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Grimms Märchen, Sneewittchen

Sneewittchen

Sneewittchen

Es war einmal mitten im Winder, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich »hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.« Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz, und ward darum das Snee- 229 wittchen (Schneeweißchen) genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig, und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete der Spiegel »Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.« Da war sie zufrieden, denn sie wußte, daß der Spiegel die Wahrheit sagte. Sneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete er »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.« Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmut wuchsen wie ein Unkraut in ihrem Herzen immer höher, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger und sprach »bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.« Der Jäger gehorchte und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu weinen und sprach »ach, lieber Jäger, laß mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr wieder heim kommen.« Und weil es so schön war, hatte der Jäger Mitleid und sprach 230 »so lauf hin, du armes Kind.« »Die wilden Tiere werden dich bald gefressen haben,« dachte er, und doch wars ihm, als wär ein Stein von seinem Herzen gewälzt, weil er es nicht zu töten brauchte. Und als gerade ein junger Frischling dahergesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Königin mit. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf und meinte, sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen. Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wußte, wie es sich helfen sollte. Da fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief, solange nur die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weißgedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach »wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?« Der zweite »wer hat von 231 meinem Tellerchen gegessen?« Der dritte »wer hat von meinem Brötchen genommen?« Der vierte »wer hat von meinem Gemüschen gegessen?« Der fünfte »wer hat mit meinem Gä- belchen gestochen?« Der sechste »wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?« Der siebente »wer hat aus meinem Becherlein getrunken?« Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er »wer hat in mein Bettchen getreten?« Die andern kamen gelaufen und riefen »in meinem hat auch jemand gelegen.« Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen, und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. »Ei, du mein Gott! ei, du mein Gott!« riefen sie, »was ist das Kind so schön!« und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.

Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten »wie heißt du?« »Ich heiße Sneewittchen,« antwortete es. »Wie bist du in unser Haus gekommen?« sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da wär es gelaufen den ganzen Tag, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen »willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.« »Ja,« sagte Sneewittchen, »von Herzen gern,« und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung: morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen sie wieder, und da mußte ihr Essen bereit sein. Den Tag über war das Mädchen allein, da warnten es die guten Zwerglein und sprachen »hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, daß du hier bist; laß ja niemand herein.« 232 Die Königin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und Leber glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders, als sie wäre wieder die erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete der Spiegel »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Da erschrak sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahrheit sprach, und merkte, daß der Jäger sie betrogen hatte und Sneewittchen noch am Leben war. Und da sann und sann sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn solange sie nicht die Schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin, und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief »schöne Ware feil! feil!« Sneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief »guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?« »Gute Ware, schöne Ware,« antwortete sie, »Schnürriemen von allen Farben,« und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. »Die ehrliche Frau kann ich hereinlassen,« dachte Sneewittchen, riegelte die Türe auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen. »Kind,« sprach die Alte, »wie du aussiehst! komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren.« Sneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren: aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, daß dem Sneewittchen der Atem verging, und es für tot hinfiel. »Nun bist du die Schönste gewesen,« sprach sie und eilte hinaus. Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Sneewittchen auf der Erde liegen sahen; und es regte und bewegte sich 233 nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, daß es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei: da fing es an ein wenig zu atmen, und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie »die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose Königin: hüte dich und laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind.« Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete er wie sonst »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, daß Sneewittchen wieder lebendig geworden war. »Nun aber,« sprach sie, »will ich etwas aussinnen, das dich zugrunde richten soll,« und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief »gute Ware feil! feil!« Sneewittchen schaute heraus und sprach »geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.« »Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein,« sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich betören ließ und die Türe öffnete. Als sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte »nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.« Das arme Sneewittchen dachte an nichts, und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel. »Du Ausbund von Schönheit,« sprach das boshafte Weib, »jetzt ists um dich geschehen,« und ging fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach 234 Haus kamen. Als sie Sneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Sneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen. Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete er wie vorher »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. »Sneewittchen soll sterben,« rief sie, »und wenn es mein eignes Leben kostet.« Darauf ging sie in eine ganz verborgene einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit roten Backen, daß jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der mußte sterben. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Sneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach »ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mirs verboten.« »Mir auch recht,« antwortete die Bäuerin, »meine Äpfel will ich schon los werden. Da, einen will ich dir schenken.« »Nein,« sprach Sneewittchen, »ich darf nichts annehmen.« »Fürchtest du dich vor Gift?« sprach die Alte, »siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Teile; den roten Backen iß du, den weißen will ich essen.« Der Apfel war aber so künstlich gemacht, daß der rote Backen allein vergiftet war. Sneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als es sah, daß die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum 235 aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder. Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut und sprach »weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.« Und als sie daheim den Spiegel befragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete er endlich »Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.« Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann. Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Sneewittchen auf der Erde liegen, und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war tot. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es, und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch, und hatte noch seine schönen roten Backen. Sie sprachen »das können wir nicht in die schwarze Erde versenken,« und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, daß man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein, und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf, und daß es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Und die Tiere kamen auch und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so rot als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Sneewitt- 236 chen darin, und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen »laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.« Aber die Zwerge antworteten »wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.« Da sprach er »so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.« Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe, und richtete sich auf, und war wieder lebendig. »Ach Gott, wo bin ich?« rief es. Der Königssohn sagte voll Freude »du bist bei mir,« und erzählte, was sich zugetragen hatte, und sprach »ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.« Da war ihm Sneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. Zu dem Fest wurde aber auch Sneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Der Spiegel antwortete »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber die junge Königin ist tausendmal schöner als Ihr.« Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und ward ihr so angst, so angst, daß sie sich nicht zu lassen wußte. Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen: doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Sneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und 237 wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da mußte sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.


