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Die Abenteuer Tom Sawyers, Die Abenteuer Tom Sawyers (16)(17)(18)

Die Abenteuer Tom Sawyers (16)(17)(18)

Sechzehntes Kapitel. Nach dem Mittagessen machte sich die ganze Bande auf nach der Sandbank, um dort Schildkröteneier zu suchen. Sie stießen Löcher in den Sand, und wenn sie eine hohle Stelle fanden, warfen sie sich auf die Knie und gruben mit den Händen. Manchmal erwischten sie fünfzig bis sechzig Eier auf einem Haufen. Es waren vollkommen runde, weiche Dinger, ein bißchen kleiner wie ‘ne englische Walnuß. So hatten sie ein köstliches Eigericht für den Abend, und ebenso am Freitag morgen. Nach dem Frühstück liefen sie mit Hurra und Purzelbäumen zum Strand, jagten sich einander herum, warfen die Kleider ab und waren ganz nackt; und dann setzten sie ihr lustiges Treiben im seichten Wasser fort, gegen die Strömung anlaufend, welche ihnen um die Beine spülte und den Spaß noch mehr erhöhte. Zuweilen standen sie zusammen und spritzten sich mit der flachen Hand gegenseitig Wasser ins Gesicht, indem sie sich, einander den Rücken zukehrend, heranschlichen, um den Spritzern zu entgehen, und sich dann plötzlich packten und so lange kämpften, bis der Stärkste seinen Gegner geduckt hatte — und dann verwandelten sie sich alle drei in ein Gewirr von weißen Armen und Beinen, und tauchten zugleich wieder auf, schnaufend, lachend, spuckend und atemlos.

Nachdem sie sich so ordentlich ausgetobt hatten, stiegen sie heraus, warfen sich in den trockenen, heißen Sand, lagen da und bedeckten sich ordentlich damit, und dann liefen sie wieder zum Wasser, und das Spiel begann von neuem. Schließlich fiel ihnen ein, daß ihr nackter Zustand mit fleischfarbigen Trikots große Ähnlichkeit habe. So zogen sie einen Kreis in den Sand und hatten einen Zirkus — mit drei Clowns darin, denn niemand wollte diesen stolzesten Posten einem anderen überlassen. Darauf suchten sie ihre Murmeln hervor und spielten, bis auch dies Vergnügen langweilig wurde.

Huck und Joe schwammen hierauf abermals; Tom wollte nicht mitmachen, denn er fand, daß er beim Anziehen seine Klapperschlangenschnur von den Knöcheln verloren hatte, und er wunderte sich, wie er ohne den Schutz dieses geheimnisvollen Schutzmittels so lange vor einem Krampf bewahrt worden sei. Er wagte sich nicht wieder ins Wasser, bis er sie wiedergefunden hatte, und inzwischen waren die anderen müde und im Begriff, sich auszuruhen. Herumschlendernd, trennten sie sich allmählich, verfielen in Trübsinn und fingen an, über die breite Wasserfläche hinüberzuschauen, wo das Dorf schläfrig in der Sonne lag. Tom ertappte sich dabei, wie er mit der Zehe „Becky“ in den Sand schrieb; er wischte es aus, ärgerlich über seine Schwäche. Aber er schrieb es nochmals — trotzdem; er konnte nichts dafür. Er wischte es nochmals aus und zog sich aus aller Versuchung, indem er die anderen Jungen zusammentrieb und sie gegeneinander schubste.

Aber Joes Geist war allmählich gänzlich niedergedrückt. Er hatte solches Heimweh, daß er sein Elend kaum noch tragen konnte. Die Tränen waren bei ihm dem Überlaufen nahe. Sogar Huck war melancholisch. Toms Herz war schwer, doch er gab sich Mühe, es nicht zu zeigen. Er hatte ein Geheimnis, das er noch nicht preisgeben wollte, wenn aber diese Depression nicht bald gehoben werden konnte, mußte er es verraten. Er sagte mit möglichst sichtbarer Heiterkeit: „Ich glaube, ‘s sind schon vor uns Piraten auf der Insel gewesen. Wollen wir doch mal nachsehen! Vielleicht haben sie hier Schätze vergraben. Würd‘s euch nicht gefallen, irgendwo auf ‘ne alte verrostete Kiste voll Gold oder Silber zu stoßen, he?“

Es erhob sich aber nur ein schwacher Begeisterungssturm, der bald verflogen war. Tom versuchte noch eine oder zwei Kriegslisten; aber auch diese schlugen fehl. Es war recht entmutigend. Joe saß da, mit einem Stock im Sande stochernd und schaute sehr trübselig drein.

Schließlich sagte er: „Ach, Jungens, laßt‘s uns aufgeben. Ich möcht‘ heim. ‘s ist so einsam hier.“

„Ach was, Joe, das wird schon nach und nach besser werden,“ entgegnete Tom. „Allein schon die famose Gelegenheit zum Fischen.“

„Mag nichts wissen vom Fischen. Ich will heim!“

„Aber, Joe, nirgends kann man so gut schwimmen wie hier.“

„Schwimmen ist nichts. Ich hab‘ gar keine Lust zum Schwimmen, wenn nicht wer da ist, der mir sagt, ich soll‘s nicht tun. Ich will nach Haus!“

„Ach, Feigling! Wickelkind! Du möchtst bloß zu deiner Alten — schätz‘ ich.“

„Ja — ich will zu meiner Mutter! Und du wolltst auch, wenn du eine hättst. Ich bin nicht mehr Wickelkind als du!“ Und Joe schluchzte ein wenig.

„Na, ‘s ist gut, wollen wir das heulende Muttersöhnchen nach Haus lassen, nicht, Huck? Armes Ding — wenn‘s halt Sehnsucht hat, seine Mutter wiederzusehen? Soll‘s halt. Du bleibst hier, nicht, Huck? Wir wollen bleiben?“

„J — a,“ sagte Huck, ohne viel Überzeugung.

„So lang‘ ich lebe, sprech ich nicht mehr mit dir,“ sagte Joe aufsehend. „Das hast du davon.“ Trübselig stand er auf und begann sich anzukleiden.

„Mach mir auch was draus,“ warf Tom hin. „‘s braucht dich niemand. Mach, dass du heimkommst und laß dich auslachen. Bist ‘n schöner Pirat! Huck und ich, wir sind keine Schreibabies. Wir wollen bleiben, nicht, Huck? Laß ihn gehen, wenn er durchaus will. Denke doch, zur Not werden wir fertig ohne ihn.“

Aber trotzdem war Tom nicht recht wohl zumute, es beunruhigte ihn doch, zu sehen, wie Joe trotzig fortfuhr, sich anzuziehen. Und dann war‘s unangenehm, wie Huck mit den Augen den Vorbereitungen Joes folgte, so aufmerksam und mit so unheimlichem Schweigen. Plötzlich begann Joe, ohne ein Wort des Abschieds, auf das Illinoisufer zu waten. Tom begann das Herz zu sinken. Er schielte nach Huck. Huck konnte den Blick nicht ertragen und senkte die Augen. Dann sagte er: „Du — Tom — ich will auch gehen. ‘s war schon bis jetzt so einsam, jetzt wird‘s noch schlimmer werden. Gehen wir auch, Tom?“

„Ich geh‘ nicht! Du kannst ja gehen, wenn du willst. Ich bleib‘!“

„Tom — ich will lieber gehen.“

„Na, ‘s ist gut, so geh‘ doch! Wer hindert dich denn?“

Huck fing an, seine zerstreuten Kleider aufzusammeln.

„Tom,“ sagte er, „wollt‘, du gingst mit. Denk mal drüber nach. Wir wollen drüben am Ufer auf dich warten.“

„Da, da könnt ihr ‘ne hübsch‘ lange Zeit warten, sag‘ ich dir.“

Huck schlich kummervoll davon, und Tom schaute ihm nach, während ein heftiges Verlangen, seinem Stolz zum Trotz hinterher zu laufen, an seinem Herzen riß. Er hoffte, sie würden stehen bleiben, aber sie wateten langsam weiter.

Plötzlich überkam Tom das Bewußtsein, wie einsam und still es dann sein würde. Er kämpfte einen letzten Kampf mit seinem Stolz und dann rannte er seinen Kameraden nach, brüllend: „Wartet, wartet doch! Will euch was sagen!“

Sie blieben sofort stehen und drehten sich um. Als er bei ihnen angelangt war, begann er, sein Geheimnis auszukramen, und sie hörten mürrisch zu, bis sie zuletzt begriffen, was die Pointe bei der Sache sei, und in ein wahres Kriegsgeheul von Beifall ausbrachen und sagten, ‘s wäre großartig, und wenn er ihnen das früher gesagt hätte, würden sie nicht fortgegangen sein. Tom brachte eine plausible Entschuldigung vor; in Wahrheit aber hatte er gefürchtet, daß nicht einmal sein Geheimnis sie veranlassen würde, noch länger bei ihm zu bleiben, und darum hatte er es als letztes Auskunftsmittel zurückgehalten.

Die Ausreißer kehrten vergnügt zurück und nahmen mit Feuereifer ihre Spiele wieder auf, fortwährend mit staunender Bewunderung über Toms fabelhaften Plan und seine Genialität sich unterhaltend.

Nach einem opulenten Eier- und Fischschmaus erklärte Tom, er wolle rauchen lernen. Joe gefiel die Idee, und er sagte, er wolle es auch lernen. So machte Huck Pfeifen und füllte sie. Die beiden Neulinge hatten bisher noch nie etwas anderes geraucht als Schokoladezigarren, und die haben niemals als männlich gegolten.

Nun streckten sie sich aus, stützten sich auf die Ellbogen und begannen zögernd zu paffen und mit wenig Vertrauen. Der Rauch hatte einen unangenehmen Geschmack, und sie räusperten sich ein wenig, aber Tom sagte:

„Pah! ‘s ist ja so leicht! Hätt‘ ich gewußt, daß das alles sei, hätt ich‘s schon längst gelernt!“

„Ich auch,“ meinte Joe. „‘s ist ja gar nichts.“

„Gott, wie oft hab‘ ich ‘nen Mann rauchen gesehen, und gedacht: wollt‘, ich könnt‘s auch. Aber ich hab‘ nie gedacht, ich könnt‘s. So geht‘s mir immer, nicht, Huck? Du hast‘s mich oft sagen hören, nicht, Huck? Huck weiß, daß ich‘s gesagt hab‘.“

„Ja, oft genug,“ sagte Huck.

