covid-19

für die Abwehr gewappnet.

Neu daran: Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen

das Antigen selbst injiziert wird, liefert ein mRNA-Impfstoff

nur die genetische Information des Virus

und der Körper bildet das Antigen selbst.

Das Verfahren dazu

war vorher in der Entwicklung schon weit fortgeschritten.

Das Prozedere wurde also nicht grundlegend neu entwickelt,

sondern lediglich auf den neuen Erreger angepasst.

Mehr als 44.000 Teilnehmer hatten sich zur Verfügung gestellt,

von denen die eine Hälfte den Impfstoff,

die andere ein Placebo erhalten hatte.

In der Gruppe der Geimpften

waren danach 95 % weniger Covid-19-Fälle aufgetreten

als in einer gleich großen Gruppe nicht-Geimpfter

im gleichen Zeitraum.

Das entspricht einer Wirksamkeit von 95 %

wie Studien von BioNTech und Pfizer ergeben,

bei Moderna sind es 94 %.

Zweimal im Abstand von drei Wochen war den Probanden

aller Altersklassen der Wirkstoff verabreicht worden.

Die Impfung hatten die meisten Teilnehmer

der weltweiten Studie gut vertragen, sagen die Hersteller.

Die von Skeptikern mitunter geäußerte Sorge,

der mRNA-Impfstoff könnte das menschliche Erbgut verändern,

ist laut Meinung der meisten Experten unbegründet.

Bislang noch nicht bekannt, wie lange die Wirkung

einer Anti-Corona-Impfung anhält.

Ebenso ist noch unklar, ob eine Impfung auch die Weitergabe

des Virus verhindert oder lediglich vor einer Erkrankung schützt.

Ich begrüße nun Prof. Dr. Carsten Watzl,

Leiter des Forschungsbereichs Immunologie

am Leibnitz-Institut in Dortmund.

Wenn man sich ungehört, bekommt man von Leuten gesagt,

ich bin kein Impfgegner, aber das geht mir zu schnell.

Ich kann das in Teilen nachvollziehen.

Aber die Tests gingen nicht auf Kosten von Sicherheit.

Alle notwendigen Schritte wurden in der Entwicklung berücksichtigt.

Viele Sachen sind parallel abgelaufen,

die sonst nacheinander ablaufen.

Es wurde zum Beispiel schon produziert, bevor sicher war,

dass der Impfstoff wirkt.

Damit sind die Hersteller ein großes Risiko eingegangen.

Aber der Impfstoff gehört einer ganz neuen Klasse an.

Da denken sich manche, da werden wir mit Genen manipuliert.

Wie ist das mit Langzeitschäden?

Zur Gen-Manipulation muss man sagen,

dass ist bei dem Impfstoff sicher nicht der Fall.

Es gibt noch keinen zugelassenen Impfstoff, der auf der neuen

Technologie basiert.

Das ist aber keine Technologie, die erst seit Corona getestet wird.

BioNTech hat diese Technologie schon bei Krebstherapien erforscht.

Man sieht bei den jetzt Geimpften, wir haben Daten bis zu zwei Monaten.

Wir erinnern uns an die Schweinegrippe,

da gab es einen Impfstoff,

der tauchten nach Jahren schwere Nebenwirkungen auf.

Das ist zu relativieren.

Wenn wir 80 Millionen Deutsche impfen, werden auch seltene

Nebenwirkungen auftauchen.

Ein Impfstoff, selbst wenn er zugelassen ist,

wird weiter beobachtet.

Auch Impfstoffe nach der Zulassung werden überwacht.

Da wird nicht am Menschen experimentiert.

Die Kommission hat ihre Empfehlung abgegeben.

Ist denn auch an älteren Menschen der Impfstoff ausprobiert worden?

Die Studie, die sie gezeigt haben, hatte Teilnehmer von 16-85 Jahren.

In der Gruppe von 65-85 Jahren waren es 4.000 Teilnehmer.

Auch da war der Impfstoff zu 95 % wirksam.

Von daher kann man sagen, dass der Wirkstoff wahrscheinlich

auch bei den älteren Menschen wirkt.

