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Deutschlandfunk - Interview, „Wir brauchen eine deutliche Verteuerung von Kunststoff“

„Wir brauchen eine deutliche Verteuerung von Kunststoff“

Stephanie Rohde: Wenn's mal schnell gehen muss, dann geht der Kaffee und der Salat auch to go, alles natürlich schön in Plastik verpackt. Die Tüte, den Becher und das Besteck kann man dann nachher einfach wegschmeißen. Einwegplastik ist praktisch, ist günstig, und genau das ist das Problem. Die EU hat Plastik nun den Krieg erklärt, sie will nämlich Wegwerfprodukte wie Strohhalme oder auch Besteck verbieten, auch um die Massen von Müll in den Weltmeeren etwas einzudämmen. Aber schwimmt in Zukunft tatsächlich weniger Plastik im Meer herum, wenn die EU einzelne Wegwerfartikel verbietet, und wie sinnvoll wäre eine sogenannte Plastiksteuer, wie die Stadt Tübingen sie nun ins Gespräch gebracht hat. Darüber hab ich mit Thomas Fischer gesprochen, der den Bereich Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe leitet, und ich wollte von ihm wissen, wird die Welt sauberer, wenn die EU Wattestäbchen verbietet.

Thomas Fischer: Ein bisschen. Ein bisschen, muss man sagen. Es ist gut, dass die Europäische Union etwas gegen Plastikmüll, der ja tatsächlich auch sehr häufig in der Umwelt landet, tut, und es wird sicherlich auch keiner damit ein Problem haben, dass in Zukunft ein Wattestäbchen nicht mehr aus Plastik besteht, sondern beispielsweise aus Pappe. Man muss aber natürlich wissen, indem man Strohhalme verbietet aus Plastik, Besteck aus Plastik, das ist alles durchaus sinnvoll, aber das Gesamtproblem von deutlich zu viel Plastik und von über 500.000 Tonnen Kunststoff, die pro Jahr an der europäischen Küste in die Meere gespült werden, wird dieses Verbot natürlich in der Breite nichts ändern. Deshalb kann das nur ein erster Schritt sein in die richtige Richtung, und jetzt müssen wir natürlich noch nachlegen.

„EU-Regelung hat für Deutschland keine großen Auswirkungen“

Rohde: Also Sie sagen, das hilft ein bisschen, was ändert sich denn in konkret in Deutschland?

Fischer: Die EU-Regelung führt zunächst mal dazu, dass Strohhalme, Besteck, Wattestäbchen, Einwegbecher, Lebensmittelbehälter aus aufgeschäumtem Polystyrol in Deutschland verboten werden, das wird es also ab 2021 in Deutschland nicht mehr geben. Ansonsten hat diese EU-Regelung kaum eine Auswirkung auf Deutschland. Es wird eine Sammelquote vorgegeben von mindestens 77 Prozent für Einwegplastikflaschen, durch das Einwegpfand haben wir das schon in Deutschland. In Deutschland werden 98,5 Prozent der pfandpflichtigen Getränkeverpackungen in den Supermärkten an den Automaten wieder zurückgegeben. Und auch was die verbindliche Recyclingmaterial-Einsatzquote angeht, das heißt also Recyclingmaterial, was verwendet werden muss, um neue Einwegplastikflaschen herzustellen, auch diese Quote, die die EU beschlossen hat um die 30 Prozent, auch das wird heute schon erfüllt. Über diese Verbote von Einzelprodukten hinaus hat diese EU-Regelung für Deutschland jetzt keine großen Auswirkungen.

Rohde: Das heißt, es ist eher für andere Länder wichtig, und Deutschland ist da schon auf einem guten Weg.

Fischer: Na ja, Deutschland ist besser als andere, was die Erfassung von Abfällen angeht, allerdings fehlen dieser europäischen Richtlinie doch ganz entscheidende Maßnahmen, um die Abfallberge wirklich kleiner werden zu lassen, weil die Abfallberge werden ja nicht kleiner, indem man Besteck oder Wattestäbchen verbietet. Das wird möglicherweise durch andere Einwegprodukte aus anderen Materialien ersetzt. Das Entscheidende muss wirklich sein, wir brauchen in Europa, in Deutschland ein Abfallvermeidungsziel, wir brauchen verbindliche Wiederverwendungsquoten für Verpackungen, und wir brauchen eine deutliche Verteuerung von Kunststoff.

