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Im Westen nichts Neues, 1

Im Westen nichts Neues, 1

Wir liegen neun Kilometer hinter der Front. Gestern wurden wir abgelöst; jetzt haben wir den Magen voll weißer Bohnen mit Rindfleisch und sind satt und zufrieden. Sogar für abends hat jeder noch ein Kochgeschirr voll fassen können; dazu gibt es außerdem doppelte Wurst- und Brotportionen – das schafft. So ein Fall ist schon lange nicht mehr dagewesen: der Küchenbulle mit seinem roten Tomatenkopf bietet das Essen direkt an; jedem, der vorbeikommt, winkt er mit seinem Löffel zu und füllt ihm einen kräftigen Schlag ein. Er ist ganz verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er seine Gulaschkanone leerkriegen soll. Tjaden und Müller haben ein paar Waschschüsseln auf getrieben und sie sich bis zum Rand gestrichen voll geben lassen, als Reserve. Tjaden macht das aus Freßsucht, Müller aus Vorsicht. Wo Tjaden es läßt, ist allen ein Rätsel. Er ist und bleibt ein magerer Hering. Das Wichtigste aber ist, daß es auch doppelte Rauchportionen gegeben hat. Für jeden zehn Zigarren, zwanzig Zigaretten und zwei Stück Kautabak, das ist sehr anständig. Ich habe meinen Kautabak mit Katczinsky gegen seine Zigaretten getauscht, das macht für mich vierzig Zigaretten. Damit langt man schon einen Tag. Dabei steht uns diese ganze Bescherung eigentlich nicht zu. So splendid sind die Preußen nicht. Wir haben sie nur einem Irrtum zu verdanken. Vor vierzehn Tagen mußten wir nach vorn, um abzulösen. Es war ziemlich ruhig in unserm Abschnitt, und der Furier hatte deshalb für den Tag unserer Rückkehr das normale Quantum Lebensmittel erhalten und für die hundertfünfzig Mann starke Kompanie vorgesorgt. Nun aber gab es gerade am letzten Tage bei uns überraschend viel Langrohr und dicke Brocken, 4 englische Artillerie, die ständig auf unsere Stellung trommelte, so daß wir starke Verluste hatten und nur mit achtzig Mann zurückkamen. Wir waren nachts eingerückt und hatten uns gleich hingehauen, um erst einmal anständig zu schlafen; denn Katczinsky hat recht: es wäre alles nicht so schlimm mit dem Krieg, wenn man nur mehr Schlaf haben würde. Vorne ist es doch nie etwas damit, und vierzehn Tage jedesmal sind eine lange Zeit. Es war schon Mittag, als die ersten von uns aus den Baracken krochen. Eine halbe Stunde später hatte jeder sein Kochgeschirr gegriffen, und wir versammelten uns vor der Gulaschmarie, die fettig und nahrhaft roch. An der Spitze natürlich die Hungrigsten: der kleine Albert Kropp, der von uns am klarsten denkt und deshalb erst Gefreiter ist; – Müller V, der noch Schulbücher mit sich herumschleppt und vom Notexamen träumt; im Trommelfeuer büffelt er physikalische Lehrsätze; – Leer, der einen Vollbart trägt und große Vorliebe für Mädchen aus den Offizierspuffs hat; er schwört darauf, daß sie durch Armeebefehl verpflichtet wären, seidene Hemden zu tragen und bei Gästen vom Hauptmann aufwärts vorher zu baden; – und als vierter ich, Paul Bäumer. Alle vier neunzehn Jahre alt, alle vier aus derselben Klasse in den Krieg gegangen. Dicht hinter uns unsere Freunde. Tjaden, ein magerer Schlosser, so alt wie wir, der größte Fresser der Kompanie. Er setzt sich schlank zum Essen hin und steht dick wie eine schwangere Wanze wieder auf; – Haie Westhus, gleich alt, Torfstecher, der bequem ein Kommißbrot in eine Hand nehmen und fragen kann: Ratet mal, was ich in der Faust habe; – Detering, ein Bauer, der nur an seinen Hof und an seine Frau denkt; – und endlich Stanislaus Katczinsky, das Haupt unserer Gruppe, zäh, schlau, gerissen, vierzig Jahre alt, mit einem Gesicht aus Erde, mit blauen Augen, hängenden Schultern und einer wunderbaren Witterung für dicke Luft, gutes Essen und 5 schöne Druckposten. Unsere Gruppe bildete die Spitze der Schlange vor der Gulaschkanone. Wir wurden ungeduldig, denn der ahnungslose Küchenkarl stand noch immer und wartete. Endlich rief Katczinsky ihm zu: »Nun mach deinen Bouillonkeller schon auf, Heinrich! Man sieht doch, daß die Bohnen gar sind.