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DW Alltagsdeutsch, Der deutsche Nachkriegsfilm

Der deutsche Nachkriegsfilm

In Westdeutschland entwickelte sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs relativ schnell eine neue Filmindustrie. Bis auf die Trümmerfilme gilt der deutsche Nachkriegsfilm als oberflächlich und wenig ideenreich.

„Es wird ja alles wieder gut, / Nur ein kleines bisschen Mut, / Lässt das Glück dich auch manchmal allein. / Es wird ja immer wieder Mai, / Auch dein Kummer geht vorbei, / Und du brauchst nicht mehr traurig zu sein.“

Der Sänger Detlev Lais drückt in seinem Lied das aus, was damals nach Ende des Zweiten Weltkriegs dringend nötig war: den Mut nicht sinken zu lassen. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass das Glück einen verlassen hat, kommt es doch zurück – wie der Monat Mai. Denn in diesem Monat konnte man früher das Vieh wieder auf die Weide treiben. Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll hatte jedoch das Kriegsende anders empfunden:

„Ich habe das nicht als Stunde Null empfunden, sondern als Stunde Nichts!“

Für Heinrich Böll war es also eine Zeit der totalen Zerstörung, des Nichts. Viele andere sahen im Ende des Krieges jedoch die sogenannte Stunde Null, einen Neuanfang – auch die deutsche Filmindustrie. Denn trotz Hunger und Wohnungsnot konnte sich erstaunlich rasch eine bescheidene Filmkultur entwickeln. Allerdings war es mit enormen Anstrengungen verbunden, in der unmittelbaren Nachkriegszeit Filme zu drehen. Es fehlte beinahe an allem: Die Studios waren zerstört, Filmmaterial war Mangelware, und Kameras gab es nur wenige. Schauspieler, Ausstatter, Musiker, Drehbuchautoren und Regisseure waren ausgewandert, verstorben oder lebten weit voneinander entfernt. Trotzdem war der Film ein wichtiges Medium, um über den Krieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären.

Deutsche Nachkriegsproduktionen, sogenannte Trümmerfilme, thematisierten Schicksale von heimkehrenden Flüchtlingen oder die Lebensumstände im Alltag zwischen den Trümmern der zerbombten Städte. Mancher Film stellte aber auch die Frage nach der Schuld der Deutschen und den Verantwortlichen. Den Trümmerfilmen der unmittelbaren Nachkriegszeit folgte schon bald eine populäre Mischung aus Heimat-, Urlaubs- und Schlagerfilmen. Das hatte seinen Grund, sagte Helmut Käutner, einer der wichtigsten Nachkriegsregisseure:

„Auch die Trümmerfilme wurden eine Masche. Und dann kamen sehr bald wieder die Operette und das Volkslied in Gänsefüßchen und der kitschige Schwank. Es wurde eine allgemeine Banalität.“

Die Menschen hatten irgendwann genug von den Trümmerfilmen, da die Geschichten sich ähnelten. Sie wurden eine Masche – wie ein Pullover, bei dem sich eine Masche an die nächste reiht. Deshalb wurden Musikfilme gedreht, wie Käutner sagte – die Operette und das Volkslied in Gänsefüßchen. Setzt man etwas „in Gänsefüßchen“, wird dadurch ein Zitat gekennzeichnet. Im übertragenen Sinn kann der Begriff aber auch verwendet werden, um auszudrücken, dass man sich von etwas Gesagtem distanziert. Beim Sprechen werden dann mit den Fingern beider Hände in der Luft die Anführungszeichen dargestellt.

Neben den Musikfilmen wurden auch Schwänke auf die Leinwand gebracht. Ein Schwank ist eine Geschichte, die die Menschen auf eine meist grobe Art zum Lachen bringen soll. Die Komik wird dadurch erreicht, dass ein als dumm geltender Mensch einen anderen überlistet. Die deutsche Filmindustrie konzentrierte sich also darauf, die Menschen zu unterhalten. Die Filme wurden banal, dümmlich.

