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2020 Tagesschau, Sendung: tagesthemen 12.06.2020 22:00 Uhr - Corona-Ausbruch in Göttingen

Sendung: tagesthemen 12.06.2020 22:00 Uhr - Corona-Ausbruch in Göttingen

Themen der Sendung: Corona-Ausbruch in Göttingen: Eine Stadt und ihr sozialer Brennpunkt am Pranger, Die Koalition und ihr Corona-Konjunkturpaket, Mehr Aufwand als Ertrag? : Vom Sinn und Unsinn der Mehrwertsteuersenkung, Der Kommentar, Arbeit statt Schule: Kinder im Irak, Weitere Meldungen im Überblick, "tagesthemen"mittendrin: Umzug der Schwartau ins alte Bett, Das Wetter

------------------------------------------

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Guten Abend.

Es gibt einen Unterschied

zwischen einer Epidemie

und anderen Katastrophen.

Bei Flut und Erdbeben geht

die Gefahr nicht vom Menschen aus,

sondern von Naturgewalten.

Bei der Epidemie ist das anders:

Hier haben Menschen

vor Menschen Angst.

Wenn diese auch noch erkranken,

wird ein Schuldiger gesucht,

der verantwortlich ist.

Als sich in Göttingen

Dutzende infizierten,

verbreiteten sich Gerüchte

schneller als das Virus.

Arabische Clans

und muslimische Feiern seien Schuld.

Die widersprechen scharf.

Der einstige Prachtbau macht nicht

zum ersten Mal negative Schlagzeilen.

Dieses Mal ist etwas anders.

Göttingen vor zwei Wochen.

Die Stadt veröffentlicht

eine Pressemitteilung

zum Covid-19-Ausbruchsgeschehen.

Dort ist die Rede von

"mehreren größeren

privaten Feierlichkeiten".

Betroffen seien überwiegend

"Mitglieder mehrerer Großfamilien".

Sie sollen sich bei den Feiern

zum Zuckerfest infiziert haben.

Für die Stadt

machen die Testergebnissen deutlich:

Der Hotspot liegt im Iduna-Zentrum.

Die große Wohnanlage

werden wir durchtesten.

Dort sind 600 Personen gemeldet.

Wir glauben, dass es sich aber

um 700 Personen handelt,

die sich dort aufhalten.

In dem Hochhaus-Komplex leben

Geflüchtete, Migranten, Deutsche,

Junge, Alte, Studierende.

Und die Familien aus dem Kosovo.

Sie möchten nicht mehr

vor die Kamera.

Zu häufig seien sie

von den Medien missverstanden worden.

Ein anderer Bewohner des Hauses,

kein Mitglied der Familien,

spricht mit mir.

Er will unerkannt bleiben.

Diese Familien sind in Ordnung.

Die machen wenig Radau, wenig Müll,

die benehmen sich.

Die Mitbewohner,

die zugezogen sind,

die schmeißen alles aus dem Fenster,

das ist denen kackegal.

In jedem Stock Drogendealer,

Drogenabhängige, Alkoholsüchtige.

Die Bewohner des Iduna-Zentrums

kämpfen seit Jahren mit diesem Image.

Jetzt auch noch der Corona-Ausbruch

mit 175 Infizierten,

60 davon hier im Hochhaus.

Das war Wasser auf die Mühlen

all derer,

denen der Komplex und seine Bewohner

sowieso ein Dorn im Auge waren.

Das berichten Vertreter

des Göttinger Integrationsrates.

Sie halten die Kommunikation

der Stadt für unglücklich.

Die Familie war wütend, sehr traurig

und fühlte sich allein gelassen.

Es wurde sichtbar,

dass die Gesellschaft

noch viele Vorbehalte hat.

Es wird differenziert nach:

"Wer hat das verursacht?"

und "Wer ist schuld daran?"

Die betroffenen Großfamilien

wehren sich,

verbreiten eine Gegendarstellung.

Demnach habe es

solche Feierlichkeiten nie gegeben.

Aussage gegen Aussage.

Der Integrationsrat

will sich auf keine Seite stellen,

hält auch eine andere Version

für möglich.

700 Menschen

teilen sich vier Aufzüge.

Wenn da jemand Covid-19-positiv ist,

verbreitet sich das so.

Laut Integrationsrat müsse

auch aufgeklärt werden,

was es mit dem Quarantäne-Brecher

auf sich hat.

Ein mit Corona infizierter Mann

aus dem Hochhaus

habe tagelang gegen

die Quarantäne-Anordnung verstoßen.

Über diesen Vorwurf spreche ich

mit dem Oberbürgermeister.

Wir können nachweisen,

dass wir nach Information

sofort gehandelt haben.

Er hält an der Version

der Stadt fest.

Stützt sich auf die Auswertung

der Kontaktnachverfolgung.

Die Stimmung in Göttingen

ist inzwischen aufgeheizt.

Wir kriegen nicht rüber,

wie ermittelt wird.

Das kann keiner verstehen.

Die Erhebungen der Gesundheitsämter

ist keine Ermittlung,

sondern eine epidemische Befragung.

Nach dem Motto:

"Geben Sie uns Auskunft,

mit wem hatten Sie Kontakt?"

Dabei werden Aussagen getroffen.

Aus den Aussagen

sind die Informationen abgeleitet.

Informationen, dass es sehr wohl

Feiern mit 20 Personen

gegeben haben soll.

Es bleibt ein zerstrittenes Bild

über Urteil und Vorurteil.

Ein Bundesfinanzminister sagt,

der Plan der Regierung

würde für einen "Wumms" sorgen.

Aus Sicht der Koalition

wäre es schön,

es würde anschließend

nicht "Rumms" machen.

Das Konjunkturpaket

sagt der Wirtschaft:

"Wir tun was für euch."

Und fordert das Volk auf:

"Kauft ein! ".

Heute beschloss das Kabinett

einen Kinderbonus

Doch sind Menschen ohne Arbeit

wirklich in Kauflaune?

Franziska Giffey in ihrem Element:

Bürgern Politik erklären.

Die Zwillinge Arvid und Alva

erfahren aus erster Hand,

dass sie bald mehr Geld bekommen.

Kinderbonus, Mehrwertsteuer runter

und das Maskottchen

aus dem Bundesfamilienministerium.

Profitieren werden davon Familien

mit kleinem und mittlerem Einkommen.

Der Kinderbonus wird allen gezahlt,

aber die Freibeträge

ändern sich nicht.

Die steuerlichen Freibeträge

begünstigen Menschen

mit höherem Einkommen.

Um eine Doppelbegünstigung

auszuschließen,

würde der Kinderbonus

bei Hochverdienern abschmelzen.

Es ist richtig,

den Kinderbonus zu verabschieden.

Dieser ist nur weder

strukturell noch nachhaltig.

Es wird zu wenig für Familien getan.

Man kann an allem rumnörgeln.

