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Articles, [a] Die Bukowina

[a] Die Bukowina

Die Bukowina ( deutsch auch Buchenland ) ist eine historische Landschaft im Grenzraum zwischen Mittel- , Südost- und Osteuropa . Die nördliche Hälfte gehört zur Ukraine und ist Teil der Oblast Tscherniwzi . Die südliche Hälfte gehört zu Rumänien und ist Teil des Kreises Suceava . Hier liegen auch die Moldauklöster , die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Die Bukowina sowie das östlich davon liegende Bessarabien war jahrhundertelang ein Teil des historischen Fürstentums Moldau , von 1775 bis 1918 gehörte das Gebiet mit seiner multiethnischen Bevölkerung zur Habsburgermonarchie . Im Nordwesten liegt Ostgalizien , im Südwesten Siebenbürgen . Name Der Begriff „Bukowina“ stammt aus den slawischen Sprachen und bezeichnet ein mit Buchen bewaldetes Gebiet ( buk = Buche). Vor allem im westslawischen Raum ist er als Toponym weit verbreitet. Dieser Begriff wurde im Laufe des Mittelalters auch von der rumänischen Sprache übernommen und mehrere buchenreiche Gegenden im Fürstentum Moldau wurden als bucovină benannt, einschließlich des Gebietes, das später von den Habsburgern annektiert wurde. Das Wappen des Kronlands Bukowina entstand auf der Grundlage des moldauischen Wappens.

Geographie

Die Landschaft grenzt im Südwesten an die Karpaten. Den Übergang nach Siebenbürgen bildet der Tihuța-Pass, früher als Borgopass bekannt. In den Karpaten entspringen die Flüsse Siret und Moldova. Nach der Moldova sind Landschaft und Fürstentum Moldau benannt. Im Norden geht das Land in die Ebene über und reicht bis an den Dnister. Auch der Pruth, der östliche Grenzfluss Rumäniens, fließt durch die Bukowina.

Das Klima des Landes wurde 1895 als „gesund, aber rauh“ bezeichnet, die mittlere Jahrestemperatur in Czernowitz mit 8,3 °C, in den höheren Landesteilen mit 5,6 °C angegeben, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge mit 580 mm.

Kulturblüte und Untergang

Aus wirtschaftlichen und historischen Gründen entstand in der Bukowina, ähnlich wie in Prag, im 19./ 20. Jahrhundert eine multikulturelle Gesellschaft und unter anderem bedeutende deutsche Literatur. Czernowitz wurde ein Zentrum intensiven Handels- und Kulturaustausches zwischen den benachbarten Ländern. Den Mittelpunkt bildete die 1875 gegründete Franz-Josephs-Universität mit griechisch-theologischer, juristischer und philosophischer Fakultät (1895: 40 Lehrer, 285 Hörer]).

Der berühmteste Autor aus der Bukowina des späten 19. Jahrhunderts war Karl Emil Franzos (1848–1904), der erste Herausgeber der Gesammelten Werke Georg Büchners (1813–1837). In der gesamten Bukowina gab es eine umfangreiche deutschsprachige Presse, darunter das Wochenblatt

Bukowinaer Post, die Tageszeitungen Czernowitzer Morgenblatt, die Czernowitzer Allgemeine Zeitung, die Czernowitzer Zeitung, Czernowitzer Deutsche Tagespost, die Bukowiner Nachrichten, die Bukowinaer Rundschau und das zionistische Blatt Ostjüdische Zeitung.

Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Bukowina Teil des rumänischen Königreiches war, erlebte die deutsche Kultur der Bukowina – um nur einige wichtige Lyriker deutsch-jüdischen Ursprungs zu nennen – mit Alfred Margul-Sperber (1898–1967), Rose Ausländer (1901–1988), Alfred Kittner (1906–1991), Paul Celan (1920–1970) sowie Selma Meerbaum-Eisinger (1924–1942) ihre zweite, letzte Blüte. Auch Ninon Hesse, geb. Ausländer, die dritte Ehefrau von Hermann Hesse, wurde 1895 in Czernowitz geboren. Der wachsende Nationalismus setzte dieser Kultur jedoch ein jähes Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten jüdischen Bukowinaer 1941–1944 vom faschistischen Antonescu-Regime in die rumänischen Ghettos und KZs in Transnistrien deportiert. Von den 800.000 jüdischen Rumänen überlebten etwa die Hälfte den Holocaust. Nur wenige von ihnen blieben danach im Land. Die jüdischen Kulturdenkmäler in der Bukowina verfallen.


