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2020 Tagesschau, Sendung: tagesthemen 09.04.2020 22:05 Uhr - Familienfest ohne Familie

Sendung: tagesthemen 09.04.2020 22:05 Uhr - Familienfest ohne Familie

Themen der Sendung: Ostern in Corona-Zeiten: Familienfest ohne Familie, Heinsberg-Studie macht Hoffnung auf Lockerung der Corona-Auflagen, Debatte über Lockerung der Schutzmaßnahmen, Problematische Betreuung von Menschen mit Behinderung, Tourismusindustrie leidet stark unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise, EU-Finanzminister ringen um Einigung zum Thema Eurobonds, Der Kommentar, Weitere Meldungen im Überblick, Helden des Alltags: Alleinerziehende, Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Für Millionen Menschen stellten

die vor uns liegenden Feiertage

ein erhofftes Zieldatum dar:

Ab dem wir klarer sehen können,

wie es weitergehen soll

mit den Beschränkungen,

die das Corona-Virus uns abverlangt.

Doch umfassende Lockerungen

sind nicht in Sicht.

Die Kanzlerin

hatte schon vor Tagen gesagt:

"Viren kennen keine Feiertage."

Und wir kennen Ostern

so wie dieses Jahr nicht -

Osterspaziergänge sind erlaubt

mit dem engsten Familienkreis.

Aber Goethes "buntes Gewimmel"

wird's nicht geben.

Stattdessen:

Gottesdienste per Live-Stream.

Und digital wird für viele auch der

Besuch bei den Verwandten ausfallen.

Ostervorbereitungen

bei Familie Spieß:

Oma und Opa werden die Mädchen

dieses Jahr nicht sehen,

nur per Video,

wie bei vielen Familien.

Zu organisieren gibt es viel.

Schreibt uns eine Einkaufsliste,

dann bringen wir alles mit.

Man muss das Beste daraus machen.

Das klappt ganz gut mit dem Bild.

Einkäufe vor die Tür stellen,

mehr Verwandtenbesuch

ist dieser Tage nicht drin.

Jetzt kenne ich auch Leute,

die daran erkrankt sind.

Da kommen mir gewisse Ängste.

Wenn ich denke,

mir fällt die Decke auf den Kopf,

denke ich daran,

warum ich das mache.

Dass ich auch Angst habe,

dass ich meine Großeltern anstecke

oder andere Menschen.

Vielleicht würde man sich

sonst trotzdem treffen.

Es gibt kaum Alternativen

zum zu Hause Ostern feiern.

Manchmal waren wir

an Ostern verreist.

Letztes Jahr in Dänemark,

das geht dieses Jahr nicht.

Noch etwas geht nicht: Kirche.

Ausgerechnet Karfreitag,

Osternacht und Ostersonntag.

Aber ihr Pfarrer hat eine Idee,

die über Online-Gottesdienste

hinausgeht.

Wir können zu Hause Dinge

mit dem Handy aufnehmen.

Ich krieg den Ton ins Ohr

und kann dann dazu singen.

Das wird dann zusammengeschnitten

mit verschiedenen Stimmen.

Die Lieder, Lesungen und Gebete

führt das Pfarrer-Ehepaar

in ihrer Kirche zusammen -

inklusive ihrer Predigt.

Zu Ostern steht der Gottesdienst

dann im Internet -

mit knisterndem Osterfeuer.

Der Versuch von Nähe,

der die Distanz

aber nicht für jeden überwinden kann.

Mir fehlen die Menschen

und die Gemeinschaft.

Das macht Kirche aus,

dass man zusammenkommt.

Ich freue mich sehr

auf die Zeit nach diesem Ganzen.

Ich bin mir sicher,

dass alle die kreativen Lösungen,

dass die die Zeit nach Corona

positiv beeinflussen werden.

Wie, wird man sehen.

Dass sie das tun, da bin ich sicher.

Den ersten bestätigten Corona-Fall

in Deutschland

gab es Ende Januar in Bayern.

Doch die erste auffällige

Konzentration von Infizierten

gab es im Kreis Heinsberg

in Nordrhein-Westfalen.

Dort hatten sich in einer Gemeinde

offenbar Hunderte angesteckt

nach einer Karnevalssitzung.

Wissenschaftler der Uni Bonn

haben nun untersucht,

wie sich das Virus

ausbreiten konnte.

Die Region hat

schon Entwicklungen durchgemacht,

die anderswo noch anstehen.

Die Ergebnisse der Studie

könnten deshalb Empfehlungen geben

für das weitere Vorgehen insgesamt.

Einkaufen auf dem Wochenmarkt

in Erkelenz, Kreis Heinsberg.

Vor sechs Wochen

kam das Virus in die Region.

Schulschließungen, Ausgangssperren -

früher als anderswo:

Seitdem ist für die Bevölkerung

alles anders.

Man sieht schon, dass sie am Rande

des Nervenzusammenbruchs sind.

Ich fänd's wichtig, wenn

die Geschäfte wieder öffnen dürften.

Ob die Maßnahmen gelockert werden,

dafür könnte Heinsberg

erste Hinweise liefern.

Die Ort Gangelt ist

besonders vom Coronavirus betroffen

und wurde zum Forschungslabor.

1000 Personen wurden untersucht

im Rahmen einer Studie der Uni Bonn.

Es gab erste Erkenntnisse,

wie tödlich das Virus ist.

Wir sehen eine Sterblichkeitsrate,

die so weit unten liegt,

wie wir es am Anfang der Epidemie

mal erwartet haben.

Also eine Letalität

von 0,37 Prozent.

Das bedeutet nicht, dass man

das Virus bagatellisieren kann.

Aber wir dürfen es

auch nicht überdramatisieren.

Die Forscher haben festgestellt,

dass 15 Prozent der Teilnehmer

die Krankheit hinter sich haben

und immun sind.

Und dass Abstandhalten

und Husten- und Nieshygiene wirken.

Wenn man

diese Hygienemaßnahmen einhält,

große Ausbruchsgeschehen vermeidet:

Dann sind wir in einer Situation,

dass man bestimmte Maßnahmen

zurücknehmen könnte.

Weil wir gelernt haben,

mit dem Virus umzugehen.

Es sind erst Zwischenergebnisse,

weitere Erkenntnisse

sollen in den nächsten Wochen folgen.

Beim Treffen der Kanzlerin

mit den Ministerpräsidenten

in der kommenden Woche geht es

um die Lockerung der Maßnahmen.

Da könnten die Erkenntnisse

wichtig werden.

Ein kleiner Laden,

wo kaum Menschen reingehen

und wo immer zwei sich aufhalten:

Die können

Hygienebedingungen einhalten.

Und der Übergang zu

Hygienebedingungen einhalten

statt des totalen Schließens:

Darüber denken wir aktuell nach.

Bei Risikogruppen

waren die Forscher deutlich:

Ältere und Kranke

müssen weiter Abstand halten,

bis ein Impfstoff entwickelt ist.

Unter Wissenschaftlern

gibt es noch weitere Ansätze.