Man kann zu denen zählen,

die in der Ecke sitzen und sagen,

es wird alles schlecht ausgehen.

Man kann so aber kein Land regieren.

Die Mehrwertsteuersenkung

soll den Handel wieder ankurbeln.

Mit den 130 Milliarden Euro

wollen wir schaffen,

dass die Talsohle in der zweiten

Jahreshälfte durchschritten wird.

"Kraftpaket" nennt das die Regierung,

die FDP zweifelt.

Es ist fraglich,

ob die Mehrwertsteuersenkung

bei den Menschen ankommt.

Die Unternehmen entscheiden,

ob sie die Senkung

an die Verbraucher weitergeben.

Das eine Problem:

Die Unternehmen müssen

selber über die Runden kommen.

Das andere:

Bevor die Mehrwertsteuersenkung

wirkt, ist sie wieder vorbei.

Ende des Jahres

soll wieder Schluss ein.

dass nächstes Jahr

Bundestagswahlen sind.

Stimmen verweisen schon darauf,

Schwer vorstellbar, dass kurz davor

Steuern erhöht werden.

Ein Wochenmarkt in Hamburg:

Die Händler sind betroffen

von der Steuersenkung.

Vorbereitet sind die meisten nicht.

Die Umstellung

steht in drei Wochen an.

Wir haben noch nicht

darüber gesprochen.

Wie ich das umrechnen soll,

weiß ich nicht.

Ich habe Altware,

wo ich sieben Prozent bezahlt habe.

Und jetzt fünf ...

Dass wir alle Preise

reduzieren müssen ...

Ich halte nichts davon.

Im Eiltempo

wurde die Steuersenkung beschlossen.

Die Unternehmen müssen damit umgehen.

In der Mittagspause

kommen Geschäftsleute.

Ich leite eine Buchhaltung.

Es ist eine Katastrophe.

Die Frist ist zu kurz gesetzt.

Es kann sein,

dass der Einzelhandel es nicht

an Kunden weitergibt.

So stärkt es die Arbeitsplätze dort.

Es verpufft nicht völlig.

Cord Wöhlke fragt sich,

wie viel er

an seine Kunden weitergeben kann.

Er leitet eine Drogeriekette.

Produkte müssen umetikettiert

und Kassen umgestellt werden.

Das ist ein riesiger

technischer Aufwand.

Nun muss das Unternehmen

schnell Lösungen finden.

Können nur bei Produktgruppen

die Preise gesenkt werden?

Sollen die Kassierer den Nachlass

pauschal abziehen?

Das Wirtschaftsministerium

hat das vorgeschlagen.

Ein halbes Jahr

soll die Steuersenkung gelten.

Lohnt der Aufwand?

Wie sollen wir klarmachen,

dass Preise hochgezogen werden?

Da hat man die Unternehmen

alleingelassen.

20 Milliarden Entlastung -

das klingt gut.

Aber die Politik ist weit entfernt

von der Praxis der Unternehmen.

Der Mehraufwand könnte größer sein

als das,

was die Steuersenkung

den Unternehmen bringt.

Großbritannien hat Erfahrung

mit einer Mehrwertsteuersenkung.

Sie schlug sich zu 50 bis 75 Prozent

in niedrigeren Preisen nieder.

Gerhard Hardrath leitet

einen Heizungs- und Sanitärbetrieb.

Er spürt schon die Konsequenzen

der Mehrwertsteuersenkung.

Kunden wollen von Juli bis Dezember

beliefert werden -

zum Steuersatz von 16 Prozent.

Wir haben drei Aufträge

storniert gekriegt.

Der Endkunde sagt:

"Nicht im Juni liefern

beim Volumen von 30.000 Euro."

Er möchte die Heizung

im Juli installiert haben,

weil das 1000 Euro

für den Endkunden bedeutet.

Ein bisschen Entlastung

für den Verbraucher.

Viel Aufwand für Unternehmen.

Jeder Stromzähler muss stichtaggenau

abgerechnet werden.

Dann hat man für diese sechs Monate

andere Abschlagszahlungen.

Im Januar geht das von vorne los.

Noch drei Wochen

bis zur Mehrwertsteuersenkung.

Aber noch viele Fragen.

Die Wirtschaft hofft,

dass sich der Aufwand auszahlt.

Wird die gesenkte Mehrwertsteuer

für alle ein Mehrwert?

Ein Kommentar von Kerstin Palzer

vom MDR.

Der Staat senkt die Mehrwertsteuer -

das gab's lange nicht.

Ende Dezember ist schon wieder

Schluss damit.

Einige kritisieren,

das sei ein Strohfeuer.

Das glaube ich nicht.

Handel, Gastronomie, Firmen

brauchen Nachfrage.

Es bringt den Unternehmen nichts,

wenn wir Kunden überlegen,

vielleicht irgendwann

wieder einzukaufen.

Viele sind jetzt nicht

in der finanziellen Lage,

große Anschaffungen zu machen.

Wer in Kurzarbeit ist,

kauft sich kein Auto.

Die neue Mehrwertsteuer

erreicht als einzige Steuer jeden.

Wer Babynahrung, Schuhe, Käse kauft,

spart.

Eine Familie mit mittlerem Einkommen

spart monatlich etwa 80 Euro.

Nur geben die Händler das

an die Kunden weiter?

Ein Beispiel gab es gerade.

Seit dem 1. Januar gilt eine

gesenkte Steuer auf Hygieneprodukte.

Tampons und Binden sind nur noch

mit sieben Prozent besteuert.

Das hat der Handel

an die Kundinnen weitergegeben.

Wir brauchen

eine Steuersenkung für alle.

Nicht nur die, die sich

ein Auto kaufen wollen und können.

Im Januar soll wieder Schluss sein.

Dann geht aber das Wahljahr

für die Bundestagswahl los.

Vielleicht setzt sich jemand durch

und macht uns mit der

gesenkten Steuer ein Wahlgeschenk.

Wir in Deutschland sorgen uns

in dieser pandemiebewegten Zeit,

sie könnte Familien

an den Rand der Existenz treiben.

Diejenigen, die ohnehin wenig haben,

kämpfen jetzt ums Überleben.

Da Eltern auch in ärmeren Ländern

ihre Arbeit verloren haben,

müssen dort die Kinder helfen,

die Familien durchzubringen.

Dabei war die Welt auf gutem Weg,

Kinder aus schlimmsten

Arbeitsverhältnissen zu befreien.

Aber nun droht das Virus

alle Erfolge zunichte zu machen.

So warnt UNICEF

am Welttag gegen Kinderarbeit.

Daniel Hechler

hat es im irakischen Erbil erfahren.

Es ist ein Knochenjob

für einen 13-Jährigen.

Mohamed hilft in einer Autowerkstatt.

Es ist harte körperliche Arbeit

im Industriegebiet von Erbil:

Vollzeit - sechs Tage jede Woche.

