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Deutschlandfunk - Interview, "Wo bleibt die Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie?"

"Wo bleibt die Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie?"

Diesel-Skandal und Kartell-Vorwürfe - die derzeitige Krise der Autoindustrie sei auf völlig löchrige Gesetze der Politik zurückzuführen, sagte der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer im Dlf. Möglicherweise sei das im klaren Bewusstsein gemacht worden, um Industrien zu schützen.

Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit Ursula Mense

Ursula Mense: Es ist eine perfide Geschichte. Und hat das Zeug zum größten Skandal der Autogeschichte. Autobauer haben über Jahre geheime Absprachen getroffen, über technische Details, über Zulieferer und über Kosten. Und auch über die Abgasreinigung, womit sie quasi die Grundlage geschaffen haben für den Dieselskandal, mit weitreichenden Folgen für die Umwelt und für unsere Gesundheit. Ein Kartell mit geheimen Zusammenkünften von Daimler, VW, Audi, BMW und Porsche in irgendwelchen Hinterzimmern? Ich habe den Autoexperten der Universität Duisburg-Essen Professor Ferdinand Dudenhöffer gefragt, ob er sich so etwas jemals hat vorstellen können?

Ferdinand Dudenhöffer: Nein, ich könnte es mir nicht vorstellen, aber mit Diesel ist man da in den letzten zwei Jahren nicht mehr schrecklich überrascht, wenn solche neue Hiobsbotschaften kommen. Seit zwei Jahren erleben wir fast wöchentlich Meldungen über Staatsanwaltschaften, die Razzien durchführen, über Anzeigen, über Software-Updates, über Probleme, die die EU-Kommission ausspricht. Also, Diesel ist scheinbar zum Dauerbrenner für negative Nachrichten geworden, das ist jetzt die letzte mit diesen Kartellen, ich bin sicher, es bleibt nicht die allerletzte.

"Man hat die Kosten reduziert auf Kosten der Umwelt" Mense: Es ging jetzt dabei auch um verschiedene Absprachen, entscheidend für die Dieselabgase soll aber gewesen sein, dass man sich über die Größe der Tanks für AdBlue verständigt hat. Das ist ein Harnstoffgemisch, mit dem die gesundheits- und umweltschädlichen Stickoxide in Wasser und Stickstoff aufgespalten werden, also in eher harmlose Stoffe, bevor diese dann in die Umgebung freigesetzt werden. So habe ich das verstanden. Und weil diese großen Tanks zu teuer waren, hat man sich auf kleine verständigt, also ohne Rücksicht auf die Umwelt, kann man sagen.

Dudenhöffer: Das ist der Vorwurf, der im "Spiegel" erhoben worden ist, dass man Absprachen – man nennt es auch Normierungskartell – gemacht hat, was, wenn man es genehmigen lässt und genehmigt wird, eine gute Sache sein kann. Es gibt zig Normen, die wir brauchen, aber wenn es den Wettbewerb oder in diesem Fall zu Umweltschäden führen kann, bewussten Umweltschäden führen kann, natürlich höchst sträflich ist.

Mense: Das heißt aber umgekehrt, wenn sie das nicht gemacht hätten, hätten große Tanks eingebaut, dann hätten wir die Umweltproblematik der vergangenen Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte überhaupt nicht gehabt, was die Stickoxide in der Luft angeht?

Dudenhöffer: Zum Teil ja, denn mit großen Tanks kann man bei Harnstoff auch bei kleineren Temperaturen die Abgase so regeln, dass diese Stickdioxide und Stickoxide nicht entstehen. Allerdings muss man dazusagen, dass bei niedrigeren Temperaturen man auch den Katalysator ändern muss.

Mense: Aber dennoch kann man doch sagen, das technische Problem ist auf jeden Fall kleiner im Vergleich zum ökonomischen, was eben den Autobauern entstanden wäre.

