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Die Fledermaus, Die Fledermaus (Akt I, Auftritte 7–13)

Die Fledermaus (Akt I, Auftritte 7–13)

SIEBENTER AUFTRITT

Rosalinde. Eisenstein. Später Adele.

EISENSTEIN

Ist das ein Vertreter! Solch blühender Unsinn hat noch in keinem Gerichtssaal gewuchert!

ROSALINDE

Mein armer Gabriel! Acht lange Tage - und heute noch!

EISENSTEIN

Heute noch!

singt

Es muss geschieden sein!

ROSALINDE

Und mit so einem Tenor haben sie dich verurteilen können, die Barbaren!

EISENSTEIN

Sie haben mich mit meinem Tenor gleich dort behalten wollen, und ich habe verflucht zu Kreuze kriechen müssen, bis man mir noch ein paar Stunden Freiheit bewilligt hat, um mit dir speisen zu können

klingelt

Verdenken kann ich's ihnen nicht: dreimal haben sie mich eingeladen; wer aber nicht kam, war ich!

ADELE

mit verweinten Augen, gepresster Stimme

Befehlen?

EISENSTEIN

Was bedeutet das? Du hast geweint? Doch nicht um mich, Adele?

ADELE

schluchzt

Meine arme Tante!

ROSALINDE

Die arme Frau ist sterbenskrank!

EISENSTEIN

Sterbenskrank? Ich habe sie ja soeben hoch zu Esel in die Weinberge reiten sehen.

ADELE

für sich

O verwünscht!

ROSALINDE

blickt auf Adele

So krank ist sie?

ADELE

Wer weiß, ob ihr der Doktor nicht den Esel verordnet hat?

EISENSTEIN

Eile jetzt in den "Goldenen Löwen" und bestelle ein delikates Souper. Was gut und teuer ist, soll man uns liefern.

Adele will fort

Noch eins! Wenn du zurückkehrst, suchst du mir aus meinen alten Kleidern den ältesten, schmutzigsten, zerrissensten und miserabelsten Anzug heraus.

ADELE

Wollen Euer Gnaden betteln gehen?

EISENSTEIN

Nein, aber ich will nicht angebettelt werden in der Gesellschaft, deren Mitglied ich heute nacht sein werde. Vor allem das Souper! Ich will mir heute noch bene tun an meinem Familientische.

ADELE

meldet im Abgehen

Herr Dr. Falke!

ACHTER AUFTRITT

Rosalinde. Eisenstein. Dr. Falke.

FALKE

sehr heiter

Ah, da ist er noch!

küsst Rosalinde die Hand

Mein Kompliment, schönste aller Frauen! Ich gratuliere von Herzen, dass Sie den Tyrannen auf acht Tage loswerden.

reicht Eisenstein die Hand

Aber auch dir wünsche ich Glück, denn die Zugabe von drei Tagen ist immerhin eine Errungenschaft, für die du dem Gerichtshofe eine Dankadresse schuldig bist!

ROSALINDE

Aber Herr Doktor!

EISENSTEIN

Lass ihn nur. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen! Schicke in den Keller, liebe Frau; die böse Zunge muss genetzt werden, wenn sie nicht zu spitz werden soll.

ROSALINDE

Keine schlechten Witze mehr, lieber Doktor! Wir müssen ja unseren armen Arrestanten ein wenig aufzuheitern suchen.

ab

NEUNTER AUFTRITT

Eisenstein. Falke.

FALKE

Rosalinde nachrufend

Freilich, ihn zu zerstreuen und aufzuheitern bin ich ja da, schöne Frau!

leiser zu Eisenstein

Ich komme, dich zu einem fürstlichen Souper mit den reizenden Koryphäen der Oper einzuladen.

EISENSTEIN

Bist du toll? Ich muss ja binnen einer Stunde meine Strafe antreten.

FALKE

Den Arrest kannst du morgen in aller Frühe antreten. Heute gehst du mit mir in die Villa Orlofskys, des jungen russischen Fürsten, der hier im Bade fabelhafte Summen verschwendet. Damen findest du dort, Damen, sag ich dir, ein wahrer Blütenflor, von der Kamelie bis zum Veilchen!

EISENSTEIN

Sind die Damen etwa die alte Garde der Oper?

FALKE

Wo denkst du hin?

zungenschnalzend

Die Eliteder ersten Quadrille und dann einige von dem jugendlichen Nachwuchs, die sogenannten Ratten.

EISENSTEIN

Teufel, mir wässert der Mund! Aber der Prinz ...

FALKE

... hat mich dringend ersucht, einige junge Lebemänner meiner Bekanntschaft einzuladen.