Wir müssen sehen, welche Hilfsmittel

wir hinzunehmen können.

Ein wichtiges Hilfsmittel

ist die Testung.

Dass wir viel testen

in den Pflegeheimen.

Täglich das Personal, damit sich

das Virus nicht ausbreiten kann.

Nicht nur in Erkelenz wünscht man

sich wieder mehr Normalität.

Aber ab wann

wären Lockerungen möglich?

Das Robert Koch-Institut meldet,

die Zahl der Neu-Infektionen

sei weiter auf einem hohen Niveau.

Gesundheitsminister Spahn

nannte Ostern eine "Weggabelung":

Die darüber entscheide, ob

die Regeln gelockert werden können.

Und die Kanzlerin will nicht

einen großen Schritt gehen,

der "uns dann wieder zurückwirft."

Diese politische Debatte

fasst Christian Feld zusammen.

Erinnerungen an andere Zeiten:

Gar nicht so lang her,

nur wann kommen sie zurück?

Der Wunsch nach Einstieg

in den Ausstieg ist da.

Doch wer sich konkrete Hinweise

aus der Regierungszentrale

auf baldige Lockerung erhoffte,

die Hoffnungen sterben um 15.30 Uhr.

Die frohe Botschaft zum Fest:

Eine Verschärfung der Maßnahmen

sei nicht nötig, aber ansonsten ...

Wir dürfen nicht leichtsinnig sein

und uns nicht in Sicherheit wiegen.

Lockerung nur in kleinen Schritten.

Wir können schnell das zerstören,

was wir erreicht haben.

Und bitte Disziplin -

nicht nur an Ostern.

Es wird Geduld brauchen.

Eine gehörige Menge.

Manche Corona-Begleiterscheinungen

müssen noch monatelang anhalten:

Nicht die Hände geben,

Abstand halten.

Wir müssen über Wochen und Monate

auf Liebgewonnenes verzichten:

Auf Festivals, den Besuch von Klubs

oder auf manches Volksfest.

Deutliche Worte der Bundesregierung.

Gedankenspiele über Lockerungen

werden weitergehen.

Zum Beispiel, ob diese zunächst

für Jüngere gelten sollen,

während Risikopatienten

daheim bleiben müssen.

Ich will Ihnen sagen aus der Sicht

des Seniorenministeriums:

Wir sollten keine

Zweiklassengesellschaft aufmachen.

Zwischen denen, die raus dürfen

und denen, die drin bleiben müssen.

Dann wäre da die Frage,

ob Deutschland beim Lockern

zu einem Flickenteppich wird.

Für Deutschland wäre es hilfreich,

wenn Bürger den Eindruck haben,

dass wir im gleichen Schritt

in die gleiche Richtung gehen.

Befragt nach

einem ersten Lockerungsschritt

nennt Merkel ihr oberstes Prinzip:

Wie lassen sich

die Abstände einhalten?

Ich halte Schulen und Kitas

nicht für den Ort,

wo man mit einfachster Maßnahme

den Abstand sicherstellen kann.

So bekommt die Debatte um Lockerungen

von der Bundesregierung

einen Dämpfer.

Diese Bilder bleiben vorerst

eine Erinnerung an andere Zeiten.

Menschen mit Behinderung

müssen in diesen Tagen

neue Herausforderungen meistern.

Sie sind gesundheitlich gefährdet,

viele gehören

zu den Corona-Risikogruppen.

Sie dürfen weniger besucht werden,

wenn sie

in betreuten Einrichtungen wohnen.

Hinzu kommt, dass viele Betreuer

nicht mehr zur Verfügung stehen,

um die Menschen und ihre Familien

zu unterstützen und zu entlasten.

Keiner darf rein, keiner darf raus.

In Stuttgart im Wohnheim

für Menschen mit Behinderung

gilt ein Besuchsverbot.

Bewohnerin Petra Eberwein

erzählt aus der Ferne,

was ihr am Herzen liegt.

Oberscheiße mit dem Virus.

Warum?

Weils Virus da ist,

können wir Ostern nicht zu Mama.

Man weiß ja auch nicht,

wie lange Virus noch geht.

Besuche fallen weg,

ebenso ihre Arbeit.

Sonst kommt Petra Eberwein

täglich in diese Werkstatt.

Notfallbetreuung

nur in Ausnahmefällen.

Seitdem spielt sich ihr Leben

in der Wohngemeinschaft ab.

Wo nicht jede das Ausmaß

der Corona-Krise verstehen kann.

Das hat in China angefangen.

Sandra Schulz ist die Heimleiterin.

Sie filmt für uns eine Lebenswelt,

die oft vergessen wird -

auch in der Corona-Debatte.

Es wird immer gesprochen

über Krankenhaus und Altersheime.

Behinderteneinrichtungen

sind klein im Verhältnis,

an die denkt niemand.

Obwohl wir auch

ein spezielles Klientel haben.

Es wurde abgefragt

von der Stadt Stuttgart und vom DWW,

was wir brauchen an Schutzkleidung.

Dabei ist es geblieben.

Heute sind

ein paar Schutzmasken angekommen.

Höchste Zeit, denn eine Infektion

hätte zur Katastrophe geführt.

Die alten Vorräte

hätten nur für zwei Tage gereicht.

Corona ist eine Belastungsprobe

für Pflegeeinrichtungen

und für viele Angehörige.

Fast alle Betreuungsangebote

fallen gerade weg.

Auch die Sonderschule,

die der 18-jährige Theo besucht,

ist geschlossen.

Acht Stunden

intensive Betreuung jeden Tag -

die muss Anne Siepmann

nun alleine auffangen.

Ein Kraftakt für die alleinerziehende

Mutter im Homeoffice.

Familien wie wir,

deren Fass ist immer voll.

Da darf kein Tropfen

mehr reinfallen,

wenn man nicht

vorher was rausschöpft.

Und wir können nichts rausschöpfen,

weil keine Entlastung da ist.

Familien am Limit -

es bleibt ihnen keine Wahl.

Auch Petra Eberwein hat keine Wahl,

aber einen großen Wunsch:

Wenn Virus komplett vorbei is,

endlich wieder machen was ich will.

Menschen wie Petra,

denen ein selbstbestimmtes Leben

und Teilhabe so wichtig ist:

Sie trifft diese Zeit des Abstands

besonders hart.

Für Hotels und Restaurants

ist Ostern ein Wochenende,

an dem die Kasse brummt.

Doch von der Ostsee

bis an den Bodensee

wird 2020 fast überall

die Kasse nicht einmal geöffnet.

Es ist so leer wie noch nie.

Das mag idyllisch sein,

hilft den Betroffenen bloß nicht.

Der Tourismusverband

Mecklenburg-Vorpommern schlug vor,

die Sommerferien

für alle zu verschieben.

In der Hoffnung, dass dann

Gäste wieder kommen dürfen.

Auf die hoffen sie auch

in Baden-Württemberg.

Mediterranes Flair

auf der Insel Mainau am Bodensee:

Die Parkanlage lockt jährlich

1,2 Mio. Besucher aus aller Welt.

