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Video lessons from YouTube, Was ist Positiver Frieden?

Was ist Positiver Frieden?

Frieden an sich wird eigentlich vor allen Dingen als die Abwesenheit von

Krieg und damit von direkter, organisierter, militärischer Gewalt

verstanden. Das ist aber eine negative Definition

von Frieden, weil sie Konfliktursachen komplett außen vor lässt.

Und deswegen hilft diese negative Definition von Frieden auch nicht dabei,

Konflikte zu lösen oder zukünftig zu vermeiden und auch nicht,

friedenspolitische Konzepte an sich zu entwickeln. Um zu friedenspolitischen

Konzepten zu kommen, hat Johan Galtung neben der negativen Definition von

Frieden auch eine positive Definition von Frieden entwickelt. Und das heißt bei

ihm, auch strukturelle Ursachen von Gewalt zu vermeiden. Strukturelle Gewalt

schließt für Johan Galtung alle Formen der Diskriminierung, Ausgrenzung,

Ungerechtigkeit - also zum Beispiel Hunger - aber auch Umweltzerstörung, oder auch

die Einschränkung von Pressefreiheit, oder von

emanzipatorischen Entwicklungen mit ein. Positiver Frieden ist für Johan Galtung

sowohl ein produktiver als auch dynamischer Prozess.

Ich glaube dass es bei ihm vor allen Dingen darum geht, dass wir alle

aus unseren Denkmustern ausbrechen um wirklich dann zu ganz neuen,

friedenspolitischen Ansätzen zu kommen und auch vielleicht zu ganz neuen

Lösungen. Für Johan Galtung ist es wichtig - aber nicht nur für ihn, sondern

auch für andere, die sich später an seinen Konzepten orientiert haben -,

dass strukturelle Gewalt nicht nur eine andere Umschreibung von Ursachen

von Gewalt ist, sondern dass Strukturen selbst gewaltvoll sein können, wenn sie

Ungleichheit bedeuten. Oder wenn sie

Menschen davon abhalten, ihr tatsächliches oder auch nur vermutetes

Entwicklungspotenzial zu entfalten. In diesem Sinn ist Ungleichheit nicht

nur ein Phänomen von struktureller Gewalt sondern Ungleichheit an sich ist

Gewalt. Das zeigt sein Gewalt-Dreieck ganz schön.

Da ist ganz oben auf der Spitze

die direkte Gewalt, also das was Krieg für uns gemeinhin bedeutet. Wenn wir von

Krieg sprechen in der Welt, geht es meistens um militärische

Auseinandersetzung. Und er meint aber, dass für einen Frieden

die unsichtbaren Faktoren, also kulturelle Faktoren und auch strukturelle Ursachen

genau so wichtig sind. Wir brauchen nur auf Deutschland zu

gucken: Da ist ja Bildung zum Beispiel ein ganz großes Thema und

es wird immer gesagt, dass Menschen aus bildungsfernen Schichten, Kinder aus

armen Familien, nicht das Potenzial haben, sich beruflich oder auch

akademisch so zu entwickeln wie andere. Das ist ein Grund,

warum man in Deutschland auf keinen Fall von positivem Frieden sprechen kann.

Zum Zweiten ist Deutschland auch ein Akteur, der Kriege unterstützt durch

eigene Kriegseinsätze und durch Rüstungsexporte.

Da trägt Deutschland dazu bei, dass ein Leben in positivem Frieden weder hier

noch anderswo möglich ist. Um zu positiven, linken, friedenspolitischen

Ansätzen zu kommen ist es wichtig sich vor Augen zu führen, dass das was wir

gemeinhin als linke Friedenspolitik verstehen,

im galtungschen Sinne eigentlich negativer Frieden ist. Also wir sagen «Keine

Interventionen!», wir sagen «Keine Waffenexporte!», «Keine Zusammenarbeit mit

Diktatoren!» und ähnliches. Das ist nicht das, was Johan Galtung

als positiver Frieden definiert hat. Wir haben ungefähr seit einem Jahr

ein Dossier «Positiver Frieden» auf der Webseite der Stiftung und dort versuchen

wir nicht nur Beiträge über Konflikte in bestimmten Regionen

der Welt zu veröffentlichen, sondern stellen gerade diese strukturellen Ursachen

von Gewalt in den Vordergrund. Um mehr über positiven Frieden zu

erfahren, kannst du auf die Webseite der Stiftung gehen:

www.rosalux.de/dossiers/positiver-frieden

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