EISENSTEIN

Man schmeichelt mir allerdings, dass ich ein liebenswürdiger Gesellschafter bin!

FALKE

Und dabei immer mit den tollsten Einfällen bei der Hand, zum Beispiel vor drei Jahren, als wir den Scheelendorfer Maskenball besuchten ...

EISENSTEIN

Ich als Papillon, du als Fledermaus. Haha! Erinnerst du dich noch?

FALKE

bedeutungsvoll

Oh, so etwas vergisst man nicht so leicht!

EISENSTEIN

Es war ein kapitaler Spaß!

FALKE.

O ja, für den Papillon, aber nicht für die Fledermaus!

EISENSTEIN

Dr. Häring, der heute präsidierte, war auch dabei. Hielt sich den Bauch vor Lachen und konnte mir nicht oft genug zurufen: "Das ist dir gelungen, Bruder!" - Und heute trug er mich: "Wie heißen Sie?" Und diktierte mir acht Tage. Oh, dieser schlechte gute Freund!

zieht seine Uhr aus der Tasche, lässt sie repetieren.

FALKE.

Ah, da ist ja der gewisse Rattenfänger!

EISENSTEIN

Was meinst du?

FALKE

Man behauptet, dass du mit dieser niedlichen Repetieruhr alle Kameliendamen köderst, wenn du ihnen den Hof machst. Du versprichst sie einer jeden ...

EISENSTEIN

... aber gegeben habe ich sie noch keiner!

lacht

FALKE

Spitzbube, du wirst heute nacht abermals diesen Köder auswerfen können, denn ich rechne damit, dass du von der Partie bist?

Nr. 3 - Duett

FALKE

Komm mit mir zum Souper,

Es ist ganz in der Näh.

Eh du in der stillen Kammer

Laborierst am Katzenjammer,

Musst du dich des Lebens freun,

Ein fideler Bruder sein!

Ballerinen, leicht beschwingt,

In den blendendsten Toiletten,

Fesseln dich mit Rosenketten,

Wenn die Polka lockend klingt.

Freundchen, glaub mir, das verjüngt!

Bei rauschenden Tönen im blendenden Saal

Mit holden Sirenen beim Göttermahl,

Da fliehen die Stunden in Lust und Scherz,

Da wirst du gesunden von allem Schmerz.

Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein,

Musst du etwas tun, dich zu zerstreun.

Siehst du das ein?

EISENSTEIN

Das seh ich ein. -

Doch meine Frau, die darf nichts wissen.

FALKE

Du wirst zum Abschied zärtlich sie küssen,

Sagst: Lebewohl, mein süßes Kätzchen!

EISENSTEIN

Nein, nein! Mein Mauserl, sage ich,

Denn als Katze schleich ich selbst

Aus dem Hause mich.

FALKE

Denn als Katze schleichst du selbst

Aus dem Hause dich. -

Und während sie schläft ganz fest,

Gehst du statt in deinen Arrest

Mit mir zu dem himmlischen Fest!

EISENSTEIN

Mit dir zu dem himmlischen Fest!

FALKE

Ich führe dich als Fremden ein,

"Marquis Renard" sollst dort du sein.

So wird man nichts erfahren können.

Willst du?

EISENSTEIN

Ach, ich wäre schon erbötig ...

FALKE

Du musst!

EISENSTEIN

Wenn nur ...

FALKE

Du musst dir's vergönnen,

Zur Gesundheit ist's ja nötig!

EISENSTEIN

Ja, ich glaub, du hast recht.

Die Ausred' ist nicht schlecht!

FALKE

Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein ...

EISENSTEIN

Soll mir das Gefängnis nicht schädlich sein ...

BEIDE

.... Musst du (Muss ich) etwas tun, dich (mich) zu zerstreun!

FALKE

So kommst du?

EISENSTEIN

Wer kann widerstehn? Ja, ich bin dabei.

FALKE

Zum Teufel mit deiner Leimsiederei!

BEIDE

Ein Souper uns heute winkt,

Wie noch gar keins dagewesen:

Schöne Mädchen, auserlesen,

Zwanglos man dort lacht und singt.

Lalalala ...

Beide tanzen lustig durchs Zimmer, während Rosalinde eintritt.

ZEHNTER AUFTRITT

Eisenstein. Falke. Rosalinde.

ROSALINDE

mit einem zerrissenen Rock und alten Hut blickt erstaunt auf die Tanzenden

Was ist denn das?

EISENSTEIN, FALKE

unterbrechen den Tanz

ROSALINDE

Was treibt ihr denn, meine Herrn?