Doch der Start in diese Saison

musste abgesagt werden.

Die Insel ist gesperrt für Gäste.

100.000 Euro pro Tag

hätte die Grafenfamilie Bernadotte

einnehmen können,

denn ihr gehört die Mainau.

Die finanziellen Einbußen

sind nur die eine Seite.

Für alle Mainauer

ist es emotional schlimm,

dass das Jahr vorbereitet wurde

mit viel Mühe, viel Arbeit.

Jetzt blüht es

und niemand darf es anschauen.

Das tut in der Seele weh.

Aber das Frühlingserwachen

muss man nicht ganz versäumen.

Die Pracht

lässt sich online bewundern.

Der Titisee im Schwarzwald:

Noch Mitte März genossen Hotelgäste

erste warme Tage auf der Terrasse.

Schon damals aber Unsicherheit

bei Hotelbesitzer Wiesler.

Werden die Gäste

trotz Corona anreisen?

Dann kam es schlimm.

Hotels durften keine touristischen

Übernachtungen mehr anbieten.

Wiesler musste das Hotel schließen,

kurz vor der Ostersaison.

Seine 50 Mitarbeiter

sind in Kurzarbeit.

Beim Skype-Interview

ist er alleine in der Hotelküche.

Es waren viele Rechnungen

zu bezahlen.

Der April wird knackig:

Keine Einnahmen,

die Kosten laufen weiter.

Wir springen von Monat zu Monat.

Langfristige Planung ist unmöglich.

Niemand weiß, wie lange

die Kontaktsperre bestehen bleibt.

Unsicherheit auch

bei Radmila Trninic.

Ihr Reisebüro in Stuttgart

betreibt sie seit 16 Jahren.

Krisen hat sie bisher

gut überstanden - aber jetzt?

Die größte Sorge

ist die Existenzangst,

wie es in Zukunft sein wird.

Wir können gar nicht vorausschauen,

wie sich das Ganze entwickelt.

Es ist alles ungewiss.

Ihren Laden schloss sie

nur für das Fernsehteam auf.

Nur Hund Lucky darf sie begleiten,

Kundenkontakt ist verboten.

Die Stornierungen

bereiten ihr Sorgen.

Sie würde gerne Umbuchungen anbieten,

aber für wann?

Tourismus in Corona-Zeiten –

nichts ist kalkulierbar.

Radmila Trninic hofft darauf,

dass ihre Stammkunden wiederkommen.

So bald wie möglich.

Da die Krise aber

so gut wie alle Branchen trifft,

erwarten Wirtschaftsexperten

enorme Konjunktureinbrüche.

Deshalb wollten vorgestern

die Finanzminister der EU

ein gemeinsames Rettungspaket

für die Wirtschaft schnüren.

Es ging um gigantische Summen

von Hilfsgeldern.

An der Frage, ob die Euro-Länder

gemeinsam Schulden aufnehmen,

verhakten sie sich in

einer stundenlangen Video-Konferenz.

Einen erneuten Anlauf

mussten sie auf heute verschieben.

Verkehrschaos

im Brüsseler Europaviertel:

Die Polizei überprüft,

wer ohne guten Grund unterwegs ist.

Im Ratsgebäude,

wo die Minister konferieren,

herrschte Verkehr am Telefon.

Das dazugehörige Chaos

könnte größere Auswirkungen haben.

Das Ausmaß der Rezession

steht außer Frage,

die Finanzminister aber streiten.

Wir können untergehen

oder gemeinsam schwimmen.

Dies ist ein Notfall.

Der Streit über gemeinsame Anleihen,

Corona- oder Euro-Bonds,

scheint in den Hintergrund

getreten zu sein.

Stattdessen geht es

um bis zu 240 Mrd. Euro Kredite

aus dem Europäischen

Stabilitätsmechanismus.

Wegen der gemeinsamen Haftung

wollen die Niederlande

das an Bedingungen knüpfen.

Ein Land wie Italien

solle Sparanstrengungen

und Strukturreformen durchführen.

Wir wollen nicht über Politik,

sondern darüber reden,

das Richtige zu tun

in einer schwierigen Zeit.

Der Streit verzögert den Beginn

der Videoschaltung stundenlang.

Dabei signalisierten die Niederlande

am Nachmittag Entgegenkommen.

Wir wollen maximal helfen

und das Beste einbringen.

Das ist noch nicht zu Ende,

auch wenn wir eine Vereinbarung

hinbekommen.

Die Diskussion um die Folgen

der Corona-Krise ist nicht vorbei.

Auch am späten Abend

dauert die Polizeikontrolle an.

Immerhin schalteten sich

die Finanzminister zusammen -

vier Stunden später als geplant.

Um sich beim Notfall Eurozone

endlich über lebensrettende Maßnahmen

zu einigen.

Michael Grytz, in Brüssel,

die Finanzminister tagen noch -

weiterhin keine Bewegung

im Ringen um Hilfsgelder?

Es gibt Bewegung.

Man hat sich sozusagen

von einem 4er-Maßnahmenpaket

auf ein 3 + 1 Maßnahmenpaket

geeinigt.

Die Garantien, die

die EU-Kommission einbringen will,

die waren bisher strittig.

Auch die Garantien

der Europäischen Investitionsbank.

Da geht es um Garantien für kleine

und mittelständische Unternehmen.

Die Finanzminister

hatten sich verhakt bei der Frage,

wie es bei den Krediten des

Europäischen Stabilitätsmechanismus

aussehen soll.

Die Niederlande

wollten da harte Bedingungen

zu Strukturreformen der Italiener.

Sie hatten sich dagegen gesträubt.

Nun kamen die Niederländer

wohl entgegen.

Maßnahmen

für Corona-Bonds oder Euro-Bonds

sind wohl jetzt nach hinten gerückt.

Die heißen nun auch anders.

Es heißt jetzt Wiederaufbauhilfe.

Der niederländische Finanzminister

hat gesagt,

er sei dafür

auf keinen Fall zu haben.

Der nächste Streit ist programmiert.

Zum Streit um die EU-Finanzhilfen

in der Corona-Krise

jetzt der Kommentar

von Markus Preiß vom WDR.

Ums vorweg zu sagen:

Die EU bricht nicht auseinander

und die Solidarität

ist nicht in Gefahr.

Beim Geld hört die Freundschaft auf,

sagt man.

Aber es wird

gigantische Hilfen geben:

Von Nord nach Süd

Hunderte Milliarden Euro –

die Griechenland-Hilfen

waren dagegen Peanuts.

Aber es wird erbittert gestritten.

Wo ist die europäische Solidarität?

Vorsicht, wenn Ihnen

der Zusammenhalt der EU wichtig ist.

Italien und Spanien

drängen auf gemeinsame Schulden.

Nur das sei

ein Zeichen echter Solidarität.

Geld aus dem Rettungsschirm ESM

sei eine nationale Demütigung.

Anti-EU-Populisten

würden die ausschlachten

und schon bald im Süden regieren.

Das ist aber nur das halbe Bild.

