×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

Video lessons from YouTube, Miriam Younes: Positiver Frieden

Miriam Younes: Positiver Frieden

Positive Frieden, ist ein Begriff, der auf den Soziologen Johan Galtung zurück geht.

Er hat diesen in den 60er Jahren entwickelt.

Positive Frieden ist die Abwesenheit von struktureller Gewalt.

Negativer Frieden dagegen ist vor allem die Abwesenheit von direkter Gewalt.

Strukturelle Gewalt geht darüber hinaus.

Strukturelle Gewalt kann auch heißen:

Diskriminierung, sozioökonomische Ungleichheiten, Verletzung von Menschenrechten, Hunger, Armut, Apartheid etc

Positiver Frieden ist damit eben einerseits die Abwesenheit von struktureller Gewalt,

es ist aber auch ein dezidiert positiver Begriff.

Das heißt es geht nicht nur um eine Abwesenheit,

sondern es geht eigentlich auch um eine Anwesenheit von etwas,

was man vielleicht Resilienz nennen kann.

Positiver Frieden in dem Sinne ist ein Begriff, der darauf ausgeht,

dass eine Gesellschaft so integriert ist,

in all ihren Aspekten, dass ein Konflikt präventiert wird

und dementsprechend nicht mehr vorkommt.

Ein Konflikt entsteht aus vielen Faktoren,

die man eben auch auf verschiedenen Ebenen betrachten kann.

Nehme jetzt zum Beispiel das Beispiel Syrien.

Wenn wir uns die Konfliktursachen anschauen,

dann können wir uns ganz verschiedene Aspekte anschauen.

Also wir können uns zum Beispiel die wirtschaftliche Entwicklung Syriens anschauen,

in den Jahren vor dem Konflikt.

Dann können wir sehen, da gab es einerseits eine Dürre,

die die Landwirtschaft besonders betroffen hat

das heißt es gab eine wirtschaftliche Krise.

Gleichzeitig - und da kommen wir eigentlich schon zur nächsten Ebene -

gab es eine Wirtschaftspolitik von Baschar al-Assad,

die sehr auf Schritte in Richtung Neoliberalismus, Privatisierung...

Fokussierung auch vor allem auf Wirtschaftspolitik in den größeren Städten

und weniger in den Provinzen gezielt hat.

Dann kommen wir natürlich auf die politische Ebene:

Das Assad-Regime ist ein jahrzehntelanges autoritäres Herrschaftssystem,

ein diktatorisches Herrschaftssystem, in dem systematisch bestimmte Bevölkerungsgruppen,

Dissidenten etc unterdrückt wurden.

In dem es nicht erlaubt war, bestimmte Dinge zu sagen und auszusprechen.

Auch hier denke ich, wenn man sich anschaut,

was fand vor dem Konflikt statt,

dann kann man sagen, dass natürlich

mit dem Amtsantritt von Baschar al-Assad,

es auch eine gewisse Öffnung

oder die Hoffnung auf eine gewisse Öffnung gab,

die man vor allem in den Jahren vor dem Ausbruch des Konflikts betrachten konnte

und diese Hoffnung auf Öffnung wurde dann aber ab einem bestimmten Punkt

sehr gewaltsam unterdrückt.

Wir können aber natürlich auch noch weiter schauen.

Wir können uns regionale Kräfteverschiebungen anschauen.

Mittlerweile ist der Syrienkrieg, ein Krieg,

in dem wir sehr viele internationale und regionale Kräfte haben,

die eine Art Stellvertreterkrieg dort ausführen.

Das heißt wir können den Krieg auch nicht nur aus einer politischen und wirtschaftlichen Ebene...

innerhalb Syriens betrachten.

Das heißt Konfliktursachen sind dementsprechend eben sehr vielschichtig.

Wir haben es mit ganz vielen verschiedenen Ursachen zu tun

und können wir sie auch als Zusammenspiel sehen?

Das heißt noch lange nicht, dass wir dann eine völlig umfassende Erklärung haben,

aber es ist immer wichtig sich diese verschiedenen Ursachen anzuschauen,

gerade wenn wir uns die das Innere eines Landes im Konflikt anschauen,

dass wir weiterführen und historisch schauen können,

warum ein Konflikt in der Form, wie er ist auch entsteht.

Es ist immer sehr schwierig wenn wir nur geopolitisch schauen,

was passiert eigentlich in Syrien?

Es ist sehr schwierig, wenn wir aber auch nur auf die Mikroebene gehen.