Die Schule hat er

vor zwei Jahren aufgegeben.

Sein Vater ist am Herz erkrankt.

Sein 19-jähriger Bruder und er

sehen sich in der Pflicht,

die Familie durchzubringen.

Ich mag die anstrengende Arbeit

im Industriegebiet nicht.

Aber ich muss meinem Vater helfen.

Mein Bruder und ich kommen her,

um ihn zu unterstützen.

Ich wollte die Schule

nicht verlassen.

Ich würde gerne

eine Universität besuchen.

Aber keiner hilft uns.

140 Euro monatlich

bringt Mohamed nach Hause -

nicht gerade viel für die Familie.

Aber zum Überleben unerlässlich,

meint der Vater.

Seit Jahren hat der 53-Jährige

kein Einkommen mehr.

Ich leide,

weil meine Söhne

die Schule abgebrochen haben.

Kein Vater freut sich,

wenn Kinder nicht zur Schule gehen.

Die Situation ist schwierig.

Ich kann nicht arbeiten.

Kinderarbeit

ist in Kurdistan alltäglich.

Allein in Erbil

arbeiten 2000 Minderjährige.

Tendenz steigend.

Wegen der Corona-Krise

sind die Schulen geschlossen.

Viele Familien

sind in wirtschaftlicher Not.

Kinder sollen einspringen.

Sie sollen Geld beschaffen -

irgendwie.

Mohamed schiebt Melonen

über den Markt von Erbil -

fast jeden Tag von früh bis spät.

Fünf Euro

verdient der Zwölfjährige täglich.

Das Geld gibt er zu Hause ab.

Die Arbeit ist schwer,

aber ich habe mich daran gewöhnt.

Ich will meiner Familie helfen.

Für Kinderhilfsorganisationen

ist das kein akzeptabler Zustand.

Die Gesetze im Irak sind eindeutig:

Sie verbieten Kinderarbeit.

Kinderarbeit ist weit verbreitet -

im Irak

und generell im Nahen Osten.

Es gilt als notwendig,

dass sie arbeiten.

Das ist ein Fehler.

Es ist verboten,

Kinder unter 15 Jahren

für Profite auszubeuten.

Wenn das geschieht,

schauen Behörden häufig weg.

Und Eltern schauen zu -

so wie bei Mohamed.

Viele hier sagen:

"Zuerst geht es ums Überleben,

dann um die Bildung."

Die vielen Toten in Italien

waren erster Höhepunkt der Pandemie.

Jetzt wird juristisch aufgearbeitet,

wie es dazu kommen konnte.

Mehr dazu mit Susanne Daubner.

Die italienische Staatsanwaltschaft

hat Ministerpräsident Conte

unter Ausschluss der Öffentlichkeit

zu den Corona-Maßnahmen befragt.

Die Staatsanwältin sprach hinterher

von einer guten Atmosphäre.

Sie machte keine weiteren Angaben.

Die Justiz untersucht die Frage,

warum stark betroffene Gemeinden

nicht früher zu Sperrzonen wurden.

Die EU-Kommission

hat sich Rückendeckung

für ihre Impfstrategie

gegen das Corona-Virus geholt.

Noch ist kein Impfstoff gefunden.

Brüssel will über spätere Lieferungen

der Pharma-Unternehmen

trotzdem bereits

Vorverträge schließen.

Nach einer Konferenz

mit den EU-Ministern

sagt Gesundheitskommissarin

Kyriakides:

Man müsse schon jetzt investieren,

um Impfdosen

schnell herstellen zu können.

In Brandenburg

werden die Corona-Regeln gelockert.

Ab Montag

fallen die Kontaktbeschränkungen weg.

In den Mittelpunkt

rückten Abstands- und Hygieneregeln.

Veranstaltungen dürften ab Juni

mit bis zu 1000 Menschen stattfinden.

Für Demonstrationen

gebe es keine Obergrenze mehr.

Nach Ansicht von Boris Pistorius

sind kriminelle Clans

eine Bedrohung

für die freie Gesellschaft.

Der niedersächsische Innenminister

sagte

bei der Vorstellung

des Lagebildes zur Clan-Kriminalität:

Diese sei überall im Land zu finden.

Clan-Mitglieder gingen nicht nur

gegen Konkurrenten vor,

sondern auch gegen die Polizei.

Sie bedrohten den Rechtsstaat.

Aus Sorge vor Beschädigungen

ist in London

eine Statue von Winston Churchill

mit einem Schutz versehen worden.

Im Rahmen der Anti-Rassismus-Proteste

hatten Demonstranten

einen Schriftzug

auf das Denkmal gesprüht:

"War ein Rassist".

Premier Johnson nannte es absurd,

dass ausgerechnet diese Statue

der Beschädigung ausgesetzt sei.

Churchill habe ganz Europa

vor rassistischer Tyrannei gerettet.

Er war während des Krieges

britischer Regierungschef.

In US-Naturschutzgebieten

hat ein Forscherteam

große Mengen an Mikroplastik

nachgewiesen.

Es handelt sich

um Rückstände von Industrieprodukten,

die in kleine Bestandteile zerfallen

und sich in der Umwelt verteilen.

Laut der Studie lagern sich

in Nationalparks im Westen der USA

jährlich 1000 Tonnen

der winzigen Partikel ab.

Das entspreche dem Kunststoff

von 120 Millionen Plastikflaschen.

Soweit die Nachrichten.

Weiter geht's mit Caren Miosga.

Bei unseren Reisen durch das Land

begegnen wir Geschichten,

die beim ersten Anblick

vermeintlich klein anmuten.

Beim genaueren Hinsehen

können sie Großes bewegen.

In Schleswig-Holstein sind wir

auf eine solche Geschichte gestoßen.

Sie spielt nahe Hobbersdorf

und erzählt von der Schwartau.

Der Fluss ist 40 Kilometer lang.

Er schlängelt sich

durch scheinbar unberührte Natur.

Trotzdem geht die Schwartau

nicht ihren natürlichen Weg.

Über den geplanten Umzug

von einem Bett ins andere.

Die Schwartau ist Heimat

von Fischotter und Blesshuhn.

Sie ist sogar Heimat der Meerforelle.

Sechs Kilometer entfernt

liegt Bad Schwartau.

Erik Mielke und Michael Dembinski

testen die Wasser-Qualität.

Sie suchen nach der Bachmuschel,

die vom Aussterben bedroht ist.

2013 wurde sie

das letzte Mal gesichtet.

Die Oberfläche des Wassers ist gut,

aber innen drin ist keine Vielfalt.

Hier ist kein Netzwerk.

Das Leben ist nicht robust.

Die Umwelt-Funktion ist gegenüber

äußeren Einflüssen nicht gegeben.

Das wollen wir verbessern.

Elritze, Bachforelle, Bachmuschel:

Die Tiere sind fast verschwunden.