Denn die Gefahr

ist umgekehrt genauso groß:

Wer gemeinsame Schulden

erzwingen will,

legt womöglich die Axt an

das Fortbestehen der EU.

Populisten

gibt es auch in Deutschland,

Finnland und den Niederlanden.

Die nur darauf warten,

mit dem Schlagwort "Schuldenunion"

Stimmung zu machen.

Die Spaltungsgefahr in der EU

ist groß.

Großbritannien hat gezeigt,

wie schnell das geht.

Auch Italien und Spanien

sollten ein Interesse daran haben:

Dass die Corona-Hilfen

akzeptabel sind

für Deutschland oder die Niederlande.

Die Forderung

"Corona-Bonds oder nichts"

ist langfristig gefährlich

für das Projekt EU.

Die Meinung von Markus Preiß.

Die wirtschaftlichen Folgen

der Corona-Pandemie

werden auch in den USA deutlicher.

Weitere Nachrichten:

Die Zahl der Arbeitslosen in den USA

stieg drastisch.

Allein in der vergangenen Woche

meldeten sich 6,6 Mio. Menschen

neu arbeitslos.

Binnen drei Wochen verloren

17 Mio. US-Amerikaner ihren Job.

Anja Kohl aus der Frankfurter Börse:

Der Jobabbau in den USA

beschleunigt sich.

Die US-Notenbank

kündigte deshalb neue Hilfen an,

vor allem für kleine

und mittelgroße Firmen.

Außerdem für Bundesstaaten

und die Counties,

die von Schieflagen bedroht sind.

In nur einem Monat hat die Notenbank

so viel Geld in die Hand genommen

wie in der gesamten Finanzkrise.

In den USA fußt die Wirtschaft

auf dem Konsum der Verbraucher.

Millionen Arbeitslose

könnten den ins Wanken bringen,

dazu ist ein Großteil

der Verbraucher verschuldet.

Ohne Jobs drohen Kredite zu platzen,

Banken zu wanken.

Die Angst vor einer Kettenreaktion

ist real.

Der an Covid-19 erkrankte

britische Premier Johnson

hat die Intensivstation verlassen.

Das teilte

eine Regierungssprecherin mit.

Er werde auf einer normalen Station

engmaschig überwacht.

Johnson war am Sonntag

ins Krankenhaus eingeliefert

und am Tag darauf auf

die Intensivstation verlegt worden.

Wer in Mecklenburg-Vorpommern wohnt,

kann nun doch zu Ostern Tagesausflüge

an die Küste, auf die Ostseeinseln

oder zur Seenplatte unternehmen.

Das Oberverwaltungsgericht Greifswald

kippte die von der Landesregierung

erlassene Verordnung.

Das Einreiseverbot für Bürger

aus anderen Bundesländern

besteht weiter.

Frankreich verlängerte

im Kampf gegen die Corona-Pandemie

die Ausgangsbeschränkungen

über den 15. April hinaus.

Seit Mitte März

dürfen die Menschen nur vor die Tür,

wenn es unbedingt nötig ist.

Laut Behörden starben landesweit

über 12.000 Menschen an Covid-19.

Die Regierung kündigte an,

die Finanzspritzen für die Wirtschaft

und das Gesundheitssystem

auf 100 Mrd. Euro aufzustocken.

NRW stoppte vorübergehend

sein Corona-Nothilfeprogramm

für Solo-Selbstständige

und Kleinstbetriebe.

Auf gefälschten Webseiten

seien Daten von Antragstellern

abgegriffen worden,

um öffentliche Gelder zu kassieren.

Tausende Anträge seien

missbräuchlich gestellt worden.

Wann die Zahlungen an Bedürftige

wieder aufgenommen werden, ist offen.

Mit einem perfekten Start

ihrer Sojus-Rakete

brachen drei Raumfahrer zur

internationalen Raumstation ISS auf.

Die Russen Iwanischin und Wagner

sowie NASA-Astronaut Cassidy

verbrachten wegen der Corona-Pandemie

vier Wochen in Quarantäne.

Kurz nach 16 Uhr dockte ihre Kapsel

an der ISS an.

In der Raumstation

sollen sie 196 Tage verbringen.

Arbeit, Haushalt, Kinder:

Wer das alles alleine managen muss,

dem kann das schon in

normalen Zeiten zu viel vorkommen.

Aber wie ist das

in der jetzigen Situation?

Alleinerziehende sind heute

unsere Helden des Alltages.

Mein Name ist Wanda Schulte.

Ich bin alleinerziehend

mit meinem zweijährigen Sohn.

Und seit der Corona-Pandemie ...

La la la laaa!

Wir haben grade vereinbart,

dass du still bist.

Mein Name ist Wanda Schulte,

ich bin allein-alleinerziehend

mit meinem zweijährigen Sohn.

Der ist bei der Tagesmutter

in der Regel,

und dienstags und donnerstags

sind die beiden Oma-Tage.

Dieses System

ist komplett zusammengebrochen.

Ich befand mich von einem auf

den anderen Tag mit ihm zu Hause.

Hallo.

Ich arbeite 28 Stunden,

die ich auch weiterarbeiten muss.

Ich kann ihn nicht abgeben,

ich kann das nicht

auf zwei Schultern verteilen.

Ja, wir gehen gleich raus.

Es ist sofort eine Existenzangst da.

Es ist ein Jonglieren

an täglichen Aufgaben,

die das Maß überschreitet

der eigenen Kräfte.

Sobald abends das Kind schläft,

mache ich den Haushalt.

Es wird alles mögliche entschieden

für alle möglichen Personengruppen.

Aber Alleinerziehende

tauchen nie auf.

Sollte die Krise länger anhalten,

müssen da kurzfristige,

zielgenaue Lösungen her.

"Unter dem Applaus der Zuschauer

schießt die Rakete in den Himmel.

Viele Tausend Kilometer

wird sie unterwegs sein.

Bis sie ihr Ziel im

Weltraum erreicht."

Wanda Schulte und ihren Sohn

stellten Kerstin Breinig

und Robert Holm vor.

Jetzt geht der Blick gen Himmel.

Claudia, wie sind die Aussichten

für die Osterfeiertage?

Die erste Hälfte

bleibt es sonnig und warm.

Ab Sonntag

gibt es Schauer und Gewitter.

Am Montag kommt eine Kaltfront.

Das merkte man heute schon.

Durch Hamburg zog heute schon

eine Kaltfront durch.

In München wird man

von der Kaltfront nichts merken.

Aber es gibt Montag

einen Temperatursturz.

In der Nacht

gibt es einige Quellwolken.

Die fallen aber in sich zusammen.

Morgen gibt es viel Sonne.

In der Nacht ist es ziemlich kalt.

Es gibt einen sonnigen Samstag.

Das war's von uns.

Hier geht es weiter mit dem Krimi

Mord auf Shetland.

Die nächste tagesschau

informiert Sie gegen 1.15 Uhr.

Wir sind morgen wieder da.