Filme, die all das thematisierten, womit die Menschen in ihrem Alltag nach Kriegsende wirklich zu tun hatten, fanden dagegen beim Publikum keinen Zuspruch. Dazu gehörten etwa ‚Die goldene Pest‘ von John Brahm aus dem Jahr 1954, ein Film über die US-amerikanische Besatzungsmacht, und Paul Mays kritische Betrachtung des Gesundheitswesens aus dem Jahr 1956: ‚Weil du arm bist, musst du früher sterben‘. Stattdessen wurde 1951 mit ‚Grün ist die Heide‘ jenes westdeutsche Film-Genre geboren, das dem anspruchsvollen Kinogänger ein Alptraum war: der sogenannte Heimatfilm.

In diesen Heimatfilmen wird eine unberührte Natur gezeigt. Ort der Handlung sind meist die Berge in Österreich, der Schweiz oder in Bayern, aber auch die Lüneburger Heide im Norden Deutschlands, der Schwarzwald oder der Bodensee. Charakteristisch ist eine melodramatische Handlung, die meistens eine Liebesgeschichte beinhaltet. Dazu kommen komische oder tragische Verwechslungen. Häufig gibt es Musikeinlagen. Die große Liebe, Eheglück, Natur- und Wohlstandssehnsucht gehören zu den beliebtesten Themen. Betont werden konservative Werte wie Ehe und Familie. Frauen werden meist nur als Hausfrau oder Mutter positiv dargestellt. Personen und Institutionen, die Macht verkörpern, dürfen nicht in Frage gestellt werden. Der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler begründet, warum der Heimatfilm beim Publikum so ankam:

„In ihm war schon von der Zeit viel aufgehoben. Also, er hat auch versucht, zu harmonisieren, bestimmte Spannungen zwischen Großstadt und Land. Er hat auch versucht, die Traumata des Krieges auszugleichen. Er ist natürlich auch damals eine Art von Ersatz für Tourismus gewesen. Also, man konnte es sich nicht leisten, in die Alpen, in 'n Schwarzwald oder in die Lüneburger Heide zu fahren. Das kriegte man im Kino, und das haben die Leute in vollen Zügen aufgenommen – mit all den Klischees, die da 'ne Rolle spielten.“

Die Heimatfilme erfüllten, so Prinzler, mehrere Funktionen, es war viel in ihnen aufgehoben: Zum einen sollte eine harmonische Atmosphäre geschaffen werden. Die friedliche Idylle sollte die Menschen die schlimmen, traumatischen Erfahrungen des Weltkrieges, die Traumata, vergessen lassen. Zum anderen wurde den Kinogängern gezeigt, wie es zum Beispiel in den Bergen oder im Schwarzwald aussieht, denn damals war kaum Geld vorhanden, um zu reisen. Obwohl die Heimatfilme kein wirkliches Bild der Realität wiedergaben, sondern nur ein Klischee, eine bestimmte Vorstellung, wie etwas sein könnte, schauten sich die Menschen diese Filme sehr gerne an. Sie nahmen sie in vollen Zügen auf – wie ein Raucher, der genussvoll eine Zigarette raucht. Diese konservative Weltsicht haben Filmkritiker den deutschen Filmemachern in den fünfziger und sechziger Jahren vorgeworfen. Gerhard Bliersbach, Psychologe und Filmkritiker: „Diese Filme sind ja kaum gewalttätig. Es bleibt ja ganz unterschwellig so mehr so als eine klimatische Bedrohung. Aber es wird so wenig ausgetragen. Ich finde dieses Kino der fünfziger Jahre ist ja ungeheuer aggressiv gebremst.“

Gerhard Bliersbach kritisiert, dass Gewalt in den Heimatfilmen nicht offen ausgetragen wird, dass die Filme aggressiv gebremst sind. Der Zuschauer spürt sie, sie ist unterschwellig, sie bedroht die Stimmung, das Klima, in der dargestellten heilen Welt. Mit der Einführung der Wehrpflicht 1957 kam eine Wende. Zahlreiche Kriegsfilme eroberten die Leinwand. Ausgeblendet aber blieben Fragen nach den Zielen der nationalsozialistischen Wehrmacht, nach ihren Verbrechen und ihren Opfern. Antikriegsfilme wie ‚Die Brücke‘ stachen da qualitativ heraus. Auffällig am deutschen Nachkriegskino war ansonsten der Mangel an filmischem Wagemut – auch in den Jugend- oder sogenannten Halbstarkenfilmen. Stattdessen gab es vor allem Filme, die jedem gefallen sollten. Bedeutungsvolle Streifen wurden nicht in Deutschland produziert, sondern in Japan, Frankreich, den USA und Italien. Und zudem begann ein neues Medium, das Fernsehen, dem Kino den Rang abzulaufen. Der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler sagt:

