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Easy German, Georgien/Ukraine/Russland: Corona in Osteuropa

Georgien/Ukraine/Russland: Corona in Osteuropa

Stillstand in der Ukraine

„Alle Straßen werden geweiht und wir bitten Gott, dass er unser Land beschütze. Die Menschheit allein steht kraftlos vor diesem Virus“, so die Schalwa Kekelidse, Orthodoxe Kirche Georgien. Stillstand in der Ukraine. Das Land hat vergleichsweise wenige Fälle, aber sofort viel strengere Maßnahmen ergriffen als etwa Deutschland. Innerukrainische Flüge sind gestrichen, auch Langstrecken-Busse und Zugverbindungen – eingestellt. Die Polizei hat die Bahnhöfe geräumt. Präsident Selenskyj hatte die Maßnahmen angeordnet.

„Chinas Erfahrung zeigt, dass unpopuläre und harte Entscheidungen das Virus besiegen und Leben retten. In anderen Ländern sieht man, dass Weichheit und Liberalität Verbündete des Coronavirus sind“, Wolodymyr Selenskyj, Präsident Ukraine.

Die Einschränkung der Liberalität fürchten sie: Ukrainische Nationalisten protestieren diese Woche vor dem Parlament. Abgeordnete sollen in Quarantäne, fordern sie. Denn die könnten unpopuläre Entscheidungen treffen, während niemand protestieren darf.

„Ich denke, dass die Regierung diese Situation nutzen will, während die Menschen keine Rechte und keine Möglichkeit haben, zu reagieren“, sagt Natalka Fizytsch, ukrainische Nationalistin. „Wenn es verboten ist, sich in Gruppen von mehr als 10 Menschen zu versammeln, dann sollten sich die Abgeordneten nicht in einer Gruppe von 400 Menschen treffen“, fordert Jurij Hontscharenko, ukrainischer Nationalist.

Auch in Russland sind die Behörden nervös

Die Bevölkerung darf in Bussen nur noch mit maximal 20 Personen fahren. Die Metro geschlossen. Die Ukraine befürchtet, dass ihr Gesundheitssystem für die Gefahren durch das Virus viel schlechter gewappnet sei als andere europäische. „Es kann keine zu strengen Maßnahmen geben, wenn wir von einer Epidemie sprechen. Sie ist eine Herausforderung für das Gesundheitssystem von jedem Land. Es wäre falsch, zu sagen, dass die Ukraine vorbereitet wäre“, so Oleksandr Linchevskyi, stellv. Direktor Oberih-Krankenhaus.

Auch in Russland sind die Behörden nervös. Krankenhäuser vor allem auf dem Land sind auf große Epidemien gar nicht vorbereitet. Unter Präsident Putin ist die Anzahl der Betten in Infektionskliniken landesweit um die Hälfte gesunken.

„Unser Gesundheitssystem ist vernachlässigt und die neue Lage wird viele Probleme zum Vorschein bringen, die es sowieso schon gibt, wenn das Virus durch Quarantäne und Sicherheitsmaßnahmen nicht gestoppt wird“, sagt Andrej Konowal, Gewerkschaft Gesundheitswesen ‚Dejstwije‘.

Deshalb reagieren die Behörden: Am Rande von Moskau entsteht ein neues Infektionskrankenhaus für Corona-Patienten. Fertigstellung: Anfang April. Corona-Verdachtsfälle isoliert Russland von der Öffentlichkeit. Rückkehrer aus Risiko-Ländern wie Deutschland oder Italien müssen zwei Wochen zu Hause bleiben – überwacht durch Moskaus Gesichtserkennungssystem.

Fast täglich weiter verschärfte Maßnahmen

Offiziell hat Russland vergleichsweise wenige Corona-Fälle. Doch daran gibt es Zweifel. Die staatliche Statistikbehörde meldet deutlich mehr Lungenentzündungen in Moskau. Auch wenn das Gesundheitsamt widerspricht – Abgeordnete halten die russischen Statistiken für nicht objektiv. „Es ist möglich, dass ein Teil der an Corona infizierten Menschen die Krankheit tatsächlich als Grippe oder virale Atemwegserkrankung durchsteht. Und unsere russischen Test-Systeme haben noch nicht bewiesen, dass sie wirklich effektiv sind“, erzählt Alexej Kurinnyj, Abgeordneter Russisches Parlament und Arzt.

Wie andere Länder versucht Russland das Virus einzudämmen, so gut es geht. Desinfizieren, wie hier in der Metro oder der Rat zum Home Office. „Wenn Russland die Ausbreitung des Virus nicht stoppt, dann kriegen wir womöglich eine Situation wie in Italien“, Alexej Kurinnyj, Abgeordneter Russisches Parlament und Arzt.

Dass es für die Moskauer so schlimm kommt, versuchen die Behörden jetzt noch abzuwenden – mit fast täglich weiter verschärften Maßnahmen.

