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2020-7 Imported from YouTube, KSK: Hitlergruß kein Kündigungsgrund? | Panorama | NDR

KSK: Hitlergruß kein Kündigungsgrund? | Panorama | NDR

Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem

und eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen.

Da müssen wir konsequent drangehen.

Harte Worte.

Drei Jahre ist das her.

Da waren in der Bundeswehr Fälle aufgetaucht

von Schikane und Herabwürdigung.

Und ein Soldat,

dessen rechtsextreme Gesinnung keiner bemerkt haben wollte.

Vorgesetzte hätten Alarmzeichen nicht ernst genommen,

sagte von der Leyen.

Aber gleich eine Haltungsschwäche der ganzen Bundeswehr?

Viele Soldaten fühlten sich zu Unrecht verurteilt.

Die Kritik war zu pauschal.

Aber nur Einzelfälle?

Von der Leyen ging,

der ungute Korpsgeist in Teilen der Truppe blieb.

Und tauchte wieder auf:

Bei der Eliteeinheit KSK, dem Kommando Spezialkräfte.

Von "toxischer Führungskultur" spricht die Nachfolgerin im Amt,

Annegret Kramp-Karrenbauer.

Die zweite Kompanie des KSK wird aufgelöst.

Die Kompanie, über die Panorama schon vor drei Jahren berichtete,

die trotz Gerichtsurteil eine Mauer des Schweigens errichten konnte.

Jahrelang.

Ein Truppenübungsplatz nahe Sindelfingen.

Die Zweite Kompanie der Eliteeinheit KSK

feiert den Abschied ihres Kompaniechefs.

Es ist April 2017.

Panorama und das Y-Kollektiv enthüllten vor drei Jahren,

was hier geschah:

Der Alkohol fließt, der Kompaniechef durchläuft einen Parcours,

wirft Schweineköpfe durch die Gegend.

Was erst skurril wirkt, entwickelt sich später zur Straftat.

Es beginnt mit einem Lied aus der rechtsradikalen Szene.

Der Kompaniechef zeigt dazu mehrmals den Hitlergruß.

Live dabei: eine Zivilistin.

Sie schildert uns später detailliert die Geschehnisse.

Zum Refrain wurde der Hitlergruß gezeigt.

Das lief euphorisch ab.

Den Text haben sie mitgegrölt.

Der Ältere hat die anderen vorbereitet:

Gleich käme der Refrain,

es sei so weit, die rechte Hand zu heben.

Und das haben die vier auch gemacht.

Nachdem Panorama die Bundeswehr nach der Party fragt,

werden die Soldaten verhört.

Offenbar wollte aber niemand einen Hitlergruß gesehen haben.

Kurz darauf streut die Bundeswehr in den Medien,

es sei kein Hitlergruß gewesen.

Der Kompaniechef darf Soldat bleiben.

Offenbar haben seine Elitesoldaten

ihn in internen Verhören alle gedeckt.

Dumm nur, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt,

denn der Hitlergruß ist strafbar.

Und ihre Ermittlungen ergeben:

Der Kompaniechef hat tatsächlich den Hitlergruß gezeigt.

Das Amtsgericht Böblingen erlässt im Winter 2018

Strafbefehl gegen den Kompaniechef, den der Soldat auch akzeptiert.

Damit gilt er als rechtskräftig verurteilt

wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Es wurde eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen festgesetzt,

insgesamt 4000 Euro.

Verfahren abgeschlossen.

Also könnte die Bundeswehr auch ihr internes Verfahren

schnell beenden und den Kompaniechef feuern.

Doch wir bekommen eine überraschende Auskunft

zum rechtskräftig festgestellten Hitlergruß.

Was sagen Sie zur Verurteilung eines KSK-Kompaniechefs

wegen eines Hitlergrußes?

Laufende Verfahren, sehen wir, wie es weitergeht.

Läuft bundeswehrintern eine neue Ermittlung?

Ein ordentliches Gericht hat den Hitlergruß doch festgestellt.