Bis dahin -

und bleiben sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2020


Sendung: tagesthemen 09.04.2020 22:05 Uhr - Familienfest ohne Familie Broadcast: tagesthemen 09.04.2020 22:05 - Family celebration without family Emisión: tagesthemen 09.04.2020 22:05 - Celebración familiar sin familia Sändning: tagesthemen 09.04.2020 22:05 - Familjefest utan familj 廣播:tagesthemen 09.04.2020 10:05 p.m. - 沒有家人的家庭慶祝活動

Themen der Sendung: Ostern in Corona-Zeiten: Familienfest ohne Familie, Heinsberg-Studie macht Hoffnung auf Lockerung der Corona-Auflagen, Debatte über Lockerung der Schutzmaßnahmen, Problematische Betreuung von Menschen mit Behinderung, Tourismusindustrie leidet stark unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise, EU-Finanzminister ringen um Einigung zum Thema Eurobonds, Der Kommentar, Weitere Meldungen im Überblick, Helden des Alltags: Alleinerziehende, Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Für Millionen Menschen stellten

die vor uns liegenden Feiertage

ein erhofftes Zieldatum dar:

Ab dem wir klarer sehen können,

wie es weitergehen soll

mit den Beschränkungen,

die das Corona-Virus uns abverlangt.

Doch umfassende Lockerungen

sind nicht in Sicht.

Die Kanzlerin

hatte schon vor Tagen gesagt:

"Viren kennen keine Feiertage."

Und wir kennen Ostern

so wie dieses Jahr nicht -

Osterspaziergänge sind erlaubt

mit dem engsten Familienkreis.

Aber Goethes "buntes Gewimmel"

wird's nicht geben.

Stattdessen:

Gottesdienste per Live-Stream.

Und digital wird für viele auch der

Besuch bei den Verwandten ausfallen.

Ostervorbereitungen

bei Familie Spieß:

Oma und Opa werden die Mädchen

dieses Jahr nicht sehen,

nur per Video,

wie bei vielen Familien.

Zu organisieren gibt es viel.

Schreibt uns eine Einkaufsliste,

dann bringen wir alles mit.

Man muss das Beste daraus machen.

Das klappt ganz gut mit dem Bild.

Einkäufe vor die Tür stellen,

mehr Verwandtenbesuch

ist dieser Tage nicht drin.

Jetzt kenne ich auch Leute,

die daran erkrankt sind.

Da kommen mir gewisse Ängste.

Wenn ich denke,

mir fällt die Decke auf den Kopf,

denke ich daran,

warum ich das mache.

Dass ich auch Angst habe,

dass ich meine Großeltern anstecke

oder andere Menschen.

Vielleicht würde man sich

sonst trotzdem treffen.

Es gibt kaum Alternativen

zum zu Hause Ostern feiern.

Manchmal waren wir

an Ostern verreist.

Letztes Jahr in Dänemark,

das geht dieses Jahr nicht.

Noch etwas geht nicht: Kirche.

Ausgerechnet Karfreitag,

Osternacht und Ostersonntag.

Aber ihr Pfarrer hat eine Idee,

die über Online-Gottesdienste

hinausgeht.

Wir können zu Hause Dinge

mit dem Handy aufnehmen.

Ich krieg den Ton ins Ohr

und kann dann dazu singen.

Das wird dann zusammengeschnitten

mit verschiedenen Stimmen.

Die Lieder, Lesungen und Gebete

führt das Pfarrer-Ehepaar

in ihrer Kirche zusammen -

inklusive ihrer Predigt.

Zu Ostern steht der Gottesdienst

dann im Internet -

mit knisterndem Osterfeuer.

Der Versuch von Nähe,

der die Distanz

aber nicht für jeden überwinden kann.

Mir fehlen die Menschen

und die Gemeinschaft.

Das macht Kirche aus,

dass man zusammenkommt.

Ich freue mich sehr

auf die Zeit nach diesem Ganzen.

Ich bin mir sicher,

dass alle die kreativen Lösungen,

dass die die Zeit nach Corona

positiv beeinflussen werden.

Wie, wird man sehen.

Dass sie das tun, da bin ich sicher.

Den ersten bestätigten Corona-Fall

in Deutschland

gab es Ende Januar in Bayern.

Doch die erste auffällige

Konzentration von Infizierten

gab es im Kreis Heinsberg

in Nordrhein-Westfalen.

Dort hatten sich in einer Gemeinde

offenbar Hunderte angesteckt

nach einer Karnevalssitzung.

Wissenschaftler der Uni Bonn

haben nun untersucht,

wie sich das Virus

ausbreiten konnte.

Die Region hat

schon Entwicklungen durchgemacht,

die anderswo noch anstehen.

Die Ergebnisse der Studie

könnten deshalb Empfehlungen geben

für das weitere Vorgehen insgesamt.

Einkaufen auf dem Wochenmarkt

in Erkelenz, Kreis Heinsberg.

Vor sechs Wochen

kam das Virus in die Region.

Schulschließungen, Ausgangssperren -

früher als anderswo:

Seitdem ist für die Bevölkerung

alles anders.

Man sieht schon, dass sie am Rande

des Nervenzusammenbruchs sind.

Ich fänd's wichtig, wenn

die Geschäfte wieder öffnen dürften.

Ob die Maßnahmen gelockert werden,

dafür könnte Heinsberg

erste Hinweise liefern.

Die Ort Gangelt ist

besonders vom Coronavirus betroffen

und wurde zum Forschungslabor.

1000 Personen wurden untersucht

im Rahmen einer Studie der Uni Bonn.

Es gab erste Erkenntnisse,

wie tödlich das Virus ist.

Wir sehen eine Sterblichkeitsrate,

die so weit unten liegt,

wie wir es am Anfang der Epidemie

mal erwartet haben.

Also eine Letalität

von 0,37 Prozent.

Das bedeutet nicht, dass man

das Virus bagatellisieren kann.

Aber wir dürfen es

auch nicht überdramatisieren.

Die Forscher haben festgestellt,

dass 15 Prozent der Teilnehmer

die Krankheit hinter sich haben

und immun sind.

Und dass Abstandhalten

und Husten- und Nieshygiene wirken.

Wenn man

diese Hygienemaßnahmen einhält,

große Ausbruchsgeschehen vermeidet:

Dann sind wir in einer Situation,

dass man bestimmte Maßnahmen

zurücknehmen könnte.

Weil wir gelernt haben,

mit dem Virus umzugehen.

Es sind erst Zwischenergebnisse,

weitere Erkenntnisse

sollen in den nächsten Wochen folgen.

Beim Treffen der Kanzlerin

mit den Ministerpräsidenten

in der kommenden Woche geht es

um die Lockerung der Maßnahmen.

Da könnten die Erkenntnisse

wichtig werden.

Ein kleiner Laden,

wo kaum Menschen reingehen

und wo immer zwei sich aufhalten:

Die können

Hygienebedingungen einhalten.

Und der Übergang zu

Hygienebedingungen einhalten

statt des totalen Schließens:

Darüber denken wir aktuell nach.

Bei Risikogruppen

waren die Forscher deutlich:

Ältere und Kranke

müssen weiter Abstand halten,

bis ein Impfstoff entwickelt ist.

