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40 afrikanische Geschichten (27 - 40), Magozwe

Magozwe

In der geschäftigen Stadt Nairobi, fern eines liebevollen Zuhauses, lebte eine Gruppe obdachloser Jungen.

Sie lebten in den Tag hinein.

Eines Morgens packten sie ihre Matten nach einer kalten Nacht auf dem Bürgersteig ein.

Sie machten ein Feuer aus Müll gegen die Kälte.

Einer der Jungen unter ihnen war Magozwe.

Er war der Jüngste.

Als Magozwes Eltern starben war er erst fünf Jahre alt.

Er lebte von dort an mit seinem Onkel.

Dieser Mann kümmerte sich nicht um den Jungen.

Er gab Magozwe nicht genug zu Essen.

Er ließ den Jungen sehr hart arbeiten.

Wenn Magozwe sich beschwerte oder nachfragte, schlug ihn der Onkel.

Als Magozwe fragte, ob er zur Schule gehen könnte, schlug ihn sein Onkel und sagte: „Du bist zu dumm, um etwas zu lernen.“ Nach drei Jahren unter diesen Bedingungen lief Magozwe seinem Onkel davon.

Er lebte fortan auf der Straße.

Das Leben auf der Straße war hart und es war schwer für die meisten Jungen, bloß das tägliche Essen aufzutreiben. Manchmal wurden sie verhaftet, manchmal geschlagen.

Wenn sie krank waren, half ihnen niemand.

Sie hatten nur wenig Geld, das sie vom Betteln oder durch den Verkauf von gesammeltem Plastik und anderem Recycling hatten.

Ihr Leben war weiter erschwert durch Kämpfe mit Gruppen von Rivalen, die Teile der Städte beherrschen wollten.

Eines Tages als Magozwe die Mülltonnen durchforstete, fand er ein altes Bilderbuch.

Er wischte den Schmutz ab und packte es in seinen Beutel.

Von da an nahm er das Buch jeden Tag heraus und sah sich die Bilder an.

Er konnte die Wörter nicht lesen.

Die Bilder erzählten die Geschichte eines Jungen, der Pilot werden wollte.

Magozwe träumte auch davon, Pilot zu sein.

Manchmal stellte er sich vor, er sei der Junge in der Geschichte.

Es war kalt und Magozwe war auf der Straße und bettelte.

Ein Mann trat zu ihm. „Hallo, ich bin Thomas.

Ich arbeite an einem Ort in der Nähe, wo du etwas zu essen bekommen kannst“, sagte der Mann.

Er zeigte auf ein gelbes Haus mit einem blauen Dach.

„Ich hoffe, du wirst dorthin gehen, um etwas zu essen?“, fragte er.

Magozwe sah erst zu dem Mann, und dann zum Haus.

„Vielleicht“, antwortete er und ging davon.

Über die nächsten Monate trafen die obdachlosen Jungen Thomas oft.

Er sprach gern mit Menschen, besonders Menschen, die auf der Straße lebten.

Thomas hörte sich ihre Lebensgeschichten an.

Er war ernst und geduldig, niemals unhöflich oder respektlos.

Einige der Jungen fingen an, sich mittags im blauen und gelben Haus Essen zu holen.

Magozwe saß auf dem Bürgersteig und las das Bilderbuch als Thomas sich neben ihn setzte.

„Wovon handelt die Geschichte?“, fragte er.

„Von einem Jungen, der Pilot wird“, antwortet Magozwe.

„Wie heißt der Junge?“, wollte Thomas wissen.

„Weiß ich nicht, ich kann nicht lesen“, gab Magozwe leise zurück.

Als sie sich trafen, erzählte Magozwe Thomas seine eigene Geschichte.

Es war die Geschichte über seinen Onkel und weshalb er weggelaufen war.

Thomas erwiderte nicht viel und er sagte Magozwe auch nicht, was er tun sollte, aber er hörte stets aufmerksam zu.