Die Bundeswehr teilt uns mit:

Das rechtskräftige Urteil werde lediglich ...

Es ist Anfang 2019, rund zwei Jahre nach der Abschiedsfeier.

Warum braucht die Bundeswehr so lange oder schafft es gar nicht,

Rechtsextremisten aus ihren Reihen zu entfernen?

Man sollte darüber diskutieren, ob man das Wehrrecht ändern muss.

Rechtsextreme haben in der Truppe nichts verloren.

Man muss sie schnell rausschmeißen können.

Ein paar Monate später fragen wir erneut.

Die Bundeswehr hat jetzt immerhin intern gegen den Kompaniechef

eine Anschuldigung vor dem Truppendienstgericht erhoben.

Das soll klären, ob er Soldat bleiben darf.

Die Soldaten der Zweiten Kompanie decken nicht nur ihren Kompaniechef.

Einige gelten bundeswehrintern selbst als braune Verdachtsfälle.

Dem Bundeswehrgeheimdienst MAD sind rund 20 aufgefallen -

die meisten waren auf der Abschiedsfeier.

Die neue Dimension des Rechtsextremismus

begründet sich in der Bundeswehr auch daraus:

Gerade im KSK können wir nicht von Einzelfällen ausgehen.

Eine Untergrundarmee haben wir nicht entdeckt.

Aber Beziehungsgeflechte, Netzwerke und Strukturen

mit unterschiedlicher Qualität finden wir sehr wohl.

Eine besondere Qualität hatte sicher ein KSK-Soldat aus Sachsen:

Bei ihm findet die Polizei im Mai Sprengstoff, eine AK-47, Munition

und Nazi-Aufkleber.

Auch er war übrigens auf der Feier der Zweiten Kompanie.

Vor wenigen Wochen ein kritischer Brief:

Ein Elite-Soldat schreibt dem Ministerium

von seinen Erfahrungen beim KSK.

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kündigt gestern an,

die Zweite Kompanie aufzulösen - immerhin.

Aber der damalige Kompaniechef ist weiter bei der Bundeswehr,

drei Jahre nach dem Hitlergruß.

Wir fragen nach.

Der ehemalige KSK-Kompaniechef, der verurteilt wurde für den Hitlergruß,

ist weiter bei der Truppe.

Warum?

Dieser Soldat, ein Oberstleutnant, ist derjenige,

der bei der Feier verabschiedet wurde.

Wegen des Zeigens des Hitlergrußes auf der Feier

ist rechtmäßiger Strafbefehl erlassen worden.

Im Anschluss haben wir im April 2019

vor dem Truppendienstgericht ihn angeschuldigt.

Unser Ziel ist die Entfernung aus dem Dienstverhältnis.

Das ist ein laufendes Verfahren, die Justiz muss entscheiden.

Aber so jemand kann Soldat sein oder nicht?

Ich habe dazu eine persönliche Auffassung.

Aber das rechtstaatliche Verfahren gilt auch in der Bundeswehr.

Das zuständige Gericht muss entscheiden.

Aber das zuständige Bundeswehrgericht hat noch nicht einmal getagt.

Ein Jahr nach Anklage

und drei Jahre nach dem Hitlergruß des Kompaniechefs.


KSK: Hitlergruß kein Kündigungsgrund? | Panorama | NDR KSK: Hitler salute no reason for dismissal? | Panorama | NDR KSK: il saluto a Hitler non è motivo di licenziamento? | Panorama | NDR KSK: A saudação a Hitler não é motivo para despedimento? | Panorama | NDR KSK: Hitler selamı işten çıkarılma gerekçesi değil mi? | Panorama | NDR

Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem The Bundeswehr has a posture problem

und eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen. and a weakness in leadership at various levels.

Da müssen wir konsequent drangehen. We have to tackle this consistently.

Harte Worte. Hard words.

Drei Jahre ist das her. That was three years ago.

Da waren in der Bundeswehr Fälle aufgetaucht Cases had surfaced in the Bundeswehr

von Schikane und Herabwürdigung. of harassment and degradation.