„Na, ich hab‘s auch,“ fing Tom nochmals an. „Hundertmal. Mal da unten beim Schlachthaus. Erinnerst du dich nicht, Huck? Bob Tanner war da und Johnny Miller und Jeff Thatcher, damals, als ich‘s sagte. Erinnerst du dich nicht, Huck, daß ich‘s gesagt hab‘?“

„Ja, ‘s ist an dem,“ entgegnete Huck. „‘s war den Tag, als ich ‘ne weiße Murmel verloren hatte — nee, ‘s war den Tag vorher.“

„Da sagt‘ ich‘s dir,“ bestätigte Tom. „Huck erinnert‘s.“

„Glaub‘, ich könnt‘ die Pfeife rauchen — alle Tage,“ sagte Joe. „Fühl‘ mich gar nicht schlecht.“

„Na, ich auch nicht. Ich könnt‘ alle Tage rauchen, aber ich wette, Jeff Thatcher könnt‘s nicht.“

„Jeff Thatcher! Lieber Gott — keine zwei Züge könnt‘ der vertragen! Laß ‘s ihn nur einmal versuchen — er soll schon sehen.“

„Ich wollt‘, er tät‘s, und Johnny Miller — wollt‘, ich könnt‘ Johnny Miller ‘s versuchen sehen.“

„Meinst du, ich nicht? Na, der Johnny Miller würd‘s grad so wenig können wie sonst was! Bloß ‘n bissel Rauch würd‘ den schon umschmeißen!“

„Natürlich würd‘s das, Joe! Du, ich wollt‘, die Jungens könnten uns jetzt mal sehen.“

„Na, das mein‘ ich auch!“

„Wißt ihr was! Sagt nichts davon, und wenn sie dann mal dabei sind, geh‘ ich auf dich zu und sag‘: ‚Joe, hast du ‘ne Pfeife? Möcht‘ mal rauchen!‘ Und du sagst, so ganz beiläufig, als wenn‘s nichts wär‘, du sagst: ‚Ja, ich hab‘ meine alte Pfeife, und dann noch eine, aber mein Tabak ist nicht sehr gut.‘ Und ich sag‘: ‚O, ‘s ist schon recht, wenn er uns stark genug ist.‘ Und dann du raus mit den Pfeifen und wir ordentlich drauf los, und dann die Augen, die die machen werden!“

„Verdammt, das ist famos, Tom! Wollt, ‘s wär‘ jetzt!“

So plauderten sie noch ‘ne Weile; aber plötzlich begann das Gespräch zu stocken, und dann hörte es ganz auf. Das Stillschweigen wurde drückend; das Ausspucken nahm wunderbar zu. Jede Pore im Innern des Mundes schien bei den beiden sich in einen spuckenden Springbrunnen zu verwandeln. Kaum konnten sie die Behälter unter der Zunge oft genug entleeren, um eine Überschwemmung zu vermeiden; trotz aller Anstrengungen aber gelangten kleine Ergüsse den Hals hinunter — und jedesmal folgte plötzliches Aufschlucken darauf. Beide sahen blaß und elend aus. Joes Pfeife fiel aus seinen kraftlosen Händen. Toms folgte. Beider Springbrunnen waren in voller Tätigkeit, und beider Pumpen arbeiteten fieberhaft.

Joe sagte mit schwacher Stimme: „Hab‘ mein Messer verloren. Denke, ‘s wird gut sein, hinzugehen und zu suchen.“

Tom, mit zitternden Lippen und ebenso schwacher Stimme sagte: „Ich helf dir. Du gehst nach der Seite, und ich will nach der andern gehen — zur Quelle. — Nein — du brauchst — nicht zu — kommen — — Huck, — wir — wir finden‘s — schon —“

So setzte sich Huck nieder und wartete ‘ne Stunde. Dann fand er, es sei sehr einsam und ging, seine Kameraden zu suchen. Sie waren weit weg im Walde, beide sehr blaß, beide schliefen fest. Aber etwas belehrte ihn, daß, hatten sie irgend welche Beschwerden gehabt, sie sich davon befreit hatten.

Beim Nachtessen waren sie eben nicht redselig; sie hatten einen hohlen Blick. Und als Huck nach der Mahlzeit seine Pfeife wieder stopfte und ihnen die ihrigen geben wollte, sagten sie: nein, sie fühlten sich nicht recht wohl — irgend etwas beim Mittagessen sei ihnen nicht gut bekommen.

Siebzehntes Kapitel. Ungefähr um Mitternacht erwachte Joe und rief die Jungen an. Drückende Schwüle lag in der Luft, das hatte etwas zu bedeuten. Die Jungen drückten sich aneinander und suchten die freundliche Gesellschaft des Feuers, obwohl die matte, tote Hitze der reglosen Atmosphäre erstickend war. Sie saßen still, horchend und wartend. Jenseits des Lichtschimmers ging alles in der Schwärze der Finsternis auf. Plötzlich fuhr ein zitternder Blitzstrahl herunter, der auf einen Augenblick die Umgebung erleuchtete und dann wieder schwand. Nach kurzer Zeit kam wieder einer, etwas schwächer. Dann noch einer. Darauf ging ein leises Zittern durch die Bäume des Waldes, und die Knaben empfanden eine kurze Kühlung im Gesicht und zitterten bei dem Gedanken, daß der Geist der Nacht an ihnen vorübergegangen sei. Dann eine Pause. Und dann verwandelte ein zauberhafter Blitzstrahl die Nacht in den Tag und zeigte jeden einzelnen Grashalm, der um ihre Füße herum wuchs. Und außerdem zeigte er drei weiße entsetzte Gesichter. Ein schwerer Donnerschlag kam rollend und polternd vom Himmel herunter und verlor sich in der Ferne in dumpfem Grollen. Ein kühler Lufthauch machte sich fühlbar, in den Blättern raschelnd und die aufgehäufte Asche über den Feuerherd wirbelnd. Ein neuer blendender Schein erhellte den Wald, und ein Krach folgte, der die Baumwipfel über den Häuptern der Kinder zu zerreißen schien. Sie fuhren erschreckt zusammen bei der vollkommenen Finsternis, die darauf folgte. Ein paar schwere Regentropfen fielen klatschend auf die Blätter.

„Schnell, Jungens, zum Zelt,“ schrie Tom.

Sie rannten davon, über Wurzeln stolpernd und sich in Schlinggewächse verwickelnd — nicht zwei von ihnen in gleicher Richtung. Ein furchtbarer Windstoß fuhr durch die Wipfel, jeden Laut verschlingend. Ein blendender Blitz folgte dem anderen, ein krachender Donnerschlag dem anderen. Und jetzt prasselte durchnässender Regen nieder, und der tobende Orkan fegte ihn in Bündeln über die Erde hin.

Die Jungen schrien einander zu, aber der heulende Wind und die dröhnenden Donnerschläge verschlangen ihre Stimmen völlig. Indessen drangen sie doch nacheinander durch und suchten Schutz unter dem Zelt, kalt, zitternd und triefend von Wasser. Gesellschaft im Unglück zu haben, schien ihnen alles erträglicher zu machen.

Sie konnten nicht sprechen, das alte Segel schlug zu wahnsinnig, selbst wenn die anderen Stimmen es ihnen erlaubt hätten. Der Sturm stieg höher und höher, und plötzlich flog das Segel, aus seinen Klammern losgerissen, auf den Flügeln des Windes davon. Die Knaben faßten sich an den Händen und flohen, stolpernd und sich wund stoßend, in den Schutz einer großen Eiche, die am Flußufer stand. Jetzt war der Kampf auf seinem Höhepunkt angelangt. Bei dem unaufhörlichen Leuchten, das den Himmel in Flammen setzte, trat alles rund umher in grelles, schattenloses Licht; die sich beugenden Bäume, der wogende, von Schaum weißgefärbte Strom, das treibende Flußwasser. Die steilen Felsenufer auf der anderen Seite schauten zuweilen durch die Regenwolken. Alle Augenblicke erlag ein Baumriese der Gewalt und brach krachend durch das Unterholz. Und die furchtbaren Donnerschläge folgten sich in ohrenzerreißendem, explosionsähnlichem Schmettern, scharf und krachend und unbeschreiblich ängstigend. Der Sturm erhöhte sich zu beispielloser Wut, die die ganze Insel in Stücke reißen, sie zu verbrennen, bis zu den Baumwipfeln versenken und jedes Lebewesen auf ihr vernichten zu wollen schien, alles gleichzeitig und in einem Augenblick. Es war eine schreckliche Nacht für heimatlose junge Herzen.

Aber endlich hatte der Kampf ausgetobt, die Naturkräfte ruhten, schwächer und schwächer tönend und brummend — Friede herrschte. Die Jungen schlichen zum Lager zurück — nicht wenig eingeschüchtert. Und doch fanden sie dort, daß sie alle Ursache hatten, dankbar zu sein, denn die große Sykomore, die Beschützerin ihres Lagers, war jetzt eine Ruine, vom Blitz zerschmettert — und sie waren während der Katastrophe nicht darunter gewesen.

Alles im Lager war durchnäßt, das Feuer erloschen; denn sie waren leichtsinnige Herumtreiber, wie alle ihresgleichen, und hatten keine Vorsichtsmaßregeln gegen den Regen getroffen. Das war sehr ärgerlich, denn sie waren durchweicht und verfroren. Sie fingen an, über ihr Mißgeschick zu jammern; aber plötzlich entdeckten sie, daß das Feuer sich an dem Baum, unter dem es gebrannt hatte, so weit hinauf fortgepflanzt hatte, daß eine Handbreit oder so erhalten geblieben war und noch schwach glimmte. Sie belebten es geduldig mit Zweigen und Rinde des umgestürzten Baumes, bis sie es wieder ordentlich entfacht hatten. Sie trockneten ihren gekochten Schinken und hielten eine Mahlzeit ab, und dann saßen sie am Feuer und verbreiteten sich über ihre nächtlichen Abenteuer und schmückten sie aus bis zum Morgen, denn es gab kein trockenes Plätzchen in der ganzen Umgebung, wo sie hätten ruhen können.

