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Deutschlandfunk - Interview, Maßnahmen gegen das Coronavirus „Wir machen das, um die Gefährdeten zu schützen“

Maßnahmen gegen das Coronavirus „Wir machen das, um die Gefährdeten zu schützen“

Philipp May: Müssen wir uns darauf einstellen, dass Deutschland auch bald zur Sperrzone wird?

Spahn: Wir müssen vor allem alles dafür tun, dass wir gar nicht zu drastischen Maßnahmen greifen müssen. Worum geht es? – Ich will das vielleicht noch mal einordnen. Das Virus ist im ersten Moment, denkt man ja, sehr harmlos, denn ja, für 80 Prozent der Infizierten gibt es milde oder gar keine Symptome. Die merken faktisch gar nicht, dass sie es haben.

Für die unter 50-Jährigen ohne Vorerkrankung ist das Risiko, selbst wenn sie es haben, sehr, sehr gering. Das Problem taucht auf bei den Älteren, insbesondere den über 65-Jährigen, insbesondere mit Vorerkrankungen, denn die brauchen zu einem größeren Teil auch dann später möglicherweise Intensivmedizin und Beatmung.

Das was wir in Italien sehen und in anderen Ländern ist, dass diese Kapazität, wieviel kann ein Land, ein Gesundheitssystem gleichzeitig an Intensivmedizin zur Verfügung stellen und an Beatmung, dass die der Engpass ist, und deswegen geht es darum, die Entwicklung so zu reduzieren und so zu verlangsamen in Deutschland, dass unser Gesundheitssystem damit umgehen kann.

„Wichtig ist, es dem Virus schwer zu machen, sich schnell zu verbreiten“

May: Welche Maßnahmen sind da denkbar?

Spahn: Wichtig ist, es dem Virus schwer zu machen, sich schnell zu verbreiten. Dazu gehört zum Beispiel, Großveranstaltungen nicht stattfinden zu lassen. Dazu gehört unsere Empfehlung, auf unnötige Kontakte, auf unnötige Reisen zu verzichten zum Beispiel. Dazu gehört die Empfehlung, da wo es geht mit dem Arbeitgeber über Heimarbeit, Home Office zu reden. Es geht um die Empfehlung, innerhalb der Familien, innerhalb der Gesellschaft besonders Acht zu geben gegenseitig auf die Älteren und diejenigen, die chronisch krank sind.

Das was wir machen, der Verzicht auf Fußball, auf einen Kinobesuch, das was wir machen, machen wir vor allem, um die Schwächeren, die Gefährdeteren zu schützen, die Älteren und die chronisch Kranken.

May: Wie weit können die Maßnahmen gehen? Ich frage deshalb, weil viele Experten ja auch sagen, je drastischer die Maßnahmen am Anfang sind, desto effektiver kann das Virus eingedämmt werden, und verweisen auf Erfahrungen aus der Spanischen Grippe von 1918.

Da wo man schnell reagiert hat und zum Beispiel die Schulen geschlossen hat und das öffentliche Leben geschlossen hat, da gab es signifikant weniger Todesfälle. Wie weit werden wir hier gehen in Deutschland?

Spahn: Das ist eine Frage der Abwägung. Zum Beispiel Schulen und Kindergärten: Wenn man die schließt, müssen sich Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten, Busfahrer, diejenigen, die mithelfen, das öffentliche Leben und die öffentliche Ordnung am Laufen zu halten und vor allem auch das Gesundheitssystem, auf einmal um die Betreuung ihrer Kinder kümmern und können nicht zur Arbeit gehen. Deswegen ist die Frage, verzichten wir auf Großveranstaltungen, jetzt in der ersten Stufe unendlich leichter für die Gesellschaft, als Kindergärten oder Schulen zu schließen, weil das hat dann auch wieder Probleme für Krankenhäuser.

In einer betroffenen Region übrigens wie im Landkreis Heinsberg aktuell Schulen und Kindergärten dann zu schließen und das dann auch zügig zu machen, wenn man sieht, in einer Region steigen die Infektionszahlen, das ist natürlich dann richtig, aber nicht flächendeckend proaktiv, weil das die Versorgung insgesamt dann auch in Schwierigkeiten bringt.

„Das schaffen wir nur, wenn jeder auch mithelfen will“

May: Rächt sich jetzt, dass das deutsche Gesundheitssystem jahrelang am Rande seiner Kapazitätsgrenze gefahren wurde und immer noch wird?

Spahn: Herr May, das letzte Spargesetz in Deutschland im Gesundheitswesen gab es 2004. Und ja – das habe ich in den letzten Monaten auch gesagt –, wir brauchen mehr Pflegekräfte und mehr Ärzte. Aber trotzdem habe ich mit manchen Überschriften dieser Tage, was mit unserem Gesundheitssystem wäre, auch wieder ein Problem in der Beschreibung.

Ich will nur mal sagen: Wir haben 28.000 Intensivbetten in Deutschland, etwa 25.000 Plätze mit Beatmung. Das ist, bezogen auf die Bevölkerungsgröße, die beste Ausstattung in ganz Europa. Und trotzdem können selbst wir, wenn zu viel gleichzeitig sich an Neuinfektionen ergibt und vor allem zu viele Ältere und chronisch Kranke auf eine intensivere Behandlung angewiesen sind, selbst wir dann in Engpässe kommen.

Aber im Vergleich haben wir zumindest schon mal eine gute Startbedingung – vor allem, weil ich auch weiß – ich habe gestern spät abends noch in der Charité mit Ärzten und Pflegekräften gesprochen –, dass in diesen Zeiten ja auch alle bereit sind, mit großem Einsatz mit anzupacken, und dass zum Teil in Heinsberg zum Beispiel Ärzte, die schon im Ruhestand waren, gesagt haben, ich mache jetzt wieder mit und packe mit an. Diesen Geist brauchen wir jetzt auch. Das schaffen wir nur, wenn jeder auch mithelfen will, und ich habe den Eindruck, die Allermeisten wollen das, sowohl beim Verhalten, beim eigenen im Kontakt mit anderen, als auch im Zweifel dann im medizinischen Bereich.