FALKE

etwas verlegen

Nicht wahr, das ist mir gelungen?

EISENSTEIN

Er hat mich getröstet.

FALKE

Eine schwierige Aufgabe, aber ich habe sie glücklich gelöst.

EISENSTEIN

Jawohl, ich gehe jetzt in meinen Arrest, als ob ich zu einem Lustgelage ginge!

FALKE

Was bringen Sie uns denn da, gnädige Frau?

ROSALINDE

Die Toilette für unseren Arrestanten.

drückt Eisenstein den Hut auf den Kopf

Ist dir der Hut recht?

EISENSTEIN

schleudert den Hut fort

Warum nicht gar! Willst du denn einen Räuber aus mir machen?

ROSALINDE

Aber du befahlst ja Adele ...

FALKE

nimmt den Rock

Und dieser Kittel! Wenn du den anlegst, lässt dich der Gefängnisdirektor gleich mit 25 bewillkommnen!

ROSALINDE

erschrocken

Himmel!

FALKE

greift nach seinem Hute

Gnädige Frau ...

ROSALINDE

Sie wollen uns schon verlassen?

FALKE

Es ist schon spät, und ich will dem Gefängnisdirektor, Herrn Frank, seinen neuen Hausgenossen anmelden. Ich werde dich dort erwarten, Freund Eisenstein!

ab

EISENSTEIN

ruft ihm nach

Meine Empfehlung an die Ratten!

ELFTER AUFTRITT

Rosalinde. Eisenstein.

ROSALINDE

An die Ratten!?

EISENSTEIN

Natürlich an die Ratten! Die Ratten illustrieren die Poesie des Kerkers.

ROSALINDE

Gerechter Gott, bei den Ratten wirst du einquartiert!

EISENSTEIN

Warum denn nicht? Es sind ja ganz possierliche Tierchen. Ich werde mich gut mit ihnen unterhalten.

singt

Juchheissa, hopsassa, trallala!

ROSALINDE

Aber jetzt ist doch nicht Zeit, juchheissa, hopsassa zu singen!

EISENSTEIN

Nein, denn es ist Zeit, an meine Toilette zu denken.

ROSALINDE

Toilette fürs Strafhaus?

EISENSTEIN

Natürlich! Falke meint, es sei leicht möglich, dass ich dort eine geschlossene Gesellschaft finde.

küsst Rosalinde auf die Stirn

Ich weiß, wie ich mich kleide:

In schwarzen Samt und Seide

Mit einem Chapeau bas -

Gleich bin ich wieder da!

ab

ZWÖLFTER AUFTRITT

Rosalinde. Später Adele.

ROSALINDE

allein

Der Mann ist ja wie ausgewechselt! Mir scheint, er freut sich ordentlich, eingesperrt zu werden. Wenn ich nur wüsste, was ich mit dem da unten anfangen soll? Ich habe geschworen, ihn zu empfangen, und wenn man einmal einen solchen schweren Schwur schwört, muss man diesen Schwur halten, sei es noch so schwer!

ADELE

bringt auf einer Platte einen Wildschweinkopf mit einem Rosenbukett im Rüssel

Der "Löwe" schickt diesen wilden Schweinskopf.

ROSALINDE

Und du hast das Ungeheuer angenommen?

ADELE

Er hat sonst nichts vorrätig gehabt.

ROSALINDE

sinnend vor dem Schweinskopf

So muss ich ihn denn annehmen?

ADELE

Freilich, ich habe ihn ja schon bezahlt!

ROSALINDE

ohne auf Adele zu achten

Meinen Schwur muss ich halten. Empfangen werde ich ihn, aber nur, um ihn gleich wieder zu entlassen. Aber Adele muss ich mir aus dem Wege schaffen.

laut zu Adele

Nun, wie befindet sich denn deine alte kranke Tante nach der Eselspartie?

ADELE

I nu ... so so! Den Umständen angemessen ...

ROSALINDE

Sollte diese alte kranke Tante nicht ein junger, gesunder Vetter sein?

ADELE

Gnädige Frau, ich bitte recht sehr ...

ROSALINDE

Aber gleichviel, Tante oder Vetter, ich gebe dir den Urlaub ohne Fragezeichen.

ADELE

Wahrhaftig, gnädige Frau? Aber früher haben Sie mir ihn rundweg abgeschlagen?

ROSALINDE

Weil ich früher verdrießlich war, jetzt bin ich bei besserer Laune.

ADELE

Weil der gnädige Herr eingesperrt wird?

ROSALINDE

Mamsell Naseweis!

ADELE

Bitte um Verzeihung, gnädige Frau!