Dudenhöffer: Das technische Problem ist lösbar, man hat es aber nicht gelöst, obwohl man es lösen könnte, weil man Angst hatte vor den zusätzlichen Kosten, und wollte den Diesel in die Zukunft führen. Also wollte man mit einem Aggregat – VW war der Musterfall in den USA – durch Tricks sich eine saubere Weste erkaufen und billigere Angebote machen können, preisgünstigere Angebote machen können. Also man hat die Kosten reduziert auf Kosten der Umwelt, auch bei unseren Euro-6-Diesel, die heute durch die Gegend fahren. Ein Großteil sind Mogelpackungen, einfach weil man von der Politik vorschreibt, so einfach bestehen kann, dass man nur im Testverlauf seine Stickdioxidwerte einhalten muss und ansonsten kann man machen, was man will. Das ist das große Drama, und dieses Drama ist zurückzuführen auf völlig löchrige Gesetze, die unsere Politiker gemacht haben – möglicherweise im klaren Bewusstsein dessen, dass diese Gesetze löchrig sind, um Industrien zu schützen.

"Wo bleibt denn da die Unabhängigkeit?" Mense: Das heißt, Ihre Hauptkritik geht an die Politiker, die im Grunde zu lange die Autoindustrie haben machen lassen und schützend ihre Hand darüber gehalten.

Dudenhöffer: Aber schauen Sie doch die Politik an: Frau Merkel, die Bundeskanzlerin, hat den Cheflobbyisten der deutschen Automobilindustrie, Matthias Wissmann, der ihr guter Parteifreund ist, der frühere Bundesverkehrsminister war, empfohlen – und eine Empfehlung von der Bundeskanzlerin wird man schlecht ablehnen –, als Cheflobbyist der deutschen Automobilindustrie. Wo bleibt denn da die Unabhängigkeit, wo bleibt denn Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie? Die ist doch völlig verkorkst in so einem Beispiel.

Mense: Halten Sie es für denkbar, dass solche weitreichenden Entscheidungen eines Konzerns ja eben wohl auf der Vorstandsebene ohne Kenntnis der Aufsichtsräte gelaufen sein können? Und da wären wir ja natürlich auch wieder bei der Politik, in Bezug auf VW auf jeden Fall.

Dudenhöffer: Also der Aufsichtsrat, der bestimmt ja die Strategie von einem Unternehmen, und das, was wir jetzt haben, sind ja eher Dinge, die im operativen Bereich sind, die im Verband sind bei den deutschen Autoherstellern. Der Verband, der organisiert ja auch Technikkreise, wo sich die Experten absprechen. Und in diesen Technikkreisen kann man ja kleinere Kreise daraus bilden, die sich dann weiter um bestimmte Dinge kümmern. Ich denke, Kartellbelange, ich kann mir nicht vorstellen, dass die in den Aufsichtsrat weitergereicht worden sind. Ich will es nicht ausschließen, aber ich würde es als relativ unwahrscheinlich einschätzen.

Mense: Nun hat BMW gestern dementiert, der Porsche-Betriebsratschef beschuldigt Audi, also ist das nur noch ein verzweifeltes Hauen und Stechen oder halten Sie auch das für denkbar, dass BMW da gar nicht dabei ist?

"Viel wichtiger ist das Vertrauen, was verloren geht" Dudenhöffer: BMW hat ja nur gesagt, ihnen liegt keine Anzeige vor, also sie wissen nichts von Strafermittlungen und sie halten sich immer an die Gesetze. Die Experten bei BMW tauschen sich mit dem VDA genauso aus wie andere auch, und ob Absprachen in Normierungen gemacht worden sind, das kann man erst feststellen, wenn man wirklich das Ergebnis des Kartellamtes hat, und von daher müsste das Kartellamt jetzt schon ein bisschen schneller arbeiten. Seit über einem Jahr hat man dort schon die angeblichen Selbstanzeigen, und bis heute hört man nichts vom Kartellamt.

Mense: Es sind ja sehr viele Verbraucher betroffen, es sind Autozulieferer betroffen, also möglicherweise rollt da eine enorme Klagewelle auf die Autobauer zu. Was bedeutet das?

