Errichtung der NS-Diktatur I Nationalsozialismus I musstewissen Geschichte
In diesem Video schauen wir uns an,
wie Adolf Hitler in nur wenigen Monaten
eine Diktatur in Deutschland errichtet.
Am 30. Januar 1933 scheint Adolf Hitler am Ziel zu sein.
Er ist zum deutschen Reichskanzler ernannt worden.
Wie es dazu kam, darüber habe ich ein Video gemacht.
Das findet ihr, wenn ihr oben auf das i klickt.
Aber damit hat Hitler eben doch noch nicht das erreicht, was er wollte:
die absolute Macht.
Denn Hitlers Nationalsozialistische Partei regiert zusammen
mit der Deutschnationalen Volkspartei DNVP.
Und beide Parteien zusammen haben noch nicht einmal die Mehrheit.
Außerdem gibt es da den Reichspräsidenten,
die Regierungen in den einzelnen Ländern des Reichs, die Armee,
die Gerichte usw.
Sie alle könnten Hitler gefährlich werden.
Ihm ist klar, dass seine Herrschaft auf wackeligen Beinen steht.
Deshalb wollen die Nazis so schnell wie möglich die absolute Kontrolle
und handeln ohne Zögern.
Noch bevor Hitler zum Kanzler ernannt wurde, verlangte er,
dass der Reichspräsident den Reichstag auflöst
und Neuwahlen ausruft.
Das tut Paul von Hindenburg
2 Tage nach dem Amtsantritt der neuen Regierung, am 1. Februar 1933.
Das Parlament ist damit bis zu den Neuwahlen außer Kraft gesetzt.
Regierung und Reichspräsident können jetzt mit Notverordnungen regieren.
Das heißt, auch Gesetze, denen der Reichstag nicht zugestimmt hätte,
können erlassen werden.
Hermann Göring wird vorläufiger Innenminister in Preußen.
Damit ist er der Chef der Polizei
im mit Abstand größten Teilstaat des Reiches.
Am 4. Februar schränkt Präsident Hindenburg
die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit ein.
Die Regierung kann also Wahlkampfveranstaltungen
der Opposition verbieten.
Sie bestimmt auch, was in den Zeitungen steht.
Die Nazis nutzen die Mittel des Staates,
um gegen ihre Gegner vorzugehen. Und sie gehen noch weiter.
Am 22. Februar ernennt Göring 10.000 neue Hilfspolizisten.
Diese Ordnungshüter sind Mitglieder der Nazi-Schlägertruppen SA und SS.
Was die tun sollen, ist klar:
Sie sollen nicht für Recht und Ordnung sorgen,
sondern sozusagen von Amts wegen
gegen die Gegner der Nationalsozialisten schikanieren.
Göring verlangt sogar ganz offen fleißigen Gebrauch der Schusswaffe.
Das heißt im Klartext: Erschießt unsere Gegner.
Am 27. Februar, nur 5 Tage später, brennt der Reichstag,
der Sitz des Parlamentes.
Am Tatort wird der Niederländer Marinus van der Lubbe festgenommen.
Bis heute ist nicht ganz klar, wie und warum es zu dem Brand kam,
aber weil der Mann Kommunist ist, nutzt Göring die Gelegenheit
und lässt Kommunisten und Juden verhaften.
Am 28. Februar erlässt Reichspräsident Hindenburg
die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat,
die sogenannte Reichstagsbrandverordnung.
Mit dieser Verordnung werden die Grundrechte,
also die Freiheit der Person, die Unverletzlichkeit der Wohnung,
das Briefgeheimnis usw.,
alle Rechte, die den einzelnen Menschen vor dem Staat schützen,
werden außer Kraft gesetzt. Das bleiben sie bis 1945.
Jetzt können Gegner der Nationalsozialisten
willkürlich und massenweise verhaftet werden.
Über die Medien bläut die Propaganda den Leuten ein,
dass nur Hitler Deutschland vor den Staatsfeinden schützen könne.
Die NSDAP gibt sich im Wahlkampf
total traditionsverbunden und verantwortungsbewusst.
Gleichzeitig terrorisiert sie ihre Gegner.
Ganz ähnlich hatte es
auch schon der italienische Diktator Benito Mussolini angestellt.
