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2020-2 Video lessons from YouTube, Corona: Was wissen wir wirklich? | Panorama | NDR

Corona: Was wissen wir wirklich? | Panorama | NDR

Man kann nicht behaupten, es würde nicht darüber gesprochen.

Seit Wochen ist das Coronavirus das beherrschende Thema.

Unser Bundesgesundheitsminister ist fast täglich in den Nachrichten.

Auch der Chef des Robert-Koch-Instituts

hat eine gewisse Prominenz erlangt.

In den Medien wird über nationale Pandemiepläne geredet,

neue Fälle, wie man sich schützen kann, wie gefährlich es ist.

Desinfektionsmittel ist ausverkauft,

die Schulen irgendwo geschlossen, und so weiter, und so weiter.

Trotzdem wissen die, die zuerst damit umgehen müssen,

Ärzte in Praxen oder Kliniken, nicht genau, was sie tun sollen.

Bei Corona-Verdacht rufen viele den Hausarzt an.

Doch darauf fühlen sich Hausärzte oft nicht gut vorbereitet,

wie Thomas Maurer aus Leck (Schleswig-Holstein).

Wir sind nicht ausgerüstet mit FFP3-Masken,

Schutzbrillen und sterilen Kitteln.

Darauf ist 'ne Hausarztpraxis nicht vorbereitet.

Aber für Corona-Fälle bräuchten Sie die Ausrüstung?

Das ist der Punkt. Wir bekommen gesagt: "Kümmert euch!"

Aber keiner ist auf so was vorbereitet.

Versuchen wir jetzt, eine FFP3-Maske zu bekommen:

Völlig aussichtslos, es gibt keine mehr auf dem Markt.

Nach dem Telefonat kommt der Test, wenn der Arzt den Verdacht bestätigt.

Auf dem Weg in die Praxis und im Wartezimmer

könnten weitere Menschen angesteckt werden.

Sicherer ist, wenn der Hausarzt die Probe beim Patienten zu Hause nimmt.

Würden Sie sich weigern, zu 'nem Verdachtsfall zu fahren?

Diese Frage habe ich mir gestellt.

Die kann ich erst beantworten, wenn die Situation konkret ist.

Aber Sie müssen 'ne Antwort haben, weil der Fall jederzeit kommen kann.

Wahrscheinlich würde ich fahren, das Risiko eingehen

um möglicherweise unzureichend geschützt dem Patienten zu helfen.

Viele Menschen gehen gar nicht erst zum Hausarzt,

kommen direkt ins Krankenhaus, etwa ins Uniklinikum Hannover.

Prof. Matthias Stoll ist Oberarzt der Immunologie

und aktuell im Dauereinsatz.

Gerade bekommt er einen Anruf.

Zwei Rückkehrer aus dem Hochrisikoland Iran haben Husten.

Hier wäre der Hausarzt zuständig.

Wir werden derzeit überschüttet mit Anfragen,

für die wir als Krankenhaus eigentlich nicht zuständig sind.

Trotzdem nimmt Stoll die beiden auf Station.

Zwei Ausnahmen von vielen.

Das Team muss ständig improvisieren.

Der Forschungsstand über das Virus ändert sich täglich,

und so auch die Empfehlungen für die Ärzte.

Es ist unübersichtlich zu wissen,

welche Handlungsempfehlung tatsächlich gilt.

Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess.

Wir lernen dazu.

Daher haben wir ein Experten-Panel am Robert-Koch-Institut.

Das gibt für ganz Deutschland Handlungsempfehlungen heraus,

wie wir uns verhalten sollen.

Die haben sich in den letzten drei, vier Wochen

etwa fünfmal teils maßgeblich geändert.

Wir müssen immer wieder darauf reagieren.

Noch sei die Lage unter Kontrolle, sagt Stoll.

Die Ausbreitung der Krankheit kann verlangsamt werden.

Für konkrete Corona-Notfälle

hat die Klinik einen abgetrennten Wartebereich in der Notaufnahme.

Doch mittlerweile suchen auch Hausärzte Unterstützung hier.

Zwar müssten sie ihre Proben zum Gesundheitsamt schicken,

das ist auch die erste Anlaufstelle für Patienten.

Doch diese Ärztin hat dort am Freitagnachmittag

niemanden erreicht.