Man hofft ja auch, dass man die Pandemie eindämmen kann.

Welche Erkenntnisse gibt es dazu?

Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse.

Wenn man eine sterile Immunität hat,

kann man das Virus nicht weitergeben.

Es kann aber auch sein, dass es später, nach Jahren nur noch eine

klinische Immunität hat.

Dann wird man zwar nicht krank,

und man könnte das Virus weitergeben.

Sie haben also einen Optimismus, dass der Impfstoff zunächst vor

Ansteckungen schützt und dass man ihn dann vielleicht auffrischen muss.

Wie lange die Wirkung anhält, dazu gibt es noch keine Daten.

Ich gehe aber davon aus, dass der Impfstoff mehrere Jahre anhält.

Ob man ihn dann auffrischen muss und in welchem Intervall,

muss man dann sehen.

Bei Masern zum Beispiel reicht eine Impfung fürs ganze Leben.

Viele Zahlen, Daten und Diskussionen rund um die Corona-Thematik

finden Sie bei uns natürlich auch online, auf zdfheute.de,

u.a. die Empfehlungen der Impfkommission.

In den Nachrichten geht es jetzt erst mal

mit den Brexit-Verhandlungen weiter.

Da soll es nun ein persönliches Treffen auf höchster Ebene geben.

Der britische Premierminister Johnson

werde in den kommenden Tagen nach Brüssel reisen,

um mit EU-Kommissionpräsidentin von der Leyen

die schwierigsten Fragen zu klären, wurde am Abend mitgeteilt.

Zuvor hatten Johnson und von der Leyen erneut telefonisch beraten.

Zu den wichtigsten Punkten gehören die Frage der Fangrechte

für EU-Fischer in britischen Gewässern

und die Wettbewerbsbedingungen.

Die Verhandlungen stehen unter großem Zeitdruck:

Zum Jahreswechsel endet die Übergangsregelung des Brexit.

Mit dem Stand dieser Verhandlungen und den Positionen beider Seiten

beschäftigt sich dann ausführlicher auch unser heute journal up:date.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission

"30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit"

hat ihren Abschlussbericht

vorgelegt und Handlungsempfehlungen gegeben.

Zu den Forderungen gehören u.a. ein neues Begegnungszentrum,

um die damaligen Umbrüche nachvollziehbar zu machen,

die Einführung von weiteren Gedenktagen,

und auch mehr Sichtbarkeit des Ostens im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Heute vor 50 Jahren:

der Kniefall des damaligen Bundes- kanzlers Willy Brandt in Warschau.

Deutschland und Polen haben die Bedeutung der historischen Geste

bis in die heutige Zeit gewürdigt.

Vertreter der Präsidenten beider Länder legten Kränze nieder

am Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto.

Dort war Willy Brandt am 7. Dezember 1970 auf die Knie gefallen.

Die Geste fand weltweit Beachtung

als Bitte um Vergebung für die Verbrechen der Nazi-Zeit

und als Zeichen für Versöhnung.

Beim jährlich veröffentlichten Klimaschutzindex hat sich Deutschland

im internationalen Vergleich etwas verbessert.

Das geht aus einer Studie mehrerer Umweltorganisationen hervor.

Dennoch gebe es weiter Nachholbedarf, so die Autoren der Studie.

Sie kritisieren v.a., die Ausbauziele für Erneuerbare Energien

seien zu schwach und der Ausstoß im Bereich Verkehr unverändert hoch.

Der Klimaschutz-Index analysiert und vergleicht den Klimaschutz

in 57 Ländern und der gesamten EU.

Aus den umstrittenen Parlamentswahlen in Venezuela

ist die sozialistische Partei von Staatschef Maduro

als Sieger hervorgegangen.

Nach offiziellen Angaben der Wahlbehörde

erhielt sie knapp 68 % der Stimmen.

Die Opposition des selbsternannten Interimspräsidenten Guaido

wies das Ergebnis zurück und sprach von Betrug.

Sie hatte zuvor zum Boykott der Wahl aufgerufen.

Die Wahlbeteiligung lag bei nur rund 30 %.

Der Krieg um die Kaukasusregion

Bergkarabach hat einen Verlierer und drei Gewinner.