May: Herr Spahn, Sie haben jetzt bei der Verbreitung auf die exponentielle Verbreitung des Virus hingewiesen. Ich habe es in meiner Anmoderation auch schon getan. Was unterscheidet unsere Situation eigentlich von der in Italien von vor zwei Wochen?

Spahn: Der wichtige Unterschied ist, dass wir sehr, sehr frühzeitig erkannt haben, dass wir Infektionen im Land haben. Es ist in vielen anderen Ländern, darunter wahrscheinlich auch Italien, erst mit einer Zeitverzögerung erkannt worden, erst als es die schwereren Fälle schon in den Kliniken gab.

Experten sagen uns, Virologen sagen uns, Epidemiologen, dass Südkorea und Deutschland fast die einzigen Länder auf der Welt sind, die solche Laborkapazitäten haben, um sehr frühzeitig – und das haben wir gemacht – sehr flächendeckend zu testen. Dadurch waren wir immer ein Stück besser, schneller, vorher informiert auch, wie ist die Entwicklung in Deutschland, was die Infektion angeht.

Wenn Sie schauen, wie viele Tests wir in Deutschland durchgeführt haben in den letzten Wochen und wie viele andere Länder, dann sieht man, dass das echt eine Stärke des Gesundheitssystems ist, dass wir früh erkannt haben, was da passiert.

„Die oberste Überschrift ist, wir müssen die Ausbreitung verlangsamen“

May: Das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Wenn wir auf die Fallzahlen schauen. Italien über 10.000 Fälle und (viel signifikanter) 630 Todesopfer, ein bisschen mehr sogar als 630. Bei uns gibt es jetzt knapp über 1200 Fälle – korrigieren Sie mich –, aber nur zwei Todesopfer, beide mit Vorerkrankungen. Das klingt jetzt, was die Mortalität des Virus angeht, weit weniger erschreckend. Wie passt das zusammen?

Spahn: Die Experten sagen uns auch da, dass die Mortalität bei einem Gesundheitssystem wie unserem wahrscheinlich tatsächlich bei 0,1 bis 0,3, 4, 5, 6, 7 – das kann einem noch keiner genau sagen –, 0,1 bis 0,7 Prozent ist. Das klingt erst mal wenig, aber ich sage noch einmal: Wenn auf die Gesamtbevölkerung bezogen dieses Virus zu schnell sich verbreitet, dann ist selbst bei dieser kleinen Prozentzahl auch an Intensivpflichtigen von zwei bis drei Prozent der Infizierten – das klingt auch erst mal wenig. Aber wenn Sie das dann hochrechnen, erreichen Sie schnell die Kapazität, die dann auch ein System mit 25.000 Beatmungsbetten – und die sind ja nicht leer im Moment; sie werden ja auch genutzt – an die Grenze bringt.

Die oberste Überschrift ist, wir müssen die Ausbreitung verlangsamen, damit wir nicht zu viel auf einmal an Intensivmedizin brauchen. Dazu müssen gerade auch die Jüngeren und Gesunden durch eigenes Verhalten beitragen.

May: Weil wenn die Fallzahlen so hoch sind, dass die nicht mehr alle Intensivbetten hätten, dann würde auch möglicherweise die Todesrate höher werden? Ist das richtig?

Spahn: Dann könnte man nicht mehr alle adäquat versorgen. Das ist dann leider natürlich eine Frage der Kapazitäten. Da möchten wir erst gar nicht hin. Das ist aber ein Bereich, den Italien nach den Berichten, die wir sehen, die wir bekommen, die wir zum Teil auch lesen, erreicht hat. Deswegen wird da ja auch gerade so agiert, wie agiert wird. Wir sollten alles tun, diese Phase gar nicht erst zu erreichen.

Ich sage noch einmal: Jeder kann einen Beitrag leisten. Es geht ja nicht nur darum, dass wir als Gesellschaft oder als Staat irgendwas verbieten, sondern jeder kann in der Frage, muss ich jetzt unbedingt zu dieser Veranstaltung gehen, kann ich auch ein paar Wochen auf Kino oder Konzert verzichten, kann ich mithelfen, dass die Älteren in der Familie, die Eltern, die Großeltern besonders auch geschützt sind, indem man bei der Begrüßung, bei der Frage, wie man miteinander umgeht – - Das ist so, als hätte jemand Grippe in der Familie, wenn die Leute fragen, wie soll ich denn damit umgehen. Das ist so, als wenn Sie vermeiden wollen, eine Grippe-Infektion zu bekommen.

Jeder weiß, was er dann tun muss, dass man sich nicht im Zweifel so nahe kommt oder im Zweifel gegenseitig ins Gesicht niest und anderes mehr. Genau diese Vorkehrmaßnahmen im Alltag konsequent durchzuhalten, wenn wir das alle zusammen ein paar Wochen lang schaffen, dann würden wir schon einen riesen Unterschied machen.

„Der hat noch nicht abschließend verstanden, worum es hier gerade geht“

May: Ist angekommen! Herr Spahn, spätestens seit Ende Februar sind Sie mit dieser Botschaft unterwegs. Sie sind praktisch im Dauereinsatz als oberster Corona-Krisenmanager, wenn ich das mal so sagen darf, und können vor allem doch nur Empfehlungen geben an die Behörden vor Ort.

In Berlin zum Beispiel, bestes Beispiel, soll weiter Fußball-Bundesliga gespielt werden, Am Wochenende Union Berlin gegen Bayern München, vor Tausenden von Menschen, gegen Ihre Empfehlung. Sie haben ja gesagt, Großveranstaltungen über tausend Leute bitte absagen. Wie sehr stört Sie das?

Spahn: Das ist im föderalen Miteinander so. Das hat ja auch seine Stärken, an bestimmten Stellen Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und auch bei besonderen Besonderheiten regional agieren zu können. Aber wir sind in einer Phase, wo das jetzt auch ein einheitlicheres Vorgehen braucht.

Ich bin sehr froh, dass Bayern, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Schleswig-Holstein, viele Bundesländer, die allermeisten eigentlich gerade auch sehr konsequent da herangegangen sind, und ich bin etwas verwundert, das will ich sagen, über das, was hier in Berlin mit diesem Fußballspiel passiert, auch mit den Kommentaren, die ich dazu lese von den Verantwortlichen, auch bei Union Berlin. Wer das immer noch so kommentiert, der hat noch nicht abschließend verstanden, worum es hier gerade geht.