Ich bin nicht aufgeregt, ich bin genervt.

Eine sehr genervte hausärztliche Kollegin,

die zwei Proben bringt von Patienten aus Norditalien.

Die hat mit unserer Virologie telefoniert,

die angeblich gesagt hätte ...

Die hat nicht angeblich gesagt, die haben gesagt,

ich soll 'ne Akte anlegen lassen.

Ich kann auch die Patienten hierher schicken.

Es ist trotzdem nicht der richtige Weg.

Doch! Nein!

Ich weiß! Das Problem ist, das alle überfordert sind.

Nur wir besonders, weil alle denken, wir seien's nicht.

Wenn das die Virologen zugesagt haben, dann kriegen die die Proben.

Moment, ich klär das mit ihm.

Ja, schicken Sie per Post 'ne Überweisung hinterher.

Wieder eine Ausnahme: Die Proben werden überprüft.

Nach unseren Dreharbeiten

kommen weniger Verdachtsfälle ins Krankenhaus.

Dass bei Corona der Hausarzt zuständig ist,

hat sich herumgesprochen.

Michael K. aus Südhessen.

Er ist zu Hause in Quarantäne,

wegen des Verdachts auf Corona, zeigt Symptome.

Hier hat er sich möglicherweise angesteckt.

Auf einem internationalen Literaturfestival

saß er auf der Bühne mit einem Schriftsteller.

Der ist an Covid 19 erkrankt.

Michael K. hat sofort den Verdacht, will sich testen lassen.

Nach 1,5 Tagen sprechen wir ihn: Immer noch kein Test.

Gesundheitsamt oder Ärzte, keiner konnte ihm helfen.

Ich hab darum gebeten, dass man mir Ärzte nennt,

wo ich den Test machen kann.

Man konnte mir keinen Arzt nennen,

außer die Liste aller Ärzte im Landkreis.

Ich hab in Frankfurt an der Uniklinik angerufen.

Da sagte man sofort, man würde die Tests nicht durchführen.

Selbst an konkreten Informationen fehlt es:

Ob seine Familie mit in Quarantäne bleiben muss?

Dazu sagt man ihm bei der Hotline, das solle er selbst entscheiden.

Es geht mir darum, dass sich nicht andere Leute anstecken.

Ich bin schockiert, weil ich dachte, das sei alles geregelt.

Nach unserem Gespräch: der Test.

Das Ergebnis: negativ.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen bestätigt die Probleme:

Ist eine Probe abgenommen, kommt sie ins Labor,

etwa ins Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.

Ca. fünf Stunden brauchen die Experten für die Auswertung.

Das Problem: Finden sie einen Corona-Fall,

sollen auch seine engsten Kontaktpersonen getestet werden.

Das kann zu Dutzenden weiteren Tests führen.

Irgendwann wird man nicht mehr jeden testen können.

Wann ist der Zeitpunkt da, dass man die Richtlinien ändert?

Ich kann nur sagen von Laborseite: Wir sind an der Kapazitätsgrenze.

Technisch können wir nicht mehr laufen lassen.

Die Bestimmungen, die politisch, rechtlich kommen,

wann wer getestet wird, müssen festgelegt werden.

Stockholm: Hier arbeiten die Infektionsspezialisten der EU.

Ein Krisenteam sammelt Informationen aus der ganzen Welt,

gibt Empfehlungen, auch für deutsche Ärzte.

Doch immer noch ist vieles unklar.

Bei der Krankheit gibt es immer noch mehr Unbekanntes als Bekanntes.

Warum verbreitet sie sich so schnell?

Wie gravierend ist der Verlauf?

Wie viele Menschen werden daran sterben?

Wir lernen jeden Tag Neues,

und zugleich breitet sich die Krankheit aus.

Es ist Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Frage ist: Sind wir Jäger oder Gejagte?

Es ist ein Rennen gegen die Zeit.

Auch für die Spezialisten sind viele Fragen offen.

Trotzdem müssen sie Handlungsanweisungen

für medizinisches Personal geben.

Die aktuellen Pläne können nächste Woche schon veraltet sein.

Vor allem, wenn man sich die Entwicklung ansieht.

Das ist der Anstieg der Fälle in Deutschland seit Mitte Februar.

Heute doppelt so viele Fälle wie vorgestern.

Mehr dazu finden Sie unter panorama.de.