Dudenhöffer: Also Klagewelle, und wenn es Strafen gibt, gibt's Kartellstrafen, die können sehr hoch sein, im Milliardenbereich liegen. Das sind Einmalzahlungen, die tun sehr weh, aber Einmalzahlungen sind immer verdaubar für Unternehmen. Klagewellen, da muss man aufpassen, was da jetzt behauptet wird, denn das Recht der Kunden in Deutschland, Schadensersatz einzuklagen, ist äußerst überschaubar im Vergleich etwa zu Amerika. Von daher würde ich da jetzt nicht die große Bedrohung drin sehen, genauso wenig bei Zulieferern. Also Kartellstrafen, die können recht heftig sein, die können weh tun, die werfen einen aber nicht völlig aus der Bahn. Viel wichtiger ist das Vertrauen, was verloren geht. Das ist, glaube ich, der Hauptgrund: das Vertrauen, das seit über zwei Jahren Stück für Stück verloren geht in die deutsche Automobilindustrie, in die deutschen Produkte. Ursächlich dafür ist der Diesel, dem niemand mehr über den Weg traut. Deshalb brauchen wir eine Strategie, um neues Vertrauen aufzubauen. Das klappt nicht mit dem Diesel, wir müssen raus aus dem Diesel, es gibt gute Möglichkeiten, das zu tun – nur dann schaffen wir es. Aber diese Situation zu stabilisieren, Kanzlergipfel, wo wir den Diesel jetzt wieder retten wollen, sind nach meiner Einschätzung fehl am Platz.


"Wo bleibt die Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie?" "Wo bleibt die Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie?" "Where is the distance between the Chancellery and industry?" "¿Dónde está la distancia entre la Cancillería y la industria?" "Où est la distance entre la chancellerie et l'industrie ?" "Qual è la distanza tra la Cancelleria e l'industria?". "Waar is de afstand tussen de Kanselarij en de industrie?" "Qual é a distância entre o gabinete do reitor e a indústria?" "Где находится расстояние между Канцелярией и промышленностью?" "Hur långt är det mellan kansliet och industrin?" "Başbakanlık ile sanayi arasındaki mesafe nerede?" "Яка відстань між канцелярією та промисловістю?"

Diesel-Skandal und Kartell-Vorwürfe - die derzeitige Krise der Autoindustrie sei auf völlig löchrige Gesetze der Politik zurückzuführen, sagte der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer im Dlf. Diesel scandal and cartel allegations - the current crisis in the auto industry is due to completely holey political laws, said the automotive expert Ferdinand Dudenhöffer in the Dlf. ディーゼル・スキャンダルとカルテル疑惑 - 自動車業界の現在の危機は、完全に政治の穴だらけの法律のためである、とDlfで自動車専門家フェルディナンド・ドゥデンヘッファーは言った。 Dizel skandalı ve kartel iddiaları - otomobil endüstrisindeki mevcut kriz, Dlf'deki otomobil uzmanı Ferdinand Dudenhöffer'e göre siyasetin tamamen delikanlı yasalarına kadar takip edilebilir. Möglicherweise sei das im klaren Bewusstsein gemacht worden, um Industrien zu schützen. This may have been done with clear awareness to protect industries. 産業保護という明確な意識があってのことかもしれない。 Bunun, endüstrileri korumak için açık bir bilinçle yapılmış olması mümkündür.

Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit Ursula Mense Ferdinand Dudenhöffer in conversation with Ursula Mense Ferdinand Dudenhöffer Ursula Mense ile söyleşide

Ursula Mense: Es ist eine perfide Geschichte. Ursula Mense: It's a perfidious story. Ursula Mense: Bu haince bir hikaye. Und hat das Zeug zum größten Skandal der Autogeschichte. And has what it takes to become the biggest scandal in car history. Ve otomobil tarihinin en büyük skandalına yol açıyor. Autobauer haben über Jahre geheime Absprachen getroffen, über technische Details, über Zulieferer und über Kosten. For years, car manufacturers have made secret agreements about technical details, about suppliers and about costs. Otomobil üreticileri yıllarca teknik detaylar, tedarikçiler ve maliyetler konusunda gizli anlaşmalar yaptılar. Und auch über die Abgasreinigung, womit sie quasi die Grundlage geschaffen haben für den Dieselskandal, mit weitreichenden Folgen für die Umwelt und für unsere Gesundheit. And also about the exhaust gas cleaning, with which they have created the basis for the diesel scandal, with far-reaching consequences for the environment and our health. Ayrıca, çevre ve sağlığımız için geniş kapsamlı sonuçları olan dizel skandalının temelini oluşturdukları egzoz gazı arıtma konusunda da. Ein Kartell mit geheimen Zusammenkünften von Daimler, VW, Audi, BMW und Porsche in irgendwelchen Hinterzimmern? A cartel with secret meetings of Daimler, VW, Audi, BMW and Porsche in some back rooms? Ich habe den Autoexperten der Universität Duisburg-Essen Professor Ferdinand Dudenhöffer gefragt, ob er sich so etwas jemals hat vorstellen können? I asked the car expert at the University of Duisburg-Essen, Professor Ferdinand Dudenhöffer, if he could ever have imagined something like this?