„Dieser Paradigmenwechsel vom Kino zum Fernsehen, das ist natürlich zentral fünfziger Jahre, also wo '54 ungefähr das offizielle Fernsehprogramm begonnen hat und bis Ende der 50er schon sehr in den Vordergrund kam. Der Verlust an Kinobesuchern ist eigentlich 'n ganz klares Signal, dass sehr viele Menschen vom Kino zum Fernsehen übergewechselt sind.“

Die offizielle Wiederaufnahme eines geregelten Fernsehbetriebs in Westdeutschland 1952 führte zu einem Paradigmenwechsel, zu einem Umbruch. Die Fernsehbilder brachten den Menschen die Lebenswirklichkeit ins Haus – egal, ob es sich zum Beispiel um die Krönung von Elizabeth II. 1953, die Fußballweltmeisterschaft 1954 oder generell um Nachrichten handelte. Fernsehen wurde in erster Linie als ein Medium gesehen, das der Bildung diente und weniger unterhalten sollte. Die Krise, in die das Kino Anfang der 1960er Jahre geriet, hatte jedoch – filmisch gesehen – vorher bereits begonnen.


Der deutsche Nachkriegsfilm The German post-war film

In Westdeutschland entwickelte sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs relativ schnell eine neue Filmindustrie. In West Germany, a new film industry developed relatively quickly after the end of the Second World War. Bis auf die Trümmerfilme gilt der deutsche Nachkriegsfilm als oberflächlich und wenig ideenreich. Apart from the rubble films, the German post-war film is superficial and not very imaginative.

„Es wird ja alles wieder gut, / Nur ein kleines bisschen Mut, / Lässt das Glück dich auch manchmal allein. "It's all going to be okay, / Just a little bit of courage, / Lets you alone sometimes too. / Es wird ja immer wieder Mai, / Auch dein Kummer geht vorbei, / Und du brauchst nicht mehr traurig zu sein.“ / It's always May again, / Even your grief passes, / And you do not need to be sad anymore. "

Der Sänger Detlev Lais drückt in seinem Lied das aus, was damals nach Ende des Zweiten Weltkriegs dringend nötig war: den Mut nicht sinken zu lassen. The singer Detlev Lais expresses in his song what was urgently needed after the end of the Second World War: not to let the courage sink. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass das Glück einen verlassen hat, kommt es doch zurück – wie der Monat Mai. Even if you sometimes have the impression that luck has left you, it comes back - like the month of May. Denn in diesem Monat konnte man früher das Vieh wieder auf die Weide treiben. Because this month you could once drive the cattle back to the pasture. Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll hatte jedoch das Kriegsende anders empfunden: However, the writer and Nobel laureate Heinrich Böll had felt the end of the war differently:

„Ich habe das nicht als Stunde Null empfunden, sondern als Stunde Nichts!“ "I did not feel it as zero hour, but nothing as hour!"

Für Heinrich Böll war es also eine Zeit der totalen Zerstörung, des Nichts. For Heinrich Böll it was a time of total destruction, of nothingness. Viele andere sahen im Ende des Krieges jedoch die sogenannte Stunde Null, einen Neuanfang – auch die deutsche Filmindustrie. However, many others saw the end of the war as the so-called hour zero, a fresh start - even the German film industry. Denn trotz Hunger und Wohnungsnot konnte sich erstaunlich rasch eine bescheidene Filmkultur entwickeln. Because despite hunger and housing shortage could develop surprisingly quickly a modest film culture. Allerdings war es mit enormen Anstrengungen verbunden, in der unmittelbaren Nachkriegszeit Filme zu drehen. However, there was a tremendous effort to make films in the immediate post-war period. Es fehlte beinahe an allem: Die Studios waren zerstört, Filmmaterial war Mangelware, und Kameras gab es nur wenige. It was missing almost everything: The studios were destroyed, footage was in short supply, and cameras were few. Schauspieler, Ausstatter, Musiker, Drehbuchautoren und Regisseure waren ausgewandert, verstorben oder lebten weit voneinander entfernt. Actors, outfitters, musicians, screenwriters and directors had emigrated, died or lived far apart. Trotzdem war der Film ein wichtiges Medium, um über den Krieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären. Nevertheless, the film was an important medium to educate about the war and the crimes of the National Socialists.