May: Ist der Föderalismus bei der Seuchenbekämpfung jetzt ganz konkret ein Problem? Stößt er hier an seine Grenzen?

Spahn: Nein, das würde ich so nicht sagen. Warum? Ich habe gestern noch in einer Telefonkonferenz mit den Kollegen aus den Ländern, den Gesundheitsministern der Länder intensiv beraten und gesprochen. Er wäre dann ein Problem, wenn wir nicht zusammen agieren würden, aber das tun wir. Wir sind im intensiven Austausch, notfalls mehrfach die Woche, im persönlichen, aber auch in Telefonkonferenzen. Wir stimmen uns ab. Wir stimmen uns ab mit den kommunalen Behörden dann jeweils auch in den Ländern.

Da jeder von uns erkannt hat, worum es geht, und da eine Riesenbereitschaft ist zur Zusammenarbeit, jenseits dessen, wo jetzt formale Zuständigkeiten sind, ist das eigentlich auch eine Stärke dann, dass wir dann auch viel mehr Ressourcen freisetzen können. Wir brauchen am Ende auch die Ressourcen in der Fläche, in der Region, um Dinge umsetzen zu können, und wenn das so läuft, wie es im Moment läuft und übrigens auch gut funktioniert, dann ist das eine Stärke.

May: Dann können wir das ja mal weiten und schauen auf ganz Europa. Das Virus macht ja nicht an den Landesgrenzen Halt, haben wir jetzt auch bemerkt. Österreich zum Beispiel hat einen Einreisestopp für Italiener verhängt. Erwägt die Bundesregierung Ähnliches?

Spahn: Das Virus ist in Deutschland. Das ist der Gedanke, an den wir uns gewöhnen müssen. Es ist in Europa. In dem Moment, wo er da ist, ist er da. Er wird sich weiter verbreiten, übrigens auch, wenn Sie alles abschotten, wenn Sie alle Grenzen dicht machen. In dem Moment, wo Sie die Grenzen wieder öffnen, kommt das Virus.

„Grenzen dicht machen und dann geht das Virus an uns vorbei, das wird nicht funktionieren“

May: Punkt! Ist die Maßnahme Quatsch von Sebastian Kurz?

Spahn: Das ist, jetzt erst mal den Kontakt zu der Region dort vor allem, Norditalien zu Österreich zu reduzieren, und dort in einer Region, wo es besonders starkes Ausbruchsgeschehen gibt, macht das sicherlich phasenweise Sinn. Aber ich will eines sagen: Zu sagen, wir machen jetzt alle Grenzen dicht und dann geht das Virus an uns vorbei, das wird nicht funktionieren.

Sie müssen ja irgendwann wieder die Leute rein und raus lassen und in dem Moment, wo Sie das machen, wird das Virus wieder anfangen, sich zu verbreiten. Dieses Virus geht nicht mehr weg von der Welt und wer davon träumt, dass das Virus irgendwann weg ist, der liegt falsch. Wir werden damit umgehen müssen.

May: Was wir nämlich beobachten ist, dass jedes EU-Land anders auf Corona reagiert, sozusagen Föderalismus im Großen. Österreich macht wie gesagt die Grenzen dicht, Deutschland lässt Italiener ins Land, in Frankreich finden schon länger Geisterspiele im Fußball statt, in Deutschland ab heute, aber nicht flächendeckend. Sie haben letzte Woche einen Exportstopp für Schutzanzüge verfügt und so weiter und so fort. Andere EU-Staaten kritisieren das als unsolidarisch. Stößt die EU mit ihrer Kleinstaaterei hier möglicherweise an ihre Grenzen bei der Corona-Bekämpfung?

Spahn: Die Abstimmung miteinander geht besser. Das habe ich am Freitag in Brüssel beim Gesundheitsministerrat auch angesprochen. Auch was die Schnelligkeit von Entscheidungen angeht. In der Euro-, in der Finanzkrise vor gut zehn Jahren haben wir gelernt, im Finanzbereich schnell zu Entscheidungen zu kommen. Da gibt es regelmäßigen Austausch und Mechanismen auch.

Im Gesundheitsbereich haben wir das noch nicht gelernt. Das lernen wir jetzt gerade in der Krise und das ist auf jeden Fall auch schon für mich eine Lehre aus dieser Krise. Wir brauchen auch bei Gesundheit Sicherheit, beim Schutz unserer Bevölkerung in der Europäischen Union schnellere Entscheidungswege, als wir sie aktuell zur Abstimmung haben. So wie wir das vor zehn Jahren bei Finanzen gelernt haben, müssen wir das jetzt bei Gesundheit lernen, und zwar schnell, weil Gesundheit ist aus meiner Sicht jedenfalls noch mal deutlich wichtiger als Finanzen.

May: Herr Spahn, eine Minute haben wir noch. Dann kommen unerbittlich die Nachrichten. Eine Frage habe ich noch, in die Zukunft schauend. Sie haben ja gesagt, Großveranstaltungen ab tausend Menschen bitte nicht mehr. Jetzt findet Ende April der CDU-Parteitag statt. Wir wissen, über tausend Delegierte. Fällt der aus?

Spahn: Das wird man zeitnah rechtzeitig vor dem Datum 25. April entscheiden müssen. Das kann man heute noch nicht entscheiden, so herum oder so herum, und deswegen finde ich es wichtig, dass die Verantwortlichen – und ich war selbst im Präsidium dabei –, dass wir gesagt haben, das entscheiden wir, das entscheiden wir auch rechtzeitig. Aber das muss man nicht sechs, sieben Wochen vorher entscheiden.


Maßnahmen gegen das Coronavirus „Wir machen das, um die Gefährdeten zu schützen“ Action against coronavirus "We're doing this to protect those at risk"

Philipp May: Müssen wir uns darauf einstellen, dass Deutschland auch bald zur Sperrzone wird? Philipp May: Faut-il se préparer au fait que l'Allemagne deviendra bientôt une zone réglementée? フィリップ・メイ:ドイツが間もなく制限区域になるという事実に備える必要がありますか?