Ferdinand Dudenhöffer: Nein, ich könnte es mir nicht vorstellen, aber mit Diesel ist man da in den letzten zwei Jahren nicht mehr schrecklich überrascht, wenn solche neue Hiobsbotschaften kommen. Ferdinand Dudenhöffer: No, I couldn't imagine it, but with Diesel in the last two years you're no longer terribly surprised when bad news like this comes along. Seit zwei Jahren erleben wir fast wöchentlich Meldungen über Staatsanwaltschaften, die Razzien durchführen, über Anzeigen, über Software-Updates, über Probleme, die die EU-Kommission ausspricht. For the past two years, we've had reports almost every week about public prosecutors conducting raids, about ads, about software updates, about problems that the EU Commission has announced. Also, Diesel ist scheinbar zum Dauerbrenner für negative Nachrichten geworden, das ist jetzt die letzte mit diesen Kartellen, ich bin sicher, es bleibt nicht die allerletzte. So, Diesel has apparently become a perennial favorite for negative news, that's the last one with these cartels, I'm sure it will not be the last.

"Man hat die Kosten reduziert auf Kosten der Umwelt" "The costs have been reduced at the expense of the environment" Mense: Es ging jetzt dabei auch um verschiedene Absprachen, entscheidend für die Dieselabgase soll aber gewesen sein, dass man sich über die Größe der Tanks für AdBlue verständigt hat. Mense: It was also about various agreements, but what is said to have been decisive for the diesel emissions was that the size of the AdBlue tanks was agreed. Das ist ein Harnstoffgemisch, mit dem die gesundheits- und umweltschädlichen Stickoxide in Wasser und Stickstoff aufgespalten werden, also in eher harmlose Stoffe, bevor diese dann in die Umgebung freigesetzt werden. This is a urea mixture that is used to split the nitrogen oxides, which are harmful to health and the environment, into water and nitrogen, i.e. into rather harmless substances, before these are then released into the environment. So habe ich das verstanden. That's how I understood it. Und weil diese großen Tanks zu teuer waren, hat man sich auf kleine verständigt, also ohne Rücksicht auf die Umwelt, kann man sagen. And because these large tanks were too expensive, an agreement was reached on small ones, i.e. without consideration for the environment, you can say.

Dudenhöffer: Das ist der Vorwurf, der im "Spiegel" erhoben worden ist, dass man Absprachen – man nennt es auch Normierungskartell – gemacht hat, was, wenn man es genehmigen lässt und genehmigt wird, eine gute Sache sein kann. Dudenhöffer: That's the accusation made in the "Spiegel" that there were agreements - it's also called a standardization cartel - which, if it's approved and approved, can be a good thing. Es gibt zig Normen, die wir brauchen, aber wenn es den Wettbewerb oder in diesem Fall zu Umweltschäden führen kann, bewussten Umweltschäden führen kann, natürlich höchst sträflich ist. There are umpteen standards that we need, but if it can lead to competition or, in this case, to environmental damage, deliberate environmental damage, it is of course highly criminal.

Mense: Das heißt aber umgekehrt, wenn sie das nicht gemacht hätten, hätten große Tanks eingebaut, dann hätten wir die Umweltproblematik der vergangenen Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte überhaupt nicht gehabt, was die Stickoxide in der Luft angeht? Mense: But that means conversely, if they had not done that, would have built large tanks, then we would not have had the environmental problems of recent years, maybe even decades at all, as regards the nitrogen oxides in the air?