Rohde: Tübingen plant ja als erste deutsche Gemeinde eine Steuer auf Einwegverpackungen, also damit sollen genau solche To-go-Kaffeebecher unattraktiver werden oder mehrfach verwendbar werden. Ist das sinnvoll Ihrer Meinung nach?

Fischer: Ja, das ist absolut richtig und zielführend, weil es gibt ja insbesondere bei den Coffee-to-go-Bechern Mehrwegalternativen und umweltfreundliche Mehrwegsysteme. Es gibt in vielen Städten inzwischen schon viele Coffee-to-go-Ketten, die ein und denselben Mehrwegbecher benutzen. Da kriegt man seinen Coffee to go rausgegeben in einem Mehrwegbecher, zahlt ein Pfand drauf, trinkt den Becher leer, gibt den in einer teilnehmenden Filiale wieder ab und bekommt sein Pfand wieder. Im Grunde genommen funktionieren diese Pfandsysteme so wie bei den Mineralwasserflaschen auch, nur mit Coffee-to-go-Bechern. Je teurer diese Einwegpappbecher werden, desto attraktiver werden natürlich Mehrwegsysteme, weil man kann das vielleicht ein- bis zweimal im Monat mitmachen, aber regelmäßige Coffee-to-go-Trinker werden sehr schnell so eine Abgabe im Portemonnaie merken und dann auch auf Mehrweg umsteigen.

„Bioplastik ist keine Alternative zu normalem Kunststoff“

Rohde: Und was ist mit denjenigen, die nicht umsteigen wollen, also die den Becher möglicherweise auch immer zu Hause vergessen – kann ja mal passieren. Könnte man sich vorstellen, dass da andere Stoffe verwendet werden, also Bioplastik beispielsweise, wäre das eine gute Alternative?

Fischer: Bioplastik ist überhaupt keine Alternative zu normalem Kunststoff, weil man muss wissen, es ist ja nicht sinnvoll, Einwegplastikprodukte eins zu eins durch solche zu ersetzen, die eben genauso ressourcenintensiv sind in der Herstellung. Man muss eben sehen, Bioplastikbecher beispielsweise müssen ja auch hergestellt werden. Dafür wird in der Regel Mais angebaut unter dem Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Düngemitteln. Die Düngemittel führen zu Lachgasemissionen in der Landwirtschaft, hochgradig klimaschädlich, und der ökologische Rucksack von so einem Bioplastikbecher oder einer Bioplastikschale oder Bioplastiktüte, die ist nicht besser als ein normales Einwegprodukt aus fossilem Rohöl. Deshalb sagen wir, es ist nicht sinnvoll, Produkte, die in der Umwelt häufig entsorgt werden und sich dort wiederfinden, eins zu eins durch andere Wegwerfprodukte auszutauschen. Das hilft nicht der Umwelt, und deshalb muss der Ansatz wirklich sein, Abfälle von vornherein zu vermeiden, Verpackungen, die einmal hergestellt sind, wiederzuverwenden, und das gelingt mit Mehrwegbechern gerade für Coffee to go heute eigentlich auch schon ganz gut.

Rohde: Und dieses Wiederverwenden, das können die Deutschen ja offenbar relativ gut, beim Recycling läuft das ja einigermaßen. Sind wir da nicht schon auf einem guten Weg?

Fischer: Na ja, in Deutschland kann man vieles besser machen. Es ist so, dass wir mehr Mehrweg und mehr Wiederverwendung brauchen, und Recycling ist gut, das heißt also, Verpackungen in den gelben Sack tun, und es wird stofflich genutzt. Das ist schön und gut, aber Abfälle von vornherein zu vermeiden und Verpackungen mehrmals zu verwenden, wie beispielsweise Mehrwegflaschen, die bis zu 50-mal gereinigt und wiederverwendet werden, das muss das Ziel sein. Wir brauchen Wiederverwendungsquoten für Verpackungen, dass Mehrwegsysteme auch außerhalb von Getränkeflaschen aufgebaut werden. Das ist möglich, und dafür brauchen wir eben politische Regelungen, das heißt Wiederverwendungsquoten, das haben wir nicht in Deutschland, bis auf den Getränkeverpackungsbereich, und das würde uns in jedem Fall weiterbringen.