Spahn: Wir müssen vor allem alles dafür tun, dass wir gar nicht zu drastischen Maßnahmen greifen müssen. Spahn: Surtout, nous devons tout faire pour ne pas avoir à prendre de mesures drastiques. Спан: Прежде всего, мы должны сделать все возможное, чтобы нам не пришлось прибегать к радикальным мерам. Spahn:首先,我們必須做所有事情,以便我們不必採取嚴厲措施。 Worum geht es? De quoi s'agit-il – Ich will das vielleicht noch mal einordnen. - Je pourrais vouloir classer cela à nouveau. Das Virus ist im ersten Moment, denkt man ja, sehr harmlos, denn ja, für 80 Prozent der Infizierten gibt es milde oder gar keine Symptome. Vous pensez que le virus est très inoffensif au début, car oui, 80% des personnes infectées présentent des symptômes légers ou nuls. Die merken faktisch gar nicht, dass sie es haben. En fait, ils ne remarquent même pas qu'ils l'ont.

Für die unter 50-Jährigen ohne Vorerkrankung ist das Risiko, selbst wenn sie es haben, sehr, sehr gering. Le risque est très, très faible pour les moins de 50 ans sans maladie antérieure, même s'ils l'ont. Для людей моложе 50 лет, у которых ранее не было заболеваний, риск, даже если они есть, очень и очень низок. Das Problem taucht auf bei den Älteren, insbesondere den über 65-Jährigen, insbesondere mit Vorerkrankungen, denn die brauchen zu einem größeren Teil auch dann später möglicherweise Intensivmedizin und Beatmung. Le problème se pose avec les personnes âgées, en particulier celles de plus de 65 ans, en particulier avec des maladies antérieures, car elles peuvent avoir besoin de beaucoup de soins intensifs et de ventilation plus tard.

Das was wir in Italien sehen und in anderen Ländern ist, dass diese Kapazität, wieviel kann ein Land, ein Gesundheitssystem gleichzeitig an Intensivmedizin zur Verfügung stellen und an Beatmung, dass die der Engpass ist, und deswegen geht es darum, die Entwicklung so zu reduzieren und so zu verlangsamen in Deutschland, dass unser Gesundheitssystem damit umgehen kann. Ce que nous voyons en Italie et dans d'autres pays, c'est que cette capacité, combien un pays peut fournir un système de santé aux soins intensifs et à la ventilation, qui est le goulot d'étranglement, en même temps, et c'est pourquoi il s'agit de réduire le développement et ralentissement en Allemagne pour que notre système de santé puisse y faire face.

„Wichtig ist, es dem Virus schwer zu machen, sich schnell zu verbreiten“ "Il est important de rendre difficile la propagation rapide du virus"

May: Welche Maßnahmen sind da denkbar? Mai: Quelles mesures sont envisageables?

Spahn: Wichtig ist, es dem Virus schwer zu machen, sich schnell zu verbreiten. Dazu gehört zum Beispiel, Großveranstaltungen nicht stattfinden zu lassen. Cela inclut, par exemple, de ne pas autoriser des événements majeurs. Dazu gehört unsere Empfehlung, auf unnötige Kontakte, auf unnötige Reisen zu verzichten zum Beispiel. Cela inclut notre recommandation d'éviter les contacts inutiles, les voyages inutiles, par exemple. Dazu gehört die Empfehlung, da wo es geht mit dem Arbeitgeber über Heimarbeit, Home Office zu reden. Cela comprend la recommandation de parler à l'employeur du travail à domicile dans la mesure du possible. Es geht um die Empfehlung, innerhalb der Familien, innerhalb der Gesellschaft besonders Acht zu geben gegenseitig auf die Älteren und diejenigen, die chronisch krank sind. Il s'agit de la recommandation, au sein des familles, au sein de la société, de prêter une attention particulière les uns aux autres pour les personnes âgées et les malades chroniques.

Das was wir machen, der Verzicht auf Fußball, auf einen Kinobesuch, das was wir machen, machen wir vor allem, um die Schwächeren, die Gefährdeteren zu schützen, die Älteren und die chronisch Kranken.

May: Wie weit können die Maßnahmen gehen? Mai: Jusqu'où les mesures peuvent-elles aller? Ich frage deshalb, weil viele Experten ja auch sagen, je drastischer die Maßnahmen am Anfang sind, desto effektiver kann das Virus eingedämmt werden, und verweisen auf Erfahrungen aus der Spanischen Grippe von 1918.

Da wo man schnell reagiert hat und zum Beispiel die Schulen geschlossen hat und das öffentliche Leben geschlossen hat, da gab es signifikant weniger Todesfälle. Lorsque vous avez réagi rapidement et fermé des écoles et fermé la vie publique, par exemple, il y a eu beaucoup moins de décès. Wie weit werden wir hier gehen in Deutschland? Jusqu'où irons-nous ici en Allemagne?

Spahn: Das ist eine Frage der Abwägung. Spahn: C'est une question de considération. Zum Beispiel Schulen und Kindergärten: Wenn man die schließt, müssen sich Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten, Busfahrer, diejenigen, die mithelfen, das öffentliche Leben und die öffentliche Ordnung am Laufen zu halten und vor allem auch das Gesundheitssystem, auf einmal um die Betreuung ihrer Kinder kümmern und können nicht zur Arbeit gehen. Par exemple les écoles et les jardins d'enfants: si vous les fermez, les infirmières, les médecins, les policiers, les chauffeurs de bus, ceux qui aident à maintenir la vie et l'ordre publics, et surtout le système de santé, doivent soudainement prendre soin d'eux Les enfants s'occupent et ne peuvent pas aller travailler. Deswegen ist die Frage, verzichten wir auf Großveranstaltungen, jetzt in der ersten Stufe unendlich leichter für die Gesellschaft, als Kindergärten oder Schulen zu schließen, weil das hat dann auch wieder Probleme für Krankenhäuser. C'est pourquoi la question, nous renonçons aux événements majeurs, est désormais infiniment plus facile pour la société à fermer que les jardins d'enfants ou les écoles dans la première phase, car cela pose également des problèmes pour les hôpitaux.

