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Allgemeine Geschichte, Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter

Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter

Der immer wieder so bezeichnete russisch-ukrainische Konflikt bestimmt momentan die Schlagzeilen. Die heutigen Akteure mögen ihre eigenen Motivationen haben, die Wurzeln des ganzen Konflikts reichen tief in die Geschichte der beiden Länder. Und grade die Ukraine hat eine bewegte Geschichte. In der es immer wieder um Identität, um Einfluss, Zugehörigkeit oder Unabhängigkeit und die Auseinandersetzung zwischen Ost und West geht. Eine Gesichte, die weit mehr bereithält als Konflikte und Kriege. Die uns bei einem genaueren Blick hilft, die Hintergründe der aktuellen Auseinandersetzung zu verstehen. Deshalb schauen wir uns das jetzt mal genauer an. (Klingeln) Direkt zu Beginn: die Geschichte eines Landes ist immer lang und komplex. Umso schwieriger ist es, diese zusammenzufassen in einem Video, man könnte 100 Videos machen. Bitte habt Verständnis, wenn wir einiges vereinfachen und springen. Der Ukrainische Staat, wie wir ihn heute kennen, ist erst 31 Jahre alt. Er beruft sich aber auf eine 1.000-jährige Geschichte. Die Herrschaft über das Gebiet in den heutigen Landesgrenzen der Ukraine wechselt dabei mehrfach. Einzelne Regionen des Landes gehören im Laufe der Zeit zu mehr als 14 verschiedenen Staaten. Mal gehören Teile der Ukraine etwa zum Königreich Polen-Litauen, mal zum zaristischen Russland oder zu Österreich, später auch zur Sowjetunion. Erst seit dem 19. Jahrhundert setzt sich die Bezeichnung Ukraine durch. Das bedeutet Grenzland. Am Rand. Nicht ohne Grund, denn die angrenzenden Mächte betrachteten die Ukraine meist nicht als eigenständiges Land, sondern als Teil ihres eigenen Staates. Mal in rein geografischer Hinsicht, und mal auch aus politischem Kalkül. Beim Stichwort politischem Kalkül sind wir auch ganz schnell bei einem Namen, der regelmäßig im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine fällt: nämlich Wladimir Putin. Wenn ihr noch mal mehr über das Leben und den Werdegang des russischen Präsidenten erfahren wollt, empfehl ich euch, oben auf das I zu klicken. Da findet ihr ein Video von uns zu ihm und seiner Lebensgeschichte. 2016 lässt Putin in Zentrum Moskaus, an der Kremlmauer eine imposante Statue errichten. Ein 16 Meter hohes Denkmal für Wladimir den Großen. Wladimir I. ist ein Großfürst des Mittelalters. In seiner Ansprache zur Einweihung sagt der russische Präsident Putin, der in Fürsten Wladimir einen Namensvetter hat: "Fürst Wladimir hat den Weg gebahnt, zu einem starken, zentralisierten Russischen Staat." Ein Denkmal für den Urvater des Russischen Staates. So weit, so gut, aber war da nicht noch was? Na ja, Wladimir der Große gilt auch als Gründungsvater für die Ukraine. Und genau hier offenbart sich ein Konflikt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen. Im 8. Jahrhundert kommen Händler aus Skandinavien in das Gebiet der heutigen Ukraine. Gemeinsam mit sklavischen Stämmen gründen sie zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer einen großen ostslawischen Staat: die Kiewer Rus. 988 lässt sich einer der Kiewer Fürsten, besagter Wladimir taufen und die Kiewer Rus christianisieren. Weniger aus religiösen Gründen als aus strategischen. Er will die Schwester des byzantinischen Kaisers heiraten. Das geht eben nur mit dieser Taufe. Wladimir und seine Nachfolger bereiten der Kiewer Rus eine Blütezeit. Mit 40.000 Einwohnern zählt Kiew, die spätere ukrainische Hauptstadt, im 11. Jahrhundert zu den größten Städten Europas. Die heutige Währung der Ukraine, der Hrywnja, hat ihren Namen von der Geldeinheit der Kiewer Rus. Auf dem 1-Hrywnja-Schein findet ihr Wladimirs Portrait. Im 12. Jahrhundert zerfällt das Reich in viele kleine Fürstentümer. Bevor die Mongolen dem Großreich mit ihrer Invasion im 13. Jahrhundert endgültig den Garaus machen. Aus einem dieser Fürstentümer der ehemaligen Kiewer Rus entsteht später das Fürstentum Moskau. Aus dem Russland wird. Die Kiewer Rus wird daher eben auch als "die Wiege Russlands gesehen". Heute streiten ukrainische und russische Historiker, wer die "echten Erben" der Kiewer Rus sind. Historisch gesehen können die Staaten Russland und Ukraine und übrigens auch Belarus, das am Rande, als Nachfolgestaaten der Kiewer Rus gelten. Aber in dem Streit geht es gar nicht so sehr um Wissenschaft, sondern viel mehr um Politik. Wie so oft. Und da prallen zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander. Erstens: Sind die Ukrainer ein eigenständiges