Als die Sonne auf die Knaben zu scheinen begann, überwältigte sie die Müdigkeit, und sie gingen zur Sandbank und legten sich zum Schlaf nieder. Allmählich wurden sie von der Sonne geröstet und machten sich daher in trüber Stimmung ans Frühstück. Sie fühlten sich übellaunig und steif in allen Gliedern und hatten Heimweh, mehr als je. Tom erkannte die Anzeichen davon und versuchte, die Piraten, so gut er es vermochte, aufzuheitern. Aber sie kümmerten sich den Teufel um Murmeln, Zirkus, Schwimmen oder sonst was. Er erinnerte sie an das großartige Geheimnis und erzielte einen Schimmer von Frohsinn. So lange der anhielt, suchte er sie für ein neues Spiel zu interessieren. Es war, für eine Weile das Piratenspielen aufzugeben und zur Abwechselung mal Indianer zu sein. Sie waren von der Idee begeistert; und so dauerte es nicht lange, da waren sie tätowiert, tätowiert von Kopf bis zu Fuß mit schwarzem Schmutz, gleich den Zebras, alle natürlich Häuptlinge, und dann rannten sie heulend durch die Wälder, um englische Niederlassungen anzugreifen.

Dann trennten sie sich in drei feindliche Stämme und stürzten aus Hinterhalten mit schrecklichem Kriegsgeschrei aufeinander los und töteten einander tausendweise. Es war ein blutiger Tag. Darum war es ein befriedigender.

Zur Mittagszeit versammelten sie sich wieder im Lager, hungrig und glücklich. Aber jetzt zeigte sich ein Hindernis — feindliche Indianer konnten das Friedensbrot nicht miteinander brechen, ohne erst Frieden zu machen, und das war einfach unmöglich, ohne eine Friedenspfeife zu rauchen. Es gab keinen anderen Weg, von dem sie je gehört hätten. Zwei von den Wilden wünschten jetzt, immer Piraten geblieben zu sein. Indessen — es war nichts zu machen, so forderten sie denn mit so viel Unbefangenheit, als sie auftreiben konnten, die Pfeifen, und taten, wie es sich gehört, einen Zug daraus.

Und wie glücklich waren sie dann, daß sie Wilde geworden waren; denn sie hatten dadurch etwas gewonnen. Sie merkten, daß sie jetzt ein bißchen rauchen konnten, ohne fortgehen und ein verlorenes Messer suchen zu müssen. Es wurde ihnen nicht mehr so schlecht, daß es ihnen Unannehmlichkeiten bereitet hätte. Sie hatten aber keine Lust, diese stolze Errungenschaft aus Mangel an Übung wieder zu verlieren: o nein, sie übten sie nach dem Essen mit recht schönem Erfolg, und so verbrachten sie einen herrlichen Abend.

Sie waren mit ihrer neuen Kunst stolzer und glücklicher, als wenn sie sechs Indianerstämme skalpiert und hingeschlachtet hätten. Lassen wir sie schmauchen, plaudern und prahlen — denn wir haben im Augenblick nichts mehr mit ihnen zu schaffen.

Achtzehntes Kapitel. Im Dorfe herrschte indessen an jenem friedlichen Samstag nachmittag durchaus nicht besondere Heiterkeit. Harpers und Tante Pollys Familie waren in Trauer und Kummer und vielen Tränen.

Ungewöhnliche Ruhe lag über dem Ort, obwohl es auch sonst still genug herzugehen pflegte. Mit zerstreuter Miene gingen die Einwohner ihren Geschäften nach und sprachen wenig; aber sie seufzten oft. Der freie Samstag erschien eine Last für die Kinder. Sie hatten kein Herz für ihre Spiele und gaben sie schließlich ganz auf.

Nachmittags begab sich Becky Thatcher in trüber Stimmung auf den verlassenen Schulhof und fühlte sich sehr einsam. Aber sie fand dort nichts, was sie hätte aufheitern können.

„O, wenn ich doch seinen alten Messingknopf wiederfinden könnte,“ seufzte sie halblaut. „Jetzt hab‘ ich gar nichts zur Erinnerung an ihn!“ Und sie schluckte ein paar Tränen hinunter.

Plötzlich blieb sie stehen und flüsterte: „Grad‘ hier war‘s. Ach Gott, wenn ich‘s nochmal tun sollte, ich würd‘s nicht sagen — ich würd‘s nicht sagen für die ganze Welt! Aber er ist jetzt fortgegangen — und ich werd‘ ihn nie — nie wiedersehen —“

Dieser Gedanke ließ sie zusammenbrechen, sie schlich fort, während die Tränen ihr über die Backen niederflossen.

Dann kam ein Haufe Buben und Mädel — Spielkameraden von Tom und Joe, — schauten über den Zaun und besprachen in halbem Ton, wie Tom dies und das tat in der letzten Zeit, wo sie ihn gesehen hatten, und wie Joe diesen und jenen nebensächlichen Ausspruch getan hatte (mit unheimlichem Voraussehen der Ereignisse, wie sie jetzt wußten!) — und jeder Sprecher bezeichnete ganz genau die Stelle, wo die vermißten Flüchtlinge damals gestanden hatten, und dann fügten sie hinzu: „und ich stand gerad so, gerad wie ich jetzt steh‘, und als wenn du er wärest, und ich hab‘ genau auf alles geachtet, und er lächelte — genau so — und dann überlief es mich ordentlich, ganz — schreck — lich, ihr wißt ja auch, und ich konnt‘ mir gar nicht denken, was es sein könne, aber jetzt weiß ich‘s.“

Darauf erhob sich ein Streit, wer die toten Jungen zuletzt gesehen habe, viele erhoben diesen traurigen Anspruch und boten Beweise, mehr oder weniger durch Zeugen erhärtet, an; und als endgültig festgestellt war, wer sie in der Tat zuletzt gesehen und die letzten Worte mit ihnen gewechselt hatte, bekamen die Betreffenden dadurch eine Art geheiligter Bedeutung und wurden von allen angestaunt und beneidet. Ein armer, kleiner Bursche, der niemals besonders beachtet worden war, sagte, mit ordentlich stolzem Ausdruck: „Na, mich hat Tom Sawyer mal geprügelt!“

Aber dieser Ruhm war sehr vergänglich. Die meisten der Jungen konnten das sagen, und das verringerte die Auszeichnung doch sehr. Die Gesellschaft trollte sich, mit halber Stimme noch weiter Erinnerungen an die verlorenen Helden austauschend.

Als am nächsten Tage die Sonntagsschule zu Ende war, begann die Glocke zu läuten, statt, wie sonst, zu klingeln. Es war ein sehr stiller Sonntag, und der traurige Ton schien sich mit der sinnenden Ruhe, die auf der Natur lag, zu vermischen. Die Dorfbewohner trafen nach und nach ein, in der Vorhalle einen Augenblick stehen bleibend und wispernd sich über das traurige Ereignis unterhaltend.

Aber im Gotteshause wurde nicht geflüstert. Nur das feierliche Rascheln der Kleider, indem sie sich auf ihre Plätze begaben, störte hier die Stille. Niemand wußte sich zu erinnern, daß die Kirche je so voll gewesen wäre.

Es war eine erwartungsvolle, dumpfe Stille, und dann trat Tante Polly, gefolgt von Sid und Mary und durch die Harpersche Familie, alle in tiefer Trauer, und die ganze Gemeinde sowie der Geistliche erhoben sich ehrfurchtsvoll und blieben stehen, bis die Leidtragenden auf der ersten Bank sich niedergelassen hatten.

Wieder trat allgemeines Schweigen ein, nur zuweilen durch unterdrücktes Schluchzen unterbrochen, und dann erhob der Geistliche die Hände und betete. Ein ergreifendes Lied wurde gesungen, worauf der Text folgte: Ich bin der Trost und das Leben.

Im Verlauf seiner Predigt gab der Geistliche solche Bilder von der Sanftmut, dem ehrenhaften Lebenswandel und den vielversprechenden Talenten der verlorenen Durchgänger, daß jedermann, sich einbildend, diese Porträts zu erkennen, Schmerz empfand bei dem Gedanken, daß er gegen all das bisher blind gewesen sei und an den armen Jungen beständig nichts als Fehler und Flecken gesehen hatte. Der Geistliche erzählte manch rührendes Ereignis aus dem Leben der Verschwundenen, das ihre sanften, edelmütigen Naturen zeigte, und das Volk konnte jetzt leicht sehen, wie edel und schön diese Vorkommnisse waren und sich mit Kummer daran erinnern, daß sie ihnen damals, als sie sich zutrugen, als arge Spitzbubenstreiche erschienen waren, die den Ochsenziemer verdienten. Die Gemeinde wurde mehr und mehr gerührt, je weiter die ergreifende Predigt fortschritt, bis schließlich alles geknickt war und seine tränenreichen Klagen zu einem Chorus selbstanklagenden Schluchzens vereinigte; sogar der Geistliche überließ sich seinen Gefühlen und weinte auf offener Kanzel.

Auf dem Chor entstand ein Rascheln, auf das aber niemand achtete; einen Augenblick später knarrte die Tür der Kirche. Der Geistliche hob die strömenden Augen vom Taschentuch und stand wie angedonnert. Eins um das andere Augenpaar folgte dem seinigen, und dann, wie von einem Impuls getrieben, erhob sich die Gemeinde und sah, wie die drei toten Jungen ganz gemütlich den Gang heraufgeschlendert kamen, Tom voran, dann Joe, zuletzt Huck, eine Ruine wandelnder Lumpen, mit schafsmäßig-verdutztem Gesicht. Sie waren in dem unbenutzten Chor versteckt gewesen und hatten ihrer eigenen Leichenrede zugehört.

Tante Polly, Mary und die Harpers warfen sich auf die Wiederauferstandenen, sie mit Küssen überschüttend und Danksagungen ausstoßend, während der arme Huck verwirrt und unbehaglich dabei stand, ohne im geringsten zu wissen, was er mit sich anfangen und wohin er sich vor all den Augen, von denen ihn keines bewillkommnete, wenden sollte.

Er stand einen Augenblick zögernd und machte einen schüchternen Versuch, sich wegzustehlen, aber Tom ergriff ihn und sagte:

„Tante Polly, ‘s ist nicht recht. ‘s muß sich jemand freuen, Huck wiederzusehen!“

„Und ‘s soll auch! Ich freue mich, ihn zu sehen, armes, verlassenes Kind!“

Und Tante Polly wandte ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit jetzt ihm zu — was ihn nur noch unbehaglicher machte als vorher.