In einer betroffenen Region übrigens wie im Landkreis Heinsberg aktuell Schulen und Kindergärten dann zu schließen und das dann auch zügig zu machen, wenn man sieht, in einer Region steigen die Infektionszahlen, das ist natürlich dann richtig, aber nicht flächendeckend proaktiv, weil das die Versorgung insgesamt dann auch in Schwierigkeiten bringt. Dans une région touchée, comme dans le district de Heinsberg, fermer les écoles et les jardins d'enfants et le faire rapidement si vous pouvez voir que le nombre d'infections augmente dans une région, ce qui est correct, bien sûr, mais pas de manière proactive dans tous les domaines, car c'est l'offre dans l'ensemble, il a également des problèmes.

„Das schaffen wir nur, wenn jeder auch mithelfen will“ "Nous ne pouvons le faire que si tout le monde veut aussi aider"

May: Rächt sich jetzt, dass das deutsche Gesundheitssystem jahrelang am Rande seiner Kapazitätsgrenze gefahren wurde und immer noch wird? Mai: Se venge-t-il du fait que le système de santé allemand fonctionne à sa capacité maximale depuis des années et continuera de le faire?

Spahn: Herr May, das letzte Spargesetz in Deutschland im Gesundheitswesen gab es 2004. Spahn: M. May, la dernière loi sur l'épargne en Allemagne dans le domaine de la santé date de 2004. Und ja – das habe ich in den letzten Monaten auch gesagt –, wir brauchen mehr Pflegekräfte und mehr Ärzte. Et oui - comme je l'ai dit ces derniers mois - nous avons besoin de plus d'infirmières et de médecins. Aber trotzdem habe ich mit manchen Überschriften dieser Tage, was mit unserem Gesundheitssystem wäre, auch wieder ein Problem in der Beschreibung. Mais toujours avec quelques gros titres ces jours-ci, ce qui serait avec notre système de santé, j'ai aussi un problème dans la description.

Ich will nur mal sagen: Wir haben 28.000 Intensivbetten in Deutschland, etwa 25.000 Plätze mit Beatmung. Je veux juste dire: nous avons 28 000 lits de soins intensifs en Allemagne, environ 25 000 places avec ventilation. Das ist, bezogen auf die Bevölkerungsgröße, die beste Ausstattung in ganz Europa. Und trotzdem können selbst wir, wenn zu viel gleichzeitig sich an Neuinfektionen ergibt und vor allem zu viele Ältere und chronisch Kranke auf eine intensivere Behandlung angewiesen sind, selbst wir dann in Engpässe kommen. Et pourtant, même s'il y a trop de nouvelles infections en même temps et, surtout, trop de personnes âgées et malades chroniques dépendent d'un traitement plus intensif, même nous pouvons connaître des pénuries.

Aber im Vergleich haben wir zumindest schon mal eine gute Startbedingung – vor allem, weil ich auch weiß – ich habe gestern spät abends noch in der Charité mit Ärzten und Pflegekräften gesprochen –, dass in diesen Zeiten ja auch alle bereit sind, mit großem Einsatz mit anzupacken, und dass zum Teil in Heinsberg zum Beispiel Ärzte, die schon im Ruhestand waren, gesagt haben, ich mache jetzt wieder mit und packe mit an. Mais en comparaison, nous avons au moins une bonne condition de départ - surtout parce que je sais aussi - j'ai parlé hier soir aux médecins et infirmières à la Charité - qu'en ces temps tout le monde est prêt à aider avec beaucoup d'efforts pour y faire face, et qu'à Heinsberg, par exemple, des médecins qui étaient déjà à la retraite ont dit que j'allais maintenant me joindre à moi et aider. Diesen Geist brauchen wir jetzt auch. Nous avons également besoin de cet esprit maintenant. Das schaffen wir nur, wenn jeder auch mithelfen will, und ich habe den Eindruck, die Allermeisten wollen das, sowohl beim Verhalten, beim eigenen im Kontakt mit anderen, als auch im Zweifel dann im medizinischen Bereich. Nous ne pouvons le faire que si tout le monde veut aussi aider, et j'ai l'impression que la grande majorité le veut, à la fois dans son comportement, dans ses propres contacts avec les autres et en cas de doute dans le domaine médical.

May: Herr Spahn, Sie haben jetzt bei der Verbreitung auf die exponentielle Verbreitung des Virus hingewiesen. Mai: M. Spahn, vous avez maintenant souligné la propagation exponentielle du virus. Ich habe es in meiner Anmoderation auch schon getan. Was unterscheidet unsere Situation eigentlich von der in Italien von vor zwei Wochen?

Spahn: Der wichtige Unterschied ist, dass wir sehr, sehr frühzeitig erkannt haben, dass wir Infektionen im Land haben. Spahn: La différence importante est que nous avons très tôt reconnu que nous avions des infections dans le pays. Es ist in vielen anderen Ländern, darunter wahrscheinlich auch Italien, erst mit einer Zeitverzögerung erkannt worden, erst als es die schwereren Fälle schon in den Kliniken gab. Dans de nombreux autres pays, dont probablement l'Italie, il n'a été reconnu avec un certain retard que lorsque les cas les plus graves étaient déjà dans les cliniques.

Experten sagen uns, Virologen sagen uns, Epidemiologen, dass Südkorea und Deutschland fast die einzigen Länder auf der Welt sind, die solche Laborkapazitäten haben, um sehr frühzeitig – und das haben wir gemacht – sehr flächendeckend zu testen. Les experts nous disent, les virologues nous disent, les épidémiologistes que la Corée du Sud et l'Allemagne sont presque les seuls pays au monde qui ont de telles capacités de laboratoire pour tester très tôt - et nous l'avons fait - dans tous les domaines. Dadurch waren wir immer ein Stück besser, schneller, vorher informiert auch, wie ist die Entwicklung in Deutschland, was die Infektion angeht.

Wenn Sie schauen, wie viele Tests wir in Deutschland durchgeführt haben in den letzten Wochen und wie viele andere Länder, dann sieht man, dass das echt eine Stärke des Gesundheitssystems ist, dass wir früh erkannt haben, was da passiert. Si vous regardez combien de tests nous avons effectués en Allemagne au cours des dernières semaines et combien d'autres pays, vous pouvez voir que c'est vraiment une force du système de santé, que nous avons reconnu très tôt ce qui s'y passait.