DREIZEHNTER AUFTRITT

Rosalinde. Adele. Eisenstein.

EISENSTEIN

in eleganter Balltoilette, parfümiert sich

So: die Haare Violet de Mars, die Wäsche Fleur d'Orange! Jetzt habe ich nur noch den Frack zu wässern mit Eau de Cologne. Hast du nicht gehört, Adele? Eau de Cologne habe ich befohlen.

ADELE

holt einen Flakon

EISENSTEIN

sich bespritzend

So, jetzt dufte ich anständig!

ROSALINDE

Und diese strenge Balltoilette hast du für die Gefangenen gemacht?

EISENSTEIN

Damit sie sehen, dass ich ihrer würdig bin! Diese Herren Spitzbuben pflegen uns gleich über die Achsel anzuschauen. Habt ihr nicht eine Rose, Kamelie oder ...

bemerkt das Bukett im Rüssel des Schweinskopfes

erlauben schon, Baron Wildschwein!

befestigt die Rosen in seinem Knopfloch.

ROSALINDE

Unbegreiflich!

EISENSTEIN

Aber es ist Zeit. Leb wohl!

ROSALINDE

Wie? Ohne zu soupieren?

EISENSTEIN

Ich werde mit den Ratten soupieren.

ADELE

Und was geschieht mit dem Schweinskopf?

ROSALINDE

Bring ihn deiner armen kranken Tante!

ADELE

Tausend Dank, gnädige Frau! Das wird die arme Frau mit dem schwachen Magen recht erquicken!

EISENSTEIN

affektiert die Arme ausbreitend

Rosalinde, meine teure Rosalinde!

ROSALINDE

bewegt in seine Arme stürzend

Mein armer Gabriel?

EISENSTEIN

Süße Träume mögen dich umgaukeln, während ich die ganze Nacht ruhelos durchwachen werde.

macht Tanzschritte

ADELE

seufzt

Wie traurig!

EISENSTEIN

In solcher Situation hat man nur die Wahl, entweder in Schmerz zu vergehen oder sich rasch voneinander loszureißen. Reißen wir uns los!

ROSALINDE

schluchzt

Unmöglich!

ADELE

Probieren Sie es nur; vielleicht geht's doch!

EISENSTEIN

Ermanne dich, Weib, ermanne dich!

Nr. 4 - Terzett

ROSALINDE

So muss allein ich bleiben

Acht Tage ohne dich?

Wie soll ich dir beschreiben

Mein Leid so fürchterlich?

Wie werd ich es ertragen,

Dass mich mein Mann verließ?

Wem soll mein Leid ich klagen?

O Gott, wie rührt mich dies!

Ich werde dein gedenken

Des Morgens beim Kaffee,

Wenn ich dir ein will schenken,

Die leere Tasse seh.

Kann keinen Gruß dir winken.

Aus Jammer werd ich g'wiss

Ihn schwarz und bitter trinken! - Ach!

EISENSTEIN

O Gott, wie rührt mich dies!

ALLE DREI

O Gott, wie rührt mich dies!

O je, o je, wie rührt mich dies!

ROSALINDE

Wo bleibt die traute Gruppe,

Kommt Mittag dann heran?

Beim Rindfleisch wie zur Suppe,

Zum Braten - keinen Mann!

Und sinkt der nächt'ge Schleier,

Gibt's wieder mir 'nen Riss,

Mein Schmerz wird ungeheuer!

ALLE DREI

O Gott, wie rührt mich dies!

O je, o je, wie rührt mich dies!

EISENSTEIN

Was soll das Klagen frommen,

Den Kopf verlier ich schier,

ROSALINDE

Mein Kopf ist ganz benommen.

ADELE

den Schweinskopf nehmend

Den meinen hab ich hier!

EISENSTEIN

Leb wohl, ich muss nun gehen.

ROSALINDE

Leb wohl, du musst nun gehen.

ADELE

Leb wohl, er muss nun gehen.

ALLE DREI

Doch bleibt ein Trost so süß:

ADELE

Es gibt ein Wiedersehen, es gibt ein Wiedersehen!

ALLE DREI

O Gott, o je, wie rührt mich dies!

Eisenstein tanzt ab. Adele folgt, während Rosalinde zurückbleibt.


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SIEBENTER AUFTRITT

__Rosalinde.__ __Eisenstein.__ __Später Adele.__

EISENSTEIN

Ist das ein Vertreter! Solch blühender Unsinn hat noch in keinem Gerichtssaal gewuchert!

ROSALINDE

Mein armer Gabriel! Acht lange Tage - und heute noch!