Rohde: Die Industrie sagt da ja, das liegt in der Hand der Verbraucher, warum sollen wir das machen, wenn die Verbraucher das weiter kaufen.

Fischer: Ja, das Problem – bei Mehrwegflaschen sieht man es ja, die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen liegt momentan nur noch bei rund 43 Prozent, da wird dann auch immer gesagt, ja, die Verbraucher wollen das nicht. Das Problem ist aber sehr, sehr häufig, dass wenn Verbraucher beispielsweise gerade einen Aldi oder einen Lidl in der Nähe haben und die gehen da rein, dann stehen sie vor der Getränkeverpackungswand, und da gibt es nur noch Mineralwasser in Einwegplastikflaschen, Mehrweg wird dort gar nicht angeboten. Wenn Verbraucher also eine umweltfreundliche, nachhaltige Kaufentscheidung treffen wollen, und es gibt diese nachhaltigen beispielsweise Mehrwegflaschen oder Obst und Gemüse ohne Plastik – das wird gar nicht angeboten im Supermarkt –, na ja, dann kann der Verbraucher sich ja auch nicht umweltfreundlich entscheiden und wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Und deshalb ist es extrem wichtig, dass der Handel dem Verbraucher auch umweltfreundliche Kaufentscheidungen ermöglicht und nachhaltige Produkte und Verpackungen anbietet. Der Handel und auch die Verpackungshersteller natürlich machen sich das viel zu einfach, die gesamte Verantwortung auf den Verbraucher abzuwälzen. Am Ende kann der Verbraucher natürlich auch nur das kaufen, was in den Supermarktregalen steht, und niemand von den Verbrauchern hat das gewollt, dass beispielsweise Bananen im Foliensack verkauft werden. Das ist, glaube ich, zielführend, das hat keiner gewollt, und das sollte die Industrie auch schnellstmöglich wieder abschaffen.

Rohde: So die Forderung von Thomas Fischer, Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Dieses Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.


„Wir brauchen eine deutliche Verteuerung von Kunststoff“ "We need a significant increase in the price of plastic" "Necesitamos un aumento significativo del precio del plástico". "Potrzebujemy znacznego wzrostu cen plastiku". "Plastik fiyatında önemli bir artışa ihtiyacımız var". "Нам потрібне значне підвищення ціни на пластик". "我们需要大幅提高塑料的价格"。

Stephanie Rohde: Wenn's mal schnell gehen muss, dann geht der Kaffee und der Salat auch to go, alles natürlich schön in Plastik verpackt. Stephanie Rohde: If it has to go fast, then the coffee and the salad go to go too, of course, all beautifully packed in plastic. Die Tüte, den Becher und das Besteck kann man dann nachher einfach wegschmeißen. След това можете просто да изхвърлите чантата, чашата и приборите за хранене. The bag, the cup and the cutlery can then be thrown away afterwards. Einwegplastik ist praktisch, ist günstig, und genau das ist das Problem. Disposable plastic is handy, cheap, and that's the problem. Die EU hat Plastik nun den Krieg erklärt, sie will nämlich Wegwerfprodukte wie Strohhalme oder auch Besteck verbieten, auch um die Massen von Müll in den Weltmeeren etwas einzudämmen. The EU has now declared war on plastic, because it wants to ban disposable products such as straws or cutlery, also to reduce the masses of garbage in the oceans. Aber schwimmt in Zukunft tatsächlich weniger Plastik im Meer herum, wenn die EU einzelne Wegwerfartikel verbietet, und wie sinnvoll wäre eine sogenannte Plastiksteuer, wie die Stadt Tübingen sie nun ins Gespräch gebracht hat. But in the future, less plastic floating in the ocean will indeed happen if the EU bans individual disposable items, and how useful would be a so-called plastic tax, as the city of Tübingen has now brought it into conversation. Darüber hab ich mit Thomas Fischer gesprochen, der den Bereich Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe leitet, und ich wollte von ihm wissen, wird die Welt sauberer, wenn die EU Wattestäbchen verbietet. I talked about this with Thomas Fischer, who runs the Circular Economy Unit at Deutsche Umwelthilfe, and I wanted him to know that the world will be cleaner if the EU bans cotton buds.