Plötzlich schrie der Geistliche aus vollem Halse: „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren! — Singt — und legt euer Herz rein!“

Und sie taten‘s. Daß alte Lob- und Danklied drang mit triumphierender Inbrunst empor, und während es alles erzittern machte, schaute Tom Sawyer, der Seeräuber, um sich auf die neidische Jugend ringsum und bekannte in seinem Herzen, daß dies der stolzeste Moment in seinem Leben sei!

Als die Gemeinde hinausströmte, meinten alle, sie möchten sich wohl nochmal lächerlich machen um dies Danklied nochmal so singen zu hören.

Tom erhielt an diesem Tage mehr Püffe und Küsse — je nach Tante Pollys Stimmung, als vorher in einem Jahre; und er wußte jetzt ganz genau, was am meisten Dank gegen Gott und Liebe zu ihm ausdrückte.


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Sechzehntes Kapitel. Sixteenth Chapter. Nach dem Mittagessen machte sich die ganze Bande auf nach der Sandbank, um dort Schildkröteneier zu suchen. After lunch the whole gang went to the sandbank to look for turtle eggs. Sie stießen Löcher in den Sand, und wenn sie eine hohle Stelle fanden, warfen sie sich auf die Knie und gruben mit den Händen. They poked holes in the sand, and when they found a hollow spot, they threw themselves on their knees and dug with their hands. Manchmal erwischten sie fünfzig bis sechzig Eier auf einem Haufen. Sometimes they caught fifty to sixty eggs in one pile. Es waren vollkommen runde, weiche Dinger, ein bißchen kleiner wie ‘ne englische Walnuß. They were perfectly round, soft things, a bit smaller than an English walnut. So hatten sie ein köstliches Eigericht für den Abend, und ebenso am Freitag morgen. So they had a delicious egg dish for the evening, and likewise on Friday morning. Nach dem Frühstück liefen sie mit Hurra und Purzelbäumen zum Strand, jagten sich einander herum, warfen die Kleider ab und waren ganz nackt; und dann setzten sie ihr lustiges Treiben im seichten Wasser fort, gegen die Strömung anlaufend, welche ihnen um die Beine spülte und den Spaß noch mehr erhöhte. After breakfast they ran to the beach with hoorays and somersaults, chased each other about, threw off their clothes and were quite naked; and then they continued their merrymaking in the shallows, running against the current, which washed around their legs and added to the fun. Zuweilen standen sie zusammen und spritzten sich mit der flachen Hand gegenseitig Wasser ins Gesicht, indem sie sich, einander den Rücken zukehrend, heranschlichen, um den Spritzern zu entgehen, und sich dann plötzlich packten und so lange kämpften, bis der Stärkste seinen Gegner geduckt hatte — und dann verwandelten sie sich alle drei in ein Gewirr von weißen Armen und Beinen, und tauchten zugleich wieder auf, schnaufend, lachend, spuckend und atemlos. Sometimes they would stand together and squirt water in each other's faces with the palm of their hands, sneaking up with their backs to each other to avoid the splashes, and then suddenly grabbing each other and fighting until the strongest had ducked his opponent — and then all three of them turned into a tangle of white arms and legs, and reappeared at once, panting, laughing, spitting, and out of breath.

Nachdem sie sich so ordentlich ausgetobt hatten, stiegen sie heraus, warfen sich in den trockenen, heißen Sand, lagen da und bedeckten sich ordentlich damit, und dann liefen sie wieder zum Wasser, und das Spiel begann von neuem. After a good romp they got out, threw themselves on the dry, hot sand, lay there and covered themselves well with it, and then ran back to the water and the game started again. Schließlich fiel ihnen ein, daß ihr nackter Zustand mit fleischfarbigen Trikots große Ähnlichkeit habe. Finally it occurred to them that their naked state bore a great resemblance to flesh-colored jerseys. So zogen sie einen Kreis in den Sand und hatten einen Zirkus — mit drei Clowns darin, denn niemand wollte diesen stolzesten Posten einem anderen überlassen. So they drew a circle in the sand and had a circus—with three clowns in it, because no one wanted to leave that proudest post to anyone else. Darauf suchten sie ihre Murmeln hervor und spielten, bis auch dies Vergnügen langweilig wurde. Then they looked for their marbles and played until this pleasure also became boring.

Huck und Joe schwammen hierauf abermals; Tom wollte nicht mitmachen, denn er fand, daß er beim Anziehen seine Klapperschlangenschnur von den Knöcheln verloren hatte, und er wunderte sich, wie er ohne den Schutz dieses geheimnisvollen Schutzmittels so lange vor einem Krampf bewahrt worden sei. Huck and Joe then swam again; Tom would not participate, for he found he had lost his rattlesnake cord from his ankles while putting it on, and he wondered how without the protection of this mysterious repellent he had been kept from a convulsion for so long. Er wagte sich nicht wieder ins Wasser, bis er sie wiedergefunden hatte, und inzwischen waren die anderen müde und im Begriff, sich auszuruhen. He did not venture back into the water until he found them again, and by now the others were tired and about to rest. Herumschlendernd, trennten sie sich allmählich, verfielen in Trübsinn und fingen an, über die breite Wasserfläche hinüberzuschauen, wo das Dorf schläfrig in der Sonne lag. Strolling about, they gradually parted, became gloomy, and began to gaze across the broad expanse of water where the village lay sleepily in the sun. Tom ertappte sich dabei, wie er mit der Zehe „Becky“ in den Sand schrieb; er wischte es aus, ärgerlich über seine Schwäche. Tom caught himself writing "Becky" in the sand with his toe; he wiped it out, annoyed at his weakness. Aber er schrieb es nochmals — trotzdem; er konnte nichts dafür. But he wrote it again - still; he couldn't help it. Er wischte es nochmals aus und zog sich aus aller Versuchung, indem er die anderen Jungen zusammentrieb und sie gegeneinander schubste. He wiped it again and pulled himself out of all temptation by pushing the other boys together and shoving them against each other.

Aber Joes Geist war allmählich gänzlich niedergedrückt. But Joe's spirit was gradually depressed. Er hatte solches Heimweh, daß er sein Elend kaum noch tragen konnte. He was so homesick that he could hardly bear his misery. Die Tränen waren bei ihm dem Überlaufen nahe. The tears were close to overflowing with him. Sogar Huck war melancholisch. Even Huck was melancholy. Toms Herz war schwer, doch er gab sich Mühe, es nicht zu zeigen. Tom's heart was heavy, but he tried hard not to show it. Er hatte ein Geheimnis, das er noch nicht preisgeben wollte, wenn aber diese Depression nicht bald gehoben werden konnte, mußte er es verraten. He had a secret he did not want to reveal yet, but if that depression could not be lifted soon, he would have to betray it. Er sagte mit möglichst sichtbarer Heiterkeit: „Ich glaube, ‘s sind schon vor uns Piraten auf der Insel gewesen. He said with the most visible cheerfulness possible: "I think 's been pirates on the island before us. Wollen wir doch mal nachsehen! Let's take a look! Vielleicht haben sie hier Schätze vergraben. Maybe they have buried treasures here. Würd‘s euch nicht gefallen, irgendwo auf ‘ne alte verrostete Kiste voll Gold oder Silber zu stoßen, he?“ Wouldn't you like to stumble upon an old rusted chest full of gold or silver somewhere, eh?"

Es erhob sich aber nur ein schwacher Begeisterungssturm, der bald verflogen war. But there was only a weak storm of enthusiasm, which soon passed. Tom versuchte noch eine oder zwei Kriegslisten; aber auch diese schlugen fehl. Tom tried one or two lists of wars; but these also failed. Es war recht entmutigend. It was quite discouraging. Joe saß da, mit einem Stock im Sande stochernd und schaute sehr trübselig drein. Joe was sitting there poking around in the sand with a stick and looking very sad.

Schließlich sagte er: „Ach, Jungens, laßt‘s uns aufgeben. Finally he said, "Oh, boys, let's give it up. Ich möcht‘ heim. I want to go home. ‘s ist so einsam hier.“ 'tis so lonely here."

„Ach was, Joe, das wird schon nach und nach besser werden,“ entgegnete Tom. "Oh, come on, Joe, it'll get better by and by," Tom countered. „Allein schon die famose Gelegenheit zum Fischen.“ "The excellent fishing opportunity alone."

„Mag nichts wissen vom Fischen. “May not know anything about fishing. Ich will heim!“ I want to go home!"

„Aber, Joe, nirgends kann man so gut schwimmen wie hier.“

„Schwimmen ist nichts. "Swimming is nothing. Ich hab‘ gar keine Lust zum Schwimmen, wenn nicht wer da ist, der mir sagt, ich soll‘s nicht tun. I don't feel like swimming at all unless someone is there to tell me not to. Ich will nach Haus!“ I want to go home!"

„Ach, Feigling! Wickelkind! Du möchtst bloß zu deiner Alten — schätz‘ ich.“ You just want to go to your old lady — I guess.”

„Ja — ich will zu meiner Mutter! "Yes - I want to go to my mother! Und du wolltst auch, wenn du eine hättst. And you would too if you had one. Ich bin nicht mehr Wickelkind als du!“ Und Joe schluchzte ein wenig. I'm no more a wrapper than you are!" And Joe sobbed a little.

„Na, ‘s ist gut, wollen wir das heulende Muttersöhnchen nach Haus lassen, nicht, Huck? "Well, 'tis all right, shall we let the blubbering mama's boy go home, eh, Huck? Armes Ding — wenn‘s halt Sehnsucht hat, seine Mutter wiederzusehen? Poor thing - when it longs to see its mother again? Soll‘s halt. Let it be. Du bleibst hier, nicht, Huck? You're staying here, ain't you, Huck? Wir wollen bleiben?“ We want to stay?"

„J — a,“ sagte Huck, ohne viel Überzeugung. "Y - a," Huck said, without much conviction.

„So lang‘ ich lebe, sprech ich nicht mehr mit dir,“ sagte Joe aufsehend. "I won't speak to you again as long as I live," said Joe, looking up. „Das hast du davon.“ Trübselig stand er auf und begann sich anzukleiden. "That's what you get." Mopey, he got up and began to dress.