Volk? Die Ukrainer bejahen das natürlich. Oder zweitens: Sind die Ukrainer Teil eines großen russischen Volkes? Das ist auch die Interpretation Putins. Wenn er von einem starken, zentralisierten russischen Staat spricht. Aber es ist nicht seine Erfindung. Die Ansicht, die Ukrainer seien Teil des russischen Volkes, wurzelt im Russland der Zaren. Das ist 'ne Zeit, die wir uns jetzt mal ein kleines bisschen genauer anschauen. Nach dem Ende des Kiewer Reichs wird ein Großteil des heutigen ukrainischen Territoriums Teil des Königreichs Polen. Gegen diese polnische Herrschaft kämpfen die Kosaken. Das sind schlagkräftige Reiterverbände, so mutig, dass es heute in der Nationalhymne der Ukraine heißt: "Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit hin." "Und wir werden zeigen, dass wir vom Stamm der Kosaken sind." Den Kosaken gelingt es, im 17. Jahrhundert, ein autonomes Staatswesen zu etablieren. Das sogenannte Hetmanat, das einige Jahrzehnte existiert. Aber noch im selben Jahrhundert 1654 unterstellen sich die Kosaken der russischen Zarenherrschaft. Zunächst mit weitgehender Autonomie. Aber je mächtige das Russische Reich wird, desto geringer werden die Freiheiten für die Völker auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Die Folge: Im 19. Jahrhundert entsteht eine erste ukrainische Nationalbewegung. Die Reaktion des Zaren Alexander II. lässt nicht lange auf sich warten. Er verbietet Publikationen in ukrainischer Sprache. Sie gilt als Dialekt der ukrainischen Bauern. Auch das Wort "Ukraine" wird untersagt und stattdessen das Wort "Kleinrussland" propagiert. Gleichzeitig vergrößert Russland sein Territorium um die kaum besiedelte Südukraine, und nennt das Gebiet am Schwarzen Meer Neurussland. Hier siedeln überwiegend Russen an, aber auch Deutsche, Rumänen und andere Ausländer versuchen ihr Glück. 1869 landet der britische Unternehmer John James Hughes am Nordufer des Asowschen Meeres. Das liegt zwischen Russland und der heutigen Ukraine, direkt neben dem Schwarzen Meer. Hughes möchte in dem Steppengebiet Abbaugebiete für Steinkohle erschließen. Vom Zaren ausgestattet mit Nutzungsrechten erwirbt er Land irgendwo im Nirgendwo. Zwei Jahre später nimmt sein erster Hochofen den Betrieb auf. Um das Werk von Hughes entsteht die Arbeitersiedlung Jusowka. Die Stadt wächst, heißt später Stalino und seit den 1960er-Jahren Donezk. Generell ist die gesamte Region reich an Steinkohle und Eisenerzvorkommen. Der Donbas, benannt nach dem Zufluss des Don zum Asowschen Meer, wird zum Industriezentrum des Zarenreiches und später auch der Sowjetunion. Neben Kleinrussland und Neurussland gibt es Regionen in der heutigen Ukraine, die außerhalb des Russischen Reichs liegen: Galizien, Nordbukowina und Transkarpatien. Diese Gebiete fallen im 18. Jahrhundert an die Habsburger Monarchie. Auch zur Geschichte dieses Vielvölkerstaats haben wir schon mal 'n Video gemacht, das haben wir oben auf dem I verlinkt. Anders als das Zarenreich erkennt die Habsburgermonarchie, die Ukraine als autonome Ethnie an. Sie werden Ruthenen genannt. Wirklich unabhängig werden die Ukrainer erst nach der Russischen Revolution 1917 und dem Ende des Ersten Weltkriegs. Kleiner Spoiler: Ihre Unabhängigkeit ist nur von kurzer Dauer. Die Ukrainische Volksrepublik wird 1917 gegründet und noch im gleichen Jahr wählen die Ukrainer zum ersten Mal die Zentralna Rada, das ukrainische Parlament. Der junge Staat ist aber im Inneren tief gespalten. Und hat vor allem starke Nachbarn. Im Westen bedienen sich Polen, Rumänen und Tschechoslowakei, im Osten die Rote Armee am ukrainischen Territorium. Das, was da noch übrig bleibt, wird schon 1922 als ukrainische, sozialistische Sowjetrepublik kurz SSR Teil der Sowjetunion. Es folgen zwei der grausamsten Ereignisse der ukrainischen Geschichte. Der Holodomor, was so viel heißt wie Massenmord durch Hunger. Eine verheerende Hungersnot, 1932, 33'. Nach neueren Schätzungen kommen damals vier Millionen Menschen ums Leben. Historiker berichten, dass die Verzweiflung so groß war, dass es zu Kannibalismus gekommen sein soll. Die Ursachen der Hungersnot sehen viele vor allem in der sowjetischen Politik. Stalin hatte die Landwirtschaft zwangskollektiviert, wohlhabende Bauern enteignet und als innere Feinde in Arbeitslager deportieren oder ermorden lassen. Die Produktivität der Landwirtschaft leidet enorm unter den Zwangsmaßnahmen. Auch weil viele Bauern ihre Tiere lieber schlachten, als sie dem Staat zu überlassen. Oder sie weigern sich, fremdes Land im Kollektiv zu bewirtschaften. Der Holodomor und die stalinistischen Verbrechen