Deutsche Nachkriegsproduktionen, sogenannte Trümmerfilme, thematisierten Schicksale von heimkehrenden Flüchtlingen oder die Lebensumstände im Alltag zwischen den Trümmern der zerbombten Städte. German post-war productions, so-called rubble films, themed fates of returning refugees or everyday life conditions between the rubble of bombed cities. Mancher Film stellte aber auch die Frage nach der Schuld der Deutschen und den Verantwortlichen. Some films also asked the question of the guilt of the Germans and those responsible. Den Trümmerfilmen der unmittelbaren Nachkriegszeit folgte schon bald eine populäre Mischung aus Heimat-, Urlaubs- und Schlagerfilmen. The debris films of the immediate postwar period were soon followed by a popular mix of home, holiday and hit films. Das hatte seinen Grund, sagte Helmut Käutner, einer der wichtigsten Nachkriegsregisseure: There was a reason for that, said Helmut Käutner, one of the most important post-war directors:

„Auch die Trümmerfilme wurden eine Masche. "The rubble films were a scam. Und dann kamen sehr bald wieder die Operette und das Volkslied in Gänsefüßchen und der kitschige Schwank. And then came again very soon the operetta and the folk song in Gänsefüßchen and the cheesy Schwank. Es wurde eine allgemeine Banalität.“ It became a common banality. "

Die Menschen hatten irgendwann genug von den Trümmerfilmen, da die Geschichten sich ähnelten. At some point, people had enough of the rubble films because the stories were similar. Sie wurden eine Masche – wie ein Pullover, bei dem sich eine Masche an die nächste reiht. They became a knit - like a sweater, one stitch at a time. Se convirtieron en una puntada, como un suéter, una puntada tras otra. Deshalb wurden Musikfilme gedreht, wie Käutner sagte – die Operette und das Volkslied in Gänsefüßchen. Therefore, music films were filmed, as Käutner said - the operetta and the folk song in Gänsefüßchen. Setzt man etwas „in Gänsefüßchen“, wird dadurch ein Zitat gekennzeichnet. If you put something in "goose-footed", this will mark a quote. Im übertragenen Sinn kann der Begriff aber auch verwendet werden, um auszudrücken, dass man sich von etwas Gesagtem distanziert. In the figurative sense, however, the term can also be used to express that one distances oneself from something that has been said. Beim Sprechen werden dann mit den Fingern beider Hände in der Luft die Anführungszeichen dargestellt. When speaking, the quotation marks are then displayed with the fingers of both hands in the air.

Neben den Musikfilmen wurden auch Schwänke auf die Leinwand gebracht. In addition to the music films Schwänke were brought to the screen. Ein Schwank ist eine Geschichte, die die Menschen auf eine meist grobe Art zum Lachen bringen soll. A Schwank is a story designed to make people laugh, usually in a crude way. Die Komik wird dadurch erreicht, dass ein als dumm geltender Mensch einen anderen überlistet. The comedy is achieved by one person who is considered stupid outwitting another. Die deutsche Filmindustrie konzentrierte sich also darauf, die Menschen zu unterhalten. The German film industry therefore concentrated on entertaining people. Die Filme wurden banal, dümmlich. The movies became banal, stupid.

Filme, die all das thematisierten, womit die Menschen in ihrem Alltag nach Kriegsende wirklich zu tun hatten, fanden dagegen beim Publikum keinen Zuspruch. Films that dealt with everything that people really had to deal with in their everyday lives after the end of the war, on the other hand, were not well received by audiences. Dazu gehörten etwa ‚Die goldene Pest‘ von John Brahm aus dem Jahr 1954, ein Film über die US-amerikanische Besatzungsmacht, und Paul Mays kritische Betrachtung des Gesundheitswesens aus dem Jahr 1956: ‚Weil du arm bist, musst du früher sterben‘. These included 'The Golden Plague' by John Brahm from 1954, a film about the US occupying forces, and Paul May's critical examination of the healthcare system from 1956: 'Because you are poor, you have to die earlier'. Stattdessen wurde 1951 mit ‚Grün ist die Heide‘ jenes westdeutsche Film-Genre geboren, das dem anspruchsvollen Kinogänger ein Alptraum war: der sogenannte Heimatfilm. Instead, the West German film genre that was a nightmare for the discerning moviegoer was born in 1951 with 'Grün ist die Heide': the so-called Heimatfilm.