„Die oberste Überschrift ist, wir müssen die Ausbreitung verlangsamen“ "La première rubrique est que nous devons ralentir la propagation"

May: Das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Wenn wir auf die Fallzahlen schauen. Si nous regardons les numéros de cas. Italien über 10.000 Fälle und (viel signifikanter) 630 Todesopfer, ein bisschen mehr sogar als 630. Italie plus de 10 000 cas et (beaucoup plus important) 630 décès, un peu plus de 630. Bei uns gibt es jetzt knapp über 1200 Fälle – korrigieren Sie mich –, aber nur zwei Todesopfer, beide mit Vorerkrankungen. Nous avons maintenant un peu plus de 1200 cas - corrigez-moi - mais seulement deux décès, tous deux avec des maladies antérieures. Das klingt jetzt, was die Mortalität des Virus angeht, weit weniger erschreckend. Cela semble beaucoup moins effrayant maintenant en termes de mortalité virale. Wie passt das zusammen? Comment cela s'intègre-t-il?

Spahn: Die Experten sagen uns auch da, dass die Mortalität bei einem Gesundheitssystem wie unserem wahrscheinlich tatsächlich bei 0,1 bis 0,3, 4, 5, 6, 7 – das kann einem noch keiner genau sagen –, 0,1 bis 0,7 Prozent ist. Spahn: Les experts nous disent également que le taux de mortalité dans un système de santé comme le nôtre est probablement de 0,1 à 0,3, 4, 5, 6, 7 - personne ne peut vous dire exactement - 0,1 à 0 Est de 7 pour cent. Das klingt erst mal wenig, aber ich sage noch einmal: Wenn auf die Gesamtbevölkerung bezogen dieses Virus zu schnell sich verbreitet, dann ist selbst bei dieser kleinen Prozentzahl auch an Intensivpflichtigen von zwei bis drei Prozent der Infizierten – das klingt auch erst mal wenig. Cela ne semble pas beaucoup au début, mais je voudrais répéter: si ce virus se propage trop rapidement par rapport à la population totale, alors même avec ce petit pourcentage, il y a deux à trois pour cent des personnes infectées en soins intensifs - cela ne semble pas beaucoup au début. Aber wenn Sie das dann hochrechnen, erreichen Sie schnell die Kapazität, die dann auch ein System mit 25.000 Beatmungsbetten – und die sind ja nicht leer im Moment; sie werden ja auch genutzt – an die Grenze bringt. Mais si vous extrapolez cela, vous atteindrez rapidement la capacité, qui est alors également un système avec 25 000 lits de ventilation - et ils ne sont pas vides pour le moment; ils sont également utilisés - les amenant à la limite.

Die oberste Überschrift ist, wir müssen die Ausbreitung verlangsamen, damit wir nicht zu viel auf einmal an Intensivmedizin brauchen. La première rubrique est, nous devons ralentir la propagation afin de ne pas avoir besoin de trop de soins intensifs à la fois. Dazu müssen gerade auch die Jüngeren und Gesunden durch eigenes Verhalten beitragen. Les plus jeunes et les plus sains doivent y contribuer par leur propre comportement.

May: Weil wenn die Fallzahlen so hoch sind, dass die nicht mehr alle Intensivbetten hätten, dann würde auch möglicherweise die Todesrate höher werden? Mai: Parce que si le nombre de cas est si élevé qu'ils n'ont plus tous les lits de soins intensifs, le taux de mortalité pourrait-il également augmenter? Ist das richtig?

Spahn: Dann könnte man nicht mehr alle adäquat versorgen. Spahn: Dans ce cas, vous ne pourriez plus vous occuper convenablement de tout le monde. Das ist dann leider natürlich eine Frage der Kapazitäten. Malheureusement, c'est bien sûr une question de capacité. Da möchten wir erst gar nicht hin. Das ist aber ein Bereich, den Italien nach den Berichten, die wir sehen, die wir bekommen, die wir zum Teil auch lesen, erreicht hat. Mais c'est un domaine que l'Italie a atteint, selon les rapports que nous voyons, que nous recevons, dont certains que nous lisons également. Deswegen wird da ja auch gerade so agiert, wie agiert wird. C'est pourquoi les gens agissent comme ils le font. Wir sollten alles tun, diese Phase gar nicht erst zu erreichen. Nous devons faire tout notre possible pour éviter d’atteindre ce stade.

Ich sage noch einmal: Jeder kann einen Beitrag leisten. Je le répète: tout le monde peut apporter une contribution. Es geht ja nicht nur darum, dass wir als Gesellschaft oder als Staat irgendwas verbieten, sondern jeder kann in der Frage, muss ich jetzt unbedingt zu dieser Veranstaltung gehen, kann ich auch ein paar Wochen auf Kino oder Konzert verzichten, kann ich mithelfen, dass die Älteren in der Familie, die Eltern, die Großeltern besonders auch geschützt sind, indem man bei der Begrüßung, bei der Frage, wie man miteinander umgeht – - Das ist so, als hätte jemand Grippe in der Familie, wenn die Leute fragen, wie soll ich denn damit umgehen. Ce n'est pas seulement le fait que nous, en tant que société ou État, interdisons quoi que ce soit, mais tout le monde peut répondre à la question, si je dois absolument aller à cet événement maintenant, je peux aussi me passer d'un cinéma ou d'un concert pendant quelques semaines, je peux aider cela les plus âgés de la famille, les parents, les grands-parents sont particulièrement protégés par les salutations, en demandant comment se traiter les uns les autres - c'est comme avoir quelqu'un dans la famille quand les gens demandent comment dois-je y faire face? Das ist so, als wenn Sie vermeiden wollen, eine Grippe-Infektion zu bekommen. C'est comme essayer d'éviter de contracter une grippe.

Jeder weiß, was er dann tun muss, dass man sich nicht im Zweifel so nahe kommt oder im Zweifel gegenseitig ins Gesicht niest und anderes mehr. Genau diese Vorkehrmaßnahmen im Alltag konsequent durchzuhalten, wenn wir das alle zusammen ein paar Wochen lang schaffen, dann würden wir schon einen riesen Unterschied machen. En suivant systématiquement ces mesures de précaution dans la vie de tous les jours, si nous pouvions tous le faire ensemble pendant quelques semaines, nous ferions une énorme différence.