Der Fluss soll seinen

natürlichen Verlauf zurückbekommen.

Man wird es kaum verstehen,

warum man renaturiert.

Aber wenn man die Struktur anguckt,

dann ist der Fluss nicht gut.

Das Problem für das Artensterben

liegt 87 Jahre zurück.

Zum Schutz vor Hochwasser begradigt

der Reichwehrdienst den Fluss.

Er legt Alt-Arme trocken.

Er pumpt Wasser ins neue Flussbett.

Doch das Problem bleibt präsent.

Siegfried Bollgün

lebt seit 40 Jahren am Fluss.

Er paddelt zur Hobbersdorfer Mühle.

Dort sammelt er Treibholz.

Ich bin als Anlieger

mit der Schwartau verbunden.

Ich paddle gerne.

Besseres konnte mir nicht passieren:

Ich kann beide Sachen verbinden.

Ich bin naturverbunden.

Das ist mein Ding.

Für ihn ist klar:

Drainagen

oder die Versiegelung der Ortschaften

lassen die Schwartau

immer wieder nah kommen.

Die Wiese auf der anderen Seite

war im Februar überschwemmt.

Man hatte eine Flusslandschaft

wie am Mississippi.

Goldfische und andere Fische

sind aus meinem Teich verschwunden.

Die dienten hier als Hechtfutter.

Die Biologen suchen weiter

nach schützenswerten Arten,

die sie für die Zeit der Bauarbeiten

eventuell umsiedeln müssen.

Einige wenige haben es geschafft,

mit den Umständen zurechtzukommen:

Eisvögel, Orchideen, Muscheln.

Muscheln sind Filtrierer.

Die machen den ganzen Laden sauber.

Die haben hohe Durchsetzungsraten.

Muschel-Bestand ist ein Indikator,

ob Gewässer gut oder schlecht sind.

An einem gesunden Gewässer

sind sie auch hier interessiert.

Die Familie Ströh

führt die Hobbersdorfer Mühle.

Der Tierfutter-Hersteller

hat 40 Mitarbeiter.

Zehn Prozent des Energiebedarfs

speist er aus Wasserkraft.

Die Turbine zur Stromgewinnung

ist seit einem Jahr außer Betrieb.

Entweder kommt sehr viel Wasser

in kurzer Zeit.

Es muss abgeleitet werden,

damit es nicht

zu einer Überschwemmung kommt.

Oder es ist wenig Wasser da.

Damit kämpfen wir.

Umweltschutz und Wirtschaft

müsse Hand in Hand gehen.

Man habe mit dem Wasserbodenverband

eine Fischtreppe installiert,

damit Fische trotz des Stau-Wehres

weiterziehen können.

Entscheidend bei der Wasserqualität

ist auch der pH-Wert.

pH-Wert ist 7,9 ...

Das bedeutet an dieser Stelle: Gut!

Die Biologen

erleben immer Überraschungen.

Heute finden sie einen Kamm-Molch.

Der ist streng geschützt.

Unsere Empfehlung:

Dieser Bereich wird ausgespart.

Im anderen Bereich

werden Kiesbetten eingebracht.

Es wird versucht,

das Wasserbett zu verengen,

damit das Wasser schneller fließt.

Der Wasser-und-Boden-Verband

hat für das Projekt gekämpft.

Vier Millionen Euro investiert

das Land in die Renaturierung.

Mielke und Dembinski

werden die Schwartau im Blick haben.

Im Herbst rollen die Bagger.

Beim Wetter steht uns ein Wochenende

mit Blitz und Donner bevor.

Schon wird vor Unwettern gewarnt.

Claudia,

wo wird es am heftigsten?

Im Osten wird es heftig.

Am Sonntag geht es

in die Mitte von Deutschland.

Die Regenmengen sind hoch.

Unwetter kann es morgen

in Niedersachsen geben.

Einzelne Tornados

kann es auch geben.

Hagel ist dabei.

Sturmböen können dabei sein.

Vom östlichen Nordrhein-Westfalen

bis Bayern

ist nur eine mittlere Gefahr.

Der Sonntag bringt

heftige Regenfälle.

Das sind 50 Liter pro Quadratmeter.

Das geht bis

in den Nordosten von Bayern hinein.

Ruhig ist es im Nordosten,

wo es am Sonnabend

heftige Gewitter geben kann.

Auch jetzt sind schon

Gewitter unterwegs.

Über der Eifel

toben die Gewitter zurzeit.

Dieses Tief hat in Frankreich

schon für Unwetter gesorgt.

In den nächsten Stunden

haben wir Gewitter im Westen.

Einige sind

in Brandenburg unterwegs.

Die ziehen weiter

über Schleswig-Holstein.

Morgen Nachmittag brodelt es heftig.

Im Südwesten von Deutschland

kann es heftig regnen.

In der Nacht

haben wir schwüle Luft im Osten.

Am Sonntag haben wir das Regenband.

Damit endet unsere Sendung.

Hier ermitteln Ballauf und Schenk

im "Tatort".

Und morgen gibt es Tagesthemen

mit Pinar Atalay.

Schönes Wochenende.

Copyright Untertitel: NDR 2020


Sendung: tagesthemen 12.06.2020 22:00 Uhr - Corona-Ausbruch in Göttingen Broadcast: tagesthemen 12.06.2020 22:00 - Corona outbreak in Göttingen

Themen der Sendung: Corona-Ausbruch in Göttingen: Eine Stadt und ihr sozialer Brennpunkt am Pranger, Die Koalition und ihr Corona-Konjunkturpaket, Mehr Aufwand als Ertrag? : Vom Sinn und Unsinn der Mehrwertsteuersenkung, Der Kommentar, Arbeit statt Schule: Kinder im Irak, Weitere Meldungen im Überblick, "tagesthemen"mittendrin: Umzug der Schwartau ins alte Bett, Das Wetter : On the sense and nonsense of the VAT reduction, the commentary, work instead of school: children in Iraq, an overview of other reports, "daily topics" in the middle: Schwartau's move to the old bed, the weather

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Guten Abend.

Es gibt einen Unterschied

zwischen einer Epidemie between an epidemic

und anderen Katastrophen.

Bei Flut und Erdbeben geht In case of flood and earthquake

die Gefahr nicht vom Menschen aus, the danger does not come from people

sondern von Naturgewalten. but by forces of nature.

Bei der Epidemie ist das anders:

Hier haben Menschen

vor Menschen Angst.

Wenn diese auch noch erkranken, If they get sick too

wird ein Schuldiger gesucht, a culprit is sought

der verantwortlich ist.

Als sich in Göttingen When in Goettingen

Dutzende infizierten, dozens infected,

verbreiteten sich Gerüchte rumors spread

schneller als das Virus.

Arabische Clans Arab clans

und muslimische Feiern seien Schuld. and Muslim celebrations are to blame.

Die widersprechen scharf. They sharply disagree.