belasten die ukrainisch-russischen Beziehungen noch immer. Die Ukrainer wollen ihn als Völkermord anerkennen lassen. Ein wichtiges Thema für sie in ihrer Geschichte. Das zweite Ereignis ist der Zweite Weltkrieg. In diesem von Deutschland ausgehenden Vernichtungskrieg ist die Ukraine einer der Hauptschauplätze. Fünf Jahre lang, von 1939 bis 1944 wüten hier die Truppen der Wehrmacht und der SS. Zu den Opferzahlen gibt es verschiedene Angaben. Der ukrainische Botschafter in Deutschland spricht im Mai 2020 von mindestens acht Millionen ukrainischen Kriegsopfer. Darunter mehr als fünf Millionen Zivilisten, Frauen und Kinder. Darunter auch 1,6 Millionen ukrainische Juden, die von den Nationalsozialisten im Holocaust ermordet wurden. Weitere 2,4 Millionen Frauen und Männer wurden als Ostarbeiter aus der besetzten Ukraine zur Zwangsarbeit verschleppt. Und 400.000 Ukrainer in deutschen Konzentrationslagern inhaftiert. Dabei gerät das Leid der Ukrainer bei der allgemeinen Erinnerung an den Nationalsozialismus immer etwas in Vergessenheit. Denn oft wird nur von den Opfern der ehemaligen Sowjetunion gesprochen. Das ist historisch betrachtet nicht falsch, aber ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ukraine heute noch um die Wahrnehmung und Anerkennung ihrer nationalen Identität ringt. Auch im eigenen Land, denn hier überlagern die konfliktreiche Geschichte der Stalin-Ära und der Sowjetunion die kollektive Erinnerung als eigenständiges Land. Nach 1945 bleibt die Ukraine ein Teil der Sowjetunion. Von der sie dann 1954 ein verhängnisvolles Geschenk erhält. Zum 300-jährigen Jubiläum der ukrainisch-russischen Einheit, ihr wisst, das Bündnis zwischen den Kosaken und dem Zaren, schenkt der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow der Ukraine die Halbinsel Krim. Die übrigens nicht immer russisch war, sondern das erst mit der Besetzung durch die Truppen des Zaren im 18. Jahrhundert wird. Vorher war sie ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches. Chruschtschow mischt dem Geschenk eine rein symbolische Bedeutung bei. Schließlich ist ja alles eine Sowjetunion. Die soll ewig weiterleben. Aber 1991 zerfällt die UdSSR, die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Und die Ukraine ist eine dieser ehemaligen Republiken. Am 24. August 1991 erklärt sie ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion. Am 1. Dezember 1991 stimmen in einem Referendum 90 Prozent der Bevölkerung dafür. Übrigens auch die mehrheitlich russischsprachigen Menschen im Donbas und auf der Krim votieren für die Ukraine. Drei Jahre später wird das Budapester Memorandum unterzeichnet, mit dem die Ukraine ihr gesamtes Atomwaffenarsenal, immerhin das drittgrößte der Welt, an Russland abgibt. Im Gegenzug dafür versichern ihr nicht nur Russland, sondern auch die USA und Großbritannien, die Souveränität der eigenen Grenzen. Aber das Land kommt nicht zur Ruhe. Der junge Staat hat wie viele ehemalige Sowjetstaaten mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Auch mit Korruption. Aus diesem teilweise chaotischen Umbruch gehen einige wenige, aber dafür umso einflussreiche Oligarchen als Gewinner hervor. Rinat Achmetow ist einer davon. Der Oligarch hat heute, wisst ihr vielleicht, seinen eigenen Fußballclub Schachtar Donezk. Und gilt als reichster Mann der Ukraine. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kann er sich ungehindert große Teile der Ostukrainischen Stahl- und Kohleindustrie sichern. Und baut sich damit ein riesiges Firmengeflecht auf. Schwieriger als der Übergang in die freie Marktwirtschaft gestaltet sich für die Ukraine die Suche nach der eigenen Identität. Die Regionen haben unterschiedliche historische Erfahrungen. Im Westen fühlen sich viele ukrainisch, orientieren sich Richtung Europa. Im Osten und auf der Krim gibt es eine Verbundenheit zu Russland. Deshalb richtet die Ukraine ihre Außenpolitik meist in beide Richtungen aus. Und verfolgt eine sogenannte multivektorale Politik. Das ist ein ständiger Spagat zwischen Ost und West. Man muss sagen, das geht nicht lange gut. Sowohl der Westen, damit ist Europa gemeint, aber auch die USA, als auch Russland sehen in der Ukraine einen strategisch wichtigen Verbündeten. Und sie wollen Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Ausrichtung des Landes nehmen. 