Ich würde auch sagen, wenn wir uns an eine Konfliktanalyse wagen,

dass es sehr wichtig ist,

dass wir zum Beispiel in Syrien jetzt gerade auch als linke politische Stiftung,

dass wir schauen, wo sind linker Akteure?

Wo sind progressive politische Akteure?

Wie verhalten die sich zum Konflikt?

Was für eine Rolle spielen sie in diesem Konflikt?

Und das ist sicher auch ein Teil, der für uns,

wenn wir vom positiven Frieden sprechen, sehr wichtig ist,

dass wir auch schauen,

wie könnte theoretisch, in der Zukunft eine Gesellschaft wieder strukturell positiv integriert werden?

Welche politischen Akteure gibt es dort

und wie kann man sie unterstützen

und wie kann eine solche Unterstützung aussehen?

Ich denke es ist einmal wichtig,

dass wir auch Grenzen von Konflikttransformationen anerkennen,

dass es verschiedene Ebenen von Friedenspolitik

und von Konflikttransformation gibt.

Und es gibt Ebenen, die sind sehr schwer zu beeinflussen

und es ist sehr schwer sich zu ihnen zu positionieren.

Ein klassischer Fall ist, denke ich, die Frage von einer militärischen Intervention in Syrien.

Wenn der geopolitische Prozess so vertrackt ist

und es so schwierig ist, sich dazu zu positionieren,

dann ist es wichtig, dass man sich solidarisch zeigt,

mit jeglicher Art von,

sei es auch noch so marginalisierter Friedensbewegung,

die es noch gibt,

innerhalb und außerhalb des Landes

Und dass man bei der Entstehung eines möglichen Post-Konflikt-Szenarios,

was, denke ich, auch in Syrien ansteht und auch schon im entstehen ist teilweise,

dass man eben den Post-Konflikt-Prozess auch sehr genau beobachtet

und weiterhin diese Akteure unterstützt.


Miriam Younes: Positiver Frieden Miriam Younes: Positive peace Miriam Younes: Paz positiva Miriam Younes: Paz positiva Мириам Юнес: Позитивный мир Miriam Younes: Positiv fred Miriam Younes: Pozitif barış Міріам Юнес: Позитивний мир

Positive Frieden, ist ein Begriff, der auf den Soziologen Johan Galtung zurück geht.

Er hat diesen in den 60er Jahren entwickelt.

Positive Frieden ist die Abwesenheit von struktureller Gewalt. Позитивный мир - это отсутствие структурного насилия. Pozitif barış, yapısal şiddetin olmamasıdır.

Negativer Frieden dagegen ist vor allem die Abwesenheit von direkter Gewalt. Негативный мир, с другой стороны, - это, прежде всего, отсутствие прямого насилия.

Strukturelle Gewalt geht darüber hinaus. Структурное насилие выходит за рамки этого.

Strukturelle Gewalt kann auch heißen:

Diskriminierung, sozioökonomische Ungleichheiten, Verletzung von Menschenrechten, Hunger, Armut, Apartheid etc

Positiver Frieden ist damit eben einerseits die Abwesenheit von struktureller Gewalt, Позитивный мир - это, с одной стороны, отсутствие структурного насилия,

es ist aber auch ein dezidiert positiver Begriff. но это также и определенно позитивный термин.

Das heißt es geht nicht nur um eine Abwesenheit, То есть речь идет не только об отсутствии,

sondern es geht eigentlich auch um eine Anwesenheit von etwas, но на самом деле речь идет о присутствии чего-то,

was man vielleicht Resilienz nennen kann.

Positiver Frieden in dem Sinne ist ein Begriff, der darauf ausgeht, Позитивный мир в этом смысле - это концепция, которая выходит наружу,

dass eine Gesellschaft so integriert ist,

in all ihren Aspekten, dass ein Konflikt präventiert wird

und dementsprechend nicht mehr vorkommt.

Ein Konflikt entsteht aus vielen Faktoren,

die man eben auch auf verschiedenen Ebenen betrachten kann.

Nehme jetzt zum Beispiel das Beispiel Syrien.

Wenn wir uns die Konfliktursachen anschauen,

dann können wir uns ganz verschiedene Aspekte anschauen.

Also wir können uns zum Beispiel die wirtschaftliche Entwicklung Syriens anschauen,

in den Jahren vor dem Konflikt.

Dann können wir sehen, da gab es einerseits eine Dürre,

die die Landwirtschaft besonders betroffen hat

das heißt es gab eine wirtschaftliche Krise.