Unter Wissenschaftlern

gibt es noch weitere Ansätze.

Wir müssen sehen, welche Hilfsmittel

wir hinzunehmen können.

Ein wichtiges Hilfsmittel

ist die Testung.

Dass wir viel testen

in den Pflegeheimen.

Täglich das Personal, damit sich

das Virus nicht ausbreiten kann.

Nicht nur in Erkelenz wünscht man

sich wieder mehr Normalität.

Aber ab wann

wären Lockerungen möglich?

Das Robert Koch-Institut meldet,

die Zahl der Neu-Infektionen

sei weiter auf einem hohen Niveau.

Gesundheitsminister Spahn

nannte Ostern eine "Weggabelung":

Die darüber entscheide, ob

die Regeln gelockert werden können.

Und die Kanzlerin will nicht

einen großen Schritt gehen,

der "uns dann wieder zurückwirft."

Diese politische Debatte

fasst Christian Feld zusammen.

Erinnerungen an andere Zeiten:

Gar nicht so lang her,

nur wann kommen sie zurück?

Der Wunsch nach Einstieg

in den Ausstieg ist da.

Doch wer sich konkrete Hinweise

aus der Regierungszentrale

auf baldige Lockerung erhoffte,

die Hoffnungen sterben um 15.30 Uhr.

Die frohe Botschaft zum Fest:

Eine Verschärfung der Maßnahmen

sei nicht nötig, aber ansonsten ...

Wir dürfen nicht leichtsinnig sein

und uns nicht in Sicherheit wiegen.

Lockerung nur in kleinen Schritten.

Wir können schnell das zerstören,

was wir erreicht haben.

Und bitte Disziplin -

nicht nur an Ostern.

Es wird Geduld brauchen.

Eine gehörige Menge.

Manche Corona-Begleiterscheinungen

müssen noch monatelang anhalten:

Nicht die Hände geben,

Abstand halten.

Wir müssen über Wochen und Monate

auf Liebgewonnenes verzichten:

Auf Festivals, den Besuch von Klubs

oder auf manches Volksfest.

Deutliche Worte der Bundesregierung.

Gedankenspiele über Lockerungen

werden weitergehen.

Zum Beispiel, ob diese zunächst

für Jüngere gelten sollen,

während Risikopatienten

daheim bleiben müssen.

Ich will Ihnen sagen aus der Sicht

des Seniorenministeriums:

Wir sollten keine

Zweiklassengesellschaft aufmachen.

Zwischen denen, die raus dürfen

und denen, die drin bleiben müssen.

Dann wäre da die Frage,

ob Deutschland beim Lockern

zu einem Flickenteppich wird.

Für Deutschland wäre es hilfreich,

wenn Bürger den Eindruck haben,

dass wir im gleichen Schritt

in die gleiche Richtung gehen.

Befragt nach

einem ersten Lockerungsschritt

nennt Merkel ihr oberstes Prinzip:

Wie lassen sich

die Abstände einhalten?

Ich halte Schulen und Kitas

nicht für den Ort,

wo man mit einfachster Maßnahme

den Abstand sicherstellen kann.

So bekommt die Debatte um Lockerungen

von der Bundesregierung

einen Dämpfer.

Diese Bilder bleiben vorerst

eine Erinnerung an andere Zeiten.

Menschen mit Behinderung

müssen in diesen Tagen

neue Herausforderungen meistern.

Sie sind gesundheitlich gefährdet,

viele gehören

zu den Corona-Risikogruppen.

Sie dürfen weniger besucht werden,

wenn sie

in betreuten Einrichtungen wohnen.

Hinzu kommt, dass viele Betreuer

nicht mehr zur Verfügung stehen,

um die Menschen und ihre Familien

zu unterstützen und zu entlasten.

Keiner darf rein, keiner darf raus.

In Stuttgart im Wohnheim

für Menschen mit Behinderung

gilt ein Besuchsverbot.

Bewohnerin Petra Eberwein

erzählt aus der Ferne,

was ihr am Herzen liegt.

Oberscheiße mit dem Virus.

Warum?

Weils Virus da ist,

können wir Ostern nicht zu Mama.

Man weiß ja auch nicht,

wie lange Virus noch geht.

Besuche fallen weg,

ebenso ihre Arbeit.

Sonst kommt Petra Eberwein

täglich in diese Werkstatt.

Notfallbetreuung

nur in Ausnahmefällen.

Seitdem spielt sich ihr Leben

in der Wohngemeinschaft ab.

Wo nicht jede das Ausmaß

der Corona-Krise verstehen kann.

Das hat in China angefangen.

Sandra Schulz ist die Heimleiterin.

Sie filmt für uns eine Lebenswelt,

die oft vergessen wird -

auch in der Corona-Debatte.

Es wird immer gesprochen

über Krankenhaus und Altersheime.

Behinderteneinrichtungen

sind klein im Verhältnis,

an die denkt niemand.

Obwohl wir auch

ein spezielles Klientel haben.

Es wurde abgefragt

von der Stadt Stuttgart und vom DWW,

was wir brauchen an Schutzkleidung.

Dabei ist es geblieben.

Heute sind

ein paar Schutzmasken angekommen.

Höchste Zeit, denn eine Infektion

hätte zur Katastrophe geführt.

Die alten Vorräte

hätten nur für zwei Tage gereicht.

Corona ist eine Belastungsprobe

für Pflegeeinrichtungen

und für viele Angehörige.

Fast alle Betreuungsangebote

fallen gerade weg.

Auch die Sonderschule,

die der 18-jährige Theo besucht,

ist geschlossen.

Acht Stunden

intensive Betreuung jeden Tag -

die muss Anne Siepmann

nun alleine auffangen.

Ein Kraftakt für die alleinerziehende

Mutter im Homeoffice.

Familien wie wir,

deren Fass ist immer voll.

Da darf kein Tropfen

mehr reinfallen,

wenn man nicht

vorher was rausschöpft.

Und wir können nichts rausschöpfen,

weil keine Entlastung da ist.

Familien am Limit -

es bleibt ihnen keine Wahl.

Auch Petra Eberwein hat keine Wahl,

aber einen großen Wunsch:

Wenn Virus komplett vorbei is,

endlich wieder machen was ich will.

Menschen wie Petra,

denen ein selbstbestimmtes Leben

und Teilhabe so wichtig ist:

Sie trifft diese Zeit des Abstands

besonders hart.

Für Hotels und Restaurants

ist Ostern ein Wochenende,

an dem die Kasse brummt.

Doch von der Ostsee

bis an den Bodensee

wird 2020 fast überall

die Kasse nicht einmal geöffnet.

Es ist so leer wie noch nie.

Das mag idyllisch sein,

hilft den Betroffenen bloß nicht.

Der Tourismusverband

Mecklenburg-Vorpommern schlug vor,

die Sommerferien

für alle zu verschieben.

In der Hoffnung, dass dann

Gäste wieder kommen dürfen.

Auf die hoffen sie auch

in Baden-Württemberg.