2004 offenbart sich ihr Machtgerangel um die Ukraine in den dortigen Präsidentschaftswahlen. Zwei Kandidaten, beide mit Vornamen Wictor, stehen sich gegenüber. Wiktor Juschtschenko tritt für eine Orientierung zum Westen ein. Wiktor Janukowytsch erhält Unterstützung von Russland. Janukowytsch wird zum Sieger erklärt, es ist ein umstrittenes Ergebnis. Auch internationale Wahlbeobachter zweifeln den demokratischen Ablauf an. Es kommt zu wochenlangen Protesten auf dem Hauptplatz in Kiew, dem Majdan. Die Menschen tragen orangene Kleider, Fahnen und Schals. Das ist die Farbe von Wiktor Juschtschenko Wahlbündnis. Sie fordern Neuwahlen, sind unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage des Landes und kritisieren den zunehmenden Einfluss von Russland. Diese Massenbewegung geht als orangene Revolution in die Geschichte ein. Bald zeigt sich, dass es keine Revolution in dem Sinne ist, wie es sich die Protestierenden gewünscht haben. Zwar kann Juschtschenko die nächsten Jahre regieren, aber eine grundlegende Umwälzung findet nicht statt. Fünf Jahre später wählen deshalb viele Ukrainer Wiktor Janukowytsch ins Präsidentenamt. Den einzigen Konkurrenten von Juschtschenko. Was bleibt, ist die Zerrissenheit zwischen Ost und West. Über Jahre hinweg ziehen sich Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen, also ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit hin. Aber das Abkommen scheitert schließlich - 2013, quasi in letzter Minute. In Kiew gibt es daraufhin Proteste gegen diesen Stopp. Als ein Protestlager durch Sicherheitskräfte brutal aufgelöst wird, bringt es das Fass zum Überlaufen. Es entsteht eine Massenbewegung. Der sogenannte Euromaidan. Zum Teil friedlich, zum Teil befinden sich aber auch gewaltbereite ukrainische Nationalisten unter den Demonstranten. Bis Februar 2014 werden mehr als 100 Demonstrierende getötet. Es kommt zu Kämpfen auf beiden Seiten. Auch Scharfschützen der Regierung sollen eine Rolle gespielt haben. Das ukrainische Volk will nach den unruhigen Jahren vor allem Sicherheit und Wohlstand. Eine Mehrheit der Ukrainer befürwortet aus diesem Grund eine Hinwendung zur EU und seit 2014 auch zur NATO. Daneben wollen aber auch ausländische Player Einfluss auf die Situation nehmen und sie zu ihrem Vorteil verändern. Mit unterschiedlichen Mitteln: durch Geld, die Verbreitung ihrer Sichtweisen, und militärischen Strategien. Wie wir's jetzt beim russischen Vorgehen sehen. Russland macht schließlich ernst. Russische Soldaten marschieren auf der Krim ein. Nach einem Referendum, was international kaum anerkannt ist, wird die Krim der Russischen Föderation angeschlossen. Im Donbas kommt es zum Krieg. zwischen ukrainischen Soldaten und Kämpfern, die von Russland unterstützt werden. Das ist sehr schnell zusammengefasst, man könnte viel mehr dazu sagen. Dazu ein Video hier auf dem I, auf dem Kanal "MrWissen2go". Da könnt ihr's genauer anschauen. Heute, viele Jahre und einige gescheiterte Waffenruhen später, ist der Konflikt noch immer ungelöst. Im Gegenteil: er scheint sich zuzuspitzen. Momentan schieben sich die Konfliktparteien gegenseitig die Schuld zu. Russland und die pro-russischen Ukrainer sagen: Es sei der Westen, der die Lage eskalieren lasse. Russland fühle sich bedroht, wenn die Ukraine in die EU oder NATO aufgenommen wird, ihren Einflussbereich bis an die russische Haustür ausdehnen können. Dabei ist es nicht so, dass die Ukraine kurz vor einem Beitritt zur NATO steht. Zum einen herrscht darüber innerhalb der Allianz kein Konsens, außerdem hat die Ukraine seit 2014 ungelöste Territorialkonflikte, die einen Beitritt auf absehbare Zeit unmöglich machen. Die pro-europäischen Menschen in der Ukraine, die USA oder Staaten der EU sind da anderer Meinung. Sie sagen, Russland wolle seine Macht ausbauen, und zu den Zeiten des großen Russischen Reiches zurück. Welche Szenarien sich aus dieser Pattsituation ergeben, darüber entscheidet nicht die Geschichte, aber die Zukunft. Daher endet hier dieses Video. Mich interessiert, wie ihr die Situation in der Ukraine einschätzt. Was glaubt ihr, wie wird es weitergehen? Welche Rolle spielt die Geschichte dabei? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren, bleibt sachlich und fair, grade bei dem Thema ist das wichtig. Wenn ihr weitere geschichtliche Themen haben wollt, Hintergründe zu aktuellen Konflikten, dann gerne diesen Kanal abonnieren. Darüber würden wir uns freuen. Nicht nur einmal die Woche, sondern jeden Tag spannende Geschichtsinhalte, bekommt ihr auf unseren Instagram-Kanal, ist unten verlinkt, auch da gerne reinschauen, lohnt sich immer. Hier findet ihr ein Video, in dem ich über die aktuelle Entwicklung in der Region spreche. Darunter ein Video über einen wichtigen Akteur in diesem Konflikt: den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Danke fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal!

Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter The Ukraine conflict: the story behind it El conflicto de Ucrania: la historia que hay detrás Le conflit ukrainien : l'histoire derrière tout ça Il conflitto in Ucraina: la storia dietro di esso Het conflict in Oekraïne: het verhaal erachter Konflikt na Ukrainie: historia, która się za nim kryje O conflito na Ucrânia: a história por detrás dele Конфликт в Украине: история, стоящая за ним Ukrainakonflikten: historien bakom den Ukrayna çatışması: arkasındaki hikaye Конфлікт в Україні: історія, що стоїть за ним 乌克兰冲突:背后的故事 烏克蘭衝突:背後的故事

Der immer wieder so bezeichnete russisch-ukrainische Konflikt bestimmt momentan die Schlagzeilen. The so-called Russian-Ukrainian conflict is currently making the headlines. Konflikt rosyjsko-ukraiński, jak się go często określa, dominuje obecnie na pierwszych stronach gazet. Rusya-Ukrayna ihtilafı, tekrar tekrar atıfta bulunulduğu üzere, şu anda manşetleri domine ediyor. Die heutigen Akteure mögen ihre eigenen Motivationen haben, die Wurzeln des ganzen Konflikts reichen tief in die Geschichte der beiden Länder. Today's actors may have their own motivations, but the roots of the whole conflict go deep into the history of both countries. Los actores actuales pueden tener sus propias motivaciones, pero las raíces de todo el conflicto se hunden en lo más profundo de la historia de los dos países. Dzisiejsi aktorzy mogą mieć własne motywacje, ale korzenie całego konfliktu sięgają głęboko w historię obu krajów. Bugünün aktörlerinin kendi motivasyonları olabilir, ancak tüm çatışmanın kökleri iki ülkenin tarihinin derinliklerine uzanıyor. Und grade die Ukraine hat eine bewegte Geschichte. And Ukraine in particular has a turbulent history. У Украины, в частности, бурная история. Och just Ukraina har en händelserik historia. Özellikle Ukrayna'nın çalkantılı bir tarihi var. In der es immer wieder um Identität, um Einfluss, Zugehörigkeit oder Unabhängigkeit und die Auseinandersetzung zwischen Ost und West geht. It's always about identity, influence, belonging or independence and the conflict between East and West. Kimlik, nüfuz, bağlılık veya bağımsızlık ve Doğu ile Batı arasındaki çatışma her zaman söz konusudur. Eine Gesichte, die weit mehr bereithält als Konflikte und Kriege. A vision that holds far more than conflicts and wars. Çatışmalar ve savaşlardan çok daha fazlasını barındıran bir tarih. Die uns bei einem genaueren Blick hilft, die Hintergründe der aktuellen Auseinandersetzung zu verstehen. Deshalb schauen wir uns das jetzt mal genauer an. So let's take a closer look at it now. (Klingeln) Direkt zu Beginn: die Geschichte eines Landes ist immer lang und komplex. (Ring) Right at the beginning: the history of a country is always long and complex. Umso schwieriger ist es, diese zusammenzufassen in einem Video, man könnte 100 Videos machen. The more difficult it is to summarize them in one video, you could make 100 videos. Bitte habt Verständnis, wenn wir einiges vereinfachen und springen. Please understand if we simplify and jump some things. Der Ukrainische Staat, wie wir ihn heute kennen, ist erst 31 Jahre alt. The Ukrainian state as we know it today is only 31 years old. Er beruft sich aber auf eine 1.000-jährige Geschichte. But he invokes a 1,000-year history. Die Herrschaft über das Gebiet in den heutigen Landesgrenzen der Ukraine wechselt dabei mehrfach. The rule over the territory within the present borders of Ukraine changed several times. Einzelne Regionen des Landes gehören im Laufe der Zeit zu mehr als 14 verschiedenen Staaten. Individual regions of the country belong to more than 14 different states over time. Mal gehören Teile der Ukraine etwa zum Königreich Polen-Litauen, mal zum zaristischen Russland oder zu Österreich, später auch zur Sowjetunion. Sometimes parts of Ukraine belonged to the Kingdom of Poland-Lithuania, sometimes to Tsarist Russia or Austria, and later to the Soviet Union. Erst seit dem 19. Jahrhundert setzt sich die Bezeichnung Ukraine durch. In the nineteenth century, the name Ukraine is established. Das bedeutet Grenzland. Am Rand. On the edge. Nicht ohne Grund, denn die angrenzenden Mächte betrachteten die Ukraine meist nicht als eigenständiges Land, sondern als Teil ihres eigenen Staates. Not without reason, because the neighboring powers mostly did not consider Ukraine as an independent country, but as a part of their own state. Mal in rein geografischer Hinsicht, und mal auch aus politischem Kalkül. Sometimes in a purely geographical sense, and sometimes for political reasons. Beim Stichwort politischem Kalkül sind wir auch ganz schnell bei einem Namen, der regelmäßig im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine fällt: nämlich Wladimir Putin. When we talk about political calculations, we quickly come to a name that is regularly mentioned in connection with the conflict in Ukraine: Vladimir Putin. Wenn ihr noch mal mehr über das Leben und den Werdegang des russischen Präsidenten erfahren wollt, empfehl ich euch, oben auf das I zu klicken. Da findet ihr ein Video von uns zu ihm und seiner Lebensgeschichte. 