„Mach mir auch was draus,“ warf Tom hin. "Make me some, too," Tom threw down. „‘s braucht dich niemand. "'s no one needs you. Mach, dass du heimkommst und laß dich auslachen. Make sure you get home and get laughed at. Bist ‘n schöner Pirat! You're a beautiful pirate! Huck und ich, wir sind keine Schreibabies. Huck and I are not typists. Wir wollen bleiben, nicht, Huck? We want to stay, don't we, Huck? Laß ihn gehen, wenn er durchaus will. Let him go if he wants to by all means. Denke doch, zur Not werden wir fertig ohne ihn.“ Just think, if need be, we can manage without him."

Aber trotzdem war Tom nicht recht wohl zumute, es beunruhigte ihn doch, zu sehen, wie Joe trotzig fortfuhr, sich anzuziehen. But even so, Tom wasn't feeling too well, it disturbed him to see Joe defiantly continuing to get dressed. Und dann war‘s unangenehm, wie Huck mit den Augen den Vorbereitungen Joes folgte, so aufmerksam und mit so unheimlichem Schweigen. And then it was awkward the way Huck followed Joe's preparations with his eyes, so attentive and with such eerie silence. Plötzlich begann Joe, ohne ein Wort des Abschieds, auf das Illinoisufer zu waten. Suddenly, without a word of farewell, Joe began to wade onto the Illinois shore. Tom begann das Herz zu sinken. Tom's heart began to sink. Er schielte nach Huck. He squinted at Huck. Huck konnte den Blick nicht ertragen und senkte die Augen. Huck could not bear to look and lowered his eyes. Dann sagte er: „Du — Tom — ich will auch gehen. Then he said, "You - Tom - I want to go, too. ‘s war schon bis jetzt so einsam, jetzt wird‘s noch schlimmer werden. It's been so lonely until now, and now it's going to get worse. Gehen wir auch, Tom?“ Are we going too, Tom?"

„Ich geh‘ nicht! "I'm not going! Du kannst ja gehen, wenn du willst. You can go if you want. Ich bleib‘!“ I'm staying!"

„Tom — ich will lieber gehen.“ "Tom - I'd rather go."

„Na, ‘s ist gut, so geh‘ doch! "Well, 'tis well, so go on! Wer hindert dich denn?“ Who's stopping you?"

Huck fing an, seine zerstreuten Kleider aufzusammeln. Huck began to gather up his scattered clothes.

„Tom,“ sagte er, „wollt‘, du gingst mit. "Tom," he said, "wanted you to go. Denk mal drüber nach. Think about it. Wir wollen drüben am Ufer auf dich warten.“ We want to wait for you over on the shore."

„Da, da könnt ihr ‘ne hübsch‘ lange Zeit warten, sag‘ ich dir.“ "There, you can wait a pretty long time, I tell you."

Huck schlich kummervoll davon, und Tom schaute ihm nach, während ein heftiges Verlangen, seinem Stolz zum Trotz hinterher zu laufen, an seinem Herzen riß. Huck slunk away sorrowfully, and Tom watched him go, while a violent desire to run after him, despite his pride, tore at his heart. Er hoffte, sie würden stehen bleiben, aber sie wateten langsam weiter. He hoped they would stop, but they slowly waded on.

Plötzlich überkam Tom das Bewußtsein, wie einsam und still es dann sein würde. Suddenly Tom was overcome with the awareness of how lonely and quiet it would be then. Er kämpfte einen letzten Kampf mit seinem Stolz und dann rannte er seinen Kameraden nach, brüllend: „Wartet, wartet doch! He fought one last battle with his pride and then ran after his comrades, yelling, "Wait, wait! Will euch was sagen!“ Wanna tell you something!"

Sie blieben sofort stehen und drehten sich um. They immediately stopped and turned around. Als er bei ihnen angelangt war, begann er, sein Geheimnis auszukramen, und sie hörten mürrisch zu, bis sie zuletzt begriffen, was die Pointe bei der Sache sei, und in ein wahres Kriegsgeheul von Beifall ausbrachen und sagten, ‘s wäre großartig, und wenn er ihnen das früher gesagt hätte, würden sie nicht fortgegangen sein. When he got to them he began to dig up his secret, and they listened sullenly until at last they got the point of it and burst into a real war howl of applause and said it was great, and if he had told them that earlier, they would not have gone away. Tom brachte eine plausible Entschuldigung vor; in Wahrheit aber hatte er gefürchtet, daß nicht einmal sein Geheimnis sie veranlassen würde, noch länger bei ihm zu bleiben, und darum hatte er es als letztes Auskunftsmittel zurückgehalten. Tom offered a plausible excuse; but in truth he had feared that not even his secret would induce her to stay with him any longer, and so he had withheld it as a last resort.

Die Ausreißer kehrten vergnügt zurück und nahmen mit Feuereifer ihre Spiele wieder auf, fortwährend mit staunender Bewunderung über Toms fabelhaften Plan und seine Genialität sich unterhaltend. The runaways returned happily, and resumed their games with ardor, continually chattering in astonished admiration at Tom's fabulous scheme and genius.

Nach einem opulenten Eier- und Fischschmaus erklärte Tom, er wolle rauchen lernen. After a sumptuous feast of eggs and fish, Tom declared he wanted to learn to smoke. Joe gefiel die Idee, und er sagte, er wolle es auch lernen. Joe liked the idea, and said he wanted to learn it, too. So machte Huck Pfeifen und füllte sie. So Huck made pipes and filled them. Die beiden Neulinge hatten bisher noch nie etwas anderes geraucht als Schokoladezigarren, und die haben niemals als männlich gegolten. The two newcomers had never smoked anything other than chocolate cigars before, and those have never been considered manly.

Nun streckten sie sich aus, stützten sich auf die Ellbogen und begannen zögernd zu paffen und mit wenig Vertrauen. Now they stretched out, propped themselves on their elbows, and began to puff hesitantly and with little confidence. Der Rauch hatte einen unangenehmen Geschmack, und sie räusperten sich ein wenig, aber Tom sagte: The smoke had an unpleasant taste and they cleared their throats a little, but Tom said:

„Pah! ‘s ist ja so leicht! It's so easy! Hätt‘ ich gewußt, daß das alles sei, hätt ich‘s schon längst gelernt!“ If I had known that that was all, I would have learned it long ago!"

„Ich auch,“ meinte Joe. "Me too," Joe agreed. „‘s ist ja gar nichts.“

„Gott, wie oft hab‘ ich ‘nen Mann rauchen gesehen, und gedacht: wollt‘, ich könnt‘s auch. "God, how many times have I seen a man smoking and thought: I wish I could do it too. Aber ich hab‘ nie gedacht, ich könnt‘s. But I never thought I could. So geht‘s mir immer, nicht, Huck? I always feel that way, don't I, Huck? Du hast‘s mich oft sagen hören, nicht, Huck? You've heard me say it many times, haven't you, Huck? Huck weiß, daß ich‘s gesagt hab‘.“ Huck knows I said it."

„Ja, oft genug,“ sagte Huck. "Yes, often enough," Huck said.

„Na, ich hab‘s auch,“ fing Tom nochmals an. "Well, I got it too," Tom started again. „Hundertmal. "A hundred times. Mal da unten beim Schlachthaus. Mal down there by the slaughterhouse. Erinnerst du dich nicht, Huck? Don't you remember, Huck? Bob Tanner war da und Johnny Miller und Jeff Thatcher, damals, als ich‘s sagte. Bob Tanner was there and Johnny Miller and Jeff Thatcher, back when I said it. Erinnerst du dich nicht, Huck, daß ich‘s gesagt hab‘?“ Don't you remember, Huck, that I said it?"

„Ja, ‘s ist an dem,“ entgegnete Huck. "Yeah, 'tis on that one," Huck replied. „‘s war den Tag, als ich ‘ne weiße Murmel verloren hatte — nee, ‘s war den Tag vorher.“ "'Twas the day I lost a white marble - nah, 'twas the day before."

„Da sagt‘ ich‘s dir,“ bestätigte Tom. "There, I told you," Tom confirmed. „Huck erinnert‘s.“ "Huck reminds."

„Glaub‘, ich könnt‘ die Pfeife rauchen — alle Tage,“ sagte Joe. "Think I could smoke the pipe - all days," Joe said. „Fühl‘ mich gar nicht schlecht.“ "Don't feel bad at all."

„Na, ich auch nicht. "Well, neither do I. Ich könnt‘ alle Tage rauchen, aber ich wette, Jeff Thatcher könnt‘s nicht.“ I could smoke all day, but I bet Jeff Thatcher couldn't."

„Jeff Thatcher! "Jeff Thatcher! Lieber Gott — keine zwei Züge könnt‘ der vertragen! Dear God - he couldn't stand two moves! Laß ‘s ihn nur einmal versuchen — er soll schon sehen.“ Let him try it just once - he shall see."

„Ich wollt‘, er tät‘s, und Johnny Miller — wollt‘, ich könnt‘ Johnny Miller ‘s versuchen sehen.“ "I wish he would, and Johnny Miller - wish I could see Johnny Miller try."

„Meinst du, ich nicht? "You think I don't? Na, der Johnny Miller würd‘s grad so wenig können wie sonst was! Well, Johnny Miller wouldn't be able to do it any other way! Bloß ‘n bissel Rauch würd‘ den schon umschmeißen!“ Just a bit of smoke would knock him over!”

„Natürlich würd‘s das, Joe! "Of course it would, Joe! Du, ich wollt‘, die Jungens könnten uns jetzt mal sehen.“ You, I wish the boys could see us now."

„Na, das mein‘ ich auch!“ "Well, that's what I mean!"

„Wißt ihr was! "You know what! Sagt nichts davon, und wenn sie dann mal dabei sind, geh‘ ich auf dich zu und sag‘: ‚Joe, hast du ‘ne Pfeife? Don't say anything about it, and then once they're in, I'll walk up to you and say, 'Joe, you got a pipe? Möcht‘ mal rauchen!‘ Und du sagst, so ganz beiläufig, als wenn‘s nichts wär‘, du sagst: ‚Ja, ich hab‘ meine alte Pfeife, und dann noch eine, aber mein Tabak ist nicht sehr gut.‘ Und ich sag‘: ‚O, ‘s ist schon recht, wenn er uns stark genug ist.‘ Und dann du raus mit den Pfeifen und wir ordentlich drauf los, und dann die Augen, die die machen werden!“ I'd like to smoke!' And you say, so casually, as if it were nothing, you say: 'Yes, I have my old pipe, and then another one, but my tobacco is not very good'. And I say, 'Oh, it's all right, if it's strong enough for us.' And then you out with the pipes and we neat on it, and then the eyes they'll make!"