Dudenhöffer: Zum Teil ja, denn mit großen Tanks kann man bei Harnstoff auch bei kleineren Temperaturen die Abgase so regeln, dass diese Stickdioxide und Stickoxide nicht entstehen. Dudenhöffer: In part yes, because with large tanks you can regulate the exhaust gases with urea, even at low temperatures, so that these nitrogen dioxides and nitrogen oxides are not produced. Allerdings muss man dazusagen, dass bei niedrigeren Temperaturen man auch den Katalysator ändern muss. However, it must be said that at lower temperatures you also have to change the catalyst.

Mense: Aber dennoch kann man doch sagen, das technische Problem ist auf jeden Fall kleiner im Vergleich zum ökonomischen, was eben den Autobauern entstanden wäre. Mense: But you can still say that the technical problem is definitely smaller compared to the economic problem that would have arisen for the car manufacturers.

Dudenhöffer: Das technische Problem ist lösbar, man hat es aber nicht gelöst, obwohl man es lösen könnte, weil man Angst hatte vor den zusätzlichen Kosten, und wollte den Diesel in die Zukunft führen. Dudenhöffer: The technical problem can be solved, but it has not been solved, although it could be solved, because people were afraid of the additional costs and wanted to lead diesel into the future. Also wollte man mit einem Aggregat – VW war der Musterfall in den USA – durch Tricks sich eine saubere Weste erkaufen und billigere Angebote machen können, preisgünstigere Angebote machen können. So they wanted to be able to use a unit - VW was the model case in the U.S. - to buy a clean slate through tricks and make cheaper offers, to be able to make cheaper offers. Also man hat die Kosten reduziert auf Kosten der Umwelt, auch bei unseren Euro-6-Diesel, die heute durch die Gegend fahren. Ein Großteil sind Mogelpackungen, einfach weil man von der Politik vorschreibt, so einfach bestehen kann, dass man nur im Testverlauf seine Stickdioxidwerte einhalten muss und ansonsten kann man machen, was man will. A large part are Mogelpackungen, simply because one prescribes from the policy, so simply can exist that one must keep only in the test course its nitrogen dioxide values and otherwise one can make, which one wants. Das ist das große Drama, und dieses Drama ist zurückzuführen auf völlig löchrige Gesetze, die unsere Politiker gemacht haben – möglicherweise im klaren Bewusstsein dessen, dass diese Gesetze löchrig sind, um Industrien zu schützen. That's the big drama, and that drama is due to completely full of holes laws that our politicians have made - possibly with the clear awareness that these laws are full of holes to protect industries.

"Wo bleibt denn da die Unabhängigkeit?" "Where's the independence in that?" Mense: Das heißt, Ihre Hauptkritik geht an die Politiker, die im Grunde zu lange die Autoindustrie haben machen lassen und schützend ihre Hand darüber gehalten. Mense: In other words, your main criticism is directed at the politicians, who have basically let the car industry get on with things for too long and held their protective hand over it.

Dudenhöffer: Aber schauen Sie doch die Politik an: Frau Merkel, die Bundeskanzlerin, hat den Cheflobbyisten der deutschen Automobilindustrie, Matthias Wissmann, der ihr guter Parteifreund ist, der frühere Bundesverkehrsminister war, empfohlen – und eine Empfehlung von der Bundeskanzlerin wird man schlecht ablehnen –, als Cheflobbyist der deutschen Automobilindustrie. Dudenhöffer: But just look at politics: Mrs. Merkel, the German Chancellor, has recommended the chief lobbyist of the German automotive industry, Matthias Wissmann, who is her good party friend, who used to be the Federal Minister of Transport - and a recommendation from the German Chancellor will be hard to refuse - as the chief lobbyist of the German automotive industry. Wo bleibt denn da die Unabhängigkeit, wo bleibt denn Distanz zwischen Kanzleramt und Industrie? Die ist doch völlig verkorkst in so einem Beispiel. It's completely screwed up in an example like this.