EISENSTEIN

Heute noch!

__singt__ 歌う

Es muss geschieden sein! It must be divorced! 離婚しなければならない!

ROSALINDE ローザリンデ

Und mit so einem Tenor haben sie dich verurteilen können, die Barbaren! そして、そのような口調で、野蛮人であるあなた方を非難することができる!

EISENSTEIN

Sie haben mich mit meinem Tenor gleich dort behalten wollen, und ich habe verflucht zu Kreuze kriechen müssen, bis man mir noch ein paar Stunden Freiheit bewilligt hat, um mit dir speisen zu können

__klingelt__

Verdenken kann ich's ihnen nicht: dreimal haben sie mich eingeladen; wer aber nicht kam, war ich!

ADELE

__mit verweinten Augen, gepresster Stimme__

Befehlen?

EISENSTEIN

Was bedeutet das? Du hast geweint? Doch nicht um mich, Adele?

ADELE

__schluchzt__

Meine arme Tante!

ROSALINDE

Die arme Frau ist sterbenskrank!

EISENSTEIN

Sterbenskrank? Ich habe sie ja soeben hoch zu Esel in die Weinberge reiten sehen.

ADELE

__für sich__

O verwünscht!

ROSALINDE

__blickt auf Adele__

So krank ist sie?

ADELE

Wer weiß, ob ihr der Doktor nicht den Esel verordnet hat?

EISENSTEIN

Eile jetzt in den "Goldenen Löwen" und bestelle ein delikates Souper. Was gut und teuer ist, soll man uns liefern.

__Adele will fort__

Noch eins! Wenn du zurückkehrst, suchst du mir aus meinen alten Kleidern den ältesten, schmutzigsten, zerrissensten und miserabelsten Anzug heraus.

ADELE

Wollen Euer Gnaden betteln gehen?

EISENSTEIN

Nein, aber ich will nicht angebettelt werden in der Gesellschaft, deren Mitglied ich heute nacht sein werde. Vor allem das Souper! Ich will mir heute noch bene tun an meinem Familientische. I still want to bene today at my family table.

ADELE

__meldet im Abgehen__

Herr Dr. Falke!

ACHTER AUFTRITT

__Rosalinde.__ __Eisenstein.__ __Dr. Falke.__

FALKE

__sehr heiter__

Ah, da ist er noch!

__küsst Rosalinde die Hand__

Mein Kompliment, schönste aller Frauen! Ich gratuliere von Herzen, dass Sie den Tyrannen auf acht Tage loswerden.

__reicht Eisenstein die Hand__

Aber auch dir wünsche ich Glück, denn die Zugabe von drei Tagen ist immerhin eine Errungenschaft, für die du dem Gerichtshofe eine Dankadresse schuldig bist!

ROSALINDE

Aber Herr Doktor!

EISENSTEIN

Lass ihn nur. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen! Schicke in den Keller, liebe Frau; die böse Zunge muss genetzt werden, wenn sie nicht zu spitz werden soll.

ROSALINDE

Keine schlechten Witze mehr, lieber Doktor! Wir müssen ja unseren armen Arrestanten ein wenig aufzuheitern suchen.

__ab__

NEUNTER AUFTRITT

__Eisenstein.__ __Falke.__

FALKE

__Rosalinde nachrufend__ Rosalinde's obituary

Freilich, ihn zu zerstreuen und aufzuheitern bin ich ja da, schöne Frau!

__leiser zu Eisenstein__

Ich komme, dich zu einem fürstlichen Souper mit den reizenden Koryphäen der Oper einzuladen.

EISENSTEIN

Bist du toll? Ich muss ja binnen einer Stunde meine Strafe antreten.

FALKE

Den Arrest kannst du morgen in aller Frühe antreten. Heute gehst du mit mir in die Villa Orlofskys, des jungen russischen Fürsten, der hier im Bade fabelhafte Summen verschwendet. Damen findest du dort, Damen, sag ich dir, ein wahrer Blütenflor, von der Kamelie bis zum Veilchen!

EISENSTEIN

Sind die Damen etwa die alte Garde der Oper? Are the ladies the old guard of opera?

FALKE

Wo denkst du hin?

__zungenschnalzend__

Die Eliteder ersten Quadrille und dann einige von dem jugendlichen Nachwuchs, die sogenannten Ratten.

EISENSTEIN

Teufel, mir wässert der Mund! Aber der Prinz ...

FALKE

... hat mich dringend ersucht, einige junge Lebemänner meiner Bekanntschaft einzuladen.

EISENSTEIN

Man schmeichelt mir allerdings, dass ich ein liebenswürdiger Gesellschafter bin!