Sneewittchen Sneewhite

Sneewittchen

Es war einmal mitten im Winder, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Once upon a time in the middle of the winder, and the snowflakes fell like feathers from the sky, there sat a queen at a window, which had a frame of black ebony, and sewed. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich »hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.« Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz, und ward darum das Snee- 229 wittchen (Schneeweißchen) genannt. And because the red looked so beautiful in the white snow, she thought to herself, "If I had a child as white as snow, as red as blood, and as black as the wood on the frame." Soon after she got a little daughter, that was as white as snow, as red as blood, and as raven-haired as ebony, and therefore called the snow-white. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. And as the child was born, the queen died. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig, und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. It was a beautiful woman, but she was proud and cocky, and could not bear that she should be outnumbered by someone's beauty. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete der Spiegel »Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.« Da war sie zufrieden, denn sie wußte, daß der Spiegel die Wahrheit sagte. She had a wonderful mirror when she stepped in front of them and looked at them, she said, "Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the country?" The mirror answered, "Queen, you are the fairest in the land. "She was pleased then, because she knew the mirror was telling the truth. Sneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Snow White, however, grew and grew more and more beautiful, and when it was seven years old, it was as beautiful as the clear day, and more beautiful than the queen herself. Als diese einmal ihren Spiegel fragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete er »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.« Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid. When she once asked her mirror, "Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the land?" He answered, "Queen, you are the fairest here, but Snow White is a thousand times more beautiful than you." was yellow and green with envy. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. From time to time, when she saw Snow White, her heart turned round in her belly, so she hated the girl. Und der Neid und Hochmut wuchsen wie ein Unkraut in ihrem Herzen immer höher, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. And the envy and pride grew like a weed in her heart ever higher, that she had no rest day and night. Da rief sie einen Jäger und sprach »bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.« Der Jäger gehorchte und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu weinen und sprach »ach, lieber Jäger, laß mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr wieder heim kommen.« Und weil es so schön war, hatte der Jäger Mitleid und sprach 230 »so lauf hin, du armes Kind.« »Die wilden Tiere werden dich bald gefressen haben,« dachte er, und doch wars ihm, als wär ein Stein von seinem Herzen gewälzt, weil er es nicht zu töten brauchte. Thou shalt kill it and bring me lungs and livers to the emblem. "The huntsman obeyed and led him out, and when he had pulled the deer trap and was about to pierce Sneewittchen's innocent heart, it began to cry and said," oh, dear hunter, leave my life; I want to run into the wild forest and never come back home. "And because it was so beautiful, the hunter had compassion and said," Run, you poor child. "" The wild beasts will soon have eaten you, "thought he, and yet it was to him as if a stone had rolled from his heart because he did not need to kill it. Und als gerade ein junger Frischling dahergesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Königin mit. And just as a young boar jumped in, he stabbed him, took out his lungs and liver, and brought them with him as a symbol of the queen. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf und meinte, sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen. The cook had to cook them in salt, and the malicious woman ate them up and said she had eaten Sneewittchen's lungs and liver. Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wußte, wie es sich helfen sollte. Now the poor child was motherly alone in the great forest, and was so afraid of him that she looked at all the leaves on the trees and did not know how to help it. Da fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief, solange nur die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. It went on, as long as only the feet could go on, until it was nearly evening, when it saw a little house and went in to rest. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. In the little house everything was small, but so delicate and clean that it can not be said. Da stand ein weißgedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. There stood a white-covered little table with seven small plates, each little plate with its spoon, and also seven little knives and a guest, and seven beakers. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Snow White, because she was so hungry and thirsty, ate a little vegetable and bread from each plate, and drank a drop of wine from each beaker; because it did not want to take everything away from you alone. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. When it was quite dark, the lords came from the little house; these were the seven dwarfs who hacked and dug in the mountains for ore. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. They lit their seven little lights, and as it was now bright in the little house, they saw that someone had been in it, because everything was not as orderly as they had left it. Der erste sprach »wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?« Der zweite »wer hat von 231 meinem Tellerchen gegessen?« Der dritte »wer hat von meinem Brötchen genommen?« Der vierte »wer hat von meinem Gemüschen gegessen?« Der fünfte »wer hat mit meinem Gä- belchen gestochen?« Der sechste »wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?« Der siebente »wer hat aus meinem Becherlein getrunken?« Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er »wer hat in mein Bettchen getreten?« Die andern kamen gelaufen und riefen »in meinem hat auch jemand gelegen.« Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. The first said, "Who sat on my stool?" The second, "who ate of my little dish?" The third, "who took my bread?" The fourth, "who ate my food?" "The fifth." The sixth, "who cut my little knife?" The seventh, "who drank from my beaker?" Then the first one looked around and saw that there was a small dent on his bed said he, "who entered my little bed?" The others came running and cried, "Someone was lying in mine." But the seventh, when he looked into his bed, saw Snow White lying in it, asleep. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen, und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. »Ei, du mein Gott! "Oh, my God! ei, du mein Gott!« riefen sie, »was ist das Kind so schön!« und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. ye, my God! "they cried," what is the child so beautiful! "and they were so delighted that they did not wake it up, but let it go off in bed. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. But the seventh dwarf slept with his companions, with each one an hour, when the night was over.

Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. When it was morning, Snow White awoke, and as the seven dwarfs saw it, it was alarming. Sie waren aber freundlich und fragten »wie heißt du?« »Ich heiße Sneewittchen,« antwortete es. But they were friendly and asked, "What is your name?" "My name is Snow White," she answered. »Wie bist du in unser Haus gekommen?« sprachen weiter die Zwerge. "How did you come to our house?" The dwarves continued. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da wär es gelaufen den ganzen Tag, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Then she told them that his stepmother wanted it killed, but the hunter had given him the life, and it would have been all day long, until she finally found her house. Die Zwerge sprachen »willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.« »Ja,« sagte Sneewittchen, »von Herzen gern,« und blieb bei ihnen. The dwarfs said, "If you want to furnish, cook, bed, wash, sew, and knit our household, and you want to keep everything neat and clean, you can stay with us, and you will want for nothing." "Yes," said Snow White, "With all my heart," and stayed with them. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung: morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen sie wieder, und da mußte ihr Essen bereit sein. They kept the house in order: in the mornings they went to the mountains to look for gold and ore, and in the evening they came back, and then their food had to be ready. Den Tag über war das Mädchen allein, da warnten es die guten Zwerglein und sprachen »hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, daß du hier bist; laß ja niemand herein.« 232 Die Königin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und Leber glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders, als sie wäre wieder die erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete der Spiegel »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Da erschrak sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahrheit sprach, und merkte, daß der Jäger sie betrogen hatte und Sneewittchen noch am Leben war. During the day the girl was alone, the good dwarfs warned and said, "Beware of your stepmother who will soon know that you are here; Let no one in. "But the queen, after having thought that she had eaten Sneewittchen's lungs and liver, did not think otherwise than when she was the first and most beautiful woman, stepped to her mirror and said," Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the land? "Then the mirror replied," Queen, you are the fairest here, but Snow White over the mountains with the seven dwarfs is a thousand times more beautiful than you. "She was startled, for she knew that the mirror no untruth spoke, and realized that the hunter had betrayed her and Snow White was still alive. Und da sann und sann sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn solange sie nicht die Schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe. And then she thought and thought anew how she wanted to kill her; for as long as she was not the fairest in the land, envy left her no peace. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin, und war ganz unkenntlich. And when she had finally made up her mind, she colored her face, and dressed like an old shopkeeper, and was completely unrecognizable. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief »schöne Ware feil! In this figure she went over the seven mountains to the seven dwarfs, knocked on the door and shouted "beautiful merchandise! feil!« Sneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief »guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?« »Gute Ware, schöne Ware,« antwortete sie, »Schnürriemen von allen Farben,« und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. Filed! "Snow White looked out of the window and shouted," Good day, dear lady, what have you got for sale? "" Good merchandise, beautiful merchandise, "she answered," laces of all colors, "and brought out one that was more colorful Silk was braided. »Die ehrliche Frau kann ich hereinlassen,« dachte Sneewittchen, riegelte die Türe auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen. »Kind,« sprach die Alte, »wie du aussiehst! "Child," said the old woman, "how you look! komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren.« Sneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren: aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, daß dem Sneewittchen der Atem verging, und es für tot hinfiel. Come on, let me tie you up. "Snow White had no trouble standing in front of her and let herself be tied with the new lace: but the old woman laced fast and laced so tightly that the Snow White lost her breath, and thought it dead fell. »Nun bist du die Schönste gewesen,« sprach sie und eilte hinaus. "You have been the fairest," she said, and hurried out. Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Sneewittchen auf der Erde liegen sahen; und es regte und bewegte sich 233 nicht, als wäre es tot. Not long after, at evening time, the seven dwarfs came home, but how frightened they were when they saw their beloved Snow White lying on the ground; and it did not stir and move as if it were dead. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, daß es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei: da fing es an ein wenig zu atmen, und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie »die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose Königin: hüte dich und laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind.« Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete er wie sonst »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, daß Sneewittchen wieder lebendig geworden war. When the dwarves heard what had happened, they said, "The old merchant's wife was none other than the godless queen: beware, and let no man in, when we are not with you." But the wicked woman, when she came home, He went to the mirror and asked, "Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the whole country?" Then he answered as usual, "Queen, you are the fairest here, but Snow White over the mountains with the seven dwarfs is still a thousand times more beautiful than you. "When she heard that, all the blood ran to her heart, she was so frightened, for she saw that Snow White had come to life again. »Nun aber,« sprach sie, »will ich etwas aussinnen, das dich zugrunde richten soll,« und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. "But now," she said, "I want to find something to ruin you," and with witchcraft she understood, she made a poisonous comb. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. Then she disguised herself and assumed the form of another old woman. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief »gute Ware feil! So she went over the seven mountains to the seven dwarfs, knocked on the door and shouted "good merchandise! feil!« Sneewittchen schaute heraus und sprach »geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.« »Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein,« sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Filed! "Snow White looked out and said," Go on, I must not let anyone in. "" You will be allowed to look, "said the old woman, pulling out the poisonous comb and holding it up. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich betören ließ und die Türe öffnete. He liked the child so much that he was beguiled and opened the door. Als sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte »nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.« Das arme Sneewittchen dachte an nichts, und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel. When they agreed to buy, the old woman said, "Now I want to comb you properly." Poor Snow White thought of nothing, and let the old woman do the same, but no sooner had she put the comb in her hair than the poison had in it. and the girl fell down without reflection. »Du Ausbund von Schönheit,« sprach das boshafte Weib, »jetzt ists um dich geschehen,« und ging fort. "Beauty of beauty," said the wicked woman, "now it has happened to you," and went away. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach 234 Haus kamen. Fortunately, it was soon evening, when the seven little dwarfs came to the house. Als sie Sneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Sneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. When they saw Snow White lying dead on the ground, they immediately suspected the stepmother, went to find the poisonous comb, and as soon as they had pulled it out, Sneewittchen came back to him and told him what had happened. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen. Once again they warned him to be on his guard and nobody opened the door. Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Da antwortete er wie vorher »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Sneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.« Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. The queen stood in front of the mirror at home and said, "Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the land?" Then he answered, as before, "Queen, you are the fairest here, but Snow White over the mountains at the seven Dwarves is a thousand times more beautiful than you. "As she heard the mirror talk like that, she trembled and trembled with anger. »Sneewittchen soll sterben,« rief sie, »und wenn es mein eignes Leben kostet.« Darauf ging sie in eine ganz verborgene einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit roten Backen, daß jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der mußte sterben. Outwardly he looked beautiful, with red cheeks, that anyone who saw him felt like it, but he who ate a bit of it had to die. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Sneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach »ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mirs verboten.« »Mir auch recht,« antwortete die Bäuerin, »meine Äpfel will ich schon los werden. She knocked on the door, Snow White stuck her head out the window and said, "I can not let anyone in, the seven dwarves have forbidden me." "Me too," answered the farmer's wife, "I'll get rid of my apples. Da, einen will ich dir schenken.« »Nein,« sprach Sneewittchen, »ich darf nichts annehmen.« »Fürchtest du dich vor Gift?« sprach die Alte, »siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Teile; den roten Backen iß du, den weißen will ich essen.« Der Apfel war aber so künstlich gemacht, daß der rote Backen allein vergiftet war. There, I want to give you one. "" No, "said Sneewittchen," I must not accept anything. "" Are you afraid of poison? "Said the old woman," you see, I cut the apple in two; I eat the red cheeks, the white I want to eat. "But the apple was so artificially made that the red cheek alone was poisoned. Sneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als es sah, daß die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum 235 aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder. Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut und sprach »weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Then the queen looked at her with horrible eyes and laughed loudly, saying, "white as snow, red as blood, as black as ebony! diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.« Und als sie daheim den Spiegel befragte »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« so antwortete er endlich »Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.« Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann. This time the dwarfs will not be able to wake you up. "And when she asked the mirror at home," Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the land? "he finally answered," Queen, you are the fairest in the land. " There her envious heart had peace, as well as a jealous heart can rest. Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Sneewittchen auf der Erde liegen, und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war tot. The dwarfs who came home in the evening found Snow White lying on the ground, and there was no breath left from his mouth, and it was dead. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. They picked it up, looked for something toxic, untied it, combed his hair, washed it with water and wine, but it did not help; the dear child was dead and remained dead. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es, und weinten drei Tage lang. They laid it on a stretcher and sat down on it, sobbing and weeping for three days. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch, und hatte noch seine schönen roten Backen. So they wanted to bury it, but it looked as fresh as a living human, and still had its beautiful red cheeks. Sie sprachen »das können wir nicht in die schwarze Erde versenken,« und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, daß man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein, und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf, und daß es eine Königstochter wäre. They said, "We can not sink that into the black earth," and made a transparent coffin of glass that could be seen from all sides, put it in, and wrote its name on it with golden letters, and that it was a princess would. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Then they put the coffin out on the mountain, and one of them always stood by and guarded him. Und die Tiere kamen auch und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. And the animals came and mourned Snow White, first an owl, then a raven, last a pigeon. Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so rot als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. For a long time now, Snow White lay in the coffin and did not decompose, but looked as if it slept, for it was as white as snow, as red as blood, and as raven-haired as ebony. Es geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. It happened, however, that a king's son fell into the forest and came to the dwarf-house to spend the night there. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Sneewitt- 236 chen darin, und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. He saw on the mountain the coffin and the beautiful Sneewitt in it, and read what was written on it with golden letters. Da sprach er zu den Zwergen »laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.« Aber die Zwerge antworteten »wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.« Da sprach er »so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.« Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm und gaben ihm den Sarg. Then he said to the dwarves, "Let me have the coffin, I will give you what you want for it." But the dwarfs replied, "We do not give it for all the gold in the world." Then he said, "Give it to me, for I can not live without seeing Sneewittchen, I want to honor and honor it like my beloved. "As he spoke, the good little ones felt pity for him and gave him the coffin. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. The king's son now had him carried away by his servants on his shoulders. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Then it happened that they stumbled over a bush, and from the shudder the venomous apple-green that Sneewchen had bitten off came out of his throat. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe, und richtete sich auf, und war wieder lebendig. And not long, it opened its eyes, lifted the lid of the coffin in the air, and straightened up, and was alive again. »Ach Gott, wo bin ich?« rief es. "God, where am I?" Cried it. Der Königssohn sagte voll Freude »du bist bei mir,« und erzählte, was sich zugetragen hatte, und sprach »ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.« Da war ihm Sneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. The king's son joyfully said, "You are with me," and told what had happened, saying, "I prefer you to everything in the world; come with me in my father's castle, you shall become my wife. "Then Snow White was well with him and went with him, and their wedding was ordered with great splendor and glory. Zu dem Fest wurde aber auch Sneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Sneewittchen's godless stepmother was also invited to the party. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Der Spiegel antwortete »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber die junge Königin ist tausendmal schöner als Ihr.« Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und ward ihr so angst, so angst, daß sie sich nicht zu lassen wußte. As she dressed herself in beautiful clothes, she stepped in front of the mirror and said, "Mirror, mirror on the wall, who is the fairest in the land?" The mirror replied, "Queen, you are the fairest here, but the young Queen is a thousand times more beautiful than you. "Then the wicked woman uttered a curse, and was so afraid of her, so afraid that she did not know how to let herself go. Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen: doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die junge Königin sehen. She did not want to come to the wedding at first, but she did not rest, she had to go and see the young queen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Sneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. And as she entered, she recognized Snow White, and in terror she stood there, unable to move. Aber es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und 237 wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. But iron slippers were already placed over coal fire, and they were carried in with pincers and placed in front of them. Da mußte sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel. Then she had to step into the red-hot shoes and dance until she fell dead to the ground.