Der Verlierer ist Armenien.

Kriegsgegner Aserbaidschan war militärisch weit überlegen,

auch dank türkischer Unterstützung.

Die Türkei feiert diese siegreiche Allianz auch weidlich.

Aber auch Russland ist am Ende ein Gewinner.

Als Friedensstifter hat es seinen Einfluss in der Region

deutlich ausgedehnt und jetzt

noch mehr russische Truppen vor Ort als vorher.

Das ist der geostrategische Hintergrund.

In den umkämpften Gebieten selbst zeigt sich hingegen

die ganze Trostlosigkeit solcher Konflikte.

Jörg Brase hat Aserbaidschaner begleitet, die jetzt wieder

in Ortschaften zurückkehren können,

aus denen sie beim vorletzten Krieg in den 90er Jahren

von den Armeniern vertrieben wurden.

Doch in Geisterorten wie Agdam oder Füzuli

erwarten sie nur noch Ruinen.

"Diesmal haben wir es geschafft", sagt Hamlet Ibrahimov.

Stolz zeigt er uns zwei armenische Panzerfahrzeuge,

erbeutet in der jüngsten Schlacht.

Vor 28 Jahren hat er selbst gegen die Armenier gekämpft.

Damals, als sie Bergkarabach an Armenien verloren.

Umso größer ist jetzt seine Genugtuung über den Sieg.

Schaut mal, da ist noch die Ladung drin.

Wir haben den Panzer mit voller Munition erbeutet.

Sie haben alles dagelassen, was sie hatten,

und sind einfach davongelaufen.

Wir fahren mit Hamlet nach Agdam, in eine der drei “befreiten Zonen“.

Agdam ist eine Geisterstadt, zerstört 1993,

nach der Einnahme durch Armenien.

Nach der Flucht der aserbaidschanischen Bevölkerung

geplündert und nie mehr besiedelt.

Das Hiroshima des Kaukasus nennen sie es.

Mariam Ismailova ist zurück, nach 27 Jahren.

Sie ist stolz und glücklich.

Doch ob sie je wieder hier leben kann, weiß sie nicht.

"Da hinten bin ich immer zur Schule gegangen", sagt Mariam.

An dem Platz aber, an dem ihr Haus stand, ist nichts mehr zu finden.

Nur noch die Moschee haben sie stehen lassen.

Jetzt sieht man nichts mehr, früher war Agdam so wunderschön.

Doch alles wurde zerstört, nichts ist mehr da.

Alles haben wir damals im Haus zurückgelassen.

Wir konnten nichts mitnehmen.

Ich hatte nur Gummilatschen an meinen Füßen.

Damals floh sie aus Agdam.

Ihr Mann und ihr Bruder wurden bei den Angriffen verletzt,

sind seitdem spurlos verschwunden.

Zwei von tausenden Vermissten.

Warum haben sie uns getötet?

Was hat mein Mann damals falsch gemacht?

Mein Sohn hier hat mir Internetvideos gezeigt,

wie die Armenier Geiseln ermorden.

Woher soll ich wissen,

ob sie meinen Mann damals nicht auch so getötet haben?

Ob sie ihn auch gefoltert und ermordet haben?

Solche Videos aber gibt es auch von aserbaidschanischen Truppen.

Kriegsverbrechen auf beiden Seiten.

Der Hass sitzt tief.

Erbittert wurde gekämpft im jüngsten, kurzen Krieg.

Auf der Ladefläche eines Lastwagens

liegen immer noch die verkohlten Leichen armenischer Soldaten.

Aufgemalte Kreuze weisen den Weg zu den Toten.

In Füzuli, einer anderen Geisterstadt aus den 90ern,

steigt Hamlet durch die Ruinen der ehemaligen Moschee.

Da war das Minarett, so groß wie das in Agdam.

Die Armenier haben es zerstört.

Die Moschee war sehr, sehr groß, die Moschee von Füzuli.

Das ist, was sie damit getan haben.

Kein Stein steht mehr auf dem anderen.

Am Rande des Trümmerfeldes das ehemalige Hauptquartier

der armenischen Truppen in Füzuli.