FALKE

Und dabei immer mit den tollsten Einfällen bei der Hand, zum Beispiel vor drei Jahren, als wir den Scheelendorfer Maskenball besuchten ...

EISENSTEIN

Ich als Papillon, du als Fledermaus. Haha! Erinnerst du dich noch?

FALKE

__bedeutungsvoll__

Oh, so etwas vergisst man nicht so leicht!

EISENSTEIN

Es war ein kapitaler Spaß!

FALKE.

O ja, für den Papillon, aber nicht für die Fledermaus!

EISENSTEIN

Dr. Häring, der heute präsidierte, war auch dabei. Hielt sich den Bauch vor Lachen und konnte mir nicht oft genug zurufen: "Das ist dir gelungen, Bruder!" - Und heute trug er mich: "Wie heißen Sie?" Und diktierte mir acht Tage. Oh, dieser schlechte gute Freund!

__zieht seine Uhr aus der Tasche, lässt sie repetieren.__

FALKE.

Ah, da ist ja der gewisse Rattenfänger!

EISENSTEIN

Was meinst du?

FALKE

Man behauptet, dass du mit dieser niedlichen Repetieruhr alle Kameliendamen köderst, wenn du ihnen den Hof machst. Du versprichst sie einer jeden ...

EISENSTEIN

... aber gegeben habe ich sie noch keiner!

__lacht__

FALKE

Spitzbube, du wirst heute nacht abermals diesen Köder auswerfen können, denn ich rechne damit, dass du von der Partie bist?

**Nr. 3 - Duett**

FALKE

Komm mit mir zum Souper,

Es ist ganz in der Näh.

Eh du in der stillen Kammer

Laborierst am Katzenjammer,

Musst du dich des Lebens freun,

Ein fideler Bruder sein!

Ballerinen, leicht beschwingt,

In den blendendsten Toiletten,

Fesseln dich mit Rosenketten,

Wenn die Polka lockend klingt.

Freundchen, glaub mir, das verjüngt!

Bei rauschenden Tönen im blendenden Saal

Mit holden Sirenen beim Göttermahl,

Da fliehen die Stunden in Lust und Scherz,

Da wirst du gesunden von allem Schmerz.

Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein,

Musst du etwas tun, dich zu zerstreun.

Siehst du das ein?

EISENSTEIN

Das seh ich ein. -

Doch meine Frau, die darf nichts wissen.

FALKE

Du wirst zum Abschied zärtlich sie küssen,

Sagst: Lebewohl, mein süßes Kätzchen!

EISENSTEIN

Nein, nein! Mein Mauserl, sage ich,

Denn als Katze schleich ich selbst

Aus dem Hause mich.

FALKE

Denn als Katze schleichst du selbst

Aus dem Hause dich. -

Und während sie schläft ganz fest,

Gehst du statt in deinen Arrest

Mit mir zu dem himmlischen Fest!

EISENSTEIN

Mit dir zu dem himmlischen Fest!

FALKE

Ich führe dich als Fremden ein,

"Marquis Renard" sollst dort du sein.

So wird man nichts erfahren können.

Willst du?

EISENSTEIN

Ach, ich wäre schon erbötig ... Oh, I would be already requested ...

FALKE

Du musst!

EISENSTEIN

Wenn nur ...

FALKE

Du musst dir's vergönnen,

Zur Gesundheit ist's ja nötig!

EISENSTEIN

Ja, ich glaub, du hast recht.

Die Ausred' ist nicht schlecht!

FALKE

Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein ...

EISENSTEIN

Soll mir das Gefängnis nicht schädlich sein ...

BEIDE

.... Musst du (Muss ich) etwas tun, dich (mich) zu zerstreun!

FALKE

So kommst du?

EISENSTEIN

Wer kann widerstehn? Ja, ich bin dabei.

FALKE

Zum Teufel mit deiner Leimsiederei! To hell with your glue boiling!

BEIDE

Ein Souper uns heute winkt,

Wie noch gar keins dagewesen:

Schöne Mädchen, auserlesen,

Zwanglos man dort lacht und singt.

Lalalala ...

__Beide tanzen lustig durchs Zimmer, während Rosalinde eintritt.__

ZEHNTER AUFTRITT

__Eisenstein.__ __Falke.__ __Rosalinde.__

ROSALINDE

__mit einem zerrissenen Rock und alten Hut blickt erstaunt auf die Tanzenden__

Was ist denn das?

EISENSTEIN, FALKE

__unterbrechen den Tanz__

ROSALINDE

Was treibt ihr denn, meine Herrn?