Zu ihm findet ihr oben auf dem i ein Video.
Am 5. März 1933 wird dann ein neuer Reichstag gewählt.
Obwohl die Lage so angespannt ist und die Nazis alles für einen Sieg tun,
bekommen sie "nur" 43,9% der Stimmen.
Klar, das ist ein eindeutiger Sieg,
aber Hitler wollte die absolute Mehrheit, die absolute Macht.
Jetzt ist er immer noch auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Als Erstes werden am 8. März, 3 Tage nach der Wahl,
die Sitze der Kommunistischen Partei für ungültig erklärt.
Jetzt hat das Parlament auf einmal nur noch 566 Sitze
und nicht mehr 647 Sitze.
Und mit ihren 288 Abgeordneten haben die Nazis plötzlich die Mehrheit.
Aber Hitler will noch mehr.
Er will, dass das Parlament sich selbst abschafft.
Dafür muss eine Zweidrittelmehrheit
der Abgeordneten für das Ermächtigungsgesetz stimmen,
mit dem die Regierung das Recht erhält,
auch ohne Parlament Gesetze zu erlassen.
Hitler braucht also auch die Stimmen anderer Parteien.
Und die organisiert er sich.
Als Erstes gibt sich Hitler als Bewahrer der preußischen Tradition.
Am 21. März tritt der neu gewählte Reichstag zusammen.
Weil das Parlamentsgebäude ja abgebrannt ist,
trifft man sich nicht in Berlin, sondern in Potsdam.
Das ist die ehemalige Residenzstadt der preußischen Könige.
Die Show, die die Nazis inszenieren, hat es in sich.
Hitler ganz bürgerlich im schwarzen Frack
verneigt sich vor dem Kriegshelden, Reichspräsident von Hindenburg.
Hitler beschwört die glorreiche Vergangenheit
und verspricht mit Gottes Hilfe diese Vergangenheit zu bewahren.
Kanonenschießen, Salut,
man singt das Lied "Üb immer Treu und Redlichkeit".
Dieser Tag von Potsdam versöhnt die nationalen, konservativen Kräfte
mit den Nationalsozialisten.
Aber was ist mit den Kommunisten und den Sozialdemokraten?
Hitler wusste,
dass diese Parteien sich von seinem Zauber nicht täuschen lassen
und schloss sie von vornherein von der Veranstaltung aus.
Um die katholische Zentrumspartei und die bayerische Volkspartei
zur Zustimmung zu bewegen, geht Hitler auf die Katholische Kirche zu.
Tatsächlich wird noch im gleichen Jahr
ein Vertrag zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl,
also dem Vatikan geschlossen.
Außerdem verspricht Hitler dem Zentrum,
dass die Rechte der christlichen Kirche respektiert werden
und dass der Religionsunterricht bestehen bleiben soll.
Und dass die Länder weiter bestehen sollen.
Und dass der Reichspräsident alle Rechte behält.
Und dann kommen noch, naja, jede Menge andere Dinge dazu.
Ganz klar, mit diesen Versprechungen und Schmeicheleien
kann Hitler viele überzeugen,
aber es gibt noch Abgeordnete in der BVP,
der Bayerischen Volkspartei, und der Zentrumspartei,
die dem Ermächtigungsgesetz nicht zustimmen wollen.
Jetzt zeigt Hitler wieder sein wahres Gesicht.
Er setzt die Abgeordneten unter Druck.
Es wurden ja bereits Abgeordnete verhaftet.
So etwas schüchtert natürlich ein.
Dann werden Einzelne auch noch bedroht.
Man werde ihnen oder ihren Kindern etwas antun,
wenn sie dem Ermächtigungsgesetz nicht zustimmen.
Während der Abstimmung
stehen dann auch bewaffnete SA- und SS-Männer im Saal,
um Abgeordnete einzuschüchtern.
Schließlich stimmt am 23. März 1933 der Reichstag mit Zweidrittelmehrheit
für das Ermächtigungsgesetz.
Die KPD-Abgeordneten konnten nicht gegen das Gesetz stimmen.
Ihre Sitze im Reichstag waren ja schon annulliert,
also für ungültig erklärt worden.
Nur die SPD-Abgeordneten widersetzen sich Hitler.