Thomas Fischer: Ein bisschen. Thomas Fischer: A little bit. Ein bisschen, muss man sagen. A little, you have to say. Es ist gut, dass die Europäische Union etwas gegen Plastikmüll, der ja tatsächlich auch sehr häufig in der Umwelt landet, tut, und es wird sicherlich auch keiner damit ein Problem haben, dass in Zukunft ein Wattestäbchen nicht mehr aus Plastik besteht, sondern beispielsweise aus Pappe. It is good that the European Union is doing something about plastic waste, which in fact is very common in the environment, and certainly no one will have a problem with the fact that in future a cotton swab will no longer be made of plastic, but, for example, made out of plastic Cardboard. Man muss aber natürlich wissen, indem man Strohhalme verbietet aus Plastik, Besteck aus Plastik, das ist alles durchaus sinnvoll, aber das Gesamtproblem von deutlich zu viel Plastik und von über 500.000 Tonnen Kunststoff, die pro Jahr an der europäischen Küste in die Meere gespült werden, wird dieses Verbot natürlich in der Breite nichts ändern. Of course you have to know by banning straws from plastic, plastic cutlery, that makes perfect sense, but the overall problem is far too much plastic and over 500,000 tons of plastic washed into the seas each year on the European coast Of course, this ban will not change anything in width. Deshalb kann das nur ein erster Schritt sein in die richtige Richtung, und jetzt müssen wir natürlich noch nachlegen. Therefore, this can only be a first step in the right direction, and of course we have to follow suit.

„EU-Regelung hat für Deutschland keine großen Auswirkungen“ "EU regulation has no major impact on Germany"

Rohde: Also Sie sagen, das hilft ein bisschen, was ändert sich denn in konkret in Deutschland? Rohde: So you say that helps a bit, what changes in concrete in Germany?

Fischer: Die EU-Regelung führt zunächst mal dazu, dass Strohhalme, Besteck, Wattestäbchen, Einwegbecher, Lebensmittelbehälter aus aufgeschäumtem Polystyrol in Deutschland verboten werden, das wird es also ab 2021 in Deutschland nicht mehr geben. Fischer: The EU regulation leads first to the fact that straws, cutlery, cotton swabs, disposable cups, food containers made of foamed polystyrene are banned in Germany, so that will not exist in Germany from 2021 onwards. Ansonsten hat diese EU-Regelung kaum eine Auswirkung auf Deutschland. Otherwise, this EU regulation has hardly any effect on Germany. Es wird eine Sammelquote vorgegeben von mindestens 77 Prozent für Einwegplastikflaschen, durch das Einwegpfand haben wir das schon in Deutschland. There is a collection rate of at least 77 percent for disposable plastic bottles, the one-way deposit we already have in Germany. In Deutschland werden 98,5 Prozent der pfandpflichtigen Getränkeverpackungen in den Supermärkten an den Automaten wieder zurückgegeben. In Germany, 98.5 percent of the mandatory beverage packaging in the supermarkets at the vending machines are returned. Und auch was die verbindliche Recyclingmaterial-Einsatzquote angeht, das heißt also Recyclingmaterial, was verwendet werden muss, um neue Einwegplastikflaschen herzustellen, auch diese Quote, die die EU beschlossen hat um die 30 Prozent, auch das wird heute schon erfüllt. And also with regard to the binding recycling rate, that is, recycling material, which must be used to make new disposable plastic bottles, even this quota, which the EU has decided to 30 percent, and this is already fulfilled today. Über diese Verbote von Einzelprodukten hinaus hat diese EU-Regelung für Deutschland jetzt keine großen Auswirkungen. In addition to these bans on individual products, this EU regulation has no major impact on Germany.

Rohde: Das heißt, es ist eher für andere Länder wichtig, und Deutschland ist da schon auf einem guten Weg. Rohde: That means it's more important for other countries, and Germany is already well on the way.