Mediterranes Flair

auf der Insel Mainau am Bodensee:

Die Parkanlage lockt jährlich

1,2 Mio. Besucher aus aller Welt.

Doch der Start in diese Saison

musste abgesagt werden.

Die Insel ist gesperrt für Gäste.

100.000 Euro pro Tag

hätte die Grafenfamilie Bernadotte

einnehmen können,

denn ihr gehört die Mainau.

Die finanziellen Einbußen

sind nur die eine Seite.

Für alle Mainauer

ist es emotional schlimm,

dass das Jahr vorbereitet wurde

mit viel Mühe, viel Arbeit.

Jetzt blüht es

und niemand darf es anschauen.

Das tut in der Seele weh.

Aber das Frühlingserwachen

muss man nicht ganz versäumen.

Die Pracht

lässt sich online bewundern.

Der Titisee im Schwarzwald:

Noch Mitte März genossen Hotelgäste

erste warme Tage auf der Terrasse.

Schon damals aber Unsicherheit

bei Hotelbesitzer Wiesler.

Werden die Gäste

trotz Corona anreisen?

Dann kam es schlimm.

Hotels durften keine touristischen

Übernachtungen mehr anbieten.

Wiesler musste das Hotel schließen,

kurz vor der Ostersaison.

Seine 50 Mitarbeiter

sind in Kurzarbeit.

Beim Skype-Interview

ist er alleine in der Hotelküche.

Es waren viele Rechnungen

zu bezahlen.

Der April wird knackig:

Keine Einnahmen,

die Kosten laufen weiter.

Wir springen von Monat zu Monat.

Langfristige Planung ist unmöglich.

Niemand weiß, wie lange

die Kontaktsperre bestehen bleibt.

Unsicherheit auch

bei Radmila Trninic.

Ihr Reisebüro in Stuttgart

betreibt sie seit 16 Jahren.

Krisen hat sie bisher

gut überstanden - aber jetzt?

Die größte Sorge

ist die Existenzangst,

wie es in Zukunft sein wird.

Wir können gar nicht vorausschauen,

wie sich das Ganze entwickelt.

Es ist alles ungewiss.

Ihren Laden schloss sie

nur für das Fernsehteam auf.

Nur Hund Lucky darf sie begleiten,

Kundenkontakt ist verboten.

Die Stornierungen

bereiten ihr Sorgen.

Sie würde gerne Umbuchungen anbieten,

aber für wann?

Tourismus in Corona-Zeiten –

nichts ist kalkulierbar.

Radmila Trninic hofft darauf,

dass ihre Stammkunden wiederkommen.

So bald wie möglich.

Da die Krise aber

so gut wie alle Branchen trifft,

erwarten Wirtschaftsexperten

enorme Konjunktureinbrüche.

Deshalb wollten vorgestern

die Finanzminister der EU

ein gemeinsames Rettungspaket

für die Wirtschaft schnüren.

Es ging um gigantische Summen

von Hilfsgeldern.

An der Frage, ob die Euro-Länder

gemeinsam Schulden aufnehmen,

verhakten sie sich in

einer stundenlangen Video-Konferenz.

Einen erneuten Anlauf

mussten sie auf heute verschieben.

Verkehrschaos

im Brüsseler Europaviertel:

Die Polizei überprüft,

wer ohne guten Grund unterwegs ist.

Im Ratsgebäude,

wo die Minister konferieren,

herrschte Verkehr am Telefon.

Das dazugehörige Chaos

könnte größere Auswirkungen haben.

Das Ausmaß der Rezession

steht außer Frage,

die Finanzminister aber streiten.

Wir können untergehen

oder gemeinsam schwimmen.

Dies ist ein Notfall.

Der Streit über gemeinsame Anleihen,

Corona- oder Euro-Bonds,

scheint in den Hintergrund

getreten zu sein.

Stattdessen geht es

um bis zu 240 Mrd. Euro Kredite

aus dem Europäischen

Stabilitätsmechanismus.

Wegen der gemeinsamen Haftung

wollen die Niederlande

das an Bedingungen knüpfen.

Ein Land wie Italien

solle Sparanstrengungen

und Strukturreformen durchführen.

Wir wollen nicht über Politik,

sondern darüber reden,

das Richtige zu tun

in einer schwierigen Zeit.

Der Streit verzögert den Beginn

der Videoschaltung stundenlang.

Dabei signalisierten die Niederlande

am Nachmittag Entgegenkommen.

Wir wollen maximal helfen

und das Beste einbringen.

Das ist noch nicht zu Ende,

auch wenn wir eine Vereinbarung

hinbekommen.

Die Diskussion um die Folgen

der Corona-Krise ist nicht vorbei.

Auch am späten Abend

dauert die Polizeikontrolle an.

Immerhin schalteten sich

die Finanzminister zusammen -

vier Stunden später als geplant.

Um sich beim Notfall Eurozone

endlich über lebensrettende Maßnahmen

zu einigen.

Michael Grytz, in Brüssel,

die Finanzminister tagen noch -

weiterhin keine Bewegung

im Ringen um Hilfsgelder?

Es gibt Bewegung.

Man hat sich sozusagen

von einem 4er-Maßnahmenpaket

auf ein 3 + 1 Maßnahmenpaket

geeinigt.

Die Garantien, die

die EU-Kommission einbringen will,

die waren bisher strittig.

Auch die Garantien

der Europäischen Investitionsbank.

Da geht es um Garantien für kleine

und mittelständische Unternehmen.

Die Finanzminister

hatten sich verhakt bei der Frage,

wie es bei den Krediten des

Europäischen Stabilitätsmechanismus

aussehen soll.

Die Niederlande

wollten da harte Bedingungen

zu Strukturreformen der Italiener.

Sie hatten sich dagegen gesträubt.

Nun kamen die Niederländer

wohl entgegen.

Maßnahmen

für Corona-Bonds oder Euro-Bonds

sind wohl jetzt nach hinten gerückt.

Die heißen nun auch anders.

Es heißt jetzt Wiederaufbauhilfe.

Der niederländische Finanzminister

hat gesagt,

er sei dafür

auf keinen Fall zu haben.

Der nächste Streit ist programmiert.

Zum Streit um die EU-Finanzhilfen

in der Corona-Krise

jetzt der Kommentar

von Markus Preiß vom WDR.

Ums vorweg zu sagen:

Die EU bricht nicht auseinander

und die Solidarität

ist nicht in Gefahr.

Beim Geld hört die Freundschaft auf,

sagt man.

Aber es wird

gigantische Hilfen geben:

Von Nord nach Süd

Hunderte Milliarden Euro –

die Griechenland-Hilfen

waren dagegen Peanuts.

Aber es wird erbittert gestritten.

Wo ist die europäische Solidarität?

Vorsicht, wenn Ihnen

der Zusammenhalt der EU wichtig ist.

Italien und Spanien

drängen auf gemeinsame Schulden.

Nur das sei

ein Zeichen echter Solidarität.

Geld aus dem Rettungsschirm ESM

sei eine nationale Demütigung.

Anti-EU-Populisten

würden die ausschlachten

und schon bald im Süden regieren.