Manchmal unterhielten sie sich während sie im Haus mit dem blauen Dach aßen.

Als Magozwe ungefähr zehn Jahre alt war, gab Thomas ihm ein Bilderbuch.

Die Geschichte handelte von einem Dorfjungen, der zu einem berühmten Fußballspieler heranwuchs.

Thomas las Magozwe die Geschichte oft vor, bis er eines Tages sagte: „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du zur Schule gehst und lesen lernst.

Was denkst du?“

Thomas erklärte ihm, dass er einen Ort kennt, an dem Kinder wohnen und zur Schule gehen können.

Magozwe dachte über diesen neuen Ort nach, und darüber zur Schule zu gehen.

Was, wenn sein Onkel recht hatte und er zu dumm war, um zu lernen?

Was wenn man ihn an dem neuen Ort schlagen würde?

Er hatte Angst.

„Vielleicht ist es besser, weiter auf der Straße zu leben“, dachte er.

Er erzählte Thomas von seinen Ängsten.

Mit der Zeit überzeugte der Mann den Jungen, dass sein Leben an dem neuen Ort besser sein könnte.

Und so zog Magozwe in ein Zimmer eines Hauses mit grünem Dach.

Er teilte das Zimmer mit zwei anderen Jungen.

Insgesamt lebten zehn Kinder in dem Haus.

Zusammen mit Tante Cissy und ihrem Mann, drei Hunden, einer Katze und einer alten Ziege.

Magozwe begann die Schule und es war schwierig.

Er hatte viel aufzuholen.

Manchmal wollte er aufgeben.

Aber er dachte an den Piloten und den Fußballspieler in den Bilderbüchern.

So wie sie gab auch er nicht auf.

Magozwe saß im Garten des Hauses mit dem grünen Dach und las ein Bilderbuch aus der Schule.

Thomas kam dazu und setzte sich neben ihn.

„Wovon handelt die Geschichte?“, wollte Thomas wissen.

„Sie handelt von einem Jungen, der Lehrer wird“, antwortete Magozwe.

„Wie heißt der Junge?“, fragte Thomas weiter.

„Er heißt Magozwe“, entgegnete Magozwe mit einem Lächeln.


Magozwe

In der geschäftigen Stadt Nairobi, fern eines liebevollen Zuhauses, lebte eine Gruppe obdachloser Jungen. In the busy city of Nairobi, far from a loving home, lived a group of homeless boys.

Sie lebten in den Tag hinein. They lived into the day.

Eines Morgens packten sie ihre Matten nach einer kalten Nacht auf dem Bürgersteig ein. One morning they packed up their mats after a cold night on the sidewalk.

Sie machten ein Feuer aus Müll gegen die Kälte. They made a fire out of garbage against the cold.

Einer der Jungen unter ihnen war Magozwe. One of the boys among them was Magozwe.

Er war der Jüngste. He was the youngest.

Als Magozwes Eltern starben war er erst fünf Jahre alt. When Magozwe's parents died, he was only five years old.

Er lebte von dort an mit seinem Onkel. From there he lived with his uncle.

Dieser Mann kümmerte sich nicht um den Jungen. This man did not care about the boy.

Er gab Magozwe nicht genug zu Essen. He did not give Magozwe enough to eat.

Er ließ den Jungen sehr hart arbeiten. He made the boy work very hard.

Wenn Magozwe sich beschwerte oder nachfragte, schlug ihn der Onkel. When Magozwe complained or inquired, the uncle would beat him.

Als Magozwe fragte, ob er zur Schule gehen könnte, schlug ihn sein Onkel und sagte: „Du bist zu dumm, um etwas zu lernen.“ When Magozwe asked if he could go to school, his uncle hit him, saying, "You are too stupid to study anything." Nach drei Jahren unter diesen Bedingungen lief Magozwe seinem Onkel davon. After three years under these conditions, Magozwe ran away from his uncle.