Fischer: Na ja, Deutschland ist besser als andere, was die Erfassung von Abfällen angeht, allerdings fehlen dieser europäischen Richtlinie doch ganz entscheidende Maßnahmen, um die Abfallberge wirklich kleiner werden zu lassen, weil die Abfallberge werden ja nicht kleiner, indem man Besteck oder Wattestäbchen verbietet. Fischer: Well, Germany is better than others when it comes to collecting waste, but this European directive lacks very decisive measures to make the mountains of waste really smaller, because the waste mountains are not getting smaller by using cutlery or cotton swabs prohibits. Das wird möglicherweise durch andere Einwegprodukte aus anderen Materialien ersetzt. This may be replaced by other disposable products made from other materials. Das Entscheidende muss wirklich sein, wir brauchen in Europa, in Deutschland ein Abfallvermeidungsziel, wir brauchen verbindliche Wiederverwendungsquoten für Verpackungen, und wir brauchen eine deutliche Verteuerung von Kunststoff. The bottom line must be real, we need a waste prevention target in Europe, in Germany, we need binding reuse quotas for packaging, and we need a significant increase in the price of plastic.

Rohde: Tübingen plant ja als erste deutsche Gemeinde eine Steuer auf Einwegverpackungen, also damit sollen genau solche To-go-Kaffeebecher unattraktiver werden oder mehrfach verwendbar werden. Rohde: Tübingen is planning to be the first German municipality to charge a tax on disposable packaging, so that exactly such to-go coffee cups should become more unattractive or reusable. Ist das sinnvoll Ihrer Meinung nach? Does that make sense in your opinion?

Fischer: Ja, das ist absolut richtig und zielführend, weil es gibt ja insbesondere bei den Coffee-to-go-Bechern Mehrwegalternativen und umweltfreundliche Mehrwegsysteme. Fischer: Yes, that's absolutely right and expedient, because there are reusable alternatives and environmentally friendly reusable systems, especially for coffee-to-go cups. Es gibt in vielen Städten inzwischen schon viele Coffee-to-go-Ketten, die ein und denselben Mehrwegbecher benutzen. There are already many coffee-to-go chains in many cities that use one and the same returnable cup. Da kriegt man seinen Coffee to go rausgegeben in einem Mehrwegbecher, zahlt ein Pfand drauf, trinkt den Becher leer, gibt den in einer teilnehmenden Filiale wieder ab und bekommt sein Pfand wieder. Then you get his coffee to go out in a returnable cup, pay a deposit on it, drink the cup, return it to a participating branch and get back its deposit. Im Grunde genommen funktionieren diese Pfandsysteme so wie bei den Mineralwasserflaschen auch, nur mit Coffee-to-go-Bechern. Basically, these deposit systems work as well as with the mineral water bottles, only with coffee-to-go cups. Je teurer diese Einwegpappbecher werden, desto attraktiver werden natürlich Mehrwegsysteme, weil man kann das vielleicht ein- bis zweimal im Monat mitmachen, aber regelmäßige Coffee-to-go-Trinker werden sehr schnell so eine Abgabe im Portemonnaie merken und dann auch auf Mehrweg umsteigen. Of course, the more expensive these disposable paper cups become, the more attractive reusable systems become, because you may be able to do this once or twice a month, but regular coffee-to-go drinkers will quickly notice a change in their wallet and then switch to reusable.

„Bioplastik ist keine Alternative zu normalem Kunststoff“ "Bioplastics is no alternative to normal plastic"

Rohde: Und was ist mit denjenigen, die nicht umsteigen wollen, also die den Becher möglicherweise auch immer zu Hause vergessen – kann ja mal passieren. Rohde: And what about those who do not want to change, so forget about the mug at home - can happen. Könnte man sich vorstellen, dass da andere Stoffe verwendet werden, also Bioplastik beispielsweise, wäre das eine gute Alternative? Could you imagine that other substances are being used, bioplastics for example, would that be a good alternative?