2016 lässt Putin in Zentrum Moskaus, an der Kremlmauer eine imposante Statue errichten. Ein 16 Meter hohes Denkmal für Wladimir den Großen. Um monumento de 16 metros de altura a Vladimir, o Grande. Wladimir I. ist ein Großfürst des Mittelalters. In seiner Ansprache zur Einweihung sagt der russische Präsident Putin, der in Fürsten Wladimir einen Namensvetter hat: "Fürst Wladimir hat den Weg gebahnt, zu einem starken, zentralisierten Russischen Staat." Ein Denkmal für den Urvater des Russischen Staates. So weit, so gut, aber war da nicht noch was? Até aí tudo bem, mas não havia outra coisa? Na ja, Wladimir der Große gilt auch als Gründungsvater für die Ukraine. Und genau hier offenbart sich ein Konflikt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen. Im 8. Jahrhundert kommen Händler aus Skandinavien in das Gebiet der heutigen Ukraine. Gemeinsam mit sklavischen Stämmen gründen sie zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer einen großen ostslawischen Staat: die Kiewer Rus. 988 lässt sich einer der Kiewer Fürsten, besagter Wladimir taufen und die Kiewer Rus christianisieren. Weniger aus religiösen Gründen als aus strategischen. Er will die Schwester des byzantinischen Kaisers heiraten. Das geht eben nur mit dieser Taufe. Wladimir und seine Nachfolger bereiten der Kiewer Rus eine Blütezeit. Mit 40.000 Einwohnern zählt Kiew, die spätere ukrainische Hauptstadt, im 11. Jahrhundert zu den größten Städten Europas. Die heutige Währung der Ukraine, der Hrywnja, hat ihren Namen von der Geldeinheit der Kiewer Rus. Auf dem 1-Hrywnja-Schein findet ihr Wladimirs Portrait. Im 12. Jahrhundert zerfällt das Reich in viele kleine Fürstentümer. Bevor die Mongolen dem Großreich mit ihrer Invasion im 13. Jahrhundert endgültig den Garaus machen. Aus einem dieser Fürstentümer der ehemaligen Kiewer Rus entsteht später das Fürstentum Moskau. Aus dem Russland wird. Die Kiewer Rus wird daher eben auch als "die Wiege Russlands gesehen". Heute streiten ukrainische und russische Historiker, wer die "echten Erben" der Kiewer Rus sind. Historisch gesehen können die Staaten Russland und Ukraine und übrigens auch Belarus, das am Rande, als Nachfolgestaaten der Kiewer Rus gelten. Aber in dem Streit geht es gar nicht so sehr um Wissenschaft, sondern viel mehr um Politik. Wie so oft. Und da prallen zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander. Erstens: Sind die Ukrainer ein eigenständiges Volk? Die Ukrainer bejahen das natürlich. Oder zweitens: Sind die Ukrainer Teil eines großen russischen Volkes? Das ist auch die Interpretation Putins. Wenn er von einem starken, zentralisierten russischen Staat spricht. Aber es ist nicht seine Erfindung. Die Ansicht, die Ukrainer seien Teil des russischen Volkes, wurzelt im Russland der Zaren. Das ist 'ne Zeit, die wir uns jetzt mal ein kleines bisschen genauer anschauen. Nach dem Ende des Kiewer Reichs wird ein Großteil des heutigen ukrainischen Territoriums Teil des Königreichs Polen. Gegen diese polnische Herrschaft kämpfen die Kosaken. Das sind schlagkräftige Reiterverbände, so mutig, dass es heute in der Nationalhymne der Ukraine heißt: "Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit hin." "Und wir werden zeigen, dass wir vom Stamm der Kosaken sind." Den Kosaken gelingt es, im 17. Jahrhundert, ein autonomes Staatswesen zu etablieren. Das sogenannte Hetmanat, das einige Jahrzehnte existiert. Aber noch im selben Jahrhundert 1654 unterstellen sich die Kosaken der russischen Zarenherrschaft. Zunächst mit weitgehender Autonomie. Aber je mächtige das Russische Reich wird, desto geringer werden die Freiheiten für die Völker auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Die Folge: Im 19. Jahrhundert entsteht eine erste ukrainische Nationalbewegung. Die Reaktion des Zaren Alexander II. lässt nicht lange auf sich warten. Er verbietet Publikationen in ukrainischer Sprache. Sie gilt als Dialekt der ukrainischen Bauern. Auch das Wort "Ukraine" wird untersagt und stattdessen das Wort "Kleinrussland" propagiert. Gleichzeitig vergrößert Russland sein Territorium um die kaum besiedelte Südukraine, und nennt das Gebiet am Schwarzen Meer Neurussland. Hier siedeln überwiegend Russen an, aber auch Deutsche, Rumänen und andere Ausländer versuchen ihr Glück. 1869 landet der britische Unternehmer John James Hughes am Nordufer des Asowschen Meeres. Das liegt zwischen Russland und der heutigen Ukraine, direkt neben dem Schwarzen Meer. Hughes möchte in dem Steppengebiet Abbaugebiete für Steinkohle erschließen. Vom Zaren ausgestattet mit Nutzungsrechten erwirbt er Land irgendwo im Nirgendwo. Zwei Jahre später nimmt sein erster Hochofen den Betrieb auf. Um das Werk von Hughes entsteht die Arbeitersiedlung Jusowka. Die Stadt wächst, heißt später Stalino und seit den 1960er-Jahren Donezk. Generell ist die gesamte Region reich an Steinkohle und Eisenerzvorkommen. Der Donbas, benannt nach dem Zufluss des Don zum Asowschen Meer, wird zum Industriezentrum des Zarenreiches und später auch der Sowjetunion. Neben Kleinrussland und Neurussland gibt es Regionen in der heutigen Ukraine, die außerhalb des Russischen Reichs liegen: Galizien, Nordbukowina und Transkarpatien. Diese Gebiete fallen im 18. Jahrhundert an die Habsburger Monarchie. Auch zur Geschichte dieses Vielvölkerstaats haben wir schon mal 'n Video gemacht, das haben wir oben auf dem I verlinkt. Anders als das Zarenreich erkennt die Habsburgermonarchie, die Ukraine als autonome Ethnie an. Sie werden Ruthenen genannt. Wirklich unabhängig werden die Ukrainer erst nach der Russischen Revolution 1917 und dem Ende des Ersten Weltkriegs. Kleiner Spoiler: Ihre