„Verdammt, das ist famos, Tom! Wollt, ‘s wär‘ jetzt!“ Would that 'twere now!"

So plauderten sie noch ‘ne Weile; aber plötzlich begann das Gespräch zu stocken, und dann hörte es ganz auf. So they chatted for a while; but suddenly the conversation began to falter, and then it stopped altogether. Das Stillschweigen wurde drückend; das Ausspucken nahm wunderbar zu. The silence became oppressive; the spitting out increased wonderfully. Jede Pore im Innern des Mundes schien bei den beiden sich in einen spuckenden Springbrunnen zu verwandeln. Every pore inside the two's mouths seemed to turn into a spitting fountain. Kaum konnten sie die Behälter unter der Zunge oft genug entleeren, um eine Überschwemmung zu vermeiden; trotz aller Anstrengungen aber gelangten kleine Ergüsse den Hals hinunter — und jedesmal folgte plötzliches Aufschlucken darauf. They could hardly empty the containers under the tongue often enough to avoid flooding; but in spite of all efforts small effusions came down the throat - and each time this was followed by sudden gulping. Beide sahen blaß und elend aus. Both looked pale and miserable. Joes Pfeife fiel aus seinen kraftlosen Händen. Joe's pipe fell from his limp hands. Toms folgte. Toms followed. Beider Springbrunnen waren in voller Tätigkeit, und beider Pumpen arbeiteten fieberhaft. Both fountains were in full operation, and both pumps were working feverishly.

Joe sagte mit schwacher Stimme: „Hab‘ mein Messer verloren. Joe said in a weak voice, "Lost my knife. Denke, ‘s wird gut sein, hinzugehen und zu suchen.“ Think 'twill be well to go and seek."

Tom, mit zitternden Lippen und ebenso schwacher Stimme sagte: „Ich helf dir. Tom, with trembling lips and equally weak voice said, "I'll help you. Du gehst nach der Seite, und ich will nach der andern gehen — zur Quelle. You go to that side, and I will go to the other - to the source. — Nein — du brauchst — nicht zu — kommen — — Huck, — wir — wir finden‘s — schon —“ - No - you don't - need - to - come - - Huck, - we - we'll - find - it - already -"

So setzte sich Huck nieder und wartete ‘ne Stunde. So Huck sat down and waited for an hour. Dann fand er, es sei sehr einsam und ging, seine Kameraden zu suchen. Then he found it was very lonely and went to look for his comrades. Sie waren weit weg im Walde, beide sehr blaß, beide schliefen fest. They were far away in the forest, both very pale, both fast asleep. Aber etwas belehrte ihn, daß, hatten sie irgend welche Beschwerden gehabt, sie sich davon befreit hatten. But something taught him that if they had had any discomfort, they had gotten rid of it.

Beim Nachtessen waren sie eben nicht redselig; sie hatten einen hohlen Blick. At dinner they were just not talkative; they had a hollow look. Und als Huck nach der Mahlzeit seine Pfeife wieder stopfte und ihnen die ihrigen geben wollte, sagten sie: nein, sie fühlten sich nicht recht wohl — irgend etwas beim Mittagessen sei ihnen nicht gut bekommen. And when, after the meal, Huck filled his pipe again, and was about to give them theirs, they said: no, they were not very well—something at lunchtime had not done them well.

Siebzehntes Kapitel. Chapter Seventeen. Ungefähr um Mitternacht erwachte Joe und rief die Jungen an. About midnight, Joe awoke and called the boys. Drückende Schwüle lag in der Luft, das hatte etwas zu bedeuten. There was an oppressive sultriness in the air, which meant something. Die Jungen drückten sich aneinander und suchten die freundliche Gesellschaft des Feuers, obwohl die matte, tote Hitze der reglosen Atmosphäre erstickend war. The boys huddled together, seeking the friendly company of the fire, though the flat, dead heat of the still atmosphere was suffocating. Sie saßen still, horchend und wartend. They sat still, listening and waiting. Jenseits des Lichtschimmers ging alles in der Schwärze der Finsternis auf. Beyond the glimmer of light, all was lost in the blackness of darkness. Plötzlich fuhr ein zitternder Blitzstrahl herunter, der auf einen Augenblick die Umgebung erleuchtete und dann wieder schwand. Suddenly, a trembling beam of lightning descended, illuminating the surroundings for an instant and then fading away. Nach kurzer Zeit kam wieder einer, etwas schwächer. After a short time, another one came, a little weaker. Dann noch einer. Then another. Darauf ging ein leises Zittern durch die Bäume des Waldes, und die Knaben empfanden eine kurze Kühlung im Gesicht und zitterten bei dem Gedanken, daß der Geist der Nacht an ihnen vorübergegangen sei. Then a soft tremor went through the trees of the forest, and the boys felt a brief chill in their faces and shivered at the thought that the spirit of the night had passed them by. Dann eine Pause. Then a pause. Und dann verwandelte ein zauberhafter Blitzstrahl die Nacht in den Tag und zeigte jeden einzelnen Grashalm, der um ihre Füße herum wuchs. And then a magical bolt of lightning turned night into day, revealing every single blade of grass that grew around their feet. Und außerdem zeigte er drei weiße entsetzte Gesichter. And he also showed three white horrified faces. Ein schwerer Donnerschlag kam rollend und polternd vom Himmel herunter und verlor sich in der Ferne in dumpfem Grollen. A heavy clap of thunder rolled and rumbled down from the sky and was lost in the distance in a dull rumble. Ein kühler Lufthauch machte sich fühlbar, in den Blättern raschelnd und die aufgehäufte Asche über den Feuerherd wirbelnd. A cool breeze made itself felt, rustling the leaves and swirling the piled ashes over the hearth. Ein neuer blendender Schein erhellte den Wald, und ein Krach folgte, der die Baumwipfel über den Häuptern der Kinder zu zerreißen schien. A new blinding light illuminated the forest, and a crash followed that seemed to tear the treetops above the children's heads. Sie fuhren erschreckt zusammen bei der vollkommenen Finsternis, die darauf folgte. They jumped in terror at the total darkness that followed. Ein paar schwere Regentropfen fielen klatschend auf die Blätter. A few heavy raindrops slapped the leaves.

„Schnell, Jungens, zum Zelt,“ schrie Tom. "Quick, boys, to the tent," Tom shouted.

Sie rannten davon, über Wurzeln stolpernd und sich in Schlinggewächse verwickelnd — nicht zwei von ihnen in gleicher Richtung. They ran away, tripping over roots and tangling themselves in vines—not two of them in the same direction. Ein furchtbarer Windstoß fuhr durch die Wipfel, jeden Laut verschlingend. A terrible gust of wind swept through the treetops, devouring every sound. Ein blendender Blitz folgte dem anderen, ein krachender Donnerschlag dem anderen. One blinding flash followed the other, a cracking thunderbolt after the other. Und jetzt prasselte durchnässender Regen nieder, und der tobende Orkan fegte ihn in Bündeln über die Erde hin. And now drenching rain was pelting down, and the raging hurricane swept it in bundles across the earth.

Die Jungen schrien einander zu, aber der heulende Wind und die dröhnenden Donnerschläge verschlangen ihre Stimmen völlig. The boys yelled at each other, but the howling wind and pounding thunder choked their voices completely. Indessen drangen sie doch nacheinander durch und suchten Schutz unter dem Zelt, kalt, zitternd und triefend von Wasser. In the meantime, one after the other, they managed to get through and took shelter under the tent, cold, shivering and dripping with water. Gesellschaft im Unglück zu haben, schien ihnen alles erträglicher zu machen. Having company in misfortune seemed to make everything more bearable for them.

Sie konnten nicht sprechen, das alte Segel schlug zu wahnsinnig, selbst wenn die anderen Stimmen es ihnen erlaubt hätten. They could not speak, the old sail beat too madly, even if the other voices would have allowed them. Der Sturm stieg höher und höher, und plötzlich flog das Segel, aus seinen Klammern losgerissen, auf den Flügeln des Windes davon. The storm rose higher and higher, and suddenly the sail, torn loose from its cleats, flew away on the wings of the wind. Die Knaben faßten sich an den Händen und flohen, stolpernd und sich wund stoßend, in den Schutz einer großen Eiche, die am Flußufer stand. The boys clasped hands and fled, stumbling and hurting themselves, into the shelter of a large oak tree that stood on the river bank. Jetzt war der Kampf auf seinem Höhepunkt angelangt. Now the fight had reached its climax. Bei dem unaufhörlichen Leuchten, das den Himmel in Flammen setzte, trat alles rund umher in grelles, schattenloses Licht; die sich beugenden Bäume, der wogende, von Schaum weißgefärbte Strom, das treibende Flußwasser. In the incessant glow that set the sky ablaze, everything around was filled with glaring, shadowless light; the bending trees, the surging stream stained white with foam, the rushing river water. Die steilen Felsenufer auf der anderen Seite schauten zuweilen durch die Regenwolken. The steep rocky shores on the other side peeped through the rain clouds at times. Alle Augenblicke erlag ein Baumriese der Gewalt und brach krachend durch das Unterholz. Every moment a giant tree succumbed to violence and crashed through the undergrowth. Und die furchtbaren Donnerschläge folgten sich in ohrenzerreißendem, explosionsähnlichem Schmettern, scharf und krachend und unbeschreiblich ängstigend. And the dreadful clap of thunder followed one another in ear-splitting, blast-like smashes, sharp and crashing and indescribably terrifying. Der Sturm erhöhte sich zu beispielloser Wut, die die ganze Insel in Stücke reißen, sie zu verbrennen, bis zu den Baumwipfeln versenken und jedes Lebewesen auf ihr vernichten zu wollen schien, alles gleichzeitig und in einem Augenblick. The storm escalated to an unprecedented fury that seemed intent on tearing the entire island apart, burning it, sinking it to the treetops and annihilating every living thing on it, all at once and in an instant. Es war eine schreckliche Nacht für heimatlose junge Herzen. It was a terrible night for homeless young hearts.