Und ein Soldat, And a soldier

dessen rechtsextreme Gesinnung keiner bemerkt haben wollte. whose right-wing extremist views no one wanted to have noticed.

Vorgesetzte hätten Alarmzeichen nicht ernst genommen, Superiors would not have taken alarm signals seriously

sagte von der Leyen. said von der Leyen.

Aber gleich eine Haltungsschwäche der ganzen Bundeswehr? But a bad attitude in the whole Bundeswehr?

Viele Soldaten fühlten sich zu Unrecht verurteilt. Many soldiers felt they were wrongly condemned.

Die Kritik war zu pauschal. The criticism was too sweeping.

Aber nur Einzelfälle? But only individual cases?

Von der Leyen ging, Von der Leyen went

der ungute Korpsgeist in Teilen der Truppe blieb.

Und tauchte wieder auf:

Bei der Eliteeinheit KSK, dem Kommando Spezialkräfte.

Von "toxischer Führungskultur" spricht die Nachfolgerin im Amt, The successor in office speaks of a "toxic leadership culture",

Annegret Kramp-Karrenbauer. Annegret Kramp-Karrenbauer.

Die zweite Kompanie des KSK wird aufgelöst.

Die Kompanie, über die Panorama schon vor drei Jahren berichtete,

die trotz Gerichtsurteil eine Mauer des Schweigens errichten konnte.

Jahrelang.

Ein Truppenübungsplatz nahe Sindelfingen. A military training area near Sindelfingen.

Die Zweite Kompanie der Eliteeinheit KSK

feiert den Abschied ihres Kompaniechefs.

Es ist April 2017.

Panorama und das Y-Kollektiv enthüllten vor drei Jahren, Panorama and the Y collective revealed three years ago,

was hier geschah: what happened here:

Der Alkohol fließt, der Kompaniechef durchläuft einen Parcours, The alcohol flows, the company commander runs through a course,

wirft Schweineköpfe durch die Gegend. throws pig heads around.

Was erst skurril wirkt, entwickelt sich später zur Straftat. What seems bizarre at first turns into a crime later.

Es beginnt mit einem Lied aus der rechtsradikalen Szene. It starts with a song from the radical right-wing scene.

Der Kompaniechef zeigt dazu mehrmals den Hitlergruß. The company commander shows the Hitler salute several times.

Live dabei: eine Zivilistin.

Sie schildert uns später detailliert die Geschehnisse.

Zum Refrain wurde der Hitlergruß gezeigt.

Das lief euphorisch ab. That was euphoric.

Den Text haben sie mitgegrölt.

Der Ältere hat die anderen vorbereitet:

Gleich käme der Refrain,

es sei so weit, die rechte Hand zu heben.

Und das haben die vier auch gemacht.

Nachdem Panorama die Bundeswehr nach der Party fragt,

werden die Soldaten verhört.

Offenbar wollte aber niemand einen Hitlergruß gesehen haben.

Kurz darauf streut die Bundeswehr in den Medien,

es sei kein Hitlergruß gewesen.

Der Kompaniechef darf Soldat bleiben.

Offenbar haben seine Elitesoldaten

ihn in internen Verhören alle gedeckt.

Dumm nur, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt,

denn der Hitlergruß ist strafbar.

Und ihre Ermittlungen ergeben:

Der Kompaniechef hat tatsächlich den Hitlergruß gezeigt.

Das Amtsgericht Böblingen erlässt im Winter 2018

Strafbefehl gegen den Kompaniechef, den der Soldat auch akzeptiert.

Damit gilt er als rechtskräftig verurteilt

wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. for the use of symbols of unconstitutional organizations.

Es wurde eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen festgesetzt,

insgesamt 4000 Euro.

Verfahren abgeschlossen.

Also könnte die Bundeswehr auch ihr internes Verfahren So the Bundeswehr could also use its internal procedure to

schnell beenden und den Kompaniechef feuern.