Fischer: Bioplastik ist überhaupt keine Alternative zu normalem Kunststoff, weil man muss wissen, es ist ja nicht sinnvoll, Einwegplastikprodukte eins zu eins durch solche zu ersetzen, die eben genauso ressourcenintensiv sind in der Herstellung. Man muss eben sehen, Bioplastikbecher beispielsweise müssen ja auch hergestellt werden. Dafür wird in der Regel Mais angebaut unter dem Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Düngemitteln. Die Düngemittel führen zu Lachgasemissionen in der Landwirtschaft, hochgradig klimaschädlich, und der ökologische Rucksack von so einem Bioplastikbecher oder einer Bioplastikschale oder Bioplastiktüte, die ist nicht besser als ein normales Einwegprodukt aus fossilem Rohöl. Deshalb sagen wir, es ist nicht sinnvoll, Produkte, die in der Umwelt häufig entsorgt werden und sich dort wiederfinden, eins zu eins durch andere Wegwerfprodukte auszutauschen. Das hilft nicht der Umwelt, und deshalb muss der Ansatz wirklich sein, Abfälle von vornherein zu vermeiden, Verpackungen, die einmal hergestellt sind, wiederzuverwenden, und das gelingt mit Mehrwegbechern gerade für Coffee to go heute eigentlich auch schon ganz gut.

Rohde: Und dieses Wiederverwenden, das können die Deutschen ja offenbar relativ gut, beim Recycling läuft das ja einigermaßen. Sind wir da nicht schon auf einem guten Weg?

Fischer: Na ja, in Deutschland kann man vieles besser machen. Es ist so, dass wir mehr Mehrweg und mehr Wiederverwendung brauchen, und Recycling ist gut, das heißt also, Verpackungen in den gelben Sack tun, und es wird stofflich genutzt. Das ist schön und gut, aber Abfälle von vornherein zu vermeiden und Verpackungen mehrmals zu verwenden, wie beispielsweise Mehrwegflaschen, die bis zu 50-mal gereinigt und wiederverwendet werden, das muss das Ziel sein. Wir brauchen Wiederverwendungsquoten für Verpackungen, dass Mehrwegsysteme auch außerhalb von Getränkeflaschen aufgebaut werden. Das ist möglich, und dafür brauchen wir eben politische Regelungen, das heißt Wiederverwendungsquoten, das haben wir nicht in Deutschland, bis auf den Getränkeverpackungsbereich, und das würde uns in jedem Fall weiterbringen.

Rohde: Die Industrie sagt da ja, das liegt in der Hand der Verbraucher, warum sollen wir das machen, wenn die Verbraucher das weiter kaufen.

Fischer: Ja, das Problem – bei Mehrwegflaschen sieht man es ja, die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen liegt momentan nur noch bei rund 43 Prozent, da wird dann auch immer gesagt, ja, die Verbraucher wollen das nicht. Das Problem ist aber sehr, sehr häufig, dass wenn Verbraucher beispielsweise gerade einen Aldi oder einen Lidl in der Nähe haben und die gehen da rein, dann stehen sie vor der Getränkeverpackungswand, und da gibt es nur noch Mineralwasser in Einwegplastikflaschen, Mehrweg wird dort gar nicht angeboten. Wenn Verbraucher also eine umweltfreundliche, nachhaltige Kaufentscheidung treffen wollen, und es gibt diese nachhaltigen beispielsweise Mehrwegflaschen oder Obst und Gemüse ohne Plastik – das wird gar nicht angeboten im Supermarkt –, na ja, dann kann der Verbraucher sich ja auch nicht umweltfreundlich entscheiden und wird vor vollendete Tatsachen gestellt. So if consumers want to make an eco-friendly, sustainable buying decision, and there are those sustainable, for example, returnable bottles or fruit and vegetables without plastic - that's not offered in the supermarket -, well, then the consumer can not decide environmentally friendly and will completed facts. Und deshalb ist es extrem wichtig, dass der Handel dem Verbraucher auch umweltfreundliche Kaufentscheidungen ermöglicht und nachhaltige Produkte und Verpackungen anbietet. Der Handel und auch die Verpackungshersteller natürlich machen sich das viel zu einfach, die gesamte Verantwortung auf den Verbraucher abzuwälzen. Of course, retailers and packaging manufacturers are making it too easy to shift all responsibility to the consumer. Am Ende kann der Verbraucher natürlich auch nur das kaufen, was in den Supermarktregalen steht, und niemand von den Verbrauchern hat das gewollt, dass beispielsweise Bananen im Foliensack verkauft werden. Das ist, glaube ich, zielführend, das hat keiner gewollt, und das sollte die Industrie auch schnellstmöglich wieder abschaffen.

Rohde: So die Forderung von Thomas Fischer, Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Dieses Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.