Der einstige Prachtbau macht nicht The former magnificent building does not

zum ersten Mal negative Schlagzeilen. negative headlines for the first time.

Dieses Mal ist etwas anders. This time something is different.

Göttingen vor zwei Wochen. Goettingen two weeks ago.

Die Stadt veröffentlicht The city published

eine Pressemitteilung a press release

zum Covid-19-Ausbruchsgeschehen. on the Covid-19 outbreak.

Dort ist die Rede von There is talk of

"mehreren größeren "several larger ones

privaten Feierlichkeiten". private celebrations".

Betroffen seien überwiegend Are mostly affected

"Mitglieder mehrerer Großfamilien". "Members of several extended families".

Sie sollen sich bei den Feiern You should join the celebrations

zum Zuckerfest infiziert haben. infected for the sugar festival.

Für die Stadt

machen die Testergebnissen deutlich: the test results make it clear:

Der Hotspot liegt im Iduna-Zentrum. The hotspot is in the Iduna center.

Die große Wohnanlage The big condominium

werden wir durchtesten. we will test.

Dort sind 600 Personen gemeldet. 600 people are registered there.

Wir glauben, dass es sich aber We believe it is though

um 700 Personen handelt, is about 700 people,

die sich dort aufhalten. who are staying there.

In dem Hochhaus-Komplex leben Live in the high-rise complex

Geflüchtete, Migranten, Deutsche, refugees, migrants, Germans,

Junge, Alte, Studierende. Young, old, students.

Und die Familien aus dem Kosovo. And the families from Kosovo.

Sie möchten nicht mehr You don't want anymore

vor die Kamera. in front of the camera.

Zu häufig seien sie They are too common

von den Medien missverstanden worden. misunderstood by the media.

Ein anderer Bewohner des Hauses, Another resident of the house

kein Mitglied der Familien, not a member of the families

spricht mit mir. speaks to me

Er will unerkannt bleiben. He wants to remain anonymous.

Diese Familien sind in Ordnung. These families are fine.

Die machen wenig Radau, wenig Müll, They make little noise, little garbage,

die benehmen sich. they behave.

Die Mitbewohner, The roommates,

die zugezogen sind, who have moved

die schmeißen alles aus dem Fenster, they throw everything out the window

das ist denen kackegal. they don't give a fuck.

In jedem Stock Drogendealer, Drug dealers on every floor

Drogenabhängige, Alkoholsüchtige. Drug addicts, alcohol addicts.

Die Bewohner des Iduna-Zentrums The residents of the Iduna Center

kämpfen seit Jahren mit diesem Image. have been struggling with this image for years.

Jetzt auch noch der Corona-Ausbruch Now the Corona outbreak

mit 175 Infizierten, with 175 infected,

60 davon hier im Hochhaus. 60 of them here in the skyscraper.

Das war Wasser auf die Mühlen That was grist to the mill

all derer, all those

denen der Komplex und seine Bewohner those of the complex and its residents

sowieso ein Dorn im Auge waren. were an eyesore anyway.

Das berichten Vertreter Representatives say so

des Göttinger Integrationsrates. of the Göttingen Integration Council.

Sie halten die Kommunikation You keep the communication

der Stadt für unglücklich. of the city for unfortunate.

Die Familie war wütend, sehr traurig The family was angry, very sad

und fühlte sich allein gelassen. and felt alone.

Es wurde sichtbar, It became visible

dass die Gesellschaft that society

noch viele Vorbehalte hat. still has many reservations.

Es wird differenziert nach: It is differentiated according to:

"Wer hat das verursacht?" "Who caused this?"

und "Wer ist schuld daran?" and "Who is to blame?"

Die betroffenen Großfamilien The affected families

wehren sich, fight back,

verbreiten eine Gegendarstellung. spread a counter-statement.

Demnach habe es So have it

solche Feierlichkeiten nie gegeben. such celebrations never existed.

Aussage gegen Aussage. Word agains word.

Der Integrationsrat The Integration Council

will sich auf keine Seite stellen, don't want to take sides

hält auch eine andere Version also holds another version

für möglich. for possible.

700 Menschen 700 people

teilen sich vier Aufzüge. share four elevators.

Wenn da jemand Covid-19-positiv ist, If someone is Covid-19 positive,

verbreitet sich das so. that's how it spreads.

Laut Integrationsrat müsse According to the integration council

auch aufgeklärt werden, also be enlightened

was es mit dem Quarantäne-Brecher what about the quarantine breaker

auf sich hat. has on itself.

Ein mit Corona infizierter Mann A man infected with Corona

aus dem Hochhaus from the skyscraper

habe tagelang gegen have against for days

die Quarantäne-Anordnung verstoßen. violate the quarantine order.

Über diesen Vorwurf spreche ich I speak about this accusation

mit dem Oberbürgermeister. with the mayor.

Wir können nachweisen, we can prove

dass wir nach Information that we are looking for information

sofort gehandelt haben. acted immediately.

Er hält an der Version He sticks to the version

der Stadt fest. of the city.

Stützt sich auf die Auswertung Based on the evaluation

der Kontaktnachverfolgung. of contact tracing.

Die Stimmung in Göttingen The mood in Goettingen

ist inzwischen aufgeheizt. has now heated up.

Wir kriegen nicht rüber, We can't get across

wie ermittelt wird. how is determined.

Das kann keiner verstehen. Nobody can understand that.

Die Erhebungen der Gesundheitsämter The surveys of the health authorities

ist keine Ermittlung, is not an investigation

sondern eine epidemische Befragung. but an epidemic survey.

Nach dem Motto: According to the motto:

"Geben Sie uns Auskunft, "Give us information

mit wem hatten Sie Kontakt?" Who were you in contact with?"

Dabei werden Aussagen getroffen. This is where statements are made.

Aus den Aussagen From the statements

sind die Informationen abgeleitet. the information is derived.

Informationen, dass es sehr wohl information that there very well

Feiern mit 20 Personen Celebrate with 20 people

gegeben haben soll. should have given.

Es bleibt ein zerstrittenes Bild It remains a divided picture

über Urteil und Vorurteil. about judgment and prejudice.

Ein Bundesfinanzminister sagt, A finance minister says

der Plan der Regierung the government's plan

würde für einen "Wumms" sorgen. would cause a "boom".

Aus Sicht der Koalition From the coalition perspective

wäre es schön, would it be nice

es würde anschließend it would subsequently

nicht "Rumms" machen. don't do "boom".

Das Konjunkturpaket The stimulus package

sagt der Wirtschaft: says to the economy:

"Wir tun was für euch." "We'll do something for you."

Und fordert das Volk auf: And asks the people:

"Kauft ein! "Buys! ". ".

Heute beschloss das Kabinett The cabinet decided today

einen Kinderbonus a child bonus

Doch sind Menschen ohne Arbeit But people are unemployed

wirklich in Kauflaune? really in a buying mood?