In diesen Heimatfilmen wird eine unberührte Natur gezeigt. These local films show untouched nature. Ort der Handlung sind meist die Berge in Österreich, der Schweiz oder in Bayern, aber auch die Lüneburger Heide im Norden Deutschlands, der Schwarzwald oder der Bodensee. The action usually takes place in the mountains of Austria, Switzerland or Bavaria, but also in the Lüneburg Heath in northern Germany, the Black Forest or Lake Constance. Charakteristisch ist eine melodramatische Handlung, die meistens eine Liebesgeschichte beinhaltet. It is characterized by a melodramatic plot, which usually includes a love story. Dazu kommen komische oder tragische Verwechslungen. There are also comic or tragic mix-ups. Häufig gibt es Musikeinlagen. There are often musical interludes. Die große Liebe, Eheglück, Natur- und Wohlstandssehnsucht gehören zu den beliebtesten Themen. Great love, marital bliss, longing for nature and prosperity are among the most popular themes. Betont werden konservative Werte wie Ehe und Familie. Conservative values such as marriage and family are emphasized. Frauen werden meist nur als Hausfrau oder Mutter positiv dargestellt. Women are usually only portrayed positively as housewives or mothers. Personen und Institutionen, die Macht verkörpern, dürfen nicht in Frage gestellt werden. People and institutions that embody power must not be called into question. Der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler begründet, warum der Heimatfilm beim Publikum so ankam: Film scholar Hans Helmut Prinzler explains why the Heimatfilm was so popular with audiences:

„In ihm war schon von der Zeit viel aufgehoben. “A lot of the time was already in him. Also, er hat auch versucht, zu harmonisieren, bestimmte Spannungen zwischen Großstadt und Land. So, he also tried to harmonize certain tensions between the big city and the countryside. Er hat auch versucht, die Traumata des Krieges auszugleichen. He also tried to compensate for the traumas of war. Er ist natürlich auch damals eine Art von Ersatz für Tourismus gewesen. Of course, it was also a kind of substitute for tourism back then. Also, man konnte es sich nicht leisten, in die Alpen, in 'n Schwarzwald oder in die Lüneburger Heide zu fahren. So, you couldn't afford to go to the Alps, the Black Forest or the Lüneburg Heath. Das kriegte man im Kino, und das haben die Leute in vollen Zügen aufgenommen – mit all den Klischees, die da 'ne Rolle spielten.“ You got that in the cinema, and people took it to the fullest - with all the clichés that played a role. ”

Die Heimatfilme erfüllten, so Prinzler, mehrere Funktionen, es war viel in ihnen aufgehoben: Zum einen sollte eine harmonische Atmosphäre geschaffen werden. According to Prinzler, the home films fulfilled several functions; a lot was saved in them: on the one hand, a harmonious atmosphere was to be created. Die friedliche Idylle sollte die Menschen die schlimmen, traumatischen Erfahrungen des Weltkrieges, die Traumata, vergessen lassen. The peaceful idyll was intended to make people forget the terrible, traumatic experiences of the world war, the traumas. Zum anderen wurde den Kinogängern gezeigt, wie es zum Beispiel in den Bergen oder im Schwarzwald aussieht, denn damals war kaum Geld vorhanden, um zu reisen. On the other hand, moviegoers were shown what it was like in the mountains or the Black Forest, for example, as there was hardly any money to travel back then. Obwohl die Heimatfilme kein wirkliches Bild der Realität wiedergaben, sondern nur ein Klischee, eine bestimmte Vorstellung, wie etwas sein könnte, schauten sich die Menschen diese Filme sehr gerne an. Although the Heimat films did not really depict reality, but only a cliché, a certain idea of how something could be, people enjoyed watching these films. Sie nahmen sie in vollen Zügen auf – wie ein Raucher, der genussvoll eine Zigarette raucht. They absorbed it to the full - like a smoker enjoying a cigarette. Diese konservative Weltsicht haben Filmkritiker den deutschen Filmemachern in den fünfziger und sechziger Jahren vorgeworfen. Film critics accused German filmmakers in the fifties and sixties of having this conservative view of the world. Gerhard Bliersbach, Psychologe und Filmkritiker: „Diese Filme sind ja kaum gewalttätig. Gerhard Bliersbach, psychologist and film critic: "These films are hardly violent. Es bleibt ja ganz unterschwellig so mehr so als eine klimatische Bedrohung. It remains subliminally more of a climate threat. Aber es wird so wenig ausgetragen. But so little is done. Ich finde dieses Kino der fünfziger Jahre ist ja ungeheuer aggressiv gebremst.“ I think this cinema of the 1950s is slowed down enormously aggressively. "