FALKE

__etwas verlegen__

Nicht wahr, das ist mir gelungen? Didn't I manage to do that?

EISENSTEIN

Er hat mich getröstet.

FALKE

Eine schwierige Aufgabe, aber ich habe sie glücklich gelöst.

EISENSTEIN

Jawohl, ich gehe jetzt in meinen Arrest, als ob ich zu einem Lustgelage ginge!

FALKE

Was bringen Sie uns denn da, gnädige Frau? What are you bringing us, madam?

ROSALINDE

Die Toilette für unseren Arrestanten.

__drückt Eisenstein den Hut auf den Kopf__

Ist dir der Hut recht?

EISENSTEIN

__schleudert den Hut fort__

Warum nicht gar! Willst du denn einen Räuber aus mir machen?

ROSALINDE

Aber du befahlst ja Adele ...

FALKE

__nimmt den Rock__

Und dieser Kittel! Wenn du den anlegst, lässt dich der Gefängnisdirektor gleich mit 25 bewillkommnen! If you put it on, the prison warden will give you a 25!

ROSALINDE

__erschrocken__

Himmel!

FALKE

__greift nach seinem Hute__

Gnädige Frau ...

ROSALINDE

Sie wollen uns schon verlassen?

FALKE

Es ist schon spät, und ich will dem Gefängnisdirektor, Herrn Frank, seinen neuen Hausgenossen anmelden. Ich werde dich dort erwarten, Freund Eisenstein!

__ab__

EISENSTEIN

__ruft ihm nach__

Meine Empfehlung an die Ratten!

ELFTER AUFTRITT

__Rosalinde.__ __Eisenstein.__

ROSALINDE

An die Ratten!?

EISENSTEIN

Natürlich an die Ratten! Die Ratten illustrieren die Poesie des Kerkers.

ROSALINDE

Gerechter Gott, bei den Ratten wirst du einquartiert!

EISENSTEIN

Warum denn nicht? Es sind ja ganz possierliche Tierchen. Ich werde mich gut mit ihnen unterhalten.

__singt__

Juchheissa, hopsassa, trallala!

ROSALINDE

Aber jetzt ist doch nicht Zeit, juchheissa, hopsassa zu singen!

EISENSTEIN

Nein, denn es ist Zeit, an meine Toilette zu denken.

ROSALINDE

Toilette fürs Strafhaus?

EISENSTEIN

Natürlich! Falke meint, es sei leicht möglich, dass ich dort eine geschlossene Gesellschaft finde.

__küsst Rosalinde auf die Stirn__

Ich weiß, wie ich mich kleide:

In schwarzen Samt und Seide

Mit einem Chapeau bas -

Gleich bin ich wieder da!

__ab__

ZWÖLFTER AUFTRITT

__Rosalinde.__ __Später Adele.__

ROSALINDE

__allein__

Der Mann ist ja wie ausgewechselt! Mir scheint, er freut sich ordentlich, eingesperrt zu werden. Wenn ich nur wüsste, was ich mit dem da unten anfangen soll? Ich habe geschworen, ihn zu empfangen, und wenn man einmal einen solchen schweren Schwur schwört, muss man diesen Schwur halten, sei es noch so schwer!

ADELE

__bringt auf einer Platte einen Wildschweinkopf mit einem Rosenbukett im Rüssel__

Der "Löwe" schickt diesen wilden Schweinskopf.

ROSALINDE

Und du hast das Ungeheuer angenommen?

ADELE

Er hat sonst nichts vorrätig gehabt.

ROSALINDE

__sinnend vor dem Schweinskopf__

So muss ich ihn denn annehmen?

ADELE

Freilich, ich habe ihn ja schon bezahlt!

ROSALINDE

__ohne auf Adele zu achten__

Meinen Schwur muss ich halten. Empfangen werde ich ihn, aber nur, um ihn gleich wieder zu entlassen. Aber Adele muss ich mir aus dem Wege schaffen.

__laut zu Adele__

Nun, wie befindet sich denn deine alte kranke Tante nach der Eselspartie?

ADELE

I nu ... so so! Den Umständen angemessen ...

ROSALINDE

Sollte diese alte kranke Tante nicht ein junger, gesunder Vetter sein?

ADELE

Gnädige Frau, ich bitte recht sehr ...

ROSALINDE

Aber gleichviel, Tante oder Vetter, ich gebe dir den Urlaub ohne Fragezeichen.

ADELE

Wahrhaftig, gnädige Frau? Aber früher haben Sie mir ihn rundweg abgeschlagen?