Franziska Giffey in ihrem Element: Franziska Giffey in her element:

Bürgern Politik erklären. Explain politics to citizens.

Die Zwillinge Arvid und Alva The twins Arvid and Alva

erfahren aus erster Hand, learn first hand

dass sie bald mehr Geld bekommen. that they will soon get more money.

Kinderbonus, Mehrwertsteuer runter Child bonus, VAT down

und das Maskottchen and the mascot

aus dem Bundesfamilienministerium. from the Federal Ministry for Family Affairs.

Profitieren werden davon Familien Families will benefit from this

mit kleinem und mittlerem Einkommen. with low and middle income.

Der Kinderbonus wird allen gezahlt, The child bonus is paid to everyone

aber die Freibeträge but the allowances

ändern sich nicht. don't change.

Die steuerlichen Freibeträge The tax allowances

begünstigen Menschen favor people

mit höherem Einkommen. with higher income.

Um eine Doppelbegünstigung For a double favor

auszuschließen, to rule out

würde der Kinderbonus would the child bonus

bei Hochverdienern abschmelzen. melt away for high earners.

Es ist richtig, That's right,

den Kinderbonus zu verabschieden. to say goodbye to the child bonus.

Dieser ist nur weder This one is just neither

strukturell noch nachhaltig. structurally sustainable.

Es wird zu wenig für Familien getan. Too little is being done for families.

Man kann an allem rumnörgeln. You can nag about anything.

Man kann zu denen zählen, One can count among those

die in der Ecke sitzen und sagen, who sit in the corner and say

es wird alles schlecht ausgehen. it will all turn out badly.

Man kann so aber kein Land regieren. You can't govern a country like that.

Die Mehrwertsteuersenkung The VAT reduction

soll den Handel wieder ankurbeln. should stimulate trade again.

Mit den 130 Milliarden Euro With the 130 billion euros

wollen wir schaffen, do we want to create

dass die Talsohle in der zweiten that bottomed out in the second

Jahreshälfte durchschritten wird. half of the year is passed.

"Kraftpaket" nennt das die Regierung, "Powerhouse" calls that the government,

die FDP zweifelt. the FDP doubts.

Es ist fraglich, It is questionable,

ob die Mehrwertsteuersenkung whether the VAT reduction

bei den Menschen ankommt. reaches the people.

Die Unternehmen entscheiden,

ob sie die Senkung

an die Verbraucher weitergeben.

Das eine Problem:

Die Unternehmen müssen

selber über die Runden kommen.

Das andere:

Bevor die Mehrwertsteuersenkung

wirkt, ist sie wieder vorbei.

Ende des Jahres

soll wieder Schluss ein.

dass nächstes Jahr

Bundestagswahlen sind.

Stimmen verweisen schon darauf,

Schwer vorstellbar, dass kurz davor

Steuern erhöht werden.

Ein Wochenmarkt in Hamburg:

Die Händler sind betroffen

von der Steuersenkung.

Vorbereitet sind die meisten nicht.

Die Umstellung

steht in drei Wochen an.

Wir haben noch nicht

darüber gesprochen.

Wie ich das umrechnen soll,

weiß ich nicht.

Ich habe Altware,

wo ich sieben Prozent bezahlt habe.

Und jetzt fünf ...

Dass wir alle Preise

reduzieren müssen ...

Ich halte nichts davon.

Im Eiltempo

wurde die Steuersenkung beschlossen.

Die Unternehmen müssen damit umgehen.

In der Mittagspause

kommen Geschäftsleute.

Ich leite eine Buchhaltung.

Es ist eine Katastrophe.

Die Frist ist zu kurz gesetzt.

Es kann sein,

dass der Einzelhandel es nicht

an Kunden weitergibt.

So stärkt es die Arbeitsplätze dort.

Es verpufft nicht völlig.

Cord Wöhlke fragt sich,

wie viel er

an seine Kunden weitergeben kann.

Er leitet eine Drogeriekette.

Produkte müssen umetikettiert

und Kassen umgestellt werden.

Das ist ein riesiger

technischer Aufwand.

Nun muss das Unternehmen

schnell Lösungen finden.

Können nur bei Produktgruppen

die Preise gesenkt werden?

Sollen die Kassierer den Nachlass

pauschal abziehen?

Das Wirtschaftsministerium

hat das vorgeschlagen.

Ein halbes Jahr

soll die Steuersenkung gelten.

Lohnt der Aufwand?

Wie sollen wir klarmachen,

dass Preise hochgezogen werden?

Da hat man die Unternehmen

alleingelassen.

20 Milliarden Entlastung -

das klingt gut.

Aber die Politik ist weit entfernt

von der Praxis der Unternehmen.

Der Mehraufwand könnte größer sein

als das,

was die Steuersenkung

den Unternehmen bringt.

Großbritannien hat Erfahrung

mit einer Mehrwertsteuersenkung.

Sie schlug sich zu 50 bis 75 Prozent

in niedrigeren Preisen nieder.

Gerhard Hardrath leitet

einen Heizungs- und Sanitärbetrieb.

Er spürt schon die Konsequenzen

der Mehrwertsteuersenkung.

Kunden wollen von Juli bis Dezember

beliefert werden -

zum Steuersatz von 16 Prozent.

Wir haben drei Aufträge

storniert gekriegt.

Der Endkunde sagt:

"Nicht im Juni liefern

beim Volumen von 30.000 Euro."

Er möchte die Heizung

im Juli installiert haben,

weil das 1000 Euro

für den Endkunden bedeutet.

Ein bisschen Entlastung

für den Verbraucher.

Viel Aufwand für Unternehmen.

Jeder Stromzähler muss stichtaggenau

abgerechnet werden.

Dann hat man für diese sechs Monate

andere Abschlagszahlungen.

Im Januar geht das von vorne los.

Noch drei Wochen

bis zur Mehrwertsteuersenkung.

Aber noch viele Fragen.

Die Wirtschaft hofft,

dass sich der Aufwand auszahlt.

Wird die gesenkte Mehrwertsteuer

für alle ein Mehrwert?

Ein Kommentar von Kerstin Palzer

vom MDR.

Der Staat senkt die Mehrwertsteuer -

das gab's lange nicht.

Ende Dezember ist schon wieder

Schluss damit.

Einige kritisieren,

das sei ein Strohfeuer.

Das glaube ich nicht.

Handel, Gastronomie, Firmen

brauchen Nachfrage.

Es bringt den Unternehmen nichts,

wenn wir Kunden überlegen,

vielleicht irgendwann

wieder einzukaufen.

Viele sind jetzt nicht

in der finanziellen Lage,

große Anschaffungen zu machen.

Wer in Kurzarbeit ist,

kauft sich kein Auto.

Die neue Mehrwertsteuer

erreicht als einzige Steuer jeden.

Wer Babynahrung, Schuhe, Käse kauft,

spart.