[a] Die Bukowina

Die Bukowina ( deutsch auch Buchenland ) ist eine historische Landschaft im Grenzraum zwischen Mittel- , Südost- und Osteuropa . Die nördliche Hälfte gehört zur Ukraine und ist Teil der Oblast Tscherniwzi . Die südliche Hälfte gehört zu Rumänien und ist Teil des Kreises Suceava . Hier liegen auch die Moldauklöster , die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Die Bukowina sowie das östlich davon liegende Bessarabien war jahrhundertelang ein Teil des historischen Fürstentums Moldau , von 1775 bis 1918 gehörte das Gebiet mit seiner multiethnischen Bevölkerung zur Habsburgermonarchie . Im Nordwesten liegt Ostgalizien , im Südwesten Siebenbürgen . Name Der Begriff „Bukowina“ stammt aus den slawischen Sprachen und bezeichnet ein mit Buchen bewaldetes Gebiet ( buk = Buche). Vor allem im westslawischen Raum ist er als Toponym weit verbreitet. Dieser Begriff wurde im Laufe des Mittelalters auch von der rumänischen Sprache übernommen und mehrere buchenreiche Gegenden im Fürstentum Moldau wurden als bucovină benannt, einschließlich des Gebietes, das später von den Habsburgern annektiert wurde. Das Wappen des Kronlands Bukowina entstand auf der Grundlage des moldauischen Wappens.

Geographie

Die Landschaft grenzt im Südwesten an die Karpaten. Den Übergang nach Siebenbürgen bildet der Tihuța-Pass, früher als Borgopass bekannt. In den Karpaten entspringen die Flüsse Siret und Moldova. Nach der Moldova sind Landschaft und Fürstentum Moldau benannt. Im Norden geht das Land in die Ebene über und reicht bis an den Dnister. Auch der Pruth, der östliche Grenzfluss Rumäniens, fließt durch die Bukowina.

Das Klima des Landes wurde 1895 als „gesund, aber rauh“ bezeichnet, die mittlere Jahrestemperatur in Czernowitz mit 8,3 °C, in den höheren Landesteilen mit 5,6 °C angegeben, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge mit 580 mm.

Kulturblüte und Untergang

Aus wirtschaftlichen und historischen Gründen entstand in der Bukowina, ähnlich wie in Prag, im 19./ 20. Jahrhundert eine multikulturelle Gesellschaft und unter anderem bedeutende deutsche Literatur. Czernowitz wurde ein Zentrum intensiven Handels- und Kulturaustausches zwischen den benachbarten Ländern. Den Mittelpunkt bildete die 1875 gegründete Franz-Josephs-Universität mit griechisch-theologischer, juristischer und philosophischer Fakultät (1895: 40 Lehrer, 285 Hörer]).

Der berühmteste Autor aus der Bukowina des späten 19. Jahrhunderts war Karl Emil Franzos (1848–1904), der erste Herausgeber der Gesammelten Werke Georg Büchners (1813–1837). In der gesamten Bukowina gab es eine umfangreiche deutschsprachige Presse, darunter das Wochenblatt

Bukowinaer Post, die Tageszeitungen Czernowitzer Morgenblatt, die Czernowitzer Allgemeine Zeitung, die Czernowitzer Zeitung, Czernowitzer Deutsche Tagespost, die Bukowiner Nachrichten, die Bukowinaer Rundschau und das zionistische Blatt Ostjüdische Zeitung.

Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Bukowina Teil des rumänischen Königreiches war, erlebte die deutsche Kultur der Bukowina – um nur einige wichtige Lyriker deutsch-jüdischen Ursprungs zu nennen – mit Alfred Margul-Sperber (1898–1967), Rose Ausländer (1901–1988), Alfred Kittner (1906–1991), Paul Celan (1920–1970) sowie Selma Meerbaum-Eisinger (1924–1942) ihre zweite, letzte Blüte. Auch Ninon Hesse, geb. Ausländer, die dritte Ehefrau von Hermann Hesse, wurde 1895 in Czernowitz geboren. Der wachsende Nationalismus setzte dieser Kultur jedoch ein jähes Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten jüdischen Bukowinaer 1941–1944 vom faschistischen Antonescu-Regime in die rumänischen Ghettos und KZs in Transnistrien deportiert. Von den 800.000 jüdischen Rumänen überlebten etwa die Hälfte den Holocaust. Nur wenige von ihnen blieben danach im Land. Die jüdischen Kulturdenkmäler in der Bukowina verfallen.