« Der schüttelte schläfrig den Kopf: »Erst müßt ihr alle dasein.« Tjaden grinste: »Wir sind alle da.« Der Unteroffizier merkte noch nichts. »Das könnte euch so passen! Wo sind denn die andern?« »Die werden heute nicht von dir verpflegt! Feldlazarett und Massengrab.« Der Küchenbulle war erschlagen, als er die Tatsachen erfuhr. Er wankte. »Und ich habe für hundertfünfzig Mann gekocht.« Kropp stieß ihm in die Rippen. »Dann werden wir endlich mal satt. Los, fang an!«

Im Westen nichts Neues, 1 Nothing new in the West, 1 Nada nuevo en Occidente, 1 Nic nowego na zachodzie, 1 Ничего нового на Западе, 1 Inget nytt i väst, 1 Batıda yeni bir şey yok, 1

Wir liegen neun Kilometer hinter der Front. We are nine kilometers behind the front. Estamos a nueve kilómetros de la cabeza. Gestern wurden wir abgelöst; jetzt haben wir den Magen voll weißer Bohnen mit Rindfleisch und sind satt und zufrieden. Yesterday we were relieved; now we have our stomachs full of white beans with beef and are full and satisfied. Ayer estábamos aliviados; ahora tenemos el estómago lleno de alubias blancas con ternera y estamos llenos y satisfechos. Hôm qua chúng tôi cảm thấy nhẹ nhõm; bây giờ chúng tôi đã no bụng với đậu trắng với thịt bò và no nê và hài lòng. Sogar für abends hat jeder noch ein Kochgeschirr voll fassen können; dazu gibt es außerdem doppelte Wurst- und Brotportionen – das schafft. Even for the evening, everyone still has a cookware full; in addition, there are double portions of sausage and bread - that creates. Incluso por la noche, todo el mundo tiene una olla llena; además, hay raciones dobles de salchichas y pan: eso funciona. So ein Fall ist schon lange nicht mehr dagewesen: der Küchenbulle mit seinem roten Tomatenkopf bietet das Essen direkt an; jedem, der vorbeikommt, winkt er mit seinem Löffel zu und füllt ihm einen kräftigen Schlag ein. Such a case has long since disappeared: the kitchen bull with his red tomato head offers the food directly; He waves his spoon at everyone who comes by and fills him with a powerful punch. Hacía tiempo que no se veía un caso así: el toro de la cocina, con su cabeza de tomate rojo, ofrece directamente la comida; agita la cuchara a todo el que pasa y le llena de un buen puñetazo. Er ist ganz verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er seine Gulaschkanone leerkriegen soll. He's desperate because he doesn't know how to empty his goulash cannon. Está desesperado porque no sabe cómo vaciar su lata de gulasch. Tjaden und Müller haben ein paar Waschschüsseln auf getrieben und sie sich bis zum Rand gestrichen voll geben lassen, als Reserve. Tjaden and Müller have opened a few wash basins and let them be filled to the edge, as a reserve. Tjaden y Müller encontraron unos cuantos barreños y los llenaron hasta los topes como reserva. Tjaden macht das aus Freßsucht, Müller aus Vorsicht. Tjaden does this out of gluttony, Müller out of caution. Tjaden lo hace por gula, Müller por precaución. Wo Tjaden es läßt, ist allen ein Rätsel. Where Tjaden leaves it is a mystery to all. Dónde lo deja Tjaden es un misterio para todos. Er ist und bleibt ein magerer Hering. He is and remains a skinny herring. Es y sigue siendo un arenque magro. Das Wichtigste aber ist, daß es auch doppelte Rauchportionen gegeben hat. But the most important thing is that there were also double portions of smoke. Pero lo más importante es que también había raciones dobles de humo. Für jeden zehn Zigarren, zwanzig Zigaretten und zwei Stück Kautabak, das ist sehr anständig. For every ten cigars, twenty cigarettes and two pieces of chewing tobacco, that's very decent. Por cada diez cigarros, veinte cigarrillos y dos piezas de tabaco de mascar, es muy decente. Ich