Eine Familie mit mittlerem Einkommen

spart monatlich etwa 80 Euro.

Nur geben die Händler das

an die Kunden weiter?

Ein Beispiel gab es gerade.

Seit dem 1. Januar gilt eine

gesenkte Steuer auf Hygieneprodukte.

Tampons und Binden sind nur noch

mit sieben Prozent besteuert.

Das hat der Handel

an die Kundinnen weitergegeben.

Wir brauchen

eine Steuersenkung für alle.

Nicht nur die, die sich

ein Auto kaufen wollen und können.

Im Januar soll wieder Schluss sein.

Dann geht aber das Wahljahr

für die Bundestagswahl los.

Vielleicht setzt sich jemand durch

und macht uns mit der

gesenkten Steuer ein Wahlgeschenk.

Wir in Deutschland sorgen uns

in dieser pandemiebewegten Zeit,

sie könnte Familien

an den Rand der Existenz treiben.

Diejenigen, die ohnehin wenig haben,

kämpfen jetzt ums Überleben.

Da Eltern auch in ärmeren Ländern

ihre Arbeit verloren haben,

müssen dort die Kinder helfen,

die Familien durchzubringen.

Dabei war die Welt auf gutem Weg,

Kinder aus schlimmsten

Arbeitsverhältnissen zu befreien.

Aber nun droht das Virus

alle Erfolge zunichte zu machen.

So warnt UNICEF

am Welttag gegen Kinderarbeit.

Daniel Hechler

hat es im irakischen Erbil erfahren.

Es ist ein Knochenjob

für einen 13-Jährigen.

Mohamed hilft in einer Autowerkstatt.

Es ist harte körperliche Arbeit

im Industriegebiet von Erbil:

Vollzeit - sechs Tage jede Woche.

Die Schule hat er

vor zwei Jahren aufgegeben.

Sein Vater ist am Herz erkrankt.

Sein 19-jähriger Bruder und er

sehen sich in der Pflicht,

die Familie durchzubringen.

Ich mag die anstrengende Arbeit

im Industriegebiet nicht.

Aber ich muss meinem Vater helfen.

Mein Bruder und ich kommen her,

um ihn zu unterstützen.

Ich wollte die Schule

nicht verlassen.

Ich würde gerne

eine Universität besuchen.

Aber keiner hilft uns.

140 Euro monatlich

bringt Mohamed nach Hause -

nicht gerade viel für die Familie.

Aber zum Überleben unerlässlich,

meint der Vater.

Seit Jahren hat der 53-Jährige

kein Einkommen mehr.

Ich leide,

weil meine Söhne

die Schule abgebrochen haben.

Kein Vater freut sich,

wenn Kinder nicht zur Schule gehen.

Die Situation ist schwierig.

Ich kann nicht arbeiten.

Kinderarbeit

ist in Kurdistan alltäglich.

Allein in Erbil

arbeiten 2000 Minderjährige.

Tendenz steigend.

Wegen der Corona-Krise

sind die Schulen geschlossen.

Viele Familien

sind in wirtschaftlicher Not.

Kinder sollen einspringen.

Sie sollen Geld beschaffen -

irgendwie.

Mohamed schiebt Melonen

über den Markt von Erbil -

fast jeden Tag von früh bis spät.

Fünf Euro

verdient der Zwölfjährige täglich.

Das Geld gibt er zu Hause ab.

Die Arbeit ist schwer,

aber ich habe mich daran gewöhnt.

Ich will meiner Familie helfen.

Für Kinderhilfsorganisationen

ist das kein akzeptabler Zustand.

Die Gesetze im Irak sind eindeutig:

Sie verbieten Kinderarbeit.

Kinderarbeit ist weit verbreitet -

im Irak

und generell im Nahen Osten.

Es gilt als notwendig,

dass sie arbeiten.

Das ist ein Fehler.

Es ist verboten,

Kinder unter 15 Jahren

für Profite auszubeuten.

Wenn das geschieht,

schauen Behörden häufig weg.

Und Eltern schauen zu -

so wie bei Mohamed.

Viele hier sagen:

"Zuerst geht es ums Überleben,

dann um die Bildung."

Die vielen Toten in Italien

waren erster Höhepunkt der Pandemie.

Jetzt wird juristisch aufgearbeitet,

wie es dazu kommen konnte.

Mehr dazu mit Susanne Daubner.

Die italienische Staatsanwaltschaft

hat Ministerpräsident Conte

unter Ausschluss der Öffentlichkeit

zu den Corona-Maßnahmen befragt.

Die Staatsanwältin sprach hinterher

von einer guten Atmosphäre.

Sie machte keine weiteren Angaben.

Die Justiz untersucht die Frage,

warum stark betroffene Gemeinden

nicht früher zu Sperrzonen wurden.

Die EU-Kommission

hat sich Rückendeckung

für ihre Impfstrategie

gegen das Corona-Virus geholt.

Noch ist kein Impfstoff gefunden.

Brüssel will über spätere Lieferungen

der Pharma-Unternehmen

trotzdem bereits

Vorverträge schließen.

Nach einer Konferenz

mit den EU-Ministern

sagt Gesundheitskommissarin

Kyriakides:

Man müsse schon jetzt investieren,

um Impfdosen

schnell herstellen zu können.

In Brandenburg

werden die Corona-Regeln gelockert.

Ab Montag

fallen die Kontaktbeschränkungen weg.

In den Mittelpunkt

rückten Abstands- und Hygieneregeln.

Veranstaltungen dürften ab Juni

mit bis zu 1000 Menschen stattfinden.

Für Demonstrationen

gebe es keine Obergrenze mehr.

Nach Ansicht von Boris Pistorius

sind kriminelle Clans

eine Bedrohung

für die freie Gesellschaft.

Der niedersächsische Innenminister

sagte

bei der Vorstellung

des Lagebildes zur Clan-Kriminalität:

Diese sei überall im Land zu finden.

Clan-Mitglieder gingen nicht nur

gegen Konkurrenten vor,

sondern auch gegen die Polizei.

Sie bedrohten den Rechtsstaat.

Aus Sorge vor Beschädigungen

ist in London

eine Statue von Winston Churchill

mit einem Schutz versehen worden.

Im Rahmen der Anti-Rassismus-Proteste

hatten Demonstranten

einen Schriftzug

auf das Denkmal gesprüht:

"War ein Rassist".

Premier Johnson nannte es absurd,

dass ausgerechnet diese Statue

der Beschädigung ausgesetzt sei.

Churchill habe ganz Europa

vor rassistischer Tyrannei gerettet.

Er war während des Krieges

britischer Regierungschef.

In US-Naturschutzgebieten

hat ein Forscherteam

große Mengen an Mikroplastik

nachgewiesen.

Es handelt sich

um Rückstände von Industrieprodukten,

die in kleine Bestandteile zerfallen

und sich in der Umwelt verteilen.