Er lebte fortan auf der Straße. He lived on the street from then on.

Das Leben auf der Straße war hart und es war schwer für die meisten Jungen, bloß das tägliche Essen aufzutreiben. Life on the streets was hard and it was difficult for most boys to find just the daily food. Manchmal wurden sie verhaftet, manchmal geschlagen. Sometimes they were arrested, sometimes they were beaten.

Wenn sie krank waren, half ihnen niemand. When they were sick, nobody helped them.

Sie hatten nur wenig Geld, das sie vom Betteln oder durch den Verkauf von gesammeltem Plastik und anderem Recycling hatten. They had little money from begging or selling collected plastic and other recycling.

Ihr Leben war weiter erschwert durch Kämpfe mit Gruppen von Rivalen, die Teile der Städte beherrschen wollten. Their lives were further complicated by battles with groups of rivals who wanted to dominate parts of the cities.

Eines Tages als Magozwe die Mülltonnen durchforstete, fand er ein altes Bilderbuch. One day when Magozwe was rummaging through the garbage cans, he found an old picture book.

Er wischte den Schmutz ab und packte es in seinen Beutel. He wiped off the dirt and put it in his bag.

Von da an nahm er das Buch jeden Tag heraus und sah sich die Bilder an. From then on he took out the book every day and looked at the pictures.

Er konnte die Wörter nicht lesen. He could not read the words.

Die Bilder erzählten die Geschichte eines Jungen, der Pilot werden wollte. The pictures told the story of a boy who wanted to be a pilot.

Magozwe träumte auch davon, Pilot zu sein. Magozwe also dreamed of being a pilot.

Manchmal stellte er sich vor, er sei der Junge in der Geschichte. Sometimes he imagined he was the boy in the story.

Es war kalt und Magozwe war auf der Straße und bettelte. It was cold and Magozwe was on the street begging.

Ein Mann trat zu ihm. A man approached him. „Hallo, ich bin Thomas. "Hello, I'm Thomas.

Ich arbeite an einem Ort in der Nähe, wo du etwas zu essen bekommen kannst“, sagte der Mann. I work at a place nearby where you can get something to eat," the man said.

Er zeigte auf ein gelbes Haus mit einem blauen Dach. He pointed to a yellow house with a blue roof.

„Ich hoffe, du wirst dorthin gehen, um etwas zu essen?“, fragte er. "I hope you will go there for something to eat?" he asked.

Magozwe sah erst zu dem Mann, und dann zum Haus. Magozwe first looked at the man and then at the house.

„Vielleicht“, antwortete er und ging davon. "Maybe," he replied and walked away.

Über die nächsten Monate trafen die obdachlosen Jungen Thomas oft. Over the next few months, the homeless boys met Thomas often.

Er sprach gern mit Menschen, besonders Menschen, die auf der Straße lebten. He liked to talk to people, especially people who lived on the street.

Thomas hörte sich ihre Lebensgeschichten an. Thomas listened to their life stories.

Er war ernst und geduldig, niemals unhöflich oder respektlos. He was serious and patient, never rude or disrespectful.

Einige der Jungen fingen an, sich mittags im blauen und gelben Haus Essen zu holen. Some of the boys started getting lunch from the blue and yellow houses.

Magozwe saß auf dem Bürgersteig und las das Bilderbuch als Thomas sich neben ihn setzte.

„Wovon handelt die Geschichte?“, fragte er. "What's the story about?" he asked.

„Von einem Jungen, der Pilot wird“, antwortet Magozwe. "From a boy who becomes a pilot," replies Magozwe.

„Wie heißt der Junge?“, wollte Thomas wissen. "What's the boy's name?" wanted Thomas to know.

„Weiß ich nicht, ich kann nicht lesen“, gab Magozwe leise zurück. "I don't know, I can't read," Magozwe quietly returned.