Autor: Demian von Osten/ARD Studio Moskau


Georgien/Ukraine/Russland: Corona in Osteuropa Georgia/Ukraine/Russia: Corona in Eastern Europe

Stillstand in der Ukraine

„Alle Straßen werden geweiht und wir bitten Gott, dass er unser Land beschütze. Die Menschheit allein steht kraftlos vor diesem Virus“, so die Schalwa Kekelidse, Orthodoxe Kirche Georgien. Stillstand in der Ukraine. Das Land hat vergleichsweise wenige Fälle, aber sofort viel strengere Maßnahmen ergriffen als etwa Deutschland. Innerukrainische Flüge sind gestrichen, auch Langstrecken-Busse und Zugverbindungen – eingestellt. Die Polizei hat die Bahnhöfe geräumt. Präsident Selenskyj hatte die Maßnahmen angeordnet.

„Chinas Erfahrung zeigt, dass unpopuläre und harte Entscheidungen das Virus besiegen und Leben retten. In anderen Ländern sieht man, dass Weichheit und Liberalität Verbündete des Coronavirus sind“, Wolodymyr Selenskyj, Präsident Ukraine.

Die Einschränkung der Liberalität fürchten sie: Ukrainische Nationalisten protestieren diese Woche vor dem Parlament. Abgeordnete sollen in Quarantäne, fordern sie. Denn die könnten unpopuläre Entscheidungen treffen, während niemand protestieren darf.

„Ich denke, dass die Regierung diese Situation nutzen will, während die Menschen keine Rechte und keine Möglichkeit haben, zu reagieren“, sagt Natalka Fizytsch, ukrainische Nationalistin. „Wenn es verboten ist, sich in Gruppen von mehr als 10 Menschen zu versammeln, dann sollten sich die Abgeordneten nicht in einer Gruppe von 400 Menschen treffen“, fordert Jurij Hontscharenko, ukrainischer Nationalist.

Auch in Russland sind die Behörden nervös

Die Bevölkerung darf in Bussen nur noch mit maximal 20 Personen fahren. Die Metro geschlossen. Die Ukraine befürchtet, dass ihr Gesundheitssystem für die Gefahren durch das Virus viel schlechter gewappnet sei als andere europäische. „Es kann keine zu strengen Maßnahmen geben, wenn wir von einer Epidemie sprechen. Sie ist eine Herausforderung für das Gesundheitssystem von jedem Land. Es wäre falsch, zu sagen, dass die Ukraine vorbereitet wäre“, so Oleksandr Linchevskyi, stellv. Direktor Oberih-Krankenhaus.

Auch in Russland sind die Behörden nervös. Krankenhäuser vor allem auf dem Land sind auf große Epidemien gar nicht vorbereitet. Unter Präsident Putin ist die Anzahl der Betten in Infektionskliniken landesweit um die Hälfte gesunken.

„Unser Gesundheitssystem ist vernachlässigt und die neue Lage wird viele Probleme zum Vorschein bringen, die es sowieso schon gibt, wenn das Virus durch Quarantäne und Sicherheitsmaßnahmen nicht gestoppt wird“, sagt Andrej Konowal, Gewerkschaft Gesundheitswesen ‚Dejstwije‘.

Deshalb reagieren die Behörden: Am Rande von Moskau entsteht ein neues Infektionskrankenhaus für Corona-Patienten. Fertigstellung: Anfang April. Corona-Verdachtsfälle isoliert Russland von der Öffentlichkeit. Rückkehrer aus Risiko-Ländern wie Deutschland oder Italien müssen zwei Wochen zu Hause bleiben – überwacht durch Moskaus Gesichtserkennungssystem.

Fast täglich weiter verschärfte Maßnahmen

Offiziell hat Russland vergleichsweise wenige Corona-Fälle. Doch daran gibt es Zweifel. Die staatliche Statistikbehörde meldet deutlich mehr Lungenentzündungen in Moskau. Auch wenn das Gesundheitsamt widerspricht – Abgeordnete halten die russischen Statistiken für nicht objektiv. „Es ist möglich, dass ein Teil der an Corona infizierten Menschen die Krankheit tatsächlich als Grippe oder virale Atemwegserkrankung durchsteht. Und unsere russischen Test-Systeme haben noch nicht bewiesen, dass sie wirklich effektiv sind“, erzählt Alexej Kurinnyj, Abgeordneter Russisches Parlament und Arzt.

Wie andere Länder versucht Russland das Virus einzudämmen, so gut es geht. Desinfizieren, wie hier in der Metro oder der Rat zum Home Office. Disinfect, as seen here in Metro, or home office advice. „Wenn Russland die Ausbreitung des Virus nicht stoppt, dann kriegen wir womöglich eine Situation wie in Italien“, Alexej Kurinnyj, Abgeordneter Russisches Parlament und Arzt.

Dass es für die Moskauer so schlimm kommt, versuchen die Behörden jetzt noch abzuwenden – mit fast täglich weiter verschärften Maßnahmen.

Autor: Demian von Osten/ARD Studio Moskau