Gerhard Bliersbach kritisiert, dass Gewalt in den Heimatfilmen nicht offen ausgetragen wird, dass die Filme aggressiv gebremst sind. Gerhard Bliersbach criticizes the fact that violence is not openly expressed in the Heimat films, that the films are aggressively restrained. Der Zuschauer spürt sie, sie ist unterschwellig, sie bedroht die Stimmung, das Klima, in der dargestellten heilen Welt. The spectator feels it, it is subliminal, it threatens the mood, the climate, in the ideal world shown. Mit der Einführung der Wehrpflicht 1957 kam eine Wende. The introduction of compulsory military service in 1957 marked a turning point. Zahlreiche Kriegsfilme eroberten die Leinwand. Numerous war films conquered the silver screen. Ausgeblendet aber blieben Fragen nach den Zielen der nationalsozialistischen Wehrmacht, nach ihren Verbrechen und ihren Opfern. Questions about the aims of the National Socialist Wehrmacht, its crimes and its victims, however, remained unanswered. Antikriegsfilme wie ‚Die Brücke‘ stachen da qualitativ heraus. Anti-war films like 'Die Brücke' stood out in terms of quality. Auffällig am deutschen Nachkriegskino war ansonsten der Mangel an filmischem Wagemut – auch in den Jugend- oder sogenannten Halbstarkenfilmen. What was otherwise conspicuous about German post-war cinema was the lack of cinematic daring - even in the youth films or so-called "Halbstarken" films. Stattdessen gab es vor allem Filme, die jedem gefallen sollten. Instead, there were mainly films that everyone should like. Bedeutungsvolle Streifen wurden nicht in Deutschland produziert, sondern in Japan, Frankreich, den USA und Italien. Significant strips were not produced in Germany, but in Japan, France, the USA and Italy. Und zudem begann ein neues Medium, das Fernsehen, dem Kino den Rang abzulaufen. In addition, a new medium, television, began to overtake cinema. Der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler sagt: Film scholar Hans Helmut Prinzler says:

„Dieser Paradigmenwechsel vom Kino zum Fernsehen, das ist natürlich zentral fünfziger Jahre, also wo '54 ungefähr das offizielle Fernsehprogramm begonnen hat und bis Ende der 50er schon sehr in den Vordergrund kam. "This paradigm shift from cinema to television is, of course, central to the fifties, that is, where the official television program began in '54 and came to the fore by the end of the fifties. Der Verlust an Kinobesuchern ist eigentlich 'n ganz klares Signal, dass sehr viele Menschen vom Kino zum Fernsehen übergewechselt sind.“ The loss of moviegoers is actually a very clear signal that a lot of people have switched from cinema to television."

Die offizielle Wiederaufnahme eines geregelten Fernsehbetriebs in Westdeutschland 1952 führte zu einem Paradigmenwechsel, zu einem Umbruch. The official resumption of regulated television operations in West Germany in 1952 led to a paradigm shift, a radical change. Die Fernsehbilder brachten den Menschen die Lebenswirklichkeit ins Haus – egal, ob es sich zum Beispiel um die Krönung von Elizabeth II. The television images brought the reality of life into people's homes - regardless of whether it was the coronation of Elizabeth II, for example. 1953, die Fußballweltmeisterschaft 1954 oder generell um Nachrichten handelte. 1953, the 1954 World Cup or generally news. Fernsehen wurde in erster Linie als ein Medium gesehen, das der Bildung diente und weniger unterhalten sollte. Television was seen primarily as a medium that was used for education rather than entertainment. Die Krise, in die das Kino Anfang der 1960er Jahre geriet, hatte jedoch – filmisch gesehen – vorher bereits begonnen. The crisis that hit the cinema in the early 1960s, however, had already started before.