„Der hat noch nicht abschließend verstanden, worum es hier gerade geht“ "Il n'a pas encore complètement compris de quoi il s'agit"

May: Ist angekommen! Herr Spahn, spätestens seit Ende Februar sind Sie mit dieser Botschaft unterwegs. Sie sind praktisch im Dauereinsatz als oberster Corona-Krisenmanager, wenn ich das mal so sagen darf, und können vor allem doch nur Empfehlungen geben an die Behörden vor Ort. Ils sont pratiquement en permanence utilisés comme le meilleur gestionnaire de crise corona, si je peux m'exprimer ainsi, et surtout ils ne peuvent que donner des recommandations aux autorités locales.

In Berlin zum Beispiel, bestes Beispiel, soll weiter Fußball-Bundesliga gespielt werden, Am Wochenende Union Berlin gegen Bayern München, vor Tausenden von Menschen, gegen Ihre Empfehlung. A Berlin, par exemple, le meilleur exemple, la Bundesliga devrait continuer à se jouer, le week-end de l'Union Berlin contre le Bayern Munich, devant des milliers de personnes, contre votre recommandation. Sie haben ja gesagt, Großveranstaltungen über tausend Leute bitte absagen. Vous avez dit oui, les grands événements de plus d'un millier de personnes doivent annuler. Wie sehr stört Sie das? Ça vous dérange?

Spahn: Das ist im föderalen Miteinander so. Spahn: C'est comme ça dans la coopération fédérale. Das hat ja auch seine Stärken, an bestimmten Stellen Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und auch bei besonderen Besonderheiten regional agieren zu können. Cela a également ses avantages à reconnaître les développements à certains moments à un stade précoce et à pouvoir agir au niveau régional même avec des particularités particulières. Aber wir sind in einer Phase, wo das jetzt auch ein einheitlicheres Vorgehen braucht.

Ich bin sehr froh, dass Bayern, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Schleswig-Holstein, viele Bundesländer, die allermeisten eigentlich gerade auch sehr konsequent da herangegangen sind, und ich bin etwas verwundert, das will ich sagen, über das, was hier in Berlin mit diesem Fußballspiel passiert, auch mit den Kommentaren, die ich dazu lese von den Verantwortlichen, auch bei Union Berlin. Je suis très heureux que la Bavière, la Rhénanie-du-Nord-Westphalie, Brême, le Schleswig-Holstein, de nombreux États fédéraux, la grande majorité d'entre eux l'aient en fait approché de manière très cohérente, et je suis un peu surpris, je veux dire, de ce qui se passe ici à Berlin est arrivé avec ce match de football, également avec les commentaires que j'ai lus à ce sujet de la part des responsables, également à Union Berlin. Wer das immer noch so kommentiert, der hat noch nicht abschließend verstanden, worum es hier gerade geht. Quiconque commente toujours de cette façon n'a pas encore complètement compris de quoi il s'agit.

May: Ist der Föderalismus bei der Seuchenbekämpfung jetzt ganz konkret ein Problem? Mai: Le fédéralisme est-il un problème spécifique dans la lutte contre les maladies? Stößt er hier an seine Grenzen?

Spahn: Nein, das würde ich so nicht sagen. Warum? Ich habe gestern noch in einer Telefonkonferenz mit den Kollegen aus den Ländern, den Gesundheitsministern der Länder intensiv beraten und gesprochen. Hier, lors d'une conférence téléphonique, j'ai donné des conseils intensifs et parlé à mes collègues des pays, les ministres de la santé des pays. Er wäre dann ein Problem, wenn wir nicht zusammen agieren würden, aber das tun wir. Ce serait un problème si nous n'agissions pas ensemble, mais nous le faisons. Wir sind im intensiven Austausch, notfalls mehrfach die Woche, im persönlichen, aber auch in Telefonkonferenzen. Wir stimmen uns ab. Nous coordonnons. Wir stimmen uns ab mit den kommunalen Behörden dann jeweils auch in den Ländern. Nous nous coordonnons ensuite avec les autorités locales de chaque pays.

Da jeder von uns erkannt hat, worum es geht, und da eine Riesenbereitschaft ist zur Zusammenarbeit, jenseits dessen, wo jetzt formale Zuständigkeiten sind, ist das eigentlich auch eine Stärke dann, dass wir dann auch viel mehr Ressourcen freisetzen können. Étant donné que chacun de nous a reconnu de quoi il s'agit et qu'il existe une grande volonté de travailler ensemble, au-delà de ce qui est maintenant une responsabilité formelle, c'est en fait une force que nous pouvons ensuite libérer beaucoup plus de ressources. Wir brauchen am Ende auch die Ressourcen in der Fläche, in der Region, um Dinge umsetzen zu können, und wenn das so läuft, wie es im Moment läuft und übrigens auch gut funktioniert, dann ist das eine Stärke. En fin de compte, nous avons également besoin des ressources dans la région, dans la région, pour pouvoir mettre en œuvre les choses, et si cela fonctionne comme il est en ce moment et fonctionne également bien, alors c'est une force.

May: Dann können wir das ja mal weiten und schauen auf ganz Europa. Mai: Ensuite, nous pourrons élargir cela et regarder toute l'Europe. Das Virus macht ja nicht an den Landesgrenzen Halt, haben wir jetzt auch bemerkt. Le virus ne s'arrête pas aux frontières nationales, nous l'avons maintenant remarqué. Österreich zum Beispiel hat einen Einreisestopp für Italiener verhängt. L'Autriche, par exemple, a imposé une interdiction d'entrée aux Italiens. Erwägt die Bundesregierung Ähnliches?

Spahn: Das Virus ist in Deutschland. Das ist der Gedanke, an den wir uns gewöhnen müssen. Telle est la pensée à laquelle nous devons nous habituer. Es ist in Europa. In dem Moment, wo er da ist, ist er da. Dès qu'il est là, il est là. Er wird sich weiter verbreiten, übrigens auch, wenn Sie alles abschotten, wenn Sie alle Grenzen dicht machen. Il continuera de se propager, même si vous scellez tout, si vous fermez toutes les frontières. In dem Moment, wo Sie die Grenzen wieder öffnen, kommt das Virus. Dès que vous ouvrez à nouveau les frontières, le virus arrive.