Das ist aber nur das halbe Bild.

Denn die Gefahr

ist umgekehrt genauso groß:

Wer gemeinsame Schulden

erzwingen will,

legt womöglich die Axt an

das Fortbestehen der EU.

Populisten

gibt es auch in Deutschland,

Finnland und den Niederlanden.

Die nur darauf warten,

mit dem Schlagwort "Schuldenunion"

Stimmung zu machen.

Die Spaltungsgefahr in der EU

ist groß.

Großbritannien hat gezeigt,

wie schnell das geht.

Auch Italien und Spanien

sollten ein Interesse daran haben:

Dass die Corona-Hilfen

akzeptabel sind

für Deutschland oder die Niederlande.

Die Forderung

"Corona-Bonds oder nichts"

ist langfristig gefährlich

für das Projekt EU.

Die Meinung von Markus Preiß.

Die wirtschaftlichen Folgen

der Corona-Pandemie

werden auch in den USA deutlicher.

Weitere Nachrichten:

Die Zahl der Arbeitslosen in den USA

stieg drastisch.

Allein in der vergangenen Woche

meldeten sich 6,6 Mio. Menschen

neu arbeitslos.

Binnen drei Wochen verloren

17 Mio. US-Amerikaner ihren Job.

Anja Kohl aus der Frankfurter Börse:

Der Jobabbau in den USA

beschleunigt sich.

Die US-Notenbank

kündigte deshalb neue Hilfen an,

vor allem für kleine

und mittelgroße Firmen.

Außerdem für Bundesstaaten

und die Counties,

die von Schieflagen bedroht sind.

In nur einem Monat hat die Notenbank

so viel Geld in die Hand genommen

wie in der gesamten Finanzkrise.

In den USA fußt die Wirtschaft

auf dem Konsum der Verbraucher.

Millionen Arbeitslose

könnten den ins Wanken bringen,

dazu ist ein Großteil

der Verbraucher verschuldet.

Ohne Jobs drohen Kredite zu platzen,

Banken zu wanken.

Die Angst vor einer Kettenreaktion

ist real.

Der an Covid-19 erkrankte

britische Premier Johnson

hat die Intensivstation verlassen.

Das teilte

eine Regierungssprecherin mit.

Er werde auf einer normalen Station

engmaschig überwacht.

Johnson war am Sonntag

ins Krankenhaus eingeliefert

und am Tag darauf auf

die Intensivstation verlegt worden.

Wer in Mecklenburg-Vorpommern wohnt,

kann nun doch zu Ostern Tagesausflüge

an die Küste, auf die Ostseeinseln

oder zur Seenplatte unternehmen.

Das Oberverwaltungsgericht Greifswald

kippte die von der Landesregierung

erlassene Verordnung.

Das Einreiseverbot für Bürger

aus anderen Bundesländern

besteht weiter.

Frankreich verlängerte

im Kampf gegen die Corona-Pandemie

die Ausgangsbeschränkungen

über den 15. April hinaus.

Seit Mitte März

dürfen die Menschen nur vor die Tür,

wenn es unbedingt nötig ist.

Laut Behörden starben landesweit

über 12.000 Menschen an Covid-19.

Die Regierung kündigte an,

die Finanzspritzen für die Wirtschaft

und das Gesundheitssystem

auf 100 Mrd. Euro aufzustocken.

NRW stoppte vorübergehend

sein Corona-Nothilfeprogramm

für Solo-Selbstständige

und Kleinstbetriebe.

Auf gefälschten Webseiten

seien Daten von Antragstellern

abgegriffen worden,

um öffentliche Gelder zu kassieren.

Tausende Anträge seien

missbräuchlich gestellt worden.

Wann die Zahlungen an Bedürftige

wieder aufgenommen werden, ist offen.

Mit einem perfekten Start

ihrer Sojus-Rakete

brachen drei Raumfahrer zur

internationalen Raumstation ISS auf.

Die Russen Iwanischin und Wagner

sowie NASA-Astronaut Cassidy

verbrachten wegen der Corona-Pandemie

vier Wochen in Quarantäne.

Kurz nach 16 Uhr dockte ihre Kapsel

an der ISS an.

In der Raumstation

sollen sie 196 Tage verbringen.

Arbeit, Haushalt, Kinder:

Wer das alles alleine managen muss,

dem kann das schon in

normalen Zeiten zu viel vorkommen.

Aber wie ist das

in der jetzigen Situation?

Alleinerziehende sind heute

unsere Helden des Alltages.

Mein Name ist Wanda Schulte.

Ich bin alleinerziehend

mit meinem zweijährigen Sohn.

Und seit der Corona-Pandemie ...

La la la laaa!

Wir haben grade vereinbart,

dass du still bist.

Mein Name ist Wanda Schulte,

ich bin allein-alleinerziehend

mit meinem zweijährigen Sohn.

Der ist bei der Tagesmutter

in der Regel,

und dienstags und donnerstags

sind die beiden Oma-Tage.

Dieses System

ist komplett zusammengebrochen.

Ich befand mich von einem auf

den anderen Tag mit ihm zu Hause.

Hallo.

Ich arbeite 28 Stunden,

die ich auch weiterarbeiten muss.

Ich kann ihn nicht abgeben,

ich kann das nicht

auf zwei Schultern verteilen.

Ja, wir gehen gleich raus.

Es ist sofort eine Existenzangst da.

Es ist ein Jonglieren

an täglichen Aufgaben,

die das Maß überschreitet

der eigenen Kräfte.

Sobald abends das Kind schläft,

mache ich den Haushalt.

Es wird alles mögliche entschieden

für alle möglichen Personengruppen.

Aber Alleinerziehende

tauchen nie auf.

Sollte die Krise länger anhalten,

müssen da kurzfristige,

zielgenaue Lösungen her.

"Unter dem Applaus der Zuschauer

schießt die Rakete in den Himmel.

Viele Tausend Kilometer

wird sie unterwegs sein.

Bis sie ihr Ziel im

Weltraum erreicht."

Wanda Schulte und ihren Sohn

stellten Kerstin Breinig

und Robert Holm vor.

Jetzt geht der Blick gen Himmel.

Claudia, wie sind die Aussichten

für die Osterfeiertage?

Die erste Hälfte

bleibt es sonnig und warm.

Ab Sonntag

gibt es Schauer und Gewitter.

Am Montag kommt eine Kaltfront.

Das merkte man heute schon.

Durch Hamburg zog heute schon

eine Kaltfront durch.

In München wird man

von der Kaltfront nichts merken.

Aber es gibt Montag

einen Temperatursturz.

In der Nacht

gibt es einige Quellwolken.

Die fallen aber in sich zusammen.

Morgen gibt es viel Sonne.

In der Nacht ist es ziemlich kalt.

Es gibt einen sonnigen Samstag.

Das war's von uns.

Hier geht es weiter mit dem Krimi

Mord auf Shetland.

Die nächste tagesschau

informiert Sie gegen 1.15 Uhr.

Wir sind morgen wieder da.

Bis dahin -

und bleiben sie zuversichtlich.

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