ROSALINDE

Weil ich früher verdrießlich war, jetzt bin ich bei besserer Laune.

ADELE

Weil der gnädige Herr eingesperrt wird?

ROSALINDE

Mamsell Naseweis!

ADELE

Bitte um Verzeihung, gnädige Frau!

DREIZEHNTER AUFTRITT

__Rosalinde.__ __Adele.__ __Eisenstein.__

EISENSTEIN

__in eleganter Balltoilette, parfümiert sich__

So: die Haare Violet de Mars, die Wäsche Fleur d'Orange! Jetzt habe ich nur noch den Frack zu wässern mit Eau de Cologne. Hast du nicht gehört, Adele? Eau de Cologne habe ich befohlen.

ADELE

__holt einen Flakon__

EISENSTEIN

__sich bespritzend__

So, jetzt dufte ich anständig!

ROSALINDE

Und diese strenge Balltoilette hast du für die Gefangenen gemacht?

EISENSTEIN

Damit sie sehen, dass ich ihrer würdig bin! Diese Herren Spitzbuben pflegen uns gleich über die Achsel anzuschauen. Habt ihr nicht eine Rose, Kamelie oder ...

__bemerkt das Bukett im Rüssel des Schweinskopfes__

erlauben schon, Baron Wildschwein!

__befestigt die Rosen in seinem Knopfloch.__

ROSALINDE

Unbegreiflich!

EISENSTEIN

Aber es ist Zeit. Leb wohl!

ROSALINDE

Wie? Ohne zu soupieren?

EISENSTEIN

Ich werde mit den Ratten soupieren.

ADELE

Und was geschieht mit dem Schweinskopf?

ROSALINDE

Bring ihn deiner armen kranken Tante!

ADELE

Tausend Dank, gnädige Frau! Das wird die arme Frau mit dem schwachen Magen recht erquicken!

EISENSTEIN

__affektiert die Arme ausbreitend__

Rosalinde, meine teure Rosalinde!

ROSALINDE

__bewegt in seine Arme stürzend__

Mein armer Gabriel?

EISENSTEIN

Süße Träume mögen dich umgaukeln, während ich die ganze Nacht ruhelos durchwachen werde.

__macht Tanzschritte__

ADELE

__seufzt__

Wie traurig!

EISENSTEIN

In solcher Situation hat man nur die Wahl, entweder in Schmerz zu vergehen oder sich rasch voneinander loszureißen. Reißen wir uns los!

ROSALINDE

__schluchzt__

Unmöglich!

ADELE

Probieren Sie es nur; vielleicht geht's doch!

EISENSTEIN

Ermanne dich, Weib, ermanne dich!

**Nr. 4 - Terzett**

ROSALINDE

So muss allein ich bleiben

Acht Tage ohne dich?

Wie soll ich dir beschreiben

Mein Leid so fürchterlich?

Wie werd ich es ertragen,

Dass mich mein Mann verließ?

Wem soll mein Leid ich klagen?

O Gott, wie rührt mich dies!

Ich werde dein gedenken

Des Morgens beim Kaffee,

Wenn ich dir ein will schenken,

Die leere Tasse seh.

Kann keinen Gruß dir winken.

Aus Jammer werd ich g'wiss

Ihn schwarz und bitter trinken! - Ach!

EISENSTEIN

O Gott, wie rührt mich dies!

ALLE DREI

O Gott, wie rührt mich dies!

O je, o je, wie rührt mich dies!

ROSALINDE

Wo bleibt die traute Gruppe,

Kommt Mittag dann heran?

Beim Rindfleisch wie zur Suppe,

Zum Braten - keinen Mann!

Und sinkt der nächt'ge Schleier,

Gibt's wieder mir 'nen Riss,

Mein Schmerz wird ungeheuer!

ALLE DREI

O Gott, wie rührt mich dies!

O je, o je, wie rührt mich dies!

EISENSTEIN

Was soll das Klagen frommen,

Den Kopf verlier ich schier,

ROSALINDE

Mein Kopf ist ganz benommen.

ADELE

__den Schweinskopf nehmend__

Den meinen hab ich hier!

EISENSTEIN

Leb wohl, ich muss nun gehen.

ROSALINDE

Leb wohl, du musst nun gehen.

ADELE

Leb wohl, er muss nun gehen.

ALLE DREI

Doch bleibt ein Trost so süß:

ADELE

Es gibt ein Wiedersehen, es gibt ein Wiedersehen!

ALLE DREI

O Gott, o je, wie rührt mich dies! Oh God, oh dear, how this touches me!

Eisenstein tanzt ab. Adele folgt, während Rosalinde zurückbleibt.