Jetzt steht es unter der Kontrolle Aserbaidschans.

Und es sind die Sieger, die die Regeln bestimmen wollen.

Wie es unser Präsident gesagt hat,

die Armenier können mit uns in unserem Land zusammenleben,

als Bürger unseres Landes, unter unserer Flagge, mit unseren Pässen.

An ein Zusammenleben aber ist im Moment gar nicht zu denken.

Das Schlachtfeld liegt noch frisch und ungeräumt.

Es ist ein Waffenstillstand, kein Frieden, noch lange nicht.

Jetzt noch mal Heinz mit Meldungen aus der Wirtschaft.

China hat im November bei seinen Exporten

überraschend deutlich zugelegt und auch nochmal eine Steigerung

gegenüber dem Plus aus dem Oktober erreicht.

Valerie Haller, wie kommt es zu diesem Export-Boom?

China profitiert davon, dass in anderen Ländern

Fabriken wegen Corona dichtmachen mussten.

Nun füllen chinesische Unternehmen diese Lücken,

weil von der Viruskrise in ihrem Land kaum mehr etwas zu spüren ist.

Außerdem produziert das Land all die Waren,

die von uns in Corona-Zeiten besonders gefragt sind.

China erlebt dadurch eine Sonderkonjunktur,

die nicht unbedingt von Dauer sein muss.

Mitten in der Pandemie

brummt das Fracht Geschäft zur See wie lange nicht mehr.

Die Schiffe sind randvoll, Container werden langsam Mangelware.

Die Preise für Transporte gehen durch die Decke.

An Bord: Fitnessgeräte, Fahrräder, Heimwerkerartikel, Möbel, Computer.

Oft aus China.

Das sagen auch die neuen Zahlen vom Zoll.

Um über 20 % zogen die chinesischen Exporte im November

gegenüber dem Vorjahr an.

Viel mehr als Experten erwartet hatten.

China koppelt sich ab.

Während der Rest der Welt eine Rezession erlebt,

wird das Land auch in diesem Jahr wieder Wachstum verzeichnen.

Von der Erholung der Chinesen

profitiert auch die deutsche Wirtschaft.

China importiert auch deutlich mehr Ware aus Deutschland.

Immerhin 13 %.

Und noch etwas kann man dem Boom Chinas entnehmen:

Er zeigt, was möglich ist: ein zügiger Aufschwung nach der Krise.

Nach starken Schnee- und Regenfällen

bleibt die Lage in Teilen von Österreich und Italien angespannt.

Besonders betroffen ist Norditalien.

Dort sind ganze Landstriche überflutet.

Die Feuerwehr musste zu tausenden Einsätzen ausrücken.

In Österreich ist die Lawinengefahr weiter hoch.

Schulen und Kindergärten blieben heute in einigen Gebieten,

wie hier in Kärnten, zu.

In den kommenden Tagen rechnen Meteorologen

mit weiteren starken Schneefällen an der Alpensüdseite.

Die Deutsche Fußball Liga will mit einer veränderten Verteilung

der TV-Gelder die Existenz der 36 Profivereine sichern.

Nach monatelangen Beratungen entschied das DFL-Präsidium,

die Milliardenerlöse aus den Medienrechten

künftig etwas gleichmäßiger verteilen zu wollen als bisher.

So sollen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie

v.a. für kleinere Vereine besser abgefedert werden können.

Kritik kommt von Fanvertretern.

Ihnen geht die Reform nicht weit genug.

Wir bleiben noch beim Fußball.

Wenn die Verteidigung der Nationalmannschaft

demnächst so gut funktioniert wie die Selbstverteidigung von Jogi Löw,

könnte man sich vielleicht doch noch Hoffnung machen

auf ein passables Abschneiden bei der EM.

Wie schnell sich der Bundestrainer nach dem Spanien-Debakel

aus der Schusslinie brachte und stattdessen den DFB attackierte,

war jedenfalls bemerkenswert.

Er selbst hat sich dazu heute auch nochmal geäußert.

Claudia Neumann berichtet.

Es ist immer der letzte Eindruck, der haften bleibt.