Mense: Halten Sie es für denkbar, dass solche weitreichenden Entscheidungen eines Konzerns ja eben wohl auf der Vorstandsebene ohne Kenntnis der Aufsichtsräte gelaufen sein können? Mense: Do you think it is conceivable that such far-reaching decisions of a group could have been made at the board level without the knowledge of the supervisory board members? Und da wären wir ja natürlich auch wieder bei der Politik, in Bezug auf VW auf jeden Fall.

Dudenhöffer: Also der Aufsichtsrat, der bestimmt ja die Strategie von einem Unternehmen, und das, was wir jetzt haben, sind ja eher Dinge, die im operativen Bereich sind, die im Verband sind bei den deutschen Autoherstellern. Dudenhöffer: Well, the supervisory board determines the strategy of a company, and what we have now are more things that are in the operational area, that are in the association at the German car manufacturers. Der Verband, der organisiert ja auch Technikkreise, wo sich die Experten absprechen. Und in diesen Technikkreisen kann man ja kleinere Kreise daraus bilden, die sich dann weiter um bestimmte Dinge kümmern. Ich denke, Kartellbelange, ich kann mir nicht vorstellen, dass die in den Aufsichtsrat weitergereicht worden sind. Ich will es nicht ausschließen, aber ich würde es als relativ unwahrscheinlich einschätzen.

Mense: Nun hat BMW gestern dementiert, der Porsche-Betriebsratschef beschuldigt Audi, also ist das nur noch ein verzweifeltes Hauen und Stechen oder halten Sie auch das für denkbar, dass BMW da gar nicht dabei ist?

"Viel wichtiger ist das Vertrauen, was verloren geht" Dudenhöffer: BMW hat ja nur gesagt, ihnen liegt keine Anzeige vor, also sie wissen nichts von Strafermittlungen und sie halten sich immer an die Gesetze. Die Experten bei BMW tauschen sich mit dem VDA genauso aus wie andere auch, und ob Absprachen in Normierungen gemacht worden sind, das kann man erst feststellen, wenn man wirklich das Ergebnis des Kartellamtes hat, und von daher müsste das Kartellamt jetzt schon ein bisschen schneller arbeiten. Seit über einem Jahr hat man dort schon die angeblichen Selbstanzeigen, und bis heute hört man nichts vom Kartellamt.

Mense: Es sind ja sehr viele Verbraucher betroffen, es sind Autozulieferer betroffen, also möglicherweise rollt da eine enorme Klagewelle auf die Autobauer zu. Mense: There are so many consumers affected, it auto suppliers are affected, so possibly there is a huge wave of complaints on the car maker. Was bedeutet das?

Dudenhöffer: Also Klagewelle, und wenn es Strafen gibt, gibt’s Kartellstrafen, die können sehr hoch sein, im Milliardenbereich liegen. Das sind Einmalzahlungen, die tun sehr weh, aber Einmalzahlungen sind immer verdaubar für Unternehmen. Klagewellen, da muss man aufpassen, was da jetzt behauptet wird, denn das Recht der Kunden in Deutschland, Schadensersatz einzuklagen, ist äußerst überschaubar im Vergleich etwa zu Amerika. Von daher würde ich da jetzt nicht die große Bedrohung drin sehen, genauso wenig bei Zulieferern. Also Kartellstrafen, die können recht heftig sein, die können weh tun, die werfen einen aber nicht völlig aus der Bahn. Viel wichtiger ist das Vertrauen, was verloren geht. Much more important is the trust that is lost. Das ist, glaube ich, der Hauptgrund: das Vertrauen, das seit über zwei Jahren Stück für Stück verloren geht in die deutsche Automobilindustrie, in die deutschen Produkte. Ursächlich dafür ist der Diesel, dem niemand mehr über den Weg traut. Deshalb brauchen wir eine Strategie, um neues Vertrauen aufzubauen. Das klappt nicht mit dem Diesel, wir müssen raus aus dem Diesel, es gibt gute Möglichkeiten, das zu tun – nur dann schaffen wir es. Aber diese Situation zu stabilisieren, Kanzlergipfel, wo wir den Diesel jetzt wieder retten wollen, sind nach meiner Einschätzung fehl am Platz.