Der damalige SPD-Parteivorsitzende Otto Wels sagt:
Alle anderen Parteien stimmen für das Gesetz.
Mit dem Ermächtigungsgesetz beginnt die Diktatur Adolf Hitlers.
Scheinbar ganz legal.
Jetzt ist das Parlament ausgeschaltet,
Hitler kann Gesetze erlassen wie er will.
Nicht einmal der Reichspräsident muss diese Gesetze genehmigen.
Weiter geht es mit den Ländern, also den Teilstaaten des Reiches,
sowas wie unsere heutigen Bundesländer.
Gleich am 31. März
werden die Parlamente der einzelnen Länder aufgelöst und neu gebildet.
Jetzt gelten auch in den Landtagen
nicht mehr die Ergebnisse der Landtagswahlen,
sondern die der letzten Reichstagswahl.
Auch alle Stadträte werden umbesetzt.
Am 7. April werden Reichsstatthalter eingesetzt.
Die sind direkt Adolf Hitler unterstellt.
Es bedeutet: Die Reichsregierung
legt die Regierungen in den einzelnen Ländern fest,
nicht mehr die Parlamente der Länder.
Damit sind die einzelnen Länder praktisch bedeutungslos.
Und im Jahr 1934 werden sie komplett aufgelöst.
Ab April 1933 werden auch im großen Stil Leute,
die den Nazis nicht in den Kram passen, weggesperrt.
Am Anfang vor allem politische Gegner,
von Kommunisten bis zu Abgeordneten der Bayernpartei.
Sie müssen in Haft
in das Konzentrationslager Dachau bei München.
Und sehr schnell werden noch weitere KZs,
noch weitere Konzentrationslager eingerichtet.
Am 1. Mai feiert man in Deutschland den Tag der Arbeit,
zum 1. Mal als Feiertag, wobei der Lohn weitergezahlt wird.
Mit dieser Aktion wollen die Nazis die Arbeiter für sich einnehmen,
wollen sich als Arbeiterpartei verkaufen.
Hitler sagt, dass nun alle Deutschen,
Arbeiter, Bauern und Bürger, eine Gemeinschaft bilden sollen.
Am 2. Mai werden dann die Gewerkschaften zerschlagen.
Das könnt ihr ruhig wörtlich nehmen, denn SA- und SS-Leute
besetzen alle Gewerkschaftshäuser und Büros,
nehmen Mitarbeiter gefangen,
stehlen die Kassen und zerschlagen die Einrichtungen.
Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei.
Die Arbeiter
werden zwangsweise Mitglied in der Deutschen Arbeitsfront, DAF.
Am 10. Mai werden in Unistädten die Bücher
von jüdischen und oppositionellen Schriftstellern verbrannt.
Die Nazis greifen auch nach der Macht über das Denken.
Am 17. Juni werden alle Jugendverbände
einem Reichsjugendführer unterstellt.
Am 22. Juni wird die SPD verboten.
Alle anderen Parteien werden zur Selbstauflösung gezwungen.
Letztlich bleibt nur eine Partei übrig,
die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.
Am 14. Juli verbietet die Regierung die Neugründung von Parteien
durch ein Gesetz. Ab jetzt gibt es nur noch die NSDAP.
Deutschland ist jetzt ein Einparteienstaat.
Wahnsinn, wie schnell das alles geht, oder?
Sobald sie die Möglichkeit haben,
schalten die Nazis brutal alle Gegner aus
und übernehmen alle wichtigen Funktionen im ganzen Staat.
Aus der demokratischen Weimarer Republik
wird in nur wenigen Monaten eine Diktatur.
Als dann am 2. August 1934 Paul von Hindenburg mit 86 Jahren stirbt,
übernimmt der Reichskanzler Adolf Hitler
auch das Amt des Reichspräsidenten.
Sein neuer Titel ist Führer und Reichskanzler.
Schließlich
wird auch die Reichswehr nicht mehr auf die Verfassung vereidigt,
sondern schwört Adolf Hitler persönlich die Treue.
Falls ihr noch Fragen zur Errichtung der NS-Diktatur habt,
da bin ich mir sicher, stellt sie unten in den Kommentaren.
Wir kümmern uns darum.
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Vielen Dank fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.
Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2018)