Aber endlich hatte der Kampf ausgetobt, die Naturkräfte ruhten, schwächer und schwächer tönend und brummend — Friede herrschte. But at last the battle had raged, the forces of nature rested, fainter and fainter sounding and humming—peace reigned. Die Jungen schlichen zum Lager zurück — nicht wenig eingeschüchtert. The boys crept back to camp - not a little intimidated. Und doch fanden sie dort, daß sie alle Ursache hatten, dankbar zu sein, denn die große Sykomore, die Beschützerin ihres Lagers, war jetzt eine Ruine, vom Blitz zerschmettert — und sie waren während der Katastrophe nicht darunter gewesen. And yet there they found that they had every cause to be thankful, for the great Sycamore, the protector of their camp, was now a ruin, shattered by lightning-and they had not been among them during the catastrophe.

Alles im Lager war durchnäßt, das Feuer erloschen; denn sie waren leichtsinnige Herumtreiber, wie alle ihresgleichen, und hatten keine Vorsichtsmaßregeln gegen den Regen getroffen. Everything in the camp was soaked, the fire was out; for they were reckless stragglers, like all their kind, and had taken no precautions against the rain. Das war sehr ärgerlich, denn sie waren durchweicht und verfroren. This was very annoying because they were sodden and cold. Sie fingen an, über ihr Mißgeschick zu jammern; aber plötzlich entdeckten sie, daß das Feuer sich an dem Baum, unter dem es gebrannt hatte, so weit hinauf fortgepflanzt hatte, daß eine Handbreit oder so erhalten geblieben war und noch schwach glimmte. They began to lament their misfortune; but suddenly they discovered that the fire had propagated so far up the tree under which it had been burning that a hand's breadth or so remained and still smoldered faintly. Sie belebten es geduldig mit Zweigen und Rinde des umgestürzten Baumes, bis sie es wieder ordentlich entfacht hatten. They patiently revived it with twigs and bark from the fallen tree until they had it properly reignited. Sie trockneten ihren gekochten Schinken und hielten eine Mahlzeit ab, und dann saßen sie am Feuer und verbreiteten sich über ihre nächtlichen Abenteuer und schmückten sie aus bis zum Morgen, denn es gab kein trockenes Plätzchen in der ganzen Umgebung, wo sie hätten ruhen können. They dried their boiled ham and held a meal, and then they sat by the fire and dwelt on their nightly adventures and embellished them till morning, for there was not a dry spot in all the neighborhood where they could have rested.

Als die Sonne auf die Knaben zu scheinen begann, überwältigte sie die Müdigkeit, und sie gingen zur Sandbank und legten sich zum Schlaf nieder. When the sun began to shine on the boys, fatigue overcame them, and they went to the sandbank and lay down to sleep. Allmählich wurden sie von der Sonne geröstet und machten sich daher in trüber Stimmung ans Frühstück. Gradually they were getting toasted by the sun and so they went to breakfast in a gloomy mood. Sie fühlten sich übellaunig und steif in allen Gliedern und hatten Heimweh, mehr als je. They felt ill-tempered and stiff in all limbs and homesick, more than ever. Tom erkannte die Anzeichen davon und versuchte, die Piraten, so gut er es vermochte, aufzuheitern. Tom recognized the signs of this and tried to cheer up the pirates as best he could. Aber sie kümmerten sich den Teufel um Murmeln, Zirkus, Schwimmen oder sonst was. But they didn't give a damn about marbles, circus, swimming or anything else. Er erinnerte sie an das großartige Geheimnis und erzielte einen Schimmer von Frohsinn. He reminded them of the great secret and achieved a glimmer of glee. So lange der anhielt, suchte er sie für ein neues Spiel zu interessieren. As long as that lasted, he sought to interest her in a new game. Es war, für eine Weile das Piratenspielen aufzugeben und zur Abwechselung mal Indianer zu sein. It was to give up playing pirate for a while and be an Indian for a change. Sie waren von der Idee begeistert; und so dauerte es nicht lange, da waren sie tätowiert, tätowiert von Kopf bis zu Fuß mit schwarzem Schmutz, gleich den Zebras, alle natürlich Häuptlinge, und dann rannten sie heulend durch die Wälder, um englische Niederlassungen anzugreifen. They loved the idea; and so before long they were tattooed, tattooed from head to toe with black dirt, like the zebras, all chiefs of course, and then they were running howling through the woods to attack English settlements.

Dann trennten sie sich in drei feindliche Stämme und stürzten aus Hinterhalten mit schrecklichem Kriegsgeschrei aufeinander los und töteten einander tausendweise. Then they separated into three hostile tribes and rushed at each other from ambushes with terrible war cries, killing one another by the thousands. Es war ein blutiger Tag. It was a bloody day. Darum war es ein befriedigender. So it was a satisfying one.

Zur Mittagszeit versammelten sie sich wieder im Lager, hungrig und glücklich. At lunchtime, they gathered back at the camp, hungry and happy. Aber jetzt zeigte sich ein Hindernis — feindliche Indianer konnten das Friedensbrot nicht miteinander brechen, ohne erst Frieden zu machen, und das war einfach unmöglich, ohne eine Friedenspfeife zu rauchen. But now an obstacle presented itself—enemy Indians could not break the peace bread together without first making peace, and that was simply impossible without smoking a peace pipe. Es gab keinen anderen Weg, von dem sie je gehört hätten. There was no other way they had ever heard of. Zwei von den Wilden wünschten jetzt, immer Piraten geblieben zu sein. Two of the savages now wished they had always remained pirates. Indessen — es war nichts zu machen, so forderten sie denn mit so viel Unbefangenheit, als sie auftreiben konnten, die Pfeifen, und taten, wie es sich gehört, einen Zug daraus. However, nothing could be done, so with as much impartiality as they could muster, they demanded the pipes and, as was proper, made a puff out of them.

Und wie glücklich waren sie dann, daß sie Wilde geworden waren; denn sie hatten dadurch etwas gewonnen. And how happy they were then that they had become savages; for they had gained something by it. Sie merkten, daß sie jetzt ein bißchen rauchen konnten, ohne fortgehen und ein verlorenes Messer suchen zu müssen. They realized that now they could smoke a little without having to go away and look for a lost knife. Es wurde ihnen nicht mehr so schlecht, daß es ihnen Unannehmlichkeiten bereitet hätte. It no longer became so bad as to inconvenience them. Sie hatten aber keine Lust, diese stolze Errungenschaft aus Mangel an Übung wieder zu verlieren: o nein, sie übten sie nach dem Essen mit recht schönem Erfolg, und so verbrachten sie einen herrlichen Abend. But they had no desire to lose this proud achievement again for want of practice: o no, they practiced it after dinner with quite beautiful success, and so they spent a delightful evening.

Sie waren mit ihrer neuen Kunst stolzer und glücklicher, als wenn sie sechs Indianerstämme skalpiert und hingeschlachtet hätten. They were prouder and happier with their new art than if they had scalped and slaughtered six tribes of Indians. Lassen wir sie schmauchen, plaudern und prahlen — denn wir haben im Augenblick nichts mehr mit ihnen zu schaffen. Let's let them puff, chat and brag—because we have nothing more to do with them at the moment.

Achtzehntes Kapitel. Chapter Eighteen. Im Dorfe herrschte indessen an jenem friedlichen Samstag nachmittag durchaus nicht besondere Heiterkeit. In the village, however, there was no particular cheerfulness on that peaceful Saturday afternoon. Harpers und Tante Pollys Familie waren in Trauer und Kummer und vielen Tränen. Harper's and Aunt Polly's family were in grief and sorrow and many tears.

Ungewöhnliche Ruhe lag über dem Ort, obwohl es auch sonst still genug herzugehen pflegte. The place was unusually quiet, even though it was otherwise quiet enough. Mit zerstreuter Miene gingen die Einwohner ihren Geschäften nach und sprachen wenig; aber sie seufzten oft. The inhabitants went about their business with a distracted expression and spoke little; but they often sighed. Der freie Samstag erschien eine Last für die Kinder. Saturday off seemed a burden for the children. Sie hatten kein Herz für ihre Spiele und gaben sie schließlich ganz auf. They had no heart for their games and eventually abandoned them altogether.

Nachmittags begab sich Becky Thatcher in trüber Stimmung auf den verlassenen Schulhof und fühlte sich sehr einsam. In the afternoon, Becky Thatcher went to the deserted schoolyard in a gloomy mood, feeling very lonely. Aber sie fand dort nichts, was sie hätte aufheitern können. But she found nothing there that could have cheered her up.

„O, wenn ich doch seinen alten Messingknopf wiederfinden könnte,“ seufzte sie halblaut. "Oh, if only I could find his old brass button again," she sighed under her breath. „Jetzt hab‘ ich gar nichts zur Erinnerung an ihn!“ Und sie schluckte ein paar Tränen hinunter. "Now I have nothing to remember him by!" And she swallowed a few tears.

Plötzlich blieb sie stehen und flüsterte: „Grad‘ hier war‘s. Suddenly she stopped and whispered, "Grad' here it was. Ach Gott, wenn ich‘s nochmal tun sollte, ich würd‘s nicht sagen — ich würd‘s nicht sagen für die ganze Welt! Oh God, if I were to do it again, I wouldn't say it - I wouldn't say it for the whole world! Aber er ist jetzt fortgegangen — und ich werd‘ ihn nie — nie wiedersehen —“ But he's gone away now - and I'll never - never see him again -"

Dieser Gedanke ließ sie zusammenbrechen, sie schlich fort, während die Tränen ihr über die Backen niederflossen. This thought made her collapse and she crept away while the tears streamed down her cheeks.