Das 0:6-Debakel und die anschließende Sprachlosigkeit

haben den Bundestrainer in ein Fegefeuer der Kritik geraten lassen.

Das folgende Krisenmanagement: ein einziges Kommunikationsdesaster.

Es gab eine Pressemitteilung:

Der Trainer braucht eine emotionale Distanz.

Präsident Keller scheint an Löw zu zweifeln,

soll ihm ein Vertragsende nach der EM 20/21 nahegelegt haben.

Löw seinerseits fordert Respekt und Vertrauen ein.

Deutlich vernehmbare Risse in der einst so jovialen Beziehung.

Ich habe mich sehr darüber geärgert und das kann ich hier auch nochmal

deutlich zum Ausdruck bringen,

dass viele Dinge nach der ersten Pressemitteilung

an die Öffentlichkeit geraten sind.

Von wem auch immer.

Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht.

Daher bestand bei mir vielleicht auch Explosionsgefahr,

wenn die Dinge so nach außen gehen, die nicht nach außen gehören.

Immerhin hatte sich der Präsidialausschuss

schon früh pro Löw positioniert, obwohl nicht jeder im Verband

so kompromisslos hinter Jogi Löw steht wie Direktor Oliver Bierhoff,

der Löw den sportlichen Aufschwung zutraut.

Für konstruktive Kritik sind wir immer empfänglich

und wir setzen uns mit diesen Dingen natürlich auch auseinander.

Wir sind v.a. mit uns selbst sehr selbstkritisch

und wissen, dass wir natürlich auch Fehler machen und gemacht haben.

Die Neujustierung der Nationalmannschaft

nach der verkorksten WM ist schon mehrmals ins Stocken geraten.

Der angestrebte dynamische Spielstil nicht erkennbar,

die defensive Anfälligkeit hingegen geblieben.

Deswegen weiß ich, dass ich in der Kritik stehe.

Das ist für mich klar.

Ich kann die Wut und die Enttäuschung absolut verstehen.

Wir vertrauen unserer Mannschaft.

Jogi Löw bleibt sich treu - im Erfolg genauso wie im Misserfolg.

Seine Überzeugung stets größer als Impulse von außen.

So bleiben den aussortierten Weltmeistern Boateng,

Hummels und Müller nur minimale Chancen auf eine Rückkehr.

Wenn ich sehe, die Mannschaft braucht dies oder jenes noch,

um erfolgreich zu sein, dann wird man das auf jeden Fall auch tun.

Im März beginnt das neue Länderspieljahr.

Das war's von uns.

Gleich nach dem Wetter geht's weiter mit der Krimi-Reihe

"Die purpurnen Flüsse".

Um 23.50 Uhr dann unser heute journal up:date mit Wulf Schmiese.

Uns gibt's morgen wieder, auf Wiedersehen.

Ein neuer Rekord-Monat liegt hinter uns: Der November 2020

war weltweit der wärmste November nach dem Copernicus-Datensatz.

Die Referenzperiode ist 1981 bis 2010, aber diese Periode

ist ja schon deutlich wärmer im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

In Europa gab es durchaus einige kühlere Ecken.

Richtung Balkan war es etwas kühler.

Sie sehen aber viele rötliche Töne, es war also deutlich zu warm.

Es war der zweitwärmste November in Europa.

Je weiter man nach Norden schaut, desto roter wird es.

Über der Arktis und Richtung Sibirien war die Temperaturabweichung enorm,

mit 16 Grad über dem Normalen.

Europa erreicht ein neues Tief,

das der Alpensüdseite erneut große Schneemengen bringt.

Neuschnee von gut 1 m ist möglich.

In Deutschland bleibt es aber trocken.

Heute Nacht bildet sich Nebel in Gewässernähe.

Nach Süden hin wird es rutschig durch Reif.

Morgen scheint die Sonne.

Am Nordrand der Mittelgebirge und im Südosten lockert es auf.

Sonst gibt es im Norden und Südwesten viele Wolken.

Am Mittwoch gibt es Regen und Schnee im Süden,

etwas Regen im Norden.

Ab Donnerstag wird es etwas kälter.