Unabhängigkeit ist nur von kurzer Dauer. Die Ukrainische Volksrepublik wird 1917 gegründet und noch im gleichen Jahr wählen die Ukrainer zum ersten Mal die Zentralna Rada, das ukrainische Parlament. Der junge Staat ist aber im Inneren tief gespalten. Und hat vor allem starke Nachbarn. Im Westen bedienen sich Polen, Rumänen und Tschechoslowakei, im Osten die Rote Armee am ukrainischen Territorium. Das, was da noch übrig bleibt, wird schon 1922 als ukrainische, sozialistische Sowjetrepublik kurz SSR Teil der Sowjetunion. Es folgen zwei der grausamsten Ereignisse der ukrainischen Geschichte. Der Holodomor, was so viel heißt wie Massenmord durch Hunger. Eine verheerende Hungersnot, 1932, 33'. Nach neueren Schätzungen kommen damals vier Millionen Menschen ums Leben. Historiker berichten, dass die Verzweiflung so groß war, dass es zu Kannibalismus gekommen sein soll. Die Ursachen der Hungersnot sehen viele vor allem in der sowjetischen Politik. Stalin hatte die Landwirtschaft zwangskollektiviert, wohlhabende Bauern enteignet und als innere Feinde in Arbeitslager deportieren oder ermorden lassen. Die Produktivität der Landwirtschaft leidet enorm unter den Zwangsmaßnahmen. Auch weil viele Bauern ihre Tiere lieber schlachten, als sie dem Staat zu überlassen. Oder sie weigern sich, fremdes Land im Kollektiv zu bewirtschaften. Der Holodomor und die stalinistischen Verbrechen belasten die ukrainisch-russischen Beziehungen noch immer. Die Ukrainer wollen ihn als Völkermord anerkennen lassen. Ein wichtiges Thema für sie in ihrer Geschichte. Das zweite Ereignis ist der Zweite Weltkrieg. In diesem von Deutschland ausgehenden Vernichtungskrieg ist die Ukraine einer der Hauptschauplätze. Fünf Jahre lang, von 1939 bis 1944 wüten hier die Truppen der Wehrmacht und der SS. Zu den Opferzahlen gibt es verschiedene Angaben. Der ukrainische Botschafter in Deutschland spricht im Mai 2020 von mindestens acht Millionen ukrainischen Kriegsopfer. Darunter mehr als fünf Millionen Zivilisten, Frauen und Kinder. Darunter auch 1,6 Millionen ukrainische Juden, die von den Nationalsozialisten im Holocaust ermordet wurden. Weitere 2,4 Millionen Frauen und Männer wurden als Ostarbeiter aus der besetzten Ukraine zur Zwangsarbeit verschleppt. Und 400.000 Ukrainer in deutschen Konzentrationslagern inhaftiert. Dabei gerät das Leid der Ukrainer bei der allgemeinen Erinnerung an den Nationalsozialismus immer etwas in Vergessenheit. Denn oft wird nur von den Opfern der ehemaligen Sowjetunion gesprochen. Das ist historisch betrachtet nicht falsch, aber ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ukraine heute noch um die Wahrnehmung und Anerkennung ihrer nationalen Identität ringt. Auch im eigenen Land, denn hier überlagern die konfliktreiche Geschichte der Stalin-Ära und der Sowjetunion die kollektive Erinnerung als eigenständiges Land. Nach 1945 bleibt die Ukraine ein Teil der Sowjetunion. Von der sie dann 1954 ein verhängnisvolles Geschenk erhält. From whom she then received a fateful gift in 1954. Zum 300-jährigen Jubiläum der ukrainisch-russischen Einheit, ihr wisst, das Bündnis zwischen den Kosaken und dem Zaren, schenkt der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow der Ukraine die Halbinsel Krim. Die übrigens nicht immer russisch war, sondern das erst mit der Besetzung durch die Truppen des Zaren im 18. Jahrhundert wird. Vorher war sie ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches. Chruschtschow mischt dem Geschenk eine rein symbolische Bedeutung bei. Schließlich ist ja alles eine Sowjetunion. Die soll ewig weiterleben. Aber 1991 zerfällt die UdSSR, die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Und die Ukraine ist eine dieser ehemaligen Republiken. Am 24. August 1991 erklärt sie ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion. Am 1. Dezember 1991 stimmen in einem Referendum 90 Prozent der Bevölkerung dafür. Übrigens auch die mehrheitlich russischsprachigen Menschen im Donbas und auf der Krim votieren für die Ukraine. Drei Jahre später wird das Budapester Memorandum unterzeichnet, mit dem die Ukraine ihr gesamtes Atomwaffenarsenal, immerhin das drittgrößte der Welt, an Russland abgibt. Im Gegenzug dafür versichern ihr nicht nur Russland, sondern auch die USA und Großbritannien, die Souveränität der eigenen Grenzen. Aber das Land kommt nicht zur Ruhe. Der junge Staat hat wie viele ehemalige Sowjetstaaten mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Auch mit Korruption. Aus diesem teilweise chaotischen Umbruch gehen einige wenige, aber dafür umso einflussreiche Oligarchen als Gewinner hervor. Rinat Achmetow ist einer davon. Der Oligarch hat heute, wisst ihr vielleicht, seinen eigenen Fußballclub Schachtar Donezk. Und gilt als reichster Mann der Ukraine. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kann er sich ungehindert große Teile der Ostukrainischen Stahl- und Kohleindustrie sichern. Und baut sich damit ein riesiges Firmengeflecht auf. Schwieriger als der Übergang in die freie Marktwirtschaft gestaltet sich für die Ukraine die Suche nach der eigenen Identität. A busca por sua própria identidade está se mostrando mais difícil para a Ucrânia do que a transição para a economia de livre mercado. Die Regionen haben unterschiedliche historische Erfahrungen. Im Westen fühlen sich viele ukrainisch, orientieren sich Richtung Europa. Im Osten und auf der Krim gibt es eine Verbundenheit zu Russland. Deshalb richtet die Ukraine ihre Außenpolitik meist in beide Richtungen aus. Und verfolgt eine sogenannte multivektorale Politik. Das ist ein ständiger Spagat zwischen Ost und West. Man muss sagen, das geht nicht lange gut. Sowohl der Westen, damit ist Europa gemeint, aber auch die USA, als auch Russland sehen in der Ukraine einen strategisch wichtigen Verbündeten. Und sie wollen Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Ausrichtung des Landes nehmen. 