Dann kam ein Haufe Buben und Mädel — Spielkameraden von Tom und Joe, — schauten über den Zaun und besprachen in halbem Ton, wie Tom dies und das tat in der letzten Zeit, wo sie ihn gesehen hatten, und wie Joe diesen und jenen nebensächlichen Ausspruch getan hatte (mit unheimlichem Voraussehen der Ereignisse, wie sie jetzt wußten!) Then came a bunch of boys and girls—playmates of Tom and Joe—looking over the fence and discussing in a half tone how Tom was doing this and that the last time they had seen him, and how Joe was saying such and such a trifling remark had done (with uncanny anticipation of events, they now knew!) — und jeder Sprecher bezeichnete ganz genau die Stelle, wo die vermißten Flüchtlinge damals gestanden hatten, und dann fügten sie hinzu: „und ich stand gerad so, gerad wie ich jetzt steh‘, und als wenn du er wärest, und ich hab‘ genau auf alles geachtet, und er lächelte — genau so — und dann überlief es mich ordentlich, ganz — schreck — lich, ihr wißt ja auch, und ich konnt‘ mir gar nicht denken, was es sein könne, aber jetzt weiß ich‘s.“ — and each speaker pointed out exactly where the missing fugitives had been standing at the time, and then they added: 'and I was standing just like that, just like I'm standing now, and as if you were him, and I've got it right paid attention to everything and he smiled - just like that - and then it really came over me, quite - awful - awful, you know, too, and I couldn't even imagine what it could be, but now I know."

Darauf erhob sich ein Streit, wer die toten Jungen zuletzt gesehen habe, viele erhoben diesen traurigen Anspruch und boten Beweise, mehr oder weniger durch Zeugen erhärtet, an; und als endgültig festgestellt war, wer sie in der Tat zuletzt gesehen und die letzten Worte mit ihnen gewechselt hatte, bekamen die Betreffenden dadurch eine Art geheiligter Bedeutung und wurden von allen angestaunt und beneidet. A dispute then arose as to who last saw the dead boys, many made this sad claim, and offered evidence, more or less corroborated by witnesses; and when it was finally established who had indeed last seen them and exchanged the last words with them, it took on a kind of sacred importance and was admired and envied by all. Ein armer, kleiner Bursche, der niemals besonders beachtet worden war, sagte, mit ordentlich stolzem Ausdruck: „Na, mich hat Tom Sawyer mal geprügelt!“ A poor little chap, who had never been given much attention, said, with a proper proud expression, "Well, Tom Sawyer hit me once!"

Aber dieser Ruhm war sehr vergänglich. But this fame was very fleeting. Die meisten der Jungen konnten das sagen, und das verringerte die Auszeichnung doch sehr. Most of the boys could say that, and it did diminish the distinction. Die Gesellschaft trollte sich, mit halber Stimme noch weiter Erinnerungen an die verlorenen Helden austauschend. The company trolled on, still half-voicing memories of the lost heroes.

Als am nächsten Tage die Sonntagsschule zu Ende war, begann die Glocke zu läuten, statt, wie sonst, zu klingeln. When Sunday school ended the next day, the bell began to ring instead of ringing as it usually did. Es war ein sehr stiller Sonntag, und der traurige Ton schien sich mit der sinnenden Ruhe, die auf der Natur lag, zu vermischen. It was a very still Sunday, and the sad tone seemed to mix with the reflective calm that lay on nature. Die Dorfbewohner trafen nach und nach ein, in der Vorhalle einen Augenblick stehen bleibend und wispernd sich über das traurige Ereignis unterhaltend. The villagers gradually arrived, pausing in the porch for a moment and whispering about the sad event.

Aber im Gotteshause wurde nicht geflüstert. But there was no whispering in the house of God. Nur das feierliche Rascheln der Kleider, indem sie sich auf ihre Plätze begaben, störte hier die Stille. Only the solemn rustling of clothes as they took their places disturbed the silence here. Niemand wußte sich zu erinnern, daß die Kirche je so voll gewesen wäre. No one could remember the church ever being so full.

Es war eine erwartungsvolle, dumpfe Stille, und dann trat Tante Polly, gefolgt von Sid und Mary und durch die Harpersche Familie, alle in tiefer Trauer, und die ganze Gemeinde sowie der Geistliche erhoben sich ehrfurchtsvoll und blieben stehen, bis die Leidtragenden auf der ersten Bank sich niedergelassen hatten. There was an expectant, heavy silence, and then Aunt Polly entered, followed by Sid and Mary and by the Harper family, all in deep mourning, and the whole congregation and the minister rose in reverence and stood until the mourners on the first bank had settled.

Wieder trat allgemeines Schweigen ein, nur zuweilen durch unterdrücktes Schluchzen unterbrochen, und dann erhob der Geistliche die Hände und betete. Again there was a general silence, interrupted only occasionally by suppressed sobs, and then the clergyman raised his hands and prayed. Ein ergreifendes Lied wurde gesungen, worauf der Text folgte: Ich bin der Trost und das Leben. A poignant song was sung, followed by the lyrics: I am the comfort and the life.

Im Verlauf seiner Predigt gab der Geistliche solche Bilder von der Sanftmut, dem ehrenhaften Lebenswandel und den vielversprechenden Talenten der verlorenen Durchgänger, daß jedermann, sich einbildend, diese Porträts zu erkennen, Schmerz empfand bei dem Gedanken, daß er gegen all das bisher blind gewesen sei und an den armen Jungen beständig nichts als Fehler und Flecken gesehen hatte. In the course of his sermon the minister gave such pictures of the meekness, the honorable conduct, and the promising talents of the lost wanderers, that every one who fancied himself to recognize these portraits felt pain at the thought that he had hitherto been blind to it all and had constantly seen nothing but flaws and spots in the poor boys. Der Geistliche erzählte manch rührendes Ereignis aus dem Leben der Verschwundenen, das ihre sanften, edelmütigen Naturen zeigte, und das Volk konnte jetzt leicht sehen, wie edel und schön diese Vorkommnisse waren und sich mit Kummer daran erinnern, daß sie ihnen damals, als sie sich zutrugen, als arge Spitzbubenstreiche erschienen waren, die den Ochsenziemer verdienten. The clergyman related many touching incidents in the lives of the disappeared, which showed their gentle, generous natures, and the people could now easily see how noble and beautiful these incidents were, and remember with sorrow that they had given them back when they carried out when bad rogue pranks had appeared that deserved the pizzle. Die Gemeinde wurde mehr und mehr gerührt, je weiter die ergreifende Predigt fortschritt, bis schließlich alles geknickt war und seine tränenreichen Klagen zu einem Chorus selbstanklagenden Schluchzens vereinigte; sogar der Geistliche überließ sich seinen Gefühlen und weinte auf offener Kanzel. The congregation became more and more stirred as the moving sermon went on, until at last all was broken, and his tearful laments united in a chorus of self-accusing sobs; even the priest gave in to his feelings and wept in the open pulpit.

Auf dem Chor entstand ein Rascheln, auf das aber niemand achtete; einen Augenblick später knarrte die Tür der Kirche. A rustle arose in the choir, but no one paid attention to it; a moment later the door of the church creaked. Der Geistliche hob die strömenden Augen vom Taschentuch und stand wie angedonnert. The priest lifted his streaming eyes from his handkerchief and stood as if thunderstruck. Eins um das andere Augenpaar folgte dem seinigen, und dann, wie von einem Impuls getrieben, erhob sich die Gemeinde und sah, wie die drei toten Jungen ganz gemütlich den Gang heraufgeschlendert kamen, Tom voran, dann Joe, zuletzt Huck, eine Ruine wandelnder Lumpen, mit schafsmäßig-verdutztem Gesicht. One and the other pair of eyes followed his, and then, as if on an impulse, the congregation rose to their feet and saw the three dead boys sauntering leisurely up the aisle, Tom first, then Joe, Huck last, a ruin of walking rags , with a sheepishly puzzled face. Sie waren in dem unbenutzten Chor versteckt gewesen und hatten ihrer eigenen Leichenrede zugehört. They had been hiding in the unused choir, listening to her own funeral oration.

Tante Polly, Mary und die Harpers warfen sich auf die Wiederauferstandenen, sie mit Küssen überschüttend und Danksagungen ausstoßend, während der arme Huck verwirrt und unbehaglich dabei stand, ohne im geringsten zu wissen, was er mit sich anfangen und wohin er sich vor all den Augen, von denen ihn keines bewillkommnete, wenden sollte. Aunt Polly, Mary, and the Harpers threw themselves upon the resurrected, showering them with kisses and exhaling thanks, while poor Huck stood by, confused and uneasy, not knowing at all what to do with himself or where he was going in front of all their eyes , none of whom welcomed him.

Er stand einen Augenblick zögernd und machte einen schüchternen Versuch, sich wegzustehlen, aber Tom ergriff ihn und sagte: He stood hesitating a moment and made a shy attempt to slip away, but Tom grabbed him and said:

„Tante Polly, ‘s ist nicht recht. "Aunt Polly, 'tis not right. ‘s muß sich jemand freuen, Huck wiederzusehen!“ 's got to be someone happy to see Huck again!"

„Und ‘s soll auch! "And 'tis to be! Ich freue mich, ihn zu sehen, armes, verlassenes Kind!“ I'm glad to see him, poor abandoned child!'

Und Tante Polly wandte ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit jetzt ihm zu — was ihn nur noch unbehaglicher machte als vorher. And Aunt Polly turned her kind attention to him now—which only made him more uncomfortable than before.

Plötzlich schrie der Geistliche aus vollem Halse: „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren! Suddenly the cleric cried out at the top of his voice: "Praise the Lord, the mighty king of honours! — Singt — und legt euer Herz rein!“ - Sing - and put your heart into it!"

Und sie taten‘s. Daß alte Lob- und Danklied drang mit triumphierender Inbrunst empor, und während es alles erzittern machte, schaute Tom Sawyer, der Seeräuber, um sich auf die neidische Jugend ringsum und bekannte in seinem Herzen, daß dies der stolzeste Moment in seinem Leben sei! That old song of praise and thanksgiving rose up with triumphant fervor, and while it made all tremble, Tom Sawyer the Buccaneer looked about him at the envious youth around him, and confessed in his heart that this was the proudest moment of his life!

Als die Gemeinde hinausströmte, meinten alle, sie möchten sich wohl nochmal lächerlich machen um dies Danklied nochmal so singen zu hören. As the congregation poured out, everyone thought they'd make a fool of themselves to hear that song of thanksgiving sung again.

Tom erhielt an diesem Tage mehr Püffe und Küsse — je nach Tante Pollys Stimmung, als vorher in einem Jahre; und er wußte jetzt ganz genau, was am meisten Dank gegen Gott und Liebe zu ihm ausdrückte. Tom received more jokes and kisses that day, according to Aunt Polly's mood than before in a year; and he now knew very well what most thanks to God and love for him expressed.