Laut der Studie lagern sich

in Nationalparks im Westen der USA

jährlich 1000 Tonnen

der winzigen Partikel ab.

Das entspreche dem Kunststoff

von 120 Millionen Plastikflaschen.

Soweit die Nachrichten.

Weiter geht's mit Caren Miosga.

Bei unseren Reisen durch das Land

begegnen wir Geschichten,

die beim ersten Anblick

vermeintlich klein anmuten.

Beim genaueren Hinsehen

können sie Großes bewegen.

In Schleswig-Holstein sind wir

auf eine solche Geschichte gestoßen.

Sie spielt nahe Hobbersdorf

und erzählt von der Schwartau.

Der Fluss ist 40 Kilometer lang.

Er schlängelt sich

durch scheinbar unberührte Natur.

Trotzdem geht die Schwartau

nicht ihren natürlichen Weg.

Über den geplanten Umzug

von einem Bett ins andere.

Die Schwartau ist Heimat

von Fischotter und Blesshuhn.

Sie ist sogar Heimat der Meerforelle.

Sechs Kilometer entfernt

liegt Bad Schwartau.

Erik Mielke und Michael Dembinski

testen die Wasser-Qualität.

Sie suchen nach der Bachmuschel,

die vom Aussterben bedroht ist.

2013 wurde sie

das letzte Mal gesichtet.

Die Oberfläche des Wassers ist gut,

aber innen drin ist keine Vielfalt.

Hier ist kein Netzwerk.

Das Leben ist nicht robust.

Die Umwelt-Funktion ist gegenüber

äußeren Einflüssen nicht gegeben.

Das wollen wir verbessern.

Elritze, Bachforelle, Bachmuschel:

Die Tiere sind fast verschwunden.

Der Fluss soll seinen

natürlichen Verlauf zurückbekommen.

Man wird es kaum verstehen,

warum man renaturiert.

Aber wenn man die Struktur anguckt,

dann ist der Fluss nicht gut.

Das Problem für das Artensterben

liegt 87 Jahre zurück.

Zum Schutz vor Hochwasser begradigt

der Reichwehrdienst den Fluss.

Er legt Alt-Arme trocken.

Er pumpt Wasser ins neue Flussbett.

Doch das Problem bleibt präsent.

Siegfried Bollgün

lebt seit 40 Jahren am Fluss.

Er paddelt zur Hobbersdorfer Mühle.

Dort sammelt er Treibholz.

Ich bin als Anlieger

mit der Schwartau verbunden.

Ich paddle gerne.

Besseres konnte mir nicht passieren:

Ich kann beide Sachen verbinden.

Ich bin naturverbunden.

Das ist mein Ding.

Für ihn ist klar:

Drainagen

oder die Versiegelung der Ortschaften

lassen die Schwartau

immer wieder nah kommen.

Die Wiese auf der anderen Seite

war im Februar überschwemmt.

Man hatte eine Flusslandschaft

wie am Mississippi.

Goldfische und andere Fische

sind aus meinem Teich verschwunden.

Die dienten hier als Hechtfutter.

Die Biologen suchen weiter

nach schützenswerten Arten,

die sie für die Zeit der Bauarbeiten

eventuell umsiedeln müssen.

Einige wenige haben es geschafft,

mit den Umständen zurechtzukommen:

Eisvögel, Orchideen, Muscheln.

Muscheln sind Filtrierer.

Die machen den ganzen Laden sauber.

Die haben hohe Durchsetzungsraten.

Muschel-Bestand ist ein Indikator,

ob Gewässer gut oder schlecht sind.

An einem gesunden Gewässer

sind sie auch hier interessiert.

Die Familie Ströh

führt die Hobbersdorfer Mühle.

Der Tierfutter-Hersteller

hat 40 Mitarbeiter.

Zehn Prozent des Energiebedarfs

speist er aus Wasserkraft.

Die Turbine zur Stromgewinnung

ist seit einem Jahr außer Betrieb.

Entweder kommt sehr viel Wasser

in kurzer Zeit.

Es muss abgeleitet werden,

damit es nicht

zu einer Überschwemmung kommt.

Oder es ist wenig Wasser da.

Damit kämpfen wir.

Umweltschutz und Wirtschaft

müsse Hand in Hand gehen.

Man habe mit dem Wasserbodenverband

eine Fischtreppe installiert,

damit Fische trotz des Stau-Wehres

weiterziehen können.

Entscheidend bei der Wasserqualität

ist auch der pH-Wert.

pH-Wert ist 7,9 ...

Das bedeutet an dieser Stelle: Gut!

Die Biologen

erleben immer Überraschungen.

Heute finden sie einen Kamm-Molch.

Der ist streng geschützt.

Unsere Empfehlung:

Dieser Bereich wird ausgespart.

Im anderen Bereich

werden Kiesbetten eingebracht.

Es wird versucht,

das Wasserbett zu verengen,

damit das Wasser schneller fließt.

Der Wasser-und-Boden-Verband

hat für das Projekt gekämpft.

Vier Millionen Euro investiert

das Land in die Renaturierung.

Mielke und Dembinski

werden die Schwartau im Blick haben.

Im Herbst rollen die Bagger.

Beim Wetter steht uns ein Wochenende

mit Blitz und Donner bevor.

Schon wird vor Unwettern gewarnt.

Claudia,

wo wird es am heftigsten?

Im Osten wird es heftig.

Am Sonntag geht es

in die Mitte von Deutschland.

Die Regenmengen sind hoch.

Unwetter kann es morgen

in Niedersachsen geben.

Einzelne Tornados

kann es auch geben.

Hagel ist dabei.

Sturmböen können dabei sein.

Vom östlichen Nordrhein-Westfalen

bis Bayern

ist nur eine mittlere Gefahr.

Der Sonntag bringt

heftige Regenfälle.

Das sind 50 Liter pro Quadratmeter.

Das geht bis

in den Nordosten von Bayern hinein.

Ruhig ist es im Nordosten,

wo es am Sonnabend

heftige Gewitter geben kann.

Auch jetzt sind schon

Gewitter unterwegs.

Über der Eifel

toben die Gewitter zurzeit.

Dieses Tief hat in Frankreich

schon für Unwetter gesorgt.

In den nächsten Stunden

haben wir Gewitter im Westen.

Einige sind

in Brandenburg unterwegs.

Die ziehen weiter

über Schleswig-Holstein.

Morgen Nachmittag brodelt es heftig.

Im Südwesten von Deutschland

kann es heftig regnen.

In der Nacht

haben wir schwüle Luft im Osten.

Am Sonntag haben wir das Regenband.

Damit endet unsere Sendung.

Hier ermitteln Ballauf und Schenk

im "Tatort".

Und morgen gibt es Tagesthemen

mit Pinar Atalay.

Schönes Wochenende.

Copyright Untertitel: NDR 2020