Doch wir bekommen eine überraschende Auskunft

zum rechtskräftig festgestellten Hitlergruß.

Was sagen Sie zur Verurteilung eines KSK-Kompaniechefs

wegen eines Hitlergrußes?

Laufende Verfahren, sehen wir, wie es weitergeht.

Läuft bundeswehrintern eine neue Ermittlung? Is there a new investigation going on within the Bundeswehr?

Ein ordentliches Gericht hat den Hitlergruß doch festgestellt.

Die Bundeswehr teilt uns mit:

Das rechtskräftige Urteil werde lediglich ...

Es ist Anfang 2019, rund zwei Jahre nach der Abschiedsfeier.

Warum braucht die Bundeswehr so lange oder schafft es gar nicht,

Rechtsextremisten aus ihren Reihen zu entfernen?

Man sollte darüber diskutieren, ob man das Wehrrecht ändern muss. It should be discussed whether it is necessary to change the law on military service.

Rechtsextreme haben in der Truppe nichts verloren.

Man muss sie schnell rausschmeißen können.

Ein paar Monate später fragen wir erneut.

Die Bundeswehr hat jetzt immerhin intern gegen den Kompaniechef

eine Anschuldigung vor dem Truppendienstgericht erhoben. filed an allegation with the troop service court.

Das soll klären, ob er Soldat bleiben darf.

Die Soldaten der Zweiten Kompanie decken nicht nur ihren Kompaniechef.

Einige gelten bundeswehrintern selbst als braune Verdachtsfälle.

Dem Bundeswehrgeheimdienst MAD sind rund 20 aufgefallen -

die meisten waren auf der Abschiedsfeier.

Die neue Dimension des Rechtsextremismus

begründet sich in der Bundeswehr auch daraus:

Gerade im KSK können wir nicht von Einzelfällen ausgehen.

Eine Untergrundarmee haben wir nicht entdeckt.

Aber Beziehungsgeflechte, Netzwerke und Strukturen But networks of relationships, networks and structures

mit unterschiedlicher Qualität finden wir sehr wohl.

Eine besondere Qualität hatte sicher ein KSK-Soldat aus Sachsen:

Bei ihm findet die Polizei im Mai Sprengstoff, eine AK-47, Munition

und Nazi-Aufkleber.

Auch er war übrigens auf der Feier der Zweiten Kompanie.

Vor wenigen Wochen ein kritischer Brief:

Ein Elite-Soldat schreibt dem Ministerium

von seinen Erfahrungen beim KSK.

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kündigt gestern an,

die Zweite Kompanie aufzulösen - immerhin.

Aber der damalige Kompaniechef ist weiter bei der Bundeswehr,

drei Jahre nach dem Hitlergruß.

Wir fragen nach.

Der ehemalige KSK-Kompaniechef, der verurteilt wurde für den Hitlergruß,

ist weiter bei der Truppe.

Warum?

Dieser Soldat, ein Oberstleutnant, ist derjenige,

der bei der Feier verabschiedet wurde.

Wegen des Zeigens des Hitlergrußes auf der Feier For showing the Hitler salute at the celebration

ist rechtmäßiger Strafbefehl erlassen worden. lawful penalty order has been issued.

Im Anschluss haben wir im April 2019

vor dem Truppendienstgericht ihn angeschuldigt. in front of the troop service court accused him.

Unser Ziel ist die Entfernung aus dem Dienstverhältnis.

Das ist ein laufendes Verfahren, die Justiz muss entscheiden.

Aber so jemand kann Soldat sein oder nicht?

Ich habe dazu eine persönliche Auffassung.

Aber das rechtstaatliche Verfahren gilt auch in der Bundeswehr. But the due process of law also applies in the Bundeswehr.

Das zuständige Gericht muss entscheiden.

Aber das zuständige Bundeswehrgericht hat noch nicht einmal getagt. But the competent Federal Armed Forces Court has not even convened yet.

Ein Jahr nach Anklage

und drei Jahre nach dem Hitlergruß des Kompaniechefs.