habe meinen Kautabak mit Katczinsky gegen seine Zigaretten getauscht, das macht für mich vierzig Zigaretten. I traded my chewing tobacco with Katczinsky for his cigarettes, that makes forty cigarettes for me. Damit langt man schon einen Tag. That's enough for a day. Es suficiente para un día. Dabei steht uns diese ganze Bescherung eigentlich nicht zu. This is not all this mess for us. Y, sin embargo, en realidad no tenemos derecho a toda esta decoración. So splendid sind die Preußen nicht. The Prussians are not that splendid. Los prusianos no son tan espléndidos. Wir haben sie nur einem Irrtum zu verdanken. We only have a mistake to thank for it. Sólo se lo debemos a un error. Vor vierzehn Tagen mußten wir nach vorn, um abzulösen. Fourteen days ago we had to go forward to relieve others. Hace quince días tuvimos que avanzar para relevar. Es war ziemlich ruhig in unserm Abschnitt, und der Furier hatte deshalb für den Tag unserer Rückkehr das normale Quantum Lebensmittel erhalten und für die hundertfünfzig Mann starke Kompanie vorgesorgt. It was fairly quiet in our section, and Furier had therefore received the normal quantity of food for the day of our return and provided for the company of one hundred and fifty men. La situación era bastante tranquila en nuestra sección, por lo que el forrajeador había recibido la cantidad normal de alimentos para el día de nuestro regreso y había hecho provisiones para la compañía de ciento cincuenta hombres. Nun aber gab es gerade am letzten Tage bei uns überraschend viel Langrohr und dicke Brocken, 4 englische Artillerie, die ständig auf unsere Stellung trommelte, so daß wir starke Verluste hatten und nur mit achtzig Mann zurückkamen. But on the last day we had a surprising amount of long barrels and big chunks, 4 English artillery, which constantly drummed on our position, so that we suffered heavy losses and only came back with eighty men. Sin embargo, justo el último día hubo una sorprendente cantidad de cañones largos y gruesos, 4 artillería inglesa, que bombardeó constantemente nuestra posición, por lo que tuvimos grandes pérdidas y sólo regresamos con ochenta hombres. Wir waren nachts eingerückt und hatten uns gleich hingehauen, um erst einmal anständig zu schlafen; denn Katczinsky hat recht: es wäre alles nicht so schlimm mit dem Krieg, wenn man nur mehr Schlaf haben würde. We had arrived at night and had set out to sleep decently; because Katczinsky is right: it would not be so bad with the war, if only you had more sleep. Nos habíamos mudado por la noche y nos habíamos ido directamente a la cama para dormir bien, porque Katczinsky tenía razón: la guerra no sería tan mala si durmiéramos más. Vorne ist es doch nie etwas damit, und vierzehn Tage jedesmal sind eine lange Zeit. There's never anything to it at the front, and fourteen days each time is a long time. Es war schon Mittag, als die ersten von uns aus den Baracken krochen. It was already midday when the first of us crawled out of the barracks. Eine halbe Stunde später hatte jeder sein Kochgeschirr gegriffen, und wir versammelten uns vor der Gulaschmarie, die fettig und nahrhaft roch. Half an hour later everyone had grabbed their cookware and we gathered in front of the goulashmarie, which smelled greasy and nutritious. An der Spitze natürlich die Hungrigsten: der kleine Albert Kropp, der von uns am klarsten denkt und deshalb erst Gefreiter ist; – Müller V, der noch Schulbücher mit sich herumschleppt und vom Notexamen träumt; im Trommelfeuer büffelt er physikalische Lehrsätze; – Leer, der einen Vollbart trägt und große Vorliebe für Mädchen aus den Offizierspuffs hat; er schwört darauf, daß sie durch Armeebefehl verpflichtet wären, seidene Hemden zu tragen und bei Gästen vom Hauptmann aufwärts vorher zu baden; – und als vierter ich, Paul Bäumer. At the top, of course, the most hungry: little