Da können Sie auch kommentieren, ob für Sie zu viel Panik gemacht wird

oder Sie sich gut informiert fühlen.


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Man kann nicht behaupten, es würde nicht darüber gesprochen.

Seit Wochen ist das Coronavirus das beherrschende Thema.

Unser Bundesgesundheitsminister ist fast täglich in den Nachrichten.

Auch der Chef des Robert-Koch-Instituts

hat eine gewisse Prominenz erlangt.

In den Medien wird über nationale Pandemiepläne geredet,

neue Fälle, wie man sich schützen kann, wie gefährlich es ist.

Desinfektionsmittel ist ausverkauft,

die Schulen irgendwo geschlossen, und so weiter, und so weiter.

Trotzdem wissen die, die zuerst damit umgehen müssen,

Ärzte in Praxen oder Kliniken, nicht genau, was sie tun sollen.

Bei Corona-Verdacht rufen viele den Hausarzt an.

Doch darauf fühlen sich Hausärzte oft nicht gut vorbereitet,

wie Thomas Maurer aus Leck (Schleswig-Holstein).

Wir sind nicht ausgerüstet mit FFP3-Masken,

Schutzbrillen und sterilen Kitteln.

Darauf ist 'ne Hausarztpraxis nicht vorbereitet.

Aber für Corona-Fälle bräuchten Sie die Ausrüstung?

Das ist der Punkt. Wir bekommen gesagt: "Kümmert euch!"

Aber keiner ist auf so was vorbereitet.

Versuchen wir jetzt, eine FFP3-Maske zu bekommen:

Völlig aussichtslos, es gibt keine mehr auf dem Markt.

Nach dem Telefonat kommt der Test, wenn der Arzt den Verdacht bestätigt.

Auf dem Weg in die Praxis und im Wartezimmer

könnten weitere Menschen angesteckt werden.

Sicherer ist, wenn der Hausarzt die Probe beim Patienten zu Hause nimmt.

Würden Sie sich weigern, zu 'nem Verdachtsfall zu fahren?

Diese Frage habe ich mir gestellt.

Die kann ich erst beantworten, wenn die Situation konkret ist.

Aber Sie müssen 'ne Antwort haben, weil der Fall jederzeit kommen kann.

Wahrscheinlich würde ich fahren, das Risiko eingehen

um möglicherweise unzureichend geschützt dem Patienten zu helfen.

Viele Menschen gehen gar nicht erst zum Hausarzt,

kommen direkt ins Krankenhaus, etwa ins Uniklinikum Hannover.

Prof. Matthias Stoll ist Oberarzt der Immunologie

und aktuell im Dauereinsatz.

Gerade bekommt er einen Anruf.

Zwei Rückkehrer aus dem Hochrisikoland Iran haben Husten.

Hier wäre der Hausarzt zuständig.

Wir werden derzeit überschüttet mit Anfragen,

für die wir als Krankenhaus eigentlich nicht zuständig sind.

Trotzdem nimmt Stoll die beiden auf Station.

Zwei Ausnahmen von vielen.

Das Team muss ständig improvisieren.

Der Forschungsstand über das Virus ändert sich täglich,

und so auch die Empfehlungen für die Ärzte.

Es ist unübersichtlich zu wissen,

welche Handlungsempfehlung tatsächlich gilt.

Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess.

Wir lernen dazu.

Daher haben wir ein Experten-Panel am Robert-Koch-Institut.

Das gibt für ganz Deutschland Handlungsempfehlungen heraus,

wie wir uns verhalten sollen.

Die haben sich in den letzten drei, vier Wochen

etwa fünfmal teils maßgeblich geändert.

Wir müssen immer wieder darauf reagieren.

Noch sei die Lage unter Kontrolle, sagt Stoll.

Die Ausbreitung der Krankheit kann verlangsamt werden.

Für konkrete Corona-Notfälle

hat die Klinik einen abgetrennten Wartebereich in der Notaufnahme.

Doch mittlerweile suchen auch Hausärzte Unterstützung hier.

Zwar müssten sie ihre Proben zum Gesundheitsamt schicken,

das ist auch die erste Anlaufstelle für Patienten.

Doch diese Ärztin hat dort am Freitagnachmittag

niemanden erreicht.

Ich bin nicht aufgeregt, ich bin genervt.