Gleichzeitig - und da kommen wir eigentlich schon zur nächsten Ebene -

gab es eine Wirtschaftspolitik von Baschar al-Assad,

die sehr auf Schritte in Richtung Neoliberalismus, Privatisierung...

Fokussierung auch vor allem auf Wirtschaftspolitik in den größeren Städten

und weniger in den Provinzen gezielt hat.

Dann kommen wir natürlich auf die politische Ebene:

Das Assad-Regime ist ein jahrzehntelanges autoritäres Herrschaftssystem,

ein diktatorisches Herrschaftssystem, in dem systematisch bestimmte Bevölkerungsgruppen,

Dissidenten etc unterdrückt wurden.

In dem es nicht erlaubt war, bestimmte Dinge zu sagen und auszusprechen.

Auch hier denke ich, wenn man sich anschaut,

was fand vor dem Konflikt statt,

dann kann man sagen, dass natürlich

mit dem Amtsantritt von Baschar al-Assad,

es auch eine gewisse Öffnung

oder die Hoffnung auf eine gewisse Öffnung gab,

die man vor allem in den Jahren vor dem Ausbruch des Konflikts betrachten konnte

und diese Hoffnung auf Öffnung wurde dann aber ab einem bestimmten Punkt

sehr gewaltsam unterdrückt.

Wir können aber natürlich auch noch weiter schauen.

Wir können uns regionale Kräfteverschiebungen anschauen.

Mittlerweile ist der Syrienkrieg, ein Krieg,

in dem wir sehr viele internationale und regionale Kräfte haben,

die eine Art Stellvertreterkrieg dort ausführen.

Das heißt wir können den Krieg auch nicht nur aus einer politischen und wirtschaftlichen Ebene...

innerhalb Syriens betrachten.

Das heißt Konfliktursachen sind dementsprechend eben sehr vielschichtig.

Wir haben es mit ganz vielen verschiedenen Ursachen zu tun

und können wir sie auch als Zusammenspiel sehen?

Das heißt noch lange nicht, dass wir dann eine völlig umfassende Erklärung haben,

aber es ist immer wichtig sich diese verschiedenen Ursachen anzuschauen,

gerade wenn wir uns die das Innere eines Landes im Konflikt anschauen,

dass wir weiterführen und historisch schauen können,

warum ein Konflikt in der Form, wie er ist auch entsteht.

Es ist immer sehr schwierig wenn wir nur geopolitisch schauen,

was passiert eigentlich in Syrien?

Es ist sehr schwierig, wenn wir aber auch nur auf die Mikroebene gehen.

Ich würde auch sagen, wenn wir uns an eine Konfliktanalyse wagen,

dass es sehr wichtig ist,

dass wir zum Beispiel in Syrien jetzt gerade auch als linke politische Stiftung,

dass wir schauen, wo sind linker Akteure?

Wo sind progressive politische Akteure?

Wie verhalten die sich zum Konflikt?

Was für eine Rolle spielen sie in diesem Konflikt?

Und das ist sicher auch ein Teil, der für uns,

wenn wir vom positiven Frieden sprechen, sehr wichtig ist,

dass wir auch schauen,

wie könnte theoretisch, in der Zukunft eine Gesellschaft wieder strukturell positiv integriert werden?

Welche politischen Akteure gibt es dort

und wie kann man sie unterstützen

und wie kann eine solche Unterstützung aussehen?

Ich denke es ist einmal wichtig,

dass wir auch Grenzen von Konflikttransformationen anerkennen,

dass es verschiedene Ebenen von Friedenspolitik

und von Konflikttransformation gibt.

Und es gibt Ebenen, die sind sehr schwer zu beeinflussen

und es ist sehr schwer sich zu ihnen zu positionieren.

Ein klassischer Fall ist, denke ich, die Frage von einer militärischen Intervention in Syrien.

Wenn der geopolitische Prozess so vertrackt ist

und es so schwierig ist, sich dazu zu positionieren,

dann ist es wichtig, dass man sich solidarisch zeigt,

mit jeglicher Art von,

sei es auch noch so marginalisierter Friedensbewegung,

die es noch gibt,

innerhalb und außerhalb des Landes

Und dass man bei der Entstehung eines möglichen Post-Konflikt-Szenarios,

was, denke ich, auch in Syrien ansteht und auch schon im entstehen ist teilweise,

dass man eben den Post-Konflikt-Prozess auch sehr genau beobachtet

und weiterhin diese Akteure unterstützt.