Albert Kropp, who thinks most clearly of us and is therefore only a private; - Müller V, who still carries textbooks with him and dreams of the note exam; in the barrage he buffets physical tenets; - Leer, who wears a full beard and has great affection for girls from the officer puffs; he swears that by army order they would be obliged to wear silk shirts and bathe upstairs with guests from the captain; - and fourth, Paul Bäumer. Alle vier neunzehn Jahre alt, alle vier aus derselben Klasse in den Krieg gegangen. All four nineteen years old, all four from the same class gone to war. Dicht hinter uns unsere Freunde. Close behind us are our friends. Tjaden, ein magerer Schlosser, so alt wie wir, der größte Fresser der Kompanie. Tjaden, a skinny locksmith, our age, the biggest glutton in the company. Er setzt sich schlank zum Essen hin und steht dick wie eine schwangere Wanze wieder auf; – Haie Westhus, gleich alt, Torfstecher, der bequem ein Kommißbrot in eine Hand nehmen und fragen kann: Ratet mal, was ich in der Faust habe; – Detering, ein Bauer, der nur an seinen Hof und an seine Frau denkt; – und endlich Stanislaus Katczinsky, das Haupt unserer Gruppe, zäh, schlau, gerissen, vierzig Jahre alt, mit einem Gesicht aus Erde, mit blauen Augen, hängenden Schultern und einer wunderbaren Witterung für dicke Luft, gutes Essen und 5 schöne Druckposten. He sits down slim to eat and gets up fat as a pregnant bug; – Haie Westhus, same age, peat cutter, who can easily take a bread in one hand and ask: Guess what I have in my fist; – Detering, a farmer who thinks only of his farm and his wife; - and finally Stanislaus Katczinsky, the head of our group, tough, smart, cunning, forty years old, with a face made of earth, with blue eyes, sloping shoulders and a wonderful sense of thick air, good food and 5 nice printing posts. Unsere Gruppe bildete die Spitze der Schlange vor der Gulaschkanone. Наша группа сформировала вершину змеи перед пушкой гуляшей. Wir wurden ungeduldig, denn der ahnungslose Küchenkarl stand noch immer und wartete. We got impatient because the unsuspecting Küchenkarl was still standing and waiting. Мы были нетерпеливы, потому что ничего не подозревающий Кюхенкарль все еще стоял и ждал. Endlich rief Katczinsky ihm zu: »Nun mach deinen Bouillonkeller schon auf, Heinrich! Finally Katczinsky called out to him: "Now open your bouillon cellar, Heinrich! Наконец Качинский крикнул ему: «Теперь откройте свой бульонный погреб, Генрих! Man sieht doch, daß die Bohnen gar sind.« Der schüttelte schläfrig den Kopf: »Erst müßt ihr alle dasein.« Tjaden grinste: »Wir sind alle da.« Der Unteroffizier merkte noch nichts. You can see the beans are done.” He shook his head sleepily: “You all have to be there first.” Tjaden grinned: “We're all here.” The corporal didn't notice anything yet. Вы видите, что фасоль приготовлена. Он сонно покачал головой: «Сначала вы все должны быть там». Тьяден усмехнулся: «Мы все там». Капрал все еще ничего не заметил. »Das könnte euch so passen! "You might like that! «Это может подойти тебе! Wo sind denn die andern?« »Die werden heute nicht von dir verpflegt! Where are the others?" "You're not taking care of them today! Где остальные? »« Они не питаются вами сегодня! Feldlazarett und Massengrab.« Der Küchenbulle war erschlagen, als er die Tatsachen erfuhr. Field hospital and mass grave.' The kitchen bull was stunned when he learned the facts. Полевой госпиталь и массовая могила. Кукольный бык был убит, когда он узнал факты. Er wankte. He faltered. Он пошатнулся. »Und ich habe für hundertfünfzig Mann gekocht.« Kropp stieß ihm in die Rippen. "And I cooked for a hundred and fifty men." Kropp poked him in the ribs. «И я приготовил на сто пятьдесят человек». Кропп подтолкнул его в ребра. »Dann werden wir endlich mal satt. "Then we'll finally have enough. Los, fang an!« Come on, start!”