„Grenzen dicht machen und dann geht das Virus an uns vorbei, das wird nicht funktionieren“ "Fermer les frontières et ensuite le virus nous passera, ça ne marchera pas"

May: Punkt! Ist die Maßnahme Quatsch von Sebastian Kurz? La mesure est-elle absurde de Sebastian Kurz?

Spahn: Das ist, jetzt erst mal den Kontakt zu der Region dort vor allem, Norditalien zu Österreich zu reduzieren, und dort in einer Region, wo es besonders starkes Ausbruchsgeschehen gibt, macht das sicherlich phasenweise Sinn. Spahn: C'est-à-dire tout d'abord le contact avec la région, principalement pour réduire le nord de l'Italie à l'Autriche, et dans une région où il y a une épidémie particulièrement forte, cela a certainement du sens parfois. Aber ich will eines sagen: Zu sagen, wir machen jetzt alle Grenzen dicht und dann geht das Virus an uns vorbei, das wird nicht funktionieren. Mais je veux dire une chose: dire que nous fermons maintenant toutes les frontières et que le virus nous passera, cela ne fonctionnera pas.

Sie müssen ja irgendwann wieder die Leute rein und raus lassen und in dem Moment, wo Sie das machen, wird das Virus wieder anfangen, sich zu verbreiten. Vous devez laisser les gens entrer et sortir à un moment donné, et au moment où vous le faites, le virus recommencera à se propager. Dieses Virus geht nicht mehr weg von der Welt und wer davon träumt, dass das Virus irgendwann weg ist, der liegt falsch. Ce virus ne disparaît plus du monde et quiconque rêve que le virus finira par disparaître a tort. Wir werden damit umgehen müssen.

May: Was wir nämlich beobachten ist, dass jedes EU-Land anders auf Corona reagiert, sozusagen Föderalismus im Großen. Mai: Ce que nous constatons, c'est que chaque pays de l'UE réagit différemment à la couronne, pour ainsi dire le fédéralisme à grande échelle. Österreich macht wie gesagt die Grenzen dicht, Deutschland lässt Italiener ins Land, in Frankreich finden schon länger Geisterspiele im Fußball statt, in Deutschland ab heute, aber nicht flächendeckend. Comme je l'ai dit, l'Autriche ferme les frontières, l'Allemagne laisse entrer les Italiens, la France joue depuis longtemps à des jeux fantômes dans le football, en Allemagne depuis aujourd'hui, mais pas partout. Sie haben letzte Woche einen Exportstopp für Schutzanzüge verfügt und so weiter und so fort. La semaine dernière, vous avez interrompu l'exportation de combinaisons de protection, etc. Andere EU-Staaten kritisieren das als unsolidarisch. D'autres pays de l'UE critiquent cette situation comme non valable. Stößt die EU mit ihrer Kleinstaaterei hier möglicherweise an ihre Grenzen bei der Corona-Bekämpfung? L'UE, avec sa nature à petite échelle, atteint-elle ses limites dans la lutte contre la couronne?

Spahn: Die Abstimmung miteinander geht besser. Spahn: La coordination entre eux est meilleure. Das habe ich am Freitag in Brüssel beim Gesundheitsministerrat auch angesprochen. Auch was die Schnelligkeit von Entscheidungen angeht. Aussi en ce qui concerne la rapidité des décisions. In der Euro-, in der Finanzkrise vor gut zehn Jahren haben wir gelernt, im Finanzbereich schnell zu Entscheidungen zu kommen. Dans l'euro et la crise financière il y a une bonne dizaine d'années, nous avons appris à prendre rapidement des décisions dans le secteur financier. Da gibt es regelmäßigen Austausch und Mechanismen auch. Il y a aussi des échanges et des mécanismes réguliers.

Im Gesundheitsbereich haben wir das noch nicht gelernt. Das lernen wir jetzt gerade in der Krise und das ist auf jeden Fall auch schon für mich eine Lehre aus dieser Krise. Nous apprenons cela en ce moment dans la crise et pour moi, c'est certainement une leçon de cette crise. Wir brauchen auch bei Gesundheit Sicherheit, beim Schutz unserer Bevölkerung in der Europäischen Union schnellere Entscheidungswege, als wir sie aktuell zur Abstimmung haben. Nous avons également besoin de processus décisionnels plus rapides en matière de santé, de sécurité et de protection de notre population dans l'Union européenne que sur lesquels nous devons actuellement voter. So wie wir das vor zehn Jahren bei Finanzen gelernt haben, müssen wir das jetzt bei Gesundheit lernen, und zwar schnell, weil Gesundheit ist aus meiner Sicht jedenfalls noch mal deutlich wichtiger als Finanzen. Tout comme nous avons appris la finance il y a dix ans, nous devons maintenant en apprendre davantage sur la santé, et rapidement, car à mon avis, la santé est certainement plus importante que la finance.

May: Herr Spahn, eine Minute haben wir noch. May: M. Spahn, nous avons encore une minute. Dann kommen unerbittlich die Nachrichten. Ensuite, les nouvelles arrivent sans relâche. Eine Frage habe ich noch, in die Zukunft schauend. J'ai encore une question, tournée vers l'avenir. Sie haben ja gesagt, Großveranstaltungen ab tausend Menschen bitte nicht mehr. Jetzt findet Ende April der CDU-Parteitag statt. La conférence du parti CDU a maintenant lieu fin avril. Wir wissen, über tausend Delegierte. Fällt der aus? Cela échoue-t-il?

Spahn: Das wird man zeitnah rechtzeitig vor dem Datum 25. Spahn: Vous serez là en temps utile avant le 25. April entscheiden müssen. Das kann man heute noch nicht entscheiden, so herum oder so herum, und deswegen finde ich es wichtig, dass die Verantwortlichen – und ich war selbst im Präsidium dabei –, dass wir gesagt haben, das entscheiden wir, das entscheiden wir auch rechtzeitig. Cela ne peut pas être décidé aujourd'hui, autour ou autour, et c'est pourquoi je pense qu'il est important que les responsables - et j'étais moi-même au Présidium - que nous disions que nous déciderons, que nous déciderons en temps voulu. Aber das muss man nicht sechs, sieben Wochen vorher entscheiden. Mais vous n'avez pas à décider six ou sept semaines à l'avance.