Eine sehr genervte hausärztliche Kollegin,

die zwei Proben bringt von Patienten aus Norditalien.

Die hat mit unserer Virologie telefoniert,

die angeblich gesagt hätte ...

Die hat nicht angeblich gesagt, die haben gesagt,

ich soll 'ne Akte anlegen lassen.

Ich kann auch die Patienten hierher schicken.

Es ist trotzdem nicht der richtige Weg.

Doch! Nein!

Ich weiß! Das Problem ist, das alle überfordert sind.

Nur wir besonders, weil alle denken, wir seien's nicht.

Wenn das die Virologen zugesagt haben, dann kriegen die die Proben.

Moment, ich klär das mit ihm.

Ja, schicken Sie per Post 'ne Überweisung hinterher.

Wieder eine Ausnahme: Die Proben werden überprüft.

Nach unseren Dreharbeiten

kommen weniger Verdachtsfälle ins Krankenhaus.

Dass bei Corona der Hausarzt zuständig ist,

hat sich herumgesprochen.

Michael K. aus Südhessen.

Er ist zu Hause in Quarantäne,

wegen des Verdachts auf Corona, zeigt Symptome.

Hier hat er sich möglicherweise angesteckt.

Auf einem internationalen Literaturfestival

saß er auf der Bühne mit einem Schriftsteller.

Der ist an Covid 19 erkrankt.

Michael K. hat sofort den Verdacht, will sich testen lassen.

Nach 1,5 Tagen sprechen wir ihn: Immer noch kein Test.

Gesundheitsamt oder Ärzte, keiner konnte ihm helfen.

Ich hab darum gebeten, dass man mir Ärzte nennt,

wo ich den Test machen kann.

Man konnte mir keinen Arzt nennen,

außer die Liste aller Ärzte im Landkreis.

Ich hab in Frankfurt an der Uniklinik angerufen.

Da sagte man sofort, man würde die Tests nicht durchführen.

Selbst an konkreten Informationen fehlt es:

Ob seine Familie mit in Quarantäne bleiben muss?

Dazu sagt man ihm bei der Hotline, das solle er selbst entscheiden.

Es geht mir darum, dass sich nicht andere Leute anstecken.

Ich bin schockiert, weil ich dachte, das sei alles geregelt.

Nach unserem Gespräch: der Test.

Das Ergebnis: negativ.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen bestätigt die Probleme:

Ist eine Probe abgenommen, kommt sie ins Labor,

etwa ins Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.

Ca. fünf Stunden brauchen die Experten für die Auswertung.

Das Problem: Finden sie einen Corona-Fall,

sollen auch seine engsten Kontaktpersonen getestet werden.

Das kann zu Dutzenden weiteren Tests führen.

Irgendwann wird man nicht mehr jeden testen können.

Wann ist der Zeitpunkt da, dass man die Richtlinien ändert?

Ich kann nur sagen von Laborseite: Wir sind an der Kapazitätsgrenze.

Technisch können wir nicht mehr laufen lassen.

Die Bestimmungen, die politisch, rechtlich kommen,

wann wer getestet wird, müssen festgelegt werden.

Stockholm: Hier arbeiten die Infektionsspezialisten der EU.

Ein Krisenteam sammelt Informationen aus der ganzen Welt,

gibt Empfehlungen, auch für deutsche Ärzte.

Doch immer noch ist vieles unklar.

Bei der Krankheit gibt es immer noch mehr Unbekanntes als Bekanntes.

Warum verbreitet sie sich so schnell?

Wie gravierend ist der Verlauf?

Wie viele Menschen werden daran sterben?

Wir lernen jeden Tag Neues,

und zugleich breitet sich die Krankheit aus.

Es ist Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Frage ist: Sind wir Jäger oder Gejagte?

Es ist ein Rennen gegen die Zeit.

Auch für die Spezialisten sind viele Fragen offen.

Trotzdem müssen sie Handlungsanweisungen

für medizinisches Personal geben.

Die aktuellen Pläne können nächste Woche schon veraltet sein.

Vor allem, wenn man sich die Entwicklung ansieht.

Das ist der Anstieg der Fälle in Deutschland seit Mitte Februar.

Heute doppelt so viele Fälle wie vorgestern.

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oder Sie sich gut informiert fühlen.