Als sie sich trafen, erzählte Magozwe Thomas seine eigene Geschichte. When they met, Magozwe told Thomas his own story.

Es war die Geschichte über seinen Onkel und weshalb er weggelaufen war. It was the story about his uncle and why he had run away.

Thomas erwiderte nicht viel und er sagte Magozwe auch nicht, was er tun sollte, aber er hörte stets aufmerksam zu. Thomas did not reply much, nor did he tell Magozwe what to do, but he always listened attentively.

Manchmal unterhielten sie sich während sie im Haus mit dem blauen Dach aßen. Sometimes they talked while eating in the house with the blue roof.

Als Magozwe ungefähr zehn Jahre alt war, gab Thomas ihm ein Bilderbuch. When Magozwe was about ten years old, Thomas gave him a picture book.

Die Geschichte handelte von einem Dorfjungen, der zu einem berühmten Fußballspieler heranwuchs. The story was about a village boy who grew up to become a famous soccer player.

Thomas las Magozwe die Geschichte oft vor, bis er eines Tages sagte: „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du zur Schule gehst und lesen lernst. Thomas read the story to Magozwe many times until one day he said, “I think it's time you went to school and learned to read.

Was denkst du?“ What do you think?"

Thomas erklärte ihm, dass er einen Ort kennt, an dem Kinder wohnen und zur Schule gehen können. Thomas explained to him that he knew a place where children could live and go to school.

Magozwe dachte über diesen neuen Ort nach, und darüber zur Schule zu gehen. Magozwe thought about this new place, and about going to school.

Was, wenn sein Onkel recht hatte und er zu dumm war, um zu lernen? What if his uncle was right and he was too stupid to learn?

Was wenn man ihn an dem neuen Ort schlagen würde? What if they beat him in the new place?

Er hatte Angst. He was afraid.

„Vielleicht ist es besser, weiter auf der Straße zu leben“, dachte er. "Maybe it's better to keep living on the streets," he thought.

Er erzählte Thomas von seinen Ängsten. He told Thomas about his fears.

Mit der Zeit überzeugte der Mann den Jungen, dass sein Leben an dem neuen Ort besser sein könnte. In time, the man convinced the boy that his life could be better in the new place.

Und so zog Magozwe in ein Zimmer eines Hauses mit grünem Dach. And so Magozwe moved into a room of a house with a green roof.

Er teilte das Zimmer mit zwei anderen Jungen. He shared the room with two other boys.

Insgesamt lebten zehn Kinder in dem Haus. In total, ten children lived in the house.

Zusammen mit Tante Cissy und ihrem Mann, drei Hunden, einer Katze und einer alten Ziege. Together with Aunt Cissy and her husband, three dogs, a cat and an old goat.

Magozwe begann die Schule und es war schwierig. Magozwe started school and it was difficult.

Er hatte viel aufzuholen. He had a lot of catching up to do.

Manchmal wollte er aufgeben. Sometimes he wanted to give up.

Aber er dachte an den Piloten und den Fußballspieler in den Bilderbüchern. But he thought of the pilot and the soccer player in the picture books.

So wie sie gab auch er nicht auf. Like her, he didn't give up either.

Magozwe saß im Garten des Hauses mit dem grünen Dach und las ein Bilderbuch aus der Schule. Magozwe sat in the garden of the house with the green roof and read a picture book from school.

Thomas kam dazu und setzte sich neben ihn. Thomas came and sat down next to him.

„Wovon handelt die Geschichte?“, wollte Thomas wissen. "What's the story about?" Thomas wanted to know.

„Sie handelt von einem Jungen, der Lehrer wird“, antwortete Magozwe. "It's about a boy who becomes a teacher," Magozwe replied.

„Wie heißt der Junge?“, fragte Thomas weiter. "What's the boy's name?" continued Thomas.

„Er heißt Magozwe“, entgegnete Magozwe mit einem Lächeln.