2004 offenbart sich ihr Machtgerangel um die Ukraine in den dortigen Präsidentschaftswahlen. Zwei Kandidaten, beide mit Vornamen Wictor, stehen sich gegenüber. Wiktor Juschtschenko tritt für eine Orientierung zum Westen ein. Wiktor Janukowytsch erhält Unterstützung von Russland. Janukowytsch wird zum Sieger erklärt, es ist ein umstrittenes Ergebnis. Auch internationale Wahlbeobachter zweifeln den demokratischen Ablauf an. Es kommt zu wochenlangen Protesten auf dem Hauptplatz in Kiew, dem Majdan. Die Menschen tragen orangene Kleider, Fahnen und Schals. Das ist die Farbe von Wiktor Juschtschenko Wahlbündnis. Sie fordern Neuwahlen, sind unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage des Landes und kritisieren den zunehmenden Einfluss von Russland. Diese Massenbewegung geht als orangene Revolution in die Geschichte ein. Bald zeigt sich, dass es keine Revolution in dem Sinne ist, wie es sich die Protestierenden gewünscht haben. Zwar kann Juschtschenko die nächsten Jahre regieren, aber eine grundlegende Umwälzung findet nicht statt. Fünf Jahre später wählen deshalb viele Ukrainer Wiktor Janukowytsch ins Präsidentenamt. Den einzigen Konkurrenten von Juschtschenko. Was bleibt, ist die Zerrissenheit zwischen Ost und West. Über Jahre hinweg ziehen sich Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen, also ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit hin. Aber das Abkommen scheitert schließlich - 2013, quasi in letzter Minute. In Kiew gibt es daraufhin Proteste gegen diesen Stopp. Als ein Protestlager durch Sicherheitskräfte brutal aufgelöst wird, bringt es das Fass zum Überlaufen. Es entsteht eine Massenbewegung. Der sogenannte Euromaidan. Zum Teil friedlich, zum Teil befinden sich aber auch gewaltbereite ukrainische Nationalisten unter den Demonstranten. Bis Februar 2014 werden mehr als 100 Demonstrierende getötet. Es kommt zu Kämpfen auf beiden Seiten. Auch Scharfschützen der Regierung sollen eine Rolle gespielt haben. Das ukrainische Volk will nach den unruhigen Jahren vor allem Sicherheit und Wohlstand. Eine Mehrheit der Ukrainer befürwortet aus diesem Grund eine Hinwendung zur EU und seit 2014 auch zur NATO. Daneben wollen aber auch ausländische Player Einfluss auf die Situation nehmen und sie zu ihrem Vorteil verändern. Mit unterschiedlichen Mitteln: durch Geld, die Verbreitung ihrer Sichtweisen, und militärischen Strategien. Wie wir's jetzt beim russischen Vorgehen sehen. Russland macht schließlich ernst. Russische Soldaten marschieren auf der Krim ein. Nach einem Referendum, was international kaum anerkannt ist, wird die Krim der Russischen Föderation angeschlossen. Im Donbas kommt es zum Krieg. zwischen ukrainischen Soldaten und Kämpfern, die von Russland unterstützt werden. Das ist sehr schnell zusammengefasst, man könnte viel mehr dazu sagen. Dazu ein Video hier auf dem I, auf dem Kanal "MrWissen2go". Da könnt ihr's genauer anschauen. Heute, viele Jahre und einige gescheiterte Waffenruhen später, ist der Konflikt noch immer ungelöst. Im Gegenteil: er scheint sich zuzuspitzen. Momentan schieben sich die Konfliktparteien gegenseitig die Schuld zu. Russland und die pro-russischen Ukrainer sagen: Es sei der Westen, der die Lage eskalieren lasse. Russland fühle sich bedroht, wenn die Ukraine in die EU oder NATO aufgenommen wird, ihren Einflussbereich bis an die russische Haustür ausdehnen können. Dabei ist es nicht so, dass die Ukraine kurz vor einem Beitritt zur NATO steht. Zum einen herrscht darüber innerhalb der Allianz kein Konsens, außerdem hat die Ukraine seit 2014 ungelöste Territorialkonflikte, die einen Beitritt auf absehbare Zeit unmöglich machen. Die pro-europäischen Menschen in der Ukraine, die USA oder Staaten der EU sind da anderer Meinung. Sie sagen, Russland wolle seine Macht ausbauen, und zu den Zeiten des großen Russischen Reiches zurück. Welche Szenarien sich aus dieser Pattsituation ergeben, darüber entscheidet nicht die Geschichte, aber die Zukunft. Daher endet hier dieses Video. Mich interessiert, wie ihr die Situation in der Ukraine einschätzt. Was glaubt ihr, wie wird es weitergehen? Welche Rolle spielt die Geschichte dabei? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren, bleibt sachlich und fair, grade bei dem Thema ist das wichtig. Wenn ihr weitere geschichtliche Themen haben wollt, Hintergründe zu aktuellen Konflikten, dann gerne diesen Kanal abonnieren. Darüber würden wir uns freuen. Nicht nur einmal die Woche, sondern jeden Tag spannende Geschichtsinhalte, bekommt ihr auf unseren Instagram-Kanal, ist unten verlinkt, auch da gerne reinschauen, lohnt sich immer. Hier findet ihr ein Video, in dem ich über die aktuelle Entwicklung in der Region spreche. Darunter ein Video über einen wichtigen Akteur in diesem Konflikt: den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Danke fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal!